eppur si muove - Forum Alte Musik Zürich

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... eppur si muove ...
Festival Alte Musik Zürich
28. – 31. Oktober 2004
10 Jahre
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z ü r i c h
Festivalübersicht
Do 28. Okt.
Fr 29. Okt.
Sa 30. Okt.
So 31. Okt.
29
12.30 h
Treppenhaus der Hochschule für Musik und Theater Zürich
Werke von Schein, Cima, Jenkins, Caurroy, ...
18.00 h
Augustinerkirche Zürich
Affektenlehre im Frühbarock
2
19.30 h
Augustinerkirche Zürich
Italien und England um 1600
Werke von Bevin, Byrd, Purcell, Simpson, Tye, ...
4
12.30 h
Treppenhaus der Hochschule für Musik und Theater Zürich
Werke von Monteverdi, Caccini, Dowland und Morley
31
18.00 h
Helferei Grossmünster Zürich
Johannes Kepler, die Sphärenharmonie und das
wissenschaftliche Weltbild des frühen 17. Jahrhunderts
2
19.30 h
Helferei Grossmünster Zürich
9
For two to play:
Bicinien aus der Zeit um 1600, Duos von Bartók und Berio
Uraufführungen von Regina Irman und Felix Baumann
16.00 h
Schifffahrt auf dem Zürichsee: ab Haltestelle Theater
13
Lamento, Berio & Gran Disio:
Lieder von Purcell, Monteverdi, d‘India, Caccini, Berio, ...
Texte von Dürrenmatt, Brecht und Einstein
19.30 h
Aula Hirschengraben: Hirschengraben 46, Zürich
Claudio Monteverdi: VIII. Madrigalbuch
17
13.30 h
Helferei Grossmünster Zürich
Italienische Cembalomusik um 1600, «Musik im Wandel»
21
15.15 h
Hochschule für Musik und Theater Zürich
Und sie bewegt sich doch?
Andrea Palladios Villa «La Rotonda»
2
16.00 h
Hochschule für Musik und Theater Zürich
Jubiläumsapéro: 10 Jahre NFAMZ
2
17.00 h
Hochschule für Musik und Theater Zürich
Triosonaten des frühen 17. Jahrhunderts
25
Hinzuführend
Do 28. Okt. 18.00 h
Augustinerkirche
Melanie Wald:
Affektenlehre im Frühbarock:
René Descartes und Athanasius Kircher
Fr 29. Okt. 18.00 h
Helferei Grossmünster
Melanie Wald:
Johannes Kepler, die Sphärenharmonie
und das wissenschaftliche Weltbild
des frühen 17. Jahrhunderts
So 31. Okt. 15.15 h
Hochschule für Musik und Theater Zürich
PD Dr. Wolfgang Kersten:
Und sie bewegt sich doch?
Andrea Palladios Villa «La Rotonda»
16.00 h
2
Hochschule für Musik und Theater Zürich
Jubiläumsapéro: 10 Jahre Neues Forum für Alte Musik Zürich
Editorial
Eppur si muove – und sie bewegt sich doch – das geflügelte Wort Galileo Galileis
aus dem Jahre 1633 gilt für das Festival des Neuen Forums für Alte Musik Zürich in
doppeltem Sinne:
Zum einen feiern wir 2004 unseren 10. Geburtstag und bewegen uns immer noch:
Das vor uns liegende Ereignis soll darüber Zeugnis ablegen und unsere Absicht intensiv unterstreichen, historische Musik möglichst lebendig und aktuell zu vermitteln
sowie Hintergründe aufzuzeigen. Es ist uns auch dieses Jahr gelungen, international
renommierte Ensembles respektive SolistInnen zu verpflichten (darunter Christophe
Coin, John Holloway, Sylvia Nopper, London Baroque und La Venexiana), genauso
aber auch jüngere, in Zürich wirkende MusikerInnen mit einzubeziehen und damit
einen Austausch verschiedenster «Stimmen» zu fördern.
Eppur si muove zum Zweiten: Die Musik um 1600 gehört zu den aufregendsten
künstlerischen Äusserungen der Musikgeschichte. Das Programm des Festivals versucht, der Tiefe der musikalischen Konzeptionen in den Werken von Monteverdi,
Caccini, d’India, aber auch in englischer Musik, nachzuspüren und sie in zwei Konzerten mit Äusserungen des 20. und 21. Jahrhunderts zu konfrontieren: Lassen Sie
sich bewegen!
Matthias Weilenmann, Neues Forum für Alte Musik Zürich
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Christophe Coin
Willem Jansen
Guido Balestracci
Martin Zeller
Schweizer Radio DRS 2 zeichnet das Konzert auf und sendet es am Sa, 13. 11. 2004, 22.35 h.
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Italien und England um 1600
Do 28. Okt. 19.30 h · Augustinerkirche Zürich
Lupo Consort
Christophe Coin
Guido Balestracci
Martin Zeller
Willem Jansen
Diskantgambe
Tenor-/Bassgambe
Bassgambe
Orgelpositiv
William Byrd (um 1539/40 – 1623)
«Sermone Blando»
Christopher Tye (1505 – 1572)
«Sit fast»
Orlando Gibbons (1583 – 1625)
In Nomine
Thomas Lupo (gest. 1628)
Fantasias und Pavanes
John Coperario (um 1575 – 1626)
Fantasias und Gaillards
Elway Bevin (1554 – 1638)
«Browning»
--- Pause ---
Christopher Simpson (1605 – 1669) From «the Seasons» and «the Months»
Henry Purcell (1659 – 1695)
3 Fantasias in three parts
Matthew Locke (1622 – 1677)
Suite
Fantasia – Courante – Sarabande – Gig
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Guido Balestracci, Tenor-/ Bassgambe, geboren 1971 in Turin, Studium bei Paolo
Pandolfo an der Schola Cantorum Basiliensis. 1997 gründete er das «Consort de viole
l’Amoroso» mit dem er als Leiter und Solist in Europa, USA, Südamerika und im
Fernen Osten konzertiert. Seine Diskographie als Solist und Kammermusiker umfasst zahlreiche Aufnahmen bei verschiedenen Labels wie Harmonia Mundi France,
Erato, Astrée Auvidis, Opus 111 u.a., damit verbunden sind mehrere internationale
Preise und Kritiken. Guido Balestracci hat sich sehr rasch bei der Elite der Szene
Alter Musik integriert und arbeitet u.a. zusammen mit Christophe Coin, Jordi Savall, Philippe Herreweghe, Pedro Memelsdorff, Emma Kirkby, Christophe Rousset,
Gabriel Garrido, und Martin Gester. Er unterrichtete am CNR Strasbourg und hat
nun eine Professur für Viola da Gamba an der Musikhochschule Turin.
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Kurzbiografien
Christophe Coin, Diskantgambe, geboren 1958 in Caen, studierte Violoncello bei
André Navarra in Paris. Bald entwickelte sich eine starke Leidenschaft für die Gambe
und das Barockcello. Als Schüler von Nicolaus Harnoncourt und Jordi Savall bereist
er seit seiner Jugend ganz Europa und zählt zu den ausgezeichneten Kennern und
Interpreten des französischen, deutschen, italienischen und spanischen Repertoires.
Bereits vor rund 20 Jahren gründete er das äusserst erfolgreiche Quatuor Mosaïque.
Neben seiner solistischen Tätigkeit, verbunden mit zahlreichen Aufnahmen u.a. mit
Orchestern unter N. Harnoncourt, Gustav Leonhardt, Christopher Hogwood oder
Kammermusikpartnern wie Patrick Cohen, Wieland Kuijken, Monica Huggett, Erich
Höbart, wird er auch als Dirigent von grossen Orchesterformationen in aller Welt
eingeladen. Wie alle Dirigenten der Barockszene befasst er sich mit dem «Neuen
Lesen» bekannter Werke und mit der Entdeckung von Partituren und vergessenen
Komponisten. Neben seiner Tätigkeit als Professor für Barockcello und Viola da
Gamba am CNSM Paris und an der Schola Cantorum Basiliensis ist er vor allem ein
anspruchsvoller und anerkannter Forscher in der Alten Musik. Neben jährlichen internationalen Meisterkursen in Granada, Innsbruck und Frankreich organisiert er in
Limousin seit 1992 internationale Kolloquien, welche verschiedenen Instrumenten
gewidmet sind. Mit der Gründung des Ensemble Baroque de Limoges (1991), verbunden mit den Partnerschaften des Centre de Musique Baroque de Versaille und der
Cité de la Musique de la Vilette, erhielt er die nötige Unterstützung, um ständig den
Kontakt und die Zusammenarbeit mit Musikologen, Geigenbauern und der Musikwelt zu pflegen und in die Praxis einfliessen zu lassen.
Kurzbiografien
Martin Zeller studierte Cello an der Musikhochschule Zürich bei Claude Starck
sowie in London bei William Pleeth. An der Schola Cantorum Basiliensis studierte er
Barockcello bei Christophe Coin und Viola da gamba bei Paolo Pandolfo.
Er ist Solocellist des Kammerorchesters Basel und spielt ausserdem in Spezialensembles der verschiedensten Stilrichtungen: Gambenconsort L‘Amoroso, I Barrocchisti,
I Sonatori della Gioiosa Marca, Ensemble Turicum, Orchestre des Champs-Elysées,
Tangoensemble La Chimera, Ensemble für Neue Musik Zürich.
Er hatte in jüngster Zeit Soloauftritte als Gambist im Fernsehen DRS und spielt zur
Zeit eine seltsame Rolle als Rokokogambist in Christoph Marthalers letzter Zürcher
Produktion «O.T. eine Ersatzpassion».
Martin Zeller ist Dozent für Barockcello an der Hochschule für Musik und Theater
Zürich.
Willem Jansen, Orgelpositiv, Musikstudium in Enschede bei Professor Jan Warmink
und Willem Mesdag, 1977 Solistendiplom am Konservatorium Royal de la Haye bei
Professor Wim van Beek. Darauf Cembalostudium bei Ton Koopman in Amsterdam
und Xavier Darasse in Toulouse mit anschliessender Assistenz. Als Organist und
Cembalist ist er Preisträger von verschiedenen internationalen Wettbewerben wie z. B.
Innsbruck, Nimègue und Edinburgh sowie Mitbegründer der Abteilung Alte Musik
am CNR Toulouse, wo er auch eine Professur für Orgel und Cembalo inne hat. Ausserdem ist er Organist in Toulouse an der Augustin-Kirche und der Notre Dame la
Daurade. Nebenbei pflegt er eine rege Konzerttätigkeit als Organist und Cembalist
mit Rezitals, Radiosendungen und Konzerten mit berühmten europäischen Barockensembles wie Chapelle Royal, Collegium Vocale, Hespèrion XX, Ensemble Baroque
de Limoges. Aufnahmen realisierte er für Harmonia Mundi, Virgin, Astrée, Ricercar
und Erato.
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Die Komponisten
William Byrd (um 1539/40 – 1623) schrieb um 1590 Fantasien für 3-6 variable
Stimmen. Diese sind repräsentativ für Byrds virtuosen, kontrapunktischen Kompositionsstil für Virginal und Gambe. Durch die komplizierten, polyphonen Kompositionen, welche direkt aus der Tradition der Vokalmusik abstammen, entstehen durch die
Adaption für Saiteninstrumente Werke mit rein instrumentalem Charakter.
Orlando Gibbons (1583 – 1625) war ein Meister im Komponieren von 3-stimmigen
Fantasien. Er verstand es, drei gleichberechtigte Stimmen in zwei Oberstimmen und
Basso Continuo umzuarbeiten. Diese brillanten Fantasien bestehen aus einer Folge
von verschiedenen Teilen, die klar voneinander abgegrenzt sind. Gibbons hat die
Geschichte der Gambenliteratur nachhaltig geprägt. Zwei Generationen später benützt Henry Purcell immer noch den gleichen Stil, den Gibbons sechzig Jahre früher
geschaffen hatte.
Auch Thomas Lupo (gest. 1628), aus einer italienischen Musikerfamilie stammend,
wohnhaft in England, wurde Gibbons Kollege. In seinen 83 Fantasien liebte er es, die
zwei Oberstimmen virtuos zu führen.
Christopher Tye (1505 – 1572), englischer Komponist mit grossem Talent und technischem Können, führte musikalische Neuerungen in der anglikanischen Kirche ein.
John Coperario (um 1575 – 1626), Engländer aus italienischer Emigrantenfamilie
stammend, war einflussreiches Mitglied des Musikerzirkels mit Ferrabosco, Gibbons,
Lupo und Ward.
Matthew Locke (1622 – 1677), bekannt für seine Kammermusikwerke und Dramen, die Henry Purcell stark beeinflussten, galt als der wichtigste Komponist englischer Musik seiner Zeit.
Christopher Simpson (1605 – 1669) Durch die Erschaffung seines Werkes «The
Divison Violist (London 1659)» avancierte Simpson definitiv zu einem der berühmtesten Theoretiker und Methodiker der Gambenliteratur. Er war gleichzeitig ein beachteter Gambist und Komponist. Zu seinen Hauptwerken gehören die 12 Fantasien
«The Months» und «The Seasons». «The Seasons» sind «Fantasie-Suiten» und ähneln den Fantasien von Coperario, Lawes und Jenkins. Seine Werke enthalten Fantasien für Gambe, Tänze mit Diminutionen, kunstvollen Variationen und Partien für
obligates Tasteninstrument. Simpson orientiert sich einerseits an den damals üblichen
Satzarten, andererseits baut er auch sehr persönliche Aspekte ein. Margaret Urquhart
schreibt in ihrer Ausgabe von «The Seasons» über das Charakteristische in Simpsons
Musik: «Simpson besitzt einen harmonischen Kompositionsstil, in dem z. B. die melodische Linienführung stark durch das Mittel der Imitation mit dem Bass verbunden
ist.»
John Holloway
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Monika Baer
For two to Play
Fr 29. Okt. 19.30 h · Helferei Grossmünster Zürich
John Holloway & Monika Baer – Violine
Béla Bartók (1881 – 1945)
Orlando Gibbons (1583 – 1625)
Béla Bartók
Orlando Gibbons
Béla Bartók
Orlando Gibbons
Béla Bartók
Vorspiel und Kanon aus: 44 Duos (1932)
Second Fancy aus: «Six Fancies for two trebles»
Ungarisches Lied
Fourth Fancy
Scherzo
Sixth Fancy
Gram
Regina Irman ( * 1957)
Zehn kurze Stücke nach Motiven von Bach und Biber
für Barockvioline solo (2004, Uraufführung): I – VI
Passaggio rotto – Fantasia aus: «Ayrs For the Violin»
VII – X
Nicola Matteis (17. Jhd.)
Regina Irman
--- Pause --Luciano Berio (1925 – 2003)
BÉLA (Bartók) aus:
«duetti per due violini» (1979 – 1983)
Giovanni Viviani (1638 – ca. 1692) terzo solfeggiamento a due voci
Luciano Berio
MAJA (Pliseckaja)
Giovanni Viviani
secondo solfeggiamento
Luciano Berio
VALERIO (Adami)
Giovanni Viviani
nono solfeggiamento
Luciano Berio
LEONARDO (Pinzanti)
Thomas Morley (1557 – ca. 1602)
Felix Baumann ( * 1961)
Thomas Morley
Felix Baumann
Thomas Morley
Felix Baumann
Thomas Morley
Fantasia «la girandola»
Intonationen – Drei kurze Stücke für
zwei Barockgeigen (2004, Uraufführung):
Erstes Stück
Fantasia «la torello»
Intonationen: Drittes Stück
Fantasia «la caccia»
Intonationen: Zweites Stück
Fantasia «il lamento»
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Monika Baer ist in Zürich aufgewachsen. Nach der Matura studierte sie in der Klasse von Robert Zimansky am Conservatoire de Musique de Genève und schloss 1994
mit dem Solistendiplom ab. Schon während des Studiums gründete sie das Quatuor
Ortys, mit dem sie äusserst erfolgreich an zahlreichen Wettbewerben teilnahm. Diverse Radioaufnahmen und eine CD dokumentieren die rege Konzerttätigkeit und das
besondere Interesse des Quatuor Ortys an Zeitgenössischer Musik.
1995 begegnete Monika Baer anlässlich eines Meisterkurses John Holloway, welcher
sie später über viele Jahre auf ihrer Entdeckungsreise durch die Welt der Barockmusik
als Lehrer und Mentor begleitete. Heute ist sie Dozentin für Barockvioline und Kammermusik an der Hochschule für Musik und Theater Zürich.
Seit 1999 ist Monika Baer Konzertmeisterin des Kammerorchesters Basel. Die Zusammenarbeit mit namhaften Musikern wie Christopher Hogwood, Giovanni Antonini, Paul Goodwin und David Stern prägten ihre künstlerische Laufbahn.
Als Mitglied des Lucerne Festival Orchestra und im Rahmen ihrer langjährigen Tätigkeit als Zuzügerin im Orchester der Oper Zürich spielt sie ausserdem regelmässig
unter Dirigenten wie Claudio Abbado, Nikolaus Harnoncourt, William Christie und
Marc Minkowski.
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Kurzbiografien
John Holloway erhielt seine Ausbildung an der Guildhall School of Music and
Drama in London. In den siebziger Jahren begann er seine umfangreiche Konzerttätigkeit als Solist mit vielen renommierten Kammerorchestern sowie als Konzertmeister
und künstlerischer Manager des Orchesters der Kent Opera.
Nach einer Begegnung mit Sigiswald Kuijken im Jahr 1972 begann er sich verstärkt
mit der Barockvioline zu beschäftigen, und drei Jahre später gründete er das Ensemble
L‘école d‘Orphée, mit dem er die erste kammermusikalische Einspielung Georg Friedrich Händels auf historischen Instrumenten vorlegte. Heute zählen die bedeutendsten
Spezialisten für Alte Musik zu seinen musikalischen Partnern, darunter Emma Kirkby,
Stanley Ritchie und Andrew Manze, Lars Ulrik Mortensen und Jaap ter Linden.
Für seine Einspielung der Rosenkranzsonaten von Biber wurde er 1991 mit dem Gramophone Award ausgezeichnet, seine jüngste, im vergangenen Jahr veröffentlichte
Biber-CD erhielt den Preis der deutschen Schallplattenkritik. Ausserdem hat er weitere CDs mit Werken von Telemann, Buxtehude, Schmelzer u.a. aufgenommen. In
jüngster Zeit widmet er sich auch dem Dirigieren und hat Werke unterschiedlichster
Epochen von Bach bis Britten aufgeführt.
Seit 1999 ist John Holloway Professor für Violine und Kammermusik an der Musikhochschule Dresden.
For two to Play
Es gab im 16. und 17. Jahrhundert zwei Gründe, Instrumentalmusik für zwei gleiche
Instrumente zu schreiben – seien sie nun Bicinien, Fantasien, Ricercari, Duetti oder
Solfeggiamenti genannt:
Zum einen hatte der Zwiegesang einen instruktiven Zweck; es existieren unzählige
Lehrwerke in dieser Form. Andererseits waren solche Stücke im Zeitalter des Erwachens eines neuen Bürgertums auch als «games for friends» ausserordentlich beliebt;
unser Titel entstammt englischen Duo-Sammlungen aus dieser Zeit.
Über Fantasien schreibt Thomas Morley 1597 in «A Plaine and Easie Introduction to
Practicall Musicke» folgendes: «Die vornehmste und hauptsächlichste Art von Musik,
welche ohne Worte gemacht wird, ist die Fantasie, das heisst, wenn ein Musiker ein
Thema wählt nach seinem Belieben und es dreht und wendet, wie es ihn gelüstet,
indem er mehr oder weniger daraus macht, so wie es ihn nach seiner Meinung am
besten dünkt. Auf solche Weise kann mehr Kunst gezeiget werden als in irgend einer
anderen Art Musik, weil der Komponist an nichts gebunden ist als an das, was er hinzufügen, abstreichen oder nach seinem Belieben ändern möge. Und dieser Art ist alles
erlaubt, was auch in anderer Musik statthaft ist, ausgenommen das Verändern der
Harmonie und das Verlassen der Tonart, was in Fantasien niemals geduldet werden
darf. Andere Dinge magst du nach deinem Vergnügen anwenden wie Dissonanzen als
Durchgang, schnelle Bewegungen, langsame Bewegungen, Veränderungen des Taktes
und wonach es dich sonst gelüstet».
Der Alten Musik stellen wir Werke des 20. Jahrhunderts und zwei Uraufführungen
gegenüber:
Die 44 Duos von Béla Bartók (1932 für E. Dofleins «Geigenwerk» geschrieben)
sowie die Freunden gewidmeten 34 «duetti per due violini» von Luciano Berio sind
ursprünglich für den Unterricht bestimmt. Beide genügen aber selbstverständlich
nicht nur pädagogischen Ansprüchen, sondern zeichnen sich durch einen grossartigen
Ideenreichtum und viel Spielfreudigkeit aus.
Vor der Pause stehen zwei Werke für Solovioline auf dem Programm: Die Uraufführung von Regina Irmans «Zehn kurze Stücke nach Motiven von Bach und Biber»
sowie ein kleines Juwel des 17. Jahrhunderts von Nicola Matteis.
Felix Baumann hat seine «Intonationen» mit dem Untertitel «are you fit to clean the
toilets?» eigens für dieses Programm geschrieben. Die drei Stücke basieren auf unterschiedlichen mikrotonalen Skalen und loten faszinierende Möglichkeiten der Klangund Farbgebung auf Barockviolinen aus.
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HHH
Daniel Fueter
Sylvia Nopper
Mario Porreca
13
Lamento, Berio & Gran Disio
Sa 30. Okt. 16.00 h · Schifffahrt auf dem Zürichsee: Ab Haltestelle Theater (Opernhaus)
Sylvia Nopper – Sopran
Mario Porreca – Akkordeon
Daniel Fueter – Texte
Henry Purcell (1659 – 1695)
Ah, Belinda (aus: Dido and Aeneas)
Claudio Monteverdi (1567 – 1643)
Lamento d’Olimpia
Sigismondo D‘India (1582 – 1629)
Piangono al pianger mio (O. Rinuccini)
Intenerite voi, lagrime mie (O. Rinuccini)
Quella vermiglia rosa (O. Rinuccini)
Piange madonna (G. B. Marino)
Cruda Amarilli (B. Guarini)
Giulio Caccini (1545 – 1618)
Amarilli
Amor, io parto
Belle rose porporine
Luciano Berio (1925 – 2003)
Quattro Canzoni Popolari (1946 – 1947):
Dolce cominciamento (anon. siciliano, XIV secolo)
La donna ideale (Ignoto genovese)
Avendo gran disio ( J. da Lentini, XII – XIII secolo)
Ballo (Ignoto siciliano)
Henry Purcell (1659 – 1695)
Dido’s Lament – Thy hand, Belinda
(aus: Dido and Aenaes)
Texte von Friedrich Dürrenmatt, Bertolt Brecht und Alfred Einstein
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Sylvia Nopper · Die in der Region Basel lebende Sopranistin Sylvia Nopper studierte
zunächst Rhythmik an der Musikhochschule Trossingen und anschliessend Gesang
bei Kurt Widmer am Konservatorium Basel, wo sie auch erste Anregungen zur Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Musik erhielt.
Heute ist sie eine der gefragtesten Sängerinnen der Neuen-Musik-Szene und arbeitet
eng mit Musikern wie Heinz Holliger oder Jürg Wyttenbach zusammen.
Viele der über 80 Kompositionen, die sie bisher zur Uraufführung brachte, wurden eigens für sie geschrieben.
Sylvia Nopper konzertiert weltweit mit ihren festen Ensembles Aequatuor und den
Basel Electronic Art Messengers, the B.E.A.M., sowie mit anderen namhaften Orchestern und Ensembles wie Contrechamps Genève, Collegium Novum Zürich, Klangforum Wien oder Court-Circuit Paris. Neben der Neuen Musik gilt ihre besondere
Liebe dem Liedgesang.
Mario Porreca studierte an der Musikhochschule des Kantons Bern mit Hauptfach Akkordeon bei Teodoro Anzellotti. Seit Beendigung des Studiums widmet er
sich hauptsächlich der Interpretation Zeitgenössischer Musik. Als Gast verschiedener
namhafter Ensembles wie dem Scharoun Ensemble Berlin, dem Ensemble Recherche,
dem Ensemble Aventure und dem Collegium Novum Zürich unternahm er Konzertreisen in Europa, den USA, Kanada, Argentinien und anderen Ländern.
Er konzertiert als Solist mit bedeutenden Orchestern, darunter den Symphonieorchestern des Bayerischen Rundfunks, des Südwestrundfunks und des Hessischen
Rundfunks.
Zahlreiche Komponisten, mit denen er zusammenarbeitete, schrieben Werke für ihn.
Mario Porreca unterrichtet an der Hochschule für Musik und Theater Zürich.
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Kurzbiografien
Daniel Fueter · 1949 in Zürich geboren, Studium der Musikwissenschaft, Klavierstudium bei Sava Savoff an Konservatorium und Musikhochschule Zürich, Liedbegleitung bei Irwin Gage und Esther de Bros.
Schrieb gegen hundert Bühnenmusiken für Theater im deutschsprachigen Raum,
daneben viele Chansons und Lieder, wenig Kammermusik, mehrere Chorwerke,
Kantaten und Festspiele, Musiktheatralische Stücke und Ballettmusiken für Kinder,
sowie auf Libretti von Thomas Hürlimann die Oper «Stichtag» und die Operette
«Aufstand der Schwingbesen» und auf einen Text von Jürg Jegge die «Judas Passion».
Seit vielen Jahren Liedklasse an Konservatorium und Musikhochschule Zürich in
Zusammenarbeit mit Hans Adolfsen; seit September 1998 Direktor Musikhochschule Winterthur Zürich, seit September 2003 Rektor Hochschule für Musik und
Theater Zürich.
Lamento, Berio & Gran Disio
«O Hauch des Windes, der von neuen Küsten kommt». Musik auf dem Schiff.
Klagegesänge grosser Komponisten um 1600 – Sigismondo d’India, Claudio Monteverdi und Giulio Caccini – bilden den Kern des Programms. Es ist revolutionäre
Musik. Am Hof der Medici hatten Theoretiker die Erneuerung der Musik aus dem
Geist der Antike entworfen. Ihren Ideen folgten Caccini und seine Kollegen. Unter
den Ideologen war Vincenzo Galilei, der Vater Galileo Galileis.
Was liegt näher, als diese kühne Musik mit den kühnen Gedanken des grossen Mathematikers und Astronomen in Verbindung zu bringen. So aber, wie die Musik am
Konzert durch die Verwendung des modernen Akkordeons reizvoll gebrochen wird, so
erscheint Galileo Galilei nicht in Originalzitaten, sondern in Auszügen aus dem Stück
«Leben des Galilei» von Bertolt Brecht.
Und so wie musikalisch mit Luciano Berios «Canzoni popolari» ein Kontrapunkt aus
der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts geschaffen wird, sind auf der Ebene der Texte
einerseits Zitate von Albert Einstein und Reflexionen Friedrich Dürrenmatts über Albert Einstein den Theatermonologen Galileis entgegengesetzt und endlich ein Ausschnitt aus Dürrenmatts Irrenhauskomödie «Die Physiker». Eine musikalisch-literarische Schifffahrt ins Ungewisse.
O früher Morgen des Beginnens!
O Hauch des Windes, der von neuen Küsten kommt.
aus Bertolt Brecht «Leben des Galilei»
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La Venexiana
Schweizer Radio DRS 2 zeichnet das Konzert auf und sendet es am Di, 14. 12. 2004, 22.35 h.
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Claudio Monteverdi: VIII. Madrigalbuch
Sa 30. Okt. 19.30 h · Aula Hirschengraben: Hirschengraben 46, Zürich
La Venexiana
Alena Dantcheva
Nadia Ragni
Claudio Cavina
Sandro Naglia
Giuseppe Maletto
Mario Cecchetti
Daniele Carnovich
Svetlana Fomina
Daniela Godio
Stefano Marcocchi
Rebeca Ferri
Giorgio Sanvito
Marta Graziolino
Gabriele Palomba
Fabio Bonizzoni
Sopran
Sopran
Altus
Tenor
Tenor
Tenor
Bass
Violine
Violine
Viola
Violoncello
Violone
Harfe
Theorbe
Cembalo
Leitung: Claudio Cavina
Hor che’l ciel e la terra
(Madrigali Guerrieri et Amorosi di Claudio Monteverdi, Libro Ottavo)
Altri canti d’amor
Hor che’l ciel e la terra
Gira il nemico insidioso
Combattimento di Tancredi e Clorinda
Se vittorie si belle
Lamento della ninfa
Volgendo il ciel / Movete al mio bel suon
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La Venexiana ist international bekannt als eines der besten Madrigal-Ensembles.
Ausgehend von einer anonymen Komödie der Renaissance (die auch Inspiration für
den Namen war) wählt La Venexiana als herausragendes Merkmal seiner musikalischen Interpretation die Theatralität, das Achtgeben auf das Wort in all seinen Nuancen und die Begeisterung für Kontraste, wie sie charakteristisch für unsere Kultur sind.
Die Zusammenarbeit mit dem spanischen Label Glossa Music hat seit 1997 zur Reihe
«Das Italienische Madrigal» geführt, das die Publikation von zwölf CDs vorsieht, welche sich dem Repertoire des italienischen Madrigals des 16./17. Jahrhunderts widmen.
Die erste in dieser Reihe entstandene CD mit dem Dritten Madrigalbuch von Sigismondo D’India hat umgehend den «Diapason d’Or» erhalten, worauf Aufnahmen mit
dem Siebten Madrigalbuch von Claudio Monteverdi, dem Fünften Madrigalbuch von
Luzzasco Luzzaschi und dem Neunten Madrigalbuch von Luca Marenzio folgten
(Diapason d’Or im November 1999, CD des Monats Dezember 1999 der Zeitschriften Repértoire, Luister und Goldberg, Preis der Cini-Stiftung 1999, Prix Cecilia
1999). Für die Aufnahme des Vierten Madrigalbuchs von Gesualdo da Venosa hat La
Venexiana den Amadeus-Preis 2001 und den Gramophone Award 2001 erhalten.
Danach sind erschienen: Das Erste Madrigalbuch von Sigismondo D’India (ausgezeichnet von Répertoire und Gramophone Editor Choice), das Sechste Madrigalbuch
von Luca Marenzio (Amadeus-Preis in Spanien), das Dritte
Madrigalbuch von Claudio Monteverdi (kürzlich hervorgehoben durch den Grand
Prix du Disque Académie Charles Cross) und La Gerusalemme Liberata von Giaches
de Wert (CD des Monats in allen einschlägigen Fachzeitschriften Frankreichs).
Ein neues ambitiöses und bis 2006 abgeschlossenes Projekt sieht die Aufnahme aller
Madrigale von Claudio Monteverdi vor.
La Venexiana ist an den wichtigsten internationalen Festivals sowie im Musikverein
in Wien, bei De Singel in Anversa, in Barcelona, Valladolid, Strassburg, Amiens,
Paris, Saintes, Karlsruhe, Melk, Fribourg, Utrecht, Regensburg, Brüssel, Brügge, Bogotà, New York, San Francisco, Tucson, San Diego, Seattle, Chicago und St. Petersburg
aufgetreten.
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La Venexiana
La Venexiana steht für einen neuen Stil der italienischen Alten Musik, der über eine
einfache musikalische Interpretation hinaus geht und Rhetorik, Text und Deklamation
mit einem ganz mediterranen Geschmack verbindet.
Claudio Monteverdi: VIII. Madrigalbuch
Als Claudio Monteverdi seine «Madrigali Guerrieri et Amorosi» 1638 unter dem
Titel «Achtes Madrigalbuch» in Druck gab, war die Gattung des Madrigals bereits
am Ende seines langen und mehr als 100 Jahre zuvor bei Costanzo Festa begonnenen
Weges angelangt. Nach einer blühenden Periode erfuhr das Madrigal gegen Ende des
16. Jahrhunderts einen grundlegenden Wandel: Das Wort sollte nicht mehr der Harmonie dienen, sondern der Text sollte Grundlage und Hauptaugenmerk sein, auf dem
Melodien und Harmonien aufgebaut werden. Damit sollten die «affetti» hervorgehoben werden, die bei Tasso, Guarini und Marino, einer neuen Generation von Poeten,
so gut beschrieben worden waren.
Dieser Wechsel, genannt «seconda pratica», sah in Claudio Monteverdi seinen überzeugtesten Vertreter. Von diesem Moment an wurde das Madrigal Bild einer neuen
ästhetischen Kultur, wo das Pathos des Menschen Teil des Schönen wurde: Mehr als
eine Chronik der Zeit erzählt uns, wie «so schön gesungen wurde, daß mehr als eine
Dame in Rührung versetzt wurde...». Neu unterstrichen die Kompositionen die einzelnen «affetti» (Tod, Schmerz, Lachen, Herbheit...) mit «verbotenen» Dissonanzen,
bizarren und bis zu jener Zeit nie verwendeten Harmonien.
Als Monteverdi sein Achtes Madrigalbuch mit Madrigalen zu den Themen Krieg und
Liebe schreibt, ist ihm bewusst, dass die Gattung des Madrigals daran ist, ihre Vorherrschaft zu verlieren und die Oper die Oberhand im musikalischen Geschmack der
Zeit gewinnt. Nach dem Siebten Madrigalbuch, das sich in äusserster formaler Vielfalt übte, finden sich im Achten Madrigalbuch Opernszenen ohne Gesten. Monteverdi erfindet noch einmal eine neue Art, das Madrigal zu konzipieren, wie er im Vorwort erklärt: «Abwägend, daß es drei Hauptleidenschaften oder Seelenzustände gibt,
nämlich Zorn, Mässigkeit und Demut ... und wie die Kunst der Musik dies klar darstellt, nämlich durch die drei Begriffe «concitato, molle et temperato» (erregt, sanft
und massvoll) ... habe ich begonnen, über die Ganze Note nachzudenken ... die wiederum in sechzehn Sechzehntelnoten unterteilt wird ... habe wiederum über jede einzelne nachgedacht, und durch Hinzufügung von Zorn und Empörung ausdrückender Redekunst, habe ich in diesem kleinen Beispiel die Ähnlichkeit gehört, die ich
gesucht hatte ...» – nämlich, dass Kriegs- und Waffengeräusche durch schnell wiederholte (Sechzehntel-) Noten oder Akkorde vermittelt werden können. Monteverdi
bemängelt, dass in der Vergangenheit zwar Musik der «sanften und der massvollen»
Gattung komponiert worden sei, Beispiele für die «erregte Art» aber fehlen würden,
was er nun zu komponieren versucht. Bilder des Krieges und die damit verbundene
emotionale Befindlichkeit sollen in diesem neuen «stile concitato» dargestellt werden.
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Rinaldo Alessandrini
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Italienische Cembalomusik um 1600, «Musik im Wandel»
So 31. Okt. 13.30 h · Helferei Grossmünster Zürich
Rinaldo Alessandrini – Cembalo
Girolamo Frescobaldi (1583 – 1643) Cento Partite sopra passacagli
(Primo Libro di Toccate)
Bernardo Storace (1637 – 1707)
Ciaccona (Selva di Intavolatura)
Louis Couperin (1626 – 1661)
Prélude – Chacconne
Dietrich Buxtehude (1637 – 1707)
Praeludium und Fuge g-Moll BuxWV163
Tarquinio Merula (1594 – ca. 1665) Capriccio cromatico
Girolamo Frescobaldi (1583 – 1643) Toccata prima (Secondo Libro)
Giovanni Picchi (1572 – 1643)
Ballo alla polacca
Ballo ongaro
Ballo detto il Picchi
Michelangelo Rossi (1602 – 1656)
Toccata settima
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Kurzbiografie
Rinaldo Alessandrini · Nebst seiner umfangreichen Tätigkeit als Gründer und Leiter des Ensembles Concerto Italiano hat sich Rinaldo Alessandrini weltweit einen
Namen als Cembalist, Fortepianospieler und Organist gemacht. Rinaldo Alessandrini
ist in Japan, Kanada, den USA und in ganz Europa aufgetreten und wird immer öfters
von bedeutenden Orchestern engagiert.
Seine jüngsten Produktionen sind «L’Incoronazione di Poppea», «Le Nozze di Figaro»
und «Il Trionfo» an bedeutenden Opernhäusern Europas. In nächster Zeit wird er
«Giulio Cesare» in Oslo, Paisiellos «Il Barbiere di Siviglia» in Bruxelles und seine eigene Produktion (Musik und Regie) von Monteverdis «Poppea» in Salamanca, Utrecht,
Rom und Montpellier aufführen.
Alessandrinis Aufnahmen (Opus 111, Astrée, Arcana, DHM) umfassen neben der italienischen Musik auch Werke von J. S. Bach und seinen Zeitgenossen, wofür er unter
anderem drei Gramophone Awards und drei Deutsche Schallplattenpreise erhielt.
2003 wurde Rinaldo Alessandrini vom französischen Kulturministerium zum «Chevalier dans l’ordre des Artes et des Lettres» ernannt, mit seinem Concerto Italiano erhielt er den Premio Abbiati.
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Italienische Cembalomusik um 1600, «Musik im Wandel»
Die Bahn brechenden Entwicklungsschritte, welche die Vokal- und Ensemblemusik
im späten 16. und im 17. Jahrhundert nahmen, betrafen auch die Musik für Tasteninstrumente, wenn auch auf unterschiedliche Weise, wie Rinaldo Alessandrinis Rezitalprogramm aufzeigt.
Im Zentrum stehen zwei bedeutende Werke Girolamo Frescobaldis: Die «Cento
Partite sopra passacagli», ein umfangreiches Konglomerat verschiedener passacagli,
ciaccone und corrente über einen absteigenden Tetrachord, erschienen erst 1637 in
der dritten Auflage des «Libro e partite d’intavolatura di cembalo» und sind ein eindrückliches Beispiel für die unerschöpfliche Ideenvielfalt des römischen Organisten.
Die erste Toccata aus der Zweiten Sammlung von 1627, welche zu den profiliertesten
gehört, fällt auf durch ihre kleinräumige Unterteilung in verschiedene Abschnitte,
denen jeweils unterschiedliche Taktarten (und damit verschiedene Tempi) vorgeschrieben sind. Dieses Merkmal ist auch den Toccaten Michelangelo Rossis von 1640 eigen;
allerdings sind diese Toccaten – wie übrigens auch diejenigen des Frescobaldi-Schülers
Johann Jacob Froberger – um imitatorische Abschnitte, ferner auch um weite Sprünge
in beiden Händen erweitert.
Weitgehend unbekannt sind Leben und Werk von Bernardo Storace, dessen offensichtlich einzige Publikation für Tasteninstrumente, «Selva di varie compositioni
d’intavolatura» von 1664 Variationenwerke verschiedener Art, unter anderem eine
Ciaccona, enthält. Storace selbst ist im Titel des Druckes als «vice maestro di capella»
im sizilianischen Messina bezeugt.
Tarquinio Merulas «Capriccio cromatico» ist ein besonders schönes Beispiel der chromatisch eng verflochtenen Musik: Während die Chromatik in der ersten Hälfte der
Komposition – zum Teil mehr als über eine Oktave hinweg – aufsteigt, wechselt die
Richtung in der zweiten Hälfte auf den absteigenden Tetrachord.
Giovanni Picchis «Intavolatura di balli d’arpsicordo» von 1620 ist ein frühes Zeugnis
von Einflüssen der osteuropäischen Volksmusik in Italien, welche sich im «Ballo alla
polacca» und im «Ballo ongarese» durch rhythmische Extravaganzen äussern.
Einen Vergleich der italienischen Tastenmusik des 17. Jahrhunderts mit den Kompositionen nördlich der Alpen bieten die Werke Louis Couperins und Dietrich Buxtehudes: Der subtile Klangsinn bei Couperin, welcher für die französische Tastenmusik
über alle Jahrhunderte typisch ist, sowie die rhythmisch freie Gestaltung der «Préludes
non mesurés» stehen den rhythmisch prägnanten, durch ihre jähen Zäsuren und Passagen packenden Eigenschaften der norddeutschen Tradition gegenüber, die in Buxtehudes Praeludium und Fuge zum Ausdruck kommt.
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London Baroque
London Baroque
Schweizer Radio DRS 2 zeichnet das Konzert auf und sendet es am Sa, 18. 12. 2004, 20.15 h.
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Triosonaten des frühen 17. Jahrhunderts
So 31. Okt. 17.00 h · Musikhochschule Zürich, Grosser Saal
London Baroque
Ingrid Seifert
Richard Gwilt
Charles Medlam
Terence Charlston
Violine
Violine
Viola da gamba
Cembalo / Orgel
Orlando Gibbons (1583 – 1625)
3 Fantasias (1620)
Nr. 6 in d-Moll, Nr. 3 in d-Moll, Nr. 8 in d-Moll
William Lawes (1602 – 1645)
Sett Nr. 1 in g-Moll
Fantazia – [Almaine] – [Galliard]
Christopher Simpson (1605 – 1669) Divisions in D-Dur
Matthew Locke (1622 – 1677)
Suite Nr. 3 in d-Moll (aus «The Little Consort»)
Pavan – Ayre – Courante – Saraband
John Jenkins (1592 – 1678)
Fancy
Henry Purcell (1659 – 1695)
Pavane in B-Dur
Sonata Nr. 10 in D-Dur
(aus «Sonata’s of Four Parts»)
Adagio – Canzona – Grave – Largo – Allegro
--- Pause ---
Francesco Turini (1589 – 1656)
Sonata del secondo tuono
Girolamo Frescobaldi (1583 – 1643) Toccata a basso solo
Dario Castello (um 1600)
Sonata secondo a soprano solo
(Libro secondo 1629)
Bernardo Storace (1637 – 1707)
Ciaccona
Heinrich Biber (1644 – 1704)
Partia VI in D-Dur (aus «Armonia Artificiosa»)
Praeludium – Aria con variazioni – Finale
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Richard Gwilt wurde in Edinburgh geboren, wo er auch zur Schule ging. Nachdem
er seine Musikausbildung in Birmingham, wo er Violine bei Orrea Pernel studierte,
abgeschlossen hatte, besuchte er die University of Michigan, USA.
Kurz nach seiner Rückkehr nach England (1983) wurde er Mitglied von London Baroque. Neben seiner kammermusikalischen Tätigkeit ist er als Leiter und Dirigent
gefragt ( John Blows «Venus & Adonis» und der «Messias» von Georg Friedrich Händel in dieser Saison). Er ist als Lehrer für Barockgeige am Trinity College London
tätig und regelmässig an der Royal Academy zu Gast. Seine Lehrtätigkeit führt ihn
oft nach Portugal an die Academia de Musica Antiga de Lisboa und die Escola Superior de Musica in Oporto.
Charles Medlam studierte Cello in London, Paris, Wien und Salzburg, bevor er
sich für Gambe und Aufführungspraxis für Alte Musik interessierte. Nach einem
Jahr in Hong Kong, wo er an der chinesischen Universität Unterricht gab und im
dort ansässigen Streichquartett mitwirkte, kehrte er zurück nach Europa und studierte bei Maurice Gendron am Pariser Konservatorium, bei Wolfgang Herzer in Wien
wie auch bei Heidi Litschauer in Salzburg, wo er zugleich Nikolaus Harnoncourts
Klasse für Aufführungspraxis besuchte. 1978 gründete er mit Ingrid Seifert das Ensemble London Baroque. Er ist ausserdem Mitglied des Klaviertrios the Romantic Chamber Group of London, dessen Repertoire bekannte wie auch unbekannte
Werke von Beethoven bis heute einschliesst. Sein Barockcello wurde 1720 von Finnocchi in Perugia, sein «modernes» Cello um 1800 in Neapel von Lorenzo Ventapane
gebaut.
Terence Charlston wurde 1962 in Blackpool, Lancashire geboren. Nach seinem
Studium als Orgelstipendiat am Keble College of Oxford wirkte der Künstler als
Organist an der Westminster Cathedral. Anschliessende Studien folgten bei Virginia Black, John Toll und Kenneth Gilbert an der Royal Academy of Music in London. Seine Konzerttätigkeit wird durch seine Lehrtätigkeit an der Royal Academy of
Music als Abteilungsleiter für Alte Musik ergänzt. Als Solist hat er CDs mit Cembalomusik von Purcell, Couperin, Locke und Bach eingespielt.
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Kurzbiografien
Ingrid Seifert wurde in der Nähe von Salzburg geboren und studierte Geige in
Wien und Salzburg. Ihr Interesse für Alte Musik wurde während des Studiums bei
Nikolaus Harnoncourt und durch die gelegentliche Mitwirkung im Concentus Musicus Wien stark gefördert. 1978 gründete sie mit Charles Medlam London Baroque.
Sie spielt auf einer Stainer-Violine von 1661.
Triosonaten des frühen 17. Jahrhunderts
Das Programm von London Baroque vermittelt auf der einen Seite die ungebrochene
Tradition der englischen Musik, die seit dem 15. Jahrhundert polyphone und melodischharmonische Kompositionsweisen belässt, sich auf der anderen Seite dem Neuen nicht
verschliesst: insbesondere der Einfluss italienischer Komponisten ist wichtig und in
diesem Konzert in «Belegexemplaren» (Frescobaldi, Storace u.a.) zu finden.
Orlando Gibbons’ (1583 – 1625) Domäne waren die Tasteninstrumente – er war sowohl Prinz Charles’ Hoforganist als auch Virginalist in dessen Privatgemächern. Die
drei Werke stammen aus seiner um 1620 veröffentlichten Sammlung von neun dreistimmigen Fantasien, bei denen es sich um «Consort»-Musik handelt, was an der Verwendung von Diskant-, Mezzosopran- und Baritonschlüsseln ihrem «homogenen» Stil
und der gleichbleibenden Struktur abzulesen ist. Der ältere Stil ist mit seiner dichten
motivischen Imitation (oftmals gegen das Metrum) und der relativen tonalen Stabilität
immer noch deutlich vernehmbar. Es hat zudem den Anschein, dass die Fantasien mit
Orgelbegleitung gespielt wurden, denn es sind verschiedene Partituren überliefert, die
wahrscheinlich als Grundlage für eine improvisierte Begleitung dienten.
Anders als Gibbons, Coprario oder Lawes arbeitete John Jenkins (1592 – 1678) mehr
auf Landsitzen als am Hof. Obwohl er sowohl das Commonwealth wie die Restauration miterlebte, hatte er nur wenig Kontakt zu den jeweiligen Höfen. Es überrascht
kaum, dass er im Bereich der Instrumentalmusik anfangs vor allem Consort-Musik
schrieb. Als Reaktion auf den Stilwandel komponierte er in der Folge mehr als siebzig
Fantasie-Suiten in unterschiedlichen Besetzungen und Formen. Seine frühen FantasieSuiten weisen eine grosse Nähe zu dem von Coprario etablierten Modell auf; manche
Eigenarten (überraschende Fortschreitungen, augmentierte Akkorde) lassen vermuten,
dass er Lawes’ Fantasien kannte. Als sein Stil zur Reife fand, führte er als erster Komponist «Divisions» (eine englische Variationstechnik) in die Fantasien ein.
Christopher Simpson (1605 – 1669) war, wie Jenkins, kein Hofkomponist und als Autor
und Violist bekannter denn als Komponist. Sein Werk «The Division Violist» wurde
1659 in London veröffentlicht. Von seinen Kollegen wurde er sehr geschätzt; Matthew
Locke schrieb: «ein Mann, dem gute und kenntnisreiche Menschen aufgrund seines exemplarischen Lebens und seines exzellenten Könnens ein ehrenvolles Angedenken bewahren». Und John Jenkins nannte ihn seinen «ganz besonderen Freund». Am bekanntesten sind seine Sammlungen von «Divisions» – die Months und das Schwesterwerk,
die Seasons, die vermutlich von Jenkins’ brillanten Fantasie-Suiten beeinflusst sind.
Eigenartig ist der Eifer, mit dem Henry Purcell darum bemüht war, sich vom französischen Stil abzugrenzen und die «berühmten italienischen Meister» als Verbündete
anzurufen. Vielleicht betrachtete Purcell den englischen Stil als Wasser für den Fisch
und war bemüht, die «Ernsthaftigkeit» des italienischen Stils, von dem er inspiriert
war, gegenüber dem leichteren französischen Stil zu betonen, der am Hof in Mode war.
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Michaela Schuster · Annemarie Podesser · Sibylle Kunz · Yvonne Ritter
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Entractes I
Do 28. Okt. 12.30 h · Treppenhaus der Hochschule für Musik und Theater Zürich
Sibylle Kunz · Annemarie Podesser ·
Yvonne Ritter · Michaela Schuster – Blockflöten
Eustache du Caurroy (1549 – 1609)
Douziesme Fantasie
Neufiesme Fantasie
Johann Hermann Schein (1586 – 1630) Allemande und Tripla a quattro voci
(aus: Banchetto musicale)
John Jenkins (1592 – 1678)
Pavan
John Ward (gest. 1640)
Fantasia
Giovanni Paolo Cima (um 1600)
Capriccio 58
Alessandro Poglietti (gest. 1683)
Canzon Vber dass Henner Vnd
Hannergeschreij – Dass Hannen Geschraij
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Tabea Herzog
Chiasper-Curò Mani
Annette Gfeller
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Entractes II
Fr 29. Okt. 12.30 h · Treppenhaus der Hochschule für Musik und Theater Zürich
Tabea Herzog – Sopran
Chiasper-Curò Mani – Bariton
Reymond Huguenin – Theorbe
Annette Gfeller – Cembalo
Arie e Canzoni – Ayres and Songs
Werke von Claudio Monteverdi, Giulio Caccini, John Dowland und Thomas Morley
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Festival Alte Musik Zürich
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Eine Initiative des Neuen Forums für Alte Musik Zürich
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Vorstand
Monika Baer
Reto Cuonz
Hans-Joachim Hinrichsen
Martina Joos
Matthias Weilenmann
Martin Zimmermann
Patronatskomitee
Alice und Nikolaus Harnoncourt
Alexander Pereira
Peter Reidemeister
Neues Forum für Alte Musik Zürich
Postfach 517 · CH 8044 Zürich
Telefon/Fax: +41 (0)1 252 63 23
email: [email protected]
www.altemusik.ch
Werden Sie Mitglied
Einzelmitglied Fr. 60.–
Juniormitglied Fr. 20.–
Gönner Fr. 600.–
PC: 84-58357-5
Sekretariat
Monika Kellenberger
Visuelle Gestaltung
Johanna Guyer
Preise Festival 2004
normal
Mitgl.
erm.
Coin/Balestracci/Zeller/Jansen
Holloway/Baer
Nopper/Porreca/Fueter
La Venexiana
Alessandrini
London Baroque
45.–
45.–
35.–
45.–
30.–
45.–
35.–
35.–
25.–
35.–
20.–
35.–
18.–
18.–
15.–
18.–
10.–
18.–
Festivalpässe
180.–
150.–
80.–
Entractes und Hinzuführend: Eintritt frei
Vorverkauf ab 1. Oktober:
Jecklin + 41 (0) 1 253 76 76 oder www.altemusik.ch
Programmänderungen vorbehalten
Mit dankenswerter Unterstützung von:
Präsidialdepartement der Stadt Zürich, Familien-Vontobel-Stiftung,
ERNST GÖHNER STIFTUNG, Jubiläumsstiftung der Zürich Versicherungs-Gruppe,
Hochschule für Musik und Theater Zürich, Musikhaus Jecklin, Schweizer Radio DRS 2
Familien-Vontobel-Stiftung
ERNST GÖHNER STIFTUNG
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Jubiläumsstiftung der Zürich Versicherungs-Gruppe
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