Pflanzensteckbrief 2015-03 Christrose (Helleborus niger, Helleborus viridis) Die Christrose ist eine immergrüne mehrjährige krautige Pflanze und gehört zur Gattung Nieswurz. Die Blüten sind weiß, teils auch rot überlaufen und haben 5 Blütenblätter und gelbe Staubblätter. Die Blütezeit ist sehr früh im Jahr, von Dezember – Februar (um die Weihnachtszeit, daher der Name). Nach dem Verblühen wird die Blüte grünlich. Die ledrigen Blätter sind langgestielt und 7 - bis 9teilig. Sie wird 15 - 30 cm hoch. Alle Nieswurze sind giftig! Die Christrose wächst in mittleren Berghöhen, vor allem in den westlichen Alpen. Sie ist besonders geschützt und steht auf der Roten Liste Deutschland als gefährdet. Sie benötigt kalk- und humusreiche sowie steinige Böden. Als Heilpflanze zog man sie früher in Gärten, von wo aus sie verwilderte. Auch heute wird die Christrose, ihrer frühen Blütezeit wegen, in Gärten angepflanzt. http://bn-schwabmuenchen.de E-Mail: [email protected] Giftstoffe: Die Pflanze enthält das Saponin Helleborin und Protoanemonin. Vergiftungserscheinungen sind Übelkeit, Entzündungen der Mundschleimhäute, Durchfall, Herzrhythmusstörungen, erweiterte Pupillen, Atemnot und starker Durst. Es kann auch zum Tod durch Atemlähmung kommen. Schwere Vergiftungen können schon nach dem Verzehr von 3 reifen Samenkapseln eintreten. Medizinische Anwendung: Die Christrose findet in der Homöopathie Anwendung bei Nierenentzündung, Harnvergiftung und Wassersucht. Man setzt sie auch bei Herzschwäche mit Ödemen ein. Geschichtliches: Nieswurzarten waren schon in der Antike bekannt und wurden von Hippokrates als abführendes- und harntreibendes Mittel verabreicht. Die Pflanzen galten auch als Mittel gegen Geisteskrankheiten. So soll der griechische Arzt Melampos drei Königstöchter mit Helleborus-Wurzeln vom Wahnsinn geheilt haben. Theophrast und Dioscurides schrieben ebenfalls über ihre Wirkungen. Dioscurides empfiehlt sie bei Frauenleiden, Schwerhörigkeit und Hautkrankheiten. Er schreibt auch, dass das Ausgraben der Christrose nicht ungefährlich sei. Ein Adler, der einem dabei zusieht, wäre ein Anzeichen, dass man bald sterben http://bn-schwabmuenchen.de E-Mail: [email protected] würde. Ferner empfiehlt Dioscurides die Wurzel schnell auszugraben: "... denn sie beschwert das Haupt mit ihrem Dampf" und als Gegenmittel empfiehlt er: "sollen diejenigen, so die Christwurz ausgraben wollen zuvor Knoblauch essen und Wein trinken, denn also können sie dieselbige sicher und ohne Schaden graben." Der antike Erzähler Pausinias berichtet, dass Helleborus-Wurzeln im Jahre 600 v. Chr. in einem Belagerungskrieg gegen die Stadt Kirrha eingesetzt wurden. Der Belagerer Solon ließ den kleinen Fluss, der die Anwohner der Stadt mit Trinkwasser versorgte umleiten. Eine gewisse Zeit konnten sich die Bewohner mit Regen- und Brunnenwasser aushelfen, bis ihnen dieses schließlich ausging. Nun ließ Solon Helleborus-Wurzeln in den Fluss werfen und leitete das vergiftete Wasser zurück in die Stadt. Die Anwohner wurden nach dem Genuss dieses Wassers derart von Durchfällen geplagt, dass es für Solon ein Leichtes war die Stadt Kirrha zu erobern. Auch in den Kräuterbüchern des Mittelalters wurde die Heilwirkung der Nieswurzarten beschrieben: Hieronymus Bock beschreibt, dass sich "Kriegsleut" ihre "Pestilenzische Drüsen" ausbrennen und "darnach nemmen sie Christwurz mit frischer butter bestrichen / stossens in das loch ... / soll das Gifft gewaltig außziehen." http://bn-schwabmuenchen.de E-Mail: [email protected]