©© ag visuell / Fotolia.de R TB ILDU Das HEILBERUFE PflegeKolleg – ein gemeinsames Projekt von Springer Medizin – Redaktion HEILBERUFE, der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/ Holzminden/Göttingen und der Werner-Schule vom Deutschen Roten Kreuz – ist Fernfortbildung zum Mitmachen. So nehmen Sie teil: Jedes PflegeKolleg besteht aus mehreren Fachbeiträgen zu einem Thema und schließt mit einem Fragebogen ab. Nicht-Abonnenten benötigen für die Online-Teilnahme eine TAN im Wert von 15 €, die vom Tag der Einlösung an vier Wochen gültig ist. Diese TAN können Sie per E-Mail oder über www.heilberufe.de bei uns bestellen. Für die erfolgreiche Teilnahme an einem PflegeKolleg, die einen zeitlichen Aufwand von 3 Stunden erfordert, erhalten Sie ein anerkanntes Zertifikat; dieses sichert Ihnen zudem 3 Punkte im Rahmen der Registrierung beruflich Pflegender beim Deutschen Pflegerat (DPR). Zertifizierte Fortbildung in Zusammenarbeit mit G 3 Punkte N ZE IFIZIE E FO Erkrankungen der Leber RT RT PflegeKolleg 15/2016 Füllen Sie als Abonnent/in den Fragebogen einfach unter www.heilberufe.de online aus. Unmittelbar nach der Teilnahme erfahren Sie, ob Sie bestanden haben und können sich Ihr Zertifikat gleich ausdrucken. Mehr zur Teilnahme per Post/Fax erfahren Sie auf direkt auf dem Fragebogen. PflegeKolleg Erkrankungen der Leber Folge der Leberschädigung Zirrhose und wichtige Komplikationen Wenn die Leber, das wichtigste Entgiftungsorgan des Menschen, den Dienst versagt, hat das weitreichende Folgen. Über die Leberzirrhose und mögliche Komplikationen sollten auch Pflegekräfte Bescheid wissen. K E Y WO R DS Leberzirrhose Aszites Hepatische Enzephalopathie Ösophagusvarizen D ie Leberzirrhose ist die vierthäufigste Todesursache in Zentraleuropa. Ihre Prävalenz wird voraussichtlich in den nächsten Jahren trotz deutlich verbesserter Behandlungsmöglichkeiten der viralen Hepatitiden nicht sinken, da eine wachsende Zahl von Patienten mit fettleberinduzierter Zirrhose erwartet wird. Die Behandlung bei Leberzirrhose bleibt damit auch in Zukunft eine Herausforderung. Unter einer Leberzirrhose versteht man eine Aufhebung der normalen anatomischen Struktur des Leberparenchyms durch vermehrte Bindegewebseinlagerung und knotigen Umbau. Die Zirrhose reflektiert den Folgezustand einer chronischen Leberschädigung, die sich meist über längeren Zeitraum von Jahren bis Jahrzehnten erstreckt hat und schließlich in einer Funktionseinschränkung der Leber resultiert. Im kompensierten Stadium ist die Leberzirrhose in der Regel symptomarm. Die Patienten klagen über unspezifische Beschwerden wie Müdigkeit und reduzierte Leistungsfähigkeit. Die Diagnose wird histologisch oder indirekt über biophysikalische Verfahren gestellt. Durch den Umbau des Parenchyms erhöht sich allmählich der Gefäßwiderstand in der Leber, so dass es zum Blutrückstau im Pfortaderstromgebiet kommt, dem portalen Hypertonus. Dann entwickeln sich die typischen Komplikationen der Leberzirrhose, die die weitere Prognose bestimmen. Typische Manifestationen der dekompensierten Leberzirrhose sind der Häufigkeit nach Aszites, die Entstehung eines Leberkarzinoms, die gastrointestinale Blutung aus Ösophagusvarizen und die hepatische Enzephalopathie. Die Prognose der Leberzirrhose wird über verschiedene Scores abgeschätzt. Bei der Child-PughKlassifikation führen die Laborparameter Albumin, „international normalized ratio“ (INR) und Bilirubin sowie der Schweregrad der hepatischen Enzephalopathie und das Ausmaß von Aszites über eine Punktebewertung zur Einteilung in die prognostisch unterschiedlichen Stadien A bis C. Für die Organvergabe bei Lebertransplantation spielt der MELD-Score die entscheidende Rolle, der aus Bilirubin, Kreatinin und INR errechnet wird. ©© SPL / Agentur Focus Maßnahmen bei Leberzirrhose Knötchenförmiger Umbau des Lebergewebes bei einer Leberzirrhose 10 Wenn möglich, sollte eine Behandlung bei Leberzirrhose vorrangig die Ursache der Leberschädigung beseitigen. Gelingt dies, beispielsweise durch Alkoholabstinenz oder erfolgreiche Behandlung einer Virushepatitis, kommt es zur Stabilisierung; oft wird sogar eine funktionelle Verbesserung erreicht. Die Behandlung der Leberzirrhose besteht ansonsten aus der Therapie ihrer typischen Komplikationen und Maßnahmen zur Früherkennung und Prävention eines Leberkarzinoms. In ausgewählten Fällen kann eine fortgeschrittene Leberzirrhose durch Lebertransplantation erfolgreich behandelt werden. Heilberufe / Das Pflegemagazin 2016; 68 (9) Hepatische Enzephalopathie: Auslöser Gastrointestinale Blutung Infektionen Verstopfung Elektrolytstörungen Exsikkose, Überdosierung von Diuretika Sedativa Mangelnde Compliance Transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Shunt (TIPS) Aufgrund des Mangels an Spenderorganen ist diese Option nur begrenzt verfügbar. Leberkarzinom: Screening und Prophylaxe Patienten mit Leberzirrhose haben ein erhöhtes Risiko, ein Leberkarzinom zu entwickeln, wobei das Risiko in Abhängigkeit von der Grunderkrankung variiert. Als Tumorüberwachung (Surveillance) werden deshalb bei Risikopatienten (z.B. mit chronischer Virushepatitis) alle sechs Monate regelmäßige Ultraschalluntersuchungen der Leber empfohlen. Wenn in der zirrhotischen Leber Knoten <1 cm existieren, sollte das Untersuchungsintervall auf circa drei Monate verkürzt werden, um das erhöhte Wachstumspotenzial und Risiko einer malignen Transformation zu berücksichtigen. Durch eine spezifische Therapie der Grunderkrankung (z.B. Virushepatitis) kann das Malignitätsrisiko zwar gesenkt werden, aber es bleibt gegenüber der Allgemeinbevölkerung weiter erhöht, so dass die TumorSurveillance auch nach erfolgreicher Therapie fortgeführt werden sollte. Refraktärer Aszites: Sind trotz Ausschöpfung der diuretischen Maßnahmen und Beseitigung auslösender Faktoren weiter regelmäßige Parazentesen nötig, um den Aszites zu kontrollieren, spricht man von therapierefraktärem Aszites. Die Möglichkeit einer Pfortaderthrombose als Komplikation der diuretischen Therapie muss erneut geprüft werden. Bei refraktärem Aszites hilft bei geeigneten Patienten therapeutisch die Anlage eines transjugulären portosystemischen Shunts (TIPS), den Aszites in Kombination mit Diuretika zu kontrollieren. 90% der ZirrhosePatienten bilden im Krankheitsverlauf Ösophagusvarizen aus. Spontan-bakterielle Peritonitis: Neben Harnwegsinfekten ist die spontan-bakterielle Peritonitis (SBP) die häufigste infektiöse Komplikation bei Patienten mit Leberzirrhose und Aszites. Die SBP ist eine primäre Peritonitis, die eine starke Aszitesbildung induziert. Sekundäre Formen der Peritonitis (z.B. bei Hohlorganperforation, Pankreatitis) müssen ausgeschlossen werden. Die SBP wird auf eine Translokation von Bakterien aus dem Darm zurückgeführt, die infolge einer bei portalem Hypertonus gestörten Darmbarriere und des mit Zirrhose assoziierten Immundefekts nicht mehr kontrolliert werden kann. Die SBP weist eine hohe Mortalität von 16–52% auf. Hepatorenales Syndrom: Als hepatorenales Syndrom (HRS) wird eine funktionell bedingte Verschlechterung der Nierenfunktion bei Patienten mit Leberzirrhose und Aszites bezeichnet. Andere Ursachen des Nierenversagens (z.B. nephrotoxische Medikation) müssen ausgeschlossen werden. Pathophysiologisch liegt dem HRS ein intravasaler Volumenmangel bei gleichzeitiger renaler Vasokonstrik- Unkomplizierter Aszites: Aszites tritt bei circa einem Viertel der Patienten mit Leberzirrhose innerhalb von zehn Jahren nach Diagnosestellung auf. Oft entwickeln sich gleichzeitig auch Beinödeme und Anasarka. Über Zwerchfellspalten kann Aszitesflüssigkeit aus der Bauchhöhle nach kranial in die Pleurahöhle verlagert werden. Es entsteht dann der so genannte hepatische Hydrothorax. Wenn Aszites neu auftritt oder die Menge deutlich zunimmt, müssen eine Pfortaderthrombose, bakterielle Infektionen – vor allem eine spontan-bakterielle Peritonitis – oder ein Leberkarzinom als Komplikation der Leberzirrhose ausgeschlossen werden. Heilberufe / Das Pflegemagazin 2016; 68 (9) Etwa 90% der Patienten mit Zirrhose bilden im Verlauf ihrer Erkrankung Ösophagusvarizen aus. 11 ©© SPL Agentur Focus Typische Komplikationen der Leberzirrhose PflegeKolleg Erkrankungen der Leber D E FI N ITI O N Die Leberzirrhose, die häufig auf übermäßigem Alkoholgenuss beruht, ist ein fortgeschrittenes Stadium einer lange bestehenden Lebererkrankung. Dabei wird die normale Architektur der Leber zerstört, das ursprüngliche Lebergewebe durch Bindegewebe ersetzt. Das Ersatzgewebe kann die Aufgaben der gesunden Leber nicht übernehmen, die Funktion ist stark eingeschränkt. Die Leber verhärtet, die Oberfläche ist mit Knoten, Narben und Höckern übersät. tion zugrunde. Die Störung ist reversibel, wenn etwaige Auslöser wie Infekte oder eine forcierte Diuretikagabe beseitigt werden und der intravasale Volumenmangel ausgeglichen wurde. Patienten mit Leberzirrhose haben ein erhöhtes Risiko, ein Leberkarzinom zu entwickeln. Gastrointestinale Blutung: Eine gastrointestinale Blutung aus Ösophagusvarizen ist eine häufige Komplikation der Leberzirrhose, denn ca. 90% der Patienten mit Zirrhose bilden im Verlauf ihrer Erkrankung Ösophagusvarizen aus. Im Vergleich dazu sind Blutungen aus Varizen im Magen, Duodenum oder Kolon eher selten. Bei jedem Patienten mit neu diagnostizierter Leberzirrhose sollte eine Ösophagogastroduodenoskopie durchgeführt werden. Die akute gastrointestinale Blutung bei Leberzirrhose ist ein lebensbedrohlicher Notfall. Die Therapie zielt dabei neben der akuten Blutstillung und hämodynamischen Stabilisierung auch auf die Prävention von Rezidivblutungen, Infektionen und Nierenversagen. Im Anschluss an die initiale Notfalltherapie folgt die endoskopische Versorgung der Varizen. Bei Versagen der endoskopischen Notfalltherapie kann ein selbstexpandierender Ösophagus-Stent (Danis Stent) gelegt werden, der sich später wieder entfernen lässt. Nach Stententfernung ist das Risiko einer erneuten Blutung jedoch erhöht. Die Anlage eines TIPS zur Vorbeugung einer erneuten Blutung sollte erwogen werden. Hepatische Enzephalopathie: Mit dem Begriff der hepatischen Enzephalopathie (HE) wird eine chronische oder rezidivierend episodisch auftretende Funktionseinschränkung des Zentralnervensystems bezeichnet. Sie tritt im Rahmen einer Leberinsuffizienz bzw. Zirrhose auf und kann durch Auslöser wie Infekte, TIPS oder gastrointestinale Blutung getriggert werden. Das klinische Spektrum ist breit und reicht von subklinischen Veränderungen bis hin zum Koma. Typische Symptome sind Verlangsamung, Aufmerksamkeitsdefizite und psychomotorische Veränderungen. Verschiedene Testver- 12 Fazit für die Pflege — Die Leberzirrhose ist die vierthäufigste Todesursache in Zentraleuropa. — Ihre Prävalenz wird voraussichtlich in den nächsten Jahren trotz deutlich verbesserter Behandlungsmöglichkeiten der viralen Hepatitiden nicht sinken, da eine wachsende Zahl von Patienten mit fettleberinduzierter Zirrhose erwartet wird. — Die Behandlung bei Leberzirrhose bleibt damit auch in Zukunft eine Herausforderung; insbesondere mögliche Komplikationen müssen im Blick behalten werden. fahren (z.B. psychometrische Tests) werden zur Diagnose der HE eingesetzt. Die Bestimmung von Ammoniak im Serum ist nicht zuverlässig. Wichtig ist deshalb, dass therapeutisch relevante Differenzialdiagnosen wie Hyponatriämie, Hypoglykämie, Alkoholintoxikation oder zerebrale Blutung zuverlässig ausgeschlossen werden. Die Behandlung richtet sich gegen die auslösenden Faktoren (Tab.). Eine längerfristige Eiweißrestriktion, wie sie früher propagiert wurde, wird nicht mehr empfohlen. Behandlung und Prophylaxe der HE erfolgen durch orale Gabe der nichtresorbierbaren Laktulose. Sie verändert die intestinale Bakterienflora und induziert eine beschleunigte Darmpassage. Die Dosis sollte so eingestellt werden, dass etwa ein bis zwei weiche Stuhlgänge pro Tag erfolgen. Bei Leberzirrhose sind neben der Behandlung der Grundkrankheit zusätzlich regelmäßig weitere Untersuchungen und vorbeugende Maßnahmen nötig, um das Risiko von Komplikationen wie Varizenblutung zu reduzieren oder ein Leberkarzinom früh zu erkennen. Literatur bei den Verfassern Prof. Dr. med. Ulrich Spengler Medizinische Klinik und Poliklinik Universitätsklinik Bonn Sigmund-Freud-Str. 25 53105 Bonn [email protected] Dr. med. Philipp Lutz Medizinische Klinik und Poliklinik Universitätsklinik Bonn Sigmund-Freud-Str. 25 53105 Bonn [email protected] Heilberufe / Das Pflegemagazin 2016; 68 (9) Aufklärung und Vorsorge Prof. Dr. Michael Manns Lebererkrankungen können jeden treffen Experten schätzen, dass in Deutschland mindestens fünf Millionen Menschen an einer Lebererkrankung leiden. Ein Anliegen der Deutschen Leberstiftung ist es daher, die Bevölkerung, Ärzte und Pflegende für das Thema zu sensibilisieren. Der Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Michael Manns plädiert im Interview außerdem dafür, die Möglichkeiten der Vorsorge besser zu nutzen. ?? Herr Professor Manns, stimmt es, dass Lebererkrankungen jeden „treffen“ können? Manns: Krankheiten kennen keine Grenzen, geographisch oder personell, auch Lebererkrankungen können jeden treffen. ?? Und welche Rolle spielt die genetische Komponente? Manns: Dies ist je nach Lebererkrankung unterschiedlich. Es gibt klare genetische, so genannte angeborene Lebererkrankungen. Hier unterscheiden wir solche, die vor allem im Erwachsenenalter als Krankheiten manifest werden, zum Beispiel die Eisenspeicherkrankheit oder die Kupferspeicherkrankheit, auch bekannt als Hämochromatose bzw. Morbus Wilson. Häufig treten genetische Erkrankungen schon im Kindesalter auf wie die angeborenen Cholestase-Syndrome. Es handelt sich um Krankheiten, bei denen die Gallebildung oder -ausscheidung gestört ist und die häufig mit Gelbsucht und Juckreiz einhergehen. Beispiele sind der Morbus Byler, das Alagille-Syndrom oder eine Gruppe von Erkrankungen, die als benigne rekurrierende intrahepatische Cholestasesyndrome (BRIC) bezeichnet werden. ?? Was macht die Leber krank; welche Ursachen sind die häufigsten? Manns: Eindeutig die häufigste Leberkrankheit ist die Fettleber. Bei zunehmender Ausbreitung des Überwichts in der Bevölkerung ist diese Entwicklung noch nicht am Ende. In Deutschland haben etwa 20 der 80 Heilberufe / Das Pflegemagazin 2016; 68 (9) Millionen Einwohner eine Fettleber. Die Fettleber kann aus sich heraus entstehen, aber auch als Begleitphänomen verschiedener Krankheiten gesehen werden – wie Übergewicht, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen und vermehrtem Alkoholkonsum. ?? Nach Schätzungen Ihrer Stiftung leiden mindestens fünf Millionen Menschen in Deutschland an einer Lebererkrankung. Diese werden oft erst spät erkannt, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung manchmal zu spät, um schwerwiegende Folgen wie Leberzirrhose und Leberzellkrebs zu vermeiden. Wie kann für das Thema sensibilisiert werden? Manns: Zunächst einmal muss klar gemacht werden, dass Lebererkrankungen eine große Gesundheitsbedrohung weltweit sind. Dann ist es ganz wichtig zu vermitteln, dass Alkohol zwar die Leber schädigen kann, aber leberkrank nicht gleich alkoholkrank bedeutet. Dies ist enorm wichtig, um Patienten mit Lebererkrankungen nicht weiter zu stigmatisieren. Zudem ist es wichtig, dass wir kostengünstige Leberwerte (z.B. die Transaminase ALT) in die Vorsorgeprogramme aufnehmen. ?? Nimmt die Zahl der Neuerkrankungen zu? Manns: Nicht generell. Die Fettleber ist bei Zunahme des Übergewichts und des Diabetes mellitus sicherlich zunehmend. Die D I E D EUT SCH E LE B E R STI F TU N G Die Deutsche Leberstiftung wurde 2006 gegründet. Ihr Ziel ist, die Früherkennung und die Behandlung von Lebererkrankungen stetig zu verbessern. Schwerpunkte der Stiftungstätigkeit sind die Forschungsvernetzung und -förderung, vor allem durch Stipendien und den PublikationsPreis. Für Patienten und Angehörige werden Information und Beratung in medizinischen Fragen angeboten. Um Ergebnisse aus der Forschung schnell in die Praxis zu bringen, hat die Leberstiftung ein Netzwerk aus assoziierten Ärzten, Kliniken, Apothekern, Wissenschaftlern und Selbst-hilfegruppen geschaffen. Das jährlich stattfindende HepNet Symposium ist eine wichtige Plattform für den wissenschaftlichen Austausch; das HepNet Journal informiert über aktuelle Entwicklungen in der Hepatologie. www.deutsche-leberstiftung.de 13 Kurz gemeldet Welt-Hepatitis-Tag – Leise leidet die Leber Auf die Tücken einer unerkannten Hepatitis-Infektion hat die Medizinische Gesellschaft für Mikroimmuntherapie (MeGeMIT) anlässlich des Welt-HepatitisTages am 28. Juli aufmerksam gemacht. Die Infektion kann spontan ausheilen oder unbehandelt als chronische Virushepatitis schwerwiegende Folgen wie Leberzirrhose oder Leberkrebs nach sich ziehen. Mit der Mikroimmuntherapie lässt sich eine Hepatitis jedoch gut behandeln. Laut WHO leiden weltweit 400 Millionen Menschen an einer Virushepatitis vom Stamm B oder C. Darunter 150 Millionen, die bereits eine chronische Hepatitis-CErkrankung entwickelt haben. HepatitisViren sind, so MeGeMIT-Vorstandsmitglied Dr. Petra Blum, gefährlich, weil sie ihre Erbinformation an das Erbgut der Leberzellen weitergeben. Bei einer Störung des Immunsystems könne das Virus aktiviert werden und langanhaltende Infektionen zur Folge haben. Tückisch sei, dass eine Hepatitis-Erkrankung häufig lange Zeit symptomfrei verläuft: Bei vielen Menschen leidet die Leber lange Zeit still unter der Infektion. Je eher eine Hepatitis-Infektion entdeckt wird, desto besser lässt sie sich therapieren. Abhängig vom Ergebnis der Hepatitis-Testungen kommen unterschiedliche Mikroimmuntherapeutika zum Einsatz. Nach Informationen der MeGeMIT Hepatitis C-Register: Neue Medikamente wirksam und sicher Auswertungen aus dem Deutschen Hepatitis C-Register zeigen, dass die neuen, direkt antiviral wirkenden Medikamente zur Behandlung der chronischen Hepatitis C wirksam und sicher sind. Das gilt auch für Patienten, deren Hepatitis C mit den bisherigen Therapien nicht gut behandelt werden konnte. Zwischen 200.000 und 500.000 Menschen in Deutschland sind mit dem Hepatitis C-Virus infiziert. Mit einer Heilung der chronischen Hepatitis C können Spätfolgen wie Leberzirrhose und Leberzellkrebs verhindert werden. Um die Behandlung zu optimieren und die Wirksamkeit neuer Medikamente, die seit Anfang 2014 in Deutschland zugelassen wurden, zu prüfen, wurde das „Deutsche Hepatitis C-Register“ gestartet. Mit über 9.400 Patienten ist es eines der weltweit größten Register zu dieser Erkrankung. Nach Informationen der DLS 14 PflegeKolleg Erkrankungen der Leber akuten Hepatitiserkrankungen durch Hepatitis A und Hepatitis B sind als Folge der Impfungen abnehmend. Andere sind gleichbleibend konstant. über 90% der Fälle heilbar geworden ist, einer der größten Fortschritte der modernen Medizin überhaupt. ?? Wie ist die Verteilung zwischen den bererkrankungen vorzubeugen? Und gibt es Möglichkeiten der Früherkennung? Geschlechtern? Manns: Dies ist krankheitsabhängig. Chronische Virusinfektionen wie chronische Hepatitis B, C und D sind häufiger bei Männern, autoimmune Lebererkrankungen treten sehr viel häufiger bei Frauen auf, beispielsweise liegt der Frauenanteil bei Autoimmunhepatitis (AIH) bei 80%, bei primärer biliärer Cholangitis (PBC) bei 90%. ?? Welche Erkenntnisse gibt es zur Präva- lenz im Alter; sind Patienten mit Lebererkrankungen ein spezifisches Problem in der Geriatrie bzw. in stationären Pflegeeinrichtungen? Manns: Eher nein. Allerdings nimmt mit fortschreitendem Alter eine dauerhafte Medikamenteneinnahme zu. Nahezu alle Medikamente werden in der Leber verstoffwechselt, d.h. entgiftet, und dann über Galle oder Niere ausgeschieden. Dies bedeutet auch, dass Medikamente die Leber schädigen können im Sinne einer Arzneimitteltoxizität. Je älter der Patient ist und je mehr Medikamente eingenommen werden, desto häufiger kommt es zu Arzneimittelschäden der Leber. ?? Wo sehen Sie besondere Anforderungen in der medizinischen und pflegerischen Versorgung dieser Patienten? ?? Was kann jeder einzelne tun, um LeManns: Durch Impfungen ist es möglich, Hepatitis B und A abzuwenden. Einer Impfscheu ist also unbedingt entgegenzuwirken. Wir können die Fettleber durch Gewichtsreduktion, Behandlung des Diabetes mellitus oder Behandlung von Fettstoffwechselstörungen verhindern. Die chronische Hepatitis B kann durch eine dauerhafte Medikamentengabe in ihrem Progress aufgehalten werden. Hepatitis C ist inzwischen heilbar. Auch autoimmune Lebererkrankungen sind zum Teil gut behandelbar. Man kann inzwischen für die Autoimmunhepatitis, wenn sie erfolgreich mit Kortison allein oder in Kombination mit Immunsuppressiva behandelt wird, eine normale Lebenserwartung erreichen. Die primär sklerosierende Cholangitis wird in der Regel durch Ursodeoxycholsäure (UDCA) in ihrem Fortschreiten aufgehalten. Darüber hinaus gibt es jedoch Lebererkrankungen, deren Ursache unbekannt ist, deren Krankheitsmechanismen unverstanden sind, und für die es keine gezielte Therapie gibt. Hierzu gehört die primär sklerosierende Cholangitis, das größte Sorgenkind der Hepatologie – eine „Black Box“. Manns: Zunächst einmal ist es notwendig, Leberwerte in Screening und Vorsorgeprogramme aufzunehmen. Allerdings ist der so genannte Leberwert ALT ein unspezifischer Marker, der lediglich anzeigt, dass vermehrt Lebergewebe zugrunde geht. Ist dieser Wert erhöht, muss aber geklärt werden, welche Ursache dahintersteckt. Nur dann kann eine gezielte Therapie erfolgen. ?? Gibt es aktuell Fortschritte hinsichtlich der Lebensqualität und der Überlebenschancen bei Lebererkrankungen? Manns: Eindeutig ja: Wird beispielsweise die Eisenspeicherkrankheit, die Hämochromatose, früh genug erkannt, kann durch einfache Aderlass-Behandlungen eine normale Lebenserwartung erreicht werden. Ein weiteres Beispiel ist die Hepatitis C, die in Das Interview führte Ute Burtke Heilberufe / Das Pflegemagazin 2016; 68 (9) Leicht und bekömmlich Richtig ernährt bei Lebererkrankungen Lebererkrankungen können weitreichende Folgen für die Gesundheit haben. Doch mit der richtigen Ernährung kann der Krankheitsverlauf positiv beeinflusst werden. Eine gute Begleitung und Unterstützung durch Pflegekräfte ist dabei unabdingbar. ©© SerAlexVi / Getty Images / iStock B is vor wenigen Jahrzehnten war die Leberschonkost mit hohem Kohlenhydrat sowie geringem Fett- und Eiweißgehalt in der Ernährungstherapie Leberkranker üblich. Sie hatte jedoch häufig eine Mangel- und Unterernährung mit negativen Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf zur Folge. Heute ist bekannt, dass die erkrankte Leber eine ausreichende Zufuhr von Energie, Nährstoffen, Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen benötigt. Eine ausgewogene vollwertige Mischkost unter Berücksichtigung bestehender Grunderkrankungen, wie Adipositas oder Diabetes mellitus, ist zusammen mit dem Verzicht auf Alkohol und anderer Noxen bei chronischen Lebererkrankungen empfehlenswert. Solange die Leberfunktion normal ist, steigert die Mischkost das Wohlbefinden und vermeidet Mangelerscheinungen. Bei Lebererkrankungen, die durch Alkoholabusus und falsche Ernährung entstehen, ist sie sogar die beste Therapie. Ist die Leberfunktion mit Fortschreiten der Erkrankung eingeschränkt, wirkt eine anpasste Ernährung der Entstehung von Aszites und Ödemen entgegen und beugt einer hepatischen Enzephalopathie vor. Hepatitis: Verzicht auf Alkohol Bei akuter und chronischer Hepatitis ohne Zirrhose hat sich die leichte Vollkost bewährt. Dabei handelt es sich um eine vollwertige Mischkost, bei der Le- Heilberufe / Das Pflegemagazin 2016; 68 (9) bensmittel und Speisen gemieden werden, die häufig, das heißt bei mehr als 5% der Patienten, zu Blähungen, Völlegefühl und anderen unspezifischen Intoleranzen führen. Individuelle Unverträglichkeiten müssen bei der Essenbestellung zusätzlich berücksichtigt werden, um die Kost danach zusammenzustellen. Auf Alkohol sollte ganz verzichtet werden. K E Y WO R DS Mischkost Glykämischer Index Energie- und Eiweißzufuhr Mangelernährung Fettleber: Mischkost plus Bewegungstherapie Die Fettleber ist bei Ausschalten der auslösenden Noxen (Alkohol, Medikamente, Übergewicht, Virusinfektionen etc.) teilweise oder vollständig reversibel. Unerlässlich bei der alkoholisch-bedingten Erkrankung ist die absolute Alkoholkarenz. Auch bei der nicht-alkoholischen Fettleber wird empfohlen, auf alkoholische Getränke zu verzichten. Ist Übergewicht die Ursache, ist die Gewichtsreduktion die erste Maßnahme. Von Hungerkuren oder Nulldiäten ist jedoch abzuraten, da eine schnelle Gewichtsabnahme ein Fortschreiten der Lebererkrankung begünstigt. Die Gewichtsabnahme sollte daher nicht mehr als 250 bis 500 g pro Woche betragen. Einen dauerhaften Erfolg verspricht die mäßig energiereduzierte Mischkost in Kombination mit einer Bewegungs- und Verhaltenstherapie. Dabei wird die Fettzufuhr auf 60 g pro Tag beschränkt; das entspricht einer Nährstoffrelation von etwa 30% der Ge- 15 PflegeKolleg Die „Leberschonkost“ gehört der Vergangenheit an. Erkrankungen der Leber samtenergiezufuhr. Statt fetter Wurst- und Fleischwaren, Butter, Sahne, Speck, Kokos- und Palmkernfett und daraus hergestellte Waren mit einem hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren sollten Lebensmittel reich an einfach ungesättigten Fettsäuren auf dem Speiseplan stehen. Dazu gehören u.a. Raps- und Olivenöl sowie daraus hergestellte Streichfette. Zucker, Süßigkeiten und süße Getränke wie Limonaden oder reine Fruchtsäfte führen aufgrund ihres hohen glykämischen Index zu einer raschen Erhöhung des Blutzuckerspiegels mit starker Ausschüttung von Insulin. Dies begünstigt den Triglyceridanstieg in der Leber und die Leberverfettung. Patienten mit Fettleber sollten daher Lebensmittel mit einem niedrigen glykämischen Index bevorzugen. Ratsam sind zuckerfreie bzw. -arme Getränke (Mineralwasser, ungesüßte Kräuter- und Früchtetees, Saftschorlen), Getreideprodukte wie Vollkornbrot, -nudeln sowie Gemüse, Hülsenfrüchte und Obst. Fruchtzucker (Fructose) hat zwar einen niedrigen glykämischen Index. Dennoch sollten Leberkranke darauf verzichten, da größere Mengen die Leberverfettung zu beschleunigen scheinen. Besonderes Augenmerk sollten Pflegekräfte auf Diabetiker mit Fettleber haben. Ein erhöhter Blutzucker begünstigt die Neubildung von Fett in der Leber. Durch eine gute Einstellung des Blutzuckers kann die Entstehung der Fettleber aufgehalten und teilweise rückgängig gemacht werden. Ernährung bei Leberzirrhose Solange die Leber ihre Aufgaben erfüllt, bedarf es keiner besonderen diätetischen Maßnahme. Die Patienten sollen sich vollwertig und ausgewogen ernähren und dabei auf eine ausreichende Energie-, Eiweiß-, Vitamin- und Mineralstoffzufuhr achten. Mit Fortschreiten der Erkrankung treten jedoch häufig Probleme und Komplikationen auf, die durch entsprechende Ernährungsmaßnahmen in Schach gehalten werden können. Mangelernährung: Im fortgeschrittenen Stadium der Zirrhose kommt es bei der Hälfte der Patienten zu einer Mangelernährung, die den Verlauf und die Prognose der Erkrankung negativ beeinflusst. Je nach Schwere der Erkrankung hat der Patient einen erhöhten Bedarf an Energie (35–40 kcal/kg KG/Tag), Protein (1,2–1,5 g/kg KG/Tag), fettlöslichen Vitaminen, B-Vitaminen, Zink und Kalzium. Um einer katabolen Stoffwechsellage vorzubeugen, ist auf eine ausreichende Energie- und Eiweißzufuhr zu achten. Lediglich bei Vorliegen einer akuten schweren Enzephalopathie kann kurzfristig eine Eiweißrestriktion sowie bei eingeschränkter Eiweißtoleranz die Gabe verzweigtkettiger Aminosäuren notwendig sein. Günstig sind mehrere kleine, energiereiche Mahlzeiten über den Tag verteilt. Eine Spätmahlzeit vor 16 dem Schlafengehen beugt Hypoglykämien in der Nacht vor. Mit Fett braucht nicht gespart zu werden. Sahne, Schmand oder Crème fraîche verfeinern Soßen, Suppen und Aufläufe. Butter, Margarine oder Pflanzenöl passen zu Gemüsegerichten. Je nach Verträglichkeit können bei Fisch, Fleisch- und Wurstwaren, Milchprodukten und Käse die fettreichen Varianten bevorzugt werden. Käsehäppchen, Kuchen, Milchmixgetränke und Eis sind empfehlenswerte kalorienreiche Zwischenmahlzeiten. Zur Deckung des hohen Eiweißbedarfes sind Milch und Milchprodukte, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchten häufig verträglicher als Fleisch und Wurstwaren. Zusammen mit reichlich Obst und Gemüse helfen sie, das Defizit an Vitaminen und Mineralstoffen auszugleichen. Wenn der erhöhte Energieund Proteinbedarf nicht über die normale Ernährung gedeckt werden kann, ist die Kost mit Trinknahrungen sowie Supplementen zu ergänzen. Appetitlosigkeit und Übelkeit: Viele Patienten mit Leberzirrhose leiden unter Appetitlosigkeit und Übelkeit. Hilfreich sind hier mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag und das Eingehen auf besondere Wünsche, wie Lieblingsgerichte der Patienten. Lebensmittel und Speisen, die Unverträglichkeiten auslösen, sollten gemieden werden. Intrahepatische Cholestase: Ein Stau der Gallenflüssigkeit infolge der Leberzirrhose löst Beschwerden nach dem Verzehr fetthaltiger Speisen aus. Um die Energieversorgung zu sichern, sollte die Fettzufuhr nicht zu stark eingeschränkt werden. Hilfreich ist der Ersatz herkömmlicher Fette durch MCT-Öle und -Margarine. Sie enthalten mittelkettige Triglyceride (MCT), die ohne Hilfe von Gallensäuren und Lipasen aufgeschlossen werden können. Aszites und Ödeme: Kommt es zu einer renalen Natriumretention und zur Ansammlung von Wasser, ist eine natriumarme Kost mit 3 g Kochsalz pro Tag erforderlich. In Verbindung mit einer medikamentösen diuretischen Therapie ist damit eine schnellere Aszitesausschwemmung zu erwarten als ohne Diät. Besonders Fertiggerichte, Konserven, Räucherund Pökelware, Salzgebäck, Brühen und Gewürzmischungen sind reich an Salz und sollten gemieden werden. Empfohlen wird, unverarbeitete Nahrungsmittel zu bevorzugen und diese mit reichlich Kräutern, Gewürzen und Würzgemüsen zuzubereiten. Auf das Nachsalzen bei Tisch sollte verzichtet werden. Brot, Wurst, Schinken und Käse zählen ebenfalls zu den Spitzenreitern im Kochsalzgehalt. Als Alternative bieten sich spezielle kochsalzverminderte Fertigprodukte aus der Industrie oder selbstgemachtes salzarmes Brot sowie Brotaufstriche an. Als Durstlöscher eignet sich natriumarmes Heilberufe / Das Pflegemagazin 2016; 68 (9) Mineralwasser mit weniger als 20 mg Natrium je Liter. Gegebenenfalls ist eine Einschränkung der Flüssigkeitszufuhr auf 1–1,5 l pro Tag notwendig, wenn eine Verdünnungshyponatriämie (Natrium im Blut unter 130 mmol/l) vorliegt. Für die meisten Patienten bedeutet eine kochsalzarme Kost eine große Umstellung. Die Lebensmittelauswahl ist eingeschränkt, die Speisen schmecken zunächst fade. Können sich die Patienten auch bei guter Begleitung nicht umstellen und sinkt der Appetit weiter, kann die Diät gelockert und eine salzreduzierte Kost mit 6 g Kochsalz pro Tag anstrebt werden. Die Deckung des Energiebedarfs hat hier oberste Priorität. Fundus- und Ösophagusvarizen: Aufgrund von Bindegewebseinlagerungen ist die Durchblutung in der Leber gestört. Das Blut weicht auf kleinere Gefäße in Magen und Speiseröhre aus, die leicht einreißen und zu lebensgefährlichen Blutungen führen können. Es ist darauf zu achten, dass die Patienten die Nahrung zum Schutz der Gefäße gut zerkleinern und kauen. Knäckebrot, Zwieback, harte Kekse, Bratkartoffeln, Pommes frites, Chips und Roh- Fazit für die Pflege — Die erkrankte Leber benötigt eine ausreichende Zufuhr von Energie, Nährstoffen, Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. — Solange die Leber ihre Aufgaben erfüllt, bedarf es keiner besonderen diätetischen Maßnahme. — Ist die Leberfunktion mit Fortschreiten der Erkrankung eingeschränkt, wirkt eine anpasste Ernährung der Entstehung von Aszites und Ödemen entgegen und beugt einer hepatischen Enzephalopathie vor. kost sollten nun gemieden werden. Empfehlenswert sind weiche, nicht scharfkantige Lebensmittel wie feines Vollkornbrot, Cremesuppen und Hackfleisch. Hepatische Enzephalopathie: Die Ursachen für die Entwicklung einer hepatischen Enzephalopathie mit Beeinträchtigungen des Bewusstseins sind vielfältig. Eine Rolle spielen die Aminosäuren aus dem Eiweißabbau im Blut. Bei Zirrhosekranken sind die Bei fortgeschrittener Zirrhose kommt es bei jedem zweiten Patienten zur Mangelernährung. PflegeKolleg Eine eingeschränkte Eiweißzufuhr ist nur bei schwerer Enzephalopathie angezeigt. Erkrankungen der Leber verzweigtkettigen Aminosäuren (VKAS) im Blut vermindert, die aromatischen (AAS) dagegen erhöht. AAS werden in der Leber nur unzureichend abgebaut. Sie gelangen vermehrt in das Gehirn, wo sie zur Bildung falscher Neurotransmitter herangezogen werden. Eine eingeschränkte Eiweißzufuhr ist nur bei schwerer Enzephalopathie angezeigt und sollte sich an der Symptomatik orientieren. Ist eine orale Nährstoffzufuhr erlaubt, wird zunächst streng eiweißarm ernährt (0,35–0,4 g/kgKG/d, ca. 25 g pro Tag). Die Eiweißzufuhr wird alle drei Tage um 10 g gesteigert, bis eine normale Zufuhr möglich ist. Da die Proteine aus Fleisch und Fisch im Vergleich zu den Eiweißen aus pflanzlichen Nahrungsmitteln, Milch und Ei einen höheren Gehalt an AAS und niedrigeren an VKAS aufweisen, ist eine ovo-lacto-vegetabile Kost empfehlenswert. Dabei sollten Eiweiße mit hoher biologischen Wertigkeit bevorzugt werden (z.B. Hülsenfrüchte und Getreide oder Kartoffeln und Ei). Ist die Eiweißtoleranz chronisch eingeschränkt, ist die Zufuhr von VKAS über die Gabe von Aminosäuremischungen zu erwägen, um dem Abbau von körpereigenem Muskeleiweiß entgegenzuwirken. Auch Produkte des intestinalen Eiweißmetabolismus, wie Ammoniak, Merkaptane und Phenole, können zur Entwicklung einer hepatischen Enzephalopathie beitragen. Es ist daher auf einen regelmäßigen Stuhlgang der Patienten zu achten, damit schädigende Substanzen vermehrt ausgeschieden werden. Förderlich ist eine ballaststoffreiche Ernährung mit reichlich Gemüse, Obst, Kartoffeln und Vollkornprodukten. Besonders lösliche Ballaststoffe aus Obst und Gemüse, wie Apfelpektine, binden Gifte im Darm und verkürzen die Passagezeit der Nahrung. Zusätzlich ist die Einnahme von Lactulose sinnvoll. Das nicht resorbierbare synthetische Disaccharid wird im Darm bakteriell zu Essig- und Milchsäure abgebaut. Durch die Ansäuerung des Darminhaltes verändert sich die Bakterienflora hin zu einem höheren Anteil an Lactobazillen. Die bakterielle Eiweißspaltung nimmt ab, schädigende Metabolite werden weniger gebildet. Beate Ebbers Diplom-Oecotrophologin [email protected] LE B E N SSTI L Bei dicken Kindern leidet auch die Leber Sind Kinder dick, lagern auch ihre Organe Fett ein und können dadurch großen Schaden nehmen. Experten schätzen, dass etwa jedes zehnte Kind in Deutschland an einer Nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD, nonalcoholic fatty liver disease) leidet. Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) betrachtet diese Entwicklung mit Sorge. Denn auch wenn die Fettleber zunächst keine Beschwerden verursacht, sind ihre Risiken erheblich. Verläuft die Erkrankung schwer, entwickelt sich aus der NAFLD eine „Nicht-alkoholische Fettleberhepatitis“ (NASH, nonalcoholic steatohepatitis). Laut der Leitlinie „Nicht-alkoholische Fettlebererkrankungen“ der DGVS leiden bis zu 11% aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland an einer Verfettung der Leber, die Folge von Fehlernährung und mangelnder Bewegung ist. „Bei Kindern erfolgt die Diagnose, wenn 5–10% des Lebergewichts aus Fett besteht“, erklärt DGVS-Sprecher Prof. Dr. Christian Trautwein, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Internistische In-tensivmedizin an der Uniklinik RWTH Aachen. Der Gastroenterologe empfiehlt, bei über- 18 gewichtigen Kindern und Jugendlichen immer auch eine Fettlebererkrankung abzuklären. So kann eine Ultraschalluntersuchung Leberveränderungen sichtbar machen. Darüber hinaus weisen auch erhöhte Blutfette, ein erhöhter Blutzucker oder auch die Werte des Leberenzyms „AlaninAminotransferase“ auf die Erkrankung hin. Bereits bei Kindern besteht die Gefahr, dass die NAFLD zu einer NASH wird. Dabei entzündet sich das Organ, es kommt zu einer Fibrose. Im fortgeschrittenen Stadium entwickelt sich eine Zirrhose. Gleichzeitig steigt das Risiko, an Leberkrebs zu erkranken. „Die Krankheitsbilder ähneln den Folgen langjährigen Alkoholkonsums“, berichtet Trautwein. „Wir schätzen, dass in Deutschland etwa 4.000 Kinder und Jugendliche direkt von der aggressiv fortschreitenden Verlaufsform bedroht sind“. Damit es gar nicht erst zu schweren Verläufen kommt, sei es entscheidend, frühzeitig gegenzusteuern. „Mit Sport, gesunder Ernährung und einer Normalisierung des Körpergewichts können Patienten bewirken, dass sich die Fettablagerungen in der Leber vollständig zurückbilden“, sagt Trautwein. www.dgvs.de Heilberufe / Das Pflegemagazin 2016; 68 (9) IFIZIE B Die Durchblutung in der Leber ist gestört. Die Patienten sollten die Nahrung zum Schutz der Gefäße gut zerkleinern und kauen. C Ein Stau der Gallenflüssigkeit infolge der Leberzirrhose löst Beschwerden nach dem Verzehr fetthaltiger Speisen aus. Hilfreich ist der Ersatz herkömmlicher Fette. 2. Zu welcher Komplikation kommt es bei etwa 90% der Patienten im Verlauf ihrer Erkrankung? A Sie bilden Ösophagusvarizen aus, es kann zu gastrointestinalen Blutungen kommen. B Bei 90% der Patienten besteht das Risiko, ein Leberkarzinom zu entwickeln. C Bei 90% der Patienten tritt Aszites auf. 6. Ist für eine Fettleber Übergewicht ursächlich, ist die Gewichtsreduktion die erste Maßnahme. Was ist dabei zu beachten? A Es geht darum, möglichst schnell viel abzunehmen. B Bei mindestens 500 g pro Woche darf die Gewichtsabnahme liegen. C Die Gewichtsabnahme sollte nicht mehr als 250 bis 500 g pro Woche betragen. 4. Welche Ernährung wird in der Therapie Leberkrankter empfohlen, solange die Leberfunktion normal ist? A Eine Leberschonkost mit hohem Kohlenhydrat- und geringem Fett- und Eiweißgehalt. B Eine ausgewogene vollwertige Mischkost unter Berücksichtigung bestehender Grunderkrankungen und Verzicht auf Alkohol. C Solange die Leber normal funktioniert, gibt es keine besonderen Empfehlungen, an die sich der Patient halten sollte. Entscheidend ist, was ihm schmeckt. 5. Welche Folge kann eine intrahepatische Cholestase haben? A Die Gabe von Aminosäuremischungen ist zu erwägen, um dem Abbau von körpereigenem Muskeleiweiß entgegenzuwirken. Name, Vorname Straße 7. Wie ist die Geschlechterverteilung bei Lebererkrankungen? A Das ist krankheitsabhängig. B Es erkranken mehr Männer. C Es erkranken mehr Frauen. 8. Ist im höheren Lebensalter das Risiko größer, an einer Erkrankung der Leber zu leiden? A Lebererkrankungen im Alter nehmen generell zu. B Aufgrund dauerhafter Medikamenteneinnahme kommt es häufig zu Arzneimittelschäden der Leber. C Es gibt keinerlei Zusammenhang, weder Alter noch Einnahme von Medikamenten spielen eine Rolle. 9. A B C Worauf kann der Marker ALT hinweisen? ALT ist ein herzmuskelspezifisches Enzym. ALT charakterisiert eine Schädigung der Nieren. Ein erhöhter ALT-Spiegel im Blut kann auf eine Schädigung der Leberzellen hindeuten. 10.Wann wird der Welt-Hepatitis-Tag begangen? A …am 28. September. B …am 28. Juli. C …am 28. August. ☐ Ich bin Abonnent/in von HEILBERUFE und möchte gegen Gebühr (5 €/pro Zertifikat) postalisch teilnehmen. ☐ Ich habe kein HEILBERUFE Abo und möchte gegen Gebühr (7,50 €/ pro Zertifikat) postalisch teilnehmen. G ILDU 1. Die Leberzirrhose reflektiert den Zustand einer chronischen Leberschädigung. Wie wird sie diagnostiziert? A Durch eindeutige Symptome und Beschwerden. B Histologisch oder indirekt über biophysikalische Verfahren. C Durch einen Bluttest. 3. Wofür steht HE (Hepatische Enzephalopathie)? A … eine chronische oder rezidivierend episodisch auftretende Funktionseinschränkung des Zentralnervensystems. B … die spontan-bakterielle Peritonitis. C …eine funktionell bedingte Verschlechterung der Nierenfunktion. E TB R (Es ist jeweils nur eine Antwort richtig.) 3 Punkte N RT RT FO Erkrankungen der Leber ZE PflegeKolleg Fragebogen Fernfortbildung zum Mitmachen Mit dem HEILBERUFE PflegeKolleg können sich alle Pflegekräfte unkompliziert fortbilden. Wenn Sie 9 der 10 Fragen richtig beantworten, erhalten Sie ein anerkanntes Zertifikat, das Ihnen 3 Punkte im Rahmen der Registrierung beruflich Pflegender (RbP – www.regbp.de) beim Deutschen Pflegerat (DPR) sichert. So nehmen Sie teil Am einfachsten füllen Sie den Fragebogen unter www.heilberufe.de online aus. Unmittelbar nach der Teilnahme erfahren Sie, ob Sie bestanden haben und können sich Ihr Zertifikat gleich ausdrucken. Per Post senden Sie den Fragebogen an: Springer Medizin Redaktion HEILBERUFE Heidelberger Platz 3 14197 Berlin (Fax: 030 82787 5505) Die Online-Teilnahme ist für Abonnenten der Zeitschrift HEILBERUFE kostenlos; von NichtAbonnenten sowie bei postalischer Einsendung wird eine Bearbeitungsgebühr erhoben. Teilnahmeschluss ist der 15.01.2017 PLZ/Ort E-Mail Heilberufe / Das Pflegemagazin 2016; 68 (9) Datum/Unterschrift 19