Die Tomate wird in Südtirol und im Osten Österreichs (im Westen seltener), Paradeiser (Paradeisapfel oder Paradiesapfel) genannt. Sie ist eine Pflanze aus der Familie der Nachtschattengewächse. Lange als Liebesapfel oder Goldapfel (daher der italienische Name „pomodoro“) bezeichnet, erhielt sie ihren heute gebräuchlichen Namen „Tomate“ erst im 19. Jahr-hundert. Blütenstände und Blüten Tomaten ? oder Paradeiser Die Blütenstände werden bis zu 10 cm lang, bestehen aus fünf bis fünfzehn Blüten und sind meistens ungeteilt oder selten in zwei Zweige gespalten. Der Blütenstandsstiel ist kürzer als 3 cm und ähnlich den Stängeln behaart. Die Blütenstiele sind 1 bis 1,2 cm lang, das äußere Drittel ist gelenkartig abgeteilt. Die Knospen sind 0,5 bis 0,8 cm lang und 0,2 bis 0,3 cm breit und gerade konisch geformt. Vor dem Aufblühen steht die Krone etwa zur Hälfte aus dem Kelch hervor. Die Kelchröhre ist zur Blütezeit sehr Sie reifen zu einem kräftigen Rot, Gelb fein und mit bis zu 0,5 cm langen oder Dunkelorange ab, sind zunächst Kelchlappen besetzt. Diese sind lin- behaart, bei Reife aber verkahlt. Der ealisch geformt, nach vorn zu spitz Blütenstiel hat sich bis zur Fruchtreife und mit langen und kurzen, ein- auf 1 bis 3 cm Länge vergrößert, bei fachen, einreihigen Trichomen beset- Sorten mit großen Früchten ist er auch zt. Die leuchtend gelbe, fünfeckige oftmals verdickt. Er ist gerade oder am Krone hat einen Durchmesser von 1 Gelenkpunkt in Richtung der Blütenbis 2 cm, oftmals ist sie gebändert und standsachse gebogen. in einigen Kulturformen auch mit Der Kelch ist an der Frucht ebenfalls mehr als fünf Zipfeln besetzt. Die vergrößert, die Kelchlappen sind etwa Kronröhre ist 0,2 bis 0,4 cm lang. 0,8 bis 1 cm lang und 0,2 bis 0,25 mm Die Kronzipfel 0,5 bis 2 cm lang, 0,3 breit und teilweise stark nach hinten bis 0,5 cm breit, schmal lanzettlich zurückgebogen. geformt und an der Spitze und den Die Früchte enthalten eine Vielzahl Rändern spärlich mit verschlungenen, von Samen. Diese sind 2,5 bis 3,3 mm einreihigen Trichomen von bis zu 0,5 lang, 1,5 bis 2,3 mm breit und 0,5 bis mm Länge besetzt. Zur Blütezeit sind 0,8 mm stark. die Kronlappen abstehend. Sie sind umgekehrt eiförmig, blass braun und mit haar-ähnlichen AusFrüchte und Samen Die Früchte sind Beeren, messen meist wüchsen der äußeren Zellen der Sa1,5 bis 2,5 cm im Durchmesser, kön- menhülle besetzt. Diese sind entweder nen aber bei kultivierten Pflanzen anliegend und den Samen eine samauch bis zu 10 cm groß werden. Meist tige Oberfläche gebend oder aber zotsind sie kugelförmig und zweikam- tig. Die Samen sind an der Spitze merig, können aber in Form und Kam- schmal (0,3–0,4 mm) beflügelt und an der Basis zugespitzt. meranzahl stark variieren. Geschichte Das Ursprungsgebiet der Tomate ist Mittel- und Südamerika, wobei die Wildformen von Nordchile bis Venezuela verbreitet und beheimatet sind. Die größte Vielfalt der in Kultur befindlichen Formen ist in Mittelamerika zu finden. Erste Beschreibungen der Pflanze stammen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, vor allem aus Italien. 1544 beschrieb Pietro Andrea Matthioli die Pflanze zunächst als „Pomi d'oro“ (Goldener Apfel) und führte 1554 die gleich zu übersetzende lateinische Bezeichnung „Mala aurea“ ein. Im 17. und 18. Jahrhundert sah man die Tomate in Europa vor allem als Zierpflanze an, nur einige medizinische Anwendungen sind bekannt. Eine englische Übersetzung von Tournaforts Buch The Complete Herbal erwähnt jedoch 1719, dass die Früchte in Italien gegessen werden. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts bezeichnete die Encyclopædia Britannica den Einsatz von Tomaten in der Küche als „alltäglich“. Bei der Wiener Weltausstellung 1873 wurden Tomaten gezeigt. Um 1900 gab es die ersten Paradeiser auf den Wiener Märkten. Im großen Stil hielten sie jedoch erst nach 1945 Einzug. Im Seewinkel hatten sich als Saisonarbeiter gekommene Bulgaren niedergelassen, die auch Know-How zum Anbau mitbrachten. Aufgrund der verbreiteten Abneigung gegen Unbekanntes und der raueren klimatischen Bedingungen verbreiteten sich Tomaten in den westlichen Bundesländern erst in den 1950er Jahren oder noch später. In manche Alpentäler kamen sie erst mit dem Bau der ersten Supermärkte. Es gibt deutlich über 2500 Sorten und mindestens nochmal so viele Züchtersorten, die nie angemeldet waren und deshalb auch nie einen Namen erhalten haben. Auch die Zahl jährlich neu hinzukommender Sorten ist beträchtlich. Häufig werden Tomaten so gezüchtet dass sie einen langen Transport aus Süd(west)-europa überstehen, dies geht aber zu Lasten anderer Eigenschaften, insbesondere des Geschmacks. Inhaltsstoffe Hauptbestandteil der Tomate ist Wasser (etwa 95 Prozent), außerdem enthält sie Vitamin A, B1, B2, C, E, Niacin, sekundäre Pflanzenstoffe sowie Mineralstoffe, besonders Kalium und Spurenelemente. Der rote Farbstoff ist Lycopin, ein Carotinoid, das antioxidativ wirkt und so die Immunabwehr stärken und das Risiko bestimmter Krebserkrankungen senken soll. Eine neuere, große Studie mit ca. 28.000 Probanden lässt vermuten, dass kein Zusammenhang zwischen Lycopin und Krebsrisiko besteht. Vielmehr zeigte sich, dass das verwandte Antioxidans β-Carotin das Risiko für eine aggressive Form des Prostatakrebses erhöht. β-Carotin steht unter dem Verdacht auch bei Rauchern in hohen Dosen krebserregend zu sein. Der Nährwertgehalt ist mit etwa 75 kJ pro 100 g relativ gering. Aus Tomaten wird in großen Mengen Tomatenmark hergestellt; ferner Tomatensaft, Tomatenschwamm und auch Tomatenketchup. Obwohl die Tomate ein Lebensmittel ist, sind das Kraut, der Stielansatz, und der grüne Teil der Frucht durch das darin enthaltene Tomatidin (entspricht dem Solanin der Kartoffel) mäßig giftig. Der Verzehr des Krautes oder sehr unreifer Früchte kann Übelkeit und Erbrechen zur Folge haben. Es wird daher auch von einigen Quellen empfohlen, bei der Vorbereitung von Mahlzeiten grüne Teile und den Stielansatz zu entfernen. Allerdings gibt es auch Tomatensorten, die von Natur aus außen grün sind. Das soll daran liegen, dass diese Tomaten von innen nach außen reif werden und nicht, wie es von den roten Tomaten bekannt ist, von außen nach innen. Diese schwarzbraunen bis grünen Tomaten, angeblich aus einer Tomatensorte der Galápagos-Inseln gezüchtet, sollen also nicht mehr Solanin enthalten als die roten Tomaten. Aktuelle Untersuchungen haben ergeben, dass der Gehalt an Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen in Konservendosenware meistens höher liegt als bei frischer Ware. Industrietomaten werden fast immer dort konserviert, wo sich deren Produktion befindet. Solche Tomaten reifen deutlich besser aus, werden meistens noch am Erntetag verarbeitet und haben einen geringeren Wassergehalt als Frischware aus dem Ausland. Dieser Gewinn übertrifft die Verarbeitungsverluste. Langzeitstudien der University of California belegten, dass der Gehalt an Antioxidantien in Tomaten aus öko- logischer Landwirtschaft beinahe doppelt so hoch ist wie in konventionell erzeugten Lebensmitteln. Lagerung Die Lagerung der Früchte geschieht am besten bei 13 bis 18 °C und bei einer relativen Luftfeuchte von 80 bis 95 Prozent. Im Gegensatz zu Blattgemüse ist die Tomate bis zu 14 Tage haltbar. Dabei verliert sie kaum wichtige Inhaltsstoffe. Fälschlicherweise bewahren viele Verbraucher, aber auch Gemüsehändler und Einzelhandelsketten Tomaten in Kühlräumen oder im Kühlschrank auf, wo sie deutlich an Geschmack, Textur und Haltbarkeit verlieren. Tomaten soll man, wenn möglich, immer getrennt von anderem Obst und Gemüse lagern. Sie scheiden während der Lagerung Ethen aus, das den Stoffwechsel benachbarter Früchte oder Gemüse beschleunigt, so dass diese schneller reifen und in der Folge auch schneller verderben.