Lehrlingsinfo Bärlauch – erste Nahrung nach dem Winterschlaf Für die freilebenden Bären ist der Bärlauch die erste Nahrung nach dem ausgiebigen Winterschlaf. Der deutsche Name, wie auch der botanische, leitet sich deshalb tatsächlich von dieser Vorliebe ab. Auch Kräuterpfarrer Johann Künzle schwört auf das wildwachsende Gewächs: «Wohl kein Kraut der Erde ist so wirksam zur Reinigung von Magen, Gedärmen und Blut wie der Bärlauch.» Geschichte Bärlauch ist eine sehr alte Heilpflanze und war schon den Germanen und Kelten bekannt. In jungsteinzeitlichen Siedlungen des Alpenvorlandes fand man erstaunlich häufig Überreste von Bärlauch. Weil die Pflanze als Viehfutter wenig brauchbar ist (Tiere, die davon fressen, geben ungeniessbare Milch), ist es wahrscheinlich, dass unsere Vorfahren bereits vor mehr als 5000 Jahren Bärlauch in der Küche verwendeten. Vorwiegend in Wäldern zuhause Der Bärlauch ist in ganz Euro­pa und Nordasien zuhause. Er wächst überwiegend in Wäldern. Bärlauch kommt wild in fast ganz Europa und Nordasien in schattigen Auwäldern sowie an Laubwaldhängen vor, ist aber mittlerweile auch vielfach in Gärten als «Kulturpflanze» anzutreffen. Bärlauch ist ein Nährstoffzeiger, schätzt tiefgründige und humose, lockere, anhaltend feuchte Lehmböden und meidet Sandböden. Er steht oft in Gruppen ausgedehnt und dicht beieinander. In den USA verwendet man den verwandten wilden Lauch (Allium tricoccum; engl. «ramp»), eine Wildpflanze mit mehr zwiebelartigem Aroma, zu ähnlichen Zwecken. Pistretto Nr. 35 · März 2007 Lehrlingsinfo Beschreibung Die mehrjährige krautige Pflanze, welche Wuchshöhen von etwa 20 bis 50 Zentimetern erreicht, hat einen geraden, zwei- oder dreikantigen, aufrechten Stängel. Die Pflanze hat grundständige, langstielige Laubblätter mit lanzettförmigen Blattspreiten, die jeweils zwei bis fünf Zentimeter breit sind. Bärlauch bildet einen doldigen Blütenstand aus fünf bis zwanzig Blüten. Er blüht mit weissen, sternförmigen, dreizähligen Blüten mit je sechs gleichgestalteten Blütenhüllblättern (Tepalen). Gesund für Magen und Darm Volksmedizinisch wird der Bärlauch wie der Knoblauch gegen Arteriosklerose, Bluthochdruck und bei Magen-Darm-Störungen eingesetzt. Die Daten zur Beurteilung der Wirksamkeit sind aber wissenschaftlich ungenügend erhärtet. Einsatz in der Küche Als gesunder Frühlingsgenuss erfreut sich Bärlauch wachsender Beliebtheit. Köstlich schmeckt er klein geschnitten auf Butterbrot, in Salaten, Kräuterquark, als Pesto usw. Da seine Inhaltsstoffe sehr empfindlich sind, sollte er nicht mitgekocht werden, sondern erst am Ende der Zubereitung dazugegeben werden. Der Pistretto Nr. 35 · märz 2007 BÄRLAUCH IN DER KÜCHE Verwendeter Pflanzenteil: Junge Blätter, am besten frisch. Die Zwiebel ist wesentlich kleiner als beim Knoblauch und wird nur selten verwendet. Erntezeit: Blätter: April–Juni Zwiebeln: Spätsommer/Herbst Pflanzenart – Familie: Allium ursinum – Lauchgewächse Alliaceae Geruch und Geschmack: Ähnlich dem Knoblauch, aber schwächer und etwas an Schnittlauch erinnernd. Bärlauch verliert durch Erhitzen wertvolle Geschmacksstoffe und büsst seinen hohen Vitamin-C-Gehalt ein. Vor allem aber werden durch die Hitzeeinwirkung die schwefelhaltigen Stoffe verändert, welche für Geschmack und Heilwirkung massgeblich sind. Anwendung: Überwiegend als Gewürz. Durch seine ätherischen Öle und seine Wirkstoffe ist Bärlauch sehr gesund. Die gesunde Wirkweise wird von Experten noch höher eingeschätzt als die von Knoblauch. Ein weiteres Merkmal ist eine bessere Verträglichkeit des Bärlauchs für uns Mitteleuropäer. Die Wirkstoffe des Bärlauchs sind unserem vererbten Erkennungsmechanismus bekannt, wogegen der Knoblauch für die meisten fremd ist. Ausserdem ist der Mundgeruch zwar ähnlich, aber die körperliche Ausdünstung und der damit einhergehende Geruch sind deutlich geringer als bei Knoblauch. Inhaltsstoffe des Bärlauchs sind hauptsächlich: • schwefelhaltige ätherische Öle • Vitamin C • Vinylsulfid • Vinylpolysulfide • Merkapten • diverse Mineralsalze Lehrlingsinfo Vorteil gegenüber dem Knoblauch ist, dass man am nächsten Tag nicht aus allen Poren duftet. Die Blüten schmecken ebenfalls und können z. B. als Salatdekoration verwendet werden. Ab der Blüte werden die Blätter nicht mehr verwendet, da sie dann zäh und faserig werden und die Pflanze ihre Kraft in die Blüte und die Samenbildung steckt. Die Herbstzeitlose ist giftig Kurz lagern 2.Die Blätter des Bärlauchs sind gestielt. Da der Bärlauch frisch das beste Aroma hat, gilt es ihn schnell und frisch zu verarbeiten. Aber er hält sich im Kühlschrank (bei ca. 2 °C bis 8 °C) etwa 3 bis 4 Tage. Den Bärlauch am besten locker in eine Plastiktüte (idealerweise mit ein paar Tropfen Wasser) legen, nicht pressen oder stopfen. Dann etwas aufblasen und mit einem Klipp verschliessen. Sorge tragen zur Umwelt Da in den letzten Jahren die Beliebtheit des Bärlauchs stark zugenommen hat, ist es gelegentlich zu regelrechten Plünderungen der Bärlauchbestände durch rücksichtslose Sammler gekommen. Bärlauch ist zwar keine bedrohte Art, aber stellenweise im Bestand zurückgegangen. Daher wird empfohlen, beim Sammeln darauf zu achten, dass von einzelnen Pflanzen nur eines der zwei oder drei Blätter mitgenommen wird, um sie nicht zu schwächen, und den Bärlauch auch nicht mit der Zwiebel auszugraben oder gar auszureissen. Werden die Blätter Pistretto Nr. 35 · märz 2007 Die Herbstzeitlose bildet jetzt im Frühjahr oberirdisch ihre Blätter aus, die Blütezeit ist hauptsächlich im Herbst und immer ohne Blätter. Ihre Blätter werden immer wieder mit Bärlauchblättern verwechselt. Hier die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale: 1.Bärlauch hat einen starken knoblauchartigen Geruch, die Herbstzeitlose ist geruchlos! 3.Im unteren Bereich der Blätter von Herbstzeitlosen sitzt versteckt die Frucht, eine dreiteilige Kapsel, mit drei schwarzen Fädchen an der Spitze. Im Innern der Kapselteile sind viele kleine Samen. Unreif sind diese weisslich, reif schwarzbraun gefärbt. dagegen sauber mit einem Messer geschnitten, kann die Pflanze überleben und im nächsten Jahr neu austreiben. Weil gerade die frühe Ernte dem Bärlauch mehr schadet als die spätere, gilt eine nicht zu frühe Ernte kurz vor der Blütezeit als sinnvoll. Vergiftung durch ähnlich aussehende Pflanzen Die Beliebtheit des Bärlauches verführt viele dazu, die Köstlichkeit im nächsten Wald gleich selbst zu pflücken. In den letzten Jahren kam es dabei jedoch zu einigen Vergiftungen durch entfernt ähnlich aussehende Pflanzen, insbesondere mit dem Maiglöckchen und der Herbst- Bärlauchprodukte wie Pesto oder Bärlauchteigwaren finden immer mehr Einzug in die saisonale Küche! Lehrlingsinfo zeitlose. Beiden Pflanzen fehlt jedoch jeder Knoblauchgeruch, und Ähnlichkeiten sind tatsächlich nur oberflächlich bis nicht vorhanden. Maiglöckchen enthalten herzaktive Glycoside mit digitalis-ähnlicher Wirkung; allerdings sind die Konzentrationen dieser Wirkstoffe in den Blättern relativ gering, und deshalb treten lebensgefährliche Vergiftungen nur selten auf. Anders sieht es bei der Herbstzeitlose aus: Alle Pflanzenteile enthalten das ausserordentlich giftige Alkaloid Colchicin in reichlicher Menge, und die Vergiftungen nehmen erschreckend oft einen tödlichen Verlauf. Bärlauch – ein Kaltkeimer Bärlauch ist ein Kaltkeimer. Das heisst, die Samen müssen eine Frostperiode durchlebt haben, bevor sie keimen. Trotz seiner langen Keimdauer (zwei Jahre) sät sich Bärlauch schnell selbst aus und bildet so innerhalb weniger Jahre grosse Horste. Wie bei allen bodennahen Pflanzen besteht auch beim Bärlauch die Gefahr einer Verunreinigung durch die Eier des Fuchsbandwurms. Um eine Infektion sicher zu verhindern, müssen die Blätter gut abgewaschen und für fünf Minuten über 70 °C erhitzt, also pasteurisiert werden. Unwirksam sind dagegen Tiefgefrieren oder Pistretto Nr. 35 · märz 2007 Einlegen. Roh sollte Bärlauch nur verzehrt werden, wenn er in geschlossenen Kulturen oder fuchsbandwurmfreien Gebieten geerntet wurde. Letzteres lässt sich bei der lokal zuständigen Forstbehörde erfragen. Vermehrung Die zwei bis drei Millimeter grossen Samen des Bärlauchs haben kleine fleischige Anhängsel, so genannte Elaiosomen (fettreiche Anhängsel von Samen), die ihre Verschleppung durch Ameisen und die erfolgreiche Verbreitung der Pflanzen sicherstellen. Allerdings produziert nur etwa die Hälfte der Blüten fruchtbare Samen, da die Befruchtungsrate der Blüten sehr gering ist. Als typischer Frühjahrsbote beendet der Bärlauch seinen Wachstumszyklus Ende Mai nach dem Abblühen. Danach zieht sich die Pflanze wieder in die Erde zurück. Ob Bärlauchbratwurst oder eine feine Bärlauchbutter fürs Grillierte Bärlauch schmeckt!