Tageblatt, Ausgabe: Tageblatt, vom: Donnerstag, 5. Juni 2014

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REPORTAGE
Donnerstag, 5. Juni 2014 • Nr. 130
Heute feiert die Stadt Ettelbrück
Uraufführung von „Ons Heemecht“ vor 150 Jahren
Foto: industrie.lu / Apel-Mayer 1959
Konkurrent zu anderen Liedern
Auf dem Vorgänger des ebenfalls heute nicht mehr vorhandenen Kiosks (Pfeil), am Schulplatz,
wurde die Hymne am 5. Juni 1864 uraufgeführt
Am 5. Juni 1864 wurde „Ons
Heemecht“ (spätere Luxemburger Nationalhymne) in Ettelbrück uraufgeführt. Auf das
Konferenzzyklus und das Konzert der „Philharmonie grandducale et municipale d’Ettelbruck“ folgt heute die erste
große Feierlichkeit im Rahmen
dieses 150-jährigen Jubiläums.
ETTELBRÜCK - Heute Morgen
um 10.00 Uhr versammeln sich
die Schüler der Ettelbrücker
Grundschule und der „Ecole privée Sainte-Anne“ im Schulhof
place Marie-Thérèse, um gemeinsam, unter der künstlerischen
Leitung von Rosch Mirkes, „Ons
Heemecht“ zu singen.
Heute vor ganz genau 150 Jahren fand auf dem place MarieThérèse die Uraufführung von
„Ons Heemecht“ statt. Ziel dieser Aktion ist es, den Schülern
die Nationalhymne wieder näher
zu bringen.
Danach
organisieren
die
Grundschüler ein „Boat Race“
auf der Alzette. Der Sieger dieses
Rennens erhält einen Gutschein,
um gemeinsam mit seinen Klassenkameraden einen Tag im Kletterpark in Vianden zu verbringen.
Wanderausstellung
„Ons Heemecht“
Heute Abend wird um 18.30 Uhr
im Foyer des CAPe eine Ausstellung über „Ons Heemecht“ eröffnet, die von der „Ecole privée
Sainte-Anne“, dem „Lycée classique de Diekirch“ und dem „Cercle philatélique“ zusammengestellt wird. Die Dekoration im
Foyer wird vom „Lycée technique agricole“ realisiert.
Im Juli wird die Ackerbauschule ebenfalls ein Blumenbeet in
der Fußgängerzone anlegen, um
an das 150-jährige Jubiläum zu
erinnern. Die Ausstellung wird
noch bis zum 28. Juni für das Publikum geöffnet sein (täglich von
14.00-20.00 Uhr, sonntags geschlossen).
Heute Abend findet außerdem
ein Festkonzert statt, zu dem es
leider keine freien Plätze mehr
gibt. Aufgeführt wird die groß angelegte Kantate von Pierre Nimax
Senior, die aus 13 Variationen
über „Ons Heemecht“ besteht.
Sie beschreibt die wichtigen Ereignisse, an denen die Hymne gesungen und gespielt wird. Die
Komposition orientiert sich am
romantischen Stil und Geist der
Autoren Zinnen und Lentz. Das
Werk wurde 2009 komponiert
und ist dem Großherzog Jean gewidmet. Die Uraufführung fand
am 7. Februar 2010 in der St.Martin-Kirche in Düdelingen
statt.
Weiterer Termin:
20. September
Am 20. September wird nachmittags das Monument „D’Heemechtshand“ im Beisein vom
Großherzog und der Großherzogin eingeweiht. Anschließend
finden eine akademische Sitzung
und ein Volksfest in der „Däichhal“ statt.
ZURÜCKGEBLÄTTERT: TAGEBLATT-LEITARTIKEL VOM 23. JUNI 1993
Romain Durlet war vom 2. Januar 1975 bis zu seinem Tod am 28.4.2011 Journalist im Tageblatt.
240 Musiker und 550 Sänger
präsentierten am ersten Luxemburgischen Musikfest
am 5.Juni 1864 in Ettelbrück
zehn verschiedene Kompositionen. Darunter auch die
heutige Nationalhymne
„Ons Heemecht“, die damals
zum ersten Mal nur in der Acappella-Version aufgeführt
wurde.
Den Text dazu schrieb der
berühmte Luxemburger Autor Michel Lentz im Jahre
1859 und die Musik wurde
komponiert von Jean Antoine Zinnen. Erst ein Jahr später wurde das Lied instrumental in Vianden vorgeführt.
„Ons Heemecht“ besteht
aus vier Strophen, wobei nur
die erste und die letzte offiziell anerkannt wurden.
„Ons Heemecht“ war lange
in Konkurrenz mit dem
„Hämmelsmarsch“, dem
„Feierwon“ oder auch der
holländischen Nationalhymne, die aufgrund des derzeitigen Großherzogs, der
gleichzeitig König der Niederlande war, große Popularität genoss.
Was es jedoch von anderen
unterschied, war der Text,
der auf einer Beschreibung
der Natur und religiösen Äußerungen beruhte und daher
im Gegensatz zu einer französischen „Marseillaise“ einen sehr pazifistischen Eindruck macht. Das „Minett“
wird in keiner Strophe erwähnt, weil die Industrialisierung im Süden bis die
1890er noch keine Form genommen hatte. Daher war
diese Gegend nur durch die
„Uelzecht“ im Lied vertreten. Erst 1993 wurden die
erste und letzte Strophe der
„Heemecht“ als offizielle Nationalhymne anerkannt.
Persönlich erstellt für: CAPe Asbl
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Ons Heemecht
Sämtliche vier Strophen
Wou d’Uelzecht durech d’Wisen zéit,
Duerch d’Fielsen d’Sauer brécht,
Wou d’Rief laanscht d’Musel dofteg bléit,
Den Himmel Wäin ons mecht:
Dat ass onst Land, fir dat mer géif
Heinidden alles won,
Ons Heemechtsland, dat mir sou déif
An onsen Hierzer dron.
Ons Heemechtsland, dat mir sou déif
An onsen Hierzer dron.
An séngem donkle Bëscherkranz,
Vum Fridde stëll bewaacht,
Sou ouni Pronk an deire Glanz
Gemittlech léif et laacht;
Säi Vollek frou sech soë kann,
An ’t si keng eidel Dreem:
Wéi wunnt et sech sou heemlech dran,
Wéi ass ’t sou gutt doheem!
Gesank, Gesank vu Bierg an Dall
Der Äärd, déi äis gedron;
D’Léift huet en treie Widderhall
A jidder Broscht gedon;
Fir d’Heemecht ass keng Weis ze schéin;
All Wuert, dat vun er klenkt,
Gräift äis an d’Séil wéi Himmelstéin
An d’A wéi Feier blenkt
O Du do uewen, deem séng Hand
Duerch d’Welt d’Natioune leet,
Behitt du d’Lëtzebuerger Land
Vum frieme Joch a Leed;
Du hues ons all als Kanner schon
De fräie Geescht jo ginn,
Looss viru blénken d’Fräiheetssonn,
Déi mir sou laang gesinn!
Looss viru blénken d’Fräiheetssonn,
Déi mir sou laang gesinn!
Lediglich die erste und die vierte Strophe sind
offiziell als Nationalhymne anerkannt
Michel Lentz
Jean Antoine Zinnen
Als Texter der Luxemburger
Nationalhymne ist der
Schriftsteller und Dichter Michel Lentz auch über 100
Jahre nach seinem Tod noch
ein Begriff in der luxemburgischen Kultur. Unter dem
Pseudonym „M.L.“ schrieb
der bereits damals als Nationaldichter anerkannte,
Staatsbeamte viele der noch
heute wertvollen Werke für
das kleine Großherzogtum.
Lentz wurde am 21. Mai 1820
als Sohn des Luxemburger
Bäckermeisters Jean-Pierre
Lentz und seiner Frau Marguerite Spresser in Luxemburg-Stadt geboren. Nach
seinem Abitur im noch heute
bestehenden Athenäum trat
Lentz 1841 ein einjähriges
Philologie-Studium an der
Brüsseler „Université libre“
an. Im darauffolgenden Jahr
startete er seine langwährende Laufbahn als Staatssekretär in der luxemburgischen Regierung. Hier arbeitete er sich durch die Rechnungskammer bis hin in den
Regierungsrat.
Am 10. September 1851 heiratete der Schriftsteller
Jeanne Reuter, mit der er
drei Kinder bekam: Mathilde,
Elise und Pierre-Mathis-Edmond, der bereits sechs Jahre nach Lentz’ eigenem Tod
verstarb.
Nach seiner langjährigen
Jean Antoine Zinnen war ein
deutsch-luxemburgischer
Komponist, der die Melodie
der „Heemecht“ komponierte.
Geboren am 25. April 1827 in
Neuerburg, zog er nach dem
Tod seiner Mutter im Alter
von sechs Jahren nach Clerf.
Seine ersten Erfahrungen in
der Musik wurden durch seinen Vater, der 1836 den Felser Musikverein gründete,
stark gefördert.
Im Alter von 15 Jahren trat er
Karriere beim Staat erhielt
Lentz 1892 seine Pensionierung. Im darauffolgenden
Herbst, am 8. September
1893, verstarb der zu dieser
Zeit vollständig erblindete
Schriftsteller im Alter von 73
Jahren. Bei seinem Begräbnis hielt der damalige
Staatsminister, Paul Eyschen, persönlich die Grabrede zu Ehren des Nationaldichters. Sein Leichnam
wurde auf dem Liebfrauenfriedhof in Limpertsberg
beigesetzt.
Neben der am 17. Juni 1993
per Gesetz anerkannten Luxemburger Nationalhymne
„Ons Heemecht“, die 1864
durch Johann-Anton Zinnen
vertont wurde, schrieb Michel Lentz noch etliche weitere Gedichte und Lieder.
An diesem Dossier haben
mitgearbeitet:
Roger Infalt, Emily Krier,
Laura Tomassini,
dem Ersten Bataillon des luxemburgischen Militärorchesters bei und wurde 1846
als Hornist erster Klasse und
ein Jahr später als neuer Dirigent dieses Orchesters
ausgezeichnet.
1849 erhielt der junge Musiker die luxemburgische
Staatsangehörigkeit, woraufhin er zum Musikchef
des Zweiten Bataillons aufstieg.
Die drei darauf folgenden
Jahre widmete er gänzlich
der Musik, rückte zum Direktor der Stadtmusik von Luxemburg-Stadt und anschließend zum Direktor des
neuen Staatlichen Konservatoriums auf.
Zinnen vertonte neben der
„Heemecht“ noch weitere
Werke des Luxemburger
Nationaldichters, unter anderem „De Feierwon“.
Nach der damaligen Schließung des Konservatoriums
wegen finanzieller Probleme
zog Zinnen nach Paris, wo er
in weiteren Orchestern
spielte und ein eigenes Blasensemble gründete.
Zinnen verstarb 1898 in
Neuilly-sur-Seine nahe Paris
und wurde auf dem Nikolausfriedhof in Luxemburg
begraben.
Zu Ehren des Komponisten
wurden zahlreiche Denkmäler errichtet.
Persönlich erstellt für: CAPe Asbl
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