Ernst-Detlef Schulze Annett Börner Sebastian Weist DIE HÖLZER THÜRINGENS Eine Einführung in die Holzausstellung am Max-Planck-Institut für Biogeochemie Jena Unter Mitwirkung von: Wolfgang Arenhövel, Thüringer Landesanstalt für Wald, Jagd und Fischerei Dr. Gregor Aas, Ökologisch-Botanischer Garten der Universität Bayreuth Roswitha Asche, Memmingen Ausführung: Claus Weinhart, BMBW Architekten BDA + Partner München Sägewerk Uhlstädt, Oberkrossen Tischlereibetrieb Dietrich Hüttig, Thalbürgel DIE HÖLZER THÜRINGENS INHALT Holzarten, alphabetisch EINFÜHRUNG .................................................................................................... 3 AHORN (BERGAHORN, FELDAHORN UND SPITZAHORN) ................................... 4 APFEL ............................................................................................................. 48 BIRKE, HÄNGEBIRKE ...................................................................................... 10 BIRNE ............................................................................................................. 50 BUCHE, ROTBUCHE ......................................................................................... 14 DOUGLASIE ..................................................................................................... 28 EIBE ................................................................................................................ 18 EICHE (TRAUBEN- UND STIELEICHE) ............................................................. 16 ELSBEERE ....................................................................................................... 52 ERLE, SCHWARZERLE ...................................................................................... 12 ESCHE ............................................................................................................. 44 FICHTE ............................................................................................................ 32 FLIEDER .......................................................................................................... 46 GOLDREGEN ................................................................................................... 78 HAINBUCHE, WEISSBUCHE .............................................................................. 24 HASEL ............................................................................................................. 22 HOLUNDER, SCHWARZER ................................................................................ 26 HUNDSROSE, HECKENROSE ............................................................................ 54 KASTANIE, ROSSKASTANIE .............................................................................. 76 KIEFER ........................................................................................................... 34 KIRSCHE, VOGELKIRSCHE, WILDKIRSCHE ...................................................... 68 KORNELKIRSCHE ............................................................................................. 20 KREUZDORN ................................................................................................... 40 LÄRCHE ........................................................................................................... 30 LINDE (SOMMER- UND WINTERLINDE) .......................................................... 42 MEHLBEERE .................................................................................................... 56 MIRABELLE ..................................................................................................... 74 MISPEL ............................................................................................................ 58 PAPPEL ............................................................................................................ 86 ROBINIE .......................................................................................................... 80 SCHLEHE, SCHWARZDORN ............................................................................... 60 SCHWARZKIEFER ............................................................................................. 36 SPEIERLING ..................................................................................................... 62 TANNE ............................................................................................................ 38 TRAUBENKIRSCHE ........................................................................................... 64 ULME, BERGULME, RÜSTER ............................................................................ 82 VOGELBEERE, EBERESCHE ............................................................................. 66 WACHOLDER ................................................................................................... 90 WALNUSSBAUM ................................................................................................ 84 WEIDE, ROTWEIDE ......................................................................................... 88 WEISSDORN .................................................................................................... 70 ZWETSCHGE, PFLAUME ................................................................................... 72 GLOSSAR ......................................................................................................... 92 QUELLEN- UND ABBILDUNGSNACHWEIS ......................................................... 95 Erstauflage Mai 2003, leicht veränderter Neudruck Oktober 2007 © MPI für Biogeochemie Jena 2 EINFÜHRUNG Das Max-Planck-Institut für Biogeochemie untersucht die großen biogeochemischen Kreisläufe der Erde und deren Wechselwirkung mit dem Klima. Es geht insbesondere um den Kreislauf des Kohlenstoffs, des Wassers und des Stickstoffs, wobei andere Elemente je nach Gegebenheiten eine zusätzliche Rolle spielen können. Die Stoffkreisläufe werden über den Kontinenten gesteuert von der Vegetation, die in ihrer Aktivität wiederum von der Bodenfruchtbarkeit und damit vom Bodentyp und dem Ausgangsgestein beeinflusst wird. Dabei spielt die Landnutzung eine zusätzliche wichtige Rolle. In Europa geben die landwirtschaftlich genutzten Flächen Kohlendioxid an die Atmosphäre ab, d.h. sie sind eine Kohlendioxid-Quelle, hingegen nehmen die forstlich genutzten Flächen Kohlendioxid aus der Atmosphäre auf, d.h. sie sind eine Kohlenstoffsenke. Diese wichtige Funktion des Waldes ist aber abhängig von der Art des Baumbestandes, d.h. der Art und Vielfalt der Baumarten im Bestand. In einem regionalen Experiment versucht das Institut diese komplizierte Interaktion zwischen Boden, Bewuchs und Atmosphäre für den Raum Thüringen aufzuklären. Dieses Gebiet ist in herausragender Weise nicht nur durch eine Vielfalt der Böden, sondern auch durch eine Vielfalt der Baumarten ausgezeichnet. Sägewerk Uhlstädt, Oberkrossen Die Beschaffung der Hölzer wäre nicht möglich gewesen ohne die Hilfe des Jenaer Stadtforstes und der Thüringer Forstämter in Jena, Creutzburg und Kaltennordheim sowie die Unterstützung durch die Bayerischen Forstämter Weißenstadt und Bayreuth. Weitere Stellen haben aktiv geholfen, die Sammlung zu vervollständigen, insbesondere die Stiftung Weimarer Klassik, sowie die Friedenskirche und der Nordfriedhof in Jena. Das Holz wurde geschnitten im Sägewerk Uhlstädt in Oberkrossen. Die Bearbeitung und Montage erfolgte durch die Tischlerei Dietrich Hüttig in Thalbürgel. Jena, Mai 2003 Profil des Institutes und der Ausstellung Profil des Institutes Ernst-Detlef Schulze Annett Börner Sebastian Weist Die Holzausstellung Die Ausstellung der Hölzer im Vorraum zum Hörsaal des Max-Planck-Institutes für Biogeochemie gibt einen Eindruck von der Vielzahl der in Thüringen wachsenden Baumarten, und deren großer Mannigfaltigkeit in Holzstruktur und Färbung. Dabei zeigen die 45 Baum- und Straucharten nur einen Teil der hier vorkommenden ca. 100 Holzgewächse. So wurden die Stiel- und Traubeneiche oder die Sommer- und Winterlinde nicht getrennt ausgewiesen, auch fehlen eine Reihe von Heckengehölzen, die aber meist Durchmesser von weniger als 10 cm aufweisen. Dennoch gibt die Ausstellung einen Überblick über die ungeheure Vielfalt der forstlich genutzten Arten, der wichtigsten Obstbäume und einiger Heckenarten, die in ihrer Ausprägung den tropischen Hölzern nicht nachstehen. Die Ausstellung spiegelt die Vielfalt und Schönheit der einheimischen Holzgewächse wider. 3 BERGAHORN Acer pseudoplatanus L. Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Die Ahornarten besitzen ein hellfarbiges, homogen strukturiertes, zuweilen geriegeltes Holz mit zerstreut angeordneten, sehr feinen Poren, deutlichen Jahrringgrenzen und rötlich glänzenden Spiegeln. Im Alter kommt es häufig zur Bildung eines graubraunen bis braunen fakultativen Farbkerns. Ausgestellte Bergahorn-Hölzer Die Bohle Der Bergahorn hat das hellste Holz unter den einheimischen Ahornarten. Es handelt sich hier um einen Radialschnitt nahe dem Stamm-Zentrum, daher sind nur einige der Jahrringe schräg angeschnitten (Fladerung). Die kräftigen Markstrahlen erzeugen die glänzenden Spiegel, die vor allem am Rand der Bohle erkennbar sind. In der Mitte der Bohle befindet sich eine überwachsene Verwundung, die eine fast krebsartige Wucherung des Holzes nach sich zog. Dieser Bereich ist besonders fein und unregelmäßig gemasert. Entsprechende Wucherungen sind für Ahorn typisch und besonders wertvoll. Sie wurden für spezielle Verwendungen (Pfeifenköpfe etc.) gesucht. An der Basis des Stamms gibt es auf der linken Seite eine weitere Verwundung, in die ein holzzerstörender Pilz eindrang*. Solche Schäden können im Forstbetrieb durch das Rücken von Holz entstehen. Bergahorn vom Stadtforst Jena, Leutra-Ufer Die kleinere Baumscheibe vom LeutraUfer (Foto links, Querschnitt 27 cm in 56 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,4 mm) zeigt die gegenständige Verzweigung des Ahorn. Die zwei Seitenäste sind in gegenüberliegender Position als dunkle Punkte erkennbar. Es gibt im äußeren Stammbereich eine Reihe von Stammverletzungen, die, sichtbar in dem braunen Bereich, gut überwallten. Bergahorn vom Stadtforst Jena, Leutra-Ufer Ø 27 cm 56 Jahre 4 Die große Baumscheibe vom Leutra-Ufer (Foto gegenüberliegende Seite unten rechts, Querschnitt 50 cm in 154 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,6 mm) zeigt ein deutlich langsameres Wachstum des Baumes in der Jugend und gleichmäßige Jahrringe im Alter. An einer Verletzung drang Wasser und Luft in den Stamm ein und führte zur Bildung eines braunen, fakultativen Farbkerns, in dem sich die dort wachsenden Pilzen durch schwarze Linien abgrenzen. Die dunklen Flecken auf der rechten Seite stammen von Verletzungen. *Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild. AHORNGEWÄCHSE ACERACEAE Zu den ausgestellten Objekten Bergahorn aus Brotterode Ø 85 cm 145 Jahre Die Baumscheibe aus Brotterode (Foto oben, Querschnitt 85 cm in 145 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,9 mm) zeigt ein extrem starkes Jugendwachstum mit fast 1 cm breiten Jahrringen, das mit dem Alter stetig abnimmt. Die Scheibe wurde nahe am Boden geschnitten, wo die Wurzelanläufe zu einer unregelmäßigen Ausformung der Jahrringe führen. Die starken Wuchsunterschiede führten zu Spannungen im Holz und Eindringen von Luft an dem „Waldriss“ im Zentrum, der im rechten Winkel zur Hauptwindrichtung entsteht. Dadurch begann in Richtung dieses Risses die Bildung eines schmalen, braunen sekundären Farbkerns. Die eckige Verfärbung stammt ursprünglich vom Schnitt der Motorsäge, an dem bei der Holzlagerung holzverfärbende Pilze eindrangen. Bergahorn vom Leutra-Ufer Ø 50 cm 154 Jahre 5 FELDAHORN UND SPITZAHORN Acer campestre L. und Acer platanoides L. Ausgestellte Feldahorn-Hölzer Zu den ausgestellten Objekten Die Bohle Der Feldahorn hat ein rötlich gefärbtes Holz und ist das dunkelste Holz unter den AhornArten. Der Stamm ist deutlich stärker verzweigt als der des Bergahorns, d.h. er ist in der Jungend langsamer gewachsen. Die Spuren der Seitenäste sind deutlich erkennbar und führen zu einer „Riegelung“, dem welligen Verlauf der Fasern und Gefäße in axialer Richtung, die zu dem „Changieren“ der Farbe führen. Der Schnitt führt in diesem Falle genau durch die Mitte des Stamms, und damit sind die Spiegel der rötlichen Markstrahlen besonders am oberen Ende der Bohle* gut erkennbar. Die Baumscheibe (Querschnitt: 35 cm in 70 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,5 mm) zeigt eine sehr gleichmäßige rötliche Färbung mit einem nur schwach abgegrenzten Splint. Feldahorn, Forstamt Jena, Revier Heideland, Eisenberg Ø 35 cm 70 Jahre 6 *Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild. AHORNGEWÄCHSE ACERACEAE Ausgestellte Spitzahorn-Hölzer Zu den ausgestellten Objekten Die Bohle Der Spitzahorn zeigt einen gelblichen Splint und einen rötlichen Kern. Diese Färbung kann verstärkt werden durch das Dämpfen des Holzes. Der Schnitt führt fast durch das Mark. Im Kernholz sind eingewachsene, schwarze Totäste erkennbar. Der Splint changiert in der Färbung, man kann diese Bereiche mit der Hand als leicht hervorgehobene und leicht eingesenkte Bereiche fühlen. Die so genannte Riegelung entsteht durch einen Zick-zack-artigen Verlauf der axial gerichteten Holzelemente, vor allem im Bereich von Ästen. Die Baumscheibe (Querschnitt: 30 cm in 64 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,3 mm) zeigt im jungen Alter (ca. 10 Jahre) eine große Verletzung auf etwa einem Drittel des Stammumfangs. Es dauerte etwa 10 Jahre bis diese Wunde überwallt wurde und weitere 5 Jahre bis der Rindenstreifen, der im Zentrum der Überwallung besteht, ebenfalls überwachsen wurde. Die Unregelmäßigkeit der Rinde zeigt auch nach 50 Jahren den Schaden im Inneren des Stammes. Spitzahorn, Forstamt Jena, Revier Rockau, Tautenburger Forst Spitzahorn, Forstamt Jena, Revier Vollradisroda Ø 30 cm 64 Jahre 7 BERG-, FELD- UND SPITZAHORN Acer pseudoplatanus L., A. campestre L. und A. platanoides L. Wissenswertes Bergahorn (A. pseudoplatanus) Wesentliche botanische Merkmale Der Bergahorn wird bis 35 m hoch und erreicht Durchmesser von 60 bis 100 cm, im Freistand bis über 200 cm. Die astfreie Schaftlänge kann im Bestandesschluss bis ca. 18 m betragen, angestrebt werden meist Längen von 8-12 m. Die Rinde ist anfangs graubraun und glatt, die spätere, rötlich gefleckte Borke blättert in flachen Schuppen ab. Die Blätter sind gegenständig, 5lappig mit keilförmig spitzen Buchten und goldgelber Herbstfärbung. Die gelbgrünen Blüten erscheinen in vielblütigen, hängenden Trauben. Die geflügelten Spaltfrüchte enthalten 2 kugelige Nüsschen, die Flügel stehen in spitzem Winkel zueinander. Feldahorn (A. campestre) Spitzahorn (A. platanoides) Der Feldahorn bleibt oft strauchig, bei nicht zu starker Konkurrenz kann er als mittelgroßer Baum 10 bis 15 m (im Thüringer Forstamt Creuzburg sogar bis 29 m) hoch werden und Durchmesser bis über 40 cm erreichen. Die Rinde ist hellgrau bis braun, die Borke rechteckig gefeldert, häufig werden an den Zweigen Korkleisten gebildet. Die Blätter sind kleiner als bei den beiden anderen Arten, die Lappen stumpf. Die Herbstfärbung ist gelb oder rot. Die Blüten erscheinen in behaarten, aufrechten Doldenrispen, die Fruchtflügel stehen annähernd waagerecht. Der Spitzahorn wird mit Höhen zwischen 20 und 30 m etwas weniger hoch als der Bergahorn, unter günstigen Bedingungen werden ebenfalls Durchmesser von 60 bis 100 cm erreicht. Die Borke wird früher gebildet als beim Bergahorn, sie ist schwärzlich, längsrissig und blättert nicht ab. Die Blattlappen sind spitz ausgezogen und grobbuchtig gezähnt, die Buchten dazwischen rund. Die Herbstfärbung ist orange bis lebhaft rot. Die Blüten erscheinen in aufrechten Doldenrispen. Die Fruchtflügel stehen in stumpfem Winkel zueinander, die Nüsschen sind flach. Der Bergahorn erreicht ein Höchstalter von 400 bis 500 Jahren, während Spitz- und Feldahorn kurzlebiger sind und nur 150-200 Jahre alt werden. 8 AHORNGEWÄCHSE ACERACEAE Vorkommen Bergahorn (A. pseudoplatanus) Der Bergahorn ist ein Baum des kühl-feuchten Bergklimas, er wächst in montanen, buchenreichen Misch- und schattigen Schluchtwäldern, bevorzugt auf tiefgründigen, frischen, nährstoffreichen Böden. Er ist in den Gebirgen Mittel-, Süd- und Südosteuropas sowie im Kaukasus verbreitet, in den Alpen bis 1700 m Höhe. Der Spitzahorn ist eher ein Baum der Ebene und des tieferen Berglandes, er steigt im Gebirge selten über 1000 m Höhe. Er kommt in weiten Teilen Europas, dem Kaukasus und Kleinasien vor und bevorzugt frische, nährstoffreiche, lockere Lehmböden in Laubmischwäldern. Feldahorn (A. campestre) Wissenswertes Der Feldahorn findet sich in Laubmischwäldern der Ebene und des Hügellandes, an Waldrändern, in Hecken und Gebüschen. Er ist wärmeliebend und bevorzugt mäßig trockene bis frische, nährstoff- und oft kalkreiche Böden. Er besitzt von allen Ahornen das größte Areal und ist in fast ganz Europa, Nordafrika, Kleinasien und dem Kaukasus verbreitet. Spitzahorn (A. platanoides) In Thüringen kommen alle drei Arten oft im gleichen Bestand vor, wobei aber nur der Bergahorn in die höheren Lagen des Thüringer Waldes reicht. Der Feldahorn ist, wie der Name sagt, ein Baum der Hecken und Feldgehölze. Bewirtschaftung Von den drei in Deutschland vorkommenden Ahornarten haben nur Berg- und Spitzahorn forstliche und holzwirtschaftliche Bedeutung, der Feldahorn spielt als Nutzholzlieferant wegen der geringen Abmessungen nur eine untergeordnete Rolle. Gern werden sie auch als Park- und Straßenbäume, der Feldahorn auch als Hecke angepflanzt. Verwendung Zwischen Berg- und Spitzahorn bestehen hinsichtlich des Holzes keine großen Unterschiede. Der Bergahorn lässt sich etwas besser bearbeiten, dagegen ist Spitzahornholz schwerer und besitzt bessere Elastizitäts- und Festigkeitswerte. Feldahorn ist sehr zäh und fest. Generell ist das Holz der Ahorne gleichmäßig dicht, elastisch und zäh, es schwindet mäßig und weist ein gutes Stehvermögen und hohe Abriebfestigkeit auf. Dagegen ist es nicht witterungsfest, von geringer natürlicher Dauerhaftigkeit sowie empfindlich gegen sekundäre Verfärbungen. Aktuell: Handwerk (Möbelbau, Furnier, Intarsien, Drechsler-, Schnitz- und Bildhauerarbeiten, Musikinstrumentenbau: Streichinstrumente, Flöten und Fagotte, Biegeformteile, Mess- und Zeichengeräte, Gewehrschäfte, Peitschenstiele, Schirmstöcke, Pfeifenköpfe), Industrie (Mangelwalzen in Textilindustrie, Modellholz in der Metallgießerei, Metall- und Ölholz für den Maschinen- und Gerätebau), Innenausbau (Verkleidungen, Sichtblenden, Türfüllungen, Parkett), Haushalt (Küchengeräte wie Brettchen, Nudelhölzer u.ä.), Freizeit (Spielwaren, Sportgeräte), Energieträger (Brennholz). Historisch: Handwerk (Wagenbau, Wasserräder, Schuhsohlen, Bogenbau), Industrie (Tapetendruckwalzen, Zahnräder), Landwirtschaft (Holzteile von Eggen und Pflügen, Stiele von Rechen, Schaufeln, Dreschflegel), Rohstoff (Kohlenmeiler, Brennholz). 9 HÄNGEBIRKE, SANDBIRKE Betula pendula Roth Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Die Birke besitzt ein hellfarbiges, zerstreutporiges Holz mit wenig deutlich markierten Jahrringen aber feinen Markstrahlspiegeln, häufig mit Markstrahlflecken. Ausgestellte Hölzer Die Bohle ist fast radial geschnitten. Sie zeigt einen in zwei Stufen verbraunenden Kern. Die wolkigen Stufen der Verkernung weisen darauf hin, dass es sich um einen fakultativen Farbkern handelt. Ein Ast wurde gut überwallt. Die Jahrringe sind in dem zerstreutporigen Holz nur undeutlich erkennbar. Die Markstrahlen erzeugen die feinen glänzenden Spiegel. Die Baumscheibe (Querschnitt 26 cm in 94 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,4 mm) zeigt den dunkelbraunen, wolkigen Kern. Es handelt sich um eine sekundäre Verfärbung, die durch Eintritt von Luftsauerstoff und Wasser über Totäste entstand (fakultativer Farbkern). Normalerweise ist das Holz gleichmäßig gefärbt. Birke vom Stadtforst Jena, Leutra-Ufer Ø 26 cm 94 Jahre 10 BIRKENGEWÄCHSE BETULACEAE Wesentliche botanische Merkmale Wissenswertes Die Birke wird bis 30 m hoch. Der Stamm ist im Bestand geradwüchsig, im Freistand häufig krummschäftig und grobastig mit herabhängenden Zweigen. Die charakteristische Rinde ist weiß durch den Farbstoff Betulin und schilfert in Querbändern ab, im Alter wird am Stamm eine schwarze, harte und grob rissige Borke gebildet. Die Früchte stehen in Kätzchen und zerfallen unter Zurücklassen der Spindel. Die Fruchtschuppe ist 3-lappig, die Samennüsschen sind beiderseits geflügelt. Birken werden in Europa selten über 150 Jahre alt, im borealen Wald bis zu 300 Jahren. Vorkommen Die natürliche Verbreitung erstreckt sich über ganz Europa, Sibirien, Kleinasien, den Kaukasus und Nordpersien. In Nordeuropa und Sibirien ist allerdings eher die Moorbirke (B. pubescens) die vorherrschende Birkenart. Die Hängebirke wächst vor allem im Tiefland, seltener im Gebirge (Alpen bis 1800 m) als Licht- und Pionierbaumart in lichten Laub- und Nadelwäldern, an Waldrändern, in Mooren, Heiden und Brachflächen. Sie ist anspruchslos, frosthart und standorttolerant und wird durch schwache Konkurrenz von anderen Baumarten meist auf feuchte oder trockene, nährstoffarme, saure Böden verdrängt. Die Birke ist außerdem weit verbreitet als Park- und Alleebaum. In Thüringen kommt die Hängebirke vor allem auf ärmeren Standorten vor. Die Moorbirke ist vergleichsweise selten. Bewirtschaftung Die Birke wurde bei uns meist nur als Brennholz genutzt, sie galt bei Forstleuten lange Zeit als das „Unkraut des Waldes“. Heute werden waldbaulich die Eigenschaften der Pionierbaumart als Füll- und Treibholz eher geschätzt. Bei entsprechender Pflege ist Birkenholz von der Holzindustrie durchaus begehrt. Die Birke erreicht Zuwächse von 4 - 8 m3 pro ha und Jahr. Verwendung Birkenholz ist ein schweres, zähes Holz und nicht besonders hart. Es hat gute mechanische Eigenschaften, die Bruchfestigkeit ist größer als bei der Eiche. Das Holz arbeitet stark, es ist von geringer Dauerhaftigkeit, aber leicht und sauber zu bearbeiten und zu polieren. Aktuell: Handwerk (Möbel, Furnier, Drechslerei, Musikinstrumentenbau: Hammerstiele beim Klavier, Gitarren), Innenausbau (Verkleidungen, Imitation von Nuss, Kirsch- und Mahagoniholz), Haushalt (Reisigbesen, Bürsten, Pinsel), Freizeit (Sportgeräte: Speere, Diskus), Energieträger und Rohstoff (Brennholz, Sperrholz, Zellulose, Metallindustrie: Reinigung von Kupfer), Kosmetik und Medizin (Blutungssaft (Birkenwasser) für Haarkosmetik), Brauchtum (Maibäume, Zweige als Ostersträuße). Historisch: Handwerk (Schilde und Gewehrschäfte, Zahn- und Wasserräder, Wagenräder, Möbel, Schuhsohlen, Fassdauben, Druckstöcke, Wurzel für Seile, Blasinstrumente), Haushalt (Löffel, Siebe, Besen, Körbe, Tragen, Schlitten), Landwirtschaft (Joch von Ochsen, Dreschflegel, Tröge), Heilkunde (Blätter gegen Rheuma und zur Wundheilung, Rauch der Rinde gegen Pest, Kosmetikpulver aus Totholz), Ernährung (Bier aus Blutungssaft), Energieträger und Rohstoff (Holzkohle, Brennholz, Asche, Blätter zur Farbherstellung von Sudgrün), Brauchtum (wie modern, weiter: Schutz vor bösem Zauber, Sympathiezauber bei Gicht, Krämpfen und Geschwüren, Ruten zur Züchtigung von Kindern). 11 SCHWARZERLE Alnus glutinosa (L.) Gaert. Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Die Schwarzerle bildet ein helles bis rötliches, dezent gemasertes, zerstreutporiges Laubholz mit schwach markierten Jahrringgrenzen, feinen Gefäßen und feinen Markstrahlen. Ausgestellte Hölzer Die Bohle zeigt einen Tangentialschnitt nahe dem Mark mit rötlichem Kern und flacher, schwacher Fladerung der schräg angeschnittenen Jahrringe, die an dem dichteren Spätholz erkennbar sind. Die Markstrahlen sind zu Scheinmarkstrahlen gebündelt. Der schmale Splint ist nicht deutlich abgesetzt. Zwei Totäste wurden überwallt und bewirkten eine braune Verfärbung. Die Baumscheibe (Querschnitt 18 cm in 20 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 0,4 mm) ist rötlich, ohne deutlichen Kern, das Holz ist nicht schwindend. Der Ast wurde ohne Verfärbung überwachsen. Markstrahlen sind nicht einzeln erkennbar, wohl aber durch die feinen Risse angedeutet. Erle vom Forstamt Stadtroda, Hermsdorf Erle aus Thalbürgel Ø 18 cm 38 Jahre 12 BIRKENGEWÄCHSE BETULACEAE Wesentliche botanische Merkmale Wissenswertes Die Schwarzerle wächst zu 30 - 35 m hohen Bäumen mit 50 - 80 cm (max. 1 m) Durchmesser heran. Meist ist sie aufgrund von Stockausschlag mehrstämmig. Die Krone ist durch die horizontal wachsenden Äste gut erkennbar. Die Rinde ist anfangs grünlichbraun mit Korkwarzen, im Alter dunkelgrau mit tiefrissiger Borke. Die Blüten sind einhäusig verteilt, männliche und weibliche Kätzchen auf dem selben Trieb. Die kleinen, am Rand geflügelten Früchte (Nüsse) werden in holzigen Fruchtzäpfchen gebildet. Schwarzerlen werden im Allgemeinen 80 - 100 Jahre alt, können jedoch auch Alter von 300 Jahren erreichen. Vorkommen Die Schwarzerle findet sich in fast ganz Mitteleuropa bis 63°N, in Sibirien, im Kaukasus und in Nordafrika. Höchste Wuchsleitungen erreicht sie in Osteuropa und dem Baltikum. Sie ist Charakterbaum für feuchte Standorte, Bachränder, Niederungsmoore und Erlenbrüche mit stehendem Wasser. Die Schwarzerle gehört zu den wenigen Luftstickstoff-fixierenden Baumarten in unserer Flora (Symbiose mit Actinomyceten). In Thüringen wächst sie verbreitet auf nassen, anmoorigen Standorten sowie an Teichen, Flüssen und Bächen, vor allem im Bergland. Bewirtschaftung Die Schwarzerle wird oft zur Uferbefestigung gepflanzt, nur in Quellgebieten mit frischem Boden werden Erlenbestände als Auenwald bewirtschaftet. Der Zuwachs beträgt zwischen 8 und 10 m3 pro ha und Jahr. Schwarzerlen werden auch zur biologischen Bodenverbesserung auf verarmten, degradierten Standorten oder zur Kippenaufforstung angebaut. Verwendung Die Schwarzerle hat ein weiches, aber mittelschweres, festes, wenig schwindendes Holz. Es ist wenig tragfähig, wenig elastisch (vergleichbar dem Lindenholz) und neigt kaum zum Arbeiten. Unter Witterungseinfluss besitzt es eine geringe Dauerhaftigkeit, im Wasserbau ist es jedoch wie die Eiche sehr dauerhaft. Insgesamt ist es gut zu bearbeiten. Aktuell: Handwerk (Drechsel- und Schnitzholz, Möbelbau, Designermöbel, Imitation von Kirsche, Nuss, Mahagoni, Ebenholz, daher Einsatz bei Restaurierungen, Furnier, Laufleisten von Schubkästen, Leisten, Bilderrahmen, Uhrengehäuse, Zigarrenkisten, Pinsel, Bleistifte, Holzschuhe und Sohlen), Konstruktionsholz im Außenbereich (Wasser- und Erdbau), Industrie (Gussformen), Rohstoff (Stabsperrholz, Spanplatten, Spezial-Holzkohle), Landwirtschaft (Obststeigen, Seitenteile von Bienenrähmchen), Haushalt (Küchengerät, Kleiderbügel), Freizeit (Spielwaren). Historisch: Konstruktionsholz im Außenbereich (Brückenbau, Gründungsbau (Venedig), Brunnenbau), Handwerk (Drechslerei, Möbel, Schuhe, Fassdauben), Landwirtschaft (Viehfutter), Heilkunde (Blätter als Gichtmittel und als Krankenlager, zur Abwehr von Wanzen, daher Verwendung bei Betten, Blätter zur Abwehr von Flöhen, Räucherstäbchen), Energieträger und Rohstoff (Holzkohle, Tintenherstellung aus Knospen, Gerberei, Rinde zum Färben (Seidenfarbe)). 13 ROTBUCHE Fagus sylvatica L. Buche vom Forstamt Stadtoda, Revier Bad Klosternauslitz Zu den ausgestellten Objekten Die Buche hat ein rötliches Holz mit zerstreutporigen, feinen Gefäßen, deutlich markierten Jahrringen und auffälligen Markstrahlen. Im Alter entsteht durch eintretenden Luftsauerstoff ein sekundärer Rotkern. Der Rotkern verblasst unter Einwirkung von Licht mit der Zeit und wird grau. Ausgestellte Hölzer Die Bohle zeigt einen Tangentialschnitt nahe der Stammmitte. Es ist ein gleichförmiges, rötliches Holz ohne farbliche Trennung von Splint und Kern, mit deutlichen Jahrringen und breiten Markstrahlen. Die Bohle enthält einen markanten Ast. Der Stamm war befallen vom Buchenglanzkäfer (Agrilus viridis), der unter der Rinde Gänge bohrte, die am Ende hakenförmig in das Splintholz eindringen. An der oberen linken Seite ist ein solcher Gang erkennbar*. Die ovalen Löcher sind Ausfluglöcher des geschlüpften Käfers. Auf der rechten Seite sind dunkle Holzverfärbungen längs der Jahrringe sichtbar. Dies sind eingewachsene Spuren des Käfers, denn es folgt dem Käferbefall oft eine bakterielle Infektion, der Schleimfluss, der als Holzverfärbung sichtbar bleibt. Buche aus dem Schloßpark „Fantasie“, Bayreuth-Donndorf Ø 170 x 150 cm, 133 Jahre 14 Allgemeine Merkmale des Holzes Die Baumscheibe (Querschnitt 170 x 150 cm in 133 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 6 mm) stammt von einem frei stehenden Parkbaum vom Schloss Fantasie in Donndorf bei Bayreuth. Die Baumscheibe ist am unteren Rand weißfaul. Dabei baut der holzzerstörende Zunderschwamm (Fomes fomentarius) das Lignin ab und lässt die reine Zellulose zurück. Darin siedelt ein weiterer Pilz, der zu einer Schwarzfärbung führt. Die einzelnen Pilze sind deutlich durch schwarze Linien gegeneinander sowie gegenüber dem Holz abgegrenzt. Der mittlere Teil der Scheibe ist sekundär verfärbt durch einen Rotkern, der durch Eindringen von Wasser und Luftsauerstoff über Holzschäden entstand. Die schlierenartigen Grenzen sind typisch für einen fakultativen Farbkern und bedingt durch unterschiedlich starkes Eindringen von Luft und Wasser. In diesem Fall ging der Schaden von der eingewachsenen Rindenspur auf der rechten Seite aus, in der auch Steine eingewachsen sind, man erkennt auch feine Wurzelstränge. Es gibt weitere Rindeneinwachsungen (unten links) die zu beginnender Weißfäule geführt haben. *Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild. BUCHENGEWÄCHSE FAGACEAE Wesentliche botanische Merkmale Wissenswertes Buchen wachsen im Bestandesschluss gerade und langschäftig und werden 30 - 45 m hoch. Im Freistand setzt die Krone sehr tief an. Die Rinde ist dünn, glatt und silbergrau, und bildet an eingewachsenen Ästen die charakteristischen „Chinesenbärte“. Nur selten kommt es zur Bildung einer Borke. Die Früchte sind scharf dreikantige Nüsschen (Bucheckern) in einem verholzten, stacheligen Fruchtbecher (Kupula), der sich zur Reife mit 4 Klappen öffnet. Buchen erreichen Alter bis zu 300 Jahren, die forstliche Nutzung erfolgt bei 100 - 140 Jahren. Vorkommen Natürlich verbreitet ist die Buche in Mittel-, West- und Südeuropa, in Mitteleuropa ist sie wegen ihrer Schattenverträglichkeit die von Natur aus konkurrenzstärkste Waldbaumart von der Ebene bis in mittlere Gebirgslagen (Alpen bis 1400 m), in wintermildem, feuchtem Klima. Sie ist winter- und spätfrostempfindlich und bevorzugt frische und lockere Böden. Historisch ist die Buche als Nutzholz weniger wichtig als die Fichte. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts und verstärkt nach dem 2. Weltkrieg kam es zu großflächigen Nadelholzaufforstungen auf ehemaligen Buchenstandorten. Dennoch ist die Buche auch heute noch die wichtigste einheimische Laubholzart. In Thüringen beträgt ihr Anteil 18 % an der Gesamtwaldfläche. Bewirtschaftung Im Schirmschlag oder Femelschlag, wobei die Verjüngung unter dem Schirm des aufgelichteten Altbestandes erfolgt, bevor dieser komplett geräumt wird. Heute wird angestrebt, die Ernte wertvoller Einzelbäume mit der Begründung der nächsten Generation zu verbinden, in vielfältigen, möglichst langfristigen Verjüngungsschritten. Die Zuwächse betragen im Mittel etwa 6 - 12 m3 pro ha und Jahr. Verwendung Buchenholz ist sehr homogen, hart, zäh und schwer, es ist leicht bearbeitbar, „arbeitet“ stärker als andere Holzarten, schwindet stark, neigt zu Verfärbungen sowie zum Reißen und Verwerfen und ist im Freien unbehandelt wenig dauerhaft. Es ist von vorzüglicher Brennkraft. Rotkerniges Holz ist ohne größere technologische Nachteile. Durch Dämpfen ist das Holz verformbar. Aktuell: Handwerk (Furniersperrhölzer, Sperrholz bei stark beanspruchten Schul- und Büromöbeln, v.a. Stühlen, Drechsler- und Schnitzarbeiten, Werkzeuggriffe und Gerätestiele, Zollstöcke, Holzsohlen, Klavierbau), Innenausbau (Wand- und Deckenbekleidungen, Treppen, Parkett), Konstruktionsholz im Außenbereich (Zäune, Holzpflaster), Haushalt (Schneidebretter, Rührlöffel, Schüsseln, Kleiderbügel etc.), Freizeit (Holzspielzeuge), Industrie (Paletten, Kisten, Packfässer, Sperrholzplatten, Eisenbahnschwellen), Rohstoff und Energieträger (Zellstoff- und Papierherstellung, Holzkohle). Historisch: Handwerk (Wagenbau, Schiffsbau, Flintenschäfte), Energieträger und Rohstoff (Köhlerei, Brennholz, Pottasche für Glasbläserei, Färberei), Heilkunde (Teer als „Pix Liquida“ gegen Hautschäden und Blähungen, Zweige gegen Gelbsucht), Brauchtum (Verehrung von Einzelbäumen als Schutzbaum bei Unwetter, aber auch „Sitz böser Geister“). 15 TRAUBEN- UND STIELEICHE Quercus petraea (Matt.) Liebl. und Quercus robur L. Traubeneiche vom Stadtforst Jena, Am Forstturm Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Eichen haben ein hartes, hell- bis dunkelbraunes Holz mit großen, ringporig angeordneten Frühjahrsgefäßen und dadurch bedingten, scharf voneinander abgesetzten Jahrringen. Diese markanten Jahrringe erzeugen im Längsschnitt die prägnante Fladerung von Eichenholz. Ausgestellte Hölzer Alle ausgestellten Eichenhölzer stammen von der Traubeneiche. Die Bohle ist fast radial geschnitten. Sie zeigt einen sehr gut eingewachsenen Ast*. Das ringporige Holz ist durch die großen Frühholzgefäße im Längsschnitt nadelrissig. Die Markstrahlen erzeugen markante Spiegel. Die große hellbraune Baumscheibe (Querschnitt 68 cm in 246 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,4 mm) stammt von einem anderen Baum als die Bohle, die kleine dunklere Baumscheibe hingegen vom gleichen Stamm. Die große Scheibe zeigt einen perfekt verwachsenen Doppelstamm. Das sehr gleichmäßig gewachsene Holz und die rehbraune Färbung sind Merkmale für sehr teure Furnierhölzer. Die kleinere Scheibe (Querschnitt 40 cm in 155 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,3 mm) zeigt einen gröberen Wuchs und deutliche Änderungen der Jahrringbreiten. Auch sind die Markstrahlen deutlich erkennbar. Traubeneiche aus Gemünden im Spessart Ø 68 cm, 246 Jahre 16 Traubeneiche vom Stadtforst Jena, Am Forstturm Ø 40 cm, 155 Jahre *Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild. BUCHENGEWÄCHSE FAGACEAE Wesentliche botanische Merkmale Vorkommen Das Areal erstreckt sich über West-, Mittelund Südeuropa bis zum Kaukasus. Der Verbreitungsschwerpunkt der Stieleiche liegt auf feuchten und nassen Standorten sowie Standorten mit schweren, dichten Böden. Die Traubeneiche kommt unter trockeneren Bedingungen auf gut durchlüfteten Böden vor. Sowohl forstlich wie als Park- und Straßenbaum werden Eichen verbreitet kultiviert. Natürliche Eichenmischwälder sind in Thüringen selten.1) Die Gattung Quercus ist mit rund 5 % an der Gesamtwaldfläche beteiligt, dieser Anteil ist zu großen Teilen auf Pflanzungen zurückzuführen. Bewirtschaftung Eichen wurden früher in Mittelwäldern bewirtschaftet. Heute werden sie nach Kahlschlag, zur Erstaufforstung oder zum Voranbau unter lichter Kiefer gepflanzt oder gesät. Naturverjüngung kann über Femel-, Schirm- oder Saumschlag gelingen. Der Zuwachs beträgt im Mittel etwa 3 - 4 m3 pro ha und Jahr, auf guten Standorten bis über 6 m3. Verwendung Eichenholz ist hart, schwer, elastisch, mäßig schwindend, hat ausgezeichnete Festigkeitseigenschaften und einen hohen Abnutzungswiderstand. Das Kernholz ist sehr dauerhaft, unter Wasser nahezu unbegrenzt Wissenswertes Eichen werden bis zu 40 m hoch. Der Stamm ist im Bestandesschluss gerade, hoch hinauf astfrei und annähernd zylindrisch, im Freistand dagegen oft knorrig und tief beastet. Die Rinde ist anfangs graugrün, glatt und schwach glänzend, im Alter bildet sich eine dicke, tief längsrissige, graubraune Borke. Die Rinde ist gerbstoffreich. Die Blätter sind wechselständig, am Rand buchtig gelappt, bei der Traubeneiche länger, bei der Stieleiche kurz gestielt. Die Frucht ist botanisch eine Nussfrucht, sie wächst in einem Fruchtbecher, der Kupula. Bei der Traubeneiche stehen die Eicheln wie bei einer Weintraube eng gedrängt am Fruchtstiel, bei der Stieleiche ist der Fruchtstand lang gestielt. Eichen werden 500 - 800 Jahre alt (max. 1000 Jahre), die forstliche Nutzung erfolgt bei 120 - 140 Jahren für Sägeholz, bei 200 Jahren und älter für Furnier. Botanische Merkmale der Traubeneiche haltbar, neigt zum Reißen und Verwerfen, ist aber leicht und sauber bearbeitbar. Aktuell: Handwerk (rustikale Möbel, Drechslerei und Schnitzerei, Werkzeuge), Innenausbau (Verkleidungen, Rahmen, Türen, Treppen, Parkett), Bau- und Konstruktionsholz im Außenbereich (Wasserbau, Garten-, Park- und Landschaftsgestaltung), Industrie (Schiffsbau, Fahrzeug-, Waggon- und Containerbau, Silound Mühlenbau, Schwellenholz), Landwirtschaft (Geräte, Bottiche und Fässer für Wein, Whiskey und Cognac). Historisch: Handwerk (Wagenbau: Naben, Felgen und Gestelle, Leitern, Zahnräder, Spazierstöcke), Bau- und Konstruktionsholz im Außenbereich (Fundamente aus Eichenholzpfählen), Energieträger und Rohstoff (Brennholz, Gerbstoffe für die Lederherstellung, Tinte), Landwirtschaft (Eicheln für die Schweinemast), Heilkunde (Rinde gegen Darmerkrankungen und Warzen, gepulvertes Laub für Wundheilung), Ernährung (Speiseöl), Brauchtum (Schicksalsund Wetterorakel, heilig bei den Germanen, in christlicher Zeit anfangs auch „Sitz des Bösen“). 1) Im Raum Jena kommt zusätzlich zu den beiden bereits genannten Arten die submediterrane Flaum-Eiche (Quercus pubescens) vor, die an dem weißen Haarfilz auf jungen Sprossachsen und der Blattunterseite erkennbar ist. Das Laub der Stieleiche schmückte die DM-Münzen vom Pfennig bis zum Markstück. Die 1, 2 und 5 Cent-Münzen des Euro zeigen auf der Rückseite eine bisher nicht vorhandene Chimäre mit Blättern von Quercus petraea aber Früchten von Quercus robur. 17 EIBE Taxus baccata L. Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Die Eibe besitzt einen schmalen, gelblichweißen Splint und ein sehr dekoratives, farbiges Kernholz mit oft vielen Malen durch eingewachsene Äste und durch Überwallungen der Rinde. Die Jahrringe sind deutlich erkennbar, die Markstrahlen sehr fein. Ausgestellte Hölzer Die Bohle ist aus drei Schnitten des gleichen Stammstückes zusammengesetzt und zeigt den Radialschnitt (unten) und zwei Tangentialschnitte1). Das Holz ist charakterisiert durch den auffällig roten, unregelmäßig gemaserten Kern und einen schmalen Splint. Splint und Kern sind durch einen schwarzen Streifen getrennt, der im mittleren Schnitt deutlich sichtbar ist. Das unterste Brett zeigt Rindenschäden bzw. eingewachsene Rindenabschnitte, was für die Eibe typisch ist. Eibe aus dem Schlosspark Belvedere, Weimar Die Baumscheibe (Querschnitt 18 cm in 78 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,1 mm) stammt von einem anderen Stamm als die Bohle. Es handelt sich um einen verwachsenen Doppelstamm. Solche Verwachsungen von zwei oder mehreren Stämmen sind typisch für die Eibe und werden dann oft als „Scheinstämme“ bezeichnet. Der schmale Splint ist durchbrochen von den Spuren „schlafender Augen“. Dies sind ruhende Knospen, die bei Belichtung des Stammes der Eibe (beispielsweise nach Freistellung) auch im Alter neue Triebe bilden können. Eibe aus dem Botanischen Garten Jena Ø 18 cm, 78 Jahre 18 1) Das Foto zeigt das mittlere Stück der zusammengesetzten Bohle, einen Tangentialschnitt. EIBENGEWÄCHSE TAXACEAE Wesentliche botanische Merkmale Wissenswertes Eiben sind meist vom Grunde an mehrstämmig, durch Verwachsungen mehrerer Stämme bilden sich im Alter oft mächtige, tief unregelmäßige Scheinstämme. Die Eibe wird in Mitteleuropa bis 15 m hoch, im Kaukasus erreicht sie 30 m Höhe und 1,3 m Durchmesser. Als Baum des Unterwuchses ist die Krone je nach Lichtsituation vielgestaltig. Die Rinde ist dünn, rot- oder graubraun und dünnschuppig abblätternd, die Triebe sind lange Zeit grün berindet. Die flachen Nadeln haben im Gegensatz zur Tanne eine feine Stachelspitze. Eiben sind zweihäusig, d.h. es gibt männliche und weibliche Eiben. Die Samen sind becherförmig von einem zur Reifezeit leuchtend roten, fleischigen Samenmantel, dem Arillus, umschlossen. Außer diesem Arillus enthalten alle Teile der Eibe das giftige Alkaloid Taxin. Eiben können bis über 1000 Jahre alt werden. Vorkommen Die natürliche Verbreitung der Eibe erstreckt sich über Europa und Nordafrika bis nach Kleinasien. In den unteren Lagen des Kaukasus ist sie bestandesbildend. Die Eibe wächst von der Ebene bis in mittlere Gebirgslagen (in den Alpen bis 1400 m), hauptsächlich im Bereich wintermilden, feuchten ozeanischen Klimas, meist nur vereinzelt im Unterstand von Laubwäldern. Sie bevorzugt frische, lockere, nährstoff- und kalkreiche Böden in Schluchten und an Steilhängen, sie ist winter- und spätfrostempfindlich und sehr schattenverträglich. Ihre Bestände wurden historisch stark dezimiert durch Übernutzung (z.B. Handel des Holzes für Armbrustbögen nach England) und ihre Ausrottung an Wegen und Weidegebieten wegen ihrer Giftigkeit, v.a. für Pferde. Die wenigen heute noch vorhandenen Bestände sind gefährdet durch forstliche Maßnahmen, die für die Eibe ungünstig sind, sowie Wildverbiss durch Rehwild. Heute gehört die Eibe gemäß Bundesartenschutzverordnung zu den besonders geschützten Arten und steht in Thüringen auf der Roten Liste. Thüringen ist mit 30.000 Exemplaren ein vergleichsweise eibenreiches Bundesland. Sie kommt zerstreut in Laubmischwäldern vor allem auf Muschelkalkstandorten vor, ansonsten in Parkanlagen und auf Friedhöfen. Bewirtschaftung Die Eibe wird nicht forstlich bewirtschaftet. Sie ist eine beliebte Park-, Garten- und Friedhofspflanze. Verwendung Eibenholz ist außerordentlich schwer, elastisch und zäh, äußerst dauerhaft, schwer spalt- aber gut polierbar und schwindet nur gering. Aktuell: Handwerk (Luxusgegenstände der Kunsttischlerei und Drechslerei, Luxusmöbelindustrie, Pfeifenrohre, Spazierstöcke, Musikinstr umentenbau: Holzblasinstrumente), Medizin (aus Rinde und Nadeln kann ein wirksames Medikament gegen Krebsgeschwüre gewonnen werden). Historisch: Handwerk (für Speere, Bogenwaffen, Griffe von Werkzeugen, Bauholz). 19 KORNELKIRSCHE Cornus mas L. Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Das Holz der Kornelkirsche besitzt einen rötlichweißen Splint und einen rotbraunen, fast schwarzen Kern. Die kleinen Gefäße sind gleichmäßig über den ganzen Jahrring verteilt. Die Jahrringe sind leicht wellig und nicht sehr deutlich. Das Holz ist sehr hart und schwer (vgl. Gattungsname Cornus von lateinisch „cornu“ („das Horn“) in Anspielung auf das hornartig zähe, harte Holz). Ausgestellte Hölzer Die Bohle Die Kornelkirsche ist ein Strauch, bei dem der Haupttrieb oft umgebogen ist. Trotz monopodialem Wachstum sind Stämme selten. Der braune Kern ist extrem hart und fein gemasert. Es ist ein sehr edles, aber seltenes Holz. Die Baumscheibe (Querschnitt: 10 cm in 60 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 0,8 mm) zeigt einen nur sehr kleinen dunklen Kern mit einem breiten hellen Splint. Kornelkirsche aus Bayreuth, Garten v. Heßberg Ø 10 cm, 60 Jahre 20 HARTRIEGELGEWÄCHSE CORNACEAE Wesentliche botanische Merkmale Vorkommen Zu finden ist die Kornelkirsche in Mittel- und Südeuropa, Kleinasien und dem Kaukasus. Als Licht- bis Halbschattart bevorzugt sie warme, trockene, lichte Eichenwälder, Waldränder und Gebüsche auf nährstoff- und kalkreichen Böden. Sie besitzt ein großes Ausschlagvermögen aus Stock und Wurzeln. Wissenswertes Die Kornelkirsche wächst als Strauch oder kleiner, bis 8 m hoher, rundkroniger Baum und erreicht dabei Stammumfänge bis zu 30 cm. Die abblätternde Rinde ist gelblichgrau. Die gegenständigen, elliptischen Blätter sind von 3 - 5 bogenförmig zur Blattspitze verlaufenden Nerven durchzogen. Die Blüten sind klein, gelb und in seitenständigen, kugeligen Dolden angeordnet. Die Kornelkirsche blüht zum Teil bereits im Februar, lange vor dem Laubaustrieb. Die ovalen, glänzend roten Früchte sind essbar und schmecken säuerlich. Die Kornelkirsche kann über 100 Jahre alt werden. In Thüringen findet sie sich weit verbreitet als Unterwuchs in wärmeliebenden Laubmischwäldern, in Trockengebüschen an der oberen Hangkante des Wellenkalks oder an Waldrändern. Die Kornelkirsche wird regional auch als Herlitze bezeichnet – südlich von Weimar gibt es beispielsweise einen Herlitzenberg. Bewirtschaftung Wegen der frühen, auffälligen Blüten wird die Kornelkirsche gern in Gärten und Parkanlagen kultiviert. Verwendung Das Holz der Kornelkirsche ist außerordentlich hart und schwer, sehr zäh, gleichmäßig und fest. Es ist schwer spaltbar, schwindet stark, tendiert zum Drehen, lässt sich jedoch gut polieren. Aktuell: Handwerk (Zapfenlager, Radkämme, Stiele für Handwerkzeuge, Leitersprossen, Schuhstifte, Schirm- und Spazierstöcke, Fassreifen), Landwirtschaft (Weinbergspfähle, Heugabeln), Ernährung (Früchte für Marmeladen und Säfte). 21 GEMEINE HASEL Corylus avellana L. Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Die Hasel besitzt ein rötlichweißes bis hellbraunes Holz ohne Kern. Die Jahrringe sind gleichmäßig rund und scharf begrenzt, daher gut sichtbar. Die zahlreichen, kleinen Gefäße sind zerstreutporig angeordnet. Ausgestellte Hölzer Die Bohle Die Hasel hat ein gleichmäßig helles Holz. Braune Verfärbungen entstanden vor allem durch das Eindringen von Pilzen. Die Baumscheibe (Querschnitt 16 cm in 46 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,7 mm) zeigt ein gleichmäßig helles Holz. Schwach erkennbar ist ein schmaler Splint. Hasel vom Stadtforst Jena, Kernberge Ø 16 cm, 46 Jahre 22 HASELGEWÄCHSE CORYLACEAE Wesentliche botanische Merkmale Wissenswertes Die Hasel erreicht als Strauch oder seltener als kleiner Baum Höhen von 6 - 8 m sowie Stammdurchmesser von 15 - 18 cm. Die graue, in der Jugend pergamentartig abschilfernde Rinde ist lange Zeit glatt, später leicht rissig. Die wechselständigen, doppelt gesägten Blätter sind rundlich bis eiförmig mit herzförmiger Basis. Die Blüten erscheinen im zeitigen Frühjahr, sind einhäusig verteilt, die männlichen in hängenden Kätzchen, die kleinen weiblichen Blütenstände ähneln Laubknospen, aber mit fädigen, roten Narbenbüscheln. Die von einer grünen, zerschlitzten Hülle umgebenen, hartschaligen Früchte sind einsamige Nüsse, der ölreiche Same ist essbar. Die Hasel-Sprossen werden höchstens 60 - 70 Jahre alt, der Strauch treibt aber aus dem Wurzelstock neu aus. Dieser kann viele Jahrhunderte alt werden. Vorkommen Die Hasel ist in ganz Europa außer im äußersten Westen und hohen Norden sowie in Kleinasien und Algerien weit verbreitet. In Mitteleuropa wird sie verbreitet kultiviert, wobei mehr als die einheimische C. avellana die kleinasiatische C. maxima verwendet wird. In Thüringen kommt sie außer in Kultur in Laub- und Buschwäldern, an Wald- und Wegrändern und in Hecken vor. oder zum Dachdecken, Pfähle), Energieträger (Brennholz), Heilkunde (gegen Schlangenbisse und Viehkrankheiten), Ernährung (Nüsse, Nussöl), Mystik (einjährige Triebe als Wünschelruten, Nüsse als Totenspeise (belegt durch Funde bei Weimar und Sömmerda). Bewirtschaftung Die Hasel wird wegen der Nüsse kultiviert. Die deutsche Haselnussproduktion macht nur einen verschwindend geringen Teil am Haselnusskonsum aus, weshalb der überwiegende Teil der Nüsse zum Direktverzehr und für den Industriebedarf importiert werden muß. Verwendung Das Holz der Hasel ist mittelhart, sehr zäh, gut spaltbar, jedoch von geringer Dauer und anfällig gegen Insektenfraß. Dünne Ruten sind wie bei der Weide sehr elastisch. Aktuell: Ernährung (Haselnüsse), Handwerk (Spazierstöcke, Zahnstocher, Korbflechterei) Historisch: Handwerk (dünnere Ruten zur Korbflechterei, zum Binden oder als Fassreifen, stärkere als Flechtwerk für Zäune und Wände 23 HAINBUCHE, WEISSBUCHE Carpinus betulus L. Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Die Hainbuche bildet ein hellfarbiges, schlichtes, zerstreutporiges Laubholz mit wenig ausgeprägten Jahrringgrenzen und feinen Gefäßen, aber deutlich ausgeprägten Scheinmarkstrahlen. Ausgestellte Hölzer Die Bohle zeigt einen radialen Schnitt durch das Zentrum des Baums. Dies ist erkennbar an den eingewachsenen wechselständigen, kleinen Zweigen am jungen Trieb*. Die unregelmäßige Fladerung (schräg angeschnittene Jahrringe) stammt von dem oft krummen Wuchs und der Spannrückigkeit. Der weißliche Splint ist relativ breit (5 - 6 cm), der leicht grau gefärbte Kern ist wenig abgesetzt. Farbfehler entstanden oberhalb von eingewachsenen Ästen. Die Scheinmarkstrahlen sind an dem dickeren eingewachsenen Ast als weiße Streifen deutlich erkennbar*. Sie erzeugen im Querschnitt feine Spiegel. Die Baumscheibe (Querschnitt 24 cm in 90 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,3 mm) ist deutlich erkennbar an der sogenannten Spannrückigkeit. Diese entsteht durch ein ungleichmässiges Dickenwachstum. Der breite Riss zeigt, dass das Holz stark schwindet. Der Kern ist vom Splint nicht abgesetzt. Auffällig sind jedoch die weißen Scheinmarkstrahlen, die auch die Zone kenntlich machen, an der die Spannrückigkeit ansetzt. Die Scheinmarkstrahlen entstehen durch das enge Zusammenliegen mehrerer einzelner Markstrahl-Stränge. Auffällig ist der gut überwachsene Seitenast ohne Farbeffekt. Hainbuche vom Stadtforst Jena, Am Forstturm Ø 24 cm, 90 Jahre 24 *Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild. HASELGEWÄCHSE CORYLACEAE Wesentliche botanische Merkmale Wissenswertes Hainbuchen wachsen als 20 - 25 m (max. 30 m) hohe Bäume mit 0,5 - 1 m Durchmesser. Die Krone ist vielgestaltig, oft krumm, die Hainbuche sucht als Halbschattbaumart nach Lücken im Kronendach. Die Rinde ist glatt und grau, durch die Spannrückigkeit mit Längswülsten und Furchen, später wird sie leicht rissig. Die Blätter sind typisch doppelt gesägt, Blüten und Früchte sind in grünlichen Kätzchen angeordnet. Die Samen sitzen als gerippte Nüsschen am Grunde einer dreilappig geflügelten Hülle. Die Hainbuche erreicht Alter von 120 - 150 Jahren, die forstliche Nutzung erfolgt meist nach 70 bis 80 Jahren. Vorkommen Die Hainbuche ist in ganz Europa bis zum Kaukasus ein typischer Baum der tieferen Lagen und des Hügellandes. Sie ist eine Mischbaumart auf leicht bodensauren, lehmigen Standorten. In Thüringen ist sie weit verbreitet in allen Laubmischwäldern. Bewirtschaftung Wegen der sehr hohen Regenerationsfähigkeit durch Stockausschläge wurde die Hainbuche im Nieder- und Mittelwald indirekt gefördert. Sie wurde aber auch direkt gepflegt wegen ihres vielseitig einsetzbaren Holzes für Geräte auf dem Bauernhof. Der Zuwachs der Hainbuche ist anfänglich rascher als der der Buche, daher ist sie konkurrenzstark im Niederwald und Mittelwald. Historisch: Handwerk (Webschützen und Hülsen, Zahnräder, Zapfenlager, Flaschenzüge, Wagenräder, Keile, Fleischerbänke, Schuhleisten, Billard- und Kegelkugeln, Schirmstöcke, Bürstenrücken, Musikinstrumentenbau (Klavierbau)), Landwirtschaft (Eggen, Dreschflegel, Viehfutter), Energieträger und Rohstoff (Brennholz, in Kalköfen, Färberei, Asche: Flussmittel für Metallschmelze, Pottasche). Verwendung Es ist das schwerste Holz unter den heimischen Laubbaumarten, extrem dicht, hart, sehr schwer spaltbar, mit hoher Zähigkeit und ausgezeichneter Festigkeit, neigt aber zum Werfen und Reißen. Es ist ein hervorragendes Brennholz. Aktuell: Handwerk und Industrie (Spezialholz für viele Gebrauchsgegenstände mit starker mechanischer Beanspruchung und Stoßbelastung, daher Verwendung für Werkzeuge, Geräte, Maschinen: u.a. Hobel, Stechbeitel, Holzhämmer, Kantenzwingen, Winkelmaße, Hobelbänke, Pressen, Werkzeugstiele - bei Nässe aber glatt), Energieträger (Brennholz). 25 SCHWARZER HOLUNDER Sambucus nigra L. Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Das Holz des Holunders ist gelblichweiß und ohne Farbkern, im Längsschnitt ist es deutlich nadelrissig. Die Gefäße sind halbring- bis zerstreutporig angeordnet. Die Jahresringe sind gut erkennbar und verlaufen grobwellig. Markstrahlen sind deutlich sichtbar. Das in jungen Trieben weiße Mark besitzt Durchmesser von 3 - 10 mm, die Markröhre bleibt im Holz erhalten. Ausgestellte Hölzer Die Bohle Der Holunder zeigt ein gleichmäßig gelb gefärbtes, hartes Holz mit einer breiten Markröhre, die am unteren Ende deutlich erkennbar ist. Die schwarze Verfärbung erfolgte sekundär durch Pilze, die an Schadstellen eindrangen. Die Baumscheibe (Querschnitt 16 cm in 31 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,6 mm) ist einfach erkennbar an dem zentralen Loch des Marks. Holunder aus dem Schlosspark Belvedere, Weimar Ø 16 cm, 31 Jahre 26 HOLUNDERGEWÄCHSE SAMBUCACEAE Wesentliche botanische Merkmale Wissenswertes Der Schwarze Holunder ist ein bis 10 m hoher Baum oder Großstrauch mit Stammdurchmessern bis zu 30 cm und bogig überhängenden Zweigen. Die Triebe sind graubraun mit vielen auffälligen Korkwarzen (Lentizellen). Die Rinde ist ebenfalls graubraun und grob längs gefurcht. Die gegenständigen Blätter sind unpaarig gefiedert, der Laubaustrieb beginnt sehr früh. Die intensiv duftenden Blüten sitzen in vielblütigen Doldenrispen und bilden, an roten Fruchtstielen sitzend, schwarz glänzende, beerenartige Steinfrüchte aus, welche essbar sind. An älteren Stämmen findet man den essbaren Pilz „Judasohr“ (der Sage nach soll sich Judas Ischarioth an einem Holunder erhängt haben). Während der Einzelspross durch Pilzbefall oft nicht langlebig ist (wenige Jahrzehnte), kann der Wurzelstock über 100 Jahre alt werden. Vorkommen Der Holunder kommt in ganz Europa bis in die Kaukasusländer vor, in Ebene und Hügelland, auch in den Alpen bis 1200 m. In Thüringen wächst er auf frischen, nährstoffreichen Böden auf Waldlichtungen, an Waldund Wegrändern und in Gebüschen. Er ist sehr ausschlagfähig. Der Holunder ist ein Stickstoffzeiger. Das Vorkommen in Hecken, aber auch in Wäldern, insbesondere auf Kalkstandorten, hat sich durch den atmosphärischen Stickstoffeintrag stark vermehrt. Heilkunde (die Rinde wurde früher medizinisch als Abführ- und Brechmittel genutzt, ein Tee aus den Blüten wirkt schweißtreibend, heißer Saft wurde gegen Erkältung und Fieber getrunken), Brauchtum (der ganze Baum galt früher als „guter Geist“ und diente dem Schutz gegen böse Geister und Krankheiten, bei den Germanen wurde er als Wohnort der Erdgöttin Frau Holle verehrt, im christlichen Aberglauben stand er eher in schlechtem Ruf). Bewirtschaftung Der Blüten und Früchte wegen ist der Schwarze Holunder seit alters her in Kultur. Verwendung Holunderholz ist dicht, hart, zäh und mittelschwer, leicht spaltbar, lässt sich jedoch schwer trocknen und reißt leicht. Die Resistenz gegen Pilze und Insekten ist nicht sehr hoch, es ist deshalb von geringer Dauer. Historisch wie modern: Handwerk (Schreiner-, Schnitz-, Drechsler- und Einlegearbeiten, z.B. Herstellung von Pfeifenköpfen, einfache Flöten sind leicht durch Entfernen des Marks aus jungen Trieben herzustellen), Ernährung (Ernte der Blüten für die Herstellung von Schaumwein oder Holunderküchle, sowie der Beeren, welche zu Suppe oder Beerenwein verarbeitet werden), 27 DOUGLASIE Pseudotsuga menziesii (Mirb.) Franco Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Die Douglasie besitzt ein breitsplintiges Nadelholz mit dunkelrotem Farbkern und markantem Frühholz/Spätholz-Kontrast. Ausgestellte Hölzer Die Bohle ist fast radial geschnitten. Sie zeigt den auffallend roten Farbkern mit gelbem Splint. Das Holz ist besonders grobastig. Die Äste sind fehlerfrei eingewachsen. Die Jahrringe sind besonders breit, das unterschiedliche Schrumpfen von Früh- und Spätholz ist am Brett fühlbar. Die Baumscheibe (Querschnitt 38 cm in 32 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 5,9 mm) zeigt den roten Kern und einen breiten Splint, der in 8 Jahren 5 cm in die Breite wuchs. Typisch für Douglasie ist die dicke Borke. Douglasie vom Forstamt Rossla, Sangerhausen Ø 38 cm, 32 Jahre 28 KIEFERNGEWÄCHSE PINACEAE Wesentliche botanische Merkmale Wissenswertes Der Stamm ist geradschäftig-zylindrisch mit grobastiger Krone, in ihrer Heimat wird die Douglasie bis zu 100 m hoch und fast 4,5 m stark, in Europa immerhin bis über 50 m hoch und über 1 m stark. Die Rinde ist anfangs glatt und dunkelgrau mit blasenförmigen Harzbeulen, im Alter bildet sich eine rot- bis graubraune, tief gefurchte, dicke, weiche Borke. Die Nadeln sind weich und spitz, mit zwei weißen Längsstreifen auf der Unterseite. Nadeln und Zweige verströmen nach dem Zerreiben den typischem Douglasien-Geruch. Die Zapfen hängen, wobei zwischen den Samenschuppen die dreispitzigen Deckschuppen gut sichtbar sind. Douglasien erreichen in Nordamerika Alter zwischen 500 und 700 Jahren. Vorkommen Vorkommen der Douglasie erstrecken sich in Nordamerika entlang der Pazifikküste von Britisch-Kolumbien bis nach Kalifornien (var. menziesii) und im Landesinneren von Alberta über die Rocky Mountains bis nach Nordmexiko (var. glauca). Die spätfrostgefährdete Douglasie bevorzugt tiefgründige, mäßig saure, frische, sandige Lehmböden, Kalkstandorte sind ungünstig. Die Verbreitungskarte rechts unten zeigt, wo die Douglasie in Mitteleuropa eingeführt wurde und forstlich angebaut wird. In Thüringen wird die Douglasie auf ertragsschwächeren Standorten als Mischbaumart oder in kleinflächigen Reinbeständen angebaut, z.B. im Bereich des Thüringer Gebirges und des Ost-, West- und Südthüringischen Buntsandsteins. Der höchste Baum Thüringens ist eine Douglasie mit einer Höhe von 53 m (im Thüringer Forstamt Dietzhausen, Waldeigentum von Herrn Truchseß von Wetzhausen). Verwendung Douglasienholz ist mittelschwer, im Vergleich zu anderen Nadelhölzern relativ hart, besitzt ein gutes Schwind- und Trockenverhalten, gute Festigkeits- und Elastizitätseigenschaften, ist widerstandsfähig und witterungsbeständig. Aktuell: Handwerk (Möbel), Innenausbau (Wand- und Deckenbekleidungen, Türen, Fensterrahmen, Brüstungen, Treppen, Parkett), Bau- und Konstruktionsholz im Außenbereich (Fachwerkbauten, Balkone, Kinderspielplätze, Wasserbau: u.a. Deich- und Buhnenbau, Masten, Rammpfähle, Holzpflaster, Zäune), Landwirtschaft (Gülletanks, Rebpfähle), Rohstoff (Faserplatten). Bewirtschaftung Die forstliche Nutzung in Europa erfolgte seit dem frühen 19. Jahrhundert mit ersten Anpflanzungen, inzwischen ist die Douglasie holzwirtschaftlich die wichtigste fremdländische Baumart und löst gebietsweise die Kiefer als zweitwichtigste Nutzholzart ab. Sie verjüngt sich natürlich. Der Einschlag erfolgt in Europa bei einem Alter von 60 - 80 Jahren. Douglasien sind ausgesprochen schnellwüchsig, die Zuwächse betragen bis zu 18 m3 pro ha und Jahr. Forstliche Verbreitung der Douglasie in Europa 29 EUROPÄISCHE LÄRCHE Larix decidua Mill. Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Lärchenholz ist ein schmalsplintiges Nadelholz mit rötlichbrauner Kernfärbung und ausgeprägtem Kontrast zwischen Früh- und Spätholz. Ausgestellte Hölzer Die Bohle zeigt einen Tangentialschnitt mit ausgeprägter Fladerung. Der Kern ist farblich deutlich vom Splint abgesetzt. Im Zentrum des Stammes sind viele dunkle Äste zu sehen, ein Merkmal, das typisch ist für die Lärche. Die Baumscheibe (Querschnitt 26 cm in 64 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,0 mm) zeigt einen schmalen Splint, der farblich nur schwach vom Kern abgesetzt ist. Die Seitenäste sind gut eingewachsen. Das Holz ist charakterisiert durch deutliches Früh- und Spätholz, das die Jahrringgrenze hervorhebt. Lärche vom Forstamt Rudolstadt, Uhlstädter Heide Ø 26 cm, 64 Jahre 30 KIEFERNGEWÄCHSE PINACEAE Wesentliche botanische Merkmale Vorkommen Die Lärche kommt natürlicher Weise in vier isolierten Teilarealen vor: in den Alpen, den Sudeten, der Tatra und in Polen. Sekundär ist sie auch außerhalb des natürlichen Areals im Tief- und Hügelland verbreitet. Das Hauptvorkommen der Lärche liegt im kontinentalen Klima der Zentralalpen im subalpinen Lärchen-Zirbenwald nahe der Waldgrenze (bis 2400 m Höhe), d.h. sie ist angepasst an strenge Winter, kurze, strahlungsreiche Sommer und Lufttrockenheit. Die Nährstoffansprüche der Lärche sind gering, sie bevorzugt frische Böden und wächst sowohl auf Kalk- wie auch auf Urgestein. In Thüringen wird sie oft als Mischbaumart auch in tieferen Lagen angepflanzt. Bewirtschaftung Die Lärche wird forstlich sowohl als Mischbaumart als auch in kleinen Reinbeständen angebaut. Der Zuwachs ist ähnlich dem der Kiefer, im Mittel 3 - 8 m3 pro ha und Jahr. Der Einschlag erfolgt im Alter von 100 - 140 Jahren. Verwendung Die Lärche besitzt nach der Eibe das schwerste und zugleich härteste Holz unter den einheimischen Nadelhölzern, mit hoher Festigkeit, Elastizität und Zähigkeit sowie gutem Schwindverhalten. Die Lärche neigt zu Drehwuchs und Wissenswertes Lärchen werden bis zu 50 m hoch. Der Stamm ist geradschäftig, oft zeigt er eine leichte Neigung zum Säbelwuchs. Dieses krummschäftige Wachstum ist genetisch fixiert, ursprünglich ist diese Eigenschaft auf Umweltbedingungen wie Schneedruck in Hanglagen zurückzuführen. Die Rinde ist anfangs glatt und graubraun, im Alter bildet sich eine dunkelrotbraune, dicke und tiefrissige Borke aus, welche schuppig abblättert. Die Krone ist anfangs schmal kegelförmig, später oft breit mit abgeflachtem Wipfel, die Zweige sind dünn. Die sommergrünen Nadeln stehen an den diesjährigen Langtrieben einzeln und spiralig angeordnet, an den Zweigen bilden sich höckerartige Kurztriebe mit Büscheln von 30 - 50 Nadeln. Die Zapfen stehen aufrecht und verbleiben nach dem Samenfall oft noch Jahre am Baum (in Sibirien als Anpassung an Bodenfeuer). Lärchen erreichen Alter zwischen 200 und 400 Jahren (vereinzelt sogar bis zu 800 Jahren). beim Trocknen zum Reißen und Werfen. Das Holz ist gut zu bearbeiten, außer bei hohem Harzgehalt. Das Kernholz ist dauerhaft und witterungsbeständig. Aktuell: Handwerk (Möbel, Drechslerarbeiten), Konstruktionsholz im Außenbereich (Erd-, Brücken- und Wasserbau, Masten, Rammpfähle, Holzpflaster, Zäune, Lärmschutzwände, Kinderspielanlagen), Innenausbau (Dachstühle, Wand- und Deckenkonstruktionen, Verkleidungen, Türen, Rahmen, Brüstungen, Treppen, Parkett), Industrie (Eisenbahnschwellen, Fässer, Kühltürme und Silos). Historisch: Handwerk (Möbel, Drechslerarbeiten, Zahnräder), Konstruktionsholz im Außenbereich (Mühlenbau: Windmühlenflügel, Dachschindeln), Energieträger, Rohstoff und Rohstoffgewinnung (Grubenholz, Brennholz, Kohlenmeiler, in der DDR wurde bis zur politischen Wende das Harz als Linsenkitt in der optischen Industrie verwendet). 31 GEMEINE FICHTE Picea abies (L.) Karst. Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Die Fichte hat ein hellfarbiges Holz ohne Kernbildung, aber mit gut markierten Jahrringen und eingeschlossenen Harzgängen. Ausgestellte Hölzer Die Bohle ist fast radial geschnitten. Sie zeigt ein gelbliches Holz, das unter Einfluss von Licht dunkler wird (verbraunt). Typisch sind die Harzkanäle, die als längliche braune Streifen deutlich sichtbar sind. Die Baumscheibe (Querschnitt 27 cm in 83 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,6 mm) zeigt deutliche Jahrringe mit hellem Frühholz und dunklerem, fast braunem Spätholz. Der Splint ist nur sehr schwach abgesetzt. Das Holz schwindet relativ stark (breiter Riss). Auf der linken Seite ist ein Harzgang erkennbar. Fichte vom Forstamt Rudolstadt, Uhlstädter Heide Ø 27 cm, 46 Jahre 32 KIEFERNGEWÄCHSE PINACEAE Wesentliche botanische Merkmale Wissenswertes Der Stamm der Fichte ist gerade, mit grauer bis rotbrauner, dünnschuppiger Borke. Fichten werden bis zu 50 m hoch. Die Krone ist auch im Alter kegelförmig (im Gegensatz zur abgeflachten Krone der Tanne). Die Nadeln sitzen stielartig auf einem Nadelkissen, das nach Abfallen der Nadel am Zweig verbleibt und den kahlen Zweig rau erscheinen lässt (im Gegensatz zur Tanne, bei der die Zweige glatt sind). Die Zapfen hängen (im Gegensatz zur Tanne) und fallen als Ganzes ab. Fichten erreichen Alter bis zu 300 Jahren (Höchstalter 600 Jahre). Vorkommen Natürlich verbreitet ist die Fichte in Mitteleuropa in den höheren Lagen der Mittelgebirge und in Nordeuropa bis an die boreale Waldgrenze. Die Fichte bevorzugt kühl-feuchte Berglagen von 800 - 2000 m Höhe, sie ist empfindlich gegen Trockenheit und starke Bodenversauerung (Al-empfindlich), hingegen ist sie an ein geringes Nährstoffangebot angepasst. Auf kalkreichen Böden besteht eine erhöhte Gefahr der Rotfäule (verursacht durch den Wurzelschwamm Heterobasidion annosum), vor allem auch nach Schälschäden durch Rotwild. Forstlich wird sie seit der Übernutzung der Wälder im 18. Jahrhundert künstlich in den Tieflagen auch auf Laubwaldstandorten angebaut, der Fichtenanbau verdrängte langfristig die Buche. In Thüringen sind 48% der Waldfläche mit Fichte bestockt, sie ist forstlich die wichtigste Baumart. Die Fichte war in den 80iger Jahren die erste Baumart, welche deutliche Waldschäden zeigte (Nadelvergilbung, Kronenverlichtung). Trotz Reduktion der SO2-Belastung, jedoch in Folge der atmosphärischen Stickstoffeinträge, blieben die Waldschäden bis heute, wenn auch in verringertem Ausmaß, bestehen. Der Rückgang der Waldschäden ist auch eine Folge der veränderten Bewirtschaftung (starke Durchforstungen in jüngeren Beständen) und der Kalkung vieler Fichtenstandorte. Bewirtschaftung Bewirtschaftet wurde die Fichte bisher meist als schlagweiser Hochwald. Angestrebt werden heute strukturierte, naturnahe Fichtenmischbestände, die dauerwaldartig bewirtschaftet werden. Zuwächse betragen 6 - 15 m3 pro ha und Jahr, die forstliche Nutzung erfolgt im Alter von 80 - 120 Jahren. 1) Verwendung Die Fichte hat ein mittelschweres Holz mit hoher Festigkeit und Elastizität, das wenig schwindet und gut zu bearbeiten ist. Ohne Holzschutz ist es wenig witterungsbeständig. Aktuell: Innenausbau (Verkleidungen, Türen, Rahmen, Dachstühle, Saunabau), Handwerk (Tischlerplatten, Möbel, Spankörbe, Klangholz für Musikinstrumente („Resonanzfichte“)), Energieträger und Rohstoff (Papier, Zellstoff, Holzwolle, Span- und Faserplatten, Brennholz), Bau- und Konstruktionsholz im Außenbereich (Masten, Schalungen, Gerüste und Leitern, Holzpflaster, Zäune, ), Industrie (Kisten, Paletten), Haushalt (Brotkästen, Brettchen etc., Spielzeug), Brauchtum (Weihnachtsbäume). Historisch: Konstruktionsholz im Außenbereich (Wasserräder), Rohstoff, Rohstoffgewinnung und Energieträger (Brennholz, Grubenholz, Harz), Handwerk (Möbel, Wagenbau, Leitern, Saiteninstrumente1)), Landwirtchaft (Streunutzung, Heutürme), Heilkunde (ätherische Öle). Stradivari suchte sich die Stämme im Gebirge nach dem Einschlag aus: In den Südalpen wurden die am Berg gefällten Stämme in Rinnen den Berg hinuntergerutscht und schlugen im Tal auf dort bereits liegende Baumstämme auf. Der Klang, den ein Stamm bei Aufschlagen verursachte, war für Stradivari ausschlaggebend für die Verwendbarkeit als Deckel im Geigenbau. 33 GEMEINE KIEFER Pinus sylvestris (L.) Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Kiefernholz ist ein Nadelholz mit rotbrauner Kernfärbung und ausgeprägtem Frühholz/ Spätholz-Kontrast und damit deutlich gekennzeichneten Jahrringen. Das Holz ist sehr harzreich, die Harzkanäle sind in der Regel deutlich sichtbar. Ausgestellte Hölzer Die Bohle ist fast radial geschnitten. Sie zeigt einen rotbraunen Kern und einen hellen Splint. Die groben Seitenäste sind sauber eingewachsen, wobei die Verkernung den Astspuren folgt. Die Baumscheibe (Querschnitt 24 cm in 112 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,1 mm) zeigt ein auffällig langsames Wachstum, d.h. der Baum stand unter starker Konkurrenz und/oder auf einem armen Standort. Das Holz ist angegriffen von einem Bläuepilz als Folge einer unsachgemäßen oder zu langen Lagerung nach der Fällung. Die Baumscheibe stammt von einem anderen Baum als die Bohle. Kiefer vom Forstamt Rudolstadt, Uhlstädter Heide Ø 24 cm, 112 Jahre 34 KIEFERNGEWÄCHSE PINACEAE Wesentliche botanische Merkmale Wissenswertes Der Stamm der Kiefer ist geradschäftig, sie wird bis zu 40 m hoch. Die Rinde ist im oberen Stammbereich fuchsrot und feinschuppig (sog. Spiegelrinde), der untere Stammbereich alter Bäume besitzt eine dicke, grau- oder rotbraune, rau gefurchte Plattenborke. Die Krone ist anfangs spitz kegelförmig mit quirlständigen Ästen, später vielgestaltig: Bei Bäumen des Flachlandes ist die Krone abgerundet, unregelmäßig und grobastig, bei Bäumen höherer Lagen eher schmal, spitz und feinastig. Die Nadeln stehen paarweise an den Kurztrieben. Die Zapfen sind kurzgestielt und eiförmig. Die Samen reifen im Jahr, das der Blüte folgt, sie fallen aber erst im darauf folgenden zeitigen Frühjahr aus. Danach fällt der Zapfen als Ganzes ab. Kiefern erreichen Alter bis zu 200 Jahren (Höchstalter bis 600 Jahre). Vorkommen Die natürliche Verbreitung der Waldkiefer reicht über weite Teile Europas und Nordasiens. Sie hat, verglichen mit anderen einheimischen Waldbäumen, eines der größten natürlichen Areale. Es gibt geschlossene Vorkommen von den Alpen über das östliche Mitteleuropa bis 70° nördlicher Breite in Sibirien und Skandinavien, meist auf sandigen Böden oder als Sukzessionsart nach Brand. Die Hauptvorkommen sind im Flachland, im Gebirge steigt die Kiefer bis 2100 m Höhe. Sie ist anspruchslos, frosthart und unempfindlich gegen Dürre und Feuer. Sie besiedelt in Mitteleuropa ursprünglich vor allem extreme Standorte wie trockene, nährstoff- und basenarme Sande, Moor- oder Rohböden, Kalkfelsen sowie Schwermetallstandorte (z.B. auf Serpentin). In Thüringen beträgt ihr Anteil an der Waldfläche rund 20%. Verwendung Kiefernholz ist relativ weich, mittelschwer, mäßig hart, besitzt gute Elastizitäts- und Festigkeitseigenschaften, schwindet gering und ist außer bei sehr harzreichen Hölzern technisch gut bearbeitbar. Das Kernholz ist von hoher natürlicher Dauerhaftigkeit, das Splintholz ist anfälliger gegen Pilze und Insekten. Aktuell: Handwerk (Tischlerei, Möbel), Innenausbau (Dachstühle, Verkleidungen, Türen, Rahmen), Bau- und Konstruktionsholz im Außenbereich (Holzpflaster, Zäune, Masten, Rammpfähle, Spielgeräte), Industrie (Gussmodelle, Schwellenholz, Kisten, Fässer, Paletten), Rohstoff (Zellstoff, Holzwolle, Span- und Faserplatten), Haushalt (Löffel, Brotkästen, Brettchen etc.), Brauchtum (Weihnachtsbäume). Bewirtschaftung Kiefern wurden bisher meist als schlagweiser Hochwald bewirtschaftet. Da die Kiefer ein Rohbodenkeimer ist, war bei der Plantagenwirtschaft eine starke Bodenbearbeitung notwendig. Künftig wird wie bei der Fichte eine dauerwaldartige Bewirtschaftung angestrebt, wobei der Anteil der Fichte deutlich zurückgehen wird. Die forstliche Nutzung erfolgt bei 100 - 120 Jahren für Bauholz und bei 120 - 160 Jahren für Wertholz. Die Zuwächse betragen im Mittel 3 - 8 m3 pro ha und Jahr. Historisch: Handwerk (Möbel, Drechsler- und Schnitzarbeiten, Musikinstrumentenbau), Bauund Konstruktionsholz im Außenbereich (Wasserrinnen), Rohstoff und Energieträger (Papierherstellung, Brennholz, Kohlenmeiler, Färberei, Harz für Kolophonium und anderes). 35 SCHWARZKIEFER Pinus nigra Arnold Zu den ausgestellten Objekten Allgemeine Merkmale des Holzes Das Holz der Schwarzkiefer besitzt einen breiten, gelblich- oder rötlichweißen Splint und einen rötlichbraunen Kern. Die Jahrringe sind wegen der deutlichen Grenze zwischen Früh -und Spätholz deutlich. Das Holz ist dem der Waldkiefer (P. sylvestris) sehr ähnlich, jedoch schwerer und deutlich harzreicher. Ausgestelltes Holz Die Baumscheibe (Querschnitt 31 cm in 87 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,8 mm) zeigt ein kräftiges Wachstum in der Jugend sowie die beginnende Verkernung. Die starke Borke ist typisch für die Schwarzkiefer. Schwarzkiefer vom Stadtforst Jena, Revier Wöllmisse Ø 31 cm, 87 Jahre 36 KIEFERNGEWÄCHSE PINACEAE Wesentliche botanische Merkmale Wissenswertes Die Schwarzkiefer ist ein in ihrer Heimat bis 40 m hoher und bis zu 1 m mächtiger, jung raschwüchsiger Nadelbaum mit quirlständigen, waagerecht abstehenden, starken Ästen, die im Alter eine schirmförmige Krone bilden. In Mitteleuropa wird sie nicht ganz so hoch, da sie oft auf sehr trockenen Standorten angebaut wird. Die Rinde ist graubraun bis grauschwarz, die schuppige Borke im Alter dick und rau. Die Nadeln stehen paarweise an Kurztrieben, sie werden 4 - 7 Jahre alt. Die Blüten gleichen denen der Waldkiefer. Die eiförmigen Zapfen stehen vom Zweig ab, sie öffnen sich und entlassen die geflügelten Samen, bevor sie als Ganzes abfallen. Die Schwarzkiefer kann ein Alter von 500 - 600 Jahren erreichen. Vorkommen Heimisch ist die Schwarzkiefer in Südeuropa, dem Balkan und Kleinasien. Sie wächst auf flach- bis mittelgründigen, kalkreichen Böden in sommerwarmer, nicht zu trockener Klimalage. Sie stellt geringe Nährstoffansprüche, ist dürreresistent, winter- und spätfrostunempfindlich, sturmfest und relativ wenig gefährdet durch Luftverunreinigungen. Seit dem 19. Jahrhundert wird Schwarzkiefer in Deutschland angebaut. Rohstoffgewinnung (Sperrholz, Spanplatten, Papier, Harz und Terpentin) Historisch wurde die Schwarzkiefer in Thüringen nicht verwendet, da sie hier erst später angebaut wurde. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde sie in Thüringen auf trockenen Standorten angebaut, insbesondere zur Wiederbewaldung ehemaliger Hutungsflächen an den Hängen des Wellenkalks und auf Plateaulagen. Gegenwärtig sind etwa 2400 ha in Thüringen mit der Schwarzkiefer bestockt, damit ist ihr Waldflächenanteil gegenwärtig doppelt so hoch wie der der Douglasie. Bewirtschaftung In Mitteleuropa ist die Schwarzkiefer häufig in Parks und Gärten, verbreitet auch forstlich kultiviert. Verwendung Das Holz der Schwarzkiefer ist grobfaserig, weich, sehr harzreich, schwer spaltbar, es schwindet wenig und ist dauerhaft. Aktuell: Industrie und Bauwesen (Erd- und Wasserbauten: Brücken, Schleusen, Spundwände, Brunnenröhren, Grubenholz, Schiffsbau), 37 WEISSTANNE Abies alba Mill. Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Die Tanne hat ein weißliches Holz ohne Kernfärbung und ohne Harzkanäle (im Gegensatz zur Fichte), mit deutlichem Kontrast zwischen Früh- und Spätholz und damit ausgeprägter Jahrringstruktur. Ausgestellte Hölzer Die Bohle zeigt einen Tangentialschnitt nahe der Mitte, d.h. die Fladerung der Jahrringe ist nur im Zentrum der Bohle ausgebildet. Es ist ein sehr helles Holz, ohne Harzgänge, mit vielen eingewachsenen Totästen. Die Baumscheibe (Querschnitt 32 cm in 83 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,9 mm) zeigt im Zentrum einen deutlichen Astquirl, wie er für viele Nadelbäume typisch ist. Die Jahrringe sind deutlich erkennbar mit hellem Früholz und relativ breitem, etwas dunklerem Spätholz. Der 2 bis 3 cm breite Splint ist optisch kaum vom Kern abgrenzbar. Der Baum zeigte in den ersten 30 Jahren ein sehr rasches Wachstum, d.h. diese Tanne ist im Freistand eines Kahlschlages aufgewachsen. Mit 65 Jahren kam der Baum unter erheblichen Druck benachbarter Bäume und bildete darauf hin nur sehr schmale Jahrringe. Der breite Riss in der Baumscheibe zeigt, dass Tannenholz auch relativ stark schwinden kann. Weißtanne vom Forstamt Neustadt, Rockendorf Ø 32 cm, 83 Jahre 38 KIEFERNGEWÄCHSE PINACEAE Wesentliche botanische Merkmale Wissenswertes Die Tanne wird bis 50 m hoch, sie bildet einen geraden Stamm mit silbergrauer, feinrissiger Schuppenborke. Die Krone ist anfangs spitz kegelförmig, später säulig mit abgeflachtem Wipfel (sogenannte Storchennest-Krone). Die Nadel sitzt auf einer scheibenförmigen Nadelbasis, die mit der Nadel abfällt, d.h. der kahle Zweig ist glatt (im Gegensatz zur Fichte). Die Tannennadel ist an der Spitze gekerbt, unterseits mit 2 weißen Wachsstreifen (im Gegensatz zur Eibe). Die Zapfen stehen aufrecht und zerfallen nach der Reife am Baum, nur die Zapfenspindel bleibt zurück. Am Waldboden findet man deshalb keine Tannenzapfen. Tannen erreichen Höchstalter von bis zu 600 Jahren. Vorkommen Natürlicherweise ist die Tanne in den Gebirgen Mittel- und Südeuropas als Mischbaumart zusammen mit Buche und Fichte anzutreffen. Die Tanne wächst in der mittleren und oberen Bergwaldstufe (in den Alpen bis 1600 m Höhe) auf unterschiedlichen Gesteinen. Sie bevorzugt Lagen höherer Luft- und Bodenfeuchte, ist spätfrostempfindlich und extrem schattentolerant. Forstlich kommt sie auf ausreichend feuchten Standorten auch außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebiets vor. Im Thüringer Wald ist die Tanne heimisch. Ihr Bestand ist heute in Deutschland aufgrund starken Wildverbisses, fehlender Verjüngung und Immissionsbelastung gefährdet. Im Wuchsgebiet Thüringer Gebirge ist die Tanne heute gerade noch mit einem Anteil von lediglich 0,06 % am Baumartenspektrum beteiligt (Rote Liste-Art). Bewirtschaftung Bewirtschaftet wird die Tanne in Mischbeständen zusammen mit Buche und Fichte. Den ökologischen Ansprüchen der Weißtanne wird am ehesten ein vertikal reich strukturierter Plenterwald gerecht. Ihr Zuwachs beträgt 5 - 17 m 3 pro ha und Jahr, der Einschlag erfolgt in einem Alter von 90 - 130 Jahren. Verwendung Tannenholz ist weich, mittelschwer, zeigt gute Festigkeit und Elastizität, ein günstiges Schwindverhalten und kaum Neigung zum Reißen oder Werfen beim Trocknen. Ohne Holzschutz ist es wenig witterungsbeständig. Wegen der langen Holzfasern ist es weniger gut bearbeitbar als 1) Fichtenholz, wird diesem jedoch bei Verwendungen vorgezogen, bei denen der hohe Harzgehalt der Fichte störend wirkt. Aktuell: Innenausbau (Dachstühle, Wand- und Deckenkonstruktionen, Verkleidungen1), Türen, Fenster), Konstruktionsholz im Außenbereich (Erd- und Wasserbau: Duckdalben (zum Vertäuen von Schiffen im Hafen), Stauwehre, Masten, Pfähle), Handwerk (im Möbelbau, meist als Blindholz, Spaltwaren: Spankörbe, Käseschachteln, Musikinstrumentenbau: Resonanzböden, Orgelpfeifen), Industrie (Verpackungen: Kisten, Paletten, Holzwolle), Rohstoff (Zellstoff, Papier), Medizin (ätherische Öle gegen Erkältungen), Brauchtum (Weihnachtsbäume2)) Historisch: Konstruktionsholz im Außenbereich (Wasserbau: Wasserräder, Rammpfähle im Hafenbau3), Dachschindeln, Masten4)), Handwerk (Möbel), Energieträger und Rohstoffgewinnung (Brennholz, Grubenholz, Holzkohle, Glasbläserei, Lederherstellung), Heilkunde (Harz der Rinde für die Herstellung des „Straßburger Terpentins“ bei Hautproblemen, ätherische Öle bei Erkältungen, Rheuma, Gicht, Verletzungen). 2002 wurden aus hochwertigem Tannenholz Empore, Innenverkleidung und Bänke der Dresdner Frauenkirche gefertigt. Die Weißtanne nadelt jedoch eher als die als Weihnachtsbaum beliebtere Nordmann-Tanne (A. nordmannia). 3) Venedig ist auf Tannenstämmen der Südalpen (Trentino) gegründet. 4) Aus dem Thüringer Wald wurde die Tanne nach Hamburg und Amsterdam geflößt und als Schiffsmasten verwendet. 2) 39 PURGIER-KREUZDORN Rhamnus catharticus L. Zu den ausgestellten Objekten Allgemeine Merkmale des Holzes Der Kreuzdorn hat einen schmalen, gelbweißen Splint und glänzend braunrotes Kernholz. Die zahlreichen kleinen Gefäße sind zerstreutporig, fast flammenartig angeordnet, die Jahrringgrenzen deutlich. Ausgestellte Hölzer Die Bohle Der Kreuzdorn wächst nur sehr selten zu Stämmen von so starkem Durchmesser heran. Der Schnitt führt genau durch das Zentrum des Stammes und damit sind die eingewachsenen Sprossdornen oder Seitentriebe deutlich erkennbar. Am oberen Ende verzweigt sich der Stamm. In der Astgabel entsteht ein Überwallungsbereich, in dem Verwundungen möglich waren und Wasser und Luft leicht eindringen konnten, was zu Verfärbungen führte. Diese Schwachstellen am Baum führen oft zum Abbrechen von Seitenästen. Im unteren Bereich war die Überwallung eines toten Seitenastes noch nicht vollständig abgeschlossen*. Die Baumscheibe (Querschnitt 25 cm in 47 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,7 mm) zeigt die typische Grünfärbung des Splintes. Auch der Kern hat im frischen Anschnitt eine grünliche Färbung, die unter Lichteinfluss in braune Töne übergeht. Kreuzdorn vom Mainufer, Kemmern bei Bamberg Ø 25 cm, 47 Jahre 40 *Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild. KREUZDORNGEWÄCHSE RHAMNACEAE Wesentliche botanische Merkmale Vorkommen Die natürliche Verbreitung reicht von Europa bis Westasien und Nordwestafrika, von der Ebene bis in mittlere Gebirgslagen. Als Lichtbaumart bevorzugt der Kreuzdorn sonnige Standorte auf kalkreichen, steinigen Böden, wie Gebüsche, Hecken und Waldränder. Wissenswertes Der Kreuzdorn wird als Strauch etwa 2 m, als kleiner Baum etwa 8 m hoch. Der Stamm ist oft krumm und spannrückig, die Krone unregelmäßig und locker. Der Name Kreuzdorn weist auf die kreuzweise angeordneten Zweige hin, welche häufig in Dornen enden. Die Rinde ist schwärzlich, im Alter feinrissig und innen gelbrot. Die gegenständigen Blätter sind elliptisch, mit 3 - 4 Paar bogig zur Blattspitze verlaufenden Nerven, im Gegensatz zu denen der Kornelkirsche jedoch leicht gezähnt. Die gelbgrünen Blüten sind unscheinbar, die blauschwarzen, beerenähnlichen Steinfrüchte sind giftig. Der Kreuzdorn kann über 100 Jahre alt werden. In Thüringen kommt der Kreuzdorn in Hecken vor, stellenweise auch flussbegleitend in der Talaue. Er ist jedoch sehr selten. Bewirtschaftung Der Kreuzdorn fand in der Heilkunde Verwendung und wurde deswegen zuweilen angepflanzt. Verwendung Das Holz des Kreuzdorns ist hart und wird deshalb gern für kleine Drechslerarbeiten verwendet, allerdings ist es sehr selten. Aktuell: Handwerk (Tischler- und Drechslerarbeiten). Historisch: Heilkunde (Gewinnung von abführenden (purgativen: daher der Name!) Drogen), Rohstoffgewinnung (aus Rinde und Beeren wurden grüne und rote Naturfarbstoffe hergestellt). 41 SOMMER- UND WINTERLINDE Tilia platyphyllos Scop. und T. cordata Mill. Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Die Linde gehört zu den sogenannten Reifholzbäumen mit hellem Kern. Das Holz ist schlicht hellfarben, zerstreutporig mit zahlreichen, gleichmäßig angeordneten, sehr feinen Gefäßen, die auch im Längsschnitt kaum zu sehen sind. Die Jahrringe sind nur schwach markiert, aber erkennbar. Die Markstrahlen sind als Spiegel deutlich sichtbar. Ausgestellte Hölzer Die Bohle zeigt einen Tangentialschnitt mit schwacher Fladerung (schrägem Anschnitt) der Jahrringe. Der Splint ist breit (4 - 5 cm), aber farblich kaum abgesetzt vom Kern. Die Markstrahlen sind als feine Spiegel vor allem am oberen Teil des Brettes (rechts) erkennbar. Die Bohle zeigt Holzfehler, die als braunes Band von alten Wunden bzw. Rindenschäden ausgehen. Die Baumscheibe (Querschnitt 38 cm in 72 Jahren: Jahrringbreite 2,6 mm). Der Baum ist stark exzentrisch, vermutlich nach der Seite hängend gewachsen. Die Scheibe ist nicht gerissen, d.h. das Holz schwindet relativ wenig. Die Jahrringe sind gut sichtbar. Ein schwacher Graukern ist erkennbar, der aber erst nach der Fällung aufgetreten ist. Sommerlinde vom Stadtforst Jena, Revier Vollradisroda Ø 38 cm, 72 Jahre 42 LINDENGEWÄCHSE TILIACEAE Wesentliche botanische Merkmale Wissenswertes Linden sind 25 - 30 m (max. 40 m) hohe Bäume mit einem Stammdurchmesser von oft bis zu 1 m. Einzelbäume mit einem Durchmesser von mehr als 5 m sind bekannt. Die Kronenform im Freistand ähnelt dem Lindenblatt (aber abgerundet). Im Alter bildet die Linde eine dunkelgraue, längsrissige Borke. Die Blätter sind rundlich bis schief-herzförmig zugespitzt, bei der Sommerlinde behaart. Die wohlriechenden gelben Blüten sind in Trugdolden angeordnet. Die Früchte sind Nüsschen, wobei das Hochblatt des Blüten- bzw. Fruchtstandes als Flugorgan dient. Linden erreichen sehr hohe Alter, nicht selten bis 300 oder 400 Jahre, max. bis 1000 Jahre. Vorkommen Die Linde wächst in Nord-, Mittel- und Osteuropa bis zum Ural und Kaukasus. Die Verbreitungsgebiete reichen bei der Winterlinde weiter in den europäischen Osten und Norden, bei der Sommerlinde weiter nach Süden und Südosten. Im Allgemeinen steigt die Winterlinde in den Höhenlagen nicht so hoch wie die Sommerlinde. Als typische Mischbaumart ist die Sommerlinde oft vergesellschaftet mit dem Bergahorn. In Thüringen kommt die Linde meist im artenreichen Laubmischwald auf Kalk an Bergkuppen vor, verbreitet auch als Dorflinde (und Tanzlinde). Bewirtschaftung Die Bewirtschaftung erfolgte bisher meist im Plenter- oder Mittelwald. Heute wird in der Forstwirtschaft versucht, Linden im Hochwald zu fördern und zu erhalten. Weiterhin werden sie als Einzelbäume im Dorf und auf der Feldflur bewirtschaftet. Häufig sind Linden auch als Alleebäume angepflanzt. Verwendung Die Linde hat ein weiches, mittelschweres Holz mit sehr gleichmäßiger Struktur. Es ist zäh aber wenig elastisch, wenig bruchfest, relativ stark schwindend, aber leicht zu bearbeiten. Unter Witterungseinfluss ist es wenig dauerhaft und wird daher meist im Innenbereich eingesetzt. Aktuell: Handwerk (begehrtes Holz für Bildhauerei, Schnitzerei, Drechslerei, Möbelbau (als Blindholz und Absperrfurnier), Nussbaum- und Sommerlinde (T. platyphyllos) Ebenholzimitation, für Kuckucksuhren, Zeichenbretter, Hutformen, Holzknöpfe, zur Perückenherstellung, Mittelsteg von Tischlersägen, Flachpinsel, Holzschuhe, Zimmermannsbleistift, Musikinstrumentenbau: Harfe, Tastatur beim Klavier, Zungenpfeifen bei Orgel), Industrie (Gießmodeln), Haushalt (Küchengeräte, Behälter für trockene Substanzen, Stöpsel, Zündhölzer), Freizeit (Spielzeug), Landwirtschaft (in Bienenkästen als obere und untere Leiste bei den Rähmchen, außerdem als Bienenfutter), Medizin (Holz für Prothesen, Lindenblüten als Tee), Rohstoff (Holzwolle, Zeichenkohle). Historisch: Handwerk (Schnitzerei, Drechslerei, Kisten, Körbe, Bleistifte, Bast für Flechtar- Sommerlinde beiten, mit Zinn-Asche (T. platyphyllos) zum Schärfen von Werkzeug), Landwirtschaft (Viehfutter, Bienenfutter), Heilkunde (Lindenblütentee gegen Schwindsucht, Geschwülste und Bluterguss), Energieträger (Brennholz, Holzkohle). 43 ESCHE Fraxinus excelsior L. Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Eschenholz ist ein ringporiges Laubholz mit breitem, hellem Splint und hellem Kern, erst in höherem Alter kann fakultativ ein lichtbrauner bis dunkelbrauner Farbkern ausbildet werden. Die Jahrringe sind deutlich, die Frühholzgefäße im Längsschnitt als Porenrillen gut erkennbar. Ausgestellte Hölzer Die Bohle zeigt einen Tangentialschnitt nahe der Stammmitte. Die großen, im Frühjahr angelegten Gefäße sind als schwarze, feine Streifen (Porenrillen) erkennbar. In der Mitte ist der hellbraune sekundäre Kern angeschnitten. Die Jahrringe der Esche sind fühlbar, da das dichtere Spätholz weniger schwindet als das großporige Frühholz. Die Baumscheibe (Querschnitt: 75 cm in 130 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,9 mm) stammt von einem Alleebaum an einer Landstraße. Die Scheibe ist auffällig durch die braune, stark wellige und wolkige sekundäre Verkernung, die durch das unterschiedliche und wiederholte Eindringen von Luft und Wasser in das Stamminnere bedingt ist. Das Holz schwindet sehr stark, wie an dem breiten Riss erkennbar ist. Der helle Bereich ist für ein ringporiges Holz sehr breit und enthält vermutlich unverfärbtes Kernholz. Die Markstrahlen sind als dunkle Streifen sichtbar. Alleebaum, Brotterode Ø 75 cm, 130 Jahre 44 ÖLBAUMGEWÄCHSE OLEACEAE Wesentliche botanische Merkmale Wissenswertes Die Esche erreicht 35 m bis max. 40 m Höhe mit 1 m (max. 2 m) Durchmesser. Im Freistand ist sie oft stark gabelwüchsig mit tief ansetzender, grobastiger Krone. Die Rinde ist in der Jugend glatt und grünlichgrau, im Alter netzrissig und in länglich-rhombische Felder geteilt. Die Blätter sind unpaarig gefiedert und gegenständig. Die großen, samtig schwarzen Winterknospen sind ein gutes Erkennungsmerkmal im Winterzustand. Die Blüten stehen in dunkelpurpurnen, dichten Büscheln ohne Kelch und Blumenkrone. Die Früchte sind einsamige, zungenförmig geflügelte Nüsschen. Eschen erreichen Alter bis zu 300 Jahren, forstlich wird bereits zwischen 70 und 80 Jahren geerntet, da in höherem Alter die Wahrscheinlichkeit für die Bildung des unerwünschten Braunkerns im Holz stark zunimmt. Vorkommen Neben Buche und Eiche ist die Esche die wichtigste Nutzholzart unter den Laubbäumen. Verbreitet über ganz Europa bis 61° N, in Mittelrussland und dem Kaukasus, besitzt die Esche jedoch ihren Arealschwerpunkt im Alpenvorland. Sie kommt sowohl auf nährstoffreichen, frischen Standorten (Wasseresche) als auch auf trockenen, flachgründigen Kalkböden (Kalkesche) vor und ist ein beliebter Straßenund Alleebaum. In Thüringen ist die Esche in allen Laubmischwäldern vertreten. Bewirtschaftung Die Esche ist meist vorwüchsig in der Verjüngung, wird aber später überwachsen von der Buche. Die Zuwächse betragen zwischen 4 und 6 m3 pro ha und Jahr. Verwendung Die Esche liefert ein schweres, hartes Holz mit hoher Druck-, Zug- und Biegefestigkeit. Es besitzt eine hohe Elastizität und Abriebfestigkeit und ist sehr zäh und biegbar. Das Holz neigt nur gering zum Schwinden und arbeitet wenig. Es ist gut zu bearbeiten, neigt aber zum Ausreißen. Der Witterung ausgesetzt ist es wenig beständig. Die technischen Eigenschaften sind um so günstiger, je breiter die Jahrringe sind, denn die Festigkeit wird vom Spätholz bestimmt. Daher wird die Esche stark durchforstet. Durch den Braunkern werden die technischen Eigenschaften nicht beeinflusst. Bei stärkerer Verkernung erinnert das Holz der Esche an den nahe verwandten Ölbaum, man spricht dann von „Oliv-eschen“, dieses Holz wird teuer gehandelt. Aktuell: Handwerk (Furnier (Maserknollen), Stühle, Drechslerei, Leitersprossen, Leisten, Schlittenkufen, Werkzeug-Stiele), Innenausbau (Parkett), Industrie (Waggon und Maschinenbau, Gussformen, Paletten), Sportgeräte. Historisch: Handwerk (Mühlen, Wasserräder, Wagenbau, Waffen (Bögen und Speere), Ski), Landwirtschaft (Weinpressen, Pflüge, Viehfutter) Industrie (Webmaschinen, Dreschmaschinen, wegen chemischer Beständigkeit für Anlagen in der chemischen Industrie, Fahrzeugbau (Straßenbahn, Eisenbahn, Zugstangen), Heilkunde (Asche als schweißtreibendes Mit-tel, Blutungssaft als Arzneimittel: Manna), Energieträger und Rohstoff (Holzkohle, Rinde zum Blau-Färben). 45 GEMEINER FLIEDER Syringa vulgaris L. Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Das Holz hat einen braunen bis hellvioletten Kern, der sich deutlich vom gelblichen bis rötlichweißen Splint abhebt. Die Gefäße sind halbringporig angeordnet, nach dem Frühholzporenkreis werden die Poren rasch kleiner. Die Jahrringgrenzen sind deutlich markiert. An der Grenze von Splint und Kern befinden sich im Längsschnitt deutlich erkennbare Zellreihen mit violetten Inhaltsstoffen. Ausgestellte Hölzer Die Bohle Der Flieder ist das einzige Holz, das im Kern in feinen Längsstreifen violette, fliederfarbene Einlagerungen zeigt. Der Kern ist ansonsten unauffällig hellbraun. Die Baumscheibe (Querschnitt 16 cm in 48 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,7 mm) zeigt deutlich den dunklen, klar vom Splint abgegrenzten Kern mit den violetten Einlagerungen. Flieder vom Friedhof der Friedenskirche Jena Ø 16 cm ,48 Jahre 46 ÖLBAUMGEWÄCHSE OLEACEAE Wesentliche botanische Merkmale Vorkommen Ursprünglich beheimatet ist der Flieder in Südosteuropa und auf dem Balkan, bei uns ist er seit dem 16. Jahrhundert bekannt. Auch in Thüringen ist er als Ziergehölz seit dem 16. Jahrhundert eingebürgert und bildet durch seine starke Ausschlagsfähigkeit oft auch größere Gebüsche in Gärten, Hecken, Parkanlagen und an Waldrändern. Wissenswertes Der Flieder wächst als Großstrauch oder kleiner Baum mit besenförmiger Krone und erreicht Höhen von bis zu 7 m. Die Rinde ist graubraun und rau, im Alter bildet sich eine längsrissige, dünne, abblätternde Borke heraus. Die gegenständigen Blätter sind oval bis herzförmig und beiderseits frischgrün. Wegen seiner wohlriechenden, meist lilafarbenen Blütenrispen ist der Flieder ein beliebter Zierstrauch, von der ursprünglichen Wildform sind diverse Zuchtformen abgeleitet. Bewirtschaftung Flieder wird als Ziergehölz gepflegt. Bis zu 900 verschiedene Züchtungen und Veredelungen soll es geben. Verwendung Das Holz ist hart, dicht, schwer und fest, lässt sich schwer spalten und polieren. Historisch sowie modern findet Fliederholz Verwendung in der Kunsttischlerei und Drechselei. 47 APFEL Malus domestica Borkh. Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Der Apfelbaum bildet im Gegensatz zum Birnbaum regelmäßig einen Farbkern aus. Der zumeist breite Splint ist rötlichweiß bis hellrötlichbraun gefärbt, das wesentlich dunklere Kernholz ist von rötlichbrauner bis brauner Farbe und oft farbstreifig („gewässert“). Das Holz ist zerstreutporig, die zahlreichen Holzstrahlen sind sehr fein. Die Jahrringe sind wenig deutlich. Ausgestellte Hölzer Die Bohle Apfelbäume haben meist nur einen kurzen Stamm, daher ist auch die ausgestellte Bohle aus mehreren aufgeklappten Teilen des gleichen Stammabschnitts zusammengesetzt. Der breite gelbliche Splint ist nur undeutlich vom dunkleren Kern abgesetzt. Die braunen Streifen stammen von Verletzungen in der Jugend (Baumschnitt)*. Die weißen Gefäße im Kern (Mitte der Bohle) zeigen beginnende Fäulnis an*. Die Baumscheibe (Querschnitt 28 cm in 59 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,4 mm) zeigt einen sehr unregelmäßigen Kern, der durch eindringende Luft in der Richtung des Waldrisses gefördert wurde. Apfel aus dem Garten der Familie Schorcht, Jena Ø 28 cm, 59 Jahre 48 *Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild. ROSENGEWÄCHSE ROSACEAE Wesentliche botanische Merkmale Wissenswertes Der Kulturapfel ist ein kräftiger, max. 10 - 15 m hoher Baum mit kurzem Stamm, breit ausladenden Ästen und breiter Krone. Die Stämme erreichen Durchmesser von 30 - 40 cm und sind oft drehwüchsig und spannrückig. Die Borke ist rot- bis graubraun und blättert in dünnen Schuppen ab. Die Blätter sind breit elliptisch, kerbig gesägt und unterseits filzig behaart. Die Blüten sind weiß, rosa überlaufen, außen dunkler rot in armblütigen Doldentrauben. Die Früchte sind je nach Sorte sehr verschieden in Größe, Form und Geschmack. Vorkommen Die Kultursorten gehen überwiegend auf verschiedene aus Kirgisien und Kasachstan stammende Wildapfel-Arten zurück, während der einheimische europäische Wildapfel (M. sylvestris) oft als Pfropfunterlage dient. Die bedeutenden Anbaugebiete des kultivierten Apfels in Europa liegen in der gemäßigten Zone sowie im Übergang zum mediterran-subtropischen Bereich. Die Sorten unterscheiden sich in ihren Temperaturansprüchen (Frostempfindlichkeit, Kältebedürfnis der Blüten), einzelne Bäume findet man in den Inneralpen bis 1500 m Höhe. Beste Leistungen werden auf mittelgründigen, humosen und frischen Lehmböden erzielt. In Thüringen wurden erst im 16. Jahrhundert nachweislich Äpfel angepflanzt. Der Wildapfel findet sich zerstreut in lichten Laub- und Kiefernwäldern, Auwäldern, Gebüschen, an Waldrändern, auf sonnigen, felsigen Abhängen und Felsschutt. Wegen des starken Rückgangs gilt er als schützenswert. Bewirtschaftung Die Nutzung von Apfelbäumen geschieht intensiv in Plantagen oder extensiv im Streuobstanbau und in Haus- und Kleingärten. Die Vermehrung der Sorten erfolgt vegetativ über Pfropfung. Das Holz des Apfelbaumes ist von untergeordneter wirtschaftlicher Bedeutung. Zieräpfel werden wegen ihrer Blütenpracht im Frühjahr sowie wegen des bunten Frucht- und Blätterschmuckes im Herbst angepflanzt. Verwendung Das Holz des Wildapfels wird mehr geschätzt als das des Gartenapfels, nicht wegen besserer Hol- zeigenschaften, sondern weil Obstbäume erst gefällt werden, wenn sie nicht mehr ertragreich genug sind, dann aber bereits vielfach Kernfäule aufweisen. Das Holz ist dicht, schwer, hart und fest sowie gut bearbeitbar. Wegen häufiger Unregelmäßigkeiten im Faserverlauf neigt es während des Trocknens oft zum starken Reißen und Werfen. Aktuell: Kunsthandwerk (Tischlerei, Bildhauerei, Drechsel- und Schnitzarbeiten), Handwerk (Furniere, Messergriffe), Ernährung (Früchte als Tafel-, Koch- und Mostäpfel), Rohstoffgewinnung (Geliermittel Pektin aus Trestern, Öl aus Samen), Landwirtschaft (Apfelsilage als Viehfutter). Historisch: Handwerk (Werkzeugstiele, Schraubenspindeln, Holzzahnräder, Hobelkästen), Landwirtschaft (Bienenweide, Viehfutter), Ernährung, Heilkunde (Früchte gegen Ruhr, Gicht, Rheuma, Nieren- und Stoffwechselstörungen und Warzen sowie als Schlafmittel). Natürliche Verbreitung des Wildapfels (M. sylvestris) in Europa 49 BIRNE Pyrus communis L. Birne aus dem Garten der Familie Peters Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Die Birne zeigt eine sehr unterschiedliche Holzfärbung. Es gibt gleichmäßig rötlich gefärbte Hölzer ohne Kern, oder Hölzer mit gelblichem Splint und einem rot- bis braunvioletten, fakultativen Farbkern. Unter Lichteinfluss dunkelt das Holz nach. Es ist zerstreutporig, feinfaserig und gleichmäßig strukturiert. Durch dunklere Spätholzzonen sind die Jahrringe deutlich erkennbar und das Holz im Tangentialschnitt gefladert, zuweilen ist das Holz auch stärker geflammt oder geriegelt (sog. „bunter Birnbaum“). Ausgestellte Hölzer Die Bohle besitzt einen rotbraunen Kern. Der ungleichmäßige Rand des Kerns zeigt, dass es sich um einen sekundären Farbkern handelt, der durch eindringenden Luftsauerstoff induziert wurde. Der überwallte Ast* war möglicherweise die Eintrittsstelle für Luft. In der Mitte zeigt eine Verletzung den Anfang einer solchen Holzverfärbung*. Die Verkernung führt auch zu einer deutlichen Veränderung des Holzes, d.h. der Kern ist als Wulst fühlbar, da er nicht in gleicher Weise gehobelt wird wie der weichere Splint. Der typische Drehwuchs führt zu Verspannungen, die auch bei fester Verankerung das Holz reißen lassen (s. unteres Ende)*. Die Baumscheibe aus dem „Garten Peters“ (Querschnitt 43 cm in 103 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,1 mm) zeigt die Birne mit der Rotkernbildung im Gegensatz zu der Baumscheibe aus dem „Garten Schorcht“ (Querschnitt: 27 cm in 48 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,8 mm) ohne Kernbildung. Der Baum ohne Kern zeigt das „typische“ Birnbaumholz. Diese Birne zeigt eine scharfkantige Verletzung, die bis ins Mark reicht und vermutlich mit der Axt erzeugt wurde. Trotz dieser Verwundung kam es zu keiner Kernbildung1). Birne aus dem Garten der Familie Peters Ø 43 cm, 103 Jahre 50 1) Birne aus dem Garten der Familie Schorcht Ø 27 cm, 48 Jahre *Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild. Das bedeutet, dass unterschiedliche Varietäten für die Kernbildung verantwortlich sind. ROSENGEWÄCHSE ROSACEAE Wesentliche botanische Merkmale Wissenswertes Die Birne wächst als breit pyramidaler Baum bis 15 m, selten bis 20 m hoch, mit sparrig abstehenden, selten bedornten Ästen. Die Stämme werden bis über 80 cm mächtig, sind oft drehwüchsig und besitzen eine zunächst glatte, später rasch verborkende, würfelförmig gefelderte Rinde. Die Blätter sind eiförmig bis elliptisch, vorn zugespitzt, kerbig gesägt und oberseits glänzend. Die weißen Blüten stehen in armblütigen Doldentrauben und sind an den roten Staubblättern vom Apfel zu unterscheiden; sie riechen unangenehm. Die gelbgrünen, oft rotbackigen Früchte sind je nach Sorte variabel in Größe, Form, Körnigkeit des Fruchtfleisches (Steinzellen) und im Geschmack. Birnbäume werden 150 - 200 Jahre alt. Vorkommen Ursprünglich stammen die Kulturbirnen aus Persien und Armenien, woher sie über Griechenland und das Römische Reich nach Westeuropa kam. Durch Selektion und Kreuzungszüchtung entstand eine Vielzahl von Kultursorten. Die Wild- oder Holzbirne (P. pyraster), eine der Stammformen der Kulturbirne, ist in Süd- und Mitteldeutschland stärker vertreten als im Norden, da sie wärmeliebend und nicht sehr winterhart ist. Sie findet sich in Laubwäldern, Hecken und Trockengebüschen in sommerwarmen Lagen, in den Alpen bis 850 m Höhe. Auch der Anbau der Kulturbirne orientiert sich stark an diesen Wärmeansprüchen. In Thüringen gibt es Vorkommen der Wildbirne in Hecken und in Gebüschen auf trockenen Standorten. Auch ihre Erhaltung bedarf gezielter aktiver Maßnahmen. Bewirtschaftung Außer in Gärten werden Birnen auch im intensiven Anbau kultiviert. Die Vermehrung erfolgt vegetativ durch Pfropfung. Der vom Handel angebotene „Birnbaum“ stammt meist aus Obstkulturen. Die Wildbirne ist lichtbedürftig, langsam wüchsig und wurde forstwirtschaftlich kaum beachtet, deshalb ist sie aus den Wirtschaftswäldern fast gänzlich verdrängt worden und gilt in einigen Bundesländern als schützenswert. Verwendung Zwischen dem Holz der Wildbirne und dem der Kulturbirnen bestehen keine Unterschiede. Es ist gleichmäßig dicht, feinfaserig, hart und schwer, zäh, jedoch wenig elastisch. Es ist schwer spaltbar, schwindet stark und neigt zum Reißen und Werfen, weist getrocknet jedoch ein gutes Stehvermögen und hohe Formbeständigkeit auf und ist gut zu bearbeiten. Der Witterung ausgesetzt ist es von geringer Dauerhaftigkeit. Sein Brennwert ist hoch. Aktuell: Handwerk (Möbelbau, Furnier, wegen seiner hohen Formbeständigkeit für maßgenaue Zeichengeräte und Werkzeugteile, Tischler-, Drechsler- und Schnitzerarbeiten wie Dosen, Teller, Einlegearbeiten, Musikinstrumentenbau, z.B. für Blockflöten, kleinere Orgelpfeifen, Zupf- und Streichinstrumente, Ebenholzimitation für Klaviertasten), Innenausbau (Verkleidungen, Parkett), Haushalt (Küchengeräte wie Backmodel, Bürstenrücken, Holzspielzeug), Ernährung (Früchte, Schnapsbrennerei). Historisch: Handwerk und Industrie (stark beanspruchte Maschinenteile, Riemenscheiben, Zähne und Stöcke von kleinen Getrieberädern, Obst- und Weinpressen, Webschützen, Mangelrollen, Spinnräder, Schlittenkufen, Druckformen, Drucklettern, Druckwalzen, Kugeln, Kegel und Holzschrauben), Ernährung (Früchte), Landwirtschaft (Schweinemast), Energieträger und Rohstoffgewinnung (Brennholz, Farbstoffe aus der Rinde), Heilkunde (Früchte sind harntreibend, Auszüge der Blätter als Beruhigungsmittel). 51 ELSBEERE Sorbus torminalis (L.) Crantz Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Die Elsbeere gehört zu den Reifholzbäumen, das Holz ist von heller, weißgelber bis schwach rötlicher Farbe, in älteren Bäumen dunkler rotgelb und dunkelt unter Lichteinfluss nach. Häufig tritt ein rot- bis schwarzbrauner fakultativer Farbkern auf. Die zahlreichen, sehr feinen Gefäße sind zerstreut- bis halbringporig angeordnet. Die Holzstrahlen sind sehr fein, die Jahrringe infolge des dunkleren letzten Spätholzes deutlich. Auf den Tangentialflächen ergibt sich dadurch eine unauffällige, feine Fladerzeichnung. Ausgestellte Hölzer Die Bohle Der Stamm ist an der Basis gebogen, und somit wird am unteren* und oberen Ende des Schnittes fast das Mark erreicht, in der Mitte zeigen die Fladern der Jahrringe, dass der Schnitt hier weiter vom Mark entfernt ist. Der gelbliche Splint ist deutlich abgesetzt vom dunkleren, rötlich braunen Kern, der in der Mitte noch einmal einen braunen sekundären Farbkern zeigt*. Dieses dunklere Holz ist deutlich härter und als Wulst fühlbar. Der Stamm ist relativ rasch und astfrei gewachsen. Die Baumscheibe (Querschnitt 28 cm in 149 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 0,9 mm) zeigt den deutlich abgegrenzten Kern. Zusätzlich gibt es im Splint Verfärbungen, die möglicherweise bei der Lagerung nach der Fällung entstanden sind. Elsbeere aus dem Schlosspark Belvedere, Weimar Ø 28 cm, 149 Jahre 52 *Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild. ROSENGEWÄCHSE ROSACEAE Wesentliche botanische Merkmale Wissenswertes Die Elsbeere ist ein bis 25 m hoher Baum mit eiförmiger, im Freistand flachgewölbter Krone und Stammdurchmessern von 50 - 100 cm (max. 135 cm). Die Rinde ist anfangs glatt und grau, später bildet sich eine dunkelbraune, kleinschuppige Borke. Die Blätter sind eiförmig und tiefeingeschnitten gelappt, im Herbst leuchtend weinrot gefärbt. Die weißen Blüten stehen zu etwa 30 - 50 in aufrechten, lockeren Doldenrispen. Die Früchte sind kugelige oder eiförmige Apfelfrüchtchen, unreif gelbrot, reif braun, durch zahlreiche Lentizellen punktiert. Reif sind sie teigig und schmecken süßsauer. Die Elsbeere wird 200 - 300 Jahre alt. Vorkommen Das natürliche Verbreitungsgebiet erstreckt sich über ganz Mittel- und Südeuropa bis zum Kaspischen Meer. In Deutschland ist die Elsbeere als seltene Mischbaumart in eichenreichen Wäldern und Gebüschen anzutreffen, sie bevorzugt warme Standorte auf trockenen bis frischen, basenreichen Böden, von der Ebene bis in die montane Stufe. In Thüringen finden sich reiche Vorkommen auf Muschelkalk im und um das Thüringer Becken, besonders in den Bereichen Erfurt, Arnstadt, Jena, Weimar, Naumburg, auch im Zechstein-Vorland des Kyffhäusers und des südlichen Harzes, sie fehlt jedoch im Thüringer Wald. Bewirtschaftung Seit der Aufgabe der Niederwaldwirtschaft im 19. Jahrhundert wurde die Elsbeere, wie andere Wildobstgehölze, stark zurückgedrängt. Wegen ihrer Langsamwüchsigkeit wurde sie lange Zeit als forstwirtschaftlich wenig wichtig angesehen, gewinnt jedoch auch ökonomisch zunehmend an Bedeutung und entwickelte sich zu der am höchsten bezahlten Holzart Deutschlands. So wurden in den letzten Jahren für Elsbeere Preise von deutlich über € 5.000 für den Festmeter Holz gezahlt, ein Spitzenstamm erzielte 2001 über € 15.000 pro Festmeter. Als Wildobstbaum ist die Elsbeere seit alters in Kultur. Verwendung Elsbeerenholz ist schwer, zäh, mittelhart, neigt zu starkem Schwinden und Verwerfen, es ist biegsam und sehr elastisch und dauerhaft. Es ist, mit erheblichem Kraftaufwand, gut zu bearbei- ten und gibt schöne und glatte Flächen. Von den Eigenschaften und der Verwendung her gleicht es dem Birnbaum und wird daher, ebenso wie der Speierling, oft unter dem Namen „Schweizer Birnbaum“ gehandelt. Aktuell: Handwerk (Furnier, Möbelbau, Messinstrumente, Zollstöcke, Zeichengeräte, Bleistifte, im Musikinstrumentenbau für Cembalos, Dudelsackpfeifen, Flöten und Trommelstäbe, Billardstöcke), Innenausbau (Verkleidungen, Parkett), Ernährung (Schnapsbrennerei). Historisch: Handwerk (Spezialholz für technische Verwendungszwecke: Teile der Mühlmahlwerke, Walzen, Spinnereispulen, Weberschiffchen, für Weinpressen, Mangelrollen, Druckbuchstaben und –model, Kegel und Holzschrauben, Wagenbau, Metzgerblöcke, wissenschaftliche Instrumente wie Stethoskope), Heilkunde (Gerbstoffe der Früchte gegen Ruhr, „tormina“ = Ruhr), Rohstoffgewinnung (gelb- und rotbraune Farben aus den Zweigen), Energieträger (Holzkohle, Brennholz), Ernährung (Früchte roh oder eingekocht, auch als Viehfutter). 53 HUNDSROSE, HECKENROSE Rosa canina L. Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Das Holz ist lichtgelb, ohne Farbkern. Die Gefäße sind ring- bis halbringporig angeordnet, meist einzeln und locker verteilt. Ausgestellte Hölzer Die Bohle Die Hundsrose ist ein Strauch, der bogenartig gekrümmte Sprossen aus dem Wurzelstock schiebt, die auf der Oberseite Seitenäste tragen. Nur selten wird der Hauptstamm älter. Er zeigt ein gelbes Holz mit zahlreichen und besonders breiten Markstrahlen, die vor allem im Querschnitt gut erkennbar sind. Markstrahlen sind Speicherorgane, und sie sind eine der Ursachen für das große Vermögen der Rose, nach Schädigung wieder auszutreiben. Das untere Zweigstück zeigt im Zentrum den Gang eines Insekts*. Die Baumscheibe (Querschnitt 10 cm in 21 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,4 mm) zeigt nicht das typisch gelbe Holz, sondern eine eher schwarze Oberfläche, die durch Verfärbungen nach der Fällung entstanden ist. Gut zu sehen sind die charakteristischen Markstrahlen. Hundsrose aus dem Ziegenhainer Tal, Jena Ø 10 cm, 21 Jahre 54 *Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild. ROSENGEWÄCHSE ROSACEAE Wesentliche botanische Merkmale Vorkommen Die Hundsrose ist in Europa, Nordafrika und Westasien mit vielen Unterarten weit verbreitet. Als lichtliebende Pionierstrauchart bevorzugt sie Hecken, Gebüsche, Waldränder und lichte Laubwälder von der Ebene bis in Berglagen (in den Alpen bis 1500 m). In Mitteleuropa ist sie eine der häufigsten Wildrosenarten. Sie tritt häufig nach der Feuer-Bewirtschaftung von Hecken auf (Abbrennen des alten Grases im Frühjahr). Wissenswertes Die Hunds- oder Heckenrose ist ein stacheliger Strauch von 1,5 - 3 m Höhe. Sie wird oft erheblich höher, da sie sich als Spreizklimmer an Bäumen hochrankt. Die kräftigen Stämmchen sind steil aufgerichtet oder wie die zahlreichen Äste bogenförmig überhängend. Charakteristisch sind die wohlriechenden, rosa bis weißen Blüten, aus denen im Herbst die scharlachroten Hagebutten-Früchte entstehen. Diese enthalten zahlreiche behaarte, einsamige Nüsschen und sind essbar. In Thüringen ist sie weit verbreitet in Hecken und Gebüschen und eine häufige Pionierart auf Trockenrasen und Ruderalstellen. Bewirtschaftung Die Heckenrose wird als Bestandteil naturnaher Heckenstrukturen und Sukzessionen geschätzt. Alle Sippen der Rosen gehören zu den am häufigsten im Landschaftsbau verwendeten Straucharten. Verwendung Das gelbe Holz der Hundsrose ist sehr dicht, fest und glatt und charakterisiert durch die auffällig breiten und dicht angeordneten Markstrahlen. Aktuell: Handwerk (Kunsttischlerei, kleine Drechselarbeiten, Einlegearbeiten), Ernährung (Tee, Marmelade aus den Früchten). Historisch: Landwirtschaft (Bienenweide, Viehfutter, Hecken), Energieträger (Brennholz), Handwerk (Spazierstöcke, Harken, Drechselarbeiten, Färben), Ernährung und Arznei. 55 MEHLBEERE Sorbus aria (L.) Crantz Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Das Holz der Mehlbeere besitzt einen meist breiten, hellen Splint und einen braunen Kern. Es ist zerstreutporig, mit kleinen Gefäßen und feinen Markstrahlen. Ausgestellte Hölzer Die Bohle zeigt einen Radialschnitt durch das Zentrum des Stammes mit einem unregelmäßigen Braunkern längs eingewachsener Äste. Die Unregelmäßigkeit ist eine Folge des oft gekrümmtem Wuchses. Die Verfärbung oberhalb der eingewachsenen Äste ist dunkler. Dies zeigt, dass die Verfärbung von eindringendem Sauerstoff oder Wasser verursacht wurde. Der Splint (ca. 2 cm) ist kaum erkennbar abgesetzt. Die Markstrahlen sind als sehr feine Spiegel erkennbar. Die Jahrringe sind durch das etwas dunklere Spätholzband deutlich. Die Baumscheibe (Querschnitt 40 cm in 102 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2 mm) zeigt große Wuchsraten in der Jugend, dagegen extrem langsames Wachstum im Alter. Die letzten Jahrringe sind kaum erkennbar. Die gewellte Form des Stammumrisses zeigt die typische Spannrückigkeit der Mehlbeere. Der Kern ist wolkig braun und lässt auf unterschiedliches Eindringen von Wasser oder Luft schließen. Die Markstrahlen sind einzeln kaum sichtbar, aber dennoch als dunklere Streifen erkennbar. Das Holz ist gering schwindend (aufgerissen). Mehlbeere vom Forstamt Creutzburg, Revier Ifta, Heldrastein Ø 40 cm, 102 Jahre 56 ROSENGEWÄCHSE ROSACEAE Wesentliche botanische Merkmale Vorkommen Die Mehlbeere kommt in Mittel- und Südeuropa bis zum Himalaja in wärmeliebenden Gebüschen und Mischwäldern auf Kalkgestein vor. Sie ist typisch für warme, trockene Felshänge. Wissenswertes Die Mehlbeere ist ein Großstrauch oder kleiner Baum mit oft spannrückigem, krummschäftigem Stamm. Die Rinde ist schwarzgrau, oft weißfleckig und lange Zeit glatt, erst im sehr hohen Alter wird eine längsrissige Borke gebildet. Der Baum ist leicht erkennbar an den derben, unterseits weißfilzigen Blättern. Die Blüten sind in aufrechten Trugdolden, sie bilden scharlachrote Beeren aus, die meist von den Vögeln geerntet werden, denn die mehligen Früchte (daher Mehlbeere) sind für den Menschen erst nach dem Frost genießbar. Der Baum kann 200 bis max. 300 Jahre alt werden. In Thüringen findet sich die Mehlbeere vor allem in wärmeliebenden Laubmischwäldern und an Waldrändern. Bewirtschaftung Die Mehlbeere wurde indirekt gefördert bzw. ist erhalten geblieben durch die Niederwald- und Mittelwaldwirtschaft in Privat- und Gemeindewäldern. Verwendung Die Mehlbeere hat ein sehr dekoratives, feinfaseriges Holz mit hoher Dichte und großer Härte. Das Holz ist gut zu bearbeiten, schwindet aber stark. Aktuell: selten im Handel, im Handwerk Verwendung für Furnier und Kunsttischlerei. Historisch: Industrie (im Maschinenbau für Teile, die durch Stoß und Reibung beansprucht wurden), Handwerk (Schnitzerei, Drechslerei), Energieträger (Brennholz). 57 MISPEL Mespilus germanica L. Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Die Mispel besitzt ein rötlichweißes bis fleischrotes Holz mit braunem Farbkern. Das Holz ist zerstreutporig und weist deutliche Jahrringe und zahlreiche Markstrahlen auf. Ausgestellte Hölzer Die Bohle Die Mispel ist ein Strauch oder kleiner und häufig krumm wachsender Baum (so wie hier). Die Bohle ist aus zwei aufgeschnittenen Teilen zusammengesetzt, d.h. der eigentliche Stamm war nur ca. 1 m lang. Das Holz zeigt einen braunen, sehr harten Kern mit einigen gut ausgeheilten Astverwachsungen. Die Baumscheibe (Querschnitt 11 cm in 34 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,6 mm) zeigt den unregelmäßig geformten schmalen Kern und einen sehr breiten Splint. Mispel aus Jena, Garten der Familie Schulze Ø 11 cm, 34 Jahre 58 ROSENGEWÄCHSE ROSACEAE Wesentliche botanische Merkmale Wissenswertes Die Mispel wächst als mitunter dorniger, bis 6 m hoher Baum oder Strauch. Sehr alte Stämme erreichen 20 - 30 cm im Durchmesser. Die Borke ist grau, unregelmäßig aufreißend. Die Blätter sind lanzettlich, bis 12 cm lang, unterseits filzig. Die dekorativen, weißen Blüten stehen einzeln. Die Früchte sind kugelig, reif braun, am Scheitel tellerförmig abgeflacht und von den Kelchblättern gekrönt. Sie werden nach Frost oder längerem Liegen „teigig“ und sind erst in diesem Zustand roh genießbar, sie schmecken dann angenehm säuerlich. Mispeln werden 30 - 50, in Ausnahmefällen bis zu 100 Jahre alt. Vorkommen Die Mispel stammt - entgegen ihrem Namen „germanica“ – aus Vorderasien (siehe Karte). Über Griechenland und Italien kam sie nach Mitteleuropa, wo sie im Mittelalter ein beliebter Obstbaum war. Heute kommt sie, auch verwildert, an sonnigen Hängen, Felsen, in Gebüschen und lichteren Laubwäldern, auf mäßig trockenen und basenreichen Böden vor, sie ist wärmeliebend und frostempfindlich. In Thüringen finden sich Vorkommen in alten Obstgärten, Hecken und an Burganlagen. Bewirtschaftung Die Mispel ist in Mitteleuropa mehr oder weniger in Vergessenheit geraten, wird nur noch wenig gepflanzt und kaum noch genutzt. Die Vermehrung erfolgt vegetativ durch Pfropfung auf Crataegus (Weißdorn). Wegen der dekorativen, sehr großen, duftenden Blüten ist sie auch als Zierpflanze geeignet. Verwendung Das Holz ist sehr hart, fest und zäh, geschätzt für alle Zwecke, bei denen es auf hohe Widerstandsfähigkeit ankommt. Das Holz ist jedoch nur mit erheblichem Kraftaufwand zu bearbeiten. Aktuell: Kunsthandwerk (Drechslerei). Historisch: Waffen (Spieße), Ernährung (Früchte, auch als Mus, Marmelade oder Obstwein), Energieträger und Rohstoffgewinnung (Holzkohle, Gerbstoff), Heilkunde (Rinde, Blätter und Früchte als Heilmittel gegen Blutungen, Nierensteine und Halsleiden). Natürliches Verbreitungsgebiet der Mispel in Vorderasien 59 SCHLEHE, SCHWARZDORN Prunus spinosa L. Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Das Holz der Schlehe besitzt einen rötlichen Splint und einen braunroten Kern. Die zahlreichen Gefäße sind halbring- bis zerstreutporig angeordnet, die Jahrringgrenzen sind deutlich sichtbar. Ausgestellte Hölzer Die Bohle veranschaulicht die Wuchsform der Schlehe, bei der der Haupttrieb an der Spitze abstirbt und ein Seitentrieb weiterwächst. Dies ist am unteren Stammende gut erkennbar. Damit kommt es zu dem typischen Zick-Zack-Wuchs. Diese Verzweigungsform führt zusätzlich zu einem extremen Drehwuchs, da sich das Gewicht des Sprosses ständig verlagert. Aus diesem Grunde musste der Stamm mit der Drehung in der Mitte aufgeschnitten werden. Die Schlehe besitzt einen schmalen Splint und einen breiten braunen Kern, der z. T. durch Verwundungen gefördert wird. Im Zentrum sind vor allem am oberen Ende viele Seitenäste erkennbar*. Es sind die Reste der typischen Sprossdornen oder Kurztriebe der Schlehe. Die Baumscheibe (Querschnitt 14 cm in 40 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,8 mm) zeigt eine sehr unregelmäßige Kernbildung, wobei einzelne Bereiche bereits im Splintholz wie Farbspritzer verkernen. Schwarzdorn vom Ufer des Mains, Kemmern bei Bamberg Ø 14 cm, 40 Jahre 60 *Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild. ROSENGEWÄCHSE ROSACEAE Wesentliche botanische Merkmale Wissenswertes Die Schlehe wächst als sperrig verzweigter, dorniger Strauch mit rußig schwarzbraun berindeten Stämmchen und Ästen. Sie wird bis zu 5 m hoch. Die Blätter sind elliptisch und scharf gesägt, oberseits dunkel-, unterseits blassgrün. Die schneeweißen Blüten entspringen einzeln aus gehäuft stehenden Knospen. Die Früchte („Schlehen“) sind etwa kirschgroße, schwarzblaue Steinfrüchte, sie sind nach Frosteinwirkung genießbar und schmecken äußerst herb. Der Einzelstamm der Schlehe wird etwa 40 Jahre alt, verbreitet und verjüngt sich aber durch unterirdische Wurzelsprosse. Vorkommen Die Schlehe ist in West- und Osteuropa, aber auch darüber hinaus in Kleinasien und Nordafrika weit verbreitet. Als Pionierstrauchart ist sie typisch für Hecken- und Gebüschgesellschaften, an Wald- und Wegrändern, in Ruderalgebieten und hellen oder verlichteten Wäldern. Sie steigt in den Alpen bis über 1000 m Höhe. Andere Heckenarten können oft nur deshalb aufkommen, weil ihnen die Schlehe Schutz vor Wildverbiss bietet. In Thüringen ist sie weit verbreitet in Hecken und auf Sukzessionsflächen (Brachflächen). Sie ist typisch für Weideflächen, insbesondere dann, wenn diese nicht mehr gepflegt werden. Bewirtschaftung Die Schlehe wächst häufig auf alten Burgwällen, was auf eine mögliche Nutzung als Dornenverhau in früheren Zeiten schließen lässt. Weiterhin wurden verschiedene Sorten mit größeren Früchten und schwächerer Bedornung kultiviert. Auch gehört die Schlehe zu den Straucharten, die im Rahmen von Ausgleichsund Ersatzmaßnahmen in der freien Landschaft häufig gepflanzt werden. Historisch: Landwirtschaft (Schutzhecken, Zweige für den Schutz junger Obstbäume, Dornen als Sperrhölzchen bei der Wurstfabrikation), Handwerk (Drechslerei), Ernährung (Früchte), Heilkunde und Brauchtum (Rinde, Blätter, Blüten und Früchte sind medizinisch wirksam), Energieträger und Rohstoffgewinnung (Brennholz, Tinte aus Dornen, roter Farbstoff aus der Rinde, Blätter als Tabaksurrogat). Verwendung Das Holz ist etwas glänzend, feingemasert, zäh und sehr hart, also zum Drechseln sehr geeignet. Aktuell: Handwerk (Holzschnitte, Drechselarbeiten), Landwirtschaft (Pfropfunterlagen für Pflaume, Mandel, Pfirsich und Aprikose), Ernährung (auch als Likör), Ökologie (Vogelschutzgehölz). 61 SPEIERLING Sorbus domestica L. Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Der Speierling gehört zu den Kernholzbäumen. Der meist breite Splint ist rötlichweiß bis –braun, der Kern variiert von hellem zu dunklem Rotbraun und dunkelt unter Lichteinfluss nach. Der Kern ist oft farbstreifig („gewässert“). Die sehr feinen Gefäße sind zerstreut- bis halbringporig angeordnet. Die Holzstrahlen sind schmal, führen jedoch reichlich Inhaltsstoffe und sind daher auf den Radialflächen als feine, rotbraune Spiegel erkennbar. Die Jahrringe sind durch ein dunkles Spätholzband deutlich. Ausgestellte Hölzer Die Bohle ist aus zwei Teilbrettern zusammengesetzt. Das Holz ist „birnbaumartig“ rotbraun, mit gleichmäßigen, schmalen Jahrringen und schwachen Spiegeln der Markstrahlen. Die längs verlaufenden dunklen Striche sind Verfärbungen, die im Wachstum des Baumes begründet sind. Speierling aus Wiesentheid bei Kitzingen Die Baumscheibe (Querschnitt 35 cm in 149 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,2 mm) zeigt ein sehr fleckiges Muster, das durch holzzerstörende Pilze bedingt ist. Der Baum wurde vor ca. 30 Jahren am Stammfuß stark beschädigt. Es handelt sich vermutlich um einen Rückeschaden, und der Baum hat es nicht geschafft, diese Wunde zu überwallen. Die unregelmäßige Ausformung des Stammumrisses ist bedingt durch Wurzelanläufe. Eine 60 Jahre alte Stammscheibe stammt vom oberen Ende des gleichen Stammes. Hier ist im Kern ein schmaler Streifen erkennbar, der von einem Insekt verursacht wurde. Stammscheibe aus dem unteren Stammabschnitt Ø 35 cm 149 Jahre 62 Stammscheibe vom oberen Ende des Stammes Ø 22 cm 60 Jahre ROSENGEWÄCHSE ROSACEAE Wesentliche botanische Merkmale Vorkommen Verwendung Der Speierling ist im submediterranen Klimabereich im südwestlichen Mitteleuropa, Südeuropa, Kleinasien und Nordafrika verbreitet. Standorte sind sonnige, warme Hänge in eichenreichen Wäldern auf mäßig trockenen, nährstoff- und basenreichen, meist kalkhaltigen, steinigen Ton- und Lehmböden. Ob er in Mitteleuropa heimisch ist oder erst durch die Römer als Obstbaum eingeführt wurde und dann verwildert einen Platz in der natürliche Vegetation einnahm, ist ungeklärt. Das Holz ist feinfaserig, hart und fest, sehr zäh, elastisch und schwer spaltbar. Es schwindet stark und zeigt eine deutliche Neigung zum Reißen und Verwerfen, getrocknet besitzt es ein sehr gutes Stehvermögen und ist gut bearbeitbar. Der Witterung ausgesetzt ist das Holz nur wenig dauerhaft. Wegen der geringen anfallenden Mengen wird es selten als eigenes Sortiment, sondern mit Elsbeere und Birne als „Schweizer Birnbaum“ gehandelt. In Thüringen ist der Speierling eine extrem seltene Baumart, der Bestand wird auf 60 - 100 Exemplare geschätzt. Er findet sich vornehmlich auf Keuper oder Muschelkalk. Der stärkste Speierling hat einen Durchmesser von 55 cm und eine Höhe von 24 m (im Forstrevier Schweickershausen), ein noch höherer Speierling befindet sich im Revier Stadtilm mit einer Höhe von 26 m. Bewirtschaftung Der Speierling gilt als bedroht und schützenswert, da er sich einerseits trotz reichlicher Samenbildung kaum natürlich verjüngt, andererseits die früheren Nieder- und Mittelwälder fast ausnahmslos in Hochwälder überführt sind, in denen sich der konkurrenzschwache Speierling gegenüber den schattenertragenden Baumarten nicht durchsetzen kann. Der forstwirtschaftliche Wert des langsamwüchsigen Baumes wurde erst in den letzten Jahren erkannt. Wissenswertes Der Speierling ist ein 15 - 25 m hoher Baum mit ovaler Krone, kräftige Exemplare können mehr als 130 cm Stammdurchmesser erreichen. Im Freistand sind die Kronen weit ausladend und oft breiter als hoch. Die Rinde ist erst glatt und grau, früh beginnt die Bildung einer graubraunen, fein gefelderten Borke. Die Blätter ähneln denen der Vogelbeere, es sind wechselständige, unpaarige Fiederblätter mit gelber Herbstfärbung. Die weißen Blüten stehen in reichblütigen, halbkugeligen Doldenrispen. Deutlich unterscheiden sich Speierling und Vogelbeere jedoch durch ihre Früchte, der Speierling trägt birnenförmige, rotwangige Apfelfrüchtchen. Diese sind essbar, jedoch erst nach längerem Liegen weich und süß. Der Speierling erreicht Alter von 350 - 400 Jahren, das Hiebsalter liegt bei 120 - 140 Jahren. Aktuell: Handwerk (Furniere, Kunsttischlerei, Drechsel- und Schnitzarbeiten, im Musikinstrumentenbau für Dudelsackpfeifen), Ernährung (gerbstoffreiche Früchte zum Klären von Apfelwein (Raum Frankfurt), Schnapsbrennerei, z.B. „Sorbette“ im Elsass). Historisch: Handwerk und Industrie (Spezialholz im Maschinenbau für stark beanspruchte Teile wie Walzen, Zahnräder, Rollen von Flaschenzügen, Weinpressen, Mangelrollen, Mühlmahlwerke, Webstühle, Wagenbau, Billardkugeln und –stöcke, Kegel und Kegelkugeln, Winkelmesser und Lineale, Gewehrschäfte, Fassdauben), Ernährung (auch als Obst), Heilkunde (Früchte gegen Erbrechen und Durchfall). 63 TRAUBENKIRSCHE Prunus padus L. Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Die Traubenkirsche besitzt einen breiten, gelblich bis rötlichweißen Splint, der Kern ist lebhaft hellbraun bis braungelb. Das Holz ist zerstreutporig, die Gefäße sind wenig zahlreich und schwer sichtbar. Die Jahrringe sind durch feine Linien gekennzeichnet und im Allgemeinen deutlich. Ausgestellte Hölzer Die Bohle Das Holz ist ähnlich dem der Vogelkirsche, der junge Stamm ist jedoch stärker verzweigt und dies führt zu einer deutlich stärkeren Strukturierung des Holzes. Vor allem auf der linken Seite ist der Splint außerordentlich schmal und die „verwaschene“ Grenze des Splints zeigt, dass hier vermutlich Luft oder Wasser in das Holz eingedrungen war. Die Baumscheibe (Querschnitt 32 cm in 52 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 3,1 mm) zeigt einen „wässrigen“ Kern mit vielen Brauntönen und Abgrenzungen. Die ungleichmäßige Färbung ist ein Hinweis darauf, dass die Kernbildung durch eindringende Luft und Wasser verursacht ist, die durch Verletzungen auf der Stammoberfläche eindringen konnten. Diese Traubenkirsche stand unmittelbar am Ufer des Mains und es ist möglich, dass diese Wunden durch Treibeis verursacht wurden. Traubenkirsche vom Ufer des Main, Kemmern bei Bamberg Ø 32 cm, 52 Jahre 64 ROSENGEWÄCHSE ROSACEAE Wesentliche botanische Merkmale Vorkommen Die Art kommt in Europa und weiten Teilen Asiens vor. Sie gedeiht in Flussniederungen, feuchten Laubwäldern, Auwäldern und an Gewässern sowie in Gebirgstälern bis in eine Höhe von 2000 m. Wissenswertes Die Traubenkirsche wächst als Strauch oder bis 10 m (max. 15 m) hoher Baum mit aufsteigenden Ästen und überhängenden Zweigen. Sie erreicht Stammdurchmesser bis 60 cm. Die Rinde ist schwarzgrau, bildet im Alter eine dünne, längsrissige Borke und ist übelriechend. Die breit lanzettlichen Blätter sind wechselständig, an der Basis herzförmig abgerundet und besitzen am Blattstiel 2 grüne Drüsen. Ihren Namen verdankt die Traubenkirsche den langen, weißen, reichblütigen Blütentrauben. Die schwarz glänzenden Steinfrüchte sind zwar essbar, jedoch nicht wohlschmeckend und in größeren Mengen unverträglich. In Thüringen findet sich die Traubenkirsche in Flußauen und am Rand frischer Laubmischwälder. Bewirtschaftung Die Traubenkirsche wird als Zierpflanze kultiviert, jedoch nicht forstlich bewirtschaftet. Sie ist nicht zu verwechseln mit der aus Nordamerika eingebürgerten Spätblühenden Traubenkirsche (Prunus serotina Ehrh.), die zur Zeit durch ihre massive Ausbreitungstendenz v.a. in Brandenburg ein forstliches Problem darstellt. Verwendung Das Holz ist weich, mittelschwer, elastisch, fest, leicht spalt- und biegbar und schwindet nur gering. Es ist nicht sehr dauerhaft, von geringer Brennkraft und besitzt vor allem im frischen Zustand einen unangenehmen, bittermandelartigen Geruch, der den Gebrauchswert einschränkt. Aktuell: Handwerk (Drechslerei, Tischlerei, Möbelbau, Musikinstrumentenbau, junge Gerten als Bindematerial). Historisch: Handwerk (Wagenbau), Rohstoffgewinnung (Pulverkohle). 65 VOGELBEERE, EBERESCHE Sorbus aucuparia L. Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Die Vogelbeere ist ein zerstreutporiges Laubholz mit hellem Splint und hell- bis rotbraunem Kern. Gefäße und Markstrahlen sind ausgesprochen fein. Die Jahrringe sind deutlich durch ein porenarmes Spätholz erkennbar, daher weist der Tangentialschnitt eine dekorative Fladerzeichung auf. Ausgestellte Hölzer Die Bohle zeigt einen fast perfekten Radialschnitt mit gut eingewachsenen Ästen. Der 3 - 4 cm breite Splint geht gleitend über in den Kern, wobei zwei Stufen der Verkernung erkennbar sind. Die Bohle zeigt im Kernholz eine Reihe von kleinen Rindenschäden, die zu kurzen, länglichen Verbraunungen führten. Es ist unklar, wer diese Schäden verursachte, eventuell der Specht oder andere Vögel. Die Baumscheibe (Querschnitt 34 cm in 67 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,5 mm) zeigt einen schmutzig-braunen Kern, in der Mitte mit einer beginnenden Weißfäule, die sich wolkenartig ausbreitet. Diese geht aus einem alten Rindenschaden hervor, der dunkel abgesetzt ist und nur sehr langsam überwallt wurde (im Laufe von 15 Jahren). Der helle, nur etwa 1 cm mächtige Splint ist vom Kern deutlich abgesetzt. Das Holz ist stark schwindend. Die feinen Markstrahlen sind als Streifen erkennbar. Eberesche vom Forstamt Weißenstadt, Revier Vordorfer Mühle, Schneeberg Ø 34 cm, 67 Jahre 66 ROSENGEWÄCHSE ROSACEAE Wesentliche botanische Merkmale Wissenswertes Die Vogelbeere wird ein 10 - 20 m großer Baum (max. 27 m) mit schlankem zylindrischem Stamm von 40 - 50 cm Durchmesser mit einer rundlichen, lockeren Krone. Nach Absterben des Kernwuchses wächst sie oft strauchartig und bildet Wurzelausläufer. Die Rinde ist jung glatt und hellgrau, mit großen querverlaufenden Korkwarzen (Lentizellen), im hohen Alter bildet sich an der Stammbasis eine schwärzlich-graue, längsrissige Borke. Die Blätter sind unpaarig gefiedert und im Herbst kräftig rot gefärbt. Die Blüten stehen in gelblichweißen aufrechten Trugdolden und riechen unangenehm. Die „Vogelbeeren“ sind korallenrot, 3-samig, in dichten Büscheln stehend. Sie schmecken bitter durch Parasorbinsäure (die Züchtung var. moravica, der „Zengerling“, ist weniger bitter). Die Vogelbeere wird meist 80 - 100 Jahre, maximal 200 Jahre alt, im Alter ist sie oft kernfaul. Vorkommen Die Vogelbeere ist verbreitet fast über ganz Europa bis 70° N, außer in Südgriechenland und Südspanien. Das Verbreitungsgebiet reicht aber bis Westsibirien und Nordafrika, in den Alpen bis 2400 m. Die Vogelbeere ist eine wenig anspruchsvolle Pionierart auf freien Flächen, sie ist frosthart und resistent gegen Luftschadstoffe. In Thüringen findet sie sich vor allem im collinen und montanen Bereich auf mittel bis mäßig nährstoffversorgten Böden, z.B. im Schiefergebirge nach Kahlschlag. Bewirtschaftung Die Vogelbeere war lange Zeit von den Förstern als „forstliches Unkraut“ nicht besonders geschätzt, heute wird sie jedoch als Pionierart insbesondere im Vorwald nach Waldschäden sowie als Vogelfutter an Waldwegen angepflanzt. Mehr als 60 Vogelarten wurden beim Verzehr von Vogelbeerenfrüchten beobachtet. Die Vogelbeere hat ein rasches Jugendwachstum, später ist sie jedoch langsamwüchsig. Aktuell: Energieträger (Brennholz), Handwerk (Furnier und Möbelbau, dekoratives Holz für Gebrauchsgegenstände und Spielzeug), Medizin (Früchte in der Naturheilkunde gegen Husten, Heiserkeit, Harnbeschwerden, Gicht, Rheuma, Abführmittel, Sorbit für Diabetiker), Ernährung (Früchte v.a. der süßen Vogelbeerzüchtungen für Fruchtmark, Marmelade, Branntwein etc.), Zier- und Alleebaum (wegen der dekorativen Herbstfärbung). Historisch: Handwerk (Wagnerholz, Drechsler- und Schnitzarbeiten, Tischlerei, Weberschiffchen (neben Buchsbaum), Modelle und Formen, Holzschrauben, Werkzeugstiele), Haushalt (Holzgeschirr), Ernährung (Obstbranntwein sowie Fässer für Branntwein), Vogelfang (wegen der Früchte), Rohstoff (zur Schiesspulverherstellung, Rinde zum Gerben). Verwendung Die Vogelbeere bildet ein dichtes, fein strukturiertes, mittelschweres, hartes Holz mit guten Elastizitäts- und Festigkeitseigenschaften, vergleichbar mit der Eiche. Sie besitzt eine hohe Zähigkeit und Spaltfestigkeit, ist mäßig schwindend und reißt daher kaum. 67 VOGELKIRSCHE, WILDKIRSCHE Prunus avium (L.) Moench Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Die Vogelkirsche liefert ein besonders dekoratives Laubholz mit rötlich bis gelb-braunem Kern, deutlichen Jahrringgrenzen, feinen halbringporigen Gefäßen und deutlichen Markstrahlen. Ausgestellte Hölzer Die Bohle zeigt einen Tangentialschnitt nahe der Mitte mit auffälliger Fladerung der schräg angeschnittenen Jahrringe. Der schmale Splint (2 - 3 cm) ist deutlich abgesetzt von einem rötlichen Kern. Die Äste sind sauber überwallt mit geringer zusätzlicher Kernbildung, was vor allem an dem Ast, der bis in den Splint reicht, erkennbar ist. Das Holz ist feinnadelrissig durch große Gefäße. Die Markstrahlen sind vor allem im Splint deutlich als hellglänzende Spiegel erkennbar. Die Frühholzporen bilden im Tangentialschnitt feine Fladern, im Radialschnitt feine Streifen (ein wichtiges Merkmal). Die Baumscheibe (Querschnitt 42 cm in 60 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 3,5 mm) zeigt den schmalen Splint und den rötlichen Kern. Im Zentrum ist der Kern zusätzlich grau verfärbt durch beginnende Weißfäule. Das Zentrum wurde besiedelt von Holzameisen, deren Löcher auffällig sichtbar sind. Die Holzameise ist durch den nicht vollständig ausgeheilten Rindenschaden von unten links eingedrungen. Die feinen Markstrahlen sind deutlich erkennbar. Vogelkirsche vom Ufer des Main, Kemmern bei Bamberg Ø 42 cm, 60 Jahre 68 ROSENGEWÄCHSE ROSACEAE Wesentliche botanische Merkmale Wissenswertes Die Vogelkirsche ist einen 15 - 20 m (max. 40 m) hoher Baum mit einem astfreiem Schaft von 40 - 50 cm (max. 80 cm) Durchmesser. Die Rinde ist anfangs glatt, glänzend grau- bis rotbraun, mit quergestellten Korkwarzenbändern, sie löst sich in Querstreifen ab. Spät bildet sich eine längsrissige, schwarzgraue Borke. Die Blätter sind verkehrt-eiförmig zugespitzt, grob gesägt, am Blattstiel mit 2 - 4 glänzend roten Drüsen. Die Blüten sind weiß, langstielig, zu 2 - 4 in Büscheln. Die Steinfrüchte (Kirschen) sind kugelig und glänzend schwarz- bis hellrot. Die Früchte der Wildform sind kleiner als die der kultivierten Sorten und bittersüß. Vorkommen Die Wildkirsche kommt in Europa bis 61° N vor und ist bis zum Kaukasus verbreitet. Es ist eine Baumart der artenreichen Laubmischwälder, vor allem auf frischen, nährstoffreichen, kalkhaltigen Lehmböden. In Thüringen findet sie sich in allen Laubmischwäldern, vor allem an Waldrändern und in ehemaligen Mittelwäldern sowie verbreitet in Hecken. Bewirtschaftung Die Vogelkirsche wird als Wertholz in jüngerer Zeit wieder vermehrt forstlich angebaut. Empfohlen wird der Anbau gerade bei Erstaufforstungen, weil die Vogelkirsche vergleichsweise zeitig Erträge verspricht. Die Nutzung erfolgt nach 70 - 90 Jahren, ältere Bäume leiden häufig unter Stammfäulen. Die kultivierten Süßkirschen sind durch Züchtung aus der Vogelkirsche entstanden. dustrie (Armaturenbretter in der Autoindustrie, Gießereimodeln), Haushalt (Messerhefte, Kästen, Bürstenrücken, Backmodeln), Brauchtum (Kirschzweige werden im Dezember als Barbarazweige geschnitten, damit sie, ins Zimmer gestellt, zu Weihnachten blühen). Historisch: Handwerk (Drechslerarbeiten, Möbel, Instrumente, Wundgummi zum Versteifen von Hüten), Landwirtschaft (Blätter als Viehfutter, Bienenweide, in Hecken), Ernährung (Obstbau), Heilkunde (Früchte und Fruchtstiele gegen Arthritis, Fettleibigkeit, Gicht, Verdauungsprobleme). Verwendung Die Kirsche bildet ein mittelschweres, hartes Holz mit guter Festigkeit und Elastizität, es schwindet etwas, hat aber dennoch eine gute Stehfähigkeit. Unter Witterungseinfluss ist es wenig dauerhaft. Es ist leicht und sauber zu bearbeiten, gut biegbar und schwer spaltbar. Aktuell: Handwerk (Furnier, Möbel (begehrter als Nuss), Kunsttischlerei, Mahagoni- und Nussbaumimitation, Intarsien, Bildhauer-, Schnitz- und Drechslerholz, Lampen, Pfeifenköpfe, Musikinstrumentenbau: Pianos, Holzblasinstrumente), Innenausbau (Verkleidungen, Leisten, Rahmen, Treppengeländer, Parkett), In- 69 WEISSDORN Crataegus spec. L. Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Das Holz ist hell bis zart fleischrot und kernlos. Die rötliche Färbung zeigt die nahe Verwandtschaft zu den übrigen Rosaceen, wobei der Weißdorn oft als Pfropfunterlage für Obstgehölze dient. Die vielen, kleinen Gefäße sind zerstreutporig angeordnet, die Jahrringe deutlich erkennbar. Ausgestellte Hölzer Die Bohle Die rötliche Bohle zeigt einen undeutlichen Kern mit beginnender Fäulnis (weiße, gestreifte Bereiche). Die undeutliche Grenze zwischen Kern und Splint weist darauf hin, dass die Verfärbung durch eindringenden Luftsauerstoff induziert wurde. Im unteren Teil der Bohle sind Gänge von holzbohrenden Insekten, im oberen Teil* feine überwachsene Zweige erkennbar. Hier handelt es sich um die Sprossdornen, die für den Weißdorn typisch sind. Die spannrückige Baumscheibe (Querschnitt ca. 40 cm in 62 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 3,2 mm) zeigt ein recht schlichtes Holz, wobei der unregelmäßige Umriss durch die Wurzelanläufe im Boden verursacht ist. Weißdorn aus dem Schloßpark Belvedere, Weimar Spannrückige Stammscheibe eines Weißdorns aus dem Schloßpark Belvedere, Weimar Ø ca. 40 cm, 62 Jahre 70 Die kleine Baumscheibe (Querschnitt 15 cm in 83 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 0,9 mm) zeigt die eher typische, „birnbaumartige“, gleichmäßige Struktur. Scheibe eines Weißdorns vom Stadtforst Jena, Kernberge Ø 15 cm, 83 Jahre *Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild. ROSENGEWÄCHSE ROSACEAE Einheimische Weißdornarten Wissenswertes Die Flora von Mitteleuropa (Hegi 1995) unterscheidet drei Arten, die sich durch mehr oder weniger fixierte Merkmalskombinationen auszeichnen, sowie drei zwischen ihnen vermittelnde Hybridkomplexe. Alle Arten in Mitteleuropa können miteinander bastardieren. Die verbreitetste Art ist der Eingrifflige Weißdorn (C. monogyna), diesem sehr ähnlich ist der Gemeine oder Zweigrifflige Weißdorn (C. laevigata), während der Großkelchige Weißdorn (C. curvisepala) eher selten ist. Wesentliche botanische Merkmale Der Weißdorn wächst als dorniger Strauch oder kleiner Baum mit spannrückigem Stamm und kann bis 10 m hoch werden. Die Blätter sind eiförmig, mehr oder weniger tief gebuchtet und wechselständig. Die Blüten stehen in reichblütigen Doldenrispen, sie sind weiß, bei Gartenformen auch rosa bis rot und riechen unangenehm. Wie der Name besagt, hat der Zweigrifflige im Gegensatz zum Eingriffligen Weißdorn meist zweigrifflige Blüten, welche etwa 2 Wochen früher blühen. Die Früchte sind ein- (C. monogyna) bzw. zweikernige (C. laevigata), glänzend rote, kugelige Apfelfrüchtchen mit weißlichem, meist mehligem Fruchtfleisch. Der Weißdorn kann mehrere hundert Jahre alt werden. ner Obstbaumkrankheit, wird er in jüngster Zeit kaum mehr gepflanzt und muss beim Ausbrechen dieser Krankheit oft gezielt gerodet werden (in Thüringen ausschließlich um Intensivobstanlagen und um Baumschulen). Der „Rotdorn“, als Zierstrauch in Gärten und Parkanlagen gepflanzt, ist eine Gartenform des Zweigriffligen Weißdorns mit gefüllten, roten Blüten. Vorkommen Verwendung Der Eingrifflige Weißdorn ist über fast ganz Europa verbreitet und die häufigste heimische Crataegus-Art. Er hat die größte ökologische Amplitude und kommt sowohl auf staunassen und anmoorigen Böden, in Auwäldern, an Waldrändern, in Weinbergen sowie an flachgründigen, humusarmen Trockenhängen vor, in den Alpen bis 1500 m. Der Zweigrifflige Weißdorn kommt ebenfalls in ganz Europa vor. Er bevorzugt jedoch naturnahe, offene Laubmischwälder und Hecken auf Standorten mit hohem Humusgehalt und guter Wasserversorgung, oft wächst er auf schweren, basenreichen Lehmen. Er findet sich von der Ebene bis auf 700 m, in den Alpen bis maximal auf 900 m Höhe. In Thüringen wächst der Weißdorn weit verbreitet in Hecken und Gebüschen. Bewirtschaftung Der Weißdorn war und ist eine beliebte Heckenpflanze. Als Überträger des „Feuerbrandes“, ei- Das Holz ist hart und schwer und zum Drechseln gut geeignet. Aktuell: Handwerk (Drechslerei), Medizin (homöopathische Herzmittel aus Blättern, Blüten und Früchten). Historisch: Handwerk (Griffe, Spazierstöcke, Zahnräder), Landwirtschaft (Früchte als Schweinefutter, Schutzhecken, Bienenweide), Rohstoffgewinnung (Färben, Tinte), Heilkunde (Blätter, Blüten und Früchte gegen Herz- und Kreislaufbeschwerden, Tee aus Blüten wirkt entwässernd). 71 ZWETSCHGE, PFLAUME Prunus domestica L. Zu den ausgestellten Objekten Allgemeine Merkmale des Holzes Der Splint ist rötlichweiß bis bräunlich, die Farbunterschiede zwischen jungem und älterem Kernholz sind oft groß (rosabraun gegen dunkel-violettbraun, auch dunkelt frisch geschnittenes Holz rasch nach), außerdem ist der Kern im Alter oft dunkelbraun gestreift. Die Zwetschge hat unter den Rosengewächsen den dunkelsten Kern. Die zahlreichen kleinen Gefäße sind halbring- bis zerstreutporig angeordnet. Die Jahrringe sind wegen des helleren Frühholzes deutlich erkennbar. Die hellen Markstrahlen kontrastieren stark zum dunklen Grundgewebe und bilden auf dem Radialschnitt kleine, mattglänzende Spiegel. Ausgestellte Hölzer Die Bohle Der rotbraune Kern setzt sich deutlich vom gelben Splint ab. Das Loch im oberen Ende der Bohle ist durch Holzameisen bedingt, die über den noch sichtbaren trockenen Ast in den Stamm eindrangen*. Die Baumscheibe (Querschnitt 29 cm in 80 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,8 mm) zeigt den typischen rotbraunen Kern der Zwetschge. Auch hier ist sichtbar, dass in den Stamm Holzameisen eindrangen, die sekundär eine dunklere Verfärbung bewirkten. Pflaume aus dem Garten der Familie Schorcht, Jena Ø 29 cm, 80 Jahre 72 *Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild. ROSENGEWÄCHSE ROSACEAE Wesentliche botanische Merkmale Wissenswertes Die Zwetschge (subsp. domestica) ist ein Strauch oder bis 6 m hoher Baum mit oft sparrigem Wuchs und fast glatter, graubrauner Rinde. Die Blätter sind breit-elliptisch, oberseits dunkelund unterseits hellgrün. Die Blüten sind groß und grünlichweiß, zu 2 - 3 in sitzenden Dolden. Die blauschwarzen Früchte besitzen ein festes, mäßig saftiges Fruchtfleisch, der Steinkern ist ei- bis halbmondförmig. Sie reifen in September bis Oktober. Vorkommen Die Zwetschge wird in Westasien, Europa, Nordamerika, Nord- und Südafrika als Obstbaum kultiviert. Sie ist nur als Kulturpflanze oder höchstens verwildert bekannt, über ihren Ursprung kann nur spekuliert werden. Kultursorten werden vegetativ durch Pfropfung oder anhand von Wurzelsprossen vermehrt. Allgemein wird heute angenommen, dass Kultur-Pflaumensorten entweder vor langer Zeit durch Bastardierung von Kirsch-Pflaume (P. cerasifera) mit Schlehe (P. spinosa) entstanden sind oder direkt von polyploiden Wildformen von P. cerasifera abstammen. Während aus vorrömischer Zeit nur primitive Sorten, die sich durch Wurzelbrut und Kern vermehrten, in Kultur waren, gelangte mit den Römern die Kunst des Veredelns allmählich nach Mitteleuropa. Die meisten Obstbäume wurden in Klöstern erhalten und gepflegt. In Thüringen finden sich wichtige Anbaugebiete auf Keuper und Muschelkalk. Verwildert findet sich die Pflaume in Hecken und Gebüschen. Die Zwetschge ist frostempfindlich und wärmebedürftig, jedoch nicht in so starkem Maße wie Aprikose, Pfirsich oder Mandel. Bewirtschaftung Als Obstgehölz in Gärten, auf Streuobstwiesen und in Obstplantagen. Verwendung Aktuell: Handwerk (Furniere, Möbel, Treppengeländer, Griffe und Hefte für Messer und Werkzeuge, Drechsel- und Schnitzarbeiten wie Schachfiguren, Schalen und Dosen, Einlegearbeiten, Knöpfe für Kleider und Möbel, Rosenkranzperlen, Fasshähne, Zaunpfosten), Ernährung (Früchte, Schnapsbrennerei („Slibowitz“)), Medizin (getrocknete Früchte wirken abführend). Historisch: Handwerk, Ernährung, Heilkunde, Brauchtum (Früchte und Blüten wurden früher als Liebesorakel gedeutet, Krankheiten sollten durch „Besprechen“ auf den Baum übertragbar sein). Zwetschgenholz ist hart, dicht und fest. Es ist schwer spaltbar, eignet sich jedoch sehr gut zum Schnitzen und Drechseln, da es durch die Farben auch sehr interessant gezeichnet ist. Insgesamt ist es gut zu bearbeiten und polieren. Verbreitung der Zwetschge (P. domestica) in Europa 73 MIRABELLE Prunus domestica subsp. syriaca (Borkh.) Janchen ex Mansfeld Zu den ausgestellten Objekten Allgemeine Merkmale des Holzes Das Holz der Mirabelle ist etwas heller als das der Zwetschge, unterscheidet sich sonst jedoch kaum von diesem. Es zeichnet sich ebenfalls aus durch einen hellen, gelblichen Splint und einen dazu stark kontrastierenden, dunkel- bis violettbraun gezeichneten Kern. Im frischen Schnitt ist dieses Holz rot. Mit den deutlichen Markstrahlen ist das Holz noch „edler“ als das der Zwetschge. Ausgestellte Hölzer Die Bohle Der helle Splint ist extrem dünn. Der Stamm zeigt starken Drehwuchs und musste daher in der Mitte getrennt werden. Am unteren linken Ende dringt eine Weißfäule in den Kern ein und führt zu weißen Streifen und Punkten*, die an verschiedenen Hölzern (Apfel, Weißdorn) häufig zu erkennen sind. Die Baumscheibe (Querschnitt 20 cm in 64 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 1,6 mm) zeigt einen rotbraunen, gleichmäßigen Kern und einen sehr unregelmäßigen, vielfach verletzten Splint (Schadereignis vor ca. 15 Jahren). Mirabelle aus Bayreuth, Garten v. Heßberg Ø 20 cm, 64 Jahre 74 *Nur an der ausgestellten Bohle sichtbar, nicht im Bild. ROSENGEWÄCHSE ROSACEAE Wesentliche botanische Merkmale Bewirtschaftung Die Mirabelle ist ein sparriger, dornenloser Baum. Sie unterscheidet sich von der Zwetschge (subsp. domestica) durch die tief wachsgelben, oft rot punktierten, kugeligen Früchte. Ihr Fruchtfleisch ist sehr süß, es löst sich leicht vom Steinkern. Bewirtschaftet wird die Mirabelle als Obstgehölz in Gärten, auf Streuobstwiesen und in Obstplantagen. Vorkommen Das Holz der Mirabelle wird wie das der Zwetschge vor allem für Drechsel- und Schnitzarbeiten verwendet (siehe Verwendung der Zwetschge, S. 73). Die Früchte eignen sich auch zum Dörren. Wissenswertes Die Mirabelle wurde vermutlich recht spät aus Syrien (daher der Name „syriaca“ = aus Syrien stammend) oder Arabien über Griechenland, nach Italien, Frankreich und schließlich nach Mitteleuropa gebracht (nach 1560 in Deutschland in Kultur). Heute wird sie in Mittel- und Südeuropa und Nordafrika kultiviert, in Mitteleuropa vor allem im Elsass, am Mittelrhein, in der Pfalz und in Mainfranken. Verwendung 75 ROSSKASTANIE Aesculus hippocastanum L. Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Die Rosskastanie liefert ein hellfarbiges, zerstreutporiges, weiches Holz mit sehr homogener Struktur, extrem feinen Gefäßen und Markstrahlen. Die Jahrringe sind nur schwach markiert. Es ist schlicht und wenig dekorativ, bis auf den dunklen sekundären Kern. Ausgestellte Hölzer Die Bohle ist ein Radialschnitt. Sie zeigt ein gleichmäßig helles Holz mit verzögerter Kernbildung (Reifholzbaum). Auffällig ist der dunkle Seitenast, der sehr schnell und nahtlos überwallt wurde, ohne Farbänderung im umgebenden Holz. Die Jahrringe und die feinen Spiegel sind kaum erkennbar. Ebenso ist der 1 - 2 cm schmale Splint nur schwach vom hellen Kern abgesetzt. Die Rosskastanie hat ein breites Mark. Bei der gezeigten Bohle ist am unteren Ende die Markröhre herausgefallen und als Rinne erkennbar. Rund um das Mark hat sich ein sekundärer schokoladenbrauner Kern, vermutlich durch Eindringen von Luftsauerstoff ausgebildet. Die Baumscheibe (Querschnitt 37 cm in 115 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 3,2 mm) zeigt ein helles Holz ohne deutlichen Splint. Ein sekundärer brauner Kern geht von dem eingewachsenen Ast aus. Die Jahrringe sind gut erkennbar, hingegen sind die feinen Markstrahlen als radiale Risse nachgezeichnet. Das Holz schwindet wenig, die Scheibe ist wenig aufgerissen. Kastanie vom Stadtforst Jena, Am Stern Ø 37 cm, 115 Jahre 76 ROSSKASTANIENGEWÄCHSE HIPPOCASTANACEAE Wesentliche botanische Merkmale Wissenswertes Die Kastanie kann zu einem stattlichen Baum mit dichter runder Krone heranwachsen. Sie wird 20 - 25 m (max. 30 m) hoch und erreicht Durchmesser von 0,5 - 1 m (max. 4 m). Ihre Blätter sind handförmig gefiedert mit 5 - 7 Fiedern, die Blüten stehen in auffälligen, großen, aufrechten Rispen. Die stachelige Frucht enthält meist 3 glänzend rotbraune, kugelige Samen mit großem, hellem Nabelfleck. Rosskastanien erreichen Alter von 150 - 200 Jahren (max. 300 Jahren). Vorkommen Ursprünglich ist die Rosskastanie in den Gebirgen des Balkans, im Kaukasus, im nördlichen Iran und im Himalaja beheimatet. Bereits zur Zeit der Römer war sie über ganz Kleinasien verbreitet. 1576 wurde sie erstmals in Wien ausgesät, 1646 in Altdorf (Franken), danach breitete sie sich rasch über Europa, Asien und Nordamerika aus, hauptsächlich als Straßen-, Allee- und Parkbaum. In unseren Wirtschaftswäldern ist sie kaum zu finden. Die Rosskastanie ist anspruchslos an den Boden und relativ unempfindlich gegen Immissionen, jedoch anfällig gegen die Rosskastanien-Miniermotte (Cameraria ohridella), welche Anfang der 90er Jahre vermutlich aus Südosteuropa nach Mitteleuropa eingeschleppt wurde. Die Larven dieses Kleinschmetterlings fressen zwischen der Ober- und Unterhaut eines Blattes und verzehren dabei das innere Gewebe des Blattes. Der dabei entstehende Schaden äußert sich in einer Braunfärbung des Laubes und – bei starkem Befall – in einem vorzeitigen Abwurf der befallenen Blätter. Auch in Thüringen ist die Rosskastanie vor allem verbreitet im Siedlungsbereich, als Alleebaum (z.B. an der Belvederer Allee in Weimar) und Parkbaum. Bewirtschaftung Rosskastanien sind meist einzeln angepflanzt oder in Alleen zu finden, beispielsweise längs von Waldwegen, da ihre Samen ein begehrtes Wildfutter sind. Beliebt sind sie vor allem als Schattenbäume vor Dorfgaststätten, in Biergärten und Parkanlagen. Verwendung Die Kastanie bildet ein weiches, feinfaseriges Holz mittlerer Dichte, es ist wenig elastisch und fest, vergleichbar mit Pappel, es ist gut zu bearbeiten und nur mäßig schwindend. Jedoch ist es anfällig gegen holzzerstörende Pilze und wegen seiner geringen Dauerhaftigkeit nicht in Außenanlagen einsetzbar. Auch wegen des häufig auftretenden Drehwuchses ist es nur begrenzt nutzbar und nicht als Bauholz geeignet. Aktuell: Handwerk (Blindholz in Möbeln und Türen, Schnitz- und Drechslerarbeiten, Knöpfe), Medizin (Holz für Prothesen), Haushalt (Küchenbretter), Industrie (Kisten, Sperrholz). Historisch: Handwerk (Schnitzerei, Intarsien, Schuhsohlen), Landwirtschaft (Viehfutter), Energieträger und Rohstoff (Gerberei, Färberei, Asche (Flussmittel bei Metallschmelze, Pottasche), Holzkohle). 77 GEMEINER GOLDREGEN Laburnum anagyroides Medik. Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Der Goldregen ist das einzige Holz mit einem fast grünlichen Kern, der scharf abgesetzt ist von dem hellgelben, meist schmalen Splint. Das Kernholz ist gelbbraun und wird unter Lufteinfluss schokoladenbraun, ist schwarz geadert oder mit einem leichten Stich ins Grünliche. Die Gefäße sind ringporig angeordnet. Die Jahrringgrenzen verlaufen girlandenförmig und ergeben im Tangentialschnitt eine Maserung, während exakte Radialschnitte eine durch das Markstrahlgewebe dekorativ gefleckte Oberfläche haben. Das Holz weist eine feine Struktur und glänzende Oberflächen auf. Ausgestellte Hölzer Die Bohle Der hellgelbe Splint hebt sich deutlich vom Kernholz ab. Im Zentrum wurde der ursprüngliche Kern sekundär noch einmal umgesetzt in ein schwarzes, nach Lichteinfluss fast ebenholzartiges Holz. Die wellenförmige Anordnung der Gefäße im Querschnitt führt bei den schräg angeschnittenen Jahrringen zu einer ebenfalls wellenförmigen Musterung der Fladern. Die Baumscheibe (Querschnitt 35 cm in 40 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 4,4 mm) zeigt das dekorative Holz des Goldregen mit grünlicher Farbe und einem später fast schwarzen Kern. Goldregen vom Forstamt Bayreuth, Limmersdorfer Forst Ø 35 cm, 40 Jahre 78 SCHMETTERLINGSBLÜTLER PAPILIONACEAE Wesentliche botanische Merkmale Vorkommen Wissenswertes Der Goldregen wächst als großer Strauch oder Baum, welcher 7 - 9 m, max. 15 m hoch werden kann. Die Rinde ist glatt, olivbraun oder schwärzlich, mit zahlreichen quergestellten Korkwülstchen. Die Blätter ähneln Kleeblättern, sie sind dreiteilig gefiedert, die Einzelblättchen haben eine elliptische Form. Die auffälligen gelben Schmetterlingsblüten sind 2 cm groß und hängen in etwa 30 cm langen Trauben. Die Blütezeit ist von Mai bis Juni. Die dunkelbraunen bis schwarzen Samen entwickeln sich in einer grünen, bohnenähnlichen Fruchthülse, die etwa 6 - 8 cm lang wird, sich aber später braun verfärbt. Die Pflanze enthält das giftige Alkaloid Cytisin, die höchste Giftkonzentration befindet sich in den Samen. Der Goldregen erreicht Alter von ca. 40 - 50 Jahren. Der Goldregen hat seine natürliche Verbreitung in Süd- und Südosteuropa. Als Lichtbaumart bevorzugt er sonnige Wälder und Gebüsche auf kalk- und nährstoffreichen Böden. In Thüringen wird er seit dem 16. Jahrhundert als Zierstrauch in Park- und Gartenanlagen angepflanzt, gelegentlich ist er verwildert. Bewirtschaftung Goldregen wird als Ziergehölz gepflanzt. In Gärten von Haushalten mit kleinen Kindern und in der Nähe von Kinderspielplätzen sollte der Goldregen wegen seiner Giftigkeit nach Möglichkeit nicht angepflanzt werden. Verwendung Das Holz ist hart, schwer und dicht. Es trocknet leicht, ist schwer spalt-, aber sehr gut polierbar, jedoch nicht besonders dauerhaft. Aktuell: Handwerk (feine Drechslerarbeiten, Musikinstrumentenbau (Pfeifen von Dudelsäcken), Maßstäbe, Messerhefte, Furnier für Einlegearbeiten). Historisch: Heilkunde (als Brechmittel sowie bei Neuralgien und Asthma, wegen der Gefährlichkeit der giftigen Pflanzenteile gab man die Verwendung auf, heute nur noch vereinzelt in der Homöopathie bei Depressionen, Schwindelanfällen und Krämpfen, sowie bei krampfartigen Magen- und Darmerkrankungen). 79 ROBINIE Robinia pseudoacacia L. Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Die Robinie hat ein schmalsplintiges, hartes Holz mit grünlichbraunem bis dunkelbraunem Farbkern. Das Holz ist ringporig mit deutlichen Jahrringen. Die großen Gefäße des Frühholzes sind im Querschnitt als wellige weiße Punkte im Jahrring angeordnet und im Längsschnitt als grobnadelrissige Rillen erkennbar. Im Tangentialschnitt treten die Jahrringe als deutliche Fladerung hervor. Ausgestellte Hölzer Die Bohle ist ein Radialschnitt durch die Baummitte. Wegen des oft gekrümmten Wuchses geht dieser Radialschnitt am oberen Drittel über in einen Tangentialschnitt mit ausgeprägten Fladern der schräg angeschnittenen Jahrringe, in denen die großen Gefäße als weiße Punkte deutlich erkennbar sind. Der gelbe Splint ist sehr schmal (ca. 1 cm) und deutlich abgesetzt von dem schokoladenbraunen Kern. Die Robinie ist meist stark astig. Seitenäste sind als Unregelmäßigkeit im Jahrringverlauf deutlich erkennbar. Die Baumscheibe (Querschnitt 29 cm in 45 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 3,2 mm) stammt von einem frei stehenden Baum (alte Brauerei Jena). Auffällig ist die sehr dicke Borke, der schmale, gelbe Splint und das hell- bis dunkelbraune Kernholz. Der Jahrringverlauf ist unregelmäßig und bedingt damit die Spannrückigkeit. Die Spätholzgefäße sind von helleren Speicherzellen umgeben und deutlich sichtbar, da sie in Nestern angeordnet sind und wellige, tangential verlaufende Bänder bilden. Die tangentialen Wellenlinien sehen ähnlich aus wie bei der Ulme. Die welligen Linien sind ein wichtiges Erkennungsmerkmal für Robinienholz. Die Markstrahlen sind breit und deutlich erkennbar. Die Stammscheibe zeigt einen gut überwachsenen Ast. Robinie von der Alten Brauerei in Jena Ø 29 cm, 45 Jahre 80 SCHMETTERLINGSBLÜTLER PAPILIONACEAE Wesentliche botanische Merkmale Wissenswertes Die Robinie wird ein 20 - 30 m hoher Baum mit bis zu 80 cm Durchmesser. Die Stämme neigen zu Krummschäftigkeit und Zwieselwuchs und sind oft spannrückig. Die Rinde ist zunächst bräunlich glatt, entwickelt aber früh eine dicke, tiefrissige Borke mit derben, netzartig angeordneten Leisten. Die Robinie hat eine tief reichende Pfahlwurzel. Die Fiederblätter haben am Blattgrund zwei große, gekrümmte, ausdauernde Dornen. Die Blüten erscheinen in weißen, hängenden Trauben, sie sind nektarreich und wohlriechend. Die Früchte sind hängende, flache Hülsen mit unregelmäßiger Oberfläche mit 6 - 8 schwarz-braunen nierenförmigen Samen. Die ganze Pflanze ist giftig. Die Robinie erreicht Alter von etwa 100 Jahren (max. wohl 200 Jahren), das Höhenwachstum ist nach 30 - 40 Jahren abgeschlossen, die forstliche Ernte beginnt mit 40 - 50 Jahren. Vorkommen Die Robinie (auch „Scheinakazie“) wurde aus Nordamerika eingebürgert1). Ihr natürliches Areal reicht von der Ostabdachung der Appalachen bis zum Mississippi. Heute ist sie in Mittelund Südeuropa, Nordafrika, Vorder- und Ostasien, Australien und Südamerika verbreitet. Die Robinie verdankt ihre sekundäre Verbreitung durch den Menschen ihrem schnellen Wachstum auch auf schlechtesten Standorten (sehr effektiver Luftstickstoff-Fixierer). Sie breitet sich allerdings auch unerwünscht durch Samen und vor allem Wurzelbrut auf vielen Standorten, z.B. auf gefährdeten Lebensräumen wie Trockenrasen aus2). Die Robinie ist eine lichtbedürftige, auf lockeren, frischen, warmen Böden wachsende Art, resistent gegen Trockenheit, aber etwas frostempfindlich. In Thüringen wird sie weit verbreitet zur Befestigung von Böschungen (Bahndämme) und Begrünung von Bergbaufolgeflächen angepflanzt. Bewirtschaftung Die Robinie wird im Allgemeinen nicht bewirtschaftet. Sie eignet sich zur Befestigung von Abraumhalden, Bahndämmen, Böschungen und Ödflächen. Sie wird auch als Zier- und Straßenbaum kultiviert. Als mit Dornen bewehrte Art eignet sie sich als Grenzbepflanzung. In Südosteuropa wird sie als Waldbaum bestandesmäßig angepflanzt. Als Stickstofffixierer wächst sie in der Jugend rasch. Zuwächse liegen bei bis zu 12 m3 pro ha und Jahr. 1) Verwendung Die Robinie bildet ein wertvolles, sehr schweres Holz. Es ist sehr hart, weist eine sehr hohe Zähigkeit, Elastizität sowie hohe Festigkeit auf, die Bruchfestigkeit ist höher als bei der Eiche. Robinienholz neigt zum Verwerfen und Verziehen, es ist gut zu bearbeiten und polierfähig. Es ist unter Witterungseinfluss extrem dauerhaft. Als „Teakholz Europas“ wird die Robinie zunehmend zu einem Tropenholzersatz. Aktuell: Landwirtschaft (Weinbergpfähle, Heureiter, Hopfenstangen, Fassholz), Bau- und Konstruktionsholz im Außenbereich (Hafenbau, Kinderspielanlagen ohne Holzschutz, Zaunpfähle), Handwerk (Werkzeuggriffe), Industrie (Schiffsbau, Zahnräder). Historisch: Handwerk (Drechslerei, Stellmacherholz, Wagenbau, Schiffsnägel, Planken, Steven, Walzzapfenlager, Gatterrahmenführungen), Landwirtschaft (Holzpflug, Vieh- und Bienenfutter), Heilkunde (als Arzneimittel). Heutige Verbreitung der eingeführten Robinie in Europa 1601 erstmals vom Hofgärtner Jean Robin in Paris angepflanzt. Durch diese Ausläufer können Robinienbestände auch kaum mehr gerodet werden, denn noch drei Jahre nach der Rodung erscheint auch bei sorgfältiger Vernichtung aller aufkommenden Pflänzchen Wurzelbrut. 2) 81 BERGULME, RÜSTER Ulmus glabra HUDS. em. Moss Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Die Ulme ist ein ringporiges Laubholz mit hellbraunem bis dunkelbraunem Kern. Auf den Längsflächen sind die Frühholzgefäße als grobe Porenrillen erkennbar. Die deutlichen Jahrringe führen zu einer auffälligen Fladerung im Tangentialschnitt. Markstrahlen sind als dunkle Spiegel erkennbar. Die Spätholzgefäße sind von hellen Speicherzellen umgeben und zeigen im Querschnitt und im Tangentialschnitt die für die Ulme typischen Wellenlinien. Die Ulme liefert ein sehr dekoratives Holz. Ausgestellte Hölzer Die Bohle stammt von einem toten Stamm, der dem „Ulmensterben“ (siehe dazu auch Abschnitt Vorkommen) zum Opfer fiel, daher ist der Splint sehr schmal und kaum erkennbar. Der Radialschnitt geht am unteren Ende des Brettes über in einen schwachen Tangentialschnitt. Um die eingewachsenen Äste bildet sich ein Graukern. Das Kernholz ist rotbraun mit gut erkennbaren Jahrringen und deutlichen Spiegeln, die von den großen Markstrahlen gebildet werden. Die Baumscheibe (Querschnitt 63 cm in 116 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 2,7 mm) zeigt einen hellbraunen bis dunkelbraunen Kern mit sehr dünnem Splint. Auffällig ist das besonders unregelmäßige Wachstum der Jahrringe. Das Holz schwindet nur wenig. Links ist ein alter Ast sichtbar. Bergulme vom Forstamt Kaltennordheim, Thüringische Rhön Ø 63 cm, 118 Jahre 82 ULMENGEWÄCHSE ULMACEAE Wesentliche botanische Merkmale Wissenswertes Die Ulme wächst zu 40 m hohen Bäumen mit 50 - 150 cm (max. 300 cm) Durchmesser heran. Die Stämme sind zylindrisch, bei der Flatterulme (U. laevis) oft mit kräftigen Wurzelanläufen. Das Ulmenblatt ist unsymmetrisch, d.h. die Basis der Blattspreite setzt ungleich tief am Blattstiel an. Die Blüten sind in rötlich-violetten Knäueln angeordnet und erscheinen vor dem Blattaustrieb. Die Früchte sind breit geflügelt. Ulmen erreichen Alter von maximal 400 Jahren. Vorkommen Die Bergulme steht stellvertretend für die drei in Thüringen vorkommenden Ulmenarten: Ulmus laevis (Flatterulme), U. minor (Feldulme) und U. glabra (Bergulme). Alle Ulmen sind stark bedroht durch das Ulmensterben. Ursache dieser Krankheit ist der Pilz Ceratocystis ulmi, der von Ulmensplintkäfern übertragen wird und im Holz die Wasserleitung des Baumes blockiert, so dass dieser rasch vertrocknet und abstirbt . Die Ulme wächst auf nährstoffreichen, frischen Standorten. Feldulme und Flatterulme sind typisch für den Auenwald der unteren Lagen. Die Bergulme dagegen ist ein Baum des Bergwaldes der Mittelgebirge, in den Alpen bis 1400 m steigend, bevorzugt auf tiefgründigen, frischen Böden. In Thüringen findet sich die Bergulme in frischen Laubmischwäldern der collinen und montanen Lagen. Das Vorkommen ausgewachsener Bäume ist wegen des Ulmensterbens selten. Bewirtschaftung Als Wertholzart wird die Ulme forstlich gepflegt. Sie wächst in der Jugend schneller als die Buche, im Alter aber eher langsam. Der Einschlag erfolgt meist schon nach 70 - 80 Jahren. Verwendung Das wertvolle Nutzholz der Ulme ist ein grobund langfaseriges, hartes und schweres Holz vergleichbar mit Eiche und Esche. Ulmenholz ist sehr elastisch und zäh, mit guter Festigkeit, wobei die technischen Eigenschaften mit breiter werdenden Jahrringen wegen des damit verbundenen höheren Spätholzanteils günstiger werden. Das Holz ist nur mäßig schwindend, wenig arbeitend, aber wenig witterungsfest, das Kernholz im Wasser verbaut ist allerdings sehr dauerhaft. Es ist schwer zu sägen und zu hobeln, aber gut geeignet zum Drechseln. Nutzbar ist es als Sägeholz oder Furnier, besonders wertvoll sind maserwüchsige Wurzeln und Stammabschnitte (Knospenwucherung) für Furniere und Drechslerarbeiten. Aktuell: Innenausbau (Wand- und Deckenverkleidungen, Treppen, Parkett), Handwerk (Möbel, Musikinstrumentenbau, Drechslerarbeiten: Pfeifenköpfe), Industrie (wegen der hohen Härte, Stoß- und Druckfestigkeit Einsatz im Wagen- und Maschinenbau, Konstruktionsholz im Hochbau, Boots- und Schiffsbau, verformbar, daher Einsatz bei Biegeformen, Profilleisten, Gießmodeln), Freizeit (Sportgeräte wie Hockeyschläger, Spielzeug), Wasserbau. Historisch: Handwerk (Glockengestühl, Geschützlafetten, Wagenbau: Felgen und Naben, Speichen und Kufen, Gewehrschäfte, Ambossstöcke, Flaschenzüge), Konstruktionsholz im Außenbereich (Brückenbau), Landwirtschaft (Weinpfähle, Weinpressen und Fässer, Blätter als Viehfutter), Rohstoff (Rinde mit gelbem Farbstoff für Färberei, Bast als Bindematerial). 83 WALNUSSBAUM Juglans regia L. Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Der Walnussbaum gehört mit seinem grau bis schwarzbraun gefärbten, vom grau- bis rötlichweißen Splintholz deutlich abgesetzten Farbkern zu den Kernholzbäumen. Der Kern ist dabei oft über die Jahrringgrenzen hinweg gestreift („gewässert“) oder wolkig gezeichnet, wodurch das Holzbild im Tangentialschnitt gefladert oder geflammt erscheint. Die Gefäße sind halbringporig angeordnet, wobei die Spätholzgefäße deutlich kleiner sind als die groben Gefäße im Frühholzbereich. Diese werden bei der Verkernung mit schwarzen sekundären Pflanzenstoffen ausgefüllt und erscheinen im Längsschnitt nadelstreifig. Die Jahrringe sind dadurch deutlich markiert. Ausgestellte Hölzer Die Bohle zeigt den braunen Kern mit schwarzen kurzen Längsstreifen, für den das Walnussholz bekannt ist. Die Streifen sind auf die oben beschriebenen schwarzen Einlagerungen in Frühholzgefäßen zurückzuführen. Die Grenze zwischen Früh- und Spätholz erscheint vor allem bei eingewachsenen Ästen „verwaschen“, d.h. dass hier Luft und Wasser eindringen und die Kernbildung induzieren konnten. Die Baumscheibe (Querschnitt 32 cm in 33 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 4,8 mm) zeigt die späte Kernbildung. Bei einem ringporigen Holz würde man vermuten, dass die Kernbildung früher einsetzt. Walnussbaum aus dem Garten der Familie Peters, Jena Ø 32 cm, 33 Jahre 84 WALNUSSBAUMGEWÄCHSE JUGLANDACEAE Wesentliche botanische Merkmale Wissenswertes Walnussbäume werden meist nicht über 10 - 12 m hoch, können jedoch auch Höhen zwischen 15 - 25 m erreichen. Die Stammdurchmesser betragen zwischen 60 - 80 cm. Die Krone ist besonders im Freistand weit ausladend und starkastig. Die Rinde ist anfangs glatt und aschgrau, im Alter wird eine schwarzgraue, tief-längsrissige Borke angelegt. Die Blätter sind wechselständig und unpaarig gefiedert, das Laub entfaltet sich erst, wenn andere Bäume bereits voll beblättert sind. Die Blüten sind einhäusig verteilt, die männlichen in vielblütigen Kätzchen, die weiblichen zu 1 - 5 in ährigen Blütenständen. Die kugeligen Früchte sind botanisch gesehen Steinfrüchte, der verholzte Steinkern enthält den essbaren Samen. Walnussbäume werden etwa 150 - 160 Jahre alt, der größte Fruchtertrag liegt bei 40 - 50 Jahren. Vorkommen Ursprünglich in Südosteuropa, Südwest- und Mittelasien (Pamirgebirge) beheimatet, wurde der Baum bereits von den Römern wegen seiner Nüsse intensiv kultiviert und in den Mittelmeerländern verbreitet. Bei uns wurde er wahrscheinlich von Karl dem Großen eingeführt. Der Walnussbaum ist gegen Spätfröste empfindlich, er bevorzugt daher in Thüringen milde Klimalagen. Bewirtschaftung Der Nussbaum wächst meist als Einzelbaum in Gärten, Parks, der Feldflur oder als Alleebaum, stellenweise auch verwildert. Trotz der hohen Wertschätzung seines Holzes fand er kaum in der forstlichen Edellaubholzwirtschaft Eingang. In Plantagen und auf Obstwiesen wird er für die Nussernte angebaut, allerdings gezüchtet als Halbstamm. Aktuell: Handwerk (Möbelbau: Stühle, Tische, Truhen, Gehäuse für Standuhren und Radiogeräte, gebogene Möbel, Musikinstrumentenbau, z.B. Klavierbau, Knöpfe, Gewehrschäfte), Kunsthandwerk (Drechsler- und Schnitzarbeiten, z.B. in der Inneneinrichtung von Kirchen, Intarsienarbeiten), Innenausbau (Wandund Deckenbekleidungen, Parkett). Historisch: Handwerk (Möbelbau, Wagenbau, Schnitz- und Drechslerarbeiten, Gießereimodellbau, Holzschuhe, Gewehrschäfte), Innenausbau (Vollholzparkett). Fast allen Teilen des Baumes wurden früher heilende oder magische Kräfte zugeschrieben, so wurde das Geräusch der Nüsse, ins Feuer geworfen, als Eheorakel interpretiert. Verwendung Nussbaumholz ist feinfaserig, hart, besitzt gute Festigkeitseigenschaften und ist biegefest. Es schwindet wenig und arbeitet, einmal abgetrocknet, kaum noch. Unter Witterungseinfluss ist es wenig dauerhaft, unter Wasser dagegen haltbar, es ist sehr gut und sauber zu bearbeiten. Für Maserfurniere werden meist die untersten, knollenartig verdickten Stammteile („Maserknollen“) verwendet, Stämme werden deshalb „ausgestockt“, d.h. mit dem Wurzelstock ausgegraben. 85 HYBRID-PAPPEL Populus x canadensis Moench Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Pappelholz ist ein helles, weißliches, schwach gefärbtes, zerstreutporiges Laubholz mit feinen Poren und breiten, nicht sehr deutlich markierten Jahrringen. Der unten abgebildete Holzschnitt zeigt das Holz der Zitterpappel (P. tremula). Ausgestellte Hölzer Die Bohle zeigt einen Radialschnitt durch ein helles Holz mit 5 cm breitem Splint und einem etwas grau abgesetzten Kern. Der Baum ist grobastig, daher sind viele eingewachsene Äste sichtbar, an denen auch Holzverfärbungen beginnen. In der Mitte am linken Rand sieht man das Bohrloch eines Holzbohrers (Pappelbock) und den beginnenden Gang der Larve (dicht gepackte Holzspäne) und einen etwa 70 cm langen Farbstreifen unter dem ersten Jahrring. Die Baumscheibe (Querschnitt: 52 cm in 30 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 8,7 mm) besitzt einen breiten hellen Splint und grauen Kern. Die groben Äste sind typisch für die Pappel. Bei dem raschen Wachstum kommt es auch zum Einwachsen von Rindenteilen. Die z.T. deutlichen „Markflecken“ stammen vermutlich von Insektenschäden. Die Jahrringe sind wellig und ungleichmäßig. Die feinen Markstrahlen sind einzeln nicht erkennbar. Pappel vom Forstamt Rudolstadt, Uhlstädter Heide Ø 52 cm, 30 Jahre 86 Der Schnitt zeigt das Holz der Zitterpappel (P. tremula). WEIDENGEWÄCHSE SALICACEAE Wesentliche botanische Merkmale Wissenswertes Hybrid-Pappeln werden 30 - 40 m hoch und erreichen bis zu 150 cm Durchmesser. Erkenntlich sind die verbreitet forstlich angebauten Hybrid-Pappeln wie die echten Schwarzpappeln (P. nigra - rechts im Bild) an der breiten Krone mit groben Ästen. Die Borke ist längsrissig und schwarz bis grau. Die großen Blätter sind rautenförmig bis rundlich-eiförmig. Die Blüten bilden Kätzchen und die Samen sind mit ihrem wolligen Haarschopf unverkennbar (sogenannte „cotton wool“). Pappeln können bis zu 300 Jahre alt werden, die forstliche Nutzung erfolgt jedoch bereits nach 30 - 40 Jahren und teilweise sogar noch früher. Vorkommen Pappeln sind über ganz Europa, Nordafrika und Kleinasien verbreitet (in der Arealkarte rechts unten P. nigra). Die bei uns überwiegend vorkommenden, angebauten „Wirtschaftspappeln“ sind in der Regel keine reinen Arten, sondern durch Züchtung entstandene Kultursorten. Es kommen aber drei einheimische Arten vor. Die Zitterpappel oder Aspe (P. tremula) findet sich typischerweise auf Kahl- und Ruderalflächen, Schwarz- und Silberpappeln (P. nigra, P. alba) sind dagegen flussbegleitende Arten der Niederungen und Auen. Auch in Thüringen wachsen Pappeln meist angebaut in Plantagen oder in den Flußauen. Bewirtschaftung Schwarzpappel (P. nigra) Historisch: Handwerk (Drechslerei, Schuhe, Streichhölzer, Möbel, Kisten, Körbe, Schnitzerei), Industrie (Innenauskleidung von Eisenbahnwaggons), Heilkunde (der für Pappeln spezifische Graue Feuerschwamm (Phellinus igniarius) wurde zur Farbherstellung und als Arzneimittel verwendet), Rohstoffgewinnung (Papier). Natürliches Areal der Schwarzpappel (P. nigra) Pappeln werden in Plantagen bewirtschaftet, sie erreichen Zuwächse von 10 - 20 m3 pro ha und Jahr und mehr. Verwendung Pappelholz ist ein Weichholz mit geringem Schwund, geringer Festigkeit, aber hohem Abnutzungswiderstand durch Faserverfilzung der Oberfläche. Aktuell: Handwerk (Schnittholz für Blindholz bei Möbeln, Schnitzerei, Schälfurnier für Zündhölzer, Gehäuse, Spankörbe, Käseschachteln, Zeichenbretter, Backbretter, Schlachtmulden, Zahnstocher, Hutformen, Schuhe), Freizeit (Saunabau), Industrie (Paletten, Kisten), Rohstoff (Zellstoffgewinnung, Sperrholz, Spanplatten, Holzwolle, Füllholz, Spezial-Holzkohle), Medizin (Holz für Prothesen). 87 ROTWEIDE (HYBRID) Salix x rubens Schrank (S. fragilis x alba) Allgemeine Merkmale des Holzes Zu den ausgestellten Objekten Weidenholz ist ein helles, meist rötlich gefärbtes, zerstreutporiges Holz mit feinen Gefäßen und Markstrahlen. Der rötliche Kern unterscheidet das Weidenholz von der Pappel. Die Jahrringe sind breit und oft nur undeutlich abgesetzt. Der unten abgebildete Holzschnitt zeigt das Holz der Silberweide (S. alba). Ausgestellte Hölzer Die Bohle ist ein Radialschnitt und zeigt viele überwachsene Äste, die wechselständig angeordnet sind. Neben den groben Seitenästen gibt es viele Holzmale im Zentrum der Bohle, die von überwachsenen kurzen Seitenästen verursacht sind. Der Innenkern um die Äste ist etwas grauer und härter. Das Holz ist an dieser Stelle fühlbar aufgeworfen. Die Jahrringe sind nur an dem sehr schmalen Spätholzband erkennbar. Die Markstrahlen bilden unauffällige Spiegel. Die Baumscheibe (Querschnitt 35 cm in 40 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 4,4 mm) zeigt den rötlichen Kern und die sekundäre grauere Verfärbung im Zentrum. Die Markstrahlen sind als graue Bänder sichtbar. Das Holz wird als stark schwindend beschrieben, ist aber in diesem Falle nicht aufgerissen. Weide vom Forstamt Großschwabhausen Ø 35 cm, 70 Jahre 88 Der Schnitt zeigt das Holz der Silberweide (S. alba). WEIDENGEWÄCHSE SALICACEAE Wesentliche botanische Merkmale Silberweide (S. alba) Wissenswertes Nach Wuchsform werden Baum- und Strauchweiden unterschieden, zu ersteren zählen die Silberweide (S. alba - rechts im Bild), die Bruchweide (S. fragilis) und – mit Einschränkungen - die Salweide (S. caprea). Baumförmig wächst die Weide bis zu stattlichen 20 - 30 m Höhe, mit Durchmessern bis zu 1 m. Die Krone ist rund. Die Rinde ist weißgrau, im Alter bildet sich eine längsrissige Borke. Die Blüten sind zweihäusig verteilt und in Kätzchen angeordnet. Die sehr kleinen Samen besitzen mit ihrem weißen Haarschopf ein sehr effektives Verbreitungsorgan. Weiden werden 80 - 120 Jahre alt. Vorkommen Weiden sind raschwüchsige Licht- und Pionierbäume und in Deutschland mit zahlreichen Arten als Sträucher und Bäume vertreten, zusätzlich gibt es diverse Kreuzungen zwischen Arten und Züchtungen. Über Europa und Sibirien weit verbreitet, vor allem in Flussnähe, sind die Silberweide (s. Arealkarte unten rechts) und die Bruchweide sowie deren Hybriden. Korbweiden (S. viminalis) sind vielfach zur Gewinnung von Ruten angepflanzt und werden als Kopfweiden beschnitten. Weiden allgemein bevorzugen tiefgründige, nährstoffreiche und gut mit Wasser versorgte Böden und sind daher vornehmlich nahe am Wasser zu finden. Gerne werden sie für Uferpflanzungen verwendet, v.a. die Silberweide und ihre Ziersorten (z.B. Trauerweiden) sind beliebte Parkbäume. In Thüringen sind Weiden bachbegleitend weit verbreitet, in Bodensenken des Thüringer Beckens als Kopfweiden kultiviert. Bewirtschaftung Die Weide wird als Uferbefestigung gepflegt. Durch „Köpfen“ und wiederholtes Zurückschneiden in geringer Höhe bilden sich die sogenannten „Kopfweiden“, deren rutenförmige, lange Austriebe als Flechtmaterial gewonnen wird. Weiden sind raschwüchsig, die Zuwächse betragen 15 bis 25 m3 pro ha und Jahr, daher werden sie in Skandinavien und versuchsweise auch in Mitteleuropa in jüngerer Zeit als Energieholz angebaut. Verwendung wird erschwert durch Faserigkeit und wollige Oberflächen. Die Verwendung erfolgt ähnlich wie beim Holz der Pappeln. Aktuell: Handwerk (Blindholz bei Möbeln, Schälholz, Zündhölzer, Backbretter, Tischplatten, Zeichenbretter, Korbflechterei, Holzschuhe), Bau- und Konstruktionsholz im Außenbereich (Faschinenholz im Wasserbau), Medizin (Holz für Prothesen), Rohstoff (Sperrholz, Faserplatten, Zellstoff), Freizeit (Schläger beim Cricket). Historisch: Handwerk (Siebböden, Korbmulden, Kistenholz, Spankörbe, Schaufel und Rechenstiele, Flechtarbeiten), Landwirtschaft (Bienenweide, Anbinden Natürliches Areal der Silberweide von Reben, Vogel(S. alba) fang), Heilkunde (wegen der Salicylsäure gegen fiebrige Erkrankungen und Rheuma, Aspirin wird heute aus synthetischer Salicylsäure hergestellt), Rohstoff (Holzkohle für Zeichenzwecke und Schwarzpulver, Gerbrinde). Die Weide hat ein grobfaseriges, weiches, mittelschweres, stark schwindendes Holz, welches anfällig gegen Pilzbefall ist. Die Bearbeitung 89 GEMEINER WACHOLDER Juniperus communis L. Zu den ausgestellten Objekten Allgemeine Merkmale des Holzes Der Wacholder hat einen gelben, schmalen Splint, einen bräunlichen Kern und deutliche Jahrringe. Das Holz weist den typischen „Wacholdergeruch“ auf. Ausgestelltes Holz Die Baumscheibe (Querschnitt 14 cm in 100 Jahren: Jahrringbreite im Durchschnitt 0,7 mm) besitzt einen grau-weißlichen Kern. Sie zeigt zwei sehr starke Seitenäste, die durch ihr Dickenwachstum im Stamm zwischen den Ästen zu einer Loslösung des Splintes führten. Auf der den Ästen gegenüber liegenden Seite des Stammes kam es zu einem verstärkten Wachstum. Die Stammscheibe ist sehr unregelmäßig geformt, mit Überwallungen an Stellen, wo das Wachstum ohne offensichtlichen Grund vermindert war und an denen Rinde in den Stamm eingewachsen ist. Dieser fast lianenartige Wuchs führt zu der hohen Biegbarkeit des Wachholder. Wacholder aus der Fränkischen Schweiz Ø 14 cm, 100 Jahre 90 ZYPRESSENGEWÄCHSE CUPERACEAE Wesentliche botanische Merkmale Wissenswertes Der Wacholder ist ein immergrüner, zweihäusiger, bis zu 12 m hoher trägwüchsiger Nadelbaum oder Strauch. Er ist meist mehrstämmig, die kurzen, fast senkrecht nach oben gerichteten Äste stehen dicht zusammen und bilden eine kompakte, säulen- oder kegelförmige Krone. Die abschilfernde Rinde ist grau- bis rotbraun. Die stechenden Nadeln stehen in dreizähligen Quirlen und werden 3 - 4 Jahre alt. Die männlichen Blüten sind klein, kugelig und gelb, die weiblichen grün und eher unscheinbar. Aus ihnen entwickelt sich der kugelige, fleischige, reif blauschwarze „Beerenzapfen“, botanisch gesehen eine Scheinbeere. Die Samen werden mit den Früchten von Tieren aufgenommen und verbreitet, vor allem von der Wacholderdrossel. Der Wacholder kann ein hohes Alter erreichen. Vorkommen Der Wacholder ist in Europa, weiten Teilen Asiens, Nordafrika und Nordamerika verbreitet. Er kommt von der Ebene bis ins Gebirge (in den Alpen bis über 1900 m) vor und ist eine anspruchslose, aber lichtbedürftige Art. Er wächst in lichten Kiefernwäldern, an sonnigen Felshängen, in Zwergstrauchheiden und auf Magerweiden. In Thüringen ist der Wachholder verbreitet auf Trockenrasen zu finden und ein Zeiger für frühere Beweidung. Bewirtschaftung Forstlich spielt der Wacholder keine Rolle, im Landschaftsbau, bei der Park- und Gartengestaltung, als Böschungsbewuchs und bei der Anlage von Vogelschutzgehölzen wird er aber nach wie vor genutzt. Seit 1936 stehen Wacholder und Wacholderheiden in Deutschland unter Naturschutz. Diese Naturschutzgebiete brauchen Pflege, um den Anflug von Baumarten zu verhindern, die den Wacholder verdrängen würden. Historisch: Handwerk (Möbelbau, Intarsien, Drechselarbeiten, Latten, Zäune, Spazierstöcke, Pfeifenköpfe), Heilkunde (ätherisches Öl zum Einreiben bei Ischiasbeschwerden und Hexenschuss, Tee zum Trinken, für Bäder und Umschläge, zur Geschwür- und Wundheilung, getrocknete Beeren zur Blutreinigung u.v.m.), Brauchtum (ganze Pflanze als „Toten-/Lebensbaum“, v.a. auf Friedhöfen, Wacholderrauch mit belebender und „reinigender“ Wirkung, im Mittelalter gegen die Pest), Ernährung (wie oben, Wacholderrauch zum Räuchern von Schinken, Holz für Gefäße für Lebensmittel), Energieträger (Brennholz). Verwendung Wacholderholz ist feinfaserig, weich, mittelschwer, zäh, elastisch, biegsam und sehr dauerhaft. Es schwindet kaum, ist schwer spaltbar und hat einen hohen Brennwert. Aktuell: Handwerk (Drechselarbeiten, Luxuskleinmöbel), Ernährung (Wacholderbeeren als Gewürz, Schnapsbrennerei). 91 Makroskopische Holzmerkmale GLOSSAR 92 GLOSSAR Drehwuchs: Schraubenförmiger statt mit der Stammachse gleichlaufender Faserverlauf, der das Stehvermögen beeinträchtigen kann. Farbstreifen: Unterschiedliche Färbungen im Kernholz, die durch eine auf dem Querschnitt sich wiederholende, meist ringförmige Farbabstufung (z.B. Jahrringe) verursacht wird. Während auf radialen Längsschnitten Farbstreifen entstehen, bilden sich beim Tangentialschnitt Farbfladern. Fladerung: Ein meist kegelartiges oder ovales Bild, das durch Farb- oder Strukturunterschiede beim “flachen” Anschnitt (tangential) hervorgerufen wird, bei den meisten Nadelhölzern und allen ringporigen Hölzern durch den Unterschied von Früh- und Spätholz, bei anderen Laubhölzern durch den Wechsel von Faserzellen und Speicherzellen. Frühholz: Die meist hellere und weichere Schicht, die zu Beginn einer Wachstumsperiode (Frühjahr) entsteht und meistens bei Nadelhölzern besonders deutlich ausgebildet ist; häufig gekennzeichnet durch größere Zellen und niedrigere Rohdichte. Gefäße: Auch als Tracheen, im Querschnitt als Poren bezeichnet; charakteristische Zellart der Laubhölzer. Sie bestehen aus einzelnen röhrenförmigen Gliedern, die übereinander angeordnet sind und deren Querwände gleich nach der Entstehung der Zelle wieder aufgelöst werden, sodaß ihre Länge oft mehrere Meter erreichen kann. Sie dienen im Splintholz der Wasserleitung. halbringporig: Zwischenstellung zwischen ringund zerstreutporig; die Gefäße im Frühholz sind nur wenig größer als im Spätholz, auch fehlt den Frühholzgefäßen die Kranz-(ring)förmige Anordnung wie bei den typisch ringporigen Arten. Harzkanäle, Harzgänge: Röhrenartige, mit Harz oder harzähnlichen Substanzen angefüllte Hohlräume, die meist in Faserrichtung verlaufen. Aufgrund ihrer geringen Durchmesser werden sie erst durch austretende Harztropfen, Flecken oder durch eine stark abweichende Harzfärbung erkennbar. Sie können in Nadel- und Laubhölzern vorkommen, bei letzteren im Querschnitt auch zu Ringen geordnet. Jahrring: Während eines Jahres vom Baum erzeugte Holzmasse, die in der Regel im anatomischen Bau unterschiedlichen Zonen besteht: aus dem zuerst gebildeten weicheren Frühholz und den schwere- Kambium: Die dünne Schicht aus lebenden, meristematischen (sich vermehrenden) Zellen zwischen Rinde (Phloem) und Holz (Xylem), die durch ständige Teilung nach außen neue Rindenzellen und nach innen neue Holzzellen bilden. Sie bewirken das Dickenwachstum verholzender Pflanzen. Kernholz: Der vom Splintholz ringförmig umgebene und sich durch eine oft dunklere Färbung abhebende innere Teil des Stammes. Das Kernholz ist tot, stark durch Harze, Gerbstoffe, mitunter sogar durch Kieselsäure inkrustiert und leitet kein Wasser mehr. Es ist stets widerstandsfähiger gegen Pilzbefall als das Splintholz, besitzt geringeren Wassergehalt und höhere Festigkeit, Dichte und Dauerhaftigkeit. Korkwarzen (auch Lentizellen): Den Gasaustausch gewährleistende Zellen in der Rinde, die meist linsenförmig gestaltet sind und durch die Aktivität eines spezialisierten Lentizellenphellogens entstehen. Wichtige Begriffe Druck- oder Reaktionsholz: Anormales, den Gebrauchswert des Holzes negativ beeinflussendes Holzgewebe, tritt auf dem Stammquerschnitt einseitig in etwa halbringförmigen Schichten auf. Entsteht als Reaktion des Baumes auf einseitige äußere Belastung (z.B. Schiefstellung am Hang, Wind, Schnee). ren, härteren und später gebildeten Spätholz. Der Jahrring erscheint am Querschnitt als Ring. Markflecken: Rosabraune und sehr unterschiedlich große Flecken, die nach einem Befall von Schädlingen in der rindennahen Wachstumsschicht entstehen; im Querschnitt meist nierenförmig, bis 2 cm breit, im Längsschnitt bis 10 cm lang. Markröhre: Auch Mark. Zentrale Röhre im Stamm innerhalb des ersten Jahrrings, in Farbe und Struktur vom umgebenden Holz abweichend. Markstrahlen: Quer zur Faser verlaufende und auf die Markröhre gerichtete Bänder aus Speicherzellen. Sie erscheinen auf Querschnitten als feine, oft nur mit der Lupe erkennbare Linien (“Strahlen”) und auf dem Radialschnitt als “Spiegel”, teils so breit, daß sie das Holzbild, wie bei den Eichen, wesentlich beeinflussen. Messerfurnier: Schichtweises Abtrennen (Messern) einzelner dünner Holzblätter (Furniere) von einem aufgespannten Stamm oder Stammteil durch ein parallel zur Auflagerebene oder senkrecht zu dieser wirkendes Messer (im Gegensatz zum Schälfurnier, bei dem der Stamm gegenüber einem fest stehenden Messer gedreht wird). Poren: Durch Gefäßzellen gebildete feine Röhren, die im Querschnitt runde oder ovale Öffnungen und auf Längsschnittflächen rillenartige Vertiefungen bilden. Bei grobporigen Hölzern sind die einzelnen Poren mit bloßem Auge erkennbar, bei mittelgroßen Poren ist nur das Vorhandensein der Poren, aber nicht die einzelne unterscheidbar, bei feinporigen Hölzern sind Poren nur noch mit der Lupe auf glatten Querschnitten sichtbar. Nadelhölzer sind porenlos, da ihr Holz aus Tracheiden gebildet wird. 93 GLOSSAR Wichtige Begriffe Porenrillen: An Längsschnitten von Laubhölzern sichtbare aufgeschnittene Gefäßzellen; sie sind um so deutlicher, je weitlumiger die Gefäße sind (grobporige Holzarten). Fälschlicherweise auch als Nadelrisse bezeichnet, obwohl es sich nicht im Risse handelt. Querschnitt: Quer zur Stammachse bzw. zum Faserverlauf geführter Schnitt. Er ist für die mikro- und makroskopische Bestimmung des Holzes am besten geeignet. Auf der Querschnittsfläche zeigen sich Jahrringaufbau, Längsparenchym und Holzstrahlen am deutlichsten. Radialschnitt: Die Jahrringe sind als parallel zur Stammachse verlaufende und die Markstrahlen als radial verlaufende Streifen zu sehen. Die längs angeschnittenen Markstrahlen erscheinen als glänzende Spiegel. Reifholzbäume: Älterer Begriff für Bäume, die keinen Farbkern ausbilden, jedoch im Innenholz trockener, d.h. “reifer”, aber auch verkernt sind (wie z.B. Fichte); es handelt sich somit um Bäume mit hellem, makroskopisch nicht vom Splintholz zu unterscheidenden Kernholz. Riegelwuchs: Eine wellenförmige Verformung aller axial gerichteten Zellstränge quer zur Faserrichtung, die bei allen Hölzern vorkommen kann, häufig bei Ahorn und Nußbaum. Das dabei entstehende Lichtspiel wechselt mit verändertem Lichteinfall die als Hell-Dunkelzonierung entstehenden Riegel. ringporig: Im Querschnitt periodisch wiederkehrende Ringe aus eng liegenden größeren Poren (Frühholz), die mit Ringen aus kleineren und weniger zahlreichen Poren abwechseln (Spätholz). Ringporige Hölzer ergeben im radialen Anschnitt Poren-Streifen und tangential Poren-Fladern. schlafende Augen: Ruhende Knospen, die bei Belichtung des Stammes auch im Alter neue Triebe bilden können. Schwinden: Verkleinerung der Abmessungen und damit auch des Volumens von Holz infolge einer Feuchtigkeitsabnahme. Schwinden ist ebenso wie der umgekehrte Vorgang, das Quellen, nur unterhalb der Fasersättigung möglich. Hierbei sind die Abmessungsänderungen in Richtung der Zuwachszonen (= tangential) stets größer als in Richtung der Holzstrahlen (= radial). Spannrückigkeit: Wulstartige Verstärkungen in Richtung der Stammachse; sie sind häufig an Stammenden zu beobachten, wo sie in Wurzelanläufe übergehen. Spätholz: Auf das Frühholz folgende, bei Laubhölzern meist porenärmere und bei Nadelhölzern besonders dunkle und harte Zonen; sie bilden den Abschluß einer Zuwachszone. 94 Spiegel: Quer zur Faser verlaufende und auf die Markröhre gerichtete Bänder aus Speicherzellen. Sie erscheinen auf Querschnitten als feine, oft nur mit der Lupe erkennbare Linien (“Strahlen”) und auf dem Radialschnitt als “Spiegel”, teils so breit, daß sie das Holzbild, wie bei den Eichen, wesentlich beeinflussen. Splint, Splintholz: Mantel hellfarbigen Holzes, der das Kernholz einschließt; er hat sowohl Stütz- als auch Wasserleitungsfunktion und ist radial von Markstrahlen durchzogen. Der Anteil ist von der Art, dem Alter und den Wachstumsbedingungen abhängig. Er ist vor allem im Feuchtzustand empfindlich für Pilz- und Insektenbefall. Stehvermögen: Verhalten des Holzes bezüglich Maß- und Formänderung bei sich ändernder relativer Luftfeuchte der Umgebung. Günstig für das Stehvermögen (“gut stehend”) sind: kleine Quell - bzw. Schwindmaße, geringer Unterschied zwischen radialen und tangentialen Quellmaßen, regelmäßiger Faserverlauf und träger Feuchtigkeitsaustausch des Holzes mit der Umgebung. Sympodiales Wachstum: Spitzennahe Seitenachsen übernehmen das terminale Wachstum, während die Hauptachsen ihre Weiterentwicklung einstellen oder in Blütenbildung übergehen. Synanthropie: Selbständiges Vorkommen einer Art im Siedlungsbereich des Menschen, auch als „Kulturfolger“ bezeichnet. Tangentialschnitt: Die Jahrringe erscheinen in bogen- und wellenförmigen Linien. Größere Markstrahlen, die rechtwinklig duchschnitten werden, treten als spindelförmige dunkle Striche auf (hauptsächlich Eiche und Buche). Tracheiden: langgestreckte, faserförmige Zellen der Nadelhölzer mit verstärkter Zellwand; sie verlaufen parallel zur Stammachse, haben noch ein relativ großes Lumen und dienen vor allem dem Wassertransport und der Festigung. Für die Leitung des Wassers von Zelle zu Zelle besitzen sie Öffnungen in den Wänden (Hoftüpfel). Werfen: “windschiefes” Verziehen des Holzes in Form von spiralförmigen Verdrehungen in Längsrichtung; die vier Ecken einer Fläche befinden sich nicht mehr in einer Ebene. zerstreutporig: Im Querschnitt ohne deutliche Zonierung durch Poren, weil diese gleichmäßig verteilt sind; Längsschnitte ohne durch Poren bedingte Strukturbilder, wie Poren-Fladern oder Poren-Streifen. Zwieselwuchs: Stammteilung, die dadurch entsteht, dass zwei oder mehrere Seitenknospen das Längenwachstum des Baumes übernehmen, zum Beispiel nach dem Absterben des Spitzentriebes. QUELLEN- UND ABBILDUNGSNACHWEIS Quellen: Botanische Detailzeichnungen (verändert): Aas, G., Riedmiller, A.,Schütt, P.: Bäume. - Gräfe & Unzer Verlag GmbH, München, 2002 Amann, G.: Bäume und Sträucher des Waldes. – NeumannNeudamm AG, Melsungen, 2002 S. 29, 35, 53 Amann, G.: Bäume und Sträucher des Waldes. – NeumannNeudamm AG, Melsungen, 2002 Fink, H.: Verzaubertes Land. – Innsbruck, Wien, München, 1969 Frerichs, G., Arends, G., Zörnig, H.: Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. – Springer Verlag, Berlin, Göttingen, Heidelberg, 1949 Grosser, D.: Einheimische Nutzhölzer – Loseblattsammlung: Vorkommen, Baum- und Stammform, Holzbeschreibung, Eigenschaften, Verwendung. - Holzabsatzfonds, Bonn, CMA Centrale Marketinggesellschaft der Deutschen Agrarwirtschaft mbH (Hrsg.); 1999 Hegi, G.: Illustrierte Flora von Mitteleuropa - Spermatophyta: Angiospermae: Dicotyledones 2 (4), Rosaceae (Rosengewächse).- H. E. Weber (Hrsg.); Parey Verlag, Berlin, 2., völlig neubearb. und erw. Aufl., 2003 Ludwig, O.: Im Thüringer Kräutergarten. – Rudolstadt, 1982 Marzell, H.: Alte Heilkräuter. – Jena, 1926 Marzell, H.: Geschichte und Volkskunde der deutschen Heilpflanzen. – Darmstadt, 1967 Kurt Stüber‘s Online Library: Eine Sammlung historischer und moderner Biologiebücher, http://www.BioLib.de/ Köhler, F. E.: Köhlers Medizinal-Pflanzen in naturgetreuen Abbildungen und kurz erläuterndem Texte (1883-1914) S. 17, 85, 87 Lindman, C. A. M.: Bilder ur Nordens Flora (1901-1905) S. 8 (Mitte), 13, 19, 23, 25, 27, 33, 35, 41, 49, 65, 69, 83 Thomé, O. W.: Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz, Nur Tafeln. (1885-1905) S. 8 (unten), 11, 15, 31, 39, 45, 51, 55, 59, 61, 67, 71, 77, 89, 91 Missouri Botanical Garden 1995-2003 http://ridgwaydb.mobot.org/mobot/rarebooks/ Jaume Saint-Hilaire, J. H.: La flore et la pomone françaises: histoire et figure en couleur,des fleurs et des fruits de France ou naturalisés sur le sol français. - Paris 18281833 S. 73 Jaume Saint-Hilaire, J. H.: Traité des arbres forestiers : ou histoire et description des arbre indigènes ou naturalisés. - Paris 1824 S. 6 (oben), 41, 55, 61, 79 Pahlow, M.: Das große Buch der Heilpflanzen. – Gräfe & Unzer Verlag GmbH, München, 1993 Jaume Saint-Hilaire, J. H.: Traité des arbrisseaux et des arbustes cultivés en France et en pleine. - Paris 1825 S. 21, 47, 79 Schutzgemeinschaft Deutscher Wald: Bauminfoblätter. – Schutzgemeinschaft Deutscher Wald – Bundesverband e.V. (SDW) (Hrsg.) Verbreitungskarten (stark verändert): Schwankl, A.: Welches Holz ist das? – Franckh’sche Verlagshandlung Stuttgart, 1955 Schweingruber, F. H.: Anatomie europäischer Hölzer – Ein Atlas zur Bestimmung europäischer Baum-, Strauch- und Zwergstrauchhölzer. – Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, Birmensdorf (Hrsg.); Haupt, Bern, Stuttgart, 1990 Wichtl, M. (Hrsg.): Teedrogen. – Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 1989 Digitalfotografie der Bohlen und Stammscheiben: ART-KON-TOR Film und Fotodesign GbR Jena Sonstige Fotos: S. 3 oben: Sebastian Weist S. 3 unten: BMBW Architekten BDA – Partner München S. 47 und S. 75: Leo Michels, http://www.plantimag.de/ Holzschnitte alle aus: Schweingruber, F. H.: Anatomie europäischer Hölzer – Ein Atlas zur Bestimmung europäischer Baum-, Strauch- und Zwergstrauchhölzer. – Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, Birmensdorf (Hrsg.); Haupt, Bern, Stuttgart, 1990 (alle zeigen ca. 40-fache Vergrösserung) ausser S. 50 aus: Grosser, D.: Einheimische Nutzhölzer – Loseblattsammlung: Vorkommen, Baum- und Stammform, Holzbeschreibung, Eigenschaften, Verwendung. - Holzabsatzfonds, Bonn, CMA Centrale Marketinggesellschaft der Deutschen Agrarwirtschaft mbH (Hrsg.); 1999 Quellen, Abbildungen, Fotos Bärner, J.: Die Nutzhölzer der Welt. - Verlag J. NeumannNeudamm, 3 Bände, 1942 Browicz, K.: Chorology of Trees and Shrubs in South-West Asia and Adjacent Regions.- Polish Academy of Sciences, Institute of Dendrology; Vol 1, Warschau, 1982 S. 59 Jalas, J. und Suominen, J. (Eds.): Atlas Florae Europaeae – Distribution of Vascular Plants in Europe: Bd. 3 Salicaceae to Balanophoraceae. – The Committee for Mapping the Flora of Europe and Societas Biologica Fennica Vanamo, Helsinki, 1976 S. 11, 13, 85 Krüssmann, G.: Die Bäume Europas – Ein Taschenbuch für Naturfreunde. – Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg, 1968 S. 79 Meusel H., E. Jäger und E. Weinert (Hrsg.): Vergleichende Chorologie der zentraleuropäischen Flora, 3 Bände. Gustav Fischer, Jena, 1965, 1978, 1992 S. 9, 15, 21, 23, 25, 27, 33, 35, 37, 41, 43, 47, 53, 55, 57, 61, 63, 65, 67, 69, 71, 77, 87, 89, 91 Schütt, P.; Schuck, H. J. Stimm, B. (Hrsg.): Lexikon der Forstbotanik. - ecomed Verlagsgesellschaft, Landsberg/ Lech, 1992 S. 17, 19, 31, 39, 45, 83 Schweingruber, F. H.: Anatomie europäischer Hölzer – Ein Atlas zur Bestimmung europäischer Baum-, Strauch- und Zwergstrauchhölzer. – Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, Birmensdorf (Hrsg.); Haupt, Bern, Stuttgart, 1990 S. 29, 49, 73, 81 Druck und Verarbeitung: druckhaus köthen GmbH 95 Anmerkungen NOTIZEN 96 Die Hölzer Thüringens Nadelgehölze Weißtanne (Abies alba), Kieferngewächse Douglasie (Pseudotsuga menziesii), Kieferngewächse Schattbaumart der mittleren und oberen Bergwaldstufe, Bestand durch Wildverbiß und fehlende Waldverjüngung gefährdet. Holz: gräulich-weiß ohne Kernfärbung, zum Teil mit "Naßkern"; weich. Halbschattbaumart, natürliche Verbreitung im Pazifischen Nordamerika, forstlich wichtigste eingebürgerte Baumart. Holz: gelblicher Splint, braun- bis dunkelroter Kern; hart und mittelschwer. Gemeine Fichte (Picea abies), Kieferngewächse Gemeine Kiefer (Pinus sylvestris), Kieferngewächse Halbschattbaumart kühlfeuchter Berglagen über 800 m, forstlich auch in Tieflagen; wichtigster Wirtschaftsbaum Deutschlands. Holz: gelblich-weiß, ohne Kernfärbung; weich. Licht- bis Halbschattbaumart des Flachlandes und der Gebirge (bis 2100 m), durch Forstwirtschaft weit verbreitet. Holz: gelblichweißer Splint, rötlicher bis rotbrauner Kern; mäßig hart. Europäische Lärche (Larix decidua), Kieferngewächse Eibe (Taxus baccata), Eibengewächse Lichtbaumart, Hauptvorkommen in den Zentralalpen nahe der Waldgrenze und in Enklaven der Mittelgebirge, forstlich auch im Tief- und Hügelland angebaut. Holz: schmaler, gelblicher bis rötlicher Splint, rotbrauner Kern; hart und mittelschwer. Schattbaumart, von der Ebene bis in mittlere Gebirgslagen, hauptsächlich im Bereich ozeanischen Klimas, durch frühere Nutzung im Bestand bedroht. Holz: gelblicher, schmaler Splint, deutlich abgesetzter, tiefroter Kern; sehr hart, dicht, schwer und elastisch. Bodensaure Laubwälder Hängebirke (Betula pendula), Birkengewächse Rotbuche (Fagus sylvatica), Buchengewächse In Mitteleuropa von Natur aus konkurrenzstärkste Baumart, schattentolerant, weit verbreitet von der Ebene bis ins Gebirge (Alpen bis 1600m). Holz: gelblich- bis rötlich-braun, im Alter häufig mit "Rotkern"; sehr homogen, schwer und hart. Raschwüchsige Licht- und Pionierbaumart des Tieflandes, im Gebirge seltener (Alpen bis 1800 m). Holz: gelb- oder rötlich-weiß bis hellbraun, seidig glänzend, im Alter gelblich-rötlicher bis brauner Farbkern möglich; mittelschwer, nicht sehr hart. Traubeneiche (Quercus petraea), Buchengewächse Vogelbeere (Sorbus aucuparia), Rosengewächse Halblichtbaumart in Laubwäldern von der Ebene bis in untere Berglagen. Holz: schmaler, gelblichweißer bis hellgrauer Splint, Kern graugelb bis hell- oder dunkelbraun; hart und schwer. Licht- bis Halbschattbaumart aller Höhenstufen, im Gebirge bis 2400 m. Holz: gelblich- oder rötlich-weißer, breiter Splint, Kern hell- bis mittelbraun, dunkelt nach zu rotbraun; relativ dicht, hart und elastisch. Feuchte und nasse Standorte Gemeine Esche (Fraxinus excelsior), Ölbaumgewächse Pappel (Populus spec.), Weidengewächse Raschwüchsige Licht- und Pionierbäume; Zitterpappel oder Aspe Halbschattbaumart in Laubmischwäldern von der Ebene bis in (P. tremula) auf Kahlflächen, Schwarz-, Grau- und Weißpappeln mittlere Berglagen (Alpen bis 1300 m), flußbegleitend in der (P. nigra, P. x canescens, P. alba) in Niederungen und Auen; in der feuchten Hartholzaue. Holz: semmelfarben, im Alter oft brauner Forstwirtschaft angebaute „Wirtschaftspappeln“ sind meist durch Farbkern ("Braun-" oder "Olivkern"); schwer und hart, sehr zäh. Züchtung entstandene Kultursorten. Holz der Pappelarten ist kaum unterscheidbar: schmutzigweiß bis gelblich, außer bei Aspe Weide (Salix spec.), Weidengewächse mit Kernfärbung; sehr weich und leicht. Raschwüchsige Licht- und Pioniergehölze, vom Tiefland bis in die Hochlagen der Alpen; baumförmig sind Silber- (S. alba), BruchSchwarzerle (Alnus glutinosa), Birkengewächse (S. fragilis) und Salweide (S. caprea); Vorkommen: Silber- und Bruchweide an Gewässern und in Auen, Salweide als Pionier auf Lichtbaumart der Tieflagen, seltener in der montanen Stufe, häuLichtungen, an Wald- und Wegrändern. Holz der Weiden kaum fig in Au- und Erlenbruchwäldern. Holz: rötlichweiß bis -braun; unterscheidbar: alle mit farblich unterschiedenem Splint- und weich, elastisch, wenig fest. Kernholz; sehr weich, wenig fest. Wärmeliebende Mischwälder Mehlbeere (Sorbus aria), Rosengewächse Robinie (Robinia pseudoacacia), Schmetterlingsblütler Licht- bis Halbschattbaumart, von der Ebene bis in die subalpine Stufe (Alpen bis 1600 m). Holz: gelblich-weißer Splint, Kern rotbraun; schön gemasert. Licht- und Pionierbaumart warmer Lagen des Tief- und Hügellandes, ursprünglich aus Nordamerika, gute Bienenweide, in Mitteleuropa als Zier- und Waldbaum weit verbreitet. Holz: gelblichweißer bis grüngelber Splint, Kern frisch gelblich-grün bis hellbraun, dunkelt nach zu gold- oder dunkelbraun; hart und schwer. Vogelkirsche (Prunus avium), Rosengewächse Licht- bis Halbschattbaumart, in Tieflagen und im Gebirge (Alpen bis 1700 m), in Laubwäldern, an Waldrändern und in Hecken. Holz: gelblicher bis rötlich-weißer Splint, Kern frisch nur wenig dunkler, dunkelt nach zu rötlichbraun bis hellgoldbraun; sehr hart, mittelschwer. Bergulme (Ulmus glabra), Ulmengewächse Halbschattbaumart des Hügellandes bis in mittlere Gebirgslagen, beliebter Park- und Straßenbaum; Bestand bedroht durch das „Ulmensterben“, hervorgerufen durch eine Pilzerkrankung; Holz: Splint grau bis gelblich-weiß, Kern hell- bis schokoladenbraun; sehr hart und schwer. Speierling (Sorbus domestica), Rosengewächse Wärmeliebende, seltene Halbschattbaumart, Hauptvorkommen im submediterranen Klimabereich. Holz: rötlichweißer oder hellrötlichbrauner Splint, in älteren Stämmen hell- bis dunkelrotbrauner Kern; feinfaserig, hart und fest. Elsbeere (Sorbus torminalis), Rosengewächse Wärmeliebende Halbschattbaumart der Tieflagen und der unteren Bergstufe (bis 750 m). Holz: jung weißlich-gelb bis schwach rötlich, später dunkler, rotgelb bis rötlichbraun, in älteren Stämmen häufig rot- bis schwarzbrauner Farbkern; dicht und schwer, sehr wertvoll. Bergahorn (Acer pseudoplatanus), Ahorngewächse Halbschattbaumart, häufig in montanen, buchenreichen Mischund schattigen Schluchtwäldern. Holz: weiß bis gelblich, graubrauner Farbkern im Alter möglich; feinfaserig, sehr hart und schwer. Roßkastanie (Aesculus hippocastanum), Roßkastaniengewächse Halbschattbaumart feuchter Berg- und Schluchtwälder; heimisch auf dem Balkan, in Mitteleuropa eingebürgert. Stämme stets drehwüchsig. Holz: gelblichweiß, oft mit dunklen Farbeinläufen; weich und sehr gleichmäßig. Feldahorn (Acer campestre), Ahorngewächse Halbschattbaumart in Laubmischwäldern der Ebene und des Hügellandes, an Waldrändern, in Hecken und Gebüschen. Holz: das dunkelste unter den Ahornarten, hellbraun, Farbkern möglich; feinfaserig, sehr hart, zäh, mäßig schwer. Hainbuche (Carpinus betulus), Birkengewächse Halbschattbaumart, in Tieflagen mit sommerwarmem Klima, im Gebirge kaum über 800 m. Holz: gleichmäßig grauweiß bis gelblich-weiß; sehr schwer. Spitzahorn (Acer platanoides), Ahorngewächse Halbschattbaumart, von der Ebene bis in mittlere Gebirgslagen. Holz: etwas dunkler als Bergahorn, oft rötlichgelb, Farbkern möglich; feinfaserig, sehr hart und schwer. Sommerlinde (Tilia platyphyllos), Lindengewächse Schattentolerante, etwas wärmeliebende Art in Laubmischwäldern mittlerer Berglagen, häufiger Allee- und Parkbaum. Holz: sehr homogen strukturiert, weißlich bis gelblich, oft rötlich oder hellbraun getönt; weich und mittelschwer. Obstgehölze Apfel (Malus domestica), Rosengewächse Birne (Pyrus communis), Rosengewächse Kultursorten gehen überwiegend auf asiatische Wildapfel-Arten zurück, seltener auf den einheimischen Wildapfel (M. sylvestris). Holz: Splint rötlichweiß bis hellrötlichbraun, dunklerer, rötlichbrauner bis brauner Farbkern; dicht, schwer und hart. Mirabelle (Prunus domestica ssp. syriaca), Rosengewächse In großer Sortenvielfalt kultiviert, entstanden durch lange Auslese und Züchtung aus einheimischer Holzbirne (P. pyraster) und asiatischen Birnenarten. Holz: hell rötlichbraun, in alten Bäumen häufig braunvioletter, unregelmässiger Farbkern; gleichmäßig dicht, hart und schwer. Zwetschge (Prunus domestica), Rosengewächse Lichtbaumart, Unterart der Zwetschge, in Mitteleuropa kultiviert. Holz: bräunlicher Splint, Kern dunkel-rotbraun bis violettbraun; dicht und schwer. Lichtbaumart, in Mitteleuropa kultiviert. Holz: bräunlicher Splint, Kern dunkel-rotbraun bis violettbraun; dicht und schwer. Mispel (Mespilus germanica), Rosengewächse Walnuß (Juglans regia), Walnußbaumgewächse Lichtbaumart an sonnigen, warmen Standorten; ursprünglich Vorderasien und Südosteuropa, in Mitteleuropa kultiviert, gelegentlich verwildert. Holz: rötlichweiß bis rot; sehr dicht und zäh. Lichtbaumart, von der Ebene bis in mittlere Berglagen (selten über 800 m); Heimat Südosteuropa, Südwest- und Mittelasien, in Mitteleuropa kultiviert, stellenweise verwildert. Holz: Splint graubis rötlichweiß, Kern hellgrau bis schwarzbraun; sehr dekorativ; schwer, hart und zäh. Hecken und Gebüsche Flieder (Syringa vulgaris), Ölbaumgewächse Licht- bis Halbschattstrauchart auf warmen, trockenen Standorten; heimisch in Südosteuropa und auf dem Balkan, in Deutschland häufiger Zierstrauch. Holz: Splint gelblich bis rötlichweiß, Kern braun mit violetten Einschlüssen; sehr hart und fest. Traubenkirsche (Prunus padus), Rosengewächse Halbschattbaumart in Flußniederungen und auf frischen, feuchten Standorten, in Gebirgstälern bis 1800 m. Holz: Splint breit, gelblich bis rötlichweiß; Kern hellbraun bis braungelb; feinfaserig, weich und mittelschwer. Gemeine Hasel (Corylus avellana), Birkengewächse Halbschattstrauchart, von der Ebene bis ins Gebirge, gelegentlich bis zur subalpinen Stufe; verbreitet kultiviert. Holz: rötlichweiß bis hellbraun; weich. Schlehe (Prunus spinosa), Rosengewächse Licht- und Pionierstrauchart, auf vollsonnigen Standorten oder in lichtem Unterholz weit verbreitet, in den Nordalpen bis 1000 m. Holz: hell, feingemasert; zäh und hart. Weißdorn (Crateagus spec.), Rosengewächse Halbschattstrauchart, von der Ebene bis in mittlere Berglagen. Holz: rötlichweiß; gleichmäßig dicht; zäh, hart und schwer. Hundsrose (Rosa canina), Rosengewächse Licht- und Pionierstrauchart, von der Ebene bis in Berglagen (Alpen bis 1500 m); eine der häufigsten Wildrosenarten. Holz: lichtgelb; sehr dicht, fest und glatt. Konzept: Ernst-Detlef Schulze; Organisation: Sebastian Weist; Ausführung: Tischlerei Hüttig, Thalbürgel, Sägewerk Uhlstädt GmbH, Oberkrossen; Gestaltung: Roswitha Asche und Annett Börner Das Holz wurde gestiftet von: ThüringenForst, Stadtforst Jena, Stiftung Weimarer Klassik und weiteren privaten Stiftern. Kornelkirsche (Cornus mas), Hartriegelgewächse Licht- bis Halbschattstrauchart auf warmen, trockenen Standorten; gern kultiviert. Holz: hellgelber Splint, tief rötlichbrauner Kern; sehr hart, schwer und zäh. Purgier-Kreuzdorn (Rhamnus catharticus), Kreuzdorngewächse Licht- bis Halbschattbaumart, von der Ebene bis in mittlere Gebirgslagen (Alpen bis 1300 m). Holz: gelblicher oder hellgrauer Splint, Kern gelblich über rötlich bis braun; hart und schwer. Schwarzer Holunder (Sambucus nigra), Geißblattgewächse Licht- bis Halbschattbaumart, von der Ebene bis in mittlere Gebirgslagen (Alpen bis 1500 m); seit alters her in Kultur. Holz: gelblich bis dunkelgrau, mit weißlichem bis hellgelbem Splint; dicht, hart, mittelschwer. Gemeiner Goldregen (Laburnum anagyroides), Schmetterlingsblütler Lichtstrauchart; Ziergehölz, gelegentlich verwildert. Holz: schmaler, gelblicher Splint, Kern gelb- bis schokoladenbraun; hart und schwer.