Rundgang bei Schmuddelwetter Endlich ein freier Tag, die Kinder stehen bereits drängelnd an der Tür, der Herd ist aus und die Katzen sind versorgt – kurzum: Sie haben sich auf Ihren schon lange geplanten Wilhelmabesuch gefreut und es kann eigentlich losgehen. Doch ausgerechnet jetzt spielt das Wetter nicht mehr mit, sondern verrückt! Sintflutartiger Regen? Taubeneigroße Hagelkörner? Schneesturm? Kein Grund zur Panik: Die Schmuddelwetter-Tour knüpft die kürzesten Wege zwischen den überdachten Sehenswürdigkeiten der Wilhelma – auf dass Sie trotz miesem Klima möglichst trocken und warm von Attraktion zu Attraktion gelangen. Wegpunkt 1: Die historischen Gewächshäuser In den historischen Gewächshäusern können Sie vielfältige Wunderwerke der Pflanzenwelt entdecken. Nach unterschiedlichen klimatischen Ansprüchen geordnet finden Sie unter anderem Kakteen, Bromelien, Orchideen und zahlreiche andere tropische und subtropische Pflanzen. Viele der tropischen Gewächse blühen unabhängig von der jeweiligen Jahreszeit draußen: So lässt sich selbst mitten im deutschen Winter vom Urlaub im Süden träumen. Je nach Saison erleben Sie hier die Hochblüte der Azaleen, Fuchsien oder Kamelien. Etwa in der Mitte der Gewächshausreihe liegt zudem der schöne Wintergarten mit Palmen, Bananen, saisonal wechselnden Blütenpflanzen und dem Koi-Teich. Von hier aus gelangen Sie auch ins angrenzende Kleinsäuger- und Vogelhaus, in denen Sie Faultieren, Chinchillas und Kurzohrrüsselspringern ebenso begegnen wie zahlreichen bunten und exotischen Vogelarten. 1 Wegpunkt 2: Das Aquarium Durch den Maurischen Wandelgang erreichen Sie quasi trockenen Fußes das 1967 eingeweihte Aquarienhaus. Hier können Sie eine kleine Weltreise durch die Unterwassergefilde der Erde unternehmen: von der Nordsee an den Neckar, vom Mittelmeer an den Kongo, vom Mekong ans Barriere-Riff. Große und kleine, farbenfrohe und gut getarnte Wasserbewohner begleiten Ihren Weg. Und im Zentrum des Aquarienhauses liegt der Terrarienbereich mit Krokodilhalle, in denen Leistenkrokodile, Schildkröten, Schlangen und so manche skurrile Echse leben. Wegpunkt 3: Der Maurische Garten Wiederum über den (fast komplett überdachten) Wandelgang gelangen Sie ins Maurische Landhaus mit seinen angrenzenden historischen Gewächshäusern – der Regenschirm kommt dabei kaum zum Einsatz. Der erste Gewächshausteil ist den Kakteen gewidmet, speziell den großen Säulenkakteen, den Feigenkakteen und den ursprünglichsten Kakteen, den Pereskien. Im anschließenden tropischen Nutzpflanzenhaus wachsen Papaya, Jackfrucht, Zimt, Karambole, Süßkartoffel, Baumwolle, Kakao, Vanille, Kaffee, Pfeffer und vieles mehr. Bei den meisten Gewächsen ist es gar nicht leicht zu erraten, welches Nahrungsoder Genussmittel daraus hergestellt wird. Der Mittelteil beherbergt tropische Vögel und die Nachttierabteilung. Als diese 1962 eröffnet wurde, konnte man hier erstmals in einem europäischen Zoo Tiere der Nacht aktiv erleben – dank der Elektrizität, mit deren Hilfe der Tag zur Nacht bzw. Dämmerung und umgekehrt gemacht wird. Unter anderem Wabenkröten, Laternenfische, Flughunde, Fledermäuse und Mausmakis sind dann zu sehen. Das anschließende Warmhaus ist den tropischen Farnen gewidmet, und im zweiten Kuppelhaus wachsen riesige Baumfarne und urtümliche Nadelholzgewächse. Wegpunkt 4: Das Giraffenhaus Wenn Ihre Zeit schon fortgeschritten ist, können Sie hier abkürzen und sich direkt zu Punkt 8 (altes Menschenaffenhaus) begeben – dann verpassen Sie allerdings die im Mai 2013 eröffnete, große neue Menschenaffenanlage. Falls Sie noch genügend Zeit und Kondition haben, spannen Sie also Ihren Schirm auf und gehen bergauf zunächst ins Giraffenhaus. Neben einer Gruppe langhalsiger Netzgiraffen leben hier auch kurzhalsige Urwaldgiraffen – die Okapis. Erst gegen 1900 wurden diese geheimnisvollen Tiere in den Regenwäldern des Kongo entdeckt und wissenschaftlich beschrieben: Tafeln im Haus informieren auch über die Geschichte ihrer Entdeckung. Außerdem leben in dem Haus Kongopfauen, Siedelweber sowie Fenneks, zierliche Füchse mit riesigen Ohren aus den nordafrikanischen Wüsten. 2 Wegpunkt 5: Die neue Menschenaffenanlage Nur ein kurzes Stück Weg führt Sie vom Giraffenhaus zum unteren Eingang der im Mai 2013 eröffneten Menschenaffenanlage. Zwei Arten sind hier zu sehen: Bonobos und Gorillas. In den Bau floss das neueste Wissen über diese Tiere und ihre Bedürfnisse ebenso ein wie die Erfahrungen der Wilhelma aus 55 Jahren Menschenaffenhaltung. In der neuen Anlage finden die Tiere viel Platz, verfügen erstmals auch über große Außenanlagen und in allen Gehegen über noch mehr Beschäftigungsangebote, wie z.B. Futterlabyrinthe. Aber auch den Besuchern ist mehr geboten: Sie können die Tiere hier nicht nur sehen, sondern dank der offenen Gitterdächer auch hören und riechen. Außerdem gibt es vielfältige Wege, sich über die Bonobos und Gorillas, ihre Eigenheiten, aber auch ihre Situation im Freiland schlau zu machen, wie große Schautafeln, interaktive Bildschirme, QuizStationen und ein Besucher-Kino. Außerdem laden nachgebildete Affenschädel und -hände zum Anfassen und Größenvergleich ein. Wegpunkt 6: Das Dickhäuterrevier Verlassen Sie das Menschenaffenhaus wieder am unteren Eingang und wenden Sie sich nach links, hier finden Sie die zwei Häuser des Dickhäuterreviers. Hier liegen nachmittags fast alle in der Badewanne: Bei den Flusspferden ist dabei schwer feststellbar, wie viele Tiere sich eigentlich gerade im „Hippo-Pool“ aalen. Mal wallt nur das Wasser auf, dann prustet es, ein Paar Öhrchen wird entwässert, ein rascher Blick aufs Publikum geworfen und schon taucht man wieder ab ... Im Elefantenhaus ist nachmittags Badezeit entweder für die Indischen Panzernashörner (eine recht ruhige Angelegenheit) oder für die Elefanten (mit viel Geplansche verbunden). Ist die Badezeit vorbei, füllen friedliche Kau- und Verdauungsgeräusche das Haus. Wegpunkt 7: Das Raubkatzenhaus Vom Elefantenhaus bergab geht es mit einem kleinen Zwischensprint zum Raubtierhaus. Für viele Menschen sind Raubkatzen faszinierende Tiere. Doch leider sind manche Menschen vor allem von ihren Fellen begeistert, was (neben der Zerstörung der Lebensräume) die meisten Arten an den Rand der Ausrottung gebracht hat. Bei den Sumatratigern auf der großen Freianlage kann man beobachten, dass durchaus nicht alle Katzen wasserscheu sind! Aber auch die anderen Katzen ziehen sich bei Schmuddelwetter nicht immer in die trockenen Innengehege zurück: Also ruhig auch in die Außengehege schauen! 3 Wegpunkt 8: Das alte Menschenaffenhaus Früher waren in dem Haus drei Arten Menschenaffen zu sehen, derzeit leben hier noch die Orang-Utans. Auch wenn die Einrichtung des alten Hauses eher nüchtern wirkt, so werden die elementaren Bedürfnisse der Primaten hier dennoch berücksichtigt: Es gibt Beschäftigungs- und Rückzugsmöglichkeiten und über den ganzen Tag verteilte Fütterungen. Die Besucher sorgen für zusätzliche Unterhaltung: die Orang-Utans freuen sich daher nach wie vor über Ihren Besuch! Wegpunkt 9: Das Jungtieraufzuchthaus Das dem alten Menschenaffenhaus benachbarte Jungtieraufzuchthaus beherbergte vor der Eröffnung der neuen Anlage auch den „Kindergarten“ für Gorillababys. Dieser ist nun in die neue Anlage integriert – mit vielen Vorteilen für die Resozialisierung der Handaufzuchten. Im Jungtieraufzuchthaus leben aber weiterhin verschiedene Arten von Krallenaffen, wie die Kaiserschnurrbarttamarine mit ihrer auffälligen Barttracht, die Weißgesichts- und Zwergseidenäffchen, die schwarzen Spingtamarine, Rote Varis aus Madagaskar und eine Zuchtgruppe der seltenen Drills („Waldpaviane“). Ebenfalls im Haus zu sehen sind Schildtauben, Chinesische Zwergwachteln und Stachelmäuse. Darüber hinaus kann man hier live verfolgen, wie im Schaubrüter Hühnerküken schlüpfen und außerdem die verschiedenen Entwicklungsstadien des Haushuhns sehen. Wegpunkt 10: Das Amazonienhaus Als nächstes führt der Weg zu einem mit großem technischem Aufwand errichteten Gebäude, dem Amazonienhaus. Brillenträger aufgepasst: Hier bleibt kein Glas trocken! Bei Dschungelklima mit bis zu 28°C und 80 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit kommen Mitteleuropäer ganz schön ins Schwitzen! 2000 Pflanzen schaffen hier die Illusion, sich im Regenwald zu befinden – etwa Mahagoni- und Florettseidenbaum, Palmen, Araceen, Bromelien, Orchideen, Mangroven sowie tropische Nutzpflanzen von Maniok und Kakao bis Bananen. Wie in der Natur gibt auch der „Stuttgarter Regenwald“ seine Geheimnisse nicht auf den ersten Blick preis: Um Affen, Vögel, Reptilien und Amphibien zu entdecken, muss man im Pflanzendickicht der Gehege schon genau hinschauen. Rund zehn Vogelarten fliegen frei im Haus und sind oft nur durch ihre Rufe zu orten. Eine riesige Scheibe erlaubt den Blick in die Unterwasserwelt des Amazonas: Kaimane, Schildkröten und Fische bevölkern die beiden miteinander verbundenen Bassins, die insgesamt 100 000 Liter Wasser beinhalten. 4 Wegpunkt 11: Das Insektarium Dieses Gebäude entführt Sie ins Reich der Gliederfüßer. Insekten, Spinnen und Tausendfüßer sorgen bei manchen für leichtes Kribbeln im Nacken. Wer mag, kann hier viel über diese faszinierenden Tiere erfahren: über ihre Vielfalt, ihre Sinnesleistungen und Anpassungen, über ihren Nutzen und Schaden für den Menschen und vieles mehr. Sympathieträger unter den leider oft wenig beliebten Insekten sind die Schmetterlinge. In der eigens für sie eingerichteten Halle können Sie den bunten Gauklern zuschauen und im Puppenkasten vielleicht sogar erleben, wie ein Falter schlüpft. Wegpunkt 12: Das Wilhelma-Restaurant Sollten Sie trotz allem nass geworden sein und frösteln, können Sie sich nun im Wilhelma-Restaurant bis 18 Uhr (im Winter bis 17 Uhr) bei guter Verpflegung und heißen Getränken noch etwas aufwärmen und wieder trocknen! 5