AGROjournal Ausgabe 6 | Januar 2014 AGROjournal Aktuelles aus den landwirtschaftlichen Landesanstalten Forschen und Gestalten Agr Journa 11 Bericht der landwirtschaftlichen Landesanstalten im Geschäftsbereich des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz 2 Unsere Landwirtschaft muss Lebensmittel so klimaschonend wie möglich produzieren Sehr geehrte Leserinnen, sehr geehrte Leser, der Sommer 2013 zählte zu den zehn wärmsten Sommern seit Beginn der Messungen im Jahr 1881. Hitzewellen im Sommer, Hagel, Stürme, Überschwemmungen, schneefreie Winter: Wissenschaftler sind überzeugt, dass der Klimawandel auch in BadenWürttemberg bereits begonnen hat. Ab Mitte des Jahrhunderts erwarten die Klimatologen sogar noch deutlich stärkere Temperaturanstiege, besonders im Rhein- und Neckartal sowie in der Bodenseeregion. Der Klimawandel ist für die Landwirtschaft in BadenWürttemberg Chance und Risiko zugleich. Die zunehmende Trockenheit im Sommer bedroht viele Kulturpflanzen durch Wassermangel und Hitzestress und kann zu landwirtschaftlichen Ernteausfällen führen. In den letzten Jahren sind auch immer mehr Wärme liebende Schädlinge, insbesondere aus dem Mittelmeerraum, nach Baden-Württemberg eingewandert. So ist schon heute klar: Die Landwirtschaft wird sich auf erhebliche Änderungen des Sorten- und Anbauspektrums, der Fruchtfolge, der Bodenbearbeitung, der Düngung, der Wasserversorgung und des Pflanzenschutzes einstellen müssen. Weichenstellungen für morgen müssen heute schon erfolgen. Das gilt auch für den Klimaschutz. Das neue Klimaschutzgesetz vom Juli 2013 schlägt hier den richtigen Weg ein. Baden-Württemberg will bis 2020 die CO 2-Emissionen um 25 Prozent und bis 2050 sogar um 90 Prozent reduzieren. Für die Landwirtschaft bedeutet das: Sie ist nicht nur Betroffene des Klimawandels, sie kann auch selbst viel zum Klimaschutz beitragen. Wer beispielsweise Energie im Stall oder auf dem Feld ziel- und bedarfsgerecht einsetzt, spart nicht nur Kosten, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Kurzum: Unser Ziel muss sein, Lebensmittel so klimaschonend wie möglich zu produzieren. Die Landesregierung hat deshalb gesetzlich seit Ende des Jahres 2011 das Dauergrünland flächendeckend vor Umwandlung geschützt. Dies soll verhindern, dass durch den Umbruch von Grünland erhebliche Mengen an CO 2 freigesetzt werden. Was Klimawandel und Klimaschutz anbelangt, sind unsere landwirtschaftlichen Landesanstalten wichtige Ideen- und Impulsgeber. Das AGROjournal präsentiert deshalb in seiner 6. Ausgabe eine Auswahl von spannenden Forschungsergebnissen: Vom Klimawandel als Herausforderung für Rinderhaltung über Grünlandwirtschaft sowie Garten- und Weinbau, Energiesparen in der Landwirtschaft und CO 2-Fußabdruck bei Lebensmitteln bis zum Problem der invasiven Schädlinge. Daneben finden sich auch interessante Beiträge zu anderen Themen: Neue Lehrpläne für den Ökolandbau, Bodenbearbeitung ohne Pflug, Eiweißstrategie, Grundwasserschutz im Weinbau, Verbesserung des Tierwohls im Stall und vieles mehr. Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und viele gute Anregungen. Alexander Bonde Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg 33 Inhaltsverzeichnis Vorwort Minister Alexander Bonde ......................... 3 Energiesparende Kühlsysteme in konventionellen Schweineställen LSZ Boxberg . . ........................................................ 14 Inhaltsverzeichnis ......................................................... 4 Schwerpunktthema „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“ Klimawandel – Wie reagiert die Landwirtschaft? LTZ Augustenberg..................................................... 6 Neozoen als Fischnahrung LAZBW ................................................................ 7 Klimaerwärmung – Tierische Schädlinge auf dem Vormarsch WBI Freiburg ........................................................ 8 Weintrauben reifen schneller LVWO Weinsberg ..................................................... 9 Welche Herausforderungen bringt der Klimawandel für die Rinderhaltung? LAZBW . . ............................................................. 15 Immer früher und immer schneller – Klimawandel verändert die Entwicklung der Pflanzen LTZ Augustenberg ........................................................... 16 Vorkühlung der Milch – Energiesparpotentiale in der Landwirtschaft LEL Schwäbisch Gmünd .........................................1 7 Klimawandel – Mehr Alkohol im Wein LVWO Weinsberg . . .................................................. 18 Wetterextreme – Wie robust reagieren unsere Zierpflanzen? LVG Heidelberg .. .................................................... 19 KLIMOPASS – Energiesparen in frei belüfteten Schweineställen LSZ Boxberg . . ........................................................ 20 Klimawandel – Licht und Schatten im Gartenbau LVG Heidelberg ..................................................... 10 Wenn Tomaten ins Schwitzen kommen LVG Heidelberg ...................................................... 11 Klimawandel – Neue Wege in der Grünlandbewirtschaftung LAZBW ......................................................................... 12 Invasive Tierarten – Gewinner des Klimawandels LTZ Augustenberg ........................................................... 13 CO2-Fußabdruck von Lebensmitteln MBW Marketing- und Absatzförderungsgesellschaft für Agrar- und Forstprodukte aus Baden-Württemberg mbH . . ...................................... 21 Interview mit Minister Alexander Bonde ........ 22 Lebensmittelskandale – Wie steht es um die Milch? LAZBW . . ............................................................. 26 Grundwasserschutz im Weinbau WBI Freiburg ........................................................2 7 4 Das EU-Schulfruchtprogramm – ein Erfolgsmodell LEL Schwäbisch Gmünd .......................................... 28 Bodenbearbeitung ohne Pflug LTZ Augustenberg ........................................................... 29 Qualitätssicherung – Vorreiter Baden-Württemberg LEL Schwäbisch Gmünd ..........................................3 3 Tschechische Pferde in Marbach Haupt- und Landgestüt Marbach (HuL) .. ...................3 4 Kurzmeldungen aus den Landesanstalten ..... 35 Stallklimatisierung verbessert Tierwohl LSZ Boxberg .......................................................... 30 Ausbildung und Praktika in den Landwirtschaftlichen Landesanstalten .............. 42 Neue Lehrpläne für den Ökolandbau LEL Schwäbisch Gmünd ..........................................3 1 Alle Adressen im Überblick Anschriften der Landesanstalten ................................ 43 Raps statt Soja – Alternativen in der Milchviehfütterung LAZBW ...............................................................3 2 Impressum .................................................................. 43 Für Ihre Notizen 55 Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“ Klimawandel – Wie reagiert die Landwirtschaft? Was kann die Landwirtschaft tun? Für die Landwirtschaft empfiehlt das Gutachten eine Vielfalt von Anpassungsmaßnahmen. Viele davon können landwirtschaftliche Betriebe, vor allem im Ackerbau, kurzfristig umsetzen. Vergleichsweise schnell lassen sich z.B. Maßnahmen zur Humusbildung und eine konservierende Bodenbearbeitung realisieren. Empfohlen wird auch, die Düngungsstrategie anzupassen und bei der Arten- und Sortenwahl auf Wassereffizienz und Hitzetoleranz zu achten. Mit einem vielfältigen Arten- und Sortenspektrum und mit neu angepassten Fruchtfolgen lässt sich das Anbaurisiko breiter streuen. Anzahl der jährlichen Tropentage in Baden-Württemberg in naher (2021-2050) und ferner Zukunft (2071-2100) (Quelle: LUBW 2013). U nser Klima hat sich unter dem Einfluss der Treibhausgasemissionen bereits verändert, und es wird sich auch in Zukunft deutlich wandeln. Das bestätigt der fünfte Bericht des Klimarats der Vereinten Nationen. Wie kann aber die heimische Landwirtschaft den Risiken des Klimawandels begegnen und wie kann sie mögliche Chancen nutzen? Diesen Fragen geht ein Fachgutachten nach, das von den landwirtschaftlichen Landesanstalten Baden-Württembergs unter Federführung des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg (LTZ) im Rahmen der „Anpassungsstrategie Baden-Württembergs an die Folgen des Klimawandels“ erstellt wurde. Probleme mit Hitze und Trockenheit Für den Pflanzenbau und die Nutztierhaltung wird voraussichtlich die zunehmende Hitzebelastung zum größten Problem werden – das ergibt die Auswertung regionaler Klimaprojektionen. Es wird nicht nur die Durchschnittstemperatur steigen, sondern auch die Anzahl der Hitze- oder Tropentage – 6 d. h. Tage, an denen 30°C und mehr erreicht werden. Bis 2050 wird sich die Anzahl der heißen Tage von derzeit drei bis vier auf etwa sechs verdoppeln. Im Durchschnitt der Jahre 2071 - 2100 muss man dann in Baden-Württemberg sogar mit fast 27 heißen Tagen im Jahr rechnen. Im Oberrheingraben oder im Unteren Neckar- und Gäuland könnten 40 Tropentage pro Jahr zur Normalität werden (siehe Schaubild). Vermehrte Starkregen führen zu Bodenerosion Das Klima in Baden-Württemberg wird aber nicht nur heißer, es wird auch trockener. Die Niederschläge sollen zwar während der Vegetationsperiode nur moderat zurückgehen, aber die höheren Temperaturen führen zu einer höheren Verdunstung und zu einer regionalen Verknappung der Wasserversorgung. Zwar sagen die Projektionen auch eine steigende Intensität und Häufigkeit von Starkniederschlägen voraus, aber dies kann den regionalen Wassermangel aufgrund des schnellen Abflusses nicht ausgleichen. Im Gegenteil: Es steigt damit auch das Risiko von Bodenerosionen. Neben kurzfristigen Anpassungsstrategien sollten in der Landwirtschaft aber bereits heute Maßnahmen eingeleitet werden, die eine lange Vorlaufzeit und/ oder hohe Investitionen erfordern. Dazu gehören beispielswiese die Züchtung von wassereffizienteren und hitzetoleranteren Sorten, das Monitoring und die Entwicklung von Prognosemodellen im Pflanzenschutz, die klimatechnische Nachrüstung von Gewächshäusern oder Viehställen sowie die Anschaffung von Bewässerungstechniken und von Schutzeinrichtungen gegen Hagel und Starkregen. Kurzum: Die negativen Begleiterscheinungen des Klimawandels lassen sich zwar nicht vermeiden, aber sie können bei Anwendung richtiger Anpassungsstrategien deutlich abgemildert werden. Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“ Neozoen als Fischnahrung Barsche hatten deutlich mehr als 50 % Neozoen aufgenommen - im Frühjahr und Herbst überwiegend Schwebegarnelen und im Sommer überwiegend Höckerflohkrebse. Dies spiegelt exakt das jahreszeitliche Vorkommen dieser beiden Neozoen wider. Die Mägen dieser Barsche waren deutlich stärker gefüllt als die von Barschen, die keine Neozoen gefressen hatten. In Ufernähe lebende Trüschen hatten eine hohe Präferenz für Höckerflohkrebse. Andere Nahrung, wie z. B. kleine Fische und Schwebegarnelen, wurde dagegen kaum gefressen. Schwebegarnele und Höckerflohkrebs, Flussbarsch und Trüsche N eozoen sind Tierarten, die in einem Lebensraum natürlicherweise nicht vorkamen, sich dort aber ausgebreitet haben. Zumindest bei einigen Neozoen dürfte der Klimawandel die schnelle Ausbreitung fördern. Im Bodensee-Obersee sind in den vergangenen 20 Jahren mehr als zehn Neozoen aufgetreten, die sich innerhalb kurzer Zeit ausgebreitet haben (www.neozoen-bodensee.de). Der Bodensee-Obersee ist in den vergangenen Jahren wieder ein nährstoffarmer, oligotropher See geworden (www.IGKB.org), entsprechend stark ist der Fischerei-Ertrag zurückgegangen (www.IBKF.org). In einer aktuellen Studie der Fischereiforschungsstelle Baden-Württemberg (Langenargen) wurde untersucht, welche Fischarten bereits Neozoen als Nahrung nutzen. Aufgrund ihrer grundsätzlichen Eignung als Fischnahrung lag dabei der Fokus auf den beiden Arten DonauSchwebegarnele (Limnomysis benedeni) und Höckerflohkrebs (Dikerogammarus villosus). Da diese Neozoen hauptsächlich in Ufernähe vorkommen, wurden verstärkt ufernah lebende Fischarten untersucht. Donau-Schwebegarnele und Höckerflohkrebs Höckerflohkrebs und Schwebegarnele stammen ursprünglich aus dem Schwarzmeerraum und breiteten sich in den letzten 25 Jahren in fast ganz Europa aus. Im Bodensee wurde der Höckerflohkrebs erstmals 2003 entdeckt, die Schwebegarnele 2006. Den Bodensee haben beide Arten anschließend innerhalb weniger Jahre flächendeckend besiedelt. Die Schwebegarnele wird bis zu 10 mm lang, frisst hauptsächlich feine Partikel aus Algen, Detritus oder Aufwuchs und hält sich in Ufernähe über Grund auf. Sie erschließt dort eine im Bodensee neue Nahrungsnische. Der Höckerflohkrebs wird bis zu 20 mm groß und lebt räuberisch. Barsche und Trüschen fressen Neozoen Im ersten Schritt wurden die Mageninhalte aller gefangenen Fischarten untersucht. Dabei zeigte sich, dass hauptsächlich Flussbarsch (Perca fluviatilis) und Trüsche (Lota lota) Neozoen gefressen hatten. Neozoen fressende Bestandserholung mancher Fischarten? Barsche und ufernah lebende Trüschen haben ihre Nahrungswahl schnell an die veränderte Situation angepasst. Die Neozoen sind bereits nach kurzer Zeit als Beutetiere dieser Fischarten angenommen worden. Der Ertrag beider Fischarten hat sich gegenüber früher in den letzten Jahren auf einem niedrigen Level stabilisiert. Vorerst kann aber aus der Studie noch kein sicherer Trend hinsichtlich der Fangerträge der ufernah lebenden Fischarten abgeleitet werden, da in einem großen See, wie dem Bodensee, kurzzeitige Ertragsschwankungen bei Fischen normal sind und von vielen Faktoren beeinflusst werden. Ertragsschwankungen können kurzfristig nicht einem speziellen Faktor, wie z. B. dem Auftreten der Neozoen, zugeordnet werden. Dazu werden voraussichtlich erst in einigen Jahren verlässliche Informationen vorliegen. Das Monitoring der Fischbestände im Bodensee-Obersee sollte daher auf detailliertere Mageninhaltsuntersuchungen und insbesondere den Anteil an Neozoen in den Mägen ausgeweitet werden. Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) 77 Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“ Klimaerwärmung – Tierische Schädlinge auf dem Vormarsch Winden-Glasflügelzikade auf einem Rebblatt W einberge gehören zu den klimatisch bevorzugten Gebieten in Deutschland. Der allgemein zu beobachtende weltweite Temperaturanstieg wird auch vor diesen bereits begünstigten Gebieten nicht Halt machen. Ein Anstieg der Umgebungstemperaturen wird unweigerlich nicht nur das Leben in der Laubwand verändern, sondern auch Einfluss auf das Bodenleben haben. Insekten beispielsweise profitieren gewöhnlich von steigenden Temperaturen. Es können sich damit in Zukunft neue, wärmeliebende Insektenarten ansiedeln. Darüber hinaus sorgen höhere Temperaturen auch für eine bessere und schnellere Entwicklung bereits vorhandener Arten. Probleme mit dem Traubenwickler Ein gutes Beispiel hierfür sind die Traubenwickler - die wichtigsten Schädlinge im Weinbau. In Baden-Württemberg kommen sowohl der Einbindige Traubenwickler (Eupoecilia ambiguella) als 8 auch der Bekreuzte Traubenwickler (Lobesia botrana) vor. Früher bildeten beide Arten im Laufe der Vegetationsperiode in der Regel zwei Generationen. Die höheren Temperaturen haben aber bereits in den vergangenen Jahren regelmäßig zur Entwicklung von drei Generationen geführt. Dieser Trend wird sich vermutlich verstärken. Somit ist mit weiteren Schäden, vor allem durch die Beerenfäule, zu rechnen. Alle bereits vorkommenden drei Generationen der Traubenwickler können mit dem Pheromonverwirrverfahren auf umweltverträgliche Weise bekämpft werden. Probleme mit Zikaden Auch die Winden-Glasflügelzikade (Hyalesthes obsoletus) konnte sich in den letzten Jahren stark ausbreiten. Sie gilt als Vektor von Phytoplasmen und ist für die Übertragung der Schwarzholzkrankheit verantwortlich. Dieses Tier wurde früher nur auf der Ackerwinde gefunden, doch seit einigen Jahren besiedelt und entwickelt es sich auch an der Brennnessel – ebenfalls eine Folge der begünstigteren klimatischen Verhältnisse. Von dieser Pflanze werden ebenfalls Phytoplasmen auf die Reben übertragen. Baden-Württemberg kommt als Land mit den südlichsten Weinbaugebieten bei der Zuwanderung und Etablierung neuer Schädlinge in Deutschland ein besonderer Stellenwert zu. Vor allem der wärmebegünstigte Oberrheingraben (u. a. Kaiserstuhl) gilt von jeher als „Eintrittspforte“ neuer Arten. Dieser Effekt scheint durch die globale Erwärmung verstärkt zu werden, da sich mehr und mehr Tiere aus anderen Arealen in unserem Klimabereich etablieren und ausbreiten. Dies kann auf natürlichem Wege, aber auch durch Einschleppung vom Menschen geschehen, wie etwa bei der Büffelzikade (Stictocephala bisonia). Die Büffelzikade wurde aus Amerika eingeschleppt und ist dabei, sich ebenfalls in Weinanbaugebieten Deutschlands zu etablieren. Zum Glück tritt dieser neue Schädling bisher nur als Gelegenheitsschädling auf. Er nutzt unsere Reben als Nahrungsquelle. Welche „Einwanderer“ sind noch zu erwarten? Leider müssen wir in den kommenden Jahren mit weiteren, gebietsfremden Schädlingen rechnen. Die Amerikanische Rebzikade (Scaphoideus titanus) etwa könnte ein besonders gefährlicher Einwanderer werden. Diese Zikade entwickelt sich auf Weinreben und kann die so genannte Flavescence dorée (FD) übertragen – eine der Schwarzholzkrankheit sehr ähnliche Krankheit. Das Staatliche Weinbauinstitut (WBI) in Freiburg hat hier seit einigen Jahren mit einem Monitoring begonnen – bislang konnten glücklicherweise aber keine Individuen in Baden-Württemberg gefunden werden. Staatliches Weinbauinstitut (WBI Freiburg) Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“ Weintrauben reifen schneller D ass sich das Klima weltweit und auch in Südwestdeutschland erheblich verändert hat, ist mittlerweile unbestritten. So hat das 30-jährige Mittel der Jahresdurchschnittstemperatur auch in Weinsberg vom Ende des 20. bis Anfang des 21. Jahrhunderts (1981-2010) um 1,1°C auf jetzt 10,4°C zugenommen. Während die Auswirkungen auf den Weinbau anfänglich eher positiv bzw. neutral bewertet wurden, lassen sich neuerdings auch vermehrt nachteilige Effekte erkennen. Gut zwei Wochen früher Die Monate April, Mai und Juni sind im Mittel durch eine besonders starke Erwärmung gekennzeichnet. Die erhöhten Temperaturen in diesem Zeitraum begünstigen einen früheren Austrieb und eine rasche Anfangsentwicklung der Rebstöcke. Während in den siebziger Jahren der Austrieb erst Anfang Mai einsetzte, kann heute schon in der Regel Mitte April mit dem Austrieb der Reben gerechnet werden. Auch der Blütetermin hat sich deutlich von Ende Juni in die erste Junihälfte vorverschoben. Höhere Temperaturen bedeuten letztendlich beinahe mediterrane Verhältnisse, allerdings nicht verbunden mit den im Mittelmeerraum geringen Sommerniederschlägen. Höhere Energieaufnahme Die Reife der Trauben hatte in Weinsberg während der siebziger Jahre in der Regel Anfang September begonnen. Mittlerweile tritt der Reifebeginn in der Regel ab Mitte August ein. Im Zeitraum vor 1980 fand die Lese der Riesling-Trauben meist Ende Oktober bis Anfang November statt. Heute wird man am 1. November kaum noch Riesling-Trauben finden. Insgesamt gesehen läuft die Entwicklung der Rebe also um etwa 16 bis 18 Tage früher ab als noch vor 30 Jahren. Die verlängerte Vegetationszeit der Reben verändert jedoch nicht nur die Reifebedingungen. Die Rebe wird zudem in die Lage versetzt, durch längere Assimilation mehr Energie zu gewinnen. Von dieser Energie profitieren die Reben in der Phase vom Rebenaustrieb bis zur Blüte. Die Rebstöcke können ungünstige, kalte und sonnenarme Perioden wesentlich besser überstehen. Bessere Qualität, aber auch höhere Krankheitsanfälligkeit Die Konsequenzen sind eine deutlich geringere „Verrieslungsneigung“, ein guter Beerenansatz und die Ausbildung von kompakteren Trauben. Die Zahl und die Größe der Gescheine (Blütenstände der Weinrebe) haben dadurch Das Adcon-Messgerät ist ein Alleskönner. Es liefert dem Winzer Informationen über Niederschlag, Temperatur, Luftfeuchte und Benetzungsdauer der Blätter. bei genetisch unveränderten Pflanzen in den letzten 30 Jahren deutlich zugenommen. Besonders auffällig sind diese Veränderungen bei den von Natur aus zu Kompaktheit neigenden Sorten wie Schwarzriesling, Spätburgunder und Riesling. Dann aber schlägt die Natur zurück. Gerade bei diesen Sorten vergrößert sich bei höheren Temperaturen und eventuell dazu kommender Feuchte die Gefahr des Befalls durch Fäulniserreger und wärmeliebende Pilzerreger, wie etwa Botrytis Cinerea oder die Erreger der Essigfäule, während der Reife erheblich. Die Messergebnisse zeigen einen langjährigen Trend auf zur Erhöhung der Jahresdurchschnittstemperaturen. Der Klimawandel bringt für die Rebe und den Winzer nicht nur positive Aspekte, die Krankheitsprobleme überwiegen in manchen Jahren die Vorteile. Jedes Jahr hat seine Eigenheiten und die Winzer werden immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO) Frühe Rebblüte ist das Ergebnis milder Winter und hoher Temperaturen im April und Mai 99 Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“ Klimawandel – Licht und Schatten im Gartenbau ten entweder gar nicht oder erst sehr spät. Dies führte zu grünen und damit unverkäuflichen Primelbeständen im Frühjahr 2007. Höhere Herbsttemperaturen bedeuten für den Gartenbau der Zukunft, dass er das Primelsortiment an die veränderten Bedingungen anpassen muss. Die LVG Heidelberg liefert dazu – auf Basis vieler Versuche – wichtige Informationen für das richtige Sortiment. Tropfbewässerung D ie Folgen des Klimawandels werden auch für den Gartenbau spürbar sein. Eigentlich müssten sich die Gärtner freuen, denn höhere Durchschnittstemperaturen bedeuten mehr Wachstum und damit höhere und frühere Erträge sowie kürzere Kulturzeiten. Frühe Ernte und höherer Gewinn Versuche an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg (LVG) zum Einfluss der Temperatur auf den Ertrag von Strauchtomaten haben gezeigt, dass die Ernte früher einsetzt und sich der Gewinn erhöht. Strauchtomatensorten reagierten zum Beispiel bei Durchschnittstemperaturen von 18°C gegenüber 16°C im Erntezeitraum von April bis Anfang Mai mit bis zu 2 kg höherem Frühertrag je m². Dieser Ertragsvorsprung wird zwar später bei Strauchtomatensorten, die niederen Temperaturen ausgesetzt sind, wieder eingeholt. Der höhere Gewinn durch die höheren Preise im Frühjahr bleibt jedoch bestehen. Positiv: Heizkostenersparnis Da der Gartenbau nicht nur im Freien stattfindet, sondern auch im so 10 genannten geschützten Anbau unter Glas und Folie, sind durch das frühe und schnelle Wachstum der Strauchtomaten und anderer Kulturpflanzen ein geringerer Energieverbrauch und damit auch niedrigere Heizkosten zu erwarten. Simulationen für den Zeitraum 2008 bis 2038, durchgeführt von Holger Hoffmann (DEGA 9, Ulmer Verlag 2013), haben ergeben, dass die Energieeinsparung durch den Klimawandel im bundesweiten Durchschnitt je nach Szenario zwischen 5 und 18 kWh je m² bei einer Heiztemperatur von 5°C und 7 bis 45 kWh je m² bei 17°C betragen wird. Negativ: Probleme bei den Primeln Biergartenwetter im September ist für uns Menschen etwas Angenehmes – nicht so bei den Primeln. Primeln setzen dann ihr Blattwachstum fort und „denken“ nicht daran, Blüten anzulegen. Für eine optimale Blüteninduktion – so der Fachbegriff – benötigen viele Primeln im September Temperaturen, die im Mittel deutlich unter 16°C liegen. Wärme im September verhindert jedoch das Blütenwachstum – so geschehen bereits im Jahr 2006. Bei einer Durchschnittstemperatur von über 17°C induzierten viele Primelsor- Mit Tropfbewässerung Wasserknappheit begegnen Mehr Wachstum und geringere Niederschläge im Sommer haben einen höheren Wasserbedarf zur Folge. Das ist ein Problem, welches viele Gartenbaubetriebe vor schwierige Fragen stellt: Reicht meine Wasserversorgung aus, um die gartenbauliche Produktion aufrecht zu erhalten? Welche wassersparenden Verfahren könnten in der gärtnerischen Praxis eingesetzt werden? Erste Problemlösungen sind bereits in Sicht. Die Tropfbewässerung beispielsweise ist hier eine gute Alternative. Mit ihr können über 30 % Wasser gegenüber der etablierten Überkopfberegnung eingespart werden. Die LVG Heidelberg beschäftigt sich schon längere Zeit mit diesem und weiteren Bewässerungsverfahren und veröffentlicht regelmäßig Informationen dazu, welche Systeme technisch eingesetzt werden können und welche auch wirtschaftlich sind. Die Auswirkungen des Klimawandels auf den Gartenbau sind vielfältig. Hitze, Hagel, Sturm und Starkregen machen die Produktion unsicherer. Neue Sorten, angepasste Strategien, andere Bewässerungssysteme – der Handlungsbedarf im Gartenbau ist hoch. Viele Ideen sind gefragt, um betroffenen Gartenbaubetrieben Hilfestellung zu geben. Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg (LVG) Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“ Wenn Tomaten ins Schwitzen kommen ringert ebenfalls die Sonneneinstrahlung und damit die Überhitzung der Früchte. Ebenso können auch Klimacomputer – soweit die äußeren Bedingungen dies zulassen – das Gewächshausklima optimieren. Wenn dies alles nicht hilft, muss auch über den Einbau einer Kühlung nachgedacht werden. An der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau (LVG) Heidelberg werden dazu Konzepte entwickelt. Tomatensorten sind gegenüber Hitze unterschiedlich empfindlich. Während die eine Sorte nach wie vor ihr schönstes Rot zeigt, bleiben andere beim Gelborange stehen. Sortenversuche an der LVG Heidelberg haben gezeigt, welche Sorten der Hitze trotzen, also Tomaten-Schattierung S ommer – Sonne – Wärme: Badewetter ist angesagt. Bei Sommertemperaturen über 30°C im Gewächshaus würde die Tomate, wenn sie die Wahl hätte, sicher gerne den Badesee bevorzugen. In Zukunft wird die Anzahl der Tage mit Temperaturen über 25°C im Freien und damit mit Temperaturen über 30°C im Gewächshaus ansteigen. Das heißt für die Tomate als typische Sommerkultur im geschützten Anbau: Die Zeiten mit Hitzestress werden zunehmen. Wie entsteht Hitzestress bei Tomaten? Temperaturen über 30°C verlangsamen die Stoffwechselprozesse bei Tomaten: Die Photosynthese und damit der Aufbau von Zucker und anderen Stoffen, wie z. B. Calcium, nehmen ab, da die Spaltöffnungen der Tomatenblätter geschlossen werden, um die Verdunstung zu vermindern. Ohne die Öffnung der Spaltöffnungen kann jedoch das notwendige Kohlendioxid aus der Luft nicht in die Pflanzen gelangen. Das Gleiche gilt für die Aufnahme von Calcium durch die Wurzeln, da der Transpirationsstrom unterbrochen wird. Mehr Grün als Rot – Auswirkungen des Hitzestresses Die Ausfärbung der Tomaten von Grün nach Rot wird deutlich schwächer. Die Früchte bleiben gelborange. Je nach Sorte bildet sich am Stielansatz ein so genannter Grünkragen, d.h. die Fruchtwand bleibt in der Nähe des Stiels grün und das Gewebe verhärtet sich. Da Pflanzen ebenso wie Menschen Calcium zum Zellaufbau benötigen, der Transport in die Pflanze jedoch eingeschränkt ist, sterben Pflanzenzellen am Fruchtende ab. An den Tomaten tritt die Blütenendfäule auf und macht die Ware unverkäuflich. Hohe Temperaturen haben auch eine schlechte Blütenauslösung und mangelnde Befruchtung zur Folge und es kommt zu Ertragsrückgängen. Hummeln, die zur Befruchtung der Tomaten eingesetzt werden, arbeiten eben auch lieber bei moderaten Temperaturen. Schwitzen ade – was hilft? Wie im häuslichen Bereich heißt die Devise auch im Gewächshaus: Lüften und Schattieren. Hohe, moderne Gewächshäuser mit Stehwandhöhen über vier Meter und mit großen Dachlüftungsflächen sind hier eindeutig von Vorteil. Der Einbau von Schirmen ver- optimal ausfärben und einen geringen Anteil an Blütenendfäule aufweisen. Es wurde festgestellt, dass Hitzeschäden auch durch die Anpassung der Nährstoffversorgung vermindert werden können. 2013 wurde an der LVG Heidelberg die Frage untersucht, ob und inwiefern eine flüssige Blattdüngung mit verschiedenen Calcium-Präparaten der Blütenendfäule ein Ende bereiten kann. Ergebnis: Zur Vermeidung der Blütenendfäule ist die richtige Sortenwahl deutlich effektiver als die Düngung. Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg (LVG) 11 11 Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“ Klimawandel – Neue Wege in der Grünlandbewirtschaftung Verwertung als Futter für Wiederkäuer zu erhalten. Erste Ergebnisse zeigen eine sehr hohe Ertragsleistung von Rohrschwingel, zumindest wenn er in Mischungen mit Rotklee angebaut wird. Die Verzehreigenschaften bei der Beweidung stoßen allerdings auch bei der sanftblättrigen Variante auf wenig Gegenliebe bei den Weiderindern. Weiderinder verzehren am liebsten Deutsches Weidelgras in Mischung mit Weißklee. Knaulgras wird aufgrund hoher Rohfasergehalte sogar weitgehend gemieden. D ie Wetterextreme, die im Zuge des Klimawandels zu erwarten sind, stellen die Grünlandnutzung und den Ackerfutterbau vor große Herausforderungen. Das Jahr 2013 lieferte dazu ein gutes Beispiel: Extreme Nässe und auch Kälte im Frühjahr, später lange Trockenphasen im Sommer, dazwischen oftmals Gewitter und auch Hagel. Kein Zweifel, die Futterproduktion der Zukunft wird mit veränderten Wachstumsphasen von Grünland, mit Änderungen im Futterertrag und auch mit einer veränderten Zusammensetzung des Pflanzenbestandes konfrontiert werden. Daraus ergeben sich viele Fragen, wie z. B: Welche Grünlandpflanzenarten und Sorten weisen auch unter lang andauernden Trockenheitsphasen ein gutes Ertragspotential auf ? Untersuchungen im Taubergrund und auf der Schwäbischen Alb Das Landwirtschaftliche Zentrum Baden-Württemberg in Aulendorf (LAZBW) befasst sich seit Jahren mit 12 der Eignung verschiedener Grünlandpflanzen unter Trockenbedingungen und führt dazu Feldbeobachtungen im Taubergrund und auf der Schwäbischen Alb durch. Untersucht wird insbesondere das Wachstum von Luzerne (Medicago sativa), Knaulgras (Dactylis glomerata) und Rohrschwingel (Festuca arundinacea). Hier handelt es sich ausnahmslos um Pflanzenarten, die eher als andere Grünlandpflanzen Trockenheit ertragen können, denen aber auch eher geringe Verzehreigenschaften nachgesagt werden. Neuzüchtung des Sanftblättrigen Rohrschwingels Mit einer Neuzüchtung des Sanftblättrigen Rohrschwingels soll nunmehr eine deutlich bessere Futteraufnahme gewährleistet werden. In mehreren Versuchsanordnungen untersucht das LAZBW einzelne Sorten des Sanftblättrigen Rohrschwingels (Reinsaat und Mischungen), um ein komplettes Bild hinsichtlich Anbaueigenschaften, Ertragsleistung, Verzehr durch Weidetiere, Konservierbarkeit und Veränderungen im Futtermanagement Vermehrt auftretende Trockenphasen während des Sommers verlangen eine Anpassung des Futtermanagements bei Weidebetrieben, denn der Futtermangel in den Sommermonaten kann nur durch rechtzeitige Anlage von Futterreserven ausgeglichen werden. Hier sind rasch verfütterbare und kleinere Konservierungseinheiten gefragt, denn anhaltende Hitze beeinflusst in geöffneten Siloanlagen die Abbauprozesse in Silagen und führt zu unkontrollierter Hefenvermehrung. Damit verbunden sind so genannte Nacherwärmungen, die zu einer Verminderung der Futterqualität führen und das Risiko von Eutererkrankungen bei Milchkühen ansteigen lassen. Was also tun? Veränderte Pflanzenbestände mit trockenbeständigen Pflanzen, wie etwa Luzerne, verlangen jetzt eine angepasste Futterkonservierung: Die Silierung solcher Pflanzen benötigt längere Anwelkzeiten, die u. a. mit Quetschwalzen beschleunigt werden können. Zuweilen ist auch der Einsatz von Silierzusatzmitteln notwendig, die eine schnellere Ansäuerung ermöglichen. Eventuell werden auch wieder Heutrocknungseinrichtungen erforderlich. Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“ Invasive Tierarten – Gewinner des Klimawandels schädlings, ist aufgrund wechselnder Witterungsverhältnisse zum Glück noch unregelmäßig. Dieser Eulenfalter stammt aus dem Mittelmeerraum und kommt, wenn er einfliegt, bereits mehr als zwei Monate früher zu uns als noch vor 30 Jahren. Am Bodensee wurde im Jahr 2012 die Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys) zum ersten Mal gefunden. Sie ist einer der führenden Obstschädlinge in Nordamerika (auch dort eingeschleppt aus Asien) und sticht Obstfrüchte, aber auch Gemüse an. Die Art wird aktuell einem Monitoring unterzogen, um den neuen Schädling besser einschätzen und anschließend mit angemessenen Pflanzenschutzmaßnahmen reagieren zu können. Baumwanze (Foto: Tim Haye, CABI, Delémont) D er Klimawandel hat in unseren Regionen nicht nur steigende Temperaturen zur Folge, er begünstigt auch die Ausbreitung von invasiven Schädlingen. Günstige klimatische Bedingungen und ein globaler Warenverkehr sind beste Voraussetzungen dafür, dass bisher unbekannte Schädlinge bei uns Fuß fassen. So tauchte beispielsweise im Jahr 2007 erstmals der Buchsbaumzünsler (Cydalima perspectalis) in Weil am Rhein auf und breitete sich innerhalb weniger Jahre von Basel bis Frankfurt/Main aus. Während des Jugoslawienkrieges in den 1990er Jahren brachte der Flugverkehr aus den USA den Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera) zu uns und schädliche Bockkäferarten aus Asien reisen in Holzverpackungen oder Paletten rund um die Welt. Maiszünsler, Baumwollkapselwurm und Baumwanze Ein weiteres Einfallstor ist die Zuwanderung aus den Mittelmeerländern. Arten, die zunächst dorthin verschleppt wurden, kommen über den europäischen Binnenhandel zu uns. Der Klimawandel verschärft das Problem invasiver Schädlinge ganz erheblich: So etablieren sich beispielsweise Populationen des Maiszünslers, die zwei anstatt nur eine Generation entwickeln und deren Verbreitungsgebiet sich immer weiter nach Norden erweitert. Der Zuflug des Baumwollkapselwurms, eines Gemüse- Noch keine natürlichen Gegenspieler In ihren Ursprungsgebieten haben die invasiven Arten meist natürliche Gegenspieler, z.B. Schlupfwespen-Arten. Diese Gegenspieler nach Europa einzuführen wäre aber riskant, denn sie sind nur selten allein auf den Schädling spezialisiert. Die ökologischen Folgen wären also nur schwer abschätzbar. Es ist aber durchaus möglich und auch zu hoffen, dass sich im Laufe der Zeit bei uns heimische Gegenspieler auf die neuen Schädlinge einstellen. Fazit: Ein vorsorgliches Monitoring und das Wissen um die biologischen Steckbriefe der neuen Arten gewinnen immer mehr an Bedeutung. Jede neue Art stellt eine neue Herausforderung dar. Und es muss im Einzelfall genau geprüft werden, wie wir angemessen auf diese invasiven Schädlinge reagieren können. Ein kleiner Trost: Zumindest einige Schädlinge, die sich auf dem Weg zu uns befinden, kennen wir bereits, und wir können entsprechende Strategien zu deren Bekämpfung vorbereiten. Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) 13 13 Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“ Energiesparende Kühlsysteme in konventionellen Schweineställen zusätzliche Kühlysteme sind notwendig. Der Vergleich der drei Systeme am wärmsten Referenztag 2012 (mehr als 36°C Außentemperatur) zeigte, dass das Kühlpad mit einer Temperaturdifferenz von 7 Kelvin (ein Kelvin entspricht einem Grad Celsius) zur Außentemperatur die größte Kühlleistung erzielte. Das System der Unterflurzuluft erreichte eine Temperaturdifferenz von 5,4 Kelvin, die Hochdruckbefeuchtung (HDB) immerhin noch 3,2 Kelvin zur Außentemperatur. Kühlpad D ie Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung gibt vor, dass in Ställen „Vorrichtungen zur Verminderung der Wärmebelastung bei Schweinen“ vorhanden sein müssen. Es steht eine Vielzahl von Kühlsystemen mit jeweils unterschiedlichen Effektivitätsgraden und auch Anschaffungs- bzw. Unterhaltskosten zur Verfügung. Dabei ist zu beachten, dass erstens nicht alle Systeme in jedem Stall einsetzbar sind und zweitens steigende Energiekosten mehr und mehr die Wirtschaftlichkeit beeinflussen und damit auch die Wahl des Verfahrens. Drei Kühlsysteme im Vergleich Für einen objektiven Vergleich wurden in einem vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) beauftragten und von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) geförderten Forschungsprojekt drei praxisübliche Kühlsysteme an der LSZ Boxberg untersucht und bewertet. Dieses Forschungsprojekt „Vergleichende 14 Untersuchungen zur Zuluftführung in Schweineställen im Hinblick auf Energieeffizienz, Emissionsgeschehen, Tierwohlbefinden und Wirtschaftlichkeit“ wurde in Kooperation mit der Universität Hohenheim, Institut für Agrartechnik, durchgeführt. Alternativ zu einem ohne Kühlung ausgestatteten Abteil mit Zuluftführung über den Dachraum (Referenzabteil) standen drei Kühlsysteme zur Bewertung: Erstens die Hochdruckbefeuchtung (HDB) mittels Wasserdüsen, zweitens der Einsatz eines Kühlpads und drittens die Unterflurzuluft, ein Lüftungssystem, bei dem die Zuluft von außen über einen Unterflurkanal in den Stall gesaugt wird. Kühlpad kühlt am besten Das Forschungsprojekt zeigte, dass bereits eine gut gedämmte Stallhülle (Wände und v. a. Dach) im Sommer einen positiven Effekt auf das Stallklima hat. Die im Stallinnenraum gemessenen Temperaturen waren hier stets niedriger als die Außentemperaturen. Dennoch: Oft reicht dies nicht aus und Unterflurzuluft mit bester Energieeffizienz Bezogen auf den Stromverbrauch war dagegen die Unterflurzuluft das energiesparendste Kühlsystem. Es benötigte im direkten Vergleich ein Viertel bis ein Drittel weniger Strom. Die Nachteile dieses Systems bestehen jedoch in den höheren Baukosten und darin, dass es nur in Neubauten verwendet werden kann. Eine Nachrüstung ist in der Regel nicht möglich. Das System der Unterflurzuluft bietet allerdings noch einen weiteren Vorteil: Da auch im Winter die Zuluft über den Unterflurkanal angesaugt wird und dieser einen wärmenden Effekt auf die Frischluft hat, können mit diesem Zuluftsystem zusätzlich Heizkosten eingespart werden. Fazit: Durch den Klimawandel wird es zunehmend länger anhaltende Wärmeperioden im Sommer geben. Daher ist der Einsatz von baulich-technischen Kühlsystemen zur Erreichung adäquater Temperaturen in der Stallhaltung von Schweinen oft unabdingbar. Es gibt mittlerweile verschiedene Möglichkeiten der Kühlung von Stallungen. Jedes Kühlsystem hat seine Vor- und Nachteile. Für die Auswahl entscheidend sind jedoch mehrere Aspekte, wie z. B. der Standort, die baulichen Voraussetzungen und die Unterhaltsund Betriebskosten. Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg (LSZ) Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“ Welche Herausforderungen bringt der Klimawandel für die Rinderhaltung? Durch Jalousien lässt sich die Belüftung von Kuhställen optimal regulieren D er prognostizierte Klimawandel tangiert den Rindersektor vor allem in den Bereichen Rinderhaltung, Stallbau sowie Fütterung und Futterversorgung. In der Rinderhaltung können hohe Temperaturen in Verbindung mit hoher Luftfeuchtigkeit das Wohlbefinden der Tiere belasten. Dies hat Auswirkungen auf die Futteraufnahme und die Leistung. Wärmehaushalt der Kühe Kühe geben 20 bis 30 Prozent der zugeführten Energie in Form von Wärme ab. Dies entspricht bei einer Hochleistungskuh im ersten Laktationsdrittel einer Wärmeleistung von ca. 2000 Watt. Je nach Außentemperatur wird diese Wärme direkt oder indirekt an die Umgebung abgegeben: Die direkte Wärmeabgabe erfolgt – erstens – über die Wärmeleitung (Konduktion) vom Körper der Kuh zu kälteren Gegenständen (z. B. Liegefläche), zweitens über die Wärmeabgabe an vorbei strömende Luft (Konvektion) und drittens über die so genannte Wärmestrahlung (Radiation). Je niedriger die Umgebungstemperatur ist, desto höher ist der Anteil der Wärme, die direkt an die Umgebung abgeben wird und desto leichter fällt der Kuh die Wämeregulation über die direkten Wärmeabgabeformen. Mit steigenden Temperaturen müssen die Tiere aber zunehmend auf die indirekte Wärmeabgabe über den Atem oder durch Schwitzen zurückgreifen. Bei Temperaturen über 28°C wird auch die Regulation der Luftfeuchtigkeit im Stall (Wasserdampfaufnahme) sehr wichtig. Hier sind Techniken zu nutzen und zu entwickeln, die dies ermöglichen. Orientierung am Mittelmeerraum Da bereits heute in solchen Klimazonen erfolgreich Milch erzeugt wird, die dem möglichen zukünftigen Szenario in Baden-Württemberg entsprechen (z. B. im Mittelmeerraum), können die dort entwickelten Techniken und Erfahrungen auch bei uns genutzt werden. Durch die Gestaltung der Stallhüllen (z.B. offene Bauweise, Querlüftung) und durch den Einsatz von Lüftern sowie Sprinkleranlagen kann für die Kühe der Haltungskomfort deutlich verbessert werden. (Siloanlagen oder Heubergeraum). Zudem werden Maßnahmen zur Verhinderung der Nacherwärmung von Silagen – etwa durch Zugabe geeigneter Silierhilfsmittel mit DLG-Gütezeichen, ebenso durch höhere Verdichtung, glatten Anschnitt und mindestens 2,5 m Vorschub pro Woche – in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Grund: Wenn sich Silagen bei hohen Temperaturen bei der Auslagerung durch Hefewachstum heftig erwärmen, leidet darunter die Futterqualität. Dies mindert den Futterverzehr der Kühe und steigert das Risiko von Eutererkrankungen. Minderung der Treibhausgase Interessant ist: Veränderungen in der Tierernährung können Treibhausgase (THG) minimieren. Die wichtigsten Ansätze zur Reduzierung der THGEmissionen im Zusammenhang mit der Fütterung sind die Reduzierung der Methanausscheidung bei Wiederkäuern durch die Verbesserung der Futterverwertung (richtiges Grobfutter/Kraftfutter-Verhältnis) und der Einsatz von Leguminosen, tanninhaltigen Futtermitteln, speziellen Fetten sowie Futterzusätzen, die methanbildende Bakterien hemmen. Auf all diesen Feldern besteht in Zukunft noch ein erbeblicher Bedarf an praxisorientierter Forschung und Entwicklung. Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) Neue Anforderungen an die Futtervorhaltung Zu erwartende stärkere Ertragsschwankungen auf dem Grünland und im Ackerfutterbau können durch ausreichende Futtervorräte für den Winter und für Trockenzeiten/Nässeperioden während der Vegetationsperiode ausgeglichen werden. In besonders trockenheitsanfälligen Gebieten muss dann zusätzlicher Lagerraum für verschiedene Grundfuttermittel verfügbar sein Luftbewegung am Futtertisch sorgt für Wohlbefinden beim Fressen 15 15 Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“ Immer früher und immer schneller – Klimawandel verändert die Entwicklung der Pflanzen V erfolgt man die Blüte- und Reifezeiten unserer Kulturpflanzen, dann kommt man bereits heute zu dem Schluss: Der Klimawandel ist in vollem Gange. Zwar schwanken die Blütezeiten von Jahr zu Jahr und entsprechend der Witterung. Über einen längeren Zeitraum betrachtet, stellt man jedoch fest, dass viele pflanzliche Entwicklungsphasen heute früher im Jahr auftreten als in den Jahrzehnten zuvor. So setzt beispielsweise die Apfelblüte mittlerweile etwa zehn Tage früher ein als noch vor 50 Jahren. Studie zur Phänologie der Kulturpflanzen Das Institut für Landschafts- und Pflanzenökologie der Universität Hohenheim hat nun im Auftrag des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg (LTZ) die Phänologie der Feldfrüchte detailliert analysiert. Als Phänologie bezeichnet man die verschiedenen Entwicklungsphasen einer Pflanze, wie etwa das Auflaufen, die Blüte und das Ährenschieben. Grundlage der Analyse war die Auswertung von phänologischen LangzeitBeobachtungen des Deutschen Wetterdienstes in Baden-Württemberg. Der Schwerpunkt der Untersuchung lag im Vergleich zwischen dem Zeitraum 1961 - 1990, einer meteorologischen Winterweizen schiebt seine Ähren heute früher 16 Winterweizen schiebt seine Ähren im Durchschnitt acht Tage früher. Farbskala rechts: Tage nach Jahresbeginn (Quelle: Universität Hohenheim) Klimanormalperiode, und dem Zeitraum 1991- 2011. Das Projekt wurde im Rahmen des Forschungsprogramms KLIMOPASS mit Mitteln des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg gefördert. Rascheres Wachstum und längere Vegetationszeit Aus einer Fülle von Daten wurden insgesamt 20 phänologische Phasen von Winterweizen, Wintergerste, Hafer, Mais, Winterraps und Zuckerrüben ausgewählt. Ergebnis: Die Getreidearten liefen 1991 - 2011 einige Tage früher auf. Sie beschleunigten ihre Entwicklung vor allem bis zur Gelbreife, die sie zwei Wochen früher erreichten. Die Ernte fand allerdings nur wenige Tage früher statt, so dass sich die gesamte Vegetationszeit zwischen Auflaufen und Ernte nur um zwei bis sechs Tage verkürzt hatte. Diese Verschiebungen waren in allen Teilen Baden-Württembergs festzustellen, wobei Regionen mit stärkerer Erwärmung auch die größten Veränderungen in der Pflanzenphänologie aufwiesen. Bei Winterraps und Zuckerrüben kam es dagegen zu einer Verlängerung der Vegetationszeit: Raps blühte im Landesdurchschnitt etwa sieben Tage früher als im Zeitraum zwischen 1961 und 1990. Zuckerrüben liefen früher auf. Geerntet wurden beide Kulturen aber etwas später; die Vegetationszeit dauerte somit etwa eine Woche länger. Lufttemperatur entscheidend Neben dem Klimawandel beeinflussen auch neue Sorten die phänologischen Veränderungen der Pflanzen, vor allem bei Mais. Wie groß dieser Einfluss ist, lässt sich aus den vorliegenden Daten nicht ableiten. Aber schon jetzt ist klar: Die Lufttemperatur spielt eine Schlüsselrolle. Das hat eine spezielle Analyse nachgewiesen, in der an ausgewählten Beobachtungsstationen der Zusammenhang zwischen dem Eintrittsdatum einer Entwicklungsphase und den konkreten Klimadaten untersucht wurde. Fazit: Mit den steigenden Durchschnittstemperaturen der letzten Jahrzehnte haben sich die Entwicklungsphasen unserer Kulturpflanzen bereits deutlich verändert. Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“ Vorkühlung der Milch – Energiesparpotentiale in der Landwirtschaft tial für die baden-württembergische Milchwirtschaft mit 2,2 Mio. Tonnen erzeugter Milch liegt damit bei rund 4,5 Mio. € Stromkosten. Schematische Darstellung der Vorkühlung von Milch B eim Thema Energiewende stand in den letzten Jahren die Erzeugung erneuerbarer Energien im Fokus. Ein umweltfreundlicher und ökonomisch ebenso sinnvoller Ansatz ist es jedoch, durch Verbesserung der Energieeffizienz Energie erst gar nicht zu verbrauchen. Beispiel: Vorkühlung der Milch In einem oberschwäbischen Milchviehbetrieb mit 550.000 kg jährlicher Milcherzeugung und einem Melkroboter störte man sich an den hohen Stromkosten. Messungen ergaben, dass allein für die Kühlung der gemolkenen Milch von ca. 35°C auf 4°C ein jährlicher Stromverbrauch von 10.500 kWh anfällt. Das entspricht Stromkosten in Höhe von 2.000 €. Angesichts dieser hohen Kosten ist es sinnvoll, die Milch vorzukühlen. Die Milchkühlung erfolgt üblicherweise mittels einer Kältemaschine im Milchkühltank. Aber es gibt eine bessere Lösung: Mit geringem baulichem und finanziellem Aufwand lässt sich der Stromverbrauch halbieren, indem zwischen dem Melkroboter/Melkstand und dem Milchtank ein Vorkühler in die Milchleitung eingebaut wird. Mit Hilfe des kalten Wassers, das ohnehin für die Tränke der Kühe benötigt wird, kann die Milch auf diese Weise vorab um 15 bis 20°C abgekühlt werden, bevor sie in den Milchtank gelangt. Die benötigte Energie für die endgültige Abkühlung auf die Lagertemperatur von 4°C sinkt dadurch erheblich. Hinzu kommt, dass die mit der Vorkühlung verbundene leichte Anwärmung des Tränkewassers für die Kühe von Vorteil ist. Im Praxisbetrieb erbrachte der Einbau des Vorkühlers eine Stromeinsparung von exakt 50 %. Bei einem Investitionsvolumen von 2.500 € (netto) und rund 10 Stunden Einbauzeit erbringt diese Maßnahme eine jährliche Stromersparnis von insgesamt 1.000 € (netto). Das entspricht rund 0,2 Ct/kg Milch. Damit macht sich der Vorkühler bereits nach 2,5 Jahren bezahlt. Im Verlauf von 10 Jahren erspart der Vorkühler dem Betrieb 52.500 kWh und damit knapp 11.000 € Stromkosten netto (bei einer angenommenen Strompreissteigerungen von 2 % jährlich). Es dürfte im Milchsektor derzeit kaum eine Investition geben, die eine solche Rendite abwirft. Das jährliche Einsparpoten- Weitere Einsparpotentiale Das Potential für ökonomisch rentable Investitionen zur Steigerung der Energieeffizienz ist mit der Vorkühlung der Milch aber bei weitem nicht ausgeschöpft. Weitere vielversprechende Maßnahmen in der Landwirtschaft ergeben sich • in der Milchwirtschaft durch den Einbau frequenzgesteuerter Vakuumpumpen in der Melktechnik, • in der Schweinehaltung durch den Austausch der Lüftungsventilatoren gegen moderne elektronische ECMMotoren und in der Wärmerückgewinnung aus der Abluft, • im Gartenbau durch den Einsatz effizienter Heizsysteme sowie • in der Beleuchtung durch neue Beleuchtungssysteme, z. B. den Austausch der herkömmlichen Leuchtstofflampen gegen solche mit elektronischen Vorschaltgeräten oder LEDLampen. Beratung ist notwendig Das Aufspüren von Einsparmöglichkeiten und die Erstellung von Rentabilitätsberechnungen zur Steigerung der Energieeffizienz sind fachlich sehr anspruchsvoll. Hier benötigen die Landwirtinnen und Landwirte Unterstützung durch neutrale Berater, die über ein fundiertes ingenieurtechnisches und betriebswirtschaftliches Wissen verfügen. Die Energiekosten werden auch in Zukunft steigen und der Klimaschutz behält hohe Priorität. Für die Landwirtschaft und den Gartenbau bedeutet das: In Zukunft gehört zu einem erfolgreichen und gut geführten Betrieb immer auch ein gesamtbetrieblicher Energiecheck. Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL) 17 17 Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“ Klimawandel – Mehr Alkohol im Wein Heiße Temperaturen während der Reife lassen die Trauben schrumpfen und der Fruchtzucker konzentriert sich. Entsprechend steigt der Alkoholgehalt des Weines A ls Folge des Klimawandels reifen die Trauben schneller und früher. Und es ist vermehrt mit höheren Mostgewichten und damit teils unerwünscht hohen Alkoholgehalten der Weine zu rechnen. Dem Winzer als Weinlieferant werden – vor allem vom Zwischenhandel, weniger vom Verbraucher – gewisse Alkoholgehalte vertraglich vorgegeben. Die Natur nimmt darauf aber keine Rücksicht. Hier bleibt nur eine Möglichkeit: Der Einsatz technischer Mittel zur Reduktion von Alkohol im Wein. In der EU ist daher seit 2009 die teilweise Alkoholreduzierung von Wein mit entsprechenden technologischen Verfahren zugelassen. Membran- und Destillationsverfahren reduzieren Alkoholgehalt Aufgrund langjähriger Erfahrungen bei der Herstellung von alkoholreduzierten Weinen stehen einige praxisgerechte Destillationsverfahren zur Verfügung. Neu hinzugekommen sind 18 in jüngster Zeit äußerst einfach anzuwendende Membranverfahren. Nach den bisherigen Ergebnissen an der LVWO Weinsberg und am WBI Freiburg eignen sich sowohl Membran- als auch Destillationsverfahren sehr gut, um Alkohol schonend aus den Weinen zu entfernen. Allerdings sollte zur Vermeidung zu großer Verluste an Aromastoffen immer nur eine Teilmenge des Weines behandelt werden. Diese Teilmenge wird dann zuerst stark entalkoholisiert und erst dann wird durch den sogenannten „Rückverschnitt“ der gewünschte Alkoholgehalt eingestellt. Unterschiede im „Weinstil“ Verkostungen teilentalkoholisierter Weine legen nahe, dass sich die verschiedenen Entalkoholisierungsverfahren trotz gewisser analytischer Unterschiede geschmacklich kaum voneinander unterscheiden lassen. Allerdings konnte ein Einfluss des Alkoholgehalts auf den sogenannten „Weinstil“ gezeigt werden: Je höher der Alkoholgehalt, desto ausgeprägter ist die geschmackliche Fülle, aber auch die alkoholisch-brandige Note. Weine mit zu viel Alkohol können bitter und brandig wirken. Eine Alkoholreduzierung bewirkt dann einen Rückgang der Bitterkeit und der Brandigkeit. In der Stilistik werden die Weine mit etwas weniger Alkohol als „elegant“ beschrieben. Untersuchungen haben ergeben: Das Aromaprofil wird durch eine Alkoholreduzierung – zumindest nach den bisherigen Erkenntnissen – kaum beeinflusst. In einigen Vorversuchen ist es problemlos gelungen, den optimalen Weinstil einzustellen. Fazit: Die technologische Alkoholreduzierung bietet dem Winzer ein zusätzliches Instrument, um auf den Klimawandel optimal zu reagieren und die Stilistik der Weine zu beeinflussen. Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO) Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“ Wetterextreme – Wie robust reagieren unsere Zierpflanzen? zu den besonders hitzetoleranten Sonnenanbetern. Die eher für halbschattige Standorte und ausgeglichene Tag/ Nachttemperaturen bekannten ‚Edellieschen‘ wurden durch die sonnenverträglichen ‚Sunpatiens‘-Sorten ergänzt. Nicht zu vergessen die beliebten und farbkräftigen Vertreter der Mandevilla, die auch Trockenphasen gut vertragen können. Wetterrobuste Happy Star W etterkapriolen nehmen zu. Doch welche Pflanzen sind so robust, dass sie auch nach Hagel und Sturm schnell zur alten Form finden? Im Rahmen ihrer Sommersichtungen bewertet die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau (LVG) Heidelberg auch die Wetterfestigkeit neuer Beet- und Balkonpflanzen sowie Stauden und kommt zu folgenden Ergebnissen: Stichwort „Regenfestigkeit“ Auf intensivere Niederschläge reagieren Fächerblumen, Husarenknöpfchen, Männertreu, einfach blühende Pelargonien oder Begonien weitgehend unempfindlich. Im riesigen Sortiment der Petunien heben sich aber vor allem Sorten mit mittelgroßen oder kleinen Blüten negativ ab. Sie reagieren recht empfindlich auf sehr starke Regenfälle. Die erst 2010 eingeführte ‚Supercal‘Serie ist hierfür ein gutes Beispiel. Es handelt sich dabei um eine Kreuzung von Petunien und Zauberglöckchen (Calibrachoa). Bei dieser Serie wird auch die Blütenfarbe in Mitleidenschaft gezogen, speziell bei roten und weißen Blüten und bei Pflanzen mit der neuen Trendfarbe Schwarz. Hier kommt es nach heftigem Regen oft zu deutlichen Regenflecken. Im Blick auf die Regenfestigkeit hat sich an der LVG Heidelberg in der letzten Saison die Sorte ‚Pegasus Table Coral‘ als die am besten bewertete Petunie herausgestellt. Stichwort „Strahlungsintensität und Temperatur“ Ein Phänomen, das bei einigen Sommerpflanzen häufig auftritt, ist eine plötzlich eintretende, zum Teil wochenlange Blühpause. Das liegt vor allem an der im Süden vorherrschenden, lang anhaltenden Hochsommerhitze. Besonders die Schneeflockenpflanze und die so genannten Kapmargeriten sind davon stark betroffen. Zum Glück gibt es auch hier einen enormen Zuchtfortschritt: Moderne, hitzeverträgliche Männertreu-Sorten mit der treffenden Bezeichnung ‚Hot‘ halten den hohen Temperaturen stand und blühen durchgängig. Auch neue Geranien aus der ‚Caliente-‘ oder ‚Sarita‘-Serie zählen Windbruch Starke Winde aushalten - da können besonders die kompakten, triebstarken Zierpflanzensorten auftrumpfen. Dies ist besonders wichtig, wenn die Pflanzgefäße an windexponierten Stellen stehen. Elastischere Triebe, z. B. bei den Zauberglöckchen-Serien ‚Aloha-Kona‘, ‚Lindura‘ und ‚Cabaret‘, sorgen für Stabilität und für weniger Bruchanfälligkeit. Die Blütengröße vieler Sorten der Petunien tendiert deshalb auch seit einigen Jahren in Richtung mittelgroßblumig und damit zu mehr Flor-Stabilität - im Vergleich zu den altbekannten, nach Starkwinden oftmals lädierten großblumigen Surfinia-Typen. Trockenheit Sukkulenten und Kakteen sind nur für echte Liebhaber eine Alternative zu Zierpflanzen. Gefragt sind deshalb Sommerpflanzen, die der Trockenheit trotzen können, ohne dass Laub- oder Blütenschäden auftreten. Altbewährte trockenverträgliche Vertreter sind hier Eisbegonien, Geranien oder Lantanen. Mittlerweile sind aber auch neue Pflanzen hinzukommen, die ihren Ursprung in der nordamerikanischen Prärie oder in Australien haben. Die Präriekerze zum Beispiel kann hervorragend als Straßenbegleitgrün verwendet und auch in manchen Balkonkästen eingesetzt werden. Ptilotus, das Australische Haarschöpfchen, blüht ebenfalls durchgängig auch in Hitzephasen und unter trockenen Bedingungen. Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg (LVG) 19 19 Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“ KLIMOPASS – Energiesparen in frei belüfteten Schweineställen Vier Öffnungstechniken im Vergleich: Wickeljalousie, Ausstellfenster, Schiebefenster, Wendeklappe F rei belüftete Offenfrontställe finden vermehrt Einzug in die Schweinehaltung. Sie stellen mit Blick auf tiergerechte Haltung und hohe Energieeffizienz eine echte Alternative dar. Schweine temperieren selber Frei belüftete Offenfrontställe zeichnen sich im Vergleich zu konventionellen Stallungen durch einen geringeren Energieeinsatz aus. Größere Tiere wie die Schweine können in ihrem Ruhebereich mit Hilfe einer variablen Abdeckung (Liegekistendeckel) ein eigenes Kleinklima schaffen. Dadurch kann Heizenergie eingespart werden; ebenso durch einen unperforierten Betonboden. Beide Faktoren führen dazu, dass die Tiere durch ihre eigene Körperwärme den Stall temperieren können. Hinzu kommt: Elektroenergie zum Betrieb von Abluftventilatoren wird nicht mehr gebraucht, da der freie Luftaustausch entweder über die Frontöffnung (im Regelbetrieb) oder – an sehr heißen Tagen – durch die Öffnung der Rückseite erfolgt. Vier verschiedene Öffnungstechniken Zu Beginn der stallbaulichen Entwicklung von frei belüfteten Offenfrontställen wurden die Einstellungen von 20 Öffnungsgraden noch manuell vorgenommen. Mit Blick auf Tierwohl, Arbeitswirtschaft und Energieeffizienz wird nun aber zunehmend eine Automatisierung angestrebt. Dabei müssen die technischen Ausführungen der verschiedenen Lüftungselemente neu abgestimmt werden. Dies war Gegenstand eines Forschungsprojekts an der LSZ Boxberg im Rahmen des so genannten KLIMOPASS-Programms (Klimawandel und modellhafte Anpassung in Baden-Württemberg), gefördert durch die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz BadenWürttemberg (LUBW). Im Forschungsprojekt „Entwicklung und Optimierung sensorgestützter komplexer Regelstrategien für die optimale Stallklimatisierung in frei belüfteten Offenfrontställen für Schweine“ wurden vier verschiedene Öffnungstechniken für die Frontseite der Stallungen konzipiert und vergleichend bewertet sowie ein automatisiertes sensorbasiertes Regel- und Steuersystem mit dem Ziel einer optimalen Temperierung der verschiedenen Bereiche entwickelt. Die Öffnungstechniken waren im Einzelnen eine Kunststofftextil-Wickeljalousie, mittig wickelnd, oben und unten öffnend, ein zahnstangenbetriebenes Doppelausstellfenster mit Lichtstegplatten, ein kettengeführtes Schiebe- fenster mit Lichtstegplatten sowie eine zahnstangengeführte Wendeklappe mit Lichtstegplatten. Das entwickelte automatisierte Steuersystem regelt auf Basis von Soll-Ist-Wertabgleichen das Öffnen bzw. Schließen der Front- und Rückseite des Gebäudes, des Kistendeckels und auch – im Ruhebereich der Tiere – die Nutzung der integrierten Bodenheizung. Verbesserung von Tierwohl, Energieeffizienz und Arbeitswirtschaft Im Ergebnis bleibt festzuhalten: Beim Vergleich der vier verschiedenen Öffnungstechniken zeigten die zahnstangenbetriebene Wendeklappe sowie das Doppelausstellfenster mit Lichtstegplatten aufgrund ihrer hohen Funktionssicherheit und ihrer schnelleren Lüftungswirkung die beste Eignung. Grundsätzlich waren jedoch alle Techniken zufriedenstellend. Die definierten Stallklimaansprüche für Tier und Mensch konnten in eine zuverlässige Regel- und Steuerstrategie umgesetzt werden, die sich bewährt hat und somit zu einer weiteren Verbesserung von Tierwohl, Energieeffizienz und Arbeitswirtschaft beiträgt. Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg (LSZ) Schwerpunkt „Klimawandel und Klimaschutz – neue Herausforderungen für die Landwirtschaft“ CO2-Fußabdruck von Lebensmitteln sich gezeigt, dass die Hauptemissionsquellen nicht in der Produktion selbst, sondern in der Verpackung und im Transport liegen. Hier sind die Verpackungsart und auch die Verpackungsgröße entscheidende Faktoren. A m 8. Mai 2013 stellte die Marketinggemeinschaft BadenWürttemberg (MBW) in Stuttgart die Ergebnisse des im Auftrag des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) durchgeführten Projekts „CO2-Fußabdrücke im baden-württembergischen Lebensmittelsektor“ vor. Das Projekt, das nach Lösungen zur Senkung der CO2Emissionen Ausschau hält, wurde vom MLR, der MBW und den beteiligten Wirtschaftspartnern in Baden-Württemberg gemeinsam durchgeführt. Besondere Beachtung fanden die lokal wichtigen Produkte Fleisch, Gemüse, Milch und Milchprodukte sowie Wein. Die einzelnen Untersuchungen wurden vom Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg, dem PE International und der Universität Hohenheim in Zusammenarbeit mit den Wirtschaftspartnern durchgeführt. Für die untersuchten Produkte wurden jeweils die Hauptemissionsquellen und Verbesserungspotentiale ermittelt. CO2-Fußabdruck - ein wichtiges Kriterium Der CO2-Fußabdruck ist ein Maß für die Treibhausgas-Emissionen, die im Lebenszyklus eines Produkts anfallen. Der CO2-Fußabdruck entspricht zwar nur einem Teil der Ökobilanz eines Produktes und ist deshalb als Nachhaltigkeitsindikator zur ökologischen Bewertung ungeeignet. Er kann dennoch als Instrument zur Identifikation von Optimierungspotenzialen sinnvoll eingesetzt werden. Vorteil Regionalität und Saisonalität Erste Ergebnisse im Gemüsesektor Baden-Württembergs weisen darauf hin, dass im Blick auf eine klimafreundliche Erzeugung von Lebensmitteln eine regionale, saisonale und standortgerechte Gemüseproduktion von Vorteil ist. Die Ergebnisse im Fleischsektor zeigen, dass die Klima- und Ökobilanz der Fleischerzeugung vor allem durch die Faktoren Fütterung und Emissionen in der Tierhaltung bestimmt werden. Eine Konzentration auf die Erzeugung regionaler Futtermittel ist dort zwar nicht notwendigerweise klimafreundlicher, sie trägt aber dazu bei, die Abholzung von Regenwäldern z. B. in Südamerika zu reduzieren. Im Milchsektor sind die Hauptemissionsquellen von CO2 die Methanemissionen der Wiederkäuer. CO2-Minderungen können hier vor allem durch die Steigerung der Milchleistung und durch eine höhere Lebensleistung der Kühe realisiert werden. Im Weinsektor hat Ökobilanz entscheidend Die Einführung eines CO2-Fußabdruck-Siegels, das immer wieder gefordert wird, ist wenig hilfreich. Die Klimabilanz ist nur ein Teil der Ökobilanz. Entscheidend ist deshalb eine ganzheitliche Umweltfolgenabschätzung. Sinnvoller als die Einführung eines CO2-Fußabdruck-Siegels ist es daher, verstärkt die Zusammenhänge einer klima- und umweltfreundlichen Lebensmittelerzeugung zu kommunizieren, wie z. B. die Bedeutung einer regionalen, saisonalen und standortgerechten Erzeugung, die Wahl der richtigen Verpackung sowie Änderungen im Konsum- und Einkaufverhalten. Hierzu stehen den Zeichennutzern in Baden-Württemberg die so genannten „Botschafterinnen für Agrarprodukte aus der Region“ zur Seite, die für Qualitätsprodukte aus der Region werben und gleichzeitig Verbraucherinnen und Verbraucher beraten. Die Reduzierung von CO2-Emissionen in der Land- und Ernährungswirtschaft wird in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. Es ist deshalb erforderlich, in der gesamten Wertschöpfungskette von Lebensmitteln – in Produktion, Verarbeitung und Vermarktung - Einsparpotenziale zu ermitteln und umzusetzen. Die Ergebnisse des Projektes „CO2-Fußabdrücke im baden-württembergischen Lebensmittelsektor“ und die Zusammenfassung der Ergebnisse zweier Workshops zu diesem Thema sind für Zeichennutzer unter www.gemeinschaftsmarketing-bw.de abrufbar. MBW Marketing- und Absatzförderungsgesellschaft für Agrar- und Forstprodukte aus Baden-Württemberg mbH 21 21 Ministerinterview „Klimawandel und Klimaschutz – Unsere heimische Landwirtschaft steht vor weiteren großen Herausforderungen“ Interview mit Alexander Bonde, Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg AGROjournal: Inwiefern ist der Klimawandel für die heimische Landwirtschaft von Bedeutung? Bonde: Kaum ein anderer Wirtschaftszweig ist wie die Landwirtschaft von den Klimaänderungen so unmittelbar betroffen. Der fünfte Bericht des UN- Klimarats weist nach, dass der globale Klimawandel längst eingesetzt hat und dass sich das Klima auch in Zukunft deutlich verändern wird. In den letzten Jahrzehnten setzten beispielsweise die Entwicklungsphasen unserer Kulturpflanzen immer früher ein und die Vegetationszeit wurde länger. Beides ist auch eine Folge der gestiegenen Temperaturen im Land, wie eine Forschungsarbeit an der Universität Hohenheim in Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg nachgewiesen hat. AGROjournal: Weiß man, wie sich bei uns das Klima in den nächsten Jahrzehnten ändern wird? Bonde: Exakt kann man das derzeit nicht vorhersagen. Aus Modellrechnungen des künftigen Klimas lässt sich aber herauslesen, in welche Richtung es voraussichtlich gehen wird. So hat die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz rund 30 regionale Klimamodelle untersuchen und bewerten lassen. In der ersten betrachteten Periode von 2021 bis 2050 wird sich demnach unser Klima noch nicht dramatisch verändern: Die Jahresdurchschnittstemperatur in Baden-Württemberg wird etwa ein Grad höher liegen als heute. Die Anzahl warmer und heißer Tage wird 22 Ministerinterview steigen, die Zahl der Frosttage dagegen sinken. Insgesamt sollten wir mit diesen Veränderungen noch relativ gut leben können. Unter Umständen bieten sich dadurch sogar neue Chancen für unsere Landwirtschaft: Neue Arten und Sorten bei Gemüse, Obst und Reben könnten bei uns Einzug halten. Manche Früchte, die bisher nur im Gewächshaus gedeihen, könnten im Freiland angebaut werden. Die Anbauzeiträume könnten ausgedehnt werden und auch späte Sorten optimal reifen. In der Periode von 2071 bis 2100 müssen wir jedoch mit deutlichen Änderungen des Klimas rechnen. Die Jahresdurchschnittstemperatur soll dann drei bis vier Grad höher liegen als heute. Noch dramatischer steigt die Zahl der heißen Tage, an denen 30°C und mehr erreicht werden – von heute durchschnittlich knapp vier Tagen auf fast 27 Tage im Jahr. Für das Rheintal und andere jetzt schon warme Gegenden des Landes weisen die Berechnungen sogar 40 und mehr heiße Tage im Jahr aus. Verbunden mit dem Temperaturanstieg werden Schädlinge und bakterielle sowie virale Pflanzen- und Tierkrankheiten zunehmen und das Spektrum der Unkräuter und Pilzerkrankungen wird sich verschieben. AGROjournal: Wird die Landwirtschaft in der Lage sein, sich diesen enormen Herausforderungen zu stellen? Bonde: Wenn die Berechnungen der Klimaforscher stimmen, kommen wir bis Mitte des Jahrhunderts mit den bisher bekannten Bewirtschaftungsmethoden weitgehend aus. Wir müssen allerdings damit rechnen, dass extreme Witterungslagen leicht zunehmen. Und wir wissen nicht, welche Schädlinge, Unkräuter und Krankheitserreger sich durch globale Handelsströme und durch den noch moderaten Klimawandel bei uns etablieren werden. Insgesamt erscheint der Anpassungsbedarf bis zum Jahr 2050 noch überschaubar. Gegen Ende des Jahrhunderts wird der Anpassungsdruck allerdings deutlich ansteigen. Vor diesem Hintergrund wurde von unseren Landesanstalten, federführend vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg, eine umfangreiche Studie zum Thema „Anpassungsstrategie an die Folgen des Klimawandels“ für den Bereich Landwirtschaft erstellt. Wir haben daraufhin einen Katalog von Maßnahmen entwickelt, der den landwirtschaftlichen Betrieben vergleichsweise schnell und einfach die Anpassung an den Klima- wandel ermöglicht. Dazu gehört eine vielfältigere Sortenwahl und Fruchtfolge, um das Risiko von Ertragsausfällen zu vermindern. Dazu gehört, Sommerfrüchte früher zu säen, um die Winterfeuchte auszunutzen. Und dazu gehört auch eine veränderte Bodenbearbeitung: Wer den Boden konservierend bearbeitet, leistet nicht nur etwas für den Erosionsschutz, sondern schont auch den Bodenwasservorrat und fördert das Bodenleben. Eine optimierte Düngung macht die Nährstoffversorgung der Pflanzen zudem unabhängiger von der aktuellen Versorgung mit Wasser. AGROjournal: Wird sich unser Landschaftsbild durch den Klimawandel verändern? Bonde: Vermutlich werden wir einige Kulturen – zumindest in den warmen Regionen des Landes – seltener auf den Feldern sehen. Dazu gehören Raps, Zuckerrüben und manche Getreidearten. Im Gegenzug werden Mais, Hirse und auch Soja vermehrt angebaut werden. Damit die neuen Pflanzenarten und Sorten genutzt werden können, die mit mehr Hitze und weniger Wasser klar kommen, müssen allerdings noch große Anstrengungen in der Züchtung unternommen werden. Die Züchtungsun- 23 23 Ministerinterview große Herausforderungen für unsere heimische Landwirtschaft. Im Rahmen des Integrierten Energie- und Klimaschutzkonzepts (IEKK) werden gerade über 100 Strategien und Maßnahmen intensiv diskutiert, um diese ambitionierten Ziele erreichen zu können. Die diskutierten Maßnahmen umfassen neben energieeffizientem Wirtschaften beispielsweise eine klimafreundlichere Milch- und Fleischproduktion, eine verstärkte Vermarktung regionaler Produkte, einen Aktionsplan zur Stärkung des Ökologischen Landbaus bis hin zur Renaturierung land- und forstwirtschaftlich genutzter Moore. Bioenergieberater ternehmen arbeiten bereits mit Hochdruck daran, unsere Kulturpflanzen für die zu erwartenden Klimabedingungen fit zu machen. AGROjournal: Welche weiteren Anpassungsmaßnahmen sehen Sie in Zukunft auf unsere Landwirtschaft zukommen? Bonde: Gewächshäuser und Ställe müssen sicherlich verstärkt baulich angepasst werden. In unseren Sonderkulturen, teilweise auch im Ackerbau, wird der Bedarf an Bewässerung deutlich zunehmen. Auch hier gilt es, die geeignete Infrastruktur vorzubereiten und die Bewässerungstechniken weiter zu verfeinern. In Folge des steigenden Risikos von Gewittern, Starkregen und Hagel wird für den Garten-, Obst- und Weinbau die Errichtung von Schutzeinrichtungen wie Netzen und Überdachungen an Bedeutung gewinnen. Der Pflanzenschutz schließlich muss in die Lage versetzt werden, neue Schaderreger rechtzeitig zu erkennen, Prognosemodelle zu erstellen und Bekämpfungsmaßnahmen – bevorzugt integriert und biologisch – voranzutreiben. AGROjournal: In Baden-Württemberg haben die Energiewende und der Klimaschutz eine besondere Bedeutung. Welche Rolle übernimmt dabei die Landwirtschaft? 24 Bonde: In Baden-Württemberg hat der Klimaschutz durch die Verabschiedung des Klimaschutzgesetzes im Juli 2013 Gesetzesrang erhalten. Wir sind damit einer der Vorreiter in Deutschland. Im Klimaschutzgesetz definiert BadenWürttemberg Zielmarken für die Reduzierung von Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2050 und schafft die Voraussetzungen für die Umsetzung der dafür nötigen Maßnahmen. Bis zum Jahr 2050 sollen so 50 Prozent der Energie eingespart und 80 Prozent der verbleibenden 50 Prozent sollen aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. Daraus ergeben sich auch AGROjournal: Welche weiteren Aufgaben kommen mit Blick auf den Klimaschutz auf die Landwirtschaft zu? Bonde: Für die landwirtschaftlichen Betriebe sehe ich zwei weitere wichtige Handlungsfelder: Zum einen die Erzeugung von erneuerbarer Energie. Ich denke dabei an Strom und Wärme aus Biogasanlagen, Energie aus Photovoltaik und – auch in Baden-Württemberg – aus Windkraft. Zum anderen geht es um deutliche Energieeinsparungen und verbesserte Energieeffizienz in der landwirtschaftlichen Produktion. AGROjournal: Welche konkreten Energieeinsparmöglichkeiten sehen Sie hier? Ministerinterview Bonde: Nehmen wir als Beispiel die Milchviehhaltung. Ein wesentlicher Energieaufwand entsteht dort durch die Vakuumerzeugung für das Melken und für die Kühlung der Milch. Hier sind erhebliche Einsparpotenziale in Höhe von bis zu 50 Prozent des Strombedarfs vorhanden. Die Investitionskosten amortisieren sich in vielen Fällen bereits in zwei bis drei Jahren. Diese Maßnahmen sind damit sowohl aus ökonomischen als auch aus Umwelt- und Klimaschutzgründen äußerst effizient. Auch in anderen Betriebszweigen gibt es Einsparpotenziale, etwa bei der Schweinehaltung in den Bereichen Lüftung, Kühlung und Fütterung oder im Gartenbau bei der Klimatisierung von Gewächshäusern. AGROjournal: Bisher haben aber noch sehr wenige Betriebe Maßnahmen zur energetischen Optimierung getroffen. Wenn die Energieeinsparung betriebswirtschaftlich sinnvoll ist, warum haben dann Überlegungen zur Energieeffizienz noch so wenig Eingang in die landwirtschaftliche Praxis gefunden? Bonde: Viele Landwirtinnen und Landwirte sehen Energieeffizienz- Sojapflanze Hirse maßnahmen noch als wenig ergiebige Stellschrauben an. Das liegt daran, dass in der Landwirtschaft die jährlichen Aufwendungen für Energie (Strom, Wärme, Treib- und Schmierstoffe) je nach Betriebstyp zwischen drei und zehn Prozent des Betriebsaufwands variieren. Dazu kommt die hohe Arbeitsbelastung, der unsere Betriebe heute ausgesetzt sind. Energieeffizienz wird da oft als weitere mühsame Baustelle empfunden, zumal es oft um anspruchsvolle technische Fragestellungen geht. Dennoch: Ich sehe ein langsam erwachendes Interesse. Steigende Stromkosten und die Chance, Eigenstrom zu nutzen, wird viele zögernde Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter bald überzeugen. ist geplant, dass diese zukünftig im Rahmen der ELER-Förderung von allen Landwirtinnen und Landwirten in Anspruch genommen werden können. Die Erfahrungen aus der bisherigen Energieberatung und die Ergebnisse aus dem von der landwirtschaftlichen Rentenbank unterstützten Forschungsprojekt „Energieeffizienz in der Landwirtschaft“, das an der Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der Ländlichen Räume in Schwäbisch Gmünd durchgeführt wurde, fließen in die zukünftigen Beratungsmodule ein. AGROjournal: Gibt es noch weitere Klimaschutzprojekte, an denen Landwirte mitwirken können? Bonde: Ja. Die Landwirtinnen und AGROjournal: Wo können LandLandwirte können zusätzlich ab dem wirte bei Fragen der Energieeinsparnächsten Jahr durch die Teilnahme an ung in ihren Betrieben Unterstützung Agrarumweltmaßnahmen aktiv zum erhalten? Klimaschutz beitragen. Ein weiterer Bonde: In Baden-Württemberg wurBereich ist die Milchviehhaltung. Im den 2010 bereits 50 landwirtschaftDairyman-Projekt wurden beispielsliche Energieberater ausgebildet und weise Bedingungen ermittelt, die es es wurde von 2010 bis 2012 eine ermöglichen, gleichzeitig eine wettgeförderte Einzelbetriebliche Enerbewerbsfähige Milcherzeugung und gieberatung angeboten. Da das TheVerbesserungen für den Umwelt- und ma Energieeffizienz zudem mit den Klimaschutz zu erreichen. Darüber Zielen des ELER-Fonds in der neuhinaus gibt es in allen landwirtschaften Förderperiode übereinstimmt, lichen Produktionsverfahren Mögwurden 2013 Beratungsmodule zur lichkeiten zur Verbesserung der ResVerbesserung der Energieeffizienz sourceneffizienz und zur Reduktion Foto: Bruno Lorinser, Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in der Landwirtschaft entwickelt. Es klimarelevanter Gase. 25 25 Agrarforschung Lebensmittelskandale – Wie steht es um die Milch? P ferdefleisch in der Lasagne, dioxinbelastete Eier, mit Schimmelpilzen verunreinigte Futtermittel - immer wieder erschüttern Skandale das Vertrauen der Verbraucher in unsere Lebensmittel. Aber wie sicher sind eigentlich die heimische Milch und Milchprodukte? Pestizid-Altlasten im Griff In der landwirtschaftlichen Praxis werden chemische Pflanzenschutzmittel eingesetzt, die heute strengen Zulassungskriterien unterliegen. Über die Futteraufnahme ist dennoch grundsätzlich eine Kontamination der Milch denkbar, vor allem mit „Altlasten“, wie z. B. den bei uns schon lange und seit der Stockholmer Konvention von 2001 auch weltweit verbotenen OrganochlorPestiziden Aldrin, DDT oder Endrin. Der Abbau dieser Pestizide in der Umwelt erfolgt sehr langsam. Sie sind deshalb bis heute im letzten Winkel der Welt nachweisbar. Regelmäßige Untersuchungen am Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg, Milchwirtschaft Wangen, zeigen jedoch, dass in Rohmilch aus Baden-Württemberg mittlerweile nur noch äußerst niedrige Gehalte zu finden sind, die nahe der Bestimmungsgrenze liegen. Niedrige Werte bei Dioxinen und Furanen Dioxine und Furane erhielten beim Chemieunfall im Juli 1976 in Seveso (Italien) erstmals traurige Berühmtheit. Seitdem kommen sie immer wieder in die Schlagzeilen. Gelegentlich ist auch die Milch davon betroffen, wie zum Beispiel im Jahr 2004, als Milchkühe mit Kaolinith-Lehm verunreinigten Kartoffelprodukten gefüttert wurden. Insgesamt ist die Belastung von Milch und Milchprodukten mit diesen Stoffen aber sehr niedrig. Gefahren durch Reinigungs- und Desinfektionsmittel In vielen Reinigungs- und Desinfektionsmitteln für Melkanlagen und Milch- 26 tanks ist Aktivchlor enthalten. Wenn dieses Aktivchlor bei der Reinigung mit Milchbestandteilen in Berührung kommt, kann Chloroform als unerwünschtes Nebenprodukt entstehen. Gelangt dieses Chloroform – z. B. in Folge nicht korrekter Funktion der Reinigungsanlage – in den Rohmilchtank, so reichert es sich dort aufgrund seiner guten Fettlöslichkeit im Milchfett an. Dies kann problematisch werden für Produkte, die viel Fett enthalten, also insbesondere Butter. Für die Produktion von 1 kg Butter werden rund 20 Liter Milch benötigt, d. h. das Milchfett von 20 Litern Rohmilch geht in 1 kg Butter ein. Das bedeutet: In der Rohmilch muss beim Chloroform zwingend ein Wert eingehalten werden, der weit unterhalb des Grenzwertes für Butter liegt. Beim Milchprüfring Baden-Württemberg können pro Quartal sämtliche Tanksammelwagen-Touren im Land beprobt und untersucht werden. Sofern erhöhte Werte (über 2 % des Grenzwerts) auftreten, werden zur Ermittlung der Eintragsquelle und Behebung der Ursachen alle Lieferanten dieser Tour untersucht. Schimmelpilze und Aflatoxin Schimmelpilze können Lebens- und auch Futtermittel besiedeln und verderben. Die gefürchteten Stoffwechselprodukte der Schimmelpilze sind die so genannten Mykotoxine, die für Mensch und Tier gesundheitsschädlich sein können. Einen aktuellen Fall gab es Anfang 2013 in Niedersachsen. Bei Kontrollen im Rahmen des Monitorings wurde in einer Rohmilchprobe ein erhöhter Gehalt des Pilzgiftes Aflatoxin M1 nachgewiesen. Bei der Ursachenforschung stießen die niedersächsischen Behörden auf eine mit Schimmelpilzen verunreinigte Lieferung Futtermais aus Serbien, bei der Aflatoxin in 10-facher Höhe des Grenzwerts festgestellt wurde. Um festzustellen, ob Aflatoxin nach dem Vorfall in Niedersachsen auch in Handelsproben zu finden ist, wurden am Landwirtschaftlichen Zentrum BadenWürttemberg (LAZBW), Milchwirtschaft Wangen, ca. 50 Milchproben verschiedener Hersteller untersucht. Eine Belastung mit dem Pilzgift war in keiner der Proben nachweisbar. Fazit: Die eingangs gestellte Frage, ob Milch sicher ist, kann eindeutig mit ja beantwortet werden. Die PestizidAltlasten treten immer mehr in den Hintergrund. Neuartige Schadstoffe aus der Reinigung und Desinfektion oder als Folge krimineller Machenschaften machen aber deutlich, dass die Milch im Sinne des vorbeugenden Verbraucherschutzes weiterhin streng kontrolliert werden muss. Mit dem LAZBW, Milchwirtschaft Wangen, steht der baden-württembergischen Milchwirtschaft dazu ein kompetenter Ansprechpartner und Dienstleister zur Verfügung. Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) Agrarforschung Grundwasserschutz im Weinbau unter 50 kg Nitratstickstoff/ha in Böden bis 90 cm Tiefe gemessen. Nur in wenigen Ausnahmefällen waren die Werte erhöht. In Neuanlagen sind dagegen die Nitratstickstoffgehalte, bedingt durch die Rodung der Altanlage und durch intensive Bodenbearbeitung, meist wesentlich höher als in Ertragsanlagen. Im Mittel der Jahre 2010 bis 2012 wurden dort im Oktober 107 kg Nitratstickstoff/ha in 0 bis 90 cm Bodentiefe gemessen. Mit 2,4 % Neupflanzungen der bestockten Rebfläche im Jahr 2012 ist der Flächenanteil allerdings gering. Phacelia und Buchweizen binden Nitrate D ie Europäische Wasserrahmenrichtlinie hat das Ziel, Wasser flächendeckend zu schützen. Diese Richtlinie gilt sowohl für Oberflächengewässer als auch für das Grundwasser. Bis zum Jahr 2015 muss demnach der „gute Zustand“, für den Zielwerte und Umweltqualitätsnormen festgelegt wurden, erreicht werden. Somit darf im Grundwasser ein Nitratgehalt von 50 mg pro Liter Wasser nicht überschritten werden. Regierungspräsidium Freiburg werden Möglichkeiten für ein optimiertes Bodenmanagement untersucht und veranschaulicht. Zudem werden Beratungsempfehlungen für die Düngung und Bodenpflege in Junganlagen erarbeitet und erstellt. Im Fokus stehen neben der Minimierung des Nitratauswaschungsrisikos die optimale Wüchsigkeit von Junganlagen sowie die Weinqualität und -quantität in Ertragsanlagen. Forschungs- und Beratungsprojekt In Baden-Württemberg wurden bereits „gefährdete Grundwasserkörper“ (gGWK) ermittelt, in denen die geforderten Ziele voraussichtlich bis zum Jahr 2015 nicht erreicht werden können. Daraufhin wurde, bezogen auf zwei gefährdete Grundwasserkörper in Südbaden, das Beratungs- und Forschungsprojekt „Standort- und witterungsabhängige Bodenpflege und Stickstoffdüngung im Weinbau“ ins Leben gerufen. In diesem Projekt wird in verschiedenen Weinbaubetrieben das derzeitige Bodenpflege- und Stickstoffmanagement sowie der potentielle Nitrataustrag ermittelt. Zusammen mit Betriebsleitern, mit der Weinbau- und Wasserschutzberatung sowie mit dem Geringes Nitratauswaschungsrisiko in Ertragslagen In betriebsüblich bewirtschafteten Ertragsanlagen wurden jeweils im Oktober der Jahre 2010 bis 2012 nur geringe Nitratstickstoffgehalte von Begrünung in Junganlagen Versuche in den Jahren 2011, 2012 und 2013 zeigten, dass im Pflanzjahr eine Begrünungseinsaat in jeder 2. Gasse bereits im Sommer Nitrat aufnehmen kann, ohne den Jungreben zu schaden. Voraussetzung ist, dass der Pflanzstreifen mechanisch offen gehalten wird und die Reben nicht von der Begrünung überwachsen werden. Eine Begrünungsmischung aus Phacelia und Buchweizen ist zudem gut kontrollierbar und schützt den Boden vor Erosion. Über den Winter sollte dann allerdings auch die offen gebliebene Gasse begrünt werden. Der in der Begrünung gespeicherte Stickstoff steht dann in den Folgejahren den Reben wieder zur Verfügung. Staatliches Weinbauinstitut (WBI Freiburg) Weinbauberatung zum Grundwasserschutz 27 27 Agrarforschung Das EU-Schulfruchtprogramm – ein Erfolgsmodell V iele Kinder essen zu wenig Obst und Gemüse. Dabei liefern Früchte viele wertvolle Inhaltsstoffe, wie Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe. Da sich die Ernährungsgewohnheiten vorwiegend in der Kindheit ausbilden, hat die Europäische Union mit dem Schuljahr 2009/10 das EU-Schulfruchtprogramm ins Leben gerufen. Die Mitgliedstaaten erhalten derzeit jährlich 90 Mio. Euro für Früchtelieferungen an Schulen und vorschulische Einrichtungen. Viele Sponsoren in Baden-Württemberg Baden-Württemberg stehen von den EU-Geldern jährlich rund 2,5 Mio. Euro zur Verfügung. Damit werden 50 % der Nettokosten für die Früchtelieferungen an Schulen und Kindertageseinrichtungen gedeckt. Die Kofinanzierung der EU-Beihilfe wird durch Sponsoren getragen. Bisher unterstützen vor allem Gemeinden, Fördervereine, Eltern, Lieferanten und Unternehmen aus der Wirtschaft das Schulfruchtprogramm. Die Teilnehmerzahlen machen deutlich, dass sich das Sponsorenmodell in Baden-Württemberg, das vor allem auf Eigeninitiative und Kreativität der Akteure vor Ort beruht, als Erfolgsmodell erweist. 28 Was im Februar 2010 mit der Auftaktveranstaltung an der Wilhelmsschule in Stuttgart-Untertürkheim begann, hat sich mittlerweile zu einem landesweiten Programm entwickelt, an dem über 1.500 Einrichtungen mit mehr als 220.000 Kindern und Jugendlichen teilnehmen. Tendenz steigend (siehe Grafik). Erfolgsfaktor pädagogische Begleitung Ein wichtiger Faktor für den Erfolg des Schulfruchtprogramms ist die pädagogische Begleitung. Gemeinsame Frühstückspausen und das Thematisieren von Ernährungsfragen im Unterricht tragen dazu bei, die Kinder zu sensibilisieren und für eine obst- und gemüsereiche Ernährung zu begeistern. Zur Unterstützung der pädagogischen Begleitung vermittelt die Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL) Fachkräfte der Landesinitiative BeKi – Bewusste Kinderernährung, die u. a. praxisorientierte Einsätze rund um Obst und Gemüse mit den Kindern gestalten. Des Weiteren werden den Einrichtungen auf www.ernaehrung-bw.info Arbeitsmaterialien zum Download angeboten. Ein weiterer Baustein der pädagogischen Begleitung ist der „Tag der Schulfrucht“, der erstmalig in BadenWürttemberg am 10. Juni 2013 vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz und der LEL organisiert wurde. An diesem landesweiten Aktionstag haben sich mehr als 100 Einrichtungen beteiligt und tolle Aktionen auf die Beine gestellt, z. B. Besichtigungen von Obsthöfen, Ausflüge aufs Erdbeerfeld, ein gemeinsames Früchte-Frühstück mit den Eltern und einen Obst- und GemüseSinnesparcours. Hier wurde deutlich, dass die regelmäßigen Schulfruchtlieferungen sehr geschätzt werden. Das Programm kommt gut an Die Kinder sind vom SchulfruchtProgramm begeistert und wünschen sich, dass die Lieferungen mit Obst und Gemüse weitergehen. Auch das gemeinschaftliche Esserlebnis kommt bei den Kindern richtig gut an. Dies zeigte eine Befragung von 500 Schülerinnen und Schülern einer 3. und 4. Klasse im letzten Schuljahr. Auch die Mehrzahl der befragten Lehrerinnen und Lehrer ist der Meinung, dass die Kinder vom Programm profitieren. Weitere Infos unter: www.schulfrucht-bw.de. Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL) Agrarforschung Bodenbearbeitung ohne Pflug Flächenleistung ist höher. Aber die Kosteneinsparungen bei Betrieben mit niedriger Flächenausstattung sind letztlich zu gering, als dass es sich lohnen würde, die teuren Spezialmaschinen anzuschaffen. Direktsaatverfahren führen deshalb in den landwirtschaftlichen Betrieben Baden-Württembergs ein Nischendasein, wohingegen sich die Mulchsaat im letzten Jahrzehnt in erosionsanfälligen Agrarlandschaften wie dem Kraichgau flächendeckend etabliert hat. D ie Erfindung des Pfluges war eine der wichtigsten technologischen Entwicklungsschritte in der Menschheitsgeschichte. Der Pflug hat den Ackerbau revolutioniert und die Erträge deutlich gesteigert. Die Bodenbearbeitung mit dem Pflug hat aber auch Nachteile: Nach dem Pflügen bleibt eine unbedeckte Bodenoberfläche zurück, die für Erosion durch Wasser und Wind besonders anfällig ist. Der Pflug zerstört das Porensystem des Oberbodens, und im Bereich der Pflugsohle kommt es zu Verdichtungen. Das Pflügen unterbricht auch den Lebenszyklus vieler Organismen, wie z. B. der Regenwürmer, die zur Struktur, Stabilität und Fruchtbarkeit des Bodens beitragen. Pflug, Mulchsaat und Direktsaat im Vergleich Das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) beschäftigt sich daher – gemeinsam mit Partnern aus Hochschulen und der Praxis – mit Alternativen zum Pflug. Seit 1995 werden im Forschungsprojekt „Systemvergleich Bodenbearbeitung“ auf verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben in unterschiedlichen Natur- räumen praxisnahe Versuche durchgeführt und die Bodenbearbeitungsverfahren mit Pflug, Mulchsaat und Direktsaat verglichen. Bei Mulchsaat wird der Boden vor der Aussaat flach bearbeitet, so dass Reste der Vorfrucht an der Oberfläche bleiben. Bei Direktsaat wird mit Spezialmaschinen – ohne Bodenbearbeitung – direkt in die Rückstände der Vorfrucht gesät. Mulchsaat besser als Direktsaat Die langjährigen Untersuchungen belegen die positiven ökologischen Wirkungen von pfluglosen Bearbeitungsverfahren: Bodenstruktur, Infiltrationsfähigkeit und gespeicherte Wassermenge verbessern sich, und die Anzahl der Regenwürmer nimmt zu. Aber es gibt auch Nachteile. Insbesondere beim Direktsaatverfahren sind die Erträge im Mittel der Jahre geringer, was vor allem an schlechteren Keimungsbedingungen und Problemen mit Beikräutern, Schnecken und Mäusen liegt. Dieses Verfahren erfordert deshalb auch einen erhöhten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Die Direktsaattechnik bietet zwar wirtschaftliche Vorteile: Der Arbeitsaufwand und Zugkraftbedarf sind geringer, und die Streifenbearbeitung – neues Verfahren überzeugt Neu im Versuchsprogramm ist seit 2012 das Verfahren der Streifenbearbeitung, das auf dem Versuchsbetrieb Stifterhof durchgeführt und dessen Ergebnisse mit denen der Mulchund Direktsaat verglichen werden. Beim Verfahren der Streifenbearbeitung lockert man im Boden nur einen schmalen Streifen, in welchen das Saatgut abgelegt wird. So lassen sich die Vorteile herkömmlicher Bearbeitung, wie die schnelle Erwärmung und der gleichmäßige Feldaufgang, mit einem guten Erosionsschutz kombinieren, der durch die nicht aufgelockerten Bereiche gewährleistet wird. Hinzu kommt, dass – wann immer möglich – Zwischenfruchtgemenge eingesät werden. Folge: Die Böden sind immer bedeckt und werden biologisch gelockert, Beikräuter werden unterdrückt, und die Versorgung mit Humus wird verbessert. In den USA sind solche Anbausysteme schon länger verbreitet und unter dem Begriff „conservation agriculture“ bekannt. Das LTZ leistet mit seinen Versuchen einen wichtigen Beitrag dazu, dass auch unsere landwirtschaftlichen Betriebe die Verfahren des „konservierenden Ackerbaus“ kennenlernen. Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) 29 29 Agrarforschung Stallklimatisierung verbessert Tierwohl N eben der Einhaltung von gesetzlichen Vorgaben ist es das Bestreben der Tierhalterinnen und Tierhalter, das Wohl ihrer Tiere zu optimieren. Dazu zählt auch eine angenehme Raumtemperatur in den Ställen. Da das Schwein nicht über die Haut schwitzen kann, ist es sehr wichtig, eine für das Tier angenehme Raumtemperatur zu bieten. Auch darf die relative Luftfeuchtigkeit nicht zu hoch sein, da sonst bei den Schweinen die Kühlung über die Hechelatmung nicht mehr funktioniert. In der Schweinemast liegen – abhängig vom Körpergewicht der Schweine – die adäquaten Raumtemperaturen zwischen 20°C und 24°C und die optimale relative Luftfeuchtigkeit zwischen 60 und 80 %. Bewertung von Kühlsystemen An heißen Sommertagen sind, insbesondere für schwerere Schweine, tiergerechte Stalltemperaturen fast nur durch eine zusätzliche, baulichtechnische Kühlanlage zu erreichen. Im Rahmen eines durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) beauftragten und durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) geförderten Forschungsprojekts wurde vom Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg in Kooperation mit dem Institut für Agrartechnik der Universität Hohenheim untersucht, welchen Einfluss und welche Auswirkungen verschiedene Kühlsysteme auf das Tierwohl haben. Die drei bewerteten Kühlsysteme waren eine Hochdruckbefeuchtung (HDB) der Abteilluft mittels Wasserdüsen, ein Kühlpad am zentralen Lufteintritt des Stalles sowie die Zuluftführung durch den Betonunterbau, die sogenannte „Unterflurzuluft“. Hitzestress vermeiden Werden die Parameter Temperatur und relative Luftfeuchtigkeit im so genann- 30 temperature humidity heat stress index (THI) bei verschiedenen Kühlvarianten (Sollwert < 85) ten „temperature humidity heat stress index“ (THI) zueinander in Beziehung gesetzt, erhält man einen aussagekräftigen Parameter zur Bewertung von Hitzestress bei Nutztieren. Dies ist vor allem für Schweine von enormer Bedeutung. Die Folgen einer zu warmen und/oder zu feuchten Raumluft sind einsetzende Hechelatmung und damit Hitzestress für die Tiere. Die Tiere reagieren dann mit verminderten biologischen Leistungen, im Einzelfall kann der Hitzestress sogar zum Tod der Tiere führen. Der kritische Wert für den temperature humidity heat stress index (THI) wird für Tiere in der Schweinemast im Gewichtsbereich zwischen 30 und 120 kg Lebendmasse mit 85 angegeben. Vorteile für Unterflurzuluft und Kühlpad Die obige Abbildung stellt die Messergebnisse für einen heißen Tag im Jahr 2012 dar. Es wird deutlich, dass das System der Unterflurzuluft (aufgrund des ausgewogenen Verhältnisses zwischen Kühlleistung und relativer Luftfeuchte) und auch das Kühlpad (aufgrund seiner sehr hohen Kühlleistung) unterhalb des Grenzwerts bleiben und somit für das Tierwohlbefinden sehr positiv zu bewerten sind. Im Stallabteil ohne baulich-technische Kühlung wurde der Grenzwert dagegen im Tagesverlauf deutlich überschritten. Gleiches gilt – wenn auch weniger ausgeprägt – für die Hochdruckbefeuchtung (HDB). Das eingesprühte Wasser hebt die Luftfeuchtigkeit im Raum zu sehr an und lässt damit den THI über die kritische Marke von 85 steigen. Fazit: Eine angenehme Raumtemperatur dient dem Tierwohl. Diese Raumtemperatur kann an heißen Tagen durch adäquate baulich-technische Kühlsysteme erreicht werden. Dabei ist zu beachten, dass die Qualität des Stallklimas in der Schweinehaltung nicht nur von der Raumtemperatur, sondern stets auch von der relativen Luftfeuchtigkeit abhängt. Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg (LSZ) Agrarforschung Neue Lehrpläne für den Ökolandbau I m November 2013 startete am Kompetenzzentrum Ökologischer Landbau (KÖLBW) in Emmendingen die erste Landesfachschulklasse Ökolandbau. Unter Federführung der Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL) wurden dazu neue Lehrpläne erstellt. Der Fokus der neuen Lehrpläne ist zwar auf den ökologischen Landbau gerichtet, aber sie tragen auch einem Fachschulkonzept Rechnung, das sich durch seine Struktur – Vollzeitschuljahr mit vorgeschaltetem fachpraktischen Jahr – von den anderen Fachschulen unterscheidet. Auch wurden die bisherigen Lehrpläne für Betriebswirtschaft/ Unternehmensführung und die Lehrpläne in den produktionstechnischen Fächern zu einem Lehrplan zusammengefasst. Steigerung der Kompetenzen auf allen Feldern Hauptziel der neuen Lehrpläne ist es, Basisqualifikationen im Ökolandbau zu vermitteln: landwirtschaftliche Fachkompetenz, ein fundiertes Informationsmanagement, organisatorisches Know-how und nicht zuletzt der partnerschaftliche Umgang in der bäuer- lichen Familie. Die neuen Lehrpläne sollen wichtige Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler stärken. Dazu gehören die Fähigkeit zu umfassender Beurteilung, Optimierung und Weiterentwicklung vorhandener Produktionsverfahren sowie die Planung zukunftsorientierter Produktionsverfahren im ökologischen Landbau, die Kenntnis der guten fachlichen Praxis unter besonderer Berücksichtigung der Anforderungen im ökologischen Landbau (z. B. Gesichtspunkte der Kreislaufwirtschaft), Kenntnisse der Unternehmensführung (u. a. Unternehmensziele, Qualitätsmanagement, Erfolgsmaßstäbe), die Fähigkeit, betriebliche Schwachstellen zu erkennen und konsequent beseitigen zu können, das Bewusstsein für die Zusammenhänge von Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft sowie umfassende Kenntnisse über die Bedeutung des ökologischen Landbaus zur Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen. Die Schülerinnen und Schüler vertiefen bis zu ihrem Abschluss als „Wirtschafter/-in für Landwirtschaft – Fachgebiet Ökologischer Landbau“ sowohl ihr Wissen als auch ihre praktischen Fähigkeiten im Ökolandbau. Sie werden befähigt, ein landwirtschaftliches Unternehmen wirtschaftlich, ökologisch und sozial zu führen. Nach Ablauf des ersten Schülerjahrgangs der Landesfachschulklasse Ökolandbau werden die neuen Lehrpläne, basierend auf den ersten Erfahrungen, durch die LEL evaluiert, angepasst und weiterentwickelt. Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL) 31 31 Agrarforschung Raps statt Soja – Alternativen in der Milchviehfütterung 2008 wurde dann der Rapskuchen durch Biertreber ersetzt. Inzwischen werden auch Ackerbohnen und Kleegras angebaut, um die Eiweißversorgung aus eigenem Anbau zu verbessern. Ergebnis der Studie: Die Milchleistung konnte nach der Umstellung von Sojaauf Rapsprodukte sogar gesteigert werden. In Bezug auf die Fruchtbarkeit gab es keine Veränderung. Die Umstellung auf Rapsprodukte und Biertreber hatte zur Folge, dass weniger Getreide in den Milchviehrationen eingesetzt werden musste. Foto: Dr. Nußbaum A ktuell werden in Baden-Württemberg in der Nutztierfütterung erhebliche Mengen an Sojaextraktionsschrot amerikanischer Herkunft eingesetzt. Diese Futtermittelimporte werden zunehmend kritisch hinterfragt. Futtermittel dort zu erzeugen, wo sie verbraucht werden, macht daher Sinn; vor allem dann, wenn auch wirtschaftliche Gründe dafür sprechen und Erzeugung, Verarbeitung und Verbrauch die Wertschöpfung in der Region steigern. Hinzu kommt, dass die Futtermittel möglichst GVO-frei sein sollen (d. h. ohne gentechnisch veränderte Organismen). GVO-freie Fütterung wird zunehmend auch von Molkereien für Produkte im höheren Preissegment verlangt. Das Problem: GVO-freier Sojaextraktionsschrot (Sojaschrot) ist knapp und teuer. Wer in der Milchviehfütterung auf GVOSojaschrot verzichten will, muss daher nach Alternativen Ausschau halten. Hierfür stehen derzeit im Wesentlichen folgende Futtermittel zur Verfügung: Rapsprodukte und andere Ölsaaten 32 Rapsexpeller (=Rapskuchen), Rapsextraktionsschrot (=Rapsschrot), Rapsschrote mit reduziertem Proteinabbau im Pansen, Sonnenblumenextraktionsschrot Körnerleguminosen Ackerbohnen, Erbsen, Lupinen Grünlandprodukte und Ackerfutter Eiweißreiche Grünlandaufwüchse, eiweißreiches Feldfutter wie Rotklee, Kleegras, Luzerne Sonstiges Biertreber, Maiskleberfutter, Getreideschlempeprodukte Die besten Alternativen zu Sojaschrot sind Rapschrot, Rapskuchen und Biertreber. Aktuell wird im Rahmen des Projekts „Eiweißinitiative des Landes Baden-Württemberg“ aber auch der Anbau von traditionellen Körnerleguminosen forciert. Rohproteingehalte in wichtigen Eiweißfuttermitteln Im Vergleich zu Sojaschrot haben alle Alternativfuttermittel geringere Gehalte an Rohprotein. Dies bedeutet, dass in der Milchviehfütterung höhere Mengen eingesetzt werden müssen, um die gleiche Versorgung zu erreichen. Höhere Milchleistung und günstigere Preise Das Landwirtschaftliche Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) hat diese Entwicklung sehr frühzeitig erkannt und in zahlreichen Versuchen nachgewiesen, dass Rapsprodukte aus heimischem Anbau Sojaschrot in der Wiederkäuerfütterung zu 100 Prozent ersetzen können. Das LAZBW verzichtet daher bereits seit Januar 2005 auf den Einsatz von importiertem Sojaschrot. Zuerst wurden Rapsschrot und Rapskuchen eingesetzt. Im Jahr Auch dies ist aus ernährungsphysiologischer Sicht für die Milchkuh ein Vorteil. Hinzu kommt: Rapsprodukte sind auch wirtschaftlicher. Der Vergleichspreis für die Hauptnährstoffe aus Rapsfuttermitteln liegt regelmäßig unter dem für Sojaschrot. Zum Preisvergleich hat das LAZBW – gemeinsam mit der LEL Schwäbisch Gmünd – eine einfache EDV-Anwendung („Vergleichswert Futter“) entwickelt, die nun in der Fütterungsberatung breit eingesetzt wird. Mit der verstärkten Einbeziehung von Klee und Luzerne in die Ackerfruchtfolge wird zudem an der betriebseigenen Eiweißversorgung aus Grundfutter gearbeitet, um zukünftig noch unabhängiger von Zukaufs-Eiweißfuttermitteln zu werden. Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) Agrarforschung Qualitätssicherung - Vorreiter Baden-Württemberg GQSBW steht als Papier-, Online- und PC-Version zur Verfügung (weitere Infos siehe: www.gqs-bw.de). BVSH Rendsburg LMS Schwerin LK NRW Münster LfULG Pillnitz DLR Montabaur LLH Wächtersbach LEL Schwäbisch Gmünd LfL München © I n den letzten Jahren hat in der Landwirtschaft die Regelungsdichte in Form von Verordnungen, Gesetzen oder Vorgaben privatwirtschaftlicher Qualitätssicherungssysteme stetig zugenommen. Rückmeldungen aus der Praxis zeigen, dass Landwirtinnen und Landwirte sich schwer tun, die Fülle der Anforderungen an ihre Betriebe voll zu überblicken und umzusetzen. Hinzu kommen vielfältige Eigenkontroll- und Dokumentationspflichten. Bei all dem den Durchblick zu behalten, gut organisiert und auf dem aktuellen Stand zu sein (und zu bleiben), ist heute ein Muss für alle landwirtschaftlichen Betriebe. GQSBW - das zentrale System zur Qualitätssicherung Die Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL) hat deshalb bereits im Jahr 2002 das System „GQSBW - Gesamtbetriebliche Qualitäts-Sicherung für landwirtschaftliche Unternehmen in Baden-Württemberg“ entwickelt. GQSBW enthält eine jährlich aktualisierte Zusammenstellung, die die verschiedenartigen Anforderungen an die Landwirtschaft in einem System übersichtlich und für Landwirtinnen und Landwirte gut lesbar bzw. umsetzbar zusammenfasst. Neben den Vorschriften von Cross Compliance und dem landwirtschaftlichen Fachrecht sind alle Vorgaben der wichtigen privatwirtschaftlichen QSSysteme (QS, GlobalGAP, QS-GAP, QM-Milch und KAT) und die Richtlinien der ökologischen Anbauverbände (Bioland, Demeter, Naturland, Gäa und Biokreis) eingearbeitet. Hinzu kommen landesspezifische Regelungen, wie z.B. das QZBW und MEKA. GQSBW ermöglicht die Eigenkontrolle mittels Checklisten, die Büroorganisation mit Ablageplänen und Vordrucken sowie die Informationsvermittlung anhand von Merkblättern. GQSBW ist modular aufgebaut und passt sich auf Tastendruck individuell an jeden Betrieb an. Richtungsweisende Kooperationen auf Bundesebene Qualitätssicherung ist natürlich kein spezifisch baden-württembergisches Thema. Das GQS wird deshalb bereits seit 2005 im Rahmen einer Kooperation mit den Ländern Bayern, RheinlandPfalz, Hessen und Sachsen unter Federführung der LEL weiterentwickelt und aktualisiert. Zuletzt wurde die Kooperation 2012 um das Land MecklenburgVorpommern erweitert. Seit 2012 wird GQS auch vom Bauernverband Schleswig-Holstein e.V. und der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen eingesetzt. Im Rahmen der GQS-Kooperation werden von der LEL für alle Partnerländer jährlich länderspezifische GQSVersionen erstellt. Neben den bundesweit gültigen Regelungen enthalten diese auch die Anforderungen des jeweiligen Landesrechts sowie die Anforderungen regionaler Qualitätssicherungsprogramme und Agrarumweltmaßnahmen. Hohe Effizienz und Qualität Die Bündelung der Kräfte durch die GQS-Kooperation schaffte nicht nur die Voraussetzung für eine hohe Effizienz, sie ermöglichte auch ein hohes, von jedem alleine nicht erreichbares Niveau der Qualitätssicherung. Hinzu kommt der intensive Wissenstransfer innerhalb der Kooperation, die kostensenkende gemeinsame EDV-Entwicklung und die gemeinsame Kommunikation gegenüber Landwirten und Medien. Kooperation lebt von einer engen, vertrauensvollen Zusammenarbeit, die auf gegenseitigen Respekt und Offenheit, aber auch Verbindlichkeit setzt. Mit der GQS-Kooperation ist dies sehr gut gelungen. Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL) 33 33 Agrarforschung Tschechische Pferde in Marbach Achtspänner Kladruby I nternationale Zusammenarbeit wird in Marbach großgeschrieben. In Marbach ist der Sitz der Vereinigung der europäischen Staatsgestüte (ESSA), die sich für den Erhalt der Gestütskultur, für bedrohte Pferderassen und für die nachhaltige Entwicklung der traditionellen Zuchtstätten rund um das Pferd einsetzt. Dem ESSA-Netzwerk gehören rund 30 der renommiertesten Gestüte Europas an – eine gute Basis für viele gemeinsame Projekte. Gastland Tschechien Wie solche Kooperationen aussehen können, erlebten die Gäste der Marbacher Hengstparaden im Herbst 2013. Rund 20 Pferde aus dem Gastland Tschechien begeisterten das Publikum. Das Nationalgestüt Kladruby nad Labem, die Hengstdepots Písek und Tlumacov sowie der Zuchtverband der Kinsky-Pferde hatten zwei- und vierbeinige Akteure auf die Schwäbische Alb geschickt und bereicherten die traditionelle Gestütsschau mit seltenen Spezialrassen und hoher Leinenkunst. Die goldenen Kinsky-Pferde Die Zuchtgeschichte der goldenen Kinsky-Pferde ist eng mit der böhmischen Adelsfamilie Kinsky verbun- 34 den, die vom Habsburger Königshaus mit der Zucht von isabell- und falbfarbenen Pferden für die Kavallerie beauftragt wurde, um die Kavallerie mit „Farbtupfern“ zu bereichern. Oktavian Graf Kinsky war damals die Schlüsselfigur beim Aufbau von Pferdezucht, Parforcejagden und Hindernisrennen in Ostböhmen. Die Legende besagt, er habe sein eigenes Zuchtbuch gegründet, weil der Jockey-Club sich weigerte, ein isabellfarbenes Fohlen einzutragen. Nachdem die Familie im Jahre 1948 enteignet wurde und emigrierte, ging ihre Farbzucht Ende des 20. Jahrhunderts fast gänzlich im Tschechischen Warmblut auf. Das Kinsky-Pferd ist heute mit weniger als 1.000 Exemplaren eine der seltensten Pferderassen der Welt. Das Nationalgestüt Kladruby nad Labem Das Nationalgestüt Kladruby nad Labem war in Marbach mit prächtigen Altkladruber Schimmeln und Rappen vertreten, die vier- und achtspännig gefahren wurden und sowohl als Random als auch beim Hindernisfahren brillierten. Die Altkladruber sind die älteste, planmäßig gezüchtete Kulturpferderasse in Mitteleuropa. Bis 1918 wollte der Hof jederzeit über zwei tadellose Schimmel- und zwei RappAchterzüge verfügen. Heute bewähren sich die Altkladruber im nationalen und internationalen Sport. Rasante Zweiund Vierspänner überzeugen auf den Turnierplätzen in aller Welt - auch in Marbach. Die Landgestüte Písek und Tlumacov Die Landgestüte Písek und Tlumacovnahmen mit Norikern, Belgischen und Mährischen Kaltblütern an den Hengstparaden in Marbach teil. Während Písek dem böhmischen Teil Tschechiens als Hengstdepot dient, versorgt Tlumacov den mährischen Landesteil mit Beschälern. Heute sind in Písek 60 Warmblut-, Kaltblut- und Ponyhengste aufgestallt, während in Tlumacov rund 70 Hengste in den BeschälerBoxen stehen. Freundinnen und Freunde der europäischen Gestütskultur können sich schon auf das Marbacher Jubiläumsjahr 2014 freuen. Dann wird das Gestüt mit Partnern aus ganz Europa ein buntes Pferdefestival feiern – eine Reise durch die Pferdewelt Europas und 500 Jahre Geschichte! Haupt- und Landgestüt Marbach (HuL) Kurzmeldungen Feldhase – Bioindikator für eine intakte Feldflur Feldhase (Foto: Erich Marek) Noch ist der Feldhase bei uns flächendeckend verbreitet. Aber bei sehr intensiv betriebener Landwirtschaft und hoher Fuchsdichte macht er sich rar. Dies zeigen Feldhasenzählungen der Wildforschungsstelle beim LAZBW, die seit vielen Jahren in Zusammenarbeit mit der Jägerschaft durchgeführt werden. Die Ergebnisse machen deutlich, dass der Hase bei uns zwar noch nicht gefährdet ist, aber in wesentlich geringeren Bestandsdichten vorkommt als vor Jahrzehnten (nähere Infos siehe www.lazbw.de -> Wildforschungsstelle -> Wildtiererfassung). Nahrungsgrundlage des Feldhasen sind Gräser und Wildkräuter. Diese werden aber leider in einseitig genutzten Fluren zur Mangelware. Wo ungestörte Rückzugsflächen mit naturnaher Vegetation fehlen, unterliegen vor allem die Junghasen einer hohen Sterblichkeit. Im Grünland könnte der Feldhase wie im Schlaraffenland leben. Aber der häufigen Mahd mit immer schnelleren Maschinen und großen Arbeitsbreiten fallen ebenfalls viele Junghasen zum Opfer. Damit uns Meister Lampe als typischer Bewohner der Feldflur erhalten bleibt, sollten wir etwas für ihn tun. Jede Extensivierung und die meisten Agrarumweltmaßnahmen helfen ihm. Und: Blühstreifen im Feld bieten nicht nur Nahrung und Deckung, sie werten auch das Landschaftsbild auf und helfen vielen Tierarten - auch dem Feldhasen. Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) 50 Jahre überbetriebliche Ausbildung in Wangen Vor 50 Jahren war der Beruf des Molkereifachmanns nicht besonders attraktiv und nur wenige junge Leute wollten eine Lehre in der Molkerei beginnen. Hinzu kam, dass angesichts der zunehmenden Technisierung in der Molkereibranche immer höhere Anforderungen an die Mitarbeiter gestellt wurden. Beide Gründe führten dazu, dass 1963 die Lehrlingsausbildung in Wangen auf eine neue Grundlage gestellt wurde. Eine zweijährige, kostenlose überbetriebliche Ausbildung nebst freier Unterkunft und Verpflegung und ein abschließendes drittes Lehrjahr in einem Betrieb konnten die Lehre im Molkereifach in Baden-Württemberg wieder attraktiver gestalten. Die Kosten für die zweijährige Ausbildung in Wangen wurden aus der milchwirtschaftlichen Umlage bestritten. Das Erfolgsmodell Wangen konnte sich bundesweit schnell durchsetzen und ist heute, wenn auch in abgewandelter Form, in der Milchwirtschaft nicht mehr wegzudenken. Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) Biotopvernetzung Mit der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union ist ab 2014 eine stärkere Ökologisierung der Landwirtschaft, das sogenannte „Greening“, vorgesehen. Dazu gehört auch die Schaffung von ökologischen Vorrangflächen. Vor diesem Hintergrund begann das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) 2013 auf dem Versuchsbetrieb Rheinstetten-Forchheim mit einem Projekt der Biotopvernetzung, um die Artenvielfalt an Tieren und Pflanzen zu erhöhen und zu erhalten. Das so genannte Domänenkonzept umfasst Biotopmaßnahmen auf etwa sieben Prozent der Ackerfläche. Dabei Blühmischung wurden blühende Pflanzenbestände für Bienen und Hummeln, Äsungsflächen für Niederwild und Bruträume für Feldvögel geschaffen. Auch blühende Kultur- und Wildpflanzenarten zur Erzeugung von Biogassubstrat, Agroforststreifen und Kurzumtriebsplantagen erhöhen die biologische Vielfalt auf diesen Flächen. Entstanden ist ein beispielhafter Pilotbetrieb zur Umsetzung von Vorgaben der EU-Agrarpolitik, der nun auch für Demonstrationsund Beratungszwecke genutzt wird. Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) Gentechnikfreies Saatgut Die Untersuchung von Saatgut auf gentechnisch veränderte Samen konzentriert sich in Baden-Württemberg auf die Kulturarten Mais, Sojabohnen und Raps. Da die EU-Kommission keine Grenzwerte für gentechnische Veränderungen festgelegt hat, gilt für Saatgut das Prinzip der Nulltoleranz, egal ob es ökologisch oder konventio- Sojabohnen nell erzeugt wurde. Die Saatzucht- und Vertriebsfirmen müssen also dafür Sorge tragen, dass das angebotene Saatgut vollkommen frei von gentechnischen Veränderungen ist. Im Jahr 2013 hat das 35 35 Kurzmeldungen Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) 100 Mais-, 11 Soja- und 16 Raps-Saatgutpartien untersucht. Spuren von gentechnisch veränderten Organismen gab es lediglich in einer Maisprobe. Die betroffene Saatgutpartie wurde vom Züchter nicht in Verkehr gebracht. Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) Schwermetalle im Erntegut Infolge des historischen Bergbaus ist es im Schwarzwald und in angrenzenden Regionen des Oberrheingrabens zu teilweise großflächigen Bodenbelastungen mit Schwermetallen gekommen. Durch bestimmte Maßnahmen, wie beispielsweise den Anbau geeigneter Kulturarten oder das Kalken auf einen pH-Wert von 6,5 bis 7, kann die Aufnahme der Schwermetalle in die Pflanzen und damit überhöhte Werte in den Pflanzen zwar vermieden werden; der Erzeuger steht jedoch in jedem Fall in der Pflicht, in den belasteten Gebieten Rückstandsuntersuchungen durchführen zu lassen, damit die Ware, die vermarktet wird, die vorgeschriebenen Höchstgehalte sicher unterschreitet. Laborproben Das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) hatte im Jahr 2012 Vorernteproben von 65 Produktgruppen untersucht. In 15 Fällen wurden die Grenzwerte für Blei überschritten, in neun die Cadmium-Werte. Die auf den jeweiligen Flächen angebauten Erzeugnisse durften nach den Vorgaben des Lebensmittelrechts nicht in Verkehr gebracht werden. Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) 36 Projekt „BACCHUS“ – grenzüberschreitender Pflanzenschutz im Weinbau Unter der Projektträgerschaft des Staatlichen Weinbauinstituts (WBI) in Freiburg läuft seit Juli 2012 das Verbundprojekt „BACCHUS“. Dieses Projekt wird durch die Europäische Union und das Programm „INTERREG IV-Ober- BACCHUS-Partner rhein“ gefördert, wobei die Forschung zu nachhaltigen Pflanzenschutzstrategien im Weinbau – zusammen mit Wissenschaftlern aus Rheinland-Pfalz (DLR, JKI), dem Elsass (INRA, UHA, CNRS), Baden-Württemberg (KIT, Uni Freiburg) und der Schweiz (ZMB, FiBL, Agroscope) – vernetzt werden soll. Im Mittelpunkt der grenzüberschreitenden Kooperation stehen vor allem zwei Schwerpunktthemen: Zum einen besteht im Weinbau nach wie vor Bedarf daran, die frühen zellulären Ereignisse bei einer Infektion durch den Falschen Mehltau (Plasmopara viticola) aufzuklären. Erste Arbeiten liefern Hinweise darauf, dass sich die genetische Variabilität von Effektoren in P.viticola auf verschiedenen Rebsorten unterscheidet. Zum anderen sind Viruserkrankungen wie der Komplex der Reisigkrankheit (hervorgerufen durch das Grapevine fanleaf virus) bei der Weinrebe bisher nicht behandelbar. Hier wird nun intensiv nach Ansätzen zur Bekämpfung gesucht. Bei regelmäßigen Treffen spielt in der trinationalen Forschergemeinschaft der Austausch von Wissen und Material eine zentrale Rolle. Auch interessierte Weinkenner und Weinbaupraktiker sollen Zugang zu Forschungsergeb- nissen erhalten. Zur Unterstützung des öffentlichen Auftritts wurde eine Flyerserie entworfen und eine Projekthomepage eingerichtet (www.bacchusscience.eu), die stets aktuell über den Stand der Forschung informieren wird. Staatliches Weinbauinstitut (WBI Freiburg) Projekt „VineMan.org“ – biologische Bekämpfung von Rebkrankheiten Die angestrebte Reduzierung der Kupferausbringung im Pflanzenschutz und die immer häufiger auftretenden Wetterextreme stellen den ökologischen Weinanbau derzeit vor neue Herausforderungen. Aus diesem Grund wurde im Frühjahr 2012 das europäische Forschungsprojekt „VineMan.org“ (www.vineman-org.eu) ins Leben gerufen, dessen Partner innovative Konzepte zum Pflanzenschutz im ökologischen Weinanbau in Europa entwickeln. Neben dem Staatlichen Weinbauinstitut (WBI) in Freiburg sind an diesem Projekt acht weitere Kooperationspartner aus insgesamt fünf EU-Ländern (Deutschland, Italien, Österreich, Slowenien und Spanien) beteiligt. Im Rahmen des Projekts testet das WBI Naturstoffe auf ihre Resistenz induzierende Wirkung, um damit die pflanzeneigenen Abwehrmechanismen gegenüber Rebkrankheiten zu erhöhen. Finanziert wird „VineMan.org“ durch die jeweiligen nationalen Geldgeber der Partner des FP7 ERA-NET Projektes CORE Organic II. Im Falle des WBI wird das Vorhaben durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) unterstützt. Staatliches Weinbauinstitut (WBI Freiburg) Rückgewinnung von Phosphor Im Rahmen des im April 2012 an der LSZ Boxberg gestarteten Projektes „Phosphorrückgewinnung aus Schweinegülle“ wurde im Dezember 2013 eine Demonstrationsanlage zur Rückgewinnung von Phosphat aus Schweinegülle in Betrieb genommen. Das Forschungs- und Entwicklungs- Kurzmeldungen projekt wird zu je 50 % vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg sowie dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert. Unter Koordination des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) kooperiert die LSZ Boxberg mit Partnern aus der Wissenschaft, wie z.B. der Universität Hohenheim, und privaten Wirtschaftsbeteiligten bei der Entwicklung und Bewertung dieser neuen Verfahrenstechnik. Das Phosphat wird hierbei in einem dreistufigen Verfahren gewonnen: In der ersten Stufe wird die Gülle mittels Zitronensäure angesäuert. Diese erste Stufe zielt auf die Lösung des evtl. gebundenen Phosphats. In der zweiten Stufe werden mittels einer Siebtrommelpresse feste und organische Bestandteile der Gülle abgetrennt, bevor in der dritten Stufe die Kristallisation des gelösten Phosphats erfolgt. Ziel des Projektes ist es, durch die Rückgewinnung von Phosphor diesen immer knapper werdenden Rohstoff nachhaltig zu nutzen, Überdüngung in intensiven Veredelungsgebieten zu vermeiden sowie einen Beitrag zur Verbesserung der Agrarstruktur bei immer knapper werdender Flächenverfügbarkeit zu leisten. Die Phosphatrückgewinnung ist nicht nur ein aktiver Beitrag zum Umwelt- und Ressourcenschutz, sondern auch ein Beitrag zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit unserer landwirtschaftlichen Betriebe. Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg (LSZ) Neuer Maststall für mehr Tierwohl Am Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg (LSZ) entsteht derzeit ein neuer Schweinestall mit 190 Ferkelaufzuchtund 380 Schweinemastplätzen. Der neue Stall bietet durch seine bauliche und technische Ausgestaltung die Möglichkeit, verschiedene organische Beschäftigungsmaterialien sowie Einstreu in konventionellen Haltungsformen einzusetzen. Im Zentrum der Fragestellungen stehen die Wirkungen auf das Tierwohl. Ebenfalls ist der Einfluss des organischen Beschäftigungsmaterials auf das Gülle- und Entmistungssystem zu untersuchen. Darüber hinaus werden alle Haltungsverfahren ökonomisch bewertet, um konkrete Aussagen darüber treffen zu können, was ein Mehr an Tierwohl wirklich kostet. Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg (LSZ) LSZ Boxberg als Impuls- und Ideengeber Als Bindeglied zwischen den Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft bietet das Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg (LSZ) eine attraktive Plattform für praxisorientierte und branchenspezifische Fragestellungen in der Schweinefleischerzeugung. Im Mittelpunkt stehen die Umsetzung von mehr Tierwohl in der Nutztierhaltung, aber auch die Erhaltung einer nachhaltigen Schweinefleischerzeugung in Baden-Württemberg. Die LSZ wirkt aktiv an der Formulierung von Rahmenbedingungen für das Tierschutzlabel des Deutschen Tierschutzbundes mit und ist Wegbereiter für Lösungen auf der Basis von Tierindikatoren. So bewertet die LSZ z. B. die Kriterien des „Welfare Quality Assessment protocol for pigs“ auf ihre Praxistauglichkeit. Darüber hinaus werden in verschiedenen Forschungsprojekten die existierenden Haltungssysteme auf Gesichtspunkte des Tierwohls, aber auch auf ihre ökologischen und ökonomischen Wirkungen hin untersucht. Alle Erkenntnisse münden in das vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz initiierte Projekt „Perspektiven für die Nutztierhaltung in Baden-Württemberg – Impulse für eine vielfältige, tiergerechte und zukunftsfähige landwirtschaftliche Tierhaltung“. Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg (LSZ) Neuer Leiter in der Abteilung „Schweinezucht“ Seit April 2013 ist Reinhard Dingler neuer Leiter der Abteilung „Schweinezucht“ am Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg (LSZ). Er ist damit verantwortlich für die Mast- und Schlachtleistungsprüfung auf Station, für das Schlachthaus der LSZ und für alle Fragen rund um das Thema Fleischqualität. Aktuell bildet das Thema „Vermeidung von Geruchsabweichungen an Schlachtkörpern nicht kastrierter männlicher Tiere“ (Stichwort Ebermast) einen wichtigen Aufgabenschwerpunkt. Hierfür werden verschiedene Ansätze zur Reduzierung von Geruchsabweichungen untersucht und bewertet, wobei v. a. züchterische Ansätze eine funktionierende und praxistaugliche Möglichkeit darstellen. Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg (LSZ) Starkluft statt Chemie Bei Zierpflanzen kommt es zuweilen vor, dass Topfpflanzen, die im Gewächshaus noch kompakt standen, nach dem Verkauf durch zu üppiges Wachstum auf dem Balkon auffallen. In Gärtnereien wird dieser Effekt seit längerer Zeit durch den Einsatz von chemischen Wuchshemmstoffen verhindert. Doch es geht auch anders! Versuche an der LVG Heidelberg haben ergeben, dass mechanisch „gestreichelte Pflanzen“ kleinwüchsig bleiben. Sie fühlen sich gestresst und wachsen weniger stark. Ein Verbundprojekt der LVG Heidelberg und der Universität Hohenheim, gefördert aus dem Bundesprogramm Ökologischer Landbau, hat nun erforscht, ob das „Streicheln“ statt mit mechanischen Lappen auch mit Luftzug funktionieren kann. Doktorandin Yasemin Tasdemir hat untersucht, wel- 37 37 Kurzmeldungen che Luftreize das Wachstum bändigen können und wie sich der Lufteinsatz auf Menge und Zusammensetzung der pflanzeneigenen Hormone auswirkt. Mit Erfolg. Starkluft kann den Einsatz von Chemie ersetzen. Die technische Umsetzung des Luftstroms in Form eines „Luftwagens“ erfolgt derzeit in Zusammenarbeit mit einem mittelständischen Maschinenbauunternehmen. Ziel ist es, ein praxistaugliches Gerät zu entwickeln, das in Gärtnereien eingesetzt werden kann. Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg (LVG) die bereits vielfach verwendete, robuste und schnittverträgliche Japanische Hülse (Ilex crenata). Mit der im Vergleich zur bekannten Heckenberberitze weniger bedornten Buchsblättrigen Berberitze Berberis buxifolia `Nana´ und mit Dahphne arbuscula, als Vertreterin der Seidelbastgewächse, stehen dem Pflanzenliebhaber ebenfalls langsam wachsende, mit buchähnlichem Laub versehene, kompakte und winterfeste Alternativen zu Verfügung. Die LVG Heidelberg wird die Sortenprüfung auch in Zukunft ständig erweitern. Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg (LVG) Sorgenkind Buchsbaum Japanische Hülse Aus aktuellem Anlass werden an der LVG Heidelberg Versuche hinsichtlich alternativer Bepflanzungen zum Buchsbaum durchgeführt. Vielseitig verwendbar und beliebt kommt der Buchsbaum dennoch seit einigen Jahren verstärkt in die Schlagzeilen. Grund hierfür ist zum einen das Buchsbaumsterben, verursacht durch den pilzlichen Erreger Cylindrocladium buxicola, und zum anderen der Buchsbaumzünsler (Cyddalima perspectalis). Letzterer verbreitet sich seit 2007 unaufhaltsam entlang der Rheinschiene von Süd nach Nord. Besonders betroffen ist dabei die beliebteste und bisher am meisten verwendete Art Buxus sempervirens ‚Suffruticosa‘. Alternativen sind also gefragt. Ein echtes Pendant zum Buchs mit dessen vielen positiven Eigenschaften ist sehr schwierig zu finden. Dennoch hat sich bereits ein kleines Sortiment geeigneter Alternativpflanzen etabliert, allen voran 38 Italienische Austauschstudenten zu Gast in Heidelberg An der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg (LVG) wird internationale Zusammenarbeit großgeschrieben. So verbrachten italienische Studierende des Instituto Agrario, Fondazione Edmund Mach, aus San Michele all‘ Adige (Trentino) (www.fmach.it) sechs Wochen an der LVG. Die Studenten absolvieren derzeit in Italien eine zweijährige Ausbildung zum Tecnico Superiore del Verde, vergleichbar mit dem Techniker-Beruf in Deutschland. Die italienische Gruppe bekam ein abwechslungsreiches und praxisnahes Programm geboten. Um den italienischen Studierenden einen Einblick in die Bereiche Garten- und Landschaftsbau, Zierpflanzenbau und Baumpflege zu ermöglichen, standen eine Reihe von Fachvorträgen und Besichtigungen sowie ein intensiver Praxisunterricht auf dem Programm. Ergänzt wurde das Angebot durch ein dreiwöchiges Praktikum in ortsansässigen Betrieben des Garten- und Landschaftsbaus, der Baumpflege und bei der LVG. Der Aufenthalt der Austauschstudenten aus San Michele ist ein wichtiger Schritt, um die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ausbildungsstätten zu vertiefen und den Studierenden Erfahrungen in Bereichen des deutschen Gartenbaus zu ermöglichen. Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg (LVG) Südländische Rebsorten in Baden-Württemberg? Klimawandel ist in aller Munde. Um dessen Einfluss auf den Weinanbau in Württemberg zu überprüfen, wurde an der Staatlichen Lehr- und Ver- Südeuropäische Weinsorte Syrah suchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) in Weinsberg ein Rebensortiment mit internationalen Rebsorten gepflanzt (Syrah, Frankreich, Australien; Tempranillo, Spanien; Malbec, Argentinien; Pinotage, Südafrika; Zinfandel, Kalifornien und Nebbiolo, Italien, Piemont). Aus dem Anbauversuch sollen neue Erkenntnisse über den Anbau der Trauben sowie die Traubenreife bei unterschiedlichen Klimabedingungen und Witterungsereignissen gewonnen werden. Wichtig ist auch, die geschmacklichen Eigenschaften und den Charakter der entstehenden Weine unter unseren Klimabedingungen kennenzulernen. Die Nachfrage nach diesen Weinen aus heimischem Anbau ist vorhanden. Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO) Beerenobst im „Glashaus“ In Baden-Württemberg werden auf 1.551 ha Beerenobst erzeugt. Insgesamt lag die Erntemenge 2013 bei 7.946 Tonnen. Diese Früchte enthalten viele wertvolle Inhaltsstoffe und sind daher wichtiger Bestandteil einer gesunden Ernährung. Der Anbau von Beerenfrüchten erfolgt in den Hauptanbaugebieten der südlichen Rheinebene, am Bodensee und im Raum Heilbronn, normalerweise im Freiland. Inzwischen werden aber auch 27 ha unter begehbaren Folientunneln oder hohen Folienüberdachungen kultiviert. Besonders bei Himbeeren nimmt der Kurzmeldungen Trend zum geschützten Anbau zu. Die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt (LVWO) Weinsberg begleitet die Beerenproduzenten im Rahmen von Versuchen in den Themenbereichen Produktionstechnik, Sortenwahl, Nährstoffbedarf und Bewässerungsmanagement, um hohe Erträge und gute Fruchtqualitäten zu erzeugen. Durch Überdachung können Ausfälle durch starke Niederschläge und Fruchtfäulen sowie Schäden durch Sonnenbrand vermieden werden. Hinzu kommt der Einsatz von Nützlingen zur Abwehr von Schädlingen (z.B. Spinnmilben), der im geschlossenen Anbau effektiv funktioniert. Darüber hinaus ist die Steuerung der Erntetermine im geschützten Anbau möglich. So können vor und nach der Hauptreifezeit in der Regel höhere Preise erzielt werden. Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO) Weindozenten stärken Weintourismus An der LVWO Weinsberg haben zwölf Weinerlebnisführer die Auszeichnung zum Weindozenten erhalten. Die neue Ausbildung zum Weindozenten baut auf die erfolgreiche Ausbildung zum Weinerlebnisführer auf, zu der sich seit 2008 über 100 Teilnehmer aus ganz Württemberg qualifiziert haben. Ziel ist es, der gestiegenen Nachfrage nach Weinseminaren in der württembergischen Weinwirtschaft gerecht zu werden. Die Dozenten wurden ausgebildet, um anspruchsvolle Weinseminare zu den verschiedensten Themen auszuarbeiten und durchzuführen. Sie vermitteln zeitgemäßes Weinwissen auf anschauliche Art an Gäste, Weinkunden, Gastronomie und Handel. Aromarad Schwerpunkt im Lehrplan ist die pädagogische Ausbildung, verbunden mit intensiven Trainingstagen und praktischen Übungen. Zur Prüfung gehört auch die Ausarbeitung und die Präsentation eines Seminars. Mit den zwölf neuen Weindozenten stehen nun hervorragende Multiplikatoren und Dienstleister für Weinwirtschaft, Gastronomie und Kommunen zur Verfügung. Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO) Artenvielfalt - Maßnahmenkatalog online verfügbar Im Rahmen des Modellvorhabens „Gesamtbetriebliche Beratung zur biologischen Vielfalt der Kulturlandschaft“ wurde ein Maßnahmenkatalog Artenvielfalt erarbeitet und ins Internet gestellt. Die Unteren Landwirtschaftsbehörden des RheinNeckar-Kreises und des Hohenlohe-Kreises haben diesen Katalog in Abstimmung mit den dortigen Unteren Naturschutzbehörden konzipiert. Darin werden einfach durchzuführende Maßnahmen zum Erhalt und zur Förderung der Artenvielfalt auf landwirtschaftlichen Flächen beschrieben, die grundsätzlich in allen Landesteilen anwendbar sind. Gegebenenfalls sollten sie aber den örtlichen Umständen angepasst werden. Der Maßnahmenkatalog Artenvielfalt enthält auch Anregungen zur Auswahl geeigneter Flächen und Hinweise zur finanziellen Förderung. Der Katalog kann im Internet unter der Adresse www.gbb.lel-bw.de abrufgerufen werden. Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL) Jahresheft Agrarmärkte Mit der zunehmenden Bedeutung der Marktentwicklung wird es für Landwirte immer wichtiger, über die Entwicklungen und Zusammenhänge an den Agrarmärkten Bescheid zu wissen, um die Vermarktung optimal zu gestalten, Absatzmöglichkeiten zu erschließen und ein gutes Risikomanagement betreiben zu können. Die LEL Schwäbisch Gmünd veröffentlicht zu diesem Zweck bereits seit über 20 Jahren das „Jahresheft Agrarmärkte“. Zielgruppen sind landwirtschaftliche Bildungseinrichtungen, landwirtschaftliche Ausbilder, Auszubildende und Landwirte. Die aktuelle Ausgabe 2013 umfasst 370 Seiten mit mehr als 200 Tabellen und 140 Diagrammen. Um die 16 verschiedenen Agrarmärkte kompetent zusammenfassen und auswerten zu können, wird das Heft seit 2004 in Kooperation mit dem Institut für Ernährungswirtschaft und Märkte der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft erstellt. Die enge Kooperation führte in beiden Landesanstalten zu einer deutlichen Aufwandsbegrenzung. Das alljährlich erscheinende Kompendium konnte zugleich in den letzten Jahren auf ein hohes, von beiden Einrichtungen alleine nicht erreichbares Qualitätsniveau gehoben werden. Das Jahresheft „Agrarmärkte 2013“ ist unter www.agrarmaerkte-bw.de bzw. www.lfl. bayern.de/iem/ kostenlos abrufbar. Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL) Essen fürs Klima Das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz hat in Zusammenarbeit mit der LEL Schwäbisch Gmünd und den Ernährungszentren in Baden-Württemberg drei Bildungsangebote zur nachhaltigen Ernährung entwickelt. Es geht dabei um die höhere Wertschätzung von Lebensmitteln, um den vermehrten Genuss von regionalen Speisen, um die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung und um den Klimaschutz. Kompetente Referentinnen und Referenten bieten dazu Veranstaltungen an den 39 39 Kurzmeldungen Rainer-Wild-Stiftung, gewonnen werden. Das neue Angebot wurde im Jahr 2013 sehr gut angenommen. Der Fortbildungskatalog für das Jahr 2014 ist ab sofort im Internet unter der Adresse www. ernaehrungsbildung.ernaehrung-bw.info Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL) Landratsämtern und den Ernährungszentren in Baden-Württemberg an und vermitteln Kenntnisse über heimische saisonale Lebensmittel und ihre Zubereitung - ohne erhobenen Zeigefinger. In Vorträgen werden Informationen über globale Zusammenhänge der Lebensmittelproduktion und zur heimischen Erzeugung sowie zu unserem Einkaufsverhalten geboten. In Praxiskursen werden aus regionalen Lebensmitteln im Rahmen - jeweils passend zur Jahreszeit - leckere Gerichte hergestellt. Die kreative Verwertung von Lebensmittelresten steht Mittelpunkt von Workshops, um ein Bewusstsein für Lebensmittelverschwendung zu schaffen. Weitere Informationen und Veranstaltungen finden Sie unter http://www.ernaehrung-bw.de/pb/ ,Lde/Startseite/Nachhaltigkeit Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL) Ernährungsbildung in BadenWürttemberg In Baden-Württemberg sind über 500 Ernährungsfachkräfte für die Landesinitiativen „BeKi – Bewusste Kinderernährung“ und „Blickpunkt Ernährung“ tätig. Sie führen alljährlich in Schulen und Veranstaltungen mehr als 6.000 Einsätze durch. Das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) und die LEL Schwäbisch Gmünd unterstützen diese Fachkräfte nun im Rahmen eines umfangreichen Fortbildungsangebotes. Organisation, Koordination, Durchführung und Evaluation der Fortbildungen erfolgen durch die LEL. Für die Fortbildungsmaßnahmen konnten nicht nur die Ernährungszentren und Unteren Landwirtschaftsbehörden, sondern erfreulicherweise auch externe Bildungspartner, wie etwa die Pädagogischen Hochschulen oder die 40 Infodienst in neuem Gewand Seit Mai 2013 präsentiert sich der Infodienst Landwirtschaft – Ernährung – Ländlicher Raum Baden-Württemberg in neuem Gewand und mit neuer Technik. Das Infoportal der Landwirtschaftsverwaltung wurde gemeinsam mit den Fachportalen der Kultus-, Finanz- und Justizverwaltung auf das Content-Management-System Pirobase 7.3 umgestellt. Optisch lehnt sich der Infodienst jetzt an den Auftritt des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz und an das allgemeine Layout der Landesverwaltung an, wodurch Synergieeffekte mit den anderen Fachportalen erzielt werden können - z. B. durch die gemeinsame Nutzung von speziell entwickelten Zusatzfunktionen. Im Zuge der Umstellung wurden auch inhaltlich etliche Änderungen vorgenommen. Zum einen sind die Auftritte der einzelnen Dienststellen und die unterschiedlichen Themenkomplexe klarer strukturiert als bisher. Zum anderen wurden vor allem die Websites der Unteren Landwirtschaftsbehörden durch die Einbindung aktueller Meldungen auf der Startseite des Infodienstes deutlich aufgewertet. In einem nächsten Schritt steht nun die Überarbeitung der Themenbereiche und die Umsetzung des neuen Internet-Styleguides Baden-Württemberg an. Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL) Social Network - Beratung und Bildung auf neuen Wegen Im Rahmen eines gemeinsamen Projektes der LEL Schwäbisch Gmünd und der Staatlichen Führungsakademie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (FüAK) in Landshut wurden Möglichkeiten und Grenzen von Social Networks als Arbeitsmittel für Bildung und Beratung analysiert und bewertet. Der Abschlussbericht wurde im Juli 2013 dem Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz BadenWürttemberg vorgelegt. Die Projektgruppe kam zu dem Schluss, dass Social Networks für vielfältige Zwecke genutzt werden können. Im Augenblick stehen einer Nutzung durch die Landwirtschaftsverwaltung allerdings noch ungelöste Fragen des Datenschutzes und der Einbindung in die Kommunikations- und Informationskultur der Verwaltung entgegen. Der Lösung dieser offenen Fragen messen die Mitglieder der Arbeitsgruppe hohe Dringlichkeit bei, sehen jedoch auch die Notwendigkeit einer landesweiten einheitlichen Vorgehensweise. Der Abschlussbericht enthält darüber hinaus den Entwurf eines Handbuchs zur Nutzung von Social Networks in Bildung und Beratung - mit Verhaltensregeln und Empfehlungen zum Schutz der Privatsphäre und Datensicherheit. Er liegt dem Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg vor und wird in die landesweite Abstimmung eingebracht. Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL) Temperamenttests bei Pferden Die Erfassung der inneren Eigenschaften eines Pferdes, also des Temperaments (Fachbegriff „Interieur“), verlangt nach einer objektiven und kostengünstigen Methode. Patricia Graf hat deshalb am Haupt- und Landgestüt Marbach im Rahmen ihrer Dissertation einen Verhaltenstest zur Temperamentbeurteilung entwickelt. Dazu wurden 1.028 Pferde in ganz Deutschland bewertet, darunter auch Pferde am Haupt- und Landgestüt Kurzmeldungen Marbach. Die Ergebnisse zeigen, dass sich Merkmale wie Aktivität, Erregung und Interesse tatsächlich für eine objektive Bewertung eignen und die Pferde anhand einer Notenskala bewertet werden können. Solche Temperamenttests können nun als Grundlage für die Pferdezucht genutzt werden. Mit Kosten von ca. 5 Euro pro Pferd sind diese Tests auch leicht finanzierbar. Haupt- und Landgestüt Marbach (HuL) „Treffpunkt Marbach“ Im Blick auf das steigende Angebot an Seminaren standen im Haupt- und Landgestüt Marbach bisher keine ausreichenden Räumlichkeiten zur Verfügung. Das Dachgeschoss des Querstalls wurde deshalb im Jahr 2013 umgebaut und zwei Seminarräume für jeweils 20 bis 100 Personen eingerichtet. Außerdem wurde für die Besucher ein zentraler Empfangsbereich mit Shop und Ausstellungsfläche geschaffen. Bereits im ersten Jahr nach der Eröffnung des Besucherinformationszentrums besuchten über 70.000 Menschen den Gestütsshop. Das Besucherinformationszentrum hat von April bis Oktober sowie in den baden-württembergischen Schulferien täglich und von November bis März an Sonn- und Feiertagen geöffnet. Ansprechpartnerin: Daniela Schwarzbart, Telefon (073 85) 96 95-41. Haupt- und Landgestüt Marbach (HuL) Marbacher Champions 2013 Diamond Star (Züchterin: Beate Schmidt, Herleshausen) von Diamond Hit hat mit Olympiareiterin Anabel Balkenhol bei seinen ersten internationalen Starts 2013 auf Anhieb hohe Platzierungen errungen. Auf den sympathischen Prämienhengst und Bundeschampionatsfinalisten gehen bereits ein gekörter Sohn und mehrere Staatsprämienstuten zurück. Herbstkönig/T. (Züchterin: Gisela Gunia, Uslar) von Interconti/T ist strahlender Bewegungskönig und Siegerfohlen-Macher aus dem Gemeinschaftsbesitz der Gestüte Marbach und Klosterhof Medingen: Herbstkönig war 1. Reservesieger der Trakehner Körung, dazu zweifacher Trakehner Bundeschampion und auch Teilnehmer am Bundeschampionat 2013. Er brachte zahlreiche Gold- und Siegerfohlen hervor und konnte auf Auktionen bereits mehrere Preisspitzen stellen. Die Marbacher Landbeschäler dominierten bei der Bundeskaltblutschau in Berlin die Klasse der Schwarzwälder Kaltbluthengste. Herausragender Hengst war der typstarke Bundessiegerhengst 2013 LVV Modigliani (Züchter: Mansuet Rißler, Biederbach), gefolgt vom Bewegungssieger Wilder Retter (Züchter: Rieder, WaldkirchKohlenbach) und dem Ic-prämierten Nachwuchshengst Falkenstein (Züchterin: Bettina Schuler, Breitnau). Lemberger (Züchter: Haupt- und Landgestüt Marbach) von Locksley II ist Süddeutscher Prämienhengst, Süddeutscher Champion und hat Höchstnoten in seiner Hengstleistungsprü- fung erzielt. Sein erster Fohlenjahrgang besticht mit herausragender Qualität und Siegerfohlen. Doppelsieg auf ganzer Linie: Bei den Deutschen Meisterschaften im Distanzreiten 2013 gewannen zwei baden-württembergische Reiterinnen, Melanie Arnold und Melanie Mannherz auf zwei Weil-Marbacher Vollblutaraberstuten aus dem Hauptgestüt Marbach die beiden Goldmedaillen, in der Senioren- und in der JuniorenWertung. Haupt- und Landgestüt Marbach (HuL) Von Stuttgart nach Augustenberg Was lange währt .... Etwas mehr als sechs Jahre nach Gründung des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg (LTZ) konnte die Außenstelle in Stuttgart Anfang März 2013 nach Karlsruhe umziehen und dort ihre Arbeit aufnehmen. Damit wurde ein weiterer wichtiger Schritt in der Entwicklung der Landesanstalt vollzogen. Nun sind zwei der drei Abteilungen und die Verwaltung des LTZ auf dem Augustenberg untergebracht. Vorausgegangen war ein Umbau des ehemaligen Landwirtschaftsamtes, der sich vor allem wegen der Arbeitssicherheitsanforderungen für Diagnoselabore als sehr aufwändig erwies. In Augustenberg stehen der Abteilung „Pflanzengesundheit und Produktqualität“ nun in unmittelbarer Nähe Versuchsflächen für den Obstbau und ab 2014 das derzeit noch im Bau befindliche Forschungsgewächshaus zur Verfügung. Einziger, für die Betroffenen bitterer Wermutstropfen: Viele von ihnen mussten umziehen oder müssen nun viel längere Wege zu ihrer Arbeitsstelle zurücklegen. Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) Treffpunkt Marbach 41 41 Ausbildung Ausbildung und Praktika in den Landwirtschaftlichen Landesanstalten Haupt- und Landgestüt Marbach (HUL) •A uszubildende: – Landwirt: 2 – Pferdewirt/in: 40 – Hufschmied-Praktikant: 1 • Praktikant/innen: 54 Landwirtschaftliches Zentrum für Rinderhaltung, Grünlandwirtschaft, Milchwirtschaft, Wild und Fischerei Baden-Württemberg (LAZBW) • Auszubildende: – Landwirtschaft: 4 –Milchwirtschaftliche Laboranten/innen: 14 – Milchtechnologen: 3 – Hauswirtschaft: 5 – Bachelor of Arts (B.A.), Studiengang Soziale Arbeit: 3 – Bachelor of Science (B.Sc.), Studiengang Agrarwirtschaft: 1 • Praktikant/innen: 10 Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der Ländlichen Räume (LEL) • Praktikant/innen: 5 Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg – Schweinehaltung, Schweinezucht – (LSZ) • Auszubildende: – Landwirte: 5 • Praktikant/innen: 10 Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg (LVG) • Auszubildende: – Gärtner/in: 12 • Studentische Praktikanten: 13 • Schulpraktikanten: 8 42 Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) Staatliches Weinbauinstitut Freiburg (WBI) • Auszubildende: –Gärtner/in Fachrichtung Obstbau: 6 – Landwirtin: 1 – Chemielaborant/in: 5 – Biologielaborant/in: 6 •P raktikant/innen: 21 (8 Schüler/ innen; 13 Studenten/innen) •A uszubildende: – Winzer/in: 14 – Weinküfer/in: 2 –Einzelhandelskaufmann/ -kauffrau: 2 – Studiengang Weinbau und Oenologie: 6 – Studiengang BWL – Handel und Dienstleistungsmanagement: 2 – Studiengang BWL – Personalmanagement/Personaldienst leistung: 1 • Praktikant/innen: 41 Langfristige Praktika (Studienpraktika): 4 Kurzpraktika (BOGY, BORS u.a.): 37 Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO) •A uszubildende: 22 27 • Praktikant/innen: Alle Adressen im Überblick Anschriften der Landesanstalten HUL Marbach Haupt- und Landgestüt Marbach 72532 Gomadingen-Marbach, Kreis Reutlingen Telefon: 07385 9695-0 Fax: 07385 9695-10 eMail: [email protected] Internet: www.gestuet-marbach.de LAZBW Landwirtschaftliches Zentrum für Rinderhaltung, Grünlandwirtschaft, Milchwirtschaft, Wild und Fischerei Baden-Württemberg Atzenberger Weg 99 88326 Aulendorf Telefon: 07525 942-300 Fax: 07525 942-333 eMail: [email protected] Internet: www.lazbw.de LEL Schwäbisch Gmünd Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume Oberbettringer Str. 162 73525 Schwäbisch Gmünd Telefon: 07171 917-100 Fax: 07171 917-101 eMail: [email protected] Internet: www.lel-bw.de LSZ Boxberg Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg Schweinehaltung, Schweinezucht Seehöfer Str. 50 97944 Boxberg-Windischbuch Telefon: 07930 9928-0 Fax: 07930 9928-111 eMail: [email protected] Internet: www.lsz-bw.de LTZ Augustenberg Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Neßlerstr. 23-31 76227 Karlsruhe Telefon: 0721 9468-0 Fax: 0721 9468-112 eMail: [email protected] Internet: www.ltz-augustenberg.de LVG Heidelberg Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg Diebsweg 2 69123 Heidelberg Telefon: 06221 7484-0 Fax: 06221 7484-13 eMail: [email protected] Internet: www.lvg-heidelberg.de LVWO Weinsberg Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Traubenplatz 5 74189 Weinsberg Telefon: 07134 504-0 Fax: 07134 504-133 eMail: [email protected] Internet: www.lvwo-weinsberg.de WBI Freiburg Staatliches Weinbauinstitut Merzhauserstrasse 119 79100 Freiburg Telefon: 0761 40165-0 Fax: 0761 40165-70 eMail: [email protected] Internet: www.wbi-bw.de Impressum Herausgeber: Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg Kernerplatz 10, 70182 Stuttgart Tel. 0711/126-0; [email protected] Konzeption, Text und Redaktion: Landwirtschaftliche Landesanstalten, Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Abteilung Landwirtschaft Grafik und Gestaltung: PR Presseverlag Süd GmbH, Bahnhofstraße 7, 71034 Böblingen Druck: studiodruck, Talstraße 68, 72622 Nürtingen Bildquellen: Landwirtschaftliche Landesanstalten, www.fotolia.de Drucknummer: 21-2013-20 Verteilerhinweise: Diese Broschüre wird von der Landesregierung im Rahmen ihrer verfassungsmäßigen Verpflichtung zur Unterrichtung der Öffentlichkeit herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von deren Kandidaten oder Helfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Untersagt ist auch die Weitergabe an Dritte zur Verwendung bei Wahlwerbung. Diese Beschränkungen gelten unabhängig vom Vertriebsweg, auf dem die Broschüre den Empfängerinnen und Empfängern zugestellt worden ist. Erlaubt ist den Parteien, diese Broschüre für die Unterrichtung ihrer Mitglieder zu verwenden. 43 = Sitz der Landesanstalt LSZ Boxberg LVG Heidelberg LVWO Weinsberg LTZ Augustenberg LEL Schwäbisch Gmünd HUL Marbach WBI FREIBURG LAZBW Aulendorf Die landwirtschaftlichen Landesanstalten im Geschäftsbereich des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz. www.mlr.baden-württemberg.de Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) · Kernerplatz 10 · 70182 Stuttgart Telefon: +49(0)711/126-0 · Telefax: +49(0)711/126-2255 · www.mlr.baden-wuerttemberg.de 44