Bericht

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Arzneipflanzengarten im Alterszentrum Senesca
Der Arzneipflanzengarten ist ein gemeinsames Projekt des Alterszentrums Senesca und des
Kindergartens Topolino in Maienfeld, initiiert und finanziert vom Rotary Club ChurHerrschaft. Die Arzneipflanzen sind ein Geschenk der Vitaplant AG in Uttwil, die für die Max
Zeller Söhne AG in Romanshorn forscht und Arzneipflanzen kontrolliert anbaut, aus denen
dann pflanzliche Arzneimittel hergestellt werden.
Das Wissen um die heilende Wirkung von Pflanzen ist in allen alten Kulturen bekannt wie z.
B. in der traditionellen Medizin in Europa, Indien, Tibet und China. Die Herstellung moderner
pflanzlicher Arzneimittel folgt in Anbau, Extraktion und klinischen Studien strengen
internationalen Standards und Qualitätskontrollen. Hunderte pflanzlicher Arzneimittel sind von
Swissmedic zugelassen.
Für das Hochbeet wurden 14 Heilpflanzen ausgesucht; dazu kommt der Efeu an der Mauer. Für
die Behandlung von Erkältungen bzw. Atemwegsinfekten werden verwendet: Efeu (Hedera
helix), Pfefferminze (Mentha piperita), Purpurfarbener Sonnenhut (Echinacea purpurea),
Salbei (Salvia officinalis), Thymian (Thymus vulgaris), für das zentrale Nervensystem
Johanniskraut (Hypericum perforatum), Lavendel (Lavendula angustifolia), Melisse
(Melissa officinalis), zur Behandlung von Niere, Blase, Harnwegen und Prostata Kürbis
(Cucurbita pepo), bei Hautkrankheiten Borretsch (Borago officinalis), Ringelblume
(Calendula officinalis), bei Entzündungen der Atemwege, der Haut und im Magen-DarmBereich Kamille (Matricaria recutita), zur Senkung der Bluttfette und Vorbeugung der
Arteriosklerose Artischocke (Cynara scolymus), Knoblauch (Allium sativum), bei
Erkältungen, gegen Blähungen und zur Beruhigung Fenchel (Foeniculum vulgare).
Das Hochbeet dient im Sinne der Früherziehung und der Gartentherapie den
Kindergartenkindern und den Bewohnern des Alterszentrums als Ort der Begegnung und der
gemeinsamen Aktivität beim Säen, Pflanzen, Pflegen, Giessen, Ernten, Verarbeiten. Aus allen
Arzneipflanzen – und deshalb wurden gerade diese ausgesucht - wird im Laufe des Jahres
zusammen etwas hergestellt: Tees, Cremes, Salben, Öle, Wickel, Kompressen, Kräutersalz,
Kräuterkissen, Duftsäckchen, Bonbons zum Lutschen, Kekse. So lernen die Kinder die
Arzneipflanzen, deren Verarbeitung und Anwendung kennen. Und natürlich soll die
Kastanienholzbank des Hochbeetes nicht nur zum Arbeiten am Beet einladen, sondern auch
zum Verweilen, Ausruhen, Betrachten mit allen Sinnen und sich an der Natur erfreuen.
1
Artischocke (Cynara scolymus)
Pflanze: Cynara scolymus L.
Familie: Asteraceae = Compositae (Korbblütengewächse)
Verwendete Pflanzenteile: Artischockenblätter (Cynarae folium)
Herkunft und Wachstumsbedingungen: Die Artischocke ist eine ausdauernde Kulturpflanze
und ist weit verbreitet im Mittelmeerraum. Sie bevorzugt sonnige, leichte und nährstoffreiche
und gut wasserdurchlässige Böden.
Historisches und Volksmedizin: Seit dem Altertum ist die Artischocke, wenn nicht als
Heilmittel so doch als edles und gesundes Gemüse bekannt. Plinius secundus (23 - 79 n. Chr.)
empfiehlt in seiner „Naturalis historia“ Artischocken zur besseren Verträglichkeit fettreicher
Speisen. Die Autoren der berühmten Kräuterbücher der Renaissance wie Hieronymus Bock
(1498 - 1554) und Adam Lonitzer (1526 – 1586) berichten über die Nutzung von
Artischockenwurzeln, -blütenköpfen und –blättern zur Reinigung von Leber und Nieren.
Bis heute wird in Italien ein Magenbitter aus Artischockenblätter (Cynar) als Digestiv nach
reichen Mahlzeiten empfohlen.
Inhaltstoffe und Pharmakologie: Artischockenblätter enthalten bittere asteraceentypische
Sesquiterpenlactone, Flavonoide, wie insbesondere Glykoside des Luteolins und des Apigenins
sowie Caffeoylchinasäureester (z.B. Cynarin). Letztere werden in der Hauptsache für die
nachgewiesene Steigerung der Galleproduktion verantwortlich gemacht. Sie sind aber auch
hervorragende Antioxidantien und somit wohl an der hepatoprotektiven Wirkung beteiligt.
Zudem werden eine Hemmung der Cholesterin-Synthese und eine daraus resultierende
Verminderung der körpereigenen Cholesterin-Produktion diskutiert.
Anwendung: Artischockenblätter-Extrakte erhöhen die Galleproduktion und fördern die
Fettverdauung, bei Verdauungsproblemen im Zusammenhang mit funktionellen Leber-GalleStörungen sowie bei allen dyspeptischen Beschwerden. Für den Extrakt aus den großen
Grundblättern wurden bisher leberschützende, galletreibende, verdauungsfördernde,
cholesterinsenkende und harntreibende Wirkungen nachgewiesen.
2
Borretsch (Borago officinalis)
Pflanze: Borago officinalis L.
Familie: Boraginaceae (Raublattgewächse)
Verwendete Pflanzenteile: Borretschsamenöl (Boraginis oleum), Boretschkraut (Boraginis
herba) und Borretschblüten (Boraginis flos)
Herkunft und Wachstumsbedingungen: Borretsch ist eine einjährige, bis ca. 60 cm hohe
Pflanze und ursprünglich im Mittelmeerraum heimisch. Die Pflanze bevorzugt sonnige
Standorte mit feuchten und gut durchlässigen Böden.
Historisches und Volksmedizin: „Ich, Borago, bringe allzeit Freude“ (Plinius secundus 23 79 n. Chr.): Obwohl der Name Borago im Lateinischen ein grobes, kratzendes Wollgewebe
bezeichnet, wird die Pflanze seit dem Altertum mit Freude und Heiterkeit in Verbindung
gebracht, was an den wunderschönen himmelblauen Blüten liegen mag. Die Römer haben den
Borretsch wahrscheinlich auch nach Mitteleuropa gebracht, wo er seither als blutreinigendes,
das Herz stimulierendes Mittel gebraucht wurde.
Inhaltstoffe und Pharmakologie: Borretschöl weist einen hohen Gehalt an γ-Linolensäure auf
und beinhaltet zudem Palmitinsäure, Ölsäure, sowie Linolsäure. Borretschöl ermöglicht die
Substitution von γ-Linolensäure (GLA), welche bei Neurodermitis aufgrund einer Störung der
δ-6-Desaturase nur mangelhaft gebildet wird. Durch die Substitution der γ-Linolensäure (GLA)
wird die Synthese von Prostaglandin E1 erhöht, das zu den sog. „guten“ Serie-1-Eicosanoiden
gehört und u.a. über entzündungshemmende und gefässerweiternde Eigenschaften verfügt.
Das Borretschkraut enthält reichlich Polysaccaridschleim und zudem Phenolcarbonsäuren,
Saponine und Kieselsäure. Besonders in den Blättern können relevante Mengen von
Pyrrolizidinalkaloiden (PA) enthalten sein, die bei dauerhafter Aufnahme lebertoxisch wirken.
Der regelmäßige Verzehr von Borretschkraut wird deshalb heute nicht mehr empfohlen. Die
Blüten enthalten nur wenig PA und die Samen und das daraus gepresste fette Öl sind (fast) frei
davon.
Anwendung: Innerlich und äusserlich zur Behandlung des atopischen Ekzems
(Neurodermitis).
3
Efeu (Hedera helix)
Pflanze: Hedera helix L.
Familie: Efeugewächse (Araliaceae)
Verwendete Pflanzenteile: Getrocknete Laubblätter (Hederae helicis folium)
Herkunft und Wachstumsbedingungen: Der Efeu ist eine immergrüne, kriechende oder
bis 20 m hoch kletternde, mehrjährige Pflanze und ist in Europa sowie in Südwestasien
heimisch. Er bevorzugt lichte Laubwälder, warme Felsen und Mauern und gedeiht in
Lagen bis auf 1'800 m Höhe. Durch seine Klettereigenschaften wird er als Zierpflanze in
Gärten verwendet. Sowohl schattige als auch sonnige Standorte sind für die Kultur
geeignet. Der Efeu wächst besonders gut auf kalkhaltigen, humusreichen und feuchten
Böden.
Historisches und Volksmedizin: Hat der Efeu einmal Halt gefunden, lässt er sich nur
noch gegen große Widerstände von seinem „Partner“ ablösen. Efeu gilt daher als Symbol
der Treue und der Dauerhaftigkeit. In der Volksmedizin sind Anwendungen bei Gicht und
Rheuma beschrieben. Auch wurde die Anwendung bei Menstruationsbeschwerden,
Lebererkrankungen und Nervenschädigungen sowie gegen Parasitenbefall beschrieben.
Inhaltstoffe und Pharmakologie: Aktive Inhaltsstoffe sind unter anderen die
Triterpensaponine. Sie wirken schleimlösend, auswurffördernd und bronchienerweiternd. Neuere Untersuchungen sehen die krampflösenden Wirkungen an den
Bronchien auch im Zusammenhang mit dem Gehalt an Phenolcarbonsäuren.
Anwendung: Wird symptomatisch bei akuten und chronisch-entzündlichen
Atemwegserkrankungen, die mit Verkrampfung der Bronchien einhergehen, angewendet.
Einnahme hauptsächlich als Saft, Tropfen, (Brause-) Tabletten.
4
Fenchel (Foeniculum vulgare)
Pflanze: Foeniculum vulgare MILL.
Familie: Apiaceae = Umbelliferae (Doldengewächse)
Verwendete Pflanzenteile: Fenchelfrüchte (Foeniculi fructus) und das ätherische Öl
(Foeniculi aetheroleum).
Herkunft und Wachstumsbedingungen: Der Fenchel ist eine mehrjährige krautige, bis ca. 2
m hohe Pflanze und stammt aus dem Mittelmeerraum. Sie bevorzugt warme und eher trockene
Standorte.
Historisches und Volksmedizin: Medizinisch wird traditionell bitterer Fenchel (hoher Gehalt
an Fenchon) verwendet. In Kräuter- und Kindertees finden sich oft die kleinfruchtigeren
Süssfenchelsorten, deren Fenchongehalt gering ist und die deshalb nicht den Anforderungen
des Arzneibuchs entsprechen. Die fleischige Knolle wird als Gemüse gegessen.
Volksmedizinisch wird Fencheltee stillenden Frauen für eine verbesserte Milchbildung
empfohlen. Abkochungen wurden früher als Augenwasser bei Ermüdungserscheinungen der
Augen und bei funktionellen Sehstörungen angewandt.
Inhaltstoffe und Pharmakologie: 2 - 6% ätherisches Öl mit den Hauptbestandteilen transAnethol und Fenchon. Ersteres macht den süsslichen, letzteres den eher bitteren Geschmack
(Bitterfenchel) aus. Nach dem europäischen Arzneibuch darf Fenchelöl nicht mehr als 5%
Estragol enthalten, das als gesundheitlich bedenklich eingestuft wird. Das ätherische Öl ist
wesentlich für die nachgewiesenen desinfizierenden, krampflösenden, entzündungshemmenden und auswurffördernden Eigenschaften des Fenchels verantwortlich.
Anwendung: Fenchel wird bei leichten, krampfartigen Magen-Darm-Beschwerden,
Völlegefühl, Blähungen eingesetzt, auch bei Katarrhen der oberen Luftwege vor allem in der
Kinderheilkunde als mild auswurfförderndes Hustenmittel ("Fenchelhonig").
5
Johanniskraut (Hypericum perforatum)
Pflanze: Hypericum perforatum L.
Familie: Hypericaceae (Johanniskrautgewächse)
Verwendete Pflanzenteile: Johanniskraut (Hyperici herba)
Herkunft und Wachstumsbedingungen: Johanniskraut ist eine ausdauernde Pflanze und in
Europa, Westasien, auf den Kanarischen Inseln heimisch. Der Name kommt vom Johannistag,
dem 24. Juni, der an die Geburt Johannes des Täufers erinnert. Wie kaum eine andere Pflanze
ist das Johanniskraut mit der Sonne assoziiert, dessen Kraft sie an den längsten Tagen des
Jahres aufnimmt und so ist diese Pflanze auch mit der Sommersonnenwende am 21. Juni
assoziiert. Das Johanniskraut ist eine anspruchslose und dekorative Staudenpflanze. Die
Pflanze stellt keine besonderen Ansprüche an den Boden und sie ist winterhart. Als
Arzneipflanze wird sie heute vor allem in Deutschland, Osteuropa und Chile angebaut.
Historisches und Volksmedizin: Hildegard von Bingen (1098 - 1179) bezeichnete das
Johanniskraut als „ein tauglich Kraut wider die schwarze Melancholie“. Die antidepressiven
Wirkungen sind später in den Hintergrund getreten und erst im 20. Jh. neu entdeckt und mit
grossem wissenschaftlichem Aufwand bewiesen worden.
In der Volksmedizin wird es seit langer Zeit als äusserliches Mittel gegen Brandwunden und
innerlich zur Beruhigung verwendet. Ferner wurde es als Therapie bei Gastritis und
Gallenblasenerkrankungen verwendet. Auch heute noch wird Johanniskrautöl (= Rotöl)
äusserlich zur Wundbehandlung u.a. bei Verbrennungen eingesetzt.
Inhaltstoffe und Pharmakologie: Hauptinhaltsstoffe sind u.a. Hyperforin, Hypericin,
Flavonoide, Gerbstoffe, Xanthone,
ätherische Öle und Phenolcarbonsäuren.
Johanniskrautextrakt hat eine nachgewiesene Wirkung bei leichten bis mittelgradigen
Depressionen und depressiven Verstimmungen und psychovegetativen Störungen.
Anwendung: Es existieren zahlreiche klinische Studien, welche die Wirksamkeit von
Johanniskrautextrakten bei leichten und mittelgradigen Depressionen beweisen.
6
Kamille (Matricaria recutita)
Pflanze: Matricaria recutita L. Syn. Matricaria chamomilla L.
Familie: Asteraceae = Compositae (Korbblütengewächse)
Verwendete Pflanzenteile: Kamillenblüten (Matricariae flos)
Herkunft und Wachstumsbedingungen: Die Echte Kamille ist eine einjährige bis ca. 50 cm
hoch wachsende Pflanze. Sie ist in Europa, China, Indien und Nordafrika beheimatet. Die
Pflanze bevorzugt sonnige Standorte. Sie vermehrt sich am selben Standort nach erstmaligen
Pflanzen erneut durch Selbstaussaat.
Historisches und Volksmedizin: Um die Echte Kamille von den vielen ähnlichen
Korbblütlern zu unterscheiden gibt es seit alters her einen einfachen Test: Schneidet man das
Blütenköpfchen vom Scheitel zum Stiel in der Mitte durch, so ist der kegelförmige
Blütenboden, an dem die zahlreichen gelben Röhrenblüten stehen, innen hohl.
Wegen des geringen allergenen Risikos von Kamillenzubereitungen wird eine der zahlreichen
bekannten volksmedizinischen Nutzungen heute nicht mehr empfohlen, nämlich die
Anwendung am erkrankten Auge.
Inhaltstoffe und Pharmakologie: Die Kamillenblüten enthalten ätherisches Öl mit Matricin,
α-Bisabolol und seinen Derivaten. Auch sind Flavonoide, Polyacetylene, PolysaccharidSchleimstoffe, Cumarine, Lipide enthalten. Das ätherische Öl ist für die
entzündungshemmende, wundheilungsfördernde und krampflösende Wirkung verantwortlich.
Bisabolol hemmt das Wachstum von Bakterien und Pilzen, vermindert die Pepsinsekretion im
Magen. ln wässrigen Zubereitungen sind Flavonoide enthalten, die ebenfalls
entzündungshemmend und krampflösend wirken. Die Schleimstoffe (Polysaccharide)
stimulieren das Abwehrsystem und führen zu einer Steigerung der Phagozytosetätigkeit von
Makrophagen und Granulozyten. Der Hautstoffwechsel wird angeregt und die
Geweberegeneration unterstützt.
Anwendung: Je nach Kamillenart: Auszüge aus Kamillenblüten oder Kamillenöl als Zusatz in
Waschlotionen, Haarshampoos, Gesichtswässern, Cremes, Badeölen, Deodorantien.
Äusserlich bei bakteriellen Erkrankungen der Haut einschliesslich Mundhöhle und Zahnfleisch,
entzündlichen Erkrankungen und Reizzuständen der Luftwege (Inhalationen), Erkrankungen
im Anal- und Genitalbereich (Bäder und Spülungen), Nachbehandlung von Operationswunden
im Genital- und Analbereich (Sitzbäder) sowie von infizierten Wunden und Furunkeln.
Innerliche Anwendung bei krampfartigen Beschwerden der Verdauungsorgane und
entzündlichen Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts, bei Reizung der Mund- und
Rachenschleimhaut sowie der oberen Atemwege.
7
Knoblauch (Allium sativum)
Pflanze: Allium sativum L.
Familie: Alliaceae (Lauchgewächse)
Verwendete Pflanzenteile: Pulver aus der Knoblauchzwiebel (Allii sativi bulbi pulvis)
Herkunft und Wachstumsbedingungen: Knoblauch ist eine mehrjährige ca. 70 cm hoch
wachsende Pflanze. Knoblauch kommt wahrscheinlich ursprünglich aus Südwestasien und
wächst sehr gut auf trockenen und sonnigen Standorten.
Historisches und Volksmedizin: Wie ein roter Faden zieht sich die Verwendung des
Knoblauchs als Gewürz und Heilmittel durch alle Hochkulturen der alten Welt. Auf den
Tontafeln der Sumerer, den Papyri der Ägypter, in den Schriften der alten Griechen und Römer
über die Kompendien der Klostermedizin des Mittelalters bis in die Kräuterbücher der
Renaissance - wohl kaum eine andere Arzneipflanze ist historisch so gut und vielseitig
dokumentiert wie der Knoblauch. Traditionell wird Knoblauch zur Linderung von Husten,
Erkältungskrankheiten, Katarrh und Rhinitis angewendet.
Inhaltstoffe und Pharmakologie: ln der Knoblauchzwiebel sind die geruchlosen
Schwefelverbindungen (Prototyp: Alliin) lokalisiert, getrennt davon das Enzym Alliinase.
Beim Schneiden der Knoblauchzwiebel findet eine enzymatische Umsetzung vom Alliin zum
Allicin statt, das im Körper zu schwefelhaltigen Verbindungen mit dem typischen
Knoblauchgeruch abgebaut wird. Weitere Inhaltsstoffe sind Steroid- und Triterpensaponine,
Lektine, Flavonoide. Das Allicin hat antibakterielle und pilzhemmende Eigenschaften und
wirkt verdauungsfördernd, blähungstreibend und anregend auf die Gallenproduktion.
Nachgewiesen wurden gefässerweiternde, blutdrucksenkende und lipidsenkende Wirkungen,
ferner eine Hemmung der Blutgerinnung. Der Cholesterinspiegel wird gesenkt und die Bildung
von HDL-Cholesterin erhöht. Antioxidative Eigenschaft sind beschrieben.
Anwendung: Zur Prophylaxe altersbedingter Gefässveränderungen (Arteriosklerose), zur
Unterstützung diätetischer Massnahmen bei erhöhten Blutfettwerten.
8
Kürbis (Cucurbita pepo)
Pflanze: Cucurbita pepo L.
Familie: Cucurbitaceae (Kürbisgewächse)
Verwendete Pflanzenteile: Reife, getrocknete Samen (Cucurbitae semen) und Kürbissamenöl
(Cucurbitae semen oleum).
Herkunft und Wachstumsbedingungen: Der Kürbis ist eine einjährige Pflanze mit
niederliegenden oder rankenden, bis 8 m langen Stängeln. Die Pflanze stammt ursprünglich aus
Süd- und Zentralamerika und wird heute als Arzneipflanze sowie als Gemüse- und Zierpflanze
angebaut. Der Gartenkürbis ist eine wärmeliebende Pflanze und sehr frostempfindlich. Er
benötigt einen tiefgründigen, nährstoffreichen Boden in vollsonniger Lage.
Historisches und Volksmedizin: Für die Gewinnung von fettem Öl und von Arzneimitteln
wird heute häufig die Sorte „Weichschaliger Steyrischer Ölkürbis“ angebaut. Weichschalig
bezieht sich hier nicht auf die Schale des Kürbis, sondern seiner Samen. Bis Mitte des 19. Jh.
wurde das Kürbisöl aus den herkömmlichen hartschaligen Sorten gepresst. Die Ausbeute war
sehr gering. Der weich- oder besser nacktschalige Kürbis wurde bis 1870 in der Steyermark
durch Selektion gezüchtet und zunächst nur dort angebaut. Heute wird er zur Ölgewinnung in
vielen Ländern genutzt.
Neben der wissenschaftlich gut untersuchten Anwendung bei der gutartigen
Prostataschwellung werden Kürbissamenextrakte auf Grund der Erfahrungsheilkunde mit
Erfolg auch bei der Reizblase der Frauen eingesetzt.
Inhaltstoffe und Pharmakologie: Kürbissamen enthalten Eiweisse und fettes Öl, sowie
Sterole und Steroidglykoside, Fettsäuren wie z. B. Linol-, Linolen- und Arachidonsäure,
Pektine, Diterpene, seltene Aminosäuren und Spurenelemente. Es werden verschiedene
Wirkmechanismen wie entzündungshemmende und antiödematöse Effekte sowie eine
Hemmung der 5-α-Reduktase diskutiert.
Anwendung: Zur Linderung von Beschwerden infolge beginnender Prostatavergrösserung mit
Symptomen wie Harndrang, verzögerter Beginn beim Wasserlassen, Nachträufeln, Gefühl der
unvollständigen Entleerung und Probleme beim Harnlösen.
9
Lavendel (Lavendula angustifolia)
Pflanze: Lavandula angustifolia MILL.
Familie: Lamiaceae = Labiatae (Lippenblütengewächse)
Verwendete Pflanzenteile: Lavendelöl aus den frischen Blüten (Lavandulae aetheroleum)
und Lavendelblüten (Lavandulae flos).
Herkunft und Wachstumsbedingungen: Lavendel ist ein bis zu 1 m hoher Halbstrauch und
im westlichen Mittelmeerraum heimisch. Heute wird die Pflanze vor allem in Frankreich,
Spanien und Osteuropa zur Gewinnung des ätherischen Öles, für die Parfümherstellung und
für die Arzneimittelherstellung angebaut. Lavendel ist eine pflegeleichte Pflanze. Sie benötigt
viel Sonne und einen trockenen, kalkhaltigen und sandigen Boden.
Historisches und Volksmedizin: Seit dem 16. Jh. wird Lavendel als beruhigendes,
nervenstärkendes Mittel eingesetzt. Heute wird es als krampflösendes Mittel, bei
Entzündungen der Mundhöhle und zur Wundbehandlung eingesetzt. Lavendel wird als
ätherisches Öl in Beruhigungsbädern oder in Kräuterkissen bei Schlafstörungen verwendet.
Getrocknete Lavendelblüten oder –öl eignen sich als Mittel gegen Motten.
Inhaltstoffe und Pharmakologie:1 - 3% ätherisches Öl mit Linalylacetat und Linalool als
Hauptkomponenten. Die Überwindung der Blut-Hirn-Schranke lässt sich für verschiedene
Komponenten des ätherischen Lavendelöls nachweisen. Die beruhigenden und angstlösenden
Wirkungen könnten durch die Hemmung von präsynaptischen spannungsabhängigen
Calciumkanälen im limbischen System zustande kommen.
Anwendung: Innerlich angewendet wird Lavendel in Teeaufbereitungen, Tinkturen und
Pflanzenextrakten bei Angst- und Unruhezuständen, Einschlafstörungen sowie funktionellen
Oberbauchbeschwerden.
10
Melisse (Melissa officinalis)
Pflanze: Melissa officinalis L.
Familie: Lamiaceae = Labiatae (Lippenblütengewächse)
Verwendete Pflanzenteile: Getrocknete Laubblätter (Melissae folium) und das
ätherische Öl der Pflanze (Melissae aetheroleum)
Herkunft und Wachstumsbedingungen: Die Melisse ist eine mehrjährige bis ca. 80 cm
hoch wachsende krautige Pflanze. Sie ist im Mittelmeergebiet, Nordafrika, Indien und
Westasien beheimatet. Die Melisse bevorzugt durchlässige und nährstoffreiche Standorte
und ist absolut winterhart.
Historisches und Volksmedizin: Seit dem 15. Jh. wird Melisse als beruhigendes,
krampflösendes, verdauungsförderndes und entblähendes Mittel verwendet, heute auch
bei Erkältungskrankheiten, sowie als schweisstreibendes, Nerven beruhigendes,
kräftigendes Mittel, bei funktioneller Kreislaufschwäche, nervösem Herzklopfen,
Migräne, Hysterie, Melancholie und bei nervösem Magen.
Inhaltstoffe und Pharmakologie: Melissenblätter enthalten u. a. ätherische Öle,
Hydroxyzimtsäure-Abkömmlige (v. a. Rosmarinsäure), Chlorogensäure und Kaffeesäure.
Die Wirkungen der Inhaltsstoffe bestehen u. a. in spasmolytischen Effekten in
verschiedenen Darmabschnitten. Eine Ulkus-hemmende Wirkung ist im Tierversuch
gezeigt worden und beruht auf antioxidativen Effekte der Flavonoide.
Anwendung: Verwendet in Teezubereitungen oder als Extrakte, bei nervös bedingten
Einschlafstörungen (auch häufig in Kombination mit Baldrianwurzel-Extrakt) und bei
funktionellen Magen-Darm-Beschwerden. Eine Salbe mit wässrigem Melissenextrakt
wird bei Lippenbläschen (Herpes labialis) angewendet.
11
Pfefferminze (Mentha piperita)
Pflanze: Mentha X piperita L.
Familie: Lamiaceae = Labiatae (Lippenblütengewächse)
Verwendete Pflanzenteile: Pfefferminzblätter (Menthae piperiae folium)
Herkunft und Wachstumsbedingungen: Die Pfefferminze ist eine mehrjährige bis ca. 60 cm
hoch wachsende Pflanze und kommt in allen gemässigten Klimazonen vor. Sie bevorzugt
sonnige bis halbschattige Standorte und einen durchlässigen und nährstoffreichen Boden.
Historisches und Volksmedizin: Nach der griechischen Mythologie soll die Nymphe Mintha,
die Geliebte des Unterweltherrschers Hades, von dessen Gattin Persephone in eine duftende
Pflanze, die Pfefferminze verzaubert worden sein. Der volkstümliche Name Pfefferminze geht
auf den intensiven Geruch der Pflanze zurück. Erste Nachweise des Gebrauchs der
Pfefferminze finden sich in altägyptischen Gräbern aus der Zeit um 1200 - 600 v. Chr.
Inhaltstoffe und Pharmakologie: Hauptinhaltsstoffe sind ätherische Öle (u.a. Menthol und
Limonen), Gerbstoffe, Flavonoide und Triterpensäuren. Pfefferminze bewirkt eine Stimulation
der Gallensekretion und hat krampflösende, schmerzstillende, entzündungshemmende und
beruhigende Wirkungen.
Anwendung: Vor allem als Tees aber auch als Extrakte. Es wird bei krampfartigen
Beschwerden im Magen-Darm-Bereich sowie der Gallenblase und Gallenwege angewendet.
Traditionell wird Pfefferminze zur Unterstützung der Verdauungsfunktion bzw. zur
Unterstützung der Schleimlösung in Bereich der Atemwege angewendet. Pfefferminzöl (einige
Tropfen) wird äusserlich bei Muskel- und Nervenschmerzen verwendet. In klinischen Studien
hat Pfefferminzöl in pharmazeutischen Darreichungen eine nachgewiesene Wirkung bei der
Behandlung des Reizdarmsyndroms.
12
Purpurfarbener Sonnenhut (Echinace purpurea)
Pflanze: Echinacea purpurea (L.) MOENCH , Echinacea angustifolia DC.
Familie: Asteraceae = Compositae (Korbblütengewächse)
Verwendete Pflanzenteile: Getrocknete oberirdische Pflanzenteile (Echinaceae purpureae
herba) oder getrocknete Wurzeln (E. angustfoliae radix und E. purpureae radix).
Herkunft und Wachstumsbedingungen: Der Sonnenhut ist eine mehrjährige bis 1 m hohe
Pflanze, die in Nordamerika beheimatet ist. Am natürlichen Standort wächst der Sonnenhut an
felsigen Standorten, besonders in der Nähe von Wasserwegen auf Höhen zwischen 10 m und
über 500 m. Heutzutage wird er aber auch als Arznei- und Zierpflanze in Europa angebaut. Der
Sonnenhut bevorzugt sonnige, nährstoffreiche sowie durchlässige und humose Böden.
Historisches und Volksmedizin: Der Name Echinacea wird abgeleitet vom griechischen Wort
echinos, was „Igel“ bedeutet. Die indianischen Ureinwohner Nordamerikas verwendeten die
Pflanze vor allem äusserlich bei Entzündungen, Eiterungen und Furunkel und teilweise bei
Schlangenbissen.
Inhaltstoffe und Pharmakologie: Als wirksamkeitsbestimmend gelten die Alkamide. Aber
auch Polysaccharide könnten an der Aktivierung von Immunfaktoren beteiligt sein. Es sind
starke antivirale und immunmodulierende Wirkungen nachgewiesen worden.
Anwendung: Presssäfte und Pflanzen-Extrakte zur Einnahme zur Prophylaxe und Behandlung
von grippalen Infekten und Erkältungskrankheiten.
13
Ringelblume (Calendula officinalis)
Pflanze: Calendula officinalis L.
Familie: Asteraceae = Compositae (Korbblütengewächse)
Verwendete
Pflanzenteile:
Ringelblumenblüten
(Calendulae
flos)
und
Ringelblumenkraut (Calendulae herba)
Herkunft und Wachstumsbedingungen: Die Ringelblume ist eine meist einjährige bis
ca. 50 cm hoch wachsende Pflanze. Sie ist in Europa und Westasien heimisch. Sie
bevorzugt sonnige Standorte und wächst besonders gut auf nährstoffreichen und
durchlässigen Böden.
Historisches und Volksmedizin: Da die Pflanze von Ende April bis in den Oktober hinein
blühen kann, ist der Name Calendula (lat. „Kalenderchen“) recht treffend. Die Pflanze wird
seit dem Altertum als schweisstreibendes und ausleitendes Mittel bei Entzündungen und
Geschwülsten, sowie zur Anregung des Monatsflusses und bei Leberleiden empfohlen.
Hierfür fehlen allerdings wissenschaftliche Begründungen.
Inhaltstoffe und Pharmakologie: Ringelblumenblüten enthalten Triterpensaponine,
Triterpenalkohole, Flavonoide, Polysaccharide, Sterole, ätherisches Öl, Cumarine,
Carotinoide und Polyacetylene. Die Inhaltsstoffe der Ringelblumenblüten wirken
entzündungshemmend und fördern die Wundheilung. Da sie pilzhemmende
Eigenschaften besitzen, lassen sich Salben und Cremes mit einem hohen Anteil an
Ringelblumenauszügen erfolgreich bei der Windeldermatitis der Säuglinge anwenden,
die häufig mit einer Candidainfektion einhergeht.
Anwendung: Äusserliches Wundheilmittel bei Hautentzündungen, Ekzemen, schlecht
heilenden Wunden, Verbrennungen und Erfrierungen, Entzündungen der Mund- und
Rachenschleimhaut.
14
Salbei (Salvia officinalis)
Pflanze: Salvia officinalis L.
Familie: Lamiaceae = Labiatae (Lippenblütengewächse)
Verwendete Pflanzenteile: Salbeiblätter (Salviae officinalis folium)
Herkunft und Wachstumsbedingungen: Salbei ist eine mehrjährige bis zu 60 cm hohe
Pflanze und im gesamten mediterranen Raum heimisch. Er gedeiht auch in Höhenlagen bis 900
m an Südhängen. Seine Frosttoleranz wird mittel bis gut eingestuft. Die Pflanze bevorzugt
kalkhaltige sandige Lehmböden in sonnigen Standorten und stellt geringe Ansprüche an den
Boden. Er ist eine beliebte Gartenpflanze und eignet sich auch gut für Kübelbepflanzung.
Historisches und Volksmedizin: Salbei ist eine der 24 Heilpflanzen, die der Mönch Walahfrid
Strabo (808 - 849 n. Chr.) in den ersten Klostergärten Mitteleuropas in St. Gallen und auf der
Reichenau pflanzte und deren Anwendungsmöglichkeiten er in dem berühmten „Liber de
Cultura Hortorum“ in Versform beschrieb. Regelmässige Fussbäder mit Salbeiaufgüssen
gegen Schweissfüsse ist nur eine unter den zahlreichen volksheilkundlichen
Anwendungsempfehlungen für das vielseitige Kraut.
Inhaltstoffe und Pharmakologie: Wichtigster Inhaltsstoff der Salbeiblätter ist das ätherische
Öl mit Thujon, Cineol und Campher. Unter den klimatischen Bedingungen des
Mittelmeerraums ist er besonders thujonreich. Weiterhin sind Di- und Triterpene, aromatische
Verbindungen wie Rosmarinsäure, Flavonoide und Polysaccharide enthalten. Das ätherische
Öl verhindert das Wachstum von Mikroorganismen, die Gerbstoffe wirken entzündungshemmend. Die Bitterstoffe regen die Sekretion der Verdauungssäfte an. Extrakte aus
Salbeiblättern, insbesondere Frischpflanzenauszüge, hemmen die Schweisssekretion.
Anwendung: Äusserlich als wässriger oder alkoholischer Auszug zum Gurgeln, als Spülung
oder zu Pinselungen bei Halsschmerzen, bei Schleimhautentzündungen im Mund- und
Rachenraum, bei Prothesendruckstellen; innerlich bei vermehrter Schweisssekretion, bei
Verdauungsbeschwerden, Völlegefühl, Blähungen.
15
Thymian (Thymus vulgaris)
Pflanze: Thymus vulgaris L.
Familie: Lamiaceae = Labiatae (Lippenblütengewächse)
Verwendete Pflanzenteile: Getrocknete oberirdische Pflanzenteile - Thymiankraut (Thymi
herba) und das ätherische Thymianöl (Thymi aetheroleum).
Herkunft und Wachstumsbedingungen: Der Echte Thymian ist ein mehrjähriger bis zu 50
cm hoher Strauch und kommt in Süd- und Südosteuropa vor. Der Thymian bevorzugt sonnige,
geschützte und warme Lagen. Sowohl leichte, lehmig-sandige als auch tonreiche, nicht zu
feuchte Böden eignen sich für die Kultur. Der Thymian wird weltweit als Arzneipflanze
angebaut und er ist auch eine beliebte Gartenpflanze.
Historisches und Volksmedizin: Hippokrates von Kos (ca. 460 - 370 v. Chr.) verordnete den
Honig aus den Blüten der in der Ägäis wildwachsenden Thymianarten gegen Husten. Die
Nutzung des Thymians ist aber noch viel älter: Schon vor 5000 Jahren, im altindischen
Ayurveda war Thymian ein wichtiges Heilmittel auch besonders bei Husten. Dass sich die
umfassenden Wirkungen bei Atemwegserkrankungen heute wissenschaftlich beweisen lassen,
ist ein eindrucksvoller Beleg für die Nützlichkeit der heute vorherrschenden Kombination aus
Erfahrungsheilkunde und moderner Arzneipflanzenforschung in der Phytotherapie.
Inhaltstoffe und Pharmakologie: Inhaltsstoffe sind: ätherisches Öl (v.a. Thymol, Carvacrol),
Flavonoide, Triterpene, Phenolcarbonsäuren, Biphenyle, Polysaccharide. Thymian hat
bronchienerweiternde, schleimlösende und antibakterielle Wirkungen.
Anwendung: Thymian wird angewendet bei der symptomatischen Behandlung bei Infekten
der oberen und unteren Atemwege.
Impressum:
Text: Dr. Amin Chaanin (Vitaplant AG), Priv.-Doz. Dr. med. Dr. h. c. Andreas Schapowal
(Rotary Club Chur-Herrschaft)
Fotos: Maja Krummen-Rubin (Kindergarten Topolino)
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