Die Reinigungsstufen der Kläranlage Reihe 14 Verlauf Material S1 LEK Glossar Mediothek Materialübersicht III/A M1 (Ab) So setzt sich unser Abwasser zusammen M2 (Ab) Die mechanische Reinigungsstufe – hier wird Grobes entfernt M3 (Ab, Ex) Die biologische und chemische Reinigungsstufe Experimente zur Phosphatfällung mithilfe von Eisen(II)sulfat und Eisen(III)chlorid Für jede Gruppe: r Becherglas (50 ml und 100 ml), Reagenzgläser (20 ml) r Pipetten, Reagenzglasständer, Löffelspatel oder Teelöffel T H C I S N A R O V r heißes Wasser, Leitungswasser, Cola r Natriumphosphat (Na3PO4) r Grünsalz (Eisen(II)sulfat, FeSO4) r Eisen(III)chlorid (FeCl3) M4 (Ex) So wird Stickstoff aus dem Abwasser eliminiert Experimente zur Harnstoffzersetzung r Bechergläser (je nach Ansatzgröße verschiedene Volumina) r Pipetten, Löffelspatel oder Teelöffel r Reagenzgläser (20 ml), Reagenzglasständer r Schüssel mit Eiswasser, Thermometer, Topf, Leitungswasser r Heizplatte oder Wasserkocher r Harnstoff (CH4N2O) r Thioharnstoff (CH4N2S) r Phenolphthalein-Lösung r Urease M5 (Tx) Expertenbefragung beim Besuch einer Kläranlage Die Erläuterungen und Lösungen finden Sie auf der Seite 14. 62 RAAbits Biologie Oktober 2009 Die Reinigungsstufen der Kläranlage Reihe 14 M1 Verlauf Material S2 LEK Glossar Mediothek So setzt sich unser Abwasser zusammen III/A T H C Wasch- und Reinigungsmittel sind ebenfalls Bestandteile häuslicher Abwässer I S N Sobald Wasser durch den Menschen in seiner physikalischen oder chemischen Eigenschaft verändert wird, entsteht Abwasser. Hierunter fällt auch Kühlwasser, welches in der Regel zwar sauber ist, jedoch aufgrund der thermischen Veränderung (Erwärmung) als Abwasser deklariert wird. Das hat auch einen guten Grund, denn durch die Erwärmung nimmt die Eigenschaft des Wassers, Sauerstoff zu lösen, ab. Viele Organismen in Gewässern sind jedoch auf einen ausreichenden Sauerstoffgehalt im Wasser angewiesen, weshalb durch die Einleitung von warmen Abwässern auch eine Gefährdung der Umwelt bedingt ist. A R O Die Abwässer werden nach ihrer Herkunft in die folgenden drei Gruppen gegliedert: V 1. Häusliche Abwässer 2. Gewerbliche Abwässer 3. Industrielle Abwässer In häuslichen Abwässern sind Fäkalien aus der Toilette, Wasch- und Reinigungsmittel sowie Nahrungsmittelreste enthalten. Als gewerbliches Abwasser bezeichnet man Abwasser, welches bei der Herstellung von Waren in einem Gewerbebetrieb anfällt (z. B. Molkereien, Brauereien). Werden gewerbliche Abwässer mit häuslichen Abwässern vermischt, so spricht man von kommunalen Abwässern. Die Vermischung von gewerblichen Abwässern mit häuslichen Abwässern darf nur dann erfolgen, wenn gewisse Schadstoffkonzentrationen eingehalten werden. Grund: Die Bakterien in der biologischen Stufe der Kläranlage, welche die Schadstoffe abbauen, vertragen keinerlei kurzfristige qualitative und 62 RAAbits Biologie Oktober 2009 Wasch- und Reinigungsmittel sind ebenfalls Bestandteile häuslicher Abwässer Die Reinigungsstufen der Kläranlage Reihe 14 M3 III/A Verlauf Material S6 LEK Glossar Mediothek Die biologische und chemische Reinigungsstufe Die biologische Reinigungsstufe – aerobe Organismen helfen beim Abbau von Kohlenstoffverbindungen In der biologischen Reinigungsstufe (2. Reinigungsstufe) werden die natürlichen Selbstreinigungsprozesse aus der Natur in einem technisch optimierten und zeitlich verkürzten Prozess nachgebildet. Das Abwasser aus der mechanischen Reinigung fließt in das sogenannte Belebungsbecken. Dort befinden sich aerobe Organismen, die unter oxidativen Bedingungen den Abbau von organischen Abwasserinhaltsstoffen durchführen. Die Zersetzung von „leicht abbaubaren Stoffen“ organischen Ursprungs, zum Beispiel Fette, Eiweiße und Kohlenhydrate, erfolgt durch Bakterien, Einzeller, Würmer und Larven. Diese aeroben Organismen ernähren sich von den energiereichen organischen Substanzen (Kohlenstoffverbindungen) und setzen sie mit Sauerstoff zu den energieärmeren Produkten Kohlenstoffdioxid und Wasser um. T H C Colourbox.com I S N A R O V Belebungsbecken einer Kläranlage Durch die optimalen Lebensbedingungen, die in der Reinigungsstufe herrschen, vermehren sich die aeroben Organismen sehr schnell. Dadurch kommt es zu einem Zuwachs von Biomasse, dem sogenannten Belebtschlamm. Aufgrund seiner flockigen Struktur lässt sich der Belebtschlamm anhand einer Probe in einem Glasgefäß gut erkennen. An das Belebtbecken schließt sich ein Nachklärbecken mit ruhigerem Wasser an. Dort setzt sich der Belebtschlamm unten ab. Etwa alle 14 Tage wird dann der Belebtschlamm aus dem Becken entfernt und dem Faulturm zugeführt. 62 RAAbits Biologie Oktober 2009 Die Reinigungsstufen der Kläranlage Reihe 14 M4 III/A Verlauf Material S 10 LEK Glossar Mediothek So wird Stickstoff aus dem Abwasser eliminiert Stickstoffverbindungen, sowohl organisch gebundener Stickstoff als auch Ammoniumstickstoff, führen zu einem erhöhten Sauerstoffbedarf in Gewässern. Die Stickstoffverbindungen im Abwasser werden in erster Linie durch menschliche und tierische Exkremente verursacht. Als besonders kritisch erweist sich die Umwandlung von Ammonium-Ionen (NH4+) zu Ammoniak (NH3), welches fischtoxisch ist. Die Stickstoffeliminierung erfolgt durch die biologische Stufe der Kläranlage. Sie verläuft in vier verschiedenen Schritten: 1. Ammonifikation: Umwandlung des organisch gebundenen Stickstoffes in Ammonium 2. Nitrifikation: Oxidierung des Ammoniumstickstoffes zu Nitrat 3. Denitrifikation: Reduktion des Nitrates zu Stickstoff 4. Austreiben des Stickstoffes aus der Kläranlage 1. Ammonifikation Unter Ammonifikation versteht man die Bildung von AmmoniumIonen aus organischen Stickstoffverbindungen – beispielsweise aus Harnstoff (CH4N2O). T H C Bei der Umwandlung des im Harn enthaltenen Harnstoffes, welche bereits im Kanalnetz und im Vorklärbecken stattfindet, wird Harnstoff mithilfe von heterotrophen Bakterien in Ammonium-Ionen (NH4+) und Hydrogencarbonat-Ionen (HCO3-) umgewandelt: I S N CH4N2O + 2 H2O + H+ → 2 NH4+ + HCO3- 2. Nitrifikation Die Nitrifikation erfolgt in zwei Schritten. Grundlage ist der biologische Stickstoffkreislauf. Zunächst werden Ammonium-Ionen (NH4+) mithilfe der nitrifizierenden Bakterien Nitrosomonas zu Nitrit oxidiert: 2 NH4+ + 3 O2 → 2 NO2+ + 2 H2O + 4 H+ A R O Anschließend wandeln Bakterien der Gattung Nitrobacter das gebildete Nitrit (NO2+) in Nitrat (NO3 -) um: 2 NO2+ + O2 → 2 NO3-. V Sowohl Nitrosomonas als auch Nitrobacter ernähren sich autotroph, das heißt unter Ausnutzung der Energie, welche durch die Nitrifikation gewonnen wurde. Für den Abbauvorgang wird reichlich Sauerstoff benötigt. Deshalb werden die Belebungsbecken stets belüftet. Ferner sind eine pH-Wert-Regulierung sowie eine Temperatursteuerung notwendig. Nitrosomonas entfalten ihr Wirkungsoptimum bei einer Temperatur von 25–30 °C und einem leicht alkalischen pH-Wert zwischen 7,5 und 8,0. Bei der Nitrifikation handelt es sich um einen chemolithotrophen Prozess. Dabei erfolgt die Energiegewinnung durch die Oxidation von anorganischen Verbindungen. Die Bakterien, welche den Abbau leisten, werden auch als Nitrifikanten bezeichnet. Nitrifikation: Aerober Abbau von Stickstoffverbindungen 62 RAAbits Biologie Oktober 2009