Erwin Geschonneck

Werbung
Erwin Geschonneck
(ANg, 1999-417)
* 27.12.1906 (Bartenstein/Ostpreußen)
1930–1933 Schauspieler in Berlin; 1929 KPD-Mitglied; 1933
Emigration nach Prag; 1939 Verhaftung; KZ Sachsenhausen;
KZ Dachau; Oktober 1944 KZ Neuengamme; Überlebender der
„Cap Arcona“; 1946 Hamburger Kammerspiele; 1949 DDR;
1949–1955 Berliner Ensemble; seit 1949 Filmarbeit bei der DEFA.
KZ-Gedenkstätte Neuengamme | Reproduktion nicht gestattet
2
Erwin Geschonneck
Erwin Geschonneck
Erwin Geschonneck
Als Erwin Geschonneck 1996 seinen 90. Geburtstag
feierte, ehrten die Feuilletons der großen deutschen Tages­
zeitungen nicht nur den bedeutenden Theater- und
Filmschauspieler, sondern sie zollten auch dem Menschen
Respekt: „Er gehört zu den Kämpferischen, Knorrigen,
idealistisch Ge(sinnten), die viel auf sich nehmen, um sich
und ihren Überzeugungen treu zu bleiben. Er war immer
einer, der Autorität ausstrahlt und auch etwas von der List
derer, die sich durchzuschlagen gelernt haben.“
(Thomas Thieringer in der „Süddeutschen Zeitung“ vom
27. Dezember 1996.)
3
4
Erwin Geschonneck
Geboren wurde Erwin Geschonneck am 27. Dezember 1906
als jüngstes Kind eines Flickschusters im ostpreußischen
Bartenstein (heute: Bartoszyce, Polen). Das Geld, das der
Vater verdiente, reichte nur selten, um die Familie aus­
reichend zu ernähren. Drei seiner Geschwister starben kurz
nach ihrer Geburt. Nur seine Schwester Käthe und sein
Bruder Bruno blieben am Leben. Als Erwin Geschonneck
zwei Jahre alt war, zog der Vater mit der Familie nach Berlin,
um dort bei der Wach- und Schließgesellschaft zu arbeiten.
Der Orts- und Berufswechsel brachte jedoch keine Verbes­
serung der Lebensverhältnisse mit sich. Erwin Geschonneck
schlief nachts in dem Bett, in dem sein Vater, der oft
betrunken heimkam, tagsüber lag. Erwins Mutter starb an
Tuberkulose, als er drei Jahre alt war. Der Junge litt wie
so viele andere unterernährte Kinder, die aus dem Arbeiter­
milieu stammten, an Rachitis. Außerdem hatte er Kopfläuse,
weil die hygienischen Verhältnisse in der Wohnung in der
Berliner Ackerstraße schlecht waren. Erwin Geschonneck
kommentierte später die frühen Jahre mit folgenden Worten:
„Ich war immer unruhig. Ich wollte nicht klebenbleiben in
der Misere, in der ich groß geworden bin.“
Aus der Volksschule am Koppenplatz entlassen, fing der
13-jährige Erwin Geschonneck bei einem Bankhaus als
Laufbursche an. Eine Berufsausbildung absolvierte er jedoch
Erwin Geschonneck
nicht. 1923, als die Inflation ihren Höhepunkt erreichte,
verlor er seinen Arbeitsplatz. Von nun an schlug er sich als
Gelegenheits- und Hilfsarbeiter durchs Leben. So war er
unter anderem Hilfsfahrstuhlführer im Kaufhaus Hermann
Tietz (später Hertie) und Hilfstischler beim Zirkus Busch.
In der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre entwickelte sich sein
politisches Bewusstsein. Er wurde Mitglied des Arbeiter­
sportvereins „Fichte“ und stieg schnell zum Leiter des
Arbeiter-Athletenbundes Berlin-Kreuzberg auf.
1929 trat Erwin Geschonneck der KPD bei. Er besuchte
die Marxistische Arbeiterschule (MASCH) und belegte Kurse
über historischen und dialektischen Materialismus.
Seine Begabung, Menschen mit Liedern und Schauspiel zu
unterhalten, machte er sich bei seiner politischen Arbeit,
die immer stärker sein Leben bestimmte, zunutze. Er schloss
sich dem „Arbeiter-Chor Groß-Berlin“ an und trat mit
diesem regelmäßig auf. Einmal vertrat er sogar Ernst Busch
bei einer Veranstaltung. Während er Arbeiterlieder sang,
begleitete ihn der später berühmt gewordene Komponist
Hanns Eisler am Klavier. Erwin Geschonneck wirkte auch
bei Agitprop-Gruppen der KPD und der Internationalen
Arbeiterhilfe (IAH) mit. Im „Sturmtrupp links“ agitierte er
während einer Wahlkampagne zur Reichspräsidentenwahl
1932 für den Kandidaten Ernst Thälmann. Er lernte, Kunst
5
6
Erwin Geschonneck
als Waffe im proletarischen Kampf einzusetzen. So orga­ni­sierte er sozialistisches Kabarett an der von Erwin Piscator
geleiteten „Jungen Volksbühne“. 1932 wirkte er unter
anderem mit bei der Uraufführung von Johannes R. Bechers
Versepos „Der große Plan und seine Feinde“.
Den Nationalsozialisten galt Erwin Geschonneck als gefähr­
licher roter Agitator. Im August 1933 verließ er Deutschland.
Zusammen mit jüdischen Schauspielerkollegen ging
er zunächst nach Polen. Dort wurde er wegen eines „Pass­
vergehens“ in die Tschechoslowakei abgeschoben.
Ende 1934 schlug er sich nach Moskau durch, wo Gustav
von Wangenheim mit emigrierten Schauspielern ein deutsches Theater gründen wollte. Nachdem erste Theater­
projekte gescheitert waren, wurde er Mitglied der deutsch­
sprachigen Kolchostheater in Dnjepropetrowsk und
Odessa. Zum Repertoire gehörten Klassiker und moderne
sowjetische Stücke. Nach seiner Ausweisung aus der
UdSSR kehrte er nach Prag zurück, wo er erst Mitwirkender
und dann Leiter der antifaschistischen „Freien Deutschen
Spielgemeinschaft“ wurde, die sogar über ein kleines
Orchester verfügte. Nach dem Einmarsch der deutschen
Wehrmacht in die Tschechoslowakei nahm ihn die SS am
31. März 1939 beim Versuch, über Polen nach London
zu fliehen, fest.
Erwin Geschonneck musste Gestapo-Verhöre über sich
ergehen lassen. Für einen Monat blieb er in einem Unter­
Erwin Geschonneck
suchungsgefängnis in Troppau (Opava), dann kam er in
das Polizeipräsidium am Alexanderplatz in Berlin; von dort
wurde er in das KZ Sachsenhausen eingeliefert. Hier
arbeitete er im Kommando Klinkerwerk, später transportierte
er Leichen. Als die Durchführung von Kulturveranstaltungen
im Lager erlaubt wurde, war er an „bunten Abenden“
beteiligt und las zum Beispiel das Märchen „Des Kaisers
neue Kleider“ von Hans Christian Andersen, das als eine
Persiflage auf das „Dritte Reich“ gedeutet werden konnte.
Im März 1940 wurde er mit einem Invalidentransport in
das KZ Dachau gebracht. Einige Zeit gehörte er zu einem
Außenkommando des Lagers in Bad Tölz und baute zusam­
men mit anderen KZ-Häftlingen einen Schießstand. In
Dachau war er Blockältester im Block 26, im so genannten
„Pfaffenblock“. 1943 gestattete die SS-Lagerleitung den
Gefangenen die Einstudierung und Aufführung des von
dem Häftling Rudolf Kalmar geschriebenen Theaterstücks
„Die Blutnacht auf dem Schreckenstein oder Ritter Adolars
Brautfahrt und ihr grausiges Ende oder Die wahre Liebe
ist das nicht“. Das Stück konnte, ohne allzu deutlich zu werden, als Abrechnung mit der Diktatur Hitlers verstanden
werden. Erwin Geschonneck spielte unter den Augen der
SS-Leute, die bei der Aufführung in der ersten Reihe saßen,
die Hauptrolle in dem Theaterstück, den Ritter Adolar.
Im Oktober 1944 kam Erwin Geschonneck in das KZ Neuen­
gamme. Hier freundete er sich mit dem tschechischen
7
8
Erwin Geschonneck
Komponisten Emil F. Burian an und arbeitete, wann immer
sich die Gelegenheit ergab, mit ihm zusammen. Erwin
Geschonneck sang, Emil Burian begleitete ihn am Klavier.
Zu ihrem Programm gehörten unter anderem Auszüge
aus Brecht/Weills „Dreigroschenoper“. Zur Weihnachtsfeier
1944 führte Emil Burian zusammen mit Erwin Geschonneck
ein eigenes Stück auf, den „Song von der Kuhle“. Bei der
Evakuierung des Lagers im April 1945 wurde Erwin Geschon­
neck zusammen mit über 4000 Häftlingen auf den einstigen
Passagierdampfer „Cap Arcona“ in der Lübecker Bucht
gebracht. Als das Schiff nach der Bombardierung durch die
britische Luftwaffe sank, gehörte Erwin Geschonneck zu
den wenigen Häftlingen, die überlebten.
Die Kunst sorgte für Kontinuität in Erwin Geschonnecks
Leben. Sein erstes Engagement nach der Befreiung hatte er
1946 an den Hamburger Kammerspielen unter der Leitung
von Ida Ehre. 1947 spielte er den „Kabarettdirektor, der
mutig sein möchte, aber dann doch lieber feige ist“ in der
Erwin Geschonneck
Uraufführung von Wolfgang Borcherts „Draußen vor der
Tür“. 1949 wurde er von Helene Weigel und Bertolt Brecht
als Matti in „Herr Puntila und sein Knecht Matti“ am Berliner
Ensemble engagiert. Das Theater am Schiffbauerdamm
war bis Mitte der 1950er-Jahre seine künstlerische Heimat.
Erwin Geschonneck entschied sich für ein Leben in der
DDR. Er übernahm auch Propaganda-Rollen in DEFA-Filmen
und arbeitete partiell mit dem Ministerium für Staats­
sicherheit zusammen, was aber nicht bedeutete, dass er sich
völlig anpasste und auf eine eigene Meinung verzichtete.
Er blieb auch im Alter ein kritischer Geist und ein unbe­que­
mer Parteigenosse. Die sechs KZ-Jahre versuchte er zu
verarbeiten, indem er wiederholt darüber berichtete, so
unter anderem auch in seiner Autobiografie „Meine
unruhigen Jahre“ (1984). 1993 erhielt der eindrucksvolle
Charakterdarsteller für seine Verdienste um die deutsche
Kultur das Filmband in Gold der Bundesrepublik Deutsch­
land. Erwin Geschonneck lebt heute in Berlin.
9
10
Erwin Geschonneck
Erwin Geschonneck als Foto­
modell für John Heartfield.
Aus: John Heartfield: Krieg im Frieden.
Fotomontagen zur Zeit 1930–1938,
München 1972.
In der Zeit seines Prager Exils lebte Erwin Geschonneck
zusammen mit anderen Emigranten in einer Wohnung in
der Peterska ulica. Zu seinen Mit­bewohnern zählte auch
John Heartfield (eigentlich Helmut Herzfeld, 1891–1968),
der als Mitbegründer der Berliner Dada-Gruppe berühmt
geworden war und die Fotomontage zum politischen
Agitationsmittel entwickelt hatte. Erwin Geschon­neck diente
ihm einmal als Modell für eine Fotomontage, die den Titel
trägt „Wie im Mittelalter – so im Dritten Reich“. Die Montage,
die im Mai 1934 in der „Arbeiter-Illustrierten Zeitung“ (AIZ)
erschien, vergleicht die Qualen, die ein im Mittelalter
aufs Rad geflochtener Mann erleiden musste, mit den Leiden
eines Nazi-Opfers. Für den von den Nazis gequälten Mann,
der auf einem Hakenkreuz liegt, stand Erwin Geschonneck
Modell.
Erwin Geschonneck
11
12
Erwin Geschonneck
Erwin Geschonneck
In seiner Autobiografie berichtet Erwin Geschonneck,
wie John Heartfield ihn fotografiert hat:
Es war sehr heiß, als wir die Aufnahmen machten. Wir
gingen auf das Dach eines kleinen, niedrigen Hauses, auf
dem Johnny von Genossen ein Holzgestell hatte errichten
lassen, denn er brauchte ungefähr die Haltung des
Körpers. Dieses Holzgestell war ein Kreuz, natürlich nicht
so ein Hakenkreuz wie auf der Montage, sondern ein
Holzkreuz, und ich mußte mir schon die Mühe machen –
und das war ziemlich beschwerlich –, mich daraufzulegen.
Es war etwa einen Meter über dem Boden, und ich
mußte die ganze Zeit nackt darauf liegen, bis er mit seiner
Leica alles mehrere Male fotografiert hatte.
Aus: Erwin Geschonneck: Meine unruhigen Jahre,
Berlin 1984, S. 59.
13
14
Erwin Geschonneck
Über die Misshandlungen im KZ Neuengamme berichtete
Erwin Geschonneck später:
Auch in Neuengamme durften wir von Zeit zu Zeit Briefe
schreiben und Post empfangen. So schrieb ich nach
Wien an einen ehemaligen Häftling, den ich in Dachau
kennengelernt hatte, einen Journalisten. [...] Als ich ihm
nun aus Neuengamme schrieb, deutete ich leichtsinniger­
weise an, daß hier ein schärferer Wind als in Dachau
wehe. Das komme wohl von der nahen See. Ein Leicht­
sinn, denn die Briefe gingen selbstverständlich alle
durch die Zensur.
Wie ich zu dieser Unvorsichtigkeit gekommen bin, ist mir
heute noch unklar. Sie hat mich sehr viel gekostet. Denn
am übernächsten Morgen nach dem Zählappell kam
plötzlich Lagerführer Thumann mit dem Rapportführer
und zwei Scharführern auf meinen Block. Ich meldete
vorschriftsmäßig die Stärke des Blocks. Thumann blickte
mich mit seinen eiskalten Augen an, kam auf mich zu,
und während er sich seine Lederhandschuhe anzog, sagte
er zu mir: „Was hast du Vogel in deinem Brief geschrieben?“
Ich war völlig überrascht von seiner Frage, da ich nicht
annahm, daß ich etwas Gefährliches geschrieben hatte.
„Für dich wird jetzt auch ein schärferer Wind wehen,
du Vogel!“ Darauf versetzte er mir einen Schwinger, daß
ich sofort umfiel. Wir wußten, daß Thumann früher Boxer
gewesen war. Ziemlich langsam kam ich wieder hoch
und stellte mich erneut vor ihm in Positur. Ich mußte
Erwin Geschonneck
herausbekommen, wie er es denn gern hätte, ob ich liegen­
-bleiben sollte oder aufstehen. Er holte wieder aus, schlug
zu, und ich blieb diesmal stehen. Schließlich ging er.
Jeden Morgen nach dem Zählappell bekam ich wohl­gezielte
Schläge von ihm. Er fand immer irgendeinen Grund für
seine Prügel. Mal war an der großen verzinkten Kelle, die
ich zum Essenausgeben brauchte, ein Wassertropfen
geblieben, und er schlug mir die Kelle mehrere Male auf
den Kopf. Mal wurde der Bettenbau beanstandet, mal
waren die Handtücher in den Schränken nicht ordentlich
genug gefaltet. So viele Schläge wie in Neuengamme
von Thumann habe ich in allen sechs Jahren meiner Haft­
zeit nicht bekommen. Und wenn er mich schlug, sagte
er immer: „Bilde dir nicht ein, du Vogel, daß ich dich
ablösen werde“ – er meinte damit, daß ich nicht in ein
anderes Kommando käme –, „aber in die Strafkompanie
bringe ich dich doch noch!“
Als ich nach meiner Befreiung 1945 in Hamburg am Curio­
haus-Prozeß gegen die SS-Wachmannschaft aus Neuen­
gamme teilnahm, hatte ich eine tiefe Genugtuung, als
dieser Sadist von den Engländern zum Tode durch den
Strang verurteilt und hingerichtet wurde.
Aus: Erwin Geschonneck: Meine unruhigen Jahre,
Berlin 1984, S. 115–117.
15
16
Erwin Geschonneck
Gedenkfeier in Neustadt-Pelzerhaken am 6. Mai 1945 mit
Vertretern des internationalen
Häftlingskomitees und britischen
Offizieren. Von links: Vertreter
Norwegens (unbekannt), Sergej
Awrosejew (Sowjetunion),
Captain Pratt (Großbritannien),
Iwan A. Gerassimenko, Wassilij
Bukrejew (Sowjetunion), Erwin
Geschonneck (Deutschland),
I. I. Gordejew, Gubanow, Antonow (alle Sowjetunion).
(ANg, 1981-67)
Erwin Geschonneck
Berechtigungs-Bescheinigung
für Lebensmittelkarten.
(Geschonneck-Archiv,
Stiftung Akademie der Künste Berlin)
17
18
Erwin Geschonneck
Erwin Geschonneck
In einem Brief vom 18. November 1995 berichtet Erwin
Geschonneck über seine Rückkehr zum Theater:
Sechs Jahre Haft in KZ-Lagern lagen hinter mir, zuletzt in
Neuengamme bei Hamburg, dann mit 4000 Häftlingen
auf dem Schiff „Cap Arcona“ eingesperrt. […] Nun war ich
1945 in Hamburg. Mein sehnsüchtigster Wunsch war,
auf einer deutschen Bühne richtig Theater zu spielen. Ich
irrte umher, vom Besenbinderhof, wo jetzt das Schauspiel­
haus war, das alte Haus war zerstört, zum Thalia Theater,
zu Maertens. Doch wie dort gespielt wurde, mochte
ich nicht, äußerlich, pathetisch – und Schwänke waren
auch nicht mein Fall. Da hörte ich von einem neuen
Theater in der Hartungstraße, und die Direktion hatte eine
Jüdin, Ida Ehre, eine Schauspielerin. Ich sah mir eine
der ersten Aufführungen an. „Frau Warrens Gewerbe“ mit
Ida Ehre und Hilde Krahl. Das war was für mich. Hier
wollte ich mein Glück versuchen und vorsprechen. Nach
langem Warten, das Vorzimmer voll hungriger Schauspieler,
durfte ich auf die Bühne. Es war furchtbar, mein Herz
klopfte bis zum Zerspringen. Da plötzlich, eine freundliche
Stimme aus dem Dunklen. Nichts sah ich, nur die warme,
angenehme Stimme hörte ich: „Herr Geschonneck, ich
habe von Ihnen gehört, Sie brauchen mir nichts vorzu­
sprechen, Sie haben bei den Nazis gelitten, auch ich durfte
in der Nazizeit keine Bühne betreten, das Vorsprechen
wäre auch für Sie zu anstrengend. Neben mir sitzt Helmut
Käutner, mein Erster Regisseur. Wir werden Sie aus­
probieren.“ Mir war ganz komisch zumute, ich weinte fast
vor Glück. [...] Die Hamburger Kammerspiele waren in
den vierziger Jahren damals das Beste in Deutschland.
Aus: Ulrich Tukur/Ulrich Waller (Hg.):
Nichts als Theater. Die Geschichte der Hamburger
Kammerspiele, Hamburg 2003, S. 54.
19
20
Erwin Geschonneck
Erwin Geschonnecks Bühnenrollen nach 1945 (Auswahl)
Uraufführung von Wolfgang
Borcherts Stück „Draußen vor
der Tür“ an den Hamburger
Kammerspielen (1947). Neben
Erwin Geschonneck spielt Luise
Franke-Booch.
(Privatarchiv Erica Schramm)
1946
Bürovorsteher, Kellner, Ein Herr
in „Die weiße Weste“
Autor: Heinrich Spoerl
Regie: Wolfgang Liebeneiner,
Produktion: Hamburger Kammerspiele
1947
Homer in „Wir sind noch einmal
davongekommen“
Autor: Thornton Wilder
Regie: Helmut Käutner
Produktion: Hamburger Kammerspiele
Gregers Werle in „Die Wildente“
Autor: Henrik Ibsen
Regie: Eduard Marks
Produktion: Hamburger Kammerspiele
Ein Kabarettdirektor in
„Draußen vor der Tür“
Autor: Wolfgang Borchert
Regie: Wolfgang Liebeneiner
Produktion: Hamburger Kammerspiele, Uraufführung
1948
Boanerges, Handelsminister
in „Der Kaiser von Amerika“
Autor: George Bernard Shaw
Regie: Erich Pabst
Produktion: Hamburger Kammerspiele
Peter in „Romeo und Julia“
Autor: William Shakespeare
Regie: Bruno Hübner
Produktion: Hamburger Kammerspiele
Kolumbus in
„Die Chinesische Mauer“
Autor: Max Frisch
Regie: Ulrich Erfurth
Produktion: Hamburger Kammerspiele, deutsche Erstaufführung
Erwin Geschonneck
1949
Matti in „Herr Puntila
und sein Knecht Matti“
Autor: Bertolt Brecht (nach
Er­zählungen von Hella Wuolijoki)
Regie: Erich Engel, Bertolt
Brecht
Produktion: Berliner Ensemble
1950
Prochor B. Chrapow in
„Wassa Schelesnowa“
Autor: Maxim Gorki
Regie: Berthold Viertel
Produktion: Berliner Ensemble
1951
Metzger Wassili Jefimowitsch in
„Die Mutter“
Autor: Bertolt Brecht
Mitarbeit: Slatan Dudow, Hanns
Eisler, Günther Stark, Günther
Weisenborn (frei nach Motiven aus Maxim Gorkis Roman)
Regie: Bertolt Brecht
Produktion: Berliner Ensemble
Wehrhahn in „Biberpelz
und roter Hahn“
Autor: Gerhart Hauptmann
(in der Bearbeitung des
Berliner Ensembles)
Regie: Egon Monk
Produktion: Berliner Ensemble
Feldprediger in „Mutter Courage
und ihre Kinder“
Autor: Bertolt Brecht
Regie: Bertolt Brecht,
Erich Engel
Produktion: Berliner Ensemble
1952
Adam in „Der zerbrochene Krug“
Autor: Heinrich von Kleist
Regie: Therese Giehse
Produktion: Berliner Ensemble
Pedro in „Die Gewehre
der Frau Carrar“
Autor: Bertolt Brecht
Regie: Egon Monk,
Bertolt Brecht
Produktion: Berliner Ensemble
Programm der Hamburger
Kammerspiele in der Spielzeit
1948/49.
(Privatarchiv Erica Schramm)
21
22
Erwin Geschonneck
Bischof in „Der Prozeß der
Jeanne d’Arc zu Rouen 1431“
Autorin: Anna Seghers
(in der Bearbeitung des
Berliner Ensembles)
Regie: Benno Besson, Bertolt
Brecht
Produktion: Berliner Ensemble
Filmplakat zu „Das Beil von
Wandsbek“.
(BArch, PLAK 105/237 ©DEFA-Stiftung)
1953
Grossmann in „Katzgraben“
Autor: Erwin Strittmatter
Regie: Bertolt Brecht
Produktion: Berliner Ensemble
1954
Don Juan in „Don Juan“
Autor: Molière (in der Übersetzung und Bearbeitung des
Berliner Ensembles)
Regie: Benno Besson
Produktion: Berliner Ensemble
Georgi Abaschwili in
„Der kaukasische Kreidekreis“
Autor: Bertolt Brecht
Regie: Bertolt Brecht
Produktion: Berliner Ensemble
1959
Macheath (genannt Mackie Messer) in „Die Dreigroschenoper“
Autor: Bertolt Brecht
Regie: Benno Besson
Produktion: Volkstheater
Rostock
1960
Russek in „Der Kandidat“
Autor: Carl Sternheim
Regie: Fritz Wisten
Produktion: Volksbühne Berlin
Erwin Geschonneck
Erwin Geschonnecks Filmrollen nach 1945 (Auswahl):
1949
Kriminalbeamter in „Liebe 47“
Autor: Wolfgang Liebeneiner
(nach dem Schauspiel „Draußen
vor der Tür“ von Wolfgang
Borchert und Motiven von
Kurt Joachim Fischer)
Regie: Wolfgang Liebeneiner
Produktion: Filmaufbau GmbH,
Göttingen
Motes in „Der Biberpelz“
Autor: Robert A. Stemmle
(nach der gleichnamigen Komödie von Gerhart Hauptmann)
Regie: Erich Engel
Produktion: DEFA
1950
Holländermichel in
„Das kalte Herz“
Autoren: Paul Verhoeven,
Wolff von Gordon (nach dem
gleichnamigen Märchen von
Wilhelm Hauff)
Regie: Paul Verhoeven
Produktion: DEFA
1951
Albert Teetjen in „Das Beil von
Wandsbek“
Autoren: Hans Robert Bortfeldt,
Falk Harnack, Wolfgang Staudte, Wenzel J. Lüddecke
(nach dem gleichnamigen
Roman von Arnold Zweig)
Regie: Falk Harnack
Produktion: DEFA
1957
Stahlarm in „Die Abenteuer
des Till Ulenspiegel“
Autoren: Joris Ivens, René Barjeval, Gérard Philipe, Joris Ivens
Produktion: DEFA und Ariane
Film, Frankreich
1960
Kommissar Witting in
„Fünf Patronenhülsen“
Autor: Walter Gorrish
Regie: Frank Beyer
Produktion: DEFA
1963
Krämer in „Nackt unter Wölfen“
Autoren: Bruno Apitz, Frank
Beyer (nach dem gleichnamigen
Roman von Bruno Apitz)
Regie: Frank Beyer
Produktion: DEFA
1967
Otto Brosowski in „Die Fahne
von Kriwoj Rog“
Autor: Hans-Albert Pederzani (nach dem gleichnamigen
Roman von Otto Gotsche)
Regie: Kurt Maetzig
Produktion: DEFA
1970
Otto Quangel in „Jeder stirbt für
sich allein“ (3 Teile)
Autor: Klaus Jörn
(nach dem gleichnamigen
Roman von Hans Fallada)
Regie: Hans-Joachim Kasprzik
Produktion: Fernsehen der DDR
23
24
Erwin Geschonneck
1975
Kowalski in „Jakob der Lügner“
Autor: Jurek Becker
Regie: Frank Beyer
Produktion: DEFA, Fernsehen
der DDR
James Louis Türckheimer in
„Im Schlaraffenland“
Autoren: Lothar Creutz, Joachim
Knauth (nach dem gleichnamigen Roman von Heinrich Mann)
Regie: Kurt Jung-Alsen
Produktion: Fernsehen der DDR
1976
Ehemaliger Offizier in
„Feuerwehrgasse 25“
(„Tüzolto Utca 25“)
Autor: István Szabó
Regie: István Szabó
Produktion: Budapest-Studio,
Ungarische Volksrepublik
1982
Erwin Gregorek in
„Der Mann von der ‚Cap Arcona‘“
Autor: Hermann Herlinghaus
Regie: Lothar Bellag
Produktion: Fernsehen der DDR
Erwin Geschonneck in dem
DEFA-Film „Jakob der Lügner“
(1974).
Foto: Herbert Kroiss.
(BArch, FILMSG 1/20391 ©DEFA-Stiftung)
Erwin Geschonneck
25
Herunterladen