Zukunftstrends der Lebensmittellogistik Herausforderungen und

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Schriftenreihe Logistik der Technischen Universität Berlin. Sonderband 7
Frank Straube (Hrsg.)
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik
Herausforderungen und Lösungsimpulse
Benjamin Nitsche
Anna Figiel
Benjamin Nitsche | Anna Figiel
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik–Herausforderungen und Lösungsimpulse
Die Schriftenreihe Logistik der Technischen Universität Berlin. Sonderband / Scientific series logistics at the Berlin Institute of
Technology. Special edition wird herausgegeben von Prof. Dr.-Ing. Frank Straube
Schriftenreihe Logistik der Technischen Universität Berlin. Sonderband
Scientific series logistics at the Berlin Institute of Technology. Special edition
7
Benjamin Nitsche
.
Anna Figiel
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik–
Herausforderungen und Lösungsimpulse
Frank Straube (Hrsg.)
Universitätsverlag der TU Berlin
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
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im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Universitätsverlag der TU Berlin, 2016
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der CC-Lizenz CC BY 4.0 lizenziert.
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https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
Druck: docupoint GmbH, Barleben
Satz/Layout: Shen Hanzhong
ISBN 978-3-7983-2832-7(print)
ISBN 978-3-7983-2833-4 (online)
ISSN 1868-0062 (print)
ISSN 2197-0572 (online)
Zugleich online veröffentlicht auf dem institutionellen Repositorium
der Technischen Universität Berlin:
DOI 10.14279/depositonce-5122
http://dx.doi.org/10.14279/depositonce-5122
Team
Herausgeber
Prof. Dr.-Ing. Frank Straube
Leiter Fachgebiet Logistik
Technische Universität Berlin
Autoren
Benjamin Nitsche
Dr. Anna Figiel
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Technische Universität Berlin
Technische Universität Berlin
Fachgebiet Logistik
Fachgebiet Logistik
Studentische Mitarbeiter
Hanzhong Shen
Katharina Bernhard
Teresa Cook
Martin Bornemann
I
Vorwort
Mit einem Umsatzvolumen von über 180 Mrd. € ist
der Lebensmittelmarkt einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige Deutschlands. Allein die lebensmittelproduzierende Industrie beschäftigt in Deutschland
über eine halbe Million Menschen. In diesem von
extrem hohen Kostendruck und geringen Margen
geprägtem Umfeld kommt der Logistik als Wettbewerbsfaktor eine hohe Bedeutung zu. Ein volatiles
Nachfrageverhalten, zunehmende Lieferfrequenzen,
eine steigende Sortimentsbreite, knappe Logistik- und
Verkaufsflächen sowie die Verderblichkeit der Waren
sind Herausforderungen, die die Lebensmittellogistik
um den Bedarf an Lebensmittellieferungen kosteneffizient zu decken. Besonders die Belieferung der letzten
Meile verursacht nach wie vor immense Kosten, die
durch Liefergebühren nur selten kompensiert werden
können. Aber auch die physische und informatorische
Verzahnung der neu entstehenden Vertriebskanäle
stellt Unternehmen vor Herausforderungen, sodass
die Umsetzung einer effizienten Omni-Channel-Logistik
eine der Kernherausforderungen der Zukunft bleibt.
seit Jahren beschäftigen. Im Zuge der Digitalisierung
und sich wandelnder Kundenbedürfnisse entstehen in
rasanter Geschwindigkeit neue Marktteilnehmer und
Geschäftsmodelle, die etablierte Akteure angreifen und
somit den Lebensmittelmarkt verändern.
der Logistik von Lebensmittelherstellern, Händlern
sowie Logistikdienstleistern gegeben. Hervorzuheben
ist, dass sich durch die neuen Konsumententrends
besonders für Logistikdienstleister eine Vielzahl an
Chancen ergeben. Um deren Potenzial voll auszuschöpfen, muss jedoch rechtzeitig auf die Trends reagiert
werden, um nicht von der spezialisierten Konkurrenz
überholt zu werden.
Diese Veränderungen führen zu einer Vielzahl von
Herausforderungen für die Logistik, die heute zu
einem großen Teil noch nicht gelöst sind. Die vorliegende Studie leistet einen Beitrag dazu, Zukunftstrends der Lebensmittellogistik zu strukturieren und
Handlungsempfehlungen abzuleiten. Aufbauend auf
aktuellen Konsumententrends (u.a. e-Commerce/
Home-Delivery, Transparenz über die Lieferkette, regionale Lebensmittel, Convenience-Food etc.) analysiert
die Studie zukünftige Herausforderungen und formuliert potenzielle Lösungsansätze zur Ausrichtung der
Lebensmittellogistik. Grundlage der Studie bilden eine
Online-Umfrage mit 100 Teilnehmern sowie 15 Interviews mit Experten aus unterschiedlichen Bereichen
der Lebensmittelwertschöpfungskette.
Die Studie macht u.a. deutlich, dass die Bedeutung des
e-Commerce von Lebensmitteln zwar zunimmt, jedoch
aus heutiger Sicht noch nicht abzusehen ist, wie innerstädtische Logistikstrukturen gestaltet werden müssen,
II
Auf Basis der identifizierten Herausforderungen werden
Handlungsempfehlungen für die zukünftige Ausrichtung
Ein besonderer Dank gilt vor allem den Teilnehmern
der Onlinebefragung und der Interviews, die durch ihr
Engagement diese Studie maßgeblich geprägt haben.
Außerdem möchten wir Herrn Wolfpeter Hocke und
Herrn Dieter Bock herzlich danken, die uns durch ihr
inhaltliches Feedback bei der Konzeption und Erstellung
der Studie unterstützt haben.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und viel
Erfolg bei der zukünftigen Ausrichtung Ihrer Logistik.
Prof. Dr.-Ing. Frank Straube
Herausgeber
INHALTSVERZEICHNIS
MANAGEMENT-ZUSAMMENFASSUNG
IV
1 Zielstellung, Methodik und Aufbau der Studie
1
2 Einführung in den Lebensmittel­markt und seine Trends
5
2.1
2.2
Status Quo des Lebensmittelmarkts und der Logistik....................................................5
Traditionelle Logistikstrukturen und neue Geschäftsmodelle..........................................6
3 Konsumententrends und ihr Einfluss auf die Lebensmittellogistik
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
3.6
3.7
3.8
10
Konsumententrends im Vergleich.................................................................................10
e-Commerce/Home-Delivery.......................................................................................12
Transparenz ................................................................................................................14
Saisonale und regionale Lebensmittel.......................................................................... 17
Convenience-Food......................................................................................................19
Food Waste Awareness...............................................................................................21
Convenience-Stores....................................................................................................24
Bio- und Fair-Trade-Siegel...........................................................................................25
4 Herausforderungen und Lösung­simpulse für die Lebensmittel­logistik der Zukunft27
4.1
4.2
4.3
4.4
Unternehmensstrategie................................................................................................27
Netzwerk und Prozesse...............................................................................................31
Technologien ..............................................................................................................35
Mitarbeiter...................................................................................................................42
5 Zusammenfassung und Ausblick
5.1
5.2
5.3
45
Erkennbare Veränderungen von Logistikstrukturen......................................................45
Zusammenfassende Handlungsempfehlungen............................................................48
Ausblick: Lebensmittellogistik-Lösungen für die Stadt von morgen..............................52
LITERATURVERZEICHNIS
58
ABBILDUNGSVERZEICHNIS61
III
Management-Zusammenfassung
Die Dynamik der Lebensmittellogistik nimmt zu. Tra-
Konsumententrends wie e-Commerce und Home-
ditionelle Einflussfaktoren wie u.a. eine wachsende
Delivery gewinnen stetig an Bedeutung. Auch wenn der
Sortimentsbreite, volatiles Nachfrageverhalten, knappe
stationäre Lebensmitteleinzelhandel nach wie vor den
Logistik- und Verkaufsflächen sowie ein zunehmender
größten Marktanteil hat, entstehen in rasanter Geschwin-
Urbanisierungsgrad beeinflussen die Lebensmittello-
digkeit neue Geschäftsmodelle, die mit innovativen
gistik seit Jahren. Zusätzlich zu den bestehenden tra-
Angeboten und Belieferungskonzepten mit dem Handel
ditionellen Einflussparametern ist eine Veränderung im
konkurrieren. Das führt wiederum dazu, dass auch der
Konsumverhalten der Kunden zu beobachten und neue
Lebensmitteleinzelhandel zunehmend gezwungen ist,
Trends entstehen, die einen maßgeblichen Einfluss auf
neuartige und innovative Lieferservices anzubieten und
die Logistik von Unternehmen entlang der Wertschöp-
sein Kerngeschäft zu erweitern.
fungskette haben.
Das Ziel der vorliegenden Studie ist es, ausge-
Die zunehmende Digitalisierung des Angebots
hend von den wichtigsten Konsumententrends des
und der Logistikkette verändert den Markt und
Lebensmittelmarktes die Herausforderungen für die
Abbildung 1: Aufbau und methodisches Vorgehen der Studie
IV
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
Lebensmittellogistik zu identifizieren und Lösungsstrate-
und saisonalen Lebensmittel stellen aus Sicht der befrag-
gien zu entwickeln. In diesem Zusammenhang werden
ten Unternehmen die wichtigsten Trends dar. Ebenso
vor allem Handlungsempfehlungen für Hersteller,
gewinnt besonders der Trend e-Commerce/Home-
Händler sowie Logistikdienstleister abgeleitet.
Delivery zukünftig enorm an Bedeutung. Diese steigende
Basis der Studie bildet dabei eine Literaturanalyse und
eine Befragung von 100 Unternehmen aus der lebensmittelproduzierenden Industrie, allen relevanten Handelstypen sowie logistischen Dienstleistungsunternehmen.
Außerdem wurden Vertiefungsinterviews mit 15 Experten
aus unterschiedlichen Bereichen der Lebensmittelwertschöpfungskette geführt.
Bedeutung deckt sich mit der aktuellen Marktentwicklung, da besonders diesen Trend betreffend regelmäßig
neue Geschäftsmodelle entstehen. Insbesondere die
logistischen Herausforderungen des Transparenz-Trends
werden von der Praxis als am höchsten eingestuft, da
hiervon die komplette Wertschöpfungskette betroffen ist
und netzwerkweite Standards und Monitoring-Systeme
implementiert werden müssen.
Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen
der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben
Konsumententrends identifiziert, die einen zusätzlichen
Einfluss auf die zukünftige Lebensmittellogistik haben
können. Entsprechend der sieben Trends werden verschiedene Logistikstrategien abgeleitet und vorgestellt.
Aus heutiger Sicht sind viele der zukünftigen Herausforderungen der Lebensmittellogistik noch nicht hinreichend
gelöst. Zwar steigt der Bedarf an Lebensmittelbelieferung in der Stadt, jedoch stoßen die momentanen
innerstädtischen Logistikstrukturen an ihre Grenzen und
Unternehmen stehen vor der Herausforderung, knappe
Der Kundenwunsch nach mehr Transparenz über die Lie-
Flächen effizient zu nutzen und die kostenintensive letzte
ferkette sowie die steigende Nachfrage nach regionalen
Meile wirtschaftlich abzuwickeln. Hinzu kommt, dass
Städte oft nicht bereit sind, innerstädtische Flächen für
Abbildung 2: Konsumententrends und Strategien der Lebensmittellogistik
Nachhaltigkeit
Urbanisierung
e-Commerce/Home-Delivery
in Städten und
Flächengebieten
Transparenz über die
Lieferkette
Unternehmensstrategie
Volatiles
Nachfrageverhalten
Strategien
Knappe
Logistikflächen
Preiskampf
Überallverfügbarkeit von
Lebensmitteln
Convenience-Food
Same-Day-Delivery
Entwicklung neuer Geschäftsmodelle
Kooperationen in der Logistik
Entwicklung neuer Bündelungs- und Distributionsstrategien
Aufbau von städtischen Verkaufs- und Logistikflächen
Konzepte zur Minderung des Flächenbedarfs
Entwicklung von Versorgungskonzepten für die Stadt
Aufbau von Logistikstrukturen zur Lebensmittelrückführung
Digitalisierung der Logistikkette
Food Waste Awareness
Convenience-Stores
Trend zu MultiChannel
Steigende
Sortimentsbreite
Netzwerk/
Prozess
Zunehmende
Lieferfrequenz
Bevorzugung saisonaler und
regionaler Lebensmittel
Technologien
Konzentration im
Lebensmitteleinzelhandel
Angebot von e-Commerce/Home-Delivery/Cross/Omni-Channel
Erzielung von Synergien im Fulfillment der Vertriebskanäle: Sortimentsallokation,
Kommissionierung, Transport
Demografischer
Wandel
IT als Erfolgsfaktor für Omni-Channel-Logistik
Transparenz/Tracking-and-Tracing über IT-Plattformen und Apps
Cold Chain Management auf der letzten Meile
Verpackungsänderungen
Bio- und Fair-Trade-Siegel
Mitarbeiter
Traditionelle Einflussfaktoren von Lebensmitteln auf die Logistik
Konsumententrends
Sensibler Umgang mit der Herausforderung des „gläsernen Mitarbeiters“
Aus- und Weiterbildungskonzepte, um Fachkräftemangel entgegenzuwirken
V
Logistikprojekte freizugeben, was zukünftige Konzepte
Für Hersteller sind die Veränderungen die sich aus den
wie die Same-Hour-Belieferung von Lebensmitteln durch
untersuchten Trends ergeben, vergleichsweise gering. Vor
den Handel sichtlich erschwert. Aber auch der Einklang
allem sollten sie die Schaffung von Transparenz entlang
von nachhaltigen Produkten und nachhaltiger Logistik
der Logistikkette als Wettbewerbsfaktor verstehen und
ist aus heutiger Sicht nicht zufriedenstellend umgesetzt.
die Informationen dementsprechend leicht zugänglich
Die größte Herausforderung auf Technologie- und Logis-
(z.B. App-basiert) zur Verfügung stellen. Außerdem
tiknetzwerk-Ebene stellt die Umsetzung einer effizienten
können Hersteller versuchen, in bestimmten Bereichen
Omni-Channel-Logistik dar. Aktuell werden Online-Kun-
eine Abkehr von internationalen Logistikketten herbeizu-
den und stationäre Kunden oft aus zwei verschiedenen
führen und eher regionale Inhaltsstoffe zu verwenden, um
Logistiksystemen bedient. Wie hier Synergien erzielt
der steigenden Bedeutung dieses Konsumententrends
werden können ist noch nicht zufriedenstellend gelöst
Rechnung zu tragen. Experten gehen davon aus, dass
und erfordert Innovationen. Auf technologischer Ebene
sich mit der steigenden Bedeutung des e-Commerce
stellt sich zudem die Herausforderung einer effizienten
auch die Verpackungen von Lebensmiteln drastisch
Abwicklung der letzten Meile. Innovative Konzepte für
ändern müssen, da diese aktuell nur den Logistikan-
flexible Mehrkammerfahrzeuge für die letzte Meile exis-
forderungen des Handels entsprechen (z.B. für den
tieren kaum, könnten jedoch die Distribution der letzten
Palettenversand optimiert und displayfähig). Hier können
Meile effizienter gestalten.
Hersteller und Händler frühzeitig gemeinsam Lösungen
Zur zukünftigen Ausrichtung der Lebensmittellogistik
werden in der Studie Handlungsempfehlungen für Her-
erarbeiten, um die positive Entwicklung des e-Commerce
zu unterstützen.
steller, Händler und Logistikdienstleister gegeben, wie
Für den Handel führen die Konsumententrends zu umfas-
sie auf die neuen Konsumententrends reagieren können.
senden Veränderungen. Es ist es nach wie vor ratsam,
Abbildung 3: Bisher unzureichend gelöste Herausforderungen in der Lebensmittellogistik
Omni-ChannelLogistik
Herausforderungen des
Logistiknetzwerks
⟩
⟩
⟩
⟩
⟩
VI
Innerstädtische Logistikstrukturen für
Same-Hour Lebensmittelbelieferung
Entwicklung geeigneter Bündelungsstrategien in der Beschaffung (u.a. für
regionale und saisonale Lebensmittel)
Bündelungsstrategien für die
Bewältigung der letzten Meile zum
Endkunden, z.B. durch kooperative
Auslieferungsmodelle mehrerer Händler
Lebensmittelrückführung (Prozesse,
Kosteneffizienz, Geschäftsmodelle etc.)
Bio-Produkte und ökologische Nachhaltigkeit
in Einklang bringen
⟩
⟩
⟩
Physische und informatorische Verzahnung
von Vertriebskanälen
Bedienung der Kanäle
aus einem flexiblen
Logistiksystem
Synergiebildung
Technologische
Herausforderungen
⟩
⟩
⟩
Akteursübegreifende Transparenz von
Logistikketten durch Technologieeinsatz und
Standardisierung
Mehrkammer-Transportfahrzeuge für die
kosteneffiziente Abwicklung der letzte Meile
Nutzung von alternativen
Antriebstechnologien für die Distribution von
Lebensmitteln
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
das e-Commerce & Home-Delivery-Angebot auszubauen
neue Geschäftsfelder und -modelle, für die rechtzeitig
und das gesamte Sortiment online zur Verfügung zu
Strategien und Konzepte erarbeitet werden müssen,
stellen. Als Alternative für die kostenintensive Belieferung
um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wer sich den Trends
der letzten Meile können Click-and-Collect-Konzepte
des Marktes verschließt, kann langfristig auf Probleme
dienen, die in anderen Ländern schon erfolgreich umge-
stoßen. Im Rahmen der Studie konnten verschiedene
setzt wurden. Insgesamt erfordert das Bedienen ver-
Bereiche identifiziert werden, deren Abwicklung durch
schiedener Vertriebskanäle ein flexibles Logistiksystem,
intelligente Dienstleistungskonzepte Effizienzvorteile
welches verschiedene Kunden und Nachfragestrukturen
versprechen. Beispielsweise sind mit steigendem Bedarf
bedienen kann, ohne IT-Systemlandschaften aufzubauen.
an saisonalen und regionalen Lebensmittel neue Bünde-
Um eine erfolgreiche Omni-Channel-Logistik durchzufüh-
lungsstrategien erforderlich, um die kleinteilig-verteilten
ren, gilt ein integriertes IT-System als kritischer Erfolgs-
Sendungen aus dem Umland in die Stadt bzw. zum
faktor. Daher sind die verschiedenen Anforderungen der
Handel zu transportieren. Darüber hinaus ist es denkbar,
Vertriebskanäle an das IT-System bereits bei dessen
dass Logistikdienstleister zukünftig die Rückführung von
Konzeptionierung frühzeitig zu berücksichtigen, um auch
Lebensmitteln in soziale Einrichtungen oder beispiels-
Cross-Channel-Retouren zu ermöglichen. Erfolgreiche
weise zu Biogas-Anlagen übernehmen können. Aber
Handelsunternehmen bündeln außerdem die Verant-
auch die Convenience-Food-Belieferung der Endkunden
wortung über die Abwicklung der Vertriebskanäle in der
durch einen Logistikdienstleister bietet enorme Vorteile
Logistik, da sich hier hohe Synergien erzielen lassen.
gegenüber den unzähligen von Gastronomiebetrieben
Für Logistikdienstleister bieten die Veränderungen in
der Lebensmittellogistik auf strategischer Ebene diverse
autark und nicht aufeinander abgestimmt betriebenen
Lieferdiensten. Zudem ist anzumerken, dass aktuell
nur sehr wenige Dienstleister dazu in der Lage sind,
Abbildung 4: Handlungsempfehlung für die zukünftige Ausrichtung der Lebensmittellogistik
LDL
Hersteller
Handel
⟩ Transparenz herstellen und als
Wettbewerbsfaktor verstehen
⟩ Schaffung von Verpackungen für die
Logistikanforderungen des
e-Commerce
⟩ Wenn möglich, regionale Produkte
und Inhaltsstoffe einführen
Ø teilweise Abkehr von
internationalen Logistikketten
möglich
⟩ Integration von Transport und
Logistik
⟩ Auf- bzw. Ausbau des HomeDelivery-Angebots
⟩ Click-and-Collect Konzepte als
Alternative zur letzten Meile
⟩ Bedienung mehrerer Vertriebskanäle
aus einem flexiblen Logistiksystem
Ø Abkehr von Subsystemen
⟩ IT als Erfolgsfaktor guter OmniChannel-Logistik
⟩ Flexibilisierung der
Anlieferzeitfenster
⟩ Integration Logistikdienstleister
⟩ Frühzeitiges Vordenken neuer
Geschäftsfelder und –modelle
Ø u.a. Convenience-Food-LDL zur
Entlastung der Stadt
Ø Bündelungsstrategien für
regionale Lebensmittel
Ø Rückführung von Lebensmitteln
Ø Letzte Meile Food-LDL
⟩ Investition in MehrkammerFahrzeuge
Gemeinsame Handlungsfelder
Food Waste Awareness
schaffen und
gemeinsame Initiativen
starten
Nutzung zentraler
IT-Plattform zur
Schaffung von
Transparenz
Forschung an
Logistiktechnologien
Logistikkooperationen
z.B. zur Nutzung
begrenzter
Flächenressourcen
Entwicklung von
Versorgungskonzepten für
die Stadt von morgen
VII
eine effiziente Logistik auf der letzten Meile über alle
rücken immer mehr in den Fokus der Betrachtung, da
Temperaturbereiche durchzuführen, obwohl der Markt
unter anderem mit schwindenden Logistikflächen in
für Lebensmittellieferdienste stark wächst. Daher sollten
urbanen Ballungsgebieten und steigendem Kosten-
Logistikdienstleister bereits heute Strategien entwickeln,
druck die effiziente Nutzung dieser Ressourcen immer
wie sie sich in dem wachsenden Markt positionieren
notwendiger wird.
wollen.
Mit einer stetig wachsenden Weltbevölkerung und einer
Zusätzlich zu den akteursspezifischen Handlungsemp-
zunehmenden Urbanisierung wird auch die Lebensmit-
fehlungen konnten gemeinsame Handlungsfelder iden-
telversorgung von Städten immer komplexer. Auf Basis
tifiziert werden, deren erfolgreiche Ausgestaltung eine
der Erkenntnisse der Studie und aktuellen Entwicklun-
Zusammenarbeit aller Akteure erfordert. Eines dieser
gen wird zum Abschluss ein Ausblick gegeben, welche
Felder ist die gemeinsame Reduzierung von Verschwen-
Logistiklösungen in der Stadt der Zukunft denkbar sind.
dung entlang der Logistikkette von Lebensmitteln. Aktuell
Innovative Kooperations- und Integrationsmodelle sind
werden hier hauptsächlich Maßnahmen von Unterneh-
dabei ebenso notwendig, wie die Umsetzung nach-
men allein durchgeführt, obwohl davon auszugehen ist,
haltiger Vertical Farming Konzepte zur Versorgung des
dass akteursübergreifende Lösungen einen zusätzlichen
Lebensmittelbedarfs in der Stadt.
Mehrwert bieten. Aber auch Logistikkooperationen
VIII
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
1 Zielstellung, Methodik und Aufbau
der Studie
Motivation und Zielstellung
Der Lebensmittelmarkt befindet sich im Wandel.
Während die stationären Lebensmitteleinzelhändler
nach wie vor den größten Marktanteil haben, entstehen regelmäßig neue Anbieter, Geschäftsmodelle
und Belieferungskonzepte, die den Markt verändern.
Das Angebotsspektrum erweitert sich rasant und sich
ändernde Ess- und Kaufgewohnheiten der Endkunden sind klar zu beobachten. Zudem ist der Markt u.a.
gekennzeichnet durch ein volatiles Nachfrageverhalten,
einen enormen Preiskampf sowie knappe Logistik- und
Verkaufsflächen, zumindest in urbanen Ballungsgebieten. Diese Veränderungen haben einen massiven
Einfluss auf logistische Parameter wie z.B. Auftragsgrößen, Bündelungsstrategien und Stufigkeiten, weshalb
davon auszugehen ist, dass auch die Lebensmittellogistik zukünftig vor völlig neuen Herausforderungen
stehen wird.
Ziel der vorliegenden Studie ist es, aktuelle Marktentwicklungen in der Lebensmittellogistik aufzuzeigen,
Entwicklungstendenzen und zukünftige Herausforderungen zu identifizieren sowie potenzielle Lösungsansätze zu formulieren. Ausgehend vom Kunden als
Grundlage logistischen Handelns werden zunächst
aktuelle Konsumententrends erläutert, die Einfluss
auf logistische Aktivitäten haben. Im Anschluss wird
mit Hilfe einer Online-Umfrage die Bedeutung der
Konsumententrends für die jeweiligen Akteure der
Lebensmittelketten sowie deren Auswirkung auf die
Logistik bewertet. Zusätzlich werden im Rahmen von
ZIELSTELLUNG, METHODIK UND AUFBAU DER STUDIE
Experteninterviews Erkenntnisse aus der Umfrage
vertieft, um abschließend zukünftige Herausforderun-
1
gen und Lösungsstrategien der Lebensmittellogistik
aufzuzeigen.
Methodik
Literaturrecherche und qualitative Inhaltsanalyse
Zu Beginn der Studie wurde eine umfassende Literaturrecherche durchgeführt. Im Fokus standen sowohl wissenschaftliche Veröffentlichungen als auch Studien und
Fachzeitschriften. Ziel der Recherche war es, Kernthemen, Handlungsfelder und Konsumententrends im
Lebensmittelmarkt zu extrahieren, um ein grundlegendes
Bild über die aktuellen Marktentwicklungen zu erarbeiten.
Die aktuellen Konsumententrends bilden den Ausgangspunkt der Studie. Zwar gibt es auch beschaffungsseitige
Trends, jedoch wurden diese im Rahmen der Studie nicht
näher untersucht. Auf Basis einer qualitativen Inhaltsanalyse von neun ausgewählten KonsumententrendStudien [1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9] wurden die aktuellen
Konsumententrends extrahiert, die zukünftig Einfluss auf
die Lebensmittellogistik haben. Dabei wurden sie von
Trends getrennt, deren Einfluss auf logistische Aktivitäten eher gering sind (u.a. neue Ernährungsformen wie
beispielsweise. veganes Essverhalten oder „Functional
Food“ – Lebensmittel mit gesundheitlichem Zusatznutzen). Auf Basis der neun Studien konnten sieben
Kerntrends identifiziert werden, die die Grundlage der
Online-Befragung darstellten. Dabei handelt es sich um
die Konsumententrends „e-Commerce/Home-Delivery“,
1
Abbildung 5: Methodisches Vorgehen
Literaturrecherche
Online-Befragung
Experteninterviews
Jun. – Aug. 2015
Aug. – Sep. 2015
Dez. 2015 – Feb. 2016
Analyse von:
⟩
Wissenschaftlichen
Veröffentlichungen
⟩
Studien
⟩
Fachzeitschriften
1)
⟩
15 semi-strukturierte Interviews
⟩
Repräsentative Zusammensetzung:
Hersteller, Handels, LDL,
Verbänden & Start-Ups
⟩
Diskussion von
Marktentwicklungen
2)
à Konsumententrends &
Handlungsfelder
⟩
Qualitative Inhaltsanalyse von 9
Konsumententrend-Studien
Identifikation von
7 Kerntrends
⟩
⟩
⟩
Bewertung der Bedeutung der
Trends heute und in 5 Jahren
Bewertung von Einfluss der
Trends auf die Logistik
(„Unternehmensstrategie“,
„Netzwerke“, „Prozesse“,
„Technologien“ & „Mitarbeiter“)
Inserat in LMZ
970 direkte Kontakte
Auswertung von
100 verwertbaren
Antworten
Bewertung der Trends und
Einfluss auf Logistik
Herausforderungen &
Lösungsansätze
„Transparenz“, „saisonale und regionale Lebensmittel“,
zu den zwei inhaltlichen Fragenblöcken wurden einige
„Convenience-Food“, „Food Waste Awareness“, „Con-
Fragen gestellt, die der Beschreibung der Stichprobe
venience-Stores“, und „Bio- und Fair-Trade-Siegel“, die
dienen sollten, sowie die Logistikkosten der Unterneh-
im Abschnitt 3 näher erläutert werden.
men abgefragt.
Um ein möglichst umfassendes Meinungsbild des
Online-Befragung
Lebensmittelmarktes abzubilden, wurde der Frage-
Aufbauend auf den identifizierten Konsumententrends
bogen an 970 Teilnehmer versendet sowie durch die
wurde von den Autoren ein Online-Fragebogen erstellt,
Lebensmittelzeitung beworben. Bei der Stichproben-
der sich inhaltlich in zwei Fragenblöcke gliedert.
zusammenstellung wurde darauf geachtet, dass poten-
Zunächst wurden die Teilnehmer gebeten, die Bedeu-
zielle Teilnehmer aus allen Stufen der Lebensmittelkette
tung der jeweiligen Konsumententrends sowohl aus
ausgewählt werden. Dazu zählen Lebensmittelein-
heutiger Sicht als auch in fünf Jahren zu beurteilen.
Dazu würden die Teilnehmer gebeten, diese Bedeutung
auf einer Skala von 1(„niedrig“) bis 5 („hoch“) zu bewer-
zel- und -großhändler, Rohstofflieferanten, Hersteller,
Logistikdienstleister, Gastronomiebetreiber und HomeDelivery-Anbieter. Der Erhebungszeitraum erstreckte
sich von August bis September 2015.
ten. Im Anschluss sollte im zweiten Fragenblock mithilfe
derselben Skala der Einfluss der jeweiligen Konsumen-
Innerhalb des Erhebungszeitraums konnten 120 Rück-
tentrends auf die Logistik bewertet werden. Dazu wurde
läufe verzeichnet werden. Nach Überprüfung der Frage-
jeweils der Einfluss auf die fünf Ebenen der Logistik –
bögen auf Vollständigkeit und Plausibilität der Antworten
„Unternehmensstrategie“, „Netzwerke“, „Prozesse“,
konnten 100 verwertbare Datensätze identifiziert werden.
„Technologien“ und „Mitarbeiter“ – abgefragt. Zusätzlich
2
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
Den Großteil der befragten Personen bilden Lebens-
eher die Minderheit dar. Lediglich 7 % der teilnehmenden
mitteleinzel- und -großhändler, Hersteller sowie Logis-
Unternehmen beschäftigen 50 oder weniger Mitarbeiter.
tikdienstleister. Zudem konnten wenige Antworten von
Gastronomiebetreibern und Home-Delivery-Anbie-
Experteninterviews
tern ausgewertet werden. Im weiteren Studienverlauf
Im weiteren Verlauf der Studienerstellung wurden Inter-
werden in den Auswertungen Lebensmitteleinzel- und
views mit Logistikexperten der Lebensmittelbranche
-großhändler als Händler zusammengefasst. Zudem
geführt. Diese semi-strukturierte Interviews wurden
erfolgen die meisten Auswertungen aufgrund der
im Zeitraum von Dezember 2015 bis Februar 2016
höheren Anzahl an Antworten als Vergleich von Händ-
durchgeführt. Bei der Auswahl der Interviewteilnehmer
lern, Hersteller und Logistikdienstleistern. Nichtsdesto-
wurde Wert auf eine ausgewogene und repräsentative
trotz wird, u.a. im Rahmen der Experteninterviews, auch
Zusammensetzung der Experten geachtet, sodass über
auf ausgewählte Herausforderungen und Lösungsan-
die verschiedenen Positionen der Lebensmittel-Supply-
sätze für die weiteren Teilnehmergruppen eingegangen.
Chain Aussagen getroffen werden können. Ziel der
Knapp die Hälfte der teilnehmenden Unternehmen
weisen einen Jahresumsatz von mehr als 1. Mrd. €
auf und beschäftigen über 2.000 Mitarbeiter. Jedoch
konnten auch ein großer Teil an mittelständischen Unter-
1
Interviews war es, im Anschluss an die ausgewertete
Online-Umfrage die identifizierten Kerntrends zu diskutieren sowie Herausforderungen und Lösungsansätze
der Lebensmittellogistik zu erarbeiten.
nehmen für die Studienteilnahme gewonnen werden.
Unternehmen mit unter 10 Mio. € Jahresumsatz stellen
Abbildung 6: Sample der Online Befragung (n=100)
ZIELSTELLUNG, METHODIK UND AUFBAU DER STUDIE
3
Aufbau der Studie
dieses Abschnitts stellt zum einen die Literaturanalyse,
Um den Status Quo des Lebensmittelmarktes festzustellen sowie Entwicklungstendenzen aufzuzeigen,
werden zunächst aktuelle Marktzahlen und Fakten
dargelegt. Zudem werden aktuelle Logistikstrukturen
sowie neue Geschäftsmodelle beschrieben, die neue
Herausforderungen an die Lebensmittellogistik stellen.
Grundlage dieses Abschnitts bildet hauptsächlich die
Literaturrecherche.
aber vor allem die Auswertung der Online-Umfrage dar.
Auf Grundlage der vorherigen Ausführungen fokussiert
Kapitel 4 die zukünftigen Herausforderungen der Lebensmittellogistik auf den fünf Ebenen Strategie, Netzwerke,
Prozesse, Technologien sowie Mitarbeiter. Dabei bildet
das Kapitel 4 die Synthese aus Literaturrecherche,
Online-Umfrage und Experteninterviews und stellt für
ausgewählte Problemstellungen Lösungsansätze für die
Im darauffolgenden Kapitel 3 werden die identifizierten
Konsumententrends – e-Commerce/Home-Delivery,
regionale und saisonale Lebensmittel, Transparenz,
Convenience-Food, Convenience-Stores, Food Waste
Awareness sowie Bio- und Fair-Trade-Siegel – definiert,
erläutert und deren Auswirkung auf die Logistik von
Unternehmen dargestellt. Die Basis der Erkenntnisse
Lebensmittellogistik dar. Dabei werden Herausforderungen im Omni-Channel-Business und Veränderungen der
Netzwerkstrukturen durch e-Commerce ebenso thematisiert wie die Umsetzung unternehmensübergreifender
Transparenz von Lebensmittelketten.
Abschließend werden die identifizierten Lösungsansätze zusammengefasst und dabei ein Ausblick auf die
Lebensmittellogistik in der Stadt der Zukunft gegeben.
Abbildung 7: Aufbau und methodisches Vorgehen der Studie
4
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
2 Einführung in den Lebensmittel­
markt und seine Trends
2.1 Status Quo des Lebensmittelmarkts
und der Logistik
stark steigende Sortimentsbreite, gepaart mit einer stei-
Die deutsche Ernährungsindustrie erwirtschaftet pro
erschwert die Prognostizierbarkeit der Nachfrage auf
Jahr einen Umsatz von über 172 Mrd. € und ist damit
Einzelartikel­ebene, da variantenabhängige Verteilungen
der viertgrößte Industriezweig in Deutschland. Mit
mitberücksichtigt werden müssen. Dies schlägt sich deu­
knapp 560.000 Beschäftigten in über 5.800 Betrieben
tlich in einem erhöhten Logistikaufwand der Lebensmittel-
ist sie einer der Motoren der deutschen Wirtschaft.
branche nieder, weshalb die Nachfrage nach innovativen
Der überwiegende Teil dieser Unternehmen sind kleine
Logistiklösungen wächst. Allein in Deutschland werden
und mittelständische Unternehmen (KMU) mit unter
jährlich knapp 20 Mrd. € für die Lebensmittellogistik aus-
250 Mitarbeitern. Während der Markt in Deutschland
gegeben. [10] Die Logistikkosten der im Rahmen der
seit geraumer Zeit stagniert, steigt die Bedeutung des
vorliegenden Studie teilnehmenden Unternehmen liegen,
Exportgeschäfts mit deutschen Lebensmitteln stetig.
gemessen am prozentualen Anteil am Gesamtumsatz, in
So konnte 2014 mit einem Exportwachstum 2,5 % und
einer Bandbreite von 6 bis 10 %. Jedoch ist auffällig, dass
einem Umsatzvolumen von über 54 Mrd. € ein neuer
die Abgrenzung der Logistikkosten sehr unterschiedlich
Bestwert erreicht werden. Damit ist Deutschland der
ist und fast die Hälfte der teilnehmenden Unternehmen
drittgrößte Exporteur von Lebensmitteln weltweit. [2]
ihre Logistikkosten nicht ausreichend genau kennen.
Zwar ist der Markt der Lebensmittelhersteller stark KMU-
Auch wenn der Großteil der produzierten Lebensmit-
geprägt, jedoch weist der Lebensmitteleinzelhandel
tel nach wie vor über die klassischen Strukturen der
in Deutschland eine sehr hohe Konzentration auf. Die
Lebensmitteleinzelhändler vertrieben wird, gewinnt der
fünf größten Händler (Edeka-Gruppe, Rewe-Gruppe,
Online-Distanzhandel immer mehr an Bedeutung. Der
Schwarz-Gruppe, Aldi-Gruppe und die ­Metro-Gruppe)
prozentuale Anteil des e-Commerce am Gesamtumsatz
vereinen über 72 % des Jahresumsatzes von 186 Mrd.
im Bereich der Lebensmittel liegt aktuell bei gerade
€ im Lebensmitteleinzelhandel. [2] Die rasante Erhöhung
einmal 1 %, wohingegen dieser Anteil für andere Pro-
der Sortimentsbreite in den letzten Jahren stellt eine
duktkategorien bereits bei über 10 % liegt. Jedoch sind
der Kernherausforderungen für den Lebensmitteleinzel­
sich Experten einig, dass die Bedeutung des Online-
handel dar. Abhängig von der Art und Größe des Marktes
Lebensmitteldistanzhandels zukünftig stark zunimmt.
umfasst die Sortimentsbreite eines Lebensmittelmarktes
So stieg der Onlineumsatz in Deutschland mit Lebens-
heute 2.000 bis 50.000 unterschiedliche Artikel. Diese
mitteln im 3. Quartal 2015 auf 290 Millionen €. Dies
Einführung in den Lebensmittelmarkt und seine Trends
genden Volatilität der Kundennachfrage, der Verderblichkeit der Waren sowie der Substituierbarkeit der Güter
2
5
entspricht im Vergleich zum 3. Quartal 2014 einem
Hochrechnungen ergeben, dass allein in Deutschland
Umsatzwachstum von 52,4 %. [11] Zurückzuführen ist
im Jahr 2060 knapp doppelt so viele 70-Jährige leben,
das Umsatzplus u.a. auf einen immensen Werbe- und
wie Geburten erwartet werden. [14] Hinzu kommt, dass
Marketingaufwand im Jahr 2015, der die Kundenwahr-
ein Großteil dieser Personen bis dahin in urbanen Bal-
nehmung im Bereich des Onlinehandels von Lebens-
lungsgebieten leben wird. Allein diese beiden Aspekte
mitteln gesteigert hat. Den Trend erkennend entwickeln
verdeutlichen, dass sich nicht nur das Angebot im
mittlerweile auch diverse Lebensmitteleinzelhändler
Lebensmittelmarkt verändern wird, sondern auch die
Konzepte der Lebensmittelbelieferung an die Haustür
damit verbundene Logistik vor neuen Herausforderun-
der Kunden und setzen diese zum Teil erfolgreich um.
gen steht.
Bis zum Jahr 2020 wird davon ausgegangen, dass der
Marktanteil von e-Commerce in der Lebensmittelindus-
Aufgrund der Bedeutung des Kunden wurden im
trie auf 10 % steigen wird. [12]
Rahmen der Studienerstellung auf Basis einer qualitativen Inhaltsanalyse verschiedener Studien sieben ver-
Getrieben werden die Veränderungen im Lebensmit-
schiedene Konsumententrends identifiziert und deren
telmarkt zum Großteil durch den Kunden. Dessen
Einfluss auf die Logistik bewertet. Hieraus wurden
Anforderungen und Bedürfnisse ändern sich, weshalb
zukünftige Herausforderungen in der Lebensmittello-
die starren Strukturen des Lebensmitteleinzelhandels
gistik erarbeitet.
im Zeitalter der Digitalisierung nicht mehr allen Kundengruppen genügen. Daher ist davon auszugehen,
dass besonders der Trend des e-Commerce den Markt
auf lange Sicht maßgeblich verändern wird. Darüber
2.2 Traditionelle Logistikstrukturen und
neue Geschäftsmodelle
hinaus zeigen unterschiedliche Studienergebnisse,
Die Lebensmittellogistik umfasst die Planung, Steu-
dass für den Großteil der Kunden der Preis nicht mehr
erung und Kontrolle des Wertschöpfungsnetzwerks
das einzige Kriterium bei Lebensmitteleinkauf darstellt.
von Lebensmitteln von der Rohstoffquelle bis zum
[13] Viele der zusätzlichen Kaufkriterien wie Qualität,
Kunden. Im Fokus steht dabei die effiziente Abwicklung
Nachhaltigkeit oder die Herkunft des Produkts stehen
von Kundenaufträgen mit Hilfe von Informationssyste-
in unmittelbarem Zusammenhang mit logistischen
men, Technologien und Managementkonzepten unter
Funktionen, weshalb der Logistik in der Lebensmittel-
besonderer Berücksichtigung hoher artikelspezifischer
branche ein besonderer Stellenwert beigemessen wird.
Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen verderblicher
Besonders der Aspekt der Verderblichkeit bzw. Quali-
Waren verschiedener Temperaturbereiche.
tätsveränderung des Guts während des Transports bis
zum Endkunden birgt zusätzliche Herausforderungen,
die effiziente Prozesse unabdingbar machen.
Zudem wird der Lebensmittelmarkt langfristig von diversen Megatrends beeinflusst, die auch andere Industrien
nachhaltig beeinflussen. Allein die Trends der Urbanisierung und des demografischen Wandels verändern
Kundenstrukturen und -anforderungen maßgeblich.
6
Traditionelle Logistikstrukturen des
stationären Einzelhandels
Die vorliegende Studie fokussiert in erster Linie die
Distribution eines fertiggestellten Endprodukts zwischen der Quelle (Hersteller) und der Senke (Lebensmitteleinzelhandel bzw. Endverbraucher) entlang des
dazugehörigen Logistiknetzwerkes. Die grundlegenden
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
Belieferungskonzepte des stationären Lebensmittel-
Regionallagern ein umfassender Teil des Sortiments
handels sind die Streckenbelieferung, die Zentral-/
gelagert. Die Belieferung der Lager kann direkt durch
Regionallagerbelieferung sowie die Beschaffungslo-
die Hersteller erfolgen oder durch vom Hersteller beauf-
gistik des Handels.
tragte Logistikdienstleister, die eigenständig Sammelfahrten organisieren. Anschließend werden die Waren
Als Streckenbelieferung bezeichnet man die Belieferung
im Zentrallager für die jeweiligen Filialen des Lebens-
durch den Hersteller direkt an die Filialen des Handels.
mitteleinzelhandels konsolidiert, kommissioniert und
Im Vorfeld der Auslieferung werden die Bestellungen
ausgeliefert. Ziel der Zentral-/Regionallagerbelieferung
des Lebensmittelhandels gebündelt an den Hersteller
ist es, die Waren gebündelt und unter optimaler Aus-
übermittelt, der diese dann konsolidiert direkt und ohne
nutzung der Transportkapazitäten des Händlers an die
Zwischenlagerung an die entsprechenden Filialen aus-
Filialen ausliefern zu können. Cross-Docking ist eine
liefert. Aus Sicht des Herstellers ist die Streckenbeliefe-
Sonderform der Zentral-/Regionallagerbelieferung. Bei
rung nur dann vorteilhaft, wenn die Absatzmenge an die
diesem ein- oder mehrstufigen Belieferungskonzept
Filialen hoch genug ist, sodass er die volle Auslastung
wird auf die klassische Lagerhaltung weitestgehend
der Fahrzeuge gewährleisten kann.
verzichtet. Es wird zwischen quellennahem und senken-
Die Zentral-/Regionallagerbelieferung ist das in der
Praxis am häufigsten eingesetzte Belieferungskonzept. Dabei wird in einem Zentrallager oder wenigen
2
nahem Cross-Docking unterschieden. In hoch effizienten Umschlagspunkten werden mehrere Warenströme
zusammengeführt und direkt ohne Zwischenlagerung
für den zeitnahen Versand an die Filialen kommissioniert.
Abbildung 8: Die klassischen Belieferungskonzepte des stationären Handels
Streckenbelieferung
Handel als
Verantwortlicher
Beschaffungslogistik
des Handels
Zentral-/Regionallager-Belieferung
Hersteller als
Verantwortlicher
Einführung in den Lebensmittelmarkt und seine Trends
Hersteller
Lager/
Cross-Dock
Handel
7
Die Beschaffungslogistik des Handels beschreibt den
Zusätzlich zur Belieferung des Lebensmittel­einzel­
Fall, bei dem der Handel die Waren nicht vom Hersteller
handels entstehen verschiedene Geschäftsmodelle, die
anliefern lässt, sondern die Organisation der Beschaf-
die Versorgung des Kunden ohne Handelsstrukturen
fung eigenständig übernimmt. In der Praxis erfolgt
bewältigen. Jedes dieser Geschäftsmodelle differen-
dieses Belieferungskonzept in Kooperation mit einem
ziert sich zusätzlich noch über das angebotene Pro-
Logistikdienstleister. Der größte Vorteil des Konzepts
duktspektrum (hier werden oft auch Ernährungstrends
liegt vor allem in der besseren Synchronisation von
wie Bio-Produkte, vegane Kost, regionale Lebensmittel
Transport- und Lagerungsprozessen, was wiederum
etc. aufgenommen), sodass eine Vielzahl von Akteuren
zu einer höheren Termintreue und Auslastung führt.
in den Markt drängt.
Der Koordinationsaufwand für den Hersteller wird dabei
gesenkt, da er nicht die möglicherweise ineffiziente
Die zwei verbreitetsten Modelle sind dabei klassische
Anlieferung zum Zentrallager zu starren Zeitfenstern
Online-Supermärkte und Anbieter von vorkommissio-
selbst organisieren muss. Gleichzeitig verliert er aber
nierten Lebensmittelboxen. Zudem entstehen regel-
auch einen Verantwortungsbereich, was nicht immer
mäßig weitere innovative Ansätze, die aus diesen
vom Hersteller gewünscht ist.
Dimensionen ausbrechen.
Online-Supermärkte verfügen über keine Verkaufsnie-
Neue Logistikstrukturen und
Geschäftsmodelle
derlassung und bedienen ihre Kunden über eine WebPlattform aus einem oder mehreren Lagerstandorten.
Durch die Digitalisierung des Leistungsangebots ent-
Das Angebot reicht dabei von auf bestimmte Produkt­
stehen in der Lebensmittelbranche neue Vertriebska-
sortimente spezialisierte Anbieter (z.B. gormondo.de,
näle und Geschäftsmodelle, die die Branche verändern
lebkuchen-schmidt.com oder alles-vegetarisch.de) bis
und neue Herausforderungen an die Logistik stellen.
hin zum Vollsortimenter (z.B. mytime.de, lebensmit-
Der Großteil dieser Geschäftsmodelle bedient dabei
tel.de oder alluneedfresh.de). Je nach Kunden- und
entweder die steigende Nachfrage nach Lebens-
Nachfragestruktur erfolgt entweder die Zustellung über
mittellieferungen an die Haustür oder den Bedarf an
Logistikdienstleister oder es werden eigene Distribu­
vorkommissionierten und zum Teil fertig zubereiteten
tionssysteme aufgebaut und betrieben.
Lebensmitteln.
Anbieter von Lebensmittelboxen bieten dem Kunden
Der klassische Lebensmitteleinzelhandel fokussiert
zum Teil individuell vorkommissionierte Pakete und
sich vor allem auf die Lebensmittelbelieferung an die
liefern diese an die Haustür. Je nach Anbieter ist das
Haustür des Kunden. Dafür werden aktuell vor allem
Angebot im Produktsortiment, der Wahlmöglichkeit des
die zwei verschiedenen Ansätze der filialbasierten und
Kunden oder Zustellregionen beschränkt. Das Angebot
zentrallagerbasierten Kommissionierung verfolgt, um
reicht von regelmäßig zugestellten Süßwarenboxen
die Belieferung des Kunden zu bewältigen. Je nach
bis hin zu Convenience-Food-Boxen, bei denen der
Nachfragestruktur weisen beide Konzepte Vor- und
Kunde bestimmte Mahlzeiten auswählen kann und
Nachteile auf, die im späteren Studienverlauf erläutert
deren Zutaten in der richtigen Menge und Anzahl gelie-
werden.
fert werden. Somit entfällt lediglich die Zubereitung auf
den Kunden. Lebensmittelboxen sind oft an flexible
8
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
Abo-Systeme geknüpft. Die Zustellung erfolgt in den
entnehmen. Aber auch Web-Plattformen, über die
meisten Fällen über klassische KEP-Dienstleister. Bei-
Privatpersonen Gerichte anbieten und an Personen in
spiele für dieses Geschäftsmodell sind u.a. foodist.de,
der unmittelbaren Nähe verkaufen können, prägen das
kochzauber.de und hellofresh.de.
Zeitalter der Digitalisierung.
Über die zwei Hauptausprägungen hinaus entsteht eine
Ausgangspunkt dieser Geschäftsmodelle ist der Kunde,
Vielzahl neuer Geschäftsmodelle. Kunden bestellen
der mit seinem sich ändernden Einkaufs- und Kon-
sich nicht nur Lebensmittel, sondern zusätzlich auch
sumverhalten den Markt maßgeblich verändert. Daher
den Koch mit nach Hause. Lebensmittel-Packstatio-
bilden die Konsumententrends und die damit verbun-
nen entstehen, an denen Kunden sich ihr Gericht aus-
denen logistischen Herausforderungen die Grundlage
wählen und die dazugehörigen Zutaten aus dem Fach
dieser Studie.
2
Einführung in den Lebensmittelmarkt und seine Trends
9
3 Konsumententrends und ihr
Einfluss auf die Lebensmittellogistik
3.1 Konsumententrends im Vergleich
sämtlichen Konsumententrends sowohl heute als
Auf Basis der zugrunde liegenden Umfrage ist sowohl
die befragten Hersteller und Logistikdienstleister tun.
heute als auch in fünf Jahren der Kundenwunsch nach
Dieses Ergebnis lässt sich damit erklären, dass der
Transparenz der Lieferkette sowie nach regionalen
Handel das Kaufverhalten der Endkonsumenten durch
und saisonalen Lebensmitteln von höchster Bedeu-
den direkten Kontakt am besten einschätzen kann und
tung für die Lebensmittelindustrie. Transparenz ist
sein Produktportfolio flexibel an der tatsächlichen Nach-
nicht nur der bedeutsamste Trend, sondern hat nach
frage anpassen kann und muss, um wettbewerbsfähig
Meinung der Teilnehmer auch die größten Auswirkun-
zu bleiben.
auch zukünftig eine höhere Relevanz zuspricht als es
gen auf die unterschiedlichen Ebenen der Logistik, da
> Händler
die komplette Wertschöpfungskette betroffen ist und
stehen u.a. vor der Heraus forder ung,
netzwerkweit Messstandards und Monitoring-Sys-
Lebensmittelverschwendungen zu vermeiden, ein
teme implementiert werden müssen. Interessant ist
Trend der in Zukunft durch zunehmende Regularien
zudem, dass nach Meinung der Teilnehmer die Trends
verstärkt wird. Erste Gesetzgebungen wie beispiels-
e-Commerce und verschwendungsarme Lebensmittel-
weise in Frankreich, die Lebensmitteleinzelhändler
ketten aus heutiger Sicht weniger wichtig erscheinen,
dazu verpflichten, nichtverkaufte Lebensmittel an
jedoch innerhalb der nächsten fünf Jahre am stärksten
soziale Einrichtungen abzuführen, zeigen auf, dass
an Bedeutung zunehmen werden.
dieser Trend in die strategischen Entscheidungen des Handels einfließen muss und zusätzliche
Werden die Konsumententrends je Akteursgruppe
Absprachen mit Logistikdienstleistern bezüglich der
separat betrachtet, wird deutlich, dass der Handel
Rückführung von Lebensmitteln erforderlich macht.
Abbildung 9: Bedeutung der Konsumententrends in der Lebensmittelindustrie – heute und in 5 Jahren
Transparenz
Stärkster
Trend
Regionale und saisonale Lebensmittel
Convenience-Food
Bio- und Fair-Trade-Siegel
Convenience-Stores
e-Commerce/Home-Delivery
Stärkstes
Wachstum
Food Waste Awareness
1.00
gering
1.50
2.00
2.50
in 5 Jahren
10
3.00
mittel
heute
3.50
4.00
4.50
5.00
hoch
n=100
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
> Lebensmittelhersteller sind in erster Linie von dem
Es wird deutlich, dass die Konsumententrends neue
steigenden Kundenbedürfnis nach Transparenz in
Geschäftspotentiale entlang der Lebensmittelwert-
internationalen Lebensmittelketten betroffen. Zum
schöpfungskette hervorbringen und sich der Lebens-
einen soll auch hier die Verschwendung von Lebens-
mittelmarkt in einem strukturellen Wandel befindet.
mitteln nachvollziehbar dargelegt werden und zum
Immer öfter kooperieren Start-ups, Gastronomiebe-
anderen sind Lebensmittelhersteller oft am stärksten
triebe und weitere mit großen Lebensmitteleinzel-
von Lebensmittelskandalen und Rückrufaktionen
händlern, um durch serviceorientierte Angebote unter
betroffen, die ein schnelles Reagieren fordern, um
Verwendung von IT-Plattformen und bedienerfreundli-
langfristige Imageschäden abzuwenden.
chen Apps Kunden für sich zu gewinnen. Gleichzeitig
resultieren dieser Wandel und insbesondere die zuneh-
> Für
Logistikdienstleister bieten die untersuch-
mende Bedeutung des e-Commerce in einer steigen-
ten Trends in erster Linie eine Vielzahl neuer
den Nachfrage nach städtischer Logistikinfrastruktur.
Geschäftsmodelle und somit eine Diversifizierung
Solche Lager-, Umschlags- und Verkaufsflächen stehen
des angebotenen Leistungsspektrums: Im Bereich
dabei nicht nur vor der Herausforderung knapper
Convenience-Food existiert beispielsweise bei
Flächen. Auch aus verkehrspolitischen Gründen muss
den Same-Day-Lieferdiensten von verzehrfertigen
bei deren Konzeption nachgewiesen werden, dass sie
Lebensmitteln aktuell eine Vielzahl von nicht aufei-
keine zusätzliche Belastung für benachbarte Verkehrs-
nander abgestimmten Distributionsstrukturen, die
knoten darstellen. Um solchen Restriktionen gerecht
von jedem Anbieter einzeln betrieben werden. Hier
zu werden, sind zukünftig kooperative und nachhaltige
sehen sich Logistikdienstleister durch kooperative
Logistiklösungen notwendig und damit ein wichtiger
Ansätze und die Verwendung von IT-Plattformen
Bestandteil dieser Studie.
3
zunehmend in der Lage, diese bisher nicht abgestimmten Belieferungsprozesse in urbanen Bal-
Es wird deutlich, dass sich die Konsumententrends
lungsgebieten gebündelt zu übernehmen.
direkt auf die Logistik auswirken. Die Befragung zeigt im
Abbildung 10: Bedeutung der Konsumententrends je Akteursgruppe – heute und in 5 Jahren
Trends im Vergleich je Akteur - Heute
Trends im Vergleich je Akteur - In 5 Jahren
Bio- und Fair-Trade-Siegel
Bio- und Fair-Trade-Siegel
Convenience-Stores
Convenience-Stores
Food Waste Awareness
Food Waste Awareness
Regionale und saisonale Lebensmittel
Regionale und saisonale Lebensmittel
Convenience-Food
Convenience-Food
Transparenz
Transparenz
e-Commerce/Home-Delivery
e-Commerce/Home-Delivery
1.00 1.50 2.00 2.50 mittel
3.00 3.50 4.00 4.50 5.00
gering
hoch
LDL
Hersteller
Handel
Konsumententrends und ihr Einfluss auf die Lebensmittellogistik
1.00 1.50 2.00 2.50 mittel
3.00 3.50 4.00 4.50 5.00
gering
hoch
LDL
Hersteller
Handel
11
Ergebnis, dass Transparenz nicht nur der bedeutsam-
Abgrenzung der Logistikkosten sehr unterschiedlich ist
ste Trend ist, sondern auch die größten Auswirkungen
und fast die Hälfte der Unternehmen ihre Logistikkosten
auf die Logistik hat, da die komplette Wertschöpfungs-
nicht ausreichend genau kennen.
kette davon betroffen ist und netzwerkweite Lösungen
Im Folgenden werden die jeweiligen Konsumen-
implementiert werden müssen.
tentrends sowie deren Auswirkungen auf die Logistik
Die größten Unterschiede zwischen den Akteuren sind
im Detail erläutert.
bei den Auswirkungen von regionalen und saisonalen
Lebensmitteln auf die Logistik zu erkennen. Insbesondere der Handel steht hier vor der Herausforderung,
3.2 e-Commerce/Home-Delivery
Produkte aus der Region mit Hilfe effizienter Logistik-
Der Trend e-Commerce/Home-Delivery beschreibt das
prozesse zu beziehen. Weitere Unterschiede sind im
Einkaufen von Lebensmitteln über das Internet, wobei
e-Commerce zu erkennen. Während sich für den Her-
die Lieferung größtenteils an die Haustür erfolgt.
steller ein neuer Vertriebskanal eröffnet, stellt der Handel
komplette Geschäfts- und Belieferungsmodelle auf. Für
den Logistikdienstleister bieten sich durch e-Commerce
Die wachsende Bedeutung des e-Commerce zieht
erhebliche logistische Herausforderungen nach sich.
So müssen Home-Delivery-Anbieter typischerweise
neue Kunden an.
Bestellungen von 60-80 Artikeln über mehrere TempeDie Logistikkosten (gemessen am Gesamtumsatz) der
raturbereiche aus einem Gesamtsortiment von 25.000
teilnehmenden Unternehmen liegen in einer Band-
Produkten innerhalb von 12-24 Stunden zur Lieferung
breite von 6 bis 10 %. Jedoch ist auffällig, dass die
an den Kunden kommissionieren und innerhalb von
Abbildung 11: Bewertung der Auswirkung der Konsumententrends auf die Logistik allgemein
Bio- und Fair-Trade-Siegel
Convenience-Stores
Food Waste Awareness
Stärkster Unterschied
zwischen den Akteuren
Regionale und saisonale Lebensmittel
Convenience-Food
Stärkster Trend und größte
Auswirkungen auf die Logistik
Transparenz
e-Commerce/Home-Delivery
1.00
gering
1.50
2.00
LDL
12
2.50
Hersteller
3.00
mittel
3.50
4.00
4.50
5.00
hoch
Handel
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
ein- bis zweistündigen Lieferfenstern zustellen. [15]
Handel an, wenn dieser in der Lage ist, die logistischen
Dabei müssen e-Commerce-Anbieter den hohen Logis-
Herausforderungen wirtschaftlich zu meistern.
tikanforderungen der letzten Meile mit dem Angebot
kundenfreundlicher Lieferzeiträume und der Heraus-
Die Auswertung der zugrundeliegenden Umfrage zeigt,
forderung geringer Brutto-Margen und zusätzlicher
dass Unternehmen der Lebensmittelindustrie den stei-
Kosten begegnen, um ihren Kunden einen marktfähi-
genden Kundenwunsch nach e-Commerce und Home-
gen Service anbieten zu können. [16] Gleichzeitig bürgt
Delivery für die Zukunft erkannt haben. Während der
e-Commerce viele Chancen und Wettbewerbsvorteile.
Trend heute noch als vergleichsweise weniger wichtig
Experten sind sich einig, dass der stationäre Lebens-
betrachtet wird (18 % der Teilnehmer bewerten die
mittelmarkt weitestgehend gesättigt ist, während der
Bedeutung des Trends als hoch bzw. eher hoch), wird
e-Commerce-Markt in Zukunft weiter wachsen wird.
der neuen Vertriebsform im Vergleich zu den anderen
Trends innerhalb der nächsten 5 Jahre das größte Wachs-
Obwohl viele Herausforderungen im e-Commerce identi-
tum zugesprochen (54 % der Teilnehmer schätzen die
fiziert werden konnten, ist das ausschlaggebende Argu-
Bedeutung von e-Commerce in fünf Jahren als hoch
ment für den Eintritt der Händler in dieses Geschäftsfeld
bzw. eher hoch ein). Besonders der Handel sieht sich
die zunehmende Affinität der deutschen Konsumenten
zukünftig in der Pflicht, dem Bedarf nach Lebensmittel-
zum Online-Lebensmittel-Shopping. Darüber hinaus
Online-Shopping nachzukommen, da dieser von den
wird großes Potenzial für „First Mover“ in Deutschland
Kunden zunehmend nachgefragt wird und einen ent-
gesehen, die wie Tesco in Großbritannien langfristig von
scheidenden Wettbewerbsfaktor darstellt. Auch Logistik-
rechtzeitigen Investitionen in dem Bereich profitieren
dienstleister, für die sich in der städtischen Feindistribution
können. Lebensmittel haben eine hohe Kauffrequenz
neue Kundenstrukturen bieten, sind sich der steigenden
und schaffen Unternehmen somit einen kontinuierlichen
Bedeutung und der daraus resultierenden Herausfor-
Zugang zum Kunden. Dadurch bietet sich die Chance,
derungen bewusst. Ebenso die Lebensmittelhersteller,
dass Kunden mit einer höheren Wahrscheinlichkeit
für die e-Commerce eine neue Möglichkeit bietet, ihre
zusätzlich auch Non-Food Produkte mit höheren Margen
Produkte direkt an den Endverbraucher zu vertreiben,
kaufen. [17] Im Allgemeinen bietet sich e-Commerce aller-
erkennen die zukünftige Relevanz dieses Trends. Einer-
dings nur dann als ein profitables Geschäftsmodell für den
seits können beim Direktvertrieb durch das Wegfallen
3
Abbildung 12: Chancen und Herausforderungen des e-Commerce
Chancen
Herausforderungen
⟩ Wachstumspotential: Erhöhung des Marktanteils,
⟩ Logistik: unterbrechungsfreie Kühlkette, pünktliche, schnelle
Erschließung neuer Kundengruppen, Kundenbindung
⟩ Sättigung des stationären Markts
⟩ Veränderte Demographie: steigende Anzahl an Internetnutzern
⟩ Affinität der Verbraucher bzgl. Convenience und Zeitersparnis
etc.
⟩ Differenzierung von Wettbewerbern
⟩ Kundenverständnis, Informationen über Kunden
und termingetreue Lieferung, Kommissionierung aufgrund
Heterogenität schwer automatisierbar
⟩ Einkaufen zählt als haptisches Erlebnis: Vertrauen der Kunden
in die Qualität der Produkte und in die Datensicherheit
⟩ Warenverfügbarkeit schwer zu optimieren
⟩ Geringe Margen können Lieferprozess nicht kompensieren
⟩ Komplizierte Retourenabwicklung
Konsumententrends und ihr Einfluss auf die Lebensmittellogistik
13
von Zwischenhändlern höhere Gewinnmargen für den
Netzwerkebene die Nachfrage an städtischen e-Com-
Hersteller erzielt werden, andererseits muss für die
merce Zentren zu, um Ineffizienzen der bisher dominie-
Direktbelieferung und deren Vermarktung in neue Struk-
renden filialbasierten Kommissionierung zu umgehen.
turen investiert werden und ein zunehmender Wettbe-
Außerdem sind zusätzliche Kooperationen mit Logistik-
werb mit dem Handel als Kunden in Kauf genommen
dienstleistern notwendig, um den Prozessänderungen
werden. Deshalb entscheiden sich die meisten Herstel-
durch zusätzliche Distributionstransporte, aber auch
ler gegen einen Direktvertrieb und sehen e-Commerce
veränderte kundennahe Umschlags- und Kommissio-
Anbieter eher als zusätzlichen Kunden. Es wird deutlich,
nierprozesse zu begegnen.
dass e-Commerce sämtliche Akteure vor strategische
und operative Herausforderungen stellt. Die sich daraus
Logistikdienstleister haben laut der Umfrage das Poten-
ableitbaren Logistikstrategien sind in folgender Übersicht
zial von e-Commerce bezüglich neuer Geschäftsmo-
dargestellt und werden je logistische Gestaltungsebene
delle und potentieller neuer strategischer Kunden noch
in Kapitel 4 näher erläutert.
nicht vollständig ausgeschöpft, obwohl sich für sie völlig
neue Geschäftsfelder eröffnen.
Es wird deutlich, dass die Teilnehmer der Umfrage
dem Konsumententrend e-Commerce die stärksten
Auswirkungen auf der Netzwerk- und Prozessebene
3.3 Transparenz
zusprechen, dicht gefolgt von der Strategie und der
Dieser Trend beschreibt das steigende Kundenbedürf-
Technologie-Ebene.
nis nach einer vollständigen Informationsverfügbarkeit
entlang der Logistikkette von Lebensmitteln hinsicht-
Dabei ist besonders die Logistik des Handels von der
lich der Herkunft sowie der Herstellungs-, Transport-,
aufkommenden Bedeutung des e-Commerce betrof-
Lagerungs- und Weiterverarbeitungsbedingungen aller
fen. Während auf der Ebene der Unternehmensstrate-
zu einem Produkt gehörenden Inhaltsstoffe.
gie die zukünftige Ausrichtung hinsichtlich Cross bzw.
Omni-Channel-Logistik zu diskutieren ist, nimmt auf
Das Bedürfnis nach Transparenz entlang der
Abbildung 13: Auswirkung des Konsumententrends e-Commerce/Home Delivery auf die Logistik
Strategien je Gestaltungsebene
E-Commerce/ Home-Delivery
Strategie
Mitarbeiter
Netzwerk
Netzwerk/
Prozess
Unternehmensstrategie
Konsumententrend
Angebot an E-Commerce/ Home-Delivery / Cross-Omni Channel
Same-Day-Delivery
Neue Geschäftsmodelle: Click-and-Collect, Sharing-Belieferungskonzepte, FlashStores
Neue Kooperationsmodelle mit städtischen LDL, StartUps
E-Commerce/Cross-Omni Channel: Synergien im Fulfillment der Vertriebskanäle
(Sortimentsallokation, Kommissionierung und Transport)
Urbanes E-Commerce-Fulfillment-Center
Konzepte zur Minderung des Flächenverbrauchs
Handel
14
Technologie
Hersteller
LDL
Mitarbeiter
Prozess
Technologien
Aufbau von Logistikstrukturen zur Cross-Channel-Retourenabwicklung
Digitalisierung der Produkte (Preise, Verfügbarkeit, Kundenbewertung)
IT-Plattformen und Apps (m-Commerce)
Transparenz der Verfügbarkeit und letzten Meile (Tracking and Tracing)
ERP für Omni-Channel ausbauen
Aus- und Weiterbildungskonzepte um Fachkräftemangel entgegenzuwirken
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
Logistikkette von Lebensmitteln nimmt zu. Getrieben
vor allem Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln und
durch diverse Lebensmittelskandale innerhalb der
ihren Inhaltsstoffen entlang internationaler Logistikket-
letzten zehn Jahre steigt der Kundenwunsch nach der
ten. Der Ausbruch von E-coli-Stämmen in Deutschland
Informationsverfügbarkeit über Inhaltsstoffe, Weiter-
führte zu einem Verlust von über einer Milliarde Euro
verarbeitungsprozesse, Herkunftsländer und Herstel-
auf Seiten der Bauern und Lebensmittelhersteller und
lungs- und Transportbedingungen von Lebensmitteln
zu über 200 Millionen Euro Katastrophenhilfe durch die
stetig. Allein in Europa sind jährlich mehrere Millionen
Europäische Union. [21]
Menschen durch von Lebensmitteln übertragene oder
Diese Vorfälle jüngster Vergangenheit sowie unzähli-
durch sie verursachte Krankheiten betroffen.
ge kleinere Rückrufaktionen stellen Unternehmen, vor
Beispielsweise wurde im Dezember 2008 eine stark
allem ihre Logistik, vor die Herausforderung, schnell
überhöhte Dioxinbelastung in aus Irland stammendem
und lückenlos alle in der Lieferkette beteiligten Akteure
Schweinefleisch gemessen. In Folge dessen kam es
sowohl lieferanten- als auch kundenseitig identifizieren
zu einem internationalen Rückruf von Produkten, die
zu können. Ebenfalls werden regelmäßig Verordnun-
Schweinefleisch aus Irland enthielten. Betroffen waren
gen der EU erlassen, die die Rückverfolgbarkeit und
über 20 Länder, darunter Deutschland, Frankreich, die
Sicherheit von Lebensmitteln betreffen. Grundlage für
USA, China und viele weitere. Zurückzuführen war die
die Schaffung von Lebensmittelsicherheit innerhalb
überhöhte Dioxinbelastung auf einen irischen Tierfut-
der Europäischen Union stellt die 2002 veröffentlichte
terhersteller, der eine Vielzahl von Bauernhöfen in Irland
Verordnung (EG) Nr. 178/2002 dar, die u.a. Futter und
belieferte. Der resultierende Produktionsstillstand in der
Lebensmittel herstellende und verarbeitende Unterneh-
gesamten schweineverarbeitenden Industrie Irlands
men dazu verpflichtet, eine Rückverfolgbarkeit sicher-
betraf tausende Arbeitsplätze. [18,19,20] Aber auch
zustellen. Sie müssen demnach dazu in der Lage sein,
Vorfälle wie die EHEC-Epidemie im Jahr 2011 bekräf-
jedes Unternehmen und jede Person zu identifizieren,
tigen die steigende Bedeutung der Transparenz und
die entweder Bestandteile ihrer Produkte angeliefert
3
Abbildung 14: Auswirkung des Konsumententrends Transparenz auf die Logistik
Konsumententrend
Strategie
Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility für internationale Lebensmittelketten
Offenlegung von Intransparente Prozesse (Produktion, Transport, Lagerung) und
Anpassung an das Netzwerk, wenn Transparenz in bestehenden Strukturen nicht
gewährleistet werden kann
Netzwerk
Prozess
Handel
Technologie
Hersteller
Mitarbeiter
Technologien
Mitarbeiter
Unternehmensstrategie
Transparenz
Netzwerk/
Prozess
Strategien je Gestaltungsebene
Neue Geschäftsmodelle für Software-Anbieter
Etablierung internationaler Kooperations- und Monitoring-Modelle
Digitalisierung der Logistikprozesse (u.a. Implementierung von Tracking-and-TracingSystemen)
Anwendung von Apps zur Rückverfolgbarkeit
Sensibler Umgang mit den Herausforderungen des „gläsernen Mitarbeiters“
Neue Geschäftsmodelle für Software-Anbieter
LDL
Konsumententrends und ihr Einfluss auf die Lebensmittellogistik
15
oder aber Produkte erhalten haben. Diese Informatio-
Sicherstellung der Qualität und Sicherheit des Produk-
nen müssen auf Aufforderung einer dafür zuständigen
tes, gewährleistet werden kann. [23, 24, 25]
Behörde offengelegt werden. Aufbauend darauf wurden
in den folgenden Jahren weiterführende Verordnungen
Die Auswertung der zugrundeliegenden Umfrage zeigt,
erlassen, die spezielle Regelungen in Bezug auf ver-
dass Unternehmen der Lebensmittelbranche den
schiedene Produkttypen (z.B. Obst, Gemüse, Fisch
steigenden Kundenwunsch nach mehr Transparenz
und Fleisch) festsetzen. Diese sollen es auch Verbrau-
erkannt haben. Von allen abgefragten Trends wird
chern ermöglichen, den Ursprung dieser Erzeugnisse
dieser sowohl aus heutiger als auch aus zukünftiger
zu ermitteln (u.a. Verordnung (EU) Nr. 931/2011).
Sicht als am wichtigsten bewertet. Während aus heutiger Sicht bereits 37 % der Teilnehmer den Trend hoch
Zwar ist das Kundenbedürfnis nach Transparenz entlang
bzw. eher hoch bewertet haben, schätzen 83 % der
von Wertschöpfungsketten generell hoch, jedoch ist
Teilnehmer die Bedeutung des Trends in fünf Jahren als
dieses Bedürfnis im Lebensmittelbereich besonders
wichtig bzw. eher wichtig ein. Besonders die Herstel-
stark ausgeprägt, da hier die Gesundheit der Kunden
ler und der Handel sehen sich zukünftig in der Pflicht,
direkt und in besonderem Maß betroffen ist. Dennoch
dem Bedarf nach Supply Chain Transparenz nachzu-
sind Endverbraucher der Meinung, dass eine Transpa-
kommen, da Sie im Falle eines Rückrufs unmittelbar
renz in der Lebensmittelindustrie aktuell noch nicht in
von dessen Folgen betroffen sind. Aber auch Logis-
zufriedenstellendem Maß gegeben ist. Die wenigsten
tikdienstleister, die hier als Bindeglied fungieren, sind
Verbraucher sind Studien zufolge der Meinung, dass sie
sich der steigenden Bedeutung und den daraus resul-
für sich feststellen können, welche Distanz und welchen
tierenden Herausforderungen bewusst und bewerten
Weg ein Produkt zurückgelegt hat. 52 % Prozent halten
die Bedeutung dieses Trends in fünf Jahren höher als
dies nur für schwer feststellbar, wohingegen 36 % es für
die Bedeutung jedes anderen Trends. Die akteursunab-
gar nicht nachvollziehbar halten. [22]
hängig hohe Bewertung des Trends unterstreicht, dass
es sich bei der Schaffung von Transparenz entlang von
Die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien zu dem
Lebensmittelketten um ein Problem handelt, das ein
Kundennutzen von Traceability-Systemen sowie über
integriertes, akteursübergreifendes Konzept erfordert.
die Kundenbereitschaft, mehr für zurückverfolgbare
Lebensmittel zu bezahlen, fallen unterschiedlich aus
Für transparente Wertschöpfungsketten ist insbeson-
und sind u.a. stark von der befragten Region, dem
dere die Nutzung von Identifikations- und Informa-
Bildungsniveau der Befragten und der aktuellen öffent-
tionstechnologien (Tracking-and-Tracing, ERP- und
lichen Wahrnehmung abhängig. So kommen einige
Monitoring-Systeme) elementar, um eine transparente
Studien zu dem Ergebnis, dass Konsumenten die
Darstellung der Warenflüsse akteursübergreifend zu
Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln nicht als ent-
gewährleisten. Weiterhin ist es wichtig, diese Techno-
scheidendes Kaufkriterium ansehen. Jedoch zeigt der
logien ganzheitlich in sämtlichen betroffenen Prozes-
Großteil der Studien, dass Konsumenten besonders bei
sen (Beschaffung, Transport, Produktion, Lagerung,
frischen Lebensmitteln (wie Fleisch oder Fisch) bereit
Umschlag etc.) zu implementieren und system- und
sind, mehr Geld für das Endprodukt zu zahlen, wenn
akteursübergreifend zu vernetzen, um die damit ver-
eine lückenlose Nachverfolgbarkeit, gekoppelt mit einer
bundenen Prozesse zu digitalisieren. Dieser in der
Theorie plausibel erscheinende Sachverhalt gestaltet
16
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
sich in der Praxis jedoch zu oft als ressourcenintensiv
Konsumententrends im Bereich nachhaltiger Ernäh-
und schwierig.
rungsformen steigt jedoch die Nachfrage nach saisonalen und regionalen Produkten. Diesen Fakt haben
Auf der Mitarbeiter-Ebene stößt der Wunsch nach
mittlerweile auch größere Lebensmitteleinzelhändler
Transparenz besonders bei Mitarbeitern der Logis-
erkannt und bieten Produkte aus der umliegenden
tikdienstleister auf Gegenwehr, da sich Transporteure
Region an.
oftmals durch Monitoring-Systeme beobachtet und
kontrolliert fühlen. Daher ist die Herausforderung des
Auch wenn sich die Branche einig über ein großes,
Logistikdienstleisters, die Mitarbeiter von der Notwen-
wachsendes Marktpotenzial ist, sind keine genauen
digkeit solcher Systeme von Beginn an zu überzeugen
Abschätzungen von Marktvolumina im Bereich saiso-
und frühzeitig miteinzubinden.
naler und regionaler Waren vorhanden. Dies wird vor
allem damit begründet, dass es bis dato kein einheit-
3.4 Saisonale und regionale Lebensmittel
liches Verständnis von dem Begriff „Regionalität“ gibt
Dieser Trend beschreibt das steigende Kundenbe-
Bio-Produkte gänzlich fehlen. [26] Fragt man Endver-
wusstsein für eine nachhaltige Ernährung durch den
braucher aus welchem Umkreis ein Produkt stammen
Verzehr regionaler und saisonaler Produkte und stellt
sollte, um als „regional“ zu gelten, geht der überwie-
somit eine Abkehr von der „Jederzeit- und Überallver-
gende Teil (86 %) davon aus, diese Entfernung zum
fügbarkeit“ von Lebensmitteln dar.
Herkunftsort unter 100 km liegen sollte. [27]
Frische Lebensmittel aus der umliegenden Region
Die Gründe, die Verbraucher dazu bewegen, regionale
zu erwerben, war vor wenigen Jahren innerhalb
und saisonale Lebensmittel zu kaufen, sind vielseitig.
urbaner Ballungsgebiete nur durch lange Wege zu
Regionale Produkte werden oft mit einer hohen Lebens-
speziellen Geschäften oder zu einem Bauernhof
mittelqualität und einem sehr guten Geschmack asso-
außerhalb der Stadt möglich. In Folge aufkommender
ziiert. Zudem gehen Kunden davon aus, dass diese
und einheitliche Standards oder Siegel im Vorbild der
3
Abbildung 15: Auswirkung des Konsumententrends saisonale und regionale Lebensmittel auf Logistik
Strategien je Gestaltungsebene
Unternehmensstrategie
Konsumententrend
Saisonale und regionale Lebensmittel
Netzwerk/
Prozess
Strategie
Mitarbeiter
Neue Geschäftsmodelle: „Metropolitan Farming“, Direktbelieferung „vom Feld“
Kooperationen mit LDL, Regionalbauern etc.
Neue Bündelungs- und Distributionsstrategien: regionale eher kleinteilige Transporte mit
hoher Saisonalität
Netzwerk
Prozess
Handel
Technologie
Hersteller
LDL
Konsumententrends und ihr Einfluss auf die Lebensmittellogistik
17
Produkte aufgrund der geringen zurückgelegten Stecke
Kombination von regionalen und saisonal verfügbaren
frischer und frei von Konservierungsstoffen sind. Außer-
Lebensmitteln als nachhaltige Ernährungsform. Da nicht
dem wird erwartet, dass die Produkte nachhaltig in
alle frischen Lebensmittel aus der Region zwangsweise
Bezug auf Arbeitsbedingungen und dem bei Transport-
eine bessere Ökobilanz aufweisen, fordern Verbraucher
und Lagerungsprozessen verursachten CO2-Ausstoß
mehr Transparenz in Bezug aus die Energie- und Kli-
sind. Auch die mit dem Kauf verbundene Förderung der
magasbilanzen von Lebensmitteln.
unmittelbaren Region kann ausschlaggebend sein. Des
Weiteren ist der Vitamingehalt von vollständig ausgereiftem Obst und Gemüse deutlich höher als der von auf
Für die genannten Vorteile regionaler Waren sind End-
dem Transportweg nachgereiften Produkten.
verbraucher bereit, einen erhöhten Produktpreis zu
zahlen. Auch wenn die Aufschläge stark von der jeweili-
Besonders in Verbindung mit der ökologischen Nach-
gen Produktkategorie abhängig sind, lässt sich zusam-
haltigkeit regionaler Produkte ist es wichtig zu erwäh-
menfassen, dass Konsumenten in etwa 10 % mehr
nen, dass nicht nur die Entfernung vom Hersteller zum
für regionale Lebensmittel zahlen würden. [26, 27] Die
Konsumenten, sondern vor allem auch die Herstel-
steigende Nachfrage nach regionalen, saisonal verfüg-
lungsbedingungen einen maßgeblichen Einfluss auf die
baren Lebensmitteln zeigt sich nicht nur im Angebot
Ökobilanz der Lebensmittel haben. Der Verzehr eines
der großen Lebensmitteleinzelhändler. Vielmehr bilden
Kopfsalats aus Spanien im Winter ist demnach aus öko-
sich auch neue Geschäftsmodelle, deren Fokus in der
logischer Sicht vorteilhafter, als der Konsum eines Kopf-
regelmäßigen Belieferung von Endverbrauchern mit
salats aus beheizten Gewächshäusern in der Region.
Produkten aus dem Umland liegt.
[28] Dieser Sachverhalt unterstreicht die Bedeutung der
Abbildung 16: Bewertung der Herausforderungen des Trends regionale und saisonale Lebensmittel auf die verschiedenen Ebenen der Logistik
Strategie
Flexible Sortimentsanpassung durch
die Erweiterung/Veränderung des
Sortiments hinsichtlich des
Kundenwunsches möglich
Netzwerk
Hersteller/Produzenten regionaler Produkte müssen
in das Beschaffungsnetzwerk integriert werden und
ggf. ein regionales Netzwerk zusätzlich aufgebaut
werden
Prozess
Transportdistanzen reduzieren sich, jedoch kommt
es zu kleinteiligeren Belieferungen mehrerer
regionaler/saisonaler Anbieter
Technologie
Mitarbeiter
1.00
gering
1.50
2.00
2.50
LDL
18
3.00
mittel
Hersteller
3.50
4.00
4.50
5.00
hoch
Handel
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die von Exper-
Mengen zu konsolidieren und effizient abzuwickeln,
ten prognostizierten Potenziale. 73 % der Befragten
steht im Kontrast zu den klassischen Beschaffungs-
halten die Bedeutung des Trends in fünf Jahren mindes-
strukturen des Handels. Die Etablierung neuer Bünde-
tens für eher hoch und bereits heute ist sich ein Groß-
lungsstrategien sollte hierbei im Fokus stehen, um die
teil der befragten Personen über die Bedeutung des
Beschaffung regionaler Lebensmittel sinnvoll durchführen
Trends einig. Die akteursübergreifende Einigkeit über
zu können. Hier können sich besonders Logistikdienst-
die hohe Bedeutung regionaler und saisonaler Lebens-
leister in neuen Geschäftsfeldern positionieren, sofern
mittel wird durch die geringste Varianz der Antworten in
sie es schaffen, das Netz aus regionalen Bauern und
der Bewertung der Trends unterstrichen. Besonders für
Herstellern mit den Systemen der Lebensmittelhändler
den Handel ist die Einbindung saisonaler und regionaler
zu verzahnen.
Lebensmittel in das Produktsortiment von hoher Wichtigkeit, da die Kundennachfrage stetig steigt. Erste Ver-
3.5 Convenience-Food
suche, regionale Lebensmittel in das Produktsortiment
des Handels zu integrieren, sind vorhanden, jedoch ist
Der Konsumententrend Convenience-Food beschreibt
das Potenzial nach Meinung von Experten bei weitem
die steigende Nachfrage nach vorbereiteten, (nahezu)
noch nicht ausgeschöpft und weitere Geschäftsmodelle
verzehrfertigen Gerichten. Diese Fertiggerichte umfas-
im Kontext regionaler Lebensmittel können sich etablie-
sen sowohl Tiefkühlprodukte und Instant-Gerichte,
ren. Zur Ausschöpfung bestehender Potenziale kann vor
als auch frische verzehrfertige Gerichte (z.B. Salate,
allem die Logistik einen entscheidenden Beitrag leisten,
Sandwiches etc.) sowie von Lieferdiensten bestellba-
steht dabei jedoch aktuell noch vor Herausforderungen.
re Mahlzeiten.
Für den Handel stellt der Bezug von Lebensmitteln aus
Die Umsatzzahlen und Wachstumsraten des Conve-
der Region nach wie vor ein logistisches Problem dar.
nience-Marktes in Deutschland sind unterschiedlich
Die hohe Anzahl regionaler Anbieter in das System zu
und stark davon abhängig, welche Lebensmittel dem
integrieren und deren zumeist kleinteilige, fragmentierte
Convenience-Bereich zugeordnet werden. Experten
3
Abbildung 17: Auswirkung des Konsumententrends Convenience-Food auf die Logistik
Konsumententrend
Unternehmensstrategie
Strategien je Gestaltungsebene
Convenience-Food
Netzwerk/
Prozess
Strategie
Netzwerk
Technologien
Mitarbeiter
Prozess
Handel
Same-Day-Delivery
Neue Geschäftsmodelle
Kooperationsmodelle mit LDL, Frischelieferanten, Flughäfen etc.
Neue Bündelungs- und Distributionsstrategien: hochfrequente, aber kleinteilige
Distribution von Frischewaren, kleinteilige Kommissionierung
Urbane Logistikflächen nahe am Kunden
Apps zur Bestellung von Convenience-Food
Transparenz der Verfügbarkeit und letzten Meile (Tracking-and-Tracing)
Technologie
Hersteller
LDL
Konsumententrends und ihr Einfluss auf die Lebensmittellogistik
19
sind sich zudem uneins darüber, welche zukünftigen
zum Nutzen, dass Endverbraucher nach Möglichkei-
Potenziale dem Convenience-Sektor zuzusprechen
ten der Zeitersparnis im Alltag suchen und diese oft im
sind. Jedoch ist festzustellen, dass sich der Markt in vie-
Kauf von Convenience-Food finden. Die Belieferung mit
lerlei Hinsicht im Umbruch befindet. Auf der einen Seite
frisch zubereiteten Mittagsmahlzeiten am Arbeitsplatz
stagniert beispielsweise der Umsatz mit Tiefkühlproduk-
stellt hier nur ein Beispiel dar. Besonders in urbanen
ten seit einigen Jahren bzw. wächst nur langsam. So
Ballungsgebieten erfreuen sich Lieferdienste wach-
ist der Gesamtumsatz der Tiefkühlprodukte zwischen
sender Beliebtheit. Diesen Trend erkennend, drängen
2008 und 2014 von 5,1 auf 5,43 Mrd. € insgesamt
sogar bisher stationäre Systemgastronomie-Ketten
lediglich um 6.5 % gestiegen. [29] Trocken-Suppen und
in den Markt und bieten die Belieferung des Kunden
Trocken-Fertiggerichte verzeichnen sogar seit Jahren
direkt an die Haustür an. Dafür unterhalten Sie oftmals
einen Rückgang der Umsatzzahlen. [30]
eigenständige Logistiksysteme.
Dem gegenüber stehen unzählige neue Geschäftsmo-
Die zukünftige Bedeutung des Konsumententrends
delle, die Konsumenten mit frischen, fertig zubereiteten
Convenience-Food wird auch von den Teilnehmern
Gerichten beliefern. Sie sind u.a. auch dafür verant-
der zugrundeliegenden Umfrage unterstrichen. Von
wortlich, dass sich die öffentliche Wahrnehmung von
allen abgefragten Trends erreicht er bei der Bedeutung
Convenience-Food im Wandel befindet. Wurden vor
in fünf Jahren den dritten Rang. 58 % der Befragten
einigen Jahren Fertiggerichte noch mit einer ungesun-
bewerten den Trend zukünftig als wichtig bzw. sehr
den Ernährungsform gleichgesetzt, ist nun ein Image-
wichtig. Interessant ist, dass besonders Logistikdienst-
wechsel zu erkennen, sodass Convenience-Produkte
leister diesem Trend ein enormes Potenzial zuweisen
zum Teil auch als frisch und gesund angesehen werden.
und zusammen mit der Transparenz als am wichtigsten
Neue Geschäftsmodelle in dem Bereich machen es sich
bewerten. Anzunehmen ist, dass Logistikdienstleister
Abbildung 18: Bewertung der Herausforderungen des Trends Convenience-Food auf die verschiedenen Ebenen
der Logistik
Strategie
Ausrichtung der Unternehmensstrategie hinsichtlich der
Aufnahme von Convenience Food in das Sortiment, sowie die
Ableitung der entsprechenden Belieferungsstrategie für
hochfrequente aber kleinteilige Bestellungen, die sich
wiederum auf Netzwerkebene (kundennahe Lager) auswirkt
Netzwerk
Prozess
Nutzung von Technologien zur Bündelung von verschiedenen
Kundenaufträgen, Monitoring von gekühlten Transportketten
etc.
Technologie
Mitarbeiter
1.00
gering
1.50
2.00
2.50
LDL
20
3.00
mittel
Hersteller
3.50
4.00
4.50
5.00
hoch
Handel
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
dieses Potenzial weniger im Bereich der Tiefkühl- und
die bisher nicht abgestimmten Belieferungsprozesse von
Instant-Gerichte sehen. Vielmehr bieten sich hier für
Convenience-Food-Anbietern gebündelt übernehmen.
Dienstleister neue Geschäftsfelder, wenn sich der Trend
der Bestellung von Fertiggerichten in urbanen Ballungs-
3.6 Food Waste Awareness
gebieten weiter fortsetzt.
Food Waste Awareness beschreibt das steigende KunMit der zunehmenden Bedeutung der Same-Day-Deli-
denbewusstsein für die Vermeidung von Lebensmittel-
very von frischen, verzehrfertigen Mahlzeiten nimmt
verschwendungen innerhalb der gesamten Logistikkette
auch die Verkehrsdichte in urbanen Ballungsgebieten
vom Bauern bis zum Endkonsumenten. Der Begriff der
zu. Denn jeder Convenience-Food Anbieter unterhält
Verschwendung umfasst hierbei sowohl die bewusst ent-
seine eigenen Logistikstrukturen (von wenigen Rollern
sorgten Lebensmittel, als auch die durch ineffiziente Pro-
bis hin zu umfangreichen Fuhrparks) und optimiert die
zesse und Verarbeitungsschritte verursachten Verluste.
aufkommenden Transporte eigenständig. Somit ist eine
effiziente Abwicklung dieser kleinteiligen, hochfrequen-
Weltweit wird knapp ein Drittel der für den Verzehr
ten Lieferungen kaum möglich. Kapazitäten bleiben
gedachten Lebensmittel entsorgt oder geht innerhalb der
ungenutzt und der Verkehr im Stadtzentrum nimmt zu.
Logistikkette verloren. Die Food and Agriculture Orga-
3
nization of the United Nations kommt zu dem Ergebnis,
Für Logistikdienstleister bietet der Convenience-
dass in stärker industrialisierten Ländern in Nordamerika
Food Trend auf strategischer Ebene ein zusätzliches
oder Europa ca. 280-300 kg Lebensmittel pro Jahr und
Geschäftsfeld, das im Abschnitt 4.1 näher erläutert wird.
Person entlang der gesamten Logistikkette inklusive dem
Sie können als Systemintegratoren fungieren, indem sie
Endverbraucher verloren gehen. Im Gegensatz dazu verursachen Entwicklungsländer in Subsahara-Afrika oder
Abbildung 19: Pro-Kopf-Verluste von Lebensmitteln entlang der Logistikkette nach Weltregionen [31]
350
pro Kopf Verlust in kg pro Jahr
300
250
200
150
100
50
0
Europa
Nordamerika und
Ozeanien
Industrialisiertes
Asien
Subsahara
Afrika
von der Produktion bis zum Handel
Konsumententrends und ihr Einfluss auf die Lebensmittellogistik
Nordafrika,
West und
Zentralasien
Süd- und
Südostasien
Lateinamerika
Endverbraucher
21
Südostasien mit knapp 120-170 kg pro Person und Jahr
sowie den Endverbrauchern. Einer Studie des World
weitaus weniger Verlust. [31] Abbildung 19 zeigt, dass
Wide Fund for Nature zufolge ist das Vermeidungspo-
der Anteil des Endverbrauchers am Gesamtverlust inner-
tenzial von Verlusten in Deutschland im Bereich der
halb der Logistikkette in Industrieländern deutlich höher
Ernte und Nachernte relativ gering und liegt selbst
ist als in Entwicklungsländern. Dem gegenüber werden
in den Prozessen der Weiterverarbeitung bei gerade
Lebensmittelverschwendungen in Entwicklungsländern
einmal 10 %. Dem gegenüber stehen Groß- und Ein-
hauptsächlich nach der Ernte auf dem Weg zum End-
zelhändler, deren Lebensmittelverluste nach Angaben
verbrauchen über diverse Verarbeitungsschritte hinweg
der Studie ein Vermeidungspotenzial von bis zu 90 %
verursacht. Die Gründe hierfür liegen u.a. in maroder
aufweisen. Auch bei den Groß- (u.a. Fast-Food-Ketten)
Infrastruktur, ineffizienter Logistik sowie schlechten Ver-
und Endverbrauchern liegt dieser Wert in Deutschland
arbeitungs- und Produktionsbedingungen.
bei 70 %. [32]
Die Gründe für Verluste entlang der Logistikkette sind
Auch wenn Endverbraucher nach wie vor einen Groß-
demnach vielfältig und nicht nur abhängig von der
teil der Verschwendungen verursachen, ist ein klares
jeweiligen Region. Je nach Art, Weiterverarbeitungs-
Umdenken in der Bevölkerung zu erkennen und Ver-
und Transportvoraussetzungen der jeweiligen Lebens-
braucher fordern aktiv, dass Verschwendungen von
mittel erhöht sich die Komplexität der Ursachen von
Lebensmitteln entlang der logistischen Kette minimiert
Verschwendungen.
werden. Zudem gibt es auch auf europäischer Ebene
diverse Bemühungen, dem Thema Nachdruck zu verlei-
Spricht man von Lebensmittelverlusten, sind vermeid-
hen. Der von der Europäischen Kommission erarbeitete
bare von unvermeidbaren Verlusten klar zu trennen, um
„Fahrplan für ein ressourcenschonendes Europa“ sieht
Potenziale zu identifizieren, die zum Teil mit Hilfe effi-
vor, bis zum Jahr 2020 die Entsorgung von genusstaugli-
zienter logistischer Prozesse realisiert werden können.
chen Lebensmitteln zu halbieren. [33] So ist es beispiels-
Studien zufolge liegen die Potenziale zur Vermeidung
weise in Frankreich seit kurzem Händlern untersagt,
von Verlusten besonders beim Groß- und Einzelhandel
Abbildung 20: Auswirkung des Konsumententrends Food Waste Awareness auf die Logistik
Strategien je Gestaltungsebene
Unternehmensstrategie
Konsumententrend
Food Waste Awareness
Netzwerk/
Prozess
Strategie
Netzwerk
Prozess
Handel
22
Technologie
Hersteller
Neue Kooperationsmodelle mit LDL, sozialen Einrichtungen, Start-Ups
Synergien im Fulfillment: Verbindung von Ver- und Entsorgungsaktivitäten,
Leerguttransporten etc.
Bereitstellung von Entsorgungsflächen
Frühzeitige Änderung der Logistikprozesse für die Lebensmittelrückführung
Technologien
Mitarbeiter
Neue Geschäftsmodelle für LDL denkbar
ERP-Systeme anpassen: End-to-End-Integration aller Akteure
Kühlkettenmanagement entlang (internationaler) Logistikketten
Web-Dienste und Apps: z.B. Tauschplattform auf End-Konsumentenebene
LDL
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
unverkaufte Lebensmittel wegzuwerfen. Angestrebt
Innerhalb der nächsten fünf Jahre steigt nach Angabe
werden das Spenden an gemeinnützige Einrichtungen,
der Experten dieser Anteil deutlich, sodass zukünftig
die Weiterverarbeitung zu Tierfutter sowie die Rückfüh-
sogar über die Hälfte der Teilnehmer davon ausgehen,
rung als Kompost für landwirtschaftliche Betriebe.
dass der Trend der Food Waste Awareness wichtig wird.
Die Vorteile der Vermeidung von Verschwendungen
Für Unternehmen des Handels werden die Auswirkungen
auch für Unternehmen der Lebensmittelindustrie sind
des Trends Food Waste Awareness am wichtigsten wahr-
offensichtlich, jedoch sind Unternehmen entlang der
genommen. Besonders auf der Strategie- und Prozes-
Logistikkette aktuell nur in seltenen Fällen bemüht,
sebene ergeben sich für Händler neue Handlungsfelder.
Initiativen zur Vermeidung von Verlusten zu initiieren.
Dass besonders Händler die Auswirkungen des Trends
als hoch bewerten erscheint nachvollziehbar. Nicht nur
Nichtsdestotrotz hält der Großteil der in der vorliegen-
auf regulatorischer Ebene verstärkt sich der Druck auf
den Studie befragten Unternehmen den Konsumen-
Händler in puncto Verschwendung. Auch in der öffentli-
tentrend der Food Waste Awareness für bedeutsam.
chen Wahrnehmung werden Händler oft als Quelle von
Zwar wurde dieser Trend gegenüber den anderen aus
Verschwendungen identifiziert, da knapp abgelaufene
heutiger Sicht von Händlern, Herstellern und Dienstleis-
Lebensmittel meistens entsorgt werden. Experten gehen
tern gleichermaßen als weniger wichtig eingeschätzt,
jedoch davon aus, dass sich der Druck von politischer
dennoch ändert sich diese Einschätzung innerhalb der
Seite zukünftig stark erhöhen wird und dabei alle Akteure
nächsten fünf Jahre drastisch. Stand heute sind lediglich
der Logistikkette betroffen sein werden.
3
8 % der Befragten der Überzeugung, dass Konsumenten verschwendungsarme Lebensmittelketten fordern.
Abbildung 21: Bewertung der Herausforderungen des Trends Food Waste Awareness auf die verschiedenen
Ebenen der Logistik
Einbeziehung von Regularien,
Entwicklung neuer Geschäftsmodelle
Strategie
Netzwerk
Rückführungsprozesse sind noch nicht
etabliert
Prozess
Technologie
Mitarbeiter
1.00
gering
1.50
2.00
2.50
LDL
3.00
mittel
Hersteller
Konsumententrends und ihr Einfluss auf die Lebensmittellogistik
3.50
4.00
4.50
5.00
hoch
Handel
23
3.7 Convenience-Stores
Regel sind Produkte aus Convenience-Stores etwas
Dieser Trend beschreibt das steigende Kundenbe-
geschränkten Verfügbarkeit bei reduziertem Weg- und
dürfnis nach „Kiezgeschäften“ bzw. „Geschäften des
Zeitaufwand, indem zum einen Transportwege zwi-
täglichen Bedarfs“, welche sich gegenüber dem tradi-
schen Einkauf- und -Wohnort eingespart werden und
tionellen Lebensmitteleinzelhandel durch eine geringere
zum anderen mehrere Aktivitäten miteinander verbun-
Fläche, kleinteiligere Sendungsvolumina, noch höhere
den werden können, wie am Beispiel der Tankstelle
Lieferfrequenzen und eine geringere Sortimentsbreite
deutlich wird. In sehr zentralen Gebieten richtet sich
auszeichnen.
das Angebot an Convenience-Stores weniger an die
teurer, treffen jedoch die Nachfrage nach einer unein-
Die Konsumentennachfrage nach Lebensmittelgeschäften in unmittelbarer Nähe des Wohnortes steigt.
Auch der Demographische Wandel und die steigende Anzahl an Single-Haushalten verstärken diesen
Anwohner, als an die zunehmenden Touristenströme
oder Geschäftsleute, für die der Erwerb von Convenience-Food aus einem Convenience-Store eine attraktive Alternative für Restaurants darstellt.
Trends. Zudem wollen Kunden auch ohne eigenen
Die Hauptherausforderung aus Sicht der Logistik stellt
Pkw -Lebensmittel in unmittelbarer Nähe einkaufen
die hochfrequente Belieferung der Convenience-Stores
können. In der Regel handelt es sich dabei um relativ
dar, deren räumliche Lage in der Regel verkehrsinfra-
kleine Einkäufe für einen Zeitraum von einem bis drei
strukturellen und -politischen Restriktionen unterliegt.
Tagen. Dabei kann es sich zum einen um kleinere Fili-
Einerseits ist eine nächtliche Belieferung aus Lärm-
alen von renommierten Lebensmitteleinzelhandels-
schutzgründen untersagt, andererseits konkurriert
ketten handeln, aber auch Kiezgeschäfte mit einem
der Güterverkehr tagsüber mit dem Personenverkehr.
sehr eingeschränkten Produktangebot und längeren
Diese Entwicklung stellt hohe Anforderungen an effi-
Öffnungszeiten. Dazu gehören außerdem Tankstellen,
ziente Logistiklösungen zwischen den beteiligten Akteu-
die ihr Produktangebot stetig ausbauen und bereits
ren (inklusive verkehrspolitischen Akteuren), da eine
das Frische- und Backwarensegment bedienen. In der
Abbildung 22: Auswirkung des Konsumententrends Convenience-Stores auf die Logistik
Strategien je Gestaltungsebene
Unternehmensstrategie
Konsumententrend
Convenience-Stores
Netzwerk/
Prozess
Strategie
Mitarbeiter
Neue Geschäftsmodelle: Verknüpfung mit Click und Collect-Lösungen
Neue Bündelungs- und Distributionsstrategien: hochfrequente aber kleinteilige
Distribution in urbane Kieze mit knapper Infrastruktur
Konzepte zur Minderung des Flächenverbrauchs
Netzwerk
Prozess
Handel
24
Erhöhung der Filialdichte in urbanen Zentren (Wohn- und Arbeitsraum)
Technologie
Hersteller
LDL
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
zunehmende Nachfrage an städtischem Wohn- und
Gewerberaum zu beobachten ist, gleichzeitig aber die
3.8 Bio- und Fair-Trade-Siegel
Nachfrage zusätzlicher Verkehre von der Straße nur
Dieser Trend beschreibt die zunehmende Nachfrage
schwer abzudecken ist.
nach Produkten mit Bio- und/oder Fair-Trade-Siegeln.
Die Bedeutung des Konsumententrends Convenience-
Lebensmittelprodukte mit Bio- oder Fair-Trade-Siegel
Stores wird von den Teilnehmern der zugrundeliegen-
sind zunehmend sowohl im konventionellen Einzel-
den Umfrage erkannt und nimmt zukünftig leicht zu.
handel als auch in Bio-Supermärkten vorzufinden. Bei
Dennoch stellt er von allen abgefragten Trends bei der
letzterem handelt es sich, genau wie bei konventionel-
Bedeutung in fünf Jahren das Schlusslicht dar, nur
len Supermärkten, um einen Vollsortimenter, dessen
45 % der Befragten bewerten den Trend zukünftig als
Sortiment bis zu 10.000 Artikel mit ökologischem Hin-
wichtig bzw. sehr wichtig. Das lässt vermuten, dass
tergrund umfasst. Er grenzt sich von den klassischen
die Nachfrage nach zentralen urbanen Verkaufsstellen
Bioläden und Reformhäusern durch ein erheblich brei-
insbesondere von Logistikdienstleistern und Händlern
teres Sortiment, ein geringeres Preisniveau, einen grö-
erkannt worden ist, jedoch momentan von einer leichten
ßeren Selbstbedienungsanteil und deutlich größerer
Sättigung des Marktes ausgegangen wird.
Verkaufsfläche ab. [34]
Die sich aus der steigenden Nachfrage nach Conve-
Die wachsende Bedeutung des Konsumententrends
nience-Stores ableitbaren Herausforderungen für die
liegt einerseits in dem zunehmenden Bewusstsein hin-
Logistik sind in der Übersicht dargestellt.
sichtlich ökologischer Nachhaltigkeit und artgerechter
3
Tierhaltung und ist andererseits in der Abneigung gegen
Die Teilnehmer der Umfrage schätzen, dass sich die
Schadstoffen in Lebensmitteln begründet (u.a. Pestizi-
Auswirkungen zunehmender Convenience-Stores am
de oder Antibiotika).
stärksten auf die Strategie-, Netzwerk- und Prozess­
ebene auswirken. Auf der Strategieebene muss dabei
Die Bedeutung des Konsumententrends Bio- und Fair
die Entscheidung hinsichtlich der Errichtung von Con-
Trade-Siegel wird von den Teilnehmern der Umfrage
venience-Stores einhergehen mit der Ausgestaltung der
unterstrichen und liegt im Mittelfeld hinsichtlich seiner
Sortiments- und Kooperationspolitik. Diese strategische
Wichtigkeit im Vergleich zu den anderen Trends.
Entscheidung wirkt sich insofern deutlich auf die Netz-
Dennoch wird auch dieser Trend vor allem aus Sicht
werk- und Prozessebene aus, als dass die Ver- und Ent-
des Handels weiter an Bedeutung zunehmen.
sorgung der urbanen Verkaufsflächen mit vermehrten
Restriktionen, wie beispielsweise knappe Infrastruktur,
Lärmschutz, Güterstruktureffekt durch kleinere und
höher frequentierte Belieferungen aber auch besonders starke Nachfrageschwankungen, einhergehen.
Eine Anpassung an den Güterstruktureffekt durch Bündelung verschiedener Kundenaufträge (beispielsweise
horizontale Kooperationen) ist zu überdenken.
Konsumententrends und ihr Einfluss auf die Lebensmittellogistik
Hinsichtlich der Auswirkungen auf die verschiedenen
Ebenen der Logistik lässt sich festhalten, dass trotz
der steigenden Kundennachfrage nach Bio-Produkten
zunächst keine Neuorganisation der Lebensmittellogistik stattfinden muss. Der höchste Einfluss liegt bei
der Unternehmensstrategie, da hier die Entscheidung
über die Aufnahme in das Produktsortiment erfolgen
muss. Zwar resultieren die zunehmenden regionalen
25
26
Beschaffungsstrategien oftmals in kleinteiligeren und
Betrachtung sich nicht nur auf den Vertrieb „nachhalti-
dezentralen Transporten, jedoch lösen diese die tradi-
ger Lebensmittel“ fokussieren, sondern auch die dahin-
tionellen Logistikstrukturen nicht ab, sondern ergänzen
terstehenden Logistikprozesse nachhaltig gestalten.
sie. Langfristig wäre jedoch wichtig, dass beispielsweise
Dazu zählt insbesondere die Belieferung der städti-
Bio-lebensmittelhändler im Rahmen einer ganzheitlichen
schen Handelsfilialen.
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
4 Herausforderungen und Lösungsimpulse für die Lebensmittellogistik
der Zukunft
Das folgende Kapitel beschreibt die zukünftigen Her-
Jedoch wird darauf hingewiesen, dass die identifizier-
ausforderungen der Lebensmittellogistik und geht
ten Handlungsfelder zwar den einzelnen Gestaltungs-
dabei in erster Linie auf die Probleme, bereits eta-
ebenen zugeordnet werden, es grundsätzlich aber zu
blierte Logistikstrategien sowie zusätzlich denkbare
Überschneidungen der Ebenen kommt.
Lösungsansätze ein. Die Auswirkungen auf die Logistik werden anhand der Gestaltungsebenen Unternehmensstrategie, Netzwerk und Prozesse, Technologie
4.1 Unternehmensstrategie
und Mitarbeiter erläutert. Die folgende Übersicht zeigt
Die Gestaltungsebene Unternehmensstrategie
auf, welche größten Veränderungen sich aus den Kon-
beschreibt den Einfluss der Konsumententrends auf
sumententrends für die Logistik ergeben.
die langfristige Ausrichtung des Unternehmens, z.B.
4
die Erschließung neuer Märkte, innovative GeschäftsDie hier eingeführten Wirkungsmechanismen sollen im
modelle, Kooperationen oder Kundensegmente. Diese
Folgenden je Gestaltungsebene näher erläutert werden.
Abbildung 23: Konsumententrends und Strategien der Lebensmittellogistik
Nachhaltigkeit
Urbanisierung
e-Commerce/Home-Delivery
in Städten und
Flächengebieten
Transparenz über die
Lieferkette
Unternehmensstrategie
Volatiles
Nachfrageverhalten
Strategien
Knappe
Logistikflächen
Preiskampf
Überallverfügbarkeit von
Lebensmitteln
Convenience-Food
Same-Day-Delivery
Entwicklung neuer Geschäftsmodelle
Kooperationen in der Logistik
Entwicklung neuer Bündelungs- und Distributionsstrategien
Aufbau von städtischen Verkaufs- und Logistikflächen
Konzepte zur Minderung des Flächenbedarfs
Entwicklung von Versorgungskonzepten für die Stadt
Aufbau von Logistikstrukturen zur Lebensmittelrückführung
Digitalisierung der Logistikkette
Food Waste Awareness
Convenience-Stores
Trend zu MultiChannel
Steigende
Sortimentsbreite
Netzwerk/
Prozess
Zunehmende
Lieferfrequenz
Bevorzugung saisonaler und
regionaler Lebensmittel
Technologien
Konzentration im
Lebensmitteleinzelhandel
Angebot von e-Commerce/Home-Delivery/Cross/Omni-Channel
Erzielung von Synergien im Fulfillment der Vertriebskanäle: Sortimentsallokation,
Kommissionierung, Transport
Demografischer
Wandel
IT als Erfolgsfaktor für Omni-Channel-Logistik
Transparenz/Tracking-and-Tracing über IT-Plattformen und Apps
Cold Chain Management auf der letzten Meile
Verpackungsänderungen
Bio- und Fair-Trade-Siegel
Mitarbeiter
Traditionelle Einflussfaktoren von Lebensmitteln auf die Logistik
Konsumententrends
Sensibler Umgang mit der Herausforderung des „gläsernen Mitarbeiters“
Aus- und Weiterbildungskonzepte, um Fachkräftemangel entgegenzuwirken
Herausforderungen und Lösungsimpulse für die Lebensmittellogistik der Zukunft
27
haben wiederum einen maßgeblichen Einfluss auf die
sollen. Die Schaffung von Transparenz kann erhebliche
Logistik des Unternehmens.
Kosten verursachen, da zum einen systemseitige Änderungen vorgenommen werden müssen. Zum anderen
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass die Konsu-
kann mehr Transparenz dazu führen, dass Unterneh-
mententrends Transparenz und e-Commerce über alle
men eher unpopuläre Lieferantenregionen ändern
Akteure hinweg einen hohen Einfluss auf die strategi-
müssen, was in den meisten Fällen erhöhte Kosten
sche Ausrichtung des Unternehmens haben. Auffällig ist
nach sich zieht. Aufgrund des hohen Aufwands muss
auch, dass insbesondere der Handel den Einfluss fast
die Entscheidung über Transparenz stark vom jeweili-
aller Konsumententrends auf die Unternehmensstrate-
gen Produkt abhängen und von der Bereitschaft des
gie höher einstuft, als die anderen Akteure. Begründet
Kunden, die zusätzliche Kosten zu tragen. Eine zusätz-
werden kann das u.a. damit, dass der Handel in direk-
liche Preisbereitschaft liegt der Studie zufolge eher bei
tem Kontakt mit dem Endkunden steht und dadurch
Frische- und Ultrafrischeprodukten wie z.B. Fisch und
Änderungen im Konsum- und Kaufverhalten direkt
Fleisch vor, als bei Commodities im Trockensortiment.
spürt. Dem gegenüber stufen die Logistikdienstleister
Anzumerken ist jedoch, dass Branchenexperten skep-
der Umfrage diesen Einfluss oft als eher gering ein.
tisch sind, inwiefern die in Umfragen erhobene Mehrpreisbereitschaft in der Realität tatsächlich vorhanden
Strategische Handlungsfelder für
Lebensmittelhersteller
ist, in einem Markt der nach wie vor stark preisgetrie-
Lebensmittelhersteller stehen auf der strategischen
lern die Möglichkeit, sich am Markt zu positionieren
Ebene u.a. vor der Entscheidung, wie sie auf den stei-
und einen Wettbewerbsvorteil zu schaffen, da aktuell
genden Kundenwunsch nach Transparenz reagieren
nur wenige Hersteller über die gesetzlich geforderten
ben ist. Nichtsdestotrotz bietet dieser Trend Herstel-
Abbildung 24: Bewertung der Auswirkungen der Konsumententrends auf die Ebene der Unternehmensstrategie
e-Commerce/Home-Delivery
Transparenz
Convenience-Food
Regionale und saisonale Lebensmittel
Food Waste Awareness
Convenience-Stores
Bio- und Fair-Trade-Siegel
1.00
gering
1.50
2.00
Handel
28
2.50
Hersteller
3.00
mittel
3.50
4.00
4.50
5.00
hoch
LDL
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
Maßnahmen hinausgehen und die notwendigen Infor-
aktuellen Gesichtspunkten prägendste Trend für den
mationen einfach zugänglich zur Verfügung stellen.
Handel ist der Bereiche e-Commerce/Home-Delivery.
Außerdem stehen horizontale Logistik-Kooperationen
Er eröffnet zum einen die Möglichkeiten für sogenannte
immer öfter im Fokus der strategischen Ausrichtung der
Internet-Pure-Player, im Gebiet der stationären Händler
Logistik von Lebensmittelherstellern. Als Grund dafür
aktiv zu werden. Zum anderen passen bereits etablier-
wird oft der hohe Kostendruck in der Branche genannt.
te stationäre Lebensmittelhändler ihr Geschäftsmodell
Ein klassisches Kooperationsbeispiel hierfür wäre die
und ihre Logistik an, um den aktuellen Marktentwicklun-
gemeinsame Lagerung und Versorgung nachfrage-
gen zu begegnen. Mittlerweile sind die meisten großen
schwacher Regionen, die im Verbund mehrerer Her-
deutschen Supermarktketten im Online-Handel aktiv.
steller Synergien erzeugt. Einige solcher und anderer
Jedoch sind nicht alle Händler mit ihrem vollständi-
Kooperationsformen wurden in der Praxis bereits
gen Sortiment online vertreten. Besonders Discounter
durchgeführt. Leider lässt sich jedoch feststellen,
bieten eher non-food und Artikel des Trockensorti-
dass viele der zunächst als Best-Practice eingestuften
ments in ihren Webshops an. Zurückzuführen ist dies
Kooperationen mittelfristig auf Probleme stießen, die zur
auf zum Teil sehr geringe Margen, die auf hohe Kosten
Beendigung der Zusammenarbeit führten. Als Gründe
in der Distribution der letzten Meile stoßen und somit
hierfür werden zumeist die unterschätzte Marktdyna-
das Angebot eines Vollsortiments-Lieferservice für Dis-
mik und nicht aufeinander angestimmte Saisonalitäten
counter erschweren. Dennoch sind Entwicklungen zu
genannt, die schlussendlich die erhofften Kostenvorteile
erkennen, dass auch Lebensmittel-Discounter in naher
hemmen. Aber auch die Komplexität der vertraglichen
Zukunft mit ihrem gesamten Sortiment in den Home-
Absicherung von Kooperationen hindern Unternehmen
Delivery-Markt einsteigen. Besonders hier werden kos-
bereits vor Beginn daran, Kooperationen einzugehen.
teneffizientere Logistikkonzepte benötigt, als die aktuell
Trotz alledem können horizontale Kooperationen in
in der Praxis erprobten Lösungen.
4
besonderen Fällen Kostenvorteile erzielen. Aufgrund
der erhöhten Dynamik und Volatilität des Lebensmittel-
Grundsätzlich verlangt die Ausweitung der Vertriebs-
markts ist besonders bei der Partnersuche der Partner-
kanäle auch in der Lebensmittelbranche nach einer
Fit ein kritischer Erfolgsfaktor.
cross-medialen Integration. Die Kanäle werden zunehmend verschwimmen, indem Kunden im Laden ihr
Strategische Handlungsfelder für den
Handel
Viele der betrachteten Trends führen auf strategischer
Ebene für den Handel zunächst zu der Entscheidung,
ob Produkte, die den jeweiligen Trend betreffen, in das
Sortiment aufgenommen werden sollen (z.B. Convenience-Food, regionale Lebensmittel, Bio- und FairTrade-Produkte). Folglich erhöht sich für die Logistik die
Sortimentsbreite, was wiederum die Prognosegenauigkeit auf Artikelebene erschwert. Der jedoch unter
Smart­phone verwenden, um sich über Produkte zu
informieren, Preise zu vergleichen und evtl. sogar
direkt im Geschäft online einzukaufen. Durch die Etablierung des e-Commerce sind Omni-Channel-Strategien notwendig, die bei der strategischen Ausrichtung
des Unternehmens frühzeitig berücksichtigt werden
müssen. Besonders die Vernetzung von Online- und
Offline-Kanälen stellt die Anbieter vor diverse logistische
Herausforderungen. Inwiefern die Zentralisierung des
IT-Systems hierbei einen entscheidenden Erfolgsfaktor
darstellt, wird im Abschnitt 4.3 näher erläutert.
Herausforderungen und Lösungsimpulse für die Lebensmittellogistik der Zukunft
29
Das Internet bildet im Handel auch die Grundlage für
jedoch sind Dienstleister sich der Bedeutung der
Convenience und Individualisierungstrends. Aufgrund
Trends bewusst und beziehen diese Entwicklungen
des demografischen Wandels werden nicht nur immer
bereits heute in strategische Überlegungen mit ein.
mehr Convenience-Produkte nachgefragt, sondern
Zwar werden die Auswirkungen der Trends von Logis-
auch der Einkaufsprozess sollte möglichst bequem
tikdienstleistern in der Umfrage aus heutiger Sicht als
sein. Damit die Kunden bei der Fülle der Angebote
relativ gering eingeschätzt, jedoch lassen sich schon
trotzdem dem Wunsch nach Convenience nachkom-
heute mögliche zukünftige Geschäftsbereiche iden-
men können, gibt es immer mehr „Mass-Customiza­
tifizieren, die für Logistikdienstleister von Bedeutung
tion“ und „One-to-One-Marketing“. Die Händler haben
sein können.
eine Vielzahl von Informationen über die Kunden und
damit Wissen über deren Verhalten, Bedürfnisse und
Unter anderem bietet sich mit der steigenden Nachfra-
Eigenschaften. Diese zu nutzen, wird eine der Kernhe-
ge nach Lieferdiensten von verzehrfertigen Mahlzeiten
rausforderungen, um sich von dem Angebot der Wett-
in der Stadt die Möglichkeit, diese Lebensmittelbelie-
bewerber abzugrenzen. Händler die im Online-Handel
ferung von einem oder wenigen Logistikdienstleistern
aktiv sind, sollten sich demnach bereits heute überle-
zentral durchführen zu lassen. Dieser Convenience-
gen, wie Sie Kunden durch intelligente und individuell
Food-Logistikdienstleister könnte dabei mehrere bisher
angepasste Angebote und Liefervorschläge zukünftig
nicht aufeinander abgestimmte Logistiksysteme inte­
an sich binden wollen.
grieren, um Synergien zu erzeugen. Für Gastronomiebetriebe bietet sich dadurch die Chance, keine eigenen
Das Angebot von Same-Day-Lieferdiensten ist im
Strukturen aufzubauen bzw. bestehende Systeme
Lebensmittelbereich aktuell nur für spezielle Nischen-
abzuschaffen. Erste Entwicklungen in dem Bereich sind
produkte vorhanden. Allerdings bekräftigen Entwick-
zu erkennen, aktuelle Lösungsansätze stoßen jedoch
lungen in anderen Bereichen des Online-Handels die
noch auf Probleme. Eine Kern-Herausforderung ist
Bedeutung dieses Logistiktrends. Die bereits hohen
es dabei zum einen, die kritische Masse zu erreichen,
Kosten der letzten Meile Distribution von Lebensmit-
welche eine effiziente Abwicklung ohne Servicegrad-
teln erhöhen sich dadurch um ein Vielfaches. Dennoch
verluste ermöglicht. Zum anderen fordert dieser Ansatz
ist davon auszugehen, dass mit steigender Kunden-
eine lückenlose Vernetzung und Integration verschie-
nachfrage in anderen Bereichen des Online-Handels
dener IT-Subsysteme auf einer Plattform. Die damit
auch der Bedarf an Same-Day-Delivery für Lebens-
einhergehende Komplexität stellt somit die größte Her-
mittel steigt.
ausforderung in der technologieseitigen Abwicklung
dieses Geschäftsmodells dar.
Strategische Handlungsempfehlungen für
Logistikdienstleister
Besonders für Logistikdienstleister ist ein direktes
Beobachten der Konsumenten- und Logistiktrends
unabdingbar. Die strategische Ausrichtung von Logistikdienstleistern wird aktuell noch stark aus den Anforderungen des stationären Einzelhandels abgeleitet,
30
Ein weiteres Geschäftsfeld bietet die Konsolidierung und Lieferung regionaler Lebensmittel an den
Handel. Diese Belieferung kann aktuell aufgrund der
zum Teil geringen Mengen einzelner Agrarbetriebe
sowie der vorherrschenden saisonalen Schwankungen nur ineffizient durchgeführt werden. Hier bietet sich
für Logistikdienstleister die Chance, durch neuartige
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
Bündelungskonzepte die steigende Nachfrage nach
erfolgreich über alle Temperaturzonen hinweg beherr-
regionalen Lebensmitteln effizient abzuwickeln.
schen. Da jedoch die Nachfrage nach „Alles-Lieferanten“ steigt, sollten Logistikdienstleister sich hier
Zudem lässt sich erkennen, dass die Rückführung von
frühzeitig positionieren und Konzepte entwickeln.
Lebensmitteln in naher Zukunft an Bedeutung gewinnt.
Wenn sich die aktuellen Entwicklungen fortsetzen, kann
4.2 Netzwerk und Prozesse
es für den Logistikdienstleister sinnvoll sein, die Rückführung von Lebensmitteln, sei es für die Verwertung
Diese beiden Gestaltungsebenen betreffen Entschei-
in sozialen Einrichtungen oder aber auch in Biogas-
dungen, die die infrastrukturelle und prozessorale
Anlagen, zu übernehmen. Experten merken jedoch
Struktur des Logistiknetzwerks eines Unternehmens
an, dass es bei der Rückführung von abgelaufenen
beeinflussen. Dazu gehören beispielsweise Standort-
Lebensmitteln zu juristischen Problemen bei der Pro-
entscheidungen, horizontale und vertikale Zusammen-
dukthaftung können kann, die gelöst werden müssen,
arbeit sowie Insourcing- und Outsourcing-Aktivitäten.
damit der Dienstleister nicht zum „verlängerten Arm der
Diese Entscheidungen wirken sich wiederum auf unter-
Produkthaftung“ wird.
nehmensinterne und -externe Logistikprozesse aus. Im
Fokus stehen hierbei insbesondere die Planungs- und
Die Ergebnisse der Studie bestätigen, dass die Distribu-
Fulfillmentprozesse in der Distribution der Lebensmittel.
tion von Lebensmittel besonders auf der letzten Meile
Da die hier getroffenen Entscheidungen oft langfristig
zum Endkunden immer stärker an Bedeutung gewinnt.
4
und weitreichend sind, ist die Einbeziehung am Markt
Nichtsdestotrotz gibt es nur wenige Logistikdienstleis-
beobachtbarer Trends von besonderer Bedeutung.
ter, die diese „Königsdisziplin“ der Lebensmittellogistik
Abbildung 25: Bewertung der Auswirkungen der Konsumententrends auf die Netzwerk-Ebene
e-Commerce/Home-Delivery
Transparenz
Convenience-Food
Regionale und saisonale Lebensmittel
Food Waste Awareness
Convenience-Stores
Bio- und Fair-Trade-Siegel
1.00
gering
1.50
2.00
Handel
2.50
Hersteller
3.00
mittel
3.50
4.00
4.50
5.00
hoch
LDL
Herausforderungen und Lösungsimpulse für die Lebensmittellogistik der Zukunft
31
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass die Konsu-
Möglichkeiten: (1) Die Kommissionierung der Bestellung
mententrends Transparenz und e-Commerce über alle
in einer nahegelegenen Filiale sowie (2) die Kommissi-
Akteure hinweg analog zu der Gestaltungsebene Unter-
onierung durch den Anbieter innerhalb zentraler Logis-
nehmensstrategie den höchsten Einfluss auf veränderte
tikstrukturen, die für den e-Commerce errichtet worden
Logistiknetzwerke und -prozesse haben. Beim Handel
sind. Generell ist festzuhalten, dass der filialbasierte
ist auffällig, dass die Gestaltung des Logistiknetzwerks
Ansatz vor allem für den Einstieg von stationären Händ-
und der damit verbundenen Prozesse stark durch die
lern in den Online-Lebensmittelhandel oder in ländlichen
steigende Nachfrage nach regionalen und saisonalen
Gegenden der kosteneffizienteste Ansatz ist. Händlern
Lebensmitteln beeinflusst werden.
in Deutschland kommt dabei auch die hohe Filialdichte zugute, da die kurzen Lieferwege keine oder kaum
aktive Kühlung der zu liefernden Ware erfordern und
Neue Bündelungs- und Distributionsstrategien
und deren Auswirkungen auf urbane Verkaufsund Logistikflächen
die Lieferkosten daher auch minimiert werden können.
Mit zunehmenden Online-Bestellungen wird die Beliefe-
Für die logistische Abwicklung des e-Commerce exis-
rung aus einem e-Commerce-Fulfillmentcenter jedoch
tieren verschiedene Ansätze, die sich zum einen darin
gerade in Ballungsgebieten zur effizienteren Variante.
unterscheiden, ob die Lebensmittel vom Kunden nach
Es wird deutlich, dass sich der Investitionsaufwand
der Online-Bestellung selbst abgeholt werden (Click-
in zentrallagerbasierte Kommissionierungsstruktu-
and-Collect) oder ob die Bestellung direkt zum Kunden
ren erst dann anbietet, wenn eine kritische Masse an
geliefert wird. Für die Belieferung des Kunden durch
e-Commerce-Nutzern erreicht ist, so dass auch in
den Handel gibt es wiederum zwei grundlegende
Deutschland der Handel solche Investitionsprojekte
Abbildung 26: Bewertung der Auswirkungen der Konsumententrends auf die Prozess-Ebene
e-Commerce/Home-Delivery
Transparenz
Convenience-Food
Regionale und saisonale Lebensmittel
Food Waste Awareness
Convenience-Stores
Bio- und Fair-Trade-Siegel
1.00
gering
1.50
2.00
Handel
32
2.50
Hersteller
3.00
mittel
3.50
4.00
4.50
5.00
hoch
LDL
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
durchzuführen beginnt. Dabei steht er auch vor der
Bezüglich der Distribution der Ware wird deutlich, dass
Herausforderung, städtische Gewerbeflächen zu erwer-
die Auslieferung zum Kunden zwar die beiden wich-
ben, die jedoch unterschiedlichen verkehrspolitischen
tigsten Kundenerwartungen des Online-Handels (Con-
Restriktionen unterliegen. Beispielsweise muss nachge-
venience und Zeitersparnis) erfüllt, jedoch sowohl für
wiesen werden, dass die Errichtung und das Betreiben
die Anbieter als auch die Kunden zusätzliche Kosten
solcher städtischen oder stadtnahen Fulfillmentcenter
erzeugt.
zu keiner zusätzlichen Belastung der benachbarten Verkehrsknoten führt. Mit einer steigenden Verkaufsdichte
Die Kosten ergeben sich nicht nur aus der vergleichs-
können die Händler in der Nähe der Ballungsgebiete
weise teuren Belieferung auf der letzten Meile, die in
Logistikinfrastruktur errichten und somit eine Kombi-
der B2C-Distribution einen Anteil von 50 % der gesam-
nation aus Filial- und Zentrallagerkommissionierung
ten Logistikkosten ausmachen können. [36] Zusätzlich
betreiben. Hier kann Tesco aus Großbritannien als
existieren große Herausforderungen im Management
Vorbild gesehen werden. Das Unternehmen bietet
der teuren und platzaufwendigen Kühlaggregate, da
sein Online-Geschäft zwar landesweit an, fokussiert
neben der Verwendung von gekühlten Transportmit-
sich jedoch auf den Großraum London, wo mittlerweile
teln auch spezielle Kühlboxen für die Distribution von
sechs Kommissionierungszentren in Benutzung sind.
Lebensmitteln zum Einsatz kommen. Diese Kühlboxen
[35] Eine schrittweise Ausdehnung ausgehend von den
sind sowohl kosten- als auch platzintensiv und können
Metropolregionen ist dabei empfehlenswert, wie sie
daher bei Abwesenheit des Endkunden oftmals nicht
auch von großen deutschen Lebensmitteleinzelhänd-
abgeladen werden, woraus sich wiederum neue Trans-
lern jüngst umgesetzt wird.
porte für einen neuen Belieferungstermin ergeben.
Abbildung 27 zeigt die Vor- und Nachteile filialbasierter
Für die Logistik bedeutet das, dass die Kommunika-
vs. zentrallagerbasierter Kommissionierung aus einem
tion mit dem Endkunden und die Abstimmung und
e-Commerce Fulfillmentcenter.
Eingrenzung der Belieferungszeitfenster bei Lebens-
4
mitteln noch kritischer ist als bei herkömmlichen
Abbildung 27: Vor- und Nachteile filialbasierter gegenüber zentrallagerbasierter Kommissionierung
Nachteile
Vorteile
Filialbasiert
⟩
⟩
⟩
⟩
⟩
⟩
Keine Umstellung der Inbound-Belieferungsprozesse
Nutzung vorhandener Infrastruktur
Geringe Distanz zum Endkunden
Geringe Investitionen
Geringeres finanzielles Risiko
Erlaubt schnelle geografische Expansion
⟩
⟩
Kunde kann sich durch Packer gestört fühlen
Oftmals fehlender Echtzeit-Abgleich über
Lebensmittelverfügbarkeit
Ineffiziente Logistikprozesse z.B. durch doppelte
Kommissionierung
Nicht wirtschaftlich bei steigenden Online-Umsätzen
⟩
⟩
Zentrallagerbasiert
⟩
⟩
⟩
⟩
⟩
Kosteneffizient bei steigender Nachfrage
Effizientere Kommissionierung
Keine Belästigung der Kunden in der Filiale
Größeres Angebot möglich
Echtzeit-Produktverfügbarkeit einfacher umsetzbar
⟩
⟩
⟩
⟩
Zusätzliche Investition in Logistikinfrastruktur notwendig
Zusätzliche Logistikprozesse entstehen
Höhere Entfernung zum Endkunden
Herausforderung bei der Standortfindung, insbesondere in
städtischen Räumen
Herausforderungen und Lösungsimpulse für die Lebensmittellogistik der Zukunft
33
e-Commerce-Belieferungen, die keine Kühlung erfor-
flexible Lösung zur effizienten Nutzung von Synergien
dern. Für die Logistikdienstleister bedeutet das, dass
zweier Subsysteme innerhalb eines integrierten Logis-
sie ihre Belieferungszeitfenster in die Morgen- und
tiksystems ist noch nicht vorhanden. Es bleibt nach wie
Abendstunden ausdehnen müssen und bestenfalls
vor eine Herausforderung, wie sich in Zukunft Synergien
ihre Tourenplanung sowohl für den Handel als auch
im Fulfillment bezüglich Kommissionierung, Lagerung,
die Endkunden mit Hilfe von Tracking-and-Tracing-
Transport zwischen dem stationären und dem Online-
Systemen offenlegen. Hierfür bietet sich beispielswei-
Handel realisieren lassen.
se die Nutzung einer gemeinsamen IT-Plattform an,
in der sowohl sämtliche Akteure mit den Lieferinformationen versorgt werden als auch bestenfalls Änderungen flexibel eingeben werden können. Neben der
Bereitstellung solcher Technologiestrukturen ergeben
sich weitere Kosten für den zunehmenden Flächenverbrauch. Untersuchungen zeigen, dass für die Belieferungsstrukturen des Online-Handels die dreifache
Logistikfläche benötigt wird. Auch insgesamt sind
die Logistikkosten im e-Commerce dreimal so hoch,
wie im stationären Handel. Die für e-Commerce Fulfillment-Zentren benötigten Logistikflächen befinden
sich zumeist in kundennahen Gebieten, was zudem
die reinen Grundstückskosten steigen lässt. Der Endkunde ist nur begrenzt bereit, die zusätzlichen Kosten
zu übernehmen, sodass der Handel, die Lebensmittelhersteller und die Logistikdienstleister gezwungen sind,
diese Kosten durch Effizienzsteigerungen an anderen
Stellen zu kompensieren. Allgemeine Maßnahmen zur
Einen in Deutschland noch kaum umgesetzter Ansatz
zum Umgang mit der steigenden Online-Nachfrage
nach Lebensmitteln stellen u.a. Click-and-CollectServices dar. Hierbei können die Kunden ihren Einkauf
online zusammenstellen und zu einem späteren Zeitpunkt an einem fest definierten Ort abholen. Für den
Handel entsteht zwar die Herausforderung der Kommissionierung (meist am Abholort), jedoch entfällt die
Distribution der letzten Meile. Neben den Filialen als
Abholort können die Kunden ihre Bestellung beispielsweise in Frankreich und England auch an Tankstellen
oder an anderen öffentlichen Orten abholen. Dies soll
den Mehrwert des Online-Lebensmittelshoppings noch
mehr intensivieren, da kein extra Zeitaufwand entsteht,
sondern die Bestellung beispielsweise auf dem Arbeitsweg abgeholt werden kann.
Reduzierung des Flächenverbrauchs sind die Erhöhung
Auch wenn in Deutschland die Filialdichte sehr hoch
der Umschlagshäufigkeit mit Hilfe verbesserter Nach-
ist, schaffen unabhängige Abholstationen auch eine
frageprognosen, ein effizientes Zeitfenstermanagement
alternative Lösung hinsichtlich der starren Öffnungszei-
sowie Kooperationen mit Wettbewerbern.
ten der Filialen. Diese Paketstationen benötigen kaum
Der aktuelle Trend hin zu separaten Systemen aufgrund
gänzlich unterschiedlicher Logistikanforderungen zwischen e-Commerce und stationärem Handel scheint
sich fortzusetzen. E-Commerce-Zentren, welche neben
den klassischen Handelsstrukturen bestehen und lediglich für die Bedienung der Online-Kunden konzipiert
sind, kommen bereits erfolgreich zum Einsatz. Eine
34
Etablierung von Click-and-Collect-Lösungen
Service-Personal, müssten allerdings über ein Kühlsystem verfügen. Ein innovatives Konzept wird z.B. in der
Schweiz angeboten. Hier können Kunden Lebensmittel
bestellen und diese am Bahnhof am Gepäckschalter
oder an einem Schließboxsystem abholen. Die Kunden
können das Schließfach mit einem QR-Code auf dem
Smartphone oder der Bestellbestätigung öffnen. [37]
Ein weiteres Konzept im Click-and-Collect-Bereich
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
ist es, Abholstationen in die Firmensitze von Großun-
> Click-and-Collect-Lösungen können eine Alternative
ternehmen zu integrieren, um den Kunden unnötige
für die logistisch aufwändige und kostenintensive
Umwege zu ersparen.
Belieferung in der letzten Meile bieten
Zusammenfassend lassen sich durch e-Commerce folgende Auswirkungen auf die Netzwerk- und Prozessebene beobachten:
4.3 Technologien
Auf technologischer Ebene stellen die beschriebenen
> Bis zu dreifacher Logistikflächenbedarf sowie dreifache Logistikkosten gegenüber der Lebensmittellogistik des stationären Handels
> Logistikinfrastrukturinvestitionen in e-Commerce
Fullfillmentcenter
Veränderungen im Lebensmittelmarkt diverse neue
Anforderungen an die Akteure. Insbesondere generieren die aktuellen Entwicklungen im e-Commerce von
Lebensmitteln und die damit verbundene Digitalisierung
des Angebots neue Vertriebskanäle, die informationstechnisch gesteuert und mit den vorhandenen Systemen vernetzt werden müssen. Besonders Händler,
> Kooperationen mit Logistikdienstleistern für die
welche mit viel Aufwand in den e-Commerce Markt
drängen, stehen vor der Herausforderung, ihre beste-
letzte Meile
henden Strukturen, Prozesse und IT-Systeme an die
> Angebot von Belieferungszeitfenstern von max. 2
neuen Gegebenheiten anzupassen. Diese Verände-
Stunden, insbesondere in den Morgen- und Abend-
rungen gehen einher mit systemseitigen Anpassungen,
stunden wird notwendig
um die Omni-Channel-Herausforderung zu bewältigen.
> Bereitstellung von Webdiensten, in denen die Trans-
Darüber hinaus führt die kundenseitig geforderte Trans-
porte der letzten Meile für den Endkunden sichtbar
parenz entlang der Wertschöpfungskette zu Proble-
gemacht werden und Änderungen vorgenommen
men, die es auf technologischer Ebene zu lösen gilt.
werden können
Zudem stellt die erhöhte Bedeutung des e-Commerce
4
Abbildung 28: Vergleich von Click-and-Collect gegenüber der klassischen Belieferung des Endkunden
Nachteile
Vorteile
Click-and-Collect
⟩
⟩
⟩
⟩
⟩
⟩
Kunde muss nicht auf Lieferung warten
Keine Lieferkosten für Kunden
Kosteneinsparungen für Händler
Einfachere Einhaltung der Kühlkette möglich
Kunde übernimmt hohe Kosten der „letzten Meile“
Drive-Ins auf dem Arbeitsweg
⟩
⟩
Kunde muss Ware abholen
Oftmals fehlender Echtzeit-Abgleich über
Lebensmittelverfügbarkeit
Infrastrukturinvestitionen in Abholstationen (u.a. Drive-In)
⟩
Auslieferung
⟩
Hohe Kundenakzeptanz aufgrund des Komforts und der
Zeitersparnis
⟩
⟩
Enorme Kosten der letzten Meile
Abstimmung von Lieferzeitfenstern mit dem Kunden nötig in
den Morgen- und Abendstunden
Annahme der Lieferung nötig
Herausforderung der Einhaltung der Kühlkette
⟩
⟩
Herausforderungen und Lösungsimpulse für die Lebensmittellogistik der Zukunft
35
neue Anforderungen an das Kühlketten-Management.
Lebensmitteleinzelhändler haben den wachsenden
Besonders im Bereich der letzten Meile sind bisher
Trend des e-Commerce erkannt und versuchen durch
nur wenige zufriedenstellende Lösungen vorhanden,
verschiedene webbasierte Angebote neue Kunden zu
die die gebündelte Distribution von Lebensmitteln aller
erschließen und an sich zu binden. Klassische Lebens-
Temperaturzonen unter Einhaltung der Kühlketten-
mittelhersteller, welche bisher nur den Handel beliefert
Anforderungen ermöglichen.
haben, versuchen durch eigene Web-Plattformen oder
die Plattformen von Vertriebsintermediären dem Trend
Zukünftig steht die Branche außerdem vor der Heraus-
zu begegnen. Klassische stationäre Gastronomiebetrie-
forderung, das steigende Verkehrsaufkommen mög-
be folgen der Bewegung ebenso in rasantem Tempo
lichst emissionsarm zu bewältigen. Einen möglichen
und digitalisieren ihr Leistungsangebot.
Lösungsansatz bieten hier elektromobile Fahrzeuge.
Jedoch ist deren Einsatz besonders für die Distributi-
All diese Unternehmen stehen dabei in unterschiedli-
on von Lebensmitteln mit Problemen behaftet, die im
chem Ausmaß vor derselben Herausforderung, diese
weiteren Verlauf beleuchtet werden.
Vertriebskanäle und deren unterschiedlichen logistischen Anforderungen aufeinander abzustimmen.
Spricht man in der Theorie von einem Multi-Channel-
Der Weg vom Multi-Channel-Vertrieb zum
Omni-Channel-Logistiker
Vertrieb, beschreibt dies lediglich den Betrieb mehrerer
Vertriebskanäle. Um die Potenziale der zusätzlichen
Die digitale Transformation stationärer Angebote des
Vertriebskanäle zu nutzen, ist jedoch eine Vernetzung
Lebensmittelmarkts eröffnet Akteuren der Branche
dieser notwendig, da sonst die zusätzlichen Umsätze
diverse neue Vertriebskanäle. Bisher stationäre
von diversen Kosten (Lagerung, Handling, IT etc.)
Abbildung 29: Bewertung der Auswirkungen der Konsumententrends auf die Technologie-Ebene
e-Commerce/Home-Delivery
Transparenz
Convenience-Food
Regionale und saisonale Lebensmittel
Food Waste Awareness
Convenience-Stores
Bio- und Fair-Trade-Siegel
1.00
gering
1.50
2.00
Handel
36
2.50
Hersteller
3.00
mittel
3.50
4.00
4.50
5.00
hoch
LDL
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
überkompensiert werden. Das Ziel ist es also, trotz
Diese und weitere Anforderungen machen die Schaf-
verschiedener Vertriebskanäle, unter Nutzung eines
fung eines adäquaten IT-Systems zu einer der Kern-
einheitlichen, integrierten IT-Systems zentral Bestände
herausforderungen der Omni-Channel-Logistik. Hinzu
zu managen, eine konsolidiertes Distributionssystem zu
kommt, dass das System hinreichend flexibel sein
unterhalten und multidisziplinäre Mitarbeiter auszubil-
muss, um die Hinzunahme weiterer Vertriebskanäle
den, um die unterschiedlichen logistischen Anforderun-
ohne aufwändige Systemänderungen sicherzustellen.
gen der Vertriebskanäle zu meistern. Ist dies erreicht,
Es sei hierbei natürlich auch erwähnt, dass die Tech-
spricht man von einer Omni-Channel-Logistik. Diese
nologien für den Weg zur Omni-Channel-Logistik eher
in der Theorie nachvollziehbare Zielstellung stößt in
als Befähiger dienen. Zusätzlich sind ebenso prozesso-
der Praxis jedoch schnell an Ihre Grenzen. Vielmehr
rale und strukturelle Änderungen nötig, um den Schritt
werden in den meisten Fällen pro Vertriebskanal sepa-
effizient zu vollziehen. So ist es unter anderem unab-
rate Bestände geführt, eigene Distributionsstrukturen
dingbar, bestehende Lagerstrukturen zu flexibilisieren,
aufgebaut und unterschiedliche IT-Systeme unterhalten,
wenn eine zentrale, vertriebskanalübergreifende Struk-
die eine fragmentierte Systemlandschaft bilden. Hinzu
tur angestrebt wird, sodass schnell auf komplett unter-
kommt, dass die Verantwortlichkeiten der Vertriebs-
schiedliche Mengenkonstrukte reagiert werden kann.
kanäle unterschiedlichen Business Units zugeordnet
sind und eine gebündelte Zuständigkeit nur selten
Die beschriebene Veränderung von IT, Prozessen
angestrebt wird.
und Infrastruktur in der Omni-Channel-Logistik haben
4
bereits in führenden Unternehmen anderer Branchen
Bei der Erreichung einer effizienten Omni-Channel-
Millionenbeträge verschlungen, da die Komplexität und
Logistik stellt das IT-System für die meisten Unter-
Multidimensionalität vor allem im Bereich der IT nicht
nehmen den entscheidenden Engpass dar, da die
rechtzeitig erkannt und demensprechend beachtet
Anforderungen an ein integriertes IT-System hochgra-
wurde. Deshalb ist es absolut notwendig, frühzeitig
dig komplex sind und keine one-size-fits-all Lösung am
bei der Hinzunahme zusätzlicher Vertriebskanäle deren
Markt existiert. Dieses System muss eine digitale Abbil-
Vernetzung zu berücksichtigen und IT-seitig abzubilden,
dung des Produktportfolios inklusive der Verfügbarkeit,
um eine verspätete Integration nicht teuer zu bezah-
tägliche Anpassung der Preise sowohl überregional
len. Zur Integration der Vertriebskanäle bietet es sich
als auch über sämtliche Kanäle ermöglichen. Dabei
an, die Verantwortlichkeiten des Betriebs dieser Kanäle
müssen unterschiedliche Auftragsstrukturen abgebildet
in einem Bereich zu bündeln, um den Erfolg auch auf
und eine Umsatz- und Ergebnisverrechnung der ein-
Ebene der Unternehmensorganisation zu unterstützen
zelnen Vertriebe ermöglicht werden. Ebenso sind eine
und Systemlandschaften zu vermeiden. Dafür ist es
integrierte Verfügbarkeit von Transport- und Kunden-
empfehlenswert, diese Verantwortlichkeiten über den
daten und eine vertriebskanalübergreifende Abbildung
Omni-Channel-Betrieb in der Logistik zu bündeln, da
eines Debitorenmanagements sowie von Kundenbo-
hier in besonderem Maße Synergien erzeugt werden
nusprogrammen notwendig. Auch die Abwicklung
können.
von Cross-Channel-Retouren spielt bei der Konzeptionierung eines solchen Systems eine Rolle und muss
frühzeitig eingebunden werden.
Herausforderungen und Lösungsimpulse für die Lebensmittellogistik der Zukunft
37
Elektromobilität in der
Lebensmitteldistribution
auch die Infrastrukturkosten besser umgelegt werden
können und die niedrigeren Betriebskosten stärker ins
Die technologischen Entwicklungen jüngster Vergangenheit haben es der Logistik ermöglicht, elektromobile Antriebe im Sinne nachhaltiger Ver- und
Entsorgungsstrukturen auf der letzten Meile einzusetzen. Die Grundvoraussetzung hierfür ist, dass auch das
derzeit verfügbare Angebot an elektromobilen Fahrzeuge die wirtschaftlich-technischen Anforderungen
der distribuierenden Unternehmen erfüllt. Zu diesen
Anforderungen gehören grundsätzlich neben den
Kosten auch die Reichweite, die maximale Nutzlast, die
Infrastruktur, und die zeitliche Verfügbarkeit. Im Bereich
der Lebensmitteldistribution spielen außerdem weitere
Sonderanforderungen, wie z.B. der Bedarf an Kühlvorrichtungen eine Rolle, da kühlpflichtige Transporte einen
Großteil der Lebensmittelindustrie ausmachen, jedoch
gleichzeitig die Reichweite und Nutzlast senken.
Untersuchungen des Fachgebiets Logistik anhand
realer Transporttouren zum Lebensmitteleinzelhandel
zeigen, dass die bestehenden Anforderungen an diese
Einsatzparameter von dem gegenwärtigen Marktangebot nicht erfüllt werden können. Daher ist der Einsatz
von Elektromobilität in der Lebensmittellieferkette weder
von konventionellen noch von Bio-Supermärkten wirtschaftlich-technisch realisierbar sind.
Gewicht fallen.
Das größte identifizierte technische Problem stellt
jedoch nicht die Reichweite, sondern das Zuladungsvermögen elektromobiler Lkw dar. Oberhalb eines
zulässigen Gesamtgewichts von 19 Tonnen war kein
Marktangebot elektromobiler Fahrzeuge auszumachen.
Das bedeutet, dass knapp 85 % der untersuchten
Fahrten alleine aufgrund der Zuladungsmenge nicht
abgedeckt werden können. Des Weiteren leiden elektromobile Lkw konstruktionsbedingt unter einem generell verminderten Ladungsvermögen, das bis zu 20 %
des Gesamtgewichts ausmacht. Die im Lebensmittelhandel häufig bestehende Kühlpflicht verschärft diese
Problematik, da durch den Einsatz von Kühlaggregaten
die Nutzlast abermals um bis zu 15 % verringert wird.
Am Beispiel realer Transportflüsse wurde festgestellt,
dass Elektromobilität aufgrund der Restriktionen hinsichtlich Reichweite als auch Zuladungsvermögen nur
bei unter 10 % aller Touren technisch umsetzbar ist.
Prognosen geben dennoch Grund zur Hoffnung, dass
sich dies innerhalb der nächsten zehn Jahre ändern
wird, da weiterhin an Lösungen hinsichtlich der Batterietechnik gearbeitet wird.
Den heutigen Problemen der Elektromobilität kann
Es wurde festgestellt, dass weiterhin die vergleichsweise höheren Anschaffungskosten eines Elektro-Lkw
den Vorteil der geringeren Betriebskosten überwiegen,
was vor allem dem hohen Batteriepreis zuzurechnen
ist. Die um ca. ein Drittel niedrigeren Betriebskosten
werden erst bei sinkenden Anschaffungspreisen den
Nutzern von Elektro-Lkw einen Vorteil verschaffen. Als
erstes werden diejenigen Unternehmen Elektromobilität wirtschaftlich nutzen können, die über eine große
Flotte mit hoher Laufleistung verfügen, da in diesem Fall
in vielfältiger Weise begegnet werden. Günstigere
Hybridfahrzeuge und Kooperationen zwischen den
Händlern erscheinen als geeignete Mittel, um die
Wirtschaftlichkeitsschwelle schneller zu erreichen. Ein
allgemeiner Durchbruch von Elektromobilität und ein
Aufstieg Deutschlands zu einem weltweiten Leitmarkt
ist aber nur auf Basis des technischen Fortschritts zu
erwarten. So bleibt die Elektromobilität auch in naher
Zukunft noch ein relevantes Forschungsfeld. Ein weiteres Anwendungsfeld von Elektromobilität eröffnet
sich in der zunehmenden Nachfrage an nächtlicher
38
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
Abbildung 30: Bewertung des Einsatzes von elektromobilen Fahrzeugen in der Lebensmitteldistribution
4
Belieferung von urbanen Handelsfilialen, die starken
Temperaturbereiche abdeckten (z.B. Ultrafrische,
Lärmrestriktionen unterliegen und bisher nur durch den
Frische und Ambient) geht die technologischen Ent-
Einsatz elektromobiler Nutzfahrzeuge realisierbar ist.
wicklung dahin, dass mittlerweile die Abbildung aller
Auch die elektromobile Belieferung des Endkunden im
Temperaturzonen vom Tiefkühl- bis zum Trockensor-
Rahmen des zunehmenden Onlinehandels ist ein rea-
timent umsetzbar sind. Die Bedeutung der Mehrkam-
listisches Szenario.
mer-Fahrzeuge für die Lebensmittellogistik spiegelt sich
auch in den Ergebnissen der im Rahmen der Studiener-
Einfluss des e-Commerce auf das
Kühlketten-Management
Für viele technologische Herausforderungen im Kühlketten-Management konnten in den letzten Jahren
Lösungen entwickelt werden. Als eine der größten
Errungenschaften der letzten Jahre gelten im Bereich
der Lebensmitteldistribution Mehrkammer-Fahrzeuge.
Durch das Führen verschiedener Temperaturzonen
in einem Fahrzeug konnten Auslastungsgrade deutlich verbessert und die im gesamten Logistiksystem
zurückgelegte Strecke drastisch gesenkt werden.
Während die Fahrzeuge zu Beginn oft nur ausgewählte
stellung geführten Experteninterviews wieder. Führende
Lebensmittellogistiker gehen dazu über, zukünftig nur
noch Fahrzeuge anzuschaffen, die in der Lage sind,
mehrere Temperaturzonen gleichzeitig zu bedienen.
Darüber hinaus lässt sich durch intelligentes sensorbasiertes Tracking-and-Tracing theoretisch nicht nur
die Strecke, sondern auch der Temperaturverlauf aller
Produkte entlang der Logistikkette überwachen, wie es
für TK-Ware bereits regulatorisch gefordert wird. Auch
wenn in diesem Bereich noch technologische Verbesserungen zu erwarten sind, lässt sich konstatieren, dass
Herausforderungen und Lösungsimpulse für die Lebensmittellogistik der Zukunft
39
die Entwicklungen der letzten Jahre die Lebensmittel-
Mehrkammer-Transportbehälter. Aktuell am Markt
belieferung in den Strukturen des klassischen Lebens-
etablierte Mehrkammer-Fahrzeuge bieten zwar für die
mittelhandels stark verbessert haben.
Belieferung des Lebensmitteleinzelhandels und von
Tankstellen viele Vorteile, stoßen aber bei Privathaus-
Eine wesentlich größere Herausforderung im Bereich
halten an ihre Grenzen. Für die Belieferung von End-
des Kühlketten-Managements stellt hingegen die letzte
verbrauchern können intelligente Fahrzeugkonzepte
Meile Distribution zum Endverbraucher dar, die durch
(die alle Temperaturbereiche energieeffizient abbilden
die steigende Nachfrage im Online-Distanzhandel
und eine einfache Kommissionierung aus den verschie-
immer stärker an Bedeutung gewinnt. Besonders hier
denen Zonen ermöglichen) helfen, die Zustellung aller
fehlt es in vielen Bereichen noch an technologischen
Lebensmittel von einem Anbieter sicherzustellen. Die
Lösungen, die die Entwicklung des e-Commerce weiter
Entwicklung von Mehrkammer-Transportbehältern ist
vorantreiben könnten.
auch denkbar und wird ebenso verfolgt. Hierbei sind
Aktuell sind die wenigsten Logistikdienstleister in vollem
Umfang dazu in der Lage, eine Lebensmittelbelieferung,
über alle Temperaturzonen hinweg, an den Verbraucher
sicherzustellen. Nach Meinung von Experten existieren
sogenannte „Alles-Lieferanten“ kaum, werden aber
zukünftig stärker nachgefragt. Wer es schafft diese
Anforderungen zu meistern, kann sich langfristig einen
Wettbewerbsvorteil verschaffen. Da das Angebot an
Logistikdienstleistern in dem Bereich sehr gering ist,
bieten auch nur die wenigsten Händler auf ihren WebPlattformen ihr komplettes Sortiment an. Die Schaf-
die Nutzer dieser Boxen mit derselben Problemstellung
konfrontiert, die auch für aktuelle Transportbehälter
gilt. Behälter sind teuer und sollten im Idealfall nicht
im Besitz beim Kunden bleiben, was wiederum zur
Problematik der Koordinierung der Anlieferzeitfenster
führt. Jedoch sind verschiedene Anreiz- und Retourensysteme denkbar, die diese Herausforderungen
lösbar machen.
Transparenz für den Endkunden als
entscheidender Wettbewerbsfaktor
fung eines eigenen Logistiksystems für die Belieferung
Der Kundenwunsch nach mehr Transparenz hinsicht-
der Endkonsumenten ist zwar von Vorteil und wurde
lich Herkunft, Inhaltsstoffen, Herstellungs-, Transport-,
bereits erfolgreich umgesetzt, gestaltet sich jedoch
Lagerungs- sowie Weiterverarbeitungsbedingungen
nur für wenige Händler als eine profitable Alternative.
steigt. Zudem fordern Kunden eine einfache Zugäng-
Hersteller die neben ihrem Angebot über den Lebens-
lichkeit der benötigten Informationen. Demnach reicht
mitteleinzelhandel auch online ihre Ware vertreiben,
es nicht aus, wenn die Informationen in allgemeiner
sind nach schlechten Erfahrungen mit traditionellen
Form in Unternehmensberichten zur Verfügung stehen.
KEP-Dienstleistern dazu übergegangen, bestimmte
Ebenso halten es Kunden für unzumutbar, bereits vor-
Produkte (z.B. Schokolade) im Sommer nicht mehr
handene Codes zu dechiffrieren, um mehr Transparenz
online zur Verfügung zu stellen, da es zu oft zu Quali-
über das Produkt zu erhalten. Diese Codes beinhalten
tätsproblemen kam.
oft nur einen Bruchteil der gewünschten Informationen,
sodass die Rückverfolgbarkeit der gesamten Supply
Denkbare Lösungsansätze für die Optimie-
Chain bis zum Ursprung schwierig bis unmöglich bleibt.
rung der letzten Meile Distribution von Lebensmitteln sind sowohl Mehrkammer-Fahrzeuge als auch
40
Das es in puncto Transparenz nur wenige Beispiele gibt,
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
die als Best-Practice bezeichnet werden können, ist
Komplexität um ein Vielfaches. Dies können die aktuelle
trotz der steigenden öffentlichen Bedeutung erstaunlich.
Systeme kaum abbilden.
Zumal verschiedene IT-Plattformen von Informationsintermediären vorhanden sind und es somit aus techni-
Zum Teil versuchen Händler und Hersteller eigene
scher Sicht kaum ein Problem darstellt, Verbrauchern
Lösungen zu etablieren, die den Nutzer eine Rückver-
diese Informationen zur Verfügung zu stellen. Diese
folgbarkeit ermöglichen sollen. Bei deren Nutzung fällt
Plattformen bieten die Möglichkeit, unterschiedlichste
jedoch auf, dass nicht immer alle vom Verbraucher
Informationen entlang der Logistikkette vom Rohstoff-
geforderten Informationen tatsächlich auch zur Verfü-
lieferanten bis zum Handel zentral aufzunehmen und
gung gestellt werden. Oft ist die Wertschöpfungskette
zur Verfügung zu stellen. Dem Kunden könnte dann
nicht bis zum Ursprung zurückzuverfolgen. Somit bleibt
beispielsweise App-basiert erläutert werden, wann,
das Bemühen nach mehr Transparenz aktuell oft leider
wo, was, warum und in welcher Art und Weise etwas
eher eine Marketingmaßnahme als ein ernst gemeinter
im Weiterverarbeitungsprozess durchgeführt wurde.
Vorstoß, den Kunden zu informieren.
Die Gründe, warum diese Plattformen aktuell nur selten
Um den Kunden in seinem Informationsbedarf zu unter-
in vollem Umfang genutzt werden, sind vielseitig, im
stützen, muss langfristig mehr Druck von Seite der
Kern jedoch auf zwei Hauptursachen zurückzuführen.
EU ausgehen, vorhandene Regelungen zu verschär-
Zum einen wollen die Akteure entlang der Logistikkette
fen und dabei Sonderregelungen (wie beispielsweise
diese sensiblen Informationen nur selten vollständig zur
aktuell für Schweinefleisch) zu vermeiden. Experten
Verfügung stellen, weshalb sich Unternehmen maximal
sind sich einig, dass sich Unternehmen mittelfristig
an den gesetzlich vorgeschriebenen Eckdaten orientie-
dem Trend in Richtung einfach zugänglicher Trans-
ren. Zum anderen führt mehr Transparenz zu Kosten,
parenz annehmen müssen. Wer es nicht tut und den
da Unternehmen systemseitige Änderungen vorneh-
Kundenwunsch unberücksichtigt lässt, wird sich ihrer
men müssen. Experten sind sich vor allem darüber
Meinung nach nicht an einem hart umkämpften Markt
uneinig, ob der Kunde bereit ist, die entstehenden
etablieren können.
4
Kosten zu tragen.
Diese und weitere Ursachen führen dazu, dass die
Potenziale vorhandener IT-Plattformen nur selten vollumfänglich genutzt werden. Hierbei sei jedoch angemerkt, dass aktuelle IT-Lösungen meist die Verfolgung
von Lebensmitteln in den Fokus stellen, die vergleichsweise einfache Logistikstrukturen aufweisen, da sie
nur aus einem Rohstoff bestehen bzw. nur wenige
Weiterverarbeitungsschritte beinhalten (z.B. Fleisch,
Fisch oder Obst). Sobald Lebensmitteln aus mehreren
Inhaltsstoffen bestehen, die wiederum in verschiedenen
Verarbeitungsschritten entstanden sind, erhöht sich die
Anpassung der Verpackung bei wachsender
Bedeutung des e-Commerce
Die Verpackungen von Lebensmitteln sowie deren
Umverpackungen entsprechen in der Regel den Anforderungen an einen Verkauf über den stationären Einzelhandel. Das bedeutet unter anderem, dass die Ware
displayfähig sein muss, um vom Kunden schlussendlich auch gekauft zu werden. Außerdem ist sie für den
Palettenversand optimiert. Mit der steigenden Bedeutung des e-Commerce ist in diesem Bereich jedoch
ein Umdenken notwendig, um den veränderten Logistikanforderungen entgegenzutreten. Branchenexperten
Herausforderungen und Lösungsimpulse für die Lebensmittellogistik der Zukunft
41
sind der Meinung, dass Kunden, die zukünftig online
da diese sich oftmals durch Tracking-and-Tracing-Tech-
Lebensmittel einkaufen, weniger auf optische und hap-
nologien überwacht fühlen. Diese Bedürfnisse bei der
tische Reize reagieren, sondern eher Wert auf transpa-
Einführung solcher Technologien zu beachten, kann für
rente Informationen in Bezug auf das Produkt legen.
den Projekterfolg maßgeblich sein.
Das bedeutet, dass beispielsweise mitunter aufwändig
gestaltete Glasflaschen für den e-Commerce Versand
Getrieben vor allem durch die beschriebenen e-Com-
unter Umständen auch aus Kunststoff gefertigt sein
merce-Entwicklungen entstehen in der Lebensmittel-
könnten, um das Gewicht zu verringern und Trans-
branche viele neue Arbeitsplätze. Die weit verbreitete
portschäden zu vermeiden. Ein weiteres Beispiel ist der
Meinung, dass hier vor allem Arbeitsplätze für eher
Deckel von Joghurtbechern, der für die Anforderungen
gering qualifizierte Mitarbeiter entstehen, welche u.a.
an einen Versand an die Haustür des Konsumenten
die Lebensmitteldistribution der letzten Meile durch-
nicht geeignet ist. Beschädigungen sind die Folge.
führen, entspricht nicht der Realität. Vielmehr ist in der
Diese und viele weitere Beispiele verdeutlichen, dass für
Branche von einem Fachkräftemangel die Rede.
den Online-Versand von Lebensmitteln zukünftig andere
Verpackungsarten und -formen entwickelt werden
müssen, um den Anforderungen gerecht zu werden.
Zwar ist die Bedeutung des e-Commerce gegenüber
dem Lebensmitteleinzelhandel noch vergleichsweise
gering, jedoch müssen sich vor allem Lebensmittelhersteller mittel- und langfristig auf Änderungen einstellen.
Qualifikationen auf allen Stufen der Wertschöpfungskette. Beispielsweise erfordert die Distribution von
Lebensmitteln auf der letzten Meile besondere Schulungen im Umgang mit Lebensmitteln, um die Einhaltung der Kühlkette und weiteren Qualitätsstandards zu
gewährleisten. So setzen erfolgreiche Lebensmittel-Lieferdienste immer stärker auf umfassend ausgebildetes
4.4Mitarbeiter
Personal um einen sicheren Umgang mit Lebensmitteln
Sobald sich ein Markt mit einer solchen Geschwindigkeit und Dynamik verändert, stellt sich gleichzeitig die Frage, welche Auswirkungen die dargelegten
Entwicklungen auf die Mitarbeiter der Branche haben.
Vordergründig entstehen durch die Veränderungen im
Markt in hohem Maß neue Arbeitsplätze, die besetzt
werden müssen. Dieser erhöhte Personalbedarf ist
unter anderem durch die steigende Nachfrage nach
Lebensmittelbelieferungen in urbanen Ballungsgebieten
zu erklären. Außerdem fordern sowohl die sich verändernden Logistikstrukturen als auch die neuen Kundenanforderungen zusätzliche Mitarbeiterqualifikationen,
die es frühzeitig aufzubauen gilt. Gleichzeitig stößt das
Streben nach Transparenz auf der Ebene der Mitarbeiter
vor allem bei den Transporteuren auf starke Gegenwehr,
42
Der Umgang mit Lebensmitteln erfordert besondere
zu gewährleisten. Aber auch in der Produktion und im
Handel werden zusätzliche Qualifikationen erforderlich.
So erfordert das zunehmende Informationsbedürfnis auf Seiten des Kunden Mitarbeiter auf der Seite
des Handels, die qualifiziert auf Kundenfragen eingehen können. Unwissenheit über Gütesiegel, Herkunft
etc. können auf Unverständnis beim Kunden stoßen,
weshalb auch für die Mitarbeiter des Handels eine Auseinandersetzung mit den Lebensmitteln immer stärker
in den Fokus rücken muss.
Erfolgreiche Unternehmen der Branche setzen bereits
vermehrt auf interne Aus- und Weiterbildung. Sie
können hierbei flexibel auf die sich ändernden Logistikanforderungen im Markt reagieren und diese in ihren
Schulungen einbinden. Auch wenn einige Unternehmen
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
hiermit erfolgreich sind, fordern Praxis und Verbände
diese Entwicklung zu unterstützen und voranzubringen,
eine stärkere Einbindung neue Lehrinhalte in die Aus-
sollten alle Akteure der Branche es als gemeinsames
bildungsgänge, da interne Aus- und Weiterbildungen
Handlungsfeld begreifen, die Anforderungen an diese
kostenintensiv und nicht von jedem Unternehmen
neuen Berufsfelder frühzeitig zu erheben sowie konkrete
selbstständig zu bewerkstelligen sind. Aktuelle Ausbil-
Inhalte auszuarbeiten und abzustimmen.
dungsgänge, beispielsweise für Einzelhandels- oder
Speditionskaufleute, bilden die aktuellen Marktentwicklungen und die sich daraus ergebenden neuen
Herausforderungen nicht in vollem Maß ab. E-Commerce-Themen finden nach Meinung von Branchenexperten nur wenig Beachtung, obwohl sie den Markt
verändern. Daher ist davon auszugehen, dass die
Dynamik des Marktes neue Berufsbilder und Qualifikationen erfordert, die durch aktuelle Ausbildungsberufe
nicht umfassend abgedeckt sind. Daher sind Unternehmen und Verbände bestrebt, neue Ausbildungsberufe
zu kreieren, welche die neuen Anforderungen im Markt
besser abdecken. Die Schaffung einer Ausbildung
„Kaufmann/-frau im e-Commerce“, welche voraussichtlich bis 2017 umgesetzt werden soll, ist nur ein
Beispiel dafür, dass neue Berufsbilder entstehen. Um
Sensibler Umgang mit dem „gläsernen
Mitarbeiter“
Das steigende Bedürfnis nach Transparenz entlang von
Wertschöpfungsketten führt dazu, dass Unternehmen
u.a. Telematik-Systeme einsetzen, die ein effizientes
Tracking-and-Tracing der Güter ermöglichen. Erforderlich wird dies für die Unternehmen nicht nur aufgrund der skizzierten Kundenanforderungen, sondern
auch weil sich rechtliche Rahmenbedingungen in dem
Bereich verschärfen. Wie bereits beschrieben, müssen
Unternehmen immer dazu in der Lage sein, jedes Unter-
4
nehmen und jede Person festzustellen, die entweder
Bestandteile ihrer Produkte angeliefert oder aber Produkte erhalten haben. Diese Informationen müssen auf
Abbildung 31: Bewertung der Auswirkungen der Konsumententrends auf die Mitarbeiter-Ebene
e-Commerce/Home-Delivery
Transparenz
Convenience-Food
Regionale und saisonale Lebensmittel
Food Waste Awareness
Convenience-Stores
Bio- und Fair-Trade-Siegel
1.00
gering
1.50
2.00
Handel
2.50
Hersteller
3.00
mittel
3.50
4.00
4.50
5.00
hoch
LDL
Herausforderungen und Lösungsimpulse für die Lebensmittellogistik der Zukunft
43
Nachfrage unverzüglich offengelegt werden können.
geblich deren Erfolg beeinflussen. Dieser in der Theorie
Die gesetzlichen Forderungen machen den Einsatz
einfach umzusetzende Sachverhalt gestaltet sich in der
von ­Tracking-and-Tracing-Technologien in der Lebens-
Praxis häufig als aufwändige Herausforderung, die es
mittellogistik in vielen Bereichen unabdingbar. Jedoch
zu lösen gilt. Erfolgreiche Unternehmen der Branche
kommt es bei der Einführung und Nutzung dieser Tech-
verstehen es hierbei als Ihre Pflicht, den einzelnen Mit-
nologien oft zu einer deutlich erhöhten Abneigung der
arbeiter, aber auch in gleichem Maße den Betriebsrat,
Mitarbeiter. Besonders Mitarbeiter von Logistikdienst-
frühzeitig über die geplante Einführung der Systeme
leistern fühlen sich beispielsweise von Flottentelema-
zu informieren und aktiv einzubinden. Dabei steht vor
tik-Systemen kontrolliert und überwacht. Dies geht in
allem im Fokus, dem Mitarbeiter die Ursachen der Ein-
der Praxis sogar soweit, dass die Systeme vom Fahrer
führung, die damit verbundenen Ziele, aber auch die
abgeschaltet oder bewusst gestört werden.
Vorteile aufzuzeigen, die die Nutzung der Technologie
möglicherweise auch für seine Arbeit hat. So kann
Dieser Sachverhalt deckt sich auch mit den Ergebnis-
deren Nutzung unter Umständen auch den Dokumen-
sen der zugrundeliegenden Umfrage. Zwar zeigt die
tationsaufwand des einzelnen Mitarbeiters verringern,
Analyse der Ergebnisse nur einen geringen Einfluss
was wiederum seine Akzeptanz erhöht. Übergeordne-
der Konsumententrends auf die Ausgestaltung der
tes Ziel der Aufklärungsarbeit sollte es demnach sein,
Mitarbeiter-Ebene, jedoch bewerten Logistikdienstleis-
dass der Mitarbeiter den Technologieeinsatz nicht als
ter besonders den Einfluss des Transparenz-Trends auf
Überwachung auffasst, sondern die Technologie als
die Mitarbeiter-Ebene als überdurchschnittlich hoch.
Instrument zur umfassenden Wahrung von Transpa-
Eine hohe Mitarbeiterakzeptanz bei der Einführung
renz versteht.
solcher Technologien frühzeitig zu erreichen, kann maß
44
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
5 Zusammenfassung und Ausblick
Ziel der vorliegenden Studie war es, die aktuellen Ent-
erwarten, dass die Lebensmittellogistik gänzlich neu
wicklungen in Lebensmittelmarkt und vor allem der damit
organisiert werden muss, jedoch sind bereits Verände-
verbundenen Logistik zu beschreiben, um daraus abge-
rungen zu erkennen, auf die sich die Logistik einstellt.
leitet Handlungsempfehlungen und Lösungsansätze
für die zukünftige Lebensmittellogistik zu geben. Dazu
Reine Online-Händler, die ihre Logistikstrukturen gerade
wurden ausgehend vom Endkunden die Konsumen-
erst aufbauen, haben den Vorteil, dass sie ihr Netzwerk
tentrends der Branche identifiziert und daraus abgeleitet
an die Bedürfnisse ihrer Kunden sowie den aktuellen
die Herausforderungen der Logistikstrategien analysiert.
Entwicklungen des Marktes anpassen können. Dies
Anschließend wurden die Kernherausforderungen und
bietet den Vorteil, dass keine Redundanzen entstehen
Lösungsansätze auf verschiedenen Gestaltungsebenen
und die Erfüllung von Kundenaufträgen aus einem
der Logistik formuliert. Darauf aufbauend sollen nun als
flexiblen Logistiksystem möglich ist. Je nach Ange-
Synthese der gewonnenen Erkenntnisse gemeinsame
botsspektrum des Online-Händlers wird entweder
und individuelle Handlungsempfehlungen für die Akteure
auf bestehende Strukturen von Logistikdienstleistern
der Lebensmittellogistik gegeben werden. Außerdem
zurückgegriffen oder aber werden bei Mangel an Alter-
werden aktuell erkennbare Änderungen in Logistik-
nativen eigene Strukturen aufgebaut.
strukturen beschrieben, die aus den Erkenntnissen der
Studie ableitbar sind. Abschließend erfolgt ein Ausblick
auf die Lebensmittellogistik in der Stadt der Zukunft, da
davon ausgegangen werden kann, dass besonders die
Lebensmittelbelieferung in urbanen Ballungsgebieten
aufgrund begrenzter Infrastrukturkapazitäten zukünftig
vor besondere Herausforderungen gestellt wird. Intelligente Logistikkonzepte können hier ihren Beitrag leisten,
die steigende Nachfrage nach Lebensmitteln in der Stadt
effizient und nachhaltig zu bedienen.
5.1 Erkennbare Veränderungen von
Logistikstrukturen
Während reine Online Händler ihre Strukturen erst aufbauen, sind bei stationären Händlern verschiedene
Veränderungen der bestehenden Struktur zu erkennen.
Diese Veränderungen betrachtend, wird im Folgenden
unterschieden zwischen klassischen stationären Lebensmittelhändlern ohne Online-Angebot und stationären
Händlern, die zusätzlich zu Ihrem Filialnetz auch noch
Online ihr Sortiment (zum Teil nicht vollständig) anbieten.
Änderungen in Logistikstrukturen des
traditionellen stationären Handels
Unzählige Trends im Bereich von Lebensmitteln erhöhen
die Sortimentsbreite klassischer Handelsfilialen. Nicht
Die physischen und informatorischen Logistikstruktu-
nur die im Rahmen dieser Studie behandelten Trends
ren der Lebensmittelbranche befinden sich im Wandel.
leisten hierzu ihren Beitrag. Darüber hinaus entstehen-
Zwar ist aufgrund neuer Konsumententrends nicht zu
de eine Vielzahl an Produkten, die ihren Ursprung in
Zusammenfassung und Ausblick
5
45
Konsumententrends haben, z.B. vegane Lebensmittel,
bei falscher Handhabung zu erhöhten Logistikkosten
Functional Food, laktosefreie Lebensmittel uvw. Exis-
führen, die der Verbraucher nicht immer tragen will.
tierten noch vor wenigen Jahren 2-3 verschiedene Ausprägungen eines Produkts, erhöht sich diese Anzahl an
Innerhalb des gesamten Logistiknetzwerks von Lebens-
Varianten aktuell um ein Vielfaches. Diese zunehmende
mitteln ist seit längerem eine zunehmende Flexibilisie-
Sortimentsbreite stellt zusätzliche Anforderungen an die
rung des Transports mithilfe von Transportplattformen
Logistik. Eine zunehmende Segmentierung entsteht,
zu erkennen. Diese erfüllen u.a. die Aufgaben der Trans-
welche unterschiedliche Transport- und Lagerbedin-
portvergabe an Logistikdienstleister, des Transportmo-
gung und zum Teil abnehmende Bündelungseffekte zur
nitorings, und des Zeitfenstermanagements. Sie werden
Folge hat, da nicht alle Produkte denselben Weg durch
sowohl von Herstellern als auch von Händlern genutzt.
das Netzwerk nehmen. Diese Änderungen erschweren
Problematisch ist jedoch, dass sich hierbei nicht ein
eine optimale Transportplanung zusätzlich.
Standard etabliert hat, sodass Händler und Lebensmittelhersteller unterschiedliche Transportplattformen
Auch wenn die grundlegende Stufigkeit des Logis-
nutzen, die nicht aufeinander abgestimmt sind. Dies
tiknetzwerks des stationären Lebensmittelhandels
erschwert die netzwerkweite Integration von Transport
gleich bleibt, sind für einige neu hinzukommenden
und Logistik zusätzlich.
Produktgruppen zusätzliche Beschaffungskonzepte
notwendig. Als Beispiel hierfür sind die im Rahmen
Weitere Veränderungen in der Logistik zeichnen sich in
der Studie untersuchten saisonalen und regionalen
den Filialstrukturen ab. Innerhalb des Netzwerks eines
Lebensmittel zu nennen. Ihre logistischen Besonder-
Händlers entstehen unterschiedliche Filialtypen, die wie-
heiten (kleinteilige Sendungsmengen, zum Teil nicht
derum unterschiedliche Anforderungen an die Logistik
exakt planbarer, volatiler Output, Saisonalität) können
des Unternehmens stellen. Eine besondere Herausforderung stellen die Convenience- bzw. City-Stores
Abbildung 32: Änderungen in Logistikstrukturen des traditionellen stationären Handels
L
L
L
Umschlag/Lagerung
(ZL, CD)
L
Lr
Grundlegende Stufigkeit des Netzwerks bleibt unverändert
Erhöhte Sortimentsbreite durch Konsumententrends (Regional, Convenience)
Ø zunehmende Segmentierung
U1
Zusätzliche Beschaffungskonzepte nötig (u.a. für regionale Produkte)
Ø z.T. geringere Stufigkeit, bzw. Direktverkehr aufgrund geringer Distanz
Umschlag/Lagerung
(RL, CD)
U2
F
U2
U2
F
Flexibilisierung und Transparenz des Transports durch Transportplattformen
Ø Transportvergabe, Transportmonitoring, Zeitfenstermanagement
FC
F
F
FC
K
K
K
K
Zusätzlicher Flächenbedarf für Convenience/City-Stores in Städten
Ø Kleinteiligere Lieferungen, hohe Lieferfrequenz, geringe Verkaufsfläche, wenig
bis keine Logistikflächen
Abholung
Neue Logistikprozesse durch Lebensmittelentsorgung
K
K
Traditionelle
Strukturelemente
Hinzukommende
Strukturelemente
46
K
RL Regionallager
ZL Zentrallager
K
CD Cross-Dock
L Lieferant
Regionaler Lieferant
Lr
(z.B. Bauernhof)
U Umschlag
Ue
e-CommerceFulfillment-Center
F Filiale
K Kunde
FC Convenience-Store
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
dar, die trotz geringen Flächenangebots in urbanen
Ballungszentren entstehen. Diese Filialen müssen das
Handling kleinteiligerer Lieferungen mit einer höheren
Lieferfrequenz auf einer geringen Verkaufsfläche beherrschen. Dafür stehen verschwindend geringe Logistikflächen zur Verfügung.
Zusätzliche Änderungen in Logistikstrukturen
für stationäre Händler mit Online-Angebot
Die oben genannten Veränderungen sind von genereller Relevanz und Wichtigkeit für den Lebensmittelhandel. Das zunehmende Online-Angebot der stationären
Lebensmittelhändler stellt die Logistik vor zusätzliche
Wie bereits beschrieben, sind Entwicklungen zu erkennen, die die zukünftige Bedeutung der Rückführung
von nicht zum Verkauf geeigneten Lebensmitteln unterstreichen. Diese Rückführung erfordert zusätzliche
Logistikprozesse, die heute noch nicht implementiert
sind. Diese noch nicht gelöste Herausforderungen ist in
vielerlei Hinsicht komplex, da nicht geklärt ist, wer die
Rückführung organisiert und durchführt, wer die Kosten
trägt, wer die Lebensmittel verwertet und ob sich aus
der Lebensmittelrückführung neue Geschäftsmodelle
ableiten lassen.
Herausforderungen.
Durch die Hinzunahme einer Online-Plattform entsteht
zwischen Handel und Kunde ein enormer Informationsaustausch, der zuvor nicht in der Form vorhanden
war. Um jedoch die Vorteile dieser informatorischen Verknüpfung zu nutzen, muss die Informationsverfügbarkeit und -aktualität auf der Plattform zu jedem Zeitpunkt
gegeben sein. Das Angebot von Cross-Channel-Retouren gestaltet die Nutzung des Systems für den Kunden
komfortabler, stellt die Logistik jedoch vor zusätzliche
Herausforderungen. Eine ausführliche Darlegung der
Herausforderungen und möglichen Lösungsansätzen
zu einer effizienten Omni-Channel-Logistik erfolgte im
Abschnitt 4.3.
5
Abbildung 33: Zusätzliche Änderungen in Logistikstrukturen für stationäre Händler mit Online-Angebot
L
L
L
Umschlag/Lagerung
(ZL, CD)
L
Zusätzlicher Informationsaustausch zwischen Kunde und Handel
Ø birgt viele informatorische Herausforderungen (u.a. Informationsaktualität und
–verfügbarkeit, Cross-Channel-Retouren)
Lr
Wandel von beschränktem Online-Angebot zum Angebot des gesamten Sortiments
Ø (z.T. regional begrenzt, weitere sich jedoch stets aus)
U1
Umschlag/Lagerung
(RL, CD)
U2
F
U2
Ue
F
Wechsel von filialbasierter zu zentrallagerbasierter Kommissionierung in
e-Commerce Fulfillment-Centern zeichnet sich ab
Ø Zusätzliche Lagerstruktur im Netz mit bis zu dreifachem Flächenbedarf gegenüber der
Logistik des stationären Handels
Ø Verlagerung immer stärker Richtung Stadt, um Kosten der letzten Meile gering zu
halten (Flächenprobleme, Restriktionen durch Behörden)
F
FC
K
K
Bisher werden Synergien zwischen den Strukturen des stationären und des OnlineHandels kaum genutzt
Abholung &
Auslieferung
K
K
Traditionelle
Strukturelemente
Hinzukommende
Strukturelemente
K
K
K
RL Regionallager
ZL Zentrallager
Zusammenfassung und Ausblick
K
CD Cross-Dock
Logistikkosten der letzten Meile sind enorm hoch und können durch Liefergebühren nur
zum Teil kompensiert werden
L Lieferant
Regionaler Lieferant
Lr
(z.B. Bauernhof)
U Umschlag
Ue
e-CommerceFulfillment-Center
F Filiale
K Kunde
FC Convenience-Store
47
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass heute nur
Logistikdienstleister gegeben. Außerdem werden
wenige stationären Händler auf ein Online-Angebot
gemeinsame Handlungsfelder identifiziert, deren
verzichten. Die vorhandenen Online-Angebote unter-
Umsetzung eine akteursübergreifende Zusammen-
scheiden sich jedoch stark in der Breite des ange-
arbeit erfordert.
botenen Produktspektrums sowie der Begrenzungen
des Liefergebiets. Es ist jedoch zu erkennen, dass das
Angebot stetig ausgeweitet wird. Lebensmittel-Discounter, welche aktuell nur mit einem begrenzten Teil
ihres Sortiments online vertreten sind, planen aktiv den
Einstieg in den Home-Delivery Markt mit dem gesamten Sortiment.
Handlungsfelder für Lebensmittelhersteller
Lebensmittelhersteller sollten Transparenz als Wettbewerbsfaktor verstehen und die dazu benötigten Informationen in einfacher Art und Weise zur Verfügung
stellen. In Unternehmensreports verarbeitete Informationen sind für den Endkunden meist schwer zugäng-
Aufgrund der bereits beschriebenen Nachteile der filial­
basierten Kommissionierung für den Online-Handel
hat sich in den letzten Jahren ein Wechsel hin zu der
zentrallagerbasierten Kommissionierung abgezeichnet. In diesem Zusammenhang entstehen zusätzliche
Lagerstrukturen in Form von e-Commerce-FulfillmentZentren. Um den sehr hohen Kosten der letzten Meile
entgegenzuwirken, sind Händler bestrebt, diese Zentren
immer näher an bzw. in die Städte zu verlagern. Da
jedoch e-Commerce-Fulfillment-Zentren einen bis zu
dreifachen Flächenbedarf gegenüber der Logistik des
stationären Handels aufweisen, stößt diese Entwicklung auf einen geringes Flächenangebot in den Städten
sowie auf Restriktionen regulierender Behörden. Pro­
blematisch werden zusätzliche Lager-Strukturelemente
vor allem dann, wenn diese als Subsystem agieren und
nicht auf die anderen Standorte abgestimmt sind. Das
Ziel sollte es langfristig sein, sowohl stationäre als auch
lich und wenig produktspezifisch. Die Einbindung von
Informationen über Herkunft, Inhaltsstoffe, Verarbeitungsbedingungen etc. in zentrale IT-Plattformen bietet
dem Kunden die Möglichkeit, die Informationen einfach,
beispielsweise app-basiert, zu erlangen. Zwar ist die
Nutzung zentraler IT-Plattformen zur Schaffung von
Transparenz gleichzeitig ein gemeinsames Handlungsfeld aller Akteure, jedoch sollte hier das Handeln vom
Hersteller ausgehen, da er in den meisten Fällen über
aktuell nur schwer zugänglichen Informationen verfügt.
Zudem haben die Ergebnisse der Studie gezeigt, dass
regionale und saisonale Produkte stark an Bedeutung gewinnen. Diesem Kundenbedürfnis folgend
können Lebensmittelhersteller versuchen, regionale
Produkte und Inhaltsstoffe einzuführen und sich dabei,
zumindest teilweise, von internationalen Logistikketten
abzuwenden.
Online-Kunden aus einem flexiblem Logistiksystem
Außerdem ist davon auszugehen, dass der Anteil der
bedienen zu können, ohne Redundanzen zu erzeugen.
online bestellten Lebensmittel in den nächsten Jahren
rapide zunimmt. Jedoch entsprechen die Verpackun-
5.2Zusammenfassende
Handlungsempfehlungen
gen der Lebensmittel nach aktuellem Stand lediglich
den Anforderungen des stationären Handels (z.B.
Aufbauend auf den Erkenntnissen der vorliegenden Studie werden im folgenden Abschnitt Handlungsempfehlungen für Hersteller, den Handel und
48
sind sie displayfähig und für den Palettenversand
optimiert). Mit zunehmender Bedeutung des Trends
wird der Handel vermehr Verpackungen nachfragen,
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
Abbildung 34: Handlungsempfehlung für die zukünftige Ausrichtung der Lebensmittellogistik
LDL
Hersteller
Handel
⟩ Transparenz herstellen und als
Wettbewerbsfaktor verstehen
⟩ Schaffung von Verpackungen für die
Logistikanforderungen des
e-Commerce
⟩ Wenn möglich, regionale Produkte
und Inhaltsstoffe einführen
Ø teilweise Abkehr von
internationalen Logistikketten
möglich
⟩ Integration von Transport und
Logistik
⟩ Auf- bzw. Ausbau des HomeDelivery-Angebots
⟩ Click-and-Collect Konzepte als
Alternative zur letzten Meile
⟩ Bedienung mehrerer Vertriebskanäle
aus einem flexiblen Logistiksystem
Ø Abkehr von Subsystemen
⟩ IT als Erfolgsfaktor guter OmniChannel-Logistik
⟩ Flexibilisierung der
Anlieferzeitfenster
⟩ Integration Logistikdienstleister
⟩ Frühzeitiges Vordenken neuer
Geschäftsfelder und –modelle
Ø u.a. Convenience-Food-LDL zur
Entlastung der Stadt
Ø Bündelungsstrategien für
regionale Lebensmittel,
Ø Rückführung von Lebensmitteln
Ø Letzte Meile Food-LDL
⟩ Investition in MehrkammerFahrzeuge
Gemeinsame Handlungsfelder
Food Waste Awareness
schaffen und
gemeinsame Initiativen
starten
Nutzung zentraler
IT-Plattform zur
Schaffung von
Transparenz
Forschung an
Logistiktechnologien
die den Logistikanforderungen des e-Commerce entsprechen. Hierbei lohnt es sich für die Hersteller, neue
Verpackungsdesigns zu entwerfen. Eine frühzeitige
Einbindung des Handels in den Designprozess erhöht
den Erfolg dabei maßgeblich.
Zwischen Lebensmittelherstellern und dem Handel
findet bereits in einigen Fällen ein Informationsabgleich
von Produktions- und Absatzplanung statt. Jedoch
werden die Logistikdienstleister in diesen Austausch nur
selten einbezogen. Eine Integration des Logistikdienstleisters in Logistik- und Absatzplanung des Herstellers
führt jedoch zu einer verbesserten Transportmittelauslastung und Liefergenauigkeit des Dienstleisters, da
dieser seine Tourenplanung auch unter besonderer
Berücksichtigung von Kühlkettenanforderungen und
Anlieferzeitfenstern effizienter planen kann. Von der
verbesserten Planungsqualität profitiert schlussendlich
auch der Hersteller.
Logistikkooperationen
z.B. zur Nutzung
begrenzter
Flächenressourcen
Entwicklung von
Versorgungskonzepten für
die Stadt von Morgen
Handlungsfelder für den Handel
Händler sollten sich den Veränderungen im Markt
annehmen und ihr Angebot den Kundenanforderun-
5
gen insbesondere in puncto Home-Delivery anpassen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Der
Ausbau solcher Lieferdienste hat einen direkten Einfluss
auf die Logistikstrukturen des Handels, der frühzeitig
berücksichtig werden muss. Während zu Beginn der
Entwicklung noch filialbasiert aus den bestehenden
Logistikstrukturen heraus kommissioniert wurde, etablieren sich immer mehr Fulfillment-Zentren, die ausschließlich e-Commerce Kunden bedienen. Auch wenn
dieser Ansatz aktuell erfolgsversprechend scheint, ist
es zumindest denkbar, dass zukünftig verschiedene
Vertriebskanäle aus einem flexiblen Logistiksystem
bedient werden. Jedoch mangelt es hier aktuell noch
an praxistauglichen Konzepten, die die unterschiedlichen Anforderungen der stationären und Online-Handels integriert erfüllen können. Durch die zunehmende
Anzahl an Vertriebskanälen ist der Handel mit dem
Zusammenfassung und Ausblick
49
Problem konfrontiert, einen Multi-Channel-Vertrieb in
gebündelt durchführen können. Darüber hinaus bietet
eine effiziente Omni-Channel-Logistik zu überführen.
sich für sie die Möglichkeit, die Convenience-Food
Die Abkehr von Systemlandschaften hin zur system-
Belieferung von Gastronomiebetrieben in der Stadt
seitigen Integration aller Vertriebskanäle in einem fle-
gebündelt zu übernehmen, was einen zusätzlichen
xiblen IT-System ist dabei als kritischster Erfolgsfaktor
positiven Effekt auf die Verkehrsentwicklung der Stadt
zu sehen, der frühzeitig in Überlegungen zur Auswei-
hat. Zudem zeichnet sich ab, dass die Nachfrage
tung von Vertriebskanälen einbezogen werden muss.
nach saisonalen und regionalen Lebensmitteln stetig
Erfolgreiche Unternehmen bündeln die Verantwortung
steigt. Die Beschaffung dieser Lebensmittel stellt vor
zur Planung und Steuerung der Vertriebskanäle in der
allem den Handel vor die Herausforderung, kleinteilige
Logistik, da hier hohe Synergien erzielt werden können.
Mengen mit unterschiedlichen Saisonalitäten effizient
zu beschaffen. Selbst wenn die Belieferung des Zen-
Sobald der Handel Lieferdienste anbietet, steht er
trallagers an die Bauernhöfe ausgelagert wird, kann
vor der Herausforderung, die letzte Meile Distribution
diese aus logistischer Sicht nur ineffizient erfolgen.
möglichst kosteneffizient durchzuführen. Als Alterna-
Hier haben Logistikdienstleister die Möglichkeit, Bün-
tivlösung zu kostenintensiven Lieferdiensten können
delungskonzepte zu etablieren, die die Belieferung des
Click-and-Collect-Lösungen dienen. Sie verlagern den
Handels mit regionalen und saisonalen Lebensmitteln
kostenintensiven Teil der Distribution auf dem Kunden
kostengünstig möglich macht.
und wurden bereits in anderen Ländern Europas als
erfolgreicher Gegenpart zum Lieferdienst etabliert. Auch
Außerdem konnte herausgearbeitet werden, dass die
wenn Click-and-Collect-Ansätze Lieferdienste nicht
Nachfrage nach „Alles-Lieferanten“ für die Distribution
vollkommen ersetzen, sollten Händler prüfen, inwiefern
der letzten Meile steigt, welche die Belieferung des
dieses aktuell noch unterrepräsentierte Angebot vom
Endverbrauchers mit Produkten aller Temperaturbe-
Kunden genutzt werden kann.
reiche aus einer Hand beherrschen. Jedoch sind nach
aktuellem Kenntnisstand nur wenige Logistikdienstleis-
Handlungsfelder für Logistikdienstleister
Für Dienstleister bieten die Entwicklungen im Markt
vor allem auf strategischer Ebene Chancen, neue
Geschäftsbereiche zu erschließen und Geschäftsmodelle zu entwickeln, um langfristig wettbewerbsfähig
zu bleiben. Dienstleister, die die aktuellen Markttrends
unberücksichtigt lassen und sich beispielsweise nur auf
die Belieferung des stationären Einzelhandels fokussieren, können langfristig auf Probleme stoßen.
So kommt diese Studie zu dem Ergebnis, dass Logistikdienstleister zukünftig u.a. die Rückführung von
ter dazu in der Lage. Wenn der Home-Delivery-Bedarf
weiter steigt und zusätzlich noch Discounter in die
Heimbelieferung einsteigen, werden kosteneffiziente
Logistiklösungen von Dienstleistern immer notwendiger.
Auf taktisch-operativer Ebene zeichnet sich für Logistikdienstleister immer mehr der Trend ab, dass ausschließlich in Mehrkammer-Fahrzeuge investiert wird.
Führende Lebensmittellogistiker sind sich einig, dass
die wachsenden Anforderungen des Markts hinsichtlich Flexibilität und Kosteneffizienz diese Investitionen
unabdingbar machen.
Lebensmitteln vom Handel zur Weiterverarbeitung
in sozialen Einrichtungen oder gar Biogas-Anlagen
50
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
Gemeinsame Handlungsfelder
Über die akteursspezifischen Handlungsfelder hinaus
gibt es weitere Handlungsfelder, deren erfolgreiche
Umsetzung die Zusammenarbeit aller Akteure der
Lebensmittellogistik erfordert. Zusätzlich können dabei
auch bereits nicht genannte Akteure wie z.B. Technologieanbieter, Ministerien oder Verbände einen entscheidenden Beitrag zur Ausgestaltung leisten.
Wie die Studie gezeigt hat, sind sich Unternehmen der
Lebensmittelbranche der Herausforderung bewusst,
Verschwendungen entlang der Wertschöpfungs­kette
zu reduzieren. Bei einer Analyse bisher realisierter Maßnahmen in dem Bereich fällt jedoch auf, dass diese
oftmals nur einzelne Akteure betreffen bzw. sich auf
bestimmte Teilbereiche der Lebensmittelkette beziehen. Zwar spricht dem nichts entgegen, da viele diese
Maßnahmen auch dazu beitragen, Verschwendungen
zu reduzieren, jedoch ist davon auszugehen, dass
die Zusammenarbeit mehrerer am Prozess beteiligter
Akteure ganzheitliche, standardisierte Konzepte schafft,
die einen zusätzlichen Hebel darstellen. Zudem ist
besonders in diesem Bereich die europäische Gesetzgebung gefragt, zielgerichtete Vorgaben zu machen.
Um bereits zu Beginn eine schnelle Umsetzbarkeit der
Vorgaben sicherzustellen, müssen alle davon betroffenen Akteure in den Erstellungsprozess von Verordnungen eingebunden werden.
akteursübergreifende Lösung nutzen zu können, muss
der Wille aller Beteiligten vorhanden sein, einen gemeinsamen Austausch zu initiieren und Branchenstandards
festzusetzen, die möglicherweise auch über gesetzliche
Bestimmungen hinausgehen.
Kooperationen in der Lebensmittellogistik können
u.a. dazu beitragen, Logistikkosten zu senken und
begrenzte Ressourcen effizient zu nutzen. Vor allem in
Großstädten wird das Angebot an verfügbaren Logistikflächen immer geringer wobei gleichzeitig die Nachfrage nach Lebensmittel-Lieferdiensten stark steigt.
Das führt zwangsläufig dazu, dass begrenzte Flächenressourcen sinnvoll genutzt werden müssen, wobei
Kooperationen einen Lösungsansatz bilden. Jedoch
sind insbesondere horizontale Kooperationen, also
Kooperationen zwischen Wettbewerbern, in besonderem Maß mit Problemen behaftet, die es zu lösen gilt.
Zum einen verfügen einige Akteure über hinreichend
große Nachfragemenge, sodass sie nicht zwangsläufig in der Logistik kooperieren müssen. Zum anderen
ders im Bereich der Lebensmittellogistik die erhofften
Synergiepotenziale aufgrund der Dynamik des Marktes
und unterschiedlicher Saisonalitäten zu schnell auseinanderdriften. Erhoffte Bündelungspotenziale sind dann
nur zu Beginn der Kooperation vorhanden verschwinden schnell wieder. Nichtsdestotrotz gibt es auch im
Bereich der Lebensmittellogistik Kooperationen, die
Um Transparenz für den Endkunden zu bewerkstelligen
in der Vergangenheit erfolgreich waren. Dieser Sach-
und einfach zugänglich zu machen, wird die Nutzung
verhalt unterstreicht, dass insbesondere in der Phase
standardisierter, zentraler IT-Plattformen absolut not-
der Partnersuche der Partner-Fit beachtet werden
wendig. Vor allem Hersteller sind jedoch nicht immer
muss und bei der Vertragsgestaltung die Dynamiken
bereit, zum Teil sensible Informationen ungefiltert an
des Marktes berücksichtigt werden. Außerdem ist der
den Endverbraucher weiterzugeben. Zwar sind IT-Platt-
zunehmende Fahrermangel ein Treiber für horizontale
formen vorhanden, jedoch sind diese nach Meinung
Kooperationen im Transportmanagement.
einiger Hersteller weder praktikabel, noch in einem
erforderlichen Maß standardisiert. Um langfristig eine
Zusammenfassung und Ausblick
5
sehen Praktiker Kooperationen oft kritisch, da beson-
Technologien in der Lebensmittellogistik tragen
unter anderem dazu bei, eine Rückverfolgbarkeit der
51
Lebensmittel zu ermöglichen, die Einhaltung der Kühl-
denkbar, deren Umsetzung durch einen frühzeitigen
kette sicherzustellen, Verluste zu mindern oder aber
Austausch zwischen Wirtschaft und Politik unterstützt
auch nachhaltige Transporte umzusetzen. In jedem
werden kann. Im Folgenden wird daher ein Ausblick auf
dieser Fälle wird der Erfolg der Technologie maßgeblich
unterschiedliche Logistikkonzepte für die Lebensmittel-
davon beeinflusst, wie stark die betroffenen Akteure
logistik in der Stadt der Zukunft gegeben.
in die Konzeption einbezogen werden. So finden sich
auch im Bereich der Lebensmittel-Technologien, die
zwar den definierten Zweck erfüllen, jedoch unter
Umständen in der Praxis nicht praktikabel einsetzbar
5.3 Ausblick: LebensmittellogistikLösungen für die Stadt von morgen
oder schlichtweg zu teuer sind. Daher ist die Erfor-
Die Lebensmittellogistik auf der letzten Meile ist aus
schung von Logistiktechnologien in der Lebensmittello-
unterschiedlichen Gründen herausfordernd. Zum einem
gistik als gemeinsames, interdisziplinäres Handlungsfeld
sind die Logistikkosten der letzten Meile aufgrund der
mehrerer Unternehmen zu verstehen. Ein Beispiel dafür
Komplexität der Feinverteilung überproportional hoch
ist die Erforschung von Mehrkammer-Fahrzeugen für
und nehmen auch mit den aufstrebenden B2C-Kon-
die Distribution der letzten Meile.
zepten weiter zu. Zum anderen finden diese Transporte größtenteils in urbanen Räumen statt, in denen der
Zudem müssen Großstädte und Megacities gemeinsam
Güterverkehr mit dem Personenverkehr konkurriert
mit den Akteuren der Lebensmittelbranche zukünftig
und Wohnraum lebenswert bleiben soll. Dazu müssen
Versorgungskonzepte entwickeln, die die Lebensmit-
Emissionen, Verkehr und Lärm drastisch reduziert
telbelieferung in der Stadt ohne einen hohen Zuwachs
werden. Gleichzeitig ist eine Versorgung der wach-
an Verkehr ermöglichen. Auch hierfür sind diverse hori-
senden urbanen Bevölkerung mit Lebensmitteln sowie
zontale Kooperationsansätze und Logistikkonzepte
die Entsorgung von Leergut ein elementares Ziel der
Abbildung 35: Bisher unzureichend gelöste Herausforderungen in der Lebensmittellogistik
Omni-ChannelLogistik
Herausforderungen des
Logistiknetzwerks
⟩
⟩
⟩
⟩
⟩
52
Innerstädtische Logistikstrukturen für
Same-Hour Lebensmittelbelieferung
Entwicklung geeigneter Bündelungsstrategien in der Beschaffung (u.a. für
regionale und saisonale Lebensmittel)
Bündelungsstrategien für die
Bewältigung der letzten Meile zum
Endkunden, z.B. durch kooperative
Auslieferungsmodelle mehrerer Händler
Lebensmittelrückführung (Prozesse,
Kosteneffizienz, Geschäftsmodelle etc.)
Bio-Produkte und ökologische Nachhaltigkeit
in Einklang bringen
⟩
⟩
⟩
Physische und informatorische Verzahnung
von Vertriebskanälen
Bedienung der Kanäle
aus einem flexiblen
Logistiksystem
Synergiebildung
Technologische
Herausforderungen
⟩
⟩
⟩
Akteursübegreifende Transparenz von
Logistikketten durch Technologieeinsatz und
Standardisierung
Mehrkammer-Transportfahrzeuge für die
kosteneffiziente Abwicklung der letzte Meile
Nutzung von alternativen
Antriebstechnologien für die Distribution von
Lebensmitteln
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
Städtelogistik, wobei die knappe Infrastruktur, die nur
Hinsichtlich einer effizienten Nutzung der städtischen
unterproportional ausgebaut wird bzw. aus Platzman-
Infrastruktur, verbesserten Auslastung der Transpor-
gel nicht ausgebaut werden kann, ein bedeutender ist
te aber auch Reduzierung der Logistikkosten durch
Engpass. Bereits heute nimmt die Durchschnittsge-
Transportoptimierung sind mehrere Lösungsansätze
schwindigkeit innerhalb der Städte drastisch ab und
für die städtische letzte Meile denkbar, die sich aus den
wirkt sich auch negativ auf die Wirtschaftlichkeit und
gemeinsamen Handlungsfeldern ableiten:
Liefergenauigkeit der Lebensmittelbelieferung der städtischen Verkaufsstellen aus.
1.
Bei Lebensmitteltransporten kommt die logistische
Herausforderung hinzu, dass in den meisten Fällen die
Kühlkette erhalten bleiben muss und von daher sowohl
die Nutzlast der Fahrzeuge durch etwaige Kühlaggregate reduziert, der Energiebedarf des gesamten Transportes wiederum erhöht wird als auch der Umschlag
bzw. die Belieferungszeitfenster zeitlich sehr genau
abgestimmt werden müssen, um die Kühlkette auch
an den Schnittstellen erhalten zu können.
Horizontale Kooperationen in
der Distributionslogistik der
Lebensmittelhersteller
Für Lebensmittelhersteller bietet sich die Möglichkeit,
durch eine gezielte Bündelung der Kundenaufträge
Transportvoluminazu erhöhen, Skaleneffekte und letztendlich eine Verkehrsreduzierung erzielen. Im Falle des
Vertriebs von Lebensmittel über kleinere Verkaufsstellen
werden die Lieferungen innerhalb eines Güterverkehrszentrums nach Belieferungsgebieten gebündelt und mit
Lieferungen anderer Hersteller disponiert. Allgemein ist
die Belieferung der städtischen Handelsfilialen über ein
Abbildung 36: Mögliche Umsetzung der gemeinsamen Handlungsfelder in der Stadt
5
Gemeinsame Handlungsfelder
Food Waste Awareness
schaffen und gemeinsame
Initiativen starten
Nutzung zentraler
IT-Plattform zur Schaffung
von Transparenz
Lösungsansätze in der Stadt
Horizontale
Kooperation der
Hersteller
Forschung an
Logistiktechnologien
Gekühlte Packstationen
Energiegewinnung aus
Lebensmittelabfällen
Parkhäuser als
Urban-Hub
Zusammenfassung und Ausblick
Entwicklung von
Versorgungskonzepten für
die Stadt von Morgen
Metropolitan
Farming
Crowd-SourcingKonzepte
Integration
Verkehr und
Logistik
Reaktivierung von
Wasserstraßen
Elektrofahrzeuge
zur Nachtbelieferung
Logistikkooperationen z.B.
zur Nutzung begrenzter
Flächenressourcen
alternative
Verkehrskonzepte
(Fahrradkuriere)
Kooperationen in
der
Beschaffungslogistik der
Filialen
Öffentliche
Verkehrsmittel für
Personen- &
Güterverkehr
Integration
Logistikdienstleister
53
Dieser resultiert daraus, dass die Transporte der letzten
3. Integration des Logistikdienstleisters
in die Informationsflüsse des
Lebensmittelherstellers hinsichtlich ihrer
Absatz- und Logistikplanung
Meile mit anderen Herstellern je nach Region aufge-
Der Informationsaustausch führt zu einer Erhöhung der
teilt werden.Dennoch bieten sich neben den ökologi-
Transportmittelauslastung und Liefergenauigkeit durch
schen auch ökonomische Vorteile: Zum einen wird das
eine verbesserte Tourenplanung. Außerdem können
Problem des Fahrermangels entschärft, zum anderen
die Logistikdienstleister ihre Transporte mit zuneh-
kann der Zeitverlust durch unnötige Verkehre und Stau
mendem Planungshorizont besser an die Markt- und
an der Rampe im städtischen Raum reduziert werden.
Kundenanforderungen, wie beispielsweise das Kühlket-
Anzumerken ist jedoch, dass besonders für große Her-
tenmanagement oder die Ausweitung der Belieferungs-
steller oft kein Anreiz vorhanden ist, Mengen mit Wett-
zeitfenster, anpassen. Transportvergabe-Plattformen
bewerbern zu bündeln, da bereits ihre eigenen Volumina
sowie die Nutzung von mobilen Apps zum Transport-
eine effiziente Distribution ermöglichen.
monitoring sind zunehmend wichtig, um Transparenz
Güterverkehrszentrum mit zusätzlichen Zeit- und Koordinationsaufwand verbunden, der für den Hersteller
evtl. mit einem Verlust von Kompetenzen einhergeht.
als auch Kundenorientierung gewährleisten zu können.
2. Horizontale Kooperationen der
Beschaffungslogistik lokaler
Handelsfilialen
Auslagerung der Belieferung der letzten Meile an einen
Logistikdienstleister, der für bestimmte Gebiete die
gesamte Belieferung über ein Güterverkehrszentrum
übernimmt. Als Good Practice kann u.a. CityLogin
UCC in Rom (Italien) gelten, bei der die Belieferung des
Stadtkerns gebündelt durchgeführt wird und insgesamt
31 % der zuvor geleisteten Tonnenkilometer eingespart
werden konnten. In Paris (Frankreich) werden acht
innerstädtische Lager für die Feinverteilung der Stadt
4. Integration von Verkehr und Logistik
Die Infrastrukturinvestitionen und verkehrspolitischen
Entscheidungen müssen an die Logistikbedürf­nisse
einer Stadt angepasst werden. Hinsichtlich der Schaffung von logistischen Knoten, wie beispielsweise
innerstädtische Güterverkehrszentren, sollte die Verkehrspolitik schnellere Genehmigungsprozesse fördern
als auch weitere Anreize schaffen – etwa, indem die
Vorteile besser vermarktet werden. In Hamburg wird
beispielsweise ein Smart Port entwickelt, eine Hafeninitiative die den Stadtverkehr mindert. [40]
mit Elektrofahrzeugen und Lastenrädern errichtet. [38]
In Nijmwegen (Niederlande) wird eine Konsolidierung
der Sendungen am Stadtrand in Zusammenarbeit mit
dem Zustell- und Abholdienstleister der Innenstadt
durchgeführt. [39] Diese und weitere Beispiele unterstreichen die Aktualität und Bedeutung von intelligenten Bündelungs- und Belieferungskonzepten für die
Entlastung der Stadt.
5. Flexiblere Strukturen zwischen den
städtischen Handelsfilialen und den
Lebensmittelherstellern
Der Handel, der als direkter Kunde des Lebensmittelherstellers die Kundenaufträge generiert, die Belieferungszeitfenster vorgibt und damit die Transportplanung
maßgeblich steuert, kann durch flexiblere Absprachen eine verbesserte Transportauslastung bewirken,
54
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
indem er die Optimierung der Filiale auf das Netzwerk
ausweitet.
8. Gemeinsame Nutzung von öffentlichen
Verkehrsmitteln zur Kombination von
Personen- und Güterverkehr
6. Parkhäuser oder Einkaufspassagen als
Urban-Hub sowohl für die Belieferung
kleiner städtischer Handelsfilialen als
auch für den e-Commerce
Erste Ansätze existieren, die bereits vorhandene Infra-
Bereits heute werden erste vollautomatische Innen-
für die Just-In-Time Belieferung des Werks aus dem
stadt-Parkhäuser mit der Möglichkeit für Warenlage-
städtischen Güterverkehrszentrum Dresden-Friedrich-
rung, Kommissionierung und Auslieferungen genutzt.
stadt. [44] Auch in Manhattan (New York, USA) wird
[41] Am Heathrow Consolidation Centre in London
das öffentliche U-Bahn-System zur Erprobung eines
erfolgt die Bündelung der Warenströme nach deren
Same-Day-Delivery Konzepts genutzt. [45] Trotzdem
kapazitäts- und zeitoptimierten Auslieferung an die
bleibt nach wie vor offen, ob die Endkundenbelieferung
Kunden. Das Ergebnis ist eine Verringerung der per-
durch die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln in
manenten Kleinstlieferungen, die Entlastung der
der Stadt kosteneffizient durchgeführt werden kann.
bestehenden Infrastruktur sowie die Reduzierung der
Insbesondere die speziellen Logistikanforderungen von
CO2-Belastung. [42]
Lebensmittel erschweren dies zusätzlich.
7. Nutzung von elektromobilen Antrieben
für die Nachtbelieferung
9. Metropolitan Farming
Aktuell erproben verschiedene Handelsunternehmen
den Toren der Stadt angebaut und geerntet werden,
und Forschungsprojekte die Wirtschaftlichkeit des Ein-
bieten moderne Metropolitan Farming Konzepte die
satzes von elektromobilen Fahrzeugen unter beson-
Möglichkeit, die Lebensmittelproduktion zumindest
derer Berücksichtigung der Nachtbelieferung. [43]
zu einem Teil an und in die Stadt zu verlagern. Auf-
Wie bereits beschrieben, ist der Einsatz von Elektro-
grund des begrenzten Platzbedarfs in der Stadt spricht
fahrzeugen in der Lebensmittellogistik nach aktuellem
man in diesem Zusammenhang auch oft von Vertical
Stand der Technik schwierig, da hier hohe Kosten auf
Farming. Hierbei handelt es sich entweder um nachhal-
eine geringe Nutzlast und eingeschränkte Kühlmög-
tige Gewächshäuser die entgegen der üblichen Bau-
lichkeiten stoßen. Nichtsdestotrotz kann die Nutzung
weise in die Höhe gebaut werden oder aber auch um
von Elektromobilität in der Nachtlogistik und im B2C-
Anbaukonzepte, die in die Konzeption von Wohn- und
Geschäft auch im Lebensmittelhandel zukünftig eine
Bürokomplexen integriert werden. In Singapur wurde
Alternative darstellen, da eine Einhaltung der strengen
bereits ein Konzept des Vertical Farming realisiert,
nächtlichen Lärmrichtwerte bisher nur mit Elektrofahr-
um die Abhängigkeit von importierten Lebensmitteln
zeugen realisierbar ist.
zu reduzieren. Aber auch in Berlin wird eine moderne
struktur von öffentlichen Verkehrsmitteln in den Warenwirtschaftsverkehr der Stadt einzubinden. In Dresden
nutzt die gläserne VW-Manufaktur die CarGoTram
Während Lebensmittel aktuell ausschließlich weit vor
5
Metropolitan Farm betrieben. Hier werden sowohl
diverse Gemüsesorten und Kräuter angebaut als auch
Fische gezüchtet. In einem integrierten System wächst
das Gemüse dabei nicht in die Erde, sondern in eine
Zusammenfassung und Ausblick
55
Nährlösung, in der Rosé-Barsche leben, welche mit
Mindestbestellwert drastisch verringern, was wiederum
ihren Ausscheidungen wiederum Nährstoffe für die
die Kundenakzeptanz erhöht. Entstehend können sie
Pflanzen bereitstellen. [46]
u.a. in dicht besiedelten Wohngebieten an Bahnhöfen
oder Bürokomplexen. Ebenso könnten sie an den Han-
10. Reaktivierung von Wasserstraßen für die
Lebensmittelbelieferung der Stadt
delsfilialen angebaut werden und das Click-and-CollectAngebot über den Ladenschluss hinaus verlängern.
Mit dem zunehmenden technologischen Fortschritt
des vergangenen Jahrhunderts verlagerte sich der
Gütertransport immer stärker vom Wasser zur Straße,
12. Energiegewinnung aus
Lebensmittelabfällen
wodurch das Schiff als innerstädtisches Transportmit-
Sofern sich die beschriebenen Entwicklungen im
tel fast gänzlich an Bedeutung verlor. Jedoch verfü-
Bereich Food Waste Management fortsetzen und
gen mehrere Städte und vor allem deren Umland über
Lebensmittel nicht vom Handel, Herstellern oder auch
Wasserstraßen, deren Nutzung für den Gütertrans-
Gastronomiebetrieben weggeworfen werden dürfen,
port grundsätzlich denkbar ist. Beispielsweise bieten
sind Ideen vonnöten, wie diese Lebensmittelab­fälle
in Berlin u.a. die Spree, der Landwehrkanal oder der
sinnvoll genutzt werden können. Die Rückführung
Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal die Möglichkeit,
von noch brauchbaren Lebensmitteln in soziale Ein-
Güter in die Stadt zu transportieren. Diese sind wie-
richtungen ist zwar sinnvoll, jedoch übersteigt in dem
derum angebunden an ein Netz aus Wasserstraßen in
beschriebenen Fall die Menge an Lebensmitteln den
Brandenburg. Denkbar wäre es zum Beispiel, dieses
eigentlichen Bedarf der Einrichtungen. Zudem sind
Geflecht aus Wasserstraßen für die die Belieferung der
auch nicht alle Lebensmittelabfälle dort noch ver-
Stadt mit regionalen Lebensmitteln aus Brandenburg zu
wertbar. Daher bietet es sich an, diese Lebensmittel
nutzen. Zwar ist hierzu ein tragfähiges Logistikkonzept
gebündelt an Biogas-Anlagen zurückzuführen, um Ver-
vonnöten, welches die Hürden des Vor- und Nachlaufs
schwendungen zu reduzieren und nachhaltig Energie
berücksichtigt, jedoch könnte durch diesen Ansatz die
für Teile der Stadt erzeugen zu können. Einige solcher
steigende Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln in
Anlagen, die zum Großteil mit Lebensmittel-Abfällen
der Stadt ohne zusätzliches Straßenverkehrsaufkom-
betrieben werden, werden bereits erfolgreich einge-
men bewältigt werden.
setzt. [47] Zur Stärkung dieser Entwicklung kann die
Logistik einen maßgeblichen Beitrag leisten, wenn es
gelingt, die Bündelung der in der Stadt verteilt anfallen-
11. Gekühlte Packstationen
Sofern sich Click-and-Collect-Konzepte als Alternative Form der Lebensmittelbelieferung durchsetzen, können gekühlte Packstationen entstehen, die
gesondert beliefert werden. Sofern die Kommissi-
56
den Lebensmittelabfälle sinnvoll abzuwickeln und der
Biogas-Anlage zuzuführen.
13. Crowd-Sourcing-Konzepte
onierung der Aufträge im Zentrallager erfolgt, ent-
Das steigende Aufkommen an Individualverkehr in
fällt die umständliche filialbasierte Kommissionierung
urbanen Ballungsgebieten wird besonders für Mega-
und die Belieferung der Packstationen kann effizient
cities eine der zukünftigen Kernherausforderun-
durchgeführt werden. Dadurch lässt sich auch der
gen. Besonders die Versorgung von Haushalten mit
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
Lebensmitteln führt zu einem erheblichen Verkehrsauf-
Nachbarn ein und stellen diese zu. Auch wenn erste
kommen. Der Home-Delivery-Trend im Lebensmittel-
Ansätze in diese Richtung existieren, wurde bisher
bereich bietet bereits die Möglichkeit, den städtischen
kein Konzept langfristig und erfolgreich umgesetzt.
Verkehr zu entlasten, da bisher individuell durchgeführ-
Zusätzlich zu Haftungsfragen stehen Crowd-Sour-
te Einkäufe gebündelt durch wenige Anbieter über-
cing-Konzepte oft vor der Herausforderung, schnell
nommen werden können. Nichtsdestotrotz wird die
eine kritische Masse zu erreichen, die einen Betrieb
Lebensmittelbelieferung den Individualverkehr zum Ein-
sinnvoll macht und die erwünschten Effekte erzielt.
kaufen von Lebensmitteln nicht vollkommen ersetzen.
Um zukünftig Potenziale solcher Lösungen nutzen zu
Crowd-Sourcing-Konzepte setzen hier an und versu-
können, können Städte bereits heute zusammen mit
chen, Transportkapazitäten von bereits vorhandenen
den beteiligten Akteuren versuchen, innovative Crowd-
städtischen Verkehren sowie Privatpersonen effizient
Sourcing-Konzepte zur Lebensmittelbelieferung der
zu nutzen. Dabei werden die Einwohner selbst zu Logis-
Stadt zu erforschen und dementsprechend zu fördern.
tikdienstleistern und kaufen zusätzlich Lebensmittel für
5
Zusammenfassung und Ausblick
57
LITERATURVERZEICHNIS
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Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1: Aufbau und methodisches Vorgehen der Studie
V
Abbildung 2: Konsumententrends und Strategien der Lebensmittellogistik
VI
Abbildung 3: Bisher unzureichend gelöste Herausforderungen in der Lebensmittellogistik
VII
Abbildung 4: Handlungsempfehlung für die zukünftige Ausrichtung der Lebensmittellogistik
VIII
Abbildung 5: Methodisches Vorgehen
2
Abbildung 6: Sample der Online Befragung (n=100)
3
Abbildung 7: Aufbau und methodisches Vorgehen der Studie
4
Abbildung 8: Die klassischen Belieferungskonzepte des stationären Handels
7
Abbildung 9: Bedeutung der Konsumententrends in der Lebensmittelindustrie - heute und in 5 Jahren
10
Abbildung 10: Bedeutung der Konsumententrends je Akteursgruppe - heute und in 5 Jahren
11
Abbildung 11: Bewertung der Auswirkung der Konsumententrends auf die Logistik allgemein
12
Abbildung 12: Chancen und Herausforderungen des e-Commerce
13
Abbildung 13: Auswirkung des Konsumententrends e-Commerce/Home Delivery auf die Logistik
14
Abbildung 14: Auswirkung des Konsumententrends Transparenz auf die Logistik
15
Abbildung 15: Auswirkung des Konsumententrends saisonale und regionale Lebensmittel auf Logistik
17
Abbildung 16: Bewertung der Herausforderungen des Trends regionale und saisonale Lebensmittel auf die verschiedenen Ebenen der Logistik
18
Abbildung 17: Auswirkung des Konsumententrends Convenience-Food auf die Logistik
19
Abbildung 18: Bewertung der Herausforderungen des Trends Convenience-Food auf die verschiedenen Ebenen der Logistik
20
Abbildung 19: Pro-Kopf-Verluste von Lebensmitteln entlang der Logistikkette nach Weltregionen [31]
21
Abbildung 20: Auswirkung des Konsumententrends Food Waste Awareness auf die Logistik
22
Abbildung 21: Bewertung der Herausforderungen des Trends Food Waste Awareness auf die verschiedenen Ebenen der Logistik
23
Abbildung 22: Auswirkung des Konsumententrends Convenience-Stores auf die Logistik
24
Abbildung 23: Konsumententrends und Strategien der Lebensmittellogistik
27
Abbildung 24: Bewertung der Auswirkungen der Konsumententrends auf die Ebene der Unternehmensstrategie
28
Abbildung 25: Bewertung der Auswirkungen der Konsumententrends auf die Netzwerk-Ebene
31
Abbildung 26: Bewertung der Auswirkungen der Konsumententrends auf die Prozess-Ebene
32
Abbildung 27: Vor- und Nachteile filialbasierter gegenüber zentrallagerbasierter Kommissionierung
33
Abbildung 28: Vergleich von Click-and-Collect gegenüber der klassischen Belieferung des Endkunden
35
Abbildung 29: Bewertung der Auswirkungen der Konsumententrends auf die Technologie-Ebene
36
Abbildung 30: Bewertung des Einsatzes von elektromobilen Fahrzeugen in der Lebensmitteldistribution
39
Abbildung 31: Bewertung der Auswirkungen der Konsumententrends auf die Mitarbeiter-Ebene
43
Abbildung 32: Änderungen in Logistikstrukturen des traditionellen stationären Handels
46
Abbildung 33: Zusätzliche Änderungen in Logistikstrukturen für stationäre Händler mit Online-Angebot
47
Abbildung 34: Handlungsempfehlung für die zukünftige Ausrichtung der Lebensmittellogistik
49
Abbildung 35: Bisher unzureichend gelöste Herausforderungen in der Lebensmittellogistik
52
Abbildung 36: Mögliche Umsetzung der gemeinsamen Handlungsfelder in der Stadt
53
Abbildungsverzeichnis
61
SchriftenreiheLogistikderTechnischenUniversitätBerlin.Sonderband/
ScientificserieslogisticsattheBerlinInstituteofTechnology.Specialedition
ISSN(print)1868-0062
ISSN(online)2197-0572
Band1:
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GlobalLogistics2015+
2008.-VIII,116S.
ISBN(print)978-3-7983-2097-0
Preis:7,50EUR(vergriffen)
Band2:
Straube,Frank[u.a.]:
RFIDinderLogistik–EmpfehlungenfüreineerfolgreicheEinführung
2009.-58S.
ISBN(online)978-3-7983-2196-0
ISBN(print)978-3-7983-2115-1
Preis20,00EUR(vergriffen)
Band3:
Franke,Peter,Straube,Frank(Hrsg.):
Vendor-ManagedInventoryforHighValueParts
Resultsfromasurveyamongleadinginternationalmanufacturingfirms
2010.-60S.
ISBN978-3-7983-2211-0(print)
ISBN978-3-7983-2210-3(online)
Preis:19,90EUR
Band4:
Straube,Frank(Hrsg.):
TechnologienundInnovationeninderLogistik
Sonderband
2013.-78S.
ISBN978-3-7983-2597-5(print)
ISBN978-3-7983-2598-2(online)
Preis:13,00EUR
Band5:
Elektirikçi,Seyit;Spiegel,Timo;Siegmann,Julian/Straube,Frank(Hrsg.)
ImplementierungeinesintegriertenSystemszurAngebotserstellungundProduktivitätsmessungfürdie
KontraktlogistikinFormeinesSoftware-Demonstrators
Implementierungsleitfaden
2015.-XIV,89S.
ISBN978-3-7983-2695-8(print)
ISBN978-3-7983-2696-5(online)
Preis:16,00EUR
Band6:
Durach,ChristianF.;Nitsche,Benjamin/Straube,Frank(Hrsg.)
SuccessfullyManagingChallengesinGerman-ChineseLogisticsNetworks
2016.-VIII,42S.
ISBN978-3-7983-2830-3(print)
ISBN978-3-7983-2831-0(online)
Preis:12,00EUR
Zukunftstrends in der Lebensmittellogistik – Herausforderungen und Lösungsimpulse
Volatiles Nachfrageverhalten, zunehmende Lieferfrequenzen,
sansätze aufzuzeigen. Auf Basis einer Onlineumfrage mit 100
steigende Sortimentsbreiten sowie knappe Logistik- und
Teilnehmern sowie 15 Experteninterviews werden aktuelle
Verkaufsflächen in urbanen Ballungsgebieten prägen die
Konsumententrends und deren Einfluss auf die Lebensmittel-
Lebensmittellogistik seit Jahren. Im Zuge der Digitalisierung
logistik bewertet (u.a. e-Commerce, saisonale und regionale
und sich wandelnder Kundenbedürfnisse steht die Logistik
Lebensmittel, Food Waste Awareness). Darauf aufbauend
vor zusätzlichen Herausforderungen, die heute zum Großteil
werden Handlungsempfehlungen für die zukünftige Ausrich-
noch nicht gelöst sind. Zudem entstehen in rasanter
tung der Logistik von Lebensmittelherstellern, -händlern und
Geschwindigkeit neue Marktteilnehmer und Geschäftsmod-
Logistikdienstleistern gegeben. Abschließend gibt die Studie
elle, die mit am Markt etablierten Akteuren konkurrieren.
einen Ausblick zu Lebensmittellogistik-Lösungen in der Stadt
von morgen.
Ziel der vorliegenden Studie ist es, Zukunftstrends der Lebensmittellogistik zu identifizieren sowie potenzielle Lösung-
Technische Universität Berlin
Institut für Technologie und Management
Fachgebiet Logistik
Straße des 17. Juni 135, Sekr. H 90
10623 Berlin
http://www.logistik.tu-berlin.de
Universitätsverlag der TU Berlin
ISBN 978-3-7983-2832-7(print)
ISBN 978-3-7983-2833-4 (online)
GEFÖRDERT VON DER
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik
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