Echte Herausforderung

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SONNTAG, 22. AUGUST 2010 | NR. 228
MENSCHEN
STYLE
STYLE
Mit Turban und Fussballtrikot am Herd:
Argentiniens Starkoch
Chakall.
SEITE 4
Gewachsene Schönheit: Neue Kosmetika
setzen auf natürliche
Inhaltsstoffe.
SEITE 7
Für einen starken
Auftritt und ein gutes
Gewissen: Bio-Baumwolle ist in.
SEITE 9
REINES GEWISSEN
Echte Herausforderung
PET-Flaschen, Aludosen, Glas – täglich sind wir von unzähligen Materialien umgeben, die zu recyceln sich lohnt. Doch sammeln allein genügt nicht. Es braucht
Innovationen, um aus dem Gesammelten Neues zu machen.
Von Astrid Hüni
Alle kennen ihn, den mehr oder weniger lästigen Gang zur PET-Sammelstelle, zum Glascontainer und zur Alumulde. Für viele ganz selbstverständlich,
der erste Gang vor dem Wocheneinkauf, andere sehen diese «Bürgerpflicht»
als gesellschaftlichen Anlass und als Möglichkeit zum kurzen Schwatz mit
dem lange nicht mehr gesehenen Nachbarn. Längst ist sie eingeläutet, die
Ära, in der Umweltbewusstsein, Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit
eine immer entscheidendere Rolle spielen. Es sind längst nicht mehr nur
Ökos in Sandalen und Handgestricktem, die sich am Sammelcontainer anstellen und recyceln. Umweltschutz und Recycling ist in – und damit auch
zu einem lohnenden Geschäft geworden.
Kleines Land als Vorreiter
Recycling ist mittlerweile ein wichtiges Element im Wirtschaftskreislauf.Wir
Schweizer sind Weltmeister im Sammeln und Recyceln von Verpackungsmaterialien. Insgesamt wurden hirzulande im letzten Jahr rund 38 000 Tonnen PET gesammelt. Das entspricht einerVerwertungsquote von 81 Prozent.
Und das Beste daran: Dank dieses PET-Recyclings konnten 36 Millionen
Liter Erdöl eingespart werden. Eine Menge, die ausreichte, um alle Haushaltungen im Kanton Appenzell Ausserrhoden ein Jahr lang zu heizen. Aber
nicht überall auf der Welt sind die Menschen so Recyling-freudig wie in der
Schweiz – sonst hätte Bankiersohn und Öko-Aktivist David de Rothschild
nicht mit seinem auf alten PET-Flaschen basierenden Katamaran «Plastiki»
über den Atlantik schippern müssen, um auf die Verschmutzung der Meere
aufmerksam zu machen und gleichzeitig ein Zeichen für ein verbessertes
Recycling-Bewusstsein zu setzen.
Innovationen sind (nach wie vor) gesucht
Erfreulich aber, dass in der westlichen Welt neben dem Umweltbewusstsein
auch der Recycling-Gedanke stetig wächst. Ein Beispiel dafür haben wir in
der spanischen Tabernas-Wüste gefunden: Für Francisco Martínez-Cosentino, Firmenchef von Cosentino, einem Hersteller von Küchenabdeckungen,
ist Recycling eine Technologie mit Zukunft. Seit gut einem Jahr ist sein Unternehmen mit einem neuartigen Material auf dem Markt, das zu 75 Prozent
aus recycelten Materialien wie Spiegel, Glas, Porzellan, Steingut und verglaster Asche besteht. «Wir beweisen damit unsere Verpflichtung gegenüber
dem Grundsatz, Umweltbewusstsein, Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt unserer Entwicklung zu stellen», sagt Martínez-Cosentino. «Nachhaltiges Konsumverhalten rückt immer mehr in den Mittelpunkt.Wir müssen uns täglich fragen, wie können wir unser Konsumverhalten fördern und vor allem verändern», so Martínez-Cosentino. Laut Zukunftsforschern führt der erste Schritt in Richtung der Änderung von Herstellungsprozessen. Aber auch die Verbrauchergewohnheiten werden sich in
den kommenden Jahrzehnten grundlegend ändern müssen.
Recycling und Wiederaufbereitung ist Herausforderung, nicht Last
Recycling ist zu einem elementaren Teil der Gesellschaft geworden. Fachleute nennen das Sammeln und Verwerten intelligentes Abfallmanagement. Eine neue Generation von Verbrauchern versteht dies als Herausforderung. Es
geht darum, den Lebenszyklus eines Produkts als ganzheitlichen Prozess zu
betrachten, in welchem Recycling undWiederaufbereitung eine zentrale Rolle spielen. Darin eingeschlossen ist auch der Anspruch ans Design.
REINES GEWISSEN
A L A I N PA S S A R D
DIE SÜDOSTSCHWEIZ AM SONNTAG | 22. AUGUST 2010
2
Genussreicher Leitfaden
gegen die Müdigkeit
Alain Passard, Eigentümer des Pariser 3-Sterne-Restaurants «Arpège», hat die Gastronomie mit
seinen «Haute Couture»-Gemüsemenüs revolutioniert. «Um die Müdigkeit zu besiegen, müssen
wir das Geniessen neu lernen», sagt er. Hier verrät er seinen Leitfaden gegen Müdigkeit.
«Müdigkeit macht sich natürlich in
erster Linie durch äussere Anzeichen
bemerkbar. Man sieht sie im Gesicht.
Möglich, dass ich aus diesem Grund
keinen Spiegel im Badezimmer habe …
Ich bin fest davon überzeugt, dass
man durch die Verwertung natürlicher Ressourcen, insbesondere des
unendlichen Reichtums von Früchten und Gemüse, sein persönliches
Gleichgewicht finden kann. Müdigkeit ist auch ein psychologisches
Phänomen. So ging es mir jedenfalls
1999. Ich hatte es satt, Fleisch zuzubereiten, ich habe überhaupt keine
Freude mehr dabei empfunden. Aus
diesem Grund habe ich es von meiner Karte verbannt und mich dem
Gemüse zugewandt. Ich hatte viel zu
entdecken und neu zu entwickeln.
So habe ich meine alte Form wiedererlangt!
Im Rhythmus der Jahreszeiten zu leben und sich zu ernähren, ist meiner
Meinung nach die beste Methode,
um Stress und Müdigkeit zu bekämpfen.»
Das Leben des Gasts verschönern
«Eine Frau, die müde mein Restaurant betritt, erkenne ich sofort. Meine ganze Aufmerksamkeit gilt nun
vor allem ihr, denn ich möchte sie unbedingt wieder zum Lächeln bringen. Meine Aufgabe ist es, ihr Leben
während der Mahlzeit zu verschönern, sie ihre Sorgen vergessen zu
lassen. Und wenn es mir gelingt,
empfinde ich eine unglaubliche Freude!
In meinem Küchenteam ermüden
die Männer sehr viel schneller als die
Frauen. Im täglichen Leben allerdings auch. Die Kehrseite der Medaille ist, dass bei Frauen, die wirklich erschöpft sind, die Reaktion sehr
viel heftiger ist.
Wir Köche bezeichnen den Moment,
in dem an alle Tische gleichzeitig serviert wird, als ‘die heisse Phase’.Vorspeisen, Hauptgänge und Desserts
müssen dann synchron aufgetischt
werden. Ich versuche immer, in diesen Momenten möglichst keine zusätzlichen Spannungen zu erzeugen,
was nicht immer leicht ist … Ich habe den Eindruck, dass sich die meisten modernen Frauen heute permanent in der ‘heissen Phase’ befinden:
Sie bringen täglich Freunde, Bezie-
naturbelassen wie möglich zu verarbeiten. Spargel gare ich aus diesem
Grund vertikal: zwei Stunden auf
ganz kleiner Flamme in ein wenig
Butter und Champagner. Das Ende
ist knusprig, der Schaft lauwarm und
der Kopf fast roh. Köstlich!
Wechseln Sie den Rhythmus: Das
grösste Kochvergnügen sind für mich
das Grillen und die Bratenzubereitung. Hier geht es darum, die Hitze
im richtigen Moment zu regulieren,
je nach Rezept und Gemüsesorte zu
variieren, besonders lange Garzeiten, das Schmoren und Anbraten
oder starke Hitze auf kleine Flamme
zu reduzieren … Frauen, die in ihrem Leben immer auf Hochtouren
laufen, brauchen zwangsläufig Pausen und Zeit für sich. Sie sollten
wissen, wie man das Tempo und die
Hitze im Leben reguliert und sich
klar machen, dass man sehr viel
leistungsfähiger und ausgeruhter ist,
wenn man ab und zu die PauseTaste drückt. Das ist wie beim Grillen.
Erfrischen Sie sich unter der Dusche:
Ich finde, es gibt nichts Belebenderes
als zu duschen. Baden mag ich überhaupt nicht. Ein Bad macht meiner
Meinung nach eher schlapper, und
ich persönlich fühle mich danach wie
ein dampfgegarter Chicoree.
Spitzengastronom Alain Passard bezeichnet sich als Vollzeitgärtner: «Seit ich drei
Gemüsegärten besitze, habe ich die Sinnlichkeit der Erde schätzen gelernt. Einen
Tag im Garten zu verbringen, ist für mich die reinste Verjüngungskur.»
hung, Arbeit und Kinder unter einen
Hut, und sie lieben dieses Leben!
Aus diesem Grund glaube ich, dass
die Natur vor allem über die Ernährung, aber sicherlich auch über kosmetische Produkte auf Basis von
pflanzlichen Inhaltsstoffen für sie eine Wohltat ist.»
Rezepte für Herd und Leben
«Um die Müdigkeit zu besiegen,
müssen wir meiner Meinung nach
erst einmal neu lernen, uns zu ver-
wöhnen. Bequemlichkeit und alltägliche, festgefahrene Gewohnheiten
müssen wir hinter uns lassen, um
Spass am Genuss guter Lebensmittel
zu haben und um richtig kreativ sein
zu können.
Verfeinern Sie Ihre Küche leise und
diskret: Ich mag dieAusstrahlung natürlicher Frauen. Durch ihre Ausdruckskraft und Frische erscheinen
sie hellwach. In meiner Küche achte
ich sehr stark darauf, die Produkte so
Gehen Sie auf Endeckungsreise: Um
Energie zu tanken und neue Ideen zu
entwickeln oder andere Dinge in mir
zu entdecken, fahre ich einmal im
Monat ins Ausland. Ich lerne neue
Leute kennen, andere Produkte, andere Arten der Zubereitung, und das
tut wahnsinnig gut! Man kann aber
auch sehr weit reisen, indem man
eine Ausstellung im Museum gleich
um die Ecke besucht oder ein Wochenende auf dem Land verbringt …
Deshalb fahre ich auch so oft in die
Bretagne.
Wagen Sie neue Wege: In einer Küche bereitet mir kaum etwas grösseren Spass, als für Unordnung zu sorgen. Das kann man auch auf das tägliche Leben anwenden. Verwöhnen
Sie sich mit verrückten Dingen, um
die Nerven zu stimulieren. Ich liebe
es, meine Gäste mit ungewohnten
Kombinationen wie Schokoladen-
karotten oder Gemüse-Sushi mit
Orléans-Senf zu überraschen.
Sport macht wach: Ich bin überzeugt, dass sportliche Aktivitäten
Müdigkeit reduzieren und fit halten.
Ich gehe Fallschirmspringen, habe
schon über 1000 Sprünge hinter mir
und finde es immer noch spannend,
ins Leere zu springen und mich vom
Luftstrom tragen zu lassen.
Wechseln Sie Ihren Look: Ich beneide Frauen darum, dass sie sich mit
fast nichts komplett verwandeln
können. Ein neuer Duft auf ihrer
Haut, eine andere Farbe als das ewige Schwarz, das sie viel zu oft tragen … Manchmal braucht es nicht
viel, um die Wahrnehmung anderer
Menschen oder Dinge zu beeinflussen. MeineApfeltarte Bouquet de roses entspricht genau diesem Konzept. Ein neu interpretierter Klassiker. Oft reicht ein bisschen Fantasie,
um neue Energie zu tanken.
Die Persönlichkeit des Brokkoli
«Ich befasse mich gerne mit vergessenen Gemüsesorten wie zum Beispiel dem Brokkoli. Er ist ein sehr
schönes und interessantes Gemüse,
aber noch viel zu unverstanden. Ich
liebe es, ihn zu variieren, doch um
die Quintessenz aus ihm herauszuholen, dieses leicht blumige Aroma
von Heidekräutern, bedarf es sehr
viel Fingerspitzengefühl.
Brokkoli wird meist durch Dampfgarung malträtiert, durch die er seine
ganze Persönlichkeit verliert. Ich finde, dass man seine Vorzüge sehr viel
besser herausarbeitet, indem man
ihn räuchert, gratiniert oder flambiert, also ein bisschen Kreativität
einbringt. Brokkoli sprudelt geradezu vor Vielseitigkeit, denn er verleitet zu einzigartigen Kombinationen.
Er entfaltet seine ganze Persönlichkeit am besten mit anderen Elementen. Zum Beispiel mit einer Austernemulsion und etwas Essig sowie Muscadet. Das reinste aromatische Feuerwerk!
Im ‘Arpège’ bereiten wir ihn häufig
als Mousseline zu. Aber auch als
wunderbares ‘Brocolisotto’, ein Risotto, in dem der Brokkoli den Reis
ersetzt. Das erfordert natürlich
höchste Sorgfalt beim Schneiden und
Verarbeiten.»
HAUTPFLEGE
Frischekick für das Gesicht der Generation 30+
Dem Gesicht ist die Müdigkeit der Haut zuerst anzusehen. Unausgewogene Ernährung, Tabak, Alkohol, Termindruck, Umweltverschmutzung, Schlafmangel – die
Haut leidet immer. Sie ist in der körpereigenen Versorgungskette die erste, die mit Giftstoffen in Kontakt
kommt, und die letzte, die mit Nährstoffen versorgt
wird. Kann sich der Körper nicht mehr vollständig regenerieren, wird die Müdigkeit sichtbar.
Das Leben heutiger Frauen zwischen 30 und 40 ist vollgepackt mit den genannten Stressfaktoren. Die Generation 30+ profitiert von den Errungenschaften der
Frauenbewegung. Die Folge davon: Diese Frauen wollen (zu) viel unter einen Hut bringen. Und irgendwann
beim Blick in den Spiegel stellen sie fest, dass ihre Haut
müde wirkt. Erste Alterserscheinungen?
Kosmetikhersteller Biotherm bekämpft die sichtbaren
Zeichen müder Haut mit Hilfe von Frucht- und Gemüsewirkstoffen. Da auch SpitzengastronomAlain Passard
auf Gemüse setzt, spannt man zusammen. Er ist Botschafter der Frischekosmetik «Skin.Energic».
fam
Serum, Tages- und Nachtcreme: Ab Oktober ist die Biotherm-Pflegelinie gegen müde Haut «Skin.Ergetic» erhältlich.
REINES GEWISSEN
RECYCLING
DIE SÜDOSTSCHWEIZ AM SONNTAG | 22. AUGUST 2010
3
Schutt und Asche
in der Küche
Eine moderne, hochwertige Küchenabdeckung aus Altglas, Glasasche und alten Spiegeln herzustellen liegt im
Trend. Dem spanischen Marmorspezialisten Cosentino ist es gelungen, in einem völlig neuen Verfahren den
Ansprüchen von Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein gerecht zu werden.
Von Astrid Hüni
In unseren Breitengraden ist der Süden Spaniens, namentlich die Gegend um die StadtAlmería, vor allem
durch die riesigen Gewächshäuser
bekannt. Kommen doch viele der
hierzulande gegessenen Tomaten,
Peperoni und anderen Gemüse von
dort.
Die Gegend ist heiss und sehr trocken; kein Wunder, befindet sich in
dieser Ecke zwischen Granada und
Valencia auch die einzige Wüste
Europas, die Desierto de Tabernas.
Rund 3000 Sonnenstunden pro Jahr
sind die Regel. Die auf den ersten
Blick öde wirkende Landschaft hat
es aber in sich.Wegen ihrer Ähnlichkeiten mit dem «Wilden Westen»
Nordamerikas sowie den Wüsten
Nordafrikas und Arabiens dient die
Desierto de Tabernas seit den Fünfzigerjahren als Drehort für zahlreiche hochkarätige Filme undWestern.
Hier sind «Lawrence von Arabien»,
«Für eine Handvoll Dollar», «Indiana Jones und der letzte Kreuzzug»
sowie viele weitere Kassenschlager
entstanden.
Der grosse «Paco»
Aber in dieser Gegend gibt es neben
Hollywoodträumen noch einen anderen wertvollen Schatz: Marmor.
Dessen Abbau hat in den Steinbrüchen von Macael bei Almería seit
Jahrhunderten Tradition.
Seit mehr als 50 Jahren mischt die
Familie Cosentino im Marmorgeschäft mit. Umsichtiges Wirtschaften und Investition in neue Technologien lassen das Familienunternehmen stetig wachsen. «Cosentino
musste in seiner langen Geschichte
aber auch einige herbe Rückschläge
einstecken, und einmal stand ich
kurz davor, alles zu verlieren», sagt
Francisco «Paco» Martínez-Cosentino, der Patron der Firma. Aber weil
er sich auf seine Familie – zu der er
auch alle Mitarbeiter zählt – verlassen konnte, fand der beeindruckende
Unternehmer auf die Gewinnerstrasse zurück. 2008 wurde der gebürtige Andalusier von «El Mundo»
gar zum «Unternehmer derWelt» ernannt.
Mit viel unternehmerischem Gespür
führt der charismatische Firmenchef
sein Imperium. Heute ist Cosentino
einer der wichtigsten Arbeitgeber in
der sonst wirtschaftlich schwachen
Region um Macael. Der Durchbruch
gelang Cosentino aber nicht mit Mar-
Charismatischer
Firmenchef:
Francisco
«Paco» MartínezCosentino.
mor und Granitsteinen, sondern mit
einer revolutionären Erfindung. «Ich
achte stets darauf, in immer neue
Technologien zu investieren», erklärt Martínez-Cosentino.
Lange haben die Cosentino-Forscher
getüftelt und ausprobiert, nach vielen Versuchen ist es 1990 geglückt:
Das Unternehmen entwickelt Silestone, eine künstlich hergestellte
Steinabdeckung aus Quarz. Diese
Erfindung katapultierte Cosentino
zum weltweiten Marktführer in Sachen Steinoberflächen.
Innovativ ins neue Jahrtausend
Silestone ist eine besonders harte
Steinplatte, ideal für Küchenoberflächen, aber auch für Wandabdeckungen, Lavabos oder Duschen.
Es besteht zu 93 Prozent aus natürlichem Quarz. Quarz ist nach Diamant
eines der härtesten Minerale.
Aufgrund seiner Härte und der extrem dichten Oberfläche, die eine
feuchtigkeit- und schmutzabweisende
Funktion hat, ist Silestone ein sehr
pflegeleichtes, kratzfestes und langlebiges Produkt. Zudem ist die Arbeitsplatte mit Microban, einem integrierten Hygieneschutz, ausgestattet.
Die antibakterielle Silestone-Arbeitsplatte wurde vom US-amerikanischen Nachrichtenmagazin «Time»
als «eine der sieben herausragendsten technologischen Erfindungen des
21. Jahrhunderts» bezeichnet.
«Wir stehen am Beginn einer neuen
Ära», ist sich Francisco MartínezCosentino sicher. Umweltbewusstsein, Umweltfreundlichkeit und
Nachhaltigkeit spielen in der modernen Gesellschaft eine immer wichtigere Rolle.
Diese Grundsätze setzt Cosentinos
Firma durch konsequentes Recycling
um. Vor gut einem Jahr wurde die
Oberfläche Eco entwickelt, ein
Kunststein, der zu rund 75 Prozent
aus rezyklierten Materialien besteht,
ein Mix aus Altglas, gebrauchten
Spiegeln, Glasasche und Keramik. Im
ersten Produktionsjahr sind 65 Millionen Altglasflaschen, 530 Kubikmeter Glasasche, zwei Millionen
Quadratmeter Spiegel und eine grosse Menge Keramik verarbeitet worden. Die restlichen 25 Prozent der
Bestandteile setzen sich aus Natursteinen und natürlichen Harzen zusammen. Mit Eco entspricht Cosentino einem zunehmenden Bedürfnis
und der wachsenden Nachfrage nach
ökologischen Produkten – davon ist
nicht nur der Firmenchef überzeugt.
Ein grosser Treffer
Mittlerweile beschäftigt die Firma
über 2500 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, weitere Expansionen
sind geplant. Am Hauptsitz werden
in den nächsten zwei Jahren zwei
weitere Fabrikationshallen sowie
ein zusätzliches Logistikzentrum er-
stellt. «Aber auf dem Erfolg von
Silestone dürfen wir uns nicht ausruhen», sagt der Firmenchef und blickt
dabei bereits in die Zukunft. Und er
fürchtet sich dabei auch nicht vor der
Konkurrenz aus Fernost: «Nur billig
zu produzieren reicht in unserem
Segment nicht aus», sagt MartínezCosentino, «unser Name steht für
höchste Qualität und Verlässlichkeit,
und das ist unser Kapital, das nicht
kopiert werden kann.»
Mit Silestone und Eco hat Cosentino
das sprichwörtliche Goldkörnchen
in der Wüste gefunden. Dieser
Schatz will gehütet werden. «Das
Herstellungsprinzip ist geheim, und
wir hüten das Verfahren wie unseren
Augapfel», führt Jan Schuitemaker
von Cosentino aus. Der gebürtige
Holländer lebt seit bald 30 Jahren im
Süden Spaniens und fühlt sich hier
heimisch.
Eine seiner grossen Leidenschaften
sind Filme. Schuitemaker hat es sich
zum Hobby gemacht, in der Freizeit
in und um seine neue Heimat Almería nach Schauplätzen von Hollywoodstreifen Ausschau zu halten.
Das Gespräch mit ihm wird dann
auch richtig spannend, als er beginnt
Dutzende von Filmen aufzuzählen –
unter anderem «Conan, der Barbar»
– und gleich auch die entsprechenden Szenen zu beschreiben, die nur
wenige Kilometer vom Hauptsitz
seines Arbeitgebers gedreht wurden.
Eco ist das
jüngste Kind aus
der umfangreichen CosentinoFamilie. Die
Küchenabdeckung
wird aus Altglas,
alten Spiegeln,
Glasasche und
Keramik hergestellt.
Der Hauptsitz
von Cosentino
liegt in einer der
sonnenreichsten
Gegenden
Spaniens
in Almería.
MENSCHEN
K A F F E E K L AT S C H M I T …
DIE SÜDOSTSCHWEIZ AM SONNTAG | 22. AUGUST 2010
Chakall
H A P P Y B I R T H D AY
Mats Wilander
Weltenbummler, Musiker, Paradiesvogel – all diese Bezeichnungen treffen beim argentinischen
Koch mitten ins Schwarze. In Portugal bereits ein Star, macht sich Chakall nun auf, auch das
deutschsprachige Europa zu erobern.
Von Astrid Hüni
Sich mit ihm zu einem Gespräch zu
treffen ist, wie wenn man sich mitten
in einen Haufen geschäftiger Ameisen setzen würde. Stillzuhalten ist
nicht seine Stärke. Er ist der Exot
unter den Spitzenköchen Europas:
Chakall.
Eigentlich stammt der quirlige Topfkünstler aus Argentinien, in seinen
Adern fliesst aber auch indianisches,
französisches, baskisches, galizisches, italienisches und nicht zuletzt
auch Schweizer Blut. Einer seiner
Grossväter war Schweizer – und
nach Argentinien ausgewandert.
«Gemeinsam kochen verbindet»
Wir treffen uns am Rande einer
Kochveranstaltung, an der Chakall
gemeinsam mit rund 20 Personen ein
Essen inklusive Apéro und Dessert
zubereitet. «Das mag ich am liebsten, gemeinsam kochen verbindet»,
sagt er. Die mitkochenden Laien profitieren dabei vom Wissen des Profis.
Trifft man den 38-Jährigen zum ersten Mal, überrascht er einen mit
einer speziellen Mischung aus
stechendem Blick und herzhaftem
Lachen. Ein orientalisch anmutender
Turban auf dem Kopf und eine gute
Portion Humor sind Chakalls Markenzeichen. Eigentlich passt er so
ganz und gar nicht in das Bild, das
man landläufig von einem Gourmetkoch hat. Auch wenn man schon
einige schräge Vögel der Kochzunft
getroffen hat, für Chakall trifft ein
Attribut ganz sicher nicht zu: Durchschnitt. Eigentlich nicht weiter überraschend, dass er beim Interview seine Gesprächspartner ganz unorthodox zum Tomatenschneiden auffordert.
«Ich brauche Musik»
Plötzlich schallt südamerikanische
Musik durch die Küche. Ein lachender Chakall fordert auf: «Noch mehr
Tomaten.» Die Musik kommt von
seinem Laptop, der ist vollgepumpt
mit heissen Rhythmen: «Ich brauche
Musik, wenn ich koche. Also eigentlich brauche ich immer und für alles
Musik», doppelt Chakall nach. Dass
der umtriebige Zauberer am Herd
hierzulande noch beinahe unbekannt ist, überrascht. In seiner Wahlheimat Portugal ist er nämlich ein
richtiger Star, mit eigener Kochsendung und eigenen Kochbüchern.
Eines dieser Bücher – «Chakall
kocht» (Dorling Kindersley Verlag) –
erscheint im September endlich auch
in deutscher Sprache. Dann können
Kochbegeisterte hierzulande à la
Chakall kochen.
Aber nur Kochen allein genügt dem
Rastlosen nicht. Der «Koch-Autodidakt» schreibt Reiseberichte und
Kolumnen für diverse Zeitungen, betreibt ein Catering-Unternehmen
und ein Sterne-Restaurant in Lissabon sowie ein Restaurant in Porto,
und im Herbst wird er sein erstes
Bistro in Berlin eröffnen. Dort lebt
der Argentinier, wenn er gerade mal
nicht in Portugal oder auf Reisen ist,
gemeinsam mit seiner Frau, der deutschen Schauspielerin Svenja Beneke
und den drei gemeinsamen Kindern
Zoél, Soluna und Leanne.
Das Kochen, die Welt, der Turban
Kosmopolit ist Chakall nicht nur wegen seiner Herkunft, er ist ein echter
Weltenbürger. Bereits über 100 Länder hat er bereist. Angenehmer Nebeneffekt: Er spricht sechs Sprachen
fliessend – Französisch, Portugiesisch, Deutsch, Spanisch, Englisch
und Arabisch. Sein Markenzeichen,
der Turban, ist darum auch kein
Mode-Gag, sondern das Mitbringsel
von einer zweijährigen Afrikareise,
die Chakall mit seinem alten Land
Rover vor einigen Jahren unternommen hat. Mit dem Turban schützte er
sich auf dem heissen Kontinent vor
der Hitze, «und ich hasse Kochmüt-
4
Mats Wilander wuchs in der südschwedischen KleinstadtVäxjö auf und spielte bereits imAlter von 15 Jahren sein erstes Match auf der ATP-Tour. Ihm gelangen
in seiner Karriere als Tennisprofi 33 Turniersiege, unter anderem auch sieben Grand-Slam-Titel, sowie drei
Davis-Cup-Siege mit dem schwedischen Team. Wilander stand 20Wochen an der Spitze der ATP-Weltrangliste. Nach vielen sportlichen Höhepunkten folgte
1995 der Tiefpunkt: Wilander wurde bei den French
Open positiv auf Kokain getestet. Im Jahr darauf beendete er seine aktive Karriere, blieb aber dem Tennis
weiter eng verbunden. Er arbeitete bis letzten Oktober als schwedischer Davis-Cup-Kapitän und Trainer.
Wilander lebt mit seiner Frau Sonya und vier Kindern
in den USA.
Name: Chakall
Alter: 38 Jahre
Nationalität:
Argentinien
Wohnorte: Berlin,
Porto und Lissabon
Arbeitsort:
Gourmetrestaurant
«Quinta dos
Frades», Lissabon
zen», sagt er. «Da kam derTurban gerade recht, ich habe ihn behalten und
trage ihn nun auch bei der Arbeit in
der Küche.»
Fussballtrikot statt Kochbluse
Schwungvoll werden nun den klein
gehackten Tomaten Knoblauch, Oregano, Salz, Zucker und Olivenöl untergemischt. Chakall hat aber nicht
nur seine Kochtöpfe im Griff. Er ist
auch ein grossartiger Entertainer und
– wie es sich für einen echten Südamerikaner gehört – ein angefressener Fussball-Fan. Darum trägt er gerne zu Kochjacken umfunktionierte
Fussballshirts. Sein Sponsor Puma
hat diese eigens für ihn entworfen.
Bei unserem Treffen trägt Chakall
das Nationaltrikot Kameruns. «Ich
habe aber auch ein Schweizer Shirt,
ist doch logisch.» Aber eigentlich
schlägt sein Fussballerherz für Argentinien – für Messi und Co.
So ganz nebenbei verrät der ehemalige Musikjournalist Chakall, dass er
auch noch ein Instrument spielt.Welches? «Ich zupft die Sitar, ein indisches Instrument, das mindestens 19
Saiten hat.»
Kochen und Spass
«Lauter!» ruft Chakall plötzlich.
Sein Assistent lässt heisse südamerikanische Rhythmen durch die Küche
hallen, Chakall springt auf und beginnt zu tanzen. Er fordert die Umstehenden auf, ebenfalls die Hüften
zu schwingen. Und so endet ein aussergewöhnliches Gespräch unter
fröhlichem Lachen.
Aus den klein geschnittenenTomaten
sind mittlerweile köstliche Bruschette geworden.
Quinta dos Frades
Geboren:
Wohnort:
Beruf:
am 22. August 1964 in Växjö, Schweden
Sun Valley, US-Bundesstaat Idaho
Tennisspieler (ATP Champions Tour), Tennistrainer
KNIGGE
Blumen schenken
Sie sind ein wunderschönes Geschenk, doch viel zu
oft müssen Blumen auch aufgrund von Ideenlosigkeit als Notnagel-Präsent herhalten. Wer bewusst
einen Strauss schenkt, sollte darauf achten, zum
Anlass passende Blumen zu wählen. Dann bleibt
das Geschenk nämlich in guter Erinnerung und sichert Sympathien.
Noch im 18. Jahrhundert war die Sprache der Blumen allgemein bekannt. Jeder Haushalt, der etwas
auf sich hielt, besass ein damals übliches Buch der
Blumensprache.
Eine eindeutige Sprache sprechen Rosen. Sie stehen für grosse und leidenschaftliche Liebe. Sie sollten wirklich nur für Liebeserklärungen gewählt
werden. Ganz wichtig: Im Geschäftsleben niemals
Rosen verschenken. Und selbst wenn es keine Rosen sind, sollte mit einem roten Strauss vorsichtig
umgegangen werden. Rot signalisiert Leidenschaft
oder Liebe, besonders wenn im Strauss Gladiolen,
Dahlien, Gerbera oder rote Nelken enthalten sind.
Andersfarbige Rosen gelten zwar nicht als Liebesbeweis, aber doch als Bitte um oder als Zeichen von
Zuneigung, Verehrung, Nähe oder Freundschaft.
Deswegen sollte man Fremden oder gar Geschäftspartnern niemals Rosen schenken.
chch
Beilage zur «Südostschweiz am Sonntag»
Redaktion: Mirjam Fassold (Leitung),
Astrid Hüni
Im Herzen von Lissabon betreibt Chakall eines der besten Restaurants der portugiesischen Hauptstadt. Im
«Quinta dos Frades» serviert er seinen Gästen das ganze Spektrum seines Könnens. Er überzeugt durch Kreativität und Innovation. Das Restaurant des jungenArgentiniers ist in kürzester Zeit zum kulinarischen Hotspot
der Stadt geworden. Auf raffinierteste Weise kombiniert
Chakall südamerikanische, mediterrane, afrikanische
und asiatische Aromen und kreiert so eine wahre Erlebnisreise für den Gaumen.
hue
Gourmetrestaurant «Quinta dos Frades», Rua Luis de Freitas
Branco 5 D, Lissabon; www.quintadosfrades.com.
Redaktion «Chili»
Die Südostschweiz, Postfach 102, 7007 Chur
Telefon 081 255 50 50
E-Mail: [email protected]
Anzeigen: Südostschweiz Publicitas AG, Chur
Comercialstrasse 20, Postfach, 7007 Chur
Telefon 081 255 58 58
E-Mail: [email protected]
Bilder dieser Ausgabe: Marco Hartmann, Astrid Hüni,
Keystone, Pressedienste.
BEI TISCH
A U S G E L Ö F F E LT
DIE SÜDOSTSCHWEIZ AM SONNTAG | 22. AUGUST 2010
5
Städtlibeiz, Ilanz
Durch die Ilanzer Altstadt weht ein frischer Wind. Mit Patrick Buser steht in der
«Städtlibeiz» ein Koch am Herd, der ein beachtliches Palmarès vorweisen kann
– und doch nur seinen Gast glücklich machen will.
Von Gisela Femppel
Patrick Buser
und Claudia
Voccia vor ihrer
«Städtlibeiz».
Aus der glamourösen Welt der Spitzengastronomie hinein ins beschauliche, bodenständige Leben in den
Bergen – Patrick Buser ist als Koch
einenWeg gegangen, der nicht alltäglich ist. Vor wenigen Wochen hat er
zuammen mit seiner Lebenspartnerin Claudia Voccia die «Städtlibeiz»
in Ilanz übernommen, hat den JetSet gegen Bodenständigkeit eingetauscht. Es muss die berühmte «Liebe auf den ersten Blick» gewesen
sein.Was angesichts des «Objekts der
Begierde» auch nicht verwundert.
Gemütlichkeit strahlen die beiden
Mini-Gasträume der «Städtlibeiz»
aus, das beinahe 650 Jahre alte Haus
zeigt derweil Charakter.
Von Stucki über Mosimann …
Der Rucksack, den Buser mit nach
Ilanz gebracht hat, ist voluminös. In
den 20 Jahren seiner Karriere war der
Baselbieter bisher nur im Kochhimmel unterwegs. Schon als er anfing, lag kein profanes Schnitzel in
seiner Pfanne, seine Lehre begann er
direkt bei «Altmeister» Hans Stucki
in Basel. Nach einem Abstecher ins
«Beau Rivage» in Interlaken landete
Buser als einziger Deutschschweizer
in der Küchenbrigade von Fredi Girardet in Crissier – eine wie er sagt
sehr harte, aber supergute Erfahrung.
Bereits mit 23 Jahren stand Buser zuoberst in der Hierachie: Er kehrte ins
«Beau Rivage» als Küchenchef zurück, um das neue À-la-carte-Restaurant zu übernehmen und sich 16
«GaultMillau»-Punkte zu erkochen.
Weiter gings mit einem erfolgreichen
Zwischenstopp im «Victoria Eden»
in Adelboden und langen Jahren im
«Albana» in Silvaplana, bevor sich
Buser neben die nächste Koryphäe
an den Herd stellte: Zwei Jahre lang
pendelte er für Anton Mosimann
zwischen London und dessen Dependance in Olten hin und her. Ein
«vorbildlicher Kollege» sei Mosimann gewesen, erzählt Buser.
… bis zur Goldküste
Noch war Busers Wanderleben aber
nicht zu Ende. Für sein anschliessendes Engagement im Hotel «Widder»
in Zürich gabs vom «GaultMillau»
nicht nur erneut 16 Punkte, sondern
auch grosses Lob: «Besser als im
TRAFOIER
‘Widder’ isst man in Zürich City selten.» Als sich vor wenigen Jahren eine längerfristige berufliche Perspektive im «Kunsthof» in Uznach zerschlug, zog sich Buser ins gastronomische Privatleben zurück, er begab
sich in den Dienst eines Nobelhaushalts an der Zürcher Goldküste und
bekochte etliche prominente Gäste.
Ein solch glanzvolles Vorleben könnte einen einfachen Gast durchaus
von einem Besuch der «Städtlibeiz»
abhalten. Bitte nicht! Buser ist nämlich ein unkomplizierter, aufgeschlossener Gastgeber, der sich nicht
zu schade ist, seine Kreationen selbst
zu servieren. Und mit ClaudiaVoccia
hat er eine Partnerin an der Seite, die
als gastronomischer Neuling ebenso
unbeschwert auf die Gäste zugeht
und überall fleissig mitanpackt. Vor
allem aber ist Busers Küche alles andere als abgehoben oder teuer – und
dennoch vom Feinsten. Er bezeichnet sie als verständlich, leicht und
bekömmlich – und sie ist gesund. Bei
Buser wird auch glutenfrei gekocht.
Dass die «Städtlibeiz» ein Alltagsbeizli sein will, zeigt sich schon bei
den Öffnungszeiten.Von 11 Uhr vormittags bis spät am Abend ist der
Die Brombeere
Der deutsche Name der Brombeere
hat sich aus dem Althochdeutschen
entwickelt: Damals nannte man sie
brâma beri – die Beere des Dornenstrauchs. Denn dornig sind sie, die
Brombeersträucher, schliesslich zählen sie auch zu den Rosengewächsen
(Rosaceae).
Jörg Trafoier (43) ist Küchenchef im Restaurant «Kuppelrain» im Vinschgauer Dorf Kastelbell. Zusammen mit Gattin Sonya EggerTrafoier (49), einer «Donna del Vino», hat er
das Restaurant 1988 übernommen, umgebaut und baulich wie kulinarisch aufpoliert –
16 «GaultMillau»-Punkte und ein «Michelin»-Stern stehen derzeit zu Buche.
Der alte
Gewölbekeller
bietet eine
perfekte
Ambiance für
einen Apéro.
In unserem Garten wachsen und reifen derzeit die schönsten Brombeeren; im Frühling hatten uns die Sträucher mit rosa und weissen Blüten erfreut. Doch jetzt beginnt hier in Südtirol die Brombeer-Erntezeit. Da wir
verschiedene Sorten gepflanzt haben, zieht sich die Ernte bis in den
Oktober. Ich habe mir sagen lassen,
dass es mittlerweile in Mitteleuropa
über 400 verschiedene (Klein-)Arten
von Brombeeren geben soll – in unserem Garten gedeihen deren sieben.
te geht das Brombeerpflücken bequemer: Wer immer von der Familie
Zeit hat, geht mit einer kleinen
Schüssel auf die Gartenterrasse und
pflückt die reifen Früchte. Derzeit
gibt es jeden Tag frische, reife Brombeeren – in Südtirol nennen wir sie
Muiren. Dies, weil die Beeren verschiedene Reifezeiten haben.
Im Frühjahr freuten sich unsere Gäste, wenn die Bienen an den Brombeerblüten fleissig Honig sammelten. Jetzt hängen die Beeren an den
Seitentrieben der Pflanzen so
schwer, dass sie fast auf die Teller der
Gäste fallen – gerade so, als warteten
die Beeren in ihrer prallen Fülle nur
darauf, verkostet zu werden.
Die enorme Formenvielfalt der
Brombeeren kommt daher, dass sich
diese Pflanze einfach und rasch vermehrt – durch Samen,Ausläufer oder
auch durch Absenker.Wird beispielsweise ein junger Ast vom Brombeerstrauch mit etwas Erde und einem
Stein bedeckt, bildet er Wurzeln.
Später kann er von der Mutterpflanze getrennt und als eigenständige
Pflanze (Klon) eingepflanzt werden.
Aus den Brombeeren machen wir
Konfitüre: Nimmt man nur Brombeerfrüchte zum Einkochen, so ist es
ratsam, die Hälfte der eingekochten
Konfitüre durch ein Passiersieb zu
streichen, die ganze Masse wieder
aufkochen zu lassen, mit Kandiszucker nach Belieben zu süssen und
kochend heiss in Gläser abzufüllen.
Wir machen das deshalb, weil einige
Brombeerarten winzige Kerne haben; wenn es deren viele sind, ist dies
beim Verzehr der Konfitüre alles andere als angenehm.
Schön war die Kindheit, als wir vom
Fuchsbandwurm keine Ahnung hatten und es die heute allgegenwärtigen Umweltverschmutzungen noch
nicht gab. Damals verzehrten wir jede wild wachsende Brombeere, die
wir an einer Mauer oder am Waldrand fanden, sofort. Deshalb kamen
wir oft mit blauen und mehr oder weniger zerstochenen Fingern sowie
zerkratztenArmen nach Hause. Heu-
Aus frischen oder auch aus getrockneten Brombeerblättern lässt sich
ein guter Tee zubereiten, den ich aus
Neugierde manchmal trinke, ohne
irgendwelche Beschwerden zu haben. Laut einer Anekdote, die im
grossen Kräuterheilbuch des Schweizer Kräuterpfarrers Künzle zu finden
ist, soll Brombeerblättertee bei «heftig beschleunigter Verdauung» Linderung bringen.
Gast willkommen. Es gibt Mittagsmenüs, es gibt Kaffee und hausgemachte Kuchen, es hat Platz für das
Feierabendbier oder ein Glas Wein.
Selbst was am Abend auf dem Menü
steht, das kann und sollte man im
Alltag des Öfteren haben. Denn, wer
einmal einen Capuccino von der Kokosnuss mit Zitronengras parfümiert
oder Tagliatelle mit frischen Trüffeln
genossen hat, wer sich mit gebratenen Riesencrevetten oder einem
australischen Lammrückfilet ein
wohliges Völlegefühl verschafft hat,
und wer sich dann noch ein Pannacotta auf Sauerkirschenkompott
gönnte – der muss einfach wieder
kommen.
Sie könnten dem Chef dann auch
mithelfen, seinen urigen Weinkeller
zu füllen, weil der noch freie Gestelle für die Lieblingsweine seiner Gäste hat. Vielleicht trinken Sie bei Ihrem Besuch ja zuerst mal ein Kännchen wunderbaren frischen Tee …
Restaurant «Städtlibeiz»,
Rosmaringässli 1, 7130 Ilanz;
Tel. 081 925 25 05; [email protected];
Sonntag und Montag Ruhetag. Dienstag
bis Samstag ab 11 Uhr geöffnet.
GLASKLAR
Griechische Überraschung
Weinbau hat in Griechenland eine jahrtausendealte Tradition – auf der nördlichsten Ägäis-InselThasos beispielsweise
kannte man bereits vor 2400 Jahren ein
sehr strengesWeingesetz, das den Handel
mit Trauben, Most und Wein sowie die
Kennzeichnung der Amphoren regelte.
Und dennoch, wenn das Stichwort
«Griechischer Wein» fällt, denken
Herr und Frau Schweizer eher an
Udo Jürgens’ gleichnamigen Welthit aus dem Jahr 1975 denn an qualitativ hochstehenden Rebensaft.
Dies zu ändern, hat sich die Firma
Kantos zur Aufgabe gemacht. Der
Importeur griechischer Weine arbeitet unter anderem mit dem 1997
gegründeten Weingut Alpha Estate
in Nordwestgriechenland zusammen. Dessen Rebfläche erstreckt
sich über 65 Hektaren. Die Hauptrebsorte in diesem Gebiet ist Xinomavro. Sie liefert säurebetonte Weine mit unverkennbarer Aromatik,
liefert und verträgt den Ausbau in
Barriques gut.
Wir haben aus dem Alpha-Estate-Sortiment den Axia
Red 2006, VDP Florina – Florina bezeichnet in Griechenland einen Landwein – gekostet und waren positiv
überrascht. Die Cuvée (60 Prozent Xinomavro, 40 Prozent Syrah) schimmert purpurrot im Glas. In der Nase
wartet sie mit einem vollen Bouquet von schwarzen
Beeren, Kirschen, Gewürzen und Vanille (neun Monate in kleinen Barriques) auf. Am Gaumen überzeugen
die ausgewogene Säure und die schön eingebundenen
Tannine. Der Wein hat einen guten Abgang – und ein
erstklassiges Preis-Leistungs-Verhältnis.
fam
Axia Red 2006, VDP Florina. Fr. 18.90. Kantos GmbH Greek
Wines, Huebacher 13B, 8153 Rümlang; Tel. 044 818 02 58.
www.kantos.ch und www.greekwines.ch.
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DIE SÜDOSTSCHWEIZ AM SONNTAG | 22. AUGUST 2010
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Schönheit kann wachsen
HAUTSACHE
Brokkoli, Granatäpfel, Basilikum, Kurkuma, Pilze und Äpfel gehören nicht nur zu
einer ausgewogenen und schmackhaften Ernährung, sondern auch zu einer gesunden Haut. Auch bei äusserer Anwendung.
Von Mirjam Fassold
Über 80 Prozent der Weltbevölkerung wenden sich in medizinischen
Belangen der Pflanzenwelt zu. Auch
viele Haut-Pharmazeutika waren ursprünglich Pflanzenheilmittel. In der
westlichen Gesellschaft drängte der
industrielle Fortschritt das uralte
Wissen um die wohltuendenWirkungen von Pflanzen lange Zeit in den
Hintergrund. Mittlerweile aber besinnt sich die moderne Gesellschaft
auf die Wurzeln. Und damit auch auf
Pflanzenwirkstoffe, die der Schönheit dienen. Kosmetikfirmen und
-linien, die auf Natur und Nachhaltigkeit setzen, boomen.
Ohne Erdöl …
Dass ein Produkt die gewünschte
Wirkung hat, ist beim Kauf von Kosmetika nur noch eines von vielen
Entscheidungskriterien.Weitere sind
der Duft und die Frage von Tierversuchen und Allergietest. Zunehmend
an Bedeutung gewinnt die Provenienz der Inhaltsstoffe.
Die amerikanische Marke Origins
hat sich bei ihrer Gründung vor
20 Jahren der natürlichen Kosmetik
verschrieben. Ihre Produkte würden
«mit natürlichen organischen Inhaltstoffen und 100 Prozent natürlichen
ätherischen Ölen» hergestellt, heisst
es. Der Hersteller ist stolz, bei der
Produktion weder Mineralöl noch
tierische Inhaltsstoffe zu verwenden.
Nun setzt auch die zum L’OréalKonzern gehörende Marke Biotherm
mit ihrer «Skin.Ergetic»-Linie auf
dieses Pferd. Die Produkte seien
paraben- und mineralölfrei –
«97,5 Prozent der Inhaltsstoffe der
Tages- und Nachtpflege sind natürlichen Ursprungs», lassen die Biotherm-Verantwortlichen verlauten.
… aber mit natürlichen Vitaminen
Die Kosmetikindustrie setzt nun also auch – oder wieder – auf erneuerbare Ressourcen. Dabei packt sie das
Beste aus einerVielzahl von Pflanzen
in ihre Cremes und Seren. Im neuen
Biotherm-Serum beispielsweise verpassen Brokkoli, Soja-Proteine und
native Apfelzellen der Haut einen
Frischkick. Bei der zum EstéeLauder-Konzern gehörenden Marke
Clinique setzt man seit längerem auf
die Vitamine aus dem Granatapfel.
Sie schützen vor freien Radikalen
und damit vor Entzündungen – die
Haut bleibt gesund und altert langsamer.
Origins arbeitet seit einiger Zeit mit
dem Mediziner und Botaniker AndrewWeil zusammen, der als Pionier
der integrativen Medizin gilt. Aus
dieser Kooperation entstand die
Linie «Dr.Andrew Weil for Origins»,
die nun mit neuen Produkten aufwartet. Spannend dabei ist der patentierte Mix von sechs Wirkstoffen,
die Rötungen und Hautalterung vorbeugen: Ulmenausternpilz, Tibetischer Raupenpilz, Reishi-Pilze, Kurkuma, Ingwer und «heiliges Basilikum».
Ein Blick auf das breite Angebot von
Seren, die in diesem Herbst auf den
Markt kommen, beweist: Früchte
und Gemüse sind nicht nur auf dem
Teller, sondern auch im Fläschchen,
respektive der Pipette, sehr gesund.
Früchte und
Gemüse auf dem
Teller sind gut für
die Gesundheit –
Früchte- und
Gemüse-Extrakte
als Bestandteile
moderner
Kosmetikprodukte sind
gut für die
Gesundheit der
Haut und helfen,
die Hautalterung
zu verlangsamen.
Seren mit natürlichen Inhaltsstoffen und
Anti-Aging-Effekt (von links):
Biotherm «Skin.Ergetic Concentré»,
50 ml, 79 Franken (ab Oktober). Mit
Wirkstoffen aus Brokkoli und Apfelzellen.
Clinique «Repairwear Laser Focus Wrinkle &
UV Damage Corrector», 30 ml, 95 Franken
(ab Ende September). Mit Wirkstoffen aus
Granatapfel und Senfpflanze.
Dr. Andrew Weil for Origins «Mega-Mushroom
Skin Relief Advanced Serum», 50 ml,
117 Franken (ab September). Mit Wirkstoffen aus Reishi-Pilzen, Kurkuma, Ingwer
und Basilikum.
L’Occitane en Provence «Divine Extract»,
30 ml, 134 Franken (ab September).
Mit ätherischen Ölen von Immortelle und
Myrte.
ANGESAGT
Reduce, Reuse und Recycle
Reduzieren, wiederverwenden und wiederverwerten sind die Maximen nachhaltiger Produkte. Zudem dürfen sie gut aussehen – und gar von Apple lizenziert
sein. Wo man solche findet? Beispielsweise im Onlineshop rrrevolve.
Mit und ohne Mobiltelefon: das Solarladegerät «Surge».
Zwei Stunden in der Sonne geben dem Handy Kraft für
30 Gesprächsminuten.
Immer mehr Menschen möchten ihren Teil dazu beitragen, unsere Umwelt zu schützen, dabei aber nicht auf
hochwertiges Design verzichten. Leider ist es nicht immer einfach, Produkte zu finden, die dem modernen
Empfinden von Nachhaltigkeit, Ökologie, sozialer Fairness und grünem Gedankengut – je nach Weltanschauung würde einem als Konsumenten oft schon eines der
Kriterien reichen – entsprechen. Und wenn ein Produkt
die oben genannten Kriterien erfüllt, sieht es leider selten wirklich richtig gut aus.
– bereits im Namen. Der lautet nämlich rrrevolve, und
die drei «r» stehen für reduce, reuse, recycle.
Das Sortiment, das Lanz in seinem Shop präsentiert, ist
breit gefächert. «Die Produkte haben verschiedene Ansätze. Manche helfen beim Recyceln, manche sind aus recycelten Materialien. Manche sind aus nachwachsenden
Rohstoffen, andere sind 100 Prozent biologisch abbaubar», sagt Lanz.Was alle Artikel in seinem Shop gemeinsam haben: «Es sind gut designte Produkte, die nicht als
erstes als ‘Öko-Artikel’ wahrgenommen werden.»
Öko, aber das muss man den Produkten nicht ansehen
Wer den modernen Lifestyle of Health and Sustainability (Lebensstil für Gesundheit und Nachhaltigkeit) pflegen und sich – wie Julia Roberts und Leonardo DiCaprio
– zur Gruppe der Lohas zählen möchte, erhält jetzt Unterstützung. Vor einem Monat hat der Zürcher Jungunternehmer Sebstian Lanz den ersten Deutschschweizer Onlineshop für ökologische Designprodukte gestartet. Und dieser trägt die drei Maximen nachhaltiger Produkte – reduzieren, wiederverwenden, wiederverwerten
Solarstrom fürs iPhone
Die Probe aufs Exempel, sprich ein Besuch auf www.rrrevolve.ch, beweist: Die Auswahl hält, was der Shopbetreiber verspricht. Ins Auge gestochen ist uns eine (von Apple
lizenzierte) Schutzhülle fürs Handy, die gleichzeitig als Solarladegerät fungiert. Einfach das Smartphone in die Hülle stecken und zwei Stunden an der Sonne liegen lassen,
danach kann man 30 Minuten plaudern.
fam
Solarladegerät «Surge», 119 Franken; www.rrrevolve.ch
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DIE SÜDOSTSCHWEIZ AM SONNTAG | 22. AUGUST 2010
9
Gummistiefel im Trend
WETTERFEST
Der Herbst steht vor der Tür und mit der wechselnden Jahreszeit kommt sie wieder, die ewige Frage nach dem passenden Schuhwerk. Gummistiefel sind bei schmuddeligem Herbstwetter eine gute Alternative. Sie haben sich vom grauen Mäuschen zum Salontiger gemausert. Von Astrid Hüni
Gummistiefel sind für viele ein Kindheitstrauma. Hiess
es nicht bei Regenwetter aus Mamas Mund: «Kind, zieh
die Gummistiefel an», und man wusste, jetzt gehts wieder ab in die giftgrünen Plastiktreter mit ihrem unverwechselbaren Geruch. Mutters Anordnungen entwachsen, landete die Gewohnheit, bei Regenwetter in die
Gummistiefel zu schlüpfen, in die hinterste Hirnwindung
unserer Erinnerung. Aber jetzt sind sie wieder total hip.
Seit Promis wie Julia Roberts die Kautschuktreter für
sich entdeckten und namhafte Hersteller mit neuen
Designs dem Allwetterschuhwerk einen modischen
Anstrich verliehen, erobern sie sich den Platz im Schuhschrank zurück.
Eigentlich sind sie unverzichtbar. Durch neues Design
und gute Passform sind sie salonfähig geworden. Dafür
kosten Gummistiefel, die was hermachen, heute auch
schon mal 500 Franken. Luxushersteller wie Céline,
Burberrys oder Hilfiger erheben den Gummistiefel zum
Must-Have-Accessoire auch in diesem Herbst.
Der Gummistiefel hat sich selbstbewusst den Platz in
Modeboutiquen oder angesagten Shoppingplattformen
im Internet seinen Platz neben ledernen Edeltretern zu-
rückerobert. Dabei halten die Designer meist an der um
1815 erfundenen Form des «Wellington Boot» – wie der
Gummistiefel einst hiess – nicht viel verändert. «Back to
the Roots» heisst es auch beim Schlechtwetterschuh.
Denn sein Namensgeber, der Duke of Wellington, bestellte nichts Geringeres als einen
schmalen, schlichten und perfekt sitzenden
Lederstiefel für seine Einsätze auf dem
Schlachtfeld. Nach dem Sieg über Napoleon
in der Schlacht von Waterloo
wollten Tausende patriotischer Briten den Schuh
ihres Helden tragen –
der Kult um den
«Wellie» war geboren. Zum urbequemen Farmer- und
Jägerschuh aus
Kautschuk
wurden
die
Schuhe erst gut
50 Jahre später.
In diesem Herbst sind die Gummistiefel wieder auf dem Vormarsch. Viele
Hersteller machen durch modisches
Design noch mehr Lust auf ihre Kautschuktreter. Gummistiefel sind unter
anderen erhältlich von Célline, Hilfiger, Burberrys, Giesswein, Aigle, Hatley und vielen anderen. Für jedes
Portemonnaie ist etwas dabei von 50
bis 500 Franken.
Auch
Promis wie
Schauspielerin
Amanda
Seyfried
(«Briefe an
Julia»,
«Mamma
Mia») tragen
gerne die Allwetterschuhe.
ANGESAGT
Bio-Baumwolle – auch für den Herbst
Die Tage werden langsam kürzer, die Nächte merklich
kühler, doch noch ist die Zeit nicht reif für dicke, wollene
Rollkragenpullis. Die ideale Kleidung für die Übergangszeit vom Spätsommer zum Herbst ist aus Baumwolle gefertigt. Baumwollstoffe sind angenehm zu tragen, saugen
in der Mittagshitze Schweisstropfen auf und wärmen,
wenn beim Sonnenuntergang ein kühlererWind bläst. Zudem sind Baumwollstoffe äusserst strapazierfähig – man
denke an die unverwüstliche Jeans – und geben jedem
Kleidungsstück eine sportliche Note.
Bio-Chic für die
ganze Familie:
Rund zehn
Prozent aller
Baumwolltextilien
der Modekette
C&A werden
aus zertifizierter
Bio-Baumwolle
hergestellt.
Da Baumwolle ein nachwachsender Rohstoff ist, kann
man Baumwollkleidung guten Gewissens tragen. Zumindest wenn es sich um Bio-Baumwolle handelt. Die liegt im
Trend, obwohl derzeit nur gerade 0,75 Prozent der weltweiten Baumwollproduktion den Ansprüchen an «Bio»
und «FairTrade» genügen. Doch der Druck auf die Produzenten wächst. Die Modekette C&A vermarktet bereits
heute zehn Prozent der Baumwoll-Kollektionen – das waren im Vorjahr immerhin 18 Millionen Kleidungsstücke –
unter dem Label «Bio Cotton». Und der Marktführer will
weiter wachsen. «Wir sind davon überzeugt, dass unsere
Kunden zunehmend an nachhaltigen und umweltfreundlichen Produkten zu einem attraktiven Preis-LeistungsVerhältnis interessiert sind», sagt Andreas Seitz, Mitglied
und Sprecher des C&A-Europavorstandes. Die von C&ABio-Baumwolle ist zertifiziert, Pestizide, künstliche Dünger und gentechnisch verändertes Saatgut sind tabu. fam
Kleidung aus zertifizierter Bio-Baumwolle ist in allen C&A-Filialen
erhältlich. www.c-und-a.ch
UNTERWEGS
IM HOTEL WOHNEN
DIE SÜDOSTSCHWEIZ AM SONNTAG | 22. AUGUST 2010
Adlon, Berlin
Das Wetter war echt Scheibenkleister, als wir das letzte Mal in Berlin angekommen sind: Regen,
Regen und nochmals Regen, dazu ein eisiger Wind. Und dann betraten wir die Lobby des «Kempinski Adlon» – und die Sonne ging auf!
Von Jnes Rampone-Wanger
1905 kaufte der Hotelier Lorenz
Adlon zwei Grundstücke Unter den
Linden nahe dem Brandenburger Tor
Mitten in Berlin und erbaute darauf
ein Hotel, das seinen Namen trug –
und noch immer trägt. Nach der
Eröffnung strömten Prinzessinnen,
Staatsoberhäupter und Weltstars in
die Nobelherberge, um rauschende
Feste zu feiern und sich standesgemäss verwöhnen zu lassen. Wie
durch ein Wunder überstand das
«Adlon» die Schrecken des Zweiten
Weltkriegs. Sein eigenes Inferno erlebte das Gebäude erst in der Nacht
vom 2. auf den 3. Mai 1945: Ein bis
heute ungeklärter Brand verwüstete
das stolze Haus fast vollständig.
AM SPRUNG
Erst nach der Wende im jahrzehntelang geteilten Deutschland nahm
sich eine Investorengruppe des «Adlon» an und gab ihm seinen Glanz
zurück. Seither kommen erneut anspruchsvolle Menschen aus der ganzen Welt, um die wahre «Adlon»Klasse zu geniessen.
Selbstredend, dass das «Kempinski
Adlon» als 5-Sterne-Haus alles bietet, was seinen Weltruhm rechtfertigt: fast 400 Suiten und DeluxeRooms, die Klassik und Moderne
herrlich verbinden, sternegekürte
Restaurants mit internationaler
Küche, eine stilvolle Bar und ein Day
Spa, das Seinesgleichen sucht. Für
grosseVeranstaltungen stehen herrliche Säle bereit, die an legendäre
Ballnächte erinnern.
Luxus, Stil und Tradition: Die Lobby des «Adlon» …
Wer sich auch heute noch wie in
alten (Glanz-)Zeiten fühlen möchte,
besteigt vor dem Hotel eine romantische Pferdekutsche und lässt sich
durch die Stadt chauffieren.
Hotel «Kempinski Adlon»,
Unter den Linden 77, 10117 Berlin;
Telefon +49 30 22 61 0;
www.kempinski.com; Doppelzimmer ab
rund 270 Euro pro Nacht.
… bezaubert genauso wie das (Bade-)Zimmer.
… London
Aber der Alltag in London bietet auch ganz andere Erinnerungsstücke an jeneTage. Zum Beispiel in der Form
von Redewendungen, die schrecklich veraltet sind, umständlich und überkommen, aber doch unglaublich liebenswürdig. Im öffentlichen Verkehr hört man ab und
an beim Einsteigen in den Zug noch «all aboard» (alle
an Bord). Und wenn es, was ja nicht selten vorkommt,
regnet, dann wird in Bahnhöfen mit der umwundenen
Formulierung «due to the inclement weather, please
take extra care on the station; surfaces may be slippery» vor Rutschgefahr gewarnt. «Inclement» ist fast
nicht zu übersetzen – es ist irgendwo zwischen rau, unfreundlich und unbarmherzig. Ein Wort zum Jauchzen.
Aber dieser altmodische Charme im Kleinen kann nicht
darüber hinwegtäuschen, dass der Umgangston und die
Sitten hier auf derselben Talfahrt sind wie anderswo
auch. Höflichkeit und zuvorkommendes Verhalten
scheinen verschwunden aus dem Leben, zumindest aus
dem öffentlichen. Nicht nur aus diesem, fürchte ich.
Schlimmer, wenn man jemanden die Türe aufhält oder
gar einer Dame in den Mantel helfen möchte, dann folgen oft verdutzte Blicke, mitunter auch vorwurfsvolle.
So ist erfrischend zu sehen, dass es ein Grüppchen von
Menschen gibt, die bewusst Gegensteuer geben. Eine
ihrer Gallionsfiguren ist Gustav Temple, der seit mehr
als zehn Jahren «The Chap» herausgibt, die Zeitschrift
für den modernen Gentleman. Hier kann man sich über
Tweed-Mode, Pfeifentabake, Brogues und gepresste
Hosen informieren und Abhandlungen lesen über Zeiten, als einer Dame automatisch der bequemere Sitz
angeboten wurde und es alsAkt derAggression galt, seinen Hut nicht zu lüften. Natürlich, diese Art von Nostalgie ist überzeichnet. Aber die Mahnung zu Anstand
und höflichem Umgang, die sie in ihrem Kern trägt, hat
etwas, was sich manch einer zu Herzen nehmen sollte.
Sonst erinnern bald nur noch zugige Gebäude an glanzvolle Zeiten.
Andreas Trabesinger (39), aufgewachsen in Liechtenstein, ist
Redaktor bei «Nature Physics», einer internationalen Wissenschaftszeitschrift.
Einmal im Ferrari um den Sempachersee …
Davon hat wohl jeder schon mal geträumt: eine Fahrt im offenen Ferrari! Der
Schweizer Ex-Formel-1-Pilot Jo Vonlanthen lässt diesen Traum für viele in Erfüllung gehen. Beim 2. Ferrari Day in Sempach sammelt er Geld für gute Zwecke.
Für die meisten Menschen bleibt der
eigene Ferrari ein Kindertraum.Aber
die Fahrzeuge aus Maranello faszinieren, wo immer sie aufkreuzen:
Flitzen sie auf der Strasse vorbei,
drehen sich die Köpfe der anderen
Bei der ersten
Austragung des
Ferrari Day im
letzten Jahr in
Baar eröffnete
Jo Vonlanthen
in seinem
Ferrari Mondial
den Corso.
MAIL AUS …
Jetzt, da der Sommer in London
auch schon wieder vorüber zu sein
scheint, bekomme ich es unmittelbar zu spüren, dass ich in einem
viktorianischen Haus wohne. Zugig
ist es, und Fensterschliessen hilft
nur bedingt. FallendeTemperaturen
sind auch im Hausinneren zu spüren, bisweilen auch die Konsequenzen heftiger Regengüsse. Aber
trotzdem, das Haus hat Charme, ist
reich an Details, von kunstvollen Kacheln über farbige
Glasmosaike bis zu längst obsoleten Einrichtungen wie
einem Gaslaternenhalter. Königin Victoria hat das Vereinigte Königreich von 1837 bis 1901 regiert, und in einem Haus aus jener Epoche zu leben, hat nichts Extravagantes an sich. Es ist eine der üblichen Optionen bei
der Wohnungssuche in London. Ganze Strassenzüge
sind gefüllt mit diesen backsteinrot-stuckaturweissen
Häusern, alle im selben Grunddesign, wie Dominosteine aneinandergestellt. Diese frühen Reihenhäuser erinnern an eine Zeit, als London im Zuge der Industrialisierung zu einer ihrer Blütezeiten emporschoss – 1800
hatte die Stadt rund eine Million Einwohner, 100 Jahre später waren es deren sechs.
Erste Adresse in
der deutschen
Hauptstadt:
das «Kempinski
Adlon» Unter den
Linden, nahe dem
Brandenburger
Tor.
Nach dem freundlichen Empfang an
der Rezeption des «Kempinski Adlon» in Berlin bewunderten wir bei
unserem letzten Besuch erst einmal
unser zauberhaftes Zimmer. Und
dann taten wir genau das Richtige:
Wir schauten uns auf dem Hauskanal
des «Adlon» einen Film über die
spannende Geschichte des Traditionshauses an. Ein halbes Stündchen,
das sich mehr als gelohnt hat, denn
wer Bescheid weiss, schätzt es noch
mehr, Gast in diesem wunderbaren
Hotel zu sein.
11
Verkehrsteilnehmer, auf Parkplätzen
bleiben Passanten stehen, um einen
Blick ins Cockpit des Boliden zu erhaschen. Und meist stellt sich der Betrachter vor, wie es wäre, am Steuer
dieses Fahrzeugs zu sitzen. Ein (teu-
res) Vergnügen, das nur wenigen
Glücklichen vergönnt ist.
JoVonlanthen, ehemaliger Formel-1Pilot undWahltessiner, hat seine Passion zum Beruf gemacht. Er organisiert Events mit exklusiven Fahrzeugen. Als ehemaliger Rennfahrer
weiss er aber auch um die (finanziellen) Sorgen von Nachwuchssportlern. Und er ist sich bewusst, dass es
auch Menschen gibt, die aufgrund so-
Die Männer hinter dem 2. Ferrari Day:
Ex-Formel-1-Fahrer Jo Vonlanthen und
Christian Mooser.
zialer Probleme auf Unterstützung
angewiesen sind. Deshalb engagierte
sich Vonlanthen bereits im letzten
Jahr für eine Zentralschweizer Benefiz-Veranstaltung mit dem Titel Euro
Ferrari Day. Knapp 13 000 Franken –
und 180 Ferrari-Fahrer mit ihren
Fahrzeugen – waren damals zusammengekommen. Jetzt geht der Ferrari Day in die zweite Runde.
«Ferraristi mit und ohne Ferrari sind
benvenuti», sagt Vonlanthen. Der
Anlass liege ihm am Herzen. Er
winkt mit einem verlockendenAngebot: Für eine 50-Franken-Spende
kann sich in Sempach jeder den
Traum von einer Ferrari-Fahrt erfüllen. Zwar «nur» auf dem Beifahrersitz, aber ganz einfach sollen die Flitzer ja nicht zu fahren sein …
fam
2. Euro Ferrari Day, 29. August,
ab 9.30 Uhr, beim Restaurant «Seeland»
in Sempach; Ferrari-Corso um 11 Uhr und
14 Uhr, dazwischen Taxifahrten für einen
guten Zweck (Preis: 50 Franken pro Fahrt);
www.ferrariday.eu.
SONNTAG
DIE SÜDOSTSCHWEIZ AM SONNTAG | 22. AUGUST 2010
Zwiebeln oder
Knoblauch?
HOROSKOP
Auch mal loslassen
AM RANDE
Stellen Sie sich vor, es geschieht über Nacht ein Wunder – was wäre dann
morgen anders? Da Wunder sehr selten sind, ist es zielführender zu fragen, was ich anders machen muss, damit das «Wunder» geschehen kann.
Die Antworten auf diese Frage sind jene Gedanken, die eine wertvolle
Inspiration darstellen. Dazu ist es hilfreich, sich zu entspannen und alle
Vorstellungen, die den freien Fluss der Gedanken blockieren könnten, loszulassen. Gönnen Sie sich ein paar Momente der Musse!
Wassermann
21.1.–19.2.
Kreativität ist im Job der Schlüssel
zum Erfolg. Ebenso Ihr Improvisationstalent und Ihr Humor. Nun
können Sie die Liebe und das
Leben in vollen Zügen geniessen.
Sie haben eine tolle Ausstrahlung
und fallen positiv auf. Es fällt
Ihnen auch leicht neue Leute
kennen zu lernen und für Ihre
Ideen zu begeistern.
Fische
20.2.–20.3.
Ihre Geduld und Ausdauer haben
sich bezahlt gemacht. Nun geht es
aufwärts. Das haben Sie sich auch
redlich verdient. Es gibt zwar
Neider, doch die können Ihnen
nichts anhaben. Schwierigkeiten
machen einer gewissen Leichtigkeit Platz. Geniessen Sie Ihre
Lorbeeren und gönnen Sie sich ein
paar freie Tage.
Widder
21.3.–20.4.
Innere Anspannung könnte Ihnen
diese Woche zu schaffen machen.
Besinnen Sie sich auf Ihre Ziele
und entwickeln Sie einen
Schlachtplan. Es wäre auch gut zu
überlegen, wie Sie sich regenerieren könnten. Mal einige Stunden
in der freien Natur zu verbringen,
kann Ihnen viel Entspannung und
innere Ruhe verschaffen.
Stier
21.4.–21.5.
Die Sonne wandert in einen
harmonischen Winkel zu Ihrem
Zeichen, das zeigt einen Zuwachs
an vitaler Lebensfreude an. Von
den Turbulenzen des Weltgeschehens bleiben Sie weitgehend
unberührt, es sei denn, andere
Horoskopfaktoren sprechen dagegen. Freuen Sie sich des Lebens
und geniessen Sie die Woche.
Zwillinge
22.5.–21.6.
Eine gute Woche für Job und
Karriere. Die Dinge gehen flott
von der Hand, und Sie wissen
intuitiv, was zu tun ist. Es fällt
Ihnen auch leicht, die Unterstützung von Kollegen zu gewinnen
und Vorgesetzte für Ihre Pläne zu
begeistern. Nun können Sie auch
neue Leute kennen lernen. Eine
gute Woche für Ferien.
Krebs
22.6.–22.7.
Unzufrieden im Beruf? Gedanken,
sich zu verändern? Lieber noch
ein wenig warten, übereilte Wechsel und impulsive Entscheidungen
bringen Sie diese Woche nicht
weiter. Vielleicht ist es möglich,
Ihren Arbeitsalltag zufrieden
stellend umzustrukturieren. Damit
wäre viel gewonnen, ohne unnötige Risiken einzugehen.
Löwe
23.7.–23.8.
Sie sind gefragt wie selten zuvor.
Ob als Chef, Mitarbeiter, Liebhaber oder Freund, Sie haben
mehr Angebote, als Sie annehmen
können. Das schmeichelt dem
Stolz, ist aber ganz schön anstrengend. Ein paar Dinge werden Sie
wohl oder übel absagen müssen.
Nun ist es wichtig, die Potenziale
richtig einzuschätzen.
Jungfrau
24.8.–23.9.
Es wird wieder übersichtlicher
und ruhiger. Nutzen Sie diese Zeit,
um neue Kräfte zu sammeln und
um Ihre Kontakte zu festigen.
Forsten Sie Ihr Adressbuch durch,
dann entdecken Sie, wen Sie
wieder einmal anrufen könnten.
Sie brauchen sich nun auch um
das allgemeine Wohlbefinden
keine Sorgen zu machen.
Waage
24.9.–23.10.
Erst einmal alle Fakten zusammensammeln, ehe Sie sich ein
Urteil bilden. Im Umgang mit
Behörden und Vorgesetzten ist
Vorsicht geboten. Und manche
Dinge, von denen Sie dachten, sie
wären leicht zu handhaben, entpuppen sich als schwere Brocken.
Doch dank Ihrer Umsicht können
gute Lösungen gefunden werden.
Skorpion
24.10.–22.11.
Sie werden der landläufigen
Meinung vom stachelbewehrten
Skorpion voll gerecht. Besser, man
lässt Sie in Ruhe und redet Ihnen
nicht drein. Das entspannt das
Betriebsklima und spart «leere
Kilometer». Passen Sie gut auf
sich auf, vor allem wenn Sie
Ferien machen; die Brieftasche
sitzt bei einigen sehr locker.
Schütze
23.11.–21.12.
Venus und Mars schaffen in dieser
Woche beste Voraussetzungen für
zärtliche und romantische Stunden zu zweit. Sie müssen nur noch
für die richtige Atmosphäre und
ungestörte Zweisamkeit sorgen.
Sie schaffen nun auch locker, was
Sie sich beruflich vorgenommen
haben. Anstrengungen stecken Sie
locker weg.
Steinbock
22.12.–20.1.
Alles selber machen zu wollen,
bringt speziell in dieser Woche
Stress. Es darf nicht alles auf
Ihren Schultern lasten. Auf Dauer
können Sie nicht für alles die
Verantwortung übernehmen.
Widmen Sie sich auch der vergnüglichen Seite des Lebens.
Kurzferien regenerieren, erfrischen und setzen neue Kräfte frei.
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Von Stefan Bisculm. – Was kommt in
den puristisch italienischen Sugo di
pomodoro rein: Zwiebeln oder Knoblauch? Ich war immer der Meinung,
dass Zwiebeln und Tomaten das SugoTraumpaar bilden. Doch als ich dies an
dieser Stelle einmal schrieb, wurde ich
bald zur Zielscheibe der italienischen
Knoblauchfraktion. «Der Knoblauch
im Sugo hat in Italien mehr Anhänger
als die Kommunisten, die Mafia und
die Katholische Kirche zusammen»,
behauptete ein Leser kess.
ten Rezepte gibts von mir ein dreifaches Halleluja! Halleluja! Halleluja!
für die Zwiebel. Weil ich den Geschmack vonTomaten so mag, rücke ich
ihm auch in Zukunft nicht mit einer
Knoblauchfahne zu Leibe. Das puristische Rezept eines Calabresen, der vor
rund 40 Jahren mit dem Sugo-Rezept
seiner Mutter nach Graubünden einwanderte, schmeckt mir bis heute am
besten. Mit diesem Rezept nehme ich
es locker mit den Kommunisten, der
Mafia und der Katholischen Kirche auf.
Ich beschloss, die Probe aufs Exempel
zu machen und eröffnete in einem italienischen Kochforum im Internet eine
Diskussion zum Thema: «Sugo di pomodoro classico – con aglio o cipolla?»
Das Thema wurde sehr ernst genommen. In dreiTagen klickten knapp 1000
Personen in die Diskussion, über 20
hinterliessen ihr Rezept. Fazit der Umfrage: Die Italiener sind sich auch nicht
einig. Die einen nehmen Zwiebeln, die
anderen Knoblauch, die meisten beides. Einzig beim Basilikum waren sich
alle grün, der gehört in jeden Sugo.
Und so gehts: Ausreichend Olivenöl in
einer Pfanne erhitzen, Zwiebelringe
beifügen und zusammen ein, zwei Minuten brutzeln. 800 Gramm Büchsentomaten, fünf Basilikumblätter und
etwas Salz beigeben. Zugedeckt zehn
Minuten köcheln lassen, dann mit
einem Gläschen Wasser verdünnen.
Weiterköcheln lassen, bis der Hunger
zu gross wird. Basilikumblätter entfernen (einige nehmen auch die Zwiebeln
wieder raus oder pürieren die Sauce),
Sugo über die Pasta kippen und essen.
Noch ein Tipp: Verzichten sich vor
dem Essen auf die Lektüre des untenstehenden Gesundheitsartikels.
Nach gründlicherVerkostung der meis-
Kampf dem Nagelpilz
HAUSARZT
Der Nagelpilz wird in der Regel als Bagatelle angesehen, ist aber eigentlich eine chronische Infektionskrankheit ohne Tendenz zur Selbstheilung und kann
sich auf die Haut oder auf andere Personen übertragen. Dazu kommt, dass Nagelpilz ein «ästhetisches
Problem» darstellt, das sich zu einem psychischen
Problem entwickeln kann.
Nicht jede Nagelveränderung ist eine Onychomykose,
also ein Nagelpilz. Ist man unsicher oder spricht der
Patient nicht auf die Behandlung an, kann, um die Diagnose zu sichern, eine Pilzkultur gezüchtet werden.
Sofern nur der vordere Teil des Nagels befallen ist, genügt es, einen Nagellack wie Loceryl, der ein Pilzmittel enthält, einmal pro Woche auf den abgefeilten
Nagel aufzutragen. Falls der Nagel bereits verändert
aus dem Nagelwalz herauskommt, muss zusätzlich
eine Tablette eingenommen werden. Das Medikament
Terbinafin muss täglich geschluckt werden, Flucona-
B U C H S TA B E N
zol einmal pro Woche und Itraconazol jeweils eine
Woche pro Monat als so genannte Pulstherapie. Die
Behandlung dauert in der Regel drei bis sechs Monate, in einzelnen Fällen aber auch länger. Dabei sind
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und
Nebenwirkungen zu beachten.
Wer viel Zeit mit verschwitzten Füssen in geschlossenen Schuhen verbringt, muss auch bei erfolgreichem
Ansprechen auf die Therapie mit Rückfällen rechnen.
Pilze wachsen im warmen, feuchten Milieu. Stark
überverhornte Nägel muss man vor der Behandlung
mit einer Zange oder Feile kürzen – in der Praxis
habe ich für ganz schlimme Deformitäten schon mit
Erfolg die Gipssäge benutzt! Befallene Nägel auszureissen ist aber definitiv überholt.
Der Autor Dr. med. Rico Stocker (50) ist Allgemeinmediziner FMH
mit eigener Praxis in Davos Dorf.
Ein Thriller ragt
aus der Masse
Von Olivier Berger. – Historische
Thriller liegen im Trend. Es gäbe also
keinen Grund, der Fülle ein weiteres
Werk hinzuzufügen. Dass der Verlag
Paul Zsolnay Léa Cohens «Calderon-Imperium» trotzdem herausgegeben hat, ist allerdings vollkommen
verständlich: Qualitativ hebt sich der
Roman von der Masse vergleichbarer Publikationen ab.
Cohens Thriller beginnt im bulgarischen Sofia des Jahres 1943: Der
Industrielle Jules Calderon soll ent-
eignet werden und nimmt sich das
Leben. Nach dem Tod stellt sich heraus, dass der findige Calderon sein
immenses Vermögen noch kurz vor
dem Freitod hat verschwinden lassen. 50 Jahre später macht sich Eva
Marinova, Tochter des einstigen Calderon-Anwalts, auf die Suche nach
den Millionen. Dabei kreuzen sich
Evas Wege mit jenen alter Freundinnen und eines früheren Liebhabers.
Auch wenn Cohens Buch vordergründig ein Wirtschaftsthriller ist:
Das Buch lebt nicht nur von der
Handlung, die am Ende fast zwanghaft aufgelöst werden muss. Was das
«Calderon-Imperium»
unbedingt
lesenswert macht, sind vielmehr die
Figuren, von welchen Cohen präzise
Psychogramme entwirft. Eingebettet
ist die Handlung zudem in die Geschehnisse in Bulgarien während der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
– eine Lehrstunde in Sachen Kommunismus. Und schliesslich ist da die
Autorin selber: Cohen war einst bulgarische Botschafterin, auch in der
Schweiz. Deshalb rät der Leser mit,
was an dem Roman wahr ist und was
nicht – was fast so spannend ist, wie
die Handlung an sich.
Léa Cohen: «Das Calderon-Imperium»,
Paul Zsolnay Verlag, Wien. 382 Seiten,
32.90 Franken.
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