Hochaltrigkeit: "Not-so-good News" Effekte von Sport und Bewegung für Hochaltrige Dr. phil. Christoph Rott Workshop Kommunen und Sportvereine: Gemeinsam für mehr Bewegung für Hochaltrige und Menschen mit Demenz Berlin, 06. November 2015 Häufung von chronischen Belastungen: 80% erleiden Verluste in 3 bis 6 Bereichen: z.B. Sehen, Hören, Kraft, funktionale Kapazität, Krankheiten, Intelligenz. Hohes Ausmaß an Gebrechlichkeit, Funktionseinschränkungen und Multimorbidität (BASE: 41% der Männer und 54% der Frauen haben fünf oder mehr Erkrankungen). Beträchtliche Prävalenz von Demenzen (ungefähr 50% im Alter von 90 Jahren und darüber). Zunehmende Verluste in den positiven Dingen des Lebens (Glücklichsein, soziale Kontakte) (?) Baltes & Smith, 2003 Dreifach erhöhtes Sterberisiko bei bewegungsarmen 80- bis 98-Jährigen Körperliche Aktivität ist lebensnotwendig – auch im hohen Alter. 198 Männer und Frauen im Alter von 80 und 98 Jahren (M = 85 Jahre) Chipperfield, 2008 Körperliche Aktivität besonders im hohen Alter wirkt entgegen: Körperliche Aktivität hilft, die meisten Alterungsvorgänge im Zaum zu halten. Rückgang der Leistungsfähigkeit von Herz, Kreislauf, Atmung und Stoffwechsel Abnahme der Muskel- und Knochenmasse Veränderung der Hormonkonstellation im Blut Verminderung von Kapillaren und Mitochondrien in der Skelettmuskulatur und im Gehirn Verschlechterung von Fließeigenschaften des Blutes Verlust an Mineralgehalt im Knochensystem Verminderte Rezeptorsensitivität z.B. gegenüber Insulin Größenabnahme von Neuronen und Synapsen. Hollmann et al., 2011 Nachgewiesene präventive und therapeutische Wirkung körperlicher Aktivität Körperliche Aktivität hilft bei der Vermeidung und der Behandlung vieler „Alterskrankheiten“. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Adipositas Arthritis Bluthochdruck chronische Herzinsuffizienz chronisches Nierenversagen chronisch obstruktive Lungenerkrankung Depression 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. Diabetes Typ II Herzkranzgefäßerkrankung kognitive Beeinträchtigung körperliche Behinderung Krebs Osteoporose periphere arteriosklerotische Gefäßerkrankung 15. Schlaganfall Chodzko-Zajko et al., 2009 Enormer Kraftzuwachs (+174%) durch Krafttraining bei Hochaltrigen Krafttraining zur Erhaltung der Selbstständigkeit im hohen Alter 9 Männer und Frauen im Alter von 86 und 96 Jahren Fiatarone et al., 1990 Gehirnanpassungen durch Bewegung (Gehen/Wandern) auch im hohen Alter Bewegung verbindet Körper und Geist Blutgefäßneubildungen Wachstum von Nervenverbindungen Nervenfaserwachstum Bildung neuer Nervenzellen bessere geistige Leistungsfähigkeit geringeres Demenzrisiko Hollmann et al., 2011 Bewegung: Elementarer Bestandteil der Sturzprävention Bewegung notwendig für Mobilitätssicherheit Sherrington et al., 2008 Fitnessstandard Beinkraft Männer Sport und Bewegung helfen alltagsrelevante Fitnessstandards für ein selbstständiges Leben im hohen Alter zu erreichen. DOSB, 2015; Rikli & Jones, 2013 Sportaktivität und positive Lebensbewertung im hohen Alter 26 Sport und Bewegung machen das Leben lebenswerter – besonders im hohen Alter 21 20,5 19,4 16 17,5 11 0 Std/Woche 0,5-2,5 Std/Woche über 2,5 Std/Woche Anmerkung: Aktiv-in-Heidelberg (A-i-H): n = 140; Alter zwischen 80 und 95 Jahren; M = 87 Jahre Sehr lange leben – sehr lange aktiv bleiben Als Experten für Bewegung können die Turnund Sportvereine einen wesentlichen Beitrag leisten, um die besonderen Herausforderungen der Hochaltrigkeit zu meistern. Lieber Herr Rott, … Mein Vater ist zwar erst 98, geht aber weiterhin regelmäßig zum Sport auf den Hometrainer und läuft voller Lust im Regen spazieren. Kontakt: Dr. Christoph Rott Institut für Gerontologie, Universität Heidelberg Bergheimer Str. 20 69115 Heidelberg Tel.: 06221-548129 E-Mail: [email protected] http://www.gero.uni-heidelberg.de