Werden Stollen oder Bunker von Menschen aufgesucht, stört dies die Tiere. Lärm und Licht scheuchen die Tiere auf. Bunkerhohlräume bieten Tieren Versteckmöglichkeiten, trockene Liegeplätze und Sichtschutz. Daher müssen die bestehenden Westwallanlagen für den Biotopverbund geschützt werden. Der ehemalige Westwall kann die verschiedenen Landschaftsräume als „Grüner Wall im Westen“ zu einem Biotopverbund zusammenführen und so nachhaltig zur Artensicherung beitragen. Der ehemalige Westwall soll zu einem breiten Biotopverbund-Korridor entwickelt werden. Sehr vielfältig ist die Betrachtungsweise der Bunkerthematik. Denkmalschutz, historisch-politische Bildung und Naturschutz – alle eint sie das Interesse an diesen in der Landschaft verbliebenen Betonkörpern. Kooperation Gemeinsame Wege und Ziele Grünen Wall im Westen Der BUND arbeitet mit vielen unterschiedlichen Institutionen eng zusammen. Gemeinsam mit anderen Nutzergruppen suchen wir nach geeigneten Maßnahmen und Konzepten für den Erhalt der Westwallanlagen. Den Denkmalschützern und Historikern ist es ein zentrales Anliegen, dass die baulichen und topographischen Reste des Westwalls als solche erhalten werden. Im Rahmen der politischen Bildung und für die Geschichtsforschung stehen die historischen und politischen Umstände im Vordergrund, die zum Bau und zur Zerstörung der Anlagen führten. Alle Akteure verfolgen das gemeinsame Ziel: den dauerhaften Erhalt der Anlagen des ehemaligen Westwalls. Unter dem Gesichtspunkt: Was einst trennte, soll heute Zeichen für Frieden und Völkerverständigung sein. Wir bekommen in unserer Arbeit Unterstützung von zahlreichen Menschen, die sich seit Jahren mit den Bunkerruinen beschäftigen. Deren Interesse, Fachwissen und Engagement fließen in unsere Arbeit mit ein. Dafür danken wir allen herzlich. Der ehemalige Westwall erinnert an das Geschehene. Er ist ein heute überwiegend in Ruinenform erhaltenes authentisches Zeitzeugnis. Der Erhalt der Anlagen, die in kriegerischem und nationalistischem Geist gebaut wurden, ist Ausdruck der Überwindung von Nationalismus und Gewalt sowie der europäischen Zusammenarbeit in Gegenwart und Zukunft. Bewahrung des Zeitzeugnis durch Schutz der Ruinen und der Lebensräume. Spurensuche Vom Bollwerk zum Projekt-Partner Impressum: Sabine Yacoub (V.i.s.d.P.) Dr. Simone Schneider (Redaktion) Dr. Erwin Manz (Redaktion) BUND Landesverband Rheinland-Pfalz Hindenburgplatz 3, 55118 Mainz [email protected] Foto: Walter Stutterich Mit jedem beseitigten Bunker verlieren wir wertvolle Lebensräume und verringern die biologische Vielfalt. Daher strebt der BUND in Kooperation mit Bundes- und Landesbehörden sowie den Grundeigentümern an, eine dauerhafte Lösung zur Erhaltung zu finden. Der gesamte Bereich des ehemaligen Westwalls muss als länderübergreifender Biotopverbund entwickelt und dauerhaft erhalten werden. Es bestehen eine hohe Schutzbedürftigkeit und -würdigkeit dieser Sekundärlebensräume. Damit ziehen Naturschutz und Denkmalschutz an einem Strang. Die Betonbauten des ehemaligen Westwalls wurden von der Natur zurück erobert. Die Bunkeranlagen bilden wertvolle Rückzugsräume für Tiere und Pflanzen! Foto: Hans-Martin Braun Natur- und Denkmalschutz Hand in Hand Foto: Torsten Weber Foto: Frank Gottschall Foto: Walter Stutterich Foto: Walter Stutterich Die Bunkerruinen reihen sich in der Landschaft wie auf einer Perlenschnur auf! Tiere nutzen die Bunkerruinen quasi als Sprungbrett, um sich von dort weiter zu bewegen. Diese Kette kleiner Biotopinseln durchzieht die Landschaft und verbindet Gewässerläufe, Wälder und Wiesen miteinander. Foto: Walter Stutterich Wildkatzen benötigen zum Gebären und zur Aufzucht von Jungtieren schützenden Unterschlupf. Dieser muss gut vor Feinden – auch vor neugierigen Menschenblicken – versteckt sein. Die Wildkatze erfreut sich an der hohen Mäusedichte und an witterungsgeschützten, trockenen Ruheplätzen, wie dies die ehemaligen Bunker zuhauf bieten. Damit eine Tierart überleben kann, muss ihre genetische Vielfalt auf Dauer gewährleistet sein. Daher müssen verschiedene Populationen durch wandernde Tiere miteinander im Austausch stehen. Ohne Vernetzung ihrer Lebensräume und die Möglichkeit von genetischem Austausch haben die Arten auf Dauer keine Überlebensmöglichkeit. Foto: Walter Stutterich Foto: Walter Stutterich Foto: Carsten Braun Foto: Carsten Braun Foto: Hans-Martin Braun Dachse errichten in Bunkeranlagen ihre „Burgen“. Auch Steinmarder und Füchse nutzen die Innenräume der Bunker als Nahrungsraum und Unterschlupf. Perlenschnur aus Lebensräumen Die Relikte des ehemaligen Westwalls enthalten einen großen Schatz an bedrohten Tieren und Pflanzen. Dieser muss unbedingt dauerhaft erhalten bleiben. Schutz Foto: Torsten Weber Fledermäuse benötigen im Winter einen Unterschlupf mit Temperaturen zwischen 2 und 9 °C sowie eine hohe Luftfeuchtigkeit. Diese Bedingungen sind in vielen Bunkern und Stollen gegeben. Die frostfreien, zerklüfteten Hohlräume sind ein ideales Winterquartier! Biotopverbund Foto: Dr. S. Schneider wertvolle Rückzugsräume Foto: Ulrich Vogel Höhlen Foto: Dr. Erwin Manz Foto: Sebastian Schöne Die Bunkerruinen bieten die unterschiedlichsten Hohlräume und Höhlungen: von ganz kleinen nur wenige Zentimeter großen Spalten bis hin zu ausgedehnten unterirdischen Stollen. Der ständige Bau von neuen Verkehrswegen und die Ausweisung von Baugebieten haben zur Zersiedelung und Zerschneidung der Landschaft geführt. Die Bauwerke und Ruinen müssen als Lebensraum, als Denkmal und als Mahnmal erhalten bleiben! Gehen Sie mit uns auf Spurensuche und lesen Sie mehr von der Vielfalt am ehemaligen Westwall! Strasbourg Kartengrafik: © WS/PW VEWA-ev Der Westwall in Zahlen: - Länge ca. 630 km - ca. 22.000 Bunker und andere Betonbauwerke - ca. 260 km „Höckerlinien“ Denkmalschutz dient dem Naturschutz und umgekehrt. Die Anlagen müssen dauerhaft erhalten bleiben. Die Befestigungsanlagen sind heute unverzichtbare Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Foto: Dr. S. Schneider Foto: Dr. Volker John Foto: Walter Stutterich Foto: Torsten Weber Foto: Walter Stutterich In der Vergangenheit wurden zahlreiche Bunkeranlagen beseitigt oder übererdet. Auch heute noch sind ehemalige Bunkeranlagen von Gefahrenbeseitigungsmaßnahmen und Abriss bedroht. Foto: Carsten Braun Freiburg Ganz andere Lebensbedingungen finden wir an der „Höckerlinie“: Die große Zahl der aus Beton gegossenen „Drachenzähne“ sollte einst das Durchrollen von Panzern verhindern. In Niederungen wurden mit Wasser gefüllte Panzergräben als Barrieren angelegt. Heute haben sich daraus Amphibienparadiese entwickelt. Schließlich sind noch die unterirdischen Stollen und deren Bedeutung für die Fledermäuse und andere Höhlenbewohner zu nennen. Beton als schützenswerter Lebensraum Die „Drachenzähne“ der Höckerlinie und die Betonplatten der Bunkerruinen bieten Flechten unterschiedlich starke Sonneneinstrahlung und Feuchtegrade. Auf engstem Raum wechseln die Eigenschaften des Untergrundes stark. Auch Moosen bietet sich der kalk- und phosphathaltige Beton als Ersatzlebensraum an. Die Betonteile und Höcker laden Mauer- oder Zauneidechse zum Sonnen und Aufheizen ein. Die Eidechsen nutzen das Mosaik aus Kleinstrukturen: exponierte Sonnenplätze, lückige Vegetationsbestände mit Insektennahrung sowie Nischen als Versteckmöglichkeiten. An beschatteten Ruinen wachsen dagegen stattliche Farnwedel, und Feuersalamander verstecken sich unter feuchten Betonbrocken. Vögel schätzen die Betonkörper als Nahrungsplatz sowie Sing- und Ansitzwarte. Zum Nestbau nutzen die Vögel Spalten, Nischen und auch die Moniereisen. Die Betonbauwerke dienen in Regionen mit wenig natürlichen Felsen als Ersatzlebensraum. Unterstützen Sie uns in diesem Projekt! Unterstützung Was Sie tun können Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Rheinland-Pfalz e. V. will mit seinem Engagement bewirken, dass der Bedeutung dieser Anlagen für den Artenund Biotopschutz noch stärker Rechnung getragen wird. Informationen zum Projekt „Grüner Wall im Westen“ gibt es auf den Internetseiten www.gruenerwallimwesten.de. Bei Fragen und Ideen wenden Sie sich gerne an das BUND-Projektbüro „Grüner Wall im Westen“, Pfützenstr. 1, 54290 Trier, Tel. 0651- 48 455, [email protected] Helfen Sie mit und tragen Sie so zum Schutz dieses einzigartigen Lebensraumes im Westen Deutschlands bei! Bitte beachten Sie: Wildkatze, Fledermaus und andere Tierarten werden es Ihnen danken, wenn Sie nicht in die Anlagen hinein gehen. Diese Ruinen sind wertvolle Rückzugsgebiete für bedrohte Tiere. Foto: Dr. Simone Schneider Frankreich Über Jahrzehnte liefen natürliche Prozesse ohne menschliche Lenkung ab, und die Bunkerruinen entwickelten sich so zu „Wildnisinseln“. Wenn im kleinräumigen Wechsel in kleinen Erdvertiefungen Wasserstellen und auf Betonplatten trocken-warme Standorte vorkommen, ist die Standortvielfalt perfekt. Foto: Roland Proess Stuttgart Tiere finden in den strukturreichen Ruinen das ganze Jahr über Nahrung, Schutz und Fortpflanzungsmöglichkeiten. Dies gilt nicht nur für kleine Nagetiere, auch größere Raubtiere wie Fuchs, Dachs und die Wildkatze finden hier Schutz und zudem reichlich Beute. Foto: Thomas Kirchen Karlsruhe Wildnisinseln als Ersatz Felsen Foto: Marko König Die Ruinen des Westwalls sind heute Saarbrücken als Hinterlassenschaften nationalsozialistischer Politik entweder im öffentlichen Bewusstsein wenig präsent oder werden bisweilen immer noch als ungeliebte Zeugnisse einer dem Vergessen anheim zu gebenden Vergangenheit betrachtet. Doch kann eine derartige Verhaltensweise das Geschehene leider nicht ungeschehen machen. Vielmehr sollten durch möglichst umfassenden Erhalt des Westwalls Erinnerung und Mahnung in unserer demokratischen Gesellschaft als Selbstverständlichkeit wie Selbstverpflichtung begriffen werden. Foto: Dr. S. Schneider Westwall Foto: Dr. Simone Schneider Aschaffenburg Lebensräume Der BUND hat sich viel vorgenommen! Foto: Hans-Martin Braun Luftverteidigungszone West (LVZ) Trier Egal, ob im Wald oder in der Agrarlandschaft gelegen, präsentieren sich die Bunkerruinen mit ihren zerklüfteten und felsähnlichen Strukturen als hervorragender Unterschlupf für Wildtiere. Die alten Befestigungsanlagen sind zu echten Rückzugsräumen geworden. Foto: Marko König Deutschland In der Rechtsnachfolge des Deutschen Reiches sind die Anlagen heute ein Sondereigentum der Bundesrepublik Deutschland. Die Bauwerksbetreuung, insbesondere die Verkehrssicherungspflicht, wurde der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben übertragen. Leider stand bei der Behandlung der Anlagen allzu lange die Verkehrssicherung im Vordergrund. Die Verantwortlichen fürchteten, dass sich beim Betreten der Anlagen durch verborgene Hohlräume und herausragende Moniereisen Menschen verletzen könnten. Durch dieses im Vordergrund stehende Sicherheitsdenken entstanden regelmäßig Konflikte zwischen Gefahrensicherung und den Belangen des Natur- und Denkmalschutzes. Es ist doch nur Beton! Nein, nicht nur: Wer genau hinschaut, entdeckt den zierlichen grünen Teppich auf dem eigentlich lebensfeindlichen „Substrat“. Die Ruinen sind mit Moosen und Flechten bewachsen. Gräser, Kräuter, Sträucher und Bäume gesellen sich dazu. Foto: Dr. S. Schneider Interessenskonflikte Foto: Dr. Karl Ludwig Das „aus Beton gegossene BollNiederlande werk im Westen“ stellte im März 1945 für den Vormarsch der alliierten Truppen kein bedeutsames Aachen militärisches Hindernis mehr dar. Dennoch trug der Westwall dazu bei, den sinnlosen Krieg zu verlän- Belgien gern und somit auch die von den Nationalsozialisten betriebene VerLuxemburg nichtungspolitik fortzusetzen. Gefährdung Der Westwall Foto: Dr. Simone Schneider In den Jahren 1936 bis 1940 ließen Festungs-Pionierstäbe der Wehrmacht auf Befehl der nationalsozialistischen Führung entlang der Westgrenze des Deutschen Reiches den „Westwall“ errichten, ein aus Bunkern, Stollen, Höckerhindernissen und Panzergräben bestehendes Verteidigungssystem. Mahnmal Foto: Walter Stutterich Foto: Walter Stutterich Nach dem Zweiten Weltkrieg ordnete der Alliierte Kontrollrat die Zerstörung der gesamten militärischen Infrastruktur an. In den folgenden Jahren wurden die Bauwerke gesprengt. Seitdem stehen die meisten Bunker als Ruinen in der Landschaft. Sie gerieten weitgehend in Vergessenheit und wurden von der Natur zurück erobert.