Auslandsexkursion Chile / Argentinien 2016 Systeme der zentralen & südlichen Anden Transekt 1 Atacama-Wüste Die trockenste Wüste der Erde erstreckt sich entlang der Pazifikküste Südamerikas im nördlichen Teil Chiles. Neben dem Regenschatten der Anden und dem randtropischen Hochdruckeinfluss ist auch der kalte Humboldt-Strom für die Aridität verantwortlich. Die Inversionswetterlage führt zwar zu Nebelbildung entlang der Küstenkordillere, verhindert aber das landwärtige Vordringen feuchter Luftmassen. Der durchschnittliche Jahresniederschlag erreicht teilweise nur wenige mm. Vielerorts lassen sich geomorphologische Formen verschiedenen Alters sehr gut beobachten. Transekt 2 Klima, Ökologie und Geomorphologie Vor allem an der Westseite der Anden, die hier mit dem Cerro Aconcagua (6962 m) ihre höchste Erhebung erreichen, herrscht ein dem Mittelmeerraum vergleichbares Klima vor (heiße trockene Sommer und kühle feuchtere Winter), während die Ostseite ganzjährig eher aride Bedingungen aufweist. Im Gebirge dominieren Wüsten und Halbwüsten, in den Tälern und im Andenvorland kann jedoch durch Bewässerung intensive Landwirtschaft betrieben werden. Während im Osten um Mendoza der Weinbau dominiert, werden im Bereich des chilenischen Längstales verschiedene Produkte kultiviert. Geothermales Feld El Tatio Dieses geothermale Feld besteht aus ca. 40 Geysiren sowie weiteren heißen Quellen und Fumarolen. Geysire sind heiße Quellen, die zyklisch als Fontänen empor schießen. Dazu müssen eine Magmakammer im Untergrund, ein nach oben hin offener Hohlraum mit darüber liegender Verengung und der Zufluss von Grundwasser gegeben sein. schiedenartig ausgeprägt sein können. Die Salzkonzentration nimmt generell zum Zentrum hin zu. Beispiele von Salaren sind die Salinas Grandes auf der argentinischen Seite des Altiplano und die ca. 3000 km² große Salzwüste Salar de Atacama in der Atacamawüste auf etwa 2300 m Meereshöhe. Der Salar de Atacama weist einen durchschnittlichen Jahresniederschlag von ca. 25 mm auf und wird nur selten überspült, weshalb seine Oberfläche im Vergleich zu derjenigen der Salinas Grandes sehr rau ist. Salar de Atacama und Salinas Grandes Kupferbergbau Ebenso wie in der Atacama-Wüste machen sich jedoch auch hier der Einfluss des Humboldt-Stromes und in gewissen Abständen der Phänomene El Niño und La Niña bemerkbar. Vor allem während El Niño-Phasen kann es im Hochgebirge zum vermehrten Auftreten von Starkniederschlägen und Massenbewegungen kommen. wieder zu Sperren. Die kontinentale Wasserscheide wird auf gut 3,200 m Meereshöhe in einem 3.1 km langen Tunnel unterfahren, ein möglicher Basistunnel ist seit längerer Zeit Gegenstand von Diskussionen. ne, größte Kupfertagbaumine der Welt. Das im Laufe der Jahrzehnte entstandene Loch ist ca. 1000 m tief, zukünftig soll im Untertagbau weitergearbeitet werden. Die zur Mine gehörige Stadt stellte im frühen 20. Jahrhundert einen eigenen Mikrokosmos dar. Es gab zeitweise sogar eine eigene Währung die nur hier gültig war, so dass die Arbeiter in völlige Abhängigkeit vom Bergwerksbetreiber gerieten. In den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts wurden die Bewohner ins nahe Calama umgesiedelt, so dass sich Chuquicamata nun als Geisterstadt präsentiert. Durch die hohe Verdunstung bilden sich in den abflusslosen Becken Unter dem Wüstenboden lagern die größten Kupfervorkommen der Ökologischer Gegensatz zwischen Ost- und der Atacama und des Altiplano – so wie auch in anderen Trockenge- Erde. Die Gegend um Chuquicamata ist das Wahrzeichen der chile- Westseite der Anden bieten – keine Seen, sondern Salztonebenen (Salare) die sehr ver- nischen Kupferindustrie und beherbergt die von CODELCO betriebe- Die Anden bieten eine beeindruckende geoökologische Vielfalt. Im Verkehr Die wichtige Hauptverbindungsroute zwischen den Großraumregionen Santiago/Valparaíso und Mendoza verläuft durch äußerst schwieriges Hochgebirgs-Gelände. Die Eisenbahnlinie wurde in den 1990er-Jahren aufgelassen, Betrieb und Instandhaltung der Straße sind mit massiven Herausforderungen verbunden. Muren und Stein schlag im Sommer sowie die Lawinengefahr im Winter führen immer Stadtstruktur und Stadtentwicklung Vor allem in Santiago sind sowohl das klassische Schachbrettmuster als auch die aktuellen Trends der lateinamerikanischen Großstadt wiederzufinden. Im Kern befindet sich ein Hauptplatz mit den wichtigsten öffentlichen Einrichtungen, umgeben von einem Netz aus quadratischen Häuserblöcken, genannt cuadras. In der Vergangenheit nahm mit zunehmender Entfernung zum Stadtkern der soziale Status ab, bis hin zu den Marginalsiedlungen am Rand der Stä- Norden Chiles bzw. dem Nordwesten Argentiniens spiegelt sich der Gegensatz zwischen einer sehr ariden westlichen Gebirgsflanke und der humiden Ostabdachung des Gebirges in der natürlichen Vegetation wider. Im Westen ist es hyperarid, dort findet man die Atacama Wüste. In den Hochebenen der Anden auf 3200 – 5000 m Meereshöhe (Altiplano) tritt die Formation der Puna in Erscheinung, welche von niedrigen Zwergsträuchern und Horstgräsern, angepasst an extreme Lebensbedingungen, geprägt ist. An der Andenostseite hingegen erlaubt das Ansteigen der von Osten anströmenden feuchteren Luftmassen das Gedeihen von Bergregenwäldern.. In den andinen Provinzen Argentiniens Salta, Jujuy, Catamarca und La Rioja werden Tabak, Zuckerrohr und Früchte angebaut. dte. Die gegenwärtige Entwicklung zeigt eher die „fragmentierte Stadt“: es bilden sich nach nordamerikanischem Vorbild vermehrt barrios cerrados der Ober- und Mittelschicht, die über die Stadt und ihr Umland verteilt sind. Valparaíso nimmt durch die beengte Lage direkt zwischen Meer und Hügeln und die Rolle als wichtige Hafenstadt eine Sonderstellung ein. Die sich die Hügel hinaufziehenden Wohngebiete sind teilweise UNESCO-Weltkulturerbe, vor allem jedoch Orte gravierender sozio-ökonomischer Herausforderungen. 2014 zerstörte ein Großbrand 8 km² dieser Siedlungen. 2010 wurden Teile der Innenstadt durch ein Erdbeben im Mitleidenschaft gezogen. Transekt 3 Erdbeben-, Tsunamigefahr und Vulkanismus Aufgrund der Lage entlang des pazifischen Feuerrings ist Chile besonders häufig von schweren Erdbeben betroffen, die auch Tsunamis auslösen können. Unmittelbar vor der chilenischen Küste verläuft die Grenze zwischen der ozeanischen Nazca-Platte im Westen und der Südamerikanischen Kontinentalplatte im Osten (Subduktionszone). Strenge Bauvorschriften sowie regelmäßige Evakuierungsübungen helfen im Katastrophenfall die Zahl der Opfer möglichst gering zu halten. Ein funktionierendes technisches Tsunami-Frühwarnsystem hat sich ebenfalls als sehr hilfreich erwiesen, große Stadtteile rechtzeitig zu evakuieren. Grenzen von Platten und Gebirgsketten bilden gute Aufstiegsmöglichkeiten für Magmen. Vulkanismus in Subduktionszonen führt zur Entstehung von Stratovulkanen (Schichtvulkanen), aufgebaut aus einer Wechselfolge von Lavaströmen und explosiv geförderten Lockermaterialien. Beispiele hierfür wären Llaima, Villarrica oder Calbuco, die alle höchst aktiv sind. Der Valdivianische Regenwald Im Bereich der mittleren Breiten bringen Westwinde feuchte pazifische Luftmassen an die westlichen Hänge der Anden, die dort abregnen. Das Resultat ist ein artenreicher und üppiger, vorwiegend immergrüner temperater Regenwald. Dieser weist eine außergewöhnlich hohe Zahl an Baumarten (immergrüne Südbuchenarten, aber auch viele Magnolien- und Lorbeergewächse) auf und ist reich an oft epiphytisch lebenden Farnen und Moosen. Dieser sogenannte „Valdivianische Regenwald“ stellt auch die Heimat der reliktischen Koni- fere Fitzroya cupressoides (Alerce) dar. Weiter landeinwärts bzw. nördlich wird der Valdivianische Regenwald durch temperate laubwerfende Wälder (v.a. aus Südbuchen, lokal vermischt mit der Chilenischen Araukarie) abgelöst, im Regenschatten der Anden herrscht dann die patagonische Steppe bzw. Halbwüste vor. dung von Wurzelbrut und Schösslingen ist sie in der Lage Feuer zu überstehen. Araukariengewächse werden aufgrund fossiler Funde mit einem Alter von 90 Mio. Jahren (Gattung Wollemia) oft als lebende Fossile bezeichnet. Die Chilenische Araukarie Bei den Seen des Sur Chico handelt es sich um Zungenbeckenseen. Während der Zeit des letzteiszeitlichen Maximums ersteckten sich die Gletscher der Hauptkordillere bis in das chilenisches Längstal, wo sich die Eismassen im vorgelagerten Flachland ausbreiteten. Dabei wurde das Gelände einerseits durch Erosion übertieft, andererseits kam es zur Ablagerung von End- und Seitenmoränen. Die dadurch entstandenen Becken füllten sich nach dem Rückschmelzen der Gletscher mit Wasser und wurden somit zu Seen. Die Chilenische Araukarie (Araucaria araucana) ist ein immergrüner Nadelbaum von äußerst markantem Habitus, der Höhen von 30-50 Meter, Stammdurchmesser von 1-2 Meter und Alter von mehr als 1000 Jahren erreicht. Sie kommt nur in einem kleinen Bereich Südchiles (und im angrenzenden Argentinien) vor, bildet hier oft Mischwälder mit verschiedenen Südbuchenarten und reicht bis an die Waldgrenze. Wegen der dicken Borke und der Fähigkeit zur Bil- Die Zungenbeckenseen des Sur Chico Transekt 4 Die patagonischen Anden als Klimascheide Wie schon weiter im Norden bilden die Anden auch im südlichen Patagonien eine deutliche Klimascheide. Während die Westwinde feuchte pazifische Luftmassen an die Westhänge der Anden drücken und dort immergrüne Südbuchenwälder („Magellanischer Regenwald“) dominieren, ist die trockenere Ostseite der Anden durch die patagonische Halbwüste geprägt. Die Anden selbst fallen in diesem Bereich vor allem durch die extrem exponierten und vor allem unter Bergsteigern berühmten Granittürme des Monte Fitz Roy (3405 m) und des Cerro Torre (3128 m) sowie das westlich anschließende südliche patagonische Eisfeld auf. Das südliche patagonische Eisfeld bedeckt eine Fläche etwas größer als Oberösterreich und ist damit das zweitgrößte außerpolare Eisfeld der Welt. Auf einer Meereshöhe zwischen ca. 1500 und 2500 m gelegen ist es noch nicht vollständig erforscht. Leichter zugänglich sind hingegen die zahlreichen großen Auslassgletscher, die in die eiszeitlichen Zungenbeckenseen der Andenostseite oder aber in die pazifischen Fjorde an der Westseite der Anden kalben. Beispiele sind der Perito Moreno Gletscher (einer der wenigen stationären Gletscher weltweit), der periodisch einen Teil des Lago Argentino aufstaut, oder der im Rückzug befindliche Grey Gletscher, dessen drei Zungen im gleichnamigen See enden. Südliches patagonisches Eisfeld Punta Arenas und Naturdenkmal Los Pingüinos In den patagonischen Anden sind die Schneeniederschläge zum Teil bereits auf relativ geringer Meereshöhe so hoch, dass der Schnee auf sehr großen Flächen über den Sommer nicht vollständig abschmilzt und sich als Folge Plateaugletscher bilden können. Quellen: Während Isla Marta Lebensraum für zahlreiche Robben und Seelöwen bietet, fungiert Isla Magdalena als eine der bedeutendsten Brutstätten für Magellan-Pinguine in Chile. Wirtschaft und Tourismus in Patagonien Während die Westseite Südpatagoniens extrem dünn besiedelt ist, so ist die Ostseite durch weitläufige Landgüter (Estancias) fast vollständig erschlossen. Neben traditionellen Einkünften durch Landwirtschaft und Handel spielt der Tourismus eine zunehmende Rolle. Hierbei stellen die Gletscher und Gebirgslandschaften der Anden die wichtigste Ressource dar. Die Nationalparks Torres del Paine (Chile) und Los Glaciares (Argentinien, UNESCO-Welterbe) erfreuen sich großer Beliebtheit bei ausländischen Gästen. Punta Arenas liegt an der Magellanstraße und gilt mit 120.000 Einwohnern als südlichste Großstadt der Erde. Die im Nordosten von Punta Arenas befindlichen Inseln Isla Marta und Isla Magdalena bilden den Hauptteil des Naturdenkmals Los Pingüinos. AHNERT F. (2015): Einführung in die Geomorphologie. – Stuttgart. | ANDERSEN B., DENTON G. H. und LOWELL T. V. (1999): Glacial Geomorphologic Maps of Llanquihue Drift in the Area of the Southern Lake District, Chile. - In: Geografiska Annaler: Series A, Physical Geography 81 (2), 155-166; doi: http://dx.doi.org/10.1111/1468-0459.00056. | BINGHAM M. und HERRMANN T.M. (2008): Magellanicpenguin (Spheniscidae) monitoringresultsfor Magdalena Island (Chile) 2000 - 2008. In – Anales InstitutoPatagonia (Chile)36 (2), 19-32. | CIAPPA A., PIETRANERA L., BATTAZZA F. 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