UNIVERSITÄT HOHENHEIM INSTITUT FÜR AGRARTECHNIK Verfahrenstechnik der Tierhaltungssysteme Prof. Dr. T. Jungbluth Tier- und umweltgerechte Haltungsverfahren in der Schweinehaltung: Gesamtheitliche Bewertung innovativer Schweinemastverfahren für Baden-Württemberg - Forschungsbericht Projekt-Nr.: 0263 E Auftraggeber: Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg (Förderzeitraum, 1. September 2002 - 31. Dezember 2005) Ausführung: Dipl.-Ing. sc. agr. W. Pflanz Universität Hohenheim, Institut für Agrartechnik 440, Fachgebiet Verfahrenstechnik der Tierhaltungssysteme Leitung: Prof. Dr. T. Jungbluth Stuttgart – Hohenheim im März 2007 Beteiligte Institutionen und Personen Projektausführung: Universität Hohenheim, Institut für Agrartechnik 440, Fachgebiet Verfahrenstechnik der Tierhaltungssysteme Leitung: Prof. Dr. T. Jungbluth Ethologische Betreuung: Prof. Dr. J. Troxler (VU Wien) Betreuung: Dr. J. Beck Bearbeitung: Dipl.-Ing. sc. agr. W. Pflanz Begleitende Arbeitsgruppe: Prof. Dr. T. Jungbluth, MR H. Schrade, Dr. J. Beck, Dipl.-Ing. sc. agr. W. Pflanz Unterstützung: LSZ Boxberg - W. Geißler, J. Neumaier, R. Wiedmann, Dr. K. Winterhalder Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen, sondern möglich machen. (Antoine de Saint-Exupery, 1900-1944) Meinen Eltern gewidmet INHALTSVERZEICHNIS I INHALTSVERZEICHNIS Inhaltsverzeichnis Tabellenverzeichnis I V Abbildungsverzeichnis VII Anhangsverzeichnis IX Verzeichnis der Abkürzungen und Lagebezeichnungen X 1 Einleitung 1 1.1 Problemstellung 2 1.2 Zielsetzung 3 2 5 Kenntnisstand 2.1 Tiergerechtheit und Wohlbefinden 5 2.1.1 Definition 5 2.1.2 Beurteilung 6 2.1.2.1 Indirekt tierbezogene Parameter 8 2.1.2.2 Direkt tierbezogene Parameter 11 2.1.3 11 Ethologische Parameter 2.1.3.1 Theoretische Modelle aus der Nutztierethologie 12 2.1.3.2 Funktionskreise des Verhaltens bei Schweinen 2.1.3.2.1 Ruheverhalten 2.1.3.2.2 Eliminationsverhalten 2.1.3.2.3 Erkundungsverhalten 14 14 18 18 2.1.3.3 Verhaltensanomalien 2.1.3.3.1 Schwanzbeißen 2.1.3.3.2 Stereotypien 21 22 24 2.1.3.4 Methoden der Verhaltensbeobachtung 25 2.1.3.5 Methoden der Quantifizierung von Verhalten 26 2.1.4 Pathologische Merkmale 28 2.1.5 Physiologische Merkmale 30 2.1.6 Leistungsmerkmale 31 2.2 Stallbezogene Beurteilungsparameter (Stallklima) 33 2.2.1 Temperatur der Stallluft 33 2.2.2 Feuchte der Stallluft 36 2.2.3 Luftbewegung 37 INHALTSVERZEICHNIS 2.2.4 Schadgase II 38 2.2.4.1 Ammoniak ( NH3) 38 2.2.4.2 Schwefelwasserstoff (H2S) 40 2.2.4.3 Kohlendioxid (CO2) 41 2.2.5 Staub 41 2.2.6 Beleuchtung 42 2.3 Rechtliche Rahmenbedingungen für die Schweinehaltung 44 3 46 Tiere, Material und Methoden 3.1 Untersuchte Varianten 46 3.2 Untersuchungsaufbau 52 3.3 Hygieneprogramm 54 3.4 Konzept zur Beurteilung der Tiergerechtheit 55 3.4.1 Direktbeobachtung mit der Scan-sampling Methode 55 3.4.1.1 Einteilung der Buchten in Funktionsbereiche 58 3.4.1.2 Beobachtete Verhaltensweisen 60 3.4.2 Integumentbeurteilung nach „Ekesbo“ 62 3.4.3 Abgleich der Untersuchungspersonen 65 3.4.4 Stallzustand und Buchtenverschmutzung 65 3.4.5 Allgemeine Betriebserhebung 65 3.4.6 Stallklima Untersuchungen 66 3.4.6.1 Temperatur und relative Luftfeuchte 66 3.4.6.2 Schadgaskonzentrationen 66 3.4.6.3 Beleuchtungsstärke 67 3.5 Stallplatzkosten und Arbeitszeitaufwand 67 3.6 Verbraucherbefragung 68 3.7 Auswertung von Verhaltensbeobachtungen und Integumentbonituren 70 3.7.1 Verhaltensbeobachtungen (deskriptiv) 70 3.7.2 Integumentbeurteilung (deskriptiv) 71 3.7.3 Schließende Statistik 72 3.8 Auswertung von Stallklimadaten 74 4 75 Ergebnisse 4.1 Tierverhalten 4.1.1 Akzeptanz der Funktionsbereiche 75 75 INHALTSVERZEICHNIS III 4.1.1.1 Liegen im Liegebereich 76 4.1.1.2 Liegen im Kotbereich 79 4.1.2 80 Gezeigte Körperstellungen 4.1.2.1 Seitenlage als Indikator für Entspannung 80 4.1.2.2 Haufenlage als Indikator für unzureichendes Stallklima 82 4.1.3 83 Gezeigte aktive Verhaltensweisen 4.1.3.1 Erkundungs- und Beschäftigungsverhalten 4.1.3.1.1 Erkundungsverhalten „Wühlen“ 4.1.3.1.2 Beschäftigungsverhalten mit Bucht und Spielgeräten 84 85 86 4.1.3.2 Verhaltensstörungen 4.1.3.2.1 Beschäftigung mit Artgenosse 4.1.3.2.2 Ethopathien 4.1.3.2.3 Verhaltensstörungen 87 87 88 89 4.2 Integumentbeurteilung 91 4.2.1 Verschmutzung, Haut und Haare der Tiere 91 4.2.2 Verletzungen an Ohren und Körper 92 4.2.3 Verletzungen am Schwanz 94 4.2.4 Verletzungen und Veränderungen an den Gliedmaßen 95 4.2.5 Lahmheiten 98 4.3 Buchtenverschmutzung 99 4.4 Stallklima 102 4.4.1 Temperatur und rel. Luftfeuchte 102 4.4.2 Schadgase 108 4.4.3 Beleuchtungsstärke 116 4.5 Ökonomie 119 4.5.1 119 Stallplatzkosten 4.5.1.1 Baukosten je Stall und Haltungsverfahren (netto) 120 4.5.1.2 Baukostenvergleich zwischen den Verfahren 125 4.5.1.3 Jährliche Festkostenbelastung je Haltungsverfahren 127 4.5.2 129 Arbeitszeitaufwand 4.6 Verbrauchereinschätzung 132 4.6.1 Persönlicher Hintergrund der Befragten 132 4.6.2 Unabhängige Beurteilung der Verfahren hinsichtlich der Tiergerechtheit 133 Gesamtheitliche vergleichende Beurteilung der Verfahren 136 4.6.3 INHALTSVERZEICHNIS 4.6.4 5 Auswirkungen auf das Kaufverhalten Diskussion und Bewertung 5.1 Versuchsdurchführung IV 139 142 142 5.1.1 Untersuchungskonzept 142 5.1.2 Durchführung der Teiluntersuchungen 145 5.2 Beurteilungssystem des Verfahrensvergleichs 151 5.3 Tiergerechtheit der Verfahren 152 5.3.1 Tierverhalten 153 5.3.1.1 Strukturierung Bucht 153 5.3.1.2 Gezeigte Körperstellungen 155 5.3.1.3 Erkundungs- und Beschäftigungsverhalten 157 5.3.1.4 Verhaltensstörungen 158 5.3.2 160 Integumentbeurteilung 5.3.2.1 Verletzungen Hautoberfläche und Haut 160 5.3.2.2 Veränderungen an den Gliedmaßen 161 5.3.2.3 Verletzungen an Gliedmaßen und Lahmheiten 163 5.4 Buchtenverschmutzung 164 5.5 Stallklima 165 5.5.1 Temperatur und rel. Luftfeuchte 165 5.5.2 Ammoniakgehalte der Stallluft 168 5.5.3 Beleuchtungsstärke 169 5.6 Wirtschaftlichkeit der Haltungsverfahren 170 5.7 Verbraucherakzeptanz 173 5.8 Integrierte Bewertung 175 6 Schlussfolgerungen und Empfehlungen 180 7 Zusammenfassung 187 8 Summary 190 9 Literatur 193 10 Gesetze, Verordnungen und Richtlinien 204 11 Anhang 205 TABELLENVERZEICHNIS V TABELLENVERZEICHNIS Tab. 1: Ammoniakemissionsfaktoren für Mastschweineverfahren (nach DÖHLER et al., 2002) 39 Tab. 2: Zulässige Schadgashöchstwerte in Stallungen nach MAK (DFG, 2004) und Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TIERSCHNUTZTV, 2006) 41 Tab. 3: Standardwerte für natürliche Beleuchtung (nach FELLER, 2002) 43 Tab. 4: Gesetzliche Rahmenbedingungen für die Mastschweinehaltung 45 Tab. 5: Charakteristische Haltungsmerkmale der untersuchten Systeme 47 Tab. 6: Haltungsmerkmale System I – aufgewerteter konventioneller Maststall 47 Tab. 7: Haltungsmerkmale System II – Schrägbodenstall mit Minimalstroh 49 Tab. 8: Haltungsmerkmale System III – Offenfrontstall mit Ruhekisten 50 Tab. 9: Haltungsmerkmale System IV – Auslaufstall mit Zweiflächenbucht und Stroheinsatz 51 Definition der Funktionsbereiche im aufgewerteten konventionellen Maststall 58 Tab. 11: Definition der Funktionsbereiche im Schrägbodenstall 59 Tab. 12: Definition der Funktionsbereiche im Offenfrontstall 59 Tab. 13: Definition der Funktionsbereiche im Auslaufstall mit Stroh 59 Tab. 14: Ethogramm I (Beobachtung Körperhaltung) 60 Tab. 15: Ethogramm II (Neugier- Erkundungs- und Beschäftigungsverhalten mit Ethopathien) 61 Tab. 16: Boniturmerkmale des Integuments 64 Tab. 17: Schema der Bonitur zur Buchtenverschmutzung 65 Tab. 18: Reduktion der Datensätze der Verhaltensbeobachtungen im Überblick 70 Tab. 19: Datengrundlage der Direktbeobachtungen 71 Tab. 20: Datengrundlage der Integumentbonituren 71 Tab. 21: Effekte auf Verhaltensmerkmale (Nutzung Funktionsbereiche) 75 Tab. 22: Verhältnismerkmal „Liegen im Liegebereich von Liegen gesamt (%)“ je Verfahren 79 Verhältnismerkmal „Seitenlage im Liegebereich von Liegen gesamt (%)“ je Verfahren 79 Verhältnismerkmal „Liegen im Kotbereich (%) von Liegen gesamt“ je Verfahren und Jahreszeit 80 Verhältnismerkmal „Seitenlage in % des Gesamtliegverhaltens“ je Verfahren und Jahreszeit 81 Tab. 26: Effekte auf Verhaltensmerkmale (aktive Verhaltensweisen) 84 Tab. 27: Sammelmerkmal Erkundungs- und Beschäftigungsverhalten 85 Tab. 28: Merkmale des Wühlverhaltens je Verfahren 86 Tab. 10: Tab. 23: Tab. 24: Tab. 25: TABELLENVERZEICHNIS Tab. 29: VI Beschäftigung mit Buchteneinrichtung und Beschäftigungstechnik je Verfahren und Gewichtsbereich (%) 87 Tab. 30: Beschäftigung mit Artgenosse (%) 88 Tab. 31: Gezeigte Ethopathien je Verfahren (%) 88 Tab. 32: Gezeigte Verhaltensstörungen je Verfahren in % 90 Tab. 33: Effekte auf die Merkmale der Integumentbonitur 91 Tab. 34: Effektbereinigte Boniturergebnisse der Gliedmaßen 96 Tab. 35: Funktionale Akzeptanz des Kotbereichs je Verfahren (gesamtes Jahr) 100 Tab. 36: Baukosten nach DIN 276 (modifiziert) für aufg. konventionelle Ställe 120 Tab. 37: Baukosten nach DIN 276 (modifiziert) für Schrägbodenställe 122 Tab. 38: Baukosten nach DIN 276 (modifiziert) für Offenfrontställe 123 Tab. 39: Baukosten nach DIN 276 (modifiziert) für Auslaufställe 124 Tab. 40: Stallplatzkostenvergleich zwischen den Haltungsverfahren (netto) 125 Tab. 41: Festkostenbelastung je Verfahren Mastplatz und Jahr 128 Tab. 42: Symbollegende für die vergleichende Beurteilung der Haltungsverfahren 151 Tab. 43: Bewertungsbasis – Strukturierung der Bucht 155 Tab. 44: Bewertungsbasis – Gezeigte Körperstellungen 157 Tab. 45: Bewertungsbasis – Erkundungs- und Beschäftigungsverhalten 158 Tab. 46: Bewertungsbasis – Verhaltensstörungen 159 Tab. 47: Bewertungsbasis – Verletzungen Hautoberfläche und Schwanz 161 Tab. 48: Bewertungsbasis – Pathologische Veränderungen an Gliedmaßen 162 Tab. 49: Bewertungsbasis – Verletzungen Gliedmaßen und Lahmheiten 163 Tab. 50: Bewertungsbasis – Verschmutzung der Funktionsbereiche 165 Tab. 51: Bewertungsbasis – Stallklima: a) Temperatur und rel. Luftfeuchte 167 Tab. 52: Bewertungsbasis – Stallklima: b) Ammoniak 169 Tab. 53: Bewertungsbasis – Stallklima: c) Beleuchtungsstärke 170 Tab. 54: Bewertungsbasis – Festkosten und Arbeitszeitaufwand 172 Tab. 55: Bewertungsbasis – Verbraucherakzeptanz 175 Tab. 56: Gesamtheitliche Bewertung der einzelnen Verfahren 177 ABBILDUNGSVERZEICHNIS VII ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abb. 1: Hierarchisches Konzept zur Beurteilung der Tiergerechtheit von Haltungssystemen auf betrieblicher Ebene in der landwirtschaftlichen Praxis (SUNDRUM, 1998b) 8 Abb. 2: Beispielhafter Versuchsplan für den Beobachtungsblock Winter 53 Abb. 3: Blockbildung über Wiederholungen für die Untersuchungsvarianten 53 Abb. 4: Vier Säulen des Beurteilungskonzepts zur Tiergerechtheit 55 Abb. 5: Direktbeobachtung mit Videounterstützung 57 Abb. 6: Eingabemaske für die Direktbeobachtung auf einem Tablet-PC mit der Software ETHOSCAN 04 58 Abb. 7: Bonitierte Körperregionen des Schweins im Rahmen der Integumentbeurteilung (BORBERG, 2005) 62 Abb. 8: Gemischte-Effekte-Modell für Verhaltensbeobachtungen 72 Abb. 9: Gemischte-Effekte-Modell für Integumentbonituren 73 Abb. 10: Akzeptanz des Liegbereichs in den einzelnen Verfahren (bereinigte Beobachtungsmerkmale jeweils in Bezug zum Gesamtverhalten) 76 Abb. 11: Akzeptanz des Liegbereichs in den einzelnen Verfahren während den verschiedenen Jahreszeiten (bereinigt) 77 Abb. 12: Haufenlage in % aller Körperpositionen je Verfahren und Jahreszeit 83 Abb. 13: Gezeigte Ethopathien auf Betriebsebene (%) 89 Abb. 14: Gezeigte Verhaltensstörungen in % auf Betriebsebene 90 Abb. 15: Verschmutzung der Tiere in % der Merkmalsausprägung 92 Abb. 16: Verletzungen an den Ohren in % der Merkmalsausprägungen 93 Abb. 17: Verletzungen am Körper in % der Merkmalsausprägungen 93 Abb. 18: Verletzungen am Schwanz auf Verfahrensebene 94 Abb. 19: Verletzungen am Schwanz auf Betriebsebene 95 Abb. 20: Veränderungen an den Vordergliedmaßen je Verfahren 97 Abb. 21: Veränderungen an den Hintergliedmaßen je Verfahren 97 Abb. 22: Anteil Tiere mit verletzten Klauen (%) 98 Abb. 23: Anteil Tiere mit Lahmheiten in % je Verfahren (beide Gewichtsbereiche) 99 Abb. 24: Verschmutzung der einzelnen Funktionsbereiche im Jahresverlauf 100 Abb. 25: Temperatur in Stallinnenraum bzw. Ruhekisten im Winter je Betrieb 105 Abb. 26: Rel. Luftfeuchte in Stallinnenraum bzw. Ruhekisten im Winter je Betrieb 105 Abb. 27: Temperatur in Stallinnenraum bzw. Ruhekisten im Sommer je Betrieb 107 Abb. 28: Rel. Luftfeuchte in Stallinnenraum bzw. Ruhekisten im Sommer je Betrieb 107 ABBILDUNGSVERZEICHNIS VIII Abb. 29: NH3-Gehalte (ppm) der Stallluft bzw. innerhalb Ruhekisten -Winter- 110 Abb. 30: NH3-Gehalte (ppm) der Stallluft bzw. innerhalb Ruhekisten -Frühjahr- 110 Abb. 31: NH3-Gehalte (ppm) der Stallluft bzw. innerhalb Ruhekiste -Sommer- 112 Abb. 32: NH3-Gehalte (ppm) der Stallluft bzw. innerhalb Ruhekisten -Herbst- 112 Abb. 33: Schadgasmessung am 17./18. 03. 2004 im Aktivitätsbereich bzw. Ruhekiste innerhalb Auslaufstall 42 (Datenaufzeichnung in Minutenintervall) 115 Schadgasmessung am 9./10. 11. 2004 im Aktivitätsbereich bzw. Ruhekiste innerhalb Offenfrontstall 32 (Datenaufzeichnung in Minutenintervall) 115 Abb. 35: Luxwerte zufällig ausgewählter Buchten je Haltungsverfahren 117 Abb. 36: Arbeitszeitaufwand pro Mastplatz und Jahr je Betrieb 129 Abb. 37: Arbeitszeitaufwand pro Mastplatz und Jahr (APh) je System 131 Abb. 38: Ersteindruck der Befragten über das Wohlbefinden der Tiere 133 Abb. 39: Beurteilung der Umweltreize für die Tiere durch Verbraucher 134 Abb. 40: Einstufung des Wohlbefindens der Tiere im Ruhebereich durch Verbraucher 135 Gesamtheitliche vergleichende Beurteilung der Verfahren durch Verbraucher 137 Abb. 42: Kaufpräferenz für Fleisch aus verschiedenen Haltungsverfahren 139 Abb. 43: Potentielle Mehrausgaben für Fleisch im Stadt-Land Vergleich 140 Abb. 44: Potentielle Mehrausgaben in Abhängigkeit vom Haltungsverfahren 141 Abb. 45: Beurteilungsgang zur Gesamtbewertung am Beispiel „Tierverhalten“ 176 Abb. 34: Abb. 41: ANHANGSVERZEICHNIS IX ANHANGSVERZEICHNIS Tabellen Tab. A1: Beobachterabgleiche von Direktbeobachtungen und Integumentbonituren 230 Tab. A2: Verteilung der Fragebögen mit Stadt-Land Differenzierung 230 Tab. A3: Schema der Umkodierung der erhobenen Integument-Boniturdaten 231 Tab. A4: Luxwerte in den einzelnen Ställen je Verfahren 232 Tab. A5: Arbeitszeitaufwand in APh je Mastplatz und Jahr auf Betriebsebene 232 Tab. A6: Gesamtbeurteilungsgang der Feldstudie 234 Abbildungen Abb. A1: konventioneller Maststall mit zentralem Erschließungsgang und Kontrolldreieck (Betriebe 11+12) 205 Abb. A2: Konventioneller Maststall in Louisiana Bauweise (Betrieb 13) 206 Abb. A3: Konventioneller Stall in Kammstallbauweise (Betrieb 14) 207 Abb. A4: Konventioneller Stall in Kammstallbauweise (Betrieb 15) 208 Abb. A5: Schrägbodenstall, Buchten mit Blindwänden (Betriebe 21+23) 209 Abb. A6: Schrägbodenstall, einfache Buchtenausführung (Betriebe 22+24) 210 Abb. A7: Schrägbodenstall in Kammstallbauweise (Betrieb 25) 211 Abb. A8: Offenfrontstall, System Pig-port I (Betriebe 31, 32, 33) 212 Abb. A9: Offenfrontstall System Pig-port II, (Betriebe 34+35) 213 Abb. A10: Auslaufstall, System Neuland (Betriebe 41+45) 214 Abb. A11: Auslaufstall, System Pig-port III (Betrieb 42) 215 Abb. A12: Auslaufstall, modifiziertes System Kriegerschür (Betriebe 43+44) 216 Abb. A13: Erhebungsbogen für die Integumentbeurteilung (zweiseitig) 217 Abb. A14: Fragebogen zur Verbraucherbefragung 218 Abb. A15: Beurteilung verschiedener Beschäftigungsangebote für die Tiere durch Verbraucher 233 Abb. A16: Beurteilung der getrennten Klimabereiche je Verfahren durch Verbraucher 233 VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN UND LAGEBEZEICHNUNGEN VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN UND LAGEBEZEICHNUNGEN Abb. Abbildung APP Actinobacillus Pleuropneumoniae Ad. lib. Ad libitum AFP Agrarinvestitionsförderprogramm NH3 Ammoniak APh Arbeitspersonenstunden ALS Auslaufstall B.-W. Baden-Württemberg BW-H Baden-Württemberg Hybridschweine (Masttiere) BVT Beste verfügbare Techniken bzw. beziehungsweise Bucht Buchtenelemente ca. circa Δ Delta DFG Deutsche Forschungsgemeinschaft DIN Deutsche Industrie Norm DL Deutsche Landrasse Ø Durchschnitt € Euro F Frühjahr ges. gesamt GB Gewichtsbereich °C Grad Celsius g Gramm GV Großvieheinheit HaufL. Haufenlage HM Hauptmast H Herbst K Kelvin kg Kilogramm CO2 Kohlendioxid KS Konventioneller Stall kranial kopfwärts r Korrelationskoeffizient KB Kotbereich KTBL Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft LKV Landeskontrollverband LW Large White LB Liegebereich L. Liegen lm lumen lx Lux, Lichtstärke MAK maximale Arbeitsplatzkonzentration X VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN UND LAGEBEZEICHNUNGEN m Meter CH4 Methan MS Microsoft µm Mikrometer min Minute MWE Modellwert Ekesbo nm Nanometer n.s. nicht signifikant OFS Offenfrontstall ppm part per million PI Pietrain PIA Porcine intestinale Adenomatose % Prozent 2 m Quadratmeter rel. LF Relative Luftfeuchte PRRS respiratorisches und reproduktives Syndrom O2 Sauerstoff SB Schrägbodenstall kaudal schwanzwärts H2S Schwefelwasserstoff SeitL. Seitenlage S Sommer Spiel Spielzeug σn Standardfehler h Stunde Synth. L. Synthetische Linie Tab. Tabelle d Tag T Temperatur TGI Tiergerechtheitsindex TierSchNutztV Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung t Tonnen VZ 3-Linien Kreuzung der Viehzentrale Südwest Vol.% Volumenprozent VM Vormast W Winter Wü. Wühlen z.B. zum Beispiel XI EINLEITUNG 1 1 EINLEITUNG Dem Tierschutz und der Umweltverträglichkeit kommen derzeit eine zentrale Bedeutung für die Akzeptanz der verschiedenen Zweige der Nutztierhaltung und ihrer Produkte in der Gesellschaft und der damit verbundenen öffentlichen Diskussion zu. Dies gilt in besonderem Maß für die Schweinehaltung. Gleichzeitig sehen sich die Tierhalter mit zunehmendem Kostendruck und verminderten Erlösaussichten konfrontiert. In diesem Forschungsprojekt wurde untersucht, wie der Tierschutz und eine gute Rentabilität für landwirtschaftliche Familienbetriebe in „neuen“ Haltungsverfahren für Mastschweine miteinander in Einklang gebracht werden können. Die gewonnenen Ergebnisse sollen als sachlich fundierter wissenschaftlicher Beitrag zum öffentlichen Diskurs über die Schweinemast und deren Haltungsverfahren dienen. Gleichzeitig gehen die dabei gewonnenen verfahrenstechnischen Erkenntnisse über neue Bauformen und Elemente zur Buchtengestaltung in Form von Beratungsempfehlungen in die aktuelle Bauberatung und -praxis ein. Von Seiten der Öffentlichkeit wird an die Wissenschaft verstärkt die Forderung nach schlüssigen und wiederholbaren Beurteilungskonzepten für die ethologische Einordnung der einzelnen Tierhaltungsverfahren gestellt. „Um verlässliche Aussagen über die einzelnen Verfahren machen zu können, sind Prüfungen mit erweiterter induktiver Basis (stark variierende Verhältnisse) und angepasster Wiederholungszahl unerlässlich. Solche Prüfungen können entweder in mehreren Versuchsbetrieben oder in einer größeren Zahl praktischer Betriebe durchgeführt werden“ (FEWSON und BISCHOFF, 1968). Das hier vorgestellte Beurteilungskonzept nimmt im Rahmen einer Feldstudie Bezug auf diesen Ansatz. Weiterhin werden zunehmend integrierte Bewertungen, das heißt die Einordnung von Haltungsverfahren unter Beachtung von produktionstechnischen, biologischen, ökonomischen wie auch gesellschaftsbezogenen Kriterien von Belang (JUNGBLUTH, 2002). So wurden z.B. der nationale Bewertungsrahmen für Beste Verfügbare Techniken (BVT) – „Umwelt“ mit dem Teil „Tiergerechtheit“ erweitert (KTBL, 2006) oder auch integrierte Verbundprojekte auf Länderebene (LFL BAYERN, 2006) durchgeführt. Auch dieses Forschungsprojekt basiert auf einer ganzheitlichen Bewertung und steht somit in Analogie mit der Wissenschaftstheorie über die Naturwissenschaften. Hier gewinnen gesamtheitliche Betrachtungsweisen verschiedener Elementarprozesse wie sie bisher zum Teil nur in den Geisteswissenschaften zu finden waren zunehmend Bedeutung (KNÖRZER, 2005). Vor allem in den angewandten Wissenschaften sind schwierige, komplexere Fragestellungen nur im Zusammenhang und unter Beachtung verschiedenster Einzelprozesse und deren Wechselwirkungen zu verstehen. EINLEITUNG 2 1.1 Problemstellung War bisher vor allem die Produktqualität der landwirtschaftlichen Erzeugnisse in der Öffentlichkeit von Bedeutung, so gewinnen in neuerer Zeit zunehmend deren Prozessqualitäten an Bedeutung. Vor allem im Bereich der tierischen Veredelung wachsen die Verbraucheransprüche hinsichtlich ethischer Vorstellungen bei den Haltungsformen. Gerade die Schweinemast gerät hier oft aufgrund der dabei üblichen Intensität in das Kreuzfeuer der öffentlichen Kritik. Die Politik trägt dieser Entwicklung Rechnung, einerseits mit freiwilligen Anreizen in Form von Förderprogrammen für artgerechte Haltungsformen (z. B. über das Agrarinvestitionsförderprogramm -AFP), andererseits durch die weitere Anpassung der rechtlichen Anforderungen. So wurde in diesem Zusammenhang die novellierte Schweinhaltungsverordnung im Rahmen der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung nach kontroversen Diskussionen zwischen dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), den Länderministerien und den Interessenverbänden im Frühsommer 2006 im Bundesrat verabschiedet und ist im August in Kraft getreten. Gleichzeitig gibt es immer noch keine standardisierten, allgemein anerkannten Verfahren, die eine direkte, objektive Beurteilung und einen Vergleich der einzelnen Tierhaltungsverfahren erlauben. Mit dem vor kurzem vorgestellten „nationalen Bewertungsrahmen“ (KTBL, 2006) steht nun erstmals ein indirektes, durch eine Expertenkommission entwickeltes, Bewertungsraster für die Beurteilung der Tiergerechtheit zur Verfügung. Dieses basiert wiederum auf Ergebnissen und Erfahrungen von direkten Erhebungen und wird aufgrund neuer Erkenntnisse laufend weitergeschrieben. Unabhängig hiervon finden sich die Landwirte im Spannungsfeld zwischen den ökonomischen Anforderungen an ihren Betrieb einerseits sowie von Seiten der Gesellschaft noch immer nicht einheitlich formulierten Vorstellungen über den Tierschutz andererseits wieder. In den vergangenen fünfzehn Jahren gab es gerade in Süddeutschland immer wieder innovative Konzepte und Ansätze, in Form von neuen, frei belüfteten Schweinemastverfahren, die hierauf eine Antwort bieten wollten. Aus den verschiedenen Entwicklungsstufen heraus ist hier inzwischen auch ein gewisser Standard festzustellen, dennoch sind diese Entwicklungen sicherlich noch nicht am Ende angelangt. Ebenso gab es auch bei den konventionellen Haltungsverfahren Neuerungen, unter anderem in Form von schlitzreduzierten Liegeflächen, Strukturierung der Buchten sowie durch das Anbieten von Beschäftigungsmöglichkeiten. Eine zeitgemäße und dem Stand der Möglichkeiten entsprechende Entwicklung bzw. Weiterentwicklung von Haltungssystemen erfordert deren differenzierte und möglichst umfassende Beurteilung (HARTUNG, 2003). Der Literatur können zwar eine Vielzahl unterschiedlicher Ansätze und Bewertungskriterien entnommen werden, jedoch wurde von den Autoren fast ausschließlich die Beurteilung hinsichtlich eines Hauptaspektes vorgenommen EINLEITUNG 3 (HARTUNG, 2003). Nachteil dieser Einzelbeurteilung ist, dass nur sehr begrenzt auf die Wechselwirkungen und Beziehungen zu anderen Aspekten eingegangen werden kann. Für den landwirtschaftlichen Unternehmer ist aber gerade die integrierte Bewertung möglichst vieler betriebsbezogener wie auch gesellschaftsbezogener Kriterien von Bedeutung, da er mit diesen auch in seinem Betrieb konfrontiert ist. 1.2 Zielsetzung Das zentrale Thema der Arbeit ist, wie der Tierschutz und eine gute Rentabilität für landwirtschaftliche Familienbetriebe in „neuen“ Haltungsverfahren für Mastschweine miteinander in Einklang gebracht werden können. Wenngleich viel über die aktuellen Haltungsverfahren diskutiert wird, so gibt es bislang nur wenige abgesicherte verfahrenstechnische und ethologische Erkenntnisse sowohl über die neueren frei belüfteten Stallsysteme (etwa über deren Funktionssicherheit bei Extremtemperaturen) als auch bei den konventionellen Verfahren (etwa über die optimale Anordnung und Ausführung der Liegeflächen). Auch gibt es für die ökonomischen Parameter Kosten und Arbeitszeitaufwand je Stallplatz wenig vergleichbare bzw. direkt zuordenbare Daten. Im Rahmen dieser Arbeit wurde versucht, mit je fünf Wiederholungen bzw. Ställen vier ausgewählter zukunftsfähiger Haltungsverfahren, eine objektive Datengrundlage mit „reduziertem Betriebseffekt“ zur Beantwortung der folgenden Einzelfragestellungen zu schaffen: • Wie ist die Tiergerechtheit der einzelnen Verfahren zu beurteilen? Gibt es signifikante Unterschiede bei einzelnen Bewertungsmerkmalen wie etwa bei Verhalten und bei der Integumentbeurteilung und in welcher Höhe treten diese in Erscheinung? In welchem Ausmaß hat der einzelne Betriebseffekt Auswirkungen auf den Systemeffekt. Gibt es unabhängig von den einzelnen Verfahren Haltungsmerkmale, die positiv bzw. negativ zu bewerten sind? • Wie funktionssicher sind die einzelnen Haltungssysteme im Jahresverlauf bzw. bei Klimaextremen? Welche Maßnahmen können zur Steigerung der Funktionssicherheit sowohl bei konventionellen als auch bei alternativen Verfahren beitragen? • Wie hoch lagen die Baukosten für aktuell abgeschlossene Bauvorhaben in der Schweinemast? Sind Unterschiede zwischen konventionellen und alternativen Haltungsverfahren festzustellen? Wie sind die Verfahren unter Beachtung der jährlichen Fixkostenbelastung sowie des vermeintlich höheren Arbeitszeitbedarfs bei den alternativen Verfahren zu bewerten? EINLEITUNG • Wie beurteilt eine gebildete kritische Verbrauchergruppe die einzelnen Verfahren anhand objektiver Informationen? Inwieweit ist es fachfremden Verbrauchern überhaupt möglich, eine Bewertung vorzunehmen? • Wie sind die einzelnen Verfahren abschließend im Rahmen einer integrierten Bewertung unter Beachtung von ethologischen, produktionstechnischen, ökonomischen sowie gesellschaftsbezogenen Aspekten zu bewerten? 4 Die gewonnenen Erkenntnisse aus den Untersuchungen sollen als wissenschaftlicher Beitrag zur öffentlichen Diskussion über den Tierschutz in der Nutztierhaltung dienen und in die Betriebsberatung integriert werden. Gleichzeitig soll auch die ethologische Beurteilungsmethodik, mit dem verwendeten statistischen Ansatz und in ihrer technischen Ausführung, einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Methodik in der angewandten Nutztierethologie leisten. KENNTNISSTAND 5 2 KENNTNISSTAND 2.1 Tiergerechtheit und Wohlbefinden 2.1.1 Definition Vor der inhaltlichen Definition von Tiergerechtheit muss zunächst terminologisch dessen Begriff geklärt werden. Von Laien und in fachfremden Veröffentlichungen wird oft noch das Wort „artgerecht“ zur Beschreibung des Wohlbefindens der Nutztiere in Stallhaltungen benutzt. Es geht jedoch bei der Beurteilung von Haltungsverfahren nicht darum, ob die Aufstallungstechnik, die Ernährung oder die Lüftungstechnik der „Art“ gerecht werden, sondern vielmehr, ob jedes einzelne Haustier seinen Bedürfnissen entsprechend gehalten wird (ROJAHN, 1984). Gerade bei den Nutztieren wurde durch die Zucht eine große Vielfalt von Rassen, ausgehend von einer Art mit teilweise sehr unterschiedlichen Eigenschaften und Ansprüchen erzeugt. So haben beispielsweise Kühe der Rasse Holstein-Friesian ganz andere Anforderungen an Buchtenmaße in der Stallhaltung als beispielsweise die der Rasse Hinterwälder. „Die vielseitigen Nutzungen der Haustiere waren und sind nur möglich durch entsprechende Anpassungen an die jeweiligen Bedingungen des Hausstandes. Von großer Bedeutung sind dabei Änderungen von Nase, Augen und Ohren sowie des Gehirns“ (RÖHRS, 2000). Diese zumeist fähigkeits- sowie wahrnehmungsreduzierenden Veränderungen erfordern „haustiergerechte“ Bedingungen für die einzelnen Tiere. Wegen der Schwierigkeit den Begriff „Tiergerechtheit“ wissenschaftlich zu fassen, haben sich in den letzten Jahren in der Fachdiskussion mehrere Konzepte zur Beurteilung der Tiergerechtheit von Haustieren etabliert, welche nachfolgend beschrieben werden. Zusammenfassend und übergeordnet zu diesen Konzepten seien hier die „five freedoms“ des britischen Farm Animal Welfare Council (Britischer Rat für Tierschutz bei landwirtschaftlichen Tieren) aufgeführt. Sie fassen im Wesentlichen inhaltlich alle folgenden Beurteilungskonzepte bzw. deren Indikatoren zusammen und definieren Wohlbefinden anhand von fünf Freiheiten, welche den Tieren zur Verfügung stehen sollten (FAWC, 2005). Mit Hilfe von Doppelsätzen werden die einzelnen Punkte wie folgt genauer konkretisiert: 1. Freiheit von Hunger und Durst – durch Zugang zu frischem Wasser und gesunder Nahrung. 2. Freiheit von Unbehagen – durch die Bereitstellung einer angemessenen Umgebung mit Schutzzonen und komfortablen Ruhezonen. KENNTNISSTAND 6 3. Freisein von Schmerzen, Verletzungen und Krankheiten – durch Prävention oder schnelle Diagnose und Behandlung. 4. Freisein zum Ausleben normaler Verhaltensweisen – durch ausreichend Platz, angemessene Einrichtungen und Kontakt zu Artgenossen. 5. Freisein von Angst und Leiden – durch Haltungsbedingungen und eine Behandlung, die kein psychisches Leiden fördern Der FAWC selbst bezeichnet die Gewährung aller dieser Freiheiten als eine ideale Situation, die erstrebenswert ist, aber leider nicht den Normalfall darstellt (FAWC, 2000; zitiert in BUSCH und KUNZMANN, 2004). 2.1.2 Beurteilung Grundsätzlich lassen sich bei den derzeit angewendeten Beurteilungskonzepten für Tierhaltungsverfahren direkte und indirekte Erhebungen unterscheiden. Indirekt erhebende Methoden basieren auf reduktionistischen Definitionsansätzen von Tiergerechtheit, das heißt anhand von technischen Indikatoren wird auf die Tiergerechtheit geschlossen. Direkte Methoden basieren auf der Frage nach der Anpassungsfähigkeit der Tiere an die jeweilige Haltungsumwelt (WEBER und VALLE-ZÁRATE, 2005). Sie sind ethologischer, pathologischer sowie physiologischer Natur; unter Einschränkungen können auch Leistungsparameter herangezogen werden (KNIERIM, 1998). Sie werden am Tier eingesetzt, dementsprechend ist der Arbeitsaufwand hierfür hoch, weshalb im Rahmen einer Untersuchung nur eine geringe bis mittlere Anzahl von Haltungen begutachtet werden können. Zu unterscheiden sind nach KNIERIM (1998) negative und positive Indikatoren zur Beurteilung der Tiergerechtheit. Negative Indikatoren sind z. B. systembedingte Erkrankungen oder Verhaltensstörungen, positive sind alle Anzeichen von Wohlbefinden. Nach SUNDRUM et al. 1999 sind die Reaktionen der Tiere auf ein Haltungsverfahren ein maßgebliches Kriterium zur Beurteilung der Tiergerechtheit. Sie können einen wertvollen Beitrag zur Verifizierung bautechnischer und management-spezifischer Eigenschaften bei der Beurteilung von Praxisbedingungen leisten. Indirekte bzw. reduktionistische Methoden basieren auf Erhebungen der Haltungsumwelt von Tieren, wie etwa der Erfassung von Flächen- oder Beschäftigungsangebot. Zu nennen sind hier verschiedene Ausführungen des Tiergerechtheitsindex TGI (BARTUSSEK,1995; SUNDRUM et al., 1994;). Anhand von Erfahrungswerten werden die jeweiligen Ausprägungen verschiedener Haltungsmerkmale im Hinblick auf ihre Tiergerechtheit mit einem Punktesystem bewertet und abschließend aufsummiert. Kritisch sind hier nach SCIARRA (1998) folgende Punkte zu sehen: enormer Aufwand an KENNTNISSTAND 7 Erfassung vieler Einzelkriterien und Berechnung resultierender Punktesummen, fehlende Parameter (z.B. Mensch-Tier-Beziehung), wenig transparente Gewichtung und subjektive Bepunktung, viel Spielraum innerhalb der vorgegeben Tabellen sowie der neutrale „mathematische“ Ausgleich von Defizit- mit Positivmerkmalen (Kompensationsprinzip - Erzielung von Punkten trotz Vernachlässigung wichtiger Bereiche). Auch BOCKISCH et al. (1999) weisen darauf hin, dass mit Kennwerten technischer Ausführungsdetails oft nur Symptome beschrieben werden. Eine weitere indirekte Methode ist die Befragung des Tierbetreuers, ergänzt durch Dokumentationen wie etwa Stalltagebuch und Impfaufzeichnungen (SCHAAL, 2000; ZALUDIK 2002). Da die Erhebungen nicht direkt am Tier stattfinden, ist der Arbeitsaufwand hierfür gering; es können im Rahmen einer solchen Untersuchung eine mittlere bis sehr große Anzahl von Betrieben beurteilt werden. Beide Bewertungsansätze finden sowohl vergleichend als auch integriert bzw. aus einer Kombination von beidem Anwendung (SCHAAL, 2000). Beim vergleichenden Einsatz wird jeweils ein Parameter in mehreren Betrieben methodisch übereinstimmend erhoben und anschließend werden die Haltungen für diesen Parameter vergleichend beurteilt. Bei integrierten Verfahren werden verschiedene Bewertungsansätze miteinander kombiniert; diese können tierbezogene, technische sowie Managementindikatoren sein. Über die Ergänzung können Plausibilitätserkenntnisse gefunden werden. Im Optimalfall einer Bewertung kommt immer eine Kombination aus direkten, indirekten, vergleichenden sowie integrierten Ansätzen zum Einsatz. Die Beurteilung von Haltungsverfahren ist ein sehr komplexes Phänomen (SUNDRUM, 1998a). Die nachfolgend vorgestellten Bewertungsparameter stehen mit dem Ziel einer möglichst praxisnahen Beurteilung von Haltungssystemen im Spannungsfeld zwischen einerseits einer aufwendigen direkten Erfassung von Parametern am Tier mit Ergebnissen von hoher Aussagekraft (HARTUNG, 2003) und andererseits einer einfacheren Erfassung indirekter Parameter der Haltungsumwelt der Tiere, mit teilweiser eingeschränkter Aussagekraft (HÖRNING, 1998). SUNDRUM (1998b) fasst dies in seinem hierarchischen Stufenkonzept zur Beurteilung von Haltungssystemen (Abb. 1) anschaulich zusammen. Erst nach der integrierten Beurteilung von tier-, management-, sowie bautechnisch bezogenen Indikatoren erscheinen Aussagen zur Tiergerechtheit als gerechtfertigt. KENNTNISSTAND Abb. 1: 2.1.2.1 8 Hierarchisches Konzept zur Beurteilung der Tiergerechtheit von Haltungssystemen auf betrieblicher Ebene in der landwirtschaftlichen Praxis (SUNDRUM, 1998b) Indirekt tierbezogene Parameter Vorteil der Erfassung indirekter Parameter der Haltungsumwelt der Tiere ist, dass dies relativ einfach an einer größeren Anzahl von Betrieben durchzuführen ist. Dies macht sie gerade für staatliche bzw. verbandsinterne Kontrollaufgaben, aber auch für Beratungsdienstleistungen attraktiv. In den vergangenen Jahren haben verschiedene Autoren unterschiedliche Punktebewertungssysteme für alle wichtigen Nutztierarten entwickelt (BARTUSSEK, 1985; SUNDRUM et al., 1994; VON BORELL und SCHÄFFER, 2002). Die Grundlagen hierfür wurden von BARTUSSEK (1985) gelegt. Für den Entwurf zur Steiermärkischen Intensivtierhaltungsverordnung führte er den Begriff TGI (TierGerechtigkeits-Index) ein; 1990 wurde dieser Begriff durch den Ausdruck „Tiergerechtheitsindex“ ersetzt (ANDERSSON, 1998). Anhand von Erhebungsbögen werden die einzelnen Haltungssysteme systematisch nach einzelnen Einflussbereichen wie z.B. Liegefläche oder Auslauf mit Hilfe eines Punkterasters bewertet. Die einzelnen Einflussbereiche lehnen sich an die Funktionskreise des Verhaltens der einzelnen Arten an. Die erreichten Punktezahlen werden aufsummiert und je höher die Punktesumme, desto tiergerechter ist das Haltungssystem. Beim TGI 35-L für Mastschweine (BARTUSSEK, 1995) gibt es insgesamt fünf Einflussbereiche mit insgesamt 30 bis 40 Einzelkriterien. Nachdem die Einflussbereiche differenziert mittels Punktevergabe bewertet sind, werden die Einzelerhebungen zu ei- KENNTNISSTAND 9 ner Gesamtpunktzahl addiert (ANDERSSON, 1998). Anhand dieser Gesamtpunktezahl findet eine Beurteilung des Haltungsverfahrens hinsichtlich seiner Tiergerechtheit statt. In den einzelnen Bereichen konnten ursprünglich eins bis sieben Punkte vergeben werden, so dass die maximal zu erreichende Gesamtpunktezahl 35 war, die minimale fünf. In neueren Fassungen wurden die Einflussbereiche weiter differenziert; es können nun auch Minuspunkte vergeben werden. Die theoretische Gesamtpunktezahl liegt jetzt bei 46,5, die minimale bei minus neun; dennoch wurde der Begriff TGI-35 L beibehalten. Die Bewertung basiert hier vor allem auf haltungstechnischen Merkmalen wie z.B. dem „Platzangebot je Tier“, einer „Auslaufmöglichkeit“ oder aber auch der „Bodenbeschaffenheit“ (ANDERSSON, 1998). Der TGI 200/1994 geht auf einen Landeswettbewerb zur tiergerechten Haltung von Legehennen, Kälbern und Schweinen in Nordrhein-Westfalen zurück. Der für die Gutachterkommission entwickelte Leitfaden wurde in überarbeiteter Form als TGI 200/1994 von SUNDRUM et al. (1994) veröffentlicht (ANDERSSON, 1998). Einstreulose Haltungssysteme sowie die Käfighaltung von Legehennen können nicht damit beurteilt werden. Somit ist dieses System vor allem für den ökologischen Landbau gut geeignet. Insgesamt gibt es sieben Einflussbereiche mit insgesamt 60 bis 70 Einzelkriterien. Die maximal zu erreichende Punktezahl ist 200, die minimale null. Im Gegensatz zum TGI 35-L gibt es hier keine Minuspunkte. Werden in einem Teilbereich keine Punkte vergeben, so ist der Gesamtindex gleich null. Durch die maximal zu erreichende Punktzahl von 200 ist eine feinere Abstufung möglich als beim TGI 35-L, jedoch verlieren die einzelnen Teilbereiche somit auch an Bewertungsgewicht. Der TGI 200/1994 ist stärker an den Funktionskreisen des Verhaltens und an den Parametern, welche die Gesundheit positiv oder negativ beeinflussen ausgerichtet als der TGI 35-L wie z.B. dem Komfortverhalten oder der Hygiene im Stall (ANDERSSON, 1998). Gemeinsame Einflussbereiche beider TGI´s sind Bewegungsmöglichkeiten/Bewegungsverhalten, Sozialkontakt/Sozialverhalten und Betreuungsintensität /Betreuung. Innerhalb der Einflussbereiche werden viele Einzelkriterien gemeinsam geführt. Im TGI 200/1994 werden jedoch genaue bautechnische Voraussetzungen zur Ausübung bestimmter Verhaltensweisen genannt und damit die Anzahl der Kriterien erheblich erweitert. Der TGI 35-L bewertet dagegen zusätzlich am Tier direkt zu erhebende Kriterien wie das erkennbare Auftreten von Technopathien und die Tiergesundheit (VAN DEN WEGHE, 1998). Das „Konzept der kritischen Kontrollpunkte (CCP - critical control points) zur Beurteilung von Schweinehaltungssystemen“ (VON BORELL et al., 2002) wurde als Alternative für die bestehenden TGI´s entwickelt. Es beruht auf eingeschränkt messbaren KENNTNISSTAND 10 Kriterien und Grenzwerten für die Bereiche Tierschutz, Gesundheit und Management. Neben der betrieblichen Eigenkontrolle eignet sich dieses Konzept für die Zertifizierung der Schweinehaltung im Rahmen verschiedener Qualitätssicherungs- und Förderprogramme (VON BORELL und SCHÄFFER, 2002). Für die betriebliche Eigenkontrolle sowie im Hinblick auf einen geringeren Einfluss des Erhebungszeitpunkts wurden Erfassungsintervalle festgelegt. Grundprinzip dieser Methode sind Kontrollfragen, welche durch eine zu erreichende Zielgröße (ja, nein oder spezielle Leistungskennzahl) beantwortet werden müssen. Insgesamt gibt es vier Schwerpunkte (Tierverhalten, Hygiene, Umwelt und Management) innerhalb der Fragebögen. Die Basis der zu erreichenden Zielgrößen bilden Richt– und Grenzwerte von Gesetzen, Verordnungen und darüber hinaus gehenden wissenschaftlich begründeten Anforderungen. Es gibt hier somit keine Punkteverteilung, sondern für die einzelnen Stallbereiche werden anhand der Summe der beantworteten Kontrollfragen, die jeweils relative Anzahl der „erfüllten“ und nicht „erfüllten“ Kontrollpunkte gebildet. Es können mit Hilfe von diesen Prozentzahlen Vergleiche gezogen werden. Bei der abschließenden Gesamtbeurteilung gibt es allerdings Unterschiede zwischen den Autoren, so wird beim TGI 35-L mit Hilfe der auf einem Betrieb ermittelten Gesamtpunktezahl in „tiergerecht“, „weniger tiergerecht“ bzw. in weitere Klassifizierungen unterschieden. Beim TGI 200/1994 wurde auf eine abschließende Beurteilung verzichtet. Ziel dieser Methode ist vielmehr die vergleichende Beurteilung zwischen einzelnen Betrieben. Als prinzipieller Unterschied zwischen den beiden Tiergerechtheitsindizes und dem CCP- System ist zu nennen, dass die einzelnen Kriterien bei ersteren gewichtet werden und beim letztgenannten bewusst darauf verzichtet wurde; dies bedeutet, dass hier jede Frage die gleiche Wertigkeit besitzt. Auch steht hier der unmittelbare Stallbereichs- bzw. Betriebsvergleich im Vordergrund, eine generalisierte Einstufung der Tiergerechtheit wird nicht vorgenommen. Starker Kritikpunkt bei allen indirekt am Tier erhobenen Konzepten ist die wissenschaftliche Begründbarkeit der erhobenen Ergebnisse, da die definierten Beurteilungsparameter per se zum Einen nicht immer auf wissenschaftliche Untersuchungen zurückgehen und zum Anderen in Folge ihrer Anwendung von verschiedenen Personen bzw. zu verschiedenen Jahreszeiten auch einer gewissen Subjektivität unterliegen. OFNER et al. (2002) zeigten mit Hilfe einer Korrelationsstudie über den TGI 35-L auf zehn landwirtschaftlichen Betrieben mit Mastschweinehaltung in Österreich signifikante bzw. hochsignifikante Zusammenhänge zwischen den ermittelten Gesamt-TGI-Punktezahlen und direkt beobachteten Verhaltensabweichungen von Mastschweinen wie Schwanzbeißen (r= -0,76), Ohrenbeißen (r= -0,86) und Analmassage (r= -0,82). Auch die Punktzahlen der Einflussbereiche „Sozialkontakt“, „Bodenbeschaffenheit“, „Licht und Luft“ und „Betreuungsintensität“ zeigten enge Bezie- KENNTNISSTAND 11 hungen zu den entsprechenden Verhaltensweisen. Zur Ermittlung der Reliabilität erhoben jeweils drei Gruppen mit jeweils drei Kontrolleuren den TGI in zwei Durchgängen auf 20 biologisch wirtschaftenden Betrieben. Für die Gesamt-TGI-Punktezahl wurde eine Wiederholbarkeit zwischen den Personen von 0,81 und innerhalb der Personen von 0,82 errechnet. Diese Wiederholbarkeiten können als „mittel“ bis „hoch“ bezeichnet werden. 2.1.2.2 Direkt tierbezogene Parameter Nach KNIERIM (1998) erfolgen wissenschaftliche, direkt am Tier erhebende Untersuchungen immer in zwei Schritten: • Erfassung der Reaktion des Tieres auf die Haltungsumgebung und • Beurteilung der Reaktion hinsichtlich ihrer Bedeutung für das Tier. Die Reaktionen der Tiere können nach SMIDT (1990) in vier Untersuchungsbereiche eingeteilt werden: ethologische, physiologische, pathologische sowie Leistungsparameter. Wegen bestehender Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Parametergruppen werden in der Regel geeignete Kombinationen unterschiedlicher Parameter bevorzugt, um so mit größtmöglicher Sicherheit die Untersuchungsergebnisse werten und Schlussfolgerungen aus diesen ableiten zu können (TROXLER, 1998; HESSE et al., 2000). 2.1.3 Ethologische Parameter Zwischen einem Tier und der das Tier umgebenden Umwelt bestehen Interaktionen, die sich im Verhalten äußern. Anhand quantitativer und qualitativer Abweichungen des „beobachteten“ Verhaltens vom „Normalverhalten“ lassen sich Rückschlüsse auf die Tiergerechtheit von Haltungssystemen ziehen (TROXLER, 1980). Hierzu ist ein technischer Aufwand nicht zwingend notwendig, dennoch erhöhen technische Hilfsmittel bei der Datenregistrierung die Arbeitsökonomie (KNIERIM, 1998). Grundlage für ethologische Untersuchungen ist, dass die beobachtende bzw. die Beobachtung auswertende Person sowohl mit der Verhaltensbiologie der jeweiligen Tierart (Ethogramm des Normalverhaltens) als auch mit den verwendeten Beobachtungs- und Auswertungsmethoden vertraut ist (KNIERIM, 1998; HESSE et. al., 2000; HARTUNG, 2003). KENNTNISSTAND 2.1.3.1 12 Theoretische Modelle aus der Nutztierethologie Grundsätzlich werden vor allem zwei unterschiedliche Fragestellungen ethologisch bearbeitet, die nach der Funktion und die nach der Steuerung des Verhaltens (KNIERIM, 1998). Das Konzept der Bedarfsdeckung und Schadensvermeidung nach TSCHANZ (1987) erklärt als Beurteilungskonzept vor allem die Funktion des Verhaltens. Gemäß dem Tierschutzgesetz muss Tieren tier- und verhaltensgerechte Nahrung, Pflege und Unterbringung geboten werden (BUCHENAUER, 1998). Nach dem Konzept ist diese Forderung erfüllt, wenn die Haltungsbedingungen so gestaltet sind, dass die Tiere ihren Bedarf aufgrund biologischer Normen decken und Schäden vermeiden können, so dass sie sich ihrem Typus entsprechend entwickeln und erhalten können (BUCHENAUER, 1998). Dies beinhaltet auch die Fähigkeit jedes Lebewesens zu Selbstaufbau, Selbsterhaltung und Fortpflanzung. Im Rahmen dieses Vorgangs werden art- und rassetypische Merkmale gebildet und erhalten. Für diese Vorgänge besteht bzw. entsteht ein Bedarf an Stoffen und Reizen. Ein Bedarf erfordert zwingend die Bedarfsdeckung. Weiterhin müssen die Tiere auch die Möglichkeit haben, auf schädigende Einflüsse reagieren bzw. diese meiden zu können um Selbstaufbau und Selbsterhaltung zu gewährleisten (BUCHENAUER, 1998). Bei der praktischen Anwendung dieses theoretischen Modells von TSCHANZ (1987, 1993) wird überprüft, ob ein Haltungssystem so gestaltet ist, dass die oben beschriebenen Funktionen des Verhaltens gewährleistet sind. Wird dagegen die Anpassungsfähigkeit des Tieres überfordert, kommt es zu einer Abweichung vom Normalverhalten in Form von Verhaltensänderungen oder Verhaltensstörungen (HARTUNG, 2003). Es können somit Verhaltensstörungen entstehen, die als Indikator für ein nicht tiergerechtes Haltungssystem dienen, da sie von der Norm abweichen (TSCHANZ, 1985). Je nach den Voraussetzungen, welche die Haltungsumwelt einem Tier bietet, zeigt es Verhaltensweisen in bestimmter Form, Frequenz und Abfolge auf. Man kann anhand des Ausprägungsgrades eines Merkmals bzw. einer Verhaltensweise feststellen, ob Bedarfsdeckung und Schadensvermeidung möglich sind. Dazu muss der Ausprägungsgrad eines Merkmals gemessen werden und anschließend die Anzahl der Individuen mit gleichen Merkmalen ermittelt werden. Mit Hilfe dieses Vorgangs ist es möglich, Merkmalsabweichungen quantitativ zu erfassen (BUCHENAUER, 1998). Um aber zu beurteilen, ob die Art der Ausprägung eines Merkmals im Normalbereich ist, muss festgelegt sein, welche Normen Geltung haben sollen (TSCHANZ, 1985). Die Festlegung von Normen erfolgt daher anhand einer Referenzgruppe mit möglichst optimalen Haltungsbedingungen (BUCHENAUER, 1998). Den Idealfall einer Referenzgruppe stellen Tiere im „naturnahen Habitat“ dar, deren Verhaltensweisen dann hinsichtlich Intensität, Häufigkeit, Ort, Objekt und tageszeitlicher Verteilung mit den Ver- KENNTNISSTAND 13 haltensweisen der Tiere im zu beurteilenden Haltungssystem verglichen werden (KNIERIM, 1998). Als Beurteilungskriterien dienen dann Parameter, die erkennen lassen, ob in dem jeweiligen Haltungssystem die Funktionen des Verhaltens (Selbstaufbau, Selbsterhalt und Schadensvermeidung) gewährleistet sind (WECHSLER, 1993), d.h. ob das Tier seinen Bedarf aufgrund biologischer Gegebenheiten decken und Schäden vermeiden kann (BUCHENAUER, 1998). Die Weiterentwicklung des Konzepts bezieht auch interne Vorgänge wie Befindlichkeiten, Sicherheit und Unsicherheit der Tiere mit ein (TSCHANZ, 1993). Ein weiteres Modell, anhand des Tierverhaltens Haltungssysteme bezüglich ihrer Tiergerechtheit zu bewerten, stellt das „Handlungsbereitschaftsmodell“ nach BUCHHOLTZ (1993) dar. Gleichzeitig beschäftigt es sich auch mit der Fragestellung nach der Steuerung des Verhaltens. Die Grundlage dafür liefert ein verhaltensphysiologisches Gesamtkonzept basierend auf ethologischen, neurologischen und physiologischen Kenntnissen. Nach BUCHENAUER (1998) dient das Modell nicht der direkten Bewertung einer Verhaltensweise anhand Dauer oder Frequenz, sondern dazu, Zusammenhänge zwischen einer Handlung und den auslösenden exogenen und endogenen Faktoren zu ermitteln. Durch die Klärung der Zusammenhänge sollen Ursachen für Verhaltensänderungen oder Verhaltensstörungen gefunden werden. Vereinfacht dargestellt lässt sich das Modell der Handlungsbereitschaft wie folgt erklären: Im limbischen System des Gehirns, dem Zentrum der Informationsverarbeitung, liegen verschiedene Handlungsbereitschaften (Motivationen) vor, welche unterschiedlichen Funktionskreisen des Verhaltens zuzuordnen sind (BUCHENAUER, 1998). Treffen nun hier endogene (z.B. Hormonspiegel, Entwicklungsstand) und exogene (z.B. Temperatur, Geräusche) Reize ein, beeinflussen sie den Erregungszustand der jeweiligen Handlungsbereitschaft, die Tiere versuchen hierbei einen physiologischen Gleichgewichtszustand (Homöostase) zu erreichen. Diese Handlungsbereitschaft löst ein Suchverhalten (Appetenzverhalten) aus, welches bei adäquaten Umweltbedingungen zum angestrebten Verhalten führt (FRANCK, 1997). Schließlich führt die Gesamtheit aller Reize und ihrer Wechselwirkungen zur Aktivierung einer zugeordneten Handlung. Die Handlungen können oft länger andauern als ihre ursächlichen Reizauslöser, wenn ihre ausgelöste Handlungsbereitschaft noch nicht abgearbeitet wurde. Im schlechtesten Fall finden dann die Handlungen am Ersatzobjekt statt, was zu Verhaltensstörungen führt. Ein Bespiel hierfür ist das Federpicken bei Junghennen aufgrund fehlender Pickobjekte, das trotz Sättigung durch die Futteraufnahmebereitschaft ausgelöst wird (BAUM, 1992). KENNTNISSTAND 2.1.3.2 14 Funktionskreise des Verhaltens bei Schweinen Die einzelnen Funktionskreise des Verhaltens bilden gemeinsam das Ethogramm, welches das gesamte Inventar des typischen Verhaltens einer Art aufzeigt (FRANCK, 1997). In einem Funktionskreis werden verschiedene Verhaltensweisen erfasst, die einer gemeinsamen Lebensfunktion wie z.B. der Nahrungsaufnahme dienen. Die schematische Einteilung der Funktionskreise bewirkt zwar eine gute Anschaulichkeit, dennoch gibt es einzelne Verhaltensweisen, die mehreren Kreisen zuzuordnen sind, bzw. die einzelnen Funktionskreise überschneiden sich (HARTUNG, 2003). So sind z.B. die Verhaltensweisen der Umgebungserkundung, der Nahrungsaufnahme und der Fortbewegung eng miteinander verbunden und häufig nicht zu differenzieren (HÖRNING, 1992). Die funktionsbezogene Gliederung hat den Vorteil, Verknüpfungen zu Funktionsbereichen der Haltungsumwelt herstellen zu können. Das Verhalten von Schweinen lässt sich im Wesentlichen in Anlehnung an, VAN PUTTEN (1978a), SCHLICHTING und SMIDT (1989), TROXLER (2003b), sowie ZEEB (1974, 1990) in folgende neun Funktionskreise untergliedern: • Sozialverhalten • • Fortpflanzungsverhalten • • Ernährungsverhalten (Alimentation) Ausscheidungsverhalten (Elimination) Ausruhverhalten • • • • Erkundungs-, Neugier und Spielverhalten (Exploration) Komfortverhalten und Thermoregulation Mutter-Kind Verhalten und Verhaltensentwicklung Bewegungsverhalten (Lokomotion) Auf die Funktionskreise, welche eine relevante Rolle bei der Bewertung der Tiergerechtheit von Haltungssystemen für Mastschweine einnehmen und die auch in der vorliegenden Studie verwendet wurden, wird im Folgenden näher eingegangen. Dies sind in der Hauptsache das Ausruhverhalten, das Erkundungsverhalten sowie das Eliminationsverhalten. Anschließend werden die verschiedenen Arten von Verhaltensstörungen beschrieben, welche ebenfalls eine wichtige Indikatorfunktion inne haben. 2.1.3.2.1 Ruheverhalten Schweine haben einen biphasischen Aktivitätsrhythmus (STOLBA und WOOD-GUSH, 1981) mit Aktivitätsmaxima in der Morgen- und Abenddämmerung (VAN PUTTEN, KENNTNISSTAND 15 1978b). Als der wichtigste Zeitgeber wird das Licht angesehen (BUCHENAUER et al., 1988). So sind Daten vergleichender Untersuchungen bei der Verhaltensbeobachtung nur möglich, wenn sie zur selben Zeit gewonnen wurden (FRANCK, 1997). Ad libitum gefütterte Hausschweine nehmen am Morgen und am Abend ihre Hauptmahlzeiten auf (VAN PUTTEN, 1978a; VON ZERBONI und GRAUVOGL, 1984). Bei nicht ad libitum gefütterten Schweinen lassen sich die Perioden der Hauptaktivität weitgehend durch die Zeitpunkte der Fütterung bestimmen (VAN PUTTEN, 1978a). Auch BUCHENAUER et al. (1988) und BEA (2004) konnten feststellen, dass die Aktivitätsrhythmik von Schweinen durch die Fütterungszeiten gelenkt wird. Die schweinetypische Verhaltensrhythmik wird im Maststall weiterhin durch die Stallbeleuchtung und die Intensität des Tageslichteinfalls synchronisiert (MARX, 1991). In ihren Untersuchungen an sechs verschiedenen Haltungsverfahren konnten JACKISCH et al. (1996) feststellen, dass bei denjenigen Verfahren, in denen Stroh geboten wurde, die Aktivitätsphasen im Tagesrhythmus stärker ausgeprägt waren. BUCHENAUER et al. (1988) bestätigten die Bodenbeschaffenheit als Einfluss nehmende Größe auf den Tagesrhythmus. ZALUDIK (2002) fasste zusammen, dass Fütterungszeitpunkte, Beschäftigungsmöglichkeiten und ausreichende Beleuchtung als Haupteinflussfaktoren bezüglich des Aktivitätsrhythmus gelten. TROXLER (1979) zählt weiterhin regelmäßig auftretende Geräusche zu den exogenen Reizgebern und ist der Meinung, dass weitere, Menschen unter Umständen nicht auffallende Ereignisse, die Unterteilung des Tagesablaufes unterstützen. VON ZERBONI und GRAUVOGL (1984) schreiben dem Schwein die Fähigkeit zu, ein stabiles Raum-Zeit-Gefüge aufbauen und sich ohne weiteres an vorgeschriebene exogene Zeitgeber anpassen zu können. BUCHENAUER et al. (1988) betonen die Bedeutung eines regelmäßigen Tagesablaufs für das Wohlbefinden der Tiere. Beim Schwein nimmt die Ruhezeit den größten Teil des Tages ein (SCHLICHTING UND SMIDT, 1989). VON ZERBONI und GRAUVOGL (1984) geben eine Gesamtruhedauer von 16 bis 22 h pro Tag bei Stallhaltung in Abhängigkeit von der Haltungsumwelt an. Auch die Untersuchungen von BEA (2004), WEBER (2003), ZALUDIK (2002) und MAYER (1999) bestätigen dies bei Mastschweinen mit jeweils haltungsbedingten Unterschieden. Laut SAMBRAUS (1991) beträgt die Liegedauer am Tag wegen fehlender Umweltreize in den heute üblichen anregungsarmen Ställen 70-80 % des Tages. VAN PUTTEN (1978a) nennt einen Wert von 19 h pro Tag bei rationierter Fütterung und 17,5 h bei ad libitum Fütterung. Diese Angaben entsprechen in Prozent umgerechnet denen von SAMBRAUS (1991). Laut SIGNORET (1969) liegen Schweine bei Weidehaltung maximal 13,5 h pro Tag. KENNTNISSTAND 16 Ruhepositionen Schweine liegen auf dem Bauch oder auf der Seite; ein Ruhen im Stehen gibt es bei ihnen nicht (SIGNORET, 1969). Die Bauchlage ist eine Übergangsstellung von geringer Ruheintensität (VON ZERBONI und GRAUVOGL, 1984) zu totaler Entspannung, bei der die Hinterbeine unter den Körper geschlagen sind, so dass das Schwein zum Aufsprung bereit ist (VAN PUTTEN, 1978a). Sie ist ein Hinweis darauf, dass das Tier nicht vollständig entspannt ist. Gründe hierfür können eine zu harte sowie eine zu kalte Liegefläche sein, oder das Tier fühlt sich beunruhigt (SAMBRAUS, 1991). In Seitenlage werden die Extremitäten senkrecht vom Körper weggestreckt. Sie ist als Zustand weitreichender oder absoluter Entspannung zu sehen und wird während des Schlafens eingenommen (VAN PUTTEN, 1978b; VON ZERBONI und GRAUVOGL, 1984). ZALUDIK (2002) beobachtete sowohl in Voll- wie auch in Teilspaltenbodenbuchten mehr Tiere in Bauch- wie in Seitenlage. Im Gegensatz dazu erfassten MEYER (1999) wie auch BEA (2004) in allen untersuchten Haltungssystemen mehr Seiten- und weniger Bauchlagen. Die unterschiedlichen Ergebnisse sind vermutlich in den Definitionen der jeweiligen Körperstellungen sowie in verschiedenen Beobachtungszeiten begründet. Das Schwein ist das Haustier mit der schlechtesten Thermoregulation (VON ZERBONI und GRAUVOGL, 1984), so wird die Seitenlage auch bei hoher Umgebungstemperatur eingenommen, da so die Wärmeabgabe maximal ist. Den Tieren muss dem entsprechend auch genügend Platz zur Verfügung stehen, um in Seitenlage in einiger Entfernung voneinander ruhen zu können (KNIERIM et al., 2004). Bei Kälte wärmen sich die Tiere gegenseitig in Haufenlage (VAN PUTTEN, 1978; TROXLER und STEIGER, 1982; VON ZERBONI und GRAUVOGL, 1984). MAYER (1999) konnte durch Analyse des Liegeverhaltens und der Vokalisation von Mastschweinen (> 70 kg LM) die obere Temperaturgrenze bei 23 °C bestimmen und die untere Temperaturgrenze in eingestreuten Ställen bei 9 °C, in strohlosen dagegen bei 17 °C. VAN CAENEGEM und WECHSLER (2000) empfehlen für Tiere in dieser Gewichtsklasse 18 °C bis 9 °C. GUNDLACH (1968) beschreibt den Hundesitz als Zwischenphase beim Übergang von der Bauchlage zum Stehen. TROXLER (1979) wertet diese Stellung als einen Hinweis für vermindertes Wohlbefinden oder aber auch für Bewegungsstörungen. Die Sitzhaltung beim Ruhen ist nach SCHLICHTING und SMIDT (1989) sehr selten und auch für sie ein Anzeichen für Störungen. Van Putten (1977) beschreibt dieses Verhalten bei Schweinen nach längeren Schlafphasen und weist ihm auch die Funktion der Umgebungserkundung (Herumschauen) zu. FRASER und BROOM (1997) beschreiben das sogenannte Trauern, d.h. längeres Sitzen ohne Reaktion. Dies kann als Apathie gedeutet und als Anomalie bewertet werden, begründet unter anderem auch durch reizarme Umgebung oder ungeeignete Böden. KENNTNISSTAND 17 Die verschiedenen Ruhepositionen werden also vom Platzangebot, durch die Temperatur von Stallraum und die Beschaffenheit der Liegefläche beeinflusst (MAYER, 1999; ZALUDIK, 2002; WEBER, 2003; BEA, 2004). Werte bezüglich der Liegepositionen sind in Relation zum Gesamtliegeverhalten zu setzen (ZALUDIK, 2002). Ruheplatzwahl VAN PUTTEN (1978a) nennt die räumliche Abgrenzung des Liegebereiches als wichtigen Faktor bei der Wahl des Ruheplatzes. Weiterhin ist seiner Meinung nach der optimale Liegeplatz warm und nicht zu hell, die benötigte Fläche ist temperaturabhängig. Beim Liegen besteht das Bedürfnis nach seitlichem Körperkontakt zu Artgenossen; Seitenwände können die Berührung mit dem schlafenden Kumpan ersetzen (VAN PUTTEN, 1978a; VON ZERBONI und GRAUVOGL, 1984). Gemieden wird der Körperkontakt nur dann, wenn die Stalltemperaturen zu hoch sind (VAN PUTTEN 1978a; SAMBRAUS, 1991). ZALUDIK (2002) nennt als weiteren Faktor den Liegekomfort der Liegefläche. In Wahlversuchen von HOY (2000, zitiert in HOY und SCHWARZ, 2002) wählten die Schweine ihre Liegefläche hauptsächlich unter dem Aspekt der Thermoregulation und nicht etwa der Elastizität wegen. So zeigten sie bei warmen Temperaturen eine Präferenz zum harten, die Wärme ableitenden Betonboden und lehnten den weicheren Kunststoffrost ab. Auch MAYER (1999) stellte mit zunehmender Stalltemperatur das vermehrte Liegen auf Spaltenboden fest. Zu demselben Ergebnis kommen auch RUDOVSKY et al. (2002) in ihrem Wahlversuch mit einer tief eingestreuten, einer flach eingestreuten und einer Betonspalten-Liegefläche. In den Beobachtungen von FESKE et al. (2005) bevorzugten die Tiere bei warmen Bedingungen den Spaltenboden, bei kalten die Tiefstreu; die minimal eingestreute, planbefestigte Fläche wurde kaum angenommen. Im Gegensatz dazu beschreibt SAMBRAUS (1991) eine Präferenz für Einstreu vor unbedecktem Boden und diesen vor perforiertem Boden bei der Wahl des Liegeplatzes. Merkmale des Ruheverhaltens sind relativ eindeutig zu definieren und ihnen kommt eine hohe Bedeutung zu, da sie sehr häufig gezeigt werden. Daher spielt laut SCHLICHTING und SMIDT (1987) das Liegeverhalten als tierbezogener Indikator bei der Beurteilung von Haltungsverfahren eine wichtige Rolle. Es können sowohl quantitative (Liegedauer) als auch qualitative (Körperhaltung) Merkmale beobachtet werden. Auch in den Arbeiten von BEA (2004), WEBER (2003), ZALUDIK (2002) und MAYER (1999) zeigte sich das Liegeverhalten geeignet, Auskunft über das Wohlbefinden der Schweine zu geben. ZALUDIK (2002) stellte weiterhin fest, dass Merkmale, welche die Schweine häufig ausführten (Bsp. Ruheverhalten), besser zur Beurteilung der Tiergerechtheit geeignet waren als solche, die von den Tieren nur in kurzen Zeiträumen ausgeführt wurden (Bsp. Aggressionsverhalten). KENNTNISSTAND 2.1.3.2.2 18 Eliminationsverhalten Abkoten spielt beim Schwein in Angstsituationen eine bedeutende Rolle und geschieht außer in Belastungssituationen willkürlich (SCHLICHTING und SMIDT, 1989). Da Schweine von Natur aus (eingeschränkt) standortgebunden sind, ist ihnen die so genannte „Stubenreinheit“ angeboren (VAN PUTTEN, 1978a; GRAUVOGL et al., 1997), das heißt die Tiere versuchen ihren Schlafplatz sauber zu halten. Der Kotbereich wird von den übrigen Bereichen abgetrennt und bevorzugt an gut belichteten hellen Stellen angelegt, die zugig sind und eine geringere Attraktivität als Liegeplatz aufweisen (DE BAEY-ERNSTEN und HAIDN, 2004). Sogar auf vollperforierten Böden gehaltene Schweine versuchen einen Kotplatz anzulegen, wenn es die Platzverhältnisse nur irgend zulassen (MÜLLER et al., 1985). Im Rahmen ihrer Untersuchungen konnten MOLLET und WECHSLER (1991) eine Liste von Faktoren, die als auslösende Reize auf das Ausscheidungsverhalten von Schweinen in Stallhaltungen wirken, erarbeiten bzw. bestätigen: (a) nicht im Nest, (b) bevorzugt entlang von Wänden und in Ecken, (c) an feuchten Stellen (männliche Tiere an der Tränke) und an Stellen, von denen sie (d) Kontakt zur Nachbarbucht oder (e) Aus- bzw. Überblick aus ihrer Bucht haben oder an die (f) Buchtengenossen bereits gekotet und geharnt haben. Normalerweise suchen Schweine zum Harnen den Kotplatz auf, jedoch sind hier Ausnahmen wesentlich häufiger. Die geruchliche Abneigung gegen die flüssigen Ausscheidungen ist wesentlich geringer als gegen den Kot. An sehr heißen Tagen neigen die Tiere dazu, sich zum Zwecke der Thermoregulation im eigenen Harn zu wälzen (VON ZERBONI und GRAUVOGL, 1984). 2.1.3.2.3 Erkundungsverhalten Das Schwein verhält sich zur Umwelt sehr aktiv (SIGNORET, 1969). Das ganze Leben hindurch bleibt das Erkundungsverhalten, welches am meisten im Wühltrieb zum Ausdruck kommt, erhalten (VON ZERBONI und GRAUVOGL, 1984). Beim Wildschwein werden Futteraufnahme- (Futtersuche) und Erkundungsverhalten gemeinsam gedeckt, beim Hausschwein sind diese getrennt (VAN PUTTEN, 1978a). In diesen Funk- KENNTNISSTAND 19 tionskreisen bleiben bei einstreuloser Haltung das Wühl-, Beiß- und Kaubedürfnis unbefriedigt (MÜLLER et al., 1985). Auch GRAUVOGL et al. (1997) weisen darauf hin, dass bei den im Vergleich zur Weidehaltung stark verkürzten Fresszeiten ein Verhaltensdefizit entsteht, so dass das Schwein versucht, die unbefriedigten Verhaltensweisen Kauen und Wühlen im Funktionskreis Erkundung zu befriedigen. Auch SAMBRAUS (1991) beschreibt den Drang der Schweine zu wühlen als außerordentlich groß. Mit dem Ausdruck: „Das Wühlen gehört zum Schwein“ heben MÜLLER et al. (1985) ebenfalls die Bedeutung des Wühlens für das Schwein hervor. Sie betonen auch, dass echtes Wühlen nur in einem Substrat stattfinden kann, das sich auf diese Weise lockern und untersuchen lässt. Das in der einstreulosen Bucht gehaltene Schwein versucht, das Futter als Wühlsubstrat zu gebrauchen (VAN PUTTEN, 1978a), ebenso den Artgenossen und schließlich den blanken Boden, auch wenn es ein Spaltenboden ist (ETTER-KJELSAAS und JAKOB, 1979, zitiert in MÜLLER et al., 1985). Auf einer harten, mit dem Rüssel nicht zu lockernden Fläche ist das Wühlen nur ein Scheinwühlen und wird vom Tier nicht befriedigend erlebt (MÜLLER et al., 1985). VAN PUTTEN (1978a) hebt die Bedeutung der Kombination zweier Faktoren hervor; für das Schwein sei das Gefühl des Reibens über eine Fläche bei gleichzeitigem Gegendruck gegen den vorderen Rüsselscheibenrand wichtig. SCHLICHTING und SMIDT (1989) zählen neben dem Wühlverhalten das Rütteln zu den in der Stallhaltung relevanten Elementen des Erkundungsverhaltens, welche bei geeigneten Auslösemechanismen, aber fehlenden adäquaten Objekten, zum Schwanzbeißen führen können. Eingestreute Ställe bieten hier nach Meinung der Autoren mehr Aktivitätsmöglichkeiten, weshalb sie für diesen Funktionskreis besser zu bewerten sind als einstreulose, rationell eingerichtete Systeme. Spiel- und Neugierverhalten gelten als sicherste Ausdrucksmittel für das Wohlbefinden der Tiere (VON ZERBONI und GRAUVOGL, 1984), da hierbei das Vorhandensein von Bedürfnissen wie Hunger und Durst oder aber auch Schmerzen ausgeschlossen werden kann (GRAUVOGL et al., 1997). So haben auch BEA (2004), WEBER (2003) und ZALUDIK (2002) den Funktionskreis Beschäftigungs- und Neugierverhalten beim Vergleich von Haltungsverfahren mit berücksichtigt. Beschäftigungsmaterialien und –techniken Nach der Richtlinie 91/630/EWG der EU sowie der in 2006 novellierten bundesdeutschen Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) sollen Schweine ständigen Zugang zu gesundheitlich unbedenklichem und in ausreichender Menge vorhandenem Beschäftigungsmaterial haben. In strohlosen Systemen sind daher Spielzeuge vorzusehen. Für die dauerhafte Attraktivität solcher Spielgeräte ist gemäß ROTH und MEYER (2002) die richtige Platzierung in der Bucht wichtig, dann sind sie KENNTNISSTAND 20 eine nachhaltige Bereicherung zur Auslebung des Erkundungs-, und Sozialverhaltens. Wenn möglich, richten Schweine sich einen gesonderten Spielbereich ein. Leistungssteigerungen konnten bisher durch den Einsatz von Spielzeugen nicht bestätigt werden, wohl aber eine Verringerung des Medikamenteneinsatzes und von Tierverlusten durch verminderte Aggressivität (ROTH und MEYER, 2002). Unter anderem werden Mastschweinen nachstehende Varianten von Beschäftigungstechniken (ohne Stroh) angeboten: • Ketten sind gemäß HELLWIG (1995, zitiert in STUBBE, 2000) gut als Spielzeug geeignet. ELLERSIEK (1994) hebt die geringe Verschmutzungsanfälligkeit von Ketten hervor und schreibt dem Geräusch eine Lockwirkung zu. Er vertritt die Ansicht, dass eine Kette an der Trennwand zu befestigen sei, um die Ruhe in der Bucht zu gewährleisten. Dagegen sollten sie laut GRAUVOGL et al. (1997) frei in der Bucht hängen. • Bälle gibt es in verschiedenen Ausführungen und Größen. Einige Varianten sind hohl und können mit Futter befüllt werden, das dann bei Bewegung des Balls heraus rieselt. Andere enthalten eine Rassel oder können zur Beschwerung mit Wasser aufgefüllt werden. Sie haben den Nachteil, dass sie stark verschmutzen und für die Schweine nicht von dauerhafter Attraktivität sind (ELLERSIEK, 1994). • Holzstücke sollten an einer Kette aufgehängt, angeboten werden. Es sollte Weichholz verwendet werden, da sonst Nagen nur schwer möglich ist (TROXLER, 2003a). Wird das Holz nur frei auf dem Boden angeboten, bestehen die Nachteile der Verschmutzung und des Verklemmens (ELLERSIEK, 1994). • Wippen sind gleichzeitig für zwei Buchten geeignet, da diese Technik auf der Buchtentrennwand montiert wird. Über zwei parallele Arme hängen Ketten in die Bucht, an denen ein Querbalken angebracht ist. Wird an einer Kette oder dem Querbalken gezogen, gibt die Wippe nach und schwingt durch Federn bei Nachlassen des Zuges in die Ausgangsstellung zurück. Betätigen sie Tiere der einen Bucht, werden die der anderen zum Spielen animiert. Dadurch ist sie für Schweine besonders attraktiv (ROTH und MEYER, 2002). In ihren Untersuchungen zum Erkundungs- und Spielverhalten testeten HEIZMANN et al. (1988) die Attraktivität von Metallketten, Rindersehnen, hitzesterilisierten Röhrenknochen (Rind) und Autoreifen als Spielzeuge bei Schweinen im Alter von 14 bis 24 Wochen. Sie konnten beobachten, dass die Attraktivität aller gebotenen Spielzeuge mit zunehmender Bekanntheit des Objektes nachließ, Wechselwirkungen zur Quantität der Beschäftigung mit der Einstreu konnten nicht nachgewiesen werden. BÖHMER KENNTNISSTAND 21 und HOY (1995) sehen das Beschäftigungsbedürfnis der Schweine weder mit Ketten noch mit sonstigen Spielmöglichkeiten, wie etwa Bällen, Teilen von Autoreifen oder Holzstücken befriedigt, da diese daran weder wühlen, erkunden noch kauen können. Dieses Ergebnis wird auch von ZALUDIK (2002) bestätigt, die den Einfluss der Beschäftigungstechnik auf Schäden, bedingt durch Schwanz- und Ohrenbeißen, untersucht hat. Danach zeigten Tiere in Betrieben mit Strohraufen oder Stroheinstreu nur 5% verhaltensbedingte Schäden, demgegenüber zeigten Tiere bei einem Beschäftigungsangebot von Ketten, Bällen, Autoreifenteile, Holzstücke u.ä. 23% verhaltensbedingte Schäden. Dieser Wert war nur wenig entfernt vom Wert der Tiere (26%), denen gar keine Beschäftigung angeboten wurde. Die weitest gehende Entwicklung, stammt aus dem Institut für Agrartechnik von der Universität Hohenheim und kombiniert eine Strohraufe inklusive Auffangschale mit einem an zwei Ketten aufgehängten Holzstück (STUBBE, 2000; HESSE, 2002). Auch hier wurden Wühlschale und Holzbalken bevorzugt bearbeitet, da diese typische Verhaltensweisen, wie Wühlen, Hebeln oder Beißen ermöglichen, die Ketten wurden im Vergleich zu den anderen Teilelementen am wenigsten angenommen (STUBBE, 2000). Vorteile dieser Technik sind, dass für die Tiere sowohl Wühlen als auch Spielverhalten möglich ist, ein Nachteil kann die Verschmutzung der Auffangschale sein. Die Verkleinerung der Buchtenbodenfläche durch den Automat muss ebenfalls berücksichtigt werden (JUNGBLUTH et al., 2005). 2.1.3.3 Verhaltensanomalien Räumliche Einengung, Reizarmut oder –fülle, soziale Isolation oder Überforderung sowie starke Abweichungen von der Tagesperiodik stellen laut STAUFFACHER (1991) für das Tier eine inadäquate Situation dar. Besonders schwerwiegend sind solche Faktoren, wenn sie während sensibler Phasen der Ontogenese oder dauerhaft auf das Tier wirken und zu neuro-morphologischen Veränderungen im Gehirn führen und in der Konsequenz Verhaltensstörungen zur Folge haben. Nach WIEPKEMA (1981) führt die Unmöglichkeit, seine Umwelt durch adäquates Verhalten zu beherrschen, zu ernsthaftem Konfliktverhalten – den Verhaltensstörungen. Auch laut BUCHENAUER (1998) sind Verhaltensstörungen Ausdruck einer Überforderung der Verhaltenssteuerung eines Tieres, die mit Ausnahme von genetisch bedingten Verhaltensstörungen durch nicht-adäquate Haltungsbedingungen hervorgerufen werden. MARTIN (1978) führt Verhaltensstörungen darauf zurück, dass durch Verhinderung eines angeborenen Verhaltens das Appetenzverhalten verstärkt wird. Bei der Suche nach einem geeigneten Auslöser entstehen Konfliktsituationen in denen die Tiere versuchen, ihren endogenen Drang am Ersatzobjekt oder in einer Leerlaufhandlung zu befriedigen. KENNTNISSTAND 22 Neben Verhaltensstörungen treten Verhaltensänderungen auf, bei welchen es sich um deutliche Abweichungen vom Normalverhalten handelt, die sich in Änderungen der Frequenz und / oder Qualität einer Verhaltensweise äußern (BUCHENAUER, 1998). GRAUVOGL (1990) definiert die Begriffe Verhaltensänderungen und -störungen wie folgt: • Verhaltensänderungen sind quantifizierbare Verhaltensabläufe, gemessen in Raum, Zeit, Frequenz und Sequenz, welche außerhalb der normalverteilten Populationskurve von 95 % liegen. • Verhaltensstörungen sind Verhaltensänderungen, die an dem Tier selbst oder an seinen Kumpanen Schmerzen oder Beschädigungen hervorrufen. Der Begriff Ethopathie ist hierfür synonym zu gebrauchen. Verhaltensänderungen können die gleichen Ursachen wie Verhaltensstörungen zugrunde liegen, sie können jedoch auch das Ergebnis einer erfolgreichen Anpassung sein (BUCHENAUER, 1998). Verhaltensstörungen treten nach SCHLICHTING UND SMIDT (1989) in eingestreuten Systemen deutlich seltener auf als auf Vollspaltenböden. Nach WIEPKEMA (1983, in BUCHENAUER, 1998) können Verhaltensstörungen in fünf verschiedene Kategorien (je ein Beispiel) eingeteilt werden: • schädigende Verhaltensweisen (Schwanzbeißen), • Stereotypien (Zungenspiel), • Leerlaufhandlungen (Leerkauen), • Apathie (Bewegungsloses Sitzen) und • Handlungen am Ersatzobjekt (Beknabbern von Artgenossen). Laut BUCHENAUER (1998) treten beim Mastschwein Schwanz- und Ohrbeißen, Zungenrollen, Reiben der Schnauze, Hyperaktivität und Analmassage als Verhaltensstörungen auf. 2.1.3.3.1 Schwanzbeißen Es handelt sich hierbei um eine Verhaltensstörung aus dem Funktionskreis des Fressens, in welchem Schweine ihre Erregung wühlend, beißend oder kauend entladen (SAMBRAUS, 1991). Sie wird fast ausschließlich bei Mastschweinen beobachtet und tritt in der ersten Hälfte der Mastperiode auf (BRUMMER, 1978a). Dass das Schwanzbeißen erst ab etwa 1950 in der Schweinehaltung zum Problem wurde, führt KENNTNISSTAND 23 SAMBRAUS (1991) auf die Änderung zweier Faktoren zurück: Zum einen die Züchtung des agileren und sensibleren so genannten „Modernen Fleischschweins“ statt des phlegmatischen Fettschweins, zum anderen die Etablierung der strohlosen Aufstallung auf Spaltenboden. BRUMMER, (1978a) nennt als weiteren Grund den Einsatz konzentrierter, rohfaserarmer Fertigfuttermischungen. Laut GRAUVOGL et al. (1997) können die Gründe in einer Wiederkehr des Sauginstinktes, durch Langeweile oder auch durch aufgestaute Aggressionen, verbunden mit erheblicher Erregung und Reizschwellensenkung zu finden sein. VAN PUTTEN (1978a, 1978b) führt das „einfache“ Schwanzbeißen auf die Übersimplifizierung der Umwelt in den Intensivhaltungen zurück, wodurch die Schweine beginnen, ihren Erkundungstrieb an den Artgenossen zu befriedigen, indem sie diese beschnüffeln und beknabbern. Erwacht durch dabei entstehende Wunden der Jagdtrieb, entwickelt sich Caudophagie, bei welcher der Schwanz des Artgenossen bewusst angefressen wird, was bis zum Tod der Opfer führen kann. Auch BRUMMER (1978a) beschreibt, dass durch häufiges Beknabbern des Schwanzes, welches von den beknabberten Tieren geduldet wird, Wunden entstehen, die dann die Caudophagie auslösen können. Blutende Wunden scheinen auf die Caudophagie, eine Form des Kannibalismus, da die Schwanzspitze häufig verzehrt wird, verstärkend zu wirken. So zählen TROXLER und STEIGER (1982) das Beknabbern an Ohren, Zitzen und Gliedmaßen, das zu ähnlichen Auswirkungen wie das Schwanz- und Ohrenbeißen führen kann zu den Verhaltensstörungen. VAN PUTTEN (1978a) sieht im Beknabbern der Haut und Haare eines Artgenossen ein Konfliktverhalten (Handlung am Ersatzobjekt) oder eine Übersprungshandlung, weniger ein soziales Verhalten im Sinne von gegenseitiger Hautpflege. Diese Art der Beschäftigung mit dem Artgenossen kommt laut STOLBA und WOOD-GUSH (1981) in reizarmen Haltungsverfahren vermehrt vor. Untersuchungen von ŠTUHEC et al. (1984) an Jungsauen in verschiedenen Aufstallungssystemen bestätigten vermehrtes Bekauen und Bewühlen von Artgenossen bei strohloser Teilspaltenboden- gegenüber Einstreuhaltung. Auch ZALUDIK (2002) stellt in ihren Untersuchungen an Mastschweinen fest, dass sich die Tiere in Vollspaltenbodenställen signifikant häufiger mit den Artgenossen beschäftigen als in eingestreuten Systemen. SCHNIEDER (2002) fand signifikant mehr Schwanzverletzungen in Vollspalten- als in Mehrflächensystemen; Einstreu konnte Kannibalismus erheblich reduzieren. SCHRØDER-PETERSEN et al. (2002) wiesen in ihrem Experiment mit Ferkeln nach, dass das „Schwanz ins Maul Nehmen“, von welchem behauptet wird, es sei der Wegbereiter für das Schwanzbeißen, häufiger auftrat, wenn Möglichkeiten zur Erkundung fehlten. Im Allgemeinen ist das Auftreten des Phänomens Schwanzbeißen polykausal bedingt (SAMBRAUS, 1991). Der Effekt des Kupierens besteht darin, dass das verbleibende Schwanzende empfindlicher ist, als der unkupierte Schwanz und so ein „Bebeissen“ von vorneherein weniger geduldet wird (VON ZERBONI und GRAUVOGL, 1984; SAMBRAUS, 1991). KENNTNISSTAND 24 BRUMMER (1978a) bezeichnet diese Methode jedoch als unbefriedigend, da sie nicht zur Beseitigung der Ursache beiträgt und zudem die Gefahr besteht, dass die Tiere auf die Ohren ausweichen (GRAUVOGL et al., 1997). Nach BROOKS (2004) kann eine Erhöhung des Salzgehalts in der Ration die Beißproblematik bei Schweinen reduzieren, gleichzeitig wird somit auch die Wasseraufnahme und die damit verbundene Aktivität erhöht. Somit ist bei der Anwendung auf eine ausreichende Wasserversorgung (Tränken und Durchflussrate) zu achten. 2.1.3.3.2 Stereotypien Nach BRUMMER (1978b) können die Ursachen der Entstehung von Stereotypien sehr verschieden sein. In Betracht kommen hierfür z. B. Erkrankungen oder nicht artgemäße Haltungsbedingungen. Stereotypien können seiner Meinung nach das Wohlbefinden von Tieren sowohl steigern als auch beeinträchtigen oder auch gar nicht tangieren. Leerkauen SAMBRAUS (1991) beschreibt Leerkauen als eine Verhaltensstörung der Sau. Die Tiere kauen, ohne Material im Maul zu haben mit einem individuellen, weitgehend stereotypen Kaumuster. Durch die Kaubewegungen wird Speichel zu Schaum geschlagen (SAMBRAUS, 1991). Das Verhalten kann sich über einen längeren Zeitraum hinziehen (TROXLER und STEIGER, 1982). In den Untersuchungen von ŠTUHEC et al. (1984) an Jungsauen trat Leerkauen ausschließlich in nicht eingestreuten Buchten auf. Stangenbeißen Hierbei handelt es sich um eine Stereotypie aus dem Funktionskreis des Fressens (SAMBRAUS, 1991), die hauptsächlich bei einzeln gehaltenen Sauen vorkommt. Es können zwei verschiedene Formen beobachtet werden: Stereotypes Beißen an der selben Stelle eines Rohres o.ä. oder stereotypes Bebeissen von einer Seite auf die andere und zurück, auch schnell als Wischbewegung (SAMBRAUS, 1991; TROXLER und STEIGER, 1982). Sowohl Leerkauen als auch Stangenbeißen treten in reizärmerer Haltung zunehmend auf (TROXLER und STEIGER, 1982) und lassen sich durch Gaben von Raufutter vermindern (SAMBRAUS, 1991). GRAUVOGL (1990) ordnet diese beiden Stereotypien dem erwachsenen Schwein zu und sieht sie, wenn auch nicht als schadensbringend, so doch als ein unerfreuliches Zeichen der Reizverarmung an. KENNTNISSTAND 25 RIST (1981, 1982b) schlägt folgende maximale Abweichung im Tierbestand für negative Indikatoren aus dem Bereich Ethologie vor (Überforderung der Anpassung) und bietet somit eine Bewertungsgrundlage an: • ≤ 2-3 % Ausfall essentieller Verhaltensweisen, • ≤ 1-2 % Verhaltensstörungen • ≤ 5 % Handlungen am Ersatzobjekt, • ≤ 3 % Leerlaufhandlungen, • ≤ 1 % Stereotypien und • < 5 % Abweichungen in Ablauf, Dauer und Häufigkeit von artspezifischem Verhalten. 2.1.3.4 Methoden der Verhaltensbeobachtung Die Methoden zur Verhaltensbeobachtung können differenziert werden in direkte Beobachtungen durch eine oder mehrere Beobachtungspersonen oder indirekte Beobachtungen durch Videoaufnahmen. Bestimmte Verhaltensweisen bzw. deren Häufigkeit können auch automatisiert messtechnisch registriert werden, wie z.B. die Tieraktivität durch Bewegungssensoren oder die Verfolgung der Lauf- und Bewegungsaktivitäten mit sogenanten „optischen Tracking-Systemen“ (BESSEI, 2003). Grundsätzlich bieten Direktbeobachtungen die Vorteile, dass sie mit relativ geringem technischem Aufwand verbunden sind und mit niedrigen Sachkosten durchgeführt werden können. Weiterhin ist es im Gegensatz zur Videotechnik auch möglich, mit ihnen kurzfristige und schwer zu differenzierende Verhaltensweisen aufzunehmen (MARTIN und BATESON, 1993). Zusätzlich bieten sie den Vorteil der „Nähe zum Tier“, das heißt, es ist eine parallele Erfassung der Randbedingungen möglich, welche die Tiere oft stark beeinflussen (HARTUNG, 2003). Um eine Beeinflussung des Tierverhaltens durch die Beobachtungsperson zu verhindern und eine umfassende Beobachtungssicht zu gewährleisten, sollte diese sich nicht direkt auf Tierhöhe befinden bzw. sie sollte darüber, am besten nicht direkt von den Tieren einsehbar, platziert sein (TROXLER, 2003a). Nachteile von Direktbeobachtungen sind, dass nicht nochmals das erfasste Verhalten beobachtet werden kann (WEBER, 2003) und die jeweilige Dauer der Beobachtung begrenzt ist. Es spielen hier im Gegensatz zu indirekten Beobachtungsmethoden abnehmende Konzentration, Erwartungen und Veränderungen in der Bobachtungsweise durch Gewöhnung und Routine eine größere Rolle, wenngleich für alle Methoden bei der Transkription von Beobachtungen eine gewisse Sub- KENNTNISSTAND 26 jektivität in der Wahrnehmung und Beurteilung unvermeidlich ist (MARTIN und BATESON 1993). Weiterhin bedingt diese Methode eine starke Zeit- und Ortsbindung des Beobachters. Sind Tagesprofile der Tiere aus Voruntersuchungen oder Angaben aus der Literatur vorhanden, können die Beobachtungszeiten für bestimmte Fragestellungen begrenzt werden (LEGGE 1992, STUBBE 2000, WEBER 2003). Das heißt, man kann je nach Fragestellung nur bestimmte Zeitintervalle wie Hauptaktivitätsphasen oder Ruhephasen der Tiere mit Hilfe der Direktbeobachtung festhalten. Dadurch kann der Arbeitsaufwand sinnvoll begrenzt werden, gleichzeitig verfügt man trotzdem über eine genaue Beobachtung. Indirekte Beobachtungsmethoden, das heißt Videobeobachtungen, bieten die Vorteile der Ungebundenheit weder an die Beobachtungsperson, noch an die Beobachtungszeit sowie die Möglichkeit zur wiederholten Wiedergabe des erfassten Verhaltens. Gerade im Hinblick auf die Subjektivität der Erfassung bieten sie dadurch Möglichkeiten zur besseren Objektivierung. Da der Auf- und Abbau der Technik sowie die Auswertung sehr zeitintensiv sind, lässt sich im Vergleich zur Direktbeobachtung, keine Zeit einsparen (HARTUNG, 2003). Jedoch benötigen sie eine wesentlich geringere Zeit- und Ortsbindung des Beobachters. Der technische und finanzielle Aufwand sind hierbei als hoch anzusetzen. Es können mit dieser Methode Beobachtungen über längere Zeiträume mit weniger Einschränkungen hinsichtlich Stichprobenumfang und Anzahl beobachtbarer Verhaltensweisen durchgeführt werden (MARTIN und BATESON, 1993). Videoaufnahmen eignen sich vor allem für die Aufzeichnung von schnellen Verhaltensweisen, da sie später bei einem langsameren Wiedergabetempo einfacher transkribiert werden können. Auch für langandauernde Verhaltensweisen sind sie von Vorteil, da die effektive Beobachtungszeit für den Versuchsansteller bei der Wiedergabe des Films erheblich verkürzt werden kann. Langzeitbeobachtungen sind bei allen Fragestellungen notwendig, bei denen Tagesprofile, also Aktivitäts- bzw. Ruherhythmus, der Tiere erfasst werden sollen (MARTIN und BATESON, 1993). Nachteil dieser Methode ist ein gewisser Informationsverlust auf den Videobildern wie z.B. bei Zeitrafferaufnahmen oder auch nur die zweidimensionale Sicht mit sich gegenseitig verdeckenden Tieren. 2.1.3.5 Methoden der Quantifizierung von Verhalten Es lassen sich die oben beschriebenen Beobachtungsmethoden, unabhängig ob dabei direkt oder indirekt aufgenommen, nach der Art ihrer zeitlichen und quantitativen Aufnahme, das heißt nach der Art ihrer Transkription differenzieren. FASSNACHT (1995) unterteilt in Anlehnung an die Quantifizierungsmaße von HUTT und HUTT (1974) vier Grund- bzw. Quantifizierungstypen von Verhalten. KENNTNISSTAND 27 Danach kann Verhalten als • Häufigkeit (H-Typ): z.B. Anzahl Trinkvorgänge je Tier pro Zeiteinheit • Dauer (D-Typ): z.B. Gesamtdauer der Trinkvorgänge pro Zeiteinheit • Intensität (I-Typ): z.B. Beschäftigung mit Spielzeug (nicht beobachtbarschwach- mittel- stark) • und als ein Ganzes (G-Typ): z.B. differenzierte Beobachtung von Schwanzbeißen nach Häufigkeit, Dauer und Intensität. aufgenommen werden. Aus diesen vier Grundtypen lassen sich alle anderen Quantifizierungen ableiten. Zur Realisierung dieser Quantifizierungen stehen grundsätzlich drei Methoden und verschiedene Techniken zur Verfügung (FASSNACHT, 1995): • das Event-sampling-Verfahren • das Time-sampling-Verfahren • und das Rating-Verfahren Die drei Verfahren sind nicht einem Quantifizierungstyp direkt zuzuordnen, sondern sind von diesem unabhängig. Dennoch gibt es nach FASSNACHT (1995) gewisse Affinitäten, so werden Häufigkeiten und Zeiten in der Regel mit den Event- und Timesampling Verfahren gemessen. Die beiden Typen Intensität und Ganzheit werden meist mit dem Ratingverfahren erfasst. Die etwas ungenaue englische Bezeichnung „Event-sampling“ führte in der Literatur zu sehr unterschiedlichen Definitionen und wird nach FASSNACHT (1995) für zwei grundlegende verschiedene Bedeutungen verwendet. Nach der dezidierten sprachlichen Beschreibung handelt es sich zum einen um die Aufnahme eines bestimmten Ereignisses, zum anderen jedoch versteht man darunter die kontinuierliche, möglichst genaue, zeitliche Erfassung von mindestens einer aber meistens mehrerer Verhaltensweisen. Die am häufigsten verbreitete Methode ist hier wohl die kontinuierliche Erfassung des Verhaltens von Einzeltieren. Hierzu wird ein Focustier aus einer Gruppe ausgewählt und gekennzeichnet. Es werden dessen Verhaltensaktivitäten kontinuierlich nach Auftreten, Dauer und Sequenz festgehalten. Es werden die einzelnen Verhaltensweisen nach ihrer Dauer und in Bezug auf die Beobachtungszeit oder auch auf die Tages- und Jahreszeit erfasst (BESSEI, 2003). KENNTNISSTAND 28 Das „Time-sampling“ Verfahren wurde als eine Methode der Quantifizierung von Verhalten im Feld entwickelt (FASSNACHT, 1995). In Abhängigkeit von der angestrebten Genauigkeit und den zu beobachtenden Merkmalen wird ein zeitliches Einheitsintervall festgelegt. Zwischen den hier definierten Zeitpunkten bzw. Intervallen werden bei dem „klassischen“ Time-sampling Verfahren die Verhaltensweisen nach dem „Alles oder nichts Prinzip“, beispielsweise mit einem Binärcode 0/1 aufgenommen. Im Unterschied zu dieser kontinuierlichen Darbietung gibt es auch ein diskontinuierliches Verfahren der Festlegung von Codierintervallen, bei welchem die Einheitsintervalle durch Pausenintervalle voneinander getrennt sind (FASSNACHT, 1995). Eine Sonderform des diskontinuierlichen Time-sampling-Verfahrens ist das MTSVerfahren (momentary time sampling), in welchem das Einheitsintervall auf einen Zeitpunkt reduziert wird (FASSNACHT, 1995). Hier werden dann ebenfalls Verhaltensweisen nach dem Binärsystem festgehalten, bzw. bei Gruppenbeobachtungen kann die Anzahl Individuen mit jeweils gleichen Verhaltensweisen gezählt und notiert werden (Scan-sampling). Das Rating-Verfahren besteht darin, dass der Beobachter den Ausprägungsgrad einzelner Verhaltensweisen oder Aspekte von diesen –wie Intensität und Häufigkeit – abschätzt und auf einer Messskala dementsprechend festhält (FASSNACHT, 1995). Zumeist werden mehrere Verhaltensaspekte simultan, in Bezug auf eine oft unbestimmte Zeitspanne eingestuft und in einer Gesamtskala zusammengeführt. Aus dieser Zusammenstellung wird dann häufig noch eine rechnerische Zusammenfassung herbeigeführt. Das Verfahren kommt mit einem Minimum an organisatorischem und technischem Aufwand aus und ist somit auch für Pilotstudien prädestiniert. Jedoch ist der Bezugsrahmen der abgegebenen Rating-Einstufungen unbestimmt, eine standardisierte Referenzgröße, an welcher sich der Beobachter ausrichten könnte fehlt und ist somit kritisch zu beurteilen (FASSNACHT, 1995). 2.1.4 Pathologische Merkmale Pathologische Merkmale werden benützt, wenn anhand von klinischen Erhebungen Rückschlüsse auf Entstehung und Verlauf von Verletzungen, Schäden und/oder Erkrankungen bzw. Gesundheitsstörungen gezogen werden sollen, die durch das Haltungssystem oder durch einen Artgenossen verursacht wurden (HARTUNG, 2003). Zu den pathologischen Parametern gehören Mortalität, Morbidität sowie das Auftreten bestimmter systembedingter Verletzungen oder Erkrankungen -Technopathien(KNIERIM, 1998). Allerdings ist auch hier die Einstufung bestimmter Schadensniveaus als tiergerecht oder tierschutzrelevant schwierig. Bei Praxiserhebungen ist außerdem zu beachten, dass festgestellte Schäden häufig nicht auf das Haltungssystem als solches, sondern auf mangelhafte Ausführung von Details zurückzuführen ist KENNTNISSTAND 29 (KNIERIM, 1998). Zur Beurteilung eines Stallsystems eignen sich als Indikatoren besonders die von mechanischen Einwirkungen herrührenden Veränderungen am Tier, die ihre Ursachen in direkten Einflüssen der Haltungsumwelt (z.B. Bodenbeschaffenheit), im Verhalten der Tiere selbst oder untereinander (z.B. Aggressionen) oder in anderen Faktoren (z.B. Krankheiten) haben (GLOOR, 1984). Pathologische Indikatoren können im Allgemeinen leicht erfasst, quantifiziert und einer statistischen Aufarbeitung zugänglich gemacht werden. Für die Beurteilung sind nicht nur die Häufigkeit des Auftretens im Bestand, sondern auch der Schweregrad des Schadens bzw. die Intensität der Beeinträchtigungen maßgeblich (SUNDRUM et al., 1999). Wegen des vergleichsweise geringen Aufwandes zur Erhebung pathologischer Indikatoren und ihres konkreten Zusammenhangs mit einer Überforderung der Anpassungsfähigkeit kommt den pathologischen Befunderhebungen große Bedeutung auf Praxisbetrieben zu (SUNDRUM et al., 1999). Das Integument (Haut mit Hautanhangsorganen) dient als Schutz gegen chemische, thermische und mechanische Einwirkungen der Umwelt, die je nach Stärke mehr oder weniger starke Spuren zurücklassen (GLOOR, 1984). Durch die Haltungstechnik verursachte pathologische Veränderungen werden unter dem Begriff „Technopathien“ zusammengefasst (VON BORELL et al., 2002). Der Integumentbeurteilung in Anlehnung an die Methode „Ekesbo“ liegt die Hypothese zugrunde, dass der Zustand des Integumentes die Tier-Umwelt-Beziehungen widerspiegelt (EKESBO, 1978) und sich so Veränderungen und Läsionen als Indikatoren für verschiedene Einflüsse aus der Umwelt des Tieres herleiten lassen (TROXLER, 1998). Sie kann sowohl für sich allein als auch in Kombination mit ethologischen Untersuchungen angewendet werden (EKESBO, 1984) und eignet sich als gesamtheitliche Methode zur Beurteilung von Stallsystemen auf Praxisbetrieben (TROXLER, 1998). So wurde diese Untersuchungsmethode auch in den Studien von BEA (2004), WEBER (2003), ZALUDIK (2002) und MAYER (1999) angewendet. In den Untersuchungen von GEYER (1979) erwies sich die Klaue (über Zahl und Schweregrad der Verletzungen an dieser) als sehr guter Indikator zur Beurteilung der Bodenqualität in Schweineställen; in Vollspaltensystemen muss demnach mit vermehrten Verletzungen der Klauen gerechnet werden. Auch die Bonitur der Gliedmaßen kann zur Beurteilung der Bodenqualität beitragen (VON BORELL, 2002). PROBST (1989) konnte einen kausalen Zusammenhang zwischen der Aufstallungsart und dem Auftreten von Schwielen und Bursen nachweisen; auch nur ein zeitweiliger Aufenthalt auf nicht eingestreuten Flächen (befestigter Fressplatz im Tiefstreustall) führte zu einer deutlichen Schwielenbildung. VON BORELL und HESSE (2002) empfehlen die Beurteilung der Körperhülle vor allem hinsichtlich Bissverletzungen, um Auskunft über Ausmaß und Konsequenzen von Rangauseinandersetzungen zu erhalten. Laut KENNTNISSTAND 30 VAN PUTTEN (1978b) werden Haut und Haarkleid seit Jahrhunderten von Landwirten als Indikator des Zustandes gesehen, in dem sich das Tier befindet. Der Autor führt dies darauf zurück, dass gesunde Tiere, die gut behandelt werden, ausreichend Komfortverhalten ausführen; somit sieht er einen direkten Zusammenhang zum Wohlbefinden der Tiere. SCHNIEDER (2002) fand in Vollspaltensystemen stärker verschmutzte Tiere als in Mehrflächensystemen; unabhängig vom Haltungsverfahren fand er in 60 % der untersuchten Ställe stark verschmutzte Tiere. Ähnlich wie KNIERIM (1998) unterteilt auch RIST (1982a) die pathologischen Befunde in: 1. haltungsbedingte Erkrankungen: Invasions-, Infektions-, Stoffwechselerkrankungen, 2. haltungsbedingte Verletzungen: schwere Schürfungen, Prellungen, Brüche, 3. haltungsbedingte Abgänge Er fordert dazu folgende Grenzwerte einzuhalten: Zu 1: Die hier genannten Erkrankungen sollten in einem tiergerechten Haltungssystem unter 5% liegen. Zu 2: Diese Verletzungen sollten bei weniger als 1-2% des Bestandes vorkommen. Zu 3: Haltungsbedingte Abgänge dürften in einem tiergerechten Haltungssystem im Prinzip nicht vorkommen. Als Grenzwert gilt daher < 1% des Bestandes. 2.1.5 Physiologische Merkmale Auch physiologische Merkmale können herangezogen werden, um Ställe bezüglich ihrer Tiergerechtheit zu bewerten. Nach Rist (1982a) gibt es fünf wesentliche physiologische Merkmale bzw. Merkmalsgruppen, die zur Beurteilung von Haltungssystemen herangezogen werden können. Diese sind: a) Blutdruck, b) Pulsfrequenz, c) Atemfrequenz, d) Hämoglobingehalt sowie weitere Blutinhaltsstoffe, e) Hormone und Enzyme. Physiologische Parameter reagieren empfindlich auf Umweltveränderungen und erfordern einen größeren technischen Aufwand für die Erfassung, meist in Verbindung mit einem Labor (KNIERIM, 1998). Daher sind physiologische Untersuchungen eher für experimentelle und Grundlagenversuche geeignet als für praxis- und anwendungsorientierte Untersuchungen (Hesse et al., 2000; ŠTUHEC, 1984). Häufig ist es jedoch anhand solcher Parameter möglich, Reaktionen festzustellen, die man alleine KENNTNISSTAND 31 durch die Beobachtung der Tiere nicht entdeckt hätte (STEPHENS und TONER, 1975). Hervorzuheben ist auch besonders die Möglichkeit der objektiven Beurteilung von längerfristigen Wirkungen eines Systems auf ein Tier (KNIERIM, 1998). Nachteil bei der Messung physiologischer Parameter ist die unter Umständen zu große Beeinträchtigung der Tiere durch die Probenentnahme, besonders bei Blutentnahmen. Man kann diese Beeinträchtigung jedoch verringern, indem man leichter zugängliche Probensubstrate, wie z.B. Speichel, Kot oder Harn verwendet (KNIERIM, 1998). Eine gängige Methode, um Stress physiologisch nachzuweisen, ist die Bestimmung der Hormonkonzentration. Besondere Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang den Hormonen der Nebenniere zu (CAMPBELL, 1997). Es ist bewiesen, dass bei Belastungen das Hypophysen-Nebennierenrinden-System aktiviert wird und somit unter anderem Cortisol verstärkt freigesetzt wird. Eine Erhöhung der Cortisolwerte tritt jedoch nicht nur im Zusammenhang mit unangenehmen Belastungen ein. Auch im Zusammenhang mit der Fortpflanzung (FRASER und BROOM, 1990, zitiert in KNIERIM, 1998) oder bei neuen Situationen, die eine erhöhte Lernkapazität erfordern (RUSHEN, 1986), sind erhöhte Cortisolgehalte festgestellt worden. Weiterhin können auch Neurotransmitter, wie z.B. Endorphine herangezogen werden, um physiologisch Stress nachzuweisen. ZANELLA und BROOM (1992) untersuchten bei Sauen die Bedeutung von Neuropeptiden (z.B. ß-Endorphin oder Dynorphin) auf das Anpassungsvermögen an das Haltungssystem. Diese Hormone, auch Opioide genannt, spielen eine Rolle bei der Schmerzmodulation, der motorischen Aktivität, beim Lernen, der Erinnerung, bei Aggression, Stress und Freude. Ihren Ergebnissen nach, korreliert bei Sauen die Dichte der Opioidrezeptoren signifikant mit Indikatoren schlechter Haltungsbedingungen wie z.B. Formen von Inaktivität und Stereotypien. Die Interpretation physiologischer Befunde ist ohne Betrachtung des Tierverhaltens sowie der Versuchs- und Randbedingungen, in denen sie erhoben wurden, nicht möglich. Die Erfassung physiologischer Merkmale sollte deshalb immer in Kombination mit anderen ergänzenden Methoden erfolgen (HESSE et al., 2000). 2.1.6 Leistungsmerkmale Bei der Beurteilung unterschiedlicher Haltungssysteme sind vor allem jene Parameter von starker ökonomischer Bedeutung, welche die (Produktions-) Leistung der Tiere beschreiben. Zur Beurteilung der Tierleistung werden im Allgemeinen die nachfolgend aufgelisteten Parameter herangezogen (HARTUNG, 2003): KENNTNISSTAND 32 • tägliche Zunahmen; • Fleisch- und Milchqualität • tägliche Milchmenge; • Zuchtleistung (Fertilität) • Fleisch- und Milchleistung • Reproduktionsleistung • Futteraufnahme und –verwertung • (Morbidität und Mortalität) • Schlachtleistung Bei der Bewertung unterschiedlicher Haltungsverfahren anhand von Leistungsparametern müssen jedoch immer die beiden einflussreichsten Faktoren auf die Tierleistung berücksichtigt werden. Dies sind die Fütterung (Futterzusammensetzung, vorlage und Fütterungsmanagement) sowie die genetische Herkunft (EKESBO, 1984). Bei vergleichenden Untersuchungen ist darauf zu achten, dass diese immer identisch sind (HESSE et al., 2000; KNIERIM, 1998). Grundsätzlich werden in der Literatur die Leistungsmerkmale, wie z.B. die Milchmenge, als Indikatoren für das Wohlbefinden der Tiere kritisch betrachtet (WEBER, 2003). Ein Organismus kann natürlich nur dann optimale Leistungen erbringen, wenn seine angeborenen artspezifischen Lebensbedürfnisse mit der Umwelt in Einklang sind (ZEEB, 1974). Diese Meinung teilt unter Einschränkungen auch KNIERIM (1998). Tiere können demnach nur unter optimalen Haltungsbedingungen ihr Leistungspotential voll ausschöpfen. Eine normale oder außerordentliche Leistung ist jedoch kein ausreichender Beweis für Wohlbefinden (MÜLLER et al., 1985). Weiterhin läßt sich auch kein linearer Zusammenhang zwischen Tiergerechtheit und Leistung feststellen (BARTUSSEK, 1997). Ein weiterer Aspekt ist auch, dass gute Leistungen im Gruppendurchschnitt nicht ausschließen, dass das Wohlbefinden einzelner Tiere z. B. durch Konkurrenz erheblich beeinträchtigt sein kann (KNIERIM, 1998). Es ist also auch trotz guter tierischer Leistungen nicht auszuschließen, dass bezüglich der Ausübung von essentiellen Verhaltensweisen, wie z.B. Lokomotion, Komfortund Sozialverhalten, im Haltungssystem Defizite bestehen (BOGNER, 1984). Leistungsparameter sind somit, ebenso wie die physiologischen Parameter, bei wissenschaftlichen Arbeiten zur Beurteilung der Tiergerechtheit von Haltungssystemen nur ergänzend zu anderen Indikatoren einzusetzen. Für den Tierhalter in der Landwirtschaft stellen Leistungseinbußen dennoch Indikatoren für mangelndes Wohlbefinden dar. Zurückgehende Leistungen sind Signale für mangelndes Wohlbefinden und stellen oft erste Alarmzeichen für eine ausbrechende Krankheit dar (TROXLER, 1979). Spätestens dann wird offensichtlich, dass das Tier sich nicht wohl fühlt. KENNTNISSTAND 33 2.2 Stallbezogene Beurteilungsparameter (Stallklima) Nicht nur tierbezogene Beurteilungsparameter spielen bei der Bewertung von Haltungssystemen eine Rolle. Stallbezogene Beurteilungsparameter, wie z.B. das Stallklima, können erklärend und ergänzend herangezogen werden, um die Tiergerechtheit eines Systems zu bewerten. Das Stallklima beeinflusst wesentlich das Verhalten. Das Stallklima kann chemisch-physikalisch durch eine Reihe von messbaren Parametern umschrieben werden (VAN CAENEGEM und WECHSLER, 2000): a) Temperatur der Stallluft b) Feuchte der Stallluft c) Luftbewegung d) Schadgase e) Staub- und Keimkonzentrationen f) Beleuchtung g) Lärmpegel Das Stallklima hat einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit und Leistung der Tiere (RUDOVSKY und PRANGE, 2004; HÖRNING, 1999; IRGANG, 2001). Nach VAN CAENEGEM und WECHSLER (2000) müssen verschiedene Faktoren, wie z.B. das Alter der Tiere, die Art des Haltungssystems sowie Intensität und Dauer der Einwirkung eines Stallklimafaktors berücksichtigt werden, um im Einzelfall den Einfluss des Stallklimas auf die Tiere einschätzen zu können. Auch sind die einzelnen Parameter nicht alleine, sondern in Kombination mit anderen Stallklimafaktoren zu betrachten. Dies macht es schwierig, für einzelne Stallklimafaktoren tierartspezifische Grenzwerte anzugeben. Auf die einzelnen Stallklimakomponenten wird im Folgenden näher eingegangen. 2.2.1 Temperatur der Stallluft Nach RUDOVSKY und PRANGE (2004) kommt der Umwelttemperatur innerhalb des thermohygrischen Faktorenkomplexes die größte Bedeutung zu. Die übrigen Faktoren, also Luftfeuchte, Luftgeschwindigkeit und Wärmestrahlung haben bezüglich der Temperaturwirkung auf den Organismus nur eine verstärkende oder vermindernde Wirkung. Der optimale Temperaturbereich ist die thermoneutrale Temperaturzone, bei der die stoffwechselbedingte Wärmeproduktion des Tieres und seine passive KENNTNISSTAND 34 Wärmeabgabe an die Umgebung bei gegebenem Fütterungsniveau ohne weiteren Energieaufwand ausgeglichen ist und somit optimale Haltungsbedingungen für gute Leistungen gegeben sind (KNIERIM et al., 2004). Der darunter liegende Bereich ist den Tieren zu kalt, der darüber liegende zu warm. Man spricht auch von der unteren kritischen Temperatur und von der oberen kritischen Temperatur (KNIERIM et al., 2004). Je nach Menge der von dem Tier produzierten Wärme und entsprechend der baulichen Voraussetzungen ist diese thermoneutrale Zone in einen höheren oder niedrigeren Temperaturbereich verschoben (IRGANG, 2001). Innerhalb der Zone thermischer Neutralität liegt die Zone thermischer Indifferenz, in diesem noch enger gefassten Temperaturbereich bleibt die Körpertemperatur ohne regulatorische Mechanismen konstant und das Tier ist unbelastet von Kälte und Wärme (VAN CAENEGEM und WECHSLER, 2000). Bei jungen Tieren liegt die thermoneutrale Zone deutlich höher als bei ausgewachsenen Tieren. Jungtiere haben ein erheblich größeres Wärmebedürfnis, da sie weniger Wärme produzieren (VAN CAENEGEM und WECHSLER, 2000). Nach RUDOVSKY und PRANGE (2004) hängt die Höhe der Belastung zusätzlich ab von Art, Rasse und Reproduktionsstadium. Auch das Fütterungsniveau hat Einfluss auf die Höhe der Wärmeabgabe. Schweinen stehen folgende Mechanismen zur Wärmeabgabe zur Verfügung (IRGANG, 2001): • Wärmeleitung durch Kontakt (Konduktion) • Wärmestrahlung (Radiation) • Ausscheidungen (Elimination) • Wasserverdunstung (Transpiration) Ihre Fähigkeit zur Regulierung der Körpertemperatur ist nur begrenzt. Sie haben eine dicke Fettschicht unter der Haut und keine Schweißdrüsen, weshalb sie bei Hitze nicht schwitzen können. Daher suhlen sich die Tiere, wenn die Möglichkeit besteht, bevorzugt in feuchtem Schlamm oder Wasser um die Körpertemperatur zu senken. Besteht jedoch keine Möglichkeit zur Abkühlung, zeigen Schweine Wärmehecheln und vermehrte Speichelbildung. Zudem kommt es zu einem erhöhten Puls sowie einem Blutdruckabfall (HÖRNING, 1999) Die Tiere befeuchten sich dann teilweise mit ihren eigenen Exkrementen, um sich, durch Verdunstung der Flüssigkeit am Körper (Verdunstungskälte), Abkühlung zu verschaffen. Als Folgen dieser thermophysikalisch begründeten Verhaltensweisen werden die Buchten und die Tiere stärker verschmutzt. Daraus resultiert eine deutliche Zunahme der emissionsaktiven Oberfläche, was unter anderem eine erhöhte Konzentration und Emission von Ammoniak KENNTNISSTAND 35 bewirkt. Zusätzlich entsteht eine vermehrte Gefahr des Ausgrätschens, eine steigendes Risiko des Spulwurmbefalls und mehr Arbeitsaufwand zur Buchtenreinigung (RATSCHOW und CIELJEWSKI, 2002). VAN CAENEGEM und WECHSLER (2000) fordern daher an heißen Tagen Abkühlungsmöglichkeiten in Form von kühlen, evtl. feuchten Liegeflächen, auf denen aber alle Tiere gleichzeitig die Möglichkeit haben müssen, in gestreckter Seitenlage liegen und somit Wärme abgeben zu können. Eine andere Möglichkeit zur Abkühlung stellen Duschen dar. Gegen Kälte sind Schweine weniger empfindlich. Um die Körperoberfläche zu reduzieren legen sie sich auf den Bauch und begeben sich, wenn möglich, auf eine wärmegedämmte Unterlage und suchen Körperkontakt zu anderen Schweinen. Ist es den Tieren nicht möglich, diese Verhaltensweisen auszuüben, wie es z.B. in strohlosen Systemen vorkommt, kann sich Frieren in der „Hundesitzigkeit" und „Haufenlagerung“ äußern. Außerdem kommt es zu einem Abfall der Körpertemperatur (HÖRNING, 1999). In Ställen mit Einstreu (nicht Tiefstreu) sollten 9 ºC und in Vollspaltenbodenbuchten 15 ºC nicht unterschritten werden (MAYER, 1999), da sonst vermehrt Haufenlage vorzufinden ist. Sinken die Temperaturen auf 5 ºC ab, so kommt es neben einer Anpassung des Liegeverhaltens (Haufenlage) zu einer physiologischen Reaktion, zu einer Aktivierung der Nebennierenrinde, feststellbar durch erhöhte Cortisolwerte im Speichel (HILLMANN et al., 2001). Zu den optimalen Temperaturbereichen für Mastschweine in der Vor- und Hauptmast gibt es unterschiedliche Literaturangaben. Nach VAN CAENEGEM und WECHSLER (2000) beträgt die optimale Lufttemperatur für Mastschweine in der Vormast (25-60 kg) 15-22 ºC und in der Hauptmast (60-100 kg) 9-18 ºC. RATSCHOW (1999) gibt hier mit 16-24°C eine mittlere Spanne an, welche je nach Haltungsverfahren, Wachstumsstadium und Leistung der Tiere variabel ist. Nach KNIERIM et al. (2004) muss den Tieren bei Hitze, das heißt bei Temperaturen über 25°C. ausreichend Platz mit wärmeableitender Eigenschaft zur Verfügung gestellt werden bzw. es sollten weitere Abkühlungsmöglichkeiten wie Schweineduschen oder Suhlen geschaffen werden. Die Auswirkungen von Temperaturschwankungen sind nach IRGANG (2001) abhängig von Leistungsniveau und Gewicht, Haltungsverfahren, Anpassungsmöglichkeiten der Tiere und dem Zeitraum, in welchem die Schwankungen auftreten. Temperaturschwankungen können innerhalb eines längeren Zeitraumes (24 Stunden) eine Verbesserung der Tiergesundheit und Robustheit durch die Temperaturreize bewirken. Meist sind aber die installierten Regelungen in wärmegedämmten Abteilen so programmiert, dass es nicht zu Temperaturschwankungen kommen kann (NAIMER und ZENTNER, 2003). Auch BIANCA (1979) stellte eine bessere Gesundheit der Tiere als KENNTNISSTAND 36 Folge von Temperaturschwankungen fest. In Außenklimaställen treten Temperaturschwankungen in Abhängigkeit von den Witterungsverhältnissen auf. Aufgrund der unterschiedlichen alters- bzw. leistungsabhängigen Temperaturansprüche sollten in Außenklimaställen daher Zonen eingerichtet werden, wie z.B. Unterschlüpfe oder beschattete Flächen, die den Tieren den Aufenthalt in dem für sie geeigneten Temperaturbereich ermöglichen. Bei Mastschweinen haben sich bei niedrigen Temperaturen Tiefstreusysteme, die sich selbst erwärmen und Kistenställe, in welchen die Schweine die Kiste durch Abgabe von Körpertemperatur erwärmen, bewährt (VAN CAENEGEM und WECHSLER, 2000). Auch nach KNIERIM et al. (2004) soll man Schweinen zur Sicherung des Wohlbefindens die Möglichkeit der Wahl zwischen zwei Temperaturbereichen lassen. Beim Ruhen ist die Wärmeproduktion am geringsten und die Wärmeabgabe über den Bodenkontakt am größten. Daher muss der Liegebereich zugfrei und wärmegedämmt (z.B. Einstreu oder Kiste) sein. Die Tiere können hier mit ihrer Körperwärme ein wärmeres Mikroklima aufbauen, das sie nach Bedarf aufsuchen oder verlassen können. 2.2.2 Feuchte der Stallluft Nach der DIN 18910-1 „Wärmeschutz für geschlossene Ställe“ (2004) ist die relative Luftfeuchte definiert als der Wassergehalt der Luft bei bestimmter Lufttemperatur im Verhältnis zur maximalen Aufnahmemenge bei dieser Temperatur. Die relative Luftfeuchte sollte in Ställen für Mastschweinen über alle Haltungsabschnitte hinweg zwischen 50 bis 80% betragen (RUDOVSKY und PRANGE, 2004). Die DIN 18910-1 (2004) gibt hier eine noch engere Spanne zwischen 70 und 80% rel. Luftfeuchte an. Die optimale relative Luftfeuchte für landwirtschaftliche Nutztiere ist temperaturabhängig. Dabei ist die Bandbreite umso schmäler bzw. der Maximumwert geringer, je höher die Stalltemperatur ist (VAN CAENEGEM und WECHSLER, 2000). Beeinflusst wird die relative Luftfeuchte zusätzlich von der Außenluft, der Wasserabgabe über die Atemluft der Tiere, die Verdunstung von vernässter Stallausrüstung (RUDOVSKY und PRANGE, 2004) und durch die Wärmezufuhr von Heizungen (IRGANG, 2001). Stark belastend kann vor allem die Situation in wärmegedämmten Ställen sein, in denen die Tiere gleichzeitig einer hohen Luftfeuchte sowie einer hohen Lufttemperatur ausgesetzt sind. Es ist ihnen dann nur noch schwer möglich Körperwärme abzugeben, weil eine Verringerung des Dampfspannungsgradients zwischen einerseits Haut und Lunge und andererseits Umgebungsluft die latente Wärmeabgabe (Wärmeabgabe durch Verdunstung von Wasser) erschwert (VAN CAENEGEM und WECHSLER, 2000). Eine hohe Luftfeuchte bewirkt somit bei Hitze eine verschlechterte Abgabe der körpereigenen Feuchtigkeit zur Verdunstungskühlung und bei Kälte eine vermehrte Ableitung von Körperwärme (HÖRNING, 1999). Eine zu geringe Luftfeuchte KENNTNISSTAND 37 (unter 40%), wie es oft in beheizten Abteilen vorkommt (NAIMER und ZENTNER, 2003), kann besonders in Verbindung mit Stäuben zu Lungenschäden führen. Gleichzeitig wird die Staubbildung im Stall begünstigt. Ist die Luftfeuchte zu hoch und die Stalltemperatur zu niedrig, kann es zu Erkältungen kommen (RUDOVSKY und PRANGE, 2004). Nach NAIMER und ZENTNER (2003) bietet hohe Luftfeuchte zusätzlich bessere Bedingungen für Krankheitserreger, so kommt es zur vermehrten Bildung von Bakterien, Parasiten und Schimmelpilzen (VAN CAENEGEM und WECHSLER, 2000). LOHNE (2006) stellte fest, dass bei rel. Luftfeuchten unter 50 % die Schleimhäute der Tiere austrocknen und somit eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Atemwegserkrankungen haben. 2.2.3 Luftbewegung Die Luftbewegung beeinflusst wesentlich die Fähigkeit des Organismus, bei Hitze Wärme abzugeben bzw. bei Kälte die Körperkerntemperatur konstant halten zu können. Hohe Luftgeschwindigkeiten haben somit eine zweifache Wirkung, sie erhöhen zum einen den Wärmeübergang pro Grad Temperaturdifferenz zwischen Tieroberfläche und Luft, zum anderen verringern sie die Wärmedämmung durch Zerstörung des schützenden Luftfilms im Haarkleid (VAN CAENEGEM und WECHSLER, 2000). Im Sommer kann eine hohe Luftbewegung eine Möglichkeit zur Abkühlung durch Vermeidung von Wärmestau sein. Im Winter aber kann es durch zu hohe Luftgeschwindigkeit zu Wärmeverlusten kommen. Die Abkühlung durch Luftbewegung bei gleicher Lufttemperatur ist umso größer, je größer die Luftgeschwindigkeit ist (VAN CAENEGEM und WECHSLER, 2000). Die DIN 18910-1 „Wärmeschutz für geschlossene Ställe“ (2004) gibt einen maximalen Luftvolumenstrom von 119 m3/h je Mastschwein an. Nach HÖRNING (1999) kann ungünstige Klimaführung Zugluft bewirken. Zugluft entsteht durch einen Luftstrahl, der nicht auf den ganzen Körper einwirkt. Es ist eine gerichtete Strömung, die kälter als die Umgebungstemperatur empfunden wird und nur partiell auf die Tiere einwirkt (VAN CAENEGEM und WECHSLER, 2000). Zugluft wirkt sich auf die Tiere negativ aus (HÖRNING, 1999) z.B. in Form von Erkältungskrankheiten. Zu vermeiden ist sie besonders im Liegebereich (VAN CAENEGEM und WECHSLER, 2000). Zugluft kann in Vollspaltenbodenställen auch bei Temperaturen über 20 ºC zu vermehrter Haufenlage führen (BEA, 2004). Jedoch spielt nicht nur die Luftgeschwindigkeit eine Rolle, sondern auch der Turbulenzgrad der Geschwindigkeit. Je größer die Luftturbulenz, desto größer das „Luftzugsempfinden“ (VAN CAENEGEM und WECHSLER, 2000). KENNTNISSTAND 2.2.4 38 Schadgase In Tierställen stellen Ammoniak (NH3), Schwefelwasserstoff (H2S) und Kohlendioxid (CO2) die wichtigsten Schadgase dar. Sie haben Einfluss auf das Verhalten, das Wohlbefinden und die Gesundheit der Tiere. Erhöhte Schadgaskonzentrationen treten meist in Warmställen mit unzureichender Lüftung auf, wie z.B. in den Wintermonaten (MAYER, 1999), während Außenklimaställe mit hohen Luftraten diesbezüglich Vorteile haben können (VAN CAENEGEM und WECHSLER, 2000). 2.2.4.1 Ammoniak ( NH3) Ammoniak ist ein farbloses Gas, welches durch die bakterielle und enzymatische (Urease-Spaltung) Zersetzung stickstoffhaltiger Verbindungen, insbesondere von Harnstoff in den Exkrementen, entsteht (RUDOVSKY und PRANGE, 2004). Für diesen Vorgang sind Wärme und Feuchtigkeit nötig (HAUSER und MAYER, 2001). Die Landwirtschaft verursacht weltweit 80-95% der anthropogenen Ammoniakemissionen. In Deutschland wurden 1999 etwa 566.000 t Ammoniak aus der Landwirtschaft freigesetzt, 82% davon stammten aus der Tierhaltung. Davon entfallen auf die Rindviehhaltung ca. 60 %, die Schweinehaltung ca. 27% und die Geflügelhaltung ca. 9% (DÖHLER et al., 2002). Ammoniakemissionen stellen eine erhebliche Belastung für die Umwelt dar. Waldsterben, Nitratanreicherung in Gewässern und Eutrophierung sind einige der Folgen zu hoher Ammoniakemissionen (JUNGBLUTH et al., 2005). Die Höhe der Ammoniakemission aus der Tierhaltung ist von verschiedenen Parametern abhängig. Als Einflussgrößen gelten Tiermasse, Tieralter, Aufstallungsform, Lagerzeit der Gülle im Stall (OLDENBURG und VAN DEN WEGHE, 1989), Temperatur der Umwelt (IRGANG, 2001) sowie der pH-Wert der Gülle (RUDOVSKY und PRANGE, 2004). Ferner hat die Spaltenbodenperforation, die Luftgeschwindigkeit, die Beschaffenheit der Substratoberfläche sowie die Größe der emittierenden Oberfläche Einfluss auf die Höhe der Ammoniakfreisetzung (HARTUNG, 1995). Aus diesen Erkenntnissen resultieren folgende Ansätze zur Verringerung von Ammoniakemissionen (JUNGBLUTH et al., 2005): • Fütterungstechnische Maßnahmen (an Proteinbedarf angepasste Fütterung); • Maßnahmen bei Haltung und Entmistung wie z. B. die verschmutze Oberfläche je Tier soll durch Übergang von Kleingruppen auf Großgruppen verringert werden, oder der Einsatz von Ureaseinhibitoren auf Stallböden (LEINKER et al., 2005). • Lüftungstechnische Maßnahmen (z.B. niedrige Luftgeschwindigkeit verringert Stoffübergang von verschmutzten Oberflächen an umgebende Luft). KENNTNISSTAND 39 Zahlreiche veröffentlichte Studien existieren, welche die genannten Faktoren als Einflussgrößen auf die Höhe der Ammoniakfreisetzung bestätigen. RATSCHOW und CIELEJEWSKY (2002) wiesen ebenfalls auf geringere Ammoniakemissionen bei Großgruppenhaltung (40-60 Tiere) hin. Durch Großgruppenhaltung sind arttypische Verhaltensweisen der Tiere durch eine insgesamt höhere Nettobuchtenfläche ausgeprägter als in Kleingruppenhaltung und es werden somit klar strukturierte und abgegrenzte Kot- und Harnbereiche angelegt. Dies führt zu geringeren Emissionsflächen. Untersuchungen von HAUSER und MAYER (2001) bestätigen, dass der Ammoniakgehalt in der Stallluft von der Art des Stallsystems bzw. der Lüftung und von der Stalltemperatur bestimmt wird. In ihrer Studie fiel im Winter im nicht wärmegedämmten System Kriegerschür weniger Ammoniak an als in Vollspaltenbodenställen, Teilspaltenbodenställen und Kistenställen. In zwangsgelüfteten Systemen wurde hingegen im Sommer der Ammoniak mit der Abluft aus dem Stall entfernt. Demnach ist im Winter der Ammoniakgehalt positiv mit der Raumtemperatur korreliert und im Sommer hängt er von der temperaturgesteuerten Frischluftzufuhr ab. Je höher dann die Temperatur ist, desto stärker ist die Luftaustauschrate und desto tiefer ist der Ammoniakgehalt. Die Resultate von HAUSER und MAYER (2001) decken sich mit den Ergebnissen von GALLMANN et al. (2002), in welchen die Ammoniakemissionen in Systemen mit getrennten Klimabereichen und freier Belüftung ebenfalls signifikant niedriger waren als in Vollspaltenbodenställen mit Zwangslüftung. AMON et al. (2005) stellten in einem Schrägbodenstall geringere Ammoniakkonzentrationen fest im Vergleich zu Richtwerten aus Vollspaltenbodenställen. Auch die von DÖHLER et al. (2002) angegebenen Ammoniakemissionsfaktoren (Tab. 1) bestätigen diese Ergebnisse. In geschlossenen, wärmegedämmten Ställen mit Vollspaltenboden oder Teilspaltenboden beträgt die durchschnittliche Menge an Ammoniakemissionen 3 kg / Tierplatz und Jahr. In Außenklimaställen (Kistenstall) mit Flüssigentmistung oder Einstreu beträgt die mittlere emittierte Ammoniakmenge 2 kg / Tierplatz und Jahr. Für 2 FlächenStälle mit Einstreu wie die „Dänische Aufstallung“ gibt er die Tendenz zu 3 kg NH3 /Tierplatz und Jahr an. Bei Tiefstreuställen betragen die Emissionen unabhängig von der Bauhülle ca. 4 kg NH3 /Tierplatz und Jahr. Tab. 1: Ammoniakemissionsfaktoren für Mastschweineverfahren (nach DÖHLER et al., 2002) System kg NH3 / Tierplatz und Jahr Wärmegedämmte Ställe Kistenstall Vollspaltenboden Teilspaltenboden 3 2 2-Flächenstall Tiefstreustall Einstreu Tendenz zu 3 4 Nach den Ausführungen in HÖRNING (1999) sind Schweine augrund ihrer feinen Nase in der Lage, Bereiche mit hohen Ammoniakkonzentrationen zu meiden. Dies ist aber in Vollspaltenbodenbuchten nicht möglich. Die Auswirkungen zu hoher Ammoniak- KENNTNISSTAND 40 emissionen auf die Tiere sind vielfältig. Nach RUDOVSKY und PRANGE (2004) führen 50 bis 100 ppm zu Reizungen und Ätzungen der Bindehäute und der oberen Luftwege. Bei Konzentrationen über 250 ppm besteht Lebensgefahr für die Tiere. Zu solchen Konzentrationen kann es im Sommer bei Lüftungsstillstand und hohen Temperaturen kommen. Ferner ist die Filterwirkung der Luftwege gegen Bakterien herabgesetzt, was zu Lungenentzündungen führen kann. Auch begünstigt ein zu hoher Ammoniakgehalt sogenannte „Faktorenkrankheiten“. Das Verhalten wird ebenfalls beeinflusst, es kann zu Schwanzbeißen kommen (VAN PUTTEN, 1969). NH3 wirkt beim Menschen vor allem stark irritierend auf Schleimhäute und Atemwege. Auch bei Konzentrationen unter 25 ppm kann bei Stallpersonal, welches längere Zeit solchen Konzentrationen ausgesetzt ist, die Gesundheit beeinträchtigt werden. Mit ernsthaften gesundheitlichen Problemen ist bei Konzentrationen über 50 ppm zu rechnen (VAN CAENEGEM und WECHSLER, 2000). Die maximale Arbeitsplatzkonzentration (MAK-Wert) liegt bei 20 ppm, der zulässige Höchstwert aus der TierschutzNutztierhaltungsverordnung (TIERSCHNUTZTV, 2006) liegt in Deutschland ebenfalls bei 20 ppm NH3 (Tab. 2). 2.2.4.2 Schwefelwasserstoff (H2S) Schwefelwasserstoff ist ein farbloses giftiges und nach faulen Eiern riechendes Verrotungsgas, das in sehr hohen Konzentrationen nicht wahrnehmbar ist (Lähmung Atemzentrum). Das Gas ist schwerer als Luft und sammelt sich als „See“ an den tiefsten Punkten, also in den Güllekanälen und Gruben. Es wird bei der anaeroben bakteriellen Zersetzung von schwefelhaltigen Eiweißbestandteilen gebildet. In der Stallluft sollte kein Schwefelwasserstoff vorhanden sein (RUDOVSKY und PRANGE, 2004). Sobald messbare Konzentrationen vorhanden sind, können Mensch und Tier gefährdet sein (VAN CAENEGEM und WECHSLER, 2000). Nach HÖRNING (1999) führt auch dieses Schadgas zu einer Reizung der Atemwegsund Augenschleimhäute. Zudem wird ebenfalls die Filterwirkung der Luftwege gegen Bakterien herabgesetzt. Irreversible Nervenschädigungen treten bei Konzentrationen über 250 ppm auf, ab 500 ppm kommt es zur vollständigen Lähmung des Atemzentrums und zum sofortigen Tod. Schwefelwasserstoff kann beim Aufrühren der Gülle freigesetzt werden und wird schwallartig (Wolkenbildung) in die Stalluft abgegeben, daher ist zuvor und während des Rührvorgangs maximal zu lüften (RUDOVSKY und PRANGE, 2004). Die maximale Arbeitsplatzkonzentration (MAK-Wert) liegt bei 10 ppm, der zulässige Höchstwert aus der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TIERSCHNUTZTV, 2006) liegt in Deutschland bei 5 ppm H2S (Tab. 2). KENNTNISSTAND 2.2.4.3 41 Kohlendioxid (CO2) Kohlendioxid ist das Abbauprodukt vom Gasstoffwechsel des tierischen Organismus. Nur ca. 5-10% der Menge wird zusätzlich aus Kot und Urin frei gesetzt (IRGANG, 2001). Kohlendioxid ist ein klimarelevantes Gas. Da es jedoch in der Tierhaltung in erster Line durch die Atmung entsteht, es jedoch zuvor bei dem Anbau der Futtermittel aus der Atmosphäre gebunden worden war, hat das Kohlendioxid aus der Tierhaltung keine direkte Wirkung auf den Treibhauseffekt (JUNGBLUTH et al., 2005). Nach RUDOVSKY und PRANGE (2004) darf im Umfeld der Tiere ein Gehalt von 2000 ppm bei einer MTK (Maximale Tierplatzkonzentration) von 3500 ppm nicht andauernd überschritten werden. Kohlendioxid bewirkt in zu hohen Konzentrationen Apathie und Fressunlust. Nach den Ausführungen in GALLMANN et al. (2002) sind die Kohlendioxidemissionen in Vollspaltenbodenställen mit Zwangslüftung höher als in frei belüfteten Haltungssystemen mit getrennten Klimabereichen. So lag der Mittelwert der Emissionsrate bei vier beobachteten Mastdurchgängen im Vollspaltenbodenstall zwischen 17 und 23 (kg/d)* GV -1, im System mit getrennten Klimabereichen zwischen 10 und 13 (kg/d)* GV -1. Die maximale Arbeitsplatzkonzentration (MAK-Wert) liegt bei 5000 ppm, der zulässige Höchstwert aus der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV, 2006) liegt in Deutschland bei 3000 ppm CO2 (Tab. 2). Tab. 2: Zulässige Schadgashöchstwerte in Stallungen nach MAK (DFG, 2004) und Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TIERSCHNUTZTV, 2006) Schadgas Kohlendioxid CO2 Ammoniak NH3 20 ppm 20 ppm Schwefelwasserstoff H2S 10 ppm 5 ppm 2.2.5 MAK-Wert (DFG, 2004) Grenzwert nach TIERSCHNUTZTV (2006) 5000 ppm 3000 ppm Staub Staub ist ein Gemisch feinster Feststoffteilchen mit Luft oder anderen Gasen. Zum Staub zählt man auch die Luftkeime, die meist an andere Teilchen angelagert sind. Staub befindet sich in der Luft in ständig turbulenter Bewegung (Brownsche Molekularbewegung). Er entsteht aus Oberflächen der Tiere (Haare, Hautschuppen), Futter, Einstreu sowie Fäkalien und ist zum größten Teil organisch. Die Menge des Staubes hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel vom Fütterungsverfahren, von der Verabreichungsform des Futters, von der Belüftungstechnik, vom Haltungssystem, von den Reinigungsmaßnahmen, der Besatzdichte, der Tieraktivität und von der Tages- und Jahreszeit (HÄUßERMANN, 2006; NAIMER und ZENTNER, 2003). KENNTNISSTAND 42 Man unterscheidet nach HAUSER und MAYER (2001) den Sedimentstaub und den Schwebstaub. Unter Sedimentstaub versteht man Partikel, deren Durchmesser größer als 10 µm und die schwerer als Luft sind, sich daher schnell absetzen. Sedimentstaub wird nach dem Einatmen im oberen Atmungstrakt aufgefangen und wieder nach außen geführt. Durch starke Lüftung wird er aus dem Raum befördert. Partikel, die kleiner sind als 10 µm bezeichnet man als Schwebstaub. Diese Partikel bleiben in der Luft schweben und können sich bei Einatmung in den Lungenbläschen festsetzen. Der Schwebstaub wird dann vom Gewebe absorbiert. Ist die Lüftung gedrosselt, kann sich der Schwebstaub in der Luft anreichern. VAN CAENEGEM und WECHSLER (2000) sprechen auch von alveolengängigem Feinstaub, dessen Partikel kleiner als 5 µm sind. Nach HAUSER und MAYER (2001) ist die Staubkonzentration im Winter abhängig vom Haltungssystem. Im Sommer wird der Schwebstaub durch hohen Luftaustausch aus dem Tierbereich entfernt (natürlich oder künstlich). In ihren Untersuchungen waren daher in dieser Jahreszeit die systembedingten Unterschiede gering. Im Winter traten hingegen besonders bei zwangsbelüfteten Ställen erhöhte Schwebstaubwerte auf. Lag die Außentemperatur bei 8 º C oder tiefer und wurden die Lüfter bei fehlender Zuluftheizung auf minimale Leistung gedrosselt, nahm die Schwebstaubkonzentration mit sinkender Außentemperatur kontinuierlich zu. Das System Kriegerschür mit getrennten Klimabereichen wies daher besonders im Winter eine geringere Schwebstaubmenge auf als Vollspaltenbodenställe (HAUSER und MAYER, 2001). Nach RUDOVSKY und PRANGE (2004) besteht die biologische Bedeutung des Staubes in dessen Trägerfunktion für mikrobielle Krankheitserreger, der mechanischen Reizung der Atemwege und der Einschränkung des Gasaustausches am Alveolarepithel der Lunge. Staub besitzt eine besonders schädigende Wirkung, da nicht nur Mikroorganismen sondern auch Schadgase und Endotoxine an Staubpartikel gebunden sein können und so in die Lunge transportiert werden (VAN CAENEGEM und WECHSLER, 2000). Derzeit gibt es in Deutschland noch keine gesetzliche Regelung über die zulässige Staubbelastung in Schweineställen. 2.2.6 Beleuchtung Zu unterscheiden sind bei der Beleuchtung die qualitativen sowie quantitativen Eigenschaften des Lichts. Qualitativ lässt sich Licht nach dessen Wellenlänge differenzieren, so liegt sichtbares Licht im Bereich von ca. 400 nm bis ca. 760 nm, unterhalb von 400 nm ist die ultraviolette Strahlung definiert, oberhalb von 760 nm die Infrarotstrahlung (FELLER, 2002). Die Qualität des Lichts wirkt vor allem über die Haut. Der kurzwellige ultraviolette Bereich ist katalytisch wirksam, bekannt ist die verstärkte KENNTNISSTAND 43 Bildung von Vitamin D3 (FELLER, 2002), zusätzlich fördert die UV Strahlung die Anregung des Stoffwechsels, die Fruchtbarkeit, sowie das Immunsystem (SIMANTKE, 2000). Die langwellige infrarote Wärmestrahlung führt zu einer oberflächlichen Erwärmung und fördert damit die stärkere Durchblutung der Haut und des äußeren Muskelgewebes. Vor allem in der Ferkelaufzucht nützt man die hiermit verbundene Anregung von Kreislauf, Stoffwechsel und Thermoregulationssysteme (FELLER, 2002). Quantitativ wird Licht nach dessen Beleuchtungsstärke bestimmt die Einheit ist hierfür das LUX (lx), Hauptfunktion ist hier die Sehmöglichkeit für die Tiere. Die Beleuchtungsstärke von einem Lux ist dann gegeben, wenn von einer Lichtquelle mit einem Lichtstrom von 1 Lumen eine Fläche mit 1m2 im Abstand von 1 m beleuchtet wird (FELLER, 2002). Tab. 3 gibt einen Überblick über natürliche Beleuchtungsstärken. Tab. 3: Standardwerte für natürliche Beleuchtung (nach FELLER, 2002) Sonniger Sommertag 100.000 Lux Sonniger Wintertag 9.000 Lux Trüber Sommertag 4.000 – 20.000 Lux Trüber Wintertag 900- 2.000 Lux Somit ist die Wirkung des Lichts abhängig von der Dauer, der Intensität sowie von der spektralen Zusammensetzung (RUDOVSKY und PRANGE, 2004). Die Beleuchtungsstärke sollte im Schweinestall mindestens 80 Lux über 8 Stunden betragen (TIERSCHNUTZTV, 2006). Wird die Beleuchtung mit künstlichem Licht unterstützt, dann sollte dieses eine ähnliche Spektralbreite haben wie natürliches Licht (RUDOVSKY und PRANGE, 2004). Das EU-Recht schreibt eine Mindestbeleuchtungsstärke von 40 Lux im Tierbereich vor (EU-Richtlinie 91/630/EWG). Schweine sind tagaktive Tiere (SIMANTKE, 2000). Der Licht-Dunkel-Wechsel im Laufe des Tages sowie die Zu- und Abnahme der Lichtlänge im Laufe des Jahres sind für die Tiere von Bedeutung. Demnach stellt Licht einen natürlichen Zeitgeber dar, weiterhin hemmt direkte Sonneneinstrahlung das Wachstum von Bakterien und einiger Ektoparasiten (SIMANTKE, 2000). Tageslicht ist nur selten ausreichend zur Beleuchtung von wärmegedämmten Schweineställen. Drei Prozent Fensterfläche in Bezug zur Nettostallgrundfläche reichen alleine nicht aus, um eine gleichmäßige Verteilung des Lichts im Raum zu erlangen (FELLER, 2002). Gerade in Kammstallbauweise mit einseitiger angeordneter Fensterfläche kommt es zur einer sehr ungleichmäßigen Verteilung des Lichts. Problematisch kann sich ein zu großer Lichteinfall durch Fenster im Winter auf in Kleingruppen gehaltene Tiere auswirken, wenn diese der Sonneneinstrahlung aufgrund des Platzangebots nicht ausweichen können. Auch im Sommer kann es bei nach Osten oder Westen ausgerichteten Fenstern in den Morgen- und Abendstunden zu starken Erwärmungen führen (da Strahlungsleistung KENNTNISSTAND 44 hoch und Sonnenstand niedrig), was sich negativ auf das Wohlbefinden der Tiere auswirken kann (FELLER, 2002). Zu berücksichtigen ist auch ein Sonnenschutz bei Auslaufhaltungen für Schweine während den „sonnenstarken“ Monaten, da die Tiere sehr anfällig für Sonnenbrand sind (WIEDMANN, 2005). 2.3 Rechtliche Rahmenbedingungen für die Schweinehaltung Im Rahmen des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland ist der Tierschutz in Artikel 20a (Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen) verankert (GG BRD), die unmittelbare Nähe zum Staatstrukturprinzip der BRD zeigt auch dessen inhaltliche Bedeutung für die Verfassungsgeber und den Staat. Der Paragraph 2 des deutschen Tierschutzgesetzes (TierSchG § 2) konkretisiert diesen Verfassungsgrundsatz und fordert für Tiere eine ihrer Art und ihren Bedürfnissen entsprechende, angemessene Ernährung, Pflege sowie eine verhaltensgerechte Unterbringung und enthält das Verbot, die Möglichkeit zur artgemäßen Bewegung derart einzuschränken, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden entstehen. Mit den Begriffen „artgemäß“ und „verhaltensgerecht“ wird vom Gesetzgeber somit das Anrecht des Tieres auf ein Leben zum Ausdruck gebracht, das seinen Anlagen entspricht (TSCHANZ, 1982). Nachdem die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung von 1994 aus formaljuristischen Gründen im Jahre 2000 außer Kraft getreten ist, wurde bis vor kurzem bei der Überwachung und der Genehmigung neuer Anlagen durch die zuständigen Behörden der Länder auf §2 TierSchG in Verbindung mit der Empfehlung des Europarates zurückgegriffen. Die Richtlinie 91/630/EWG (1991) war unter Berücksichtigung der durch die Richtlinien 2001/88/EG (2001) und 2001/93/EG (2001) erfolgten Änderungen zu beachten. Am 7. April 2006 wurde im Bundesrat die zweite Verordnung zur Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung beschlossen. Diese trat mit der Unterzeichnung des zuständigen Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie der Bekanntmachung im Bundesgesetzblatt am 4. August 2006 in Kraft. Tab. 4 zeigt die unterschiedlichen Anforderungen der EU Richtlinie 91/630/EWG inklusive Änderungsverordnungen, die neue Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TIERSCHNUTZTV, 2006) sowie der EU-Ökoverordnung (Verordnung NR. 2092/91) an die Schweinhaltung auf. KENNTNISSTAND Tab. 4: 45 Gesetzliche Rahmenbedingungen für die Mastschweinehaltung Merkmal EU-Richtlinie 91/630/EWG Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung 2006 EU-Ökoverordnung (NR. 2092/91) >30 bis 50 kg 0,40 0,5 0,8 + 0,6 Auslauf >50 bis 85 kg 0,55 0,75 1,1 + 0,8 Auslauf > 85 bis 110 0,65 0,75 1,3 + 1,0 Auslauf > 110 kg 1,0 1,0 Spaltenweite max. 18 mm max. 18 mm max. 18 mm Auftrittsbreite mind. 80 mm mind. 80 mm mind. 80 mm Vollspaltenboden erlaubt Ja Ja, davon 50 % schlitzreduziert (≤ 15% Perforation) max. 50% Liegebereich - Mind. 50% der Fläche, mit max. 15 % Perforation nicht perforiert und mit Einstreu Beleuchtung 8 h 40 Lux 80 Lux während 8 h; 3(1,5)% Fensterfläche der Stallgrundfläche 8 h 40 Lux Geräuschpegel max. 85 dBA max. 85 dBA max. 85 dBA Schadgase (ppm pro Kubikmeter) - NH3: max. 20 ppm C02: max. 3000 ppm H2S: max. 5 ppm genügend Frischluftzufuhr + wenig Staub Thermoregulation Geeignete Vorrichtung zur Verminderung der Wärmebelastung Geeignete Vorrichtung zur Verminderung der Wärmebelastung - Beschäftigung ständiger Zugang zu gesundheitlich unbedenklichem Beschäftigungsmaterial, vom Schwein zu untersuchen und bewegen z.B. Stroh, Heu, etc. ständiger Zugang zu gesundheitlich unbedenklichem Beschäftigungsmaterial, das a) vom Schwein zu untersuchen und bewegen b) und veränderbar ist. Auslaufflächen zum Wühlen + ständiger Zugang zu gesundheitlich unbedenklichem Beschäftigungsmaterial Tier-FressplatzVerhältnis rationierte Fütterung 1:1 rationierte Fütterung 1:1, tagesrationierte Fütterung 2:1, freie Aufnahme 4:1 (gilt nicht für Breiautomat und Abruffütterung) rationierte Fütterung 1:1 Wasserversorgung ständiger Wasserzugang ständiger Wasserzugang max. 12 Tiere je Selbsttränke ständiger Wasserzugang reine Stallhaltung erlaubt Ja Ja Nein; nur in Endmast sofern Zeit nicht mehr als ein Fünftel der gesamten Lebensdauer, und falls nicht länger als 3 Monate. Flächenangebot TIERE, MATERIAL UND METHODEN 46 3 TIERE, MATERIAL UND METHODEN Entsprechend der Zielformulierung wurden die Schwerpunkte der Untersuchung auf die Beurteilung der Tiergerechtheit, der Funktionssicherheit sowie auf die ökonomische Bewertung und die Verbrauchereinschätzung der einzelnen Haltungssysteme gelegt. Parallel dazu wurden weitere Parameter erfasst wie z. B. Stallklimadaten, die teilweise direkt oder indirekt mit den definierten Parametern in Zusammenhang stehen. Schwerpunkt der ethologischen Methodik war die Direktbeobachtung nach dem Scan-sampling Verfahren sowie die Integumentbeurteilung in Anlehnung an die Methode „Ekesbo“. Die Funktionssicherheit wurde mit Bonituren der Buchtenverschmutzung festgehalten. Die Stallklimadaten (Temperatur, rel. Luftfeuchte, Schadgase, Lichtstärke) wurden mit einer Reihe nachfolgend beschriebener Messgeräte kontinuierlich wie diskontinuierlich erfasst. Für die ökonomische Beurteilung wurden die Stallplatzkosten nach der DIN 276 und der Arbeitszeitaufwand mit Hilfe von Arbeitszeittagebüchern erhoben. Abschließend wurde eine Verbraucherbefragung bei Gymnasiallehrern mit Hilfe von Fragebögen zu den untersuchten Haltungsverfahren durchgeführt. 3.1 Untersuchte Varianten Im Rahmen der Feldstudie wurden vier Haltungssysteme (Zielvarianten) für Mastschweine mit je fünf Betrieben über einen Zeitraum von einem Jahr untersucht (Januar-Dezember 2004). Die Hauptmerkmale zur Charakterisierung der vier untersuchten Systeme sind in Tab. 5 definiert, sie waren auch die Basiskriterien zur Auswahl der einzelnen Ställe. Die einzelnen bau- und funktionstechnischen Planvarianten innerhalb der Haltungssysteme werden im Anhang (Abb. A1 bis A12) graphisch vorgestellt. Für raum- und funktionsplanerisch gleiche Ställe wird jeweils exemplarisch nur ein Schnitt mit Grundriss aufgezeigt. Die Maße der Bauzeichnungen können von den hier angegebenen Haltungsmerkmalen in geringem Maß abweichen. Die hier vorgestellten Werte beruhen auf den in den Ställen direkt erhobenen Maßen, die Zeichnungen wurden von Baueingabeplänen übernommen und soweit möglich über eigene Vermessungen angepasst. TIERE, MATERIAL UND METHODEN Tab. 5: 47 Charakteristische Haltungsmerkmale der untersuchten Systeme Kurzbeschreibung System I System II System III System IV Aufgewerteter kon- Schrägbodenstall Offenfrontstall mit Auslaufstall mit ventioneller Stall mit Minimalstroh Ruhekisten Zweiflächenbucht und Stroh 2 1,0 m 2 1,0 m 2 ≥ 1,0 m 2 Flächenangebot je 110 kg LM (brutto) 1,0 m Minimale Liege- bzw. planbefestigte 30 % 70 % 50 % 50 % Fläche an Buchtenfläche (schlitzreduziert) (plan) (plan) (plan) Maximaler Spaltenbodenanteil 100 % 30 % 50 % 50 % Strohgabe nein Minimalstroh fakultativ Einstreu Beschäftigungsangebot ja ja ja ja Klimabereiche einheitlich einheitlich getrennt getrennt Die durchschnittliche Stallgröße je Betrieb lag über alle Systeme hinweg bei 723 Plätzen (1,0 m2 Buchtenfläche = 1 Platz), der kleinste Stall verfügte über 211 der größte über 1613 Mastplätze. Leider konnten bei der Betriebsauswahl nicht immer sämtliche Anforderungskriterien für die einzelnen Systeme eingehalten werden; dies wurde bei den Auswertungen sowie den endgültigen Bewertungen berücksichtigt. Die Tabellen sechs bis neun geben einen Überblick über die jeweiligen Haltungsmerkmale in den Betrieben innerhalb der einzelnen Systeme. Tab. 6: Haltungsmerkmale System I – aufgewerteter konventioneller Maststall Betriebs- Ferkel- Fütterungs- Einstall- Umstall- Liege- Beschäf- Gruppen- Buchten- code regime masse masse flächen- tigung größe größe (Tiere) che) genetik anteil* VM [kg] [kg] [%] HM Buchten(Flä- fläche je Tier (brutto) VM HM [m ] 2 [m ] 2 VM HM [m ] 2 [m ] 2 11 BW-H Rat./ Ad.lib. 25 50 38 Kette 21 21 14,3 23,8 0,68 1,13 12 BW-H Rat./ Ad.lib. 25 50 36 Porkyswing 48 24 28,2 28,1 0,59 1,17 13 VZ Ad.lib. 28 35 30 Kette 18 18 13,2 13,2 0,73 0,73 14 VZ Ad.lib. 28 45 33 Kette/ Ball 38 28 20,0 20,0 0,53 0,71 15 BW-H Ad.lib. 28 50 32 - 26 22 16,7 16,7 0,64 0,76 BW-H = Baden-Württemberg Hybrid, VZ = 3-Linien Kreuzung (PI x [LWxDL]) der Viehzentrale Südwest, HM = Hauptmast, VM = Vormast, Beschäftigung: Material oder Beschäftigungstechnik, * schlitzreduzierter Spaltenboden Bei System I (Tab. 6) konnten nicht stets sämtliche Kriterien eingehalten werden. Die Hauptkriterien für die einheitliche Gruppierung waren die Genetik, die Gruppengröße sowie der Anteil der schlitzreduzierten Liegefläche aus Betonspaltenboden. In einem Stall war kein Beschäftigungsangebot vorhanden. Dennoch repräsentierte die Ge- TIERE, MATERIAL UND METHODEN 48 samtgruppe unter ethologischen Gesichtspunkten ein aufgewertetes konventionelles Verfahren, wie am Flächenangebot, dem Liegeflächenanteil und der Gruppengröße zu erkennen ist. Im Text der vorliegenden Arbeit wird oftmals zur Systembeschreibung nur das Wort „konventionell“ verwendet, wenngleich laut Definition der Versuchsplanung die Anforderungen an die Haltungsmerkmale für dieses Verfahren über die der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung hinausgehen. Die fünf einzelnen Ställe des aufgewerteten konventionellen Verfahrens konnten in drei verschiedene Planungsvarianten differenziert werden. In den Betrieben 11 und 12 (Abb. A1) wurden die einzelnen Stallabteile über einen zentralen Mittelgang erschlossen, jedes Abteil verfügte über vier Buchten, wovon jeweils zwei über eine Abteiltür zugänglich waren. Jede Erschließungstür verfügte über ein Kontrolldreieck, von welchem aus die Tierkontrollen durchgeführt wurden. In Betrieb 11 wurden zur Beschäftigung frei hängende Ketten angeboten, in Betrieb 12 standen je Bucht zwei Beißholzwippen „Porky swing“ sowie frei bewegliche Kunststoffrohre am Boden zur Verfügung. Die Fütterung erfolgte in beiden Betrieben flüssig über einen Längstrog. Der Stall von Betrieb 13 (Abb. A2) war in der sogenannten „Louisiana“ Bauweise errichtet. Das heißt, er verfügte an seinen Längsseiten über absenkbare mehrlagige Folien, welche mit Hilfe einer Steuerung über die Stallklimaregelung geöffnet und geschlossen wurden. Zusätzlich war im Stall eine Zwangslüftung für die Wintersituation bzw. als Unterstützung der Querlüftung bei hohen Sommertemperaturen, installiert. Das Gebäude war längsseits in zwei Abteile aufgeteilt; die zweireihige Buchtenaufstallung wurde über einen zentralen Gang erschlossen. Zur Beschäftigung wurden frei hängende Ketten angeboten. Die Fütterung erfolgte über Breiautomaten. Die Ställe 14 (Abb. A3) und 15 (Abb. A4) waren als klassische Kammställe gebaut, das heißt von einem Zentralgang aus wurden die einzelnen Abteile bzw. deren Buchten über Stichgänge erschlossen. Betrieb 14 bot den Tieren zur Beschäftigung Ketten und Bälle an, Betrieb 15 hatte zum Zeitpunkt der Untersuchung noch keine Beschäftigungstechnik angeboten. Gefüttert wurde in beiden Betrieben ad libitum über eine SensorFlüssigfütterung. Die Ställe 11 und 12 wurden im Abteil-Rein/Raus Verfahren belegt, die Ställe 13 und 14 im Stall-Rein/Raus Verfahren, in Betrieb 15 wurden die einzelnen Abteile kontinuierlich aufgestallt, jedoch differenziert in Vor- und Hauptmastabteile. TIERE, MATERIAL UND METHODEN Tab. 7: 49 Haltungsmerkmale System II – Schrägbodenstall mit Minimalstroh Betriebs- Ferkel- code genetik regime Fütterungs- Einstallmasse Umstall- Liege- Beschäf- masse flächen- tigung Stroh- größe Gruppen- größe anteil einsatz che) (Tiere) VM [kg] [kg] [%] [g / Tier x d] HM Buchten- VM Buchten(Flä- fläche je Tier (brutto) HM 2 VM 2 HM 2 2 [m ] [m ] [m ] [m ] 21 PI x DL Ad.lib. 28 50 52 50 40 40 24,9 40,0 0,62 1,00 22 PI x DL Rat. 40 - 50 50 16 16 18,1 18,1 1,13 1,13 23 PI x DL Ad.lib. 28 50 56 50 40 40 23,0 40,0 0,58 1,00 24 PI x DL Ad.lib. 40 - 49 60 14 14 14,0 14,0 1,00 1,00 25 VZ Ad.lib. 28 50 49 05 36 24 29,4 29,4 0,82 1,23 Pi x DL = Deutsche Landrasse x Pietrain, VZ = 3-Linien Kreuzung der VZ, HM = Hauptmast, VM = Vormast Das System II (Tab. 7) war eine relativ einheitliche Gruppe in Bezug auf Genetik, Flächenausstattung, Spaltenbodenanteil und Strohgabe. Da sich ein Großteil der Betriebe dieses Systems in Bayern befand, wurde hier vor allem die klassische Zweirassenkreuzung (Pietrain x DL) eingestallt. Kennzeichnend für die Betriebe 21 bis 24 ist die Teilnahme an einem Qualitätsfleischprogramm. Die Ställe 21 sowie 23 (Abb. A5) waren hier nahezu identisch ausgeführt, mit Ausnahme des Fütterungsverfahrens. Kennzeichnend für beide sind die separaten Vormastabteile, aus denen die Tiere dann mit 50 kg in die Hauptmastabteile umgestallt wurden. Die Hauptmastbuchten waren 9,2 m lang sowie 4,35 m breit, in ihrer Mitte verfügten sie über je eine Blindwand. Blindwände teilen rechteckige Buchten längsseits, so dass die Buchtenbreite halbiert wird, jedoch haben sie nur eine fakultative Trennfunktion (siehe Abb. A5). Beide Buchtenteile wurden somit über den höher gelegten Spaltenbodenbereich bzw. den Kotbereich erschlossen. Sollte es zu einseitigen Buchtenverschmutzungen kommen, kann eine Schwenktüre über dem Spaltenboden zur Blindwand hin geschlossen werden. Hiermit wird dann die jeweilige Tiergruppe aufgeteilt. Betrieb 21 fütterte mit Hilfe einer Sensor-Flüssigfütterung, Betrieb 23 mit Breifutterautomaten. Bei der Zwangslüftung von Stall 21 passierte die Abluft einen Biowäscher. Stall 22 und 24 (Abb. A6) waren ebenfalls baugleich ausgeführt; kennzeichnend für beide war eine kombinierte Ferkelaufzucht und Vormast, so dass die Einstallgewichte in den Schrägbodenstall bereits relativ hoch waren (40 kg). Die Buchten wurden dort direkt mit der für die Endmast vorgesehenen Tierzahl belegt. Gefüttert wurde in beiden Ställen mit Breifutterautomaten. Stall 25 (Abb. A7) war in der klassischen Kammaufstallung ausgeführt, jede Bucht verfügte wie in den Ställen 21 und 23 über eine Blindwand mit Schwenktor. Gefüttert wurde hier über eine Sensor-Flüssigfütterung. Bei allen Schrägbodenbetrieben diente Stroheinstreu als einheitliche Beschäftigung und TIERE, MATERIAL UND METHODEN 50 Wühlmaterial. Die Schrägbodenställe 21, 22, 23 und 24 wurden kontinuierlich belegt, Stall 25, wenn möglich, im Abteil-Rein/Raus Verfahren. Tab. 8: Haltungsmerkmale System III – Offenfrontstall mit Ruhekisten Betriebs- Ferkel- Fütterungs- code genetik regime Einstall- Umstall- Liege- Beschäf- Gruppen- Buchten- masse masse flächen- tigung größe größe (Tiere) che) anteil VM [kg] [kg] [%] HM Buchten- (Flä- fläche je Tier (brutto) VM HM VM HM 2 2 2 2 [m ] [m ] [m ] [m ] 31 BW-H Ad.lib. 28 45-50 47 Kette 14 14 14,8 14,8 1,06 1,06 32 BW-H Ad.lib. 28 60 50 Kette + Stroh 16 10 13,5 13,5 0,84 1,35 33 PI x DL Ad.lib. 35 50 47 Kette + Gummi 24 12 15,0 15,0 0,62 1,25 34 BW-H Ad.lib. 28 50-60 52 Stroh 24 12 14,3 14,3 0,60 1,19 35 BW-H Ad.lib. 28 50 50 Stroh + Holzkette 20 16 13,2 16,0 0,66 1,00 BW-H = Baden-Württemberg Hybrid, HM = Hauptmast, VM = Vormast Beschäftigung: Material oder Beschäftigungstechnik System III (Tab. 8) war ebenfalls eine homogene Gruppe, bedingt durch die Planungsgrundsätze für die Funktionssicherheit waren hier Gruppengröße, Platzangebot und Umstallmanagement relativ einheitlich. Das Kriterium „Angebot von Beschäftigungsmöglichkeiten“ war hier ebenfalls gut erfüllt, was vor dem Hintergrund der Teilnahme an Qualitätsfleischprogrammen zu sehen war (Richtlinien), aber auch zur besseren Tierkontrolle (Strohgabe) diente. Es wurde darauf geachtet, sowohl Ausführungsvariante I (Ställe 31 bis 33 Abb. A8) des Pig-port Systems wie auch Variante II (Ställe 34 und 35 Abb. A9) in die Gruppe mit aufzunehmen, um sowohl die Funktionssicherheit wie auch die jeweiligen Investitionskosten beider Ausführungen näher untersuchen zu können. Kennzeichnend für den Pig-port I (Abb. A8) ist der Kontrollgang an der offenen Frontseite der Pultdachkonstruktion von welchem aus die einseitige Buchtenaufstallung erschlossen wird. Die Ruhekiste befindet sich gegenüberliegend an der niedrigen Seite des Gebäudes. Die Ställe 31 und 32 verfügten über frei hängende Ketten zur Beschäftigung, zusätzlich wurde in Stall 32 teilweise Stroh in geringen Mengen angeboten. In Stall 33 wurden den Tieren an den Stahlrohrabtrennungen fixierte Ketten und Beißgummis angeboten. Beim Pig-port II ist der Kontrollgang an der Rückseite des Gebäudes angebracht (Abb. A9), daran schließt sich die Ruhekiste sowie der Fress- und Aktivitätsbereich an. An der Frontseite soll nach der Funktionsplanung der Kotbereich angelegt werden. Bei Stall 34 verfügte jede Bucht über zwei Deckelteile, die im sogenannten „Schmetterlingsverfahren“ installiert waren; in Stall 35 wurde jeweils ein hochziehbarer Großdeckel über alle Buchten ei- TIERE, MATERIAL UND METHODEN 51 nes Abteils angebracht. Die Betriebe 34 und 35 boten den Tieren Stroh in geringen Mengen zur Beschäftigung an, zusätzlich bot Betrieb 35 Holzstücke an, welche an Ketten angebracht waren. In allen fünf Betrieben wurden die Tiere ad libitum mit Hilfe von Breifutterautomaten gefüttert. Die Ställe 31, 32, 33 und 35 wurden kontinuierlich belegt (differenziert in Vor- und Hauptmastbuchten), in Betrieb 34 wurden die Tiere im Stall-Rein/Raus Verfahren aufgestallt. Tab. 9: Haltungsmerkmale System IV – Auslaufstall mit Zweiflächenbucht und Stroheinsatz Betriebs- Ferkel- Fütterungs- Einstall- Umstall- Liege- Beschäf- code genetik regime masse flächenanteil masse Buchten- Buchtenfläche tigung Stroh- größe fläche je Tier je Tier außen einsatz (Tiere) innen (brutto) (brutto) VM VM HM VM HM 2 [m ] 2 [m ] [m ] [kg] [kg] [%] [g / Tier x d] Gruppen- HM HM 2 41 DLxP Ad.lib 25-40 - 57 Einstreu 15 14 0,88 0,95 0,67 0,72 42 Hybr. Ad.lib 28 - 24 60 22 20 0,63 0,70 0,75 0,83 43 DLxP Ad.lib 28 45-50 38 70 70 35 0,25 0,41 0,57 0,60 44 DLxP Ad.lib 28 50 43 70 48 24 0,26 0,43 0,34 0,56 45 BW-H Ad.lib 40 - 39 Einstreu 16 14 1,15 1,31 0,41 0,47 BW-H = Baden-Württemberg Hybrid, Hybr.: Hybridkreuzung aus Bayern, HM = Hauptmast, VM = Vormast Das System IV (Tab. 9) war bautechnisch eine heterogen zusammengesetzte Gruppe. Dies ist aber als reales Abbild von Auslaufställen in der Praxis zu betrachten, deren vielfältige Formen und Ausführungen spiegeln sich somit auch in der „erweiterten induktiven Basis“ (FEWSON und BISCHOFF, 1968) der Systemgruppe IV wieder. Es wurden für dieses System Betriebe ausgewählt, die sämtlich über eine plane Festfläche als Liegebereich verfügten und dort Stroh angeboten haben (mit der Funktion als Einstreu und/oder zur Beschäftigung). Des Weiteren verfügten alle Ställe über einen Auslauf, der im Flüssig- oder Festmistverfahren entmistet wurde. Die Ställe 41 und 45 (Abb. A10) basierten auf den Grundsätzen von NEULAND e.V., das heißt, die gesamte Bucht war ohne Spaltenboden ausgeführt. Sowohl der Innen- wie auch der Außenbereich wurde mit Stroh eingestreut. Der Auslauf sowie der Innenbereich wurde mehrmals wöchentlich mobil mit dem Schlepper entmistet. Als Beschäftigungsmaterial dient die bodendeckende Stroheinstreu. Betrieb 41 fütterte mit Trockenautomaten, Betrieb 45 mit modifizierten Rohrbreiautomaten. Der Stall 42 (Abb. A11) war von der Bauweise ein Pig-port II Stall, zusätzlich wurde an seiner Frontseite ein Auslauf mit Spaltenboden angebracht. Gefüttert wurde hier über eine SensorFlüssigfütterung; zur Beschäftigung wurden „zeitweise“ minimale Strohmengen angeboten. Eine Besonderheit war hier im Liegebereich eine Bodenheizung, welche mit TIERE, MATERIAL UND METHODEN 52 Warmwasser betrieben wurde (System Steeger-Moll). Bei den Ställen der Betriebe 43 und 44 (Abb. A12) handelte es sich um eine modifizierte Form des Systems „Kriegerschür“ aus der Schweiz. Sie verfügten im Innern einer wärmegedämmten Gebäudehülle über eine plane Liegefläche, welche mit Stroh (70 g / Tier und Tag) eingestreut wurde. Der Außenbereich war bei beiden Ställen zur Hälfte je mit Spaltenboden sowie einer gewölbten Festfläche versehen, die Entmistung erfolgte somit auf Güllebasis. Zur Beschäftigung stand die Stroheinstreu zur Verfügung, zusätzlich wurden in beiden Betrieben Ketten bzw. auch Holzstücke an Ketten im Auslauf angeboten. Die Fütterung erfolgte über Breifutterautomaten, welche im Außenbereich installiert waren. In den Betrieben 42 und 43 waren über dem Auslaufbereich Sonnennetze angebracht, um die Tiere vor Sonnenbrand zu schützen. In den Ställen 41, 43, 44, und 45 wurden die Schweine kontinuierlich aufgestallt, in Betrieb 42 im StallRein/Raus Verfahren. 3.2 Untersuchungsaufbau Die Voruntersuchungen bzw. Probeläufe zum Einsatz der verschiedenen Erhebungsmethoden sowie der technischen Geräte fanden von Oktober bis Dezember 2003 auf den Praxisbetrieben unter Einbeziehung aller Haltungssysteme und Bauausführungen statt. Hierbei wurden noch die Methodik wie auch die Technik modifiziert und angepasst. Die Erhebungen der Hauptuntersuchung fanden auf insgesamt 20 Praxisbetrieben differenziert in vier Haltungsverfahren von Januar bis Dezember 2004 statt. Über eine Stichprobengröße von fünf Ställen je System war es das Ziel, den starken, oft unterschätzten Effekt des Betriebes auf die Funktionalität des jeweiligen Systems zu relativieren. Weiterhin konnten so auch unterschiedliche Einflüsse an verschiedenen Standorten, wie etwa durch das Klima, auf ein einzelnes System geprüft werden. Die Untersuchungen fanden in Praxisbetrieben statt. So entsprachen auch alle Randparameter wie z. B. der Betreuungsaufwand je Tier den realen Bedingungen im Feld und es bestand somit nicht die Gefahr von Verzerrungen bei der Übertragung der Ergebnisse in Beratungsempfehlungen wie etwa bei Laboruntersuchungen. Der Untersuchungszeitraum von zwölf Monaten war in vier Blöcke aufgeteilt, parallel zu den kalendarischen Jahreszeiten, um etwaige jahreszeitliche Effekte zu erfassen. Je Beobachtungsblock wurde jeder Stall einmal an zwei aufeinanderfolgenden Tagen (zum Ausgleich des Tageseffekts) besucht. Pro Woche konnten somit zwei Betriebe untersucht werden. Dies ergab dann eine Zeitspanne von etwa zehn Untersuchungswochen pro Beobachtungsblock. Innerhalb der Blöcke wurden die einzelnen Systeme in fünf Durchgängen nacheinander, jeweils in randomisierter Reihenfolge, abgearbeitet (Abb. 2). Die Verteilung der Betriebe auf die jeweiligen Systeme erfolgte TIERE, MATERIAL UND METHODEN 53 wiederum zufällig, allerdings mit der Einschränkung, dass Betriebe mit Rein/RausVerfahren gezielt bei den geforderten Gewichtsbereichen ihrer Tiere angefahren werden mussten bzw. hin und wieder auf dringenden Wunsch der Betriebsleiter auch Alternativtermine zu akzeptieren waren. Die nachfolgend beschriebenen Untersuchungsmethoden basierten zum Teil auf Direktbeobachtungen und Bonituren, durchgeführt von verschiedenen Personen (der Bearbeiter sowie vier studentische Hilfskräfte, GÜNTHNER, 2004; BORBERG, 2005; ISENSEE, 2005). Diese Beobachter wurden ebenfalls zufällig auf die einzelnen Betriebsbesuche aufgeteilt. 42 3 4 4 1 5 1 1 4 2 5 2 3 4 45 32 31 34 53 35 52 51 54 1 23 2 Winter 01.2004 = System III = System II = System I 04.2004 = System IV 1 - 5 = laufende Betriebsnummer innerhalb eines Systems Abb. 2: Beispielhafter Versuchsplan für den Beobachtungsblock Winter Für jedes Verfahren wurden fünf Betriebe pro Jahreszeit erhoben. Dies bedeutet, nach vier Untersuchungsblöcken mit insgesamt 160 Untersuchungstagen standen 20 Wiederholungen je Verfahren für die Auswertung zur Verfügung (Abb. 3). II. 2 III. 3 IV. 4 Wiederholung Verfahren über Jahreszeiten I1 I. Wiederholung Betriebe innerhalb Verfahren und Block Abb. 3: Blockbildung über Wiederholungen für die Untersuchungsvarianten TIERE, MATERIAL UND METHODEN 54 3.3 Hygieneprogramm Die Untersuchungen auf insgesamt 20 verschiedenen Betrieben machten die Ausarbeitung und Anwendung eines zuverlässigen Hygieneprogramms zwingend erforderlich, um eine Verschleppung potentieller Tierkrankheiten zu verhindern. Von besonderem Risiko waren die viralen Erkrankungen CIRCO, PIA (Porcine intestinale Adenomatose), und PRRS (Porcines respiratorisches und reproduktives Syndrom) sowie die bakterielle Erkrankung APP (Actinobacillus Pleuropneumoniae). Aber auch grippale Infekte und Husten bedeuteten eine Gefahr. Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Durchführung des Projektes war somit ein konsequentes Hygienemanagement, welches dieses Risiko auf ein Minimum reduzierte. Das Hygieneprogramm wurde unter Beratung des Instituts für Umwelt- und Tierhygiene der Universität Hohenheim (Prof. Dr. Dr. R. Böhm) und in Absprache mit dem Schweinegesundheitsdienst Stuttgart (SGD - Herrn Dr. med. vet. Gindele) ausgearbeitet. Die Adressliste der teilnehmenden Betriebe wurde beim SGD hinterlegt. Das Programm umfasste unter anderem die folgenden wichtigen Prinzipien: • Pro Woche wurden nur zwei Betriebe an je zwei aufeinanderfolgenden Tagen untersucht. • Es standen in der Regel drei bis vier Beobachter zur Verfügung (der Bearbeiter und studentische Hilfskräfte). Jeder Beobachter fuhr maximal einen Betrieb pro Woche an, d.h. es gab mindestens 48 h keinen Tierkontakt zwischen den einzelnen Besuchen der Personen. • Wenn möglich, wurden stets betriebseigene Kleidung und Stiefel verwendet. War dies nicht möglich, trugen die Beobachter Einwegoveralls bzw. frisch gewaschene und desinfizierte Stoffoveralls sowie Kunststoffüberschuhe und Gummistiefel. Diese wurden nach den jeweiligen Besuchen entsorgt bzw. gewaschen und desinfiziert. • Alle verwendeten Messgeräte und Utensilien wurden in speziellen Alu-Koffern und Plastikboxen verwahrt und in einer Gummiwanne bzw. auf einer Plane im Kofferraum des Projekt-PKW befördert. Nach Ende eines jeden Betriebsbesuches wurden alle Behältnisse und die Gummiwanne/Plane in der Waschhalle des Instituts gereinigt und desinfiziert, ebenso die beförderten Geräte, der Beobachtungsstuhl sowie die sonstigen Utensilien. • Die Sitzbezüge sowie Fußmatten des Autos wurden nach jedem Betriebsbesuch gewaschen und desinfiziert. Hierfür standen mehrere Garnituren zur Verfügung. TIERE, MATERIAL UND METHODEN 55 3.4 Konzept zur Beurteilung der Tiergerechtheit Das Gesamtkonzept zur Beurteilung der Tiergerechtheit basierte auf vier Säulen (Abb. 4). Die ersten beiden Untersuchungspfeiler waren direkt tierbezogene Untersuchungen, die zwei weiteren indirekt tierbezogene Untersuchungen. Die erste Säule war die Direktbeobachtung des Verhaltens der Tiere, die zweite Säule war die Integumentbeurteilung einzelner zufällig ausgewählter Tiere, die dritte Säule war die Bonitur des Stallzustands und der Buchtenverschmutzung. Die vierte Säule war schließlich eine allgemeine Betriebserhebung der einzelnen Ställe und der Abgleich mit Sollwerten aus Gesetzen, Verordnungen und aus der Literatur. Ethologisches Beurteilungskonzept für das Forschungsprojekt „Gesamtheitliche Bewertung innovativer Schweinemastverfahren” direkt tierbezogene Untersuchungen indirekt tierbezogene Untersuchungen (Untersuchung äußerer Umweltfaktoren) Direktbeobachtung Integumentbeurteilung (videounterstützt) 2 x 2h zu den Hauptaktivitätszeiten mit der Scan-Sampling Methode nach der Methode „Ekesbo“ randomisierte Auswahl einer repräsentativen Stichprobe (20% d. Tiere aus 4 Buchten) Bonitur Stallzustand und Buchtenverschmutzung (vierteljährliche Erfassung des variablen IstZustands) Allgemeine Betriebserhebung (Erfassung aller festen Einflussgrößen wie Buchtenmaße, Lüftung, Entmistung, Fütterung, Beschäftigung, Management) Untermauerung durch Erhebung Randparameter wie Temperatur und rel. Luftfeuchte, Schadgase (CO 2, NH 3, H 2S, CH 4) sowie der Lichtstärke (auch in getr. Klimabereichen) Differenzierte Gesamtbeurteilung Abb. 4: 3.4.1 Vier Säulen des Beurteilungskonzepts zur Tiergerechtheit Direktbeobachtung mit der Scan-sampling Methode Die Scan-sampling Methode ist eine gut geeignete Methode für Felduntersuchungen (FASSNACHT, 1995), da keine Focustierkennzeichnung nötig ist. Weiterhin erlaubt sie eine Quantifizierung der zu beobachtenden Verhaltensweisen (Definition siehe Kapitel 2.1.3.5). Es wurde ein Ethogramm mit fest definierten Verhaltens- bzw. Indikatormerkmalen erstellt, mit welchem die einzelnen Buchten in bestimmten Zeitintervallen „gescannt“ wurden. Das Ethogramm war zweigeteilt, zum einen wurde festgestellt, wo sich die Tiere aufhielten und welche Körperstellung sie zeigten. Zum anderen TIERE, MATERIAL UND METHODEN 56 wurden bestimmte aktiv gezeigte Verhaltensweisen aufgenommen, die als Indikatoren eine Einordnung der Systeme ermöglichten wie z. B. Stangenbeißen als Stereotypie. Entsprechend der Methode wurden alle Tiere gezählt, welche die einzelnen Verhaltensweisen zeigten. Es wurden immer zwei Buchten parallel beobachtet. Die Datenaufnahme je Bucht fand in zeitlicher Rotation statt. Je Scanvorgang und Bucht waren drei Minuten veranschlagt; anschließend wurde die jeweils andere Bucht aufgenommen. Somit kam man zu einem Scan-Intervall von sechs Minuten je Tiergruppe. Insgesamt wurde jede Bucht 16 mal je Beobachtungszeit bzw. –gang aufgenommen, was einer Zeitspanne von 96 min entsprach. Beobachtet wurde zu den aus der Literatur bekannten Hauptaktivitätszeiten am Vormittag von 9 bis 11 Uhr und späten Nachmittag von 15 bis 17 Uhr (BUCHENAUER et al., 1988; TROXLER, 1979; SCHWARZ et al.,1975), jeweils für zwei Stunden, wobei pro Beobachtungsgang effektiv 96 Minuten festgehalten wurden. Die ersten 24 Minuten dienten als Assimilationszeit für die Tiere. Für die Untersuchung wurden diese 2x2 h Beobachtungszeiträume ausgewählt, da diese als aussagekräftig bzw. repräsentativ für die einzelnen Haltungsverfahren im Vergleich angesehen wurden. Beobachtet wurden Gruppen in zwei Lebendmassebereichen, am Ende der Vormast mit 40 bis 50 kg sowie in der Mitte der Hauptmast mit 70 bis 80 kg. Für die schließende Statistik war darauf zu achten, dass nach dem Prinzip der Unabhängigkeit von Replikaten (WECHSLER, 2003), Tiere niemals zweimal zur Untersuchung herangezogen wurden (z.B. beim Folgebesuch). Da immer während zwei aufeinanderfolgenden Tagen beobachtet wurde, konnten einzelne Tageseffekte ausgeglichen werden. Für eine bessere Übersicht über die einzelnen Buchten wurde eigens ein erhöhter Beobachtungsstuhl konstruiert, von welchem aus immer zwei Buchten gleichzeitig beobachtet werden konnten. Bei Betrachtung der einzelnen Haltungsverfahren stellte sich weiterhin das Problem, dass es trotz Hochstuhl viele nicht einsehbare Bereiche in den Systemen mit getrennten Klimabereichen gab (geschlossene Ruhekisten, Ausläufe und tote Winkel). Für die genaue Quantifizierung einzelner Verhaltensweisen war es jedoch unabdingbar, alle Tiere einer Buchtengruppe beobachten zu können. Hierzu wurde eine mobile Videoanlage konzipiert und angeschafft (System Spyworld, Stuttgart), welche eine zeitgleiche Beobachtung nicht einsehbarer Bereiche vom Beobachtungsstuhl aus via Funkübertragung und Monitor ermöglichte. Das System bestand aus vier mobilen schwarz-weiß-Kameras jeweils mit einer Rundstrahlsendeantenne (2,4 bis 2,483 GHz), einem Empfänger sowie einem digitalen Bildkonfigurations- und Speichermedium (clip-maker, System VTQ). Damit eine zeitgleiche Beobachtung vom Hochstuhl aus möglich war, wurde auf dem zugehörigen Ablagetisch ein LCD-Monitor montiert, zu welchem von der Bildbearbeitungseinheit TIERE, MATERIAL UND METHODEN 57 die Bilder per Kabel übertragen wurden. Die Umschaltung auf die einzelnen Kameras erfolgte mit Hilfe einer Fernbedienung. Das gesamte System, sowohl Kameras wie Bildempfangs- und Bearbeitungseinheit verfügten über leistungsstarke Bleiakkus, so dass keine externe Stromquelle für die unmittelbare Beobachtung nötig war. Vorteil dieses Systems war es, dass keine Kabel in den einzelnen Ställen zu verlegen waren. Neben dem arbeitstechnischen Aufwand konnte somit auch das hygienische Risiko minimiert werden. Das gesamte System inklusive Beobachtungsstuhl wird in Abb. 5 vorgestellt. Abb. 5: Direktbeobachtung mit Videounterstützung Die Datenaufnahme fand auf robusten Tablet-PC mit Touchscreen (Panasonic CF18) statt. Hierzu wurde eine Beobachtungssoftware (ETHOSCAN 04) mit einer eingabefreundlichen Maske (Abb. 6) auf der Grundlage von Excel-Makros erstellt. Nach LEHNER (1996) führt dies zu einer weiteren Standardisierung der Datenerhebung, da Übertragungsfehler wie etwa bei Papieraufzeichnungen ausgeschlossen werden können. Innerhalb des Beobachtungsprogramms war jeder Untersuchungsbetrieb entsprechend der Ausführung seiner Funktionsbereiche definiert (siehe 3.4.1.1). Die einzelnen Beobachtungsblöcke mit ihren Verhaltensweisen wurden nach einem festgelegten Algorithmus von dem Programm abgefragt bzw. von den Beobachtern abgearbeitet. Die Vorteile dieser direkten Beobachtungsmethode gegenüber Videobeobachtungen sind, dass die Beobachtung mit allen Sinnen (also auch mit Gehör usw.) stattfindet und eine räumliche Sicht möglich ist (ETTER-KJELSAAS, 1986). TIERE, MATERIAL UND METHODEN Abb. 6: 58 Eingabemaske für die Direktbeobachtung auf einem Tablet-PC mit der Software ETHOSCAN 04 3.4.1.1 Einteilung der Buchten in Funktionsbereiche Für die Fragestellung, ob die vom Stallplaner vorgegebenen Funktionsbereiche von den Tieren erkannt und angenommnen wurden, war es zuerst unabdingbare Voraussetzung, diese Bereiche genau je Stallsystem bzw. je Einzelstall nach einem standardisierten Verfahren zu definieren. Es wurden die Funktionsbereiche in den verschiedenen Verfahren nach folgenden Schemata eingeteilt (Tab. 10 bis 13), sowie für jeden Buchtentyp eine Skizze hierfür in einem entsprechenden Betriebsordner hinterlegt (siehe 3.4.5). Tab. 10: Definition der Funktionsbereiche im aufgewerteten konventionellen Maststall Funktionsbereich Definition Liegebereich Schlitzreduzierter Spaltenboden Fressbereich Von der Trogschale bis zu einer gedachten Linie im Abstand einer Tierlänge (70-100 cm) parallel zu deren Außenkante. Der Bereich überlagert alle weiteren (ausgenommen Stall 11 und 12, hier galt diese Regel nicht über dem schlitzreduzierten Spaltenboden). Kotbereich Von der Außenwand (bzw. Abteilwand) bis zum Beginn des schlitzreduzierten Spaltenbodens über die gesamte Breite. Aktivitätsbereich Restlicher Spaltenboden TIERE, MATERIAL UND METHODEN Tab. 11: 59 Definition der Funktionsbereiche im Schrägbodenstall Funktionsbereich Definition Liegebereich Die höher gelegenen 2/3 der planbefestigten Fläche, abzüglich Fressbereich. Fressbereich Von der Trogschale bis zu einer gedachten Linie im Abstand einer Tierlänge (70-100cm) parallel zu dieser. Der Bereich überlagert den Liegebereich und in Abhängigkeit vom Fütterungssystem zusätzlich den Aktivitätsbereich. Aktivitätsbereich Das untere Drittel der planbefestigten Fläche bis zum Vollspaltenboden. Kotbereich Höher gelegter Vollspaltenboden. Tab. 12: Definition der Funktionsbereiche im Offenfrontstall Funktionsbereich Definition Liegebereich Planbefestigte Fläche innerhalb der Ruhekiste und sofern vorhanden, die planbefestigte Veranda davor. Fressbereich Von der Trogschale bis zu einer gedachten Linie im Abstand einer Tierlänge (70-100 cm) parallel zu dieser. Der Bereich überlagert den Aktivitätsbereich bzw. zum Teil auch die Veranda des Liegebereichs. Aktivitätsbereich Der Spaltenboden zwischen Liegebereich und Kotbereich, abzüglich Fressbereich. Kotbereich Die vordere Hälfte des Spaltenbodens zur Frontöffnung des Gebäudes hin. Tab. 13: Definition der Funktionsbereiche im Auslaufstall mit Stroh Funktionsbereich Definition Liegebereich Planbefestigte Fläche im Inneren des Gebäudes, abzüglich Fressbereich (bei Betrieb 45 abzüglich Aktivitätsbereich). Fressbereich Vom Trog bis zu einer gedachten Linie im Abstand einer Tierlänge parallel zur Trogschale. Dieser Bereich überlagert den Liegebereich bzw. den Aktivitätsbereich. Aktivitätsbereich Auslaufbereich abzüglich Fressbereich und Kotbereich. Bei Betrieb 45 war im Innenbereich aufstallungsbedingt die Hälfte der Bucht zum Auslauf hin auch Aktivitätsbereich. Kotbereich Bei allen Betrieben jeweils eine gedachte Tierlänge (70-100 cm) von der umgebenden Buchtenabtrennung des Auslaufs aus, nicht jedoch vor der Auslauföffnung. Bei den Betrieben 42, 43 und 44 war an der Stirnseite des Auslaufs dieser Bereich breiter (je nach Breite des Spaltenbodenelements bzw. Güllekanals). TIERE, MATERIAL UND METHODEN 3.4.1.2 60 Beobachtete Verhaltensweisen Die Verhaltensbeobachtung war in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil, das Ethogramm I, bezog sich auf die Nutzung der verschiedenen Funktionsbereiche. Es wurden den verschiedenen Funktionsbereichen (Liege-, Fress-, Aktivitäts- und Kotbereich) definierte Körperhaltungen (Tab. 14) zugeordnet. Neben dem „Stehen und Gehen“ und dem „Sitzen“ wurde das „Liegen“ in die drei verschiedenen Positionen „Seitenlage“, „Bauchlage“ und „Haufenlage“ gegliedert, welches somit auch ein Sammelmerkmal („Liegen gesamt“) war. Tab. 14: Ethogramm I (Beobachtung Körperhaltung) Merkmal Definition Seitenlage Tier liegt auf der Seite oder dem Rücken, alle Extremitäten sind deutlich vom Körper weggestreckt. Alle Zweifelsfälle wurden zur Bauchlage gezählt. Bauchlage Tier liegt auf dem Bauch und Brustbein. Die Vorder- und Hinterbeine sind entweder nach vorne gestreckt, teilweise zur Seite gestreckt oder untergeschlagen. Tiere in der Abliegephase. Haufenlage Tiere, die zu mindestens 50% auf einem oder mehreren anderen Tieren liegen; alle darunter liegenden Tiere. Stehen und Gehen Stehende oder gehende Tiere; Tiere, die sich mit den Vorderbeinen auf den Karpalgelenken abstützen. Sitzen Tier sitzt auf Hinterhand; Tiere, die auf einem anderen Tier sitzen; Tier sitzt und stützt sich mit den Vorderbeinen auf den Karpalgelenken ab. Hiervon gebildetes Sammelmerkmal: Liegen gesamt Seitenlage, Bauchlage, Haufenlage Im zweiten Teil, dem Ethogramm II, wurden vor allem Merkmale aus dem Verhaltenskreis Neugier-, Erkundungs- und Beschäftigungsverhalten sowie Ethopathien beobachtet. Die Definitionen der Verhaltensweisen sind dem Ethogramm II in der nachfolgenden Tab. 15 zu entnehmen. Im Vorfeld der Untersuchung wurde ein Katalog der verschiedenen Merkmale mit ausgewählten Fotos und digitalen Videos zusammengestellt und im Verlauf der Studie ergänzt. Dieser diente den Beobachtern als definierter Standard. TIERE, MATERIAL UND METHODEN Tab. 15: 61 Ethogramm II (Neugier- Erkundungs- und Beschäftigungsverhalten mit Ethopathien) Verhaltensmerkmal Definition Alert Wenn das Tier sich mit erhobenem Kopf visuell, akustisch oder riechend orientiert, sich erschreckt oder abgelenkt wird; dies ist unabhängig von der Körperposition. Reiben, Schaben, Schnüffeln, Stoßen oder Tasten mit der Rüsselscheibe mit gesenktem Kopf; Unterbrechung durch kurze Kaubewegungen möglich, dabei muss Kopf gesenkt bleiben. Vier Unterscheidungen: Wühlen am Boden: auf blankem Beton- oder Spaltenboden (Pseudowühlen) im Stroh: eingestreute Fläche, mindestens ein Strohalm(> 3 cm) im Kot: Fläche oder Stroh deutlich durch Kot verunreinigt in Schmutzauflagerung: Flächen mit aus Staub, Futterresten und anderen Schmutzpartikeln entstandener, deutlicher Auflagerung. Kauen Kauen mit erhobenem Kopf auf Material (z. B. Stroh, Futterreste, Holzsplitter); alles Kauen, das nicht eindeutig dem Leerkauen zugeordnet werden kann. Leerkauen Eindeutige sichtbare Kaubewegungen ohne Material, begleitet durch eines der folgenden Kriterien: Zähneknirschen, Zungenschlagen, Schnalzen, Schaum vor dem Maul; unabhängig von der Position des Kopfes. Beschäftigung mit Buchtenelementen Beißen, Schaben, Scheuern, Reiben, Schnüffeln, Stoßen mit der Rüsselscheibe und den Zähnen an Trennwänden, Gitterstäben, Kistenvorhängen, Tränke, leerem Futtertrog und anderen Gegenständen. Beschäftigung mit Beschäftigungstechniken Beißen, Schaben, Scheuern, Reiben, Schnüffeln, Stoßen, Tasten mit der Rüsselscheibe und den Zähnen an den zur Beschäftigung vorgesehenen Gegenständen (Ball, Holz, Kette, Wippe). Beschäftigung mit Artgenossen Einseitige Beschäftigung mit den Körperteilen eines Artgenossen. Beispiele hierfür: Massieren und Wühlen am Bauch und anderen Körperregionen. Beißen, Belecken und Beknabbern von Füßen, Gesicht und sonstigen Körperteilen, Borstenzupfen, Beine hoch werfen. Kein Schwanz- und Ohrenbeißen. Artgenosse dient als Objekt. Es wurde nur das Tier notiert, welches die Handlung ausführte. Stangenbeißen Stereotypes Beißen auf Gitterstäben, Trogkante oder sonstiger Buchteneinrichtung, evtl. Stange im Maul mit Horizontalbewegung des Kopfes. Aufreiten und Kabbeln Aufspringen und Aufreiten auf einen Artgenossen. Naso-oral Kontakt (gegenseitige Maulbewegungen „gauckeln/kabbeln“) zweier Tiere wurde als positiver sozialer Kontakt angesehen. Schwanz- und Ohrenbeißen Beknabbern und Bebeißen des Schwanzes und der Ohren des Artgenossen. Fressen Tier hat seinen Kopf im Trog oder Automaten. Aufnahme dieses Merkmals nur wenn noch Futterreste im Trog vorhanden waren. Trinken Trinken an Tränke mit sichtbarem Abschlucken des Wassers. Hiervon gebildete Sammelmerkmale: Erkundungs- und Beschäftigungsverhalten Wühlen gesamt, Beschäftigung mit Buchtenelementen, Beschäftigung mit Beschäftigungstechnik. Ethopathien Leerkauen, Stangebeißen, Schwanz- und Ohrenbeißen. Verhaltensstörungen Leerkauen, Stangebeißen, Schwanz- und Ohrenbeißen, Beschäftigung mit Artgenosse. TIERE, MATERIAL UND METHODEN 3.4.2 62 Integumentbeurteilung nach „Ekesbo“ Mit der Integumentbeurteilung nach Ekesbo wurde versucht, die direkte Wirkung der Haltungsumwelt (z. B. scharfe Betonkanten, Stufen usw.) sowie deren indirekte Wirkung (z. B. Aggressionen der Tiere untereinander durch Reizarmut oder Platzverhältnisse) auf die Tiere zu erfassen und zu bewerten. Dies geschieht über klinische Untersuchungen, einschließlich besonderer Registrierung von Schäden, Verletzungen und Veränderungen an verschiedenen Körperregionen (EKESBO und VAN DEN WEGHE, 1998). Gegenüber anderen Methoden, wie etwa Schlachtkörperuntersuchungen (VEIT, 2004) zeichnet sich diese Methode durch eine gute Durchführbarkeit im Feld sowie durch die Eignung für große Stichprobenumfänge aus. Ziel der Bonitur war es, die für Felduntersuchungen aussagekräftigsten Körperregionen zu bearbeiten (Abb. 7). Bei Erstellung des zu bonitierenden Merkmalkatalogs (Tab. 16) wurde auf die Durchführbarkeit im Feld geachtet, das heißt es wurden nur solche Merkmale ausgewählt, die von den Beobachtungspersonen ohne spezielle veterinärmedizinische Vorkenntnisse an frei laufenden Tieren festgestellt werden konnten. Im Vergleich zu Literaturangaben (GLOOR, 1988) wurde deshalb auf eine zu detaillierte Ausführlichkeit verzichtet. Da verschiedene Beobachter die Beurteilung durchführten, wurde ein Katalog aussagekräftiger und klar differenzierter Abbildungen zusammengestellt, der als definierter Standard für die Untersuchungen galt. Abb. 7: Bonitierte Körperregionen des Schweins im Rahmen der Integumentbeurteilung (BORBERG, 2005) Es wurden je Betriebsbesuch (Doppeltag) aus je vier Buchten (zwei Buchten pro Gewichtsbereich analog zur Direktbeobachtung) 20 % der Tiere bonitiert (immer TIERE, MATERIAL UND METHODEN 63 mindestens fünf). Die Tiere wurden in den Gewichtsbereichen mit 40 bis 50 kg (Ende Vormast) sowie 70 bis 80 kg (Mitte Hauptmast) bonitiert. Die Randomisierung geschah wie folgt: es wurden aus den potentiellen Buchten (keine Beobachtungsbuchten wegen möglicher Tierbeeinflussung) vier Buchten per Los ausgewählt. In diesen Buchten wurde jedes Tier per Viehzeichenstift nummeriert. Anschließend wurden mit Loskugeln die zu bonitierenden Tiere ermittelt. Die Bonitur fand innerhalb der Bucht statt. Die Merkmale wurden jeweils getrennt nach linker und rechter Körperhälfte aufgenommen für die Positionen Körper (Brustkorb, Rumpf, Bauchunterseite), Haut und Haar, Verschmutzung, Ohren/Ohrbasis sowie Hinter- und Vordergliedmaßen. Die Befunde wurden auf einem vorgefertigten Erhebungsbogen notiert (siehe Anhang Abb. A13), auf dem auch der Gewichtsbereich, das Geschlecht sowie die Anzahl Tiere in der Bucht festgehalten wurden. Wurden bei einem Merkmal verschiedene Veränderungen festgestellt, wurde nur der jeweils höchste Boniturwert notiert. Waren beispielsweise an einer Vordergliedmaße Hyperkeratosen und Umfangsvermehrungen festgestellt worden, so wurde der Wert 2 vermerkt. TIERE, MATERIAL UND METHODEN Tab. 16: Boniturmerkmale des Integuments Merkmal Code Definition I. 0 sauber Verschmutzung* 1 schwach 2 mittel 3 stark II. 0 glänzend und trocken Haut & Haar* 1 unregelmäßig, Kahlstellen 2 struppig, schuppig, Rötungen 3 borkig, braune Flecken III. 0 keine Kratzer, alle Kratzer < 3 cm Ohren* 1 bis 5 Kratzer > 3 cm, Rötung, Wunden < Reißnagelkopf 2 ab 6 Kratzern > 3 cm, Wunden > Reißnagelkopf 3 dickes oder verkrüppeltes Ohr IV. 0 keine Kratzer, alle Kratzer < 5 cm Körper* 1 bis 7 Kratzer > 5 cm 2 ab 8 Kratzern > 5 cm, Wunden < 2€-Münze 3 Wunden > 2€-Münze mit allen Kratzern V. 0 gut (Haare an Spitze vorhanden) Schwanz 1 Haare fehlen, borkig 2 Wunden 3 nekrotisch, Entzündung der Schwanzwurzel VI. 0 keine Wunden Gliedmaßen 1-4 1-4 Beine mit je einer oder mehreren Wunden VII. 0 keine Umfangsvermehrungen Vordergliedmaßen* 1 Hyperkeratosen 2 Umfangsvermehrungen (incl. Hyperkeratosen) VIII. 0 keine Umfangsvermehrungen Hintergliedmaßen* 1 Hyperkeratosen 2 Umfangsvermehrungen (incl. Hyperkeratosen) IX. 0 ohne Beanstandung Klauen 1-4 1-4 Klauen zu beanstanden X. 0 nicht lahm Lahmheit 1 klammer Gang, leichte Lahmheit 2 lahm (nur noch Antippen oder kein Auftreten der Gliedmaße) * getrennte Aufnahme in linke und rechte Körperhälfte (zwei Werte je Tier) 64 TIERE, MATERIAL UND METHODEN 3.4.3 65 Abgleich der Untersuchungspersonen Zur Untersuchung waren insgesamt fünf Personen (parallel und teilweise zeitversetzt) im Einsatz, diese wurden immer zufällig den einzelnen Betriebsbesuchen zugeteilt. Nachteil von mehreren zur Untersuchung eingesetzten Personen ist, dass die Variabilität der Ergebnisse höher wird als nur bei einem Beobachter. Vorteile hingegen sind, dass die Methodik gut allgemein wiederholbar ist (z.B. in Folgeprojekten) und eine einzelne Person weniger Einfluß auf die Qualität der erhobenen Ergebnisse hat. Zur Standardisierung der Beobachtungen und Beurteilungen der Personen untereinander wurden mehrmals in den Jahren 2003/2004 Vergleichstests im Schweinebestand des Versuchsguts Unterer Lindenhof durchgeführt. Die dabei gewonnenen Korrelationskoeffizienten der Verhaltensbeobachtungen zwischen den einzelnen Personen lagen im Mittel bei r = 0,89 und sind somit im Vergleich zu Literaturwerten (OFNER et al., 2002) im oberen Bereich, die Korrelationskoeffizienten der Integumentbeurteilungen lagen im Mittel bei r = 0,65 (genaue Ausführung siehe Anhang Tab. A1). 3.4.4 Stallzustand und Buchtenverschmutzung Der Versuchsplan sah je Betrieb einen mittleren vierteljährlichen Besuchsturnus vor. Hier wurde dann stets auch der Zustand der Buchten bzw. ihre Verschmutzung (differenziert nach Funktionsbereichen) mit einem standardisierten Vorgehen (MAYER, 1999) aufgenommen (Tab. 17). Ziel war es, aufgrund jahreszeitlicher Einflüsse, Wechselbeziehungen zwischen der jeweiligen Haltungsumwelt und den Tieren zu untersuchen wie z. B die Verschmutzung des Liegebereichs im Sommer. Tab. 17: 3.4.5 Schema der Bonitur zur Buchtenverschmutzung Boniturwert Beschreibung Funktionsbereich 0 Nicht verkotet oder nass 1 0 bis 25% der Fläche verkotet oder nass 2 25 bis 50% der Fläche verkotet oder nass 3 50 bis 75% der Fläche verkotet oder nass 4 > 75% der Fläche verkotet oder nass Allgemeine Betriebserhebung Für eine genaue Betriebsübersicht wurde jeder Stall grundsätzlich einmal exakt vermessen, sowie die wichtigsten technischen Merkmale (wie die Ausführung von Lüftung, Entmistung, Futtervorlage, Tränke), sämtliche Buchtengestaltungselemente (wie Beschäftigungstechnik, Tränkeplatz, Abtrennungen, Befeuchtungsanlagen) so- TIERE, MATERIAL UND METHODEN 66 wie alle weiteren stallspezifischen Merkmale festgehalten und seperat in einem Ordner dokumentiert. Für jeden Betrieb wurde ein Stallgrundriss mit der eindeutigen Zuweisung von Buchtennummern sowie die buchtenspezifische Einteilung der Funktionsbereiche erstellt und dort hinterlegt. Somit war gewährleistet, dass jede an der Untersuchung beteiligte Person die Daten nach dem gleichen Muster erhob. Des Weiteren wurden die Landwirte zum Management des Stalles befragt: zu Arbeitskräftebesatz, Betreuungsaufwand pro Tag, Reinigungsmaßnahmen, Ferkelherkünften, Fütterung und tierärztlicher Betreuung. Die gewonnenen Erkenntnisse werden, bei Bedarf, erklärend innerhalb der Diskussion in Beziehung zu den eigenständig erhobenen und ausgewerteten Daten gesetzt. Zusätzlich wurden sie vor dem Hintergrund von Sollwerten aus Literatur, Gesetzen und Verordnungen eingeordnet und bewertet. 3.4.6 3.4.6.1 Stallklima Untersuchungen Temperatur und relative Luftfeuchte Es wurden in jedem Betrieb zwei bzw. drei (bei Ställen mit Ruhekisten) Stallklimalogger (System Testo 175-H2) eingebaut. Somit wurden insgesamt 46 Logger über den Untersuchungszeitraum von mindestens einem Jahr betreut, die jeweils eine parallele Messung und Aufzeichnung von Temperatur und relativer Luftfeuchte ermöglichten. Bei Stallgebäuden mit einheitlichen Klimabereichen im Innenbereich wurde jeweils ein Logger in 1,40 m Höhe über dem Aktivitätsbereich angebracht sowie ein zweiter im Außenbereich (nach Kriterien der Standortsuche für Wetterstationen). Bei Ställen mit getrennten Klimabereichen im Innenbereich wurde zusätzlich noch ein weiterer Logger in der Ruhekiste, durch einen Metallkorb von den Tieren geschützt, installiert. Dieser war in Tierhöhe (40 cm) befestigt. Die Logger hatten einen Messbereich von 0 bis 100% rel. Luftfeuchte sowie von –20 bis + 70 °C Temperatur. Sie registrierten mit einer Messgenauigkeit von ± 3 % die rel. LF (kapazitive Messung) und mit ± 0,5 °C die Temperatur. Die Logger zeigten eine Auflösung von 0,1% rel. LF sowie von 0,1°C. Zur Standardisierung der Logger untereinander wurden bei jedem Betriebsbesuch mit einem geeichten und zertifizierten Handmessgerät (Testo 645) Referenzmessungen durchgeführt. Die Stallklimalogger verfügten über einen Datenspeicher von jeweils 16.000 Messpunkten, so dass bei einem 20 minütigen Aufzeichnungsintervall diese jeweils bei den vierteljährlichen Betriebsbesuchen über eine Infrarotschnittstelle per Notebook ausgelesen werden konnten. 3.4.6.2 Schadgaskonzentrationen Im Rahmen der ethologischen wie auch der stallklimatischen Untersuchung wurden kontinuierliche Schadgasmessungen jeweils über 24 h während der beiden Untersuchungstage durchgeführt. Dies geschah mit Hilfe zweier portabler Gasmessgeräte TIERE, MATERIAL UND METHODEN 67 (System Dräger-Multiwarn II). Die Geräte verfügten jeweils über drei elektrochemische Sensoren für die Messung von O2, NH3, und H2S sowie einen Infrarot- (CO2) wie auch einen katalytischen Sensor (CH4). Die Gasmessgeräte ermöglichten die parallele Messung und Aufzeichnung dieser Gase über 24 Stunden in einem Meßintervall von jeweils einer Minute. Die zu messende Stallluft wurde über Pumpenbetrieb zu den einzelnen Sensoren gefördert. Die Messorte befanden sich jeweils 1,4 m über einem repräsentativen Aktivitätsbereich sowie bei getrennten Klimabereichen unterhalb der jeweiligen Kistendeckel. Der elektrochemische NH3-Sensor verfügte über einen Messbereich von 0 bis 200 ppm und hatte eine Wiederholbarkeit von ≤ ± 3 ppm vom Nullpunkt und wies eine Empfindlichkeit von ≤ ± 3 % des Messwertes auf. Der Infrarot CO2-Sensor verfügte über einen Messbereich von 0 bis 5 Vol.-% und hatte eine Wiederholbarkeit von ≤ ± 0,01 Vol.-% vom Nullpunkt, er wies eine Empfindlichkeit von ≤ ± 5 % des Messwertes auf. Das Datenformat der Messprotokolle zeigte eine Auflösung von 0,01 ppm für die NH3-Messung sowie 0,01-Vol.% für die CO2-Messung. 3.4.6.3 Beleuchtungsstärke Die Beleuchtungsstärke wurde mit Hilfe eines Luxmeters (System Testo 545Handmessgerät) im Innenbereich und im Freien (Bezugsmessung im Schatten) jeweils zwischen 12 und 13 Uhr während eines Untersuchungstages der zweitägigen Betriebsbesuche gemessen. Messorte im Stall waren jeweils die zufällig ausgewählten Buchten zur Tierbeobachtung bzw. Integumentbonitur. Es wurde jeweils in der Mitte der Bucht in Tierhöhe mit waagrechtem Photoelement (Silizium-Fotodiode) nach oben gemessen. Die Messorte waren in den Ställen räumlich nicht gleich verteilt, sondern basierten auf der zufälligen Auswahl der Beobachtungs- und Beurteilungsbuchten. Die Ergebnisse sind deshalb nur unter Vorbehalt zu bewerten. Das Handmessgerät Testo 545 verfügte über einen voreingestellten Messbereich von 0 bis 32.000 Lux und wies eine Genauigkeit von f1 = 8% = V(Lambda)- Anpassung sowie f2 = 5% = cos-getreue Bewertung auf. Die Auflösung der Digitalanzeige war 1 Lux. 3.5 Stallplatzkosten und Arbeitszeitaufwand Die ökonomische Beurteilung basierte auf den beiden Parametern Stallplatzkosten sowie Arbeitszeitaufwand für die einzelnen Verfahren. Für eine umfassende Analyse des Parameters „Wirtschaftlichkeit“ sind auch die tierischen Leistungen, laufende (variable) Betriebskosten, die Managementanforderungen an den Tierbetreuer sowie die Eignung der Verfahren für große Einheiten von Bedeutung; diese Aspekte wurden jedoch nicht bearbeitet. TIERE, MATERIAL UND METHODEN 68 Die Stallplatzkosten wurden nach DIN 276 Baukostenerhebung mit Nettopreisen aufgenommen. Im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Landsiedlung BadenWürttemberg konnte auf Baukostenabrechnungen von acht Betrieben zurückgegriffen werden. Weitere acht Betriebe wurden in Zusammenarbeit mit der Landsiedlung vor Ort, anhand von Baukostenbelegen und den Unterlagen der steuerlichen Buchführung erhoben. Für zwei Ställe, von denen keine Daten vorhanden waren, bzw. bei denen die Baumaßnahme schon längere Zeit zurücklag, wurden anhand der Baupläne Modellkalkulationen über eine Stallbaufirma mit aktuellen Preisen durchgeführt. Nahezu alle erhobenen Ställe wurden innerhalb eines Zeitraums von vier Jahren gebaut, so dass ein Inflationsausgleich von geringer Bedeutung gewesen wäre und er deshalb nicht durchgeführt wurde. Für den Baukostenvergleich zwischen den Verfahren wurden die Tierplatzzahlen standardisiert, das heißt, es wurde für die gesamte nutzbare Buchtenfläche je Stall (Vor- und Hauptmast) ein Quadratmeter Fläche je Tierplatz veranschlagt. Der Arbeitszeitaufwand je Verfahren bzw. je Betrieb wurde mit Hilfe von Arbeitszeittagebüchern als finale Methodik erhoben. Diese ist zwar weniger genau als die kausalen Methoden (Arbeitsversuch, Arbeitsbeobachtung), sie eignet sich aber dennoch für vereinfachte Verfahrensvergleiche (AUERNHAMMER, 1976). In den Tagebüchern waren sämtliche Tätigkeiten für das definierte Produktionsverfahren Mastschweinehaltung aufgeführt. Diese wurden differenziert in Arbeitsvorgänge und Arbeitsteilvorgänge sowie in Routine- und Sonderarbeiten. Somit war es möglich, systemabhängige und nicht systemabhängige Arbeiten zu unterscheiden. Jeder Landwirt erhielt vier Wochenblätter, auf denen täglich die ausgeführten Arbeiten in ihrer Zeitdauer festgehalten wurden. Im Rahmen der Auswertung wurden die von den Landwirten dokumentierten Werte von vier Wochen auf ein Jahr hochgerechnet und anschließend mit den entsprechenden real betreuten Tierplätzen auf Arbeitspersonenstunden (APh) je Platz und Jahr standardisiert. Von insgesamt 20 ausgeteilten Arbeitszeittagebüchern wurden 13 ausgefüllt und standen somit zur Auswertung zur Verfügung. Die gesamten (deskriptiven) Auswertungen für Stallplatzkosten und Arbeitszeiterhebungen, sowie die grafischen Darstellungen fanden mit Hilfe des Tabellenkalkulationsprogramms MS Excel statt. 3.6 Verbraucherbefragung Die Beurteilung der verschiedenen Verfahren aus Sicht der Verbraucher wurde mit Hilfe von Fragebögen (siehe Anhang Abb. A14) durchgeführt (KRAUSS, 2005). Als Verbrauchergruppe wurden Gymnasiallehrer in Baden-Württemberg ausgewählt, da sie als „kritische“ Verbraucher mit gewissen Vorkenntnissen über die landwirtschaftli- TIERE, MATERIAL UND METHODEN 69 che Produktion eingestuft wurden und gleichzeitig wichtige Meinungsmultiplikatoren mit großer Breitenwirkung sind. Durch die örtliche Auswahl war es möglich, die verschiedenen Gymnasien in solche aus dem städtischen und dem ländlichen Raum zu differenzieren. Bei 575 ausgeteilten Fragebögen an Fachlehrer in acht Gymnasien sowie an angehende Gymnasiallehrer in einem Studienseminar war ein Rücklauf von 43% zu verzeichnen (siehe Anhang Tab. A2). Zudem wurde eine Präsentation der Haltungsverfahren an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd durchgeführt. Diese diente als Gegenstichprobe in Form einer stärker visuellen Vorstellung der einzelnen Systeme mittels entsprechender Medien und der Möglichkeit zu Rückfragen. Die Umfrage sowie die endgültige Version der Fragebögen wurden in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sozialwissenschaften des Agrarbereichs, Fachgebiet Landwirtschaftliche Kommunikations- und Beratungslehre, der Universität Hohenheim (Frau Dr. M. Gerster-Bentaya unter Leitung von Prof. Dr. V. Hoffmann) konzipiert. In der Einleitung des Fragebogens wurden vereinfacht die Rahmenbedingungen des Erwerbszweigs Mastschweinehaltung in Deutschland vorgestellt. Anschließend wurden kurz persönliche Informationen wie z.B. Ernährungsgewohnheiten erfragt. Im Hauptteil wurde jedes Haltungssystem mit Text und Bildern auf einer DIN A4 Seite vorgestellt, zu welchen dann anschließend fünf Fragen unterschiedlicher Themengebiete gestellt wurden. Hier standen dann jeweils vier, in ihrer Bewertung abgestufte, Antwortmöglichkeiten zur Auswahl. Zum Schluss des Fragebogens war eine vergleichende Gesamteinschätzung der unterschiedlichen Haltungsformen abzugeben. Das Ziel der Verfahrensbeschreibungen war, Verbraucher an die einzelnen Verfahren „heranzuführen“. Die jeweilige Funktionsweise wurde einfach und stets nach dem gleichen Schema vorgestellt. Es wurde dabei auch auf die Bauhülle und die damit verbundene Buchtenform eingegangen. Weiterhin wurden die Lüftung, das Lichtangebot, die Beschäftigungsmöglichkeiten für die Tiere sowie die Strukturierung der Bucht und damit verbundene Parameter, wie z.B. die Entmistung erklärt. Die für jedes Stallsystem individuell charakteristischen Merkmale wurden zum Ende der Beschreibung aufgeführt. Zur Konzeption dieser Umfrage ist anzumerken, dass größter Wert darauf gelegt wurde, möglichst objektiv die einzelnen Haltungsformen vorzustellen. Die hierzu ausgewählten Bilder stellten immer eine gewisse Gefahr von Subjektivität dar. Es wurde daher stets sorgfältig darauf geachtet, keine zu negativen oder zu positiven Aspekte über die Bilder darzustellen, um bei den befragten Personen die nötige Basis an Objektivität zu wahren. Es handelte sich ausschließlich um Bilder von Ställen, TIERE, MATERIAL UND METHODEN 70 die nach „guter fachlicher Praxis“ betrieben wurden. In der Textbeschreibung wurden deshalb auch keine negativ „besetzten“ Begriffe benützt. Zur Erstellung der Basisdatenbank wurde das Statistikprogramm SPSS 12.0 benützt, hiermit fand auch die deskriptive Auswertung statt. Zur besseren Visualisierung von Graphiken wurde das Tabellenkalkulationsprogramm MS EXCEL verwendet. 3.7 Auswertung von Verhaltensbeobachtungen und Integumentbonituren 3.7.1 Verhaltensbeobachtungen (deskriptiv) Nach insgesamt 80 Betriebsbesuchen (jeweils für zwei Tage), wovon pro Jahreszeit 20 absolviert wurden, standen mit Ende der Untersuchung und nach Datenbereinigung bzw. -aufbereitung 9495 Datensätze von Verhaltensbeobachtungen zur Auswertung zur Verfügung. Diese wurden aggregiert auf insgesamt 320 Buchtendatensätze. Die Reduktion der Anzahl Datensätze mit den entsprechenden Bereinigungsschritten von der Rohdatenbank bis zur Auswertungstabelle wird in Tab. 18 veranschaulicht. Zur Erstellung der Basisdatenbank wurde das Statistikprogramm SPSS 12.0 verwendet. Hiermit fand auch die deskriptive Auswertung statt. Tab. 18: Anzahl sätze Reduktion der Datensätze der Verhaltensbeobachtungen im Überblick Daten- Bearbeitungsschritt / Begründung 9848 Urdatensätze (Rohdaten) 9539 Ausschluss von Datensätzen (Vermerk: > 5 % alert) 9495 Ausschluss von Datensätzen (Vermerk: Störung) 320 Aggregation auf Buchtenebene (Basis der graphischen Darstellung sowie des statistischen Vergleichs) Vom ursprünglichen Datenpool (9848 Datensätze) wurden diejenigen Datensätze ausgeschlossen, bei denen mehr als 5 % der Tiere das Merkmal „alert“ gezeigt hatten und/oder bei denen der Beobachter den Vermerk „externe Störung“ eingetragen hatte. Waren mehr als 5 % der Tiere „alert“ oder trat eine externe Störung auf, wurde durch die dadurch gezeigte Tierbeeinflussung von einer schlechteren Datenqualität ausgegangen (TROXLER, 2004). Da jede Bucht in der Regel tagesversetzt einmal am Vormittag und einmal am Nachmittag beobachtet wurde, flossen die Datensätze beider „Beobachtungsgänge“ in den jeweiligen aggregierten Buchtenwert ein. Es wurde jeweils die Anzahl Tiere gezählt und festgehalten, welche die einzelnen Verhaltensweisen zeigten und in Bezug zur Gesamttierzahl gesetzt. Somit erhielt man die Einheit „prozentual gezeigtes Verhalten während der Beobachtungszeit“. Im Rahmen der explorativen bzw. deskriptiven Statistik wurden die hier berechneten Buchtenmittelwerte verwendet. Es erfolgte die Berechnung der Kenngrößen der beschreibenden TIERE, MATERIAL UND METHODEN 71 Statistik mit Mittelwert, Median, Perzentile, Standardabweichung und Varianz. Die grafische Darstellung in Form von Boxplots wurde mit der Software Microcal „Origin 7G“ durchgeführt. Die horizontalen Linien der Box zeigen die 25-, 50 (Median)- und 75-Perzentile an. Das quadratische Symbol in der Box steht für den Mittelwert. Der Begrenzungsstrich am Fehlerbalken außerhalb der Box symbolisiert die 5- und 95Perzentile. Das Kreuz und der Strich außerhalb des Fehlerbalkens stehen für die 1und 99-Perzentile bzw. 0- und 100-Perzentile. Die Anzahl beobachteter und ausgewerteter Buchten bzw. Tiere je Verfahren und im jeweiligen Gewichtsbereich zeigt die folgende Tab. 19. Tab. 19: Datengrundlage der Direktbeobachtungen aufg. konv. Stall Schrägbodenstall Offenfrontstall Auslaufstall mit Gesamt Stroh Buchten GB I 39 37 40 35 151 Tiere GB I 1022 942 777 1279 4020 Buchten GB II 41 43 40 45 169 Tiere GB II 917 984 544 931 3376 Buchten gesamt 80 80 80 80 320 Tiere gesamt 1939 1926 1321 2210 7396 GB = Gewichtsbereich, aufg. konv. Stall = aufgewerteter konventioneller Stall 3.7.2 Integumentbeurteilung (deskriptiv) Für die Integumentbeurteilung standen Daten aus 319 Buchten (insgesamt 1820 Datensätze) zur Verfügung. Zur Erstellung der Basisdatenbank wurde MS Excel sowie das Statistikprogramm SPSS 12.0 verwendet. Hiermit fand auch die deskriptive Auswertung statt. Zur deskriptiven vergleichenden Darstellung der Ergebnisse wurden die Daten aus den ursprünglichen Bonituren verwendet (3.4.2) und mit MS Excel visualisiert. Die Anzahl beurteilter Tiere bzw. Buchten je Verfahren und im jeweiligen Gewichtsbereich werden in Tab. 20 vorgestellt. Tab. 20: Datengrundlage der Integumentbonituren aufg. konv. Stall Schrägbodenstall Offenfrontstall Auslaufstall mit Gesamt Stroh Buchten GB I 40 37 40 35 152 Tiere GB I 228 231 204 255 918 Buchten GB II 40 43 40 44 167 Tiere GB II 209 254 200 239 902 Buchten gesamt 80 80 80 79 319 Tiere gesamt 437 485 404 494 1820 GB = Gewichtsbereich, aufg. konv. Stall = aufgewerteter konventioneller Stall TIERE, MATERIAL UND METHODEN 3.7.3 72 Schließende Statistik Nach mehreren Schritten der Modellanpassung wurde für die schließende Statistik das folgende Gemischte-Effekte-Modell (Abb. 8) mit der Prozedur „mixed models“ des SAS Programmpakets (SAS Institute Inc., 2002) zur Auswertung der Verhaltensbeobachtungen herangezogen. Mit Hilfe dieser hierarchischen, multifaktoriellen Varianzanalyse war es möglich, sowohl die fixen Effekte „Haltungsverfahren“, „Jahreszeit“, „Gewichtsbereich“, die zufälligen Effekte „Betrieb“, „Untersuchungsperson“, „Interaktion Betrieb x Jahreszeit“ sowie die Kovariablen „Tierzahl je Bucht“, „Nettobuchtenfläche je Tier“ und „Liegebereichsgröße je Tier“ zu berücksichtigen. Die Freiheitsgrade wurden mit Hilfe der Kenward-Rogers Methode approximiert. Der Restfehler beinhaltete jeweils die statistische Bezugsgröße (kleinste Untersuchungseinheit), das heißt im angegebenen Modell für die Verhaltensdaten war dies der Effekt der Bucht. Yijklmnop = µ + ZVi + BNUMj + BBk + BPl + GBm + (BNUM*BB)jk + b(TZijklmn –TZ) + b(Nflaijklmno –Nfla) + b(LBijklmnop –LB) + e ijklmnop Yijklmnop = Beobachtungswert µ = Mittelwert aller Beobachtungen ZVi = fixer Effekt des i-ten Haltungsverfahrens (i = 1,...,4) BNUMj = zufälliger Effekt des j-ten Betriebes (j = 1,...,20) BBk = fixer Effekt der k-ten Jahreszeit (k = 1,...,4) BPl = zufälliger Effekt der l-ten Beobachtungsperson (l = 1,...,5) GBm = fixer Effekt des m-ten Gewichtsbereiches (m = 1,2) (BNUM*BB)jk = zufällige Interaktion Betrieb x Jahreszeit b(TZijklmn –TZ) = Regression auf eine gemittelte Tierzahl je Bucht b(Nflaijklmno –Nfla) = Regression auf eine gemittelte Nettobuchtenfläche je Tier b(LBijklmnop –LB) = Regression auf eine gemittelte Liegebereichsgröße je Tier eijklmnop = Restfehler Abb. 8: Gemischte-Effekte-Modell für Verhaltensbeobachtungen Für die schließende Statistik der Integumentbonituren erwies sich die ursprüngliche Art der Feld-Codierung als unzureichend. Um mit den erhobenen Werten quantitative Berechnungen durchführen zu können, wurde ein neues Bewertungsschema erarbeitet, in dem bei jedem Merkmal die auftretenden Veränderungen für das jeweilige Tier metrisch bewertet und somit gewichtet wurden. So konnten zum Beispiel bei dem Merkmal „Verschmutzung“ die Einzelwerte beider Körperseiten zu einem gemeinsamen Wert addiert werden; die Skala reichte nun von 0 bis 6. Die Änderungen des alten Boniturschemas zum neuen Bewertungsschema sind im Anhang Tab. A3 zu entnehmen (BORBERG, 2005; GÜNTHNER, 2004). Zur Auswertung dieser Integumentbonituren wurde nahezu dasselbe Modell wie für die Tierbeobachtungsdaten ver- TIERE, MATERIAL UND METHODEN 73 wendet, es wurde lediglich um den zufälligen Effekt der Bucht erweitert (Abb. 9), da hier im Restfehler der Einzeltiereffekt integriert war. Hier war somit das Einzeltier die kleinste Untersuchungseinheit. Die somit errechneten, effektbereinigten Merkmalswerte bzw. Rechengrößen aus der Varianzanalyse wurden als MWE (Modellwert Ekesbo) definiert und werden so auch bei der Ergebnisvorstellung angegeben. Yijklmnop = µ + ZVi + BNUMj + BBk + BPl + GBm + BUn + (BNUM*BB)jk + b(TZijklmno –TZ) + b(Nflaijklmnop –Nfla) + b(LBijklmnopq –LB) + e ijklmnopq Yijklmnop = Beobachtungswert µ = Mittelwert aller Beobachtungen ZVi = fixer Effekt des i-ten Haltungsverfahrens (i = 1,...,4) BNUMj = zufälliger Effekt des j-ten Betriebes (j = 1,...,20) BBk = fixer Effekt der k-ten Jahreszeit (k = 1,...,4) BPl = zufälliger Effekt der l-ten Beobachtungsperson (l = 1,...,5) GBm = fixer Effekt des m-ten Gewichtsbereiches (m = 1,2) BUn = zufälliger Effekt der n-ten Bucht (n = 1,..,319) (BNUM*BB)jk = zufällige Interaktion Betrieb x Jahreszeit b(TZijklmno –TZ) = Regression auf eine gemittelte Tierzahl je Bucht b(Nflaijklmnop –Nfla) = Regression auf eine gemittelte Nettobuchtenfläche je Tier b(LBijklmnopq –LB) = Regression auf eine gemittelte Liegebereichsgröße je Tier eijklmnopq = Restfehler Abb. 9: Gemischte-Effekte-Modell für Integumentbonituren Die Residuen aus der Varianzanalyse beider Auswertungen wurden mit Hilfe der Prozedur „Univariate“ des SAS Programmpakets auf ihre Normalverteilung geprüft. Zusätzlich wurden mit Hilfe von QQ Plots (Quantil-Quantil Grafiken) eine graphisch visuelle Prüfung der standardisierten Residuen auf Normalverteilung durchgeführt. Aufgrund der Balanciertheit der Beobachtungsdaten wurde für diese Merkmale eine stärkere Robustheit der Testmethode angenommen. Merkmale, deren Residuen aus der Varianzanalyse nicht normal verteilt waren, wurden transformiert (z.B. Quadratwurzeltransformation für das Merkmal Ethopathien). War dies nicht möglich, erfolgte nur eine deskriptive Ergebnisbeschreibung (z.B. Klauenverletzungen). Die varianzanalytische Ergebnisdarstellung für die einzelnen Verfahren erfolgte mit LeastSquares (LS-) Mittelwerten. Die Signifikanzgrenzen für die Irrtumswahrscheinlichkeit der Tests wurden mit < 5% = * (signifikant), < 1% = **(hochsignifikant) und < 0,1% = ***(höchstsignifikant) festgelegt. Bei Unterschreitung von mindestes der 5% Grenze in den Verfahrensvergleichen wurde dies jeweils mit Kleinbuchstaben kenntlich gemacht. Im Text wurde jedoch bei Unterschreitung jeder dieser Grenzen das Wort „signifikant“ verwendet ohne weitere verbale Unterscheidung. TIERE, MATERIAL UND METHODEN 74 3.8 Auswertung von Stallklimadaten Die ausgelesenen Temperatur- und Luftfeuchtedaten wurden von dem ursprünglichen „Testo“-Format (Testo Comfort Software Basic) nach MS Excel konvertiert sowie anschließend die einzeln ausgelesenen Zeitabschnitte jeweils eines Loggers aneinander gefügt. Nach Datenbereinigung und Plausibilitätsprüfung (Ausfälle, geräumte Abteile) erhielt man von jedem Stall ein Stallklimaprofil (Excel-Liniendiagramm) über mindestens 12 Monate hinweg. Hierin waren enthalten: die Temperatur und relative Luftfeuchte gemessen jeweils von dem Außen- und Innenlogger bzw. auch von dem Logger in der Ruhekiste. Zur weiteren explorativen Datenanalyse sowie zur vergleichenden deskriptiven Ergebnisdarstellung wurden hiervon Daten extrahiert (z.B. differenziert nach Jahreszeiten) und anschließend mit der Software „Microcal Origin 7G“ in Form von Boxplots graphisch dargestellt. Die Daten der Ammoniakmessungen innerhalb einzelner Stallabteile wurden analog zu den anderen Stallklimadaten vom ursprünglichen „Dräger-Format“ (Dräger Gas Vision) nach MS Excel konvertiert. Nach Datenbereinigung und Plausibilitätsprüfung (Ausfälle) wurden die Daten zur explorativen Analyse sowie zur vergleichenden Darstellung mit dem Grafikprogramm „Microcal Origin 7G“ in Form von Boxplots visualisiert. Im Rahmen der Lichtstärkemessungen standen je Verfahren und Jahr zwischen 111 und 144 Messwerte aus den Beobachtungs- bzw. Boniturbuchten zur Verfügung. Die Daten der Luxmessungen wurden ebenfalls in MS Excel aufbereitet und mit dem Grafikprogramm „Microcal Origin 7G“ in Form von Boxplots visualisiert. ERGEBNISSE 75 4 ERGEBNISSE 4.1 Tierverhalten Im folgenden werden die Ergebnisse der Verhaltensbeobachtungen, zumeist graphisch, vorgestellt. Hierbei werden je nach Fragestellung Verfahrensvergleiche, Betriebsvergleiche und jahreszeitliche Vergleiche bzw. auch eine Kombination aus diesen vorgestellt. Aus einer Vielzahl möglicher Auswertungen wurden jeweils die für die Beurteilung der einzelnen Verfahren aussagekräftigsten ausgewählt. Für Mittelwertsdarstellungen und Säulendiagramme eines Parameters werden jeweils die durch das statistische Modell bereinigten Werte mit dem jeweiligen Standardfehler angegeben. Die visuelle Darstellung von Streuungsmaßen in Form von Boxplots basieren dagegen jeweils auf den aufbereiteten, jedoch nicht effektbereinigten, Grunddaten. Vorgestellt werden Ergebnisse von den ursprünglichen Beobachtungsmerkmalen bzw. auch von hieraus gebildeten Sammelmerkmalen. Zur Standardisierung und somit besseren Vergleichbarkeit der einzelnen Haltungsverfahren miteinander wurden auch Verhältnismerkmale aus den Originalparametern gebildet wie z.B. „Liegen im Liegebereich von Liegen gesamt“. 4.1.1 Akzeptanz der Funktionsbereiche Mit dem ersten Teil der Direktbeobachtungen wurde die Akzeptanz bzw. Nutzung der verschiedenen Funktionsbereiche innerhalb der einzelnen Verfahren durch die Tiere untersucht. Tab. 21 gibt einen Überblick, welche Effekte im Rahmen der schließenden Statistik auf die jeweiligen Verhaltensmerkmale der Nutzung von Funktionsbereichen signifikanten Einfluss hatten. Tab. 21: Effekte auf Verhaltensmerkmale (Nutzung Funktionsbereiche) Effekte Verfahren Merkmale Jahreszeit Gewicht Tierzahl Nettobuchtenfläche Liegebereichgröße1 Liegen gesamt n.s. *** n.s. * n.s. n.s. Liegen im Liegebereich *** ** n.s. n.s. n.s. n.s. Seitenlage gesamt n.s. *** n.s. n.s. n.s. n.s. Seitenlage im LB ** ** n.s. n.s. * ** Liegen im Kotbereich * ** n.s. n.s. n.s. n.s. Liegen im LB von L. ges. *** *** n.s. n.s. n.s. n.s. Seitenlage von Liegen ges. n.s. *** * n.s. n.s. n.s. SeitL. im LB von L. ges. *** ** * n.s. * ** Liegen im KB von L. ges. * ** * n.s. n.s. n.s. HaufL. von Liegen gesamt n.s. ** *** *** n.s. n.s. SeitL= Seitenlage, HaufL= Haufenlage, LB= Liegebereich, KB= Kotbereich, L= Liegen, ges.= gesamt 1 Buchtenfläche je Tier x Liegeflächenanteil, * = signifikanter Einfluss (p < 5%), n.s. = nicht signifikant ERGEBNISSE 76 Es wurden den verschiedenen Funktionsbereichen definierte Körperhaltungen zugeordnet. Somit können neben quantitativen Aussagen (z.B. Liegedauer im Liegebereich) auch qualitative (z.B. völlige Entspannung) getroffen werden. Von wichtiger ethologischer Bedeutung ist der Liege- bzw. Ruhebereich, da hier die Tiere die meiste Zeit des Tages verbringen und er auch ein Rückzugsraum für sie (ähnlich wie im naturnahen Habitat) ist. Der Effekt „Haltungsverfahren“ hatte signifikanten Einfluss auf die Merkmale „Liegen im Liegebereich“, „Seitenlage im Liegebereich“ und „Liegen im Kotbereich“. Dementsprechend wurden auch die hieraus gebildeten und somit abhängigen Verhältnismerkmale zum Gesamtliegeverhalten signifikant beeinflusst. Das Merkmal „Liegen gesamt“ wurde von der Jahreszeit signifikant beeinflusst; dies ist auf das vermehrte Ruhen in der wärmeren Jahreszeit zurück zu führen. Das Merkmal „Seitenlage im Liegebereich“ wurde neben dem Verfahren und der Jahreszeit vor allem auch durch die Nettobuchtenfläche und Liegebereichgröße beeinflusst. Die Liegebereichgröße ist als Buchtenfläche je Tier (m2, brutto) mal Liegeflächenanteil (%) definiert (Tab. 6 bis 9). 4.1.1.1 Liegen im Liegebereich gezeigtes Verhalten in % Die mittlere Akzeptanz des Liegebereichs über das gesamte Beobachtungsjahr wird in Abb. 10 vorgestellt, für die beobachteten Merkmale „Liegen gesamt“, „Liegen im Liegebereich“ sowie „Seitenlage im Liegebereich“ sind jeweils die modellbereinigten Werte angegeben. Die einzelnen Merkmalssäulen sind jeweils individuell in Bezug zum gesamten beobachteten Verhalten (100%) zu sehen. Die Kleinbuchstaben bedeuten, dass sich die Merkmale signifikant zwischen den Verfahren unterscheiden. 90,00 80,00 70,00 60,00 50,00 40,00 30,00 20,00 10,00 0,00 75,43 73,23 c 60,97 d 45,61 b 34,63 a 23,76 a 2,23 aufg. konv. Stall Liegen gesamt abcd 74,79 78,64 b b 10,31 7,54 Schrägbodenstall Offenfrontstall Liegen im Liegebereich b 8,20 Auslaufstall Seitenlage im Liegebereich = signifikante Unterschiede (bei p<5% Irrtumswahrscheinlichkeit) Abb. 10: Akzeptanz des Liegbereichs in den einzelnen Verfahren (bereinigte Beobachtungsmerkmale jeweils in Bezug zum Gesamtverhalten) ERGEBNISSE 77 gezeigtes Verhalten in % Über alle Systeme hinweg lagen im Durchschnitt 75,52% der Tiere während der Beobachtungszeit („Liegen gesamt“). Hier gab es nur geringe systembedingte Unterschiede. Im Gegensatz hierzu steht das Merkmal „Liegen im Liegebereich“, es unterschieden sich hier alle Systeme signifikant voneinander. Im aufgewerteten konventionellen Stall lagen hier 23,76% die Tiere während der Beobachtungszeit, im Schrägbodenstall 34,63%. Am ausgeprägtesten war die Annahme dieses Funktionsbereichs im Offenfrontstall mit 60,97%, im Auslaufstall war diese wieder geringer mit 45,61%. Für den Auslaufstall ist jedoch zu beachten, dass es sich hier um einen Mittelwert aus allen vier Jahreszeiten handelt; im Sommer lagen die Tiere vermehrt auch im Auslauf, in der Studie war dort aber kein Liegebereich ausgewiesen (3.4.1.1). Analog hierzu war auch das Auftreten des Merkmals „Seitenlage im Liegebereich“, ein Indikatormerkmal unter Einschränkungen für die völlige Entspannung der Tiere und somit für die Güte des Liegebereichs, zu beobachten. Es waren für das Beobachtungsmerkmal jeweils signifikante Unterschiede zwischen dem konventionellen Verfahren sowie den drei anderen Verfahren festzustellen. 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 n = 80 Buchten W F S H aufg. konv. Stall W F S H Schrägbodenstall Liegen gesamt Abb. 11: n = 80 n = 80 W F S n = 80 H Offenfrontstall Liegen im Liegebereich W F S H Auslaufstall Seitenlage im Liegebereich Akzeptanz des Liegbereichs in den einzelnen Verfahren während den verschiedenen Jahreszeiten (bereinigt) In Abb. 11 werden die vorgestellten Merkmale des Liegeverhaltens je Verfahren weiter je Jahrszeit differenziert. Grundsätzlich nahm in den wärmeren Jahreszeiten bei allen Verfahren das Liegeverhalten zu und in den kühleren wieder ab. Es ist zu erkennen, dass es im konventionellen wie auch im Schrägbodenstall nur geringe jahreszeitliche Unterschiede in der Annahme des Liegebereichs gab. Demgegenüber wiesen der Offenfrontstall und der Auslaufstall stärkere Schwankungen für dieses Merkmal auf, gekennzeichnet durch einen Rückgang der Akzeptanz in der wärmeren Jahreszeit. Beim Offenfrontstall kann dies zum Teil auf die Thermoregulation der Tie- ERGEBNISSE 78 re zurück geführt werden, da die Funktion der Liegekiste als Komfortwärmebereich im Sommer durch die warmen Außentemperaturen teilweise egalisiert wurde. Der relativ starke Rückgang beim Auslaufstall war, wie oben angeführt, durch das Liegen im Außenbereich bedingt. Das vermehrte, jedoch statistisch nicht nachzuweisende, Auftreten des Beobachtungsmerkmals „Seitenlage im Liegebereich“ während der wärmeren Jahreszeit kann zum einen thermoregulatorisch erklärt werden (Wärmeabgabe über größere Körperkontaktfläche zum Boden) bzw. aber auch durch ein vergrößertes Platzangebot auf der Liegfläche durch eine verringerte generelle Annahme. Der signifikante Einfluss des Gewichtsbereichs auf das Verhältnismerkmal „Seitenlage von Liegen gesamt“ unterstützt das thermoregulatorische Argument, da Tiere mit 70 bis 80 kg signifikant vermehrt dieses Merkmal zeigten als Tiere mit 40 bis 50 kg. Setzt man die Beobachtungsmerkmale „Liegen im Liegebereich“ zum „Gesamtliegeverhalten“ (in gesamter Bucht) in Bezug so wird mit diesem Verhältnismerkmal die Akzeptanz des Liegebereichs noch deutlicher. In Tab. 22 wird dieses Verhältnismerkmal „Liegen im Liegebereich von Liegen gesamt“ je Verfahren zusätzlich nach den Gewichtsbereichen differenziert dargestellt. Bis auf die Kombination Verfahren I und II unterschieden sich alle Systeme signifikant voneinander. Beobachtet und berechnet wurde ein Merkmalswert für den konventionellen Stall von 31,39%, für den Schrägbodenstall von 43,94%, für den Offenfrontstall von 82,07% sowie für den Auslaufstall von 62,64%. Dies bedeutet, im konventionellen Stall lagen nur 31,39% aller liegenden Tiere in dem dafür vorgesehenen Bereich, bei einem Buchtenflächenanteil des Liegebereichs von ca. 30% ist dies nahe der Zufallswahrscheinlichkeit einzuordnen. Im Offenfrontstall lagen 82,07% der Tiere in dem dafür vorgesehenen Liegebereich, bei einem Liegeflächenanteil von 40 bis 50% an der Gesamtbucht zeigt dies die deutliche Annahme dieses Funktionsbereichs durch die Schweine. Differenziert man dieses Ergebnis nun auf die einzelnen Gewichtsbereiche so war hier innerhalb des Systems Offenfrontstall ein signifikanter Unterschied festzustellen. Dies heißt, die größeren Tiere nahmen mit einem Merkmalswert von 77,30% signifikant weniger den Liegebereich an als die kleineren Tiere mit einem Merkmalswert von 86,85%; ursächlich hierfür könnten Platzgründe aber auch das verringerte Wärmebedürfnis älterer Tiere sein. Beim Schrägboden- sowie Auslaufstall ist die gleiche Tendenz festzustellen, nur im konventionellen Verfahren liegen im Verhältnis tendenziell mehr größere Tiere im Liegebereich, dies kann eventuell auf die Doppelbelegung in der Vormast und einem hiermit verbundenen reduzierten Liegeflächenanteil je Vormasttier zurückgeführt werden. ERGEBNISSE Tab. 22: 79 Verhältnismerkmal „Liegen im Liegebereich von Liegen gesamt (%)“ je Verfahren Verfahren aufg. konv. Stall Schrägbodenstall SF SF x x a Gesamt 31,39 Gewichtsbereich I 30,49 Gewichtsbereich II 32,29 6,04 6,15 6,29 a 43,94 44,39 43,49 80 N x 5,92 6,05 6,01 Offenfrontstall SF x Auslaufstall SF x b 6,00 62,64 b1 6,13 63,88 6,27 b2 6,15 61,40 6,05 82,07 86,85 77,30 80 c 5,95 80 80 = effektbereinigter prozentualer Merkmalswert (LS-mean), SF= Standardfehler, = signifikanter Unterschied a,b,b1;b2;c Für das errechnete und somit standardisierte Verhältnismerkmal „Seitenlage im Liegbereich von Liegen gesamt“ (Tab. 23), welches die qualitative Akzeptanz (Güte) eines Liegebereichs beschreibt, konnten signifikante Unterschiede zwischen dem konventionellen (2,77%), dem Schrägboden- sowie Auslaufstall (8,77% bzw. 10,61%) und dem Offenfrontstall (13,57%) festgestellt werden. Tab. 23: Verhältnismerkmal „Seitenlage im Liegebereich von Liegen gesamt (%)“ je Verfahren aufg. konv. Stall Schrägbodenstall 8,77 13,57 10,61b σn 1,83 1,79 1,82 1,82 80 80 80 80 signifikanter Unterschied (p < 5%) 4.1.1.2 c Auslaufstall 2,77 a,b,c b Offenfrontstall x N a Liegen im Kotbereich Ein weiteres Indikatormerkmal ist das „Liegen im Kotbereich“. Generell haben Schweine eine natürliche Abneigung gegen ihre eigenen Fäkalien und meiden deshalb ihre Kotplätze. Kommt es zur Überforderung durch die Umwelt (z.B. Platzmangel) oder werden die Tiere aus thermoregulatorischen Gründen dazu gezwungen (Verdunstungskälte durch Verschmutzung) so können sie die vorgesehenen Funktionsbereiche nicht mehr einhalten und legen sich auch in den Kotbereich. Vor allem in Teilspaltenbodensystemen werden dann häufig, vor allem in den Sommermonaten, die ursprünglichen Bereiche in ihrer Funktion getauscht. Tab. 24 zeigt das Verhältnismerkmal „Liegen im Kotbereich (%) von Liegen gesamt“ in den einzelnen Verfahren während den verschiedenen Jahreszeiten. Am stärksten wurde der Kotbereich im konventionellen und im Schrägbodensystem zum Liegen frequentiert (19,97% bzw. 18,55%). Beim aufgewerteten konventionellen System gab es kaum jahreszeitliche Unterschiede, was auf eine generell geringe Strukturierungsmöglichkeit der Bucht durch die Tiere schließen lässt. Beim Schrägbodensystem waren die jahreszeitlichen Unterschiede ausgeprägter was zum Teil auf den thermoregulatori- ERGEBNISSE 80 schen Effekt zurück zu führen ist. Dieser Effekt war auch bei den Systemen Offenfront- sowie Auslaufstall zu erkennen. Beim Offenfrontstall wurde das Merkmal im Mittel des Jahres nur von 4,51% der Tiere gezeigt und unterschied sich somit signifikant vom konventionellen und Schrägbodenstall; im Auslaufstall lagen 10,75% der Tiere im Kotbereich. Es lagen über alle Systeme hinweg Tiere des höheren Gewichtsbereichs signifikant (14,80%) häufiger im Kotbereich als Tiere des niedrigen Gewichtsbereichs (12,09%). Tab. 24: Verhältnismerkmal „Liegen im Kotbereich (%) von Liegen gesamt“ je Verfahren und Jahreszeit Verfahren Jahreszeit aufg. konv. Stall Winter 19,80 5,07 20 21,98 5,04 20 Sommer 18,56 4,89 20 Herbst 19,53 4,86 20 a 4,02 80 Schrägbodenstall Winter 11,21 4,96 20 18,65 4,96 20 Sommer 25,42 4,90 20 Herbst 18,93 4,75 20 a 3,90 80 Winter 0,22 5,01 20 5,88 5,06 20 Sommer 10,35 4,88 20 2,04 4,89 20 b 3,97 80 Insgesamt a,b Winter 4.1.2.1 4,51 1,84 5,03 20 Frühjahr 11,06 4,99 20 Sommer 18,16 5,09 20 Herbst 11,93 5,25 20 Insgesamt 10,75 3,96 80 Winter 8,16 3,03 80 Frühjahr 14,39 3,03 80 Sommer 18,12 2,87 80 13,11 2,82 80 Herbst signifikanter Unterschied (p < 5%) 4.1.2 18,55 Frühjahr Herbst Insgesamt 19,97 Frühjahr Insgesamt Auslaufstall N Frühjahr Insgesamt Offenfrontstall σn x Gezeigte Körperstellungen Seitenlage als Indikator für Entspannung Tab. 25 zeigt das Verhältnismerkmal „Seitenlage in % des Gesamtliegeverhaltens“ in der gesamten Bucht für die einzelnen Verfahren je Jahreszeit nach Effektbereinigung. Analog zur Seitenlage im Liegebereich (Abb. 11) wird auch in der Gesamt- ERGEBNISSE 81 bucht im Frühjahr/Sommer vermehrt auf der Seite gelegen. Vor dem Hintergrund einer Indikatorfunktion für Entspannung (jedoch mit oben genannter Einschränkung der Thermoregulation) schneidet der Schrägbodenstall mit 18,75 % gezeigter Seitenlage am Besten ab. Es folgt der Auslaufstall mit 16,51%, dann der Offenfrontstall mit 14,18% sowie der konventionelle Stall mit 10,93%. Ein signifikanter Unterschied bestand hier zwischen dem Schrägboden- und dem konventionellen Stall. Der Einfluss der wärmeren Jahreszeiten auf die Erhöhung der Merkmalswerte deutet auf den thermoregulatorischen Charakter dieses Parameters hin. Über alle Systeme hinweg zeigten Tiere zwischen 40 und 50 kg einen Merkmalswert von 14,06%; dieser war signifikant niedriger als der von den Tieren im höheren Gewichtsbereich (70 bis 80 kg) mit einem Wert von 16,13%. Tab. 25: Verhältnismerkmal „Seitenlage in % des Gesamtliegverhaltens“ je Verfahren und Jahreszeit Verfahren aufg. konv. Stall Jahreszeit 4,15 20 Frühjahr 12,04 4,14 20 Sommer 16,77 4,06 20 Winter 8,77 4,02 20 10,93a 3,29 80 11,12 4,09 20 Frühjahr 22,32 4,08 20 Sommer 23,85 4,04 20 Insgesamt Schrägbodenstall Winter 17,72 3,96 20 18,75b 3,21 80 9,51 4,12 20 Frühjahr 22,37 4,15 20 Sommer 13,78 4,05 20 Herbst 11,05 4,04 20 Insgesamt 14,18 3,26 80 9,26 4,14 20 Frühjahr 18,25 4,12 20 Sommer 23,02 4,19 20 Herbst 15,51 4,31 20 Insgesamt 16,51 3,26 80 9,01 2,98 80 Frühjahr 18,74 2,98 80 Sommer 19,36 2,90 80 13,26 2,87 80 Herbst Insgesamt Auslaufstall Insgesamt a,b N 6,16 Herbst Offenfrontstall σn x Winter Winter Winter Herbst signifikanter Unterschied (p < 5%) ERGEBNISSE 4.1.2.2 82 Haufenlage als Indikator für unzureichendes Stallklima Das Verhältnismerkmal „Haufenlage in % des Gesamtliegverhaltens“ ist ein Indikator für das jeweilige Stallklima. Ist es zu kalt, so wärmen sich die Tiere gegenseitig in Haufenlage (TROXLER und STEIGER, 1982), gerade bei jüngeren Tieren mit ihrem erhöhten Wärmebedarf ist dies häufig zu sehen. Weitere Ursachen für diese Körperstellung können Platzmangel oder auch gesundheitliche Probleme sein. Über alle Systeme hinweg zeigten Tiere im niedrigen Gewichtsbereich signifikant häufiger (3,26%) diese Körperstellung gegenüber den Tieren im höheren Gewichtsbereich (0,90%). Am ausgeprägtesten war dieser Unterschied im konventionellen Verfahren. Weiterhin wurde dieser Parameter vor allem in den kalten Monaten (Abb. 12) gezeigt, was auf eine unzureichende Stalltemperatur bzw. eine ungenügende Wärmedämmung des Buchtenbodens für diesen Gewichtsabschnitt im Winter/Herbst schließen lässt. Am häufigsten wurde dieses Merkmal im Jahresmittel von den Tieren im konventionellen Stall (4,15%) gezeigt, dicht gefolgt vom Offenfrontstall (3,39%), beim Auslaufstall trat es mit 0,71% auf, beim Schrägbodenstall fast gar nicht (jeweils effektbereinigte Werte). Die geringen Werte für die beiden letztgenannten Systeme können durch die wärmedämmende Funktion der Einstreu bedingt sein. Betrachtet man das Merkmal anhand der unbereinigten Grunddaten, so wird deutlich dass es auch beim Auslaufstall erhebliche jahreszeitliche Schwankungen gab. Dies ist vor allem auf die einzelbetrieblichen Effekte zurückzuführen, welche durch die Datenbereinigung egalisiert wurden und so im effektbereinigten Mittelwert nicht zum Ausdruck kommen. Gerade in den weniger gut wärmegedämmten Kriegerschürställen 43 und 44 wurden in den kälteren Jahreszeiten mittlere Merkmalswerte (Herbst und Winterblock aggregiert) von 15,25% bzw. 6,23% gezeigter Haufenlage in Prozent aller Körperpositionen beobachtet. Mit Ausnahme des Schrägbodenverfahrens wurde bei allen Systemen in den kalten Jahreszeiten (Winter/Herbst) ein deutlich vermehrtes Auftreten der Haufenlage beobachtet. Beim Auslaufverfahren gab es starke Betriebsunterschiede, insbesondere bei den zwei modifizierten Kriegerschürställen wurden hohe Merkmalswerte ermittelt, dies ist auch am Streuungsbild der Buchteneinzelwerte zu erkennen. Weniger Betriebs- sondern stärkere Buchtenunterschiede innerhalb eines Betriebs (Vor- und Hauptmastbuchten) zeigten beim konventionellen Verfahren für die Herbst- und Wintermonate eine starke Streuung der Werte. Dies lässt auf eine, dem jeweiligen Gewichtsbereich nicht optimal angepasste Wärmezufuhr bzw. -verteilung innerhalb der einzelnen Ställe schließen. ERGEBNISSE 83 1: aufg. konv. Stall; 2: Schrägbodenstall; 3: Offenfrontstall; 4: Auslaufstall W: Winter; F: Frühjahr; S: Sommer, H: Herbst Abb. 12: 4.1.3 Haufenlage in % aller Körperpositionen je Verfahren und Jahreszeit Gezeigte aktive Verhaltensweisen Im zweiten Teil der Direktbeobachtungen wurden gezeigte aktive Verhaltensweisen festgehalten. Dies waren vor allem Merkmale aus dem Verhaltenskreis Erkundungsund Beschäftigungsverhalten sowie Ethopathien bzw. Verhaltensstörungen. Das Auftreten einzelner Parameter bzw. deren Ausprägungsgrade können, unter Einschränkungen, als positive bzw. negative Indikatoren für ein Haltungsverfahren betrachtet werden. Hierbei ist es immer von Vorteil, diese Interpretation bzw. Bewertung anhand mehrerer Merkmale in Kombination und mit ihren Wechselwirkungen vorzunehmen (Troxler, 2004). ERGEBNISSE Tab. 26: 84 Effekte auf Verhaltensmerkmale (aktive Verhaltensweisen) Effekt Verfahren Jahreszeit Gewicht Tierzahl Nettobuch- Liegebereichtenfläche größe Wühlen gesamt 1 n.s. n.s. n.s. ** n.s. n.s. Wühlen im Kot n.s. n.s. * n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. ** n.s. n.s. * * n.s. *** n.s. n.s. n.s. Merkmal Wühlen im Kot von Wü. g. 4 Beschäftigung Bucht Spiel Erkund. + Beschäft.v. (1+4) n.s. n.s. n.s. * n.s. n.s. Beschäftigung Artgenosse 6 ** n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. Ethopathien (3 Merkmale) 7 * n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. ** n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. Verhaltensstörungen (6+7) *= signifikanter Einfluss (p < 5%), n.s. = nicht signifikant, Wü.= Wühlen, g.= gesamt, Spiel = Spielzeug, Bucht = Buchtenelemente, Erkund. + Beschäft.v. = Erkundungs- und Beschäftigungsverhalten Der Effekt des Haltungsverfahrens war für die Merkmale Beschäftigung mit Buchtenelementen bzw. Spielzeug, Beschäftigung mit Artgenosse (Handlungen am Ersatzobjekt) sowie für das Auftreten von Ethopathien bzw. Verhaltensstörungen von signifikantem Einfluss. Weiterhin hatte auch der Gewichtsbereich einen signifikanten Einfluss auf das Beschäftigungsverhalten. Auf das Wühlverhalten hatte der Gewichtsbereich, die Tierzahl sowie die Liegebereichgröße je Tier einen signifikanten Einfluss. 4.1.3.1 Erkundungs- und Beschäftigungsverhalten Fasst man die beiden aktiv gezeigten Merkmale „Wühlen gesamt“ sowie „Beschäftigung mit Buchtenelementen und Spielzeug“ zum gesamtheitlichen Erkundungs- und Beschäftigungsverhalten zusammen, so ist in Tab. 27 zu erkennen, dass es zwischen den einzelnen Verfahren keine signifikanten Unterschiede gab. Jedoch unterschieden sich, wie nachfolgend dargestellt, die zu Grunde liegenden Einzelmerkmale „Wühlen gesamt“ und „Beschäftigung mit Buchtenelementen und Spielzeug“ zwischen den eingestreuten und nicht eingestreuten Verfahren signifikant. Im Rahmen der varianzanalytischen Effektuntersuchung konnte kein Einfluss des Haltungsverfahrens auf das quantitative Auftreten dieses Merkmal festgestellt werden. Tendenziell wurde dieses Sammelmerkmal im kühleren Winter- und Herbstblock häufiger gezeigt als in der wärmeren Jahreszeit, sowie von den schwereren Tieren häufiger als von den leichteren, jedoch konnten keine signifikanten Unterschiede nachgewiesen werden. Tendenziell nahm auch das quantitative Auftreten dieses Merkmals mit steigender Tierzahl je Bucht leicht ab, dies kann eventuell auf den Beobachtereffekt zurückgeführt werden. ERGEBNISSE Tab. 27: 85 Sammelmerkmal Erkundungs- und Beschäftigungsverhalten x σn N aufg. konv. Stall 10,97 1,59 80 n.s. Schrägbodenstall 10,80 1,53 80 n.s. Offenfrontstall 9,92 1,56 80 n.s. Auslaufstall 9,99 1,57 80 n.s. Verfahren n.s. = nicht signifikant 4.1.3.1.1 Erkundungsverhalten „Wühlen“ Im Rahmen der Varianzanalyse konnte kein signifikanter Einfluss des Verfahrens auf das Wühlverhalten festgestellt werden, dennoch gab es signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen Verfahren. Tab. 28 gibt einen Überblick über das Merkmal „Wühlen gesamt“, „Wühlen im Kot“ sowie deren Verhältniszahl für die einzelnen Systeme. Im Durchschnitt aller Betriebe je System wurde im Schrägbodenverfahren das „Gesamtwühlen“ mit 9,12% am häufigsten gezeigt; es war damit signifikant häufiger als im Offenfrontstall mit 5,73%. Im konventionellen Verfahren wurde dieses Merkmal mit 7,46% gezeigt, im Auslaufstall mit 8,34%. Es kann beim Auslaufverfahren differenziert werden in die beiden Neuland-Ställe mit voller Stroheinstreu (9,89%) sowie die drei Ställe mit Minimalstroh (7,12%). Der relativ hohe Prozentwert „Wühlen gesamt“ im konventionellen Verfahren wurde vor allem durch einen Betrieb bestimmt, hier wurde mit einer Quertrog-Flüssigfütterung mehrmals am Tag rationiert bis satt gefüttert. Dieses damit verursachte „Hungerwühlen“ ist vom „Erkundungswühlen“ zu unterscheiden. Zusätzlich zu diesen quantitativen Angaben muss auch die Qualität des Wühlens differenziert werden. Es wurde im Schrägboden- sowie Auslaufstall vor allem im Stroh, im konventionellen und im Offenfrontstall dagegen auf blankem Boden gewühlt. Das Merkmal „Wühlen im Kot“ ist ein negativer Indikator, da Schweine mit Normalverhalten eine Abneigung gegenüber ihre eigenen Exkrementen haben (MOLLET und WECHSLER, 1991). Beim Gesamtwühlverhalten konnten keine gewichtsbedingten Unterschiede festgestellt werden, das „Wühlen im Kot“ wurde jedoch von den schwereren Tieren signifikant häufiger gezeigt (1,01%, entspricht 15,58% des Gesamtwühlverhaltens) als von den leichteren Tieren (0,74%, entspricht 11,41% des Gesamtwühlverhaltens). Dieser Parameter war vor allem bei den Auslaufställen mit Minimaleinstreu und Flüssigentmistung zu beobachten (20,99% des Gesamtwühlverhaltens). Zu erklären ist dies bei allen drei Ställen durch eine erhöhte Festfläche (Hügel) im ansonsten mit Spaltenboden versehenen Auslaufbereich. Durch die längere Verweilzeit der Exkremente in der Außenbucht (Kot kann nur durch Regen oder von Hand entfernt werden), wird damit verbundenes ursächliches Wühlen erst mög- ERGEBNISSE 86 lich. Weitere negative Aspekte dieser „Dauerkotfläche“ sind die Verletzungsgefahr der Tiere (Ausrutschen), sowie die erhöhten Emissionen. In den Auslaufställen mit voller Stroheinstreu und mechanischer Entmistung war dieses Merkmal weniger zu beobachten (14,82%). Tab. 28: Merkmale des Wühlverhaltens je Verfahren Wühlen gesamt (%) Verfahren aufg. konv. Stall Schrägbodenstall Offenfrontstall Auslaufstall a,b (%) Wühlen gesamt (%) x 7,46 0,71 11,27 σn 1,25 0,33 4,74 N 80 80 80 a x 9,12 0,83 9,88 σn 1,21 0,32 4,64 N 80 80 80 b x 5,73 0,69 13,69 σn 1,24 0,32 4,71 N 80 80 80 x 8,34 1,27 19,13 σn 1,24 0,32 4,69 80 80 80 N = signifikanter Unterschied (p< 5%) 4.1.3.1.2 Wühlen im Kot Wühlen im Kot von Beschäftigungsverhalten mit Bucht und Spielgeräten Das Schwein verhält sich zur Umwelt sehr aktiv (SIGNORET, 1969). Ihr ganzes Leben hindurch haben die Tiere ein ausgeprägtes Erkundungs- und Beschäftigungsverhalten, welches durch Wühlen, Rütteln, Reiben, Beißen und Kauen zum Ausdruck kommt. Im Folgenden wird das Beschäftigungsverhalten der Tiere mit der Bucht bzw. deren Einrichtung und Spielzeugen vorgestellt. Es wurden hier die beiden Merkmale „Beschäftigung mit Buchtenelementen“ sowie „Beschäftigung mit Spielzeug“ zusammengefasst. In Tab. 29 ist zu erkennen, dass über alle Systeme hinweg sich vor allem Tiere im höheren Gewichtsbereich (70 bis 80 kg) mit der Buchteneinrichtung oder vorhandenen Spielzeugen beschäftigt haben. Insgesamt wurde im konventionellen sowie im Offenfrontstall dieses Merkmal mit 3,55 % bzw. 4,20 % signifikant häufiger gezeigt als im Schrägboden- und im Auslaufstall (1,69 % bzw. 1,68 %); innerhalb der beiden erstgenannten Verfahren unterschieden sich auch die Gewichtsbereiche signifikant voneinander. Damit ist das Auftreten dieses Merkmals in den Systemen konträr zum Wühlverhalten, was bedeutet, dass in Verfahren ohne Stroheinstreu mangels Wühlmaterial das Beschäftigungs- und Erkundungsverhalten vermehrt an der Buchteneinrichtung sowie an Spielzeugen ausgelebt wurde. Es muss hier ange- ERGEBNISSE 87 fügt werden, dass in den strohlosen Verfahren ursächlich als Reiz Beschäftigungsgeräte angeboten wurden und diese per se das potentielle Auftreten des Merkmals Beschäftigung mit Spielzeug erst ermöglichten. Dies erklärt auch das Ergebnis des Offenfrontstallsystems; die frei hängenden Ruhekistenvorhänge animierten die Tiere dort stark zur Beschäftigung und führten zum höchsten Merkmalswert. Tab. 29: Beschäftigung mit Buchteneinrichtung und Beschäftigungstechnik je Verfahren und Gewichtsbereich (%) Verfahren Gewichtsbereich aufg. konv. Stall 40-50 kg 70-80 kg Schrägbodenstall Offenfrontstall 39 0,62 41 a 0,57 80 4,47 40-50 kg 1,63 0,58 37 70-80 kg 1,75 0,57 43 Gesamt 1,69 b 0,54 80 3,40 a1 0,59 40 5,00 a2 0,59 40 a 0,56 80 40-50 kg Gesamt 4,20 40-50 kg 1,59 0,65 35 70-80 kg 1,78 0,60 45 b 0,58 80 1 0,30 151 2 0,29 169 40-50 kg Gesamt 70-80 kg a,b,1,2 = signifikanter Unterschied (p< 5%) 4.1.3.2 0,60 a2 2,63 3,55 Gesamt Gesamt N Gesamt 70-80 kg Auslaufstall σn a1 x 1,68 2,31 3,25 Verhaltensstörungen Nach BUCHENAUER (1998) sind Verhaltensstörungen bzw. -änderungen Ausdruck einer Überforderung der Verhaltenssteuerung eines Tieres, die mit Ausnahme von genetisch bedingten Verhaltensstörungen durch nicht adäquate Haltungsbedingungen hervorgerufen werden. Im Folgenden werden die beiden Merkmale „Beschäftigung mit Artgenosse“ sowie „gezeigte Ethopathien“ einzeln näher betrachtet und schließlich zum Sammelmerkmal „Verhaltensstörungen“ aggregiert. 4.1.3.2.1 Beschäftigung mit Artgenosse Im Rahmen der Tierbeobachtung wurde das Merkmal „Beschäftigung mit Artgenosse“ als einseitige Handlung eines Tieres an einem anderen festgehalten. Zu diesen „Handlungen am Ersatzobjekt“ (WIEPKEMA, 1983). gehört auch das in der Literatur als „Belly Nosing“ beschriebene Merkmal der Bauchmassage bzw. des Bauchbesaugens (BEA, 2003). Dieser Parameter ist ein Rückfall in juvenile Handlungen und als Er- ERGEBNISSE 88 satzhandlung bei nicht adäquaten Haltungsbedingungen einzustufen. Im Rahmen der varianzanalytischen Effektuntersuchung zeigte das Verfahren signifikanten Einfluss auf dieses Merkmal. In Tab. 30 sind die Merkmalsmittelwerte für die einzelnen Verfahren mit dem jeweiligen Standardfehler aufgeführt. Das konventionelle Verfahren unterschied sich mit 3,78% gezeigtem Verhalten signifikant vom Schrägboden(2,56%), Offenfront- (1,92%) sowie Auslaufstall (2,04%). Zwischen den einzelnen Gewichtsbereichen war kein Unterschied nachzuweisen, ebenso wenig zwischen den Jahreszeiten. Tab. 30: Beschäftigung mit Artgenosse (%) σn N aufg. konv. Stall 3,78 a 0,38 80 Schrägbodenstall 2,56 b 0,37 80 1,92 b 0,38 80 2,04 b 0,38 80 Verfahren x Offenfrontstall Auslaufstall a,b signifikanter Unterschied (p< 5%) 4.1.3.2.2 Ethopathien Im Sammelmerkmal „Ethopathien“ wurden die Einzelmerkmale Schwanz- und Ohrenbeißen, Leerkauen und Stangenbeißen aggregiert. Das „Schwanz- und Ohrenbeißen“ wurde hiervon am weitaus häufigsten beobachtet und deckt sich somit mit Literaturangaben (Buchenauer, 1998). Der Effekt des Haltungsverfahrens hatte wiederum signifikanten Einfluss auf das Auftreten dieses Merkmals. Wiederum unterschied sich hier das konventionelle Verfahren mit 1,04% gezeigtem Verhalten signifikant vom Schrägboden- (0,44%), Offenfront- (0,33%) bzw. Auslaufstall (0,17%), wie in Tab. 31 zu erkennen ist. Zwischen den Gewichtsbereichen waren keine signifikanten Unterschiede festzustellen; tendenziell wurde das Merkmal in den kühleren Jahreszeiten häufiger gezeigt. Tab. 31: Gezeigte Ethopathien je Verfahren (%) σn N aufg. konv. Stall a 1,04 0,21 80 Schrägboden 0,44b 0,21 80 b 0,21 80 0,21 80 Verfahren Offenfrontstall x 0,33 0,17b a,b signifikanter Unterschied (p< 5%) Auslaufstall Unterscheidet man die Verfahrensmittelwerte weiter für die einzelnen Betriebe, so ist in Abb. 13 zu erkennen, dass der Effekt des Einzelbetriebs starken Einfluss auf die Höhe der Merkmalsausprägung je Verfahren genommen hat und sich somit innerhalb ERGEBNISSE 89 der Systeme große Unterschiede zwischen den einzelnen Ställen zeigten. So gab es durchaus konventionelle Ställe, die vergleichbare Ergebnisse wie die Ställe mit alternativen Haltungsverfahren aufwiesen. Dies zeigt den deutlichen Einfluss des jeweiligen Managements sowie der Buchtengestaltung auf die Tiergerechtheit eines Stalls. So wiesen die zwei Schrägbodenställe 22 und 25 relativ hohe Mittelwerte auf; bei Stall 22 ( x = 0,68%) waren die Ammoniakwerte der Stallluft durch zu schwache Lüftung stark erhöht, bei Betrieb 25 ( x = 1,20%) wurde sehr wenig bzw. gar kein Stroh angeboten. Demgegenüber zeigten die konventionellen Betriebe 13 und 14 mit Mittelwerten von 0,64% bzw. 0,63% nur noch eine geringe Differenz zu den Ergebnissen wie sie zum Teil von Ställen des Offenfrontstallsystems erreicht wurden. Wird jedoch das Potential der alternativen Verfahren hinsichtlich ihrer Tiergerechtheit optimal genutzt (z.B. Stroheinstreu) so schneiden sie im Vergleich immer besser ab. 6 gezeigte Ethopathien in % = a u fg . k o n v . S tä lle 5 = S c h rä g b o d e n s tä lle 4 = O ffe n fro n ts tä lle = A u s la u fs tä lle 3 2 1 0 11 12 13 14 15 21 22 23 24 25 31 32 33 34 35 41 42 43 44 45 B e trie b s n u m m e rn Abb. 13: 4.1.3.2.3 Gezeigte Ethopathien auf Betriebsebene (%) Verhaltensstörungen Im Sammelmerkmal „Verhaltensstörungen“ wurden die beiden zuvor vorgestellten Parameter „Beschäftigung mit Artgenosse“ sowie „Ethopathien“ zusammengefasst. Analog zu den Einzelmerkmalen wies hier ebenfalls nur das Haltungsverfahren einen signifikanten Einfluss auf die Ausprägung dieses Merkmals auf. Tab. 32 zeigt, dass sich hier das konventionelle Verfahren mit einem Mittelwert von 4,91% gezeigtem Verhalten signifikant vom Schrägboden- (3,1%), Offenfront- (2,34%) und Auslaufstall ERGEBNISSE 90 (2,26%) unterscheidet. Es konnte weder ein systematischer Einfluss der Gewichtsbereiche noch der Jahreszeiten auf dieses Merkmal festgestellt werden. Tab. 32: Gezeigte Verhaltensstörungen je Verfahren in % Verfahren σn N 4,91 a 0,48 80 3,10 b 0,47 80 2,34 b 0,48 80 0,49 80 x aufg. konv. Stall Schrägbodenstall Offenfrontstall 2,26 b a,b signifikanter Unterschied (p< 5%) Auslaufstall In Abb. 14 sind die Ergebnisse für das Merkmal „Verhaltensstörungen“ differenziert nach Einzelbetrieb und Einzelmerkmal graphisch dargestellt. Es ist der tendenzielle Rückgang von Verhaltensstörungen von den aufgewerteten konventionellen Betrieben zu den Auslaufbetrieben hin zu erkennen, jedoch mit zum Teil starken betriebsindividuellen Unterschieden innerhalb und zwischen den Verfahrensgruppen, was wiederum auf den Betriebseffekt (Management, Buchtengestaltung, Ferkelherkünfte) zurückzuführen ist. So wies der Schrägbodenbetrieb 21 innerhalb seines Verfahrens mit dem niedrigsten Mittelwert von 1,95% eine Differenz zum höchsten Wert (Betrieb 25, x= 4,41%) von 2,46% auf und liegt gleichzeitig niedriger als sämtliche Offenfrontställe und ein Auslaufstall. Auffallend ist auch der Zusammenhang im quantitativen Auftreten beider Einzelmerkmale „Beschäftigung mit Artgenosse“ und „Ethopathien“. Diese gegenseitige Abhängigkeit zeigt, dass beide Merkmale ursächlich von den gleichen Faktoren beeinflusst werden und spricht für deren inhaltlichen Zusammenfassung und ihre gemeinsame Bewertung im Sammelmerkmal „Verhaltensstörungen“. gezeigte Verhaltensstörungen in % 8 7 6 5 4 3 2 1 0 11 12 13 14 aufg. konv. Ställe 15 21 22 23 24 25 31 Schrägbodenställe Beschäftigung mit Artgenosse Abb. 14: 32 33 34 35 Offenfrontställe Ethopathien Gezeigte Verhaltensstörungen in % auf Betriebsebene 41 42 43 44 Auslaufställe 45 ERGEBNISSE 91 4.2 Integumentbeurteilung Mit der Integumentbeurteilung nach Ekesbo wurde versucht, die direkte bzw. indirekte Wirkung der Haltungsumwelt auf die Tiere zu erfassen und zu bewerten. Im Folgenden werden jeweils analog zu den Ergebnissen der Verhaltensbeobachtungen aus einer Vielzahl möglicher Merkmale sowie Vergleiche die für die Beurteilung der Verfahren aussagekräftigsten ausgewählt. Die graphischen Darstellungen basieren jeweils auf den aufbereiteten Grunddaten. Die gruppierten Säulendiagramme stellen die deskriptiven Prozentzahlen der jeweiligen Merkmalsausprägungen vor. Statistisch schließende Ergebnisse basieren jeweils auf Werten des umcodierten Boniturschemas, welche mit Hilfe des varianzanalytischen Modells um die dort angegebenen Effekte bereinigt wurden. Als Einheit wird hier die Rechengröße „Modellwert Ekesbo“ (MWE) zum Systemvergleich angegeben (Kapitel 3.7.3). Im Rahmen der Varianzanalyse konnte lediglich für den Parameter „Kratzer am Körper“ ein signifikanter Einfluss des Haltungsverfahrens auf die Merkmalsausprägung nachgewiesen werden, jedoch gab es auch bei weiteren Merkmalen signifikante Unterschiede zwischen den Verfahren. Von großem Einfluss waren vor allem die Jahreszeiten sowie die Gewichtsbereiche. Auf Veränderungen bzw. Verletzungen am Schwanz hatte neben dem Gewichtsbereich vor allem auch die Nettobuchtenfläche sowie die Liegebereichgröße signifikanten Einfluss (Tab. 33). Tab. 33: Effekte auf die Merkmale der Integumentbonitur Effekt Verfahren Jahreszeit Gewicht Tierzahl Verschmutzung n.s. n.s. *** n.s. n.s. n.s. Ohren gesamt n.s. *** ** n.s. n.s. n.s. Körper-Kratzer ** * *** n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. * n.s. * * Merkmal Schwanz Nettobuchtenfläche Liegebereichsgröße Gliedmaßen Verletz. gesamt n.s. *** n.s. n.s. n.s. n.s. Gliedm. vorne Veränderung n.s. *** n.s. n.s. n.s. n.s. Gliedm. vorne Umfang n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. Gliedm. hinten Veränderung n.s. *** * n.s. n.s. n.s. Gliedm. hinten Umfang n.s. ** * n.s. n.s. n.s. Lahmheiten n.s. * n.s. n.s. n.s. n.s. * = signifkanter Einfluss (p < 5%), n.s. = nicht signifikant 4.2.1 Verschmutzung, Haut und Haare der Tiere Für die Merkmale “Verschmutzung der Tiere” sowie Zustand des Haut- und Haarkleides konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den Systemen gefunden werden. Auf die Verschmutzung der Tiere hatte der Gewichtsbereich signifikanten Einfluss. Dies bedeutet, die schwereren Tiere waren signifikant stärker verschmutzt ERGEBNISSE 92 als die leichteren. Weiterhin gab es auch die Tendenz, dass die Tiere in den wärmeren Jahrszeiten mehr verschmutzt waren als in den kühleren. Dies kann auf den für die Tiere angenehmen Kühlungseffekt über die Verdunstungskälte der Verschmutzung zurückgeführt werden. In Abb. 15 ist zu erkennen, dass in Systemen mit Stroheinstreu und einem größeren Festflächenanteil (Schrägboden/Auslaufstall) die Tiere tendenziell stärker verschmutzt waren. Grundsätzlich war im Durchschnitt die Verschmutzung von allen Tieren im akzeptablen Bereich. bonitierte Merkmalsausprägung in % 100% MWE= 2,11 MWE= 2,81 MWE= 2,12 MWE= 2,52 [Code 0-6] 90% sauber 80% schwach mittel 70% stark 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% aufg. konv. Stall (n= 437 Tiere) Schrägbodenstall (n= 485) Offenfrontstall (n= 404) Auslaufstall (n= 494) MWE = Modellwert Ekesbo (Rechengröße, aggregiert aus den gewichteten Merkmalsausprägungen) Abb. 15: Verschmutzung der Tiere in % der Merkmalsausprägung Auf den Zustand der Haut- und Haarkleides konnte über alle Systeme hinweg ein Einfluss der Jahreszeit in Form von erhöhten Merkmalswerten festgestellt werden. Im Auslaufstall wurde die Merkmalsausprägung „struppig, schuppig, Rötung“ im Winter mit 9,9% aller bonitierten Körperseiten am häufigsten festgestellt. Für den Sommer bzw. den Herbst wurden für dieses Verfahren nur Werte von 4,8% bzw. 4,0% festgehalten. Die erhöhten Merkmalswerte für das Haarkleid im Winter/Frühjahr ist für alle Verfahren einfach auf das natürliche Borstenwachstum als Kälteschutz zurück zu führen. 4.2.2 Verletzungen an Ohren und Körper Auf das Merkmal „Verletzungen an den Ohren“ zeigten die Jahreszeiten sowie die Gewichtsbereiche einen signifikanten Einfluss. Über alle Systeme hinweg hatten Tiere im leichteren Gewichtsbereich signifikant mehr Verletzungen und generell traten im Sommer und Herbst vermehrt Kratzer und Wunden auf. Ein signifikanter Unterschied im Auftreten von Ohrverletzungen konnte zwischen dem konventionellen (MWE= 1,37) und dem Auslaufverfahren (MWE= 0,77) nachgewiesen werden (Abb. ERGEBNISSE 93 bonitierte Merkmalsausprägung in % 16). Im Schrägbodenstall wurden ca. 10% mehr Ohrverletzungen bonitiert als im Offenfrontstall, varianzanalytisch konnte jedoch kein signifikanter Unterschied nachgewiesen werden. Im Auslaufstall wurden gegenüber den anderen Verfahren weniger größere Kratzer bonitiert. 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% MWE=1,37a MWE=1,09 MWE=0,77b MWE=1,08 [Code 0-5] keine, alle Kratzer < 3cm 1-5 Kratzer > 3 cm, Wunden < Reißnagelkopf ab 6 Kratzer > 3 cm, Wunden > Reißnagelkopf dickes, verkrüppeltes Ohr aufg. konv. Stall Schrägbodenstall Offenfrontstall (n= 437 Tiere) (n= 485) (n= 404) Auslaufstall (n= 494) MWE = Modellwert Ekesbo (Rechengröße, aggregiert aus den gewichteten Merkmalsausprägungen) a,b = signifikanter Unterschied (p < 5%) Abb. 16: Verletzungen an den Ohren in % der Merkmalsausprägungen Auf den Merkmalskomplex „Kratzer am Körper“ konnten neben der Jahreszeit und dem Gewichtsbereich ein signifikanter Effekt des Haltungsverfahrens nachgewiesen werden. Die beiden erstgenannten Effekte waren gleich gerichtet, analog zu den Verletzungen an den Ohren. In Abb. 17 ist zu erkennen, dass sich das konventionelle Verfahren bei diesem Parameter (MWE= 1,95) signifikant vom Schrägboden(MWE= 1,23), Offenfront- (MWE= 1,36) und Auslaufstall (MWE= 1,13) unterschied. bonitierte Merkmalsausprägung in % a 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% MWE= 1,95 b MWE= 1,23 b MWE= 1,36 b MWE= 1,13 [Code 0-6] keine, alle Kratzer < 5cm 1-7 Kratzer > 5 cm ab 8 Kratzer, Wunden < 2€ Wunden > 2€, incl. allen Kratzern aufg. konv. Stall (n= 437 Tiere) Schrägbodenstall (n= 485) Offenfrontstall (n= 404) Auslaufstall (n= 494) MWE = Modellwert Ekesbo (Rechengröße, aggregiert aus den gewichteten Merkmalsausprägungen) a,b, = signifikanter Unterschied (p < 5%) Abb. 17: Verletzungen am Körper in % der Merkmalsausprägungen ERGEBNISSE 4.2.3 94 Verletzungen am Schwanz bonitierte Merkmalsausprägung in % Auf Verletzungen am Schwanz hatte der Gewichtsbereich sowie die Nettofläche bzw. Liegebereichsgröße je Tier signifikanten Einfluss. Tiere im niedrigen Gewichtsbereich hatten mehr Schwanzveränderungen als Tiere im höheren Gewichtsbereich und je größer die Nettobuchtenfläche sowie der Liegebereich je Tier waren, desto weniger Veränderungen am Schwanz wurden festgestellt. Es konnte ein signifikanter Unterschied zwischen dem Schrägboden- (MWE= 0,72) und dem Auslaufstall (MWE= 0,46) nachgewiesen werden (Abb. 18). Insgesamt wurden Veränderungen am Schwanz im konventionellen Verfahren bei 53,79% im Schrägbodenstall bei 56,91% im Offenfrontstall bei 52,23% sowie im Auslaufstall bei 44,74% der Tiere festgestellt. Schwierig zu beurteilen ist hier jedoch die Ursächlichkeit der Merkmalsausprägung „Haare fehlen, borkig“. Dies kann einerseits ein Anzeichen beginnenden Schwanzbeißens sein und ist somit auf die Haltungsbedingungen zurück zu führen, andererseits kann es aber auch eine Folge von unsachgemäßem Kupieren des Schwanzes sein und ist somit der Ferkelherkunft zuzuordnen. 100% 90% MWE= 0,64 MWE= 0,72a MWE= 0,62 MWE= 0,46b 80% 70% [Code 0-3] gut, Haare an Spitze 60% 50% 40% Haare fehlen, borkig Wunden 30% 20% Entzündung Wurzel, nekrotisch 10% 0% aufg. konv. Stall (n= 437 Tiere) Schrägbodenstall (n= 485) Offenfrontstall (n= 404) Auslaufstall (n= 494) MWE= Modellwert Ekesbo (Rechengröße, aggregiert aus den gewichteten Merkmalsausprägungen) a,b, = signifikanter Unterschied (p < 5%) Abb. 18: Verletzungen am Schwanz auf Verfahrensebene Differenziert man die einzelnen Verfahrensergebnisse weiter auf Betriebsebene, so ist in Abb. 19 zu erkennen, dass der einzelne Betriebseffekt, analog zu den Beobachtungsergebnissen in Kapitel 4.1.3.2, den Systemeffekt übersteigen kann. So gab es konventionelle Betriebe (11, 13) bei denen vergleichbare bzw. teilweise sogar bessere Ergebnisse als in alternativen Verfahren (Betriebe 25, 35) festgestellt wurden. bonitierte Merkmalsausprägung in % ERGEBNISSE 95 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 11 12 13 14 15 21 22 23 24 25 31 32 33 34 35 41 42 43 44 45 aufg. konv. Stall Entzündung Wurzel, nekrotisch Abb. 19: 4.2.4 Schrägbodenstall Wunden Offenfrontstall Haare fehlen, borkig Auslaufstall gut, Haare an Spitze Verletzungen am Schwanz auf Betriebsebene Verletzungen und Veränderungen an den Gliedmaßen Auf die Boniturergebnisse der Gliedmaßen konnte kein signifikanter Einfluss des Haltungsverfahrens festgestellt werden. Dennoch zeigt sich nach Tab. 34, dass die Verfahren in nicht eingestreute Spaltenbodenställe und Ställe mit einem mit Stroh eingestreuten Festflächenanteil differenziert werden können. In Tab. 34 werden die effektbereinigten Ergebnisse der umcodierten Grunddaten für die Gliedmaßen, differenziert in kraniale und kaudale Körperhälfte, vorgestellt. Die Parameter „Veränderung“ bzw. „Umfangsvermehrung“ je Gliedmaße beruhen auf den jeweils selben Datensätzen, sie wurden je nach Fragestellung differenziert codiert (siehe Anhang Tab. A3) und sind somit statistisch abhängig voneinander. Auf den Parameter Anzahl verletzte Gliedmaßen je Tier hatte vor allem die Jahreszeit einen signifikanten Einfluss. Dies bedeutet, über alle Systeme hinweg traten vor allem im Sommer und auch im Herbst vermehrt Verletzungen auf. Zwischen den einzelnen Gewichtsbereichen gab es keine Unterschiede. Bei den Verfahrensergebnissen ist, wie oben angeführt, zu unterscheiden in nicht eingestreute und eingestreute Systeme. Für den konventionellen und den Offenfrontstall wurde ein MWE von 0,48 bzw. 0,39 berechnet, während für den Schrägboden- bzw. Auslaufstall ein MWE von jeweils lediglich 0,25 errechnet wurde. Veränderungen der Vorder- und Hintergliedmaßen (Hyperkeratosen / Umfangsvermehrungen) wurden bei fast allen Systemen vermehrt im Herbst bonitiert, dies bedingt den signifikanten Einfluss der Jahreszeit auf diese Merkmale. Tiere im höheren Gewichtsbereich wiesen bei den Vordergliedmaßen tendenziell mehr Veränderungen auf als Tiere im niedrigen Gewichtsbereich; bei den Hintergliedmaßen wurden signi- ERGEBNISSE 96 fikant mehr Veränderungen bei den schweren im Vergleich zu den leichteren Tieren festgestellt. In den konventionellen und in den Offenfrontställen wurden für die vordere und hintere Körperhälfte tendenziell mehr Veränderungen an den Gliedmaßen festgestellt als in den Schrägboden- und Auslaufställen. Bei der nur auf Umfangsvermehrungen reduzierten Auswertung wurden die Ergebnisse je System noch verstärkt. So unterschied sich hier bei den Vordergliedmaßen der konventionelle Stall (MWE = 0,48) signifikant vom Schrägboden- (MWE= 0,23) und Auslaufstall (MWE= 0,26). Für Umfangsvermehrungen an den Hintergliedmaßen wurde ein signifikanter Unterschied zwischen dem konventionellen bzw. Offenfrontstall (MWE jeweils 1,51) und dem Auslaufstall (MWE=1,08) festgestellt. Bei den Hintergliedmaßen unterschieden sich auch die Gewichtsbereiche signifikant voneinander, das heißt, Tiere im höheren Gewichtsbereich hatten hier mehr Umfangsvermehrungen an den Gelenken als Tiere im niedrigen. Dieses Ergebnis kann über die erhöhte Belastung der Gelenke mit zunehmendem Gewicht erklärt werden. Tab. 34: Effektbereinigte Boniturergebnisse der Gliedmaßen Konventioneller Stall (aufg.) Verletzungen gesamt Gliedmaße vorne, Veränderung Umfangsvermehrung Schrägbodenstall Offenfrontstall Auslaufstall Code MWE 0,48 0,25 0,39 0,25 σn 0,14 0,13 0,14 0,14 MWE 1,61 1,50 1,68 1,47 σn 0,16 0,16 0,16 0,16 a b 0,38 0,26b 0,14 0,14 0,14 MWE 0,48 0,23 σn 0,14 Gliedmaße hinten Veränderung MWE 1,75 1,44 1,73 1,47 σn 0,13 0,13 Umfangsvermehrung MWE 0,13 0,13 a 1,15 a σn 0,18 0,17 0,18 0,18 N 437 485 404 494 1,51 1,51 b 1,08 0-4 0-2 0-2 0-2 0-2 MWE= Modellwert Ekesbo (Rechengröße, aggregiert aus den gewichteten Merkmalsausprägungen) a,b, = signifikanter Unterschied (p < 5%) In den Abb. 20 und 21 werden die Ergebnisse der Bonitur von Vorder- und Hintergliedmaßen je Verfahren anhand der prozentualen Merkmalsausprägungen visuell vorgestellt. Aus beiden Grafiken ist die Differenzierung in eingestreute und nicht eingestreute System zu erkennen, jedoch bewegten sich die Merkmalsausprägungen auf unterschiedlichem Niveau. Wurden an den Vordergliedmaßen der Tiere 9-22% Umfangsvermehrungen über alle Verfahren hinweg bonitiert (Abb. 20), so lagen die Werte bei den Hintergliedmaßen zwischen 55 und 74% (Abb. 21). Dementsprechend war bei den Vordergliedmaßen im Verhältnis das Auftreten von Hyperkeratosen erhöht, da der Anteil nicht beeinträchtigter Beine für beide Körperpartien nahezu gleich war. bonitierte Merkmalsausprägung in % ERGEBNISSE 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 97 MWE= 1,61 aufg. konv. Stall (n= 437 Tiere) MWE= 1,50 MWE= 1,68 Schrägbodenstall (n= 485) Umfangsvermehrungen Offenfrontstall (n= 404) Hyperkeratosen MWE= 1,47 [Code 0-2] Auslaufstall (n= 494) ohne Befund MWE= Modellwert Ekesbo (Rechengröße, aggregiert aus den gewichteten Merkmalsausprägungen) Abb. 20: Veränderungen an den Vordergliedmaßen je Verfahren bonitierte Merkmalsausprägung in % Bei den Hintergliedmaßen in Abb. 21 sind die jeweils um ca. 15-20% erhöhten Werte der nicht eingestreuten Verfahren (konventioneller Stall 74,37% bzw. Offenfrontstall 70,30%) gegenüber den eingestreuten Verfahren (Schrägbodenstall 58,41% bzw. Auslaufstall 55,47%) für den Parameter Umfangsvermehrungen zu erkennen. Diese Gelenksverdickungen und Schleimbeutelvergrößerungen können teilweise auf den harten Buchtenboden zurückgeführt werden. Durch die Einstreu mit ihrer dämmenden Wirkung kann die quantitative Ausprägung vermindert werden. Verblüffend war aber das generell hohe Auftreten über alle Systeme hinweg, mit jeweils mehr als 55% bonitierten Umfangsvermehrungen. 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% MWE= 1,75 MWE= 1,44 MWE= 1,73 aufg. konv. Stall Schrägbodenstall Offenfrontstall (n= 437 Tiere) (n= 485) (n= 404) Umfangsvermehrungen Hyperkeratosen MWE= 1,47 [Code 0-2] Auslaufstall (n= 494) ohne Befund MWE= Modellwert Ekesbo (Rechengröße, aggregiert aus den gewichteten Merkmalsausprägungen) Abb. 21: Veränderungen an den Hintergliedmaßen je Verfahren ERGEBNISSE 98 Klauenverletzungen (deskriptiv) bonitierte Merkmalsausprägung in % Bei dem Parameter „Verletzte Klauen je Tier“ wurden die geringsten Schäden im Auslaufverfahren mit Stroheinstreu bei gleichzeitig wenig oder keinen Beton- bzw. Spaltenbodenkanten in der Bucht festgehalten. Im konventionellen System wurden insgesamt bei 9,15% aller bonitierten Tiere Klauenverletzungen festgestellt, im Schrägbodenstall bei 9,28% und im Offenfrontstall bei 8,66% der Tiere (Abb. 22). Die wenigsten Tiere mit Verletzungen an den Klauen wurden im Auslaufstall mit 5,47% aller bonitierten Tiere festgehalten. Zumeist waren jeweils eine bis zwei Klauen je Tier verletzt. Im Offenfrontstall gab es auch einige Tiere mit vier verletzten Klauen; dies war jedoch durch einen einzelnen Betrieb bedingt und kann somit nicht verallgemeinert werden. In den Auslaufbetrieben ohne Spaltenboden waren nahezu keine Klauenverletzungen festzustellen. Vor dem Hintergrund der anderen Verfahrensergebnisse deutet dies darauf hin, dass das Auftreten ursächlich zumindest teilweise auf den Spaltenboden zurück zu führen ist. 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 9,15 % 4.2.5 8,66 % 5,47 % 4 Klauen mit Befund 3 Klauen mit Befund 2 Klauen mit Befund 1 Klaue mit Befund aufg. konv. Stall (n= 437 Tiere) Abb. 22: 9,28 % Schrägbodenstall (n= 485) Offenfrontstall (n= 404) Auslaufstall (n= 494) Anteil Tiere mit verletzten Klauen (%) Lahmheiten Die Ergebnisse für das Merkmal „Lahmheit“ sind analog zu den Resultaten der Gliedmaßenbonitur, das heißt in Verfahren bei denen die Tiere vermehrt Veränderungen und Verletzungen zeigten, traten auch mehr lahme Tiere auf. Dieser Zusammenhang weist somit ursächlich auf das Entstehen von Lahmheiten als Folge harter, nicht eingestreuter Böden hin. Beim aufgewerteten konventionellen Verfahren wurden insgesamt 13,96% Tiere mit Lahmheiten erfasst, beim Schrägbodenverfahren 6,8% beim Offenfrontstall 9,65% sowie beim Auslaufstall 7,69% (Abb. 23). Im Rahmen der Varianzanalyse konnte ein signifikanter Unterschied zwischen dem konventionellen (MWE= 0,15) und dem Schrägbodenstall (MWE= 0,06) in der Häufigkeit des ERGEBNISSE 99 bonierte Tiere mit Lahmheiten (%) Auftretens von Lahmheiten festgestellt werden. Wiederum hatte die Jahreszeit, mit der häufigsten Bonitur im Winter, auf den Parameter signifikanten Einfluss. Im höheren Gewichtsbereich wiesen die Tiere vermehrt Lahmheiten auf, was für einen Einfluss des Haltungsverfahrens auf dieses Merkmal spricht. 16,00 MWE= 0,15a MWE= 0,06b MWE= 0,13 MWE= 0,08 14,00 [Code 0-2] Lahm (Antippen, kein Auftreten) 12,00 10,00 8,00 6,00 leichte Lahmheit, klamm 4,00 2,00 0,00 aufg. konv. Stall Schrägbodenstall Offenfrontstall (n= 437 Tiere) (n= 485) (n= 404) Auslaufstall (n= 494) MWE = Modellwert Ekesbo (Rechengröße, aggregiert aus den gewichteten Merkmalsausprägungen) a,b, = signifikanter Unterschied (p < 5%) Abb. 23: Anteil Tiere mit Lahmheiten in % je Verfahren (beide Gewichtsbereiche) 4.3 Buchtenverschmutzung Die Ergebnisse der Bonitur zur Buchtenverschmutzung, differenziert in einzelne Funktionsbereiche, werden in Abb. 24 vorgestellt. Es handelt sich hier um eine vereinfachte Darstellung, das heißt die doppelt bonitierten Funktionsbereiche des Auslaufstalls (Aktivitäts- und Fressbereich, innen/außen) wurden zusammengefasst und gemittelt, da diesen Flächen nur eine untergeordnete Rolle bei der Beurteilung zukommt. Weiterhin wurde beim Offenfrontstall der Bereich der Liegekiste mit, wenn vorhanden, dem Verandabereich nach dem jeweiligen Flächenverhältnis zum Liegebereich aggregiert. Es werden nachfolgend vor allem die Ergebnisse des Liege- und Kotbereichs vorgestellt, da deren Verschmutzung eindeutig vom jeweiligen Verfahren bestimmt wurden. Anzustreben waren geringe Werte für den Liegebereich sowie hohe Werte für den Kotbereich, was für die jeweilige Akzeptanz spricht. Die Fress- und Aktivitätsbereiche nahmen jeweils eine weniger wichtige Bewertungsfunktion ein, da sie zum Teil auch von systemunabhängigen Haltungsfaktoren wie z.B. Fütterung und Tränkeeinrichtungen beeinflusst wurden. ERGEBNISSE Verschmutzungsgrad 4 100% 100 n = 20 Buchten je Jahreszeit/System n = 20 n = 20 n = 20 75% 3 50% 2 1 25% 0 W F S H aufg. konv. Stall W F S H W F S H Schrägbodenstall Offenfrontstall Fressbereich Aktivitätsbereich Liegebereich W F S H Auslaufstall Kotbereich (W= Winter, F= Frühjahr, S= Sommer, H= Herbst) Abb. 24: Verschmutzung der einzelnen Funktionsbereiche im Jahresverlauf Im konventionellen Verfahren zeigt die Verschmutzung aller Funktionsbereiche ein relativ homogenes Bild und lässt somit auf eine geringere Differenzierungsmöglichkeit der Bucht für die Tiere schließen. Der Liegebereich ist im Mittel des Jahres zu 29% der Fläche verkotet oder nass. In Frühjahr und Sommer ist der Liegebereich deutlich sauberer als in den kälteren Jahreszeiten. Der Kotbereich ist mit einer durchschnittlichen Verschmutzung während des Jahres von 60% relativ gering verschmutzt, nur im Herbst wird ein Verschmutzungsgrad von 75% erreicht. Dieses Ergebnis wird auch von der Kontrollbonitur des Kotbereichs bestätigt (Tab. 35), so wurden im gesamten Untersuchungsjahr bei 45% der bonitierten Buchten mehr als ein Viertel des Kotes außerhalb des dafür vorgesehenen Bereiches abgesetzt. Tab. 35: Funktionale Akzeptanz des Kotbereichs je Verfahren (gesamtes Jahr) aufg. konv. Stall Schrägbodenstall Kotplatz angenommen max. 25% des Kotes außerhalb Anzahl 44 % von Verfahren 55,0% Anzahl % von Verfahren Offenfrontstall Anzahl % von Verfahren Auslaufstall Anzahl % von Verfahren Gesamt Anzahl % von Verfahren Kotplatz nicht angenommen > 25% des Kotes außerhalb 36 45,0% N 80 100,0% 62 77,5% 18 80 22,5% 100,0% 73 91,3% 7 80 8,8% 100,0% 49 61,3% 31 80 38,8% 100,0% 228 71,3% 92 320 28,8% 100,0% ERGEBNISSE 101 Im Schrägbodenstall wurde für den Liegebereich im Jahresmittel eine durchschnittliche Verschmutzung von 14,5% bonitiert, im Sommer wurde dieser bis zu 25% verkotet oder vernässt. Konträr hierzu war die Verschmutzung des Kotbereichs, für den Winter- und Herbstblock wurde eine funktionsgerechte Verschmutzung dieses Bereichs von jeweils über 75% erreicht, im Frühjahr und Sommer nahm die Verschmutzung aber deutlich ab. Diese Ergebnisse decken sich mit denen der Verhaltensbeobachtungen, da hier die Tiere im Sommer vermehrt den Spaltenboden (Kotbereich), aufgrund seiner Kühlfunktion, zum Liegen aufsuchten. Insgesamt wurden während des Jahres bei 22,5% der bonitierten Buchten der Kotbereich nicht entsprechend seiner Funktion angenommen (Tab. 35). Relativ stark war hier der angrenzende Aktivitätsbereich mit einem Jahresmittel von 53,75% verschmutzt. Im Offenfrontstall wurde der Liegebereich im Mittel des Jahres zu 13,5% verkotet oder vernässt. Es war eine Zunahme der Verschmutzung dieses Bereichs in den wärmeren Jahreszeiten zu verzeichnen, jedoch im Mittel aller Buchten nicht mehr als zu 21,25%. Zu jeder Jahreszeit war der Kotbereich seiner Funktion entsprechend über 75% verschmutzt. Dies zeigt auch die Kontrollbonitur über das gesamte Jahr für den Kotbereich; so wurde lediglich bei 8,8% aller bonitierten Buchten mehr als ein Viertel des Kotes außerhalb dieser Fläche abgesetzt. Im Auslaufstall nahm die Verschmutzung des Liegebereichs im Jahresverlauf zu; im Mittel war dieser zu 27,5% verkotet oder vernässt. Für den Kotbereich wurde im Winter- und Frühjahrsblock eine funktionsgerechte Verschmutzung von über 75% festgestellt, im Sommer ging diese auf 45% zurück und nahm dann im Herbst wieder etwas zu. Diese niedrigen Werte sind zum Teil auf das schnellere Abtrocknen von Feuchte und Kot durch die erhöhten Temperaturen zurück zu führen. Dennoch zeigen die relativ nahe beieinander liegenden Sommerergebnisse für die Verschmutzung von Liege- (32,5%) und Kotbereich (45%) das „Gefahrenpotential“ einer Umkehr der Funktionsbereiche in den wärmeren bzw. heißen Monaten. Dies bedeutet, hier wird dann der Liegebereich im Gebäudeinneren zum Koten benützt und der Außenbereich wird vermehrt zum Liegen aufgesucht. Die Ställe 43 und 44 (System Kriegerschür, modifiziert) wiesen im Sommer für ihre Liegebereiche einen Verschmutzungsgrad von jeweils 56,25% auf, im Gegensatz hierzu schnitten die Ställe 41 und 45 (System Neuland) mit Verschmutzungsgraden von 0% bzw. 37,5 relativ besser ab. Der Offenfrontstall mit Auslauf nahm hier eine Mittelstellung ein (12,5%). In den Ställen mit Festmistverfahren ist die Verschmutzung des Liegebereichs aus arbeitstechnischer Sicht weniger ein Problem, da hier in der Regel Innen- wie Außenbereich der Buchten mehrmals in der Woche mit dem Schlepper entmistet und so wieder „normale“ Verhältnisse hergestellt werden. Dies erklärt zum Teil auch die ge- ERGEBNISSE 102 ringe Verschmutzung der Buchten. Bei den Auslaufställen mit Flüssigentmistung ist die Verschmutzung ein weitaus größeres Problem, da hier der Kot von der planen Innenfläche immer wieder manuell, meist durch relativ kleine Buchtentüren in den Außenbereich, entfernt werden muss. Insgesamt wurden im Auslaufverfahren über das Jahr hinweg bei 38,8% der bonitierten Buchten der Kotbereich nicht entsprechend seiner Funktion angenommen (Tab. 35). Der relativ hohe Anteil nicht akzeptierter Kotbereiche war vor allem durch die Ställe des modifiziertren KriegerschürSystems (Stall 43: 62,5%; Stall 44: 100,0%) bedingt. Die vergleichsweise hohen Verschmutzungsgrade des Fressbereichs (Gesamtjahr: 40%) sind von untergeordneter Bewertungsfunktion, da bei einigen Auslaufställen dieser Funktionsbereich im Außenbereich lag und so dessen Verschmutzung auch von externen Faktoren beeinflusst wurde. Auch die Verschmutzungs- bzw. Vernässungsgrade des Aktivitätsbereichs wurden zum Großteil durch das Wetter beeinflusst. Grundsätzlich konnte mit Ausnahme des konventionellen Verfahrens eine Zunahme der Verschmutzung des Liegebereichs sowie ein Rückgang der Akzeptanz des Kotbereichs einhergehend mit den wärmeren Jahreszeiten festgestellt werden. Zum Teil kann die geringere Verschmutzung des Kotbereichs in den Sommermonaten, durch das schnellere Abtrocknen von Kot und Harn aufgrund der höheren Temperaturen erklärt werden, zum Großteil war dies aber durch das an das jeweilige Verfahren angepasste Verhalten der Tiere begründet. Mit Ausnahme des Auslaufstalls gab es nur geringe Unterschiede zwischen den Gewichtsbereichen in Bezug auf die Sauberkeit des Liegebereichs; im Auslaufstall waren tendenziell die Liegebereiche im niedrigen Gewichtsbereich stärker verschmutzt. 4.4 Stallklima 4.4.1 Temperatur und rel. Luftfeuchte Im folgenden werden jeweils die Verläufe von Temperatur und rel. Feuchte der Stallluft, gemessen jeweils im Stallinnenraum (1,4 m über einem repräsentativen Aktivitätsbereich) oder, sofern vorhanden, in der Ruhekiste, differenziert nach einzelnen Jahreszeiten, für die jeweiligen Betriebe bzw. auch Systeme beschrieben und eingeordnet. Während des Winterblocks (Abb. 25 und Abb. 26) lagen die Temperaturwerte von nahezu allen Ställen des aufgewerteten konventionellen sowie Schrägbodenverfahrens im optimalen thermoneutralen Temperaturbereich von 16 bis 24 °C in der Vor- und Hauptmast. Die mittlere rel. Luftfeuchte innerhalb dieser beiden Systeme lag mit Ausnahme von zwei Schrägbodenställen ebenfalls im Optimalbereich von 60 bis 80%. Der jeweilige Mittelwert aus den Datenreihen der rel. Luftfeuchte lag in Be- ERGEBNISSE 103 trieb 23 bei 59,9% sowie in Betrieb 25 bei 58,2%, somit waren ebenfalls beide noch im akzeptablen Bereich. Im Offenfrontstallsystem sowie im Stall 42 des Auslaufsystems werden die Temperaturdaten differenziert in Ruhekiste und Aktivitätsbereich vorgestellt. Im Offenfrontstall konnte zwischen beiden Bereichen über alle Ställe hinweg eine durchschnittliche Temperaturdifferenz ΔT von ca. 12 K festgestellt werden, dies entspricht so auch dem Prinzip der getrennten Klimabereiche. Die Temperatur im Aktivitätsbereich lag hier somit in den Wintermonaten im Mittel bei 12,8°C, innerhalb der Ruhekiste bei 24,4°C; das relativ niedrige Temperaturmittel im Aktivitätsbereich von 9,1°C in Betrieb 34 ist durch dessen Rein/Raus-Management zu erklären; die Tiere waren in jener Zeitspanne gerade in der Endmastphase. Zwischen den Temperaturwerten in den Ruhekisten gab es ebenfalls Unterschiede. So ist die mittlere Temperatur von 30,4°C in Betrieb 31 als deutlich zu hoch einzuordnen; im Optimalbereich lagen hier die Ställe 33-35. Die Ställe 31 und 34 verfügten über wärmegedämmte Kistendeckel. Die Ruhekisten in Stall 31 hatten dicht schließende Vorhänge und wurden manuell geöffnet, die Ruhekisten in Stall 34 verfügten hingegen nur über einfache Planen als Vorhang und die Deckel wurden automatisch über einen Sensor gesteuert. Die restlichen Betriebe verfügten alle über einfache Holzdeckel mit manueller Steuerung. Funktionstechnisch genügen somit einfache Holzdeckel mit manueller Öffnung für die Wärmeansprüche der Tiere. Werden jedoch wärmegedämmte Deckel verwendet (z.B. bei sehr niedrigen Einstallgewichten) ist eine automatische Deckelsteuerung für die größeren Tiere von Vorteil um zu hohe Temperaturen mit niedrigen Luftfeuchten in der Kiste zu verhindern. Die mittlere rel. Luftfeuchte über alle Ruhekisten des Offenfrontstallsystems hinweg, lag bei 45% und war somit im Hinblick auf die potentielle Gefahr von Atemwegserkrankungen (LOHNE, 2006) als zu niedrig einzustufen. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass die Tiere in der Regel mit dem Rüssel unter dem Kistenvorhang bzw. am kistenrückseitigen Lüftungsschlitz liegen und somit immer Frischluft einatmen können. Dies zeigt aber um so deutlicher die Notwendigkeit einer guten Durchlüftung des restlichen Stallbereichs. Räumlich zu tiefe Ruhekisten sollten deshalb bei der Bauausführung vermieden werden, da die Tiere in der Mitte des Ruhebereichs ansonsten keine „Außenzuluft“ mehr abbekommen. Die größte (vorteilhafte) Spannbreite der einzelnen Datenwerte nach oben zeigte Stall 34 mit der automatisch temperaturgesteuerten Deckelöffnung bzw. -bewegung. In den Auslaufställen mit Stroheinstreu lagen die mittleren Stallinnentemperaturen im Winter nahezu alle im Optimalbereich, wenn auch eher an der unteren Grenze. Können in dieser Jahreszeit keine höheren Temperaturen im Stall erreicht werden, ist eine kräftige Stroheinstreu (Minimum 200 g/Tier/Tag für Einstall- und Vormasttiere) unabdingbar. Problematisch war dies für die modifizierten Kriegerschürställe 43 und ERGEBNISSE 104 44 mit Flüssigentmistung, da hier Stroh wegen der Funktionssicherheit nur begrenzt eingesetzt werden kann. In den Vormastbuchten beider Ställe wurden vermehrt Haufenlagen (siehe 4.1.2.2) und Auseinandersetzungen um die wärmsten Ruheplätze beobachtet. Aufgrund der kühleren Temperaturen wurde in diesen Betrieben der Luftaustausch reduziert (absenkbares Lichtband bzw. Fenster blieb geschlossen) um zu starke Wärmeverluste zu verhindern, in Folge dessen kam es auch zu niedrigen rel. Luftfeuchten im Stall (ca. 50% rel. Luftfeuchte). Die Neuland-Ställe (Betrieb 41 und 45) verfügten über Vorteile im Hinblick auf die Stallinnentemperatur, da über die vermehrte Stroheinstreu auf Festmistbasis dem Wärmebedürfnis der Tiere besser entsprochen wurde (Kleinklima um Tiere). Zusätzlich hatten sie im Gegensatz zu den modifizierten Kriegerschürställen eine besser wärmegedämmte Bauweise und waren somit gegen sehr kalte Temperaturen besser geschützt. Innerhalb der Ställe wurde im Winterblock eine mittlere rel. Luftfeuchte von 59% bzw. 60% gemessen; die Einzelwerte lagen so teilweise im Optimalbereich. Der erhöhte Wert gegenüber den Kriegerschürställen erklärt sich aus der wärmegedämmten Bauweise, welche einen vermehrten Luftaustausch ohne zu starkes Abkühlen im Stall ermöglicht, sowie das bessere Wasserhaltevermögen der massiven Ziegelsteinwände (Wasser wird bei hoher Luftfeuchte adsorbiert und bei niedriger wieder abgegeben). In Stall 42 (Offenfrontstall mit Auslauf) lagen die mittleren Temperaturen in der Ruhekiste mit 24,2°C an der oberen Grenze des Optimalbereichs, sowie im Aktivitätsbereich mit 18,0°C fast vollständig innerhalb dieses Bereichs. Diese Stalltemperatur (Aktivitätsbereich) ist für ein Haltungsverfahren mit getrennten Klimabereichen innerhalb eines Gebäudes als relativ hoch einzuordnen. Die insgesamt höheren Temperaturwerte erklären sich zum Teil über die eingebaute Fußbodenheizung im Liegebereich (siehe 3.1), welche sowohl die Ruhekiste, wie auch indirekt das übrige Stallgebäude, trotz kalter Frischluftzufuhr von außen, wärmer hält. Die mittlere rel. Luftfeuchte im Aktivitätsbereich ist mit 64% im Optimalbereich, die Werte innerhalb der Ruhekiste lagen analog zu den Ergebnissen der Offenfrontställe im Mittel bei 44% rel. Luftfeuchte. ERGEBNISSE 105 = aufg. konv. Ställe = Schrägbodenställe = Offenfrontställe = Ruhekisten in OFS = Auslaufställe = Ruhekiste in ALS Stallinnen- bzw. Kistentemperatur in °C 35 30 25 24°C 20 16°C 15 10 5 0 11 12 13 14 15 21 22 23 24 25 3131K3232K3333K3434K3535K41 4242K43 44 45 Betriebsnummern (X)K = Ruhekiste innerhalb Stall X, OFS = Offenfrontstall, ALS= Auslaufstall Abb. 25: Temperatur in Stallinnenraum bzw. Ruhekisten im Winter je Betrieb = aufg. konv. Ställe = Schrägbodenställe = Offenfrontställe = Ruhekisten in OFS = Auslaufställe = Ruhekisten in ALS % rel. Luftfeuchte Stallinnenraum bzw. Kiste 100 90 80 80 % 70 60 % 60 50 40 30 20 11 12 13 14 15 21 22 23 24 25 3131K3232K3333K3434K3535K41 4242K43 44 45 Betriebsnummern (X)K= Ruhekiste innerhalb Stall X, OFS= Offenfrontstall, ALS= Auslaufstall Abb. 26: Rel. Luftfeuchte in Stallinnenraum bzw. Ruhekisten im Winter je Betrieb ERGEBNISSE 106 Während des Sommerblocks (Abb. 27 und Abb. 28) gab es innerhalb des konventionellen Verfahrens stärkere Betriebsunterschiede. Es lagen die mittleren Temperaturwerte der Ställe 14 und 15 bei 25,9 bzw. 27,8°C und waren somit relativ hoch; die Werte der drei weiteren Ställe des konventionellen Verfahrens lagen nahe oder unter der 24°C-Grenze. Die mittlere rel. Luftfeuchte innerhalb aller Ställe lag im Sommer bei 60% und war somit am unteren Optimum einzuordnen, vor allem die Ställe 12 und 14 mit Werten von 57% bzw. 56%. Der Wert von Stall 13 (Louisiana Bauweise) mit 62,3% ist vor dem Hintergrund seiner freien Querlüftung verblüffend niedrig; dies ist zum Teil durch den wärmeren Standort des Stalles in der Rheinebene zu erklären. Innerhalb des Schrägbodensystems lagen im Mittel die Betriebe 21, 22 und 23 über der maximalen Grenze des Temperaturoptimums von 24°C, die Betriebe 24 und 25 unterhalb bzw. bei dieser Marke. Die gemittelte rel. Luftfeuchte aller fünf Ställe mit 62% lag noch im Optimum, jedoch waren relativ viele Messwerte unterhalb der 60% Grenze. Die Temperaturmesswerte beim System „Offenfrontstall“ im Vergleich Winter- zu Sommerblock waren verblüffend parallel in Bezug auf die relativen Unterschiede zwischen den Betrieben, was durch das jeweilige Gebäude sowie das konstante Management durch den Tierbetreuer zu erklären ist. So wies die mittlere Kisteninnentemperatur von Stall 31 mit 27,8°C wiederum den höchsten Wert im Vergleich der Betriebe auf, sowie Betrieb 34 mit 21,4°C den niedrigsten. Innerhalb der Ruhekisten der drei weiteren Ställe wurden Mittelwerte nahe der 25°C Marke gemessen. Die Temperaturmesswerte über den Aktivitätsbereichen aller Betriebe des Offenfrontstallsystems lagen nahezu im Optimum zwischen 16 und 24°C (Betrieb 34: Ausfall der Messwerterfassung von Mitte Juli bis Mitte August). Hier zeigte sich der Vorteil der nicht wärmegedämmten Bauweise für den Sommer im Gegensatz zum Winter: Die Gebäude kühlen in der Nacht wieder relativ schnell ab und es findet somit kein Wärmeaufbau bzw. -stau statt. Dies zeigen auch die länglichen Boxplots aufgrund einer weiten Streuung der Temperaturmesswerte (mittlere Standardabweichung System I+II: 2°C; Offenfrontstall: 4°C). Die mittlere rel. Luftfeuchte über alle Ställe hinweg lag im Aktivitätsbereich bei 64% und war somit im Vergleich zu den anderen Systemen am höchsten; der gemittelte Wert innerhalb der Ruhekisten lag bei 54%. Innerhalb der Systemgruppe „Auslaufställe“ wurde während des Sommers in den wärmegedämmten Gebäuden, analog zu den anderen Systemen, die höchsten gemittelten Temperaturwerte festgestellt (Betrieb 41: 25,6°C; Betrieb 45: 23,9°C). Bei Stall 41 lagen somit auch mehr als dreiviertel aller Messwerte über dem Optimalbereich. Die Messwerte der vier weiteren Ställe waren zum überwiegenden Teil innerhalb der Spanne von 16-24°C. Die gemittelte rel. Luftfeuchte über alle Auslaufställe (im Aktivitätsbereich) hinweg lag im Sommer bei 60%. ERGEBNISSE 107 = = = = = = Stallinnen bzw- Kistentemperatur in C° 35 aufg. konv. Ställe Schrägbodenställe Offenfrontställe Ruhekisten in OFS Auslaufställe Ruhekiste in ALS 30 25 24°C 20 16°C 15 10 11 12 13 14 15 21 22 23 24 25 3131K3232K3333K3434K3535K41 4242K43 44 45 Betriebsnummer (X) = Ruhekiste innerhalb Stall X, OFS = Offenfrontstall, ALS = Auslaufstall Abb. 27: Temperatur in Stallinnenraum bzw. Ruhekisten im Sommer je Betrieb = = = = = = % rel. Luftfeuchte Stallinnenraum bzw. Kiste 100 90 aufg. konv. Ställe Schrägbodenställe Offenfrontställe R uhekisten in OFS Auslaufställe R uhekiste in ALS 80 % 80 70 60 60 % 50 40 30 20 11 12 13 14 15 21 22 23 24 25 3131K3232K3333K3434K3535K41 4242K43 44 45 B etriebsnum m ern (x) = Ruhekiste innerhalb Stall X, OFS = Offenfrontstall, ALS = Auslaufstall Abb. 28: Rel. Luftfeuchte in Stallinnenraum bzw. Ruhekisten im Sommer je Betrieb ERGEBNISSE 108 Bei den Auslaufställen ist generell zu berücksichtigen, dass die Tiere jederzeit Zugang zu „Frischluft“ haben. Dennoch sollte das Stallinnenraumklima attraktiv (d.h. im Sommer kühl) gestaltet sein für eine funktionsgerechte Akzeptanz des Liegebereichs durch die Tiere. Im Auslauf sind während der Monate mit starker Sonneneinstrahlung Schattennetze erforderlich, ansonsten kommt es, wie bei den Untersuchungen mehrmals beobachtet, zu Sonnenbrand auf der pigmentarmen Haut der Tiere. Leider kam es bei den Tieren auch zu keinem „Lerneffekt“; d.h. es war durchaus der Fall, dass ein Tier mehrmals Hautverbrennungen erlitt. Die Betriebe 42, 43 und 45 verfügten über einen Sonnenschutz, in Betrieb 44 wurde nach der Studie ein Netz nachgerüstet. In Jahren mit starker Sonneneinstrahlung (wie während Untersuchung) ist es sinnvoll, den Sonnenschutz schon Anfang April anzubringen und erst ab Mitte/Ende Oktober wieder abzubauen. Bei der Installation eines Sonnenschutzes bzw. Netzes ist darauf zu achten, dass dadurch die Luftbewegung im Innenbereich des Stallgebäudes sowie auch unter dem Netz selber nicht zu stark beeinträchtigt wird. 4.4.2 Schadgase Von den gemessenen Schadgasen H2S, CH4, CO2, NH3 wird im folgenden Ammoniak als Leitgas in ppm der Stallluft, differenziert in Betriebe, Klimabereiche und Jahreszeiten, vorgestellt. Auf CO2-Konzentartionen wird im Hinblick auf die Beurteilung der Ruhekisten näher eingegangen. In keinem der Untersuchungsställe konnte Methan in der Stallluft gemessen werden, Schwefelwasserstoff war ebenfalls kaum messbar, und wenn, dann nur in geringen Konzentrationen als Folge von Güllebewegungen (vom Haltungssystem unabhängig). In Abb. 29 wird der Ammoniakgehalt der Stallluft für die einzelnen Betriebe während des Winterblocks vorgestellt. Als Beurteilungsrichtwert gilt die 20 ppm Linie aus den gesetzlichen Grundlagen für den Personen (DFG, 2004) wie auch den Tierschutz (TIERSCHNUTZTV, 2006). Lediglich zwei Betriebe überschritten diesen Wert: innerhalb des konventionellen Verfahrens Stall 15 mit einem Mittelwert von x = 25,0 ppm sowie im Schrägbodensystem Stall 22 mit x = 24,5 ppm. Die gemittelte mittlere Ammoniakkonzentration innerhalb der vier gemessenen aufgewerteten konventionellen Ställe lag bei 17 ppm, die der Schrägbodenställe bei 11,3 ppm, der Offenfronställe bei 5,5 ppm sowie innerhalb der Auslaufställe bei 4,9 ppm. Verblüffend waren die relativ großen Betriebsunterschiede beim Schrägbodensystem, welche zum Teil auf unterschiedlich starke Buchtenverschmutzungen in den Ställen aber auch auf den zufälligen Messtagseffekt zurückzuführen sind. Stall 22 wurde als einziger dieser Gruppe frei in Form einer Trauf-First Lüftung belüftet. Werden im Winter zur Verhinderung von Wärmeverlusten die Luftein- und Austrittsöffnungen weniger weit geöffnet, so kommt es über die geringere Luftwechselrate zu erhöhten Schadgasgehalten. Die ERGEBNISSE 109 gemittelten NH3-Konzentrationen innerhalb des Offenfrontstallsystems lagen alle unter bzw. bei 10 ppm und sind somit im tolerablen Bereich. Die relativ starke Schwankungsbreite der Werte innerhalb der Ruhekiste von Stall 34 beruht auf stark ausgeprägten Tag-Nacht Schwankungen, das heißt in der Nacht waren die NH3-Werte niedrig (wenig Tierbewegung) und am Tag höher (in Aktivitätsspitzen am höchsten). Innerhalb der Verfahrensgruppe „Auslaufstall“ zeigten die modifizierten Kriegerschürstalle 43 und 44 die geringsten Ammoniak- Konzentrationen mit x = 1,5 ppm bzw. x = 2,2 ppm; dies ist zum Teil durch die niedrigen Innenraumtemperaturen zu erklären. In den Betrieben 41 und 45 (Neuland Ställe) wurden mittlere Konzentrationen von 8,0 ppm und 5,2 ppm gemessen. Die Höhe der Werte ist hier durch die Stärke der Verschmutzung des Liegebereichs bzw. das Entmistungsintervall für den Festmist bedingt. Im Stall 42 (Offenfrontstall mit Auslauf) wurde über dem Aktivitätsbereich eine mittlere NH3 Konzentration von 7,8 ppm gemessen. Die relativ niedrige Konzentration von durchschnittlich 2,1 ppm in der Ruhekiste trotz einer mittleren Temperatur von 24,2°C lässt auf eine gute Sauberkeit der Liegfläche schließen. Grundsätzlich lagen die Messwerte in allen Ställen des Offenfrontstall- und Auslaufsystems in einem akzeptablen NH3-Konzentrationsbereich für Mensch und Tier. Während des Frühjahrblocks waren die NH3-Konzentrationen aller untersuchten Ställe nahezu unter der 20 ppm Marke (Abb. 30). Im aufgewerteten konventionellen Verfahren wurde eine gemittelte Durchschnittskonzentration der Stallluft über alle Betriebe hinweg von 9,8 ppm erhoben, im Schrägbodensystem von 6,1 ppm, im Offenfrontsystem von 3,9 ppm sowie im Auslaufverfahren von 3,5 ppm. Die relativ große Spannweite des Box-plots von Betrieb 13 (Standardabweichung 8,7 ppm) ist durch dessen freie Querlüftung in Kombination mit starken Tag-Nacht Temperaturschwankungen zu erklären. Dies bedeutet, bei geringer Luftwechselrate in der Nacht (Verhinderung von Wärmeverlusten durch geschlossene Seitenwände) wurden hohe Werte gemessen bzw. tagsüber bei starkem Luftwechsel geringe. Auch im Schrägbodenverfahren kann dadurch die große Messwert-Spannweite von Stall 22 (TraufFirst Lüftung) mit einer Standardabweichung von 5,4 ppm erklärt werden. Innerhalb der Ruhekisten der Offenfrontställe 32 und 34 konnte mit durchschnittlichen Ammoniakkonzentrationen von 0,0 ppm bzw. 0,2 ppm praktisch keine Belastung gemessen werden. Dies ist auf die gute Akzeptanz der Ruhekisten in Verbindung mit sauberen Liegeflächen und guter Lüftung zurück zu führen. Die durchschnittlichen Ammoniakkonzentrationen innerhalb der jeweiligen Auslaufställe waren fast analog zur Wintersituation, mit Ausnahme von Stall 42. Hier wurden keine nennenswerten Ammoniakkonzentrationen gemessen, was auf eine hohe Luftwechselrate (hohe Temperaturen) zurück zu führen ist. ERGEBNISSE 110 40 = = = = = = 35 Ammoniak in ppm 30 aufg. konv . S tälle S chrägbodenställe O ffenfrontställe R uhekiste in O F S A uslaufställe R uhekiste in A LS 25 20 ppm 20 15 10 5 0 1 1 1 2 1 3 1k.M 4 . 1 5 2 1 2 2 2 3 2 4 2 5 k.M 3 1. 3 2 3 3 3 4 3 4 K 3 5 4 1 4 2 4 2 K 4 3 4 4 4 5 B e trie b sn u m m e rn k.M. = keine Messung, (X)K = Ruhekiste innerhalb Stall X, OFS = Offenfrontstall, ALS = Auslaufstall Abb. 29: NH3-Gehalte (ppm) der Stallluft bzw. innerhalb Ruhekisten -Winter- = = = = = 40 35 au fg . k o nv . S tä lle S c h rä g b o d e n s tä lle O ffe n fro n ts tä lle R u h e k is te n in O F S A us lau fs tä lle Ammoniak in ppm 30 25 20 ppm 20 15 10 5 0 1 1 1 2 1 3 1 4 1 5 2 1 2 2 2 3 2 4 2 5 3 1 3 2 3 2 K 3 3 34 3 4 K 3 5 4 1 4 2 4 3 4 4 4 5 B e trie b sn u m m e rn k.M. = keine Messung, (X)K = Ruhekiste innerhalb Stall X, OFS = Offenfrontstall, ALS = Auslaufstall Abb. 30: NH3-Gehalte (ppm) der Stallluft bzw. innerhalb Ruhekisten -Frühjahr- ERGEBNISSE 111 Während des Sommerblocks wurden aufgrund hoher Luftwechselraten über alle Systeme hinweg, mit wenigen Ausnahmen, nur geringe durchschnittliche Ammoniakkonzentrationen gemessen (Abb. 31). Die mittlere NH3-Konzentration über jeweils alle Ställe des aufgewerteten konventionellen Verfahrens betrug 9,9 ppm, des Schrägbodensystems 1,6 ppm, des Offenfrontstalls 2,5 ppm sowie des Auslaufstalls 3,5 ppm. Innerhalb des konventionellen Verfahrens fällt Stall 15 mit einer durchschnittlichen Belastung von 25,5 ppm auf. Dies kann auf eine relativ hohe Stallinnentemperatur während der Messung (durchschnittlich 27,1°C während 24 h) zurück geführt werden. Bei den vier gemessenen Schrägbodenställen konnten nur geringe (Stall 15 x = 5,0 ppm) bis annährend keine (Stall 23 x = 0,5 ppm) NH3Konzentrationen in der Stallluft gemessen werden. Dies erklärt sich neben hohen Luftwechselraten, hohem Luftvolumen (Betriebe 21 bis 24: Einraumställe), trockenen und sauberen Buchtenflächen auch durch das mehrmalige tägliche Entfernen der Exkremente aus dem Tierbereich mit dem Unterflurschieber unter dem höher gelegten Spaltenboden; so war das emittierende Potential auf ein Minimum begrenzt. Auch die durchschnittlichen Ammoniakkonzentrationen im Offenfrontstallsystem waren in den Sommermonaten, wie bei allen Verfahren, am geringsten. Es wurden in den Ruhekisten keine Messungen durchgeführt, da diese großteils während der Versuchtage geöffnet waren und somit einheitliche Verhältnisse im gesamten Stall herrschten. Dies zeigt auch die Kontrollmessung in der Ruhekiste von Stall 42 des Auslaufverfahrens. Im Vergleich zum Aktivitätsbereich dieses Stalles wurden etwas geringere Konzentrationen mit etwa gleicher Messwertspannbreite erhoben. Die durchschnittlichen NH3-Werte aller Auslaufställe waren in einem unproblematischen Bereich. Im Herbstblock (Abb. 32) wurden im Vergleich aller Jahreszeiten, über alle Systeme hinweg, die höchsten Ammoniakkonzentrationen in der Stallluft gemessen. Die gemittelte NH3-Konzentration aller aufgewerteten konventionellen Ställe lag bei 28,6 ppm, die der Schrägbodenställe bei 29,4 ppm (bedingt durch Extremwert), der Offenfrontställe bei 9,5 ppm sowie der Auslaufställe bei 10,2 ppm. Zu erklären ist dieser grundsätzliche Anstieg bei allen Verfahren eventuell durch eine erhöhte Vorsicht der Landwirte, gerade in der Übergangszeit (warme zur kalten Jahreszeit) die Lüftung eher restriktiv zu handhaben, um die Tiere vor Erkältungskrankheiten zu schützen. Des Weiteren muss sowohl bei den zwangs- wie auch bei den frei belüfteten Verfahren, nach hohen Sommerluftraten, erst wieder die richtige Einstellung bzw. das optimale Management für die Lüftungssteuerung der kühleren Herbsttage gefunden werden. Von den vier gemessenen konventionellen Ställen lag nur einer unterhalb der gesetzlich vorgeschriebenen 20 ppm Marke (Stall 14: durchschnittliche Ammoniakkonzentration 18,5 ppm), die drei anderen Ställe lagen mit Tagesmittelwerten von 30,5 bis 37,2 ppm NH3 nahezu 50 bis 100 % über dieser Norm. ERGEBNISSE 112 40 = = = = = 35 aufg. konv. S tälle S chrägbodenställe O ffenfrontställe A uslaufställe R uhek iste in A LS Ammoniak in ppm 30 25 20 ppm 20 15 10 5 0 11 12 13 14 15 k.M 21 . 22 23 24 25 31 32 33 34 35 41 42 42K 43 44 45 B etriebsnum m ern k.M. = keine Messung, (X)K = Ruhekiste innerhalb Stall X, ALS = Auslaufstall Ammoniak in ppm Abb. 31: NH3-Gehalte (ppm) der Stallluft bzw. innerhalb Ruhekiste -Sommer- 85 80 75 70 65 60 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 = = = = = = aufg. konv. Ställe Schrägbodenställe Offenfrontställe Ruhekisten in OFS Auslaufställe Ruhekiste in ALS 20 ppm 11 k.M 12 13 14 15 21 22 23 24 25 3131K3232K33 34 3535K41 4242K43 44 45 B etriebsnum m ern k.M. = keine Messung, (X)K = Ruhekiste innerhalb Stall X, OFS = Offenfrontstall, ALS = Auslaufstall Abb. 32: NH3-Gehalte (ppm) der Stallluft bzw. innerhalb Ruhekisten -Herbst- ERGEBNISSE 113 Innerhalb des Schrägbodenverfahrens lagen die drei Ställe 21, 22 und 23 mit ihren durchschnittlichen NH3-Konzentrationen von 22,8, 68,8 und 24,7 ppm über dem 20 ppm Grenzwert; die Ställe 24 und 25 mit jeweils 15,4 bzw. 15,2 ppm darunter. Zu erklären ist dies eventuell auch über die vermehrte Verschmutzungsneigung der planen Buchtenflächen und über erhöhte Luftfeuchten bei kühleren Temperaturen. Die extrem hohe mittlere Schadgaskonzentration von 68,8 ppm in Stall 22 war durch eine stark eingeschränkte Trauf-First Lüftung begründet, begleitet von hohen Temperaturen (Messtagsmittelwert 24,9°C) und hoher rel. Luftfeuchte (Messtagsmittelwert 84,2%) im Stall. Auch bei den Offenfrontställen ist die reduzierte Lüftung an den erhöhten Schadgasmesswerten zu erkennen, dennoch befanden sich alle Konzentrationsmittelwerte, mit Ausnahme einer Ruhekiste, im tolerablen Bereich (3,8 bis 12,9 ppm). Die mittlere NH3 Konzentration innerhalb der Ruhkiste von Stall 31 ist durch starke Verschmutzung des Liegebereichs in Kombination mit wenig Luftbewegung bzw. Wechsel (Ruhekiste großteils des Messtages dicht geschlossen) zu erklären. Die zwei weiteren untersuchten Ruhekisten in Stall 32 und 35 wiesen Durchschnittskonzentrationen von 5,5 ppm bzw. 5,3 ppm auf; diese sind als unproblematisch zu bewerten. Die Konzentrationsmittelwerte aller Auslaufställe lagen unter der 20 ppm Grenze, die Ställe mit Festmistverfahren (Neuland Betrieb 41 und 45) wiesen durchschnittliche Messtagswerte von 9,1 ppm bzw. 12,1 ppm, die modifizierten Kriegerschürställe (Betrieb 43 und 44) von 9,4 ppm bzw. 2,9 ppm auf. Die höchsten Durchschnittskonzentrationen wurden innerhalb des Auslaufverfahrens während des Herbstblocks in Stall 42 (Offenfrontstall mit Auslauf) gemessen. Über dem Aktivitätsbereich wurde ein Tagesmittelwert von 17,5 ppm und innerhalb der Ruhekiste von 14,2 ppm ermittelt. Abschließend kann für die Herbstuntersuchung festgestellt werden, dass drei von vier gemessenen Ställen des konventionellen Verfahrens, drei der fünf untersuchten Schrägbodenställe sowie eine Ruhekiste innerhalb des Offenfrontstallsystems die gesetzlichen Anforderungen von 20 ppm maximaler NH3Konzentration im Aufenthaltsbereich der Schweine nicht einhalten konnten. Schadgase in Stallgebäuden mit getrennten Klimabereichen In Abb. 33 und Abb. 34 werden exemplarisch die NH3- und CO2- Konzentrationen in der Stallluft zweier Offenfronställe differenziert jeweils in Aktivitätsbereich sowie Ruhekiste für einen 24h-Messtag vorgestellt. Die Messung in Stall 42 fand während relativ warmer Außen- (11,6°C) bzw. Innentemperaturen (21,4°C) im Winterblock statt. Dasselbe gilt für die Ruhekiste (25,8°C), welche vergleichsweise dicht, das heißt ohne Lüftungsschlitze, ausgeführt war. Die Messung in Stall 32 fand unter relativ kühlen Bedingungen im Herbstblock statt. Es wurde im Freien eine mittlere Temperatur von 0,8 °C, im Aktivitätsbereich von 11,2°C sowie in der Ruhekiste von 16,6°C festgehalten. Die Ruhekiste war zudem durch ihre Bauweise sehr gut belüftet (einfa- ERGEBNISSE 114 che Holzdeckel, Lüftungsschlitze). In der Messbucht von Stall 42 waren Vormasttiere eingestallt, in der untersuchten Bucht von Stall 32 befanden sich Tiere in einem höheren Gewichtsbereich (70-80kg). Analog zu diesen Hintergrundparametern sind auch die gemessenen Werte zu verstehen. Fixpunkte der Interpretation sind jeweils die Schließ- bzw. Öffnungszeiten der Frontöffnung bzw. der Ruhekisten in den Ställen. In Stall 42 (Abb. 33) sind die Ammoniakkonzentrationen sowohl im Aktivitäts- wie auch im Ruhebereich während der Nachtstunden (20 bis 7 Uhr) geringfügig erhöht, bedingt durch den reduzierten Luftaustausch. Es wurde im Aktivitätsbereich eine mittlere Konzentration von 9,2 ppm (Tag: 6,6 ppm) sowie in der Ruhekiste von 2,7 ppm (Tag: 1,6 ppm) gemessen. Ein deutlicher Anstieg hingegen war bei den CO2-Konzentrationen innerhalb beider Funktionsbereiche zu verzeichnen. So wurde in der Ruhekiste nachts eine mittlere Konzentration von 0,35 Vol.% CO2 festgehalten; diese lag während der Nacht dauerhaft, wenn auch in der Höhe geringfügig, über den geforderten gesetzlichen 0,30 Vol.% (TIERSCHNUTZTV, 2006). Über dem Aktivitätsbereich wurde parallel eine mittlere CO2-Konzentration von 0,25 Vol. % gemessen. Damit lagen diese Konzentrationen 0,20 Vol.% bzw. 0,16 Vol.% über den gemessenen Tagesmittelwerten von 0,15 Vol.% (Ruhekiste) bzw. 0,09 Vol.% (Aktivitätsbereich). Der Anstieg beider Werte während der Nacht kann durch den reduzierten Luftaustausch über die Offenfrontbzw. Deckellüftung sowie innerhalb der Ruhekiste zusätzlich durch die Akkumulation mehrerer Tiere inklusive deren Verschmutzung und durch einen geringeren Tierverkehr (und somit weniger Luftbewegung) erklärt werden. In Stall 32 (Abb. 34) gab es ebenfalls eine Erhöhung der mittleren NH3Konzentrationen während der Nachtstunden (19 bis 7 Uhr) in der Stallluft über dem Aktivitätsbereich. So wurde hier ein Anstieg um 3,9 ppm von 7,4 auf 11,3 ppm, ebenfalls bedingt durch die reduzierte Lüftung, festgehalten. In der Ruhekiste hingegen wurde ein leichter durchschnittlicher Rückgang der NH3-Konzentration um 0,9 ppm von 5,9 auf 5,0 ppm gemessen. Für die CO2-Konzentrationen innerhalb beider Funktionsbereiche wurde während der Nacht eine Erhöhung festgestellt. Es wurde hier über dem Aktivitätsbereich ein durchschnittlicher Wert von 0,18 Vol.% (Tag: 0,11 Vol.%) und innerhalb der Ruhekiste von 0,22 Vol. % (Tag: 0,19 Vol. %) erhoben. Die Messwerte in beiden Bereichen lagen somit noch im tolerablen Rahmen. Ein leichter NH3-Konzentrationsrückgang während der Nacht gekoppelt mit einem Anstieg der CO2-Werte innerhalb der Ruhekisten wurde bei mehreren Messungen innerhalb verschiedener Ruhekisten festgestellt. Zu erklären ist dies über die verminderte Luftbewegung während der Nacht sowie durch das Kleinklima innerhalb des mit einem Vorhang geschlossenen Ruhebereichs. 16 0,8 14 0,7 12 0,6 10 0,5 8 0,4 6 0,3 4 0,2 2 0,1 0 14:00 18:48 NH3 aktiv NH3 Kiste Stallklima 2-Tagesmittel Lufttemperatur in °C rel. Luffeuchte in % NH3 in ppm Abb. 33: 23:36 4:24 CO2 aktiv Ruhekiste 25,81 44,78 9:12 0 14:00 CO2 Kiste Aktiviätsbereich 21,41 54,69 außen 11,61 61,38 Schadgasmessung am 17./18. 03. 2004 im Aktivitätsbereich bzw. Ruhekiste innerhalb Auslaufstall 42 (Datenaufzeichnung in Minutenintervall) 16 0,8 14 0,7 12 0,6 10 0,5 8 0,4 6 0,3 4 0,2 2 0,1 0 13:50 18:38 NH3 aktiv Stallklima 2-Tagesmittel Lufttemperatur in °C rel. Luffeuchte in % Abb. 34: CO2 in Vol.% 115 NH3 Kiste 23:26 4:14 CO2 aktiv Ruhekiste 16,64 -- 9:02 CO2 in Vol.% NH3 in ppm ERGEBNISSE 0 13:50 CO2 Kiste Aktiviätsbereich 11,21 70,82 außen 0,76 97,37 Schadgasmessung am 9./10. 11. 2004 im Aktivitätsbereich bzw. Ruhekiste innerhalb Offenfrontstall 32 (Datenaufzeichnung in Minutenintervall) ERGEBNISSE 116 Es wird weniger Ammoniak in diesen Klimabereich von der emittierenden verschmutzten Spaltenoberfläche bzw. von den Güllekanälen eingetragen (bei gleichzeitig unverschmutzter Liegefläche innerhalb der Kiste), parallel dazu kann aber auch weniger CO2 entweichen, je nachdem wie dicht die jeweilige Kiste ausgeführt ist. Aufgrund der Interpretationen dieser jeweils einzelstallbezogenen Ergebnisse ist es sinnvoll, die Ruhekisten für Systeme mit getrennten Klimabreichen innerhalb eines Gebäudes nicht zu dicht bzw. gut belüftet (Lüftungsschlitze) auch für die Nachtsituation auszuführen, um bei hoher Tierfrequentierung eine zu starke Akkumulation von Schadgasen (vor allem CO2) mit niedrigen rel. Luftfeuchten zu verhindern. Angemessene (nicht zu hohe) Stall- bzw. Kistentemperaturen mit angepasstem Luftaustausch und die Sauberkeit von planen Flächen verhindern ebenfalls eine zu starke Konzentration von Raumbelastungen. Die Körperwärme der Tiere baut, bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Einstallen kleiner Tiere bei sehr kalten Temperaturen), ein völlig ausreichendes beständiges Kleinklima innerhalb der Kisten auf, welches ein stabiles Puffervermögen gegenüber erhöhten Luftwechselraten auch bei kühlen Außentemperaturen besitzt. 4.4.3 Beleuchtungsstärke Wie im Teil Material und Methoden vorgestellt, beruhen die folgenden Ergebnisse auf relativ einfachen Messungen. Weiterhin waren die Messpunkte in den einzelnen Ställen räumlich nicht gleich verteilt, sondern basierten auf der Zufallsauwahl der Buchten zur Tierbeobachtung bzw. Integumentbonitur. Somit sind die Ergebnisse nur eingeschränkt aussagekräftig, bieten aber dennoch, durch die Stichprobengröße sowie die gleichmäßige jahreszeitliche Verteilung, einen guten Einblick in die einzelnen Haltungsverfahren bzw. Ställe. In Abb. 35 sowie Tab. A4 im Anhang werden die Messwerte deskriptiv je Verfahren vorgestellt. Innerhalb des aufgewerteten konventionellen Verfahrens wurde jedoch Stall 13 für die Gesamtauswertung nicht berücksichtigt. Aufgrund der Sonderform des Lüftungssystems wichen hier die Lichtverhältnisse zu stark von denen der sonst üblichen konventionellen Verfahren ab; somit wäre hierfür (wärmegedämmte Gebäude) die Aussagekraft bedeutend eingeschränkt. Für das aufgewertete konventionelle Verfahren wurde ein Median aller Messwerte von 22 Lux, für das Schrägbodensystem von 58 Lux, den Offenfrontstall von 1711 Lux sowie das Auslaufverfahren von 62 Lux festgestellt. Kennzeichnend für das konventionelle System war ein relativ hoher arithmetischer Mittelwert (70 Lux) der Messwerte im Vergleich zu deren Median (22 Lux). Dies ist in einer großen Spannbreite (711 Lux) sowie Streuung der Werte (Standardabweichung 144 Lux) begründet. Die stark unterschiedlichen Lichtverhältnisse können auf die Stall- bzw. Abteilgestaltung der Gebäude zurück geführt werden. So ist es z.B. in einem Kammstall an ERGEBNISSE 117 der Fensterseite relativ hell im Verhältnis zu den gegenüberliegenden Buchten in der Nähe des zentralen Erschließungsgangs. Analog hierzu lagen im Schrägbodenverfahren Median (58 Lux) und Mittelwert (75 Lux) relativ eng beieinander, was durch einheitliche Lichtverhältnisse aufgrund der Einraumställe ohne Kammabteile (mit Ausnahme Stall 25) zu erklären ist. Im Offenfrontstall wurden bauartbedingt die höchsten Messwerte mit einem Median von 1711 Lux bzw. einem Mittelwert von 2183 Lux festgehalten; diese Lichtverhältnisse sind eng mit denen im Außenbereich verbunden (auch bei geschlossenem Rollo). Für die Ställe des Auslaufverfahrens wurde ein Median von 62 Lux und ein Mittelwert von 131 Lux berechnet. Die Lichtverhältnisse im Stall sind hier nur von untergeordneter Bedeutung, da die Tiere ständigen Zugang in den Außenbereich mit Tageslicht haben. 400 Median = 1711 Lux 1lx = 1 lm/m 2 350 300 250 200 150 100 TIERSCHNUTZTV, 2006 50 91/630 EWG 0 Konventionell Schrägboden (n= 111) Abb. 35: (n= 144) Offenfront Auslaufstall (n= 135) (n= 142) Luxwerte zufällig ausgewählter Buchten je Haltungsverfahren Vergleicht man die erhobenen Messwerte mit den gesetzlichen Bestimmungen, so ist zu erkennen, dass die in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TIERSCHNUTZTV, 2006) geforderten 80 Lux während 8h am Tag innerhalb des konventionellen, des Schrägboden- sowie Auslaufverfahrens allein mit Tageslicht nicht bzw. nur in sehr wenigen Buchten erreicht werden. Hier ist somit immer mit künstlichem Licht unterstützend zu beleuchten. Zieht man die EU Richtlinie 91/630 EWG als Vergleichsmarke mit den geforderten 40 Lux (8 h) heran, so liegen zumindest beim Schrägboden- und Auslaufstall jeweils mehr als die Hälfte der Buchten darüber. Innerhalb von den Ställen des konventionellen Verfahrens wurde auch dieser Sollwert in der Mehrzahl der Buchten nicht erreicht. In Tab. A4 im Anhang werden die ERGEBNISSE 118 Ergebnisse der Luxmessungen je Betrieb vorgestellt, Betrieb 13 (Querlüftung - Louisiana System) wies hier einen Median von 263 Lux sowie einen Mittelwert von 528 Lux auf und unterschied sich somit deutlich von den anderen konventionellen Ställen. Die einzelnen Ställe des Schrägbodenverfahrens sowie des Offenfrontsystems zeigten relativ einheitliche Werte. Im Auslaufverfahren gab es, bedingt durch die verschiedenen Stalltypen, sehr differenzierte Ergebnisse. ERGEBNISSE 119 4.5 Ökonomie 4.5.1 Stallplatzkosten Für einen objektiven Vergleich der Baukosten je standardisiertem Tierplatz zwischen den einzelnen Haltungsverfahren wurden zuerst die real entstandenen Baukosten der jeweils untersuchten Ställe nach der DIN 276 (modifiziert) mit Nettopreisen erhoben (siehe Tab. 36 bis 39). Die DIN 276 „Kosten im Hochbau“ gibt mit ihrer Gliederung in Kostengruppen eine objektive Grundlage zur Einordnung der einzelnen Systeme: 200 300 400 500 700 Erschließung Bauwerk - Konstruktion Bauwerk - technische Anlagen Außenanlagen Baunebenkosten Durch eine Vielzahl variierender Parameter, die nicht eindeutig einem Haltungsverfahren zuzuordnen waren, wie z.B. unterschiedliche Volumina von Güllegruben, unterschiedliche Erschließungskosten bzw. weitere integrierte Gebäude innerhalb der Gesamtbaumaßnahme war es nicht möglich, alle Positionen dieser „individuellen Baukosten je Betrieb“ zum eigentlichen Vergleich heranzuziehen. So wurden für den Baukostenvergleich zwischen den Verfahren (siehe 4.5.1.2), welcher als Basis zur ökonomischen Einordnung der jeweiligen Verfahren dienen soll, jeweils systemindividuell nur die gemittelten Kostengruppen 300 und 400 der reinen Stallgebäude herangezogen; diese sind auch eindeutig vom jeweiligen System abhängig. Für die systemunabhängigen Kostengruppen wurden je Tierplatz, auf der Grundlage der hier erhobenen Daten, Modellkosten gebildet. Für die Berechnung dieser Modellkosten wurde ein Stall mittlerer Größe von 600 Tierplätzen zu Grunde gelegt. Zusätzlich wurden noch die erbrachten Eigenleistungen systemindividuell berücksichtigt, da diese direkt mit den Bauwerkskosten 300 und 400 in Zusammenhang stehen. Zum Teil wurden von den Landwirten stundengenaue Angaben (Bautagebuchaufschriebe) zur geleisteten Arbeitszeit für die einzelnen Ställe gemacht, zum Teil beruhen die Werte auf Schätzangaben. Nachteil dieser Erhebung war, dass die Eigenleistungsanteile für Stallgebäude und fakultative Kosten (z.B. Bergehalle) nicht getrennt werden konnten. So wurde für den Systemvergleich die jeweils gesamte erbrachte Eigenleistung berücksichtigt. Der hieraus resultierende Fehler liegt, wenn überhaupt vorhanden, jedoch nur im unteren einstelligen Eurobereich je Stallplatz. Zur Standardisierung der Tierplätze je Betrieb wurde wie in Teil 3.5 beschrieben für die gesamte ERGEBNISSE 120 nutzbare Buchtenfläche je Stall (Vor- und Hauptmast) ein Quadratmeter Fläche je Tierplatz veranschlagt. 4.5.1.1 Baukosten je Stall und Haltungsverfahren (netto) Tab. 36 zeigt die realen Baukosten von allen fünf untersuchten Ställen des aufgewerteten konventionellen Verfahrens. In Teil „A“ werden alle zwingenden Kosten für den unmittelbaren Bau und die Funktion eines Stalles aufgegliedert, in Teil „B“ werden jeweils betriebsindividuelle fakultative Kosten der einzelnen Baumaßnahmen angegeben wie z.B. Kosten für Getreidelager und Erschließung oder aber auch die Betreuergebühr (Fachplanung) bei staatlich geförderten Maßnahmen (Agrarinvestitionsförderprogramm B.-W.), welche nicht direkt einem Stallsystem zuzuordnen sind bzw. nicht direkt mit einem Stallgebäude verbunden sein müssen. In Teil „C“ wurde noch die jeweilige betriebsindividuelle Eigenleistung monetär mit 21 € je Arbeitsstunde bewertet. Tab. 36: Baukosten nach DIN 276 (modifiziert) für aufg. konventionelle Ställe A. Stallgebäude Plätze 300 Konstruktion gesamt je 1,0 m2 400 technische Anlagen je 1,0 m2 500 Außenanlagen + Güllegrube zusammen je 1,0 m2 700 Baunebenkosten je 1,0 m2 Summe Kosten je Stall 300+400+500+700 Kosten je Platz (1,0 m2) B. Fakultative Kosten Erschließung Getreidebergung+ Schrotanlage Fachplanung Summe fakultative Kosten Kosten je Platz (1,0 m2) C. Eigenleistung Eigenleistung in h Eigenleistung (21 €/h) Eigenleistung je Platz Baumaßnahme gesamt Summe A+B (bare Ausg.) Bare Kosten je Platz Summe A+B+C Gesamtkosten je Platz Stall 11 Stall 12 Stall 13 Stall 14 Stall 15 552 676 422 477 801 213.021,36 194.987,41 116.899,84 179.314,65 262.682,88 385,91 288,44 277,01 375,92 327,94 103.109,71 82.750,80 77.456,67 93.007,75 120.162,61 186,79 122,41 183,55 194,98 150,02 2.873,42 10.329,83 444,51 1179,31 365,93 33.759,89 29.925,77 5.780,66 31.560,80 22.499,45 66,36 59,55 14,75 68,64 28,55 6.979,33 5.699,42 12.524,52 3.201,73 11.056,80 12,64 8,43 29,68 6,71 13,80 359.743,71 323.693,23 213.106,20 308.264,24 416.767,67 Ø 586 331,05 167,55 47,57 14,25 651,71 478,84 504,99 646,26 520,31 560,42 16.540,44 38.932,24 +7.383,95 12.000 74.856,63 135,61 14.240,82 42.028,53 + 5.079,82 12.000 73.349,17 108,50 - - 8.436,32 8.436,32 19,99 20.792,24 43,59 97.542,14 31.946,70 + 9.508,76 138.997,60 (173,53) 76,92 940 19.740 35,76 500 10.500 15,53 300 6.300 14,93 500 10.500 22,01 500 10.500 13,11 20,27 434.600,34 787,32 454.340,34 823,08 397.042,40 221.542,52 587,34 524,98 407.542,40 227.842,52 602,87 539,91 20.792,24 329.056,48 555.765,27 689,85 693,84 339.556,48 566.265,27 711,86 706,95 656,67 676,93 ERGEBNISSE 121 Beim Vergleich der Stallbaukosten innerhalb des konventionellen Verfahrens ist zu berücksichtigen, dass für Stall 13 keine eigene Güllegrube erstellt, sondern lediglich eine Verbindung zu einer bestehenden Grube geschaffen wurde. Des Weiteren wurden in den Betrieben 11,12 und 15 eigens ein Gebäude zur Getreide- bzw. Futterbergung errichtet, sowie jeweils eine Schrotanlage angeschafft. Stall 15 wurde zusätzlich von überproportional hohen Erschließungskosten belastet, deshalb wurde der Betrieb bei der Durchschnittsberechnung für die fakultativen Kosten nicht berücksichtigt. Bei den direkten Stallbaukosten (Teil A) wiesen Stall 11 und 14 mit jeweils ca. 650 €/Platz die höchsten Werte auf, am günstigsten schnitt hier Stall 12 (Fertigbauweise) mit 479 €/Platz ab, gefolgt von Stall 13 in Louisiana -Bauweise (504 €/Platz), sowie einem klassischen Kammstall (15) mit 520 €/Platz. Somit wurden durchschnittliche Kosten für die konventionellen Stallgebäude von 560 €/Platz ermittelt. Die mittleren Gesamtkosten aller fünf Baumaßnahmen betrugen 677 €/Platz. Der durchschnittliche Eigenleistungsanteil war mit 20,27€ je Tierplatz relativ gering an den Gesamtkosten. Innerhalb des Schrägbodenverfahrens konnten die Baukosten von vier Ställen ermittelt werden (siehe Tab. 37). Die Ställe 21, 24 und 25 wurden auf der Grundlage realer Kosten berechnet, für Stall 23 wurde eine Modellkalkulation über eine Stallbaufirma auf der Basis von Planunterlagen des Untersuchungsbetriebs erstellt. Beim Vergleich der Baukosten je Stall innerhalb des Schrägbodenverfahrens ist zu beachten, dass es sich bei Betrieb 21 um einen Erweiterungsbau an ein bestehendes Stallgebäude handelte. Somit waren nur direkte Aufwendungen (Teil A) zu tätigen, Kosten für Erschließung, Güllegrube und Futteraufbereitung fielen nicht an. Für Stall 23 wurde nach den Planunterlagen auch ein Teil des Gebäudes als Getreidelager berechnet. Kosten für die staatliche Förderung (Fachplanung) wurden nur für Stall 25 ermittelt. Bei den direkten Stallbaukosten (Teil A) wies Stall 23 (Einraumstall) mit 533,39 €/Platz die höchsten Kosten auf, Stall 24 (Einraumstall) und 25 (Kammstall) zeigten mit 437 bzw. 427 € je Platz mittlere Aufwendungen, am günstigsten schnitt Stall 21 (Erweiterungsbau) mit 367 €/Platz ab. Es wurden somit durchschnittliche Kosten für die Stallgebäude des Schrägbodenverfahrens von 441 €/Platz ermittelt. Die mittleren Gesamtkosten aller vier Baumaßnahmen betrugen 488 €/Platz. Der Eigenleistungsanteil war mit ca. 28 €/Platz etwas höher als beim konventionellen Verfahren, jedoch mit starken betriebsindividuellen Unterschieden. ERGEBNISSE Tab. 37: 122 Baukosten nach DIN 276 (modifiziert) für Schrägbodenställe A. Stallgebäude Plätze 300 Konstruktion gesamt je 1,0 m2 400 technische Anlagen je 1,0 m2 500 Außenanlagen + Güllegrube zusammen je 1 m2 700 Baunebenkosten je 1,0 m2 Summe Kosten je Stall 300+400+500+600 Kosten je Platz (1,0 m2) Stall 21 *Stall 23 Stall 24 Stall 25 398 880 364 1176 87.344,52 271.303,20 97.145,46 308.998,94 219,46 308,30 266,88 262,75 51.133,84 120.063,54 51.589,35 125.788,31 128,48 136,44 141,73 106,96 1.076,39 14.606,71 40.178,04 65.517,24 10.225,84 2,70 74,45 28,09 46,59 6.362,20 12.499,99 -12.394,86 0,00 15,99 14,20 10,54 145.916,95 469.383,97 158.960,65 501.966,86 B. Fakultative Kosten Erschließung Getreidebergung+ Schrotanlage Fachplanung Summe fakultative Kosten Kosten je Platz (1,0 m2) C. Eigenleistung Eigenleistung in h Eigenleistung (21 €/h) Eigenleistung je Platz Baumaßnahme gesamt Summe A+B (bare Ausg.) Bare Kosten je Platz Summe A+B+C Gesamtkosten je Platz Ø 704 264,35 128,40 37,96 10,18 366,63 533,39 436,71 426,84 440,89 --- -46.812,13 5.112,92 -- -- -0,00 0,00 -46.812,13 53,20 -5.112,92 14,05 12.271,01 12.271,01 10,43 19,42 800 16800 42,21 100 2100 2,39 300 6300 17,31 2800 58800 50,00 27,98 145.916,95 366,63 162.716,95 408,84 516.196,10 586,59 518.296,10 588,97 164.073,57 450,75 170.373,57 468,06 514.237,87 437,28 573.037,87 487,28 -- 460,31 488,29 * Angebotspreis Stallbaufirma Für das Offenfrontstallsystem konnten die Baukosten aller fünf Untersuchungsställe anhand realer Daten berechnet werden (Tab. 38). Zu berücksichtigen ist hier, dass es sich bei den Ställen 31 bis 33 um die Ausführungsvariante Pig-port I handelte sowie bei den Ställen 34 und 35 um die Variante Pig-port II. Die Baukosten von Stall 31 wurden von relativ hohen Aufwendungen für die Erschließung sowie für eine Futterbergehalle belastet. Bei Betrieb 34 fielen keine Kosten für die Güllegrube an, da der Flüssigmist unterhalb des Stallgebäudes gelagert wird. Stall 35 wurde im Außenbereich errichtet mit dementsprechenden Erschließungskosten. Bei den unmittelbaren Aufwendungen für das Stallgebäude (Teil A) konnten die niedrigsten Kosten von Stall 33 (Pig-port I) mit 185 €/Platz erreicht werden. Für die Ausführungsvariante Pig-port II wurden trotz höherem Bruttorauminhalt der Ställe nur mittlere Baukosten von 330 €/Platz (Stall 34) bzw. 365 €/Platz (Stall 35) ermittelt. Für die zwei weiteren Ställe der Variante Pig-port I wurden Tierplatzkosten von 377 € (Stall 32) und 406 € (Stall 31) ermittelt. Die mittleren Gesamtkosten aller fünf Baumaßnahmen betrugen 459 ERGEBNISSE 123 €/Platz. Die durchschnittlich erbrachte Eigenleistung war mit 67€ je Platz die höchste im Vergleich aller Verfahren. Tab. 38: Baukosten nach DIN 276 (modifiziert) für Offenfrontställe A. Stallgebäude Stall 31 Stall 32 Stall 33 Stall 34 Stall 35 Plätze 710 432 478 458 665 300 Konstruktion gesamt 143.184,13 97.127,63 57.548,27 95.317,50 128.128,78 je 1,0 m2 201,67 224,83 120,39 208,12 192,67 400 technische Anlagen 80.863,93 45.505,10 19.101,73 51.583,88 80.963,78 je 1,0 m2 113,89 105,34 39,96 112,63 121,75 500 Außenanlagen + 2096,97 931,03 599,87 6.006,01 Güllegrube 53.218,66 10.437,41 8.872,42 23.494,80 zusammen je 1,0 m2 77,91 24,16 20,51 1,31 44,36 700 Baunebenkosten 8.891,14 9.998,33 2.203,45 3.765,04 3.815,69 je 1,0 m2 12,52 23,14 4,61 8,22 5,74 Summe Kosten je Stall 288.254,83 163.068,47 88.656,90 151.266,29 242.409,06 300+400+500+600 Kosten je Platz (1,0 m2) 405,99 377,47 185,47 330,28 364,52 B. Fakultative Kosten Erschließung 51.928,99 Getreidebergung+ Schrot73.285,95 18.979,25 anlage Fachplanung 12.271,01 Summe fakultative Kosten 156.465,20 Kosten je Platz (1,0 m2) 220,37 C. Eigenleistung Eigenleistung in h Eigenleistung (21 €/h) Eigenleistung je Platz Baumaßnahme gesamt Summe A+B (bare Ausg.) Bare Kosten je Platz Summe A+B+C Gesamtkosten je Platz 2300 48.300,00 68,03 --- Ø 548,6 189,54 98,71 33,65 10,85 332,75 8.180.67 8.180.67 18,94 ----0,00 0,00 ----0,00 0,00 23.532,30 --12.000 35.532,30 53,43 58,55 1500 31.500,00 72,92 2000 42.000,00 87,87 2000 42.000,00 91,70 500 10.500,00 15,79 67,26 444.720,03 171.249,14 88.656,90 151.266,29 277.941,36 626,37 396,41 185,47 330,28 417,96 493.020,03 202.749,14 130.656,90 193.266,29 288.441,36 694,39 469,33 273,34 421,98 433,75 391,30 458,56 Für das Haltungsverfahren mit Auslauf konnten die Aufwendungen von vier Baumaßnahmen erhoben werden (Tab. 39). Die Baukosten von Stall 41 wurden durch eine Modellkalkulation (Angebotspreis) über eine Stallbaufirma auf der Basis von Planunterlagen des Untersuchungsbetriebs ermittelt. Die Berechnungen von Stall 42, 43 und 44 basierten auf realen Aufwendungen. Beim Vergleich der einzelnen Ställe ist zu berücksichtigen, dass es sich insgesamt um sehr heterogene Bauausführungen handelt, so ist z.B. bei den Ställen 42, 43 und 44 der Unterbau mit Güllekanälen ausgeführt, Stall 41 hingegen mit einer planen Festfläche. Zusätzlich kann es innerhalb dieser Gruppe Kostenverzerrungen über Kostendegressionseffekte wegen stark schwankender Tierplatzzahlen je Betrieb geben. Betrieb 42 hatte hier mit 1000 Tierplätzen den größten Vorteil, wohingegen Betrieb 41 mit 220 Tierplätzen im Nachteil war. Bei den direkten Stallbaukosten (Teil A) wies Stall 41 mit 525 € je Platz die ERGEBNISSE 124 höchsten Kosten auf, dies kann zum Großteil auf die geringe Tierplatzzahl ohne Degressionseffekte zurückgeführt werden. Die relativ baugleichen Ställe 43 und 44 (System Kriegerschür modifiziert) wiesen mit 289 € bzw. 403 € je Platz eine relativ große Differenz auf. Zu erklären ist dies zum Teil über den vermehrten Außenflächenanteil und somit ein monetär günstigeres Buchtenflächenverhältnis (Innen/Außen) von Stall 43. Am kostengünstigsten wurde der Mastplatz in Betrieb 42 mit 231 € erstellt, Kostendegressionseffekte und eine hoher Eigenleistungsanteil sind hierfür mitverantwortlich. Die mittleren Gesamtkosten aller vier Baumaßnahmen betrugen 425 €/Tierplatz und sind somit bei Gegenüberstellung aller Verfahren die niedrigsten. Die durchschnittlich erbrachte Eigenleistung war mit 40 € je Platz die zweithöchste im Systemvergleich. Tab. 39: Baukosten nach DIN 276 (modifiziert) für Auslaufställe A. Stallgebäude Plätze 300 Konstruktion je 1,0 m2 400 technische Anlagen je 1,0 m2 500 Außenanlagen + Güllegrube zusammen je 1,0 m2 700 Baunebenkosten je 1,0 m2 Summe Kosten je Stall 300+400+500+600 Kosten je Platz (1,0 m2) *Stall 41 Stall 42 Stall 43 Stall 44 220 1000 680 506 83.859,91 108.396,62 131.175,71 108.662,40 381,18 108,40 192,91 214,75 118.971,43 27.162,10 58.610,16 24.945,69 113,39 118,97 39,94 115,83 1.020,16 3.725,57 18.970,56 3.351,94 35.582,80 15,24 1,02 52,33 44,85 3.360,00 2.552,31 2.286,52 14.170,80 15,27 2,55 3,36 28,01 115.517,54 230.940,52 196.207,13 204.139,49 B. Fakultative Kosten Erschließung Getreidebergung+ Schrotanlage Fachplanung Summe fakultative Kosten Kosten je Platz (1,0 m2) C. Eigenleistung Eigenleistung in h Eigenleistung (21 €/h) Eigenleistung je Platz Baumaßnahme gesamt Summe A+B (bare Ausg.) Bare Kosten je Platz Summe A+B+C Gesamtkosten je Platz * Angebotspreis Stallbaufirma Ø 601,5 224,31 97,03 28,36 12,30 525,08 230,94 288,54 403,44 362,00 --- 3.000,00 -- 31.705,02 -- 4.435,20 -- -0,00 0,00 -3.000,00 3,00 8.180,67 39.885,69 58,66 9.820,00 14.255,20 28,17 22,46 100 2.100,00 9,55 3531 74.151,00 74,15 1250 26.250,00 38,60 950 19.950,00 39,43 40,43 115.517,54 525,08 117.617,54 534,63 233.940,52 233,94 308.091,52 308,09 236.092,82 347,20 262.342,82 385,80 218.394,69 431,61 238.344,69 471,04 384,46 424,89 ERGEBNISSE 4.5.1.2 125 Baukostenvergleich zwischen den Verfahren Als Grundlage für den Systemvergleich (Tab. 40) werden die realen durchschnittlichen Aufwendungen für die Kostengruppen 300 (Bauwerk-Konstruktion) und 400 (Bauwerk-Technische Ausführung) der Stallgebäude des jeweiligen Haltungsverfahren herangezogen. Die Konstruktionskosten für Ober- und Unterbau sind eindeutig dem jeweiligen Verfahren zuzuordnen. Im Gegensatz zu anderen Untersuchungen (SCHMIDT und POLZIN, 2003) wurde hier auch die technische Ausführung mit in den Kostenvergleich integriert. Aufgrund unterschiedlicher Ausführungen der Stalllüftung (z.B. Zwangs-/Schwerkraftlüftung) oder unterschiedlichem Aufwand bei der Buchtengestaltung (z.B. Ruhekisten) können diese Kosten ebenfalls als systemabhängig betrachtet werden. Weiterhin wurde auch der durchschnittlich erbrachte Eigenleistungsanteil je Verfahren mit in die Gegenüberstellung einbezogen. Für die systemunabhängigen Kostengruppen 200 (Erschließung) und 700 (Baunebenkosten) werden einheitliche Modellwerte je Tierplatz, basierend auf den Erhebungen aus Kapitel 4.5.1.1 in den Vergleich integriert. Ähnliches gilt für die Position 500, für die Außenanlagen wurde ebenfalls ein einheitlicher Wert je Mastplatz berechnet. Hingegen wurde bei der Baukostenveranschlagung für die Wirtschaftsdüngerlagerung zwischen den Verfahren I bis III (Güllegrube, Pos. 540) sowie dem Verfahren IV (Festmistplatte, Pos. 545) differenziert (ebenfalls abgeleitet aus Realwerten in 4.5.1.1). Für die einheitliche Berechnung der Güllelagerraumkosten (Verfahren I bis III) wurde je Mastplatz ein benötigtes Volumen von 1,0 m3 für 6 Monate Lagerung (KTBL, 2004) veranschlagt, das Festmistlager des Auslaufverfahrens wurde für den gleichen Zeitraum ausgelegt. Obwohl innerhalb der Untersuchungsgruppe „Auslaufställe“ drei Ställe mit Flüssigentmistung waren, wurde hier für den Systemvergleich ein Stall auf der Basis von Festmist berechnet, da dieses Verfahren in der ursprünglichen Fragestellung so definiert war. Bei der Berechnung der standardisierten Modellkosten je Tierplatz wurde ein Stall mittlerer Größe von 600 Plätzen zu Grunde gelegt. Für die Erschließungskosten wurden bei allen Haltungsverfahren 25 € je Mastplatz veranschlagt. Tab. 40: Stallplatzkostenvergleich zwischen den Haltungsverfahren (netto) 200 Erschließung 300 Konstruktion 400 Technik 500 Außenanlagen 540 Güllegrube 545 Festmistplatte 700 Baunebenkosten 000 Eigenleistung Gesamtkosten Konventionell (1,0m2/Platz) 25,00 331,00 168,00 5,00 50,00 Schrägboden (1,0m2/Platz) 25,00 264,00 128,00 5,00 50,00 Offenfrontstall (1,0m2/Platz) 25,00 190,00 99,00 5,00 50,00 12,00 20,00 611,00 12,00 28,00 513,00 12,00 67,00 447,00 Auslaufstall (1,0m2/Platz) 25,00 224,00 97,00 5,00 20,00 12,00 40,00 423,00 ERGEBNISSE 126 Bei den Konstruktionskosten für den Unter- und Oberbau (Gewerke 300) gab es starke Systemunterschiede. So wiesen hier die konventionellen Ställe mit durchschnittlich 331 € je Platz die höchsten Werte auf, gefolgt von den Schrägbodenställen mit 264 € je Platz. Beide Verfahren verfügten über massive wärmegedämmte Stallhüllen (Ausnahme Stall 13), dennoch kann diese Differenz auf zwei Gründe zurückgeführt werden: Zum einen auf das hygienisch vorteilhaftere, jedoch kostenintensivere Kammerprinzip der Spaltenbodenställe gegenüber dem klassischen Einraumprinzip der Schrägbodenställe (Ausnahme Stall 25) sowie zum anderen auf den aufwendigeren Unterbau mit Güllekanälen ersterer gegenüber je nur einem Kanal an den Außenwandseiten bei den letztgenannten. Bei den Auslaufställen wurden für diese Position durchschnittliche Kosten von 224 € ermittelt. Diese niedrigeren Kosten können damit erklärt werden, dass in diesem Verfahren in der Regel nur 50% der Buchtenfläche kostenintensiv innerhalb eines wärmegedämmten Gebäudes erstellt sind, die anderen 50% sind günstig als Auslauffläche ausgeführt. Zu berücksichtigen ist hier der Einfluss des negativen Degressionseffekts von Stall 41, ansonsten wären die Durchschnittskosten noch geringer. Durchschnittlich am günstigsten wurde die Bauwerkskonstruktion beim Offenfrontstallsystem mit 190 € je Tierplatz erstellt, zu erklären über die weniger massive und wärmegedämmte Bauweise (Kleinklima für Tiere in Ruhekisten), den geringeren Bruttorauminhalt des Gesamtgebäudes durch die geringere Stallhöhe, sowie die große „Eigenleistungsfreundlichkeit“ der Bauweise unter Verwendung des oft betriebseigenen Baustoffes Holz (in Berechnung veranschlagt). Bei der Kostengruppe 400 „technische Anlagen“ gab es ebenfalls Systemunterschiede. Zu beachten ist jedoch, dass hier teilweise auch systemunabhängige Aufwendungen wie z.B für die Fütterungseinrichtung integriert sind. Ebenfalls am kostenintensivsten ist hier das konventionelle System, teilweise zu erklären über die aufwändige Lüftungsanlage wegen der einzelnen Abteile bzw. auch durch die Zusatzheizung für die Wintersituation. Zusätzlich ist es ein Mehraufwand, Wasser- und Futterleitungen in den einzelnen Kammern zu verlegen im Vergleich zu einem Großraumstall. Für das Schrägbodensystem fielen mittlere Aufwendungen von 128 €/Platz an und diese sind somit ca. 30 € höher als für das Offenfrontstallsystem (99 €/Platz) und den Auslaufstall an (97 €/Platz). Zu begründen ist dies teilweise damit, dass in den beiden frei belüfteten Verfahren keine Kosten für eine Zwangslüftung anfallen, wohingegen der Schrägbodenstall in der Regel sehr wohl über eine, wenn auch gegenüber Verfahren I weniger aufwändige, Zwangslüftungsanlage verfügt. Die Unterschiede innerhalb dieser Kostengruppe werden zum Teil auch von den unterschiedlichen Eigenleistungsanteilen verstärkt bzw. verzerrt, welche aber in der Gesamtrechnung wieder ausgeglichen werden. ERGEBNISSE 127 Bei den Gewerken 500 (Außenanlagen) wurde für die Herrichtung des Außenbereichs (Eingrünung, Befestigung) über alle Systeme hinweg ein einheitlicher Modellwert von 5 € je Tierplatz berechnet. Für die Kosten des Wirtschaftsdüngerlagers wurde zwischen den Verfahren I bis III und IV, wie oben aufgeführt, differenziert. Für das auf Flüssigmist basierende konventionelle, Schrägboden- sowie Offenfrontstallsystem wurde ein Gülletiefbehälter mit befahrbarem Betondeckel für je 50 € je Tierplatz veranschlagt. Beim Auslaufverfahren wurde mit einer betonierten Festmistplatte für 20 € je Tierplatz gerechnet. Die Baunebenkosten (Gewerke 700: Architekt, Statik, Vermessung, Genehmigung) wurden einheitlich für alle Verfahren mit 12 € je Tierplatz veranschlagt. Bei den monetär bewerteten Eigenleistungsanteilen für das jeweilige System gibt es Unterschiede. So wurden für den konventionellen Stall 20 € je Tierplatz berechnet, 28 € bzw. 40 € je Tierplatz für den Schrägboden- bzw. Auslaufstall sowie 67 € je Mastplatz für den Offenfrontstall. Die hohe Eigenleistung beim Offenfrontstall, welche hier monetär zu Buche schlägt, ist vor dem Hintergrund geringerer Aufwendungen für die Kostengruppe 300 - Konstruktion - zu sehen. Nach Aufsummierung aller oben aufgeführten systemabhängigen wie systemunabhängigen Kostenpositionen je Haltungsverfahren kommt man schließlich zu folgendem Ergebnis: Für einen Mastplatz mit 1,0m2 Buchtenfläche je Tier sind beim konventionellen System 611 €, beim Schrägbodenstall 513 €, im Offenfrontstallsystem 447 € sowie bei einem Auslaufstall 423 € zu veranschlagen. In diesen Aufwendungen ist die Stallerschließung mit berücksichtigt, jedoch nicht die fakultativen Kosten wie z.B. der Anbau einer Bergehalle für Getreide mit dementsprechender Aufbereitungstechnik. Somit werden in Tab. 40 die bereinigten Kosten für den Bau eines funktionsfähigen Stallgebäudes angegeben, welches im engeren Sinn dem Produktionsverfahren Schweinmast (ohne Futteraufbereitung) zuzuordnen ist. Für die Übertragung dieser Ergebnisse in die Praxis ist weiter zu berücksichtigen, dass die standardisierte Fläche von 1,0 m2 je Tierplatz beim Schrägbodenstall, Offenfrontstall sowie Auslaufstall aus Gründen der reinen Funktionssicherheit zwingend notwendig ist. Beim konventionellen Verfahren hingegen kann hier das Flächenangebot auf die gesetzliche Mindestanforderung von 0,75 m2/Endmastplatz (TIERSCHNUTZTV, 2006) reduziert und somit auch Baukosten gesenkt werden. Ethologisch sinnvoll sind aber unbenommen hiervon die zur Berechnung verwendeten 1,0 m2 je Mastplatz. 4.5.1.3 Jährliche Festkostenbelastung je Haltungsverfahren Die Festkostenbelastung, resultierend aus den Bauinvestitionen macht 2 bis 10% an den jährlichen Gesamtkosten des Produktionsverfahrens Schweinemast aus ERGEBNISSE 128 (SEGGER, 2005). Im Rahmen einer Vollkostenanalyse schlagen sich diese Fixkosten direkt negativ auf den jeweiligen Deckungsbeitrag nieder. So sind diese jährlichen Aufwendungen von nicht unerheblicher Bedeutung hinsichtlich des wirtschaftlichen Erfolgs der Betriebe. Aus den in Tab. 40 ermittelten modellhaften Baukosten je Haltungsverfahren, bezogen auf einen Mastplatz, wurden die jeweiligen jährlichen Festkostenbelastungen (Tab. 41) abgeleitet. Es wurde mit einer 20- jährigen Abschreibung für Gebäude und Technik (per annum 5%) sowie einem Zinssatz von 6% (Kapital zur Hälfte während Kreditlaufzeit gebunden) gerechnet, weiterhin erfolgte noch eine Veranschlagung des jährlichen Unterhalts mit 1% der Investitionssumme. Den aktuellen politischen Rahmenbedingungen Rechnung tragend (TIERSCHNUTZTV, 2006) wurde zusätzlich für das konventionelle System eine alternative Stallvariante mit einem Flächenanspruch von 0,75 m2 je Tierplatz berechnet. In vielen Betrieben wird dieses Flächeangebot zukünftig auch so in der Praxis umgesetzt werden. Zur Berechnung der hierzu nötigen Tierplatzkosten, wurden lediglich die in Tab. 40 ermittelten Baukosten des aufgewerteten konventionellen Systems mit der Flächenzahl von 0,75 multipliziert. Bei den anderen Haltungsverfahren spielt dieses reduzierte Flächenangebot in der praktischen Umsetzung keine Bedeutung, aus Gründen der Funktionssicherheit ist die angegebene Buchtenfläche je Tier zwingend notwendig. Tab. 41: Festkostenbelastung je Verfahren Mastplatz und Jahr Konventionell Verfahren Fläche / Tierplatz 0,75 m 2 Konventionell Schrägboden Offenfrontstall Auslaufstall 2 1,0 m 2 1,0 m 2 1,0 m 1,0 m2 Investition / Tierplatz 458 € 611 € 513 € 447 € 423 € Abschreibung* 5% 22,90 € 30,55€ 25,65 € 22,35 € 21,15 € Zins** 3% 13,74 € 18,33 € 15,39 € 13,41 € 12,69€ Unterhalt 1% 4,58 € 6,11 € 5,13 € 4,47 € 4,23 € 41,22 € 54,99 46,17 40,23 38,07 Festkostenbelastung * Technik und Gebäude 20 Jahre, ** bei 6% Zinssatz, wovon 50% des Kapitals im Zeitraum gebunden sind In Tab. 41 ist zu erkennen, dass sich die unterschiedlichen Investitionssummen sehr deutlich differenziert auf die jährlichen Fixkostenbelastungen auswirken. Am günstigsten schnitten die Auslaufställe ab mit einer mittleren jährlichen Belastung von 38,07€ je Platz, bedingt durch die niedrigsten Baukosten. Dieser Wert ist jedoch vor dem Hintergrund höherer variabler Maschinenkosten sowie einem höheren Arbeitszeitaufwand zu sehen. Das konventionelle System mit 0,75 m2 Tierplatzfläche sowie der Offenfrontstall lagen mit 41,22 € bzw. 40,23 € je Mastplatz ebenfalls sehr günstig bei den jährlichen Festkostenaufwendungen. Beim Schrägbodensystem fiel mit 46,17 € schon eine höhere jährliche Fixkostenbelastung an. Die deutlich höchsten Aufwendungen sind jedoch mit ca. 55 € je Mastplatz für das aufgewertete konventionelle Verfahren, basierend auf 1,0m2 Tierplatzfläche, aufzubringen. ERGEBNISSE 4.5.2 129 Arbeitszeitaufwand Arbeitszeitaufwand pro Mastplatz und Jahr (APh) Im Rahmen der einzelbetrieblichen Erhebung des Arbeitszeitaufwandes je Mastplatz und Jahr zeigten sich starke Unterschiede innerhalb und zwischen den einzelnen Haltungsverfahren. Diese waren gleichermaßen von systemabhängigen wie auch -unabhängigen Arbeiten verursacht. Bei den Verfahren mit Stroheinstreu wurde der Arbeitszeitaufwand für die Strohbergung nicht berücksichtigt. Abb. 36 zeigt den Arbeitszeitaufwand pro Mastplatz und Jahr je Betrieb. Die Säulenabschnitte zwischen den Verbindungslinien der einzelnen Ställe und der X-Achse zeigen alle systemabhängigen Tätigkeiten wie Entmisten, Einstreuen, Tierkontrollen, Reinigung, Ein-, Ausund Umstallmanagement; alle systemunabhängigen Arbeiten werden oberhalb der Verbindungslinie angezeigt. 3,50 konventionelle Ställe Schrägbodenställe Offenfrontställe Auslaufställe 3,00 Management/Organisation Vermarktung Hygieneschleuse 2,50 Tiertransport/Fahrzeiten Flüssigfütterungsanlage 2,00 Füttern mit Breifutterautomat Futterbereitstellung 1,50 Ein-/Aus-/Umstallen Reinigen 1,00 Tierkontrollen (unregelmäßig) Kontrollen (regelmäßig) 0,50 Einstreuen Entmisten / Festflächen reinigen 0,00 Abb. 36: 11 13 14 15 22 23 24 31 33 35 42 43 45 Arbeitszeitaufwand pro Mastplatz und Jahr (APh) je Betrieb Zu erkennen ist, dass die zum Teil systemunabhängigen Arbeiten großen Anteil am Gesamtarbeitszeitaufwand haben können wie z.B. der Tiertransport in den Betrieben 15, 22 und 45 oder auch die Futterbereitstellung in den Betrieben 22 und 24. Diese Arbeiten haben oft großen Einfluss auf den ökonomischen Erfolg in den jeweiligen Unternehmen. Dies kann u. a. mit folgenden Maßnahmen begründet werden: überdurchschnittlich gute Ferkelherkünfte (z.B. Abholung direkt beim Ferkelerzeuger), gute Vermarktung (z.B. Metzgerbelieferung) oder kostengünstige Futterbeschaffung (z.B. Molkeabholung). Routinearbeiten für die Sauberkeit oder auch Einstreu der nicht perforierten Buchtenfläche fielen bei nahezu allen Betrieben bis auf die des ERGEBNISSE 130 konventionellen Verfahrens an. Innerhalb des Schrägbodensystems musste von zwei Betrieben (22, 23) die vorhandene Festfläche von Hand gereinigt werden. In einem Betrieb (24) scheint hier die Funktionssicherheit sehr gut zu sein, da nur eingestreut werden musste. In den Offenfrontställen war es ebenfalls notwendig, Festflächen zu reinigen. Die Maßnahmen hierzu können auch als Sonderarbeiten bezeichnet werden, da sie nicht regelmäßig und nur in sehr geringem Umfang anfielen. Innerhalb des Auslaufverfahrens gab es große Unterschiede, in den Ställen mit Flüssigentmistung wurde relativ wenig Arbeit für die allgemeine Buchtensauberkeit aufgewendet. In Stall 45 mit Festmistverfahren wurden hingegen 1,04 APh alleine für das Entmisten und Einstreuen je Mastplatz und Jahr aufgebracht. Die geringste Arbeitszeit je Mastplatz und Jahr wurde in Betrieb 33 (Offenfrontstall) mit 0,6 APh aufgewendet, die höchste in Betrieb 45 (Auslaufstall, System Neuland) mit 3,26 APh. Beim konventionellen Verfahren lagen die Werte für den Arbeitszeitaufwand der einzelnen Betriebe relativ eng bei einem Wert von ca. 1 APh je Mastplatz und Jahr. Innerhalb aller anderen Haltungsverfahren waren die Zeitaufwendungen sehr heterogen, was wiederum auf einen ausgeprägten Betriebseffekt schließen lässt. Die genauen Angaben zur Dauer der einzelnen Arbeitsvorgänge je Betrieb bezogen auf den Mastplatz und Jahr sind im Anhang (Tab. A5) tabellarisch aufgeführt. In Abb. 37 werden die gemittelten Arbeitszeitaufwendungen für die einzelnen Arbeitsvorgänge je Haltungsverfahren pro Mastplatz und Jahr vorgestellt. Die Säulenabschnitte zwischen der unteren Verbindungslinie und der X-Achse zeigen alle Arbeiten, welche mit dem Bereich Tierkontrolle in Zusammenhang stehen, da auch während der Festflächenreinigung oder beim Einstreuen die Tiere beobachtet werden können. Danach wurden für dieses Tätigkeitsfeld im konventionellen und im Offenfrontstallsystem nahezu die gleichen Zeiten mit 0,37 bzw. 0,36 APh aufgebracht. Im Schrägbodenstall wurden hierzu 0,44 APh benötigt. Dies bedeutet, fakultative Reinigungsarbeiten oder auch das Einstreuen führen nicht zwangsläufig zu einer unmittelbaren Addition des Arbeitszeitaufwandes zum Gesamtarbeitszeitaufwand. Diese Arbeiten können zum Teil mit Tierkontrollen verbunden werden und es kommt somit zu einem gewissen Zeitausgleich. Beim Auslaufverfahren wurde im Durchschnitt mit 0,74 Arbeitspersonenstunden, bedingt durch Stall 45, relativ viel Zeit aufgewendet. Die Säulenabschnitte zwischen oberer und unterer Verbindungslinie zeigen den Arbeitszeitaufwand für Reinigungsarbeiten sowie für Ein-, Um- und Ausstallarbeiten, welche auch vom jeweiligen Haltungsverfahren beeinflusst sein können. Verblüffend war hier die relative ähnliche mittlere Dauer über alle Verfahren hinweg. So wurden durchschnittlich im konventionellen System 0,22 APh, im Offenfrontstall 0,25 APh, im Auslaufstall 0,26 APh sowie im Schrägbodenstall 0,32 APh je Mastplatz und Jahr benötigt. Die größten Unterschiede zwischen den Verfahren gab es bei den systemunabhängigen Arbeiten, welche über der oberen Verbindungslinie angezeigt wer- ERGEBNISSE 131 Arbeitszeitaufwand pro Mastplatz und Jahr (APh) den. Bei den Verfahren mit Stroheinstreu (II und IV) wurde hierfür die meiste Zeit aufgebracht, vor allem für Vermarktung und Futterbereitstellung. Es wurden für diese Arbeiten im Schrägboden- und Auslaufstall durchschnittlich 0,66 bzw. 0,76 APh aufgewendet, wohingegen im konventionellen und im Offenfrontstall lediglich 0,39 bzw. 0,20 APh nötig waren. Im Rahmen des Systemvergleichs anhand des mittleren Gesamtarbeitszeitaufwandes je Mastplatz und Jahr wurde für das Offenfrontstallsystem mit 0,81 APh die geringste Zeit aufgewendet, gefolgt vom konventionellen System mit 0,98 APh, im Schrägbodenstall wurden 1,42 APh aufgewendet und im Auslaufstall 1,76 APh. Bei der Schrägboden- und Auslaufstallhaltung wurden durchschnittlich für die systemabhängigen wie auch für die unabhängigen Arbeiten die meiste Zeit aufgewendet. Dies ist zum Teil auch in der Produktionsstruktur jener Betriebe begründet, da diese in der Regel reine Mastbetriebe sind und somit durch den überdurchschnittlichen Arbeitseinsatz z.B. für die Vermarktung die Wertschöpfung im Betrieb erhöhen können. Die konventionellen und die Offenfrontställe wurden vor allem von Ferkelerzeugern bewirtschaftet. Arbeitszeit ist in diesen Betrieben sehr knapp und die Wertschöpfung findet hier vor allem durch das „geschlossene System“ statt. Management/Organisation 2,00 1,76 1,80 Hygieneschleuse 1,60 1,42 1,40 1,20 1,00 0,80 0,20 0,76 0,66 0,98 0,20 0,37 0,26 Tierkontrollen (unregelmäßig) 0,74 0,36 Abb. 37: Schrägboden Offenfrontstall Kontrollen (regelmäßig) Einstreuen 0,00 konventionell Ein-/Aus-/Umstallen Reinigen 0,25 0,44 Flüssigfütterungsanlage Futterbereitstellung 0,32 0,22 Tiertransport/Fahrzeiten Füttern über Breifutterautomat 0,81 0,39 0,60 0,40 Vermarktung Auslaufstall Entmisten / Festflächen reinigen Arbeitszeitaufwand pro Mastplatz und Jahr (APh) je System Im Mittel wurden für Tierkontrollen (incl. allgemeiner Buchtenpflege) über alle Verfahren hinweg 38,8% der Gesamtarbeitszeit investiert, 38,5% für die systemunabhängigen Arbeiten sowie 22,7% für Reinigungs-, Ein- und Umstallarbeiten. ERGEBNISSE 132 4.6 Verbrauchereinschätzung Die Verbrauchergruppe „Gymnasiallehrer“ wurde wie in Kapitel 3.6 beschrieben bewusst für die Umfrage ausgewählt, da diese unter anderem kritische Meinungsmultiplikatoren sind und zudem der Themenbereich „Landwirtschaft“ als Beispiel eines „komplexen Wirtschaftssystems“ in den aktuellen Lehrplänen der Sekundarstufe II aufgeführt wird. Somit war die Studie für interessierte Pädagogen gleichzeitig auch eine fachliche Fortbildung. Es werden folgend die Ergebnisse analog zum Aufbau des Fragebogens (siehe Anhang Abb. A14) vorgestellt. Aus Gründen der Datenfülle wird jedoch nur auf die aussagekräftigsten Punkte eingegangen. Schwerpunkt der Studie war die Fragestellung, wie die Pädagogen vor allem die Tiergerechtheit der einzelnen Stallsysteme beurteilen. In den einzelnen Systembeschreibungen nahm dieser Themenkomplex demnach den größten Raum ein, und mit jeweils fünf anschließenden Fragen war eine „nicht vergleichende“, unabhängige Beurteilung des jeweiligen Verfahrens hierfür möglich. Vier der aufgeführten Fragen waren immer gleich, eine Frage war jeweils systemspezifisch. Es werden die hieraus resultierenden Ergebnisse dennoch im Systemvergleich vorgestellt. Im Gegensatz hierzu wurden im Abschlussranking die Aspekte „Lebensmittelhygiene“, „Umweltwirkung“, und „Arbeitsplatzqualität“ von den Pädagogen nur vergleichend bewertet. Es wurden für beide Auswertungen und Ergebnisdarstellungen jeweils nur die ausgefüllten Bewertungen je Verfahren berücksichtigt, die somit nicht berücksichtigten Fehlangaben waren durch ihre geringe Anzahl ohne Bedeutung für die Aussage. Bei keinem Gliederungspunkt des Fragebogens konnten eindeutige Unterschiede in den Beurteilungen zwischen der Stallsystemvorstellung in „Papierform“ und der „mündlichen Präsentation“ festgestellt werden. Jedoch wurden nur für die in Kapitel 4.6.4 beschriebenen Ableitungen auf das Kaufverhalten auch Fragebögen aus der Gegenstichprobe (mündliche Systemvorstellung an der PH Schwäbisch Gmünd) mit einbezogen, da sie in der Aussage nahezu identisch waren. 4.6.1 Persönlicher Hintergrund der Befragten Zur Einordnung der Ergebnisse war es notwendig, gewisse Hintergrundinformationen zur Befragung und zu den Befragten zu haben, die nachfolgend aufgeführt werden. Die Schulauswahl erfolgte nach Stadt- und Landzugehörigkeit um etwaige hieraus differierende Einschätzungen ableiten zu können (Einteilung siehe Tab. A2). So waren von den 249 teilnehmenden Gymnasiallehrern 123 dem städtischen und 126 dem ländlichen Raum zuzuordnen. Die Fächer Deutsch, Englisch, Mathematik, Biologie und Geografie wurden von insgesamt 22 angegebenen Fächern am häufigsten ERGEBNISSE 133 unterrichtet. Acht Lehrer, das bedeutet 3,2% aller Befragten gaben an, Vegetarier zu sein. Diese Prozentzahl ist etwas niedriger im Vergleich zu gängigen deutschlandweiten Erhebungen (FORSA, 2001) wonach ca. 8% der Bevölkerung Vegetarier sind. Weiterhin konnte die vermehrte Bevorzugung der fleischlosen Ernährung im städtischen Raum gegenüber ländlichen Regionen ebenfalls festgestellt werden. Bei den Fleischvorlieben wurde Geflügelfleisch von 30% der Pädagogen vor Schweinfleisch (20%) und dann Rindfleisch (12%) genannt. Es gaben 38% der Befragten an, keine besonderen Vorlieben zu haben. Durchschnittlich werden von den Befragten drei mal wöchentlich Fleisch- und Wurstwaren konsumiert. Insgesamt gaben 52% der Lehrer an, keinen persönlichen Bezug zu einem landwirtschaftlichen Betrieb zu haben, die anderen hatten jeweils über Verwandtschaft (20%), Bekanntschaft (16%), Nachbarschaft (7%) oder Freundschaft (4%) persönliche Beziehungen zu einem landwirtschaftlichen Haupt- oder Nebenerwerbsbetrieb (1% keine Angabe). Erwartungsgemäß hatten die Lehrer auf dem Land insgesamt deutlich mehr persönlichen Bezug als die Lehrer in den Stadtregionen. 4.6.2 Unabhängige Beurteilung der Verfahren hinsichtlich der Tiergerechtheit Meinungen und Einstellungen über verschiedene, vor allem emotional besetzte, Sachverhalte werden bei Menschen in sehr kurzer Zeit geprägt. Oft werden über Bilder in nur Sekundenbruchteilen Einstellungen determiniert (KEPPLINGER und HABERMAIER, 1996). So kommt innerhalb der Studie dem Ersteindruck der Lehrer über das Wohlbefinden der Tiere in den jeweiligen Verfahren eine nicht unerhebliche Bedeutung zu. Befragte Personen (%) 70,00 n = 245 n = 246 n = 245 n = 245 60,00 50,00 40,00 30,00 20,00 10,00 0,00 konventionell Schrägboden sehr gut Abb. 38: gut Offenfront weniger gut Auslauf schlecht Ersteindruck der Befragten über das Wohlbefinden der Tiere ERGEBNISSE 134 In Abb. 38 ist zu erkennen, dass für das Schrägbodensystem, den Offenfront- sowie den Auslaufstall dieser Ersteindruck mit jeweils über 50% der Nennungen überwiegend gut war. Der Offenfrontstall erzeugte zudem bei 15% der Befragten einen „sehr guten“ Eindruck, der Auslaufstall sogar bei 33%. Der konventionelle Stall wurde lediglich von 34% der Befragten auf Anhieb als positiv (gut / sehr gut) eingeschätzt. Über 65% der Befragten bescheinigten ihm einen weniger guten bzw. schlechten Eindruck. Diese Einschätzung war unter Umständen schon durch verschiedene (z.B. mediale) Einflüsse vorgeprägt. Aber auch die vermeintlich tierfreundlicheren Systeme weckten bei einigen Pädagogen negative Eindrücke. So wurden dem Schrägbodenstall ca. 40%, dem Offenfrontstall 31% sowie dem Auslaufstall 7% weniger gute oder schlechte Eindrücke zugeordnet. Hieraus kann abgeleitet werden, dass sich innerhalb dieser Verbrauchergruppe zum Teil sehr kritische Einstellungen generell gegenüber der Nutztierhaltung wiederfinden. Bei den folgenden Fragen sollten die Lehrer ihre Einschätzungen konkreter anhand von kognitiv erfassten Indikatoren fällen. In Abb. 39 wird das Ergebnis der Beurteilung von Umweltreizen (Beschäftigungsangebot, Licht, Stallklima) für die Tiere innerhalb des jeweiligen Systems vorgestellt. Befragte Personen (%) 70,00 n = 245 n = 245 n = 244 n = 245 60,00 50,00 40,00 30,00 20,00 10,00 0,00 konventionell Schrägboden sehr gut Abb. 39: gut Offenfront weniger gut Auslauf schlecht Beurteilung der Umweltreize für die Tiere durch Verbraucher Beim Vergleich der Systeme für dieses Merkmal wurden der Auslauf- sowie der Offenfrontstall von der Mehrzahl aller Pädagogen (92% bzw. 73%) positiv (gut/sehr gut) eingeordnet. Beim konventionellen und beim Schrägbodensystem überwog hierfür die negative Einstufung (weniger gut/schlecht) mit 79% bzw. 57% aller Befragten. Bei der jeweils systemspezifischen Frage zum konventionellen wie zum Schrägbodensystem wurden die dort zu bewertenden Beschäftigungsangebote Beschäftigungstechnik bzw. Minimalstrohgabe, im Hinblick auf die Verhaltensbedürfnisse der Tiere, von der Mehrzahl der Befragten als ungeeignet bewertet. So wurden die ERGEBNISSE 135 Techniken in Form von Ketten und Holz nur von 15% der Lehrer als positiv bewertet, 84% befanden diese für die Tiere als weniger bzw. ungeeignet; die Minimalstrohgabe wurde weiterhin nur von 37% der Befragten als positiv eingestuft, 60% der Pädagogen hielten diese ebenfalls für weniger geeignet bzw. für ungeeignet (siehe Anhang Abb. A15). Hiervon lässt sich ableiten, dass es den Befragten fachlich nicht möglich war, die wissenschaftlich begründeten Vorteile dieser Angebote zu erkennen. Unabhängig hiervon, trugen die außenklimanahen Bedingungen des Offenfront- und Auslaufstalls sicherlich zu deren positiver Einschätzung bei. Abb. 40 zeigt die Beurteilungen der Lehrer für den jeweiligen Ruhebereich innerhalb der einzelnen Verfahren. Die Mehrzahl der Lehrer fanden, dass sich die Tiere im Ruhebereich des Schrägboden-, Offenfront- und Auslaufstalls wohl bzw. sehr wohl fühlten. Der Ruhebereich des konventionellen Verfahrens wurde lediglich von 30% der Befragten positiv (Tiere fühlen sich wohl/sehr wohl) eingeschätzt. Befragte Personen (%) 70,00 n = 241 n = 243 n =246 n = 245 60,00 50,00 40,00 30,00 20,00 10,00 0,00 konventionell Schrägboden sehr wohl Abb. 40: wohl Offenfront weniger wohl Auslauf unwohl Einstufung des Wohlbefindens der Tiere im Ruhebereich durch Verbraucher Die Beurteilungen, dass sich die Tiere im jeweiligen Ruhebereich weniger wohl bzw. unwohl fühlten, waren vom konventionellen System zum Auslaufstall hin abnehmend. Jedoch wurde auch der Ruhebereich im Auslaufstall von immerhin 12% aller Befragten als negativ für die Tiere eingeschätzt. Unabhängig hiervon wurden dennoch die getrennten Klimabereiche mit einem Rückzugsraum für die Tiere im Rahmen der systemspezifischen Fragen als überwiegend positiv beurteilt. So wurden diese Klimabereiche von 75% der Lehrer beim Offenfrontstall für gut bzw. sehr gut befunden und beim Auslaufstall mit vollständigen Außenklimabedingungen sogar von 90% (siehe Anhang Abb. A16). ERGEBNISSE 4.6.3 136 Gesamtheitliche vergleichende Beurteilung der Verfahren In Teil 4.1 des Fragebogens wurden die Lehrer gebeten, den einzelnen Haltungsverfahren für verschiedene Parameter abstufende Rangzahlen zuzuordnen. Im Rahmen einer vergleichenden Bewertung sollte dem jeweils besten Verfahren der Rang [1] zugeordnet werden und den jeweils anderen Verfahren weiter abstufend die Ränge [2] , [3] und [4] (schlecht). Bei der Ergebnisinterpretation ist zu beachten, dass jeweils alle vier Ränge eindeutig zuzuweisen waren und es keine Mittelnoten bzw. Gleichbewertungen gab. Das Resultat dieser gesamtheitlichen Bewertung durch die Pädagogen wird in Abb. 41 vorgestellt. Die Darstellung zeigt jeweils die Bewertungen zur „Tiergerechtheit“, „Lebensmittelhygiene“, „Arbeitsplatzqualität“, „Umweltfreundlichkeit“ sowie zum hieraus resultierenden „Gesamteindruck“ je Haltungsverfahren. Es muss hierbei berücksichtigt werden, dass die Aspekte, welche nicht unmittelbar mit dem Tierwohl in Zusammenhang stehen, in der Systemvorstellung nicht so ausführlich beschrieben wurden. Grundsätzlich zeigte sich, dass der Auslaufstall jeweils am häufigsten die höchste Rangzahl [1] zugeordnet bekam, der Offenfrontstall am häufigsten die Rangzahl [2], der Schrägbodenstall den Rang [3] sowie das konventionelle Verfahren den Rang [4]. Dennoch gab es bei den einzelnen Parametern starke Unterschiede in der Niveauhöhe dieser Ränge. Dies zeigt, dass es den Befragten, wenn auch eingeschränkt, möglich war verschiedene Aspekte differenziert zu beurteilen. konventionell Rang 2 Offenfrontstall Rang 3 Gesamteindruck Umweltfreundlichkeit Arbeitsplatzqualität Lebensmittelhygiene Tiergerechtheit Gesamteindruck Umweltfreundlichkeit Arbeitsplatzqualität Lebensmittelhygiene Tiergerechtheit Gesamteindruck Schrägboden Rang 1 Abb. 41: Umweltfreundlichkeit Arbeitsplatzqualität Lebensmittelhygiene Tiergerechtheit Gesamteindruck Umweltfreundlichkeit Lebensmittelhygiene 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Arbeitsplatzqualität 137 Tiergerechtheit prozentuale Rangvergabe (%) ERGEBNISSE Auslaufstall Rang 4 Gesamtheitliche vergleichende Beurteilung der Verfahren durch Verbraucher Die Bewertungen für den Parameter Tiergerechtheit waren analog zu den Ergebnissen aus Kapitel 4.6.2. So wurde der Auslaufstall von 85% der Befragten mit der Rangnote [1] beurteilt, die Rangnote [2] wurde am häufigsten dem Offenfrontstall (81%) zugeteilt, die Rangnote [3] dem Schrägbodenstall (83%) sowie die Rangnote [4] dem konventionellen Verfahren (86%). Für die Bereiche Lebensmittelhygiene, Arbeitsplatzqualität, sowie Umweltfreundlichkeit wurde jedoch das Muster der Niveauhöhen von den einzelnen Rängen differenzierter. So wurde hier die Rangzahl [1] jeweils am zweithäufigsten dem konventionellen Verfahren zugeordnet. Für den Parameter Lebensmittelhygiene wurde dem Auslaufstall von nur noch 57% der Befragten die Rangnote [1] zugeteilt. Dem folgte das konventionelle Verfahren mit 19%, der Offenfrontstall mit 14% sowie der Schrägbodenstall mit 8%. Dies zeigt, dass der Zusammenhang zwischen Buchtensauberkeit und Spaltenboden, somit die positive Funktion dieser Bodengestaltung, durchaus von fast jedem fünften Lehrer erkannt bzw. anerkannt wurde. Ein ähnliches Ergebnis zeigte sich auch bei der Beurteilung der Arbeitsplatzqualität. Im Vergleich aller beurteilten Parameter für den Auslaufstall erhielt er für die Arbeitsplatzqualität die geringste Prozentzahl der jeweils höchsten Bewertung [1] mit 37%, wenngleich dieser Wert wiederum der Höchste im Vergleich aller Verfahren unterein- ERGEBNISSE 138 ander war. Der Offenfrontstall wurde als zweitbestes System hierfür eingestuft, die Schrägboden- sowie die konventionellen Ställe bekamen am häufigsten die Ränge drei bzw. vier. Die differierenden Niveauhöhen der Ränge zeigen, dass es innerhalb der Lehrerschaft durchaus unterschiedliche Ansichten gibt wie die Arbeitsplatzqualität in den einzelnen Verfahren zu bewerten ist z.B. hinsichtlich Kälte, Staub, Tätigkeiten. Dies trifft so ja auch auf die Landwirte zu. Bei der Beurteilung der Umweltfreundlichkeit der einzelnen Systeme wurde die Rangnote [1] dem Auslaufstall von 48% der Lehrer zugeteilt, dem konventionellen System von 28%, dem Offenfrontstall von 17% sowie dem Schrägbodenstall von 5% der Pädagogen. Mit der Rangnote [4] wurde wiederum das konventionelle Verfahren am häufigsten beurteilt (56%), gefolgt vom Auslaufstall mit 28%, der Schrägbodenund Offenfrontstall wurde mit dieser Einstufung nur wenig bedacht. Für den Parameter Umweltfreundlichkeit fielen somit die Beurteilungen ebenfalls sehr unterschiedlich aus. Es scheinen hier das konventionelle Verfahren und der Auslaufstall sehr stark zu polarisieren, jeweils im positiven wie im negativen Sinn. Aus fachlicher Sicht sind die Ställe auf Güllebasis mit getrennten Klimabereichen sicherlich als besser einzuordnen als die wärmegedämmten Ställe mit Zwangslüftung (TA-LUFT, 2002), jedoch treten bei erstgenannten im Nahbereich erheblich mehr Emissionen auf. Schließlich waren die Befragten dazu aufgefordert, resultierend aus diesen Einzelbewertungen, jeweils eine Rangnote für den Gesamteindruck der einzelnen Verfahren zu vergeben. Diese Gesamteinschätzung war nahezu identisch mit der Beurteilung für die Tiergerechtheit. So wurde die Rangnote [1] dem Auslaufstall von 80% der Pädagogen zugeteilt, die Rangnote [2] dem Offenfrontstall von 76%, die Rangnote [3] dem Schrägbodenstall von 87% sowie die Rangnote [4] dem konventionellen Verfahren von 88% der Lehrer. Dies zeigt, dass für die Beurteilung eines Haltungsverfahrens von Seiten der Pädagogen und somit stellvertretend für viele Verbraucher vor allem bzw. ausschließlich der Parameter „Tierschutz“ von Bedeutung ist. Es werden zwar weitere Aspekte wie z.B. die Arbeitsplatzqualität wahrgenommen und diese können auch differenziert eingeschätzt werden, jedoch nehmen sie nur eine untergeordnete Rolle bei der Präferenz eines Verfahrens ein. Es konnten keine eindeutigen Differenzen bei der Einschätzung der Stallformen in Kombination Lehrer „mit“ und „ohne“ Bezug zur Landwirtschaft festgestellt werden. Grundsätzlich konnte eine hohe Übereinstimmung für die unabhängige Stallsystembeurteilung der Parameter Ruhebereich und Umweltreize mit der vergleichenden Beurteilung am Schluss festgestellt werden. Dies zeigt, dass die Bewertungen am Ende des Fragebogens nicht impulsiv waren, sondern anhand der zuvor angeeigneten Informationen getroffen wurden. ERGEBNISSE 139 Hinsichtlich der differenzierten Einschätzung verschiedener Teilbereiche dieses Beurteilungskomplexes ist der fachliche Hintergrund der beurteilenden Verbraucher zu hinterfragen. Zweifelsohne besteht hier und im speziellen in dieser Studie mit einer überdurchschnittlich gebildeten Verbrauchergruppe ein großes Bedürfnis nach Informationen. 4.6.4 Auswirkungen auf das Kaufverhalten Prozent der Befragten in % (n=258) Auf Basis der differenzierten Beurteilung von den einzelnen Haltungsverfahren wurden die Pädagogen abschließend befragt, aus welcher Stallvariante sie ihr Fleisch am liebsten beziehen würden. Das Ergebnis (Abb. 42) war ähnlich eindeutig wie die Gesamtbeurteilung. So gaben 80% der Befragten an, dass sie Fleisch am liebsten von einem Auslaufstall beziehen würden; 12% würden dies am liebsten von einem Offenfrontstall beziehen und 1% von einem Schrägbodenstall. Das konventionelle Verfahren wurde nie direkt genannt, jedoch war es 7% der Befragten egal, in welcher Stallvariante Tiere für ihren Fleischverzehr gemästet werden. 90 79,5 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Abb. 42: 12,4 0 0,8 Konventionell Schrägbodenstall Offenfrontstall 7,4 Auslaufstall egal Kaufpräferenz für Fleisch aus verschiedenen Haltungsverfahren An diese Frage anschließend wurden die Befragten gebeten, Angaben über ihre persönliche Bereitschaft zu monetären Mehrausgaben für Fleisch aus tierfreundlichen Ställen abzugeben. Auf dem Fragebogen konnten Preiserhöhungen von 20, 50, 80 bzw. mehr als 80 Cent angekreuzt werden. In Abb. 43 werden die Ergebnisse hierzu differenziert in Land- und Stadtregionen vorgestellt. ERGEBNISSE 140 Befragte in % (n= 258) 60,00 56,14 52,08 50,00 40,00 30,00 20,00 10,00 Stadt Land 22,22 22,81 20,14 18,42 5,56 2,63 0,00 20 Cent 50 Cent 80 Cent > 80 Cent potentielle Mehrausgaben in Cent Abb. 43: Potentielle Mehrausgaben für Fleisch im Stadt-Land Vergleich Zu erkennen ist, dass kein eindeutiger Unterschied zwischen den Pädagogen aus beiden Regionen festzustellen war. Grundsätzlich war in den Landregionen die Bereitschaft zu Mehraufwendungen bei der 20 Cent- sowie 80 Cent- Marge etwas höher, hingegen war diese Bereitwilligkeit von städtischen Lehrern bei der 50 Cent- sowie „> 80 Cent“- Marge etwas besser. Über die Hälfte aller Befragten wäre bereit, mehr als 80 Cent zusätzlich je kg Schweinfleisch zu bezahlen, wenn dieses von Tieren aus tiergerechten Ställen stammen würde. Jeweils ca. 20% der Pädagogen wären bereit, zusätzlich 50 bzw. 80 Cent je kg Schweinfleisch zu bezahlen. Etwa 4% der Lehrer würden einen Mehrpreis von 20 Cent je kg bezahlen. Es ist zu berücksichtigen, dass es bei den Antwortmöglichkeiten nicht möglich war, eine Angabe für keine Mehrausgaben zu machen. Zieht man jedoch die fehlenden Angaben zu dieser Frage als Hilfsvariable heran, so kann, unter Einschränkungen geschlossen werden, dass ca. 5% der Befragten zu keinen Mehrausgaben bereit wären. Für die Fragestellung, ob Lehrer mit oder ohne Bezug zu einem landwirtschaftlichen Betrieb zu Mehraufwendungen bereit wären, konnte ebenfalls kein eindeutiges Ergebnis festgestellt werden. Bei den Nennungen zu den Mehrausgaben von über 80 Cent lag die Gruppe ohne Bezug (57%) um 6 Prozentpunkte über der Gruppe mit Bezug (51%), bei den jeweils anderen Margen von Preiserhöhungen war dies aber auch wieder anders. In Abb. 44 werden die Angaben zum generell bevorzugten Haltungsverfahren sowie zu potentiellen Mehrausgaben für tierfreundliche Ställe miteinander verknüpft vorgesellt. Befragte in % ERGEBNISSE 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 141 n = 11 n = 55 n = 53 n = 136 Auslaufstall Offenfrontstall Schrägbodenstall Konventionell egal 20 Cent 50 Cent 80 Cent > 80 Cent potentille Mehrausgaben Abb. 44: Potentielle Mehrausgaben in Abhängigkeit vom Haltungsverfahren Für das konventionelle System wurde direkt keine Angabe für eine Bereitschaft zu Mehraufwendungen gemacht. Dennoch kann indirekt über die Antwort „egal“ geschlussfolgert werden, dass hier auch die konventionellen tierfreundlichen Ställe integriert sind. So wären demzufolge 27% der Lehrer mit der Bereitschaft für Mehrausgaben von 20 Cent willens, dies auch für Fleisch aus aufgewerteten konventionellen Ställen zu bezahlen. In Abb. 44 ist deutlich zu erkennen, dass mit der Bereitschaft zu höheren Ausgaben diese nicht systembezogene Einstellung deutlich rückläufig ist. Grundsätzlich wurde der Auslaufstall bei jeweils allen Margen für Mehraufwendungen am häufigsten gewünscht (Ø 75%). Je größer zudem die Bereitschaft für einen Mehrpreis war, desto häufiger wurde hierfür dann auch der Auslaufstall genannt. Der Offenfrontstall wurde prozentual am häufigsten in Kombination mit 50 Cent sowie 80 Cent Mehrpreis (jeweils ca. 15% der hierfür bereiten Lehrer), also mittleren Preissteigerungen genannt. Ebenso wurde bei diesen mittleren Margen jeweils einmal (entspricht je ca. 2% der hierfür bereiten Pädagogen) das Schrägbodensystem genannt. DISKUSSION UND BEWERTUNG 142 5 DISKUSSION UND BEWERTUNG 5.1 Versuchsdurchführung Aufgabenstellung dieser Untersuchung war die gesamtheitliche Beurteilung vier verschiedener Haltungsverfahren für Mastschweine differenziert in die Teilbereiche Tiergerechtheit, Stallklima, Ökonomie sowie Verbraucherfreundlichkeit. Übergeordnet dieser Zielsetzung stand das in der Einleitung vorgestellte Postulat von FEWSON und BISCHOFF (1968): „Um verlässliche Aussagen über die einzelnen Verfahren machen zu können, sind Prüfungen mit erweiterter induktiver Basis (stark variierende Verhältnisse) und angepasster Wiederholungszahl unerlässlich. Solche Prüfungen können entweder in mehreren Versuchsbetrieben oder in einer größeren Zahl praktischer Betriebe durchgeführt werden...der Aufwand für Versuchsarbeiten ist nur dann gerechtfertigt, wenn die Ergebnisse eine kritische biometrische Prüfung ermöglichen.“ 5.1.1 Untersuchungskonzept Die Erhebungen fanden auf insgesamt 20 Praxisbetrieben statt. Mit einer Stichprobengröße von fünf Ställen je System wurde im Rahmen der zwölfmonatigen Untersuchung versucht, verschiedene Einflussfaktoren (z.B. Betrieb, Klima) auf die Funktionalität der jeweiligen Systeme zu quantifizieren und somit zu relativieren. Vorteile der Feldstudie waren dabei, dass alle Haupteinflüsse wie die untersuchten Tiere sowie die Haltungstechnik aber auch Randparameter wie z. B. der Betreuungsaufwand je Tier oder die Stallgröße den realen Bedingungen in der Praxis entsprachen. So besteht nicht die Gefahr von Verzerrungen bei Übertragung der Ergebnisse in Beratungsempfehlungen wie sie etwa bei Laboruntersuchungen möglich ist. Nachteile einer Felduntersuchung hingegen sind die problematische Standardisierung der einzelnen Stichproben sowie die Standardisierung der eigentlichen Versuchsdurchführung mit wechselndem Personal und in verschiedenen Umwelten. Können jedoch diese Standardisierungen zum Großteil gewährleistet werden, so sind die Ergebnisse der Untersuchungen gerade durch die variierenden Verhältnisse auf eine Vielzahl von Betrieben übertragbar. Hauptaufgabe bei der Versuchsvorbereitung war es somit zum einen, jeweils fünf einheitliche Ställe je Haltungsverfahren zu finden und zum anderen auch die betreffenden Landwirte von der Teilnahme an der Studie zu überzeugen. Hier erwies sich die Unterstützung durch das Kompetenzteam Schweinehaltung an der Landesanstalt für Schweinezucht Forchheim bzw. Boxberg als essentiell wichtig, da der Großteil der Betriebe nur hierüber ausfindig gemacht und über bestehende persönliche Kontakte DISKUSSION UND BEWERTUNG 143 zur Teilnahme an der Studie bewogen werden konnte. Eine geringe Anzahl Betriebe konnte auch über Firmen- oder Verbandskontakte gefunden und gewonnen werden. Begründeter Hauptvorbehalt bei zögerlicher Zusage oder Absage war oftmals die Angst der Landwirte vor einer möglichen Krankheitseinschleppung; dieser konnte mit dem in Kapitel 3.3 beschrieben Hygieneprogramm aber bei der Mehrzahl entkräftet werden. Nach Beendigung der Studie wurden keine Aussagen zu einer ausgebrochenen Krankheit im Zusammenhang mit den Betriebsbesuchen bekannt. Dies rechtfertigt nachträglich somit den hohen Reinigungs- und Desinfektionsmittelaufwand (ca. 8000 € nur für Material) mit einer strikten Schwarz-Weiß-Bereichs-Trennung. Bei einigen potentiellen Betrieben scheiterte die Teilnahme an den finanziellen Forderungen der Landwirte. Grundsätzlich erleichtern zwar Geldbeträge die Überzeugungsarbeit und geben auch eine gewisse Planungssicherheit, dennoch wurden gerade die „unabhängigen“ Verhältnisse in dieser Studie mit den guten persönlichen Kontakten nach Aussagen einiger Landwirte und auch vom Autor als sehr angenehm empfunden. Diese forderten auch das gegenseitige Bemühen umeinander. Ausdrücklich zu betonen ist die große Gastfreundlichkeit aller Landwirtsfamilien, oft verbunden mit freier Kost, Logie und guten Gesprächen. Die Aufwandsentschädigung von Seiten des Projekts in Form der betriebsspezifischen und zusätzlich der anonymisierten Ergebnisse von den anderen Betrieben im Vergleich sowie der Unterstützung bei der Informationsbeschaffung wurde im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten geleistet und auch gerne angenommen. Hinsichtlich der Homogenität von Haltungsmerkmalen innerhalb der einzelnen Stichprobengruppen waren sicherlich das aufgewertete konventionelle Verfahren sowie das Auslaufsystem am kritischsten zu beurteilen. Beim konventionellen Verfahren konnten nicht immer die genau definierten Platzansprüche je Tier im Jahresverlauf durch unterschiedliches Buchtenbelegmanagement der Landwirte eingehalten werden. Dennoch waren die Betriebe in ihrer Gesamtheit als aufgewertetes Verfahren zu betrachten. Die unterschiedlichen Systeme innerhalb des Auslaufverfahrens entsprachen deren erweiterten induktiven Basis in der Praxis. Das heißt, es war nicht möglich, fünf bau- und haltungstechnisch gleiche Ställe zu finden. So kann diese Heterogenität für die Aussagekraft, wenn auch für die einzelnen Untersysteme eingeschränkt, als positiv betrachtet werden. Hierbei ist jedoch zu betonen, dass die definierten Hauptmerkmale für dieses Verfahren, eine geschlossene Liegefläche mit Stroh sowie ein Auslauf nahezu von jedem Stall erfüllt wurden. Grundsätzlich wäre es hinsichtlich der Ergebnisinterpretation für alle Teilbereiche der Untersuchung von Vorteil gewesen, als weitere Variante eine sogenannte NullVariante, dies bedeutet ein konventionelles Verfahren ohne jegliche Aufwertung, in die Untersuchung zu integrieren. Dies stand bei der Versuchplanung auch zur Debat- DISKUSSION UND BEWERTUNG 144 te, scheiterte dann aber an den gegebenen Kapazitäten, da alternativ bei gleichem Aufwand für die Versuchsdurchführung der Stichprobenumfang für die jeweils anderen Verfahren hätte eingeschränkt werden müssen. Zudem wurde nach der damaligen politischen Lage erwartet, dass die hier definierte aufgewertete konventionelle Variante zur Nullvariante wird. Bei der eigentlichen Versuchsdurchführung, das heißt bei der Datenerhebung vor Ort waren mehrere Personen beteiligt (der Autor und insgesamt 4 studentische Hilfskräfte). Die Personen wurden, soweit möglich, jeweils zufällig den einzelnen Betriebsbesuchen zugeteilt. Nachteil von mehreren zur Untersuchung eingesetzten Personen ist, dass die Variabilität der Ergebnisse höher wird, als bei nur einer Person. Vorteile hingegen sind, dass die Methodik gut allgemein wiederholbar ist (z.B. in Folgeprojekten) und der Einfluss einer einzelnen Person weniger von Bedeutung für die erhobenen Ergebnisse ist. Zur Standardisierung der Beobachtungen und Beurteilungen der Personen untereinander wurden mehrmals in den Jahren 2003/2004 Vergleichstests durchgeführt. Die dabei gewonnenen mittleren Korrelationskoeffizienten waren wie in 3.4.3 beschrieben durchweg zufriedenstellend. Teilweise waren die studentischen Hilfskräfte in zeitlicher Reihenfolge, also nicht gleichzeitig im Projekt integriert. Hierzu war es notwendig, dass mindestens eine Person als konstanter Vergleichspartner für den ganzen Versuchszeitraum zur Verfügung stand. Dies war für den Autor sowie eine studentische Hilfskraft der Fall. Die Einheitlichkeit der Versuchsdurchführung vor dem Hintergrund verschiedener Umwelten konnte durch ein standardisiertes Versuchs- bzw. Besuchsprogramm mit Hilfe von Zeitmarken, vorgefertigten Erhebungsbögen bzw. vorgegebener elektronischer Erfassung, definierten Stallplänen mit Funktionsbereichseinteilungen und Buchtennummerierung, sowie intensiver Schulung der Mitarbeiter in der Anwendung der Versuchstechnik gewährleistet werden. Der Versuchsplan mit den zweitägigen Untersuchungen je Jahreszeit und Stall kann als gut geeignet für eine Feldstudie bewertet werden. Neben arbeitstechnischen Vorteilen (nur eine Anfahrt, Aufbau, Abbau und Desinfektion der Messgeräte pro Betrieb und Jahreszeit) war vor allem auch der hierdurch gewährleistete Ausgleich einzelner Tageseffekte positiv zu beurteilen. Durch die Übernachtung vor Ort war ebenfalls ein gewisser Zeitgewinn bzw. auch eine Entspannung des sehr dicht gedrängten Untersuchungsprogramms möglich. Nach Durchführung und Auswertung der Untersuchungen kann festgestellt werden, dass sich durch die wie im Versuchplan vorgesehenen Wiederholungen der Faktoren Bucht-Betrieb-Verfahren-Jahreszeit eine solide und ausreichende Datenbasis ergab, welche die von FEWSON und BISCHOFF (1968) geforderte „kritische biometrische Prüfung“ für den Verfahrensvergleich ermöglichte. DISKUSSION UND BEWERTUNG 5.1.2 145 Durchführung der Teiluntersuchungen Schwerpunkt der gesamten Studie war die Beurteilung der Tiergerechtheit für die einzelnen Stallformen. Zur Bearbeitung dieser Aufgabenstellung musste eine aussagekräftige Kombination von allgemein anerkannten Einzelbeurteilungskonzepten gefunden werden. So wurden Verhaltensbeobachtungen, die Integumentbeurteilung nach der Methode „Ekesbo“, Stallklimamessungen und Bonituren der Buchtenverschmutzung miteinander verknüpft und auf die spezielle Versuchskulisse angepasst. Grundlage für die Verhaltensbeobachtungen war, dass die einzelnen Buchten jeweils nach gleichen Schemata in Funktionsbereiche eingeteilt waren (siehe 3.4.1.1) und diese auch eingesehen werden konnten, um so Bezüge zur Funktionsbereichswahl herstellen zu können. Auch war es notwendig, immer alle Tiere gleichzeitig beobachten zu können, um so Verhältnismerkmale in Form von Buchtenmittelwerten errechnen zu können. Trotz konzipiertem Hochstuhl war es in den Verfahren mit getrennten Klimabereichen nicht möglich, jeweils alle Funktionsbereiche gleichzeitig einzusehen. Körperliche Bewegungen des Beobachters oder seine unmittelbare Nähe innerhalb oder über der Bucht schieden zudem aus, da die Voruntersuchung zeigte, dass die Tiere durch unmittelbare Sichtkonfrontation oder durch Laufen von Personen innerhalb der Abteile bzw. Ställe zu stark beeinflusst wurden. Auch bauliche Veränderungen in den Ställen wie z.B. Einbau eines Glasfensters in die Ruhekistendeckel schieden aus Machbarkeitsgründen aus, die zudem auch nur eine unbefriedigende Sicht ermöglicht hätten. Weiterhin war es Vorgabe der Versuchsplanung stets zwei Buchten gleichzeitig beobachten zu können; so schied auch ein Beobachtungsstandort unmittelbar nur für eine Bucht aus. Die technische Lösung für die Aufgabenstellung a) Sicht aller Tiere einer Buchtengruppe, inklusive aller Funktionsbereiche, b) Parallelbeobachtung von zwei Buchtengruppen ohne Ortsveränderung des Beobachters bzw. ohne unmittelbare Sichtkonfrontation für die Tiere, in Form der in Kapitel 3.4.1 beschriebenen mobilen Videoanlage als Unterstützung für die Direktbeobachtung erwies sich rückblickend auf die Untersuchung als optimal. Hauptvorteil für die Beobachtung war hier die örtliche Ungebundenheit. Zum einen konnten die einzelnen Kameras inklusive Sender nahezu überall (Ruhekisten, Auslauf, Innenbereich) mit der im Institut entwickelten Befestigungstechnik angebracht werden und verfügten dabei über eine eigene Stromversorgung mit Bleiakkus, zum anderen waren auch die Bildempfangs-, Verarbeitungsund Visualisierungseinheit kompakt und örtlich unabhängig konstruiert. Die größten Vorteile in der Anwendung waren die kabellose Übertragung der Bilder sowie die sehr lichtempfindlichen Kameras. Die kabellose Übertragung reduzierte das Störpotential für die Bildübertragung (z.B. Anbeißen von Kabeln durch Tiere), den zeitlichen DISKUSSION UND BEWERTUNG 146 Installationsaufwand (in der Regel nur eine Untersuchungsperson zum Anbringen) sowie den Reinigungs- und Desinfektionsaufwand nach Ende der einzelnen Betriebsbesuche. Durch die lichtempfindlichen Kameras war keine Zusatzbeleuchtung auch in den dunklen Ruhekisten (schwarze Streifenvorhänge) nötig, was wiederum zu einer Tierbeeinflussung sowie einem Arbeitsmehraufwand geführt hätte. Nachteile für die Beobachtung waren, dass in sehr großen von der Kamera abzudeckenden Buchtenbereichen im Vergleich zur Direktbeobachtung nur eine eingeschränkte Sicht möglich war (z.B. Tiere verdeckten einander); hier war es dann sinnvoll zwei Kameras je Funktionsbereich zu installieren. Auch musste aufgrund der oben beschriebenen Kameralichtempfindlichkeit bei Ausläufen immer in Richtung mit dem Sonnenlicht beobachtet werden. Innerhalb der Ruhekisten wurden die Kameras bzw. deren Einhausung mit einer Plexiglasscheibe am Objektiv gerne von den Tieren beschnuppert, so dass es zu Sichteinschränkungen durch Beschlagen der Scheibe oder angeklebte Speichel- und Futterreste kommen konnte. Nachteile in der Anwendung war die potentielle Störanfälligkeit (Erodierung, Kurzschluss) nach der regelmäßigen Nassdesinfektion der Kabel (Verbindung clip-maker zu Monitor, Bleiakkus zu Kameras) sowie allen Bauteilen in Kombination mit einer zu kurzen Trocknungszeit. Im Verlauf der einjährigen Untersuchung kam es hier zu zwei Störungen, welche allerdings vor Ort behoben werden konnten, und somit, gerade im Hinblick auf den Hygieneaspekt, akzeptabel waren. Die elektronische Bonitur des Tierverhaltens mit dem Programm ETHOSCAN 04 auf robusten Tablet-PC hatte den Vorteil einer standardisierten Bonitur der einzelnen Verhaltensweisen (immer gleiche Merkmalsreihenfolge) mit Zeitkontrolle, einem verminderten Vorbereitungsaufwand gegenüber Papierbögen, sowie die Vermeidung von Übertragungsfehlern, da die Rohdaten nach den einzelnen Beobachtungsgängen bereits in elektronischem Format vorlagen. Als Vorsichtsmaßnahme wurde dennoch jeweils ein kompletter Satz Boniturbögen während den Untersuchungen mitgeführt. Die Direktbeobachtung der Tiere mit Videounterstützung kombiniert mit der Datentranskription bzw. Verhaltensquantifizierung in Form des Time-sampling bzw. der Scan-sampling Methode zeigte sich wie in der Literatur beschrieben (ETTERKJELSAAS, 1984, FASSNACHT, 1995) als sehr geeignet für eine Feldstudie. Vorteile der Direktbeobachtung waren in dieser Studie im Besonderen: a) geringer bzw. kein Installationsaufwand für Videotechnik bei 20 verschiedenen Ställen mit dementsprechender Kosten- und Zeitersparnis, b) Betriebsablauf für die Landwirte in den Ställen war nicht gestört durch technische Einbauten (bei Reinigung usw.), DISKUSSION UND BEWERTUNG 147 c) gute Qualität der Beobachtungsdaten (räumliche, allumfassende Sicht) kombiniert mit der Wahrnehmung über alle Sinne (z.B. Hören, Klimaempfindung) sowie auch der Hintergrundverhältnisse (z.B. Zuordnung von Störquellen). Nachteilig war die nicht gegebene repetitive Beobachtungsmöglichkeit, die potentielle Tierbeeinflussung sowie die gesundheitliche Belastung der Beobachter im Stall. Letzter Punkt ist gerade bei Praxisuntersuchungen mit langen Stallaufenthalten (in dieser Studie bis zu 10 h pro Tag) nicht zu unterschätzen, da hier oftmals schlechtere Klimabedingungen herrschen als in optimierten Versuchsbetrieben. Vorteile der Datentranskription des Verhaltens nach dem H-Typ mit der Scansampling Methode waren: a) das robuste Aufnahmeverfahren (geringes Fehlerpotential beim Beobachten durch momentary time sampling) gerade bei anstrengenden Untersuchungstagen; b) gute Wiederholbarkeit der Beobachtungen zwischen mehreren Personen durch einfache, klar definierte Merkmale, c) Potential der Methode für große Stichproben und somit für eine gute Datenbasis. Nachteil der Methode ist, dass relativ kurze Verhaltensweisen wie etwa Aggressionen nur schwer bzw. ungenau festgehalten werden können und diese somit auch nicht beobachtet wurden. Aufgrund der beobachteten Merkmalsfülle mit dementsprechendem gutem Aussagepotential war dies jedoch weniger von Bedeutung. Die Integumentbeurteilung nach „Ekesbo“ ist ein seit mehreren Jahren etabliertes Konzept zur indirekten Beurteilung der Haltungsumwelt der Tiere anhand klinischer Untersuchungen verschiedener Körperregionen, geeignet für Felduntersuchungen mit großen Stichproben (EKESBO und VAN DEN WEGHE, 1998; TROXLER, 1998). Im Rahmen der Studie wurde ein vereinfachter Merkmalskatalog hinsichtlich Kriterienanzahl und deren Ausprägungsgrad im Vergleich zu Literaturangaben (Z.B. GLOOR, 1984, 1988) erstellt. Ziel war es hier, die aussagekräftigsten und möglichst eindeutige bzw. einfach zu bonitierende Merkmale zu erfassen und zu bearbeiten. Es konnten zwischen den einzelnen Beurteilern wiederum zufriedenstellende Wiederholbarkeiten erreicht werden, wenn auch deutlich niedriger als bei den Verhaltensbeobachtungen. Problematisch war oftmals die Beurteilung der Tiere innerhalb der Bucht, da diese zum Teil durch andere Tiere in der Sicht verdeckt wurden bzw. sich diese während des Boniturvorgangs frei bewegen konnten und so ein zeitlicher Mehraufwand für eine ordnungsgemäße Beurteilung entstand. Da in der Regel jeweils nur eine Untersuchungsperson vor Ort war, war eine Separierung einzelner Tiere zur Beurteilung, welches die Optimalbedingung gewesen wäre, arbeitstechnisch nicht zu bewerkstel- DISKUSSION UND BEWERTUNG 148 ligen. Die zufällige Auswahl der zu bonitierenden Tiere sowie der Bilderkatalog als definierter Vergleichsstandard (siehe 3.4.2) trugen wesentlich zu objektiven und standardisierten Ergebnissen bei. Die Ergebnisse der verschiedenen Stallklimamessungen waren wichtige Parameter zur unterstützenden Interpretation der Verhaltensbeobachtungen sowie zur Beurteilung der Verfahrenstechnik der jeweiligen Ställe bzw. ihrer Funktionssicherheit. Der finanzielle und arbeitstechnische Aufwand war für die Bestimmung der Temperatur und der rel. Luftfeuchte in 20 Ställen an insgesamt 46 Messorten relativ hoch. Vor dem Hintergrund des Resultats kontinuierlicher Datenaufzeichnungen über zwölf Monate hinweg war er jedoch gerechtfertigt. Die verwendeten Datenlogger („System Testo 175-H2“) mit zugehöriger Ausrüstung (siehe 3.4.6.1), zeichneten sich durch ihre gute Anwenderfreundlichkeit speziell bei Installation, Programmierung und Datenübernahme aus. Auch das Sichtdisplay mit den verschiedenen Anzeigemodi war zum einen für die Referenzmessungen von Vorteil zum anderen hatten die Landwirte so einen kleinen „Zusatznutzen“ bei der Kontrolle des Stallklimas; gleichzeitig war somit auch immer eine Störungskontrolle verbunden. Hauptnachteil der verwendeten Geräte war das zum Teil offene Gehäuse mit den jeweils innenliegenden Sensoren. So kam es bei den Loggern im Innenbereich der Ställe durch Schadgase, Staub und Kondenswasserbildung, trotz Überzugs eines Nylon-Gewebes (Strumpfhose) zu mehreren Ausfällen von Sensoren wie auch der Messplatinen. Zu betonen ist hier, dass dieser Nachteil nicht hersteller-, sondern bauart- bedingt war. Messungen mit gekapselten Loggern des gleichen Herstellers, zeigten nur geringere Ausfälle für den Bereich der außenliegenden Sensoren, was bei aggressiven Umweltbedingungen unvermeidlich ist. Durch die geschützte Messplatine kam es hier zu keinen Datenverlusten und nach Austausch bzw. Reinigung der Sensoren war der Logger wieder funktionstüchtig. Für Geräte dieser Bauart sind allerdings nahezu die doppelten Aufwendungen zu tätigen; diese waren in der für das Projekt benötigten Anzahl nicht zu rechtfertigen. Die einzelnen Ausfälle hatten durch die breite Gesamtdatenbasis keinen elementaren Einfluss auf die Aussagekraft der Ergebnisse. Das portable Messgerät für Schadgase „Dräger Multiwarn“ (siehe 3.4.6.2) zeichnete sich im Vergleich zu Labormessgeräten durch den anwenderfreundlichen Einsatz im Feld aus. Auch die Parallelmessung mehrerer Gase, die einfache Frischluftkalibrierung sowie die bedienungsfreundliche Software waren von Vorteil. Nachteil war die Störanfälligkeit einiger elektrochemischer Sensoren aufgrund des Dauereinsatzes unter den relativ aggressiven Umweltbedingungen. Für eine energieautarke Messdauer von >24 h wäre eine längere Akkulaufzeit von Vorteil. Die gemessenen Ergebnisse sind in den semigenauen Bereich einzuordnen und waren für die Fragestellung der Studie ausreichend. DISKUSSION UND BEWERTUNG 149 Für die Messungen der Lichtstärke als Randparameter der Untersuchung, mit Hilfe eines portablen Messgerätes (Testo 545-Handmessgerät, siehe 3.4.6.3), war nur ein geringer Mehraufwand nötig. Ziel hierbei, war lediglich eine vereinfachte Gegenüberstellung der einzelnen Ställe; somit ist auch der Bezug zu anderen Untersuchungen nur eingeschränkt möglich. Im Vergleich zu einer Grundlagenuntersuchung war die ungleichmäßige räumliche Verteilung der Messpunkte innerhalb der Stallgebäude, sowie die Messstellung des Fotoelements nur in einer Position (waagrecht, nach oben), anstatt einer 6 Ebenen Messung (VAN CAENEGEM UND WECHSLER, 2000) von Nachteil. Die ökonomische Beurteilung der einzelnen Verfahren basierte auf Ergebnissen einer Erhebung der Stallplatzkosten sowie des Arbeitszeitaufwands für die einzelnen Ställe. Wie in Kapitel 3.5 beschrieben, wären für eine umfassende Analyse des Parameters Wirtschaftlichkeit vor allem auch die tierischen Leistungen, laufende (variable) Betriebskosten sowie Managementansprüche an den Tierbetreuer zusätzlich von Bedeutung. Im Rahmen der Datenerfassung wurden auch Leistungsberichte des Landeskontrollverbands Baden-Württemberg sowie des Landeskuratoriums für Leistungsprüfungen Bayern von den einzelnen Betrieben, sofern vorhanden, verglichen. Aufgrund einer Vielzahl variabler Einflussgrößen auf die jeweiligen Ergebnisse (z.B. Futterrationen, Fütterungstechnik, Genetik, Aufstallungs- und Ausstallungsmanagement, Datenauswertung) sowie der geringen Anzahl verfügbarer Auswertungen konnten mit dieser Datengrundlage keine objektiven, standardisierten Vergleichsaussagen hinsichtlich der Haltungsverfahren getroffen werden. Sonstige variable Kosten für Gas, Strom und Wasser hätten oftmals nur mit dem Einbau von unmittelbar dem Stall zugeordneten Zählern ermittelt werden können. Zur Beurteilung der Managementansprüche an den Tierbetreuer wäre eigens eine arbeitwissenschaftliche Studie von Nöten gewesen. Die Stallplatzkosten nach DIN 276 wurden in Kooperation mit der Landsiedlung Baden-Württemberg, sowie mit Unterstützung verschiedener Stallbaufirmen (Modellkalkulationen, Angebotspreise) erhoben; dies führte zu der relativ großen Anzahl von 18 vollständig ausgewerteten Ställen. Schwierigkeiten bei der Auswertung machten oftmals die mit abgerechneten Nebengebäude und sonstigen Baumaßnahmen, welche nicht zum Haltungssystem im engeren Sinne zu rechnen waren. Des Weiteren wurden Angaben zum Eigenleistungsanteil häufig nur für die gesamte Baumaßnahme gemacht. Eine Zuordnung nach Gewerken war somit nicht möglich. Die in Kapitel 4.5.1 entwickelte Darstellungsform der Ergebnisse weist für einen objektiven Vergleich diese Kostenpositionen einzeln aus. Die Ermittlung des Arbeitszeitaufwands über Arbeitszeittagebücher ist grundsätzlich eine einfache und praktikable Methode im Feld. Leider war der Tagebuchrücklauf von 65% relativ gering. Dies zeigt die Gefahr auf, Auswertungen nur auf Aufzeichnungen des Landwirts wie z.B. Stalltagebücher zu stützen. Durch die enorme Arbeitsbelastung ist es DISKUSSION UND BEWERTUNG 150 diesen, trotz bestem Willen, oftmals nicht möglich vollständige Aufzeichnungen, ähnlich Versuchprotokollen, zu erstellen. So kann es auch zu Ergebnisverzerrungen im Vergleich von vollständigen zu nur lückenhaft ausgefüllten Berichten kommen. Eventuell könnten hier über eine monetäre Entschädigung bessere Rücklaufergebnisse erzielt werden. Die Verbraucherbefragung wurde in Lehrerkollegien verschiedener Gymnasien Baden-Württembergs durchgeführt. Über persönlich bekannte Ansprechpartner in den Schulen (Schulleiter bzw. Fachleiter) konnte ein relativ hoher Rücklauf an Fragebögen sichergestellt werden, da von ihnen quasi Werbung für das Forschungsprojekt betrieben wurde und die Kollegen verstärkt zur Teilnahme angehalten wurden. Ein noch höherer Rücklauf könnte bei vergleichbaren Aktionen durch ein kleines Gewinnspiel oder ähnliches erreicht werden. Ein Schulleiter versprach seinem Kollegium sogar ein Spanferkel und sorgte somit für einen zusätzlichen Motivationsschub. Die Gegenstichprobe im Rahmen einer mündlich-audio-visuellen Präsentation bei angehenden Lehrern war ein probates Mittel, um Informationen zum fachlichen Verständnis einer ähnlich einzustufenden Verbrauchergruppe ohne spezielle Vorkenntnisse zu erlangen. Zudem entwickelten sich im persönlichen Rahmen interessante Diskussionen über Vorgehensweise und Aufbau der Studie bzw. der Fragebögen. Die Fragebögen wurden jeweils mit einem Begleitschreiben versehen, in dem kurz das Anliegen der Fragebogenaktion und die Eingliederung in das übergeordnete Forschungsprojekt erklärt wurden, um jedem Lehrer Sinn und Ziel dieser Studie deutlich zu machen. Der Aufbau der Fragebögen mit der fachlichen Vorstellung der einzelnen Stallsysteme und die daran gekoppelte unmittelbare Abfrage zur Beurteilung der Ställe war ein geeignetes Mittel, um eine Einschätzung, basierend auf einem fachlichen Einblick, für die einzelnen Stallformen zu erhalten. Bei der unabhängigen Einschätzung der Ställe im Einzelnen beantworteten die Lehrer im Normalfall alle Fragen eindeutig. Probleme traten jedoch bei der vergleichenden Beurteilung von den Stallformen in den Abschlussfragen auf. Bei einem Pre-Test wurden alle Ränge wie geplant eindeutig zugeordnet. In der eigentlichen Umfrageaktion trat jedoch das Problem auf, dass Mehrfachnennungen einzelner Ränge oder Zwischennoten abgegeben wurden. Der prozentuale Anteil an Mehrfachnennungen oder Zwischennoten lag abhängig von den einzelnen Kriterienpunkten zwischen 15% und 25%. Das Problemfeld bestand in der eindeutig abzustufenden Bewertung, indem jeder Rang von [1] (für das beste) bis [4] (für das unvorteilhafteste Stallsystem) einmal je Parameter vergeben werden musste. Vorteile dieser Vorgehensweise bestanden darin, dass jeder Lehrer exakt das gleiche Stimmgewicht für seine Aussage erhielt, sowie in einem stärkeren Differenzierungspotential des Vergleichs. Viele Lehrer hatten jedoch Schwierigkeiten, mit der differenzierten Einschätzung der Ställe hinsichtlich einzelner Kriterien. So gaben die Pädagogen vor allem bei den Punkten „Sauberkeit und Hy- DISKUSSION UND BEWERTUNG 151 giene (Lebensmittel)“ sowie „Arbeitsplatzqualität für den Landwirt“ an, sich unter diesen Feldern nichts Konkretes vorstellen zu können und machten zum Teil auch gar keine Angaben. Einfacher wäre es gewesen, die Verteilung von Zwischennoten zu erlauben und den Lehrern ihr gewohntes Schulnotensystem mit einer Skala von 1 bis 6 zu ermöglichen, um missverständlichen Aussagen vorzubeugen. Dennoch können Aufbau, Durchführung und Ergebnisse dieser Verbraucherstudie, mit der Intention Einschätzungen auf der Basis auch von fachlichen Informationen zu erlangen, als gut geeignet bewertet werden. 5.2 Beurteilungssystem des Verfahrensvergleichs Folgend werden die ermittelten und in sich geprüften Ergebnisse unter Berücksichtigung weiterer Studien diskutiert. Als Resultat findet jeweils eine vergleichende Beurteilung der vier Haltungsverfahren für die einzelnen untersuchten Bewertungsbereiche statt. Hierfür wird jeweils eine Rangfolge angegeben. Das inhaltlich vorzüglichste Verfahren steht immer auf der linken Seite, mit Hilfe der in Tab. 42 aufgeführten Symbole schließt sich dann jeweils die Bewertungsrangfolge (abnehmend in der Vorzüglichkeit) zum rechten Seitenrand hin an. Tab. 42: Symbollegende für die vergleichende Beurteilung der Haltungsverfahren Bedeutung inhaltlich besser zu beurteilen inhaltlich besser oder gleich zu beurteilen inhaltlich gleich zu beurteilen Symbol > ≥ = Bei negativen Indikatormerkmalen darf das Symbol „>“ nicht als mathematische „Größerzeichen“ für den Merkmalswert verstanden werden, sondern es drückt jeweils die höhere inhaltliche Vorzüglichkeit eines Verfahrens gegenüber anderen aus. Bei Negativindikatoren bedeutet dies somit, dass Verfahren mit geringen Merkmalswerten „besser“ bzw. „>“ sind als Verfahren mit hohen Werten. DISKUSSION UND BEWERTUNG 152 5.3 Tiergerechtheit der Verfahren Für die Begriffe „Wohlbefinden“ mit direktem Tierbezug sowie „Tiergerechtheit“ bezogen auf die Haltungstechnik lassen sich nach WEBER UND VALLE-ZÁRATE (2005) vier Definitionsansätze im Hinblick auf deren dahinterstehende Beurteilungskonzepte unterscheiden: • reduktionistische Definitionsansätze (technische Indikatoren) • Definitionsansätze auf der Basis der Anpassungsfähigkeit • Definitionsansätze auf Basis der Gefühle (Leiden, Angst) der Tiere • Umfassende Definitionsansätze (alle integrierend) Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden zur Bewertung der einzelnen Haltungsverfahren die beiden erstgenannten Definitionsansätze bzw. Konzepte gewählt. Hierbei kann die eigentliche Beurteilung jeweils getrennt sowie im Optimalfall in integrierter Betrachtungsweise stattfinden. Für technische Indikatoren weisen BOCKISCH et al. (1999) auf die besondere Problematik hin, dass häufig davon ausgegangen wird, dass diese am einfachsten zu definieren sind. Dies könne jedoch oft ein Fehlschluss sein, denn durch die Bestimmung von diskreten Kennwerten technischer Ausführungsdetails werden in der Regel nur „Symptome“ beschrieben. Diese lassen aber keine unmittelbare Aussage zu, ob es einem einzelnen Tier in dem jeweiligen Haltungssystem gut geht oder nicht. Deshalb wurden im Rahmen der Untersuchung parallel direkt tierbezogene Indikatoren zur Beurteilung herangezogen. Nach SUNDRUM et al. (1999) sind die Reaktionen und somit das Anpassungsvermögen der Tiere auf die jeweilige Haltungsumwelt ein maßgebliches Beurteilungskriterium zur Beurteilung der Tiergerechtheit. Im Folgenden werden die von den Autoren postulierten Voraussetzungen für die Beurteilung der Tiergerechtheit mit der durchgeführten Studie verglichen - Befunderhebung anhand geeigneter tierbezogener Indikatoren, hier: Akzeptanz Funktionsbereiche, Verhaltensweisen als Indikatoren, Integumentbeurteilung. Unter anderem erwiesen sich insbesondere die beobachteten Verhaltensstörungen (z.B. Schwanz- und Ohrenbeißen) wie auch Veränderungen an den Gliedmaßen (z.B. Umfangsvermehrungen) als sehr aussagekräftig. - Differenzierung der Befunde hinsichtlich haltungsbedingter und nicht haltungsbedingter Ursachen, hier: Standardisierung der Stichproben, kritische biometrische Prüfung mit Ermittlung von Einflussgrößen. So konnte z.B. ein signifikanter Einfluss des Haltungsverfahrens auf das Auftreten von Kratzer am Körper festgestellt werden. DISKUSSION UND BEWERTUNG 153 - Bewertung der Einzelbefunde hinsichtlich ihres Aussagegehalts, hier: siehe Teil Ergebnisse. So spricht z.B. die hohe Akzeptanz des Liegebereichs im Offenfrontstallsystem, für dessen Komfort- und Schutzfunktion und kommt somit den Ansprüchen der Tiere für den Funktionskreis Ruheverhalten entgegen. - Verdichtung der Einzelbefunde zu einer abschließenden Beurteilung, hier: siehe im Folgenden, als Beispiel wird ein vereinfachter Beurteilungsgang vorgestellt: Eine geringere Akzeptanz des Liegebereichs in Kombination mit mehr Umfangsvermehrungen an den Gliedmaßen führt beim Parameter Tiergerechtheit für das aufgewertete konventionelle Verfahren im Vergleich zum Auslaufverfahren zu einer schlechteren Bewertung. Es werden folgend Verhaltens- und Integumentmerkmale im Hinblick auf die vergleichende Beurteilung der einzelnen Verfahren sowie im Literaturvergleich besprochen. Hierzu werden, wenn möglich, vor allem diejenigen Merkmale herangezogen, auf welche im Rahmen der varianzanalytischen Untersuchung signifikante Einflüsse des Haltungsverfahrens ermittelt werden konnten. Es ist jedoch zu beachten, dass statistische Relevanz nicht immer mit ethologischer Relevanz gleichzusetzen ist (GYGAX, 2004). So werden auch weitere Parameter, auf welche keine direkten Einflüsse des Verfahrens ermittelt werden konnten, die aber augenscheinlich dennoch von Bedeutung sind, zum Vergleich herangezogen. 5.3.1 5.3.1.1 Tierverhalten Strukturierung Bucht Im Durchschnitt lagen 75,52 % der Tiere während den Beobachtungszeiten, die meisten liegenden Tiere wurden im Schrägboden- (78,64%) sowie im konventionellen Verfahren (75,43%) beobachtet, gefolgt vom Offenfront- (74,79%) sowie Auslaufstall (73,23%). Die nur sehr wenig voneinander abweichenden Ergebnisse entsprechen vom mittleren Gesamtniveau her den Beobachtungen von WEBER (2003) [73,9%] und liegen unter denen von BEA (2004) [87,3 bzw. 86,6%] und MAYER (1999) [ca. 80%]. Die Liegeergebnisse von ZALUDIK (2002) sind für die Spaltenbodenställe [ca. 90%] ebenfalls etwas höher, jedoch bei den Einstreuverfahren [ca. 73,3%] relativ gleich. Die verminderten Liegezeiten können einfach damit erklärt werden, dass in der vorliegenden Studie nur während der Hauptaktivitätszeiten beobachtet wurde und hier somit die Dauern verkürzt sein mussten. Des Weiteren wurden auch keine Endmasttiere beobachtet, welche per se mehr liegen. Gegenüber allen vier Autoren DISKUSSION UND BEWERTUNG 154 konnte aber die abnehmende Liegehäufigkeit von den konventionellen zu den alternativen Verfahren hin bestätigt werden. Für die Akzeptanz des Liegebereichs im Jahresdurchschnitt konnten starke Unterschiede zwischen nahezu allen Systemen festgestellt werden. Am besten wurde der Liege- bzw. Ruhebereich im Offenfrontstall (82,07%) angenommen, dann im Auslaufstall (62,64%). Die Akzeptanz im Schrägbodenstall (43,94%) und im konventionellen System (31,39%) war deutlich geringer. Für die Akzeptanz der Ruhekisten im Jahresmittel, sowie insbesondere für die Sommermonate konnte gegenüber BEA (2004), MAYER (1999), BRAUN und MARX (1993) deutlich erhöhte Werte festgestellt werden. Dies kann über die Weiterentwicklung des Kistenstallsystems erklärt werden, da in den Untersuchungen der genannten Autoren die Ruhekisten zum Großteil noch in der Mitte eines Stalles, ohne Lüftungsschlitze zum Außenbereich angeordnet waren. Somit waren auch die Klimabedingungen im Aktivitätsbereich durch die in der Regel stärkere Einhausung (zweiseitige Aufstallung) milder und so für die Tiere attraktiver, als in einem einseitig aufgestallten Offenfrontstall mit stärkerem Einfluss des Außenklimas. Beide Punkte können deshalb als Vorteil der Weiterentwicklung zum Stallsystem Pig-port mit dementsprechender besserer Funktionssicherheit betrachtet werden. Die Ruhekiste soll hier nicht nur Schutz vor kalten Temperaturen bieten, sondern soll generell der attraktivste Ort (Bodengestaltung, Frischluft durch Schlitze, Minimalstroh) innerhalb der Bucht zum Ruhen sein. Die Liegefläche des Auslaufstalls wurde am zweithäufigsten frequentiert. Zu beachten ist jedoch, dass es sich hier um einen Mittelwert aus Sommer und Winterbeobachtungen wie in 4.1.1.1 beschrieben handelt. Es konnten die Ergebnisse von MAYER (1999) bestätigt werden, dass die Schweine mit zunehmender Stalltemperatur den Auslaufbereich vermehrt zum Ruhen aufsuchen. Für den Schrägbodenstall konnten ähnliche Ergebnisse wie die von ZALUDIK (1997) [56,58% liegende Tiere auf gesamter Festfläche] beobachtet, festgestellt werden. Zum Vergleich müssen die unterschiedlichen Definitionen des Liegebereichs (hier 2/3 der Festfläche, siehe Kapitel 3.4.1.1) beider Studien rechnerisch berücksichtigt werden. Für den konventionellen Spaltenbodenstall kann ein Vergleich zu WEBER (2003) gezogen werden, in dem dort beobachteten Teilspaltenbodenstall wurde eine Akzeptanz des planbefestigten Liegebereichs durch 35,71% der Tiere ermittelt, diese lag somit geringfügig höher als in den hier untersuchten Ställen, welche jedoch mit einem schlitzreduzierten Boden versehen waren. MAYER (1999) und ZALUDIK (2002) ermittelten eine größere Akzeptanz des Festbodens in ihren untersuchten konventionellen Ställen, jedoch sollten hierbei die unterschiedlichen zugrunde liegenden Bodenflächenanteile berücksichtigt werden. Das Merkmal „Liegen im Kotbereich von Liegen gesamt“ ist ebenfalls ein Indikatormerkmal für die Anpassung der Tiere an die Haltungsumgebung. Wegen ihrer natürlichen Abneigung gegenüber den eigenen Exkrementen suchen sie Kotplätze in der Regel nur bei Überforderung (z.B. durch DISKUSSION UND BEWERTUNG 155 hohe Temperaturen ohne adäquate Abkühlmöglichkeit) zum Ruhen auf. Die geringste Frequentierung des Kotbereichs war im Offenfrontstallsystem (4,51%) zu verzeichnen, gefolgt vom Auslaufstall (10,75%), dann vom Schrägbodenstall (18,55%) sowie schließlich vom konventionellen Verfahren (19,97%). Das Ergebnis deutet darauf hin, dass für die Tiere in Systemen mit getrennten Klimabereichen die Anpassung an die Umgebung durch verschiedene Umwelteffekte einfacher ist. MAYER (1999) stellte in Teilspaltenbodenställen mit zunehmender Stalltemperatur das vermehrte Liegen auf Spaltenboden und somit auch im Kotbereich fest. Dies bestätigt die hier beobachteten Ergebnisse für die in der Regel „wärmer geführten“ Ställe mit einheitlichem Klima. Für das Liegen im Kotbereich bzw. auf dem Spaltenboden im Schrägbodenstall wurden annähernd gleiche Ergebnisse wie von ZALUDIK (1997) [17,55%] ermittelt. Tab. 43: Bewertungsbasis – Strukturierung der Bucht Merkmal aufg. konv. Stall Schrägbodenstall Offenfronstall Auslaufstall Liegen gesamt 75,43 78,64 74,79 73,23 Liegen im LB von L. ges.* 31,39a 43,94a 82,07b 62,64c Liegen im KB von L. ges.* 19,97a 18,55a 4,51b 10,75 * signifikanter Einfluss des Haltungsverfahrens Bewertung: Aufgrund der ermittelten, in sich geprüften und diskutierten Ergebnisse im Hinblick auf die Strukturierungsmöglichkeit der Bucht für die Tiere sowie unter Berücksichtigung weiterer Studien findet folgende Bewertung statt: • Offenfrontstall ≥ Auslaufstall > Schrägbodenstall > konventioneller Stall 5.3.1.2 Gezeigte Körperstellungen Weitere wichtige Indikatorparameter für die Tierfreundlichkeit von Haltungsverfahren sind die gezeigten Körperstellungen der Tiere, zum Teil auch in Kombination mit den oben beschriebenen Lokalisationen. Bauchlage bedeutet hier eine gewisse Anspannung, die Seitenlage kann als Zeichen absoluter Entspannung der Schweine gedeutet werden (VAN PUTTEN, 1978b, VON ZERBONI UND GRAUVOGL, 1984, SAMBRAUS, 1991), jedoch immer unter Berücksichtigung des thermoregulatorischen Aspekts. Obwohl Schweine gerne in Körperkontakt zueinander liegen, wird die hiervon gesteigerte Form der Haufenlage nur bei unzureichenden Stalltemperaturen beobachtet (TROXLER und STEIGER, 1982), und ist somit negativ für die Tiere zu beurteilen (Stress aufgrund von Rangeleien um den besten Platz, Druckbelastung durch aufliegende Tiere). Im Rahmen dieser Untersuchung lagen im Durchschnitt aller Verfahren von allen liegenden Tieren 15,1% in Seitenlage, dieser Wert ist im Vergleich zu den Studien von BEA (2004), ZALUDIK (2002) und MAYER (1999) niedrig. Bei BEA (2004) DISKUSSION UND BEWERTUNG 156 und MAYER (1999) wurde im Gegensatz zu dieser Studie bei allen Verfahren prozentual mehr Seitenlage als Bauchlage beobachtet. Dies kann zum Teil auf die, innerhalb der vorliegenden Studie angewandte, sehr enge Merkmalsdefinition zurückgeführt werden: Seitenlage wurde hier nur bonitiert, wenn alle vier Extremitäten deutlich sichtbar vom Körper weggestreckt waren. Somit sollte eine noch bessere Trennschärfe gewährleistet werden, dass Seitenlage vor allem aufgrund von Entspannung und nicht aus thermoregulatorischen oder anderen Gründen festgehalten wurde, wobei hier Überschneidungen unvermeidlich waren. Am häufigsten waren Tiere mit Seitenlage im Schrägbodenstall (18,75%) zu beobachten, gefolgt vom Auslaufstall mit (16,51%), vom Offenfrontstall (14,18%) sowie vom konventionellen Verfahren (10,93%). Der hohe Wert für das Schrägbodensystem kann damit erklärt werden, dass die langen rechteckigen Buchten über eine relativ lange Buchtenwandfläche verfügten und Schweine grundsätzlich vermehrt entspannt an Wänden (Schutzfunktion, weniger Tierverkehr) liegen. BEA (2004) ermittelte ebenfalls, wenn auch auf höherem Niveau, mehr Seitenlage in einem System mit Ruhekisten (Ø > 60%) gegenüber einem Spaltenbodenstall (Ø < 60%). Auch bei ihm zeigten schwerere Tiere tendenziell häufiger dieses Merkmal. ZALUDIK (2002) beobachtete in Systemen mit Einstreu ebenfalls mehr Seitenlage (34,7%) als in Ställen mit Teilspaltenboden (28,0%), am häufigsten beobachtete sie jedoch dieses Merkmal im Vollspaltenbodenstall (38,8%). Das Kombinationsmerkmal aus Lokalisation und Liegestellung der Tiere „Seitenlage im Liegebereich von Liegen gesamt“ sagt insbesondere etwas über die Vorzüglichkeit des Ruhebereichs aus. Es lagen im Vergleich die meisten Tiere in der Ruhekiste des Offenfrontstalls in Seitenlage (13,57%), dann die im Auslaufstall (10,61%), die des Schrägbodenstalls mit 8,77% und am wenigsten zeigten Tiere auf der schlitzreduzierten Liegefläche des konventionellen Systems diese Lage mit nur 2,77%. Verblüffend ist hier, dass im Vergleich aller Verfahren gerade innerhalb der Ruhekiste am häufigsten dieses Merkmal gezeigt wurde, da hier oftmals enge Platzverhältnisse vermutet werden bzw. dort oftmals auch zu finden sind. Aber auch BEA (2004) und MAYER (1999) beobachteten innerhalb der Ruhekisten vermehrt Tiere in Seitenlage. Haufenlage der Tiere wurde am häufigsten im konventionellen Verfahren (10,47%) beobachtet, dann im Auslaufstall (7,06%), im Offenfrontstall mit 3,31% und am wenigsten im Schrägbodenstall mit 1,31%. MAYER (1999) ermittelte für einen Kriegerschür-Stall einen hohen Anteil Haufenlage in den Wintermonaten (bis zu 65%). Gleiches konnte innerhalb der Auslaufgruppe für Stall 43 (Kriegerschür) festgestellt werden (15,25% im Herbst/Winter); dieser trägt somit unmittelbar zum zweithöchsten Ergebnis mit 7,06% gezeigter Haufenlage bei, da bei allen anderen Ställen dieser DISKUSSION UND BEWERTUNG 157 Gruppe dieses Merkmal kaum beobachtet wurde. Weiterhin weist MAYER (1999) auf die Abnahme dieses Merkmals mit zunehmendem Stroheinsatz in diesen Ställen hin. Dies konnte beim unmittelbaren Stallvergleich (Betrieb 43/44, beide Kriegerschürställe) innerhalb dieser Studie ebenfalls bestätigt werden, was die Feststellung aus Kapitel 4.1.2.2 über die unzureichende Wärmedämmung im Ruhebereich dieser Ställe, gerade für jüngere Tiere unterstreicht. BEA (2004) stellte im Gegensatz zur vorliegenden Studie mehr Haufenlage in einem System mit getrennten Klimabreichen gegenüber einem wärmegedämmten Spaltendbodenstall fest. Dort konnte das Merkmal fast überhaupt nicht beobachtet werden, hier macht sich eventuell der Unterschied hinsichtlich der technischen Ausrüstung und im Management zwischen einem optimierten Versuchsstall und Praxisbetrieben bemerkbar. Tab. 44: Bewertungsbasis – Gezeigte Körperstellungen Merkmal aufg. konv. Stall Schrägbodenstall Offenfronstall Auslaufstall Seitenlage von L. ges. 10,93a 18,75b a b 14,18 c 16,51 SeitL. im LB von L. ges.* 2,77 8,77 13,57 10,61b HaufL. von Liegen ges. 10,47 1,31 3,31 7,06 (nur deskriptiv) * signifikanter Einfluss des Haltungsverfahrens Bewertung: Gezeigte Körperstellungen der Tiere (sowie auch in Bezug zur deren Lokalisation in der Bucht) • Schrägbodenstall ≥ Offenfrontstall ≥ Auslaufstall > konventioneller Stall 5.3.1.3 Erkundungs- und Beschäftigungsverhalten Für die beobachteten Häufigkeiten des Sammelmerkmals Erkundungs- und Beschäftigungsverhalten, konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den einzelnen Verfahren gefunden werden. Jedoch unterschieden sich hier die Teilmerkmale systematisch zwischen den Ställen. So wurde das arteigene Erkundungs- und Nahrungsaufnahmeverhalten „Wühlen“ vor allem in den Ställen mit Stroheinstreu gezeigt, Beschäftigungsverhalten vor allem in den Verfahren ohne Stroheinstreu mit dementsprechenden künstlichen Anreizen (Beschäftigungstechniken, Streifenvorhänge). Weiterhin sind auch die unterschiedlichen Wühlqualitäten zu beachten. So sind die Werte im konventionellen sowie im Offenfrontstall vor allem auf „Pseudowühlen“ (Wühlen auf blankem Boden) zurückzuführen; im Schrägboden- und Auslaufstall fand Wühlen immer in Kombination mit Stroh oder mindestens in einer Schicht aus Dreck- und Futterauflagerung statt. WEBER (2003) stellte auch in einem strohlosen Teilspaltenbodenstall signifikant mehr Beschäftigung mit Objekten und der Stalleinrichtung fest als in einem Tiefstreustall, wo dagegen mehr gewühlt wurde; zusätzlich DISKUSSION UND BEWERTUNG 158 zeigten die Tiere im letztgenannten Verfahren eine höhere Aktivität bei dem aus beiden Einzelmerkmalen zusammen gesetzten Parameter. Auch hier wurde im strohlosen Teilspaltenbodenstall vermehrt Pseudowühlen gezeigt. ZALUDIK (2002) stellte ebenfalls diesen Unterschied zwischen Verfahren mit und ohne Einstreu fest sowie die gleichzeitige Erhöhung der Gesamtbeschäftigung mit Strohgabe. Zudem beobachtete sie, dass mit einem vermehrten Strohangebot im Tieflaufstall gegenüber dem Einstreustall zusätzlich ein signifikant höheres Beschäftigungsverhalten ausgelöst wurde. BEA (2004) stellte im Vergleich eines Vollspaltenbodenstalls mit einem Stall mit Ruhekisten, ebenfalls ein häufigeres Beschäftigungsverhalten mit der Buchteinrichtung im letztgenannten fest, bedingt sicherlich auch durch die Streifenvorhänge der Ruhekisten. Demgegenüber zeigten Tiere im Vollspaltenbodenstall eine größere Häufigkeit bei der Erkundung der Beschäftigungstechnik. STUBBE (2000) ermittelte hierzu für hochwertigere und somit attraktivere Angebote an Beschäftigungstechnik ein signifikant häufigeres Spiel- bzw. Beschäftigungsverhalten gegenüber nur einfachen Angeboten wie einer Kette; gleichzeitig nahm mit dessen Zunahme auch die Beschäftigung mit der Buchteneinrichtung ab. Der gleiche Sachverhalt konnte auch innerhalb dieser Studie beobachtet werden, und zeigt somit die Wichtigkeit, dass gerade innerhalb intensiver Haltungsverfahren den Tieren „intelligente“ Beschäftigungsmöglichkeiten in Art und örtlicher Anbringung geboten werden sollten. Tab. 45: Bewertungsbasis – Erkundungs- und Beschäftigungsverhalten Merkmal aufg. konv. Stall Schrägbodenstall Offenfronstall Auslaufstall Wühlen gesamt 7,46 a Beschäft. Bucht + Spielzeug* 3,55 Erkund.- + Beschäft.verhalten 10,97 9,12a 5,73b b a 8,34 1,69 4,20 1,68b 10,80 9,92 9,99 * signifikanter Einfluss des Haltungsverfahrens Bewertung: Erkundungs- und Beschäftigungsverhalten der Tiere (Bewertungserklärung: ethologische Vorzüglichkeit Stroh und das damit verbundene Wühlen, Negativindikator Pseudowühlen, Qualität Beschäftigungsangebote) • Schrägbodenstall = Auslaufstall ≥ Offenfrontstall ≥ konventioneller Stall 5.3.1.4 Verhaltensstörungen Ein deutliches Merkmal zur Beurteilung der Anpassungsfähigkeit der Tiere an ihre Haltungsumwelt sind die auftretenden Verhaltensstörungen. Für das Merkmal „Ethopathien“ (Leerkauen, Stangenbeißen, Schwanz- und Ohrenbeißen) war eine Abnahme vom konventionellen zum Auslaufverfahren hin zu erkennen. Gleiches galt auch für das Merkmal „Beschäftigung mit Artgenosse“. Jedoch kam es hier im Offenfront- DISKUSSION UND BEWERTUNG 159 stall zur geringsten Manipulation von Buchtengenossen, zu erklären über das oben beschriebene Muster des Beschäftigungsverhaltens an den Kunststoffvorhängen der Ruhekisten. Sowohl bei den Einzelmerkmalen wie auch bei dem Sammelmerkmal „Verhaltensstörungen“, konnte ein signifikanter Unterschied zwischen dem konventionellen und den jeweils anderen Verfahren festgestellt werden. Als einer von wenigen Autoren schlägt RIST (1981, 1982b) zur Beurteilung dieses Verhaltens konkrete Kennwerte vor. So gibt er für Handlungen am Ersatzobjekt (vergleichbar hier: Beschäftigung mit Artgenosse) eine 5% Toleranzmarke vor. Für Stereotypien, Leerlaufhandlungen bzw. Verhaltensstörungen gibt er eine 1 bis 2 prozentige Toleranzmarke (gemittelt) vor. Dieser Verhaltenskomplex kann hier, unter gewissen Einschränkungen, mit dem Merkmal Ethopathien verglichen werden. Wie in Tab. 46 zu erkennen, liegen die Mittelwerte aus allen Verfahren unter diesen Grenzen. Werden diese Grenzen sehr eng ausgelegt, so kommen die Werte des konventionellen Verfahrens deutlich nah an diese Grenzen heran. Unter Berücksichtigung, dass es sich hier um Mittelwerte handelt, muss somit festgestellt werden, dass einige Betriebe diesen Toleranzbereich auch überschritten. Dies zeigt, wie oben beschrieben, gerade in diesen Verfahren die Bedeutung von geeigneten Beschäftigungsangeboten. Auch bei BEA (2004) trat der Parameter „Beschäftigung mit Artgenosse“ in Form des von ihm untersuchten „Belly-Nosing“ (Bearbeitung der Bauchunterseite eines Sozialpartners mit Rüssel) in einem Vollspaltenbodenstall signifikant mehr in Dauer und Häufigkeit auf als in einem System mit getrennten Klimabereichen. ZALUDIK (2002) stellte ebenfalls abnehmend das Merkmal „Beschäftigung mit Artgenosse“ mit zunehmend extensiver Haltung fest. Ebenfalls konnte sie einen abnehmenden Trend für das Auftreten des Merkmals „Schwanz- und Ohrenbeißen“ von einstreulosen Ställen zu Verfahren mit Einstreu beobachten. WEBER (2003) stellte ebenfalls signifikant mehr Manipulationen am Buchtengenossen im Teilspaltenbodenstall (2,53%) verglichen mit einem Offenstallsystem mit Tiefstreu (1,06%) fest. Tab. 46: Bewertungsbasis – Verhaltensstörungen Merkmal aufg. konv. Stall Schrägbodenstall Offenfronstall Auslaufstall Beschäftigung Artgenosse* 3,78a 2,56b 1,92b 2,04b Ethopathien* 1,04a 0,44b 0,33b 0,17b Verhaltensstörungen* 4,91a 3,10b 2,34b 2,26b * signifikanter Einfluss des Haltungsverfahrens Bewertung: Gezeigte Verhaltensstörungen der Tiere (die Rangfolge beginnt mit dem jeweils inhaltlich vorzüglichsten Verfahren für diesen Parameter) • Auslaufstall ≥ Offenfrontstall ≥ Schrägbodenstall > konventioneller Stall DISKUSSION UND BEWERTUNG 5.3.2 5.3.2.1 160 Integumentbeurteilung Verletzungen Hautoberfläche und Haut Mit Hilfe der Integumentbonitur nach der Methode „Ekesbo“, sollen die direkten wie auch die indirekten Wirkungen der Haltungsumwelt auf die Tiere in Form von Veränderungen und Verletzungen des Bewegungsapparates sowie der Hautoberfläche beurteilt werden. Diese Befunde können wiederum als ein Indikator für die Anpassungsfähigkeit der Tiere an ihre Umwelt herangezogen werden. In Tab. 47 werden die Verletzungen an verschiedenen Körperregionen der Tiere im Vergleich der Haltungsverfahren vorgestellt. Diese können zum einen direkt von der Aufstallungsform kommen (scharfe Kanten). Jedoch ist zu vermuten, dass diese vor allem indirekt, über Aggressionen der Tiere untereinander bzw. von der Beschäftigung an Artgenossen durch Reizarmut oder enge Platzverhältnisse begründet sind. Für den Bereich Ohren wurden die meisten Kratzer und Wunden im konventionellen Verfahren bonitiert, der Schrägboden- sowie der Offenfrontstall nahmen hier eine Mittelstellung ein, die wenigsten Verletzungen waren im Auslaufstall festgestellt worden. BEA (2004) stellte ebenfalls mehr Verletzungen an den Ohren in einem konventionellen Stall im Vergleich zu einem Stall mit Ruhekisten fest. MAYER (1999) kam ebenfalls zu diesem Ergebnis; des Weiteren wurden bei ihm die wenigsten Verletzungen innerhalb des Auslaufverfahrens „Kriegerschür“ bonitiert. Auch ZALUDIK (2002) und WEBER (2003) stellten in Einstreuverfahren weniger Ohrverletzungen fest als in Teilspaltenbodenställen. „Kratzer und Wunden am Körper“ konnten signifikant häufiger beim konventionellen Verfahren im Vergleich zu den drei anderen Verfahren festgestellt werden. Grundsätzlich waren die Merkmalswerte in den strohlosen Verfahren gegenüber den anderen Verfahren etwas erhöht. Auch BEA (2004) bonitierte mehr Rumpfverletzungen im konventionellen Verfahren im Vergleich zum System mit getrennten Klimabereichen fest. ZALUDIK (2002) fand ebenfalls mit zunehmend extensiver Haltung (Stroh) und dementsprechendem Beschäftigungsangebot weniger haltungsbedingte Verletzungen. WEBER (2003) hingegen stellte für den Bereich Schulter weniger Verletzungen im Teilspaltenbodenstall fest als in einem Offentiefstreusystem. Auf den Parameter „Veränderungen am Schwanz“ hatte die angebotene Nettobuchtenfläche je Tier signifikanten Einfluss, was die Bedeutung angemessener Platzverhältnisse unterstreicht. Hier wurden die meisten Veränderungen im Schrägbodensystem bonitiert, jedoch war dieses hohe Ergebnis vor allem durch einen Betrieb bedingt. Die einstreulosen Verfahren nahmen hier eine Mittelstellung ein; die wenigsten Veränderungen waren wiederum im Auslaufverfahren zu beobachten. Es muss hier die Unversehrtheit nahezu aller unkupierten Schwänze im „Neuland“ System hervor- DISKUSSION UND BEWERTUNG 161 gehoben werden, demgegenüber waren teilweise in den anderen Verfahren die Schwänze trotz Kürzung verletzt. BEA (2004) bonitierte ebenfalls wieder bei seinem Systemvergleich signifikant mehr Veränderungen am Schwanz im konventionellen Verfahren. Auch MAYER (1999) stellte analog zu den Veränderungen an den Ohren folgende abnehmende Rangfolge für die Häufigkeit des Auftretens von Schwanzverletzungen fest: Teilspaltenbodenstall, Kistenstall, Kriegerschürstall. ZALUDIK (2002) und WEBER (2003) stellten ebenfalls grundsätzlich in Einstreuverfahren weniger Schwanzverletzungen fest. Tab. 47: Bewertungsbasis – Verletzungen Hautoberfläche und Schwanz Merkmal Ohren Kratzer und Wunden Körper Kratzer und Wunden* Schwanz Veränderungen** aufg. konv. Stall Schrägboden Offenfront Auslauf Spanne MWE MWE MWE MWE MWE 1,37a 1,09 1,08 0,77b 0-5 b 0-6 b 0-3 a 1,95 0,64 b 1,23 a 0,72 b 1,36 0,62 1,13 0,46 * signifikanter Einfluss des Haltungsverfahrens / ** signifikanter Einfluss der Nettobuchtenfläche MWE = Modellwert Ekesbo = Mittelwert der gewichteten Veränderungen Bewertung: Verletzungen der Hautoberfläche und des Schwanzes (die Rangfol- ge beginnt mit dem jeweils inhaltlich vorzüglichsten Verfahren für diesen Parameter) • Auslaufstall > Offenfrontstall = Schrägbodenstall > konventioneller Stall 5.3.2.2 Veränderungen an den Gliedmaßen Der Zustand der Gliedmaßen ist ein wichtiger Parameter zur Beurteilung der Fitness und damit zum Leistungsvermögen der Tiere, da gesunde Bewegung sowohl für das Nahrungsaufnahmeverhalten wie auch für alle Stoffwechselvorgänge von Bedeutung ist. In Tab. 48 sind die Bonituren von Vorder- und Hintergliedmaßen aufgeführt, der Befund „Veränderung“ beinhaltet jeweils die Einzelbefunde „Hyperkeratosen“ sowie „Umfangsvermehrungen“. Zur differenzierten Einschätzung werden Umfangsvermehrung in Form von Gelenksverdickungen und Schleimbeutelvergrößerungen noch einmal separat vorgestellt. Grundsätzlich können hier die Ergebnisse differenziert in Verfahren mit Stroheinstreu sowie ohne Stroheinstreu beurteilt werden. So konnte bei dem Parameter „Umfangsvermehrungen an Vordergliedmaßen“ ein signifikanter Unterschied zwischen dem konventionellen Verfahren sowie den Einstreuverfahren (Schrägboden, Auslaufstall) festgestellt werden. Des Weiteren wurde ein signifikanter Unterschied zwischen den strohlosen Verfahren (aufgewertet konventionell, Offenfrontstall) sowie dem Auslaufverfahren für „Umfangsvermehrungen an den Hintergliedmaßen“ ermittelt. Generell kann somit die positive Wirkung von Stroh auf die Gliedmaßen festgestellt werden. Insbesondere bei den Auslaufställen wurden mit DISKUSSION UND BEWERTUNG 162 zunehmender Stroheinstreu verminderte Beeinträchtigungen beobachtet. PROBST (1989) stellte ebenfalls den positiven Effekt von Stroheinstreu auf die Gliedmaßen fest, bei starker Einstreu (Tiefstreu) konnte sie sogar die Heilung von bestehenden Veränderungen feststellen. Die Untersuchung von BEA (2004) zeigte Vorteile eines Systems mit Ruhekisten (Kunststoffboden) gegenüber reinen Vollspaltenbodenbuchten (Beton) für die Tarsal- und Karpalgelenke der Tiere. MAYER (1999) konnte entsprechend der vorliegenden Studie keine signifkanten Unterschiede zwischen Teilspaltenbodenställen sowie Kistenställen (beide Betonboden) finden. Mit zunehmender Einstreu (Kriegerschür, Tiefstreu) wurden auch bei ihm weniger Veränderungen an den Tarsal- und Karpalgelenken festgestellt. Auch ZALUDIK (2002) sowie WEBER (2003) konnten diesen Zusammenhang in ihren Studien ermitteln. Des Weiteren stellte ZALUDIK (2002) noch mehr Gelenksverdickungen und Hautabschürfungen in Teilspaltenbodenställen gegenüber Vollspaltenbodenställen fest. Zur vollständigen Beurteilung bzw. Einordnung dieses Parameters wäre es nötig, zum einen die Ursachen dieser Gelenksverdickungen (Gelenksentzündung, Schleimbeutelvergrößerung, Osteochondrosis) histologisch oder röntgenologisch genau zu bestimmen und hiervon dann die konkret verbundene Beeinträchtigung (Schmerz, Leiden, Behinderungen) für die Tiere abzuleiten. VEIT (2004) ermittelte eine Korrelation von r = 0,56 zwischen dem Vorkommen von klinischen Symptomen bzw. dem Grad der Lahmheit und dem Nachweis von ursächlich verantwortlichen pathogenen Erregern, jedoch mit der Einschränkung, dass dies an vorselektierten Tiere untersucht wurde. Gleichzeitig stieg bei ihm die Wahrscheinlichkeit, einen pathogenen Erreger zu isolieren mit dem zunehmenden Grad einer gelenksbedingten Lahmheit bzw. mit zunehmender Veränderung dieses Gelenks. Somit müssen für diese Gelenksverdickungen als Folge von Entzündungen stärkere Beeinträchtigungen für die Tiere vermutet werden. Weitere Forschungsarbeit ist hier unabdingbar. Tab. 48: Bewertungsbasis – Pathologische Veränderungen an Gliedmaßen Gliedmaßen aufg. konv. Stall Schrägboden Offenfront Auslauf 1 MWE MWE MWE 1,50 1,68 1,47 MWE vorne - Veränderung 1,61 a b b Spanne 0-2 vorne - Umfangsvermehrung 0,48 0,23 0,38 0,26 0-2 hinten - Veränderung 1,75 1,44 1,73 1,47 0-2 hinten - Umfangsvermehrung a 1,51 1,15 a 1,51 b 1,08 0-2 1 MWE = Modellwert Ekesbo = Mittelwert der gewichteten Veränderungen Bewertung: Pathologische Veränderungen an den Gliedmaßen (die Rangfolge beginnt mit dem jeweils inhaltlich vorzüglichsten Verfahren für diesen Parameter) • Auslaufstall = Schrägbodenstall > Offenfrontstall = konventioneller Stall DISKUSSION UND BEWERTUNG 5.3.2.3 163 Verletzungen an Gliedmaßen und Lahmheiten Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates sind jedoch nicht nur innerlich, sondern vor allem auch durch äußerliche Verletzungen bedingt. In Tab. 49 werden die Ergebnisse für Verletzungen der Gliedmaßen und Klauen sowie von Lahmheiten generell gegenübergestellt. Die oben angeführte Differenzierung in Verfahren mit Stroheinstreu sowie ohne Stroheinstreu mit jeweils zugehöriger Aussage kann auch auf die Merkmale „Verletzungen gesamt“ sowie „Lahmheiten“ übertragen werden. Für den letztgenannten Parameter konnte ein signifikanter Unterschied zwischen dem konventionellen sowie dem Schrägbodenverfahren ermittelt werden. Tiere mit Verletzungen der Afterklauen traten am wenigsten im Auslaufsystem auf. BEA (2004) konnte keine signifikanten Unterschiede für das Merkmal „Veränderungen an den Beinen“ (inklusive Verletzungen der Afterklauen, Schürfungen, Wunden und Hyperkeratosen) zwischen einem Vollspaltenbodenstall sowie einem System mit Ruhekisten feststellen. MAYER (1999) hingegen bonitierte abnehmende Werte für das Merkmal „Schäden am Kronsaum“ zwischen Teilspaltenboden-, Kistenställen sowie dem System Kriegerschür, diese Ergebnisse weisen so Parallelen zur vorliegenden Studie auf. ZALUDIK (2002) ermittelte ebenfalls mehr Klauenverletzungen in Spaltenbodenställen gegenüber Einstreusystemen. Auch WEBER (2003) bonitierte ähnlich dieser Studie in der Mastmitte signifikant mehr Lahmheiten bei der Haltung auf einem Teilspaltenboden als in einem Tiefstreusystem. Tab. 49: Bewertungsbasis – Verletzungen Gliedmaßen und Lahmheiten Gliedmaßen aufg. konv. Stall Schrägboden Offenfront Auslauf Spanne Verletzungen gesamt 0,48 0,25 0,39 0,25 0-4 a b Lahmheiten 0,15 0,06 0,13 0,08 0-2 Tiere mit verletzten Klauen (deskriptiv) 9,15 9,28 8,66 5,47 % a,b = signifikanter Unterschied Bewertung: Verletzungen an den Gliedmaßen sowie Lahmheiten (die Rangfolge beginnt mit dem jeweils inhaltlich vorzüglichsten Verfahren für diesen Parameter) • Auslaufstall ≥ Schrägbodenstall > Offenfrontstall ≥ konventioneller Stall Grundsätzlich war das durchschnittliche Gesamtniveau der Verletzungen und Lahmheiten über alle Systeme hinweg im akzeptablen Bereich. Jedoch kamen in einigen Ställen, vor allem aufgrund von Spaltenböden, stärkere Beeinträchtigungen vor. DISKUSSION UND BEWERTUNG 164 5.4 Buchtenverschmutzung Für die Beurteilung der Buchtenverschmutzung bzw. der Funktionssicherheit innerhalb der einzelnen Ställe ist vor allem der Zustand des jeweiligen Liegebereichs sowie des Kotbereichs im Jahresverlauf von Bedeutung. In Tab. 50 werden die Ergebnisse aus Kapitel 4.3 noch einmal vereinfacht dargestellt. Die höchste Funktionssicherheit für beide Funktionsbereiche zeigte hier das Offenfrontstallsystem, hier wurden im Jahresverlauf 91,2% aller Kotplätze entsprechend ihrer Funktion angenommen bzw. verschmutzt, dementsprechend wiesen 88,8% aller Liegebereiche eine gute Sauberkeit auf. Dieses Ergebnis steht somit in Analogie zu den Beobachtungsdaten mit der guten Akzeptanz des Liegebereichs für dieses System. Verblüffend waren in diesem Verfahren auch die relativ stabilen Werte für die wärmeren Jahreszeiten. Sicherlich zeigt dieses Ergebnis teilweise auch einen systematischen Fehlereffekt dieser Studie. Das heißt, es wurden hier in der Regel nur überdurchschnittliche Betriebe, gerade in Bezug auf das Stallmanagement untersucht, was generell über alle Systeme hinweg zu besseren Ergebnissen führte. Der Schrägbodenstall wies im Verfahrensvergleich mit lediglich 15% stärker verschmutzten Liegebereichen und dementsprechender Akzeptanz der Kotbereiche (77,5%) die zweitbeste Funktionssicherheit auf. Das Auslauf- sowie das konventionelle System sind für das Merkmal „Sauberkeit Liegebereich“ in etwa gleich zu beurteilen, die geringe Akzeptanz der Kotbereiche beim konventionellen Verfahren in 45% aller Buchten ist aus ethologischer Sicht jedoch negativer einzustufen. Aus arbeitswirtschaftlicher Sicht ist die Verschmutzung des Liegebereichs im Auslaufverfahren im Gegensatz zum konventionellen Stall mit deutlichem Mehraufwand verbunden. Problematisch war hier vor allem die Gefahr der „Nutzungsumkehr von Funktionsbereichen“ in den Sommermonaten, insbesondere für das System Kriegerschür. BEA (2004) ermittelte ähnlich wie in der vorliegenden Studie für Buchten mit Ruhekisten eine gute Akzeptanz des Kotbereiche (85,6%). Entgegen der Studie hier waren bei ihm auch die Kotbereiche des konventionellen Verfahrens sehr gut akzeptiert (84,8%). Auch MAYER (1999) stellte für das Kriegerschür- und das Kistenstallsystem eine nahezu konstant sauberere Liegefläche über den Jahresverlauf hinweg fest als in einem konventionellen Teilspaltenbodenstall. Jedoch waren bei ihm die Kistenställe anfälliger für die „Funktionsbereichsumkehr“ sowohl im Winter wie auch in den Sommermonaten. Dies kann im Vergleich zur vorliegenden Studie teilweise durch die unterschiedliche Anordnung der Ruhekisten innerhalb der Stallgebäude bedingt sein (siehe oben unter „Akzeptanz Funktionsbereiche“). Bei der Stallerhebung von ZALUDIK (2002) präsentierten sich die Haltungsformen auf Einstreu als jene mit den saubersten Buchten und Tieren. Dieser Sachverhalt und Zusammenhang konnte jedoch in der vorliegenden Studie nicht bestätigt werden. Es waren hier die Tiere in den Strohhaltungsformen tendenziell stärker verschmutzt. Die Gesamtverschmutzung des Buchtenbodens war in DISKUSSION UND BEWERTUNG 165 den Systemen mit getrennten Klimabreichen insgesamt etwas stärker, da mehr vom Wetter beeinflusst. Tab. 50: Bewertungsbasis – Verschmutzung der Funktionsbereiche Kotplatz aufg. konv. Stall Schrägboden akzeptiert** / nicht akzeptiert* Liegebereich Sauber* / nicht sauber** 55,0% 45,0% 77,5% 22,5% aufg. konv. Stall Schrägboden 73,8% 26,2% 85,0% 15,0% Offenfrontstall Auslaufstall 91,2% 71,3% 8,8% 28,8% Offenfrontstall Auslaufstall 88,8% 68,8% 11,2% 31,2% *≤ 25% verkotet oder vernässt, ** > 25% verkotet oder vernässt Bewertung: Verschmutzung Funktionsbereiche im Hinblick insbesondere auf die Arbeitswirtschaft (die Rangfolge beginnt mit dem jeweils inhaltlich vorzüglichsten Verfahren für diesen Parameter) • Offenfrontstall ≥ Schrägbodenstall > konventioneller Stall ≥ Auslaufstall 5.5 Stallklima 5.5.1 Temperatur und rel. Luftfeuchte Die Beurteilung des Stallklimas ist im Hinblick auf vier Parameter von Bedeutung, den Arbeitsplatzbedingungen für den Tierbetreuer, der Tiergerechtheit, der generellen Funktionssicherheit des Haltungssystems (Arbeit, Verschleiß) sowie der resultierenden Umweltwirkung. Das Stallklima hat einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit und Leistung von Mensch und Tier. Schädigende Wirkungen durch extreme Werte für Temperatur und rel. Luftfeuchte sowie durch zu hohe Schadgasgehalte bzw. auch durch eine Kombination aus diesen Faktoren sollten somit verhindert werden. Im Kenntnisstand Kapitel 2.2 wurden deshalb die einzelnen Stallklimaparameter mit den zugehörigen Grenzwerten bzw. Optimumbereichen ausführlich dargestellt, welche im folgenden mit den erhobenen Daten verglichen werden. Der optimale Temperaturbereich für Tiere in Haltungsverfahren mit einheitlichen Klimabereichen und geringer Stroheinstreu ist die thermoneutrale Zone, bei der die stoffwechselbedingte Wärmeproduktion des Tieres mit seiner passiven Wärmeabgabe an die Umgebung ohne weiteren Energieaufwand ausgeglichen ist. In Haltungsverfahren mit getrennten Klimabereichen werden bewusst auch Schwankungen über diesen Bereich, in einem gewissen Rahmen, herbeigeführt bzw. akzeptiert. Diese Schwankungen führen zu einer Erhöhung der Wiederstandskraft und einer besseren Gesundheit der Tiere (BIANCA, 1979). Diese „Fitness“ gleicht somit potentielle Leistungseinbußen z.B. in der Futterverwertung durch erhöhten Stoffwechsel wieder aus. Im Rahmen dieser Studie wurde ein Temperaturoptimum auf Grundlage der Literatur und von DISKUSSION UND BEWERTUNG 166 Expertenbefragungen von 16° bis 24° für Mastschweine (alle Gewichtsbereiche) unterstellt. Temperaturen über 25°C ohne Ausweichmöglichkeit bzw. ohne Abkühlungsmöglichkeit sind kritisch zu sehen (KNIERIM et al., 2004), ebenso Temperaturen < 9°C in Einstreuverfahren bzw. < 15°C in Spaltenbodenställen (MAYER, 1999). Für die rel. Luftfeuchte wurde ein Optimum von 60 bis 80% angenommen, ebenfalls resultierend aus Literaturwerten und Expertenbefragungen. Da zu unterschiedlichen Jahreszeiten jeweils auch unterschiedliche Belastungsintensitäten auf den Tierbetreuer bzw. die Tiere wirken, wurde das Untersuchungsjahr für den hydrothermischen Komplex wie auch für die Ammoniakkonzentrationen der Stallluft in Jahreszeiten aufgeteilt. Tab. 51 zeigt somit die mittleren Messwerte für Temperatur und rel. Luftfeuchte innerhalb des Tierbereichs für die einzelnen Verfahren. (Diese Tabelle sowie folgende zum Bewertungsteil „Stallklima“ dienen lediglich als Grundlage zur Diskussion, die hierzu notwendige genaue Beschreibung einzelner Ergebnisse mit Lage und Streuungsmaßen siehe Kapitel Ergebnisse 4.4.) Im Winter lagen nahezu alle Ställe bzw. Verfahren im Optimalbereich, dennoch gab es einzelne Defizite. Die Ställe mit einheitlichem Klimabereich sind hier insgesamt als gut einzustufen. Im Offenfrontstall sind teilweise, auch unter Berücksichtung der gewünschten Schwankungen, die Temperaturwerte (Ø 24,4°C) innerhalb der Ruhekisten insbesondere für Endmasttiere als zu hoch einzuordnen, hieraus resultieren dann auch die niedrige rel. Luftfeuchten (Ø 45%). Dies zeigt die Notwendigkeit einer ausreichenden Anzahl und Größe der Lüftungsschlitze innerhalb der Ruhekisten; eventuell tragen auch weniger dichte Vorhänge zum besseren Luftaustausch bei. Grundsätzlich kann hier zu einem „weniger ängstlichen“ Lüftungsmanagement geraten werden, sowohl für Ruhekisten wie auch für das gesamte Stallgebäude. Kalte Luft ist für die Schweine, mit Ausnahme frisch eingestallter Tiere, unproblematisch so lange sie nicht als feuchte Zugluft auf den Körper bzw. die Atemwegsorgane auftrifft. Zusätzlich kann somit auch die Staubakkumulation innerhalb des Stallgebäudes reduziert werden, was wiederum die Luftqualität erhöht. Sehr geeignet sind hierfür automatisch temperaturgesteuerte Lüftungssteuerungen für beide Klimabereiche in Kombination mit einem Stoßlüftungsverfahren. Im Auslaufsystem wurde ein Wintermittel von 17,9°C im Tierbereich gemessen. Die Stallmittelwerte lagen sowohl bei den einstreuarmen wie auch bei den einstreureichen Ställe über den geforderten Mindestgrenzen. Jedoch waren die Temperaturen in den einstreuarmen Kriegerschürställen für die Vormasttiere teilweise deutlich zu nieder, was an Haufenlagerung und an den Kämpfen der Tiere um die besten Ruheplätze erkennbar war. Da es sich hier in der Regel um Einraumställe handelte, sollten für die Buchten mit leichten Tieren zusätzliche Wärmequellen (Bodenheizung, Wärmestrahler) oder ein besseres Kleinklima mit Stroh bzw. Abdeckungen geschaffen werden. Auch die korrespondierende rel. Luftfeuchte mit durchschnittlich 56% ist als zu niedrig zu beurteilen. DISKUSSION UND BEWERTUNG 167 Für die Sommermonate sind die erhöhten Temperaturmittelwerte für das konventionelle (25,1°C) sowie das Schrägbodenverfahren (24,8°C) kritisch zu beurteilen, da sie auf relativ hohen Maximalwerten der Einzelställe beruhen. Die Werte der rel. Luftfeuchte waren ebenfalls nahe an der unteren Optimumsgrenze von 60%. Der Offenfrontstall hat in der warmen Jahreszeit wie in Kapitel 4.4.1 beschrieben Vorteile, zusätzlich belasten hier die Wassertröpfchen von Schweineduschen die Luftfeuchte, und somit atemphysiologisch die Tiere, weniger stark als in wärmegedämmten Verfahren. Auch das Auslaufstallsystem lag mit einer durchschnittlichen Stallinnentemperatur von 23,2°C noch im Optimalbereich. Durch die Möglichkeit zur stärkeren Lüftung war auch die rel. Luftfeuchte im Vergleich zur Wintersituation erhöht, zusätzlich hatten die Tiere jederzeit Auslaufmöglichkeit. GALLMANN (2003) ermittelte ebenfalls generell in einem Stall mit getrennten Klimabereichen (Aktivitätsbereich) signifikant geringere Temperaturen und signifikant höhere rel. Luftfeuchten als in einem vollklimatisierten Stall. Auch MAYER (1999) stellte im System Kriegerschür für die Wintermonate oft unzureichende Stallinnentemperaturen fest, während in den wärmegedämmten Ställen sowie innerhalb der Ruhekisten der Kistenställe zufriedenstellende Temperaturen erreicht wurden. Innerhalb der Ruhekisten ermittelte er aber auch überwiegend niedrige rel. Luftfeuchten (< 60 Vol.%). Im Gegensatz zur vorliegenden Studie stellte er im Aktivitätsbereich der Kistenställe sowie im System Kriegerschür relativ hohe Luftfeuchten, meist über 80% fest. Dies kann mit dem vergrößerten Luftvolumen innerhalb der Kistenställe gegenüber den Offenfrontställen, sowie den noch niedrigeren Innentemperaturen im System Kriegerschür erklärt werden. Auch ZALUDIK (2002) und WEBER (2003) ermittelten für die Wintersituation in Spaltenbodenställen höhere Temperaturen mit nur geringen Schwankungen im Vergleich zu den Einstreuverfahren. Im Rahmen der Bewertung wurden die jeweiligen Vor- und Nachteile der Verfahren im jahreszeitlichen Vergleich egalisiert, somit ist kein Verfahren eindeutig besser oder schlechter zu beurteilen. Tab. 51: Bewertungsbasis – Stallklima: a) Temperatur und rel. Luftfeuchte Stallklima: A aufg. konv. Stall Schrägboden Offenfrontstall Auslaufstall Temperatur Winter (°C) 21,58 20,92 12,77 24,41 17,90 (24,17K) Temperatur Sommer (°C) 25,07 24,83 20,52 24,61 K 23,16 (25,02k) rel. Luftfeuchte Winter (%) 65,29 63,21 64,46 44,96 K 56,40 (44,23 K) rel. Luftfeuchte Sommer (%) 60,08 62,24 63,74 54,10 K 61,29 (56,80K) K K = Ruhekiste Bewertung: Temperatur und rel. Luftfeuchte • Konventioneller Stall = Schrägbodenstall = Offenfrontstall = Auslaufstall DISKUSSION UND BEWERTUNG 5.5.2 168 Ammoniakgehalte der Stallluft Zur Beurteilung der gemessenen Ammoniakkonzentrationen innerhalb des Tierbereichs der einzelnen Ställe bzw. Verfahren wird die 20 ppm Grenze, ausgewiesen in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TIERSCHNUTZTV, 2006) sowie in den MAK-Werten (DFG, 2004), herangezogen. Grundsätzlich wurden in den Systemen mit getrennten Klimabereichen verminderte Werte gegenüber wärmegedämmten Stallgebäuden gemessen, was auf niedrigere Stalltemperaturen in Kombination mit einer relativ geringeren Gülleoberfläche zurück zu führen ist. Der Schrägbodenstall nimmt hierbei, unter der Bedingung sauberer Buchtenflächen sowie regelmäßiger Entfernung der Exkremente mit dem Unterflurschieber, eine Mittelstellung gegenüber dem Vollspaltenbodenstall ein. Bis auf die Herbstsituation wurde die 20 ppm NH3Konzentrationsmarke im Durchschnitt für die einzelnen Verfahren nicht überschritten, dennoch wurden in einzelnen Ställen des konventionellen sowie des Schrägbodenverfahrens Werte darüber gemessen (siehe 4.4.2). Im Herbst lagen nahezu alle gemessenen Ställe des konventionellen Verfahrens bei oder über der 20 ppm Marke (reduzierter Luftwechsel gegenüber Sommer), was als relativ ungünstig zu beurteilen ist. Auch in drei Ställen des Schrägbodenverfahrens sowie in einer Ruhekiste des Offenfrontstalls wurde diese Marke im Tagesmittel überschritten, was sich in den Mittelwerten der Ammoniakmessungen von Tab. 52 widerspiegelt. Die hohe NH3Konzentration innerhalb eines Schrägbodenstalls mit 68,8 ppm ist bei langen Belastungszeiten als ernsthaft gesundheitsgefährdend einzustufen. In den Ställen des Auslaufverfahrens wurden fast zu jedem Zeitpunkt akzeptable Konzentrationen gemessen. Innerhalb der Ruhekisten des Offenfrontstalls waren die CO2 sowie NH3Konzentrationen ebenfalls im Mittel aller Untersuchungen im akzeptablen Bereich (< 0,3 Vol. % CO2 bzw. < 20 ppm NH3). Auch GALLMANN (2003) ermittelte in einem frei belüfteten System signifikant geringere Ammoniakkonzentrationen als in einem Vollspaltenbodenstall mit Zwangslüftung. Bei Erstgenanntem fand sie innerhalb der Ruhekisten im Vergleich zum Aktivitätsbereich relativ hohe NH3- Konzentrationen mit Werten oft größer als 20 ppm, verursacht durch starke Verschmutzung. Auch MAYER (1999) ermittelte in Ruhekisten NH3Konzentrationen bis 100 ppm und mehr, verursacht durch starke Flächenverschmutzung und hohe Temperaturen. Bei ihm wurden ebenfalls durchschnittlich die höchsten Werte (auf vergleichbarem Niveau) im konventionellen Verfahren gemessen, dann folgte der Kistenstall, die geringsten Belastungen wies auch bei ihm das System Kriegerschür auf. ZALUDIK (1997) stellte auch in einem Schrägbodenstall gegen Ende der Mastperiode Konzentrationen >20 ppm fest, was von ihr teilweise durch schlechtes Lüftungsmanagement erklärt wird und somit auch den Erfahrungen dieser Studie (Stall 22) entspricht. AMON et al. (2005) stellten in einem Schrägbodenstall DISKUSSION UND BEWERTUNG 169 ebenfalls geringere Ammoniakkonzentrationen fest im Vergleich zu Richtwerten aus Vollspaltenbodenställen. Interessant war hier, dass die Emission klimarelevanter Gase in einem Abteil mit Schrapperentmistung geringer war als in einem mit Schwemmentmistung; für Ammoniak traf dies jedoch nicht zu. Tab. 52: Bewertungsbasis – Stallklima: b) Ammoniak Stallklima: B aufg. konv. Stall Schrägbodenstall Offenfrontstall Auslaufstall NH3 Winter (ppm) 16,91 11,30 5,50 10,03 4,92 (2,08K) NH3 Frühjahr (ppm) 9,77 6,13 3,89 0,11K 3,54 NH3 Sommer (ppm) 9,92 1,63 2,52 -- 3,50 (4,30 K) NH3 Herbst (ppm) 30,04 19,54 (68,81A) 9,51 14,38K 10,22 (14,22 K) A K -- = Ausreißer Stall 22 (nicht in Mittelwertsberechnung integriert, da überproportionale Abweichung) = Ruhekiste K Bewertung: Ammoniakgehalte der Stallluft (die Rangfolge beginnt mit dem jeweils inhaltlich vorzüglichsten Verfahren für diesen Parameter) • 5.5.3 Auslaufstall > Offenfrontstall > Schrägbodenstall > konventioneller Stall Beleuchtungsstärke Die Bewertung der Beleuchtungsstärke innerhalb der einzelnen Verfahren, muss vor dem Hintergrund eingeschränkter Aussagekraft und Vergleichbarkeit zu anderen Studien durch die in Kapitel 5.1 diskutierte Datengewinnung durchgeführt werden. Dennoch basieren die Werte auf einem aussagekräftigen Stichprobenumfang. Die schlechtesten Lichtverhältnisse wurden im konventionellen Verfahren festgestellt. Insbesondere Ställe mit Kammaufstallung und langen Abteilen wiesen hier wie in Kapitel 2.2.6 beschrieben, relativ niedrige Luxwerte auf. Konventionelle Ställe mit einem zentralen Erschließungsgang (siehe Anhang Abb. A1) boten hier einen Vorteil für die Tiere, da jedes Schwein unmittelbar Zugang zu einem Fensterplatz hatte. Der Median von 22 Lux (Berechnung ohne Stall 13 Louisiana System) für dieses Verfahren bedeutet, dass die Hälfte aller gemessenen Buchten unterhalb dieses Wertes lagen. Im Vergleich zu den gesetzlich geforderten 80 Lux für 8 h (TierSchNutztV, 2006) ist hier noch ein deutliches Defizit zu verzeichnen, welches über künstliches Licht (Lichtprogramm) ausgeglichen werden sollte. Die durchschnittlichen Lichtverhältnisse innerhalb des Schrägbodensystems sind mit einem Median von 57,5 Lux deutlich höher, bedingt durch Einraumställe mit zweiseitiger Fensterfront (Ausnahme Stall 25), das Verfahren lag jedoch ebenfalls noch unter den rechtlichen Bestimmungen. Der Median von 61,5 Lux für das Auslaufverfahren ist nur von untergeordneter Bedeutung, da die Tiere jederzeit in den Auslauf mit Tageslichtverhältnissen gehen DISKUSSION UND BEWERTUNG 170 können. Die höchsten Lichtstärken wurden bauartbedingt innerhalb des Offenfrontstalls mit einem Median von 1711 Lux gemessen. ZALUDIK (2002) und WEBER (2003) ermittelten ebenfalls schlechtere Lichtverhältnisse in konventionellen Ställen gegenüber Einstreuverfahren bzw. einem Offenfrontstall. Tab. 53: Bewertungsbasis – Stallklima: c) Beleuchtungsstärke Stallklima: Lichtstärke Lichtstärke in Lux (Median) aufg. konv. Stall Schrägbodenstall Offenfrontstall Auslaufstall 22 57,5 1711 61,5 Bewertung: Beleuchtungsstärke im Tierbereich • Offenfrontstall = Auslaufstall > Schrägbodenstall ≥ konventioneller Stall 5.6 Wirtschaftlichkeit der Haltungsverfahren Die Wirtschaftlichkeit eines Produktionsverfahrens ist stark abhängig von den jeweiligen Faktoransprüchen an dieses. Im Rahmen der durchgeführten Studie wurden hierzu für jedes untersuchte Haltungsverfahren die durchschnittlichen Stallplatzkosten (netto) mit den jeweils hiervon resultierenden jährlichen Fixkostenbelastungen berechnet. Des Weiteren wurde der durchschnittliche Arbeitszeitaufwand in Arbeitspersonenstunden für die einzelnen Systeme ermittelt. Somit wurden die Ansprüche der einzelnen Haltungsverfahren für die Faktoren Arbeit und Kapital (jedoch nicht Umlaufkapital) genau definiert. Leider konnten, wie in Teil 3.5 beschrieben, weitere wichtige Parameter, wie die variablen Kosten, Leistungsdaten der Tiere sowie Verluste nicht ausgewertet werden. Die höchsten Stallbaukosten wurden für das konventionelle Verfahren mit 611 € je Platz (bei 1,0 m2 Buchtenfläche je Tier) ermittelt, dann folgte das Schrägbodenverfahren mit durchschnittlich 513 € je Tierplatz, danach der Offenfrontstall mit 447 € Platz; am günstigsten schnitt der Auslaufstall mit 423 € je Tierplatz ab. Die bautechnische Begründung der Kosten ist in Kapitel 4.5.1.2 dargelegt. Dementsprechend lagen auch die hieraus resultierenden jährlichen Fixkostenbelastungen (Baunutzungskosten) auf unterschiedlichem Niveau. Im Rahmen einer Vollkostenanalyse wird der jährliche Deckungsbeitrag je Tierplatz und Jahr beim konventionellen Verfahren mit ca. 55 €, beim Schrägbodenverfahren mit 46 €, beim Offenfrontstall mit 40 € sowie im Auslaufverfahren mit 38 € belastet. In entgegengesetzter Reihenfolge ist somit auch die Vorzüglichkeit der einzelnen Verfahren für den Parameter Baunutzungskosten zu beurteilen. Im Vergleich zu diesen jährlichen Fixkosten beträgt der durchschnittliche Deckungsbeitrag je Tierplatz und Jahr gemittelt aus den vergangenen zehn Jahren landesweit für Baden-Württemberg ca. 62 € (LKV, 2005). Dies zeigt DISKUSSION UND BEWERTUNG 171 die ökonomische Bedeutung dieses Parameters mit 10 bis 12% an den jährlichen Gesamtkosten des Produktionsverfahrens (SEGGER, 2005, GARTUNG, 1998). Der Vergleich zu weiteren Studien über Stallplatzkosten weist Übereinstimmungen auf. So führten SCHMIDT und POLZIN (2003) einen Verfahrensvergleich konventioneller Stall gegenüber Offenfrontstall mit je drei ausgewerteten Einzelställen durch. Trotz unterschiedlichem Vorgehen bei der Auswertung im Vergleich zu der hier vorliegenden Studie (Eigenleistungsanteil), kommt man bei ihnen nach Erweiterung ihrer konkret ermittelten Kostengruppen 300, 400 und 700 mit den hier angeführten Modellkosten für die Gewerke 200 und 500 ebenfalls zu Gesamtkosten von 612 € für den konventionellen Stall sowie auf 448 € für den Offenfrontstall bei gleichen Platzverhältnissen. Da SCHMIDT und POLZIN (2003) jedoch den Eigenleistungsanteil mit 31 € je Arbeitsstunde angesetzt haben, wären die Gesamtkosten bei ihnen nach Standardisierung dieses Parameters analog zur vorliegenden Untersuchung insgesamt niedriger. Diese Differenz könnte dann wiederum als Kostensteigerung aufgrund der Inflationsrate von vier Jahren zwischen den beiden Studien betrachtet werden. Auch GARTUNG (1998) stellte beim Baukostenvergleich Außenklimaställe zu konventionellen Ställen eine Kosteneinsparung von bis zu 25% bei ersteren fest. Zusätzlich weist er bei diesen auch auf niedrigere laufende Energiekosten hin. Er begründet die Kosteneinspaarung ebenfalls mit der einfacheren Bauausführung, höheren Eigenleistungsanteilen sowie Verwendung betriebseigener Baustoffe (Holz). Als Modellwert für die Baukosten eines Schrägbodenstalls gibt er 450 € je Hauptmastplatz an. Dieser Betrag ist somit niedriger als der Wert in der vorliegenden Studie, jedoch war der Stall aus seiner Berechnungsgrundlage ohne Wärmedämmung und ohne Zwangslüftung ausgeführt, auch wurden keine Erschließungskosten berechnet. Für konventionelle Ställe ähnlich der hier untersuchten Bestandsgröße gibt er einen Modellwert von 595 € je Platz an. Unter Berücksichtigung fehlender Erschließungskosten sowie der Inflationsrate seit Durchführung dieser Erhebung, sind die Werte für das konventionelle Verfahren aus beiden Studien somit nahezu identisch. Vor dem Vergleich des mittleren Arbeitszeitaufwandes für die einzelnen Systeme muss berücksichtigt werden, dass bei Betrachtung der Kostenstruktur für das Produktionsverfahren „Schweinemast“ lediglich 3% der Kosten auf den Faktor Arbeit entfallen (zum Vergleich in Zuchtsauenhaltung sind es 21%, SCHÖN et al.,1998). Es zeigte sich wiederum eine Differenzierung zwischen den Verfahren mit und ohne Stroh. So wurden für die Schrägboden- und Auslaufställe durchschnittlich 1,42 APh bzw. 1,76 APh je Tierplatz und Jahr aufgebracht, wohingegen für das aufgewertete konventionelle und das Offenfrontstallsystem lediglich 0,98 APh bzw. 0,81 APh aufgebracht wurden. Diese Differenz war jedoch nur zu einem gewissen Anteil durch die vermehrte systemabhängige Einstreu- und Entmistungsarbeit in den Verfahren mit Stroheinsatz begründet. In der Regel war der Mehraufwand dort vor allem auf ein DISKUSSION UND BEWERTUNG 172 erhöhtes Engagement für die Futterbereitstellung sowie den Tiertransport (Ferkelabholung, Metzgerbelieferung) zurückzuführen. Diese systemunabhängigen Arbeiten trugen somit wesentlich zu positiven Betriebsergebnissen der oftmals „reinen“ Schweinemäster bei, da hier soviel Wertschöpfung wie möglich im Betrieb gehalten wurde. Nach SEGGER (2005) werden 73% des ökonomischen Erfolgs in der Mastschweinehaltung durch die Erlössituation bestimmt. Für Auslaufställe auf Festmistbasis ist mit einem deutlichen Arbeitsmehraufwand für Entmistung und Einstreu zu rechnen (hier Stall 45: 3,26 APh / Tierplatz und Jahr), welcher für eine gute Ökonomik mit überdurchschnittlichen Vermarktungserlösen honoriert werden sollte. Bei den Verfahren mit Stroheinstreu und Flüssigentmistung zeigten sich Synergieeffekte von Einstreu- und Tierkontrollarbeiten, welche somit insgesamt annähernd auf gleichem Niveau waren wie die Kontrollarbeiten der einstreulosen Verfahren. Auch HAIDN und SCHLEICHER (2006) stellten bei einem Schweinemastbetrieb auf Festmistbasis (jedoch Tiefstreu) einen Arbeitszeitaufwand von 3,7 APh pro Mastplatz und Jahr fest, auch entfiel dort analog zur vorliegenden Studie ein Großteil dieser Arbeit auf den Tierverkehr (1,17 APh), da es sich ebenfalls um einen Betrieb mit überdurchschnittlicher Vermarktung handelte. Weiterhin stellten sie auch Werte für einen wärmegedämmten konventionellen Stall von 1,0 APh sowie im Mittel für zwei Offenfrontställe von 0,85 APh je Mastplatz und Jahr fest; diese lagen ebenfalls auf nahezu identischem Niveau mit den hier erhobenen Werten. Auch ermittelten sie analog zu dieser Studie in einem Offenfrontstall den geringsten Arbeitszeitaufwand mit 0,6 APh je Platz und Jahr (hier 0,60 APh bei Stall 33), begründet werden kann dies bei ihnen ebenfalls durch eine konkurrierende Arbeitsbelastung für weitere Betriebszweige. Der von HAIDN und FRÖHLIN (1998) ermittelte Wert für den Schrägbodenstall liegt mit ca. 1 APh je Platz und Jahr deutlich unter dem hier ermittelten Wert von 1,42 APh, begründet werden kann dies für die vorliegende Studie mit über 50 % systemunabhängigen Arbeiten an der Gesamtarbeitszeit. Degressionseffekte für den Arbeitszeitaufwand aufgrund erhöhter Bestandszahlen wie von RIEGEL und SCHICK (2006) beschrieben, konnten ebenfalls tendenziell beobachtet werden, jedoch waren hier einzelbetriebliche Abweichungen durch spezielle Verfahrensweisen und Techniken insbesondere für systemunabhängige Arbeiten zum Teil relativ stark. Tab. 54: Bewertungsbasis – Festkosten und Arbeitszeitaufwand aufg. konv. Stall Schrägboden Offenfrontstall Auslaufstall Stallplatzkosten in € (modellhaft) 611,00 513,00 447,00 423,00 Jahreskosten (Fixkosten) 54,99 46,17 40,23 38,07 0,98 1,42 0,81 1,76 Arbeitszeitaufwand Platz / Jahr (APh) DISKUSSION UND BEWERTUNG 173 Bewertung: Wirtschaftlichkeit (eingeschränkt) der Haltungsverfahren Die Bewertung der Wirtschaftlichkeit der einzelnen Haltungsverfahren erfolgt anhand der erhobenen, sowie mit Literaturdaten abgeglichenen Werte. Jedoch ist diese nur eingeschränkt auf den Einzelbetrieb zu übertragen, da vor allem die betriebsindividuelle Erlössituation sowie Kostenstruktur entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg dieses Produktionsverfahrens sind. Die vorliegende ökonomische Beurteilung besitzt somit lediglich Modellcharakter der an den Einzelbetrieb mit eigenen Kennwerten sowie mit weiteren Parametern angepasst werden muss. Ebenfalls sollte berücksichtigt werden, dass für frei belüftete Ställe, insbesondere in Kombination mit Ausläufen, höhere Anforderungen an den Standort zu stellen sind. • Offenfrontstall ≥ Auslaufstall > Schrägbodenstall > aufg. konventioneller Stall Wird für das konventionelle Verfahren der Mindestflächenanspruch nach TierschutzNutztierhaltungsverordnung (TIERSCHNUTZTV, 2006) von 0,75 m2 je Tierplatz veranschlagt, so liegt dieses bei den Baukosten mit 458 € je Stallplatz auf etwa gleicher Höhe wie der Offenfrontstall. 5.7 Verbraucherakzeptanz Die Beurteilung der Verfahren durch die Verbraucher war eindeutig und entsprach auch den Erkenntnissen aus der Literatur (ZALUDIK et al., 2000), wonach vor allem Auslauf bzw. im übertragenen Sinne außenklimanahe Bedingungen für die Tiere als für gut empfunden werden. Im Rahmen der Gesamtbeurteilung wurde somit der Auslaufstall am besten beurteilt, am zweitbesten wurde der Offenfrontstall eingeordnet, dann folgte der Schrägbodenstall und schließlich das aufgewertete konventionelle Verfahren. Praktische Relevanz bekommt diese Bewertung für den Landwirt am stärksten mit der Kaufentscheidung der Verbraucher an der Ladentheke. Analog zur Gesamtbewertung gaben hier 80% der Pädagogen an, sie würden ihr Fleisch am liebsten von Schweinen aus einem Auslaufstall beziehen, 12% gaben an, dies bevorzugt von Tieren aus einem Offenfrontstall beziehen zu wollen. Weiterhin gaben 1% an, sie würden ihr Fleisch am liebsten von Tieren aus einem Schrägbodenstall kaufen. Vom konventionellen wollte niemand ausdrücklich sein Fleisch beziehen, jedoch war es 7% der Befragten egal woher ihr Fleisch stammt. Setzt man diese Präferenzen in Bezug zu potentiell akzeptierbaren Preiserhöhungen für Schweinefleisch, so konnte festgestellt werden, dass auch für Fleisch aus aufgewerteten konventionellen Verfahren durchaus ein Mehrpreis bezahlt werden würde. Im relativen Vergleich der einzelnen akzeptierten Preiserhöhungsstufen kann hier das konventionelle Verfahren bei der 20 Cent Marke eingeordnet werden. Für das Schrägbodensystem wurden Preiserhöhungen von 50 bzw. 80 Cent akzeptiert, für den Offenfrontstall DISKUSSION UND BEWERTUNG 174 würde ebenfalls ein Teil der Befragten hierfür diese Beträge bzw. auch mehr ausgeben wollen. Der Auslaufstall, für sich und im Vergleich zu den anderen Verfahren betrachtet, wurde am häufigsten für Preiserhöhungen von 80 und mehr Cent genannt. Die Studie stellte weiterhin fest, dass es den Pädagogen sehr wohl möglich war, nach fachlicher Information, einzelne Teilbereiche eines Beurteilungskomplexes zu erkennen und differenziert (jedoch mit Einschränkungen) zu beurteilen. Die finale, oben angeführte Gesamtbeurteilung durch die Pädagogen (Kapitel 4.6.3) basierte hauptsächlich auf der Einordnung des Aspekts der Tiergerechtheit. Als Teilergebnis kann weiterhin festgestellt werden, dass der Spaltenboden per se von den Pädagogen explizit nicht abgelehnt wurde, da er ja auch in den sehr gut beurteilten Verfahren (Kriegerschürställe, Offenfrontställe) ein Funktionselement war bzw. auch im Rahmen des Parameters Lebensmittelhygiene indirekt relativ gut bewertet wurde. Diese nicht generell ablehnende Haltung wurde so auch von ZALUDIK et al. (2000) festgestellt. Somit werden Schweinställe mit Spaltenböden sehr wohl von Verbrauchern akzeptiert, wenn diese in ein tiergerechtes Gesamtkonzept hinsichtlich der Haltungsumgebung eingebettet sind. ZALUDIK et al. (2000) stellten weiterhin fest, dass Beschäftigungselemente in ihrer ethologischen Bedeutung nicht erkannt und eingeordnet werden konnten. Gleiches konnte hier auch für die Minimalstrohgaben bzw. Spielgeräte festgestellt werden, hierfür ist somit noch weiterer Aufklärungsbedarf nötig. Hingegen wurde konträr zur Studie von ZALUDIK et al. (2000) festgestellt, dass die unterschiedlichen Funktionsbereiche innerhalb der Bucht sehr wohl von den Verbrauchern, nach zuvor erfolgter fachlicher Information, in ihrer Bedeutung wahrgenommen wurden. Generell muss zur vorliegenden Erhebung erwähnt werden, dass hier gezielt nur die Prozessqualitäten der einzelnen Verfahren im Mittelpunkt der Befragung standen. Jedoch haben die Aspekte der Produktqualität wie gesundheitliche Unbedenklichkeit und Fleischqualität einen oft noch größeren Einfluss (VERBEKE, 2002) auf die realen Kaufentscheidungen an der Ladentheke. Während der Durchführung sowohl von „Papierbefragung“, wie auch von der mündlichen Präsentation wurde der in der Literatur (VON ALVENSLEBEN, 2003; ZALUDIK et al., 2000) oft beschriebene, auch verständliche, niedere Kenntnisstand der fachfremden Öffentlichkeit zu diesem Themenkomplex bestätigt. Dennoch wurden Informationen insbesondere in ihrer fachlichen Aussage bei angemessener Plausibilitätserklärung gerne und wohlwollend angenommen. Somit kann auch das wachsende intrinsische Informationsbedürfnis der Bevölkerung wie von ZALUDIK et al. (2000) ebenfalls angeführt, bestätigt werden. Inwieweit die hiervon resultierenden und genannten Kaufpräferenzen dann tatsächlich an der Ladentheke in Kaufentscheidungen umgesetzt DISKUSSION UND BEWERTUNG 175 werden bleibt im Hinblick auch auf Literaturangaben (VON ALVENSLEBEN, 2002 Verhaltensrelevanz aus Tierschutzbedenken gering, jedoch steigend) abzuwarten. Tab. 55: Bewertungsbasis – Verbraucherakzeptanz aufg. konv. Stall Schrägboden Offenfront Auslaufstall Gesamtbeurteilung häufigst vergebener Rang (%) Bevorzugte Fleischherkunft IV (88,32%) III (86,8 %) II (76,14) I (80,2%) 0 0,8 12,4 79,5 20 Cent 50/80 Cent 50/≥80 ≥ 80 Cent % aller Verbraucher [7,4% egal] Potentielle Ausgaben hierfür je- weils relativ häufigste Nennung je Verfahren (je kg Schweinefleisch) Cent Bewertung: Verbraucherakzeptanz • Auslaufstall > Offenfrontstall > Schrägbodenstall > konventioneller Stall 5.8 Integrierte Bewertung Die gesamtheitliche, integrierte Betrachtung bzw. Beurteilung der vier Haltungsverfahren erfolgt mit Hilfe von Rangzahlen hinsichtlich ihrer relativen Vorzüglichkeit für die einzelnen untersuchten Parameter (Tab. 56). Dem vorzüglichsten Verfahren wurde jeweils die Rangziffer [1] zugeteilt, dem jeweils am wenigsten vorzüglichen Verfahren der Rang [4], die Ränge [2] und [3] wurden entsprechend vergeben. Die finale Rangzahl (Endbewertung) je Verfahren wurde wie folgt bestimmt (Abb. 45): Anhand von Einzelindikatoren (z.B. Liegen im Liegebereich von Liegen gesamt) wurden jeweils thematisch gleiche Bewertungsbereiche (z.B. Strukturierung Bucht) gebildet und die einzelnen Verfahren unter Berücksichtigung weiterer Literatur hierfür beurteilt. Die dort ermittelte Rangfolge mit besser (>), besser gleich (≥), und gleich (=) wurde folgend auf Rangzahlen übertragen. Hierbei wurde bei eindeutiger Abstufung (>) sowie auch potentieller Abstufung (≥) in ganze Ränge differenziert. Bei gleicher Einschätzung (=) mehrerer Verfahren wurde jeweils ein Mittelwert aus den hierfür möglichen Rängen vergeben. Die einzelnen Bewertungsbereiche mit den jeweiligen Rangzahlen flossen dann in einen Hauptparameter (z.B. Tierverhalten) in Form einer hieraus gemittelten Rangzahl je Verfahren ein. Aus den jeweiligen Rangzahlen der Hauptparameter wurde schließlich ein durchschnittlicher „gesamtheitlicher“ Endrang je Verfahren berechnet. Insgesamt basiert somit die Beurteilung auf 37 untersuchten Einzelindikatoren, integriert in 13 Bewertungsbereiche. Diese sind wiederum sechs Hauptparametern zugeordnet, wovon dann je Verfahren eine finale Einstufung ermittelt wurde. Die ausführliche Darstellung aller Bewertungsbereiche und deren zugeordneten Einzelindikatoren werden im Anhang Tab. A6 vorgestellt. DISKUSSION UND BEWERTUNG Endbewertung 176 Hauptparameter Bewertungsbereich Einzelindikatoren Tierverhalten Strukturierung Bucht Liegen gesamt Integument Gez. Körperstellungen Liegen im LB von L. ges. Funktionssicherheit Beschäftigungsverhalten Liegen im KB von L. ges. Stallklima Verhaltensstörungen Ökonomie Verbraucherakzeptanz Abb. 45: Beurteilungsgang zur Gesamtbewertung am Beispiel „Tierverhalten“ Es wurde bewusst auf eine Vorgewichtung der einzelnen Hauptparameter bzw. auch der Bewertungsbereiche im Vergleich zu anderen Beurteilungsinstrumenten wie z.B der Nutzwertanalyse (KUNZE et al., 1974, JUNGBLUTH, 1980) verzichtet. Es sollte somit keine politische Bewertung (Vorgewichtung) vorweggenommen werden. Diese könnte jederzeit anhand der hier vorgestellten Basisdaten, mit dementsprechender Gewichtung der Hauptparameter, für jegliche Fragestellung durchgeführt werden. Einschränkend muss jedoch erwähnt werden, dass allein schon durch die qualitative und quantitative Auswahl der einzelnen Merkmale eine gewisse Vorbewertung stattgefunden hat. Diese war aber ausdrücklich so in der Zieldefinition des Projekts festgelegt („mit ethologischem Schwerpunkt“). Weiterhin muss angemerkt werden, dass im Rahmen der Studie keine Beurteilung der Umweltwirkung von den einzelnen Verfahren durchgeführt wurde. Aufgrund der Komplexität dieses Themas müsste dies in einem eigenständigen praktischen Forschungsprojekt bzw. anhand einer intensiven Literaturauswertung durchgeführt werden. Die Ergebnisse der hier durchgeführten Stallklimamessungen sind vor allem im Hinblick auf die menschliche und tierische Gesundheit von Bedeutung, ein Rückschluss auf das Emissionspotential der einzelnen Ställe ist nur sehr eingeschränkt möglich. DISKUSSION UND BEWERTUNG Tab. 56: Gesamtheitliche Bewertung der einzelnen Verfahren Merkmal 1. 177 aufg. konv. Stall Schrägboden Offenfront Auslaufstall Tierverhalten 1.1 Strukturierung Bucht 4 3 1 2 1.2 Gezeigte Körperstellungen 4 1 2 3 1.3 Erk.-Beschäftigungsverhalten 4 1,5 3 1,5 1.4. Verhaltensstörungen 4 3 2 1 4,0 2,1 2,0 1,9 2.1 Verletzungen Haut / Schwanz 4 2,5 2,5 1 2.2 Path. Veränderungen Gliedm. 3,5 1,5 3,5 1,5 2.2. Verletzungen Gliedmaßen 4 2 3 1 Gemittelte Rangzahl 3,8 2,0 3,0 1,2 3 2 1 4 2,5 2,5 2,5 2,5 4.2 Ammoniakkonzentrationen 4 3 2 1 4.3 Beleuchtungsstärke 4 3 2 1 3,5 2,8 2,2 1,5 Gemittelte Rangzahl 2. 3. Integument Funktionssicherheit 3.1 Buchtenverschmutzung 4. Stallklima 4.1 Temperatur / rel. Luftfeuchte Gemittelte Rangzahl 5. Ökonomie 4 3 1 2 6. Verbraucherakzeptanz 4 3 2 1 3,7 2,5 1,9 1,9 Gesamtrang Die Einstufung der Verfahren für den Bereich Tierverhalten, ist auf Vorzüge der Haltungsmerkmale „Stroh“ und „getrennte Klimabereiche“ zurückzuführen. Beide Haltungsmerkmale führten im Rahmen der Bewertung zu etwa der gleichen Benotung. So liegen die Einstufungen des Schrägboden-, Offenfront-, und Auslaufstalls auf etwa gleicher Höhe. Prinzipiell hebt sich hier der Auslaufstall von allen Verfahren am deutlichsten ab, wenn beide Merkmale in entsprechend guter Weise (Neuland System) integriert sind. Durch die Heterogenität der einzelnen Ställe (mit ihren jeweiligen Defiziten) innerhalb dieses Verfahrens kam es jedoch so lediglich nur zu einem kleinen „Vorsprung“ gegenüber den zwei anderen Verfahren. Die geringfügig schlechtere Beurteilung des Schrägbodensystems im Vergleich dieser Verfahren resultiert ebenfalls von einzelnen „Ausreißern“. Dies ist somit auf Defizite im Management der individuellen Ställe zurückzuführen und sollte im Allgemeinen nicht dem System zugerechnet werden. DISKUSSION UND BEWERTUNG 178 Im Rahmen der Beurteilung des Hauptparameters „Integument“ kann in Verfahren mit und ohne Stroheinstreu differenziert werden. So sind der Schrägboden- und Auslaufstall für den Bereich „Pathologische Veränderungen der Gliedmaßen“ deutlich besser einzustufen als das konventionelle und das Offenfrontstallsystem. Hervorzuheben ist hier die positive Wirkung auch von nur geringen Strohgaben auf die Gliedmaßen und somit auf eine bessere Lokomotion der Tiere wie z.B. im Schrägbodenstall. Der Offenfrontstall bietet mit seiner planen Liegefläche die Möglichkeit von Strohgaben. Bei Nutzung dieses Vorteils würden, neben weiteren positiven Effekten, eindeutig weniger pathologische Veränderungen an den Gliedmaßen der Tiere auftreten. Die größte Akzeptanz des vorgegebenen Kotbereichs sowie die saubersten Liegeflächen wurden im Offenfrontstall festgestellt, bedingt durch die tiergerechte Strukturierung der Funktionsbereiche. Dem Schrägbodenstall wurde für den Parameter Funktionssicherheit die Rangziffer [2] zugeteilt, dem konventionellen Verfahren die Rangziffer [3]. Für den Auslaufstall wurde hier lediglich die Rangziffer [4] vergeben. Die geringe Sauberkeit der Liegeflächen bzw. die Gefahr der „Nutzungsumkehr der Funktionsbereiche“ im Jahresverlauf wurden hier im Gegensatz zu den anderen Verfahren zum Großteil von äußeren Witterungsverhältnissen beeinflusst. Für den Hauptparameter Stallklima wurde die höchste Rangziffer [1,5] von dem System Auslaufstall erreicht. Die geringen Ammoniakkonzentrationen der Stallinnenluft und die tiergerechten Lichtverhältnisse mit Tageslicht im Außenbereich bzw. dem gedämpften Licht im Ruhebereich führten zu dieser positiven Einstufung. Ähnliches galt auch für den Offenfrontstall mit einer Rangziffer von [2,2]. Die abgepufferten Klimareize sowie die Besonnung der Tiere im Stall führen zu einer erhöhten Fitness und sind somit generell positiv zu beurteilen. Für den Schrägbodenstall wurde bei diesem Parameter eine Rangziffer von [2,8] berechnet. Das hohe Luftvolumen der Einraumställe sowie die mehrmalige tägliche Entfernung der Exkremente durch den Unterflurschieber haben hier einen positiven Einfluss auf das Stallklima. Dem aufgewerteten konventionellen Verfahren wurde die Rangziffer [3,5] zugeordnet. Dieses System ist positiv für Temperatur und rel. Luftfeuchte der Stallluft in den Monaten ohne Hitze zu beurteilen; an heißen Sommertagen kommen hier jedoch die Lüftungsanlagen an ihre Grenzen. Die zum Teil relativ hohen Ammoniakkonzentrationen im gesamten Jahresverlauf sowie auch die zu schwachen Lichtverhältnisse, insbesondere in den Kammställen sind kritisch zu beurteilen. Für die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Verfahren ist, unter den oben beschriebenen Einschränkungen für die Übertragbarkeit der Ergebnisse, folgende Rangfolge festzustellen. Die höchste Bewertung kommt hier dem Offenfrontstall mit der Rangziffer [1] DISKUSSION UND BEWERTUNG 179 zu. Verantwortlich sind hierfür die relativ niedrigen Stallplatzkosten verbunden mit einem geringen Arbeitszeitaufwand; dies ermöglicht eine konventionelle als auch eine Labelvermarktung mit guter Wirtschaftlichkeit. Dem Auslaufstall wurde hier die Rangziffer [2] zugeordnet, positiv sind hier vor allem die im Verfahrensvergleich niedrigsten Baukosten zu beurteilen, bedingt durch einen wenig aufwändigen Unterbau bzw. die wenig aufwändige Lüftungstechnik. Jedoch ist der relativ hohe Arbeitszeitaufwand, insbesondere in den Verfahren auf Festmistbasis kritisch einzuschätzen. Die Betriebe dieses Systems verfügten deshalb in der Regel über eine überdurchschnittliche Vermarktung, welche aber nicht ohne weiteres auf andere Betriebe zu übertragen ist. Dem Schrägbodenstall wurde die Rangziffer [3] zugeteilt. Wird jedoch das Potential für eine bessere Vermarktung bei diesem Verfahren genutzt, so verbessert sich hier die Ökonomik überproportional. Das konventionelle Verfahren schneidet, bedingt durch die hohen Baukosten (611€ / für 1,0 m2 je Tierplatz), mit der Rangziffer [4] am schlechtesten ab. Im Gegensatz zu den anderen Verfahren kann dieses System auch bei dem gesetzlich vorgeschriebenen Mindestplatzangebot von 0,75m2 je Endmastplatz betrieben werden. Analog zu diesem Platzangebot je Tier sind dann auch die damit verbundenen Baukosten niedriger und somit ist die Wirtschaftlichkeit ähnlich wie bei dem Offenfrontstallsystem zu beurteilen. Jedoch ist mit dem geringeren Flächenangebot je Tier sowie den generell intensiveren Haltungsbedingungen eine Labelproduktion hinsichtlich tiergerechter Haltung nur schwer möglich. Das Votum der Verbraucher hinsichtlich ihrer Präferenz eines Haltungsverfahrens war eindeutig. So erreichte hier der Auslaufstall die Rangnote [1], der Offenfrontstall die Rangnote [2], der Schrägbodenstall die Rangnote [3] sowie das konventionelle Verfahren die Rangnote [4]. Vor allem der Auslauf bzw. im übertragenen Sinne die außenklimanahen Bedingungen für die Tiere sowie die Stroheinstreu trugen zu einer positiven Einschätzung der jeweiligen Verfahren bei. Abschließend konnte folgende durchschnittliche Endbewertung, resultierend aus den zuvor beurteilten Hauptparametern, je Verfahren festgestellt werden (Tab. 56): Am günstigsten war der Auslauf- und der Offenfrontstall mit jeweils der Rangziffer 1,9 zu beurteilen, dann folgte der Schrägbodenstall mit der Rangziffer 2,5; für das konventionelle Verfahren wurde eine durchschnittliche Rangziffer von 3,7 ermittelt. Die Beurteilung hier ist eine Einordnung der Verfahren auf Basis eines allgemein festgelegten und nachvollziehbaren Beurteilungsganges. Für den Einzelbetrieb ist jedoch immer je nach Anforderungsprofil und dementsprechender Gewichtung dieser Kriterien zu entscheiden, welches Verfahren am Besten geeignet ist. SCHLUSSFOLGERUNGEN UND EMPFEHLUNGEN 180 6 SCHLUSSFOLGERUNGEN UND EMPFEHLUNGEN Die durchgeführte Untersuchung ermöglichte eine umfassende Beurteilung vier ausgewählter „zukunftsfähiger“ Haltungsverfahren für Mastschweine. Die Erhebungen im Feld hatten die Vorteile einer starken Praxisnähe mit dementsprechender Aussagekraft sowie die Möglichkeit mit einem größeren Stichprobenumfang, im Vergleich etwa zu Laboruntersuchungen, zu arbeiten. Für das Gelingen einer solchen Felduntersuchung sowohl der praktischen Durchführung wie auch der wissenschaftlichen Beantwortung verschiedener Fragestellungen sind drei Parameter von elementarer Bedeutung: 1) konsequentes Hygienemanagement zum Schutz der untersuchten Betriebe vor Krankheitseinschleppung durch Personen und Material, 2) die möglichst weitreichende Standardisierung der Haltungsmerkmale bei der Betriebsauswahl im Feld als Voraussetzung für eine kritische biometrische Prüfung und sowie 3) die Standardisierung von Untersuchungsmethodik und –personal für objektive Ergebnisse sowie eine gute Nachvollziehbarkeit der Erfassungsmethode und ihrer Anwender. Im Folgenden werden die Ergebnisse zu den Fragestellungen aus der Zielsetzung dieser Studie aufgeführt. Anschließend werden hiervon abgeleitete Empfehlungen für den Stallbau und das Management gegeben. Die Liegebereiche in den Systemen mit getrennten Klimabereichen (Offenfrontstall 82,07%, Auslaufstall 62,64%) wurden nahezu doppelt so häufig zum Liegen frequentiert als in den Systemen mit einheitlichen Klimabereichen (aufg. konventioneller Stall: 31,39%, Schrägbodenstall 43,94%) und zeichneten sich somit durch eine gute Tierfreundlichkeit aus. Die Qualität des Liegeverhaltens (Seitenlage von Liegen gesamt) war in den Systemen mit Stroheinstreu (Schrägbodenstall: 18,75%, Auslaufstall: 16,51%) gegenüber den einstreulosen (aufg. konventioneller Stall 10,93%, Offenfrontstall 14,18%) erhöht. Bei den Merkmalen des Beschäftigungs- und Erkundungsverhalten konnte in eingestreute und nicht eingestreute Verfahren differenziert werden. So wurde ein höheres qualitatives und quantitatives Wühlverhalten bei ersteren (SB: 9,12%; ALS: 8,34%) festgestellt. Demgegenüber wurde vermehrt Beschäftigungsverhalten mit der Bucht und mit Spielzeugen in den einstreulosen Verfahren (KS: 3,55%, OFS: 4,2% entgegen SB: 1,69%, ALS: 1,68%) beobachtet. Die Summe beider Teilmerkmale war bei allen Verfahren auf nahezu gleichem Niveau. SCHLUSSFOLGERUNGEN UND EMPFEHLUNGEN 181 Verhaltensstörungen wurden abnehmend vom aufgewerteten konventionellen (4,91%) zum Schrägboden- (3,1%), dann zum Offenfront- (2,34%) und schließlich zum Auslaufstall (2,26%) festgestellt. Je reizärmer die Haltungsumgebung war, desto häufiger wurde das Verhalten „Beschäftigung mit Artgenosse“ bzw. „Ethopathien“ gezeigt. Über alle Systeme hinweg erwiesen sich Minimalstrohgaben und/oder Beschäftigungstechniken von Vorteil für das Verhalten der Tiere. Bei den Beschäftigungsgeräten ist es wichtig, dass diese für die Tiere reizvoll konstruiert, installiert und in ausreichendem Maß zur Verfügung stehen, dann geht von Ihnen auch die gewünschte Wirkung aus. Lediglich an der Wand installierte Ketten haben hier nur eine geringe Attraktivität. Stroh sollte täglich frisch in die Bucht, am besten auf den Boden gegeben werden und ohne Stalleigengeruch sein, so ist es von höchstem Anreiz für die Tiere. Gleichzeitig ist hierbei eine gute Tierkontrolle möglich (Doppelfunktion von Stroh). Im Rahmen der Integumentbeurteilung wurden weniger pathologische Veränderungen und/oder Verletzungen an den Gliedmaßen und somit lahme Tiere in den Systemen mit Stroheinstreu gegenüber den Verfahren ohne Einstreu festgestellt, was die dämmende Schutzfunktion für die Gliedmaßen auch schon bei geringen Strohmengen unterstreicht. Auf das Merkmal „Veränderungen am Schwanz“ zeigte die Nettobuchtenfläche je Tier signifikanten Einfluss. Dies bedeutet, mit abnehmendem Flächenangebot trat dieses Merkmal signifikant häufiger auf. Dennoch sind Verletzungen der Hautoberfläche und des Schwanzes multifaktoriell bedingt, was aus den stark streuenden betriebsindividuellen Ergebnissen geschlussfolgert werden kann. Trotz verkürzten Schwänzen wurden in einzelnen Betrieben bei einigen Tieren Schäden festgestellt. Grundsätzlich konnte bei allen Parametern zur Beurteilung der Tiergerechtheit ein starker betriebsindividueller Einfluss auf die Ergebnisse festgestellt werden, welcher bei einzelnen Betrieben zum Teil höher war als der Systemeffekt. So gab es durchaus konventionelle Betriebe, die vergleichbare Ergebnisse wie alternative Haltungsverfahren aufwiesen. Die Funktionssicherheit war bei allen Verfahren im Jahresverlauf zufriedenstellend. Verblüffend waren die relativ konstant sauberen Liegebereiche im Schrägboden- und Offenfrontstallsystem; dies kann auf eine gute Buchtengestaltung und das Management der Landwirte zurück geführt werden. Die größte Gefahr, die „Nutzungsumkehr von Funktionsbereichen“ wurde im Auslaufstall für die Sommermonate ermittelt. Dort ist es wichtig, wie folgend in den Empfehlungen beschrieben, den Liegebereich ausreichend attraktiv für die Tiere zu gestalten. SCHLUSSFOLGERUNGEN UND EMPFEHLUNGEN 182 Im Rahmen der Stallklimamessungen wurden für Temperatur und rel. Luftfeuchte der Stallluft in allen Verfahren akzeptable Ergebnisse im Hinblick auf die Tiergerechtheit ermittelt, wenngleich bei einzelnen Ställen auch stärkere Defizite festzustellen waren. So wurden bei einigen konventionellen und Schrägbodenställen relativ hohe Innentemperaturen während den Sommermonaten gemessen (> 25°C), hier können Zusatzeinrichtungen im Lüftungssystem wie die adiabatische Kühlung (HÄUßERMANN, 2006) Abhilfe schaffen. Die Temperaturen innerhalb der Ruhekisten von den Offenfrontställen waren zu jeder Jahreszeit ausreichend (> 18°C, bei einigen Ställen teilweise zu hoch), jedoch wurden dort oftmals relativ niedrige Luftfeuchten (< 50% rel. LF) festgestellt. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer ausreichenden Lüftung für die Ruhekisten (aber keine Zugluft), um Atemwegserkrankungen vorzubeugen und die Attraktivität des Liegebereichs nicht zu beinträchtigen. Innerhalb der modifizierten Kriegerschürstalle wurden teilweise relativ niedrige Temperaturen (< 18°C) in den Wintermonaten festgehalten. Während den Herbstmonaten waren relativ hohe Ammoniakkonzentrationen der Stallluft über alle Verfahren hinweg, jedoch insbesondere aber bei den wärmegedämmten Ställen, festzustellen. Dies ist zum Teil auf das restriktive Lüftungsmanagement der Landwirte (Angst vor Erkältungskrankheiten der Tiere) sowie eine stärke Buchtenverschmutzung (höhere Luftfeuchten) zurück zu führen. Die Messungen der Beleuchtungsstärke innerhalb der einzelnen Ställe zeigten im Vergleich zu den nach der TIERSCHNUTZTV (2006) geforderten 80 Lux für 8 h, relativ niedrige Werte für das konventionelle (Median 22 Lux) sowie für das Schrägbodenstallsystem (Median 58 Lux). Für den Offenfrontstall mit einem Median von 1711 Lux sowie dem Auslaufstall mit Tageslichtverhältnissen im Auslauf war die Beurteilung der Messwertergebnisse unproblematisch. Die Erhebung der Stallplatzkosten nach DIN 276 mit (netto) zeigte folgendes Ergebnis: Am günstigsten wurden die Auslaufställe mit durchschnittlich 423 €/Platz errichtet, dann folgten die Offenfrontställe mit 447 €/Platz, dann die Schrägbodenställe mit 513 €/Platz und schließlich die aufgewerteten konventionellen Ställe mit 611 €/Platz (jeweils 1m2 je Tierplatz). Wird für dieses Verfahren der Mindestflächenanspruch nach Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TIERSCHNUTZTV, 2006) von 0,75 m2 je Tierplatz veranschlagt, so werden dort 458 € je Stallplatz aufgebracht. Die Offenfrontställe wurden oftmals mit hohen Eigenleistungsanteilen erstellt (Ø 1660h, in Berechnung berücksichtigt). Bei Zugrundlegung einer jährlichen Fixkostenbelastung von 9 % der Baukosten wird ein durchschnittlicher Deckungsbeitrag von ca. 62 € (Ø der letzten zehn Jahre in B.- W.; LKV, 2005) je Schweinemastplatz beim konventionellen Verfahren mit 55 € SCHLUSSFOLGERUNGEN UND EMPFEHLUNGEN 183 (1,0 m2/Tier) beim Schrägbodenstall mit 46 €, beim Offenfrontstall mit 40 € sowie im Auslaufstall mit 38 € belastet. Im konventionellen Verfahren fallen auf der Basis von 0,75m2 je Endmasttier ca. 41 € jährliche Fixkosten je Mastplatz an, jedoch müssen hier Einschränkungen für die Tiergerechtheit berücksichtigt werden. Die Ermittlung des Arbeitszeitaufwandes mit Hilfe von Arbeitszeittagebüchern zeigten für das konventionelle Verfahren einen mittleren jährlichen Zeitaufwand 0,98 APh je Tierplatz für den Schrägbodenstall von 1,42 APh, für den Offenfrontstall von 0,81 APh sowie für den Auslaufstall von 1,76 APh. Bei den Verfahren mit Stroheinstreu und Flüssigentmistung zeigten sich Synergieeffekte von Einstreu und Tierkontrollarbeiten. Ein erhöhter Arbeitszeitaufwand war oftmals in den systemunabhängigen Arbeiten begründet, wie Tiertransport und die Bereitstellung von kostengünstigem Futter. Diese Arbeiten tragen oftmals stark zum ökonomischen Erfolg der Betriebe bei. Die Einstellung der Verbraucher hinsichtlich der einzelnen Haltungsverfahren war eindeutig: Am besten wurde der Auslaufstall beurteilt, dann der Offenfrontstall, gefolgt vom Schrägbodenstall und schließlich das konventionelle System. Maßgeblich für diese Einschätzung war die Beurteilung der Tiergerechtheit, hier wurden vor allem Auslauf bzw. außenklimanahe Bedingungen als gut empfunden. Als weiteres Ergebnis kann festgehalten werden, dass ein Spaltenboden von den Verbrauchern nicht per se abgelehnt wird, wenn dieser in ein tiergerechtes Gesamtkonzept hinsichtlich der Haltungsumgebung eingebettet ist. Generell ist der Wissenstand über moderne Haltungsverfahren und deren Funktionselemente relativ gering. Fachliche Informationen werden jedoch von den Pädagogen bzw. Verbrauchern bei ausreichender Plausibilitätserklärung gerne und wohlwollend angenommen, da grundsätzlich ein starkes Informationsbedürfnis von dieser Seite besteht. Bei der integrierten Bewertung aller zuvor aufgeführten Einzelparameter wurde folgende Einordnung ermittelt: Die höchsten Rangzahlen bzw. Noten mit jeweils 1,9 wurden vom Auslaufverfahren sowie vom Offenfrontstallsystem erreicht, dann folgte das Schrägbodensystem mit 2,5 und schließlich das konventionelle Verfahren mit 3,7. Die Beurteilung ist hier eine Einordnung der Verfahren auf Basis eines allgemein festgelegten und nachvollziehbaren Beurteilungsganges. Grundsätzlich sind alle innerhalb dieser Studie untersuchten Verfahren bei guter Bauausführung, Buchtengestaltung und dementsprechendem Tierbetreuungs- und Vermarktungsmanagement akzeptabel in Tiergerechtheit, Funktionssicherheit und Ökonomik zu bezeichnen. Werden die genannten Anforderungen erfüllt, kann eine tiergerechte Haltung mit guter Rentabilität sehr gut erreicht werden. Aufgabe von Forschung und Beratung ist es, die jeweiligen Vor- und Nachteile der einzelnen Verfahren mit den zugehörigen SCHLUSSFOLGERUNGEN UND EMPFEHLUNGEN 184 Konsequenzen aufzuzeigen. Für den Einzelbetrieb ist dann individuell, je nach Anforderungsprofil, zu entscheiden, welches Verfahren am besten geeignet ist. Auf der Basis von Erfahrungen während der mehrjährigen Projektbearbeitungszeit sowie aus unmittelbarer Ableitung der vorgestellten Ergebnisse können folgende Empfehlungen für eine erhöhte Akzeptanz der Liegereiche durch die Tiere gegeben werden: Konventioneller Stall Ein schlitzreduzierter Spaltenboden sollte bei sichtoffenen Buchtenwänden immer in der Mitte der Bucht angebracht sein (Tiere bevorzugen „Liegeinsel“, da Liege- und Sozialkontakt zur Nachbarbucht vermieden und die Buchtenabtrennung nicht als Schutz empfunden wird). Bei Ställen mit geschlossenen Buchtenwänden (z.B. Plastikpaneele) wird die optimale Platzierung des Liegebereichs stark vom Lüftungssystem sowie der Platzierung der Fütterungseinrichtung beeinflusst. Dennoch sind folgende Punkte zur Lage des Liegebereichs allgemeingültig: • gegenüber von Außenwänden (Kotbereich) der Gebäude, • nicht direkt unter der Fütterungseinrichtung bzw. dem Beschäftigungsangebot, • an zugluftgeschützter Buchtenwand (Schweine sind Kontaktlieger – Schutzfunktion der Wand), dies ist oftmals an der Buchtentüre auf der Seite des Kontrollgangs, • bei einer Buchtenerschließung mit Kontrolldreieck ist hier die vordere Hälfte der Bucht gegenüber der Außenwand günstig, dort im Anschluss an diejenige Seitenabtrennung ohne Zuglufterscheinungen und nicht direkt bei der Fütterungseinrichtung. Schrägbodenstall Bei Vorgabe eines Längen-Seiten-Verhältnisses der Bucht von mindestens 2:1 sowie der maximalen Buchtenbreite von 2,5 m (besser 2 m) ist der Einbau von sogenannten „Blindwänden“ mit zugehöriger Verbindungstür von Vorteil. Somit kann eine größere Buchtenbreite (z.B. 2 x 2m = 4m, siehe Abb. A5) mit dementsprechend höherer Tierzahl erreicht werden, zusätzlich bietet die nahezu verdoppelte Wandfläche mehr Liegekomfort für die Tiere. Bei der Montage der Buchtenabtrennungen ist es wichtig, dass diese wasserdicht mit der Bodenfläche verbunden sind, um so eine Vernässung von einer zur nächsten Bucht zu verhindern. Der Betonboden sollte nicht geglättet sein, zum einen um die Ausrutschgefahr für die Tiere bei Verschmutzung gering zu halten, zum anderen „bewegt“ sich sonst die Minimalstrohgabe zu schnell in den SCHLUSSFOLGERUNGEN UND EMPFEHLUNGEN 185 Schieberkanal. Zur Steigerung der Funktionssicherheit im Sommer ist es sinnvoll eine Schweinedusche über dem Spaltenboden anzubringen, eventuell eignen sich auch die Wasserleitungen einer Fußbodenheizung zur Kühlung des Liegebereichs. Offenfrontstall Aus Temperaturgründen sind wärmegedämmte Ruhekistendeckel und zu dicht schließende Vorhänge für Hauptmastbuchten, auch für die Wintersituation, unnötig und zum Teil sogar kontraproduktiv im Hinblick auf den Luftaustausch. Hingegen sollten die Ruhekisten in der Vormast besser gedämmt sein; empfehlenswert ist hier sogar eine Zusatzwärmequelle in Form einer Fußbodenheizung bzw. von Wärmelampen für die Einstallsituation bei kalten Temperaturen. Lüftungsschlitze an der Rückseite der Ruhekiste sind auch für die Ausführungsvariante Pig-port II von Vorteil, dies kann beispielsweise über höher angeschlagene Buchtentüren erreicht werden. Zur Steigerung der Funktionssicherheit im Sommer ist es sinnvoll eine Schweinedusche über dem Kotbereich anzubringen. Minimale Strohgaben auf den Liegebereich steigern die Attraktivität von diesem zusätzlich. Auslaufstall In den modifizierten Kriegerschürställen war es während den kalten Monaten, insbesondere für die Vormasttiere, zeitweise zu kalt. Durch die nur schwäch wärmgedämmte Bauweise sowie dem hohen Luftvolumen (Einraumställe) kommt es hier zu starken Wärmeverlusten. Für die Vormastbuchten ist deshalb eine tiernahe Zusatzwärmequelle (Fußbodenheizung bzw. Wärmelampen mit einer Abdeckung) zu empfehlen. Systeme, die einen höheren Stroheinsatz erlauben (Festmistentmistung) bieten hier einen besseren Wärmeschutz (Kleinklima) für die Tiere. Wegen der Verschmutzungsgefahr sollten die Buchten auch nicht zu breit ausgeführt werden (max. 2,5 m). Zur Verhinderung von Kotecken innerhalb der Bucht sollten die Auslauföffnungen immer in einer Seitenecke der Bucht angebracht sein (nie in der Mitte) und die Fütterungseinrichtung gegenüberliegend. Auslauföffnungen, die auch vom Menschen ungehindert begangen werden können (zwei Flügel übereinander) erwiesen sich für die Buchtensäuberung von Vorteil. Beide zuvor aufgeführten Punkte erleichtern gleichzeitig auch die Tiertreibearbeiten. Bei allen Ställen mit Auslauf besteht die Gefahr von Sonnenbrand für die Schweine, hier sind ganzjährige oder auch nur saisonal angebrachte Sonnennetze ein gut geeigneter Schutz. Letztere sind schon Anfang April anzubringen und erst ab Mitte/Ende Oktober wieder abzubauen. Bei der Installation eines Sonnennetzes ist darauf zu achten, dass hiermit die Luftbewegung bzw. der Luftaustausch zum Innenbereich des Stallgebäudes sowie auch unter dem Netz selber nicht zu stark beeinträchtigt wird. Eine Schweinedusche im Außenbereich steigert hier ebenfalls die Funktionssicherheit und erhöht den Tierkomfort. SCHLUSSFOLGERUNGEN UND EMPFEHLUNGEN 186 Aus den umfangreichen Ergebnissen und Beobachtungen der vorliegenden Studie ergeben sich verschiedene Ansatzpunkte und Fragestellungen für weiterführende Untersuchungen: • Wie ist das tierische Leistungspotential innerhalb der verschiedenen Haltungsvarianten zu beurteilen? • Welche Krankheitsbilder sind konkret für das Merkmal Umfangsvermehrung an den Gliedmaßen verantwortlich? Was sind die unmittelbaren Ursachen für das gehäufte Auftreten dieses Merkmals über alle Verfahren hinweg? Wie ist diese Gelenksveränderung für die Tiere im Hinblick auf Schmerzen zu beurteilen? • Im Rahmen der Untersuchungen wurden subjektiv innerhalb der Offenfrontställe relativ starke Staubablagerungen festgestellt, in weiteren Untersuchungen sollte dies wissenschaftlich quantifiziert sowie Methoden (Stoßlüftungsmanagement) und/oder Techniken (Absaugeinrichtungen) entwickelt werden, die hier Abhilfe schaffen könnten. • Wie sieht die optimale Materialbeschaffenheit und Anbringung (z.B. Gewicht bei Großdeckeln) von Ruhekistevorhängen aus? Wie können die Vorhänge vor Verbiss geschützt werden? • Für Verfahren mit getrennten Klimabereichen, aber auch für den Schrägbodenstall, ist eine Fußbodenheizung oftmals empfehlenswert. Wie sind die hierfür in Frage kommenden Techniken funktionstechnisch und ökonomisch zu beurteilen? Wäre es möglich mit der verwendeten Technik die Liegebereiche im Sommer auch zu kühlen, um so die Funktionssicherheit zu steigern? • Wie könnten die Liegebereiche (Betonboden) mit verschiedenen Materialien (z.B. Gummimatten, Holz) und unter Berücksichtigung ihrer funktionssicheren Anbringung, aufgewertet werden, damit für die Tiere adäquater Liegekomfort (weich, verformbar) mit dementsprechender Schonung der Gelenke (beim Aufstehen) und trotzdem eine ausreichende Thermoregulation (Sommer) gewährleistet ist? • Wie und in welcher Quantität können Minimalstrohgaben auch im konventionellen System eingesetzt werden, ohne die Funktionssicherheit zu gefährden? Welche Güllesysteme eignen sich hier besonders? Wie können dabei Schmutzauflagerungen auf den Auftrittsbalken des Spaltenbodens verhindert werden? ZUSAMMENFASSUNG 187 7 ZUSAMMENFASSUNG Im Bereich der tierischen Veredelung wachsen die Verbraucheransprüche hinsichtlich ethischer Vorstellungen bei den Haltungsformen. Gerade die Schweinemast gerät hier aufgrund der dabei üblichen Intensität oft in starke Kritik. Gleichzeitig sind die Landwirte mit zunehmendem Kostendruck und verminderten Erlösaussichten konfrontiert. Mit dem hier vorgestellten Verfahrensvergleich in Form einer Feldstudie wurde untersucht, wie tiergerechte Haltung, eine hohe Rentabilität sowie Verbraucherakzeptanz in innovativen Haltungsverfahren für Mastschweine miteinander verbunden werden können. Untersucht wurden die folgenden zukunftsfähigen Verfahren: aufgewertete konventionelle Ställe mit schlitzreduzierter Liegefläche und Beschäftigungstechnik, Schrägbodenställe mit Minimaleinstreu, Offenfrontställe mit Ruhekisten sowie Auslaufställe mit Stroh. Je Verfahren wurden fünf Praxisställe über den Zeitraum von einem Jahr untersucht. Die Haltungsverfahren wurden auf ihre Tiergerechtheit, Funktionssicherheit, den jeweils benötigten Arbeitszeitaufwand je Tierplatz, Baukosten sowie auf ihre Verbraucherwirkung hin untersucht. Die Tiergerechtheit wurde mittels Direktbeobachtungen des Verhaltens, Integumentbonituren sowie der Erhebung stallbezogener Randparameter untersucht. Die Transkription des Tierverhaltens fand mit Hilfe der Scan-sampling Methode statt. Eine mobile Videotechnik für den Feldeinsatz als Unterstützung für die Beobachtung bei nicht direkt einsehbaren Buchtenbereichen wurde entwickelt sowie eine eigene Erfassungssoftware (ETHOSCAN 04) programmiert. Ihre Anwendung auf robusten Tablet-PC im Feld führte zu einer Standardisierung der Datenaufnahme und vermied Übertragungsfehler. Zur Standardisierung der Integumentbonituren wurde ein definierter Bilderkatalog erstellt. Zur weiteren Objektivierung der Datenaufnahme wurden im Versuchszeitraum mehrmals Vergleichstests zwischen den Beobachtern bzw. Beurteilern durchgeführt, die dabei gewonnenen mittleren Korrelationskoeffizienten lagen im hohen (r = 0,89, Beobachtungen) bis mittleren Bereich (r = 0,65, Bonituren). Die Funktionssicherheit wurde mit Bonituren der Buchtensauberkeit und Stallklimamessungen erhoben. Der Arbeitszeitaufwand wurde mit Hilfe von Arbeitszeittagebüchern festgehalten, die Baukosten von 18 der untersuchten Ställe wurden nach der DIN 276 ermittelt. Eine Verbraucherbefragung von 249 Gymnasiallehrern wurde mit Hilfe von Fragebögen durchgeführt. Die Einzelergebnisse flossen schließlich in eine integrierte Gesamtbewertung ein. Die finale Auswertung der Daten von Verhaltensbeobachtungen und Integumentbonituren erfolgte mit Hilfe eines Gemischte-Effekte-Modells. Als Ergebnis kann festgehalten werden: Die Akzeptanz des Liegebereichs durch die Tiere war in den Systemen mit getrennten Klimabereichen nahezu doppelt so gut ZUSAMMENFASSUNG 188 (Offenfrontstall 82,07%, Auslaufstall 62,64%) wie in den Systemen mit einheitlichen Klimabereichen (aufgewerteter konventioneller Stall 31,39%, Schrägbodenstall 43,94%). Eine höhere quantitative und qualitative Ausprägung des Erkundungsverhalten „Wühlen“ wurde in den Einstreuverfahren gezeigt, wohingegen Beschäftigung mit der Buchteneinrichtung und mit Beschäftigungstechnik in den strohlosen Systemen gesteigert beobachtet wurde. Verhaltensstörungen wurden abnehmend vom aufgewerteten konventionellen Verfahren (4,91%) zum Schrägboden- (3,1%), dann zum Offenfrontstall (2,34%) und schließlich zum Auslaufstall (2,26%) beobachtet, jedoch auf einem insgesamt akzeptablen Niveau. In Buchten mit Einstreu wurden weniger pathologische Veränderungen bzw. Verletzungen an den Gliedmaßen der Tiere und somit Lahmheiten festgestellt als bei strohloser Haltung, was die dämmende Schutzfunktion auch schon geringer Strohmengen für die Gliedmaßen unterstreicht. Dennoch waren diese Veränderungen über alle Verfahren hinweg insgesamt auf hohem Niveau. Mit abnehmender Nettobuchtenfläche je Tier konnte eine signifikante Zunahme des Merkmals „Veränderungen am Schwanz“ bestimmt werden. Bei allen Parametern zur Beurteilung der Tiergerechtheit konnte ein starker betriebsindividueller Einfluss auf die Ergebnisse festgestellt werden, welcher zum Teil höher war, als der Systemeffekt. Im Jahresverlauf war die Sauberkeit der Liegflächen bei fast allen Ställen zufriedenstellend, die größte Gefahr der Nutzungsumkehr von Funktionsbereichen wurde beim Auslaufstall für die Sommermonate ermittelt. Bei den Stallklimamessungen für den hydrothermischen Komplex wurden in fast allen Ställen akzeptable Ergebnisse erreicht. Während der Herbstmonate waren relativ hohe Ammoniakkonzentrationen der Stallluft (> 20 ppm) insbesondere in den wärmegedämmten Ställen festzustellen. Die Messungen der Beleuchtungsstärke zeigten, dass die gesetzlich geforderten 80 Lux während 8 h (TIERSCHNUTZTV, 2006) ohne künstliches Licht nahezu in keinem wärmegedämmten Gebäude erreicht wurden. Bei den Stallplatzkosten wurden für das aufgewertete konventionelle System 611€, für das Schrägbodensystem 513€, für den Offenfrontstall 447€ sowie den Auslaufstall 423€ je Tierplatz ermittelt (alle je 1,0 m2/Tierplatz). Für einen konventionellen Stallplatz nach der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (2006) mit einem Mindestflächenanspruch von 0,75m2/Tier wurden Kosten von 458€ errechnet. Bei den Einstreuverfahren wurde ein höherer Arbeitszeitaufwand je Tierplatz festgestellt (Schrägbodenstall 1,42 APh, Auslaufstall 1,76 APh), als bei den einstreulosen (konventioneller Stall 0,98 APh, Offenfrontstall 0,81 APh), jedoch war dies vor allem durch systemunabhängige Arbeiten bedingt, wie z.B. die Vermarktung. ZUSAMMENFASSUNG 189 Maßgeblich für die Gesamtbeurteilung der Verfahren durch Konsumenten ist deren Einschätzung über die Tiergerechtheit der Ställe, Verbraucher präferieren vor allem Ställe mit Auslauf bzw. mit außenklimanahen Bedingungen und Einstreu. Spaltenböden werden nicht direkt abgelehnt, wenn diese in ein tiergerechtes Gesamtkonzept integriert sind. Minimalstrohgaben bzw. das Angebot von Beschäftigungstechniken wurden in ihrer ethologischen Bedeutung nicht erkannt. Weiterer Forschungsbedarf besteht insbesondere in der Ursachenanalyse für die in allen Verfahren gehäuft aufgetretenen Umfangsvermehrungen an den Gliedmaßen der Schweine. Gibt es Bodenmaterialien, die hier Abhilfe schaffen und gleichzeitig funktionssicher angebracht werden können? Im Hinblick auf die Zielfragestellung der Studie erreichten bei der abschließenden Gesamtbeurteilung das Auslauf- sowie das Offenfrontstallsystem jeweils die beste Rangnote 1,9 dicht gefolgt vom Schrägbodenstall mit der Rangziffer 2,5. Für den aufgewerteten konventionellen Stall wurde die Rangziffer 3,7 ermittelt. In der gesamten Studie war deutlich der individuelle Betriebseffekt auf das Potential des jeweiligen Verfahrens zu erkennen. Zusammenfassend sind alle innerhalb dieser Studie untersuchten Verfahren bei guter Bauausführung, Buchtengestaltung und dementsprechendem Tierbetreuungsund Vermarktungsmanagement akzeptabel in Tiergerechtheit, Funktionssicherheit und Ökonomik zu bezeichnen. Für den Einzelbetrieb ist individuell, je nach Anforderungsprofil, zu entscheiden, welches Verfahren am besten geeignet ist. SUMMARY 190 8 SUMMARY Within the field of animal finishing the consumers’ demands on ethic aspects regarding the keeping conditions and housing systems increase. Especially the fattening of pigs is strongly criticized due to its intensity, concurrent the farmers are confronted with rising production costs and decreasing sales revenues. The field study in hand comparing different fattening pig production systems investigates how animal welfare, a “high” profitability and a high consumers’ acceptance can be combined in innovative housing systems. The following forward-looking housing systems were investigated: Improved conventional system with reduced slots in the lying area and occupation technique, sloped floor system with minimal litter, open front stable with resting boxes and litter systems with outdoor exercise yards. Five stables on practical farms per housing system category were investigated over a period of one year. A well-grounded basis for the data analysis was achieved with four repetitions of the measurements per farm respectively twenty repetitions per housing system. Investigation parameters were animal welfare aspects, operational reliability, work requirement per animal place, building costs and consumers’ acceptance. Animal welfare aspects were examined by means of direct behaviour observation, integument scoring with as well registration of stable related additional functional and climatic parameters. The transcription of the animal behaviour was carried out with the scan-sampling method. A mobile video equipment for the field was developed, which supported the observation of non visible pen areas and an own registration software (ETHOSCAN 04) was programmed. The use of the software on robust tablet computers lead to a standardized data recording procedure and prevented from transcription errors. In order to standardize the integument scoring a predefined picture catalogue was set up. The data recording was additionally objectivised by means of comparative tests between the different observers and judges, which resulted in high (r = 0,89; direct observation) respectively medium (r = 0,65; scoring) correlation coefficients. The operational reliability of the housing system was assessed via scoring of the pen soiling and the measurement of indoor air quality parameters. The work requirement was documented in working log books, the building costs were calculated according to DIN 276. A questionnaire was answered by 249 grammar school teachers as consumers. All results flow together in an integrated overall evaluation. The final analysis of the behaviour observation and integument scoring was done with a mixed effect model. The results can be hold down as follows: The acceptance of the lying area in housing systems with separate climatic areas (open front stable 82,07%, outdoor exercise SUMMARY 191 stable 62,64% )was twice as good as in systems with an uniform climate area (improved conventional system 31,39%, sloped floor system 43,94%). A higher quantitative and qualitative exploration behaviour “rooting” was exercised in housing systems with straw litter, whereas a more frequent treatment of the pen equipment and offered occupation technique in systems without straw was observed. Behavioural disorders were found declining from conventional systems (4,91%) to sloped floor systems (3,1%) to open front stable (2,34%) to outdoor exercise stable (2,26%), but on an altogether acceptable level. Less pathophysiological changes respectively injuries at the extremities thus lamenesses were detected in pens with straw litter compared to systems without straw, which underlines the absorbing protective function for the extremities of already small amounts of straw. Notwithstanding these bodily changes existed across all housing systems on a high level. A significant increase of the parameter “changes at the tail” is associated with a reduced net pen floor area per pig. All parameters to evaluate the animal friendliness of the housing systems were strongly influenced by the individual farm, thus the farm effect was partly higher than the effect of the housing system. In the course of the year the cleanness of the lying areas of nearly all stables was satisfactory, the highest risk for an utilisation reversion of the functional areas existed in the summer months for the outdoor exercise stable. The indoor climate measurements gave for the hydrothermical complex in nearly all stables acceptable levels. During the autumn months especially in insulated stables relative high indoor air ammonia concentrations (> 20 ppm) occurred. The measurement of the illuminance revealed, that nearly no insulated stable met the legal requirement of 80 lux during 8 h (animal welfare-productive livestock ordinance, 2006). The calculated building costs per animal place (1,0 m²/pig each) amounted to 611€ for the improved conventional system, to 513€ for the sloped floor system, to 447€ for the open front stable and to 423€ for the outdoor exercise yard stable. For a conventional animal place according to animal welfare productive-livestock ordinance (2006) with a required minimum floor space of 0,75m²/pig were building costs of 458€ calculated. The work requirement per animal place was higher in systems with straw litter (sloped floor system 1,42 APh, outdoor exercise system 1,76 APH) compared to systems without straw (conventional stable 0,98 APh, open front stable 0,81 APh). These differences were though mainly caused by workings independent from the housing system. The assessment of the animal friendliness of the housing systems is overriding for the overall consumers’ judgement. They prefer stables with exercise yards respectively near to outdoor conditions. Slotted floor is not directly rejected when it is em- SUMMARY 192 bedded in an integrated animal friendly concept. The donation of small amounts of straw respectively the offer of occupation techniques were not recognised as to their ethological importance. Further research has to be done particularly in a cause analysis for the in all systems accumulate occurrence of thickened joints at the extremities of the pigs. Probably there can be found a remedy with floor materials which also can be installed with operational reliability. In view of the investigated question aim in this study, the outdoor exercise yard stable as well as the open front stable achieve in the final overall evaluation the highest rank with the digit of 1,9 closely followed by the sloped floor stable with the rank digit of 2,5. For the improved conventional stable a rank digit of 3,7 was determined. In the whole study the individual farm effect on the potential of the respective system became obvious. In summary all investigated stables in this field study with good construction work, pen design and corresponding animal care and marketing management were acceptable concerning animal friendliness, operational reliability and economics. Depending on the definition of requirements it has to decided individually which pig housing system is the most suitable for a single farm. LITERATUR 193 9 LITERATUR AMON B. ; M. FRÖHLICH, V. KRYVORUCHKO, T. AMON, J. BOXBERGER, A. PÖLLINGER, A. HAUSLEITNER, I. MÖSENBACHER (2005): NH3- N2O- und CH4 -Emissionen aus einem Schrägbodenstall für Mastschweine. Landtechnik 5/2005, S. 274-275. ANDERSSON, R. (1998): Der Tiergerechtheitsindex – TGI. In: Beurteilung der Tiergerechtheit von Haltungssystemen. KTBL – Schrift 377, S. 99-109 AUERNHAMMER, H. (1976): Eine integrierte Methode zur Arbeitszeitanalyse. KTBL-Schrift 203, Darmstadt, 261 S. BARTUSSEK, H. 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ANHANG 205 11 ANHANG 6,72 5,83 3,72 2,11 Abluftkamin Abluftkamin Zuluftkanal Decke Alu-Trapezblech, darüber Dämmung Spaltenboden Rolltor 3,57 5 24 9,64 28 24 SchiebetorElvator Zentral gang 5 5 6 2,25 17 6,24 10 1,46 10 21,50 9,64 28 Schleuße Büro Technik Fütterung Futterlager Getreidesilo Getreidesilo Getreidesilo Getreidesilo Gersten- Weizenschrot schrot Sojasilo 11,90 Abluftkamin 25 2,70 Tränke Liegefläche schlitzreduziert 2,70 25 25 10 Vollspalten 25 Trog 6 5 11,90 10 2,70 5,90 36,12 2,70 42,36 5,90 10 Beißholzwippe Verladerampe Abb. A1: konventioneller Maststall mit zentralem Erschließungsgang und Kontrolldreieck (Betriebe 11+12) ANHANG 206 mehrlagige Folie zum Absenken 2,75 5,10 Abluftkamin mit Ventilator und Verschlussklappe Zuluftklappe +- 0,00 - 0,69 20 4,00 4,00 80 Erde aufgeschütet 20 9,20 Grundriss unten Abluftkamin 3,30 5 20 Grundriss oben 26,40 Abluftkamin Gesamtlänge 57,80 26,40 Gesamtlänge 57,80 Spielkette Breifutterautomat Wasser Kotschlitz Spielkette 5 Vollspalten Liegefläche (schlitzred.) 20 Futterraum Abb. A2: Hygieneschleuse 0,10 1,20 1,20 1,50 Konventioneller Maststall in Louisiana Bauweise (Betrieb 13) ANHANG 207 Abluftkamin +6,21 2,92 16% 16% 1,00 2,28 5 Zuluftkanal Absaugtrichter 28 Absaugtrichter Absaugtrichter Absaugtrichter - 0,10 1,00 +- 0,00 +0,9 Zuluftkanal +3,00 2,71 2,70 Gülleleitung NW 250 2,70 2,71 2,71 2,70 2,70 2,71 28 22,40 10,82 4,95 23 Spielkette 92 4,95 28 Doppelnippeltränke 25 Tiere je Bucht 4,15 12,68 4,15 28 28 Gang Liegefläche 4,15 4,15 4,15 12,68 23 28 Technik Hygiene 28 2,00 Liegefläche (schlitzreduziert) Absaugtrichter 17 28,37 4,15 Sensor Kurztrog Abb. A3: Konventioneller Stall in Kammstallbauweise (Betrieb 14) 208 1,50 ANHANG DN 15° Stahltrapezblech 3,95 Nagelbinder 2,80 10 Oberflurabluft Trennwand 280 x 5 cm 14 20 60 Betonspalten 24 14 Unterflurzuluft 22,80 25,13 3,75 3,88 7,64 3,88 19 1,66 24 3,75 4,50 14 4,55 4,50 80 Sensorkurztrog 4,50 80 44,08 4,50 4,50 80 4,50 Tränke Vollspalten 4,50 80 4,50 Liegefläche (schlitzreduziert) 14 3,20 80 1,75 Abb. A4: Büro / Hygiene Verladeboxen Rampe UnterflurZuluft Konventioneller Stall in Kammstallbauweise (Betrieb 15) ANHANG 209 Futterförderanlage 20,00 10,44 21,50 Vormaststall Abluftkamin Tränke 6 VM II 5,49 Laufgitter Kontroll- und Treibgang 4,50 VerbindAbluftungskanal gang Hauptmaststall 1 Holzschiebetor 4,50 Tränke Biofilter VM III Gang 30 4,50 6 4,50 Abluftreinigungsanlage 16,80 SensorKurztrog Tränke 24 15 30 Sensor Flüssigfütterung 15 24 30 VM I Holzschiebetor 2,80 5 12,00 Futterzentrale Spaltenboden Holzschiebetor 12,00 VM IV Hauptmaststall 2 30 Krankenstall Elektroraum 3,00 Abb. A5: Kontroll- u. Treibgang 2,99 14,01 30,50 6 24 4,00 6 4,50 24 6 30 24 Abstellraum 2 4,50 4,50 4,50 4,27 1,815 3,52 Büro Spaltenboden 55,90 10,50 Abstellraum1 Spaltenboden 8,77 Wasserspeicher 5,56 12,00 3,00 -+0,00 Frostschürze St. Bet. B25 Kurztrog 30 +0,60 6 3,00 6 - 0,05 Zuluft Filterwände +3,72 +3,13 Vormaststall Abluft Bio- vorh. Gelände ~3% Gef. 6% Gef. filter +4,83 1,25 AbluftSensor Spalten schacht Flüssigboden fütterung Zuluft +0,60 ~3% Gef.6% Gef. 6% Gef. ~3% Gef. 12,00 +4,50 3,60 +9,75 10,50 Schrägbodenstall, Buchten mit Blindwänden (Betriebe 21+23) ANHANG 210 +6,15 2,95 Dachneigung: 22° Abluft 3,20 +3,20 +3,00 Zuluft Befeuchtungsanlage Strohraufe Ok. Sockel + 40 +- 0,00 - 20 30 Futterförderanlage +50 Spaltenboden -20 (hochgelegt) best. Gelände 8 1,40 4,20 Klappschieberentmistung 8 4,20 1,40 30 1,56 13,52 Futtersilo Hygieneschleuse Raum für Straßenkleider Waage Abwurfschacht Befeuchtungsanlage 2,50 Abluftkamin 2,50 2,50 2,50 26 Mastbuchten a 14 Tiere = 364 Tiere 32,50 Buchten mit Stroheinstreu Versorgungsgang Abb. A6: 30 8 Strohraufe 2,50 2,50 2,50 Boden mit 5% Gefälle zum Klappschieber 2,50 2,50 Tränkenippel 2,50 2,50 hoch gelegter Spaltenboden (Unterflurschieber) 36,50 2,50 2,50 Breifutterautomat Schrägbodenstall, einfache Buchtenausführung (Betriebe 22+24) ANHANG 211 Abluftkamin 5 +7,04 DN 15° Wellblechzementplatten braun Holzfachwerkbinder "Gang-Nail" DN 15° Zuluftkanal OK. Gang + Futtertisch - 0,00 -1,24 OK. Kanalboden 30 21,80 30 10,03 30 6 1,61 6 5 2,30 70 +3,00 10,03 5 30 5% Gefälle +- 0,00 1,61 1,61 6 4,40 5 80 4,40 5 5% Gefälle 5% Gefälle 5% Gefälle 39 2,50 Trog 70,27 64,34 Trog Syphon 2,48 5 5 Verladebereich mit Waage 30 Abb. A7: Büro Versorgungsraum Futterraum 30 2,2511 30 4,85 39 Tränkenippel 8,92 30 +- 0,00 Rampe 5 Hygieneraum 5 11 11 3,51 2,51 6,51 30 Schrägbodenstall in Kammstallbauweise (Betrieb 25) ANHANG 212 DN 20° 2,65 3,30 7,00 Spalten 5,70 2,80 2,00 2,00 1,20 2,65 Ruhekisten Kanal 3,30 25,00 7,00 3,00 5,70 2,80 Breiautomat Tränke 2,00 2,00 1,20 3,30 7,00 3,00 2,80 Spielkette 2,50 2,50 30 1,20 7,00 3,00 Gang Breiautomat 90 85 Holzkonstruktion 5 Betonfertigteil 2,50 2,50 2,50 Vormast Ruhekisten Ruhekisten 2,50 8 2,50 2,50 2,50 2,50 2,50 2,50 2,50 40,00 2,50 2,50 2,50 Ruhekisten Hauptmast Abb. A8: Vor- und Hauptmast Ferkelaufzucht Offenfrontstall, System Pig-port I (Betriebe 31, 32, 33) ANHANG 213 Spalten Liegebereich ( Ruhekiste ) 3% -0,24 Tränke 3% 2,50 Breiautomat 2,00 Rollo 2,00 3,27 48 Treibgang Breiautomat 25 -2,74 7,50 15 50 2,90 5,00 2,50 10 7,50 15 Futtersilo 41,90 Spalten Liegebereich Verladerampe Treibgang Spalten Ruhekiste Liegebereich Ruhekiste Treibgang Kotschlitz 16 Buchten 2,50 10 2,50 10 2,50 10 2,50 10 2,50 10 2,50 10 2,50 10 2,50 10 2,50 10 2,40 20 Verladerampe Tränkenippel 16 Buchten 20 2,50 10 2,50 10 2,50 10 2,50 10 2,50 10 2,50 10 Breiautomat Abb. A9: Veranda Veranda Offenfrontstall System Pig-port II, (Betriebe 34+35) ANHANG 214 Futterautomat + 0,90 + 0,14 4,50 4,675 20 50 2,50 1,675 DN 15° - 0,15 - 0,30 best. Gelände 8,60 16 3,00 3,50 50 1,00 20 grüne Rinne 3,46 16 16 24 3,46 Tränkenippel 3,46 Futterautomat offene Rinne 16 3,46 3,46 3,46 3,46 31,14 36,40 3,46 Schwenktore für Entmistung 3,46 Auslauföffnung 5,26 Geräteraum Warteraum 30 30 5,10 Büro Silo Abb. A10: Auslaufstall, System Neuland (Betriebe 41+45) 215 25 30 +- 0,00 2,00 1,20 25 1,00 - 0,80 2,55 3,40 Futterleitung 55 ANHANG 5 100 17 4,90 10 24 6,25 3,00 12,66 12,66 Sensorkurztrog Kontroll- und Treibgang schlitzreduzierte Flächen plane Flächen Auslauföffnung Auslauf Auslauf Tränkenippel Trog Güllekanal Vorhang Vorhang 6,25 3,30 5 100 17 4,90 10 24 12,66 Futterzentrale Büro Flur 24 3,01 Heizung Dusche 5 115 17 5 Güllekanal 5,51 Ruhekiste 24 Ruhekiste 8,99 17 5 17 5 241,30 3,01 4,01 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 17 5 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 12 Sensor- Kontroll- und kurztrog Treibgang 12 24 2,90 2,90 2,90 2,90 2,90 2,90 2,90 2,90 2,90 2,90 2,90 2,90 2,90 2,90 2,90 2,90 2,90 2,90 2,90 2,90 2,90 2,90 2,90 2,90 24 70,08 28,32 17 2,75 24 Abb. A11: Auslaufstall, System Pig-port III (Betrieb 42) ANHANG 216 Dachneigung: 18° Dacheindeckung: Sandwich 40mm (PU) BS- Satteldachbinder, e = 5,00m Breiautomat Tränkenippel Gang Bucht +- 0,00 +- 0,00 Festfläche -1,25 Stahlstütze absenkbares Lichtband Breiautomat Spielkette +-0,00 Bucht Spalten -1,25 Betonboden 30mm wärmegedämmt 3,90 1,40 9,52 18,82 3,90 20 16 1,20 2,05 1,20 4,65 Vormast 5,00 4,65 16 16 20 1,20 2,05 1,20 16 4,65 +-0,00 1,25 Zaun - OK 3,10 1,25 1,85 2,136 Zuluftklappe Vormast 4,65 Festfläche plane Liegefläche Vormast Hauptmast Breiautomat plane Liegefläche plane Liegefläche 5,00 VM 3,45 Tränkenippel Ausgang 5,00 3,45 Ausgang Spielkette 16 3,74 4,06 16 GFKSilo 9 to 16 16 Umkleide 1,90 3,80 GFKSilo 11 to 12 Rampe Zufart zur Rampe 1,62 Büro / Technik DV 2,00 m 16 16 3,45 5,00 3,45 5,00 3,45 30,00 5,00 3,45 HM Abb. A12: Auslaufstall, modifiziertes System Kriegerschür (Betriebe 43+44) ANHANG Abb. A13: Erhebungsbogen für die Integumentbeurteilung (zweiseitig) 217 ANHANG Abb. A14: Fragebogen zur Verbraucherbefragung 218 ANHANG 219 ANHANG 220 ANHANG 221 ANHANG 222 ANHANG 223 ANHANG 224 ANHANG 225 ANHANG 226 ANHANG 227 ANHANG 228 ANHANG 229 ANHANG 230 Tab. A1: Beobachterabgleiche von Direktbeobachtungen und Integumentbonituren Scan-Sampling Abgleich 1: 26.11.2003 UL Abgleich 2: 22.01.2004 B44 Abgleich 3: 16.04.2004 UL Abgleich 4: 28.06.2004 UL Abgleich 5: 22.09.2004 UL Abgleich 6: 19.10.2004 UL 1+2 0,90 0,98 0,87 0,9 1+3 0,87 0,98 0,85 0,89 Integumentbeurteilung Abgleich 2: 22.01.2004 B44 Abgleich 3: 16.04.2004 UL Abgleich 4: 28.06.2004 UL Abgleich 5: 22.09.2004 UL Abgleich 6: 19.10.2004 UL Tab. A2: 1+2 0,64 0,51 0,51 1+3 0,58 0,57 0,68 Kombinationen Beobachter und deren Korrelationen 1+4 2+3 2+4 2+5 3+4 0,88 0,98 0,86 0,76 0,91 0,79 0,82 0,9 0,88 0,85 0,92 0,93 Kombinationen Beobachter und deren Korrelationen 1+4 2+3 2+4 2+5 3+4 0,77 0,61 0,54 0,7 0,58 0,66 0,45 0,61 0,49 0,52 0,82 Mittelwert aller Korrelationen 3+5 4+5 0,88 0,91 0,81 0,89 3+5 4+5 0,88 0,98 0,86 0,85 0,87 0,91 0,89 Mittelwert aller Korrelationen 0,75 0,90 0,66 0,57 0,61 0,56 0,85 0,65 0,53 0,82 Verteilung der Fragebögen mit Stadt-Land Differenzierung Schule/ Studienseminar Wildermuth Gymnasium Tübingen Scheffold Gymnasium Schwäbisch Gmünd Paracelsus Gymnasium Hohenheim Eugen Bolz Gymnasium Rottenburg Graf Eberhard Gymnasium Bad Urach Isolde Kurz Gymnasium Reutlingen St. Johann Gymnasium Aulendorf-Blönried Albertus Magnus Gymnasium Stuttgart-Sommerrain Studienseminar Geographie Tübingen gesamt RaumAusgeteilte Datum Rücklauf einteilung Bögen Austeilung Rücklauf in Prozent städtisch 80 KW 14 46 57,50% ländlich 60 KW 14 37 61,67% städtisch 40 KW 15 09 22,50% ländlich 90 KW 15 37 41,11% ländlich 90 KW 15 34 37,78% städtisch 80 KW 15 22 27,50% ländlich 50 KW 15 18 36,00% städtisch 50 KW 16 20 40,00% städtisch 35 KW 15 26 74,30% 249 43,31% 575 ANHANG Tab. A3: 231 Schema der Umkodierung der erhobenen Integument-Boniturdaten Merkmal Bonitur (alte) Code (neu) 0-3 0-6 I. Verschmutzung II Haut und Haar 0 0-3 III Ohren 0-3 IVa Körper IVb Körper große Wunden 0-3 3 Erläuterung In der Auswertung werden die Werte beider Seiten addiert, so dass die Skala in 7 Stufen von 0 bis 6 reicht. 1 Wegen des seltenen Auftretens der Boniturwerte 1, 2 und 3 wurden diese unter der Bezeichnung „auffällig = 1“ verbunden. 0 Kein Ohr verletzt 1 Ein Ohr Bonitur 0, das andere 1 2 Beide Ohren mit Bonitur 1 3 Ein Ohr Bonitur 0, das andere 2 4 Ein Ohr Bonitur 1, das andere 2 5 Beide Ohren mit Bonitur 2 0-5 Boniturwert 3 wird zu 2 gerechnet Umcodierung wie bei III Ohren, so entsteht auch hier ein 6-stufiges Bewertungsschema 0 Nein 1 An einer Seite 2 An beiden Seiten V Schwanz 0-3 0-3 Bleibt unverändert erhalten VI Verletzungen Gliedmaßen 0-4 0-4 Bleibt unverändert erhalten VIIa Vorderbeine Veränderungen 0-2 0-2 1) Umkodierung: Boniturwerte 1 und 2 werden als Veränderungen bezeichnet (=1) 2) addieren beider Beine, neue Skala 0-2 VIIb Vorderbeine Umfangsvermehrungen 0-2 0-2 1) Umkodierung: Boniturwerte 0 und 1 werden nicht als Umfangsvermehrungen bezeichnet (=0), Boniturwert 2 wird neu zu 1 2) addieren beider Beine, neue Skala 0-2 VIIIa Hinterbeine Veränderungen 0-2 0-2 Umkodierung wie bei VIIa Vorderbeine, so entsteht auch hier ein verändertes 3-stufiges Bewertungsschema VIIIb Hinterbeine Umfangsvermehrungen 0-2 0-2 Umkodierung wie bei VIIb Vorderbeine, so entsteht auch hier ein verändertes 3-stufiges Bewertungsschema IX Klauen 0-4 0-4 Bleibt unverändert erhalten X Lahmheit 0-2 0-2 Bleibt unverändert erhalten ANHANG 232 Tab. A4: Luxwerte in den einzelnen Ställen je Verfahren Verfahren N 11 12 (13 14 15 Konventionell 21 22 23 24 25 Schrägboden 31 32 33 34 35 Offenfrontstall 41 42 43 44 45 Auslaufstall Tab. A5: Median 24 31 32 24 32 111 32 24 32 24 32 144 24 24 32 23 32 135 22 32 32 24 32 142 Mittelwert 60 17 263 10 10 22 52 78 58 92 26 58 1515 1209 2225 1711 1899 1711 38 228 55 105 22 62 Minimum 99 42 528 27 108 70 66 74 72 90 78 75 1224 2528 2048 2818 2322 2183 45 392 51 107 27 131 2 3 39 1 1 1 1 11 6 12 4 1 136 287 649 804 600 136 7 61 5 13 2 2 Maximum 594 156 1764 90 712 712 221 130 159 230 450 450 2270 6999 3294 8536 4440 8536 105 1288 98 230 82 1288 SD 146 41 568) 30 227 144 61 38 49 58 111 69 794 2612 934 2162 1149 1679 32 361 29 77 24 225 Arbeitszeitaufwand in APh je Mastplatz und Jahr auf Betriebsebene 15 22 23 0,00 0,11 0,23 0,00 0,26 0,05 0,35 0,15 0,03 0,00 0,02 0,06 0,08 0,33 0,19 0,08 0,13 0,07 0,03 0,40 0,09 0,00 0,12 0,01 0,00 0,12 0,00 0,59 0,35 0,03 0,03 0,00 0,01 0,01 0,00 0,01 0,01 0,06 0,02 1,19 2,06 0,80 0,98 Mittelwert Schrägbodenst.: Betrieb Entmisten / Festflächen reinigen Einstreuen Kontrollen (regelmäßig) Tierkontrollen (unregelmäßig) Reinigen Ein-/Aus-/Umstallen Futterbereitstellung Füttern mit Breifutterautomat Flüssigfütterungsanlage Tiertransport/Fahrzeiten Hygieneschleuse Vermarktung Management/Organisation APh je Mastplatz und Jahr 11 13 0,00 0,00 0,00 0,00 0,21 0,27 0,07 0,03 0,30 0,16 0,11 0,01 0,13 0,30 0,00 0,01 0,01 0,00 0,01 0,05 0,02 0,01 0,00 0,00 0,01 0,02 0,87 0,85 Mittelwert konventionelle Ställe: 14 0,00 0,00 0,52 0,04 0,10 0,02 0,06 0,00 0,07 0,15 0,00 0,01 0,01 1,00 Betrieb Entmisten / Festflächen reinigen Einstreuen Kontrollen (regelmäßig) Tierkontrollen (unregelmäßig) Reinigen Ein-/Aus-/Umstallen Futterbereitstellung Füttern mit Breifutterautomat Flüssigfütterungsanlage Tiertransport/Fahrzeiten Hygieneschleuse Vermarktung Management/Organisation APh je Mastplatz und Jahr 31 33 0,06 0,01 0,00 0,00 0,18 0,31 0,01 0,05 0,17 0,00 0,14 0,18 0,12 0,01 0,02 0,00 0,00 0,00 0,16 0,00 0,04 0,00 0,03 0,00 0,01 0,04 0,94 0,60 Mittelwert Offenfrontställe: 35 42 43 0,08 0,00 0,02 0,08 0,02 0,03 0,19 0,54 0,23 0,13 0,02 0,10 0,10 0,17 0,13 0,15 0,13 0,10 0,05 0,24 0,07 0,00 0,00 0,01 0,02 0,06 0,00 0,02 0,00 0,06 0,05 0,01 0,04 0,00 0,00 0,00 0,03 0,06 0,01 0,89 1,24 0,79 0,81 Mittelwert Auslaufställe: 45 0,63 0,41 0,23 0,02 0,02 0,24 0,10 0,34 0,00 1,05 0,14 0,04 0,05 3,26 1,76 24 0,00 0,29 0,12 0,00 0,13 0,11 0,31 0,13 0,00 0,20 0,06 0,01 0,04 1,40 1,42 Ø 0,09 0,09 0,25 0,04 0,14 0,11 0,15 0,05 0,02 0,20 0,03 0,01 0,03 1,22 Befragte Personen (%) ANHANG 233 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 1,61 2,41 8,03 31,33 52,21 52,61 35,34 14,06 0,40 2,01 Beschäftigungstechnik sehr gut geeignet gut geeignet Minimalstrohgabe weniger geeignet ungeeignet keine Angabe Befragte Personen (%) Abb. A15: Beurteilung verschiedener Beschäftigungsangebote für die Tiere durch Verbraucher 0,80 4,42 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 8,03 1,20 0,80 19,68 57,03 59,84 32,93 15,26 O ffenfronts tall n = 249 s ehr gut gut weniger gut A us laufs tall n = 249 s c hlec ht k eine A ngabe Abb. A16: Beurteilung der getrennten Klimabereiche je Verfahren durch Verbraucher ANHANG Tab. A6: 234 Gesamtbeurteilungsgang der Feldstudie Hauptparameter Bewertungsbereiche Einzelindikatoren Liegen gesamt Strukturierung Bucht Liegen im Liegebereich von L. ges. Liegen im Kotbereich von L. ges. Seitenlage von Liegen ges Gezeigte Körperstellungen Seitenlage im LB von Liegen ges. Haufenlage von Liegen ges. Tierverhalten Erkundungs- und Beschäftigungsverhalten Wühlen gesamt + Beschäftigung mit Bucht u. Spielzeug = Erkund.- und Beschäft.verhalten Beschäftigung mit Artgenosse + Verhaltensstörungen Ethopathien = Verhaltensstörungen Gesamtbewertung Verletzungen Hautoberfläche und Schwanz Ohren Kratzer und Wunden Körper Kratzer und Wunden Schwanz Veränderungen vorne - Veränderung Integument Pathologische Veränderungen an den Gliedmaßen vorne - Umfangsvermehrung hinten - Veränderung hinten - Umfangsvermehrung Verletzungen gesamt Verletzungen Gliedmaßen Lahmheiten Tiere mit verletzten Klauen Funktionssicherheit Buchtenverschmutzung Verschmutzung Kotplatz Verschmutzung Liegebereich Temperatur Winter °C Temperatur / rel. Luftfeuchte Temperatur Sommer °C rel. Luftfeuchte Winter (%) rel. Luftfeuchte Sommer (%) NH3 Winter (ppm) Stallklima Ammoniakkonzentrationen NH3 Frühjahr (ppm) NH3 Sommer (ppm) NH3 Herbst (ppm) Beleuchtungsstärke Lichtstärke (Lux) Stallplatzkosten Ökonomie Ökonomie Jahreskosten (Fixkosten) Arbeitszeitaufwand Gesamtbeurteilung Verbraucherakzeptanz Verbraucherakzeptanz bevorzugte Fleischherkunft potentielle Ausgaben hierfür