Kaiser-Heinrich-Gymnasium Bamberg Kollegstufe Jahrgang 2004/2006 Facharbeit aus der Biologie Fledermäuse in Bamberg (Stadt- u. Landkreis) von Christoph Deeg 2006 2 INHALTSVERZEICHNIS 1 Einleitung S.4 2 Allgemeiner Teil S.5 2.1 Einordnung ins Tierreich S.5 2.2 Geschichte S.5 2.2.1 Entwicklungsgeschichte S.5 2.2.2 Forschungsgeschichte S.6 2.3 Besondere Anpassungen der Fledertiere S.7 2.3.1 Chiroptera – Fliegen mit den Händen S.7 2.3.2 Ein Leben kopfüber – Die Füße S.8 2.3.3 Sehen mit den Ohren S.8 2.3.4 Winterschlaf / Tageslethargie : Leben auf Sparflamme S.10 2.3.5 Übrige Anpassungen S.10 2.4 Ein Jahr im Fledermausleben S.11 2.5 Feinde S.12 2.5.1 Fressfeinde S.12 2.5.2 Parasiten S.12 2.6 Gefährdungen durch den Menschen und Bestandsentwicklung 3 Spezieller Teil S.12 S.13 3.1 Methodik S.13 3.1.1 Feldforschung S.13 3.1.2 Quartierkontrolle S.13 3.2 Beobachtungen 3.2.1 Der Hain in Bamberg S.14 S.14 3.2.1.1 Abendsegler im Hain S.15 3.2.1.2 Wasserfledermäuse im Hain S.17 3.2.1.3 Zwergfledermäuse im Hain S.19 3.2.1.4. andere Fledermausarten im Hain S.20 3.2.2 Wasserfledermäuse in Hirschaid S.20 3 3.2.3 Kemmern S.21 3.2.4 Klinikum Bamberg S.22 3.2.5. Anwesen der Fam. Oppel S.23 3.2.6. Förnsdorf S.24 3.2.7. Mausohren im Landkreis Bamberg S.24 3.3 Quartierkontrollen S.26 3.3.1 Bierkeller bei Frensdorf S.26 3.3.2 Quartierkontrollen in der Bamberger Altstadt S.26 3.3.2.1 Neue Residenz S.27 3.3.2.2 St. Jakob S.27 3.3.2.3 Obere Pfarre S.27 3.3.2.4 Alte Hofhaltung S.28 3.3.2.5 Dom S.28 3.3.2.6 Zusammenfassung S.28 4 Schluss S.28 5 Literaturverzeichnis S.29 6 Erklärung S.30 4 1. Einleitung: „11 Brasilianer nach Fledermausbissen gestorben“. So titelten im Juni 2005 wieder einmal die Boulevardzeitungen. Was jedoch bei ihren reißerischen Ammenmärchen über die blutrünstigen Vampire verschwiegen wird, ist zum einen, dass der Tod dieser Menschen nicht die direkte Folge der Bisse war, sondern auf eine von den Fledermäusen übertragene Tollwutinfektion zurück geht. Zum anderen wird völlig grundlos Panik gemacht, da es sich bei den „Blutsaugern“ um eine seltene, lediglich in Südamerika verbreitete Art handelt. Dergleichen Märchen und Vorurteile belasten schon seit Menschengedenken das Verhältnis zwischen Menschen und Fledermäusen, fast immer zum Nachteil letzterer. Dieses Image ist jedoch völlig ungerechtfertigt angesichts dieser kleinen, unauffälligen, harmlosen und sogar nützlichen Mitgeschöpfe, die oft genug ganz ohne unser Wissen als unsere heimlichen Untermieter leben. Da ich mich bereits länger für Fledermäuse interessiert habe und sie auch schon einige Male beobachten konnte, fiel mir die Wahl dieses Themas für meine Facharbeit nicht sonderlich schwer. Im Laufe meiner fast ¾-jährigen Arbeit bekam ich einen kleinen Einblick darüber, wie es wirklich um diese (zumindest für unsere Ohren) lautlos durch die Nacht huschenden „Kobolde“ steht. Abb. online nicht verfügbar Abb. 1: Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) Quelle: 7 5 2 Allgemeiner Teil 2.1 Einordnung ins Tierreich Fledermäuse gehören zur Ordnung der Chiroptera (gr.: ή χείρ: die Hand ; τό πτερόν: der Flügel Þ „Handflügler“), die nach den Nagetieren die artenreichste Ordnung unter den Säugetieren darstellt. Die Fledertiere, wie die korrekte deutsche Ordnungsbezeichnung lautet, werden in zwei Unterordnungen unterteilt: Einerseits die Megachiroptera, die gewöhnlich unter den Namen „Flughunde“ oder „Flugfüchse“ in den tropischen und subtropischen Gebieten der alten Welt bekannt sind. Bei der anderen Unterordnung, den Microchiroptera, handelt es sich um die eigentlichen Fledermäuse. Diese mit 17 Familien, 177 Gattungen und ca. 925 Arten wesentlich größere Unterordnung ist auf der gesamten Welt mit Ausnahme der arktischen und antarktischen Klimazonen verbreitet. Da ihr Hauptverbreitungsgebiet in den Tropen und Subtropen liegt, kommen in Europa lediglich drei, in Deutschland sogar nur zwei Familien vor. Dabei handelt es sich um die Glattnasen (Vespertilionidae) und die sogenannten Hufeisennasen (Rhinolophidae). (Nach 1) 2.2 Geschichte 2.2.1 Entwicklungsgeschichte Die Entwicklungsgeschichte der Fledermäuse ist recht schwer nachzuvollziehen, da sie seit über 50 Mio. Jahren fast unverändert in ihrer heutigen Form existieren. Letzteres beweisen eindrucksvoll die im Ölschiefer der Grube Messel nahe Darmstadt gefundenen Fossilien (Abb. 2). Die Fledertiere sind mit keiner rezenten Säugetierordnung näher verwandt, was ihre Einordnung zusätzlich erschwert. 6 Abb. 2: Urfledermaus (Archaeonycteris spec) aus der Grube Messel; Original im Hessischen Landesmuseum Darmstadt. Foto: Johannes Otto Först 2.2.2 Forschungsgeschichte Seit Menschengedenken ist unser Verhältnis zu den Fledermäusen von Vorurteilen und Missverständnissen geprägt. So werden zum Beispiel die Leser der Bibel dazu angehalten, diese als unrein geltenden Tiere zu meiden und auf keinen Fall zu verzehren. Später, in historischer Zeit, galten die „fliegenden Kobolde“ aufgrund ihrer unheimlichen Fähigkeiten als teuflische Ausgeburten der Hölle und wurden auf alle nur erdenklichen Arten verfolgt. Diese Unwissenheit wurde erst in der Renaissance bekämpft, als man sich daran machte, diese eigentümlichen Geschöpfe kennenzulernen. Zu Beginn hatte man jedoch seine liebe Not, die Fledermäuse richtig einzuordnen. Dies zeigt nicht zuletzt ihr irreführender, in Anlehnung an die Ähnlichkeiten in Fellfarbe und Ohrenform gewählter Name. Frühe Beobachter beschrieben sie als Mischwesen zwischen Mäusen und Vögeln, obgleich sie keiner der beiden Gattungen anzugehören schienen. Der erste Versuch der kompletten Erfassung aller Fledermausarten in Deutschland wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von Pfarrer Andreas Johannes Jäckel sowie dem Oberförster K. L. Koch und einigen anderen unternommen. Diese Untersuchungen erbrachten einen ersten Überblick über die damalige Fauna der Chiroptera. Nach Jäckel wurde jedoch die Fledermausforschung in Bayern, nicht zuletzt wegen der beiden Weltkriege, für über 60 Jahre ausgesetzt. Erst zu Beginn der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde die Forschung, allen voran durch das Ehepaar Issel und der Bamberger Prof. Anton Kolb, wieder aufgenommen. Sie begannen auch erstmals mit Verhaltensstudien (z.B. 7 Kolb an Tieren der Mausohrkolonie in der Bamberger Martinskirche), großflächigen Beringungen sowie Monitoring (= Bestandskontrolle und eventuelle Quartierverbesserungen) der Wochenstuben und Winterquartiere. Nach den drastischen Bestandsrückgängen der 70er und 80er Jahre wurden, wie von den Kennern und den Naturschutzverbänden lange gefordert, 1985 die beiden Koordinationsstellen für Fledermausschutz in Nordbayern (Sitz an der FriedrichAlexander-Universität Erlangen-Nürnberg) bzw. Südbayern (Sitz an der Uni München) ins Leben gerufen. Diese bauten die bereits bestehenden Monitoring- und Beringungsprogramme weiter aus und erarbeiteten eine bayernweite Datenbank über Fledermausfunde. Überdies übernahmen sie zahlreiche Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit und des „koordinierten“ Fledermausschutzes. (Nach 2) 2.3 Besondere Anpassungen 2.3.1. Chiroptera – Fliegen mit den Händen Bei der Anpassung an ihre Lebensweise haben die Fledermäuse den grundsätzlichen Säugetierbauplan weitgehend beibehalten. Lediglich die Proportionen sind verändert (Fingerknochen, Ohr + Tragus, Flughaut), und einige Ergänzungen sind entstanden (Sporn). Abb. 3: Skizze einer Fledermaus (Langohr) [Original] 8 2.3.2 Ein Leben kopfüber - Die Füße Eine besonders bemerkenswerte Anpassung stellen die Füße der Fledermäuse dar: Um sich energiesparend am Untergrund festzuhalten, haben sich ihre Füße so verändert, dass das Eigengewicht der Fledermaus ein Zugreifen bewirkt, sodass sie sich ohne jegliche Muskelanstrengung festkrallen kann. Dieses System funktioniert sogar über den Tod der Tiere hinaus, was man vor allem in Winterquartieren an erfrorenen Tieren beobachten kann. Abb. 4: Zehenskizze. Verändert nach [1] 2.3.3 „Sehen“ mit den Ohren In Laufe der Evolution haben die unterschiedlichsten Tiergattungen die Vorteile der Orientierung mit Hilfe vom Echolot erkannt, wobei die Umwelt mit Hilfe von reflektierten Schallwellen „abgetastet“ wird. Jedoch sind die Fledermäuse, mit Ausnahme der Wale und Delphine, die einzigen, die diese Technik sogar zum Nahrungserwerb verwenden, wobei sie wohl die besten Echoorter der Welt sind. Dies kommt jedoch nicht von ungefähr, denn Fledermäuse hatten über 50 Mio. Jahre Zeit diese Technik zu perfektionieren. Über diesen langen Zeitraum haben die verschiedenen Fledermausarten individuelle Rufarten entwickelt, die ihrem jeweiligen Lebensstil optimal angepasst sind. So kann man zum Beispiel die beiden in Deutschland beheimateten Familien recht leicht an ihren charakteristischen, für die Echolotung bedeutsamen Nasen und Ohren unterscheiden: Die Hufeisennasen (Rhinolophidae), die darauf spezialisiert sind, die Ultraschallwellen durch ihre Nasen auszusenden, haben zu diesem Zweck einen aus Haut und Knorpel bestehenden, einem Hufeisen gleichenden Nasenaufsatz entwickelt. Dieser 9 ermöglicht es ihnen, gleich einem Megaphon, den Schall verstärkt in die gewünschte Richtung zu lenken. Dem gegenüber stehen die Glattnasen (Vespertilionidae), die, mit Ausnahme der Langohren, ihre Ortungslaute mit dem Mund aussenden. Folglich besteht bei ihnen, wie ihr Name vermuten lässt, keine Notwendigkeit für einen Nasenaufsatz. Im Gegensatz zu den Hufeisennasen besitzen sie jedoch einen Ohrdeckel, den sogenannten Tragus, der eine entscheidende Rolle im räumlichen Hören einnimmt. Die Hufeisennasen benötigen diesen allerdings gar nicht, da sie Entfernung, Lage und Geschwindigkeit nicht wie Glattnasen anhand von Zeitunterschieden zwischen Ruf und Echo, bzw. dem Zeitunterschied des Eintreffens des Schalls an den Ohren berechnen. Vielmehr machen sie sich den Dopplereffeckt zunutze, nach dem durch die Bewegung eines Objektes bzw. der Fledermaus die Frequenz des Echos verändert wird. Daher müssen sie auch nicht wie die Glattnasen nach einem kurzen Ruf (5-10 ms) zuerst auf das Echo warten, sondern können lange Töne von bis zu 150 ms aussenden. Um nicht von ihrem eigenen Ruf gestört zu werden, wird deren Frequenz kurzerhand „überhört“. Dies bleibt jedoch ohne Folgen, da die Frequenz der Echos ja ohnehin abweicht. Darüber hinaus unterscheiden sich Glatt- und Hufeisennasen noch in einer weiteren markanten Eigenschaft: Während die Rufe der Glattnasen über einen sehr großen Frequenzbereich abfallen, was man als frequenzmodulierte Laute bezeichnet (FM), machen es die Hufeisennasen anders: Ihre Rufe beginnen mit einem kurzen Frequenzanstieg, gehen in einen sehr langen konstantfrequenten Teil über (CF) und enden in einem Abfallen der Frequenz. Konsequenterweise bezeichnet man sie als FM/CF/FM Laute. Doch es gibt auch Anpassungen, die innerhalb beider Arten zu beobachten sind. Während schnelle Flieger im freien Luftraum tiefe, lange und sehr laute Rufe verwenden, um eine möglichst großen Reichweite zu erzielen, verwenden im Unterholz jagende Arten meist wesentlich höhere und leisere Töne, die jedoch eine bessere „Auflösung“ ermöglichen. Ebenfalls bei allen Arten zu beobachten ist der sogenannte „Feedingbuzz“. Dabei sendet die Fledermaus Sekundenbruchteile vor dem Ergreifen eines Beutetiers vermehrt Ortungslaute aus, was ihr eine bessere Kenntnis über die Lage und Geschwindigkeit der Beute ermöglicht. Die Rufe der heimischen Arten erstrecken sich über einen Bereich von ca. 20-120 kHz. Da die Hörschwelle des Menschen normalerweise bei 18 kHz liegt, blieb ihm diese Welt Jahrhunderte lang verborgen. 10 Abb. 5: Gesichtsunterscheidungsmerkmale der heimischen Fledermausfamilien [Orginal] 2.3.4 Winterschlaf – Tageslethargie: Leben auf Sparflamme Wie viele andere homoiotherme (gleichwarme) Lebewesen in den gemäßigten Breiten haben auch die Fledermäuse im Winter mit Kälte und extremer Nahrungsknappheit zu kämpfen, weshalb sie wie viele andere auch auf den Winterschlaf zurückgreifen. Die Fledermäuse fressen sich im Herbst eine Speckschicht an, sodass sich ihr Gewicht im Vergleich zum Frühjahr um 20-30% vergrößert. Im Winterquartier senken sie, um Energie zu sparen, ihre Körpertemperatur soweit, bis sie nur einige Grad über der der Umgebung liegt. Dabei verringert sich ihr Herzschlag auf eine Frequenz von unter 60 mal pro Minute, die Atmung kann bis zu 90 Minuten lang unterbrochen werden. Um noch effizienter Energie sparen zu können, bilden die meisten Fledermäuse in ihren Winterquartieren Gruppen, die sogenannten Cluster. Durch den engen Körperkontakt können sich die Tiere gegenseitig wärmen, und durch die geringere Oberfläche verlieren sie weniger Wärme. Die Strategie des Energiesparens mittels Senkung der Körpertemperatur wird von Fledermäusen jedoch nicht nur im Winterschlaf angewendet. Auch im normalen Tagesschlaf senken sie ihre Temperatur, wenn auch nicht so weit, ab. Dieses Phänomen bezeichnet man als Tageslethargie. (Nach 1) 2.3.5 Übrige Anpassungen Entgegen der landläufigen Meinung sind Fledermäuse keinesfalls blind. Obwohl einige Arten sehr kleine Augen besitzen, können sie doch alle hell-dunkel Kontraste unterscheiden. Diese Fähigkeit spielt eine übergeordnete Rolle in der Wahrnehmung 11 der Tageszeit, die für den Lebensrhythmus von Bedeutung ist, z.B. für den Tagesschlaf und die Einschätzung der Jahreszeit. Der Geruchssinn der meisten Fledermäuse ist recht gut entwickelt, den sie neben der sozialen Erkennung auch zur Nahrungssuche einsetzen. Bei der Jagd des großen Mausohrs (Myotis myotis) spielt der Geruchssinn sogar eine Schlüsselrolle, wie Prof. Dr. Anton Kolb in den 1950er und 60er Jahren anhand zahlreicher Experimenten an Wochenstubentieren der Bamberger Martinskirche herausfand. 2.4 Ein Jahr im Leben einer Fledermaus In unseren Breiten erwachen die meisten Fledermausarten zwischen März und April aus dem Winterschlaf. In der darauffolgenden Zeit versammeln sie sich vor den Winterquartieren (Schwarmverhalten) und machen sich über mehrere Zwischenquartiere auf den Weg zu den Sommerquartieren. Einige Arten legen dabei beträchtliche Wanderungen zurück (z.B. gr. Abendsegler (Nyctalus noctula) mit über 800 km). Zu Beginn des Sommerhalbjahres leben die Weibchen von den solitären Männchen getrennt in den sogenannte Wochenstuben, in denen sie ihre Jungen aufziehen. Bei einigen Arten können die Sommerverbreitungen der beiden Geschlechter daher sehr stark variieren. Sind die Jungen selbständig, bei den meisten Arten ist das spätestens Anfang August der Fall, verlassen die Muttertiere die Wochenstuben und suchen die Männchen auf, die sich zu dieser Zeit bereits eigene Paarungsquartiere territorial erkämpft haben. Die eigentliche Paarung findet in sogenannten Harems statt, wobei die Weibchen in der Paarungszeit mehrfach den Harem wechseln, kann sich jedoch auch bis ins Winterquartier erstrecken. Zu Herbstbeginn machen sich dann alle Fledermäuse auf den Rückweg in die Winterquartiere. Dabei beziehen sie wieder mehrere Zwischenquartiere und auch das Schwärmen ist bei einigen Arten zu beobachten. Bei den Zwergfledermäusen (Pipistrellus pipistrellus) kommt es in dieser Zeit zum Phänomen der Invasion, bei der mehrere (bis zu Hunderten ) meist junge Tiere nicht selten auch in Wohnungen einfliegen. Diese vermeintlichen Quartiere entpuppen sich leider viel zu häufig als tödliche Fallen [2]. Spätestens im November befinden sich alle Tiere im Winterquartier und bereiten sich auf den Winterschlaf vor. 12 2.5 Feinde 2.5.1 Fressfeinde Zu den wenigen mitteleuropäischen Fressfeinden der Fledermäuse zählen die Nachtgreife, allen voran die Schleiereule (Tyto alba), und die schnellen Falkenarten wie der Wanderfalke (Falco peregrinus) und der Baumfalke (Falco subbuteo). Bei letzterem konnten in Einzelfällen Fledermäuse mit 80% der Beutetiere sogar als Hauptbeute identifiziert werden [4]. 2.5.2 Parasiten Im Laufe der Evolution haben viele parasitär lebende Organismen die Fledertiere als Wirt erschlossen. Neben Zecken und Milben nehmen die verschiedenen Fledermausfliegen (Nycteribiidae und Streblidae) eine besondere Stellung ein. Diese Fliegenarten haben sich als Ektoparasiten so sehr auf ihren Wirt eingestellt, dass sie ihre Flügel verloren haben und sich mit ihren abgeflachten Körpern ausschließlich vom Blut der Fledermäuse ernähren. 2.6 Gefährdungen durch den Menschen und Bestandsentwicklung Die heimischen Fledermäuse sind in erster Linie von Giften in der Nahrungskette und an ihren Hangplätzen (z.B. durch giftige Holzschutzmittel) bedroht. Diese können in den Körpern der Tiere solche Konzentrationen erreichen, dass die Neugeborenen als Folge der Gifte in der Muttermilch zugrunde gehen. Ein weiteres Problem bildet die Verarmung der Landschaft (z.B. durch Fuhrbereinigung), was zum einen einen Beutetiermangel, zum anderen einen Mangel an für die Orientierung benötigten Strukturvegetation mit sich bringt. Letztendlich fehlen vielerorts Quartiere, da Fugen in Mauern unnötigerweise geschlossen und alte Quartierbäume aus ästhetischen Gründen gefällt werden. Aus diesen und noch vielen weiteren Gründen gingen die Bestände nahezu aller heimischen Feldermausarten von Ende der 70er bis in die 80er Jahre drastisch zurück. Nur dem Einsatz der Naturschutzverbände und der Regierung (Koordinationsstellen) ist es zu verdanken, dass sich die Bestände, mit Ausnahme der beiden Hufeisennasen ferrumequinum / hipposideros), weitgehend erholt haben. (Rhinolophus 13 3 Spezieller Teil 3.1 Methodik 3.1.1 Feldforschung Bei der Feldforschung wurden von mir in der Regel neben Schreibutensilien nur zwei Hilfsmittel benutzt: Eine Taschenlampe und ein Bat-Detektor, dieser jedoch meist in mehrfacher Ausführung. Für die normalen Beobachtungen genügt eine starke handelsübliche Taschenlampe. Bei Zählungen von Wasserfledermäusen wurden jedoch Scheinwerfer verwendet, da diese, stationär eingesetzt, in der Lage sind die gesamte Wasserfläche auszuleuchten. Das jedoch wichtigste Hilfsmittel war der Bat-Detektor. Ich selbst benutzte einen SSf Bat-Detektor (Bezugsquelle: www.all-about-bats.net), der als Bausatz erhältlich ist. Das Gerät, das nach einem Wochenende „Basteln“ einsatzbereit war, arbeitet nach dem Prinzip der „EchtzeitÜberlagerung“. Dabei wird ein mit dem Ultraschallmikrophon aufgenommenes Geräusch sofort in für den Menschen hörbare Frequenzen umgewandelt. Lediglich die gewünschten zu empfangenden Frequenzbereiche mussten an einem Regler gewählt werden, der stufenlos von 18-120 kHz einstellbar war, und somit alle Frequenzbereiche heimischer Fledermäuse abdeckt. Nach einigem Training kann man dann anhand des charakteristischen Rufbildes und der Kenntnis über die Ruffrequenz die meisten der heimischen Fledertiere eindeutig bestimmen. Lediglich einige Vertreter der Myotis Gattung (z.B. große und kleine Bartfledermaus) sind nur computergestützt von Experten zu unterscheiden. Ein weiteres Problem brachte die „Unschärfe“ dieses Detektors von etwa 5 kHz mit sich, da die Unterschiede der ansonsten sehr ähnlichen Rufe der Zwerg- (Pipistrellus pipistrellus) und der Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus) genau in diesen Bereich fallen. Zur Unterscheidung dieser beiden Arten konnte ich jedoch auf den Petterson D 980 von Herrn Matthias Grimm zurückgreifen, mit dem eine solche Unterscheidung problemlos möglich ist. 3.1.2 Quartierkontrolle Bei der Kontrolle von Dachstühlen ist die zunächst naheliegendste Herangehensweise, nämlich nach oben zu schauen genau die verkehrte. Vielmehr empfiehlt es sich, zunächst den Boden nach Kotansammlungen abzusuchen. Denn 14 unter den meist über Jahre hinweg genutzten Hangplätzen sammeln sich teils erhebliche Mengen an. Hinzu kommt, dass durch den Kot auch der nicht anwesende bzw. nicht genau zu sehende Benutzer des Hangplatzes zu identifizieren ist. Weitere Anzeichen für einen Hangplatz sind unter anderem Holzverfärbungen, entstanden durch die fettigen Drüsenausscheidungen bzw. durch Urin. Findet man nun einen oder mehrere dieser Hinweise, so kann man nach oben schauen und mit Glück eine schlafende Fledermaus erblicken, die man jedoch nicht zu lange belästigen sollte, um Störungen zu vermeiden. Bei der Kontrolle von Winterquartieren kann man leider auf derartige Hilfen nicht zurückgreifen, da die Tiere im Winterschlaf keine Ausscheidungen absondern. Folglich bleibt nichts anderes übrig als die akribische Untersuchung jeder einzelnen Spalte. 3.2 Beobachtungen 3.2.1 Der Hain in Bamberg Einen Großteil meiner Beobachtungen machte ich im Hain. Nicht nur auf Grund der Nähe zu meinem Wohnort, sondern vor allem auch wegen seiner wichtigen Stellung im Ökosystem der Stadt Bamberg. Dadurch, dass dort zahlreiche Subhabitate aneinander grenzen (Regnitz, Buger-Wiesen, Laubwald und Siedlungsfläche) liefert er für viele Fledermausarten Jagd- und Lebensraum. Dieses „Angebot“ wird von mindestens sechs, vielleicht sogar sieben oder mehr Arten nebeneinander genutzt: Der große Abendsegler (Nyctalus noctula) jagt in großen Höhen von etwa 20 Metern über der Regnitz und hoch über den Baumkronen nach großen Fluginsekten. Die Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) bevorzugt die schnelle Jagd nach Fluginsekten dicht über den Baumkronen. Die kleine und sehr wendige Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) ist in der Lage zwischen den Zweigen der Bäume und Büsche zu manövrieren und dort ihre Beute zu finden. Die Wiesen bei Bughof beansprucht die Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus) als ihr Jagdgebiet. Die dicht über der Wasseroberfläche fliegenden Insekten schließlich hat sich die Wasserfledermaus (Myotis daubentonii) als „Opfer“ auserkoren, die sie in nur 20 bis 50 Zentimeter Abstand über der Wasseroberfläche jagt. Zu guter letzt kommt noch die Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) als Durchreisegast hinzu. Überdies wäre noch die Einnischung zweier weiterer Arten denkbar: Die solitär in Gebäuden lebenden Männchen des großen Mausohrs (Myotis myotis) könnten in den 15 Laubwaldbeständen der Hainhalbinsel im Unterholz nach Laufkäfern jagen. Zusätzlich könnten die ähnliche Quartiere bewohnenden Langohren (Plecotus austriacus / auritus) der von ihnen entwickelten „Cleaningjagd“ nachgehen, bei der sie im Rüttelflug auf Blättern sitzende Insekten jagen. Dabei setzen sie kein Echolot ein sondern lassen sich ausschließlich durch die Geräusche der Insekten leiten. Bis in die 50er Jahre kamen noch die auf Ansitzjagd spezialisierten Hufeisennasen (Rhinolophus ferrumequinum / hipposideros) hinzu. 3.2.1.1 Abendsegler im Hain Die Abendsegler, sowohl großer (Nyctalus noctula) als auch kleiner (Nyctalus leisleri), die jedoch schwer auseinander zu halten sind, waren von Mitte April bis Mitte November regelmäßig zu beobachten. Bei beiden Abendseglerarten handelt es sich um wandernde Arten, bei denen die Männchen meist feste Reviere in Mitteleuropa besetzen, während die Weibchen ihre Wochenstubenquartiere hauptsächlich in Osteuropa haben. Die Winterquartiere beider Geschlechter jedoch liegen in Süd-Westeuropa. Da sich die Tiere bei ihren Wanderungen an Flusstälern orientieren, ist es folglich nicht verwunderlich, dass sie auch im Hain vor allem während der Wanderungszeiten anzutreffen waren. So waren während der Ostwanderung im Frühjahr mehrfach große Gruppen von bis zu einem Dutzend Tieren (z.B. 11.+12.05.05) zu beobachten, die allerdings stets nur ein bzw. zwei Tage verweilten. Währenddessen benutzten die Tiere wahrscheinlich eine der zahlreichen Baumhöhlen im Hain als Zwischenquartier, aus dem sie stets ca. eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang ausflogen, um zunächst etwa eine 3/4 Stunde hoch über der Regnitz und den Baumkronen zu jagen. Dabei beschränkten sie sich zu Beginn meist auf das Gebiet zwischen der Heinrichsbrücke und dem Buger See, bevor sie später weiter entfernte Jagdgebiete aufsuchten. So konnten z.B. Abendsegler über dem Rhein-Main-Donau Kanal auf Höhe des alten E-Werks beobachtet werden. Solche Wandergruppen sind normalerweise bis Ende Mai zu beobachten. Den Sommer über konnte nur noch ein einziges Tier regelmäßig nachgewiesen werden, bei dem es sich höchst wahrscheinlich um einen ortstreuen Abendseglerbullen handelt. Zu Beginn der Dämmerung zeigte er zunächst das gleiche Jagdverhalten wie die durchziehenden Tiere, ging jedoch nach etwa 20 Min. in ein anderes Jagdverhalten über: Über seinem „Revier“ patrouillierend konnte er in gleichmäßigen Abständen von 5-10 Min. angetroffen werden, wobei seine 16 zahlreichen „Feedingbuzzes“ auf rege Jagdaktivitäten schließen ließen. Dass dieses Jagdverhalten aber keinesfalls stereotyp ist, sondern sehr wohl den aktuellen Nahrungsverhältnissen angepasst werden kann, zeigte sich am 19.06.05: Bereits mehr als eine Stunde vor Sonnenuntergang war zu beobachten, wie er in nur 2-3m. Höhe über der Wiese vor dem Löwenpavillon flog. Dabei machte er eindeutig Jagd auf die gerade in großer Zahl schlüpfenden Junikäfer (Amphimallon solstitialis). Der Bulle führte sein solitäres Leben noch bis Mitte August, als die ersten, auf der Rückreise begriffenen Abendsegler eintrafen. Grundsätzlich zeigten sie ein ähnliches Verhalten wie auf der Hinreise, jedoch mit dem Unterschied, dass sie länger im Hain blieben. Dies ist wahrscheinlich mit dem Paarungsverhalten zu begründen, da in dieser Zeit die Weibchen die ein Paarungsrevier besetzenden Männchen aufsuchen. Nach einiger Suche, bei der ich den lauten, auch mit bloßem Ohr andeutungsweise hörbaren Sozialrufen folgte, gelang es mir eine Baumhöhle ausfindig zu machen, die mit großer Wahrscheinlichkeit als Paarungsquartier genutzt wurde. Dabei konnten regelmäßig bis zu sieben Tiere beobachtet werden. 21.08.2005 3 22.08.2005 3 27.08.2005 1 31.08.2005 3 05.09.2005 5 07.09.2005 7 08.09.2005 0 Tab.1: Besatzzahlen der Abendseglerhöhle im Hain Derartige Beobachtungen konnten bis zum 07.09.05 gemacht werden. In den darauffolgenden Tagen konnte keine Benutzung der Höhle mehr vermerkt werden. Da sich jedoch auch zu diesem Zeitpunkt noch mehrere Abendsegler im Hain aufhielten, ist zu vermuten, dass das Paarungsquartier gewechselt wurde oder die durchziehenden Tiere nicht mehr an einer Paarung interessiert waren und deshalb ein normales Zwischenquartier bezogen. Die letzte größere Gruppe zeigte sich am 20.09.05, wobei ein Tier eine Besonderheit aufwies: Der Abendsegler hatte eine derart starke Verletzung erlitten, dass nahezu das gesamte Dactylopatagium (vgl. Abb.3/S.7) zwischen dem vierten und fünften Finger fehlte. Dennoch war die Fledermaus in der Lage zu fliegen und, was die „Feedingbuzzes“ verrieten, sogar Beute zu machen, wobei eine erhebliche Erhöhung der Flügelschlagfrequenz zu beobachten war. Lediglich in der Fluggeschwindigkeit konnte sie nicht mit den gesunden Artgenossen mithalten. Bis Mitte November (vermutlich wegen des guten Wetters) konnte der einzelne Bulle noch beobachtet werden, der sich daraufhin auch in den Winterschlaf „verabschiedete“. 17 3.2.1.2 Wasserfledermäuse im Hain Wegen ihrer charakteristischen Jagdstrategie, bei der sie nur wenige Zentimeter über der Wasseroberfläche fliegen, sind die Wasserfledermäuse recht einfach zu beobachten. Im gesamten Sommerhalbjahr sind sie über allen größeren Wasserflächen mit naturnaher Ufervegetation jeweils wenige Minuten nach Einbruch der Dunkelheit anzutreffen. Die Wasserflächen der Innenstadt sowie der RheinMain-Donau Kanal werden hingegen nur spärlich genutzt. Ähnlich wie die Abendsegler nutzen auch die Wasserfledermäuse Baumhöhlen als Tagesquartiere, jedoch sind ihre „Wohngemeinschaften“ wesentlich größer. Wochenstuben zählen 30 bis 50 Tiere, während die Männchen in etwa 20 köpfigen Gruppen leben. Abb. 6 u. 7: Hain [Orginale] Wasserfledermausquartier im Hain/ Jagende Wasserfledermaus im Zu Beginn der Nacht jagten die Wasserfledermäuse über der Wasserfläche der Regnitz, etwa zwischen dem Bootshaus und dem Buger See. Nach einiger Zeit (meist ca. eine Stunde) war jedoch ein deutlicher Rückgang der kreisenden Tiere zu beobachten (vgl. Diagramm 1+2), was auf eine deutliche Dezimierung der Beutetiere im beobachteten Bereich hindeutet, sodass sich eine kreisende Jagdstrategie nicht mehr auszahlte. Doch auch die Anzahl der patrouillierenden Tiere ging wenig später zurück, sodass ca. drei Stunden nach Sonnenuntergang nur noch vereinzelte Tiere zu beobachten waren. Diese Beobachtung deckt sich mit denen, die weiter flussaufwärts gemacht wurden: Dort trafen die meisten Tiere erst wesentlich später ein, wobei es sich höchst wahrscheinlich um dieselben Tiere handelte. 18 Die beiden Diagramme zeigen überdies sehr schön den Jahresrhythmus der Wasserfledermäuse: Im Frühjahr bleibt die Zahl der beobachteten Individuen relativ gering, da zu diesem Zeitpunkt nur die erwachsenen Tiere anzutreffen sind (bei etwa 80 Tieren ca. 3-4 Wochenstuben bzw. Sommerquartiere). Da die Jungen zur zweiten Junihälfte geboren werden, sind diese spätestens Ende Juli flügge und können sich im August erstmalig an der Jagd beteiligen, was den enormen Anstieg der Individuenzahl (Diagramm.2) erklärt. Ende August entspannt sich die Lage merklich, da die Muttertiere die Wochenstuben verlassen und die Männchen zur Paarung aufsuchen. Die zurückgelassenen Jungtiere waren 2005 noch bis Ende Oktober zu beobachten. Die Begründung für dieses ungewöhnlich späte Datum ist in den milden Temperaturen dieses Herbstes zu suchen (normal wäre mit einem Verschwinden spätestens Anfang Oktober zu rechnen gewesen). 30 25 Tiere 20 flussaufwärts flussabwärts 15 10 5 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 Zeit in min. Diagramm 1: Wasserfledermäuse an der Buger Spitze am 17.07.05 19 80 70 60 Tiere 50 flussaufwärts flussabwärts kreisend 40 30 20 10 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 Zeit in min. Diagramm 2: Wasserfledermäuse an der Buger Spitze am 10.08.05 3.2.1.3 Zwergfledermäuse im Hain Die Zwergfledermäuse sind die deutschlandweit am häufigsten anzutreffende Art, die bevorzugt als „Untermieter“ in menschlichen Behausungen lebt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Zwergfledermäuse im Hain vor allem in Siedlungsnähe anzutreffen waren, da sie sich als sehr kleine Art nur ein bis zwei km vom Quartier entfernen. So zum Beispiel nahe Bug und zwischen dem Bootshaus und der Heinrichsbrücke. Dennoch waren Zwergfledermäuse stets die ersten anzutreffenden Fledermäuse, noch vor den Abendseglern. Dabei jagten sie zwischen den Ästen von Baumkronen, an der Ufervegetation und entlang von Bauwerken in schnellem hakenreichen Flug. Dieses Verhalten erschwerte allerdings die Beobachtungen erheblich, da man sie stets nur kurz zu Gesicht bekam. Dennoch konnte ich am 10.08.05 über eine Stunde hinweg den Balzflug eines Männchens beobachten. Dabei flog das Tier in etwa zwei bis drei Metern Höhe in geradlinigem Flug einen etwa 50 Meter langen Uferabschnitt der Regnitz unterhalb des Hochwassersperrtores auf und ab. Neben dem geraden Flug zeigte das Flugbild noch eine weitere Auffälligkeit, nämlich längere Gleitstrecken, die ca. 60% der Flugzeit ausmachten. Zudem waren keinerlei „Feedingbuzzes“ zu vernehmen, jedoch zwitscherte die Fledermaus nahezu unablässig auf einer Frequenz von 25 kHz. Diese Frequenz wird interessanterweise von Zwergfledermäusen nicht zur Jagd (diese liegt um die 45 kHz), sondern lediglich zur sozialen Interaktion verwendet. Ein anderes Paarungsverhalten zeigten zwei 20 Tiere am 27.08.05, wobei das eine (wahrscheinlich das Männchen) über eine halbe Stunde hinweg das andere verfolgte. 3.2.1.4. andere Fledermausarten im Hain Wie wichtig der Hain in ökologischer Hinsicht ist, zeigt sich vor allem in der Präsenz von weniger häufigen Arten. Verhältnismäßig oft war noch die Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) vor allem in der Nähe des Bootshauses zu beobachten. Am 24.06.05 konnte ich eine Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) am Buger See nachweisen. Sporadisch war die Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus) an den Bugerwiesen vorzufinden werden. 3.2.2 Wasserfledermäuse in Hirschaid Mein Beobachtungsstandort in Hirschaid befand sich unter der Brücke, die die Staatsstraße st2260 über die Regnitz führt. Ähnlich wie in Bug flogen hier die Tiere anfangs hauptsächlich flussaufwärts, was nahelegt, dass sich ihre Tagesquartiere in den flussabwärts gelegenen Laubwaldbeständen befinden. Ebenfalls übereinstimmend war die Abnahme der Anzahl der kreisenden Tiere (proportional zum Nahrungsangebot). Auffällig war hierbei, dass vor allem die Tiere der zweiten und dritten Anstiegswelle (40.-60. Min.) kreisten, die wahrscheinlich nicht aus unmittelbarer Nähe des Beobachtungsstandortes kamen. Die Spitzen in der Anzahl der flussaufwärts fliegenden Tiere lassen auf Gruppen aus jeweils einem Tagesquartier schließen. Da die letzte Spitze erst eineinhalb Stunden nach Einbruch der Dunkelheit eintraf, muss es sich um Bewohner eines recht weit entfernten Quartieres gehandelt haben. Die Anzahl von etwa 126 Tieren lässt auf vier Quartiere schließen, wobei zu diesem Zeitpunkt ein nicht unerheblicher Teil Jungtiere beteiligt sein sollte. 21 60 50 Tiere 40 flussaufwärts flussabwärts kreisend 30 20 10 90 10 0 11 0 12 0 80 70 60 50 40 30 20 10 0 0 Zeit in min Diagramm 3: Wasserfledermäuse in Hirschaid am 17.08.05 3.2.3 Kemmern Als Beobachtungsstandort in Kemmern wurde ein Kieselstrand an einer Mainbiegung ca. 100 m flussaufwärts von der Kemmerner Mainbrücke gewählt. Im Vergleich zu den beiden vorangegangenen Beobachtungen fällt sofort die recht geringe Individuenzahl ins Auge. Dies dürfte jedoch kaum auf einen ungenügenden Lebensraum zurückzuführen sein. Denn zum einen bietet der Main mit seiner sehr naturnahen Ufervegetation, die sogar einige kleine Auwälder (Baumhöhlen!) aufweist, einen perfekten Lebensraum für diese Fledermäuse. Zum anderen dürfte auch ein Mangel an Nahrungstieren als Begründung ausscheiden, denn zum Beobachtungszeitpunkt schlüpften gerade Eintagsfliegen (Ordnung Ephemeroptera), die zu Tausenden den Fluss besiedelten und so eher zu einem Überangebot geführt haben sollten. Vielmehr sind die geringen Individuenzahlen auf den recht späten Beobachtungstermin zurückzuführen, bei dem schon ein Großteil der Elterntiere die Wochenstubenverbände verlassen haben sollten. Überdies sollten die meisten Quartiere im flussaufwärts gelegenem, baumreicheren Gebiet um Baunach liegen, was ein späteres Eintreffen im Beobachtungsgebiet bewirkt haben sollte (siehe letzte Beobachtungsstunde!). Dieser Effekt dürfte durch die große Anzahl von Beutetieren am Beobachtungstag noch verstärkt worden sein, da für die Tiere keine Notwendigkeit bestand, sich weiter von ihren Quartieren zu entfernen. 22 25 20 flussabwärts flussaufwärts kreisend Tiere 15 10 5 11 5 95 10 5 85 75 65 55 45 35 25 15 5 0 Zeit in min. Diagramm 4: Wasserfledermäuse bei Kemmern am 30.08.05 Neben den Wasserfledermäusen waren in Kemmern noch zahlreiche Zwergfledermäuse und ein patrouillierender Abendsegler zu beobachten. 3.2.4 Klinikum Bamberg Aufgrund seiner räumlichen Nähe zum Hain, ist es nicht verwunderlich, dass am Klinikum ähnliche Arten anzutreffen waren. Regelmäßig waren z.B. Zwergfledermäuse zu beobachten, so auch am 20.08.05, als eine solche über 20 min. hinweg schön ihr Jagdverhalten auf unserem Grundstück zeigte: Es konnte z.B. beobachtet werden, wie sehr sich das Tier an räumlichen Strukturen orientierte. Es flog stets in konstanter Höhe um einen freistehenden Obstbaum, was nur von Phasen unterbrochen wurde, in denen es sich entlang des Gartenzauns orientierte. Zusätzlich interessant war, dass sich das Tier nach einem „Feedingbuzz“ stets bis auf wenige Zentimeter über dem Rasen fallen ließ, wobei keinerlei Ortungslaute zu vernehmen waren. Offensichtlich unterbrach die Zwergfledermaus ihren Flug, um ein z.B. in der Flughaut gefangenes Insekt zum Maul zu führen. Bei der zweiten regelmäßig im Klinikumgebiet vorkommenden Art handelt es sich um die Abendsegler. Vereinzelt waren diese auch schon vor Einbruch der Dunkelheit anzutreffen. Beinahe täglich jedoch waren sie etwa 2-3 Stunden nach Sonnenuntergang über den Parkflächen des Klinikums dabei zu beobachten, wie sie in etwa 4-5 m Höhe über den Lampen den vom Licht angelockten Insekten nachstellten. Die Tatsache, dass sich das Eintreffen dieser eigentlich früh ausfliegenden Art so weit verzögerte, lässt darauf schließen, dass es sich beim Klinikumparkplatz um ein Jagdgebiet handelt, das erst in einer 23 späteren Jagdphase aufgesucht wird, weshalb auch die Quartiere der Abendsegler nicht in unmittelbarer Nähe liegen sollten. Zu den interessanteren Beobachtungen, die ich am Klinikum machen konnte zählen die folgenden: Zum einen war es mir mehrfach möglich den Abwehrmechanismus einiger „Falter“ zu beobachten, die sich bei einer Annäherung eines Abendseglers einfach zu Boden fallen ließen. Weiterhin zeigte sich eines Nachts eine Schleiereule, die verdächtig auf einen der Abendsegler zuhielt. Dessen Reaktion war ein lauter, schriller Sozialruf (auch ohne Detektor hörbar), woraufhin nach wenigen Sekunden kein einziger Abendsegler mehr zu hören, geschweige denn zu sehen war. Erst nach ca. 5 min. konnte ich wieder jagende Tiere beobachten. 3.2.5. Anwesen der Fam. Oppel Das Anwesen der Fam. Oppel in Bach nahe Ebrach ist ein Paradebeispiel für fledermausfreundliche Bauten: Vom nahen Mischwald führt eine Obstbaumgruppe an das Anwesen, das von naturnahen Wiesenflächen umgeben ist. Am Haus selbst befindet sich ein alter Geräteschuppen, der stets offen steht. Mit seinen zahlreichen Spalten (sowohl Holz als auch Stein) besitzt er unzählige Versteckmöglichkeiten für die Fledermäuse. Aufgrund dieser perfekten Bedingungen verwundert es kaum, dass dieses Quartier gleich von Individuen mehrerer Fledermausarten genutzt wurde. Bei meinem ersten Besuch (08.08.05) konnte ich mit Hilfe von Mathias Grimm noch vor Sonnenuntergang in den Spalten acht Individuen ausmachen, bei denen es sich auf den ersten Blick um Zwergfledermäuse (Pipistrellus pipistrellus) handelte. Da die Tiere in kleinen Gruppen (2-4 Tiere) anzutreffen waren, liegt die Vermutung nahe, dass es sich um ein Paarungsquartier handelte. Diese Vermutung wird von der Tatsache gestützt, dass bereits am 01.09.05 kein einziges Tier mehr innerhalb des Schuppens aufzufinden war. Bei der anschließenden Rufuntersuchung der ausfliegenden Tiere (anhand des Petterson D 980) erlebten wir jedoch eine kleine Überraschung: Einige der Tiere benutzten für Zwergfledermäuse eindeutig zu hohe Frquenzen (<50 kHz). Da die Rufe aber ansonsten alle Eigenschaften der Zwergfledermaus zeigten, musste es sich um die erst 1998 eindeutig als eigenständige Art identifizierten Mückenfledermäuse (Pipistrellus pygmaeus) handeln. Aufgrund der engen Verwandtschaft mit der Zwergfledermaus, ist sie nur sehr schwer anhand äußerer Merkmalen zu unterscheiden. Letztendlich konnten neun Zwerg- und fünf Mückenfledermäuse nachgewiesen werden. Interessanterweise war 24 im selben Quartier eindeutig ein Fraßplatz eines Langohrs (Plecotus austriacus/auritus), der charakteristische Fraßreste und Kotspuren aufwies. Es gelang mir einige der Fraßreste aufzulesen und zu bestimmen. Die Flügelreste gehörten zu mindestens vier Tagpfauenaugen (Nymphalidae Inadis), die zu den Edelfaltern gerechnet werden, sowie drei Vertretern der Eulen (Scoliopidia festucae; Noctuidae comes; Amphipyraberbera). Neben den drei in der Scheune nachgewiesenen Arten kamen aber in Buch noch einige mehr hinzu: Z.B. die häufigen Abendsegler (Nyctalus noctula)und das große Mausohr (Myotis myotis). Überdies die Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) und sogar eine der akustisch nicht unterscheidbaren Bartfledermäuse (Myotis brandtii/ mystacinus). Einige der zahlreichen Fransenfledermäuse (Myotis nattereri) flogen sogar mehrere Male in den Schuppen, wo sie kreisten und sich für kurze Zeit an den Wänden niederließen. Immer wieder „untersuchten“ sie auch die Außenseite des Schuppens. Offensichtlich hielten sie Ausschau nach einem geeignetem Quartier. 3.2.6. Försdorf In Försdorf bei Burgebrach befindet sich auf dem Bio-Hof von Thomas Stahl eine etwa zehn Kopf starke Kolonie von Fransenfledermäusen (Myotis nattereri). Typisch für diese Art zwängen sich die Tiere in enge Spalten, die sich zwischen den unverputzten Hohlblocksteinen auftun. Diese Kolonie weist allerdings zwei Besonderheiten auf: Zum einen verschmähen die Tiere die extra für sie errichteten Fledermauskästen zugunsten der aus unserer Sicht unbequemen Spalten. Zum anderen liegt gerade einmal fünf Meter Luftlinie entfernt das Nest einer Schleiereule, von denen durchaus bekannt ist, dass sie Fledermäuse nicht verschmähen. Offensichtlich fühlten sich die Fledermäuse durch die Eulen nicht bedroht, da sie ja ansonsten einfach das Quartier hätten wechseln könnten. Zusätzlich wird diese These davon gestützt, dass in den Gewöllen der Eulen zwar zahllose Nagetierüberreste, jedoch nicht solche von Fledermäusen zu finden waren. 3.2.7. Mausohren im Landkreis Bamberg Die großen Mausohren (Myotis myotis) sind die wahrscheinlich am besten erforschte Fledermausart (z.B. Anton Kolbs Untersuchungen an Wochenstubentieren der ehemaligen Kolonie in der Bamberger Martinskirche). Dies liegt nicht zuletzt an ihrer Vorliebe für Dachböden, da in unseren Breiten natürliche Quartiere (wie 25 Höhlen) aufgrund der zu niedrigen Temperaturen für Wochenstuben nicht in Frage kommen (ÞKulturfolger!). Die Anwesenheit einer Mausohrwochenstube ist einem Gütesiegel für das umliegende Ökosystem gleichzusetzen, da die Tiere eine naturnahe Vegetation mit hohem Laubbaumbestand benötigen, um ihrer Lieblingsbeute, den großen Laufkäfern, nachzustellen. Zudem dürfen die Jagdgebiete nicht zu weit vom Quartier entfernt sein, da die Muttertiere während der Nacht mehrfach ihre Jungen aufsuchen müssen, beispielsweise um sie zu säugen. Im Landkreis Bamberg gibt es gleich mehrere mittlere bis große Wochenstuben. Zu den mittelgroßen gehören die Kolonien in Amlingstadt (240 Tiere am 21.05.05) und in Medlitz (211 Tiere am 19.07.05), während es sich bei der mit durchschnittlich 1380 Tieren (1998-2002) angeführten Kolonie in Ehrl um eine der größten in Bayern handelt [2]. Bei allen drei Standorten befinden sich die Kolonien auf den Dachböden einer Kirche. Abb. 8 u. 9: Ausfliegende Mausohren in Amlingstadt [Original] Ein besonderes Mausohrquartier ist in der Autobahntalbrücke bei Leiterbach zu finden. Im Hohlraum unter der Fahrbahn befinden sich unter Stromverteilern, an denen sich die Tiere festklammern, vor allem im dunklen Teil der Brücke, 24 Kotplätze. Am 26.08.05 waren dort ein einzeln hängendes, sowie zwei zusammen an einem Verteiler hängende Tiere anzutreffen. Da Mausohrmännchen normalerweise solitär leben, handelt es sich dabei mit großer Wahrscheinlichkeit um ein Paarungsquartier. Als Einflugsöffnungen nutzen die Tiere vermutlich die offenen Dehnungsfugen an den Enden der Brücke. Kurioserweise fühlen sich diese Tiere mit ihrem unwahrscheinlich sensiblem Gehör durch den für das menschliche Ohr unerträglichen Lärm, der durch die Autos erzeugt wird, nicht gestört. 26 3.3 Quartierkontrollen 3.3.1 Bierkeller bei Frensdorf Südwestlich von Frensdorf liegen zahlreiche, zum Teil frei zugängliche und nur sporadisch genutzte alte Bierkeller („Steinleiter Keller“). Diese dienen sowohl im Sommer als auch im Winter zahlreichen Fledermausarten als „Unterschlupf“. Im Sommerhalbjahr nutzten hier eine Wasserfledermaus (Myotis daubentonii), sowie zwei Fransenfledermäuse (Myotis nattereri) die Keller als wohl temperierte Tagesquartiere (beide Funde am 23.05.). Im Winter kommen noch zahlreiche Arten hinzu, die im Sommer solche höhlenähnliche Quartiere meiden. So konnten bei einer Kontrolle am 28.12.05 17 Individuen sechs verschiedener Arten gezählt werden. Den größten Teil unter ihnen machten die großen Mausohren (Myotis myotis) und die Braunen Langohren (Plecotus auritus) mit jeweils sechs Tieren aus. Hinzu kamen noch drei Mopsfledermäuse (Barbastella barbastellus), zwei Fransenfledermäuse (Myotis nattereri), eine Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) und eine nicht genau zu bestimmende Myotis Spezies, bei der es sich jedoch wahrscheinlich um eine große Bartfledermaus handelte. 3.3.2 Quartierkontrollen in der Bamberger Altstadt Vom 23.08.05 bis zum 08.09.05 hatte ich die Möglichkeit Matthias Grimm, der die Genehmigung besitzt Fledermäuse an ihren Ruheplätzen aufzusuchen, bei der Kontrolle zahlreicher Dachstühle in der Bamberger Altstadt zu unterstützen. Dabei fiel auf, dass es in der Innenstadt trotz zahlreicher geeigneter Quartiere keine bekannte große Wochenstube von Mausohren gibt, die doch im Umland häufig anzutreffen sind. Dies war bis in die 80er Jahre allerdings anders, als es noch eine große Kolonie in der Martinskirche gab. Der Grund für die Aufgabe dieser Kolonie ist im Wachstum der Stadt zu suchen. Denn durch die zunehmende Entfernung zwischen Jagdgebiet und Wochenstube wird es für die Muttertiere immer schwerer, ihre Jungen aufzuziehen. Zum einen verbrauchen sie unnötige Energie auf dem Weg ins Jagdgebiet, zum anderen bleibt kaum noch Zeit, erfolgreich zu jagen, da die Tiere während der Nacht mehrfach zwischen Quartier und Jagdgebiet hin und her pendeln, um die Jungen zu versorgen. Daher sind in der Altstadt Mausohren fast ausschließlich solitär anzutreffen, also meist Männchen. 27 3.3.2.1 Neue Residenz Obwohl der Dachstuhl der Neuen Residenz erst 1958 mit hoch giftigem Holzschutzmittel behandelt wurde, fanden sich zahlreiche über einen längeren Zeitraum genutzte Hangplätze von Maus- und Langohren (von letzteren auch die charakteristischen Fraßplätze). Die Mausohrhangplätze befanden sich fast ausschließlich in Balkenkehlen und verstärkt im durch längere Sonneneinstrahlung wärmeren „Nordflügel“. In diesem Teil des Dachstuhles konnte auch ein von einem einzelnen Mausohr besetzter Hangplatz gefunden werden. 3.3.2.2 St. Jakob In St. Jakob, dessen östliches Seitenschiff aufgrund eines Brandes 1999 erneuert wurde, konnten logischerweise nur in den alten Dachstuhlbereichen Fledermausspuren gefunden werden, da sich bei diesen im Gegensatz zu den neuen Abschnitten noch genügend Einflugsöffnungen befanden. Dort fand sich neben zahlreichen Fraßplätzen auch ein einzelnes braunes Langohr (Plecotus auritus) Abb.10+11:Langohrfraßplatz und braunes Langohr in St. Jakob. Gut zu sehen ist die Schutzhaltung der langen Ohren, die unter den Flügel geklemmt werden. [Original] Im Turm hausten offensichtlich mehrere kleine Fledermäuse, was Kot- und Urinspuren verrieten, jedoch war keine genauere Bestimmung möglich. 3.3.2.3 Obere Pfarre In der Oberen Pfarre waren bis auf vereinzelte Kotpellets keine Spuren von Fledermäusen zu finden. Dies liegt daran, dass der gesamte Dachstuhl zum Schutz vor Tauben mit Gift behandelt wurde und alle möglichen Einflugsöffnungen vergittert wurden. 28 3.3.2.4 Alte Hofhaltung In der Alten Hofhaltung fanden sich vor allem in den dunkleren Abschnitten zahlreiche Maus- und Langohrhang- und Fraßplätze (Langohr). Überdies konnte ein subadultes Mausohr (Myotis myotis) (dunkle Fellfarbe), das sich genau im Dachfirst, der wärmsten Stelle des Dachstuhles aufhielt, und ein graues Langohr (Plecotus austriacus) angetroffen werden. 3.3.2.5 Dom Trotz seiner enormen Ausmaße fanden sich im Dachstuhl des Doms nur einige Maus- und Langohr Hangplätze. Besetzt war der Dachstuhl lediglich von einem Mausohr. Jedoch war ein spektakulärer Todfund zu machen, bei dem ein Mausohr mit einem Fuß an seinem ehemaligen Hangplatz in einer Balkenkehle hing, während die gesamten Weichteile fehlten. Offensichtlich war das Tier von einem Fressfeind ergriffen worden, der sich noch an Ort und Stelle über die schmackhaftesten Stücke hermachte und den Rest (Flughäute und Knochen) zurückließ. 3.3.2.6 Zusammenfassung Zusammenfassend fiel auf, dass die Mausohren weit verbreitet anzutreffen waren, während die Langohren, die für gewöhnlich keine weiten Strecken zu ihren Jagdgebieten zurücklegen, nur in unmittelbarer Nähe zu dafür geeigneten Arealen anzutreffen waren. 4 Schluss In dem ¾ Jahr, in dem ich einen Einblick in das Leben dieser faszinierenden Lebewesen werfen konnte, habe ich viel über ihre Lebensweise und Bedürfnisse gelernt. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mit diesen kleinen und unauffälligen Geschöpfen in Einklang leben können, ja dass wir sogar in einigen Beziehungen auf sie angewiesen sind und wenn es nur die Regulierung von lästigen und schädlichen Insekten ist. Deshalb sollten wir den seit Jahrhunderten gehegten unbegründeten Ekel ihnen gegenüber ablegen und ihnen den Platz, den sie zum Überleben benötigen, zugestehen. Dies wäre zu beiderseitigem Nutzen. 29 5 Literaturverzeichniss [1] Schober, W. u. Grimmberger, E.: Die Fledermäuse Europas: Kennen – Bestimmen - Schützen. Stuttgart: Kosmos; 1998 (2., überarbeitete u. erweiterte Auflage) [2] Bayrisches Landesamt für Umweltschutz u. LBV u. BN : Fledermäuse in Bayern. Stuttgart: Ulmer; 2004 [3] Richarz, K. u. Limburger, A.: Fledermäuse: Fliegende Kobolde der Nacht. Stuttgart: Franckh-Kosmos; 1999 (2. Auflage) [4] Sömmer, P. u. Haensel, J.: Fledermäuse als Beute von Taggreifvögeln – überraschende neue Befunde besonders für die beiden schnellsten deutschen Falkenarten. Nyctalus (N.F.). Berlin: 2003, Heft 1, S. 61-78 [5] Königswald, v. W. u. Storch, G.: Messel: Ein Pompei der Paläontologie. Sigmaringen: Thorbecke; 1998 [6] Chinery, M.: Parey`s Buch der Insekten. Stuttgart: Franckh-Kosmos; 2004 [7] UNEP / Eurobats Secretariat: European Bat Night 2005 CD. Bonn; 2005 [8] Richarz, K.: Fledermäuse – beobachten, erkennen und schützen. Stuttgart: Franckh-Kosmos; 2004 30 6. Erklärung „ Ich erkläre hiermit, dass ich die Facharbeit ohne fremde Hilfe angefertigt und nur die angeführten Quellen und Hilfsmittel benutzt habe.“ , den Ort Datum (Unterschrift d. Kollegiaten)