Schülerführung durch die Ausstellung „Kaiser Karl IV. und die Goldene Bulle“ Nina Fehrlen-Weiss, Nils Meyer Vorbemerkungen Den Schwerpunkt der Führung bildet die Herrschaftsausübung Kaiser Karls IV. Vermittelt werden sollen grundlegende Kenntnisse über die Biographie Kaiser Karls IV., der vielen als eine der größten Herrscherfiguren des Spätmittelalters gilt, die verfassungs- und kulturgeschichtlichen Bedeutung der Goldenen Bulle als das älteste Grundgesetz des Heiligen Römischen Reiches sowie die konkreten Auswirkungen der Herrschaft Karls IV. für Württemberg. Über die Auseinandersetzung mit den ausgestellten Archivalien soll den Schülerinnen und Schülern die Bedeutung des Archivs als Informations- und Gedächtnisspeicher nähergebracht werden. Einführung Das Heilige Römische Reich, das Karl IV. von 1346 bis 1378 regierte, war eine Wahlmonarchie. Lange Zeit stand jedoch nicht genau fest, wie überhaupt der König gewählt werden sollte. Das hatte in den vorangegangenen Jahrhunderten immer wieder zu Problemen geführt. Karl hatte dies am eigenen Leib erfahren – er selbst war zunächst als Gegenkönig zu Kaiser Ludwig dem Bayern (Ludwig IV.) aufgestellt worden. Königswähler waren die Kurfürsten. Doch wer zu dieser Elite der großen geistlichen und weltlichen Fürsten des Reiches gehörte, war nirgendwo verbindlich geregelt. Ebenso war fraglich, wer im Reich grundsätzlich die Macht innehatte: der König oder die Kurfürsten, die ihn gewählt hatten? Reichte eine einfache Mehrheit unter den Kurfürsten aus oder musste die Entscheidung bei der Königswahl einstimmig fallen? Und sollte auch dem Papst, der den König am Ende zum Kaiser krönen sollte, ein Mitspracherecht bei der Auswahl des Herrschers eingeräumt werden? In der Goldenen Bulle wurden diese wichtigen Fragen zum ersten Mal dauerhaft und verbindlich geklärt. Daneben geht aus dem Dokument hervor, dass Herrschaft im Mittelalter und in späteren Jahrhunderten eng an Herrschaftssymbole und Herrschaftsrituale geknüpft war. So fixierte die Goldene Bulle die Ehrenämter der Kurfürsten: Dass sie den König bei Tisch bedienen durften, zeigte nicht nur ihre Unterordnung unter den Herrscher, sondern zugleich ihre herausragende Vorrangstellung vor allen anderen Fürsten des Reiches. Auch die wichtigste Aufgabe der Kurfürsten, die Königswahl, war geprägt von zahlreichen symbolischen Handlungen. Anhand eindrücklicher Exponate veranschaulicht die Ausstellung, wie Herrschaft im späten Mittelalter ausgeübt und inszeniert wurde. Die Spannweite der Ausstellungsstücke reicht dabei von mittelalterlichen Buchillustrationen über prachtvoll ausgestaltete Handschriften und Urkunden bis hin zum Faltthron des Trierer Erzbischofs. Die Ausstellung zeigt in beeindruckender Weise, dass Herrschaft immer auch ein Aushandeln zwischen königlicher 1 und territorialer Gewalt bedeutete. Besonders deutlich wird dies am Beispiel Württembergs, einem Territorium, in dem Karl IV. zahlreiche Spuren hinterlassen hat. Im Zentrum der Ausstellung steht natürlich das Original der Goldenen Bulle aus dem Jahr 1356, die 2013 von der UNESCO zum Weltdokumentenerbe erhoben wurde und deren Nachwirkungen bis in die heutige Zeit im föderalen System der Bundesrepublik Deutschland spürbar sind. Führung im Archiv Zu Beginn des Archivbesuchs kann eine knappe allgemeine Präsentation zum Archivwesen sowie zu den Aufgaben und zur Bedeutung des Landesarchivs Baden-Württemberg und des Hauptstaatsarchivs Stuttgart angeboten werden. Zusätzlich dazu besteht die Möglichkeit, im Rahmen der Führung anhand konkreter Beispiele das Landesarchiv und die Aufgaben eines Archivs zu thematisieren. Bei jüngeren Schülerinnen und Schülern könnte der Einstieg in diese allgemeine Einführung in das Archiv über die Frage, ob sie selbst etwas sammeln, wie sie ihre Sammlung aufbewahren und warum, gestellt werden. Ältere Schülerinnen und Schüler können abstrakter an das Thema herangeführt werden, indem man sie mögliche Quellentypen, die sie in einem Archiv vermuten würden, zusammentragen lässt. Anhand der ausgestellten Urkunden über das Wirken Karls IV. in Württemberg kann danach mit den Schülerinnen und Schülern gemeinsam erarbeitet werden, was ein Archiv ist, warum man ein Archiv braucht und was in einem Archiv verwahrt wird. Hierbei kann auch die Stofflichkeit historischer Quellen (Pergament, Siegel) exemplarisch veranschaulicht werden. Auf diese Weise kann das Landesarchiv als „begehbares Gedächtnis“ Baden-Württembergs vorgestellt werden. Im Folgenden findet sich ein Vorschlag für die Ausgestaltung einer Führung für Schulklassen ab Klassenstufe 8, der jedoch beliebig auf die individuellen Bedürfnisse und Schwerpunkte einzelner Klassen zugeschnitten werden kann. Eine vollständige Umsetzung dieses Vorschlags ist nicht zwingend. Die Führung dauert ca. 45 Hauptstaatsarchiv ist möglich. Minuten, eine 2 anschließende Führung durch das Stationen der Ausstellung I. Kaiser Karl IV. (1316-1378). Person, Dynastie und Herrschaft I.1 Portrait Kaiser Karls IV. im Triforium des Prager Veitsdoms 1316 wurde Karl IV. in Prag als Sohn des böhmischen Königs geboren. Aufgrund der langen, guten Beziehungen der Familie zum Königshaus in Frankreich wurde seine Erziehung schon früh an den Hof König Karls von Frankreich in Paris verlegt (1323). 1331 ging Karl IV. auf Wunsch seines Vaters als Statthalter nach Oberitalien, wo der Fünfzehnjährige erstmals Politik betrieb und mit militärischen Fragen betraut wurde, bis er 1333 wieder nach Böhmen zurückkehrte. Die Darstellung der Jugend- und Ausbildungszeit Karls ermöglicht es, den Schülerinnen und Schülern die unterschiedlichen Lebenswege damaliger und heutiger Kinder und Jugendlicher vor Augen zu führen und aufzuzeigen, wie durch die Geburt als Sohn eines Königs der Lebensweg dieses Kindes bereits vorgezeichnet war. I.3 Thronbild mit Wappen Mithilfe der tatkräftigen Unterstützung seines Großonkels, Erzbischof Balduins von Trier, wurde Karl 1346 gegen den vom Papst gebannten Ludwig den Bayern zum König gewählt. In der Folgezeit avancierte Prag zu einer Art Hauptstadt des Reiches. Karl IV. ließ Prag zur Inszenierung seiner Herrschaft weiter ausbauen und versammelte dazu zahlreiche Künstler und Baumeister in der Stadt. Beispielhaft für diese Herrschaftsinszenierung ist einerseits das Portrait Karls IV. im Triforium des Prager Veitsdoms, andererseits jedoch auch das Thronbild Karls mit Wappen. An diesem Beispiel kann den Schülerinnen und Schülern die Bedeutung von Wappen im Mittelalter als Erkennungszeichen verdeutlicht werden. II. König und Kurfürsten. Auf dem Weg zur Goldenen Bulle II.1 Die Königswahl im Sachsenspiegel Lange stand nicht genau fest, wie der römisch-deutsche König gewählt werden sollte und wer ihn überhaupt wählen durfte. Der Sachsenspiegel Eike von Repgows (ca. 1230) spricht zum Beispiel noch von sechs statt sieben Kurfürsten. Die Schülerinnen und Schüler lernen an dieser Darstellung die wesentlichen Elemente des Kurfürstenkollegs kennen: die Aufteilung in geistliche und weltliche Kurfürsten und die Ausübung der Ehrenämter. II.2 Die Wahl König Heinrichs VII. 1308 Im Laufe des 13. Jahrhunderts kam als siebter Kurfürst der König von Böhmen hinzu. In dieser Form sollte das Kurfürstenkollegium über die nächsten Jahrhunderte erhalten bleiben. Hier erhalten die Schülerinnen und Schüler einen Überblick über das Kurfürstenkollegium. Sie bemerken die unterschiedliche Darstellung geistlicher und weltlicher Kurfürsten und können eventuell einige der Wappen wiedererkennen. Ein Vergleich mit der vorherigen Darstellung aus dem Sachsenspiegel bietet sich an, um die Veränderungen innerhalb und die Vorteile einer Erweiterung des Kurkollegs nachvollziehen zu können. II.4 Kurverein von Rens Auf Betreiben des Erzbischofs von Trier lud Kaiser Ludwig IV. (Ludwig der Bayer) die Kurfürsten zu einer Versammlung nach Rhens am Rhein. Hier beschlossen sie, dass die 3 kurfürstliche Königswahl universell gültig sei und vom Papst weder abgelehnt werden könne noch bestätigt werden müsse. An dem Pergamentfragment, das als Einband wiederverwendet wurde, können die Schülerinnen und Schüler ein typisches Phänomen mittelalterlicher Quellen nachvollziehen. Da Pergament als Material sehr teuer war, wurden selbst wertvolle Dokumente, wie diese Abschrift der Erklärung des Kurvereins von Rhens, „recycelt“. Manchmal finden sich im Archiv so regelrechte Schätze. II.5 Prunkurkunde Kaiser Ludwigs des Bayern für Erzbischof Balduin von Trier Zwischen dem Erzbischof Balduin von Trier und Kaiser Ludwig IV. herrschte zunächst noch ein recht gutes Verhältnis. Mit dieser Urkunde verlieh Ludwig der Trierer Kirche zahlreiche Rechte und Privilegien. Später jedoch wandte sich Balduin, der als Erzbischof von Trier auch Kurfürst war, von Ludwig ab und war die treibende Kraft hinter der Aufstellung seines eigenen Großneffen als Gegenkönig. Die Schülerinnen und Schüler lernen hier die Quellengattung der Urkunden kennen. Sie bekommen einen Eindruck von Pergament als Trägermaterial und der Aufbewahrung einer Urkunde im Archiv. Auch die aufwendige Gestaltung eines solchen Dokuments mit Herrschermonogramm und Zierhandschrift wird als Zeichen der Herrschaftsrepräsentation vorgestellt. Auf der gegenüberliegenden Wand ist eine Vergrößerung der Zierinitiale zu sehen, welche den Akt der Privilegienverleihung und die Stellung von Lehensherrn und Lehensnehmer verdeutlicht. II.10 Hofgerichtssiegel Karls IV. Die Schülerinnen und Schüler lernen das Siegel als Ausdruck herrschaftlicher Macht kennen. Im Gespräch wird auf den Inhalt der abgebildeten Symbole hingewiesen. II.7 Prägestöcke Vorder- und Rückseite der Kaisergoldbulle, II.8 Skizze der geöffneten Goldbulle und II.9 Siegel der Goldenen Bulle Die Schülerinnen und Schüler bekommen anhand dieses Beispiels vermittelt, wie ein Siegel mittels einer Prägeform gefertigt wird. Die Schülerinnen und Schüler werden im Gespräch auf die Schwierigkeiten hingewiesen, welche die Anbringung eines massiven Goldsiegels mit sich gebracht hätte und lernen die Konstruktion der Goldbulle kennen. Eine Gold-, oder allgemeiner, Metallbulle ist eine besonders feierliche Form der Besiegelung. Karl IV. stellte in seiner Herrschaftszeit als König und Kaiser insgesamt 146 Urkunden mit einem goldenen Siegel aus. Im Fall der Goldenen Bulle gab das Siegel der Urkunde ihren Namen. Auf der Vorderseite (Avers) ist das kaiserliche Bildnis Karls IV. mit dem Wappen Böhmens und dem Reichswappen sowie auf der Rückseite (Revers) die symbolischstilisierte Darstellung Roms zu sehen. Hieraus lässt sich die Selbstdarstellung Karls IV. als König von Böhmen, deutscher König und Kaiser von Rom erkennen. III. Die goldene Bulle und der Erzbischof von Trier III.1 Die Goldene Bulle Trotz ihres recht unscheinbaren Äußeren wurden in der Goldenen Bulle die Grundlagen für die Geschicke des Reiches in den nächsten Jahrhunderten gelegt. Sie regelte den Ablauf der Königswahl, benannte die Kurfürsten und schloss den Einfluss des Papstes bei der Wahl aus. Ferner sicherte sie den Kurfürsten zahlreiche Rechte und Privilegien zu und wertete 4 somit den Einfluss der Territorialgewalten in Deutschland gegenüber der königlichen Zentralgewalt enorm auf. Einzugehen wäre an dieser Stelle auch auf die verschiedenen Ausfertigungen der Goldenen Bulle und auf den Weg der Urkunde ins Hauptstaatsarchiv. Hier wird die große Bedeutung dieses zentralen Verfassungsdokuments besonders deutlich.Die Schülerinnen und Schüler erfahren von der zentralen Bedeutung der Goldenen Bulle und ihrer Nachwirkung bis ins 19. Jahrhundert. III.3 Faldistorium des Erzbischofs von Trier Der Erzbischof von Trier hatte bei der Wahl des Königs eine besondere Funktion. Er leitete die Wahlmesse im Frankfurter Dom. Das Faldistorium aus der Zeit um 1400 nutzte der Trierer Erzbischof um der Messe vorzusitzen. Die Schülerinnen und Schüler bekommen hier einen ersten Eindruck von der im späten Mittelalter praktizierten Reiseherrschaft. III.5 Graduale mit der Pfingstmesse Die Pfingstmesse diente der liturgisch-musikalischen Ausgestaltung der Wahl des Königs. Die Schülerinnen und Schüler stellen fest, dass es sich bei der Handschrift um eine Art Gesangbuch handelt. Sie erkennen Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den spätmittelalterlichen Neumen und heutigen Noten. III.4 Die Kurfürsten leisten vor der Wahl einen Eid Die Schülerinnen und Schüler beschreiben den vorliegenden Holzschnitt und tauschen sich über die unterschiedlichen Formen der Eidesleistung der weltlichen und geistlichen Kurfürsten aus. An diesem Beispiel kann außerdem der fließende Übergang zwischen realer und ritueller Handlung verdeutlicht werden. IV. Rang und Ritual. Die Kurfürsten in der Goldenen Bulle IV.1 Die Darstellung des Trierer Erzbischofs aus dem Mainzer Kurfürstenzyklus Als Überleitung von der Königswahl zum Bereich der Kurfürsten dient die Darstellung des Trierer Erzbischofs aus dem Mainzer Kurfürstenzyklus. Die Schülerinnen und Schüler werden nach der abgebildeten Person gefragt. Die Attribute der Rüstung und Bewaffnung (ca. 1330-1340) weisen ihn als weltlichen Herrscher aus, die Helmzier in Form einer Mitra lässt zugleich einen Bischof vermuten. Durch Vergleich des Wappens mit denen der vorigen Abbildungen wird deutlich, dass es sich um den Erzbischof von Trier handelt, der zugleich geistlicher und weltlicher Herrscher war. IV.7 Die weltlichen Kurfürsten und die Ausübung ihrer Hofämter Die Holzschnitte zeigen die Kurfürsten bei der Ausübung ihrer Hofämter. Zu sehen sind außerdem die Pferde der Kurfürsten. Den Schülerinnen und Schülern wird damit die hier abgebildete Konzeption der Herrschaft deutlich: Die Kurfürsten waren zum einen unmittelbare Diener des Königs und zum anderen hatten sie, dargestellt durch die Pferde, eine besonders herausgehobene Ehrenstellung vor allen anderen abgebildeten Personen. 5 IV.7 Türzieher vom Rathaus in Lübeck und IV.9 Die Kurfürstenwappen im Kloster Bebenhausen Die Wahrnehmung und Rezeption der Reichsverfassung ebenso Ergänzung und Abhängigkeit von König und Kurfürsten können Schüler in diesem und in dem folgenden Exponat erkennen. Kaiser miteinander zusammen, sie waren ohne einander nicht denkbar. trugen außerdem als „Säulen des Reiches“ das gemeinsame Dach. wie die gegenseitige die Schülerinnen und und Kurfürsten hingen Kurfürsten und König V. Kaiser Karl IV. und die Grafen von Württemberg V.1 Das Reich und die Territorien zur Zeit Karls IV. (1316-1378) und V.2 Die Grafschaft Württemberg um 1400 Anhand der beiden Landkarten kann nochmals konkret auf die föderale Struktur des Heiligen Römischen Reiches und konkret auf das württembergische Territorium eingegangen werde. Damit können sich die Schülerinnen und Schüler einerseits eine Vorstellung von den damaligen territorialen Gegebenheiten machen, andererseits kann auf die lange föderale Tradition hingewiesen werden, die bis heute Bestand hat. V.3 Karl IV. als Urkundenaussteller im Südwesten Herrschaft als Reiseherrschaft: Wie funktionierte Herrschaft im späten Mittelalter? Auch die Frage, inwiefern die Herrschaftsführung des Kaisers Auswirkungen auf die einzelnen Territorien des Reiches hatte, lässt sich anhand dieser Darstellung beantworten. Hier kann ebenfalls zur Erklärung auf die heutige Bundesrepublik mit ihren Bundes- und Länderzuständigkeiten verwiesen werden. V.4 Karl IV. beurkundet seinen Frieden mit Graf Eberhard II. Diese Urkunde zeigt exemplarisch, wie die Reichspolitik seitens des Kaisers durchgesetzt wurde. Der Streit zwischen den Reichsstädten und den Württembergern einerseits und das Bündnis der Württemberger mit den Habsburgern gegen den Kaiser andererseits machte ein militärisches Eingreifen Karls IV. notwendig. Das Ende der Belagerung Schorndorfs und Göppingens 1360 wurde in diesem Schriftstück festgehalten und geregelt. An dieser Urkunde kann noch einmal auf diesen Quellentypus allgemein eingegangen werden: Was ist ein Urkunde? (Urkunden in der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler: z.B. Zeugnisse) Was sind die typischen Merkmale einer mittelalterlichen Quelle? Welches Material wurde verwendet? (Eventuell kann ein Stück Pergament herumgereicht werden.) An dieser Stelle kann auch auf die Urkunde über die Unteilbarkeit Württembergs (V.9) eingegangen werden. An diesem Beispiel wird deutlich, wie wichtig eines solche Urkunde sein konnte. Die Gebrauchsspuren zeigen dies eindrücklich. V.5 Karl IV. auf der Achalm bei Reutlingen An dieser Urkunde lassen sich folgende Themen exemplarisch durchsprechen: erstens Kaiserherrschaft als Reiseherrschaft und zweitens das Verhältnis von Reichspolitik und Territorialpolitik. Nach seiner erfolgreichen militärischen Intervention hielt Karl noch einige Zeit Hof in Württemberg unweit der Reichsstadt Reutlingen. In diesem Zeitraum entstanden diverse Urkunden, u.a. auch die vorliegende Urkunde, die den Frieden zwischen den 6 Reichsstädten und den Württembergern regelte. Um die Besonderheit des historischen Arbeitens mit Quellen zu verdeutlichen, können die Schülerinnen und Schüler hier aufgefordert werden, einige Worte der Urkunde zu entziffern. So kann auch die besondere Sprache einer Urkunde besprochen werden. V.6 Münzprivileg Karls IV. für Graf Eberhard II. und V.7 Heller Graf Eberhards II. von Württemberg Nicht nur im Streitfall spielte die Reichspolitik für die einzelnen Territorien des Reiches eine Rolle. Dies kann am Beispiel des Münzprivilegiums für Eberhard II. aufgezeigt werden. Des Weiteren kann hier das Münzwesen im späten Mittelalter allgemein und die große geldgeschichtliche Umbruchphase in der Zeit Karls IV. dargestellt werden. Der ausgestellte Heller dient als Anschauungsbeispiel und kann gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern gedeutet werden, um auf diese Weise zu zeigen, inwiefern eine Münze als Quelle herangezogen werden kann. Ein Vergleich mit den in der Goldenen Bulle festgehaltenen Münzen (VI.1-VI.5) bietet sich an. 7