Teil 2

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treibt, erscheint über der Erde das erste Blatt. Dasselbe trägt auf einem
einige Millimeter langen Stiele eine rundlich eiförmige Spreite, welche
ganzrandig ist, auf der Oberseite gleichmässig dunkelgrün ohne
Silberzeichnung, auf der Unterseite dunkelviolettrot. Die sich daran
schliessenden Blätter bekommen bald auf ihrer Oberseite auf dem
dunkelgrünen Grunde eine silberige Zone und sind unten glänzend
dunkelkarmin. Bis Ende Oktober sind deren schon 4—5 entstanden.
Zu dieser Zeit haben sich auf der durch überwiegendes Dickenwachs­
tum allmählich platt gewordenen Knolle an verschiedensten Stellen
ihrer unteren Hälfte Nebenwurzeln gebildet. Im Sommer des nächst­
folgenden Jahres kommen dann schon mehrere Exemplare zum Blühen.
Zu dieser Zeit haben die Knollen in der Mitte ihrer Oberseite nur
einen einzigen blatttragenden Spross, welcher in seiner Länge sich
durchaus .nach der Tiefenlage im Boden richtet: liegen die Knollen
ganz nahe an der Erdoberfläche, so folgen die Blätter am Spross
dicht aufeinander, liegen die Knollen hingegen tiefer, so hat sich
der vegetative Spross verlängert und trägt an seiner Spitze einen
Blätterschopf. Nur in einzelnen Fällen zeigten sich in so früher Zeit
auf der oberen Hälfte der Knollen Adventivknospen, welche sich
später zu beblätterten Sprossen entwickelten. Ein Hinabwachsen der
oberflächlich liegenden Pflanzen in die Erde konnte nicht beobachtet
werden; die schwachen Wurzeln haben allem Anschein nach hierzu
keine Zugkraft.
Die älteren mehrjährigen Pflanzen, welche in lebendem Zustande
zur Untersuchung aus den verschiedensten Gegenden Südeuropas
und aus mehreren Handelsgärtnereien stammten, welche aber nament­
lich auch direkt an mehreren ihrer Standorte in der Schweiz, Tirol
und Oberitalien beobachtet wurden, zeigten nun folgendes Verhalten:
Die Knollen (I, 24) haben in ihrem Hauptumriss verschiedene
Formen, vom länglichen durch das fast kugelige bis zum plattge­
drückten, zeigen dann aber verschiedene sehr unregelmässige Aus­
wüchse, welche von dem Einfluss des Standortes, Ueberschüttungen
und die hierdurch oder anderweitig verursachten Verletzungen her­
zurühren scheinen. Ihre Oberfläche, welche anfänglich gelblichweiss
ist und mit spärlichen Keulenhaaren versehen, besteht bald in einer
verschieden dicken, gebräunten Korkschicht, das Innere aus stärke­
haltigem Parenchym, welches von schwach ausgebildeten Gefässbündeln durchgezogen ist. Meist nur aus dem nach unten liegenden
Teil der Knolle treten zuerst die Wurzeln hervor, welche sich fein
verzweigen, wobei die Hauptzweige vor den seitlichen nicht besonders
durch Dicke hervortreten. An älteren Knollen bilden sich Wurzeln
überall zerstreut, auch an dem oberen Teil derselben (I, 24).
Von dem oberen Teile der Knolle entspringen die blatttragenden
Sprosse, deren Länge eine sehr verschiedene ist: bald sind sie ganz
kurz, und die Blätter folgen an ihnen dicht hintereinander, bald sind
sie bis zu 15 cm langgestreckt und dann entweder am unteren Teile
mit längeren Stengelgliedern und nur oben mit einem Blätterschopf,
oder von Anfang an mit kurzen Stengelgliedern, welche anzeigen,
dass der Spross sich nur langsam verlängert hat. Die verschiedene
Länge der Sprosse, welche auch manchmal Verzweigungen zeigen,
steht in direktem Zusammenhange mit der Lage der Knolle im Boden,
und diese ist ihrerseits im Laufe der Zeiten dadurch eine verschiedene,
dass die Knollen durch Regengüsse oder sonstige äussere Eingriffe
an ihrer Oberfläche freigelegt werden; dann sterben gewöhnlich die
im Boden früher befindlichen, längeren Sprosse ab, und es bilden
sich an neuen Stellen der Knolle oder an der Basis der alten Sprosse
neue kurze Sprosse aus — oder es werden die Knollen durch Erd­
rutsche mit Steinen oder Erde bedeckt, wo sich nun die früher kurzen
Sprosse bei neuem Wachstum entweder direkt bis zur Erdoberfläche
verlängern oder zuerst langsam in die Länge wachsen, und in der
ersten Zeit, wo sie noch kurz sind, durch grosse Länge der Blatt­
stiele mit den Blattspreiten über die Erde und ans Licht gelangen.
An Knollen, welche tief im Boden lange Laubsprosse gebildet haben,
sterben diese gewöhnlich an der Spitze ab, wenn sie freigelegt werden
oder durch Eintrocknung der ganzen Pflanze leiden, und es bilden sich
dann an ihrer Basis oder an anderen Stellen der Knolle neue Sprosse,
welche sich verschieden verlängern, je nachdem die Knolle mit Erde
bedeckt ist. Durch dieses Wachstum besitzt die Pflanze ein ausge­
zeichnetes Mittel, sich den Veränderungen, welchen ihre Knollen in
ihrer Lage im Boden ausgesetzt sind, anzupassen. Dazu kommt dann
noch mehrfach die Lage im Gestein, zwischen welchem die Knolle
sich nicht nach Belieben ausdehnen kann, was dann mit der Zeit die
eigentümlichsten Formen an ihr veranlasst. Nach den Angaben von
A t k i n s sollen die einzelnen Sprossstücke, von der Knolle losgelöst,
weiter wachsen können und sind in den holländischen Gärten unter
dem Namen Cyclamen anemonoides verbreitet; bei den in diesen
Gärten angestellten Untersuchungen und Nachfragen gelang es aber
nicht, solche Pflanzen zu Gesicht zu bekommen.
Während alle anderen Cyclamenarten zu irgend einer Zeit des
Jahres, jedenfalls im Hochsommer, ganz ohne Blätter sind, so hat
Cyclamen europaeum zu allen Zeiten des Jahres, wenigstens an vielen
Exemplaren, grüne Blätter, indem zum Sommer noch nicht alle
Blätter abgestorben sind, wenn zugleich mit den Blüten die neuen
erscheinen. Die Stiele derselben sind verschieden lang, je nach dem
Standort der Pflanze und der L a g e ihrer Knollen im Boden. Im all­
gemeinen ^wachsen sie von ihrem Ursprung aus mehr oder weniger
gerade aufwärts und kriechen von diesem Ursprung aus nicht lange
Strecken im Boden horizontal fort, wie dies namentlich bei Cyclamen
neapolitanum sehr auffällig geschieht. Die Blattspreite variiert zwar
nicht wesentlich in ihrem Umriss, immerhin doch manchmal ziemlich
hervortretend. Sie hat meist eine rundlich-nierenförmige Gestalt (1,23),
und die beiden unteren Lappen greifen meist nicht übereinander, be­
rühren sich sogar oft gar nicht. A n manchen Exemplaren sind die
Blätter schwach in die L ä n g e gezogen und schwach zugespitzt, und
zwar findet man solche Blattformen, die rundlichen und die länglichen,
an den verschiedenen Exemplaren eines und desselben Standortes.
Der Blattrand (I, 23a) zeigt nur schwache unregelmässige Einkerbungen;
nur ausnahmsweise treten die Kerbzähne besonders stark hervor, was
sich vornehmlich an einem Exemplar im Berliner Herbar fand, welches
von Reichenhall stammt. A u c h weichen die Blätter eines und des­
selben Exemplars manchmal ein wenig in der Stärke ihrer Kerbzähne
voneinander ab. Letzteres zeigte sich namentlich an einem Exemplar
des Herbier Boissier, von welchem der Fundort nicht angegeben w a r :
hier war eines der Blätter fast ganzrandig, während das andere am
Rande stark gekerbt war. Der im allgemeinen ganz flache, scharf
zulaufende R a n d zeigte an einem aus dem Herbier M. Barbey-Boissier
stammenden Exemplar — als Cyclamen europaeum L. var. Colchicum
N. Alboff bezeichnet — darin eine A b w e i c h u n g , dass er schwach
nach der Unterseite des Blattes umgerollt war.
A u f ihrer Oberseite sind die Blätter dunkelgrün und zeigen eine
verschieden stark ausgebildete silberige Fleckenzone, welche den
dunkelgrünen Grund teilt. Nicht an Pflanzen im Freien, wohl aber
an mehreren im Garten gezogenen Sämlingen, zeigte sich die ganze
Blattoberfläche silberig und war nur am Rande dunkelgrün. Versuche,
ob diese Blattfärbung sich etwa vererbe, konnten leider bis dahin noch
nicht angestellt werden, da die Früchte der betreffenden Pflanzen,
welche nach Selbstbestäubung entstanden waren, vor der Reife zu
Grunde gingen. — Diesen oberseits ganz silberigen Blättern treten an
anderen Exemplaren solche gegenüber, welche auf dunkelgrünem
Grund nur von schwach silberigen A d e r n durchzogen sind. — Die
Unterseite der Spreite ist ein mehr oder weniger reines Karminrot,
manchmal auch nur ein schmutzigviolettes Grün.
Hiernach zeigen die Blätter von Cyclamen europaeum keine
besonders hervortretenden Verschiedenheiten in Form und Farbe, wie
wir solche bei einigen anderen Arten, namentlich bei Cyclamen nea-
1
politanum rinden. Allerdings sagt A t k i n s ) , dass Cyclamen europaeum sehr im Charakter variiere, je nachdem die Pflanzen in nörd­
lichen oder südlichen Gegenden wachsen; die südlichen Formen hätten
anders gebaute und gestaltete Blätter als die nördlichen und ähnelten
mehr dem Cyclamen persicum. Ob hier eine der vielen Verwechse­
lungen mit anderen Arten vorliegt, ist schwer zu entscheiden. Bei
keinem der vielen untersuchten Exemplare von Cyclamen europaeum
konnten besonders hervortretende Unterschiede in Form und Textur
der Blätter gefunden werden.
Diese Textur der Blattspreiten ist bei allen Cyclamenarten keine
sehr auffällig verschiedene, doch soll sie der Vollständigkeit halber
auch hier bei Cyclamen europaeum kurz beschrieben werden; bei
aller grossen Aehnlichkeit sind ja die kleinen Abweichungen um so
interessanter. Die Oberhaut der Blattoberseite besteht aus einer
Schicht von platten Zellen, deren Aussenwände sich kaum hervor­
wölben, wodurch diese Seite einen fettigen Glanz hat, im Gegensatz
zu einzelnen anderen Cyclamenarten, z. B . Cyclamen graecum, wo
die Oberhautzellen nach aussen hin mehr oder weniger gewölbt sind
und dadurch einen Sammetglanz bewirken. Diese Aussenwände sind
bei Cyclamen europaeum ziemlich stark verdickt, es treten aber die
geschlängelten Cuticularstreifen nicht sehr stark hervor. Die Seiten­
wände sind mehr oder weniger gerade, ziemlich stark verdickt und
dabei geport. Spaltöffnungen sind keine vorhanden, hingegen in der
Jugend der Blätter spärlich zerstreute Keulenhaare, deren zweizeiliger
Kopf verdorrt ist, so dass nur noch die an den Rändern verdickte
Basalzelle übrig geblieben. — Unter der Oberhaut liegen zwei Schichten
von chlorophyllhaltigen Palissadenzellen, welche an den dunklen
Stellen des Blattes eng aneinander schliessen, während an den silberigen
Stellen kleine Räume zwischen ihnen Luft führen. Weiter folgt eine
Schicht von Trichterzellen und nun ein sehr lufthaltiges Schwamm­
gewebe, an welches sich die Oberhaut der Blattunterseite anschliesst.
Die plattenförmigen Zellen dieser sind an den Rändern stark ge­
schlängelt, und über diesen Rändern gehen die langgestreckten Verdickungsstreifen sehr deutlich hinweg und sind sehr stark ausgebildet.
Der rosa gefärbte Saft dieser Oberhautzellen bewirkt die karminrote
oder schmutzigrote Färbung der Blattunterseite. Auf dieser sind
endlich zahlreiche Spaltöffnungen vorhanden, deren Schliesszellen un­
gefähr in gleicher Höhe mit den sie umgebenden Epidermiszellen
liegen. Die Keulenhaare sind auch hier nur spärlich, und es ist von
ihnen an den erwachsenen Blättern nur noch die Basalzelle vorhanden.
i) G a r d e n e r s Chronicle 1 8 8 3 , S . 468.
Ungefähr in der Mitte der schwach hervortretenden Ausbuch­
tungen des Blattrandes liegen seichte Vertiefungen (I, 23a), in denen
zahlreiche Wasserspalten sich finden. Unter diesen Wasserspalten
endigen die letzten Verzweigungen der Blattnerven. Diese Nerven
treten aus dem Blattstiel in sieben Strängen, einem mittleren und je
drei seitlichen in das Blatt und verzweigen sich von dessen Mitte
ab mehr oder weniger gabelig. Auf der Oberseite ist die Blattober­
fläche nur wenig über den Nerven eingesenkt, auf der Unterseite nur
schwach über sie emporgehoben.
Der Blattstiel ist im Querschnitt fast rund und zeigt auf der
Oberseite eine nur ganz seichte Rinne. Die in seinem Parenchym
eingebetteten, rotsaftigen Zellen bewirken neben dem spärlichen Chloro­
phyll sein braunrotes Ansehen. In seinem Inneren verlaufen drei
Gefässbündelstränge, welche fast dicht aneinander schliessen und in
der Hufeisenform ihres Querschnittes oben eine Oeffnung lassen. Auf
der Oberfläche des Blattstieles sind zahlreiche Keulenhaare neben
spärlichen Spaltöffnungen.
Wie schon gesagt, verschwinden bei Cyclamen europaeum zu
keiner Jahreszeit alle Blätter und sie sind immer vorhanden, wenn
die Pflanze in Blüte ist; jedenfalls haben sie eine bedeutend längere
Dauer als diejenige, wie sie sich bei den Blättern aller anderen
Cyclamenarten zeigt. In ihrem Bau ist aber nichts zu finden, was
mit dieser längeren Dauer auffallend im Zusammenhang stände.
Die Blüten von Cyclamen europaeum (I, 25) duften so stark, dass
man manchmal hierdurch auf den Standort der Pflanze aufmerksam
gemacht wird. Sie beginnen in den Alpen im Laufe des Juni zu er­
scheinen und treten bis in den Oktober hinein auf. Kurz vor dem
Aufgehen nehmen die Knospen am Ende ihres Stieles eine mehr oder
weniger senkrechte Lage an, in welcher sie sich während der Blüte­
zeit kaum verändern. — Die fünf Kelchblätter (I, 27 u. 28) schwanken
in der Form zwischen dem dreieckigen und eiförmigen, haben einen
häutigen Rand mit unregelmässig weit vortretenden Zähnen und
gehen am Ende mehr oder weniger plötzlich in eine Stachelspitze
aus. Auf der Aussenseite sind sie gleichmässig braungrün und mit
Keulenhaaren bedeckt; auf der Innenseite scheinen die dunkelbraunen
Nerven — ein Mittelnerv mit seitlichen Verzweigungen — durch
ihre Oberhaut deutlich hindurch. — Der untere Teil der Blumenkrone
ist kugelig (1,2 6), farblos und so durchsichtig, dass die grünen, dunkel­
braun geäderten Kelchblätter derartig hindurchscheinen, dass sie, von
unten gegen das Licht gesehen, wie innerhalb der Blumenkrone
liegend erscheinen. Die fünf Zipfel der Blumenkrone biegen sich,
wenn die Blüte sich öffnet, fast senkrecht nach aufwärts, zeigen und an
ihrer Basis keine eigentümlichen öhrchenartigen Umrollungen, so dass
der Schlund der Blumenkrone kreisförmig ist. An der Umbiegungsstelle sind die Zipfel dunkelkarmin gefärbt, und diese Farbe geht
nach der Spitze der schief abgestumpften Zipfel in ein helleres Kar­
min über, in welchem schwach dunklere Streifen verlaufen (I, 29).
Manche Individuen haben mehr helle, manche mehr dunkle Blüten.
Die Zipfel zeigen nur eine schwache Drehung von ihrer Ursprungs­
stelle aus.
Die den Zipfeln der Blumenkrone gegenüberstehenden Staubgefässe (I, 31—34) sind fast ohne Filament, bestehen also fast nur
aus den Antheren. Diese haben eine dreieckige Gestalt; auf dem
Rücken sind sie hellgelb mit einem von ihrer Basis bis zur Mitte
ihrer Länge verlaufenden violetten Streifen. Sie tragen auf diesem
Rücken zahlreiche gelbliche Warzen (I, 35), welche durch einzelne
oder zu mehreren beisammenliegende hervorgewölbte Zellen ge­
bildet werden. Beim Aufgehen der Blüten ist die Spitze der Antheren
kaum gekrümmt, später tritt eine schwache Krümmung ein. Das
Oeffnen der Antheren geschieht in einer hier nicht näher zu be­
schreibenden, allen Cyclamenarten der Hauptsache nach gemeinsamen
Weise. Die innere losgelöste Zunge biegt sich hier bei Cyclamen
europaeum mit ihrer Spitze nach dem Centrum der Blüte zu und
zwar stärker, als die stehen gebliebene Spitze des Antherenrückens
sich nach aussen umbiegt. Die Antheren liegen mit ihrer nicht aus
dem Schlund der Blumenkrone hervorstehenden Spitze zwar eng dem
Griffel an, im unteren Teil sind aber ihre Ränder so nach aussen
umgebogen, dass hier fünf Spalten gebildet werden, durch welche ein
Insektenrüssel zum Fruchtknotengrund vordringen kann.
Der den Fruchtknoten krönende Griffel tritt aus dem Kegel,
welchen die Antheren um ihn bilden, etwa 4 mm weit hervor und
schliesst entweder mit dem Saum der Blumenkronröhre ab (I, 25)
oder ragt aus diesem bis zu 2 mm hervor (I, 26). An seiner Spitze
ist er abgestumpft und trägt hier eine seichte Einsenkung (I, 36), in
welcher die dorthin gebrachten Pollenkörner ihre Schläuche treiben,
welches also die Narbe ist. Wie bei dieser Einrichtung die Be­
stäubung stattfindet, ist besser im allgemeinen Teil zu berühren.
Nachdem die Befruchtung eingetreten, rollen sich die Blüten­
stiele spiralig auf und umhüllen entweder dabei die sich ausbildende
Kapsel oder lassen sie auch frei; die Hauptsache ist, dass durch
dieses Aufrollen die reifende Frucht an den Erdboden gebracht wird
und so in eine geschützte Lage kommt. Die Kapsel hat ungefähr
Kugelgestalt (I, 37) und ist etwa zur Hälfte von den etwas vergrösserten Kelchblättern eingehüllt; sie ist von bräunlicher Farbe
durch karminrote Streifen und Flecken auf grünem Grunde Das
Aufspringen findet, wie bei allen Cyclamenarten, mit Zähnen statt,
welche sich zurückrollen, und auch die nierenförmigen Samen zeigen
nichts besonders Bemerkenswertes.
Fassen wir nach dieser eingehenden Beschreibung des Cyclamen
europaeum die hauptsächlich als charakteristisch auftretenden Merk­
male dieser A r t kurz zusammen:
Knollen kugelig bis plattgedrückt mit k o r k i g e r Oberfläche,
an den verschiedensten Stellen bewurzelt.
Blättertragende Sprosse verschieden lang. Blätter meist i m m e r ­
g r ü n , nierenförmig bis herzförmig, untere Lappen meist nicht übereinandergreifend. Oberseite mit Silberzone, Zähne des Randes ver­
schieden stark hervortretend.
B l ü t e n an der beblätterten Pflanze i m S o m m e r erscheinend,
wohlriechend. Kelchblätter d r e i e c k i g -eiförmig, mit Stachelspitze,
am Rande g e z ä h n t . — Blumenkronröhre k u g e l i g , Blumenkronz i p f e l fast so breit wie l a n g , schief abgestutzt, am Grunde n i c h t
ö h r c h e n b i l d e n d , karminrot, an Basis dunkler. — Antheren dreieckig,
fast ungestielt, auf Rücken gelb mit violettem Mittelstreif.
Griffel
nicht weit aus dem Blumenkronschlunde hervorragend, mit halbkuge­
liger Narbenhöhle.
Fruchtstiele sich spiralig aufrollend, Kapseln kugelig.
Heimat: an steinigen Standorten, frei oder im Gebüsch; in
Mittel- und Südeuropa.
Zwar hat mehrfach Verwechselung des Cyclamen europaeum mit
anderen Cyclamenarten stattgefunden, doch ist es nicht schwierig, es
von denselben zu unterscheiden. V o r allem ist es meist das ganze Jahr über
mit grünen Blättern versehen, wodurch es sich vor allen andern Arten
charakterisiert. In der Form der Blätter hat es einige Aehnlichkeit
mit Cyclamen ibericum, Coum, cilicium und alpinum, woher einige Ver­
wechselungen stammen; die Knollen der letzteren sind aber nicht
mit einer Korkschicht bekleidet, sondern mit Büschelhaaren bedeckt,
und die Bewurzelung derselben findet stets nur vom Centrum der
Unterseite aus statt. In den Blüten hat es einige Aehnlichkeit mit
Cyclamen Coum und ibericum; bei letzteren sind aber die Kelchblätter
nicht dreieckig und gezähnt, sondern lanzettlich und ganzrandig,
ausserdem haben aber die Blumenkronzipfel bei letzteren einen sehr
stark hervortretenden dreispitzigen dunkelroten Fleck, und die Griffel­
spitze endet mit einem Haarkranz und papillösem Narbenkopf, ab-
gesehen davon, dass diese Blüten nie im Sommer erscheinen, wo die
Pflanzen ruhen.
3. C y c l a m e n repandum, Sibth. e. Smith.
(Taf. II, Fig. 1-15.)
Das Cyclamen repandum Sibth. und Sm. hat mehrere Synonyme,
sowohl in wissenschaftlichen Schriften, als in Herbarien und in
Gärten. Die hauptsächlichsten sind: Cyclamen vernum Rchb. und
C. hederifolium Ait; die Bezeichnung C. romanum Griseb. hat wohl
weniger Eingang gefunden. In Handelsgärten ist aber auch vielfach
unter dem Namen C. vernum das C. ibericum Stev. verbreitet, und
unter dem Namen C. hederifolium das C. neapolitanum Ait., so dass
man die hauptsächlich noch gebrauchten Synonyme für Cyclamen
repandum Sibth. e. Sm., nämlich C. vernum Rchb. und C. hederifolium
Ait. wohl am besten aufgäbe.
Da die Art um Rom herum, bei Neapel, auf Capri und an
anderen Orten Italiens sehr verbreitet ist, so konnte sie leicht in
Originalpflanzen beschafft und auch am heimatlichen Standort beobachtet
werden. Schon bei der Keimung weicht diese Art nebst Cyclamen europaeum von allen anderen Arten der Gattung ab. Wenn die Samen sogleich
nacn ihrer Reife im Juni oder Juli gesät werden, so gehen dieselben
doch nicht, wie bei den anderen Arten, schon im Sommer oder Herbst
auf, sondern erst im Januar bis März des nächsten Jahres, was allem
Anschein nach damit zusammenhängt, dass die erwachsene Pflanze
vom Juni bis zum nächsten Frühjahr ruht und nicht, wie die anderen
Cyclamenarten, im Sommer oder Herbst ihre Blätter entwickelt. Wenn
die Keimlinge über der Erde erscheinen, so ist innerhalb derselben
schon ein kleines Knöllchen gebildet, auf dessen Oberfläche zuerst
wenige Keulenhaare entstanden sind, an welche sich bald Uebergangsstufen zu den später die Knollen bedeckenden Büschelhaaren schliessen.
Das erste Blättchen ist anfangs gegenüber anderen Cyclamenarten
besonders klein (II, 1 a); seine Spreite vergrössert sich aber bald und
zeigt sich gleichfalls von charakteristischer Gestalt, so dass man die
Keimlinge von Cyclamen repandum leicht von Keimlingen anderer
Cyclamenarten unterscheiden kann, wenn sie aus den durch Ameisen
verschleppten Samen im Gewächshause hier und da aufgehen. Ihre
Spreite (II, i b , c , d ) ist nämlich bei allgemeiner Nierengestalt am
oberen Ende tief ausgerandet und zeigt dabei noch oft an einer oder
den beiden Seiten je eine tiefe Einbuchtung, so dass sie dem er­
wachsenen Laubblatte schon etwas ähnlich wird; auch ist sie schon
am Rande mit einigen jener zäpfchenartigen Hervorragungen ver­
sehen , in welche die Lappen der späteren Blätter ausgehen (II, 2 a)
Auf der Oberseite ist das erste Blatt gleichmässig hellgrün, auf der
Unterseite schwach violettrot angehaucht.
An der erwachsenen Pflanze ist aus der in der ersten Zeit
kugeligen Knolle eine mehr oder weniger abgeplattete (II, 3) geworden,
welche mit einem dichten braunen Filz von Büschelhaaren überzogen
ist' und nur in der Mitte ihrer Basis einen Schopf von wenigen, fein
verzweigten Wurzeln trägt. Niemals entspringen Wurzeln aus dem
oberen Teile der Knolle. In der Mitte dieser stehen die blätter­
tragenden Sprosse, welche meist mehr oder weniger verlängert sind,
ganz nach Art des Cyclamen europaeum. Vom Juni bis Anfang
Januar ist die Pflanze ganz blattlos, erst dann beginnen die Blätter
an ihr hervorzutreten. Diese kriechen, wie bei vielen anderen Cyclamenarten, mit dem unteren, manchmal fadendünnen, weissen, ganz schlaffen
Teile ihres Stieles eine mehr oder weniger lange Strecke in der Erde
fort und treten dann mit einem bedeutend dickeren starren Teile
über dieselbe. Die Spreite (II, 2) hat im allgemeinen eine verkehrt­
herzförmige Gestalt, und ihre unteren Lappen greifen nicht über­
einander. Aus dieser Gestalt treten am Rande sehr verschieden
grosse Lappen hervor, welche sehr charakteristisch für die Art sind.
Bei den einen Blättern sind es bis sieben grosse Lappen, zwischen denen
der Blattrand kleine Zähne hat, bei den anderen Blättern treten die
grossen Lappen weniger stark vor den kleinen hervor. Alle Lappen,
grosse und kleine, gehen in einen farblosen, zitzenartigen Fortsatz
aus (II, 2 a), der an den grossen Blattlappen länger, an den kleinen
kürzer ist. Derselbe tritt namentlich in der Jugend der Blätter sehr
scharf hervor, so dass man an diesen Zäpfchen das Cyclamen repandum sogleich erkennen kann, wenn seine noch zusammengefalteten
Blattspreiten nur so eben über der Erde erscheinen. Manchmal er­
reichen die Blätter eine ungewöhnliche Grösse, nämlich bis zu 10 cm
in Länge und Breite, so dass man, den kleinerblättrigen Pflanzen
gegenüber, eine andere Art vor sich zu haben, meinen könnte. —
Auf der Oberseite sind die Blattspreiten freudig grün und haben eine
heller grüne silberige Zone, welche aber viel weniger stark hervortritt,
als bei vielen anderen Cyclamenarten. Auf der Unterseite sind sie
zuerst freudig violettrot, blassen dann aber später ab.
In Bezug auf ihren anatomischen Bau verhalten sich die Blatt­
spreiten von Cyclamen repandum viel zarter, als die von allen anderen
Arten, was damit im Zusammenhange steht, dass sie weder die grösste
Kälte des Winters und garnicht die Hitze des Sommers oder Herbstes
zu ertragen haben. Die Oberhaut der Oberseite besteht aus Zellen,
—
3Q
—
welche aussen-ganz flach sind und nur schwache Cuticularstreifen
zeigen; die geraden Seitenwände sind so schwach verdickt, dass in
ihnen Porenkanäle nicht vorhanden sind. Unter dieser Oberhaut folgt
nun nicht eine Palissadenschicht, sondern sogleich eine Schicht von
Trichterzellen, welche durch ihre Form grosse Lufträume zwischen
sich lassen, und an sie schliesst sich eine zweite Schicht kürzerer
Trichterzellen, auf welche das Schwammparenchym folgt. Dasselbe
wird auf der Unterseite des Blattes von einer Oberhaut bedeckt, deren
geschlängelte Zellen in den Ecken nur ganz schwach verdickt sind;
ihre Aussenwände zeigen gar keine Cuticularstreifen, ihr Inhalt ist roth
gefärbt. Dazwischen liegen zahlreiche Spaltöffnungen und wenige
Keulenhaare. — Die an den Ecken der Blätter und an den zwischen
diesen Ecken liegenden kleinen Zähnen befindlichen Zäpfchen bestehen
aus farblosen kleinen Zellen, und auf ihnen liegen meist zahlreiche
Wasserspalten, welche sich durch die bedeutende Grösse ihrer Schliesszellen sehr von den Spaltöffnungen der Blattunterseite unterscheiden.
Der drehrunde, in der Erde befindliche Theil des Blattstiches hat einen
auf dem Querschnitt hufeisenförmigen Gefässbündelstrang, dessen Teile
in dem oberirdischen, oberseits etwas abgeflachten Stieltheil sich in
drei Gruppen voneinander trennen.
Die Blüten (II, 4) erscheinen erst nach vollständiger Entwickelung
der Blätter von März bis Mai, ihr Duft ist etwas dem von Cyclamen
persicum ähnlich. Ihre Stiele kriechen bis zu 5 cm in der Erde ent­
lang, der über der Erde befindliche Teil hat eine Länge von etwa
10 cm. Die Kelchblätter (II, 6) sind eiförmig-lanzettlich, allmählich
lang zugespitzt, am Rande unregelmässig schwach gebuchtet. Sie
sind von einem Mittelnerv durchzogen, dessen seitliche Verzweigungen
mit stumpfen Gabelspalten enden und dadurch sehr breit erscheinen,
dass sie von rotsaftigen Zellen umgeben sind. — Die Blumenkronröhre
(II, 5) ist halbkugelig, an ihrem Schlünde ziemlich stark zusammen­
gezogen; innen und aussen ist sie rosa gefärbt. Die Zipfel (II, 7)
welche sich senkrecht an ihrer Basis umbiegen, sind oblong lanzett­
lich, an ihrer Spitze etwas schief abgeschnitten und hier manchmal
mehr oder weniger stark gezähnt. An ihrer Basis zeigen sie keine
Bildung von Oehrchen; sie sind hier dunkelcarmin gefärbt und diese
Färbung geht nach der Spitze zu allmählich in ein helleres, leuchten­
des Karminrot über, so dass man schon an der Blumenkrone diese
Art leicht vor allen anderen erkennen kann. Weissblütige Pflanzen,
ohne alles Rot an der Blumenkrone, kommen manchmal in den Gärten
vor. — Die Antheren (II, 8—12) haben nur kurze, breite Filamente,'
sie sind von lang-herzförmiger Gestalt. Ihre Spitze ist stumpf abge­
rundet; eine innere Zunge spaltet sich nicht in der Weise ab, wie bei
—
3i
—
vielen anderen Cyclamenarten, sondern ihr Ende steht nur als ein
kaum bemerkbares Spitzchen von dem anderen, hinteren Teile der
Antheren ab. Diese öffnen sich auch hier schon vor dem Aufgehen
der Blüte. Auf dem Rücken haben sie Warzen, welche, wie bei Cyelamen persicum, aus einer dicken, halbkugeligen Anhäufung kleiner
Zellen bestehen (II, 13). Dieselben sind am unteren Teil der An­
theren dunkelbraunroth, am oberen dünneren Teile hellgelb.
Der Fruchtknoten ist braunrot, er trägt einen Griffel von etwa
4 mm Länge, welcher über den Schlund immer ein bedeutendes Stück
hervorragt (II, 4), was namentlich für die Art sehr charakteristisch ist.
An seiner Basis ist der Griffel farblos, an der Spitze bräunlichrot,
und trägt hier, abgestumpft, die halbkugelige Narbenhöhle (II, 14).
Die Frucht (II, 15) hat einen aufgerollten Stiel, sie ist von
kugeliger, manchmal auch etwas länglicher Gestalt und hat einen
Durchmesser von etwa 10 mm, Auf braungrünem Grunde zeigt sie,
auch im Reifezustande, sehr scharf hervortretende dunkelbraune Streifen;
vom Kelch ist sie fast bis zur Hälfte eingehüllt.
Hiernach sind die Hauptcharaktere von Cyclamen repandum
folgende:
Knolle kugelig bis plattgedrückt, mit B ü s c h e l h a a r e n be­
deckt, nur im Centrum der Unterseite bewurzelt.
Beblätterte Sprosse nur aus der Mitte der Knollenoberseite ent­
springend. — Blätter vor dem Erscheinen der Blüten, ihre S p r e i t e n
s e h r dünn, verkehrt-herzförmig, am Rande mit unregelmässig weit
vorgezogenem Lappen; diese, sowie die dazwischen liegenden kleineren
Zähne mit f a r b l o s e n Z ä p f c h e n endigend. Oberseite hellgrün mit
schwach silberiger Zone, Unterseite verschieden rot angehaucht.
B l ü t e n im F r ü h l i n g erscheinend, schwach wohlriechend. Kelch
eilanzettlich, fast ganzrandig. — Blumenkronröhre halbkugelig, am
Schlünde zusammengezogen, Zipfel lang oblong, an B a s i s n i c h t
beohrt, leuchtend karmin, nach der Basis hin allmählich dunkler.
Filamente kurz, Antheren lang-herzförmig, mit stumpfücher Spitze. —
Griffel aus dem Blumenkronschlunde w e i t h e r v o r r a g e n d , seine
Spitze abgestumpft.
Fruchtstiele spiralig aufgerollt.
Heimat: Südeuropa, besonders im südlichen Frankreich, Mittelund Unteritalien, Sicilien, Korsika, Sardinien, Kreta, ferner Klein­
asien und Nordafrika. Standort: hauptsächlich auf lockerem Waldboden.
Das Cyclamen repandum ist von fast allen anderen Cyclamearten
sehr leicht zu unterscheiden, und wenn Verwirrungen vorgekommen
sind, so ist dies dadurch geschehen, dass man ihm andere Namen
gegeben hat. Mit Cyclamen balearicum hat es nur ganz geringe
Aehnlichkeit und unterscheidet sich von diesem, wie bei der Be­
sprechung von letzterem näher ausgeführt werden soll, ausser durch
seinen vorragenden Griffel, durch verschiedene andere Merkmale.
Ob auf Sardinien sich eine besondere dem Cyclamen repandum
sehr verwandte Art findet, muss einstweilen dahingestellt bleiben.
Im Berliner Herbar befindet sich ein mit „Cyclamen repandum aus
Sardinien, Arondissement di Tempio, Limbara" bezeichnetes Exemplar,
welches durch seine grossen, tief gelappten Blätter und durch die
weissen, am Schlünde dunkelroten Blumenkronzipfel vor dem sonstigen
C. repandum sich auszeichnet. Die durch Herrn Professor N i c o t r a
aus Sassari gesandten Exemplare haben einstweilen noch nicht geblüht.
1
4. C y c l a m e n b a l e a r i c u m W i l l k . )
(Taf. I I , F i g . 1 6 — 2 8 . )
Unter dem Namen Cyclamen balearicum hat W i l l k o m m in der
Oester, bot. Zeitschrift 1885, S. 1 1 1 eine Cyclamenart beschrieben,
welche auf den Balearen vorkommt und hat dann auch später in
seinen Illustrationes florae Hispanicae insularumque Balearum Tom. I
zu der auf Seite 6 wiederholten und erweiterten Beschreibung auf
Taf. V eine Abbildung gegeben. Durch diese Abbildung, welche in
den dargestellten Blättern sehr dem Cyclamen repandum gleicht, ist
es nun wohl gekommen, dass man gemeint hat, das Cyclamen ba­
learicum sei nur ein weissblütiges Cyclamen repandum. Die Original­
exemplare von W i l l k o m m befinden sich in dessen Herbarium Hispanicum zu Coimbra und konnten nicht eingesehen werden. In
anderen Herbarien ist das Cyclamen balearicum nur sehr spärlich
vertreten und von getrocknetem Material lagen hauptsächlich nur
Exemplare aus dem Herbar des Herrn William Barbey in Valleyres
vor, ausserdem sandte der genannte Herr aus seinem Gewächshause
lebendes Material, an welchem nun diese interessante Art genauer
untersucht werden konnte, wobei sich manche Eigentümlichkeiten
feststellen liessen, welche in den bis dahin gegebenen Beschreibungen
sich nicht finden. — Dass das Cyclamen balearicum nicht in den
Gärten verbreitet ist, liegt wohl einesteils an dessen beschränktem
Verbreitungsbezirk, andernteils aber besonders daran, dass seine
Blüten sehr unscheinbar sind, namentlich im Vergleich mit den
anderen Cyclamenarten. Als Synonym wird Cyclamen Vernum Cambess. angegeben.
1) Zum Teil schon veröffentlicht in Englers Jahrbüch. 1 8 9 7 , S. 6 0 1 .
Die Knolle (II, 16) ist kugelig bis plattgedrückt und mit Büschel­
haaren oder deren Narben bedeckt. A n ihr entspringen die Wurzeln
nur aus dem Centrum der unteren Seite und sind wie bei allen be­
haart-knolligen Arten nur w e n i g e , dabei aber stark verzweigt. A u s
dem Centrum der Oberseite erheben sich die beblätterten, kurzen
Sprosse und fangen, sehr abweichend von Cyclamen repandum, schon
im Herbst an zu treiben und über die Erde zu treten.
Die mit ihrem unteren Teil in der Erde kriechenden und hier
dünnen Blattstiele tragen bei einzelnen Individuen Spreiten, welche in
Form und Farbe sich sehr charakteristisch und auffallend von denen
des Cyclamen repandum unterscheiden und eher an Cyclamen europaeum erinnern. Sie sind länglich nierenförmig (II, 17), haben an der
.Spitze eine kleine Einsenkung und besitzen an der Basis zwei übereinandergreifende Ohren, während bei Cyclamen repandum ein Uebergreifen der entsprechenden Blattteile nie stattfindet. Namentlich ver­
hält sich an diesen Exemplaren der Blattumkreis ganz anders, nach
welchem das Blatt ganzrandig zu nennen ist, indem an diesem Um­
kreise sich nur ganz seichte Einkerbungen finden, in deren Mitte
kaum merkliche Erhebungen die Wasserspalten tragen (II, 17 a). Von
einer Lappung, wie bei Cyclamen repandum, zeigt sich an diesen
Exemplaren auch nicht der geringste Anfang. Ferner ist die Färbung
an der Blattoberseite hier eine sehr eigenthümliche; in der Mitte liegt
ein silbriger Spiegel, welcher mit sehr unregelmässigen Ausbuch­
tungen in das sehr dunkle Grün der übrigen Blattfläche übergeht, in
welcher sich dann noch weitere, sehr unregelmässige .Silberflecke
finden. V o n dieser beschriebenen Form und Färbung der Blätter,
wie sie an einer lebenden Pflanze von Cyclamen balearicum beobachtet
worden, weichen nun die Blätter anderer Exemplare des Herbariums
und im Garten des Herrn W . Barbey ziemlich stark ab, indem hier
der Blattumriss Ausbuchtungen zeigt, ähnlich denen von Cyclamen
repandum, und die Oberfläche sehr verschiedene silbrige Zeichnungen
aufweist. Genaues über diese Abweichungen in den Blättern ver­
schiedener Individuen konnte noch nicht festgestellt werden; es wird
aber wahrscheinlich, dass hier ähnliche Verschiedenheiten in Blattform
und in Blattfarbe vorliegen, wie bei einzelnen anderen Cyclamenarten
z. B . bei Cyclamen neapolitanum. Die Blattunterseite zeigt in ihrer
leuchtend karminroten, an Cyclamen cyprium erinnernden Färbung
nichts besonders Charakteristisches.
Die langgestielten Blüten (II, 18, 19, 20) entwickeln sich im
Frühjahr — März, April — nach der vollständigen Ausbildung der
Laubblätter. Ihre Kelchblätter (II, 21) sind lanzettlich, scharf zu­
gespitzt und am Rande schwach gewellt; auf der Aussenseite sind
Hildebrand,
Cyclamen.
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sie durch vertrocknete Keulenhaare braun gefärbt. Sie werden von
einem Mittelnerv durchzogen, von welchem seitliche Nerven ausgehen,
die ihrerseits sich in stumpf endigende Gabeln spalten. In frischen
Kelchblättern erscheinen diese Nerven sehr breit, indem die Gefässbündel, welche sie bilden, von einer breiten Zone rotsaftiger Zellen
eingehüllt sind.
Die Blumenkronröhre ist halbkugelig, am Schlünde etwas zu­
sammengezogen; ihre Zipfel zeigen an der Basis keine Bildung von
Oehrchen; sie sind länglich eiförmig (II, 22), wie auch W i l l k o m m
sie darstellt, aber in der aufgegangenen Blüte niemals so flach, wie
von W i l l k o m m gezeichnet worden, sondern wie bei allen anderen
Cyclamenarten etwas gedreht. Besonders charakteristisch ist ihre
Färbung: sie werden nämlich auf rein weissem Grunde von 8—12,
von der Basis an nebeneinander in jeden Zipfel eintretenden, schmutzig­
roten Streifen durchzogen, welche nach der Spitze des Zipfels zu fast
parallel verlaufen und bisweilen an ihren Enden sich gabeln. E s
werden diese Streifen je von einem Spiralgefäss gebildet, welches von
rotsaftigen Zellen eingeschlossen ist. Die mittleren dieser Streifen
setzen, sich über den nicht gefärbten Blumenkronschlund, welcher von
W i l l k o m m rosenrot angehaucht dargestellt wird, noch etwas in die
Blumenkronröhre hinein fort. Durch die rote Streifung der Blumenkronzipfel ist das Cyclamen balearicum von allen anderen Cyclamen­
arten zu unterscheiden. In der Knospe (II, 18), wo die Blumenkronzipfel noch nicht ihre Breite erreicht haben,' aber doch schon vom
Kelche freiliegen, erscheinen erstere dadurch dunkler schmutzigrot,
dass die Streifen hier noch näher aneinanderliegen.
Die Staubgefässe (II, 23—25) haben kurze, an ihrer Basis ver­
breiterte und dort hellviolett gefärbte Filamente. Ihre gelben, mit
der Spitze in der Blumenkronröhre eingeschlossen bleibenden Antheren
sind unten stark verbreitert. Beim Aufspringen löst sich die Mittel­
wand an ihrem oberen Ende nur ganz unbedeutend als eine kurze,
-kaum bemerkbare Zunge ab, welche sich kaum nach dem Centrum
der Blüte zu umbiegt, während die äusserste, stumpfe Spitze der A n ­
theren dies ein wenig thut. Die Farbe der Antheren ist ursprünglich
eine gelbliche und wird dadurch braunrot, dass die auf ihrem Rücken
befindlichen, dicht gedrängt stehenden halbkugeligen oder kugeligen
Warzen (II, 26) sich bräunen. Beim Aufgehen der Blüte liegen die
Antheren, mit ihrer Spitze noch einen K e g e l bildend, dicht dem
Griffel an; dann biegen sie sich aber bald, ganz ähnlich wie bei C y ­
clamen cyprium, nach aussen um (II, 20), was sowohl durch B i e g u n g
der Filamente, als auch durch Umbiegung des oberen Antherenteiles
zu geschehen scheint. Durch diese U m b i e g u n g wird der Pollen den
Besuchern der Blüten leichter zugänglich und macht die Häkchen
an den Antherenspitzen unnötig.
Der Griffel sieht mit der Spitze kaum aus dem Blütenschlunde
hervor (II, 19 und 20); dieselbe ist schwach rötlich gefärbt, abge­
stumpft, ganz glatt und trägt eine sehr seichte Narbenvertiefung (II, 27).
Die an aufgerolltem Stile befindlichen Früchte (II, 2 8)sind kugelig
und zur Hälfte von den stark vergrösserten Kelchblättern eingehüllt.
Die hauptsächlichen Charaktere des Cyclamen balearicum sind
hiernach folgende:
Knolle plattgedrückt mit Büschelhaaren bedeckt, Wurzeln nur
aus dem Centrum der Knollenunterseite entspringend.
Blätter vor den Blüten sich entwickelnd. Blattspreiten läng­
lich nierenförmig, unten stark beohrt, fast ganzrandig ohne Vorsprünge
oder mit verschieden starken Ausbuchtungen; oberseits dunkelgrün
mit sehr verschiedener Silberzeichnung.
Blüten im Frühjahr, wohlriechend. Kelchblätter lanzettlich, deren
Mittelnerv mit seitlichen Zweigen. Blumenkronzipfel breit lanzettlich,
an B a s i s u n b e o h r t , w e i s s m i t v i e l e n p a r a l l e l e n s c h m u t z i g ­
v i o l e t t e n S t r e i f e n . — Filamente kurz, Antheren gelb, später sich
vom Blütencentrum zurückbiegend. G r i f f e l g a r n i c h t oder nur
w e n i g aus dem Blumenkronschlunde v o r r a g e n d , mit seichter Nar­
benhöhle.
Fruchtstiele sich aufrollend.
Heimat: die balearischen Inseln.
Unbegreifiicherweise sagt W i l l k o m m von dieser Art, 1. c.
S. m : proxima Cl. repando, führt dann aber doch eine Reihe von
Merkmalen auf, durch weiche Cyclamen repandum von Cyclamen
balearicum sich wesentlich unterscheidet, betont jedoch nicht die
Hauptunterschiede, welche darin bestehen, dass die bei Cyclamen ba­
learicum sehr verschieden geformten und gefärbten Blätter schon im
Herbst lange vor den Blüten erscheinen, während sie dies bei Cy­
clamen repandum erst im Frühjahr kurz vor den Blüten thun. Na­
mentlich ist die Färbung der Blumenkrone bei Cyclamen balearicum
durch die schmutzigviolett auf weissem Grunde gestreiften Zipfel sehr
von den leuchtend karminroten Zipfeln des Cyclamen repandum ver­
schieden und durch diese Färbung überhaupt vor allen andern Cyclamenarten ausgezeichnet. Endlich ist das weite Hervortreten des
Griffels aus der Blumenkrone für Cyclamen repandum sehr charak­
teristisch, im Gegensatz zu Cyclamen balearicum, wo der Griffel aus
dem Schlünde der Blumenkrone kaum hervorragt.
Aus allem dürfte hervorgehen, dass Cyclamen balearicum eine
ganz abgegrenzte Art ist. Die Vereinigung derselben mit Cyclamen
repandum oder die Angabe, dass es eine Varietät von diesem sei,
ist möglicherweise durch das von W i l l k o m m gegebene Habitusbild
veranlasst worden und vielleicht auch dadurch, dass in den Herbarien
Blüten von Cyclamen balearicum und Blätter von Cyclamen repandum
als zusammengehörig angesehen worden.
5. C y c l a m e n cilicicum.
Boiss. e. Heldr.
(Taf. II, Fig. 2 9 — 4 1 . )
Das Material zu den Beobachtungen und Untersuchungen an
Cyclamen cilicicum lieferten neben den wenigen in Herbarien befind­
lichen Exemplaren namentlich lebende Pflanzen aus verschiedenen
Handelsgärtnereien, besonders aber auch Originalpflanzen von den
heimatlichen Standorten der Art in Kleinasien bei Mersina. Uebrigens
mochten auch die aus einigen Handelsgärtnereien bezogenen Knollen
Originalpflanzen sein. Aber durchaus nicht alle unter dem Namen
Cyclamen cilicicum gelieferten Pflanzen zeigten sich als die richtige
Art, wie überhaupt bei der Vertreibung von Cyclamenknollen arge
Irrtümer vorkommen. In der Wissenschaft wird einstweilen nur eine
Pflanzenart mit dem Namen Cyclamen cilicicum bezeichnet, nämlich
die von B o i s s i e r und H e l d r e i c h so benannte.
Die Samen von Cyclamen cilicicum reifen im Frühjahr und gehen,
sogleich gesät, im Herbst, etwa im September, auf. Das erste über
der Erde erscheinende Blatt hat eine rundlich-eiförmige Spreite (II, 29)
mit ganz schwachen Einkerbungen; seine Oberseite ist gleichmässig
dunkelgrün, ohne alle Zeichnung, die Unterseite grün mit rötlichem
Anflug. An zwei Keimlingen zeigten sich zwei ganz gleich gestaltete
gegenüberstehende Blätter, welche man als die ausnahmsweise zu
zweien ausgebildeten Cotyledonen halten könnte. Ende Oktober hat
das Knöllchen schon kugelige Gestalt und besitzt nur in der Mitte
der Unterseite kleine Faserwurzeln. Ende Mai des nächsten Jahres
ziehen dann die Knöllchen ein, und selten ist bis dahin an ihnen
noch ein zweites Blatt mit mehr länglicher Spreite als das erste er­
schienen. Bei diesem langsamen Wachstum kamen die kultivierten
Pflanzen erst einige Jahre nach der Aussaat zum Blühen, und so wird
in der freien Natur die Blühreife wahrscheinlich noch später eintreten.
Zu dieser Zeit haben die Knollen eine plattgedrückte Gestalt
(II, 31), welche überall, auch bei den Originalknollen, einen regel­
mässigen Umfang hatte, was wohl daher rührt, dass diese Art nicht
in steinigem Boden, sonderm in lockerem Erdreich wächst. Die Ober­
fläche ist dunkelbraun, was von einem Filz dicht stehender Büschel*haare herrührt, welche diese A r t mit mehreren anderen gemein hat
und welche hier meist zwölf mehrzellige A r m e besitzen. Im Zu­
sammenhange mit dieser Haarbekleidung steht es, dass die Wurzeln
allein von der Basis der Knolle dicht um das erste Würzelchen herum
entspringen und niemals auf höher gelegenen Stellen die pelztragende
Oberfläche der Knolle durchbrechen.
A u f der Oberseite der Knolle entwickeln sich an dem in der
Mitte stehenden vegetativen Spross dicht hintereinander die Laub­
blätter, und dieser Spross wächst nur ganz langsam in die L ä n g e ;
an keinem Hessen sich einstweilen Seitenzweige beobachten. Die
Blätter, welche im Herbst nach den ersten Blüten erscheinen, kriechen
mit ihren Stielen in der Erde eine Strecke mehr oder weniger hori­
zontal fort, auch in dem Falle, wo die Knolle nicht sehr tief in der
Erde liegt. Die Blattspreiten (II, 30) haben einen fast kreisrunden
Umriss, abgesehen von der Stelle, wo der Blattstiel ansitzt, und wo die
beiden Ohren dieser Stelle kaum oder meist garnicht übereinander greifen.
Die Blattspitze ist fast immer ahgerundet und nie so vorgezogen, wie
dies manchmal bei Cyclamen europaeum der Fall ist. Der Rand hat
nur ganz kleine, weitläufig gestellte Zähne, welche meist kaum her­
vortreten (II, 30 a). A u f der Oberseite sind die Blätter dunckelgrün
und haben in der Mitte eine hellgrüne, nicht sehr silberige Zone, in
welche das Dunkelgrün der Basis an den Nerven entlang hinein sich
zieht, während dieses helle Grün bis zum Rande des Blattes die
letzten Nerven begleitet. Die hellgrüne Zone ist übrigens bei den
verschiedenen Individuen verschieden stark ausgebildet, manchmal,
sind nur einzelne getrennte Silberflecke vorhanden. Die Unterseite
d«r Blätter ist schmutzig-violettgrün bis dunkelviolett.
Die Zellen der Blattoberseite sind kaum über deren Oberfläche
hervorgewölbt, so dass hier die Blätter weder einen fettigen, noch
einen sammetartigen Glanz zeigen. Die Seitenwände dieser Zellen
sind nicht geschlängelt, schwach verdickt, mit Porenkanälen ver­
sehen. Nur ganz wenige Keulenhaare sind auf dieser Oberseite zer­
streut. Unter ihr liegt nur eine einzige Schicht von Palissadenzellen,
im Gegensatz zu den in Form ähnlichen Blättern von Cyclamen
europaeum, wo deren zwei sind; dann folgt wie dort eine Schicht
Trichterzellen und nun das Schwammparenchym. Die Oberhaut der
Blattunterseite besteht aus Zellen, deren Seitenwände sehr stark ge­
buchtet sind, an den Ausbuchtungen aber keine Verdickungen zeigen,
wie bei manchen anderen Cyclamenarten; auch hat die Aussenseite
keine Cuticularstreifen. Die Zellen sind mit rotem Saft erfüllt. Weiter
finden sich auf der Blattunterseite viele Spaltöffnungen mit sehr
grossen Schliesszellen und nur spärliche Keulenhaare.
Der Rand der Blätter wird aus farblosen, knorpeligen Zellen
gebildet, welche unregelmässige Gruppen von Cuticularstreifen zeigen. In
unregelmässigen Entfernungen, je nach den Endigungen der Gefässbündel, liegen auf den sehr schwach vorspringenden Blattzähnchen seichte
Vertiefungen und in jeder einige sehr grosse Wasser spalten. Bei
der Nervatur strahlen von der Basis des Mittelnervs je zwei Nerven
aus, aber auch der Mittelnerv hat zwei stark hervortretende Seitennerven.
Die Verzweigungen aller dieser Nerven gehen alle schliesslich in die
Blattzähne aus. A u f der Unterseite des Blattes sind die Nerven
schwach über dessen Oberfläche erhaben, auf der Oberseite liegen sie in
sehr seichten Vertiefungen. Die Anatomie der Blätter von Cyclamen
cilicicum zeigt einen Zusammenhang mit ihrer Dauer, wenn man sie
mit dem Blattbau des immergrünen Cyclamen europaeum vergleicht,
dessen Blätter sonst in Form denen von Cyclamen cilicicum sehr ähnlich
sind. Unfehlbar gehen sie hier gegen den Sommer hin zu Grunde.
Ehe sie im Oktober wieder erscheinen, treten an den Pflanzen
die ersten Blüten über die Erde, welche dann fortfahren sich zu ent­
wickeln, bis in die Zeit hinein, wo die ersten Blätter sich vollständig
entfaltet haben, Hierdurch ist vielleicht die A n g a b e von B a k e r
1. c. S. 339 entstanden, dass die Blätter bei Cyclamen cilicicum sich
zugleich mit den Blüten entfalten sollen, was nur in beschränkter
Weise richtig ist. In den Herbarien finden sich von Cyclamen cili­
cicum sowohl Exemplare mit Blüten allein an den Knollen, als auch
mit Blüten und Blättern zugleich.
Die Stile der Blüten kriechen an ihrem unteren Teile nur
wenig im Boden entlang und erheben sich meist gerade aufrecht
aus der Mitte der Knolle; sie erreichen über der Erde eine
Länge bis zu 7 cm und die geruchlosen Blüten (II, 32) hängen an
ihnen bei dem Aufgehen mehr oder weniger senkrecht abwärts.
Die Kelchblätter (II, 34 und 35) sind lanzettlich, scharf zugespitzt
und ganzrandig, unterscheiden sich also wesentlich schon durch
die Form von dem sonst in der Form der Laubblätter so ähn­
lichen Cyclamen europaeum (I, 27 und 28). Sie sind auf dem
Rücken und am Rande mit ziemlich tief gespaltenen Keulenhaaren
bedeckt und hierdurch bräunlich gefärbt. Sie zeigen drei feine nach
der Spitze zulaufende Streifen, von denen der mittlere am stärksten
ausgebildet ist. Diese Streifen rühren von drei Gefässbündeln her,
welche ganz unverzweigt das Innere der Kelchblätter durchziehen
und auch an der Innenseite dieser durchscheinen. Durch ihre Unverzweigtheit sind sie für die A r t besonders charakteristisch.
Die Röhre der Blumenkrone ist kugelig-glockig (II, 33), nach
der Basis der Zipfel zu etwas verengert. Diese Zipfel sind gerade
nach aufwärts gebogen und erreichen in der erwachsenen Blüte eine
Länge bis zu 2 cm; sie sind allmählich zugespitzt, an ihrer Umbiegungsstelle ohne alle Oehrchenbildung, nur gegen Ende der Blüte­
zeit zeigt sich manchmal ein Anfang hierzu. Sie sind so gedreht,
dass oberhalb ihrer Hälfte die eine scharfe Seite nach dem Centrum
der Blüte gerichtet ist. Ihr Hauptteil ist rosa gefärbt, manchmal im
Anfang dunkler als nach längerer Blütezeit, bei einigen Individuen
schon zu A n f a n g ziemlich hellrosa, doch niemals ganz weiss, wie
dies B a k e r 1. c. S. 339 in seiner Diagnose angiebt, welche wahr­
scheinlich nach getrocknetem Material gemacht worden. A n ihrem
Grunde haben sie zwischen den hellrosa Rändern einen manchmal an
seiner Basis etwas gespaltenen dunkelkarminroten Streifen, welcher
allmählich in das hellere R o s a der Zipfel in feinen Streifen über­
geht (II, 36). A n der Umbiegungsstelle sind die Zipfel entweder ganz
hellrot und erst an diese hellere Stelle schliessen sich im Innern der
Blumenkronröhre zwei karminrote Streifen an, oder — was meistens
beobachtet wurde — der dunkle Fleck an der Basis der Blumenkronzipfel geht direkt in diese beiden sich allmählich verschmälernden
Streifen über (II, 37). In noch anderen Fällen treten in der Blumen­
kronröhre zwischen dem Ansatz der Zipfel noch je zwei weitere
karminrote Streifen auf, welche nach dem Innern der Röhre zu
zusammenschmelzen. E s sind dies alles individuelle Verschieden­
heiten der einzelnen Pflanzenstöcke; die Blumenkronen der einen zeigen
konstant in den verschiedenen Jahren hintereinander diese, die der
anderen constanst jene Färbung an der Basis der Blumenkronzipfel,
Die Staubgefässe (II, 38 u. 39) haben kurze Filamente, sind also
nicht so sitzend wie bei Cyclameh europaeum (I, 32). Ihre Antheren
sind langgestreckt und gehen in eine scharfe Spitze aus, an welcher
sie sich in der Weise, wie bei den anderen Cyclamenarten öffnen.
Die beiden hierbei sich bildenden Zungen sind nicht sehr stark nach
aussen und innen umgebogen. A n ihrer Basis lassen die Antheren
zwischen sich kleine Spalten, durch welche ein Insektenrüssel ein­
dringen kann. Die Farbe der Antheren ist ganz rein gelb im Gegen­
satze zu vielen anderen Cyclamenarten. Die Warzen, welche sie auf
dem Rücken bedecken, sind zweizeilig oder einzellig (II, 40), je nach­
dem sie mehr nach der Basis oder mehr nach der Spitze der Antheren
zu stehen.
Der Griffel tritt nicht weit aus dem Antherenkegel und auch
nur wenig über den Schlund der Blumenkrone hervor (II, 32 u. 33);
er ist ganz weiss; an der abgestumpften glatten Spitze trägt er die
nicht sehr vertiefte Narbenhöhlung.
Wenn die Befruchtung eingetreten — was bei den in unseren
Gegenden meist im Gewächshause nötigen Kulturen nicht gut ge­
schieht, wie schon A t k i n s angiebt, hingegen bei Freilandkultur leicht
vorkommt — so rollen sich die Blütenstiele auf, teils die sich bil­
dende Frucht umringelnd, teils sie auch freilassend. Nach Massgabe
des Wachstums der Frucht vergrössern sich auch die Kelchblätter ein
wenig, namentlich durch Verbreiterung ihrer Basis. Die Kapsel selbst
nimmt die Gestalt einer nur schwach plattgedrückten Kugel bis zu
10 mm im Durchmesser an (II, 41) und zeigt auf braungrünem
Grunde dunkelbraune Streifchen, welche, wenn der Grund mehr und
mehr dunkler wird, sich kaum mehr erkennen lassen, so dass nun die
ganze Kapsel fast gleichmässig dunkelbraun erscheint. Wegen der
zahlreichen auf ihr noch befindlichen abgestorbenen Keulenhaare ist
sie nicht glänzend, sondern sammetartig. Die in ihr enthaltenen
Samen bieten nichts Bemerkenswertes.
Nach dieser eingehenderen Beschreibung ist die Diagnose von
Cyclamen cilicicum folgende:
Knollen plattgedrückt, mit Büschelhaaren bedeckt, nur von der
Mitte der Unterseite bewurzelt.
Beblätterte Sprosse nur von der Mitte der Knollenoberseite
entspringend, kurz. B l ä t t e r zum Sommer v e r d o r r e n d , erst nach
den ersten Blüten im H e r b s t neu e r s c h e i n e n d ; ihre S p r e i t e fast
k r e i s r u n d , nie zugespitzt, am Rande sehr schwach gezähnt, ihre
Oberseite dunkelgrün mit zusammenhängender oder unterbrochener
Silberzone; Unterseite schmutzig-violett.
Blüten vor den ersten Blättern im Herbst erscheinend, geruch­
los. K e l c h z i p f e l lanzettlich, lang zugespitzt mit drei unver­
z w e i g t e n N e r v e n . Blumenkronröhre kugelig-glockig, Z i p f e l l a n g
zugespitzt, am Grunde ohne O e h r c h e n b i l d u n g , h e l l - r o s e n r o t ,
an Basis dunkler Fleck, A n t h e r e n k u r z g e s t i e l t , l a n g g e s t r e c k t ,
rein g e l b . Griffel kaum aus dem Blumenkronschlunde hervorragend,
mit abgestumpfter Narbenspitze.
Fruchtstiel sich spiralig aufrollend, Kapsel kugelig.
Heimat: in den Bergen von Cilicien.
Die Art ist kaum mit einer anderen zu verwechseln. Wenn sie
auch in den Blättern mit Cyclamen europaeum einige Aehnlichkeit
hat, so unterscheidet sie sich doch von diesem durch das Absterben
der Blätter gegen den Sommer, ferner durch die langgezogenen,
hellrosa Blumenkronzipfel, wodurch sie sich auch namentlich von den
gleichfalls in den Blättern ähnlichen Arten: Cyclamen ibericum und
Coum unterscheidet, welche ausserdem niemals vor dem Erscheinen
der Blätter blühen. Auch die drei ganz unverzweigten Nerven der
Kelchblätter sind sehr charakteristisch und zeichnen Cyclamen cilicicum vor allen anderen Cyclamenarten aus.
6. C y c l a m e n ibericum S t e v .
(Taf. III, Fig. 1—26.)
Das Cyclamen ibericum Stev.. welches auch als Cyclamen Coum
var. ibericum Boiss. bezeichnet wird, kommt nicht nur in den bota­
nischen und Handelsgärten, sondern auch in den Herbarien meistens
unter dem Namen Cyclamen Coum mit oder ohne den Autornamen
Miller vor, von welchem es aber durchaus specifisch verschieden ist.
Das eigentliche Cyclamen Coum Mill, ist in den Herbarien und Gärten
sehr selten, und wenn man die in letzteren so bezeichneten Pflanzen
sich kommen lässt, so erhält man entweder das Cyclamen ibericum
Stev. oder die unter dem Namen Cyclamen Atkinsi an anderen Orten
bezeichneten Bastarde zwischen C. Coum und ibericum. Andere in der
Litteratur, weniger in Herbarien vorkommende Bezeichnungen des
Cyclamen ibericum sind: C. caucasicum Willd. C. vernum Sweet,
C. Coum var. vernum Regel, C. vernale K . Koch, C. elegans Busse,
C. Coum Duby, sogar C. europaeum Ledeb. Der Grund, wes­
wegen man vielfach C. ibericum mit C. Coum zusammengeworfen
hat, liegt wahrscheinlich darin, dass die wenigsten das echte C. Coum
gesehen haben, welches sich leicht mit C. ibericum zu den unter dem
Namen C. Atkinsi verbreiteten Pflanzen bastardiert, namentlich wenn
es im Freien gezogen wird. Aber schon B a k e r (Gard. Chron. 1883,
S. 307) sagt: Speaking of 30 years experience Mr. Atkins finds C.
ibericum and Coum keep their Charakters when grown apart, but
cross readely spontaneously when grown near together. Auch im
botanischen Garten zu Freiburg hielten sich die Nachkömmlinge von
C. ibericum und die von C. Coum vollständig rein bei der Fort­
pflanzung, während die Nachkömmlinge der Kreuzungen, d. h. von
C. Atkinsi, in verschiedenster Weise variierten. Auch kommen viel­
leicht in der Heimat beider Arten Bastarde zwischen ihnen vor,
welche nun entweder als C. Coum oder als C. ibericum in die Her­
barien und Gärten gelangt sind und dort für Uebergangsstufen
zwischen beiden Arten gehalten wurden, so dass man sich veranlasst
sah, beide Arten miteinander zu vereinigen.
Das lebende Material zu den Untersuchungen an Cyclamen
ibericum kam aus einer grossen Reihe von Gärten in Deutschland,
Holland, England und Italien, wie schon angedeutet, meist unter dem
Namen C. Coum. Einige von diesen mögen Originalpflanzen ge­
wesen sein, so besonders auch die von der Firma Damann & Co. in
St. Giovanni a Teduccio bei Neapel bezogenen. Durch Herrn E .
Hartmann wurde die Art aber direkt auf heimatlichem Boden in
Syrien gesammelt und zwar auf der Passhöhe zwischen Andora und
Zahle in einer Meereshöhe von 1350 m an einem Standort, welcher
erst einige Tage vorher schneefrei geworden war, wo aber doch
schon am 3 1 . März mehrere Exemplare in Blüte standen.
Die Kapseln reifen ihre Samen im Frühjahr, letztere gehen
aber, wie die anderer Cyclamenarten, erst im August oder September
auf, auch wenn sie sogleich nach der Reife gesät werden. Auch
hier wird, wie bei den anderen Cyclamenarten, schon ehe der Keimling
mit einem Blatte über die Erde tritt, aus den Stoffen des Sameneiweisses die Knolle angelegt. Dieselbe ist zuerst länglich und ganz
weiss und hat auf ihrer Oberfläche einige wenige Keulenhaare (III, 2),
welche aber sehr früh verdorren, woran sich Uebergangsbildungen
zu Büschelhaaren schliessen (III, 3 u. 4), welche als braune Pünktchen
sich kenntlich machen. Erst nach Anlage dieser Knolle tritt das
erste Blatt über die Erde und seine Spreite wirft leicht die braune
Samenhaut ab. Diese Spreite ist mehr oder weniger rundlich und
zeigt an Basis und Gipfel nur eine schwache Einkerbung, sonst ist sie
ganzrandig; auf der Oberseite ist sie gleichmässig dunkelgrün gefärbt,
ohne alle hellere Zeichnung, auf der Unterseite rotbraun angehaucht.
Bald wird nun die Knolle kugelig, bedeckt sich mit einem Pelz von
Büschelhaaren (III, 6) und entwickelt aus sich in der ersten Wachs­
tumsperiode noch ein oder zwei Blätter, welche dem ersten ganz
gleich gestaltet sind und ebensowenig wie dieses auf ihrer Oberseite
eine hellere Zeichnung zeigen, welche für die Blätter der mehr er­
wachsenen Pflanze charakteristisch ist.
An dieser ist die Knolle, welche im Laufe der Jahre einen
Durchmesser bis zu 9 cm erreichen kann, aus dem kugeligen, durch
überwiegendes Dickenwachstum mehr oder weniger plattgedürckt
geworden (III, 1). Die Wurzeln entspringen an ihr immer nur aus
dem Centrum der Unterseite und zwar in verhältnismässig geringer
Anzahl, aber mit vielen sehr feinen Verzweigungen; niemals treten
sie aus höheren Stellen der Knolle hervor, auch wenn die alten
Wurzeln durch vollständiges Austrocknen ganz abgestorben sind. Die
jungen Wurzelteile sind ganz dicht mit Haaren besetzt, wie es scheint
von zweierlei A r t : die einen sind nur kegelige Papillen, die anderen
sind langgezogen und haben eine kopfige, wie es scheint ausscheidende
Spitze.
Die beblätterten Sprosse erheben sich aus der Mitte der oberen
Knollenhälfte und sind meist ganz kurz, wenigstens bei den kulti­
vierten Exemplaren; an älteren Originalknollen sind sie hingegen
auch oft mehr oder weniger verlängert, namentlich findet man solche
verlängerten Sprosse an den Exemplaren der Herbarien. Nach
kurzer, im Erühling in unseren Kulturen eintretender Vegetationsruhe
der Pflanze beginnen ihre Blätter schon im Sommer wieder zu er­
scheinen und erreichen schon bis zum Oktober ihre vollständige Aus­
bildung ehe noch eine Blütenknospe über der Erde erschienen ist.
Die Blattstiele haben auch hier, wie bei vielen anderen Cyclamenarten, das Bestreben, eine Strecke weit im Boden entlang zu
kriechen, so dass die meisten in einiger Entfernung von der Knolle
mit ihrer Spreite über die Erde treten, bei Topfkultur dicht am Rande
des Topfes. Sie sind innerhalb sowie oberhalb der Erde drehrund,
also auf der Oberseite ohne Rinne, hingegen zeigt sich eine solche
Rinne auf der Oberseite des ihre Mitte durchziehenden Gefässbündelstranges. Auch hier haben die Stiele innerhalb der Erde einen bedeu­
tend geringeren Durchmesser als über der Erde.
Die Blattspreiten (III, 7) sind nierenförmig bis verkehrt-herzförmig,
in verschiedenen Uebergangsstufen, welche durch die veschiedene Gestalt
an der Spitze und an der Basis hervorgebracht werden: die Spitze ist ent­
weder abgerundet, mit oder ohne kleine Ausrandung, oder sie ist etwas
mehr vorgezogen, hat aber auch dann meist eine kleine Ausrandung. Die
beiden Lappen der Basis, welche immer abgerundet, nie zugespitzt sind,
zeigen verschiedene Entfernung voneinander; nur selten greifen sie ein
wenig übereinander. Der Blattrand ist ohne alle bemerkenswerte Vor­
sprünge, hat aber ganz schwach hervortretende Stellen, welche ihrerseits
eine ganz seichte Einbuchtung zeigen (III, 7 a), wodurch er in grossen
Gegensatz zu vielen anderen Cyclamenarten tritt; manchmal ist er in
der Ebene etwas gewellt. Bei Cyclamen Coum ist der Blattrand hin­
gegen fast ganz gerade und zeigt im Unterschiede von Cyclamen
ibericum an den Enden der Blattnerven seichte Einbuchtungen
(III, 29 a). Die Oberfläche der Blattspreiten ist dunkelgrün, von etwas
vertieften Nerven durchzogen, welche von der Blattbasis ausstrahlen
und sich zum Rande hin verzweigen. Zwischen diesen Nerven ist
eine Zone von hellgrünen oder silberigen Flecken (III, 7) in sehr ver­
schiedener Ausbildung vorhanden: bald sind die Flecken nur klein
und scharf abgegrenzt, bald grösser mit verschwommenen Rändern,
bald findet sich eine ununterbrochene helle Zone, in welcher nur die
hindurchgehenden Nerven durch ihr Dunkelgrün hervortreten. Nie
fehlen die hellen Stellen ganz, während sie bei Cyclamen Coum
(III, 29) überhaupt nie vorkommen. Beim Trocknen der Blätter werden die
hellen Zeichnungen mehr oder weniger unkenntlich; dies ist vielleicht
auch einer der Gründe, weswegen man in den Herbarien meistens
das Cyclamen ibericum unter dem Namen C. Coum findet. Die ver­
schiedene Zeichnung der Blattoberseiten ist bei den einzelnen Indivi­
duen des Cyclamen ibericum in den verschiedenen aufeinanderfolgenden
Jahren eine gleiche. — Die Blattunterseite zeigt die verschiedensten
Nuancen zwischen reinem Violett und schmutzigem Violettgrün.
Der anatomische Bau der Blätter entspricht ihrer, anderen Cyclamenarten gegenüber, grösseren Zartheit. Die Zellen der oberen
Seite sind nach aussen nur ganz schwach gewölbt, so dass hier weder
ein Sammetglanz noch ein besonders ausgesprochener Fettglanz
sich zeigt; ihre geraden Seitenwände sind nur ganz schwach verdickt
und auf den Aussen wänden verlaufen nur kurze Cuticularstreifen,
welche von den Ansatzstellen der wenigen Keulenhaare strahlig
ausgehen. Unter den Oberhautzellen folgt dann nur eine einzige
Palissadenschicht, nicht deren zwei, wie bei vielen anderen Cyclamenarten: schon die zweite Schicht besteht aus mehr oder weniger
trichterförmigen Zellen, an welche sich dann sogleich das Schwammparenchym anschliesst. Die Oberhaut der Blattunterseite besteht aus
Zellen mit sehr stark geschlängelten Seitenwänden; auf den Aussenwänden sind wurmartige Cuticularverdickungen; der Inhalt ist ein mehr
oder weniger dunkelvioletter Saft. Die Spaltöffnungen sind zahlreich,
Keulenhaare wenig vertreten. Der Blattrand wird dadurch etwas
knorpelig und hell, dass hier stark verdickte und farblose Zellen
liegen. An den Enden der Gefässbündel zeigt der Blattrand ganz
seichte Vertiefungen in ganz schwachen, den geraden Umriss des
Blattes im allgemeinen nicht beeinflussenden Erhebungen (111,7 a); in diesen
Vertiefungen liegen mehrere Wasserspalten. Alle Elemente der Blatt­
spreite sind viel kleiner als bei anderen Cyclamenarten, mit robusteren
Blättern, namentlich dem sehr nahe verwandten Cyclamen Coum.
Die duftlosen Blüten erscheinen erst nach vollständiger Aus­
bildung der Blätter, in der Heimat der Pflanze wahrscheinlich schon
vor Einbruch dss Winters, wo sie diesen dann teils im Knospenzustand
und unter dem Schnee geschützt überdauern, um hierauf bei dem
Schmelzen des letzteren im Frühjahre sogleich weiter zu blühen. Es
lässt sich dies aus der oben S. 42 erwähnten Beobachtung von E .
Hartmann schliessen. Bei unseren Kulturen kommen die Blüten
manchmal schon im November hervor, und die Blütezeit dauert dann
bis Ende März.
Ebenso wie die Blattstiele kriechen auch die Blütenstiele eine
Strecke in der Erde fort, ehe sie mit den Knospen über dieselbe
treten, welche, schon ehe sie aufgehen, mit ihrem Gipfel gerade nach
abwärts zeigen (III, 8). Die Kelchblätterr (III, 11) sind lanzettlich
allmählich zugespitzt, an der Basis nicht verschmälert, wie dies bei
Cyclamen Coum (III, 33) der Fall ist; sie sind vollständig ganzrandig,
am Rande mit braunen Keulenhaaren dicht besetzt, auf dem Rücken
weniger. Ihre braunrote Farbe wird hauptsächlich dadurch hervor­
gebracht, dass zwischen den chlorophyllhaltigen Zellen solche mit
violettem Safte liegen. Die Nervatur (III, 11) ist nur von der Innen­
seite aus deutlicher zu sehen: es treten an der Basis fünf gebräunte
Stränge in ziemlich gleichen Entfernungen voneinander in das Blatt,
wo sie fast parallel verlaufen, der mittlere meist ganz unverzweigt,
von den seitlichen der eine oder andere am Ende sich gabelnd.
Die Blumenkronröhre ist länglich (III, 10), etwa 5 mm lang, am
Basalteil ein wenig angeschwollen, am Schlünde etwas verengert;
aussen ist sie weiss, innen nach dem Schlünde zu hellrot mit ver­
schiedenen, sogleich zu besprechenden karminroten Strichen. Die
Zipfel sind breiteiförmig, an der abgerundeten Spitze manchmal
schwach gezähnt; an der verschmälerten, senkrecht nach oben um­
gerollten Basis sind sie ohne alle Oehrchenbildung. Auch sie sind
beim Aufgehen der Blüten, wie bei den anderen Cyclamenarten, viel
kleiner als später. Bei ganz geöffneter Blüte sind sie tief gefurcht in
der Mitte (III, 12), wobei ihr, wenn man auf die hängende Blüte
sieht, linker Rand sich viel weiter nach aussen umgebogen- hat, als
der rechte, so dass die aneinanderliegenden Ränder verschiedener
Zipfel, wenn man von unten in die Blüte sieht, sehr verschieden gross
erscheinen. Der Hauptteil der Zipfel ist karminrot gefärbt, mit einer
Neigung zum Violetten. Die Zeichnung an der Basis (III, 13) ist
schwer mit Worten zu beschreiben: auf einem hellen, oft ganz
weissen Grunde schliesst sich hier ganz scharf ein dunkelkarminroter
Fleck an, welcher nach der Spitze des Zipfels zu in dessen helleres
Karmin sich abschattiert. Nach der Basis des Zipfels zu gehen von
diesem dunklen Fleck drei scharf durch Bogenlinien getrennte Spitzen
durch den helleren Schlundteil dem Innern der Blumenkronröhre zu,
welche ihrerseits eine Strecke lang von dunkelroten Streifen ver­
schiedener Gestalt durchzogen wird. Es würde zu weit führen, alle
die letzteren Verschiedenheiten näher zu beschreiben und auch von
keinem besonderen Interesse sein; einige derselben sind in den
Figuren 13, 14 und 15 auf Tafel III dargestellt; nur so viel sei be­
merkt, dass diese Verschiedenheiten in der Färbung des Blumenkronschlundes für die einzelnen Individuen nach mehrjährigen
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