Januar 2014 - Ministerium für Ländlichen Raum und

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AGROjournal
Ausgabe 6 | Januar 2014
AGROjournal
Aktuelles aus den landwirtschaftlichen Landesanstalten
Forschen und Gestalten
Agr Journa
11
Bericht der landwirtschaftlichen Landesanstalten im
Geschäftsbereich des Ministeriums für Ländlichen Raum
und Verbraucherschutz
2
Unsere Landwirtschaft muss
Lebensmittel so klimaschonend
wie möglich produzieren
Sehr geehrte Leserinnen,
sehr geehrte Leser,
der Sommer 2013 zählte zu den zehn wärmsten Sommern seit Beginn der Messungen im Jahr 1881. Hitzewellen im Sommer, Hagel, Stürme, Überschwemmungen, schneefreie Winter: Wissenschaftler sind
überzeugt, dass der Klimawandel auch in BadenWürttemberg bereits begonnen hat. Ab Mitte des
Jahrhunderts erwarten die Klimatologen sogar noch
deutlich stärkere Temperaturanstiege, besonders im
Rhein- und Neckartal sowie in der Bodenseeregion.
Der Klimawandel ist für die Landwirtschaft in BadenWürttemberg Chance und Risiko zugleich. Die zunehmende Trockenheit im Sommer bedroht viele Kulturpflanzen durch Wassermangel und Hitzestress und
kann zu landwirtschaftlichen Ernteausfällen führen.
In den letzten Jahren sind auch immer mehr Wärme
liebende Schädlinge, insbesondere aus dem Mittelmeerraum, nach Baden-Württemberg eingewandert.
So ist schon heute klar: Die Landwirtschaft wird sich
auf erhebliche Änderungen des Sorten- und Anbauspektrums, der Fruchtfolge, der Bodenbearbeitung,
der Düngung, der Wasserversorgung und des Pflanzenschutzes einstellen müssen.
Weichenstellungen für morgen müssen heute schon
erfolgen. Das gilt auch für den Klimaschutz. Das neue
Klimaschutzgesetz vom Juli 2013 schlägt hier den richtigen Weg ein. Baden-Württemberg will bis 2020 die
CO 2-Emissionen um 25 Prozent und bis 2050 sogar
um 90 Prozent reduzieren.
Für die Landwirtschaft bedeutet das: Sie ist nicht nur
Betroffene des Klimawandels, sie kann auch selbst viel
zum Klimaschutz beitragen. Wer beispielsweise Energie im Stall oder auf dem Feld ziel- und bedarfsgerecht einsetzt, spart nicht nur Kosten, sondern leistet
auch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Kurzum: Unser Ziel muss sein, Lebensmittel so klimaschonend wie möglich zu produzieren. Die Landesregierung hat deshalb gesetzlich seit Ende des Jahres 2011
das Dauergrünland flächendeckend vor Umwandlung geschützt. Dies soll verhindern, dass durch den
Umbruch von Grünland erhebliche Mengen an CO 2
freigesetzt werden.
Was Klimawandel und Klimaschutz anbelangt, sind
unsere landwirtschaftlichen Landesanstalten wichtige
Ideen- und Impulsgeber. Das AGROjournal präsentiert deshalb in seiner 6. Ausgabe eine Auswahl von
spannenden Forschungsergebnissen: Vom Klimawandel als Herausforderung für Rinderhaltung über
Grünlandwirtschaft sowie Garten- und Weinbau,
Energiesparen in der Landwirtschaft und CO 2-Fußabdruck bei Lebensmitteln bis zum Problem der invasiven Schädlinge. Daneben finden sich auch interessante Beiträge zu anderen Themen: Neue Lehrpläne
für den Ökolandbau, Bodenbearbeitung ohne Pflug,
Eiweißstrategie, Grundwasserschutz im Weinbau, Verbesserung des Tierwohls im Stall und vieles mehr.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und viele
gute Anregungen.
Alexander Bonde
Minister für Ländlichen Raum und
Verbraucherschutz Baden-Württemberg
33
Inhaltsverzeichnis
Vorwort Minister Alexander Bonde ......................... 3
 Energiesparende Kühlsysteme
in konventionellen Schweineställen
LSZ Boxberg . . ........................................................ 14
Inhaltsverzeichnis ......................................................... 4
Schwerpunktthema
„Klimawandel und Klimaschutz –
neue Herausforderungen für die
Landwirtschaft“
 Klimawandel – Wie reagiert die Landwirtschaft?
LTZ Augustenberg..................................................... 6
 Neozoen als Fischnahrung
LAZBW ................................................................ 7
 Klimaerwärmung – Tierische Schädlinge
auf dem Vormarsch
WBI Freiburg ........................................................ 8
 Weintrauben reifen schneller
LVWO Weinsberg ..................................................... 9
 Welche Herausforderungen bringt der
Klimawandel für die Rinderhaltung?
LAZBW . . ............................................................. 15
 Immer früher und immer schneller – Klimawandel
verändert die Entwicklung der Pflanzen
LTZ Augustenberg ........................................................... 16
 Vorkühlung der Milch –
Energiesparpotentiale in der Landwirtschaft
LEL Schwäbisch Gmünd .........................................1 7
 Klimawandel – Mehr Alkohol im Wein
LVWO Weinsberg . . .................................................. 18
 Wetterextreme – Wie robust reagieren
unsere Zierpflanzen?
LVG Heidelberg .. .................................................... 19
 KLIMOPASS – Energiesparen in frei belüfteten
Schweineställen
LSZ Boxberg . . ........................................................ 20
 Klimawandel – Licht und Schatten im Gartenbau
LVG Heidelberg ..................................................... 10
 Wenn Tomaten ins Schwitzen kommen
LVG Heidelberg ...................................................... 11
 Klimawandel – Neue Wege in der
Grünlandbewirtschaftung
LAZBW ......................................................................... 12
 Invasive Tierarten – Gewinner des Klimawandels
LTZ Augustenberg ........................................................... 13
 CO2-Fußabdruck von Lebensmitteln
MBW Marketing- und Absatzförderungsgesellschaft
für Agrar- und Forstprodukte aus
Baden-Württemberg mbH . . ...................................... 21
 Interview mit Minister Alexander Bonde ........ 22
 Lebensmittelskandale –
Wie steht es um die Milch?
LAZBW . . ............................................................. 26
 Grundwasserschutz im Weinbau
WBI Freiburg ........................................................2 7
4
 Das EU-Schulfruchtprogramm –
ein Erfolgsmodell
LEL Schwäbisch Gmünd .......................................... 28
 Bodenbearbeitung ohne Pflug
LTZ Augustenberg ........................................................... 29
 Qualitätssicherung – Vorreiter Baden-Württemberg
LEL Schwäbisch Gmünd ..........................................3 3
 Tschechische Pferde in Marbach
Haupt- und Landgestüt Marbach (HuL) .. ...................3 4
 Kurzmeldungen aus den Landesanstalten ..... 35
 Stallklimatisierung verbessert Tierwohl
LSZ Boxberg .......................................................... 30
 Ausbildung und Praktika in den
Landwirtschaftlichen Landesanstalten .............. 42
 Neue Lehrpläne für den Ökolandbau
LEL Schwäbisch Gmünd ..........................................3 1
 Alle Adressen im Überblick
Anschriften der Landesanstalten ................................ 43
 Raps statt Soja –
Alternativen in der Milchviehfütterung
LAZBW ...............................................................3 2
Impressum .................................................................. 43
Für Ihre Notizen
55
Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“
Klimawandel – Wie reagiert die Landwirtschaft?
Was kann die Landwirtschaft tun?
Für die Landwirtschaft empfiehlt das
Gutachten eine Vielfalt von Anpassungsmaßnahmen. Viele davon können
landwirtschaftliche Betriebe, vor allem
im Ackerbau, kurzfristig umsetzen.
Vergleichsweise schnell lassen sich z.B.
Maßnahmen zur Humusbildung und
eine konservierende Bodenbearbeitung
realisieren. Empfohlen wird auch, die
Düngungsstrategie anzupassen und bei
der Arten- und Sortenwahl auf Wassereffizienz und Hitzetoleranz zu achten. Mit einem vielfältigen Arten- und
Sortenspektrum und mit neu angepassten Fruchtfolgen lässt sich das
Anbaurisiko breiter streuen.
Anzahl der jährlichen Tropentage in Baden-Württemberg in naher (2021-2050)
und ferner Zukunft (2071-2100) (Quelle: LUBW 2013).
U
nser Klima hat sich unter dem
Einfluss der Treibhausgasemissionen bereits verändert,
und es wird sich auch in Zukunft deutlich wandeln. Das bestätigt der fünfte
Bericht des Klimarats der Vereinten
Nationen. Wie kann aber die heimische
Landwirtschaft den Risiken des Klimawandels begegnen und wie kann sie
mögliche Chancen nutzen? Diesen Fragen geht ein Fachgutachten nach, das
von den landwirtschaftlichen Landesanstalten Baden-Württembergs unter
Federführung des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg (LTZ) im Rahmen der „Anpassungsstrategie Baden-Württembergs an
die Folgen des Klimawandels“ erstellt
wurde.
Probleme mit Hitze und
Trockenheit
Für den Pflanzenbau und die Nutztierhaltung wird voraussichtlich die zunehmende Hitzebelastung zum größten
Problem werden – das ergibt die Auswertung regionaler Klimaprojektionen.
Es wird nicht nur die Durchschnittstemperatur steigen, sondern auch die
Anzahl der Hitze- oder Tropentage –
6
d. h. Tage, an denen 30°C und mehr
erreicht werden. Bis 2050 wird sich die
Anzahl der heißen Tage von derzeit
drei bis vier auf etwa sechs verdoppeln.
Im Durchschnitt der Jahre 2071 - 2100
muss man dann in Baden-Württemberg sogar mit fast 27 heißen Tagen
im Jahr rechnen. Im Oberrheingraben
oder im Unteren Neckar- und Gäuland
könnten 40 Tropentage pro Jahr zur
Normalität werden (siehe Schaubild).
Vermehrte Starkregen führen
zu Bodenerosion
Das Klima in Baden-Württemberg
wird aber nicht nur heißer, es wird
auch trockener. Die Niederschläge
sollen zwar während der Vegetationsperiode nur moderat zurückgehen,
aber die höheren Temperaturen führen zu einer höheren Verdunstung
und zu einer regionalen Verknappung
der Wasserversorgung. Zwar sagen
die Projektionen auch eine steigende
Intensität und Häufigkeit von Starkniederschlägen voraus, aber dies kann den
regionalen Wassermangel aufgrund des
schnellen Abflusses nicht ausgleichen.
Im Gegenteil: Es steigt damit auch das
Risiko von Bodenerosionen.
Neben kurzfristigen Anpassungsstrategien sollten in der Landwirtschaft aber
bereits heute Maßnahmen eingeleitet
werden, die eine lange Vorlaufzeit und/
oder hohe Investitionen erfordern.
Dazu gehören beispielswiese die Züchtung von wassereffizienteren und hitzetoleranteren Sorten, das Monitoring
und die Entwicklung von Prognosemodellen im Pflanzenschutz, die klimatechnische Nachrüstung von Gewächshäusern oder Viehställen sowie die
Anschaffung von Bewässerungstechniken und von Schutzeinrichtungen
gegen Hagel und Starkregen.
Kurzum: Die negativen Begleiterscheinungen des Klimawandels lassen sich
zwar nicht vermeiden, aber sie können
bei Anwendung richtiger Anpassungsstrategien deutlich abgemildert werden.
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ)
Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“
Neozoen als Fischnahrung
Barsche hatten deutlich mehr als 50 %
Neozoen aufgenommen - im Frühjahr
und Herbst überwiegend Schwebegarnelen und im Sommer überwiegend
Höckerflohkrebse. Dies spiegelt exakt
das jahreszeitliche Vorkommen dieser
beiden Neozoen wider. Die Mägen
dieser Barsche waren deutlich stärker
gefüllt als die von Barschen, die keine
Neozoen gefressen hatten. In Ufernähe
lebende Trüschen hatten eine hohe Präferenz für Höckerflohkrebse. Andere
Nahrung, wie z. B. kleine Fische und
Schwebegarnelen, wurde dagegen kaum
gefressen.
Schwebegarnele und Höckerflohkrebs, Flussbarsch und Trüsche
N
eozoen sind Tierarten, die in
einem Lebensraum natürlicherweise nicht vorkamen,
sich dort aber ausgebreitet haben.
Zumindest bei einigen Neozoen dürfte
der Klimawandel die schnelle Ausbreitung fördern. Im Bodensee-Obersee
sind in den vergangenen 20 Jahren
mehr als zehn Neozoen aufgetreten,
die sich innerhalb kurzer Zeit ausgebreitet haben (www.neozoen-bodensee.de).
Der Bodensee-Obersee ist in den vergangenen Jahren wieder ein nährstoffarmer, oligotropher See geworden
(www.IGKB.org), entsprechend stark
ist der Fischerei-Ertrag zurückgegangen (www.IBKF.org). In einer aktuellen
Studie der Fischereiforschungsstelle
Baden-Württemberg
(Langenargen)
wurde untersucht, welche Fischarten
bereits Neozoen als Nahrung nutzen.
Aufgrund ihrer grundsätzlichen Eignung als Fischnahrung lag dabei der
Fokus auf den beiden Arten DonauSchwebegarnele (Limnomysis benedeni)
und Höckerflohkrebs (Dikerogammarus villosus). Da diese Neozoen
hauptsächlich in Ufernähe vorkommen, wurden verstärkt ufernah lebende
Fischarten untersucht.
Donau-Schwebegarnele und
Höckerflohkrebs
Höckerflohkrebs und Schwebegarnele stammen ursprünglich aus dem
Schwarzmeerraum und breiteten sich
in den letzten 25 Jahren in fast ganz
Europa aus. Im Bodensee wurde der
Höckerflohkrebs erstmals 2003 entdeckt, die Schwebegarnele 2006.
Den Bodensee haben beide Arten
anschließend innerhalb weniger Jahre
flächendeckend besiedelt. Die Schwebegarnele wird bis zu 10 mm lang,
frisst hauptsächlich feine Partikel aus
Algen, Detritus oder Aufwuchs und
hält sich in Ufernähe über Grund auf.
Sie erschließt dort eine im Bodensee
neue Nahrungsnische. Der Höckerflohkrebs wird bis zu 20 mm groß und
lebt räuberisch.
Barsche und Trüschen
fressen Neozoen
Im ersten Schritt wurden die Mageninhalte aller gefangenen Fischarten
untersucht. Dabei zeigte sich, dass
hauptsächlich Flussbarsch (Perca fluviatilis) und Trüsche (Lota lota) Neozoen
gefressen hatten. Neozoen fressende
Bestandserholung mancher Fischarten?
Barsche und ufernah lebende Trüschen
haben ihre Nahrungswahl schnell an
die veränderte Situation angepasst. Die
Neozoen sind bereits nach kurzer Zeit
als Beutetiere dieser Fischarten angenommen worden.
Der Ertrag beider Fischarten hat
sich gegenüber früher in den letzten
Jahren auf einem niedrigen Level
stabilisiert. Vorerst kann aber aus
der Studie noch kein sicherer Trend
hinsichtlich der Fangerträge der ufernah lebenden Fischarten abgeleitet
werden, da in einem großen See, wie
dem Bodensee, kurzzeitige Ertragsschwankungen bei Fischen normal
sind und von vielen Faktoren beeinflusst werden.
Ertragsschwankungen können kurzfristig nicht einem speziellen Faktor,
wie z. B. dem Auftreten der Neozoen, zugeordnet werden. Dazu werden
voraussichtlich erst in einigen Jahren
verlässliche Informationen vorliegen.
Das Monitoring der Fischbestände im
Bodensee-Obersee sollte daher auf
detailliertere
Mageninhaltsuntersuchungen und insbesondere den Anteil
an Neozoen in den Mägen ausgeweitet
werden.
Landwirtschaftliches Zentrum
Baden-Württemberg (LAZBW)
77
Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“
Klimaerwärmung – Tierische Schädlinge
auf dem Vormarsch
Winden-Glasflügelzikade auf einem Rebblatt
W
einberge gehören zu den
klimatisch
bevorzugten
Gebieten in Deutschland.
Der allgemein zu beobachtende weltweite Temperaturanstieg wird auch
vor diesen bereits begünstigten Gebieten nicht Halt machen. Ein Anstieg
der Umgebungstemperaturen wird
unweigerlich nicht nur das Leben in
der Laubwand verändern, sondern
auch Einfluss auf das Bodenleben
haben. Insekten beispielsweise profitieren gewöhnlich von steigenden
Temperaturen. Es können sich damit
in Zukunft neue, wärmeliebende Insektenarten ansiedeln. Darüber hinaus
sorgen höhere Temperaturen auch für
eine bessere und schnellere Entwicklung bereits vorhandener Arten.
Probleme mit dem Traubenwickler
Ein gutes Beispiel hierfür sind die Traubenwickler - die wichtigsten Schädlinge
im Weinbau. In Baden-Württemberg
kommen sowohl der Einbindige Traubenwickler (Eupoecilia ambiguella) als
8
auch der Bekreuzte Traubenwickler
(Lobesia botrana) vor. Früher bildeten
beide Arten im Laufe der Vegetationsperiode in der Regel zwei Generationen. Die höheren Temperaturen
haben aber bereits in den vergangenen
Jahren regelmäßig zur Entwicklung
von drei Generationen geführt. Dieser
Trend wird sich vermutlich verstärken. Somit ist mit weiteren Schäden,
vor allem durch die Beerenfäule, zu
rechnen. Alle bereits vorkommenden
drei Generationen der Traubenwickler
können mit dem Pheromonverwirrverfahren auf umweltverträgliche Weise
bekämpft werden.
Probleme mit Zikaden
Auch die Winden-Glasflügelzikade
(Hyalesthes obsoletus) konnte sich in
den letzten Jahren stark ausbreiten. Sie
gilt als Vektor von Phytoplasmen und
ist für die Übertragung der Schwarzholzkrankheit verantwortlich. Dieses
Tier wurde früher nur auf der Ackerwinde gefunden, doch seit einigen
Jahren besiedelt und entwickelt es sich
auch an der Brennnessel – ebenfalls
eine Folge der begünstigteren klimatischen Verhältnisse. Von dieser Pflanze werden ebenfalls Phytoplasmen auf
die Reben übertragen.
Baden-Württemberg kommt als Land
mit den südlichsten Weinbaugebieten
bei der Zuwanderung und Etablierung
neuer Schädlinge in Deutschland ein
besonderer Stellenwert zu. Vor allem
der wärmebegünstigte Oberrheingraben (u. a. Kaiserstuhl) gilt von jeher
als „Eintrittspforte“ neuer Arten. Dieser Effekt scheint durch die globale
Erwärmung verstärkt zu werden, da
sich mehr und mehr Tiere aus anderen Arealen in unserem Klimabereich
etablieren und ausbreiten. Dies kann
auf natürlichem Wege, aber auch durch
Einschleppung vom Menschen geschehen, wie etwa bei der Büffelzikade
(Stictocephala bisonia). Die Büffelzikade wurde aus Amerika eingeschleppt
und ist dabei, sich ebenfalls in Weinanbaugebieten Deutschlands zu etablieren. Zum Glück tritt dieser neue
Schädling bisher nur als Gelegenheitsschädling auf. Er nutzt unsere Reben
als Nahrungsquelle.
Welche „Einwanderer“ sind noch
zu erwarten?
Leider müssen wir in den kommenden
Jahren mit weiteren, gebietsfremden
Schädlingen rechnen. Die Amerikanische Rebzikade (Scaphoideus titanus)
etwa könnte ein besonders gefährlicher
Einwanderer werden. Diese Zikade
entwickelt sich auf Weinreben und
kann die so genannte Flavescence dorée
(FD) übertragen – eine der Schwarzholzkrankheit sehr ähnliche Krankheit.
Das Staatliche Weinbauinstitut (WBI)
in Freiburg hat hier seit einigen Jahren
mit einem Monitoring begonnen –
bislang konnten glücklicherweise aber
keine Individuen in Baden-Württemberg gefunden werden.
Staatliches Weinbauinstitut
(WBI Freiburg)
Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“
Weintrauben reifen schneller
D
ass sich das Klima weltweit
und auch in Südwestdeutschland erheblich verändert hat,
ist mittlerweile unbestritten. So hat
das 30-jährige Mittel der Jahresdurchschnittstemperatur auch in Weinsberg vom Ende des 20. bis Anfang
des 21. Jahrhunderts (1981-2010) um
1,1°C auf jetzt 10,4°C zugenommen.
Während die Auswirkungen auf den
Weinbau anfänglich eher positiv bzw.
neutral bewertet wurden, lassen sich
neuerdings auch vermehrt nachteilige
Effekte erkennen.
Gut zwei Wochen früher
Die Monate April, Mai und Juni sind
im Mittel durch eine besonders starke
Erwärmung gekennzeichnet. Die
erhöhten Temperaturen in diesem
Zeitraum begünstigen einen früheren
Austrieb und eine rasche Anfangsentwicklung der Rebstöcke. Während
in den siebziger Jahren der Austrieb
erst Anfang Mai einsetzte, kann heute
schon in der Regel Mitte April mit dem
Austrieb der Reben gerechnet werden.
Auch der Blütetermin hat sich deutlich
von Ende Juni in die erste Junihälfte
vorverschoben. Höhere Temperaturen
bedeuten letztendlich beinahe mediterrane Verhältnisse, allerdings nicht
verbunden mit den im Mittelmeerraum
geringen Sommerniederschlägen.
Höhere Energieaufnahme
Die Reife der Trauben hatte in Weinsberg während der siebziger Jahre in
der Regel Anfang September begonnen. Mittlerweile tritt der Reifebeginn
in der Regel ab Mitte August ein. Im
Zeitraum vor 1980 fand die Lese der
Riesling-Trauben meist Ende Oktober bis Anfang November statt. Heute
wird man am 1. November kaum noch
Riesling-Trauben finden. Insgesamt
gesehen läuft die Entwicklung der Rebe
also um etwa 16 bis 18 Tage früher ab
als noch vor 30 Jahren.
Die verlängerte Vegetationszeit der
Reben verändert jedoch nicht nur die
Reifebedingungen. Die Rebe wird
zudem in die Lage versetzt, durch längere Assimilation mehr Energie zu
gewinnen. Von dieser Energie profitieren die Reben in der Phase vom Rebenaustrieb bis zur Blüte. Die Rebstöcke
können ungünstige, kalte und sonnenarme Perioden wesentlich besser überstehen.
Bessere Qualität, aber auch
höhere Krankheitsanfälligkeit
Die Konsequenzen sind eine deutlich
geringere „Verrieslungsneigung“, ein
guter Beerenansatz und die Ausbildung
von kompakteren Trauben. Die Zahl
und die Größe der Gescheine (Blütenstände der Weinrebe) haben dadurch
Das Adcon-Messgerät ist ein Alleskönner. Es liefert dem Winzer Informationen über Niederschlag,
Temperatur, Luftfeuchte und Benetzungsdauer der
Blätter.
bei genetisch unveränderten Pflanzen
in den letzten 30 Jahren deutlich zugenommen. Besonders auffällig sind diese
Veränderungen bei den von Natur aus
zu Kompaktheit neigenden Sorten wie
Schwarzriesling, Spätburgunder und
Riesling. Dann aber schlägt die Natur
zurück. Gerade bei diesen Sorten vergrößert sich bei höheren Temperaturen
und eventuell dazu kommender Feuchte die Gefahr des Befalls durch Fäulniserreger und wärmeliebende Pilzerreger, wie etwa Botrytis Cinerea oder
die Erreger der Essigfäule, während
der Reife erheblich.
Die Messergebnisse zeigen einen langjährigen Trend auf zur Erhöhung der
Jahresdurchschnittstemperaturen. Der
Klimawandel bringt für die Rebe und
den Winzer nicht nur positive Aspekte,
die Krankheitsprobleme überwiegen
in manchen Jahren die Vorteile. Jedes
Jahr hat seine Eigenheiten und die
Winzer werden immer wieder vor neue
Herausforderungen gestellt.
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt
für Wein- und Obstbau Weinsberg
(LVWO)
Frühe Rebblüte ist das Ergebnis milder Winter und hoher Temperaturen im April und Mai
99
Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“
Klimawandel – Licht und Schatten im Gartenbau
ten entweder gar nicht oder erst sehr
spät. Dies führte zu grünen und damit
unverkäuflichen Primelbeständen im
Frühjahr 2007. Höhere Herbsttemperaturen bedeuten für den Gartenbau
der Zukunft, dass er das Primelsortiment an die veränderten Bedingungen
anpassen muss. Die LVG Heidelberg
liefert dazu – auf Basis vieler Versuche
– wichtige Informationen für das richtige Sortiment.
Tropfbewässerung
D
ie Folgen des Klimawandels
werden auch für den Gartenbau spürbar sein. Eigentlich
müssten sich die Gärtner freuen, denn
höhere
Durchschnittstemperaturen
bedeuten mehr Wachstum und damit
höhere und frühere Erträge sowie kürzere Kulturzeiten.
Frühe Ernte und höherer Gewinn
Versuche an der Staatlichen Lehr- und
Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg (LVG) zum Einfluss der Temperatur auf den Ertrag von Strauchtomaten haben gezeigt, dass die Ernte
früher einsetzt und sich der Gewinn
erhöht. Strauchtomatensorten reagierten zum Beispiel bei Durchschnittstemperaturen von 18°C gegenüber
16°C im Erntezeitraum von April bis
Anfang Mai mit bis zu 2 kg höherem
Frühertrag je m². Dieser Ertragsvorsprung wird zwar später bei Strauchtomatensorten, die niederen Temperaturen ausgesetzt sind, wieder eingeholt.
Der höhere Gewinn durch die höheren
Preise im Frühjahr bleibt jedoch bestehen.
Positiv: Heizkostenersparnis
Da der Gartenbau nicht nur im Freien stattfindet, sondern auch im so
10
genannten geschützten Anbau unter
Glas und Folie, sind durch das frühe
und schnelle Wachstum der Strauchtomaten und anderer Kulturpflanzen
ein geringerer Energieverbrauch und
damit auch niedrigere Heizkosten zu
erwarten. Simulationen für den Zeitraum 2008 bis 2038, durchgeführt von
Holger Hoffmann (DEGA 9, Ulmer
Verlag 2013), haben ergeben, dass die
Energieeinsparung durch den Klimawandel im bundesweiten Durchschnitt
je nach Szenario zwischen 5 und
18 kWh je m² bei einer Heiztemperatur
von 5°C und 7 bis 45 kWh je m² bei
17°C betragen wird.
Negativ: Probleme bei den Primeln
Biergartenwetter im September ist für
uns Menschen etwas Angenehmes –
nicht so bei den Primeln. Primeln setzen dann ihr Blattwachstum fort und
„denken“ nicht daran, Blüten anzulegen. Für eine optimale Blüteninduktion – so der Fachbegriff – benötigen
viele Primeln im September Temperaturen, die im Mittel deutlich unter 16°C
liegen. Wärme im September verhindert jedoch das Blütenwachstum – so
geschehen bereits im Jahr 2006. Bei
einer Durchschnittstemperatur von
über 17°C induzierten viele Primelsor-
Mit Tropfbewässerung
Wasserknappheit begegnen
Mehr Wachstum und geringere Niederschläge im Sommer haben einen
höheren Wasserbedarf zur Folge. Das
ist ein Problem, welches viele Gartenbaubetriebe vor schwierige Fragen
stellt: Reicht meine Wasserversorgung
aus, um die gartenbauliche Produktion
aufrecht zu erhalten? Welche wassersparenden Verfahren könnten in der
gärtnerischen Praxis eingesetzt werden? Erste Problemlösungen sind
bereits in Sicht.
Die Tropfbewässerung beispielsweise
ist hier eine gute Alternative. Mit ihr
können über 30 % Wasser gegenüber
der etablierten Überkopfberegnung
eingespart werden. Die LVG Heidelberg beschäftigt sich schon längere
Zeit mit diesem und weiteren Bewässerungsverfahren und veröffentlicht
regelmäßig
Informationen
dazu,
welche Systeme technisch eingesetzt
werden können und welche auch
wirtschaftlich sind.
Die Auswirkungen des Klimawandels auf den Gartenbau sind vielfältig.
Hitze, Hagel, Sturm und Starkregen
machen die Produktion unsicherer.
Neue Sorten, angepasste Strategien,
andere Bewässerungssysteme – der
Handlungsbedarf im Gartenbau ist
hoch. Viele Ideen sind gefragt, um
betroffenen Gartenbaubetrieben Hilfestellung zu geben.
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt
für Gartenbau Heidelberg (LVG)
Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“
Wenn Tomaten ins Schwitzen kommen
ringert ebenfalls die Sonneneinstrahlung und damit die Überhitzung der
Früchte. Ebenso können auch Klimacomputer – soweit die äußeren Bedingungen dies zulassen – das Gewächshausklima optimieren. Wenn dies alles
nicht hilft, muss auch über den Einbau
einer Kühlung nachgedacht werden. An
der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau (LVG) Heidelberg
werden dazu Konzepte entwickelt.
Tomatensorten sind gegenüber Hitze
unterschiedlich empfindlich. Während
die eine Sorte nach wie vor ihr schönstes Rot zeigt, bleiben andere beim Gelborange stehen. Sortenversuche an der
LVG Heidelberg haben gezeigt, welche Sorten der Hitze trotzen, also
Tomaten-Schattierung
S
ommer – Sonne – Wärme: Badewetter ist angesagt. Bei Sommertemperaturen über 30°C
im Gewächshaus würde die Tomate,
wenn sie die Wahl hätte, sicher gerne
den Badesee bevorzugen. In Zukunft
wird die Anzahl der Tage mit Temperaturen über 25°C im Freien und
damit mit Temperaturen über 30°C
im Gewächshaus ansteigen. Das heißt
für die Tomate als typische Sommerkultur im geschützten Anbau: Die
Zeiten mit Hitzestress werden zunehmen.
Wie entsteht Hitzestress
bei Tomaten?
Temperaturen über 30°C verlangsamen
die Stoffwechselprozesse bei Tomaten:
Die Photosynthese und damit der Aufbau von Zucker und anderen Stoffen,
wie z. B. Calcium, nehmen ab, da die
Spaltöffnungen der Tomatenblätter
geschlossen werden, um die Verdunstung zu vermindern. Ohne die Öffnung
der Spaltöffnungen kann jedoch das
notwendige Kohlendioxid aus der
Luft nicht in die Pflanzen gelangen.
Das Gleiche gilt für die Aufnahme
von Calcium durch die Wurzeln, da
der Transpirationsstrom unterbrochen wird.
Mehr Grün als Rot –
Auswirkungen des Hitzestresses
Die Ausfärbung der Tomaten von
Grün nach Rot wird deutlich schwächer. Die Früchte bleiben gelborange.
Je nach Sorte bildet sich am Stielansatz
ein so genannter Grünkragen, d.h. die
Fruchtwand bleibt in der Nähe des
Stiels grün und das Gewebe verhärtet
sich. Da Pflanzen ebenso wie Menschen Calcium zum Zellaufbau benötigen, der Transport in die Pflanze
jedoch eingeschränkt ist, sterben Pflanzenzellen am Fruchtende ab. An den
Tomaten tritt die Blütenendfäule auf
und macht die Ware unverkäuflich.
Hohe Temperaturen haben auch eine
schlechte Blütenauslösung und mangelnde Befruchtung zur Folge und es
kommt zu Ertragsrückgängen. Hummeln, die zur Befruchtung der Tomaten
eingesetzt werden, arbeiten eben auch
lieber bei moderaten Temperaturen.
Schwitzen ade – was hilft?
Wie im häuslichen Bereich heißt die
Devise auch im Gewächshaus: Lüften und Schattieren. Hohe, moderne
Gewächshäuser mit Stehwandhöhen
über vier Meter und mit großen Dachlüftungsflächen sind hier eindeutig von
Vorteil. Der Einbau von Schirmen ver-
optimal ausfärben und einen geringen
Anteil an Blütenendfäule aufweisen.
Es wurde festgestellt, dass Hitzeschäden auch durch die Anpassung der
Nährstoffversorgung vermindert werden können. 2013 wurde an der LVG
Heidelberg die Frage untersucht, ob
und inwiefern eine flüssige Blattdüngung mit verschiedenen Calcium-Präparaten der Blütenendfäule ein Ende
bereiten kann. Ergebnis: Zur Vermeidung der Blütenendfäule ist die richtige
Sortenwahl deutlich effektiver als die
Düngung.
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt
für Gartenbau Heidelberg (LVG)
11
11
Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“
Klimawandel – Neue Wege in der Grünlandbewirtschaftung
Verwertung als Futter für Wiederkäuer
zu erhalten. Erste Ergebnisse zeigen
eine sehr hohe Ertragsleistung von
Rohrschwingel, zumindest wenn er
in Mischungen mit Rotklee angebaut
wird. Die Verzehreigenschaften bei der
Beweidung stoßen allerdings auch bei
der sanftblättrigen Variante auf wenig
Gegenliebe bei den Weiderindern.
Weiderinder verzehren am liebsten
Deutsches Weidelgras in Mischung mit
Weißklee. Knaulgras wird aufgrund
hoher Rohfasergehalte sogar weitgehend gemieden.
D
ie Wetterextreme, die im Zuge
des Klimawandels zu erwarten sind, stellen die Grünlandnutzung und den Ackerfutterbau
vor große Herausforderungen. Das
Jahr 2013 lieferte dazu ein gutes Beispiel: Extreme Nässe und auch Kälte
im Frühjahr, später lange Trockenphasen im Sommer, dazwischen oftmals
Gewitter und auch Hagel.
Kein Zweifel, die Futterproduktion
der Zukunft wird mit veränderten
Wachstumsphasen von Grünland, mit
Änderungen im Futterertrag und auch
mit einer veränderten Zusammensetzung des Pflanzenbestandes konfrontiert werden. Daraus ergeben sich viele
Fragen, wie z. B: Welche Grünlandpflanzenarten und Sorten weisen auch
unter lang andauernden Trockenheitsphasen ein gutes Ertragspotential auf ?
Untersuchungen im Taubergrund
und auf der Schwäbischen Alb
Das Landwirtschaftliche Zentrum
Baden-Württemberg in Aulendorf
(LAZBW) befasst sich seit Jahren mit
12
der Eignung verschiedener Grünlandpflanzen unter Trockenbedingungen
und führt dazu Feldbeobachtungen
im Taubergrund und auf der Schwäbischen Alb durch. Untersucht wird insbesondere das Wachstum von Luzerne
(Medicago sativa), Knaulgras (Dactylis glomerata) und Rohrschwingel
(Festuca arundinacea). Hier handelt es
sich ausnahmslos um Pflanzenarten,
die eher als andere Grünlandpflanzen
Trockenheit ertragen können, denen
aber auch eher geringe Verzehreigenschaften nachgesagt werden.
Neuzüchtung des
Sanftblättrigen Rohrschwingels
Mit einer Neuzüchtung des Sanftblättrigen Rohrschwingels soll nunmehr
eine deutlich bessere Futteraufnahme
gewährleistet werden. In mehreren
Versuchsanordnungen untersucht das
LAZBW einzelne Sorten des Sanftblättrigen Rohrschwingels (Reinsaat
und Mischungen), um ein komplettes
Bild hinsichtlich Anbaueigenschaften, Ertragsleistung, Verzehr durch
Weidetiere, Konservierbarkeit und
Veränderungen im
Futtermanagement
Vermehrt auftretende Trockenphasen
während des Sommers verlangen eine
Anpassung des Futtermanagements
bei Weidebetrieben, denn der Futtermangel in den Sommermonaten kann
nur durch rechtzeitige Anlage von Futterreserven ausgeglichen werden. Hier
sind rasch verfütterbare und kleinere
Konservierungseinheiten gefragt, denn
anhaltende Hitze beeinflusst in geöffneten Siloanlagen die Abbauprozesse
in Silagen und führt zu unkontrollierter
Hefenvermehrung. Damit verbunden
sind so genannte Nacherwärmungen,
die zu einer Verminderung der Futterqualität führen und das Risiko von
Eutererkrankungen bei Milchkühen ansteigen lassen.
Was also tun? Veränderte Pflanzenbestände mit trockenbeständigen
Pflanzen, wie etwa Luzerne, verlangen
jetzt eine angepasste Futterkonservierung: Die Silierung solcher Pflanzen benötigt längere Anwelkzeiten, die
u. a. mit Quetschwalzen beschleunigt
werden können. Zuweilen ist auch der
Einsatz von Silierzusatzmitteln notwendig, die eine schnellere Ansäuerung
ermöglichen. Eventuell werden auch
wieder Heutrocknungseinrichtungen
erforderlich.
Landwirtschaftliches Zentrum
Baden-Württemberg (LAZBW)
Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“
Invasive Tierarten – Gewinner des Klimawandels
schädlings, ist aufgrund wechselnder
Witterungsverhältnisse zum Glück
noch unregelmäßig. Dieser Eulenfalter
stammt aus dem Mittelmeerraum und
kommt, wenn er einfliegt, bereits mehr
als zwei Monate früher zu uns als noch
vor 30 Jahren.
Am Bodensee wurde im Jahr 2012 die
Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys) zum ersten Mal gefunden.
Sie ist einer der führenden Obstschädlinge in Nordamerika (auch dort
eingeschleppt aus Asien) und sticht
Obstfrüchte, aber auch Gemüse an.
Die Art wird aktuell einem Monitoring
unterzogen, um den neuen Schädling
besser einschätzen und anschließend
mit angemessenen Pflanzenschutzmaßnahmen reagieren zu können.
Baumwanze (Foto: Tim Haye, CABI, Delémont)
D
er Klimawandel hat in
unseren Regionen nicht nur
steigende Temperaturen zur
Folge, er begünstigt auch die Ausbreitung von invasiven Schädlingen. Günstige klimatische Bedingungen und
ein globaler Warenverkehr sind beste
Voraussetzungen dafür, dass bisher
unbekannte Schädlinge bei uns Fuß
fassen. So tauchte beispielsweise im
Jahr 2007 erstmals der Buchsbaumzünsler (Cydalima perspectalis) in
Weil am Rhein auf und breitete sich
innerhalb weniger Jahre von Basel
bis Frankfurt/Main aus. Während
des Jugoslawienkrieges in den 1990er
Jahren brachte der Flugverkehr aus den
USA den Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera) zu uns und schädliche
Bockkäferarten aus Asien reisen in
Holzverpackungen oder Paletten rund
um die Welt.
Maiszünsler, Baumwollkapselwurm
und Baumwanze
Ein weiteres Einfallstor ist die Zuwanderung aus den Mittelmeerländern. Arten,
die zunächst dorthin verschleppt wurden, kommen über den europäischen
Binnenhandel zu uns. Der Klimawandel verschärft das Problem invasiver
Schädlinge ganz erheblich: So etablieren
sich beispielsweise Populationen des
Maiszünslers, die zwei anstatt nur eine
Generation entwickeln und deren Verbreitungsgebiet sich immer weiter nach
Norden erweitert. Der Zuflug des
Baumwollkapselwurms, eines Gemüse-
Noch keine natürlichen
Gegenspieler
In ihren Ursprungsgebieten haben die
invasiven Arten meist natürliche Gegenspieler, z.B. Schlupfwespen-Arten. Diese
Gegenspieler nach Europa einzuführen
wäre aber riskant, denn sie sind nur selten allein auf den Schädling spezialisiert.
Die ökologischen Folgen wären also nur
schwer abschätzbar. Es ist aber durchaus möglich und auch zu hoffen, dass
sich im Laufe der Zeit bei uns heimische
Gegenspieler auf die neuen Schädlinge
einstellen.
Fazit: Ein vorsorgliches Monitoring
und das Wissen um die biologischen
Steckbriefe der neuen Arten gewinnen
immer mehr an Bedeutung. Jede neue
Art stellt eine neue Herausforderung
dar. Und es muss im Einzelfall genau
geprüft werden, wie wir angemessen
auf diese invasiven Schädlinge reagieren
können. Ein kleiner Trost: Zumindest einige Schädlinge, die sich auf
dem Weg zu uns befinden, kennen wir
bereits, und wir können entsprechende
Strategien zu deren Bekämpfung vorbereiten.
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ)
13
13
Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“
Energiesparende Kühlsysteme
in konventionellen Schweineställen
zusätzliche Kühlysteme sind notwendig.
Der Vergleich der drei Systeme am
wärmsten Referenztag 2012 (mehr als
36°C Außentemperatur) zeigte, dass
das Kühlpad mit einer Temperaturdifferenz von 7 Kelvin (ein Kelvin entspricht einem Grad Celsius) zur Außentemperatur die größte Kühlleistung
erzielte. Das System der Unterflurzuluft
erreichte eine Temperaturdifferenz von
5,4 Kelvin, die Hochdruckbefeuchtung
(HDB) immerhin noch 3,2 Kelvin zur
Außentemperatur.
Kühlpad
D
ie Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung gibt vor,
dass in Ställen „Vorrichtungen zur Verminderung der Wärmebelastung bei Schweinen“ vorhanden
sein müssen. Es steht eine Vielzahl
von Kühlsystemen mit jeweils unterschiedlichen Effektivitätsgraden und
auch Anschaffungs- bzw. Unterhaltskosten zur Verfügung. Dabei ist zu
beachten, dass erstens nicht alle Systeme in jedem Stall einsetzbar sind
und zweitens steigende Energiekosten
mehr und mehr die Wirtschaftlichkeit
beeinflussen und damit auch die Wahl
des Verfahrens.
Drei Kühlsysteme im Vergleich
Für einen objektiven Vergleich wurden in einem vom Bundesministerium
für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (BMELV) beauftragten und von der Bundesanstalt für
Landwirtschaft und Ernährung (BLE)
geförderten Forschungsprojekt drei
praxisübliche Kühlsysteme an der LSZ
Boxberg untersucht und bewertet. Dieses Forschungsprojekt „Vergleichende
14
Untersuchungen zur Zuluftführung
in Schweineställen im Hinblick auf
Energieeffizienz, Emissionsgeschehen,
Tierwohlbefinden und Wirtschaftlichkeit“ wurde in Kooperation mit der
Universität Hohenheim, Institut für
Agrartechnik, durchgeführt.
Alternativ zu einem ohne Kühlung
ausgestatteten Abteil mit Zuluftführung über den Dachraum (Referenzabteil) standen drei Kühlsysteme zur
Bewertung: Erstens die Hochdruckbefeuchtung (HDB) mittels Wasserdüsen, zweitens der Einsatz eines Kühlpads und drittens die Unterflurzuluft,
ein Lüftungssystem, bei dem die Zuluft
von außen über einen Unterflurkanal in
den Stall gesaugt wird.
Kühlpad kühlt am besten
Das Forschungsprojekt zeigte, dass
bereits eine gut gedämmte Stallhülle
(Wände und v. a. Dach) im Sommer
einen positiven Effekt auf das Stallklima hat. Die im Stallinnenraum gemessenen Temperaturen waren hier stets
niedriger als die Außentemperaturen.
Dennoch: Oft reicht dies nicht aus und
Unterflurzuluft mit bester
Energieeffizienz
Bezogen auf den Stromverbrauch war
dagegen die Unterflurzuluft das energiesparendste Kühlsystem. Es benötigte
im direkten Vergleich ein Viertel bis ein
Drittel weniger Strom. Die Nachteile
dieses Systems bestehen jedoch in den
höheren Baukosten und darin, dass es
nur in Neubauten verwendet werden
kann. Eine Nachrüstung ist in der Regel
nicht möglich. Das System der Unterflurzuluft bietet allerdings noch einen
weiteren Vorteil: Da auch im Winter die
Zuluft über den Unterflurkanal angesaugt wird und dieser einen wärmenden
Effekt auf die Frischluft hat, können
mit diesem Zuluftsystem zusätzlich
Heizkosten eingespart werden.
Fazit: Durch den Klimawandel wird es
zunehmend länger anhaltende Wärmeperioden im Sommer geben. Daher ist
der Einsatz von baulich-technischen
Kühlsystemen zur Erreichung adäquater Temperaturen in der Stallhaltung
von Schweinen oft unabdingbar. Es gibt
mittlerweile verschiedene Möglichkeiten der Kühlung von Stallungen.
Jedes Kühlsystem hat seine Vor- und
Nachteile. Für die Auswahl entscheidend sind jedoch mehrere Aspekte,
wie z. B. der Standort, die baulichen
Voraussetzungen und die Unterhaltsund Betriebskosten.
Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg
(LSZ)
Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“
Welche Herausforderungen bringt der
Klimawandel für die Rinderhaltung?
Durch Jalousien lässt sich die Belüftung von Kuhställen optimal regulieren
D
er prognostizierte Klimawandel tangiert den Rindersektor
vor allem in den Bereichen
Rinderhaltung, Stallbau sowie Fütterung
und Futterversorgung. In der Rinderhaltung können hohe Temperaturen in
Verbindung mit hoher Luftfeuchtigkeit
das Wohlbefinden der Tiere belasten.
Dies hat Auswirkungen auf die Futteraufnahme und die Leistung.
Wärmehaushalt der Kühe
Kühe geben 20 bis 30 Prozent der zugeführten Energie in Form von Wärme
ab. Dies entspricht bei einer Hochleistungskuh im ersten Laktationsdrittel einer Wärmeleistung von ca. 2000
Watt. Je nach Außentemperatur wird
diese Wärme direkt oder indirekt an
die Umgebung abgegeben: Die direkte
Wärmeabgabe erfolgt – erstens – über
die Wärmeleitung (Konduktion) vom
Körper der Kuh zu kälteren Gegenständen (z. B. Liegefläche), zweitens über
die Wärmeabgabe an vorbei strömende
Luft (Konvektion) und drittens über
die so genannte Wärmestrahlung (Radiation). Je niedriger die Umgebungstemperatur ist, desto höher ist der Anteil
der Wärme, die direkt an die Umgebung
abgeben wird und desto leichter fällt
der Kuh die Wämeregulation über die
direkten Wärmeabgabeformen. Mit
steigenden Temperaturen müssen die
Tiere aber zunehmend auf die indirekte
Wärmeabgabe über den Atem oder
durch Schwitzen zurückgreifen. Bei
Temperaturen über 28°C wird auch die
Regulation der Luftfeuchtigkeit im Stall
(Wasserdampfaufnahme) sehr wichtig.
Hier sind Techniken zu nutzen und zu
entwickeln, die dies ermöglichen.
Orientierung am Mittelmeerraum
Da bereits heute in solchen Klimazonen erfolgreich Milch erzeugt wird, die
dem möglichen zukünftigen Szenario
in Baden-Württemberg entsprechen
(z. B. im Mittelmeerraum), können die
dort entwickelten Techniken und Erfahrungen auch bei uns genutzt werden.
Durch die Gestaltung der Stallhüllen
(z.B. offene Bauweise, Querlüftung) und
durch den Einsatz von Lüftern sowie
Sprinkleranlagen kann für die Kühe der
Haltungskomfort deutlich verbessert
werden.
(Siloanlagen oder Heubergeraum).
Zudem werden Maßnahmen zur
Verhinderung der Nacherwärmung von
Silagen – etwa durch Zugabe geeigneter
Silierhilfsmittel mit DLG-Gütezeichen,
ebenso durch höhere Verdichtung,
glatten Anschnitt und mindestens 2,5 m
Vorschub pro Woche – in Zukunft an
Bedeutung gewinnen. Grund: Wenn
sich Silagen bei hohen Temperaturen
bei der Auslagerung durch Hefewachstum heftig erwärmen, leidet darunter
die Futterqualität. Dies mindert den
Futterverzehr der Kühe und steigert das
Risiko von Eutererkrankungen.
Minderung der Treibhausgase
Interessant ist: Veränderungen in der
Tierernährung können Treibhausgase
(THG) minimieren. Die wichtigsten
Ansätze zur Reduzierung der THGEmissionen im Zusammenhang mit
der Fütterung sind die Reduzierung der
Methanausscheidung bei Wiederkäuern
durch die Verbesserung der Futterverwertung (richtiges Grobfutter/Kraftfutter-Verhältnis) und der Einsatz von
Leguminosen, tanninhaltigen Futtermitteln, speziellen Fetten sowie Futterzusätzen, die methanbildende Bakterien
hemmen. Auf all diesen Feldern besteht
in Zukunft noch ein erbeblicher Bedarf
an praxisorientierter Forschung und
Entwicklung.
Landwirtschaftliches Zentrum
Baden-Württemberg (LAZBW)
Neue Anforderungen an die
Futtervorhaltung
Zu erwartende stärkere Ertragsschwankungen auf dem Grünland und im
Ackerfutterbau können durch ausreichende Futtervorräte für den Winter
und für Trockenzeiten/Nässeperioden
während der Vegetationsperiode ausgeglichen werden. In besonders trockenheitsanfälligen Gebieten muss dann
zusätzlicher Lagerraum für verschiedene Grundfuttermittel verfügbar sein
Luftbewegung am Futtertisch sorgt für
Wohlbefinden beim Fressen
15
15
Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“
Immer früher und immer schneller –
Klimawandel verändert die Entwicklung der Pflanzen
V
erfolgt man die Blüte- und
Reifezeiten unserer Kulturpflanzen, dann kommt man
bereits heute zu dem Schluss: Der
Klimawandel ist in vollem Gange. Zwar
schwanken die Blütezeiten von Jahr zu
Jahr und entsprechend der Witterung.
Über einen längeren Zeitraum betrachtet, stellt man jedoch fest, dass viele
pflanzliche Entwicklungsphasen heute
früher im Jahr auftreten als in den Jahrzehnten zuvor. So setzt beispielsweise
die Apfelblüte mittlerweile etwa zehn
Tage früher ein als noch vor 50 Jahren.
Studie zur Phänologie der
Kulturpflanzen
Das Institut für Landschafts- und
Pflanzenökologie der Universität Hohenheim hat nun im Auftrag des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums
Augustenberg (LTZ) die Phänologie
der Feldfrüchte detailliert analysiert.
Als Phänologie bezeichnet man die
verschiedenen
Entwicklungsphasen
einer Pflanze, wie etwa das Auflaufen,
die Blüte und das Ährenschieben.
Grundlage der Analyse war die Auswertung von phänologischen LangzeitBeobachtungen des Deutschen Wetterdienstes in Baden-Württemberg. Der
Schwerpunkt der Untersuchung lag
im Vergleich zwischen dem Zeitraum
1961 - 1990, einer meteorologischen
Winterweizen schiebt seine Ähren heute früher
16
Winterweizen schiebt seine Ähren im Durchschnitt acht Tage früher.
Farbskala rechts: Tage nach Jahresbeginn (Quelle: Universität Hohenheim)
Klimanormalperiode, und dem Zeitraum 1991- 2011. Das Projekt wurde
im Rahmen des Forschungsprogramms
KLIMOPASS mit Mitteln des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg gefördert.
Rascheres Wachstum und
längere Vegetationszeit
Aus einer Fülle von Daten wurden
insgesamt 20 phänologische Phasen
von Winterweizen, Wintergerste, Hafer, Mais, Winterraps und Zuckerrüben ausgewählt. Ergebnis: Die Getreidearten liefen 1991 - 2011 einige Tage
früher auf. Sie beschleunigten ihre
Entwicklung vor allem bis zur Gelbreife, die sie zwei Wochen früher erreichten. Die Ernte fand allerdings nur
wenige Tage früher statt, so dass sich
die gesamte Vegetationszeit zwischen
Auflaufen und Ernte nur um zwei
bis sechs Tage verkürzt hatte. Diese
Verschiebungen waren in allen Teilen
Baden-Württembergs
festzustellen,
wobei Regionen mit stärkerer Erwärmung auch die größten Veränderungen
in der Pflanzenphänologie aufwiesen.
Bei Winterraps und Zuckerrüben kam
es dagegen zu einer Verlängerung der
Vegetationszeit: Raps blühte im Landesdurchschnitt etwa sieben Tage früher
als im Zeitraum zwischen 1961 und
1990. Zuckerrüben liefen früher auf.
Geerntet wurden beide Kulturen
aber etwas später; die Vegetationszeit dauerte somit etwa eine Woche
länger.
Lufttemperatur entscheidend
Neben dem Klimawandel beeinflussen
auch neue Sorten die phänologischen
Veränderungen der Pflanzen, vor allem
bei Mais. Wie groß dieser Einfluss
ist, lässt sich aus den vorliegenden
Daten nicht ableiten. Aber schon jetzt
ist klar: Die Lufttemperatur spielt eine
Schlüsselrolle. Das hat eine spezielle
Analyse nachgewiesen, in der an ausgewählten Beobachtungsstationen der
Zusammenhang zwischen dem Eintrittsdatum einer Entwicklungsphase
und den konkreten Klimadaten untersucht wurde. Fazit: Mit den steigenden
Durchschnittstemperaturen der letzten
Jahrzehnte haben sich die Entwicklungsphasen unserer Kulturpflanzen
bereits deutlich verändert.
Landwirtschaftliches Technologiezentrum
Augustenberg (LTZ)
Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“
Vorkühlung der Milch –
Energiesparpotentiale in der Landwirtschaft
tial für die baden-württembergische
Milchwirtschaft mit 2,2 Mio. Tonnen
erzeugter Milch liegt damit bei rund
4,5 Mio. € Stromkosten.
Schematische Darstellung der Vorkühlung von Milch
B
eim Thema Energiewende
stand in den letzten Jahren die
Erzeugung erneuerbarer Energien im Fokus. Ein umweltfreundlicher
und ökonomisch ebenso sinnvoller
Ansatz ist es jedoch, durch Verbesserung der Energieeffizienz Energie erst
gar nicht zu verbrauchen.
Beispiel: Vorkühlung der Milch
In einem oberschwäbischen Milchviehbetrieb mit 550.000 kg jährlicher Milcherzeugung und einem Melkroboter
störte man sich an den hohen Stromkosten. Messungen ergaben, dass allein
für die Kühlung der gemolkenen Milch
von ca. 35°C auf 4°C ein jährlicher
Stromverbrauch von 10.500 kWh
anfällt. Das entspricht Stromkosten in
Höhe von 2.000 €. Angesichts dieser
hohen Kosten ist es sinnvoll, die Milch
vorzukühlen.
Die Milchkühlung erfolgt üblicherweise mittels einer Kältemaschine im
Milchkühltank. Aber es gibt eine bessere Lösung: Mit geringem baulichem
und finanziellem Aufwand lässt sich
der Stromverbrauch halbieren, indem
zwischen dem Melkroboter/Melkstand
und dem Milchtank ein Vorkühler in die
Milchleitung eingebaut wird. Mit Hilfe
des kalten Wassers, das ohnehin für die
Tränke der Kühe benötigt wird, kann
die Milch auf diese Weise vorab um
15 bis 20°C abgekühlt werden, bevor
sie in den Milchtank gelangt. Die benötigte Energie für die endgültige Abkühlung auf die Lagertemperatur von 4°C
sinkt dadurch erheblich. Hinzu kommt,
dass die mit der Vorkühlung verbundene leichte Anwärmung des Tränkewassers für die Kühe von Vorteil ist.
Im Praxisbetrieb erbrachte der Einbau
des Vorkühlers eine Stromeinsparung
von exakt 50 %. Bei einem Investitionsvolumen von 2.500 € (netto)
und rund 10 Stunden Einbauzeit
erbringt diese Maßnahme eine jährliche
Stromersparnis von insgesamt 1.000 €
(netto). Das entspricht rund 0,2 Ct/kg
Milch. Damit macht sich der Vorkühler
bereits nach 2,5 Jahren bezahlt. Im Verlauf von 10 Jahren erspart der Vorkühler dem Betrieb 52.500 kWh und damit
knapp 11.000 € Stromkosten netto (bei
einer angenommenen Strompreissteigerungen von 2 % jährlich). Es dürfte
im Milchsektor derzeit kaum eine Investition geben, die eine solche Rendite
abwirft. Das jährliche Einsparpoten-
Weitere Einsparpotentiale
Das Potential für ökonomisch rentable
Investitionen zur Steigerung der Energieeffizienz ist mit der Vorkühlung
der Milch aber bei weitem nicht ausgeschöpft. Weitere vielversprechende
Maßnahmen in der Landwirtschaft
ergeben sich
• in der Milchwirtschaft durch den
Einbau frequenzgesteuerter Vakuumpumpen in der Melktechnik,
• in der Schweinehaltung durch den
Austausch der Lüftungsventilatoren
gegen moderne elektronische ECMMotoren und in der Wärmerückgewinnung aus der Abluft,
• im Gartenbau durch den Einsatz effizienter Heizsysteme sowie
• in der Beleuchtung durch neue Beleuchtungssysteme, z. B. den Austausch der herkömmlichen Leuchtstofflampen gegen solche mit elektronischen Vorschaltgeräten oder LEDLampen.
Beratung ist notwendig
Das Aufspüren von Einsparmöglichkeiten und die Erstellung von Rentabilitätsberechnungen zur Steigerung der
Energieeffizienz sind fachlich sehr anspruchsvoll. Hier benötigen die Landwirtinnen und Landwirte Unterstützung durch neutrale Berater, die über
ein fundiertes ingenieurtechnisches
und betriebswirtschaftliches Wissen
verfügen. Die Energiekosten werden auch in Zukunft steigen und der
Klimaschutz behält hohe Priorität. Für
die Landwirtschaft und den Gartenbau
bedeutet das: In Zukunft gehört zu
einem erfolgreichen und gut geführten
Betrieb immer auch ein gesamtbetrieblicher Energiecheck.
Landesanstalt für Entwicklung der
Landwirtschaft und der ländlichen
Räume (LEL)
17
17
Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“
Klimawandel – Mehr Alkohol im Wein
Heiße Temperaturen während der Reife lassen die Trauben schrumpfen und der Fruchtzucker konzentriert sich. Entsprechend steigt der Alkoholgehalt des Weines
A
ls Folge des Klimawandels reifen die Trauben schneller und
früher. Und es ist vermehrt
mit höheren Mostgewichten und damit
teils unerwünscht hohen Alkoholgehalten der Weine zu rechnen. Dem Winzer
als Weinlieferant werden – vor allem
vom Zwischenhandel, weniger vom
Verbraucher – gewisse Alkoholgehalte
vertraglich vorgegeben. Die Natur
nimmt darauf aber keine Rücksicht.
Hier bleibt nur eine Möglichkeit: Der
Einsatz technischer Mittel zur Reduktion von Alkohol im Wein. In der EU
ist daher seit 2009 die teilweise Alkoholreduzierung von Wein mit entsprechenden technologischen Verfahren
zugelassen.
Membran- und Destillationsverfahren reduzieren Alkoholgehalt
Aufgrund langjähriger Erfahrungen
bei der Herstellung von alkoholreduzierten Weinen stehen einige praxisgerechte Destillationsverfahren zur
Verfügung. Neu hinzugekommen sind
18
in jüngster Zeit äußerst einfach anzuwendende Membranverfahren. Nach
den bisherigen Ergebnissen an der
LVWO Weinsberg und am WBI Freiburg eignen sich sowohl Membran- als
auch Destillationsverfahren sehr gut,
um Alkohol schonend aus den Weinen
zu entfernen. Allerdings sollte zur Vermeidung zu großer Verluste an Aromastoffen immer nur eine Teilmenge des
Weines behandelt werden. Diese Teilmenge wird dann zuerst stark entalkoholisiert und erst dann wird durch den
sogenannten „Rückverschnitt“ der
gewünschte Alkoholgehalt eingestellt.
Unterschiede im „Weinstil“
Verkostungen
teilentalkoholisierter
Weine legen nahe, dass sich die
verschiedenen
Entalkoholisierungsverfahren trotz gewisser analytischer
Unterschiede geschmacklich kaum voneinander unterscheiden lassen. Allerdings konnte ein Einfluss des Alkoholgehalts auf den sogenannten „Weinstil“ gezeigt werden: Je höher der
Alkoholgehalt, desto ausgeprägter ist
die geschmackliche Fülle, aber auch
die alkoholisch-brandige Note. Weine
mit zu viel Alkohol können bitter und
brandig wirken. Eine Alkoholreduzierung bewirkt dann einen Rückgang der
Bitterkeit und der Brandigkeit.
In der Stilistik werden die Weine mit
etwas weniger Alkohol als „elegant“
beschrieben. Untersuchungen haben
ergeben: Das Aromaprofil wird durch
eine Alkoholreduzierung – zumindest
nach den bisherigen Erkenntnissen –
kaum beeinflusst. In einigen Vorversuchen ist es problemlos gelungen, den
optimalen Weinstil einzustellen.
Fazit: Die technologische Alkoholreduzierung bietet dem Winzer ein
zusätzliches Instrument, um auf den
Klimawandel optimal zu reagieren und
die Stilistik der Weine zu beeinflussen.
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt
für Wein- und Obstbau Weinsberg
(LVWO)
Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“
Wetterextreme – Wie robust reagieren
unsere Zierpflanzen?
zu den besonders hitzetoleranten Sonnenanbetern. Die eher für halbschattige Standorte und ausgeglichene Tag/
Nachttemperaturen bekannten ‚Edellieschen‘ wurden durch die sonnenverträglichen ‚Sunpatiens‘-Sorten ergänzt.
Nicht zu vergessen die beliebten und
farbkräftigen Vertreter der Mandevilla,
die auch Trockenphasen gut vertragen
können.
Wetterrobuste Happy Star
W
etterkapriolen nehmen zu.
Doch welche Pflanzen sind
so robust, dass sie auch nach
Hagel und Sturm schnell zur alten Form
finden? Im Rahmen ihrer Sommersichtungen bewertet die Staatliche
Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau (LVG) Heidelberg auch die Wetterfestigkeit neuer Beet- und Balkonpflanzen sowie Stauden und kommt zu
folgenden Ergebnissen:
Stichwort „Regenfestigkeit“
Auf intensivere Niederschläge reagieren Fächerblumen, Husarenknöpfchen, Männertreu, einfach blühende
Pelargonien oder Begonien weitgehend
unempfindlich. Im riesigen Sortiment
der Petunien heben sich aber vor allem
Sorten mit mittelgroßen oder kleinen
Blüten negativ ab. Sie reagieren recht
empfindlich auf sehr starke Regenfälle.
Die erst 2010 eingeführte ‚Supercal‘Serie ist hierfür ein gutes Beispiel. Es
handelt sich dabei um eine Kreuzung
von Petunien und Zauberglöckchen
(Calibrachoa). Bei dieser Serie wird
auch die Blütenfarbe in Mitleidenschaft
gezogen, speziell bei roten und weißen
Blüten und bei Pflanzen mit der neuen
Trendfarbe Schwarz. Hier kommt es
nach heftigem Regen oft zu deutlichen
Regenflecken. Im Blick auf die Regenfestigkeit hat sich an der LVG Heidelberg in der letzten Saison die Sorte
‚Pegasus Table Coral‘ als die am besten
bewertete Petunie herausgestellt.
Stichwort „Strahlungsintensität
und Temperatur“
Ein Phänomen, das bei einigen Sommerpflanzen häufig auftritt, ist eine plötzlich eintretende, zum Teil wochenlange
Blühpause. Das liegt vor allem an der
im Süden vorherrschenden, lang anhaltenden Hochsommerhitze. Besonders
die Schneeflockenpflanze und die so
genannten Kapmargeriten sind davon
stark betroffen. Zum Glück gibt es
auch hier einen enormen Zuchtfortschritt: Moderne, hitzeverträgliche
Männertreu-Sorten mit der treffenden
Bezeichnung ‚Hot‘ halten den hohen
Temperaturen stand und blühen durchgängig. Auch neue Geranien aus der
‚Caliente-‘ oder ‚Sarita‘-Serie zählen
Windbruch
Starke Winde aushalten - da können
besonders die kompakten, triebstarken
Zierpflanzensorten auftrumpfen. Dies
ist besonders wichtig, wenn die Pflanzgefäße an windexponierten Stellen stehen. Elastischere Triebe, z. B. bei den
Zauberglöckchen-Serien ‚Aloha-Kona‘,
‚Lindura‘ und ‚Cabaret‘, sorgen für
Stabilität und für weniger Bruchanfälligkeit. Die Blütengröße vieler Sorten
der Petunien tendiert deshalb auch seit
einigen Jahren in Richtung mittelgroßblumig und damit zu mehr Flor-Stabilität - im Vergleich zu den altbekannten,
nach Starkwinden oftmals lädierten
großblumigen Surfinia-Typen.
Trockenheit
Sukkulenten und Kakteen sind nur
für echte Liebhaber eine Alternative
zu Zierpflanzen. Gefragt sind deshalb
Sommerpflanzen, die der Trockenheit
trotzen können, ohne dass Laub- oder
Blütenschäden auftreten. Altbewährte
trockenverträgliche Vertreter sind hier
Eisbegonien, Geranien oder Lantanen.
Mittlerweile sind aber auch neue Pflanzen hinzukommen, die ihren Ursprung
in der nordamerikanischen Prärie oder
in Australien haben. Die Präriekerze
zum Beispiel kann hervorragend als
Straßenbegleitgrün verwendet und
auch in manchen Balkonkästen eingesetzt werden. Ptilotus, das Australische Haarschöpfchen, blüht ebenfalls
durchgängig auch in Hitzephasen und
unter trockenen Bedingungen.
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt
für Gartenbau Heidelberg (LVG)
19
19
Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“
KLIMOPASS – Energiesparen in frei belüfteten
Schweineställen
Vier Öffnungstechniken im Vergleich: Wickeljalousie, Ausstellfenster, Schiebefenster, Wendeklappe
F
rei belüftete Offenfrontställe
finden vermehrt Einzug in die
Schweinehaltung. Sie stellen mit
Blick auf tiergerechte Haltung und hohe
Energieeffizienz eine echte Alternative
dar.
Schweine temperieren selber
Frei belüftete Offenfrontställe zeichnen
sich im Vergleich zu konventionellen
Stallungen durch einen geringeren Energieeinsatz aus. Größere Tiere wie die
Schweine können in ihrem Ruhebereich
mit Hilfe einer variablen Abdeckung
(Liegekistendeckel) ein eigenes Kleinklima schaffen. Dadurch kann Heizenergie eingespart werden; ebenso durch
einen unperforierten Betonboden. Beide
Faktoren führen dazu, dass die Tiere
durch ihre eigene Körperwärme den
Stall temperieren können. Hinzu kommt:
Elektroenergie zum Betrieb von Abluftventilatoren wird nicht mehr gebraucht,
da der freie Luftaustausch entweder
über die Frontöffnung (im Regelbetrieb)
oder – an sehr heißen Tagen – durch die
Öffnung der Rückseite erfolgt.
Vier verschiedene
Öffnungstechniken
Zu Beginn der stallbaulichen Entwicklung von frei belüfteten Offenfrontställen wurden die Einstellungen von
20
Öffnungsgraden noch manuell vorgenommen. Mit Blick auf Tierwohl,
Arbeitswirtschaft und Energieeffizienz
wird nun aber zunehmend eine Automatisierung angestrebt. Dabei müssen die technischen Ausführungen der
verschiedenen Lüftungselemente neu
abgestimmt werden. Dies war Gegenstand eines Forschungsprojekts an
der LSZ Boxberg im Rahmen des so
genannten KLIMOPASS-Programms
(Klimawandel und modellhafte Anpassung in Baden-Württemberg), gefördert
durch die Landesanstalt für Umwelt,
Messungen und Naturschutz BadenWürttemberg (LUBW). Im Forschungsprojekt „Entwicklung und Optimierung
sensorgestützter komplexer Regelstrategien für die optimale Stallklimatisierung
in frei belüfteten Offenfrontställen für
Schweine“ wurden vier verschiedene
Öffnungstechniken für die Frontseite
der Stallungen konzipiert und vergleichend bewertet sowie ein automatisiertes
sensorbasiertes Regel- und Steuersystem
mit dem Ziel einer optimalen Temperierung der verschiedenen Bereiche entwickelt. Die Öffnungstechniken waren im
Einzelnen eine Kunststofftextil-Wickeljalousie, mittig wickelnd, oben und
unten öffnend, ein zahnstangenbetriebenes Doppelausstellfenster mit Lichtstegplatten, ein kettengeführtes Schiebe-
fenster mit Lichtstegplatten sowie eine
zahnstangengeführte Wendeklappe mit
Lichtstegplatten. Das entwickelte automatisierte Steuersystem regelt auf Basis
von Soll-Ist-Wertabgleichen das Öffnen
bzw. Schließen der Front- und Rückseite des Gebäudes, des Kistendeckels
und auch – im Ruhebereich der Tiere
– die Nutzung der integrierten Bodenheizung.
Verbesserung von Tierwohl, Energieeffizienz und Arbeitswirtschaft
Im Ergebnis bleibt festzuhalten: Beim
Vergleich der vier verschiedenen Öffnungstechniken zeigten die zahnstangenbetriebene Wendeklappe sowie das
Doppelausstellfenster mit Lichtstegplatten aufgrund ihrer hohen Funktionssicherheit und ihrer schnelleren
Lüftungswirkung die beste Eignung.
Grundsätzlich waren jedoch alle Techniken zufriedenstellend. Die definierten
Stallklimaansprüche für Tier und
Mensch konnten in eine zuverlässige
Regel- und Steuerstrategie umgesetzt
werden, die sich bewährt hat und
somit zu einer weiteren Verbesserung
von Tierwohl, Energieeffizienz und
Arbeitswirtschaft beiträgt.
Bildungs- und Wissenszentrum
Boxberg (LSZ)
Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“
CO2-Fußabdruck von Lebensmitteln
sich gezeigt, dass die Hauptemissionsquellen nicht in der Produktion selbst,
sondern in der Verpackung und im
Transport liegen. Hier sind die Verpackungsart und auch die Verpackungsgröße entscheidende Faktoren.
A
m 8. Mai 2013 stellte die Marketinggemeinschaft
BadenWürttemberg (MBW) in
Stuttgart die Ergebnisse des im Auftrag
des Ministeriums für Ländlichen Raum
und Verbraucherschutz (MLR) durchgeführten Projekts „CO2-Fußabdrücke
im baden-württembergischen Lebensmittelsektor“ vor. Das Projekt, das
nach Lösungen zur Senkung der CO2Emissionen Ausschau hält, wurde vom
MLR, der MBW und den beteiligten
Wirtschaftspartnern in Baden-Württemberg gemeinsam durchgeführt.
Besondere Beachtung fanden die lokal
wichtigen Produkte Fleisch, Gemüse,
Milch und Milchprodukte sowie Wein.
Die einzelnen Untersuchungen wurden vom Institut für Energie- und
Umweltforschung in Heidelberg, dem
PE International und der Universität
Hohenheim in Zusammenarbeit mit
den Wirtschaftspartnern durchgeführt.
Für die untersuchten Produkte wurden
jeweils die Hauptemissionsquellen und
Verbesserungspotentiale ermittelt.
CO2-Fußabdruck - ein wichtiges
Kriterium
Der CO2-Fußabdruck ist ein Maß für
die Treibhausgas-Emissionen, die im
Lebenszyklus eines Produkts anfallen.
Der CO2-Fußabdruck entspricht zwar
nur einem Teil der Ökobilanz eines
Produktes und ist deshalb als Nachhaltigkeitsindikator zur ökologischen
Bewertung ungeeignet. Er kann dennoch als Instrument zur Identifikation
von Optimierungspotenzialen sinnvoll
eingesetzt werden.
Vorteil Regionalität und Saisonalität
Erste Ergebnisse im Gemüsesektor
Baden-Württembergs weisen darauf
hin, dass im Blick auf eine klimafreundliche Erzeugung von Lebensmitteln
eine regionale, saisonale und standortgerechte Gemüseproduktion von Vorteil ist. Die Ergebnisse im Fleischsektor
zeigen, dass die Klima- und Ökobilanz
der Fleischerzeugung vor allem durch
die Faktoren Fütterung und Emissionen in der Tierhaltung bestimmt
werden. Eine Konzentration auf die
Erzeugung regionaler Futtermittel ist
dort zwar nicht notwendigerweise klimafreundlicher, sie trägt aber dazu bei,
die Abholzung von Regenwäldern z. B.
in Südamerika zu reduzieren. Im Milchsektor sind die Hauptemissionsquellen von CO2 die Methanemissionen
der Wiederkäuer. CO2-Minderungen
können hier vor allem durch die Steigerung der Milchleistung und durch
eine höhere Lebensleistung der Kühe
realisiert werden. Im Weinsektor hat
Ökobilanz entscheidend
Die Einführung eines CO2-Fußabdruck-Siegels, das immer wieder
gefordert wird, ist wenig hilfreich. Die
Klimabilanz ist nur ein Teil der Ökobilanz. Entscheidend ist deshalb eine
ganzheitliche Umweltfolgenabschätzung. Sinnvoller als die Einführung
eines CO2-Fußabdruck-Siegels ist es
daher, verstärkt die Zusammenhänge
einer klima- und umweltfreundlichen
Lebensmittelerzeugung zu kommunizieren, wie z. B. die Bedeutung einer
regionalen, saisonalen und standortgerechten Erzeugung, die Wahl der richtigen Verpackung sowie Änderungen
im Konsum- und Einkaufverhalten.
Hierzu stehen den Zeichennutzern in
Baden-Württemberg die so genannten
„Botschafterinnen für Agrarprodukte
aus der Region“ zur Seite, die für Qualitätsprodukte aus der Region werben
und gleichzeitig Verbraucherinnen und
Verbraucher beraten.
Die Reduzierung von CO2-Emissionen
in der Land- und Ernährungswirtschaft
wird in Zukunft weiter an Bedeutung
gewinnen. Es ist deshalb erforderlich,
in der gesamten Wertschöpfungskette
von Lebensmitteln – in Produktion,
Verarbeitung und Vermarktung - Einsparpotenziale zu ermitteln und umzusetzen. Die Ergebnisse des Projektes
„CO2-Fußabdrücke im baden-württembergischen
Lebensmittelsektor“
und die Zusammenfassung der Ergebnisse zweier Workshops zu diesem
Thema sind für Zeichennutzer unter
www.gemeinschaftsmarketing-bw.de
abrufbar.
MBW Marketing- und
Absatzförderungsgesellschaft für
Agrar- und Forstprodukte aus
Baden-Württemberg mbH
21
21
Ministerinterview
„Klimawandel und Klimaschutz – Unsere
heimische Landwirtschaft steht vor weiteren
großen Herausforderungen“
Interview mit Alexander Bonde, Minister für Ländlichen Raum
und Verbraucherschutz Baden-Württemberg
AGROjournal: Inwiefern ist der Klimawandel für die heimische Landwirtschaft von Bedeutung?
Bonde: Kaum ein anderer Wirtschaftszweig ist wie die Landwirtschaft von
den Klimaänderungen so unmittelbar
betroffen. Der fünfte Bericht des UN-
Klimarats weist nach, dass der globale
Klimawandel längst eingesetzt hat und
dass sich das Klima auch in Zukunft
deutlich verändern wird. In den letzten Jahrzehnten setzten beispielsweise
die Entwicklungsphasen unserer Kulturpflanzen immer früher ein und die
Vegetationszeit wurde länger. Beides ist
auch eine Folge der gestiegenen Temperaturen im Land, wie eine Forschungsarbeit an der Universität Hohenheim
in Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftlichen Technologiezentrum
Augustenberg nachgewiesen hat.
AGROjournal: Weiß man, wie sich bei
uns das Klima in den nächsten Jahrzehnten ändern wird?
Bonde: Exakt kann man das derzeit
nicht vorhersagen. Aus Modellrechnungen des künftigen Klimas lässt sich
aber herauslesen, in welche Richtung es
voraussichtlich gehen wird. So hat die
Landesanstalt für Umwelt, Messungen
und Naturschutz rund 30 regionale Klimamodelle untersuchen und bewerten
lassen. In der ersten betrachteten Periode von 2021 bis 2050 wird sich demnach
unser Klima noch nicht dramatisch verändern: Die Jahresdurchschnittstemperatur in Baden-Württemberg wird etwa
ein Grad höher liegen als heute. Die
Anzahl warmer und heißer Tage wird
22
Ministerinterview
steigen, die Zahl der Frosttage dagegen
sinken. Insgesamt sollten wir mit diesen
Veränderungen noch relativ gut leben
können. Unter Umständen bieten sich
dadurch sogar neue Chancen für unsere
Landwirtschaft: Neue Arten und Sorten
bei Gemüse, Obst und Reben könnten
bei uns Einzug halten. Manche Früchte,
die bisher nur im Gewächshaus gedeihen, könnten im Freiland angebaut
werden. Die Anbauzeiträume könnten
ausgedehnt werden und auch späte Sorten optimal reifen.
In der Periode von 2071 bis 2100 müssen wir jedoch mit deutlichen Änderungen des Klimas rechnen. Die Jahresdurchschnittstemperatur soll dann drei
bis vier Grad höher liegen als heute.
Noch dramatischer steigt die Zahl der
heißen Tage, an denen 30°C und mehr
erreicht werden – von heute durchschnittlich knapp vier Tagen auf fast
27 Tage im Jahr. Für das Rheintal und
andere jetzt schon warme Gegenden
des Landes weisen die Berechnungen
sogar 40 und mehr heiße Tage im Jahr
aus. Verbunden mit dem Temperaturanstieg werden Schädlinge und bakterielle
sowie virale Pflanzen- und Tierkrankheiten zunehmen und das Spektrum
der Unkräuter und Pilzerkrankungen
wird sich verschieben.
AGROjournal: Wird die Landwirtschaft in der Lage sein, sich diesen
enormen Herausforderungen zu stellen?
Bonde: Wenn die Berechnungen der
Klimaforscher stimmen, kommen wir
bis Mitte des Jahrhunderts mit den bisher bekannten Bewirtschaftungsmethoden weitgehend aus. Wir müssen
allerdings damit rechnen, dass extreme
Witterungslagen leicht zunehmen. Und
wir wissen nicht, welche Schädlinge,
Unkräuter und Krankheitserreger sich
durch globale Handelsströme und
durch den noch moderaten Klimawandel bei uns etablieren werden. Insgesamt
erscheint der Anpassungsbedarf bis
zum Jahr 2050 noch überschaubar.
Gegen Ende des Jahrhunderts wird
der Anpassungsdruck allerdings deutlich ansteigen. Vor diesem Hintergrund
wurde von unseren Landesanstalten,
federführend vom Landwirtschaftlichen
Technologiezentrum
Augustenberg,
eine umfangreiche Studie zum Thema
„Anpassungsstrategie an die Folgen des
Klimawandels“ für den Bereich Landwirtschaft erstellt. Wir haben daraufhin
einen Katalog von Maßnahmen entwickelt, der den landwirtschaftlichen
Betrieben vergleichsweise schnell und
einfach die Anpassung an den Klima-
wandel ermöglicht. Dazu gehört eine
vielfältigere Sortenwahl und Fruchtfolge, um das Risiko von Ertragsausfällen
zu vermindern. Dazu gehört, Sommerfrüchte früher zu säen, um die Winterfeuchte auszunutzen. Und dazu gehört
auch eine veränderte Bodenbearbeitung:
Wer den Boden konservierend bearbeitet, leistet nicht nur etwas für den Erosionsschutz, sondern schont auch den
Bodenwasservorrat und fördert das
Bodenleben. Eine optimierte Düngung
macht die Nährstoffversorgung der
Pflanzen zudem unabhängiger von der
aktuellen Versorgung mit Wasser.
AGROjournal: Wird sich unser Landschaftsbild durch den Klimawandel verändern?
Bonde: Vermutlich werden wir einige
Kulturen – zumindest in den warmen
Regionen des Landes – seltener auf
den Feldern sehen. Dazu gehören Raps,
Zuckerrüben und manche Getreidearten. Im Gegenzug werden Mais, Hirse
und auch Soja vermehrt angebaut werden. Damit die neuen Pflanzenarten
und Sorten genutzt werden können, die
mit mehr Hitze und weniger Wasser klar
kommen, müssen allerdings noch große
Anstrengungen in der Züchtung unternommen werden. Die Züchtungsun-
23
23
Ministerinterview
große Herausforderungen für unsere
heimische Landwirtschaft. Im Rahmen
des Integrierten Energie- und Klimaschutzkonzepts (IEKK) werden gerade
über 100 Strategien und Maßnahmen
intensiv diskutiert, um diese ambitionierten Ziele erreichen zu können. Die
diskutierten Maßnahmen umfassen
neben energieeffizientem Wirtschaften
beispielsweise eine klimafreundlichere
Milch- und Fleischproduktion, eine
verstärkte Vermarktung regionaler Produkte, einen Aktionsplan zur Stärkung
des Ökologischen Landbaus bis hin
zur Renaturierung land- und forstwirtschaftlich genutzter Moore.
Bioenergieberater
ternehmen arbeiten bereits mit Hochdruck daran, unsere Kulturpflanzen für
die zu erwartenden Klimabedingungen
fit zu machen.
AGROjournal: Welche weiteren
Anpassungsmaßnahmen sehen Sie in
Zukunft auf unsere Landwirtschaft
zukommen?
Bonde: Gewächshäuser und Ställe
müssen sicherlich verstärkt baulich
angepasst werden. In unseren Sonderkulturen, teilweise auch im Ackerbau,
wird der Bedarf an Bewässerung deutlich zunehmen. Auch hier gilt es, die
geeignete Infrastruktur vorzubereiten
und die Bewässerungstechniken weiter
zu verfeinern.
In Folge des steigenden Risikos von
Gewittern, Starkregen und Hagel wird
für den Garten-, Obst- und Weinbau die Errichtung von Schutzeinrichtungen wie Netzen und Überdachungen an Bedeutung gewinnen. Der
Pflanzenschutz schließlich muss in die
Lage versetzt werden, neue Schaderreger rechtzeitig zu erkennen, Prognosemodelle zu erstellen und Bekämpfungsmaßnahmen – bevorzugt integriert und
biologisch – voranzutreiben.
AGROjournal: In Baden-Württemberg haben die Energiewende und der
Klimaschutz eine besondere Bedeutung. Welche Rolle übernimmt dabei
die Landwirtschaft?
24
Bonde: In Baden-Württemberg hat der
Klimaschutz durch die Verabschiedung
des Klimaschutzgesetzes im Juli 2013
Gesetzesrang erhalten. Wir sind damit
einer der Vorreiter in Deutschland. Im
Klimaschutzgesetz definiert BadenWürttemberg Zielmarken für die
Reduzierung von Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2050 und schafft
die Voraussetzungen für die Umsetzung der dafür nötigen Maßnahmen.
Bis zum Jahr 2050 sollen so 50 Prozent
der Energie eingespart und 80 Prozent
der verbleibenden 50 Prozent sollen
aus erneuerbaren Energien gewonnen
werden. Daraus ergeben sich auch
AGROjournal: Welche weiteren Aufgaben kommen mit Blick auf den Klimaschutz auf die Landwirtschaft zu?
Bonde: Für die landwirtschaftlichen
Betriebe sehe ich zwei weitere wichtige Handlungsfelder: Zum einen die
Erzeugung von erneuerbarer Energie.
Ich denke dabei an Strom und Wärme
aus Biogasanlagen, Energie aus Photovoltaik und – auch in Baden-Württemberg – aus Windkraft. Zum anderen geht es um deutliche Energieeinsparungen und verbesserte Energieeffizienz in der landwirtschaftlichen
Produktion.
AGROjournal: Welche konkreten
Energieeinsparmöglichkeiten sehen Sie
hier?
Ministerinterview
Bonde: Nehmen wir als Beispiel die
Milchviehhaltung. Ein wesentlicher
Energieaufwand entsteht dort durch
die Vakuumerzeugung für das Melken und für die Kühlung der Milch.
Hier sind erhebliche Einsparpotenziale in Höhe von bis zu 50 Prozent
des Strombedarfs vorhanden. Die
Investitionskosten amortisieren sich
in vielen Fällen bereits in zwei bis drei
Jahren. Diese Maßnahmen sind damit
sowohl aus ökonomischen als auch
aus Umwelt- und Klimaschutzgründen äußerst effizient. Auch in anderen
Betriebszweigen gibt es Einsparpotenziale, etwa bei der Schweinehaltung in
den Bereichen Lüftung, Kühlung und
Fütterung oder im Gartenbau bei der
Klimatisierung von Gewächshäusern.
AGROjournal: Bisher haben aber
noch sehr wenige Betriebe Maßnahmen zur energetischen Optimierung
getroffen. Wenn die Energieeinsparung betriebswirtschaftlich sinnvoll ist,
warum haben dann Überlegungen zur
Energieeffizienz noch so wenig Eingang in die landwirtschaftliche Praxis
gefunden?
Bonde: Viele Landwirtinnen und
Landwirte sehen Energieeffizienz-
Sojapflanze
Hirse
maßnahmen noch als wenig ergiebige
Stellschrauben an. Das liegt daran,
dass in der Landwirtschaft die jährlichen Aufwendungen für Energie
(Strom, Wärme, Treib- und Schmierstoffe) je nach Betriebstyp zwischen
drei und zehn Prozent des Betriebsaufwands variieren. Dazu kommt die
hohe Arbeitsbelastung, der unsere
Betriebe heute ausgesetzt sind. Energieeffizienz wird da oft als weitere
mühsame Baustelle empfunden, zumal
es oft um anspruchsvolle technische
Fragestellungen geht. Dennoch: Ich
sehe ein langsam erwachendes Interesse. Steigende Stromkosten und die
Chance, Eigenstrom zu nutzen, wird
viele zögernde Betriebsleiterinnen und
Betriebsleiter bald überzeugen.
ist geplant, dass diese zukünftig im
Rahmen der ELER-Förderung von
allen Landwirtinnen und Landwirten in Anspruch genommen werden
können. Die Erfahrungen aus der
bisherigen Energieberatung und die
Ergebnisse aus dem von der landwirtschaftlichen Rentenbank unterstützten Forschungsprojekt „Energieeffizienz in der Landwirtschaft“, das an
der Landesanstalt für Entwicklung der
Landwirtschaft und der Ländlichen
Räume in Schwäbisch Gmünd durchgeführt wurde, fließen in die zukünftigen Beratungsmodule ein.
AGROjournal: Gibt es noch weitere
Klimaschutzprojekte, an denen Landwirte mitwirken können?
Bonde: Ja. Die Landwirtinnen und
AGROjournal: Wo können LandLandwirte können zusätzlich ab dem
wirte bei Fragen der Energieeinsparnächsten Jahr durch die Teilnahme an
ung in ihren Betrieben Unterstützung
Agrarumweltmaßnahmen aktiv zum
erhalten?
Klimaschutz beitragen. Ein weiterer
Bonde: In Baden-Württemberg wurBereich ist die Milchviehhaltung. Im
den 2010 bereits 50 landwirtschaftDairyman-Projekt wurden beispielsliche Energieberater ausgebildet und
weise Bedingungen ermittelt, die es
es wurde von 2010 bis 2012 eine
ermöglichen, gleichzeitig eine wettgeförderte Einzelbetriebliche Enerbewerbsfähige Milcherzeugung und
gieberatung angeboten. Da das TheVerbesserungen für den Umwelt- und
ma Energieeffizienz zudem mit den
Klimaschutz zu erreichen. Darüber
Zielen des ELER-Fonds in der neuhinaus gibt es in allen landwirtschaften Förderperiode übereinstimmt,
lichen Produktionsverfahren Mögwurden 2013 Beratungsmodule zur
lichkeiten zur Verbesserung der ResVerbesserung der Energieeffizienz
sourceneffizienz und zur Reduktion
Foto: Bruno Lorinser, Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft
in der Landwirtschaft entwickelt. Es
klimarelevanter Gase.
25
25
Agrarforschung
Lebensmittelskandale – Wie steht es um die Milch?
P
ferdefleisch in der Lasagne,
dioxinbelastete
Eier,
mit
Schimmelpilzen verunreinigte
Futtermittel - immer wieder erschüttern Skandale das Vertrauen der Verbraucher in unsere Lebensmittel. Aber
wie sicher sind eigentlich die heimische
Milch und Milchprodukte?
Pestizid-Altlasten im Griff
In der landwirtschaftlichen Praxis werden chemische Pflanzenschutzmittel
eingesetzt, die heute strengen Zulassungskriterien unterliegen. Über die
Futteraufnahme ist dennoch grundsätzlich eine Kontamination der Milch
denkbar, vor allem mit „Altlasten“, wie
z. B. den bei uns schon lange und seit
der Stockholmer Konvention von 2001
auch weltweit verbotenen OrganochlorPestiziden Aldrin, DDT oder Endrin.
Der Abbau dieser Pestizide in der
Umwelt erfolgt sehr langsam. Sie sind
deshalb bis heute im letzten Winkel der
Welt nachweisbar. Regelmäßige Untersuchungen am Landwirtschaftlichen
Zentrum Baden-Württemberg, Milchwirtschaft Wangen, zeigen jedoch, dass
in Rohmilch aus Baden-Württemberg
mittlerweile nur noch äußerst niedrige
Gehalte zu finden sind, die nahe der
Bestimmungsgrenze liegen.
Niedrige Werte bei Dioxinen
und Furanen
Dioxine und Furane erhielten beim
Chemieunfall im Juli 1976 in Seveso
(Italien) erstmals traurige Berühmtheit.
Seitdem kommen sie immer wieder in
die Schlagzeilen. Gelegentlich ist auch
die Milch davon betroffen, wie zum
Beispiel im Jahr 2004, als Milchkühe
mit Kaolinith-Lehm verunreinigten
Kartoffelprodukten gefüttert wurden. Insgesamt ist die Belastung von
Milch und Milchprodukten mit diesen
Stoffen aber sehr niedrig.
Gefahren durch Reinigungs- und
Desinfektionsmittel
In vielen Reinigungs- und Desinfektionsmitteln für Melkanlagen und Milch-
26
tanks ist Aktivchlor
enthalten.
Wenn
dieses
Aktivchlor
bei der Reinigung
mit Milchbestandteilen in Berührung
kommt, kann Chloroform als unerwünschtes Nebenprodukt entstehen.
Gelangt dieses Chloroform – z. B. in
Folge nicht korrekter
Funktion der Reinigungsanlage – in den
Rohmilchtank,
so
reichert es sich dort aufgrund seiner
guten Fettlöslichkeit im Milchfett an.
Dies kann problematisch werden für
Produkte, die viel Fett enthalten, also
insbesondere Butter.
Für die Produktion von 1 kg Butter
werden rund 20 Liter Milch benötigt,
d. h. das Milchfett von 20 Litern
Rohmilch geht in 1 kg Butter ein.
Das bedeutet: In der Rohmilch muss
beim Chloroform zwingend ein Wert
eingehalten werden, der weit unterhalb des Grenzwertes für Butter liegt.
Beim Milchprüfring Baden-Württemberg können pro Quartal sämtliche Tanksammelwagen-Touren im
Land beprobt und untersucht werden.
Sofern erhöhte Werte (über 2 % des
Grenzwerts) auftreten, werden zur
Ermittlung der Eintragsquelle und
Behebung der Ursachen alle Lieferanten dieser Tour untersucht.
Schimmelpilze und Aflatoxin
Schimmelpilze können Lebens- und
auch Futtermittel besiedeln und verderben. Die gefürchteten Stoffwechselprodukte der Schimmelpilze sind
die so genannten Mykotoxine, die für
Mensch und Tier gesundheitsschädlich
sein können. Einen aktuellen Fall gab
es Anfang 2013 in Niedersachsen. Bei
Kontrollen im Rahmen des Monitorings wurde in einer Rohmilchprobe
ein erhöhter Gehalt des Pilzgiftes Aflatoxin M1 nachgewiesen.
Bei der Ursachenforschung stießen
die niedersächsischen Behörden auf
eine mit Schimmelpilzen verunreinigte
Lieferung Futtermais aus Serbien, bei
der Aflatoxin in 10-facher Höhe des
Grenzwerts festgestellt wurde. Um
festzustellen, ob Aflatoxin nach dem
Vorfall in Niedersachsen auch in Handelsproben zu finden ist, wurden am
Landwirtschaftlichen Zentrum BadenWürttemberg (LAZBW), Milchwirtschaft Wangen, ca. 50 Milchproben
verschiedener Hersteller untersucht.
Eine Belastung mit dem Pilzgift war in
keiner der Proben nachweisbar.
Fazit: Die eingangs gestellte Frage,
ob Milch sicher ist, kann eindeutig mit
ja beantwortet werden. Die PestizidAltlasten treten immer mehr in den
Hintergrund. Neuartige Schadstoffe
aus der Reinigung und Desinfektion
oder als Folge krimineller Machenschaften machen aber deutlich, dass
die Milch im Sinne des vorbeugenden
Verbraucherschutzes weiterhin streng
kontrolliert werden muss. Mit dem
LAZBW, Milchwirtschaft Wangen,
steht der baden-württembergischen
Milchwirtschaft dazu ein kompetenter
Ansprechpartner und Dienstleister zur
Verfügung.
Landwirtschaftliches Zentrum
Baden-Württemberg (LAZBW)
Agrarforschung
Grundwasserschutz im Weinbau
unter 50 kg Nitratstickstoff/ha in
Böden bis 90 cm Tiefe gemessen. Nur
in wenigen Ausnahmefällen waren
die Werte erhöht. In Neuanlagen sind
dagegen die Nitratstickstoffgehalte,
bedingt durch die Rodung der Altanlage und durch intensive Bodenbearbeitung, meist wesentlich höher als in
Ertragsanlagen. Im Mittel der Jahre
2010 bis 2012 wurden dort im Oktober
107 kg Nitratstickstoff/ha in 0 bis 90 cm
Bodentiefe gemessen. Mit 2,4 % Neupflanzungen der bestockten Rebfläche
im Jahr 2012 ist der Flächenanteil allerdings gering.
Phacelia und Buchweizen binden Nitrate
D
ie
Europäische
Wasserrahmenrichtlinie hat das Ziel,
Wasser flächendeckend zu
schützen. Diese Richtlinie gilt sowohl
für Oberflächengewässer als auch für
das Grundwasser. Bis zum Jahr 2015
muss demnach der „gute Zustand“,
für den Zielwerte und Umweltqualitätsnormen festgelegt wurden, erreicht
werden. Somit darf im Grundwasser
ein Nitratgehalt von 50 mg pro Liter
Wasser nicht überschritten werden.
Regierungspräsidium Freiburg werden
Möglichkeiten für ein optimiertes
Bodenmanagement untersucht und
veranschaulicht. Zudem werden Beratungsempfehlungen für die Düngung
und Bodenpflege in Junganlagen erarbeitet und erstellt. Im Fokus stehen
neben der Minimierung des Nitratauswaschungsrisikos die optimale Wüchsigkeit von Junganlagen sowie die
Weinqualität und -quantität in Ertragsanlagen.
Forschungs- und Beratungsprojekt
In Baden-Württemberg wurden bereits
„gefährdete
Grundwasserkörper“
(gGWK) ermittelt, in denen die geforderten Ziele voraussichtlich bis zum
Jahr 2015 nicht erreicht werden können.
Daraufhin wurde, bezogen auf zwei
gefährdete Grundwasserkörper in Südbaden, das Beratungs- und Forschungsprojekt „Standort- und witterungsabhängige Bodenpflege und Stickstoffdüngung im Weinbau“ ins Leben
gerufen.
In diesem Projekt wird in verschiedenen Weinbaubetrieben das derzeitige Bodenpflege- und Stickstoffmanagement sowie der potentielle
Nitrataustrag ermittelt. Zusammen mit
Betriebsleitern, mit der Weinbau- und
Wasserschutzberatung sowie mit dem
Geringes Nitratauswaschungsrisiko
in Ertragslagen
In betriebsüblich bewirtschafteten
Ertragsanlagen wurden jeweils im
Oktober der Jahre 2010 bis 2012 nur
geringe Nitratstickstoffgehalte von
Begrünung in Junganlagen
Versuche in den Jahren 2011, 2012
und 2013 zeigten, dass im Pflanzjahr eine Begrünungseinsaat in jeder
2. Gasse bereits im Sommer Nitrat aufnehmen kann, ohne den Jungreben zu
schaden. Voraussetzung ist, dass der
Pflanzstreifen mechanisch offen gehalten wird und die Reben nicht von der
Begrünung überwachsen werden. Eine
Begrünungsmischung aus Phacelia und
Buchweizen ist zudem gut kontrollierbar und schützt den Boden vor Erosion.
Über den Winter sollte dann allerdings auch die offen gebliebene Gasse
begrünt werden. Der in der Begrünung
gespeicherte Stickstoff steht dann in
den Folgejahren den Reben wieder zur
Verfügung.
Staatliches Weinbauinstitut
(WBI Freiburg)
Weinbauberatung zum Grundwasserschutz
27
27
Agrarforschung
Das EU-Schulfruchtprogramm – ein Erfolgsmodell
V
iele Kinder essen zu wenig
Obst und Gemüse. Dabei liefern Früchte viele wertvolle
Inhaltsstoffe, wie Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe. Da sich die
Ernährungsgewohnheiten vorwiegend
in der Kindheit ausbilden, hat die
Europäische Union mit dem Schuljahr 2009/10 das EU-Schulfruchtprogramm ins Leben gerufen. Die Mitgliedstaaten erhalten derzeit jährlich
90 Mio. Euro für Früchtelieferungen
an Schulen und vorschulische Einrichtungen.
Viele Sponsoren in
Baden-Württemberg
Baden-Württemberg stehen von den
EU-Geldern jährlich rund 2,5 Mio.
Euro zur Verfügung. Damit werden
50 % der Nettokosten für die Früchtelieferungen an Schulen und Kindertageseinrichtungen gedeckt. Die Kofinanzierung der EU-Beihilfe wird
durch Sponsoren getragen. Bisher
unterstützen vor allem Gemeinden,
Fördervereine, Eltern, Lieferanten und
Unternehmen aus der Wirtschaft das
Schulfruchtprogramm. Die Teilnehmerzahlen machen deutlich, dass sich
das Sponsorenmodell in Baden-Württemberg, das vor allem auf Eigeninitiative und Kreativität der Akteure vor
Ort beruht, als Erfolgsmodell erweist.
28
Was im Februar 2010 mit der Auftaktveranstaltung an der Wilhelmsschule
in Stuttgart-Untertürkheim begann,
hat sich mittlerweile zu einem landesweiten Programm entwickelt, an dem
über 1.500 Einrichtungen mit mehr
als 220.000 Kindern und Jugendlichen
teilnehmen. Tendenz steigend (siehe
Grafik).
Erfolgsfaktor pädagogische
Begleitung
Ein wichtiger Faktor für den Erfolg des
Schulfruchtprogramms ist die pädagogische Begleitung. Gemeinsame Frühstückspausen und das Thematisieren
von Ernährungsfragen im Unterricht
tragen dazu bei, die Kinder zu sensibilisieren und für eine obst- und gemüsereiche Ernährung zu begeistern.
Zur Unterstützung der pädagogischen
Begleitung vermittelt die
Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen
Räume (LEL) Fachkräfte
der Landesinitiative BeKi
– Bewusste Kinderernährung, die u. a. praxisorientierte Einsätze rund
um Obst und Gemüse
mit den Kindern gestalten. Des Weiteren werden
den Einrichtungen auf
www.ernaehrung-bw.info Arbeitsmaterialien zum Download angeboten.
Ein weiterer Baustein der pädagogischen Begleitung ist der „Tag der
Schulfrucht“, der erstmalig in BadenWürttemberg am 10. Juni 2013 vom
Ministerium für Ländlichen Raum
und Verbraucherschutz und der LEL
organisiert wurde. An diesem landesweiten Aktionstag haben sich mehr als
100 Einrichtungen beteiligt und tolle
Aktionen auf die Beine gestellt, z. B.
Besichtigungen von Obsthöfen, Ausflüge aufs Erdbeerfeld, ein gemeinsames Früchte-Frühstück mit den
Eltern und einen Obst- und GemüseSinnesparcours. Hier wurde deutlich,
dass die regelmäßigen Schulfruchtlieferungen sehr geschätzt werden.
Das Programm kommt gut an
Die Kinder sind vom SchulfruchtProgramm begeistert und wünschen
sich, dass die Lieferungen mit Obst
und Gemüse weitergehen. Auch das
gemeinschaftliche Esserlebnis kommt
bei den Kindern richtig gut an. Dies
zeigte eine Befragung von 500 Schülerinnen und Schülern einer 3. und
4. Klasse im letzten Schuljahr. Auch die
Mehrzahl der befragten Lehrerinnen
und Lehrer ist der Meinung, dass die
Kinder vom Programm profitieren.
Weitere Infos unter:
www.schulfrucht-bw.de.
Landesanstalt für Entwicklung der
Landwirtschaft und der
ländlichen Räume (LEL)
Agrarforschung
Bodenbearbeitung ohne Pflug
Flächenleistung ist höher. Aber die
Kosteneinsparungen bei Betrieben mit
niedriger Flächenausstattung sind letztlich zu gering, als dass es sich lohnen
würde, die teuren Spezialmaschinen
anzuschaffen.
Direktsaatverfahren
führen deshalb in den landwirtschaftlichen Betrieben Baden-Württembergs
ein Nischendasein, wohingegen sich
die Mulchsaat im letzten Jahrzehnt in
erosionsanfälligen Agrarlandschaften
wie dem Kraichgau flächendeckend
etabliert hat.
D
ie Erfindung des Pfluges war
eine der wichtigsten technologischen Entwicklungsschritte
in der Menschheitsgeschichte. Der
Pflug hat den Ackerbau revolutioniert
und die Erträge deutlich gesteigert. Die
Bodenbearbeitung mit dem Pflug hat
aber auch Nachteile: Nach dem Pflügen bleibt eine unbedeckte Bodenoberfläche zurück, die für Erosion durch
Wasser und Wind besonders anfällig ist. Der Pflug zerstört das Porensystem des Oberbodens, und im Bereich
der Pflugsohle kommt es zu Verdichtungen. Das Pflügen unterbricht auch
den Lebenszyklus vieler Organismen,
wie z. B. der Regenwürmer, die zur
Struktur, Stabilität und Fruchtbarkeit
des Bodens beitragen.
Pflug, Mulchsaat und Direktsaat
im Vergleich
Das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) beschäftigt sich daher – gemeinsam mit Partnern aus Hochschulen und der Praxis
– mit Alternativen zum Pflug. Seit 1995
werden im Forschungsprojekt „Systemvergleich Bodenbearbeitung“ auf
verschiedenen
landwirtschaftlichen
Betrieben in unterschiedlichen Natur-
räumen praxisnahe Versuche durchgeführt und die Bodenbearbeitungsverfahren mit Pflug, Mulchsaat und
Direktsaat verglichen. Bei Mulchsaat
wird der Boden vor der Aussaat flach
bearbeitet, so dass Reste der Vorfrucht
an der Oberfläche bleiben. Bei Direktsaat wird mit Spezialmaschinen – ohne
Bodenbearbeitung – direkt in die Rückstände der Vorfrucht gesät.
Mulchsaat besser als Direktsaat
Die langjährigen Untersuchungen
belegen die positiven ökologischen
Wirkungen von pfluglosen Bearbeitungsverfahren: Bodenstruktur, Infiltrationsfähigkeit und gespeicherte
Wassermenge verbessern sich, und die
Anzahl der Regenwürmer nimmt zu.
Aber es gibt auch Nachteile. Insbesondere beim Direktsaatverfahren sind die
Erträge im Mittel der Jahre geringer,
was vor allem an schlechteren Keimungsbedingungen und Problemen
mit Beikräutern, Schnecken und Mäusen liegt. Dieses Verfahren erfordert
deshalb auch einen erhöhten Einsatz
von Pflanzenschutzmitteln. Die Direktsaattechnik bietet zwar wirtschaftliche
Vorteile: Der Arbeitsaufwand und
Zugkraftbedarf sind geringer, und die
Streifenbearbeitung – neues
Verfahren überzeugt
Neu im Versuchsprogramm ist seit
2012 das Verfahren der Streifenbearbeitung, das auf dem Versuchsbetrieb
Stifterhof durchgeführt und dessen
Ergebnisse mit denen der Mulchund Direktsaat verglichen werden.
Beim Verfahren der Streifenbearbeitung lockert man im Boden nur einen
schmalen Streifen, in welchen das Saatgut abgelegt wird. So lassen sich die
Vorteile herkömmlicher Bearbeitung,
wie die schnelle Erwärmung und der
gleichmäßige Feldaufgang, mit einem
guten Erosionsschutz kombinieren,
der durch die nicht aufgelockerten
Bereiche gewährleistet wird. Hinzu
kommt, dass – wann immer möglich – Zwischenfruchtgemenge eingesät werden. Folge: Die Böden sind
immer bedeckt und werden biologisch
gelockert, Beikräuter werden unterdrückt, und die Versorgung mit Humus
wird verbessert.
In den USA sind solche Anbausysteme
schon länger verbreitet und unter dem
Begriff „conservation agriculture“
bekannt. Das LTZ leistet mit seinen
Versuchen einen wichtigen Beitrag
dazu, dass auch unsere landwirtschaftlichen Betriebe die Verfahren des
„konservierenden Ackerbaus“ kennenlernen.
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ)
29
29
Agrarforschung
Stallklimatisierung verbessert Tierwohl
N
eben der Einhaltung von
gesetzlichen Vorgaben ist es
das Bestreben der Tierhalterinnen und Tierhalter, das Wohl ihrer
Tiere zu optimieren. Dazu zählt auch
eine angenehme Raumtemperatur in
den Ställen. Da das Schwein nicht über
die Haut schwitzen kann, ist es sehr
wichtig, eine für das Tier angenehme
Raumtemperatur zu bieten. Auch darf
die relative Luftfeuchtigkeit nicht zu
hoch sein, da sonst bei den Schweinen die Kühlung über die Hechelatmung nicht mehr funktioniert. In der
Schweinemast liegen – abhängig vom
Körpergewicht der Schweine – die adäquaten Raumtemperaturen zwischen
20°C und 24°C und die optimale
relative Luftfeuchtigkeit zwischen
60 und 80 %.
Bewertung von Kühlsystemen
An heißen Sommertagen sind, insbesondere für schwerere Schweine,
tiergerechte Stalltemperaturen fast
nur durch eine zusätzliche, baulichtechnische Kühlanlage zu erreichen.
Im Rahmen eines durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
(BMELV) beauftragten und durch
die Bundesanstalt für Landwirtschaft
und Ernährung (BLE) geförderten
Forschungsprojekts
wurde
vom
Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg in Kooperation mit dem Institut für Agrartechnik der Universität Hohenheim untersucht, welchen
Einfluss und welche Auswirkungen
verschiedene Kühlsysteme auf das
Tierwohl haben. Die drei bewerteten
Kühlsysteme waren eine Hochdruckbefeuchtung (HDB) der Abteilluft
mittels Wasserdüsen, ein Kühlpad am
zentralen Lufteintritt des Stalles sowie
die Zuluftführung durch den Betonunterbau, die sogenannte „Unterflurzuluft“.
Hitzestress vermeiden
Werden die Parameter Temperatur und
relative Luftfeuchtigkeit im so genann-
30
temperature humidity heat stress index (THI) bei verschiedenen Kühlvarianten (Sollwert < 85)
ten „temperature humidity heat stress
index“ (THI) zueinander in Beziehung
gesetzt, erhält man einen aussagekräftigen Parameter zur Bewertung von
Hitzestress bei Nutztieren. Dies ist
vor allem für Schweine von enormer
Bedeutung. Die Folgen einer zu warmen und/oder zu feuchten Raumluft
sind einsetzende Hechelatmung und
damit Hitzestress für die Tiere. Die
Tiere reagieren dann mit verminderten
biologischen Leistungen, im Einzelfall
kann der Hitzestress sogar zum Tod
der Tiere führen. Der kritische Wert
für den temperature humidity heat
stress index (THI) wird für Tiere in
der Schweinemast im Gewichtsbereich
zwischen 30 und 120 kg Lebendmasse
mit 85 angegeben.
Vorteile für Unterflurzuluft und
Kühlpad
Die obige Abbildung stellt die Messergebnisse für einen heißen Tag im
Jahr 2012 dar. Es wird deutlich, dass
das System der Unterflurzuluft (aufgrund des ausgewogenen Verhältnisses
zwischen Kühlleistung und relativer
Luftfeuchte) und auch das Kühlpad
(aufgrund seiner sehr hohen Kühlleistung) unterhalb des Grenzwerts
bleiben und somit für das Tierwohlbefinden sehr positiv zu bewerten sind.
Im Stallabteil ohne baulich-technische
Kühlung wurde der Grenzwert dagegen im Tagesverlauf deutlich überschritten. Gleiches gilt – wenn auch
weniger ausgeprägt – für die Hochdruckbefeuchtung (HDB). Das eingesprühte Wasser hebt die Luftfeuchtigkeit im Raum zu sehr an und lässt
damit den THI über die kritische
Marke von 85 steigen.
Fazit: Eine angenehme Raumtemperatur dient dem Tierwohl. Diese Raumtemperatur kann an heißen Tagen
durch adäquate baulich-technische
Kühlsysteme erreicht werden. Dabei
ist zu beachten, dass die Qualität des
Stallklimas in der Schweinehaltung
nicht nur von der Raumtemperatur,
sondern stets auch von der relativen
Luftfeuchtigkeit abhängt.
Bildungs- und Wissenszentrum
Boxberg (LSZ)
Agrarforschung
Neue Lehrpläne für den Ökolandbau
I
m November 2013 startete am
Kompetenzzentrum Ökologischer
Landbau (KÖLBW) in Emmendingen die erste Landesfachschulklasse
Ökolandbau. Unter Federführung der
Landesanstalt für Entwicklung der
Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL) wurden dazu neue Lehrpläne
erstellt. Der Fokus der neuen Lehrpläne
ist zwar auf den ökologischen Landbau
gerichtet, aber sie tragen auch einem
Fachschulkonzept Rechnung, das sich
durch seine Struktur – Vollzeitschuljahr
mit vorgeschaltetem fachpraktischen
Jahr – von den anderen Fachschulen
unterscheidet. Auch wurden die bisherigen Lehrpläne für Betriebswirtschaft/
Unternehmensführung und die Lehrpläne in den produktionstechnischen
Fächern zu einem Lehrplan zusammengefasst.
Steigerung der Kompetenzen
auf allen Feldern
Hauptziel der neuen Lehrpläne ist es,
Basisqualifikationen im Ökolandbau zu
vermitteln: landwirtschaftliche Fachkompetenz, ein fundiertes Informationsmanagement,
organisatorisches
Know-how und nicht zuletzt der partnerschaftliche Umgang in der bäuer-
lichen Familie. Die neuen Lehrpläne
sollen wichtige Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler stärken. Dazu
gehören
die Fähigkeit zu umfassender Beurteilung, Optimierung und Weiterentwicklung vorhandener Produktionsverfahren sowie die Planung
zukunftsorientierter Produktionsverfahren im ökologischen Landbau,
die Kenntnis der guten fachlichen
Praxis unter besonderer Berücksichtigung der Anforderungen im ökologischen Landbau (z. B. Gesichtspunkte der Kreislaufwirtschaft),
Kenntnisse der Unternehmensführung (u. a. Unternehmensziele,
Qualitätsmanagement, Erfolgsmaßstäbe),
die Fähigkeit, betriebliche Schwachstellen zu erkennen und konsequent
beseitigen zu können,
das Bewusstsein für die Zusammenhänge von Ökologie, Ökonomie und
Gesellschaft sowie
umfassende Kenntnisse über die
Bedeutung des ökologischen Landbaus zur Erhaltung der natürlichen
Lebensgrundlagen.
Die Schülerinnen und Schüler vertiefen bis zu ihrem Abschluss als
„Wirtschafter/-in für Landwirtschaft
– Fachgebiet Ökologischer Landbau“
sowohl ihr Wissen als auch ihre praktischen Fähigkeiten im Ökolandbau.
Sie werden befähigt, ein landwirtschaftliches Unternehmen wirtschaftlich, ökologisch und sozial zu führen.
Nach Ablauf des ersten Schülerjahrgangs der Landesfachschulklasse Ökolandbau werden die neuen Lehrpläne,
basierend auf den ersten Erfahrungen,
durch die LEL evaluiert, angepasst und
weiterentwickelt.
Landesanstalt für Entwicklung der
Landwirtschaft und der
ländlichen Räume (LEL)
31
31
Agrarforschung
Raps statt Soja –
Alternativen in der Milchviehfütterung
2008 wurde dann der Rapskuchen
durch Biertreber ersetzt. Inzwischen
werden auch Ackerbohnen und Kleegras angebaut, um die Eiweißversorgung aus eigenem Anbau zu verbessern.
Ergebnis der Studie: Die Milchleistung
konnte nach der Umstellung von Sojaauf Rapsprodukte sogar gesteigert
werden. In Bezug auf die Fruchtbarkeit gab es keine Veränderung. Die
Umstellung auf Rapsprodukte und
Biertreber hatte zur Folge, dass weniger Getreide in den Milchviehrationen
eingesetzt werden musste.
Foto: Dr. Nußbaum
A
ktuell werden in Baden-Württemberg in der Nutztierfütterung erhebliche Mengen an
Sojaextraktionsschrot amerikanischer
Herkunft eingesetzt. Diese Futtermittelimporte werden zunehmend kritisch
hinterfragt. Futtermittel dort zu erzeugen, wo sie verbraucht werden, macht
daher Sinn; vor allem dann, wenn auch
wirtschaftliche Gründe dafür sprechen
und Erzeugung, Verarbeitung und
Verbrauch die Wertschöpfung in der
Region steigern. Hinzu kommt, dass
die Futtermittel möglichst GVO-frei
sein sollen (d. h. ohne gentechnisch
veränderte Organismen). GVO-freie
Fütterung wird zunehmend auch von
Molkereien für Produkte im höheren
Preissegment verlangt. Das Problem:
GVO-freier
Sojaextraktionsschrot
(Sojaschrot) ist knapp und teuer. Wer
in der Milchviehfütterung auf GVOSojaschrot verzichten will, muss daher
nach Alternativen Ausschau halten.
Hierfür stehen derzeit im Wesentlichen
folgende Futtermittel zur Verfügung:
Rapsprodukte und
andere Ölsaaten
32
Rapsexpeller (=Rapskuchen), Rapsextraktionsschrot (=Rapsschrot),
Rapsschrote mit reduziertem Proteinabbau im Pansen, Sonnenblumenextraktionsschrot
Körnerleguminosen
Ackerbohnen, Erbsen, Lupinen
Grünlandprodukte
und Ackerfutter
Eiweißreiche Grünlandaufwüchse,
eiweißreiches Feldfutter wie
Rotklee, Kleegras, Luzerne
Sonstiges
Biertreber, Maiskleberfutter,
Getreideschlempeprodukte
Die besten Alternativen zu Sojaschrot
sind Rapschrot, Rapskuchen und Biertreber. Aktuell wird
im Rahmen des
Projekts
„Eiweißinitiative des Landes
Baden-Württemberg“ aber auch der
Anbau von traditionellen Körnerleguminosen forciert.
Rohproteingehalte in wichtigen Eiweißfuttermitteln
Im Vergleich zu Sojaschrot haben
alle Alternativfuttermittel geringere
Gehalte an Rohprotein. Dies bedeutet,
dass in der Milchviehfütterung höhere
Mengen eingesetzt werden müssen,
um die gleiche Versorgung zu erreichen.
Höhere Milchleistung und
günstigere Preise
Das Landwirtschaftliche Zentrum
Baden-Württemberg (LAZBW) hat
diese Entwicklung sehr frühzeitig
erkannt und in zahlreichen Versuchen
nachgewiesen, dass Rapsprodukte aus
heimischem Anbau Sojaschrot in der
Wiederkäuerfütterung zu 100 Prozent
ersetzen können. Das LAZBW verzichtet daher bereits seit Januar 2005
auf den Einsatz von importiertem
Sojaschrot. Zuerst wurden Rapsschrot
und Rapskuchen eingesetzt. Im Jahr
Auch dies ist aus ernährungsphysiologischer Sicht für die Milchkuh ein Vorteil.
Hinzu kommt: Rapsprodukte sind
auch wirtschaftlicher. Der Vergleichspreis für die Hauptnährstoffe aus Rapsfuttermitteln liegt regelmäßig unter dem
für Sojaschrot. Zum Preisvergleich hat
das LAZBW – gemeinsam mit der LEL
Schwäbisch Gmünd – eine einfache
EDV-Anwendung („Vergleichswert Futter“) entwickelt, die nun in der Fütterungsberatung breit eingesetzt wird.
Mit der verstärkten Einbeziehung von
Klee und Luzerne in die Ackerfruchtfolge wird zudem an der betriebseigenen Eiweißversorgung aus Grundfutter gearbeitet, um zukünftig noch
unabhängiger von Zukaufs-Eiweißfuttermitteln zu werden.
Landwirtschaftliches Zentrum
Baden-Württemberg (LAZBW)
Agrarforschung
Qualitätssicherung - Vorreiter Baden-Württemberg
GQSBW steht als Papier-, Online- und
PC-Version zur Verfügung (weitere
Infos siehe: www.gqs-bw.de).
BVSH
Rendsburg
LMS
Schwerin
LK NRW
Münster
LfULG
Pillnitz
DLR
Montabaur
LLH
Wächtersbach
LEL
Schwäbisch Gmünd
LfL
München
©
I
n den letzten Jahren hat in der
Landwirtschaft die Regelungsdichte
in Form von Verordnungen, Gesetzen oder Vorgaben privatwirtschaftlicher Qualitätssicherungssysteme stetig
zugenommen. Rückmeldungen aus der
Praxis zeigen, dass Landwirtinnen und
Landwirte sich schwer tun, die Fülle der
Anforderungen an ihre Betriebe voll zu
überblicken und umzusetzen. Hinzu
kommen vielfältige Eigenkontroll- und
Dokumentationspflichten. Bei all dem
den Durchblick zu behalten, gut organisiert und auf dem aktuellen Stand zu
sein (und zu bleiben), ist heute ein Muss
für alle landwirtschaftlichen Betriebe.
GQSBW - das zentrale System
zur Qualitätssicherung
Die Landesanstalt für Entwicklung
der Landwirtschaft und der ländlichen
Räume (LEL) hat deshalb bereits im
Jahr 2002 das System „GQSBW - Gesamtbetriebliche Qualitäts-Sicherung
für landwirtschaftliche Unternehmen in
Baden-Württemberg“ entwickelt.
GQSBW enthält eine jährlich aktualisierte Zusammenstellung, die die verschiedenartigen Anforderungen an die
Landwirtschaft in einem System übersichtlich und für Landwirtinnen und
Landwirte gut lesbar bzw. umsetzbar
zusammenfasst.
Neben den Vorschriften von Cross
Compliance und dem landwirtschaftlichen Fachrecht sind alle Vorgaben der
wichtigen privatwirtschaftlichen QSSysteme (QS, GlobalGAP, QS-GAP,
QM-Milch und KAT) und die Richtlinien der ökologischen Anbauverbände
(Bioland, Demeter, Naturland, Gäa und
Biokreis) eingearbeitet. Hinzu kommen landesspezifische Regelungen, wie
z.B. das QZBW und MEKA. GQSBW
ermöglicht die Eigenkontrolle mittels
Checklisten, die Büroorganisation mit
Ablageplänen und Vordrucken sowie
die Informationsvermittlung anhand
von Merkblättern. GQSBW ist modular
aufgebaut und passt sich auf Tastendruck individuell an jeden Betrieb an.
Richtungsweisende Kooperationen
auf Bundesebene
Qualitätssicherung ist natürlich kein
spezifisch
baden-württembergisches
Thema. Das GQS wird deshalb bereits
seit 2005 im Rahmen einer Kooperation
mit den Ländern Bayern, RheinlandPfalz, Hessen und Sachsen unter Federführung der LEL weiterentwickelt und
aktualisiert. Zuletzt wurde die Kooperation 2012 um das Land MecklenburgVorpommern erweitert. Seit 2012 wird
GQS auch vom Bauernverband Schleswig-Holstein e.V. und der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
eingesetzt.
Im Rahmen der GQS-Kooperation
werden von der LEL für alle Partnerländer jährlich länderspezifische GQSVersionen erstellt. Neben den bundesweit gültigen Regelungen enthalten diese
auch die Anforderungen des jeweiligen
Landesrechts sowie die Anforderungen regionaler Qualitätssicherungsprogramme und Agrarumweltmaßnahmen.
Hohe Effizienz und Qualität
Die Bündelung der Kräfte durch die
GQS-Kooperation schaffte nicht nur
die Voraussetzung für eine hohe Effizienz, sie ermöglichte auch ein hohes, von
jedem alleine nicht erreichbares Niveau
der Qualitätssicherung. Hinzu kommt
der intensive Wissenstransfer innerhalb der Kooperation, die kostensenkende gemeinsame EDV-Entwicklung
und die gemeinsame Kommunikation
gegenüber Landwirten und Medien.
Kooperation lebt von einer engen, vertrauensvollen Zusammenarbeit, die auf
gegenseitigen Respekt und Offenheit,
aber auch Verbindlichkeit setzt. Mit
der GQS-Kooperation ist dies sehr gut
gelungen.
Landesanstalt für Entwicklung
der Landwirtschaft und der
ländlichen Räume (LEL)
33
33
Agrarforschung
Tschechische Pferde in Marbach
Achtspänner Kladruby
I
nternationale
Zusammenarbeit
wird in Marbach großgeschrieben.
In Marbach ist der Sitz der Vereinigung der europäischen Staatsgestüte (ESSA), die sich für den Erhalt der
Gestütskultur, für bedrohte Pferderassen und für die nachhaltige Entwicklung der traditionellen Zuchtstätten rund um das Pferd einsetzt. Dem
ESSA-Netzwerk gehören rund 30 der
renommiertesten Gestüte Europas an
– eine gute Basis für viele gemeinsame
Projekte.
Gastland Tschechien
Wie solche Kooperationen aussehen
können, erlebten die Gäste der
Marbacher Hengstparaden im Herbst
2013. Rund 20 Pferde aus dem Gastland Tschechien begeisterten das Publikum. Das Nationalgestüt Kladruby nad
Labem, die Hengstdepots Písek und
Tlumacov sowie der Zuchtverband der
Kinsky-Pferde hatten zwei- und vierbeinige Akteure auf die Schwäbische
Alb geschickt und bereicherten die
traditionelle Gestütsschau mit seltenen
Spezialrassen und hoher Leinenkunst.
Die goldenen Kinsky-Pferde
Die Zuchtgeschichte der goldenen
Kinsky-Pferde ist eng mit der böhmischen Adelsfamilie Kinsky verbun-
34
den, die vom Habsburger Königshaus
mit der Zucht von isabell- und falbfarbenen Pferden für die Kavallerie
beauftragt wurde, um die Kavallerie mit
„Farbtupfern“ zu bereichern. Oktavian
Graf Kinsky war damals die Schlüsselfigur beim Aufbau von Pferdezucht,
Parforcejagden und Hindernisrennen
in Ostböhmen. Die Legende besagt, er
habe sein eigenes Zuchtbuch gegründet, weil der Jockey-Club sich weigerte,
ein isabellfarbenes Fohlen einzutragen.
Nachdem die Familie im Jahre 1948
enteignet wurde und emigrierte, ging
ihre Farbzucht Ende des 20. Jahrhunderts fast gänzlich im Tschechischen
Warmblut auf. Das Kinsky-Pferd ist
heute mit weniger als 1.000 Exemplaren eine der seltensten Pferderassen
der Welt.
Das Nationalgestüt
Kladruby nad Labem
Das Nationalgestüt Kladruby nad
Labem war in Marbach mit prächtigen
Altkladruber Schimmeln und Rappen
vertreten, die vier- und achtspännig
gefahren wurden und sowohl als Random als auch beim Hindernisfahren
brillierten. Die Altkladruber sind die
älteste, planmäßig gezüchtete Kulturpferderasse in Mitteleuropa. Bis 1918
wollte der Hof jederzeit über zwei
tadellose Schimmel- und zwei RappAchterzüge verfügen. Heute bewähren
sich die Altkladruber im nationalen und
internationalen Sport. Rasante Zweiund Vierspänner überzeugen auf den
Turnierplätzen in aller Welt - auch in
Marbach.
Die Landgestüte Písek und
Tlumacov
Die Landgestüte Písek und Tlumacovnahmen mit Norikern, Belgischen
und Mährischen Kaltblütern an den
Hengstparaden in Marbach teil. Während Písek dem böhmischen Teil Tschechiens als Hengstdepot dient, versorgt
Tlumacov den mährischen Landesteil
mit Beschälern. Heute sind in Písek
60 Warmblut-, Kaltblut- und Ponyhengste aufgestallt, während in Tlumacov rund 70 Hengste in den BeschälerBoxen stehen.
Freundinnen und Freunde der europäischen Gestütskultur können sich
schon auf das Marbacher Jubiläumsjahr
2014 freuen. Dann wird das Gestüt mit
Partnern aus ganz Europa ein buntes
Pferdefestival feiern – eine Reise durch
die Pferdewelt Europas und 500 Jahre
Geschichte!
Haupt- und Landgestüt
Marbach (HuL)
Kurzmeldungen
Feldhase – Bioindikator für
eine intakte Feldflur
Feldhase (Foto: Erich Marek)
Noch ist der Feldhase bei uns flächendeckend verbreitet. Aber bei sehr intensiv betriebener Landwirtschaft und
hoher Fuchsdichte macht er sich rar.
Dies zeigen Feldhasenzählungen der
Wildforschungsstelle beim LAZBW,
die seit vielen Jahren in Zusammenarbeit mit der Jägerschaft durchgeführt
werden. Die Ergebnisse machen deutlich, dass der Hase bei uns zwar noch
nicht gefährdet ist, aber in wesentlich
geringeren Bestandsdichten vorkommt
als vor Jahrzehnten (nähere Infos siehe
www.lazbw.de -> Wildforschungsstelle
-> Wildtiererfassung).
Nahrungsgrundlage des Feldhasen sind
Gräser und Wildkräuter. Diese werden
aber leider in einseitig genutzten Fluren
zur Mangelware. Wo ungestörte Rückzugsflächen mit naturnaher Vegetation fehlen, unterliegen vor allem die
Junghasen einer hohen Sterblichkeit.
Im Grünland könnte der Feldhase wie
im Schlaraffenland leben. Aber der
häufigen Mahd mit immer schnelleren
Maschinen und großen Arbeitsbreiten
fallen ebenfalls viele Junghasen zum
Opfer.
Damit uns Meister Lampe als typischer
Bewohner der Feldflur erhalten bleibt,
sollten wir etwas für ihn tun. Jede Extensivierung und die meisten Agrarumweltmaßnahmen helfen ihm. Und:
Blühstreifen im Feld bieten nicht nur
Nahrung und Deckung, sie werten
auch das Landschaftsbild auf und helfen vielen Tierarten - auch dem Feldhasen.
Landwirtschaftliches Zentrum
Baden-Württemberg (LAZBW)
50 Jahre überbetriebliche
Ausbildung in Wangen
Vor 50 Jahren war der Beruf des
Molkereifachmanns nicht besonders
attraktiv und nur wenige junge Leute wollten eine Lehre in der Molkerei
beginnen. Hinzu kam, dass angesichts
der zunehmenden Technisierung in der
Molkereibranche immer höhere Anforderungen an die Mitarbeiter gestellt
wurden. Beide Gründe führten dazu,
dass 1963 die Lehrlingsausbildung in
Wangen auf eine neue Grundlage gestellt wurde. Eine zweijährige, kostenlose überbetriebliche Ausbildung nebst
freier Unterkunft und Verpflegung und
ein abschließendes drittes Lehrjahr in
einem Betrieb konnten die Lehre im
Molkereifach in Baden-Württemberg
wieder attraktiver gestalten. Die Kosten
für die zweijährige Ausbildung in
Wangen wurden aus der milchwirtschaftlichen Umlage bestritten. Das
Erfolgsmodell Wangen konnte sich
bundesweit schnell durchsetzen und
ist heute, wenn auch in abgewandelter Form, in der Milchwirtschaft nicht
mehr wegzudenken.
Landwirtschaftliches Zentrum
Baden-Württemberg (LAZBW)
Biotopvernetzung
Mit der Reform der Gemeinsamen
Agrarpolitik der Europäischen Union
ist ab 2014 eine stärkere Ökologisierung
der Landwirtschaft, das sogenannte
„Greening“, vorgesehen. Dazu gehört
auch die Schaffung von ökologischen
Vorrangflächen. Vor diesem Hintergrund begann das Landwirtschaftliche
Technologiezentrum
Augustenberg
(LTZ) 2013 auf dem Versuchsbetrieb
Rheinstetten-Forchheim mit einem
Projekt der Biotopvernetzung, um die
Artenvielfalt an Tieren und Pflanzen
zu erhöhen und zu erhalten.
Das so genannte Domänenkonzept
umfasst Biotopmaßnahmen auf etwa
sieben Prozent der Ackerfläche. Dabei
Blühmischung
wurden blühende Pflanzenbestände für
Bienen und Hummeln, Äsungsflächen
für Niederwild und Bruträume für
Feldvögel geschaffen. Auch blühende
Kultur- und Wildpflanzenarten zur
Erzeugung von Biogassubstrat, Agroforststreifen und Kurzumtriebsplantagen erhöhen die biologische Vielfalt
auf diesen Flächen. Entstanden ist ein
beispielhafter Pilotbetrieb zur Umsetzung von Vorgaben der EU-Agrarpolitik, der nun auch für Demonstrationsund Beratungszwecke genutzt wird.
Landwirtschaftliches Technologiezentrum
Augustenberg (LTZ)
Gentechnikfreies Saatgut
Die Untersuchung von Saatgut auf
gentechnisch veränderte Samen konzentriert sich in Baden-Württemberg
auf die Kulturarten Mais, Sojabohnen
und Raps. Da die EU-Kommission
keine Grenzwerte für gentechnische
Veränderungen festgelegt hat, gilt für
Saatgut das Prinzip der Nulltoleranz,
egal ob es ökologisch oder konventio-
Sojabohnen
nell erzeugt wurde. Die Saatzucht- und
Vertriebsfirmen müssen also dafür Sorge tragen, dass das angebotene Saatgut
vollkommen frei von gentechnischen
Veränderungen ist. Im Jahr 2013 hat das
35
35
Kurzmeldungen
Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) 100 Mais-,
11 Soja- und 16 Raps-Saatgutpartien
untersucht. Spuren von gentechnisch
veränderten Organismen gab es lediglich in einer Maisprobe. Die betroffene
Saatgutpartie wurde vom Züchter nicht
in Verkehr gebracht.
Landwirtschaftliches Technologiezentrum
Augustenberg (LTZ)
Schwermetalle im Erntegut
Infolge des historischen Bergbaus ist
es im Schwarzwald und in angrenzenden Regionen des Oberrheingrabens zu teilweise großflächigen Bodenbelastungen mit Schwermetallen
gekommen. Durch bestimmte Maßnahmen, wie beispielsweise den Anbau
geeigneter Kulturarten oder das Kalken auf einen pH-Wert von 6,5 bis 7,
kann die Aufnahme der Schwermetalle
in die Pflanzen und damit überhöhte
Werte in den Pflanzen zwar vermieden
werden; der Erzeuger steht jedoch in
jedem Fall in der Pflicht, in den belasteten Gebieten Rückstandsuntersuchungen durchführen zu lassen, damit
die Ware, die vermarktet wird, die vorgeschriebenen Höchstgehalte sicher
unterschreitet.
Laborproben
Das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) hatte im Jahr 2012 Vorernteproben von
65 Produktgruppen untersucht. In
15 Fällen wurden die Grenzwerte für
Blei überschritten, in neun die Cadmium-Werte. Die auf den jeweiligen Flächen angebauten Erzeugnisse durften
nach den Vorgaben des Lebensmittelrechts nicht in Verkehr gebracht werden.
Landwirtschaftliches Technologiezentrum
Augustenberg (LTZ)
36
Projekt „BACCHUS“ –
grenzüberschreitender
Pflanzenschutz im Weinbau
Unter der Projektträgerschaft des Staatlichen Weinbauinstituts (WBI) in Freiburg läuft seit Juli 2012 das Verbundprojekt „BACCHUS“. Dieses Projekt
wird durch die Europäische Union und
das Programm „INTERREG IV-Ober-
BACCHUS-Partner
rhein“ gefördert, wobei die Forschung
zu nachhaltigen Pflanzenschutzstrategien im Weinbau – zusammen mit
Wissenschaftlern aus Rheinland-Pfalz
(DLR, JKI), dem Elsass (INRA, UHA,
CNRS), Baden-Württemberg (KIT,
Uni Freiburg) und der Schweiz (ZMB,
FiBL, Agroscope) – vernetzt werden
soll. Im Mittelpunkt der grenzüberschreitenden Kooperation stehen vor
allem zwei Schwerpunktthemen: Zum
einen besteht im Weinbau nach wie
vor Bedarf daran, die frühen zellulären
Ereignisse bei einer Infektion durch
den Falschen Mehltau (Plasmopara
viticola) aufzuklären. Erste Arbeiten
liefern Hinweise darauf, dass sich die
genetische Variabilität von Effektoren
in P.viticola auf verschiedenen Rebsorten unterscheidet. Zum anderen sind
Viruserkrankungen wie der Komplex
der Reisigkrankheit (hervorgerufen
durch das Grapevine fanleaf virus) bei
der Weinrebe bisher nicht behandelbar.
Hier wird nun intensiv nach Ansätzen
zur Bekämpfung gesucht.
Bei regelmäßigen Treffen spielt in der
trinationalen Forschergemeinschaft der
Austausch von Wissen und Material
eine zentrale Rolle. Auch interessierte
Weinkenner und Weinbaupraktiker
sollen Zugang zu Forschungsergeb-
nissen erhalten. Zur Unterstützung
des öffentlichen Auftritts wurde eine
Flyerserie entworfen und eine Projekthomepage eingerichtet (www.bacchusscience.eu), die stets aktuell über den
Stand der Forschung informieren wird.
Staatliches Weinbauinstitut
(WBI Freiburg)
Projekt „VineMan.org“ –
biologische Bekämpfung von
Rebkrankheiten
Die angestrebte Reduzierung der Kupferausbringung im Pflanzenschutz und
die immer häufiger auftretenden Wetterextreme stellen den ökologischen
Weinanbau derzeit vor neue Herausforderungen. Aus diesem Grund wurde im Frühjahr 2012 das europäische
Forschungsprojekt
„VineMan.org“
(www.vineman-org.eu) ins Leben gerufen, dessen Partner innovative Konzepte
zum Pflanzenschutz im ökologischen
Weinanbau in Europa entwickeln.
Neben dem Staatlichen Weinbauinstitut (WBI) in Freiburg sind an diesem
Projekt acht weitere Kooperationspartner aus insgesamt fünf EU-Ländern
(Deutschland, Italien, Österreich,
Slowenien und Spanien) beteiligt. Im
Rahmen des Projekts testet das WBI
Naturstoffe auf ihre Resistenz induzierende Wirkung, um damit die
pflanzeneigenen Abwehrmechanismen
gegenüber Rebkrankheiten zu erhöhen. Finanziert wird „VineMan.org“
durch die jeweiligen nationalen Geldgeber der Partner des FP7 ERA-NET
Projektes CORE Organic II. Im Falle
des WBI wird das Vorhaben durch die
Bundesanstalt für Landwirtschaft und
Ernährung (BLE) unterstützt.
Staatliches Weinbauinstitut
(WBI Freiburg)
Rückgewinnung von Phosphor
Im Rahmen des im April 2012 an
der LSZ Boxberg gestarteten Projektes „Phosphorrückgewinnung aus
Schweinegülle“ wurde im Dezember
2013 eine Demonstrationsanlage zur
Rückgewinnung von Phosphat aus
Schweinegülle in Betrieb genommen.
Das Forschungs- und Entwicklungs-
Kurzmeldungen
projekt wird zu je 50 % vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg sowie
dem Europäischen Fonds für regionale
Entwicklung (EFRE) gefördert. Unter Koordination des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) kooperiert
die LSZ Boxberg mit Partnern aus der
Wissenschaft, wie z.B. der Universität
Hohenheim, und privaten Wirtschaftsbeteiligten bei der Entwicklung und
Bewertung dieser neuen Verfahrenstechnik. Das Phosphat wird hierbei in
einem dreistufigen Verfahren gewonnen: In der ersten Stufe wird die Gülle
mittels Zitronensäure angesäuert. Diese
erste Stufe zielt auf die Lösung des evtl.
gebundenen Phosphats. In der zweiten
Stufe werden mittels einer Siebtrommelpresse feste und organische Bestandteile
der Gülle abgetrennt, bevor in der dritten Stufe die Kristallisation des gelösten
Phosphats erfolgt. Ziel des Projektes ist
es, durch die Rückgewinnung von Phosphor diesen immer knapper werdenden
Rohstoff nachhaltig zu nutzen, Überdüngung in intensiven Veredelungsgebieten zu vermeiden sowie einen Beitrag
zur Verbesserung der Agrarstruktur bei
immer knapper werdender Flächenverfügbarkeit zu leisten. Die Phosphatrückgewinnung ist nicht nur ein aktiver
Beitrag zum Umwelt- und Ressourcenschutz, sondern auch ein Beitrag zur
Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit unserer landwirtschaftlichen Betriebe.
Bildungs- und Wissenszentrum
Boxberg (LSZ)
Neuer Maststall für mehr Tierwohl
Am Bildungs- und Wissenszentrum
Boxberg (LSZ) entsteht derzeit ein neuer Schweinestall mit 190 Ferkelaufzuchtund 380 Schweinemastplätzen. Der
neue Stall bietet durch seine bauliche
und technische Ausgestaltung die Möglichkeit, verschiedene organische Beschäftigungsmaterialien sowie Einstreu
in konventionellen Haltungsformen
einzusetzen. Im Zentrum der Fragestellungen stehen die Wirkungen auf das
Tierwohl. Ebenfalls ist der Einfluss des
organischen Beschäftigungsmaterials
auf das Gülle- und Entmistungssystem
zu untersuchen. Darüber hinaus werden
alle Haltungsverfahren ökonomisch bewertet, um konkrete Aussagen darüber
treffen zu können, was ein Mehr an
Tierwohl wirklich kostet.
Bildungs- und Wissenszentrum
Boxberg (LSZ)
LSZ Boxberg als Impuls- und
Ideengeber
Als Bindeglied zwischen den Akteuren
aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft bietet das Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg (LSZ) eine attraktive Plattform für praxisorientierte und
branchenspezifische Fragestellungen
in der Schweinefleischerzeugung. Im
Mittelpunkt stehen die Umsetzung von
mehr Tierwohl in der Nutztierhaltung,
aber auch die Erhaltung einer nachhaltigen Schweinefleischerzeugung in Baden-Württemberg. Die LSZ wirkt aktiv
an der Formulierung von Rahmenbedingungen für das Tierschutzlabel des
Deutschen Tierschutzbundes mit und
ist Wegbereiter für Lösungen auf der
Basis von Tierindikatoren. So bewertet
die LSZ z. B. die Kriterien des „Welfare
Quality Assessment protocol for pigs“
auf ihre Praxistauglichkeit. Darüber
hinaus werden in verschiedenen Forschungsprojekten die existierenden Haltungssysteme auf Gesichtspunkte des
Tierwohls, aber auch auf ihre ökologischen und ökonomischen Wirkungen
hin untersucht. Alle Erkenntnisse münden in das vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz
initiierte Projekt „Perspektiven für die
Nutztierhaltung in Baden-Württemberg
– Impulse für eine vielfältige, tiergerechte und zukunftsfähige landwirtschaftliche Tierhaltung“.
Bildungs- und Wissenszentrum
Boxberg (LSZ)
Neuer Leiter in der Abteilung
„Schweinezucht“
Seit April 2013 ist Reinhard Dingler
neuer Leiter der Abteilung „Schweinezucht“ am Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg (LSZ). Er ist damit verantwortlich für die Mast- und
Schlachtleistungsprüfung auf Station,
für das Schlachthaus der LSZ und
für alle Fragen rund um das Thema Fleischqualität. Aktuell bildet das
Thema „Vermeidung von Geruchsabweichungen an Schlachtkörpern nicht
kastrierter männlicher Tiere“ (Stichwort Ebermast) einen wichtigen Aufgabenschwerpunkt. Hierfür werden
verschiedene Ansätze zur Reduzierung
von Geruchsabweichungen untersucht
und bewertet, wobei v. a. züchterische
Ansätze eine funktionierende und praxistaugliche Möglichkeit darstellen.
Bildungs- und Wissenszentrum
Boxberg (LSZ)
Starkluft statt Chemie
Bei Zierpflanzen kommt es zuweilen
vor, dass Topfpflanzen, die im Gewächshaus noch kompakt standen, nach
dem Verkauf durch zu üppiges Wachstum auf dem Balkon auffallen. In Gärtnereien wird dieser Effekt seit längerer
Zeit durch den Einsatz von chemischen
Wuchshemmstoffen verhindert. Doch
es geht auch anders! Versuche an der
LVG Heidelberg haben ergeben, dass
mechanisch „gestreichelte Pflanzen“
kleinwüchsig bleiben. Sie fühlen sich gestresst und wachsen weniger stark.
Ein Verbundprojekt der LVG Heidelberg und der Universität Hohenheim,
gefördert aus dem Bundesprogramm
Ökologischer Landbau, hat nun erforscht, ob das „Streicheln“ statt mit
mechanischen Lappen auch mit Luftzug funktionieren kann. Doktorandin
Yasemin Tasdemir hat untersucht, wel-
37
37
Kurzmeldungen
che Luftreize das Wachstum bändigen
können und wie sich der Lufteinsatz
auf Menge und Zusammensetzung der
pflanzeneigenen Hormone auswirkt.
Mit Erfolg. Starkluft kann den Einsatz
von Chemie ersetzen. Die technische
Umsetzung des Luftstroms in Form
eines „Luftwagens“ erfolgt derzeit in
Zusammenarbeit mit einem mittelständischen Maschinenbauunternehmen.
Ziel ist es, ein praxistaugliches Gerät zu
entwickeln, das in Gärtnereien eingesetzt werden kann.
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt
für Gartenbau Heidelberg (LVG)
die bereits vielfach verwendete, robuste
und schnittverträgliche Japanische
Hülse (Ilex crenata). Mit der im Vergleich zur bekannten Heckenberberitze
weniger bedornten Buchsblättrigen
Berberitze Berberis buxifolia `Nana´
und mit Dahphne arbuscula, als Vertreterin der Seidelbastgewächse, stehen
dem Pflanzenliebhaber ebenfalls langsam wachsende, mit buchähnlichem
Laub versehene, kompakte und winterfeste Alternativen zu Verfügung. Die
LVG Heidelberg wird die Sortenprüfung auch in Zukunft ständig erweitern.
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt
für Gartenbau Heidelberg (LVG)
Sorgenkind Buchsbaum
Japanische Hülse
Aus aktuellem Anlass werden an der
LVG Heidelberg Versuche hinsichtlich alternativer Bepflanzungen zum
Buchsbaum durchgeführt. Vielseitig
verwendbar und beliebt kommt der
Buchsbaum dennoch seit einigen Jahren verstärkt in die Schlagzeilen. Grund
hierfür ist zum einen das Buchsbaumsterben, verursacht durch den pilzlichen
Erreger Cylindrocladium buxicola, und
zum anderen der Buchsbaumzünsler
(Cyddalima perspectalis). Letzterer
verbreitet sich seit 2007 unaufhaltsam
entlang der Rheinschiene von Süd nach
Nord. Besonders betroffen ist dabei
die beliebteste und bisher am meisten
verwendete Art Buxus sempervirens
‚Suffruticosa‘.
Alternativen sind also gefragt. Ein
echtes Pendant zum Buchs mit dessen
vielen positiven Eigenschaften ist sehr
schwierig zu finden. Dennoch hat sich
bereits ein kleines Sortiment geeigneter
Alternativpflanzen etabliert, allen voran
38
Italienische Austauschstudenten zu
Gast in Heidelberg
An der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg
(LVG) wird internationale Zusammenarbeit großgeschrieben. So verbrachten
italienische Studierende des Instituto
Agrario, Fondazione Edmund Mach,
aus San Michele all‘ Adige (Trentino)
(www.fmach.it) sechs Wochen an der
LVG. Die Studenten absolvieren derzeit in Italien eine zweijährige Ausbildung zum Tecnico Superiore del Verde,
vergleichbar mit dem Techniker-Beruf
in Deutschland. Die italienische Gruppe bekam ein abwechslungsreiches und
praxisnahes Programm geboten. Um
den italienischen Studierenden einen
Einblick in die Bereiche Garten- und
Landschaftsbau, Zierpflanzenbau und
Baumpflege zu ermöglichen, standen
eine Reihe von Fachvorträgen und
Besichtigungen sowie ein intensiver
Praxisunterricht auf dem Programm.
Ergänzt wurde das Angebot durch
ein dreiwöchiges Praktikum in ortsansässigen Betrieben des Garten- und
Landschaftsbaus, der Baumpflege und
bei der LVG. Der Aufenthalt der Austauschstudenten aus San Michele ist ein
wichtiger Schritt, um die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ausbildungsstätten zu vertiefen
und den Studierenden Erfahrungen in
Bereichen des deutschen Gartenbaus
zu ermöglichen.
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt
für Gartenbau Heidelberg (LVG)
Südländische Rebsorten in
Baden-Württemberg?
Klimawandel ist in aller Munde. Um
dessen Einfluss auf den Weinanbau
in Württemberg zu überprüfen, wurde an der Staatlichen Lehr- und Ver-
Südeuropäische Weinsorte Syrah
suchsanstalt für Wein- und Obstbau
(LVWO) in Weinsberg ein Rebensortiment mit internationalen Rebsorten
gepflanzt (Syrah, Frankreich, Australien; Tempranillo, Spanien; Malbec, Argentinien; Pinotage, Südafrika; Zinfandel, Kalifornien und Nebbiolo, Italien,
Piemont). Aus dem Anbauversuch sollen neue Erkenntnisse über den Anbau
der Trauben sowie die Traubenreife
bei unterschiedlichen Klimabedingungen und Witterungsereignissen gewonnen werden. Wichtig ist auch, die
geschmacklichen Eigenschaften und
den Charakter der entstehenden Weine
unter unseren Klimabedingungen kennenzulernen. Die Nachfrage nach diesen Weinen aus heimischem Anbau ist
vorhanden.
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für
Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO)
Beerenobst im „Glashaus“
In Baden-Württemberg werden auf
1.551 ha Beerenobst erzeugt. Insgesamt lag die Erntemenge 2013 bei
7.946 Tonnen. Diese Früchte enthalten viele wertvolle Inhaltsstoffe und
sind daher wichtiger Bestandteil einer
gesunden Ernährung. Der Anbau von
Beerenfrüchten erfolgt in den Hauptanbaugebieten der südlichen Rheinebene, am Bodensee und im Raum
Heilbronn, normalerweise im Freiland.
Inzwischen werden aber auch 27 ha
unter begehbaren Folientunneln oder
hohen Folienüberdachungen kultiviert.
Besonders bei Himbeeren nimmt der
Kurzmeldungen
Trend zum geschützten Anbau zu.
Die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt (LVWO) Weinsberg begleitet die
Beerenproduzenten im Rahmen von
Versuchen in den Themenbereichen
Produktionstechnik,
Sortenwahl,
Nährstoffbedarf und Bewässerungsmanagement, um hohe Erträge und
gute Fruchtqualitäten zu erzeugen.
Durch Überdachung können Ausfälle durch starke Niederschläge und
Fruchtfäulen sowie Schäden durch
Sonnenbrand vermieden werden.
Hinzu kommt der Einsatz von Nützlingen zur Abwehr von Schädlingen
(z.B. Spinnmilben), der im geschlossenen Anbau effektiv funktioniert.
Darüber hinaus ist die Steuerung der
Erntetermine im geschützten Anbau
möglich. So können vor und nach der
Hauptreifezeit in der Regel höhere
Preise erzielt werden.
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für
Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO)
Weindozenten stärken
Weintourismus
An der LVWO Weinsberg haben
zwölf Weinerlebnisführer die Auszeichnung zum Weindozenten erhalten. Die neue Ausbildung zum
Weindozenten baut auf die erfolgreiche Ausbildung zum Weinerlebnisführer auf, zu der sich seit 2008 über
100 Teilnehmer aus ganz Württemberg qualifiziert haben. Ziel ist es, der
gestiegenen Nachfrage nach Weinseminaren in der württembergischen
Weinwirtschaft gerecht zu werden.
Die Dozenten wurden ausgebildet,
um anspruchsvolle Weinseminare zu
den verschiedensten Themen auszuarbeiten und durchzuführen. Sie
vermitteln zeitgemäßes Weinwissen
auf anschauliche Art an Gäste, Weinkunden, Gastronomie und Handel.
Aromarad
Schwerpunkt im Lehrplan ist die pädagogische Ausbildung, verbunden
mit intensiven Trainingstagen und
praktischen Übungen. Zur Prüfung
gehört auch die Ausarbeitung und die
Präsentation eines Seminars. Mit den
zwölf neuen Weindozenten stehen
nun hervorragende Multiplikatoren
und Dienstleister für Weinwirtschaft,
Gastronomie und Kommunen zur
Verfügung.
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für
Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO)
Artenvielfalt - Maßnahmenkatalog
online verfügbar
Im Rahmen des Modellvorhabens
„Gesamtbetriebliche Beratung zur
biologischen Vielfalt der Kulturlandschaft“ wurde ein Maßnahmenkatalog Artenvielfalt erarbeitet und
ins Internet gestellt. Die Unteren
Landwirtschaftsbehörden des RheinNeckar-Kreises und des Hohenlohe-Kreises haben diesen Katalog
in Abstimmung mit den dortigen
Unteren Naturschutzbehörden konzipiert. Darin werden einfach durchzuführende Maßnahmen zum Erhalt
und zur Förderung der Artenvielfalt
auf landwirtschaftlichen Flächen
beschrieben, die grundsätzlich in
allen Landesteilen anwendbar sind.
Gegebenenfalls sollten sie aber den
örtlichen Umständen angepasst werden. Der Maßnahmenkatalog Artenvielfalt enthält auch Anregungen
zur Auswahl geeigneter Flächen und
Hinweise zur finanziellen Förderung. Der Katalog kann im Internet
unter der Adresse www.gbb.lel-bw.de
abrufgerufen werden.
Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL)
Jahresheft Agrarmärkte
Mit der zunehmenden Bedeutung
der Marktentwicklung wird es für
Landwirte immer wichtiger, über die
Entwicklungen und Zusammenhänge an den Agrarmärkten Bescheid zu
wissen, um die Vermarktung optimal
zu gestalten, Absatzmöglichkeiten zu
erschließen und ein gutes Risikomanagement betreiben zu können. Die
LEL Schwäbisch Gmünd veröffentlicht zu diesem Zweck bereits seit über
20 Jahren das „Jahresheft Agrarmärkte“. Zielgruppen sind landwirtschaftliche Bildungseinrichtungen, landwirtschaftliche Ausbilder, Auszubildende
und Landwirte. Die aktuelle Ausgabe
2013 umfasst 370 Seiten mit mehr als
200 Tabellen und 140 Diagrammen.
Um die 16 verschiedenen Agrarmärkte kompetent zusammenfassen und
auswerten zu können, wird das Heft
seit 2004 in Kooperation mit dem
Institut für Ernährungswirtschaft und
Märkte der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft erstellt. Die
enge Kooperation führte in beiden
Landesanstalten zu einer deutlichen
Aufwandsbegrenzung. Das alljährlich
erscheinende Kompendium konnte zugleich in den letzten Jahren auf
ein hohes, von beiden Einrichtungen
alleine nicht erreichbares Qualitätsniveau gehoben werden. Das Jahresheft „Agrarmärkte 2013“ ist unter
www.agrarmaerkte-bw.de bzw. www.lfl.
bayern.de/iem/ kostenlos abrufbar.
Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL)
Essen fürs Klima
Das Ministerium für Ländlichen Raum
und Verbraucherschutz hat in Zusammenarbeit mit der LEL Schwäbisch
Gmünd und den Ernährungszentren
in Baden-Württemberg drei Bildungsangebote zur nachhaltigen Ernährung
entwickelt. Es geht dabei um die
höhere Wertschätzung von Lebensmitteln, um den vermehrten Genuss
von regionalen Speisen, um die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung und um den Klimaschutz. Kompetente Referentinnen und Referenten
bieten dazu Veranstaltungen an den
39
39
Kurzmeldungen
Rainer-Wild-Stiftung, gewonnen werden.
Das neue Angebot wurde im Jahr 2013
sehr gut angenommen. Der Fortbildungskatalog für das Jahr 2014 ist ab sofort im Internet unter der Adresse www.
ernaehrungsbildung.ernaehrung-bw.info
Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL)
Landratsämtern und den Ernährungszentren in Baden-Württemberg an und
vermitteln Kenntnisse über heimische
saisonale Lebensmittel und ihre Zubereitung - ohne erhobenen Zeigefinger.
In Vorträgen werden Informationen
über globale Zusammenhänge der
Lebensmittelproduktion und zur heimischen Erzeugung sowie zu unserem
Einkaufsverhalten geboten. In Praxiskursen werden aus regionalen Lebensmitteln im Rahmen - jeweils passend
zur Jahreszeit - leckere Gerichte hergestellt. Die kreative Verwertung von
Lebensmittelresten steht Mittelpunkt
von Workshops, um ein Bewusstsein für Lebensmittelverschwendung
zu schaffen. Weitere Informationen
und Veranstaltungen finden Sie unter
http://www.ernaehrung-bw.de/pb/
,Lde/Startseite/Nachhaltigkeit
Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL)
Ernährungsbildung in BadenWürttemberg
In Baden-Württemberg sind über
500 Ernährungsfachkräfte für die
Landesinitiativen „BeKi – Bewusste
Kinderernährung“ und „Blickpunkt
Ernährung“ tätig. Sie führen alljährlich
in Schulen und Veranstaltungen mehr
als 6.000 Einsätze durch. Das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) und die LEL
Schwäbisch Gmünd unterstützen diese
Fachkräfte nun im Rahmen eines umfangreichen Fortbildungsangebotes.
Organisation, Koordination, Durchführung und Evaluation der Fortbildungen erfolgen durch die LEL. Für
die Fortbildungsmaßnahmen konnten
nicht nur die Ernährungszentren und
Unteren
Landwirtschaftsbehörden,
sondern erfreulicherweise auch externe Bildungspartner, wie etwa die
Pädagogischen Hochschulen oder die
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Infodienst in neuem Gewand
Seit Mai 2013 präsentiert sich der Infodienst Landwirtschaft – Ernährung
– Ländlicher Raum Baden-Württemberg in neuem Gewand und mit neuer
Technik. Das Infoportal der Landwirtschaftsverwaltung wurde gemeinsam
mit den Fachportalen der Kultus-,
Finanz- und Justizverwaltung auf das
Content-Management-System Pirobase 7.3 umgestellt. Optisch lehnt sich
der Infodienst jetzt an den Auftritt des
Ministeriums für Ländlichen Raum
und Verbraucherschutz und an das allgemeine Layout der Landesverwaltung
an, wodurch Synergieeffekte mit den
anderen Fachportalen erzielt werden
können - z. B. durch die gemeinsame
Nutzung von speziell entwickelten Zusatzfunktionen. Im Zuge der Umstellung wurden auch inhaltlich etliche Änderungen vorgenommen. Zum einen
sind die Auftritte der einzelnen Dienststellen und die unterschiedlichen Themenkomplexe klarer strukturiert als
bisher. Zum anderen wurden vor allem
die Websites der Unteren Landwirtschaftsbehörden durch die Einbindung
aktueller Meldungen auf der Startseite
des Infodienstes deutlich aufgewertet.
In einem nächsten Schritt steht nun die
Überarbeitung der Themenbereiche
und die Umsetzung des neuen Internet-Styleguides Baden-Württemberg
an.
Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL)
Social Network - Beratung
und Bildung auf neuen Wegen
Im Rahmen eines gemeinsamen Projektes der LEL Schwäbisch Gmünd
und der Staatlichen Führungsakademie
für Ernährung, Landwirtschaft und
Forsten (FüAK) in Landshut wurden
Möglichkeiten und Grenzen von Social
Networks als Arbeitsmittel für Bildung
und Beratung analysiert und bewertet.
Der Abschlussbericht wurde im Juli
2013 dem Ministerium für Ländlichen
Raum und Verbraucherschutz BadenWürttemberg vorgelegt. Die Projektgruppe kam zu dem Schluss, dass
Social Networks für vielfältige Zwecke
genutzt werden können. Im Augenblick stehen einer Nutzung durch die
Landwirtschaftsverwaltung allerdings
noch ungelöste Fragen des Datenschutzes und der Einbindung in die
Kommunikations- und Informationskultur der Verwaltung entgegen. Der
Lösung dieser offenen Fragen messen die Mitglieder der Arbeitsgruppe
hohe Dringlichkeit bei, sehen jedoch
auch die Notwendigkeit einer landesweiten einheitlichen Vorgehensweise.
Der Abschlussbericht enthält darüber
hinaus den Entwurf eines Handbuchs
zur Nutzung von Social Networks in
Bildung und Beratung - mit Verhaltensregeln und Empfehlungen zum
Schutz der Privatsphäre und Datensicherheit. Er liegt dem Ministerium
für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg vor
und wird in die landesweite Abstimmung eingebracht.
Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL)
Temperamenttests bei Pferden
Die Erfassung der inneren Eigenschaften eines Pferdes, also des Temperaments (Fachbegriff „Interieur“),
verlangt nach einer objektiven und
kostengünstigen Methode. Patricia
Graf hat deshalb am Haupt- und
Landgestüt Marbach im Rahmen ihrer
Dissertation einen Verhaltenstest zur
Temperamentbeurteilung entwickelt.
Dazu wurden 1.028 Pferde in ganz
Deutschland bewertet, darunter auch
Pferde am Haupt- und Landgestüt
Kurzmeldungen
Marbach. Die Ergebnisse zeigen, dass
sich Merkmale wie Aktivität, Erregung und Interesse tatsächlich für
eine objektive Bewertung eignen und
die Pferde anhand einer Notenskala
bewertet werden können. Solche Temperamenttests können nun als Grundlage für die Pferdezucht genutzt werden. Mit Kosten von ca. 5 Euro pro
Pferd sind diese Tests auch leicht
finanzierbar.
Haupt- und Landgestüt Marbach (HuL)
„Treffpunkt Marbach“
Im Blick auf das steigende Angebot
an Seminaren standen im Haupt- und
Landgestüt Marbach bisher keine ausreichenden Räumlichkeiten zur Verfügung. Das Dachgeschoss des Querstalls
wurde deshalb im Jahr 2013 umgebaut
und zwei Seminarräume für jeweils 20
bis 100 Personen eingerichtet. Außerdem wurde für die Besucher ein zentraler Empfangsbereich mit Shop und
Ausstellungsfläche geschaffen. Bereits
im ersten Jahr nach der Eröffnung des
Besucherinformationszentrums besuchten über 70.000 Menschen den
Gestütsshop. Das Besucherinformationszentrum hat von April bis Oktober
sowie in den baden-württembergischen
Schulferien täglich und von November bis März an Sonn- und Feiertagen geöffnet. Ansprechpartnerin:
Daniela Schwarzbart, Telefon (073 85)
96 95-41.
Haupt- und Landgestüt Marbach (HuL)
Marbacher Champions 2013
Diamond Star (Züchterin: Beate
Schmidt, Herleshausen) von Diamond
Hit hat mit Olympiareiterin Anabel
Balkenhol bei seinen ersten internationalen Starts 2013 auf Anhieb hohe
Platzierungen errungen. Auf den
sympathischen Prämienhengst und
Bundeschampionatsfinalisten gehen
bereits ein gekörter Sohn und mehrere
Staatsprämienstuten zurück.
Herbstkönig/T. (Züchterin: Gisela
Gunia, Uslar) von Interconti/T ist
strahlender Bewegungskönig und Siegerfohlen-Macher aus dem Gemeinschaftsbesitz der Gestüte Marbach
und Klosterhof Medingen: Herbstkönig war 1. Reservesieger der Trakehner
Körung, dazu zweifacher Trakehner
Bundeschampion und auch Teilnehmer am Bundeschampionat 2013. Er
brachte zahlreiche Gold- und Siegerfohlen hervor und konnte auf Auktionen bereits mehrere Preisspitzen
stellen.
Die Marbacher Landbeschäler dominierten bei der Bundeskaltblutschau
in Berlin die Klasse der Schwarzwälder Kaltbluthengste. Herausragender
Hengst war der typstarke Bundessiegerhengst 2013 LVV Modigliani
(Züchter: Mansuet Rißler, Biederbach),
gefolgt vom Bewegungssieger Wilder
Retter (Züchter: Rieder, WaldkirchKohlenbach) und dem Ic-prämierten
Nachwuchshengst Falkenstein (Züchterin: Bettina Schuler, Breitnau).
Lemberger (Züchter: Haupt- und
Landgestüt Marbach) von Locksley II
ist Süddeutscher Prämienhengst, Süddeutscher Champion und hat Höchstnoten in seiner Hengstleistungsprü-
fung erzielt. Sein erster Fohlenjahrgang
besticht mit herausragender Qualität
und Siegerfohlen.
Doppelsieg auf ganzer Linie: Bei
den Deutschen Meisterschaften im
Distanzreiten 2013 gewannen zwei
baden-württembergische Reiterinnen,
Melanie Arnold und Melanie Mannherz auf zwei Weil-Marbacher Vollblutaraberstuten aus dem Hauptgestüt
Marbach die beiden Goldmedaillen,
in der Senioren- und in der JuniorenWertung.
Haupt- und Landgestüt Marbach (HuL)
Von Stuttgart nach Augustenberg
Was lange währt .... Etwas mehr als
sechs Jahre nach Gründung des Landwirtschaftlichen
Technologiezentrums Augustenberg (LTZ) konnte
die Außenstelle in Stuttgart Anfang
März 2013 nach Karlsruhe umziehen und dort ihre Arbeit aufnehmen.
Damit wurde ein weiterer wichtiger
Schritt in der Entwicklung der Landesanstalt vollzogen. Nun sind zwei
der drei Abteilungen und die Verwaltung des LTZ auf dem Augustenberg
untergebracht. Vorausgegangen war
ein Umbau des ehemaligen Landwirtschaftsamtes, der sich vor allem wegen
der Arbeitssicherheitsanforderungen
für Diagnoselabore als sehr aufwändig
erwies. In Augustenberg stehen der
Abteilung „Pflanzengesundheit und
Produktqualität“ nun in unmittelbarer
Nähe Versuchsflächen für den Obstbau und ab 2014 das derzeit noch im
Bau befindliche Forschungsgewächshaus zur Verfügung. Einziger, für die
Betroffenen bitterer Wermutstropfen:
Viele von ihnen mussten umziehen
oder müssen nun viel längere Wege zu
ihrer Arbeitsstelle zurücklegen.
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ)
Treffpunkt Marbach
41
41
Ausbildung
Ausbildung und Praktika in den Landwirtschaftlichen
Landesanstalten
Haupt- und Landgestüt Marbach
(HUL)
•A
uszubildende:
– Landwirt: 2
– Pferdewirt/in: 40
– Hufschmied-Praktikant: 1
• Praktikant/innen: 54
Landwirtschaftliches Zentrum für
Rinderhaltung, Grünlandwirtschaft,
Milchwirtschaft, Wild und Fischerei
Baden-Württemberg (LAZBW)
• Auszubildende:
– Landwirtschaft: 4
–Milchwirtschaftliche
Laboranten/innen: 14
– Milchtechnologen: 3
– Hauswirtschaft: 5
– Bachelor of Arts (B.A.),
Studiengang Soziale Arbeit: 3
– Bachelor of Science (B.Sc.),
Studiengang Agrarwirtschaft: 1
• Praktikant/innen: 10
Landesanstalt für Entwicklung der
Landwirtschaft und der Ländlichen
Räume (LEL)
• Praktikant/innen: 5
Bildungs- und Wissenszentrum
Boxberg – Schweinehaltung,
Schweinezucht – (LSZ)
• Auszubildende:
– Landwirte: 5
• Praktikant/innen: 10
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt
für Gartenbau Heidelberg (LVG)
• Auszubildende:
– Gärtner/in: 12
• Studentische Praktikanten: 13
• Schulpraktikanten: 8
42
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ)
Staatliches Weinbauinstitut Freiburg
(WBI)
• Auszubildende:
–Gärtner/in
Fachrichtung Obstbau: 6
– Landwirtin: 1
– Chemielaborant/in: 5
– Biologielaborant/in: 6
•P
raktikant/innen: 21 (8 Schüler/
innen; 13 Studenten/innen)
•A
uszubildende:
– Winzer/in: 14
– Weinküfer/in: 2
–Einzelhandelskaufmann/
-kauffrau: 2
– Studiengang Weinbau
und Oenologie: 6
– Studiengang BWL – Handel und Dienstleistungsmanagement: 2
– Studiengang BWL – Personalmanagement/Personaldienst leistung: 1
• Praktikant/innen:
41
Langfristige Praktika
(Studienpraktika): 4
Kurzpraktika (BOGY, BORS u.a.): 37
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt
für Wein- und Obstbau Weinsberg
(LVWO)
•A
uszubildende: 22
27
• Praktikant/innen:
Alle Adressen im Überblick
Anschriften der Landesanstalten
HUL Marbach
Haupt- und Landgestüt Marbach
72532 Gomadingen-Marbach, Kreis Reutlingen
Telefon: 07385 9695-0
Fax: 07385 9695-10
eMail: [email protected]
Internet: www.gestuet-marbach.de
LAZBW
Landwirtschaftliches Zentrum für Rinderhaltung,
Grünlandwirtschaft, Milchwirtschaft, Wild
und Fischerei Baden-Württemberg
Atzenberger Weg 99
88326 Aulendorf
Telefon: 07525 942-300
Fax: 07525 942-333
eMail: [email protected]
Internet: www.lazbw.de
LEL Schwäbisch Gmünd
Landesanstalt für Entwicklung der
Landwirtschaft und der ländlichen Räume
Oberbettringer Str. 162
73525 Schwäbisch Gmünd
Telefon: 07171 917-100
Fax: 07171 917-101
eMail: [email protected]
Internet: www.lel-bw.de
LSZ Boxberg
Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg
Schweinehaltung, Schweinezucht
Seehöfer Str. 50
97944 Boxberg-Windischbuch
Telefon: 07930 9928-0
Fax: 07930 9928-111
eMail: [email protected]
Internet: www.lsz-bw.de
LTZ Augustenberg
Landwirtschaftliches Technologiezentrum
Augustenberg
Neßlerstr. 23-31
76227 Karlsruhe
Telefon: 0721 9468-0
Fax: 0721 9468-112
eMail: [email protected]
Internet: www.ltz-augustenberg.de
LVG Heidelberg
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für
Gartenbau Heidelberg
Diebsweg 2
69123 Heidelberg
Telefon: 06221 7484-0
Fax: 06221 7484-13
eMail: [email protected]
Internet: www.lvg-heidelberg.de
LVWO Weinsberg
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt
für Wein- und Obstbau
Traubenplatz 5
74189 Weinsberg
Telefon: 07134 504-0
Fax: 07134 504-133
eMail: [email protected]
Internet: www.lvwo-weinsberg.de
WBI Freiburg
Staatliches Weinbauinstitut
Merzhauserstrasse 119
79100 Freiburg
Telefon: 0761 40165-0
Fax: 0761 40165-70
eMail: [email protected]
Internet: www.wbi-bw.de
Impressum
Herausgeber:
Ministerium für Ländlichen Raum
und Verbraucherschutz Baden-Württemberg
Kernerplatz 10, 70182 Stuttgart
Tel. 0711/126-0; [email protected]
Konzeption, Text und Redaktion: Landwirtschaftliche Landesanstalten,
Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Abteilung Landwirtschaft
Grafik und Gestaltung: PR Presseverlag Süd GmbH, Bahnhofstraße 7, 71034 Böblingen
Druck: studiodruck, Talstraße 68, 72622 Nürtingen
Bildquellen: Landwirtschaftliche Landesanstalten, www.fotolia.de
Drucknummer: 21-2013-20
Verteilerhinweise:
Diese Broschüre wird von der Landesregierung im Rahmen ihrer verfassungsmäßigen Verpflichtung zur Unterrichtung der Öffentlichkeit herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von deren Kandidaten oder Helfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke
der Wahlwerbung verwendet werden. Untersagt ist auch die Weitergabe an Dritte zur Verwendung bei Wahlwerbung. Diese Beschränkungen gelten unabhängig vom Vertriebsweg, auf dem die Broschüre den Empfängerinnen und Empfängern zugestellt worden ist.
Erlaubt ist den Parteien, diese Broschüre für die Unterrichtung ihrer Mitglieder zu verwenden.
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= Sitz der
Landesanstalt
LSZ
Boxberg
LVG
Heidelberg
LVWO
Weinsberg
LTZ
Augustenberg
LEL
Schwäbisch Gmünd
HUL
Marbach
WBI
FREIBURG
LAZBW
Aulendorf
Die landwirtschaftlichen Landesanstalten im Geschäftsbereich
des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz.
www.mlr.baden-württemberg.de
Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) · Kernerplatz 10 · 70182 Stuttgart
Telefon: +49(0)711/126-0 · Telefax: +49(0)711/126-2255 · www.mlr.baden-wuerttemberg.de
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