Erfahrungsbericht Erfahrungsbericht Ich habe im Zeitraum 9.7.-5.10.2012 ein Praktikum bei der Firma Efficience3 in Reims in Frankreich absolviert. Bei der Firma handelt es sich um eine mittelständische Marktforschungsfirma, welche im europäischen Raum, vor allem Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Spanien und Italien, agiert und aus diesem Grund Studenten aus diesen Ländern regelmäßig als Praktikanten beschäftigt. Bei Efficience3 habe ich in der Abteilung für qualitative Marktforschung gearbeitet, welche hauptsächlich im Bereich Mystery-Shopping und Gruppenbefragungen tätig ist. Meine Hauptaufgaben waren die Durchführung zweier Marktstudien für einen großen deutschen Autohersteller in Frankreich sowie Übersetzungsarbeiten zwischen Deutsch, Englisch und Französisch. Zu Beginn des Praktikums stand eine Einarbeitungsphase, in der mir Kollegen einen Überblick über die verschiedenen Projekte, die parallel liefen, verschafften und während der mich ein Kollege konkret in die Abläufe der Automobilstudie einarbeitete, mit der ich mich während des ersten und dritten Monats beschäftigen sollte. Konkret bedeutete dies, eine Datenbank mit vom Endkunden vorgegebenen Automodellen zu erstellen und von Mysteryshoppern Kostenvoranschläge für diese Modelle einzufordern und diese an den Kunden durch eine Onlinemaske weiterzuleiten. Dies waren die Aufgaben, mit denen ich den Großteil der Arbeitszeit verbracht habe. Dies empfand ich als sehr repetitiv und nicht sehr herausfordernd. Lediglich aus sprachlicher Perspektive profitierte ich dabei indem ich viel Emailkorrespondenz mit den Mysteryshoppern hatte. Eine spannendere Aufgabe war eine Waschmittelstudie, die ich in einem Team mit zwei anderen Praktikanten vorbereiten sollte. Hier hatte jeder die Verantwortung für drei Länder, deren Waschmittelmarkt es zu recherchieren und selbstständig zu analysieren und letztendlich zu präsentieren galt sowie dem Kunden Handlungsempfehlungen auszusprechen. Zudem habe ich an der Erstellung mehrerer Datenbanken für eine Kosmetik- und eine LKW-Studie gearbeitet. Neben der Automobilstudie war die zeitintensivste Tätigkeit das Übersetzen und Korrekturlesen von Präsentationen und Outputdokumenten der Abteilung auf Deutsch, Englisch und gelegentlich auch Französisch. Mein Abschluss in Anglistik und Germanistik wurde von der ganzen Firma gern genutzt, um Dokumente von mir optimieren zu lassen. Dies war eine Aufgabe, der ich sehr gerne nachkam, da der Großteil der Dokumente auf Englisch waren, jedoch immer viel Korrekturbedarf bestand. Die sprachlichen Aufgaben waren eine willkommene Abwechslung zu der administrativen Autostudie. Alles in allem war ich mit meinen Aufgaben zwar zufrieden, hätte es aber interessanter gefunden und persönlich und sprachlich mehr gelernt, wenn ich mehr Aufgaben mit Eigenverantwortung wie bei der Waschmittelstudie übertragen bekommen hätte. Sicherlich wäre dies auch der Fall gewesen, wäre mein Praktikum etwas länger gewesen und wäre mein Französisch besser gewesen. Dies ergab sich aus dem Abschlussfeedbackgespräch. Die Firma beschäftigt regelmäßig Praktikanten aus dem Ausland, explizit auch aus Deutschland, und ich würde die Firma und das Praktikum jederzeit weiterempfehlen, würde aber dazu raten, mit einem guten Französischniveau und für länger als 3 Monate dort anzufangen. Meine Praktikumsstelle habe ich über die internationale Studentenorganisation AIESEC gefunden, bei welcher ich mich seit mehreren Semestern neben der Uni engagiere. AIESEC ist an Hochschulen in 113 Ländern vertreten und vermittelt Praktika zwischen diesen Ländern in verschiedenen Bereichen (klassische Praktika wie meines in Firmen in den klassischen Bereichen wie IT, Marketing, Finance etc., sowie auch Praktika im Bildungswesen und der Entwicklungshilfe). Jeder Student kann bei AIESEC ein Auslandspraktikum finden, auch wenn er nicht aktiv bei AIESEC mitarbeitet. Im internationalen Praktikumspool von AIESEC habe ich seit Mai (ca. 3 Monate vor Praktikumsbeginn) nach Praktika in meinen Wunschländern im Bereich Marketing gesucht und bin so auf das Praktikum in Frankreich bei Efficience3 gestoßen. Sie suchten einen deutschen Muttersprachler mit einem Profil, zu dem meines gut passte, also nahm ich Kontakt zur Verantwortlichen bei AIESEC in Frankreich auf, die bis zum Ende meines Praktikums meine direkte Ansprechpartnerin blieb (sie erledigte alles Bürokratische für mich vor Ort im Vorfeld, organisierte mir eine Wohnung und beriet mich in allen Anliegen vor Ort, wie Netzanbieter, Bankkonto etc.). Nach einer Vorauswahl der Bewerber durch AIESEC in Frankreich hatte ich dann ein Bewerbungsgespräch auf Skype mit der Abteilungsleiterin der Praktikumsfirma. Das Interview setzte sich zusammen aus einem klassischen Frageteil zu meinem Lebenslauf und meinen Erfahrungen im Marketing auf Englisch und dann einem kurzen Gespräch über meine Hobbies auf Französisch, welches lediglich zur Einschätzung meines Sprachniveaus diente. Nach zwei Wochen erhielt ich eine Zusage. Daraufhin haben mir die Studenten von AIESEC in Frankreich dort eine Wohnung nach meinen Wünschen gesucht. Meine zwei Hauptmotivationen für das Praktikum waren dass ich meine Erfahrungen im Bereich Marketing vertiefen wollte und mein quasi nicht mehr vorhandenes Schulfranzösisch wieder auf ein gutes Niveau bringen wollte. Beides ist mir so gut gelungen wie es in drei Monaten möglich ist. Mir war klar, dass die Tätigkeiten im Bereich Marktforschung unter Umständen administrativ sein könnten und dass ich aufgrund meines Sprachniveaus nicht so viel Verantwortung übernehmen können würde wie es in einer deutsch- oder englischsprachigen Firma der Fall gewesen wäre. Dass ich mir dies im Vorfeld klargemacht hatte, war hilfreich, denn natürlich gab es ab und zu auch weniger spannende Verwaltungsaufgaben zu erledigen und Sprach- und Verständnisprobleme hatte ich besonders am Anfang laufend. Sprachlich wurde es mit der Zeit einfacher, aber über zwischenzeitlichen Frust half der Gedanke hinweg, dass man ja vorher wusste, dass es diese Situationen geben würde und dass man sich ja genau deswegen in diese Situation gebracht hat, um davon zu profitieren und zu lernen. Eine weitere Erwartung die sich erfüllt hat, war, dass ein Praktikum in Frankreich während der Sommermonate Nachteile mit sich bringen könnte, da im August die Haupturlaubszeit ist und die Stundenten nicht in der Stadt sind. Dies stellte sich als richtig heraus. Leider waren ausser den anderen Praktikanten in der Firma alle in Reims studierenden Studenten über den Sommer in ihrer Heimatstadt oder selbst im Praktikum im Paris, sodass ich hauptsächlich mit meinen Kollegen meine Freizeit verbracht habe. Da die anderen Praktikanten aber sowohl Franzosen als auch andere ausländische AIESECer waren, war das nicht schlimm, jedoch habe ich leider nicht so viele andere Leute außerhalb der Firma kennengelernt, wie es während des Semesters der Fall gewesen wäre. Auch in der Firma gab es im August deutlich weniger zu tun als im Juli oder September. Ich würde nicht grundsätzlich davon abraten im August nach Frankreich zu gehen, aber es hängt stark vom Arbeitsbereich und von der Größe der Stadt ab, ob es empfehlenswert ist. Diese Details sollte man vorher in Erfahrung bringen und abwägen ob sie einen stören. Für mich war es definitiv der Faktor, der meine Zeit in Frankreich negativ beeinflusst hat und ich würde dasselbe Praktikum in derselben Stadt sofort wieder machen, jedoch eben nicht über den Sommer. Diese Überlegungen zu meinen Erwartungen waren ein Teil meiner Praktikumsvorbereitungen. Zudem habe ich begonnen, mich nach langer Pause wieder mit der Sprache zu beschäftigen, d.h. ich habe angefangen französische Artikel zu lesen und, in meinem Fall war es notwendig, mich auch wieder mit der Grammatik auseinandergesetzt. Einen extra Sprachkurs habe ich aber nicht belegt. Gespräche mit Bekannten, die bereits einen Frankreichaufenthalt gemacht haben, waren hilfreich, um sich auf kulturelle Verschiedenheiten einzustellen. Man sollte sich aber nicht zu sehr von individuellen und subjektiven Werturteilen beeinflussen lassen; einiges hat sich während des Praktikums bestätigt, in anderen Fällen habe ich aber ganz gegensätzliche Erfahrungen gemacht. Hilfreich war ein interkultureller Workshop, den ich letzten Sommer in Vorbereitung auf ein anderes Auslandspraktikum bei AIESEC gemacht habe und welches in der Vermittlungsgebühr enthalten war. Ein Wochenende habe ich mich mit weiteren zukünftigen Auslandspraktikanten mit Kulturschocktheorie, Intergrationsstrategien und Wahrnehmungsmuster anderer Kulturen auseinandergesetzt, was mir dann in Asien sehr geholfen hat. Zugegeben, Frankreich war kulturell nicht so massiv abweichend von Deutschland, aber ich fand die Sensibilisierung durch dieses Seminar auch nachwirkend in Frankreich noch hilfreich. Persönlich empfand ich die kulturellen Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland nicht als gravierend. Die Franzosen habe ich als relativ kühl und verschlossen erlebt; es dauerte relativ lang bis sie auftauten. Meine Kontaktschwierigkeiten lagen sicherlich auch an meinem Französisch. Nach einiger Zeit fiel es mir jedoch leichter, Leute kennenzulernen, vor allem nachdem ich etwas flüssiger sprach. Reims ist eine sehr schöne studentische Stadt, in der man günstig schön wohnen kann, und die allen Komfort bietet. Die umliegende Champagne ist landschaftlich sehr schön und bietet zahlreiche Freizeitmöglichkeiten im Nationalpark sowie Genuss für Feinschmecker, was ich an den Wochenenden oft ausgenutzt habe. Für Weinproben und einen Ausflug empfiehlt es sich mit dem Auto der Route Touristique durch die Champagne zu folgen; besonders die Cote des Blancs ist schön. Für Verkostungen und Kellertouren sollte man einen Termin bei einem kleinen Winzer machen und die großen Exporthäuser wie Moet & Chandon in Epernay vermeiden, diese sind sehr teuer und zu kommerziell. Das Fremdenverkehrsamt vor der Katherdrale hat exzellentes Infomaterial zu Reims sowie zur Freizeitgestaltung in der Champagne inklusive Adressen. In 45 Minuten ist man von Reims aus mit dem Zug in Paris, was ich mehrfach ausgenutzt habe. Ein Highlight ist die Lichtshow an der Kathedrale von Reims, welche im Sommer jede Nacht stattfindet. Studenten und junges Publikum findet man größtenteils in die zwei Bars ?Ginpamp? und ?Hemingway? und im Club ?Atrium?. Für Clubs gilt es zu beachten, dass auf elegante Kleidung an der Tür großen Wert gelegt wird. Abraten möchte ich von einem Konto von CreditAgricole, einer Bank, die mit einem Gratiskonto für Studenten wirbt, die aber sehr unzuverlässig ist und es in drei Monaten nicht geschafft hat, mir meine EC-Karte auszustellen. Ein gängiger Netzanbieter ist SFR, die eine Standard-Prepaidkarte anbietet mit der man vergünstigt ins Ausland anrufen kann. Abschließend möchte ich mich explizit bei Student und Arbeitsmarkt und AIESEC für die sehr kurzfristige, absolut reibungslose Organisation und Förderung meines Praktikums bedanken, ich habe keinerlei Verbesserungsvorschläge diesbezüglich. Tipps für Praktikanten Vorbereitung Praktikumssuche Ich habe mittlerweile zwei Praktika mit AIESEC gefunden und absolviert: im sozialen Bereich auf den Philippinen in einem SOS Kinderdorf und in Frankreich im Marketing bei Efficience3 und kann AIESEC nur dazu empfehlen: die Bandbreite der angebotenen Stellen, die für mich erledigte Wohnungssuche und der warme Empfang durch AIESECer im Ausland haben ich überzeugt. www.aiesec.de Wohnungssuche durch AIESEC erfolgt, es gibt aber auch diverse Facebookgruppen, auf denen inseriert wird, u.a. ESN Reims oder die Seite der Uni RMS (einfach bei facebook in die Suchleiste eingeben). Versicherung AOK in Deutschland mit Ausslandsschutz Formalitäten vor Ort Telefon-/Internetanschluss Handy: Prepaidkarte von SFR ist die gängigste Lösung, Geschäfte in der Fussgängerzone Internet: ebenfalls SFR, war bereits in Wohnung vorhanden Bank/Kontoeröffnung bei Credit Agricole, NICHT empfehlenswert. Sonstiges Für eine Kontoeröffnung benötigt man einen Brief/Nachweis vom Vermieter sowie die letzte Stromrechnung, dies ist im Vorfeld zu beachten bzw. bereits von Deutschland aus zu planen. In meinem Fall war das alles aber schon von AIESEC organisiert worden, sodass alle Dokumente vorhanden waren als ich ankam. Alltag / Freizeit Ausgehmöglichkeiten Ginpamp, Hemingway, Atrium und diverse Bars und Cafés am und um den Place d'Erlon herum. Sehr empfehlenswert sind die Menüs im Restaurant FLO am Place d'Erlon für erschwingliche französische Feinkost! Ein lohnenswerter, vergleichsweise günstiger (Studentenausweis!) Kellerbesuch bei einem Champagnerhaus ist direkt in Reims Taittinger: www.taittinger.com Sonstiges www.citura.fr für öffentlichen Nahverkehr in und um Reims www.covoiturage.fr Mitfahrgelegenheiten, ähnlich mitfahrgelegenheiten.de in Deutschland für kostengünstiges Reisen (TGV ist teuer, 29 Euro nach Paris trotz kurzer Distanz, im Vergleich: ca 8 Euro Covoiturage) Welche Aspekte Ihres Aufenthaltes gefielen Ihnen besonders/waren für Sie besonders wichtig? Erwerb von Berufserfahrung, Erwerb neuer fachlicher Kompetenzen und Fähigkeiten, kulturelle, im Ausland leben, Sprachkenntnisse erweitern, berufliche Pläne/Steigerung der späteren Wettbewerbsfähigkeit auf dem Arbeitsmarkt