Dieses Porträt eines Männchens zeigt schön die Marmorierung des Kopfes. Ein aquaristisch neuer Buntbarsch aus Gabun: Oreochromis schwebischi (SAUVAGE, 1884) Uwe Werner Seit einigen Monaten pflege ich ein Pärchen von Oreochromis schwebischi, einem ausgesprochen hübschen mütterlichen Maulbrüter aus Westafrika, der offensichtlich keine aquaristische Vergangenheit hat, so dass man über ihn weder in Büchern noch im Netz Bilder oder verlässliche Informationen findet. Wissenschaftlich ist die Art aber schon seit 1884 bekannt, als Sauvage sie als Hemichromis schwebischi - das ArtEpithethon ehrt den Sammler - aus dem Ogowe-River bei Franceville beschrieb. Dieser auch Ogooué geschriebene Fluss gilt als der viertgrößte Fluss Afrikas, ist ausgesprochen wasserreich und etwa 1200 km lang, fließt von der Republik Kongo durch Gabun und entwässert dort nahezu das ganze Land, bevor er bei Port Gentil in den Golf von 58 Guinea mündet. Die Typuslokalität von O. schwebischi liegt im äußersten Südosten des Landes, doch ist die Art auch im Nyanga (im Süden Gabuns und im Norden der Volksrepublik Kongo), Kouilou-Niari und Chiloango (im Westen der Volksrepublik Kongo) nachgewiesen. Das legt die Vermutung nahe, dass die Art im gesamten Ogowe verbreitet ist. Meldungen aus Gambia, dem Senegal und Guinea gelten dagegen als zweifelhaft, weshalb es keinen Sinn macht, vom „Senegal-Buntbarsch“ (Internet) zu sprechen. - Die hier vorgestellten Tiere sollen übrigens aus dem Ivindo stammen, dem größten Zufluss zum Ogowe in Zentral-Gabun. Die Art ist mehrfach beschrieben und verwechselt worden. Heute geht man davon aus, dass es sich bei Melanogenes microcephalus (non GÜNTHER & BLEEKER) SAUVAGE 1884, Tilapia lata (non GÜNTHER) BOULENGER 1899, T. flavomarginata BOULENGER 1899, T. heudeloti (non DEMÉRIL) PELLEGRIN 1908 und T. andersonii (non CASTELNAU) BOULENGER 1912 immer um O. schwebischi handelt. Was die Gattungszugehörigkeit angeht, ist die Art auch als Paratilapia und Tilapia geführt worden. Artmerkmale und bemerkenswerte Ähnlichkeiten Charakteristische Artmerkmale sind (nach TREWAVAS, 1983, wo man auch genauere Angaben zur Biologie der Art findet) 27 bis 29, meist 28 Wirbelknochen und 28 oder 29, seltener auch 30 Schuppen auf der Seitenlinie und 20 bis 25 untere Kiemenrechen. Die Schwanzflosse ist leicht eingebuchtet. DCG-Informationen 46 (3): 58-65 weist eine frappierende Übereinstimmung auf. Das ändert sich erst, wenn die Männchen geschlechtsreif werden und dann feste, einspitzige Kieferzähne entwickeln, die es bei S. galilaeus niemals gibt, und ausfärben. Die Färbung der Männchen und das große Geschlechtsorgan der Männchen ohne Anhänge und der Fortpflanzungsmodus, das Maulbrüten im weiblichen Geschlecht, sind allerdings Oreochromistypisch. Geschlechtsreife Männchen von Oreochromis schwebischi sind prächtig gefärbt. Die Rachenzähne sind außerordentlich dicht mit feinen Zähnen besetzt, die „Klinge“ des Knochendreiecks ist lang ausgezogen. Bei noch nicht geschlechtsreifen Tieren ist das Maul klein, während bei erwachsenen Männchen die Kiefer vergrößert sind; die obere Stirnlinie verläuft dann konkav. Die äußeren Kieferzähne sind zweispitzig, die inneren bei noch nicht geschlechtsreifen Exemplaren und Weibchen dreispitzig. Bei geschlechtsreifen Männchen werden dann aber alle Kieferzähne einspitzig! Die Geschlechtspapille der Männchen, die zu den so genannten Geißeltilapien mit einem als Gelegeattrappe dienenden Genitalanhang ge- hören, ist in zwei fleischige Läppchen eingebettet (zit. als Übersetzung aus TREWAVAS 1983: 492), und ihre Rücken- und Schwanzflosse sind purpurn ge-streift bzw. getüpfelt, und der Rücken-flossensaum hebt sich hellrot ab. Trewavas meint, man könne die Art vielleicht auch als Sarotherodon führen, denn bis auf die geringere Wirbelund Schuppenzahl entspricht die Morphologie der von Sarotherodon galilaeus, so dass noch nicht geschlechtsreife Tiere der beiden Arten im Grunde identisch aussehen. Auch die Bezahnung jugendlicher Exemplare Das Maul ist breit, mit breiten und deutlich sichtbaren Zahnleisten. DCG-Informationen 46 (3): 58-65 Die von Trewavas geschilderte Färbung entspricht übrigens genau der Farbgebung der von mir gepflegten Fische. Es bleibt anzumerken, dass sich die Männchen dieser Art erst spät ausfärben, dass Jungfische 6 bis 8 Vertikalbinden und einen deutlichen Tilapia-Fleck zeigen, der bei 95 mm SL (Standardlänge) noch immer ausgeprägt und auch noch um 108 mm SL schwach zu sehen ist. Pflege im Aquarium Oreochromis schwebischi ist ein Großcichlide, der viel Platz beansprucht. Das ist nicht nur wegen seiner Größe und Bewegungsfreude der Fall, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass das Männchen großflächige Laichkrater anlegt und deren Umfeld gegen andere Fische verteidigt. Für die Pflege auf längere Zeit sind daher sicher nur Aquarien mit einem Mindestmaß von 1,50 m Kantenlänge und 500 Liter Fassungsvermögen geeignet, die man mit Steinen und Wurzeln versteckreich einrichtet. Es müssen aber auch hinreichend freie Sandflächen vorhanden sein, damit das Männchen seine Nester anlegen kann. Dass ein wirkungsvoller Filter vorhanden sein muss, versteht sich sicher von selbst. Es wäre ungerecht, die Art als aggressiv zu bezeichnen. Weibchen verhalten sich anderen Fischen gegenüber eher indifferent, was aber nicht für laichwillige Männchen gilt, da diese ihren Laichplatz verteidigen und andere Fische nicht nur aus dessen unmittelbarer Nähe, sondern auch aus dem weiteren Umfeld verjagen. Und dann 59 Wenn die Männchen graben, nehmen sie ihr „Schaufelmaul“ voll Sand und spucken ihn am Rand ihrer Laichgrube wieder aus. kann das Aquarium gar nicht groß genug sein. Bei mir jedenfalls drängte das Männchen vor dem Laichen für ein paar Tage alle anderen Fische in einer Ecke zusammen, obwohl das Aquarium 2,40 m lang war und 800 Liter Wasser fasste! Immerhin kann ich guten Gewissens behaupten, dass es beim Verjagen blieb und dass es auch sein Weibchen nie ernsthaft verletzte. Es balzte dieses zwar ständig an, verfolgte und umschwamm es, biss es jedoch nie. Nach Angaben von Trewavas liegen keine genaueren Untersuchungen darüber vor, wovon sich Oreochromis schwebischi in Freiheit ernährt. Nicht repräsentative Magenuntersuchungen förderten allerdings in erster Linie einzellige und fädige Algen zutage, und auch ihr relativ langer Darm spricht Die etwas kleineren Weibchen sind im Vergleich zum Männchen eher bescheiden gefärbt. 60 dafür, dass sich die Art hauptsächlich von pflanzlichem Material ernährt. Ein weiteres Argument hierfür liefert die seltsame Bezahnung: Sie besteht aus den schon beschriebenen feinen Zähnchen, die zu breiten Bändern angeordnet sind und kaum aus dem weißlichen Zahnfleisch hervorragen. Man kann daher vermuten, dass die Tiere darauf spezialisiert sind, pflanzlichen Aufwuchs abzuweiden. Ob und in welchem Maße sich die Art an höheren Wasserpflanzen vergreift, kann ich nicht sagen, da ich die Fische ausschließlich in unbepflanzten Becken hielt. Ich gehe aber davon aus, dass sie zumindest feinere Gewächse fressen oder wenigstens zerfetzen. Auf jeden Fall nehmen sie nach meinen Erfahrungen im Aquarium jedes industriell hergestellte Futter (Sticks, Pellets, Flockenfutter, Futtertabletten) und schlingen gierig Garnelen, Krill, Mysis und anderes Frostfutter hinunter. Auch lebende und getrocknete Mehlwürmer mögen sie, und gefrostete, wieder aufgetaute Erbsen, Streifen von grünen Gurken und Salat verschwanden zumindest nach und nach. DCG-Informationen 46 (3): 58-65 Bei der Balz führen die Männchen eine Art „Kopfstand“ aus und präsentieren sich dem Weibchen. Das Männchen umschwimmt das Weibchen und lockt es zum Laichplatz. Um zu imponieren, stellt das Männchen die Flossen auf und senkt den Mundboden. In leichter Seitenlage präsentiert das Männchen die Genitalpapille. Wenn das Männchen nach vorn gleitet, folgt ihm das Weibchen. Das Weibchen hat die auffällige Genitalpapille ständig im Blick. Das Weibchen nähert sich immer weiter... ... und folgt der Papille unmittelbar mit dem Maul. DCG-Informationen 46 (3): 58-65 61 Auch hinsichtlich der Wasserbeschaffenheit stellen diese Buntbarsche wohl kaum Ansprüche. Jedenfalls laichten sie sowohl bei meinem Freund M. Keijman in Holland in recht mineralarmem, 28 °C „warmem“ Wasser mit 5 °dGH, 6 °KH (ca. 250 µS/cm) und pH 6,6, fühlten sich aber auch in meinem Leitungswasser wohl, dessen Härte 15 bis 19 °dGH; 11 bis 15 °KH aufweist und einen hohen pH-Wert (um 7,5) hat. Es könnte sein, dass sie niedrige pH-Werte nicht besonders mögen. Bei mir zeigten sie bei deutlich niedrigeren Temperaturen (23 bis 25 °C) kein Unbehagen und laichten ohne Umschweife. Das passt übrigens zu Feststellungen von LOUBENS 1965 (zitiert nach TREWAVAS 1983), der in den Flüssen und Seen des unteren Ogowe in den Jahren 1960 bis 1962 für den Jahresverlauf 24 bis 32 °C Oberflächentemperaturen maß. Wissenschaftliche Beobachtungen am Ogowe Von diesem Autor stammt auch die Beobachtung, dass die Art hauptsächlich in der langen Trockenzeit (bis zu dreimal von Juni bis September) oder einmal in der kurzen Trockenzeit (im Februar) laicht, und zwar in sandigen oder lehmigen Gruben, die von den Männchen hauptsächlich in 40 bis 80 cm Tiefe angelegt werden, seltener bei einem Meter oder noch tiefer. Es handelt sich um - man lese und staune - kreisförmige Becken mit einem Durchmesser von 115 bis 185 cm, die in der Mitte etwa 20 cm tief sind und einen aufgeschütteten Rand von 7 bis 8 cm haben. In der Mitte befindet sich ein kleinerer, besonders sauberer Bereich, in dem gelaicht wird. Die Laichgruben liegen übrigens dicht beieinander bzw. grenzen aneinander oder überlappen einander sogar teilweise. Loubens gibt weiterhin an, dass sich die Fische tagsüber gar nicht bei den Nestern aufhalten, sondern in tiefere und kühlere Wasserzonen und in weniger stark besonnte Bereiche zuückziehen. Auch wurde nie das eigentliche Laichen beobachtet; es findet 62 Mehrfach verlassen die Fische die Laichgrube, kommen aber schon bald wieder zurück. Beim Einschwenken sieht man deutlich die unterschiedliche Größe der Papillen. wohl während der Dunkelheit statt, was die Ergebnisse des Nachtfischens belegen. Die kleinsten Exemplare, die in der Natur laichen, messen 125 mm SL (Weibchen) bzw. 140 mm SL (Männchen), im Normalfall messen die Partner aber mindestens 140 bzw. 175 mm SL. Der größte Durchmesser der hellbraunen Laichkörner beträgt etwa 3 mm. Es wurden 220 (bei Weibchen von 130 mm SL) bis 575 Eier (bei einem Weibchen von 180 mm SL) festgestellt. Noch größere Weibchen scheinen keine höheren Eizahlen zu produzieren. Nach Angaben von PELLEGRIN (1907, zitiert nach TREWAVAS 1983), der sich auf Feststellungen von Haug berief, soll die Art von August bis Anfang Oktober laichen. Die in 20 bis 60 cm Tiefe angelegten Nester seien 30 bis 100 cm im Durchmesser und 10 bis 30 cm tief. Die Eigröße wird von ihm mit 3,5 - 4,0 x 2,5 – 3,0 mm angegeben. Ich sollte vielleicht anfügen, dass solche Maulbrüter-Eier immer dotterreich und deshalb kräftig gefärbt sind, also weißlich oder gelb bis gelb-orangefarben. Nestbau im Aquarium Bei einer Gesamtlänge um 16 cm begann mein Männchen, das ich zusammen mit nur einem Weibchen hielt, Erneut nimmt das Männchen die Schräglage ein: Das Weibchen wartet noch. DCG-Informationen 46 (3): 58-65 im Bodengrund eine Sandgrube anzulegen, deren nahes Umfeld es allerdings nur zeitweise verteidigte. Die Grube war gewissermaßen angelegt und verfügbar, aber die Tiere laichten noch lange nicht. Die flache Grube mochte einen Durchmesser von 25 bis 30 cm haben. Das Männchen hatte sie von allen größeren Steinchen gereinigt, indem es alles grobe Material an den Rand der Grube geschafft hatte. Ich denke, dass durch die Größe der Eier vorgegeben ist, bis zu welcher Korngröße die Steinchen in der späteren Laichgrube verbleiben können: Sie dürfen keinesfalls so groß sein, dass sie das Weibchen mit den Eiern verwechseln kann, und so besteht die gesäuberte Fläche in der Regel aus feinem Sand, von dem sich die Laichkörner deutlich abheben. Das Männchen hielt sein Nest im Grunde fortwährend „in Schuss“, was bedeutet, dass es täglich neu hineingewirbelten Schmutz oder Steinchen wegschaffte. Es legte aber nie mehrere Nester gleichzeitig an oder gab das alte für ein neues auf. Auch zeigte es keine sehr starke Bindung an das Nest, hielt sich also dort stets nur kurzzeitig für „Aufräumarbeiten“ auf und schwamm dann die meiste Zeit des Tages wie die anderen Fische überall im Aquarium umher. Das Weibchen setzt zum Laichen an, und diesmal folgt ihm das Männchen. Mit Beginn des Nestbaus tritt übrigens die Genitalpapille schon ein Stück hervor. Sie ist leuchtend weiß, vier bis fünf Millimeter breit und hat ein stumpfes, abgerundetes Ende. Auch die Papille des Weibchens ist weiß, aber und das erstaunte mich - deutlich unauffälliger und schmaler. Die Balz des Männchens Während der Balz intensiviert sich beim Männchen die Färbung deutlich, während das Weibchen im Grunde immer gleich grau-oliv aussieht und sich auch später während der Brut- Nach dem Laichen kontrolliert das Weibchen die Grube, ob es noch ein paar Eier übersehen hat. DCG-Informationen 46 (3): 58-65 pflege nicht umfärbt. Aber beim Männchen schillert die Grundfärbung des Rückens von der Oberlippe bis zum Ende der Dorsale nun kräftig blaugrün, während die Schuppen hellere, aber auch metallisch glitzernde Zentren haben. Ihre Basis ist dunkel, am Rücken braun mit orangefarbenen Einschlüssen, darunter blassbraun, dann kräftig dunkelbraun, wobei sich die Dunkelfärbung zu den Schuppenecken hin verlagert. Im unteren Körperbereich sind dann die vor allem am Hinterkörper kräftig gelblichen Schuppen nur vorn oben dunkel akzentuiert. Die orangerot gesäumte Dorsale ist dunkel, mit himmelblauen oder türkisfarbenen Streifen und Tüpfeln und im weichstrahligen Bereich mit leuchtend gelben Flecken. Diese finden sich auch in der braun-roten Afterflosse und in der dunkelrot gesäumten Schwanzflosse, wo die Tüpfel an der Basis gelblich, nach außen hin bläulich funkeln. Während die Oberlippe blaugrün schillert, ist die Unterlippe weiß, was übrigens auch für die Grundfärbung der Kehle, des Kiemendeckels der Brust und der gesamten Bauchregion gilt, wo die Marmorierung und Schuppenflecke weniger braun, sondern eher grau sind, aber dennoch einen schönen Kontrast bilden. Die langen Bauchflossen und die hartstrahligen Bereiche der Afterflosse sind ebenso wie die Iris hübsch blaugrün. 63 Fische unterbrochen - das Laichen, und zwar tagsüber, im Laufe des Vormittags. Leider verpasste ich den eigentlichen Laichakt, während ich für eine halbe Stunde nicht anwesend war, und schließe aus dem kurzen Zeitraum, der den Fischen zum Laichen verblieb, dass sie - wie etwa auch Oreochromis spilurus - zwar schubweise laichen, den Großteil der Eier aber in ein oder zwei Portionen absetzen, so dass die Paarung recht schnell vorbei ist. Das Weibchen hat seine - schon recht großen - Jungfische entlassen. Hier nimmt das Weibchen ein paar drängelnde Jungfische auf. So präsentiert sich das Männchen dem Weibchen, wobei es meist den Kopf etwas nach unten richtet, und lockt es mit gespreizten Flossen durch Führungsschwimmen und schlängelnde Bewegungen des Hinterkörpers zum Laichplatz. Dort umschwimmt es das Weibchen und führt, wenn es mit ihm auf gleicher Höhe ist, in leichter Schräglage einen Schwanzschlag aus, wobei es häufig den Mundboden senkt. Natürlich wiederholt sich das Spiel viele Male, bis das Weibchen tatsächlich folgt. Zwischendurch wird es aber auch immer wieder vertrieben, was selbst dann noch geschieht, wenn es schließlich am Laichplatz erscheint. Gebissen wurde 64 es bei mir aber nie, und oft blieb es dann längere Zeit – ruhig wartend – in der Nähe des Nestes, bis die Fische schließlich laichten. Ablaichen und Maulbrutpflege Das Ablaichen ließ aber noch Tage auf sich warten. Als es dann kurz bevorstand, war das Männchen besonders aufgeregt und scheuchte alle Fische aus dem näheren Umfeld des Nestes und balzte in der schon beschriebenen Art besonders heftig. Dann folgte eine etwa zweistündige Phase des Scheinlaichens und schließlich - immer wieder durch Angriffe des Männchens auf andere Ich gehe also davon aus, dass der Laichakt wie bei O. spilurus verläuft, den ich vor Jahren beobachtet und wie folgt in der DATZ (1995) beschrieben habe: „Die Fische schwenkten über die bei ovophilen Maulbrütern häufig zu beobachtende T-Stellung in eine Parallelstellung ein und laichten Seite an Seite, wobei sich das Maul des kleineren Weibchens etwa auf Höhe der Brustflosse des Männchens befand. Das Weibchen schwenkte nach der Eiablage sofort zurück und saugte den Laich ein, so daß man die Eier kaum zu Gesicht bekam. In der Schlußphase des Geschehens wurden keine Eier mehr abgesetzt, doch gab das Männchen deutlich sichtbar Sperma ab. Für den Bruchteil einer Sekunde sah man die weißliche Milch, die wie ein schleimiger Faden aussah und vom Weibchen ebenfalls aufgelutscht wurde.“ Nach dem Ablaichen balzte das Männchen das Weibchen noch häufig an, verhielt sich ihm gegenüber aber durchaus friedlich und jagte es keinesfalls hin und her. Dennoch suchte das brutpflegende Weibchen ruhige, seltener frequentierte Bereiche des Aquariums auf; zumeist war es gar nicht weit von der Wasseroberfläche hinter einer aufragenden Wurzel zu finden. Dort stand es und „mümmelte“, bewegte also den Laich im Maul hin und her. Wenn ich Futter ins Becken gab, kam es zwar hervor, drehte aber stets wieder ohne zu fressen ab. Wie auch bei Trewavas zu lesen, fastete es bis zum Entlassen der Jungfische, was je nach der Temperatur des Wassers unterschiedlich lange dauern kann. DCG-Informationen 46 (3): 58-65 Einzelne Jungfische versuchen auch, am Auge einzuschwimmen. Bei mir bewegten sich die Temperaturen um 24 °C, waren also eher niedrig, und so wartete ich 12 Tage, bis ich das Weibchen fing und in ein kleines Glasbecken umsetzte. Ich wollte ihm einerseits ersparen, seine Babys in dem doch dicht besetzten Aquarium entlassen zu müssen, wollte andererseits aber natürlich auch ein paar Jungfische aufziehen. Doch obwohl ich mich bemühte, das Tier nur ganz kurzfristig aus dem Wasser zu heben, spuckte es den Großteil der Larven aus. Diese waren zwar schon deutlich entwickelt, aber noch nicht schwimmfähig. Sie rutschten unbeholfen auf dem Glasboden des kleinen Aquariums herum und machten kaum Anstalten, sich zum Maul des Weibchens zu orientieren. Die Mutter stand derweil verschreckt in einer Ecke und unternahm ihrerseits nichts, um die Kleinen aufzusammeln. Ich ließ sie trotzdem bei ihren Kleinen und hatte Glück: Am nächsten Tag hatte sie offensichtlich alle Larven aufgenommen und erbrütete sie in der Folgezeit vorbildlich. Es dauerte dann noch weitere 6 Tage, bis sie die Jungfische entließ. Ihre Zahl schätzte ich auf etwa 120. Ich hatte gehofft, die Mutter bei der Aufnahme der Babys ins Maul fotografieren und spektakuläre Bilder machen zu können, aber weder bettelten die Jungen bei meiner Annäherung mit der Kamera um Einlass, noch bot sich die Mutter zur Aufnahme an. Wenn ich an die Scheibe klopfte, zog sich die Mutter stattdessen zurück und versteckte sich, was zur Folge hatte, dass manchmal ein paar der Jungen folgten, aufgenommen werden wollten und auch tatsächlich – für einen Moment - ins Maul durften. Während der ersten Nächte sammelte das Weichen allerdings immer alle oder zumindest fast alle - Jungfische ein. Wenn die Jungfische aus dem Maul der Mutter entlassen werden, messen sie (wieder nach Angaben von TREWAVAS) 15 bis 17 Millimeter SL und erreichen 15 Tage später zwischen 23 und 32 mm SL. Nach einem Jahr sind die Weibchen etwa 145 mm, die deutlich schneller wachsenden Männchen um 185 mm groß. Diese Größe erreichen Weibchen erst zweijährig. In der Natur werden Männchen selten größer als 270 mm, während Weibchen meist nur um 220 mm erreichen. Im Einzelfall können die Fische aber 300 mm SL und ein Gewicht von 1130 g (Männchen) bzw. 245 mm und 630 g (Weibchen) erreichen. Das von mir abgebildete Paar hat eine geschätzte Gesamtlänge von 17 bzw. 15 Zentimetern. Literatur SAUVAGE, H.E. (1884): Note sur des poissons de Franceville, Haute Ogooué. Bull. Soc. Zool. Fr. 9: pp. 193-198. TREWAVAS, E. (1983): Tilapiine fishes of the genera Sarotherodon, Oreochromis and Danakilia. British Mus. Nat. Hist., London, UK. 583 pp. WERNER, U. (1995): Ein Maulbrüter aus Kenia: Oreochromis spilurus. DATZ (48) 8: 4 8 8 492. Wenn die Jungfische vom Weibchen entlassen werden, sind sie voll entwickelt und wachsen schnell und problemlos heran. DCG-Informationen 46 (3): 58-65 65