AK "Für Vielfalt und gegen Extremismus" - Gemeinde Böhl

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Wer sind wir?
„Bündnis für Vielfalt und
gegen Extremismus“
Wir sind ein Arbeitskreis
der lokalen Agenda 21 in Böhl-Iggelheim
Bisher arbeiten mit:
Bürgerinnen und Bürger
aus Böhl-Iggelheim und Umgebung
Gemeinderatsfraktionen
Seniorenbeirat
Jugendgemeinderat
Deutscher Gewerkschaftsbund
Katholische Arbeiter Bewegung
Was wollen wir?
Wir wollen, dass Bürgerinnen und Bürger
nie wieder tatenlos zusehen,
wenn politische Kräfte nach Macht
und Einfluss greifen,
die Menschen nach politischer
oder religiöser Überzeugung
diffamieren,
schikanieren
oder selektieren wollen.
1
Wir wollen erreichen,
dass sich jede oder jeder auf
die eine oder andere Art
einmischt und gegen Menschenfeindlichkeit
und Rassenhetze
in jedweder Form
gewaltfrei
engagiert.
Nazis haben weder bei uns,
noch an einem anderen Ort das Recht,
sich und ihre menschenverachtende
Ideologie zu präsentieren!
Wir sind solidarisch mit all denen.
Die mit uns dieses Ziel erreichen wollen!
Wie wollen wir das erreichen?
Aus der Vergangenheit für die Zukunft
lernen.
Aufarbeiten der jüngeren Geschichte
unserer Gemeinde.
2
Sensibilisierung
der Schülerinnen und Schüler
für die Verbrechen der Nazidiktatur
Öffentliche Aktionen gegen das
Vergessen
Protestaktionen
bei Neonazi-Aufmärschen
in unserer Gemeinde
Wir rufen alle Menschen,
Religionsgemeinschaften, Religionen,
politische Gruppen Vereine
und Verbände dazu auf,
gemeinsam mit uns
ein klares und entschiedenes Zeichen zu setzten
und mit unterschiedlichen Formen
des Widerstandes
den neonazistischen Umtrieben
Einhalt zu bieten!
Böhl-Iggelheim:
Kein Ort
für Neonazis und Rassisten!!
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
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Zeitlicher Ablauf
Ab 1802 werden 14 Juden in Iggelheim in der Einwohnerstatistik gezählt.
Bis 1895 waren es im Durchschnitt 31
1914-1918
1. Weltkrieg
29.11.1916
19.12.1917
trat Jakob Bug als Landsturmpflichtiger beim Bay. Feld-Art Reg 11 ein
erhielt er die Auszeichnung Eisernes Kreuz 2
1918-1930
die Pfalz unter französischer Besatzung
1921-1923
Die 1. Ortsgruppen der NSDAP entstehen in Pirmasens, Zweibrücken,
Frankenthal, Landau und Ludwigshafen
1923
Jakob Bug und Katharina Liedy treten in Kontakt mit der
Religionsgemeinschaft Ernste Bibelforscher
1925
Wassertaufe bei den Ernsten Bibelforschern
1926
1926
Josef Bürckel wird Gauleiter der pfälzischen NSDAP
Josef Bürckel gibt mit dem „Eisenhammer“ das 1. antisemitische
Kampfblatt der NSDAP der Pfalz heraus
08.1928
Michael Mayer bezieht sein neues Haus in der Langgasse 1-3 (jetzt
Kaufhaus Fuchs)
12.05.1929
Jakob Bug und Katharina Liedy heiraten
24.10.1929
Weltwirtschaftskrise, Börsenkrach in New York, die Pfalz leidet sehr
darunter
01.11.1930
Die 1. Ausgabe der NSZ-Rheinfront von Josef Bürckel erscheint
1932
Reichstagswahlen, die NSDAP erhält 43,7 % in der Pfalz,
Reichsdurchschnitt 37,4%
30.01.1933
Hitlers „Machtergreifung“
23.03.1933
Ermächtigungsgesetz: Es erlaubt der Reichsregierung ohne Beteiligung
des Reichstages und des Reichsrates Gesetze zu erlassen und sogar
die Verfassung zu ändern. Auch wird die Rechtssicherheit der Bürger
aufgehoben, so dass sie von der Polizei ohne gerichtlichen Bescheid in
„Schutzhaft“ genommen werden können. Diese Maßnahmen
ermöglichten den Nationalsozialisten auch die Ausschaltung
politischer Gegner.
31.03.1933
Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich. Die
Selbstständigkeit der Länder wird mit der Einsetzung von
Reichsstatthaltern (07. April 1933) faktisch aufgehoben. Nach der
endgültigen Auflösung der Länderparlamente (30. Januar 1934) durch
das „Gesetz zum Neuaufbau des Reiches“ werden die
Länderregierungen der Reichsregierung direkt unterstellt. Verbote
der Gewerkschaften und deren Überführung in die Deutsche
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Arbeitsfront. Die Ausschaltung der Parteien durch Verbote bzw.
erzwungene Selbstauflösungen (Juni/Juli 1933)
01.04.1933
Beginn des Boykotts jüdischer Geschäfte, Rechtsanwälte, Banken und
Ärzte „Kauft nicht bei Juden“
April 1933
Erste Verbote der Zeugen Jehovas (bis 1932 Ernste Bibelforscher) in
Mecklenburg-Schwerin, Hessen, Sachsen und Bayern (Iggelheim
gehörte bis 1945 zu Bayern)
1933
Bürckel zerschlägt gewaltsam die unabhängige pfälzische
Presselandschaft
12.02.1934
wird beim Ehepaar Bug durch die Bayrische politische Polizei eine
Postüberwachung verhängt
24.04.1934
Ausschaltung der Rechtssprechung. Mit dem Volksgerichthof
schaffen die Nationalsozialisten eine regimehörige Ergänzung zum
bestehenden Reichsgericht. Die Zuständigkeiten des
Volksgerichtshofes werden ständig erweitert, so dass er ein sehr
wirksames Instrument zur Einschüchterung und Ausschaltung von
Regimekritikern darstellt. In diesem Zusammenhang werden zwischen
1937 und 1944 insgesamt 5191 Todesurteile gefällt.
16.03.1935
Durch die Einführung der Wehrpflicht erfolgt der Wiederaufbau der
Wehrmacht, der laut Versailler Vertrag untersagt ist. Eine Reaktion
aus dem europäischen Ausland bleibt jedoch aus, so dass der
Vertragsbruch nicht geahndet wird.
15.09.1935
Reichsparteitag der Nazis als die Nürnberger Gesetze verkündet
wurden – darunter das berüchtigte
„Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen
Ehre“
01.04.1936
Hausdurchsuchung beim Ehepaar Bug durch die Staatspolizei
(Protokoll liegt vor)
1937
wurde Jakob Bug nach 25jähriger Betriebszugehörigkeit bei der IG
Farben entlassen, er hatte sich geweigert dem
„Gemeinschaftsempfang“ einer Führer-Rede beizuwohnen.
1937-1938
verließ das Ehepaar Julius Mayer (Bruder von Michael Mayer) mit
seinen Kindern Iggelheim, sie wanderten nach den USA aus. Das
Ehepaar war zu diesem Zeitpunkt bereits 76 und 69 Jahre, die
erwachsenen Kinder Lore 31(wanderte bereits 1937 aus) und Otto 41
Jahre alt. Sie verließen am 27.10.1938 Iggelheim!
9. Nov. 1938
wurden in Deutschland 7500 jüdische Geschäfte und Kaufhäuser
demoliert, 190 Synagogen in Brand gesetzt und 25.000 jüdische
Bürger verhaftet, misshandelt oder umgebracht.
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9.November 1938 in Böhl
Seit 1937 war die in der Synagoge (Schulgäßchen) befindliche Wohnung an eine
nichtjüdische Familie mit fünf Kindern vermietet. Beim Novemberpogrom 1938
wurde (am Morgen des 10. November) die Mieterin vom Bürgermeister und
Ortsgruppenleiter von Böhl (Adolf Konrad) auf das Rathaus zitiert. Es wurde ihr eröffnet,
dass sie mit ihrer Familie innerhalb von dreißig Minuten aus der Wohnung verschwinden
müsse, da die Synagoge angezündet werden solle. Freilich fand sich in den nächsten
Stunden keine Wohnung, weswegen der Bürgermeister um die Mittagszeit ihr mitteilte,
dass "wegen Gefährdung arischen Besitzes" die Synagoge nicht angezündet, sondern nur
systematisch zerstört werden solle. Gemeindebedienstete, Aktivisten von NSDAP und SA
sowie Einwohner des Ortes, auch Frauen und Jugendliche richteten in den kommenden
Stunden das Werk der Schändung und Verwüstung der Synagoge an. Mit Äxten, Hacken,
Knüppeln wurde die gesamte Inneneinrichtung einschließlich der Thorarollen sowie
Fenster und Türen zerstört. Das Gebäude wurde weitgehend zerstört, selbst die
Dachziegel wurden abgedeckt. Auch die Wohnung der Mieterfamilie wurde verwüstet, die
Mieterin tätlich angegriffen, als sie sich dagegen wehren wollte. Im Juni 1940 ging das
Synagogenanwesen kostenlos in den Besitz der Gemeinde Böhl, da der Kaufpreis gegen
Abbruchkosten gegeneinander aufgerechnet wurden. Das Synagogengebäude wurde noch
im selben Jahr abgebrochen. 1951 zahlte die Gemeinde 4.500 DM als
"Wiedergutmachung" an die Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz.
09. November 1938 in Iggelheim im Kaufhaus Mayer
Zeuge Franz Zehfuß berichtet:
„Am Abend des 09.November 1938 kamen etliche SS-Männer aus Ludwigshafen auf einem
Lastwagen nach Iggelheim. Ihr Auftrag war, die Wohnungen der in Iggelheim lebenden
jüdischen Familie samt Inventar weitgehendst zu zerstören. Angeführt wurden sie von
einem Mann, der mit einer Frau aus Iggelheim verheiratet war. Ich stand an diesem
Abend in der Wirtschaft „Zur Pfalz“. Gegenüber war das Textilgeschäft der Familie
Mayer. Die Familie Mayer wohnte im ersten Stock, im Erdgeschoß befand sich das
Textilgeschäft. Die Horde stieg vom Lastwagen ab und stürmte auf das Haus zu. Einige
hatten Handfeuerwaffen gezogen. Es war unmöglich für die Zuschauer hier
einzuschreiten, man hätte das mit dem Leben bezahlt, bei dieser fanatisierten Horde.
Angstvolle Schreie der Hausbewohner vermischten sich mit dem Gebrüll der „SS-Helden“.
Und schon begann es zu krachen und zu splittern, zerbrochene Scheiben klirrten,
wertvolle Möbel und sonstige Einrichtungsgegenstände wurden durch das Fenster
hinausgeworfen, Betten aufgeschlitzt. Leib- und Bettwäsche flog auf den Hof und Straße
hinaus. Porzellan, Vasen, Spiegel gingen klirrend zu Bruch. Zu allem Schrecken wurden
die Leute noch geschlagen. In kurzer Zeit war der grausame Spuk vorbei und die
Mordbrenner zogen weiter zu den nächsten Judenhäusern, um dort Ihr Unwesen zu
treiben.“
Die verw. Frau Süssel (Tochter von Michael Mayer) mit ihren 2 Töchtern hatten sich in
dieser Nacht aus dem Haus flüchten können. Aufgrund dieser Ereignisse war sie jetzt
überzeugt, dass es Zeit war mit den Kindern wegzugehen…. Ihre Tochter Mathilde Süssel
wurde für die Emigration nach England eingeschrieben, die Tochter Helga wurde bei
einer Hilfsorganisation zur Rettung jüdischer Kinder in Frankreich untergebracht und kam
1941 nach vielen Schwierigkeiten 1941 in die USA, ebenso wie ihre Schwester und Mutter,
die noch 1940 auswandern konnten.
Frau Wipfler-Pohl berichtet im Heimatjahrbuch 10 des Landkr. Ludwigshafen. darüber
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28.08.1939
Jakob Bug erhält einen Gestellungsbefehl, dem er nicht nachkommt.
31.08.1939
Die Ortspolizei verhaftet Jakob Bug
06.09.1939
Bug wurde wegen Fahnenflucht durch das KriegsfeldgerichtZweigstelle Mannheim zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. In einer
neuen Verhandlung wurde das Strafmaß am 10.10.1939 auf
lebenslänglich Zuchthaus, Wehrunwürdigkeit und dauerndem Verlust
der bürgerlichen Ehrenrechte geändert. Im nächsten Jahr wurde das
Urteil noch mehrfach abgeändert.
22.10.1940
Die Wagner-Bürckel-Aktion begann gegen 07:30 Uhr! Hierbei wurden
die 7 verbliebenen jüdischen Mitbürger in Iggelheim aufgefordert sich
innerhalb kurzer (30 Min-2Std) reisefertig zu machen und mit dem
Befehl der Deportation aus ihren Wohnungen getrieben, gesammelt
und abtransportiert.
Deportiert wurden:
•
•
•
Moritz und Rosa Wälder,
Marx, Johanna und Franziska Blum,
Michael (82 Jahre!) und Susanne Mayer
Sie wurden ins Internierungslager Gurs in Südfrankreich transportiert.
24.11.1940
Todesdatum von Michael Mayer im Internierungslager Gurs
Dez. 1940
Die Gebiete Pfalz, Saarland und das besetzte Lothringen wurden in
Westmark umbenannt, deren Reichsstatthalter Josef Bürckel war, mit
Hauptsitz in Saarbrücken.
20.02.1942
Todesdatum von Marx Blum, er starb in Portet St. Simon/Frankreich
12.08.1942
Abtransport von Franziska Blum nach Auschwitz, dort ermordet
21.08.1942
wahrscheinlich wurde Susanne Mayer an diesem Tag nach Auschwitz
gebracht und dort ermordet
28.08.1942
transportierte man Johanna Blum nach Auschwitz, dort wurde sie
ermordet
28.09.1944
Tod von Josef Bürckel, er stirbt an Kreislaufversagen.
22./23.03.1945
Besetzung/Befreiung durch die Amerikaner
11.04.1945
Der Bau des Kriegsgefangenenlagers Böhl-Iggelheim beginnt
08.05.1945
Bedingungslose Kapitulation von Hitler-Deutschland: Kriegsende
08.05.1945
befanden sich nach Aussage einer amerikanischen Quelle
30 713 Gefangene im Kriegsgefangenenlager Böhl-Iggelheim,
was nur für diesen Stichtag gilt!
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29.05.1945
Juni 1945
13.07.1945
08.04.1951
19.05.1952
Nach mehr als 5-jähriger Haft in verschiedenen Zuchthäusern wird
Jakob Bug im Zuchthaus Waldheim befreit. Aber er stirbt bereits am
24.06.1945 in der Lungenheilanstalt Hainberg in Zschardraß
(Standesamt Colditz) an Lungentuberkulose und haftbedingter
Entkräftung.
Im Kriegsgefangenenlager beginnt man mit der Verlegung oder
Entlassung der Gefangenen
Offizielle Rückgabe des Geländes, auf dem sich das
Kriegsgefangenenlager befand
Todesdatum von Moritz Wälder, er hat die Deportation überlebt und
stirbt in Aix le Bains/Frankreich
Rosa Wälder kehrt nach Iggelheim zurück.
Recherchiert und zusammengestellt:
Vera Tanski
Layout:
Christa Bug
Renate Wittkugel-Hiller
Quellen: Iggelheim ein Dorf und seine Geschichte
Josef Bürkel: Gauleiter, Krisenmanager Adolf Hitlers von Lothar Wettstein
Einsichten und Perspektiven, Bayr. Landeszentrale für politische Bildung
Projekt Zeitlupe
Ravensbrueckblaetter
Heimatjahrbuch Band 10 des Landkreis Ludwigshafen
Von Iggelheim nach New York- Das Ende des jüdischen Kaufhauses Mayer
Landesarchiv Speyer
http://www.alemannia-judaica.de/boehl_synagoge.htm
The Central Database of Shoah Victims Name
Sondergericht Mannheim
E. Nonnenmacher berichtete über das Gefangenenlager in Böhl-Iggelheim
Zeugen Jehova/Selters
Besondere Unterstützung von Kurt Willy Triller bei Recherchen über die
Zeugen Jehova und Jakob und Katharina Bug
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Von der Weimarer Republik zum Nationalsozialismus in der
Pfalz: Josef Bürckel
Die nationalsozialistische Diktatur ist in der Pfalz verbunden
mit dem Namen Josef Bürckel (1895–1944).108) Der
Volksschullehrer aus dem südpfälzischen Lingenfeld nahm
1924 am Kampf gegen die Separatisten in Pirmasens teil und
sympathisierte mit der nationalsozialistischen Bewegung.
Seit April 1926 war er Gauleiter der pfälzischen NSDAP,
wohl erst kurz danach trat er der Partei offiziell bei. Er
entwickelte sich zu einem der profiliertesten, als besonders
volksnah geltenden Politiker auf der Ebene der Gauleiter und
gehörte zum linken Flügel der NSDAP um Gregor Strasser.
Dementsprechend galt die Rheinpfalz auch als „roter Gau“
oder „Strasser-Gau“.
Aufstieg der NSDAP vor 1933
Ähnlich wie es für Coburg konstatiert worden ist,110) trug
auch die permanente Krisensituation in der Pfalz der 1920er
Josef Bürckel (1895–1944)
Jahre bereits früh zum Aufstieg der Nationalsozialisten bei,
die in der politischen Landschaft dezidiert antifranzösische
und antiseparatistische Akzente setzten. Die erste Ortsgruppe
der NSDAP entstand im Frühjahr 1921 in Odernheim am Glan – eine der allerersten Ortsgruppen
außerhalb des rechtsrheinischen Bayern. Bis Anfang 1923 kamen Pirmasens, Zweibrücken,
Frankenthal, Landau und Ludwigshafen hinzu.111)
Zugleich vollzog sich in der Pfalz früher und radikaler als anderswo der Zerfall des
Liberalismus.112)
Vor allem in den protestantischen Gebieten, bei der kleinbürgerlichen Landbevölkerung, lösten sich
die Bindungen an die nichtkatholischen bürgerlich-liberalen Parteien DDP und DVP innerhalb
weniger Jahre auf, das liberale Milieu brach zwischen 1920 und 1932 völlig zusammen.113) Davon
profitierten in erster Linie die antirepublikanische DNVP sowie die Nationalsozialisten, die in der
Pfalz – nach dem Parteiverbot zwischen Juli 1923 und Frühjahr 1925 – spätestens seit 1928
überdurchschnittlich viel Zuspruch fanden. Relativ resistent blieben hingegen die Gebiete mit einem
hohen katholischen Bevölkerungsanteil und die industriellen Zentren, etwa Ludwigshafen oder
Frankenthal, wo weiterhin die SPD dominierte. Bereits nach den Kommunalwahlen von 1929 stellte
die NSDAP in Pirmasens und Kusel den Bürgermeister, bei der Reichstagswahl 1930 votierten 22,8
Prozent der Pfälzer für die NSDAP (in Pirmasens sogar 37,7 Prozent, im Reichsdurchschnitt nur
18,3 Prozent). Im Juli 1932 kamen die Nationalsozialisten auf 43,7 Prozent der Stimmen in der Pfalz
(mehr als 50 Prozent in den Bezirksämtern Rockenhausen, Kusel, Bergzabern, Kirchheimbolanden,
Zweibrücken und Neustadt, im Reichsdurchschnitt hingegen 37,4 Prozent) und auch bei der
Novemberwahl desselben Jahres, als die NSDAP reichsweit einen herben Rückschlag erlebte (33,1
Prozent), blieb ihr Ergebnis in der Pfalz mit 42,6 Prozent recht stabil. Begleitet waren diese
Wahlerfolge von massenwirksamen Werbekampagnen, etwa einer „Pfalzfahrt“ im Juli 1932 kurz vor
der Reichstagswahl, deren Veranstaltungen nach dem erfolgreichen Modell der „Deutschen Tage“
rechtsradikaler Verbände und Gruppierungen im rechtsrheinischen Bayern organisiert waren.
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Nationalsozialistische Diktatur
Spätestens seit 1930 hatte sich die Pfalz zu einer der „sichersten Hochburgen der NSDAP“
entwickelt.115) Auch bei der Reichstagswahl am 5. März 1933, wenige Wochen nach der
„Machtergreifung“, lagen die Wahlergebnisse in der Pfalz über dem Reichsdurchschnitt: 46,5
Prozent der gültigen Stimmen entfielen auf die NSDAP, also 2,6 Prozent mehr als im Reich, 3,4
Prozent mehr als in Bayern insgesamt. Bei einer Zählung im Januar 1935 gab es 35.213
Parteimitglieder in der Region, davon waren 47,8 Prozent vor 1933 in die NSDAP
eingetreten.116)
Neben der stabilen und organisatorisch gut aufgestellten Hausmacht stützte sich Gauleiter Bürckel
vor allem auf den Pressekonzern, den er seit Mitte der 1920er Jahre aufgebaut und nach 1933 mit
einer Sondergenehmigung Hitlers der Kontrolle des Präsidenten der Reichspressekammer, Max
Amann (1891–1957), entzogen hatte. Im März 1926 gab er mit dem „Eisenhammer“ das erste
antisemitische „Kampfblatt“ der NSDAP in der Pfalz heraus, ab 1930 dann die „NSZ-Rheinfront“,
die sich auf dem Markt rasch als auflagenstarke Tageszeitung etablierte (ab 1940 unter dem Namen
„NSZ-Westmark“). Bereits im Jahresverlauf 1933 gelang Bürckel ein massiver Einbruch in die
vielfältige Presselandschaft der Pfalz, innerhalb kurzer Zeit waren die unabhängigen Medien
gewaltsam zerschlagen. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs baute er zusammen mit Gerhard
Kuhn ein Presseimperium auf, das ihn zum Millionär machte. Die NSZ-Westmark wurde zur
größten Zeitung Süddeutschlands, mit einer durchschnittlichen Auflage von 273.000 im Jahr
1944.117)
Deutliche Akzente setzte der „rote Gauleiter“ in der Wirtschafts- und Sozialpolitik.
Seiner Maxime eines „Sozialismus der Tat“ folgend, verwirklichte er etwa die „Volkssozialistische
Selbsthilfe der Pfalz“, eine als Spende getarnte Zwangsabgabe aller Berufstätigen für öffentliche
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Die Wahl derart radikaler Mittel tat seiner Popularität in der
Bevölkerung kaum Abbruch, brachte eher einen regelrechten „Bürckel-Mythos“ hervor.118) Zugleich
gehörte Bürckel zu den militantesten Antisemiten unter den Gauleitern: Bereits 1940 meldete er
triumphierend an Adolf Hitler, sein Gau sei „judenfrei“.
In der machtpolitischen Auseinandersetzung zwischen den Gauleitern der NSDAP und der
Landesregierung in München verteidigte Bürckel seine regionale Sonderstellung als pfälzischer
Gauleiter erfolgreich. Er installierte treue Gefolgsleute auf politischen und administrativen
Schlüsselpositionen und setzte sich auch im Machtkampf mit Theodor Eicke (1892–1943) durch, der
in der Pfalz die SS aufgebaut hatte. Eicke ging im Juni 1933 nach München und wurde dort zum
Kommandanten des Konzentrationslagers Dachau ernannt. Im Gegensatz zu vielen anderen
Gauleitern lehnte Bürckel eine Regierungsverantwortung ganz bewusst ab, um seine politische
Sonderstellung nicht zu schwächen. So blieb das Amt des Regierungspräsidenten nach dem
erzwungenen Rücktritt von Ludwig Osthelder (1877–1954) seit September 1933 jahrelang vakant,
da Bürckel das angebotene Amt ablehnte, um nicht seinem Gauleiterkollegen Adolf Wagner (1890–
1944), zugleich bayerischer Innenminister, unterstellt zu sein.119)
Systematische Herauslösung der Pfalz aus Bayern
Daneben verfolgte Bürckel eine zweite Strategie, um seine Autonomie auszubauen: die
systematische Herauslösung der Pfalz aus Bayern. Dazu schuf er in kleinen, vermeintlich
unscheinbaren Schritten auf die Pfalz zugeschnittene Verwaltungseinheiten, die der Region bei einer
möglichen späteren Reichsreform Vorteile bieten sollten.120)
10
Zusätzlich dehnte er seinen Einflussbereich zielstrebig nach Westen aus, in Richtung Saargebiet.
Bereits seit 1934 war er Saarbevollmächtigter der Reichsregierung und erhielt von Hitler die
Vollmacht, das Gebiet (also auch die ehemalige bayerische Saarpfalz) nach der Rückkehr in das
Deutsche Reich als Reichskommissar zu leiten. Damit griff er über bestehende Grenzen nach Westen
aus. Das Ergebnis der Saarabstimmung von Januar 1935 (90,8 Prozent für die Rückgliederung)
interpretierte Hitler als persönliche Leistung des Gauleiters. Schritt für Schritt arbeitete Bürckel nun
auf eine Verwaltungseinheit „Saarpfalz“ hin. Bereits im Januar 1936 wurde der Gau „Pfalz-Saar“ in
„Saarpfalz“ umbenannt.
Der Konflikt mit der bayerischen Staatsregierung blieb nicht aus. Pikanterweise standen sich
in dieser Auseinandersetzung in erster Linie Pfälzer gegenüber: Bürckel auf der einen Seite
und der bayerische Ministerpräsident Ludwig Siebert (1874–1942), ein gebürtiger
Ludwigshafener Jurist, sowie Reichsinnenminister Wilhelm Frick (1877–1946) aus Alsenz auf
der anderen.
Siebert erwies sich dabei lange Zeit als „geschickter Verteidiger“ bayerischer Interessen gegen den
Machtanspruch Bürckels im Westen.121)
Als Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich seit April
1938 konnte Bürckel seine Nähe zu Hitler und die Erfahrungen eines großen Vereinigungsprojektes
direkt für die Saarpfalzfrage instrumentalisieren. Siebert war jedoch weiterhin nicht für derartige
Territorialpläne auf Kosten Bayerns zu gewinnen, auch nicht, als Bürckel einen Tausch der Pfalz
gegen das österreichische Vorarlberg vorschlug.122)
Faktisch gelang es Bürckel schließlich im April 1940, „für die Dauer des Krieges“ die bayerischpfälzische Verwaltungseinheit zu durchlöchern: Sein Reichskommissariat wurde mit dem Speyerer
Regierungspräsidium zu einem gemeinsamen Verwaltungssitz in Kaiserslautern zusammengelegt,
nur haushaltsrechtlich unterstand die Pfalz weiterhin Bayern.123) Im Dezember desselben Jahres
ordnete Hitler schließlich die Umbenennung des Parteigaues Saarpfalz in „Westmark“ an. Die
Bezeichnung wurde zu Jahresbeginn 1941 auf die Zivilverwaltung übertragen, Bürckels
Dienstbezeichnung war nun „Reichsstatthalter in der Westmark“ mit Sitz in Saarbrücken, noch
weiter westlich. Das Gebiet bestand de facto aus der Pfalz, dem Saarland und dem besetzten
Lothringen – obwohl letzteres nie offiziell angeschlossen wurde. Staatsrechtlich blieb die Pfalz bis
1945 allerdings Teil Bayerns.
Wirtschaftliche Entwicklung zwischen den Kriegen
Nach dem Ersten Weltkrieg war die Pfalz wieder zum Grenzland geworden, sie verlor wichtige
benachbarte Absatzmärkte und mit der Saarpfalz, die im Versailler Vertrag an das Saargebiet fiel,
auch einen Teil ihres Territoriums.124) Die französische Besatzungsherrschaft isolierte das Gebiet
zusätzlich. Im Ruhrkampf kam die Industrieproduktion völlig zum Erliegen, die Arbeitslosenzahl
stieg Ende 1923 auf 85.000 an. Sehr erfolgreich war hingegen die BASF, seit 1925 Mitglied der I.G.
Farben, mit ihrer Stickstoffproduktion. Als Motor des konjunkturellen Aufschwungs strahlte
Ludwigshafen seit 1925 auch auf die übrigen Industriezweige aus, allerdings nur bis zur
Weltwirtschaftskrise. Im März 1932 waren in der Pfalz erneut 87.000 Arbeitslose gemeldet.
Unter den Nationalsozialisten kam seit 1933 ein umfangreiches Arbeitsbeschaffungsprogramm in
Gang, für rund 60 Mio. RM investierte der Staat in der Pfalz. Zugleich schadete die restriktive NSAußenwirtschaftspolitik jedoch der exportorientierten Industrie, zudem hatte das entmilitarisierte
linke Rheinufer bis 1936 keinen Anteil an den umfangreichen nationalsozialistischen
Rüstungsaufträgen.
Der Umschwung kam erst mit dem Einmarsch deutscher Truppen im März 1936 – entgegen
den Bestimmungen des Versailler Vertrags – und dem Baubeginn am Westwall.
11
Allein in der Pfalz beschäftigte die Organisation Todt 1938 rund 40.000 Arbeitskräfte beim Bau
dieser Befestigungsanlagen entlang der deutschen Westgrenze. Die chemische Industrie der Pfalz
profitierte nun auch von der Rüstungs- und Autarkiepolitik der Nationalsozialisten und produzierte
verstärkt Kunstkautschuk (Buna), Stickstoff, synthetischen Treibstoff und Kunststoffe. Auch die
Landwirtschaft stellte auf Kriegsproduktion um: Man baute vermehrt Raps, Flachs und Hanf an.125)
Der Weinbau blieb weiterhin der drittwichtigste Wirtschaftszweig in der Pfalz, fast 28 Prozent der
gesamten deutschen Weinproduktion kamen aus dieser Region.
Die Deutsche Weinstraße
Allerdings war der Absatz in den Rekorderntejahren 1934/ 35 nicht zufrieden stellend. Nachdem die
Weinwerbung der Weimarer Republik nicht sehr erfolgreich gewesen war, griffen die
Nationalsozialisten ab 1934 gezielt in den Markt ein. Da sich der Weinbau jedoch nicht in das
rüstungspolitische Wirtschaftskonzept integrieren ließ, griff man zu anderen, vermeintlich
unpolitischen Maßnahmen. Der Reichsnährstand unter Richard Walther Darré (1895–1953) initiierte
„Patenwein“-Aktionen, eine alljährliche „Woche der deutschen Traube und des deutschen Weines“
sowie „Kraft-durch-Freude“-Reisen zu dörflichen Winzerfesten. Bereits den Jahrgang 1933 hatte
man auf dem traditionellen Neustädter Weinlesefest „Gleichschalter“ getauft, um die Absatzzahlen
zu steigern.126)
Bürckel übertrumpfte diese vom Reich ausgehenden Aktivitäten – er war mit Darré verfeindet
– und vollbrachte mit einer pfälzischen Sonderaktion einen „Geniestreich der Propaganda“.127)
Er eröffnete am 19. Oktober 1935 die „Deutsche Weinstraße“ mit einer spektakulären
Massenveranstaltung in Bad Dürkheim. Die 80 Kilometer lange Route erstreckt sich von Schweigen,
dort markiert durch ein überdimensionales „Deutsches Weintor“, durch Ober-, Mittel- und
Unterhaardt bis nach Bockenheim. Eingeordnet in einen kuriosen Kontext aus völkischer
Erlösungsideologie, Nationalismus, pfälzischem Selbstbewusstsein und NSFremdenverkehrswerbung schuf Bürckel ein weithin ausstrahlendes Symbol des deutschen Weines.
Der unmittelbare Werbeeffekt war zunächst gering, doch nach 1945 griff die deutsche Weinwerbung
GmbH erfolgreich auf die Marke „Deutsche Weinstraße“ zurück.128)
Quelle: Einsichten und Perspektiven, Bayr. Landeszentrale für politische Bildung
Josef Bürckel starb am 28. September 1944 eines natürlichen Todes. Prof. Dr. Siebeck, damaliger
Leiter der Universitätsschule Heidelberg, diagnostizierte gegen 23 Uhr am 27. September 1944:
Toxischer Kollaps, Dysenterie und schlechter Allgemeinzustand. Die Todesursache wenige Stunden
später war Kreislaufversagen.[10] Die spätere Verbreitung der These, Bürckel habe Selbstmord
begangen, nachdem er sich zuvor mit der NS-Führung überworfen habe, legt den Verdacht nahe,
dass das wahre Ausmaß der Verbrechen Bürckels und seine führende Rolle im Zentrum des NSRegimes nachträglich verschleiert werden sollte. Quelle: Wikipedia
12
Am 19. September 1941 wird das Terrorgesetz
„Einführung des Judensterns" erlassen.
Es hieß folgendermaßen:
„Juden, … die das 6. Lebensjahr vollendet haben,
ist es verboten, sich in der Öffentlichkeit
ohne Judenstern zu zeigen.
Der Judenstern besteht aus einem handtellergroßen, schwarz
ausgezogenen Sechsstern aus gelbem Stoff
mit der schwarzen
Aufschrift
„Jude".
Er ist sichtbar auf der linken Brustseite
des Kleidungsstückes fest aufgenäht zu tragen."
13
Form und Farbe der Markierung von Lagerhäftlingen in den Konzentrationslagern
Politisch
Kriminell
Emigrant
Bibelforscher
(Zeugen Jehovas)
Homosexuell
Asozial
Einfache
Winkel
Wiederholte
Insassen
Angehörige
einer
Strafkompanie
Markierungen
für Juden
Spezielle
Markierungen
Häftlingsnummer
„Jüd.
Rasseschänder“
Pole: „P“ auf einem
roten Winkel
„Rasseschänderin“
Tscheche: „T“ auf
einem roten Winkel
Fluchtgefahr
Wehrmachtsangehöriger:
Umgedrehter roter Winkel
Besonderer Häftling:
Braunes Armband
Die anwendbaren Markierungen wurden in
folgender Reihenfolge getragen:
Häftlingsnummer, Streifen für wiederholte
Insassen, Winkel oder Stern, Mitglied einer
Strafkompanie, Fluchtverdächtiger
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Synagoge in Böhl
Die Iggelheimer Juden hatten kein eigenes
Gotteshaus, so benutzen sie die Synagoge in Böhl,
erbaut 1839. Diese Möglichkeit war jedoch seit dem
9. November 1938, der sogenannten
Reichskristallnacht, nicht mehr gegeben, da die
Böhler Synagoge in dieser Nacht ein Raub der
Flammen wurde.
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Arbeitskreis:
Für Vielfalt und gegen Extremismus
Aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen
In der Zeit des Nationalsozialismus wurden auch in
(Böhl)-Iggelheim Mitbürger jüdischen Glaubens
und Zeugen Jehovas (Ernste Bibelforscher) wegen ihres Glaubens verfolgt,
verhaftet, verurteilt und deportiert.
Wer waren sie?
Was wissen wir noch über sie?
Was wurde aus ihnen?
Wo wohnten sie?
Deportiert und ermordet wurden die jüdischen Mitbürger:
Michael Mayer und seine Tochter
Susanne Mayer
Das Ehepaar Marx und Johanna Blum
und die Tochter Franziska Blum
Deportiert und überlebt haben:
Das Ehepaar Moritz und Rosa Wälder
Zeugen Jehova
verhaftet, verurteilt, verstorben:
Herr Jakob Bug
wahrscheinlich verurteilt und teilweise inhaftiert:
Katharina Bug
Durch unser gemeinsames Erinnern wollen wir dazu beitragen, dass sich die Zeit der
politischen Unterdrückung, Ausgrenzung und Verfolgung von Minderheiten
niemals wiederholt.
Diese Präsentation soll ein Zeichen sein gegen das Vergessen!!!
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NS-Zeit in Böhl-Iggelheim
Juden und Zeugen Jehovas in Iggelheim die von den Nazis deportiert und verhaftet
wurden!
Was wissen wir über sie? Wo haben sie gewohnt?
(Im Ortsteil Böhl lebten seit 1910 keine Juden mehr!)
In Iggelheim lebten ab Mitte 1940 nur noch 7 jüdische Mitbürger. Als Wagner-Bürckel-Aktion
bezeichnet man die Deportation von über 6500 Juden aus Baden und der Saarpfalz in das
Internierungslager Gurs am 22.Oktober. An diesem Tag wurde die jüdische Bevölkerung gegen 07:30
Uhr aufgefordert sich innerhalb kurzer Zeit (30min. bis 2 Std.) reisefertig zu machen, mit dem Befehl
zur Deportation aus ihren Wohnungen getrieben, gesammelt und abtransportiert.
Betroffen davon waren in Iggelheim Moritz und Rosa Wälder, Susanne und Michael Mayer 82 Jahre
alt!, sowie Franziska, Johanna und Marx Blum
Sieben Eisenbahnzüge aus Baden und zwei Züge aus der Pfalz fuhren mit den Deportierten ins
Landesinnere Frankreichs.
Die Fahrt ging über Avignon und Toulouse und dauerte 3 Tage und vier Nächte, bis die Gefangenen
schließlich am Fuße der Pyrenäen in Oloron-Sainte-Marie auf Lastwagen verladen und die meisten in
das Internierungslager Gurs verbracht wurden.
Zeugen Jehova lila Winkel
Judenstern
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Emma Bender, 1883 geboren, hielt lange Zeit den Betrieb
des von den Eltern geerbten Gemischtwarenladens in der Eisenbahnstraße 1
aufrecht.
Am 13.03.1937 verstarb sie unverheiratet.
Emma Bender war die Nichte von Michael Mayer III
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Michael Mayer *04.04.1858- Gurs +24.11.1940
verh. mit Elisabeth Mayer geb. Kahn *1868-+1930
Langgasse 1-3 Textilgeschäft
Das Ehepaar Mayer hatte 4 Töchter und einen Sohn
Tochter Mathilde verw. Süssel *1892- ausgewandert 29.02.1940 in die USA, dort verstorben 1977
(Mit ihren Töchtern Hannelore und Helga Süssel)***)
Tochter Amanda *1894-? Ausgewandert in die USA
Tochter Else *1899-? Ausgewandert in die USA
Sohn Paul *1897 nach schwerem Trauma durch 1. Weltkrieg Selbstmord 1926
Tochter Susanne Mayer *1895- Gurs, ermordet in Auschwitz 1942
Julius Mayer (Bruder von Michael Mayer)
Eisenbahnstr. 21
Ausgewandert in die USA
1938 Mayer Julius *18.07.1862 verheiratet mit
1938 Mayer Klara (geb. Levy) *14.05.1869
1938 Mayer Otto *06.10.1897 Sohn
1937 Mayer Lotte *16.10.1907 Tochter
Mayer, Ernst *1892 -?
***Von Iggelheim nach New York- Das Ende des Kaufhaus Mayer von Siegrun Wipfler-Pohl
veröffentlicht im Heimatjahrbuch 1994 des Landkreises Ludwigshafen schildert die Familiengeschichte Mayer eindrucksvoll
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Marx , Johanna und Franziska Blum
Buschgasse 32
Blum, Marx
*18.09.1877
Geburtsort: Iggelheim
Ehepartner: 1. Ehe Helena (geb. Fischer) Blum, gestorben 1921
2. Ehe Johanna (geb. Rein) Blum geh. am 22.12.1922
Ständiger Wohnsitz: Iggelheim
Todesdatum: 20.02.1942
Deportation: Gurs, dann nach Recebedou, beerdigt in Portet St. Simon
(Portet St. Simon= ist Bahnhof in Portet Garonne, Midi Pyrenees)
Blum, Johanna, 2. Ehefrau von Marx Blum
*01.08.1889
Geburtsort: Ketsch
Geburtsname: Rein (Rhein)
Ständiger Wohnsitz: Iggelheim
Deportation: über Gurs nach Recebedou nach Drancy (Paris)
28.08.1942 nach Auschwitz (ermordet)
Blum, Franziska, Tochter aus der 1. Ehe
* 04.09.1913
Geburtsort: Iggelheim
Familienstand: ledig
Ständiger Wohnsitz: Iggelheim
Deportation: über Gurs nach Recebedou nach Drancy (Paris)
12.08.1942 nach Auschwitz (ermordet)
Kurt Blum (geb. 18.07.1911) Sohn aus 1. Ehe mit Helena Blum
Auswanderung am 15.11.1939 nach Israel wahrscheinlich mit dem Sohn Sigmund Edmund Blum
geb. 21.06.1925 (Iggelheim) aus der 2. Ehe von Max Blum mit Johanna Blum
Kurt Blum meldete sich 1981 brieflich aus Israel.
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SA-Männer kleben während des Dritten Reiches ein Plakat mit der Aufschrift
"Deutsche! Wehrt Euch! Kauft nicht bei Juden" an die Schaufensterscheibe
eines Geschäfts, das jüdische Besitzer hat.
Mit Boykott und Ausgrenzung begann die Vernichtung der europäischen
Juden.
(Bild: dpa)
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Moritz *12.02.1870 und
Rosa Wälder *08.10.1878 in Breslau
Moritz Wälder betrieb das von den Eltern seiner ersten Frau übernommene Kolonialwarengeschäft
Dreyfuß in der Luitpoldstraße.
Herr Wälder belieferte seine Kunden direkt ins Haus mit einem Handkarren. Er wird 1925 als
Vorstandsmitglied der "Synagogengemeinde Böhl-Iggelheim" genannt, und 1932 als Schriftführer.
Frau Wälder verschenkte gerne „Matzen“ an Kinder, das flache ungesäuerte Brot der Juden.
Frau Wälder wollte 1932 einen 6 wöchigen Näh- und Zuschneidekurs im Gasthaus zum Bären
abhalten. Dieser Bekanntgabe folgte ein Zeitungsartikel vom NSDP Leiter Michael Postel vom
06.02.1932 in der N.S.Z –Rheinfront in Nr. 36 der bereits 1932 die Hinweise für die Unterdrückung
jüdischer Mitbürger in Iggelheim aufzeigt. (Siehe Anlage 1)
Frau Wälder bat die „Pfälzer Post*“ mit Datum des 13.02.1932 darum Ihre Gegendarstellung
abzudrucken, die Ihre intellektuelle Überlegenheit gegenüber dem Autor des vorgenannten Artikels
zeigt. (Anlage 2)
Moritz und Rosa Wälder wurden am 22.10.1940 wie alle anderen Juden aus Iggelheim (Pfalz und
Baden) in Eisenbahnzügen ins Internierungslager Gurs nach Südfrankreich gebracht.
Herr Wälder überlebte und verstarb am 08.04.1951 in Aix les Bains/Frankreich
Frau Wälder überlebte, sie kehrte am 19.05.1952 nach Iggelheim zurück.
Am 16.03.1972 verstarb sie in Speyer
Frau Rosa Wälder wurde in ihrem letzten Lebensabschnitt von ihrer Nachbarin Frau Erna Groß
liebevoll versorgt und gepflegt. Frau Wälder bedachte darauf hin Frau Groß in Ihrem Testament, eine
für uns alle sicherlich beeindruckende und versöhnliche Geste von der Verstorbenen.
Quelle: Iggelheim – ein Dorf und seine
Geschichte
alemannia-judaica.de/boehl_synagoge
Moritz Wälder Iggelheim
Kolonialwaren Mehl- und Futterartikel
Feine Liköre
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Anlage 1 zu Wälder
Michael Postel, Ortgruppenleiter der NSPAD in Iggelheim, äußert in folgendem Artikel offen seine
tiefverwurzelte antisemitische Haltung. Er will der Öffentlichkeit suggerieren, dass es einer jüdischen
Mitbürgerin wohl selbstverständlich untersagt sei, als Lehrerin für einen Zuschneidekurs zu arbeiten!
Veröffentlichung NSZ-Rheinfront Nr. 36 im Jahr 1932
„Was geht in Iggelheim vor?
Iggelheim 5. Febr. Durch die Ortsschelle ist bekannt gegeben worden, dass im Gasthaus Bären ein 6wöchiger Näh- und Zuschneidekurs stattfindet. Anmeldungen bei Frau Moritz Wälder. Soweit geht
noch alles in Ordnung. Jetzt aufgepaßt . Eine aus dem äußersten Osten Deutschlands, oft hört man auch
Polen, eingewanderte Rebekka vom Stamm Benjamin will Nähen und Zuschneiden lehren; als ob es in
Iggelheim an geeigneten Lehrkräften fehlen würde. Ja es kann vielleicht sein, dass die hiesigen
Nähschwestern nicht so bewandert sind im Synagogen- und Kaftanschnitt, ohne die wir aber auch
auskommen werden. Was will man nun eigentlich? Der bessere Grund warum diese Nähschule
errichtet worden ist, liegt beim evang. Frauenverein, bei dem der Wahlspruch „Kauft in deutschen
Geschäften“ endlich Platz greift. In erster Linie wird dadurch die hiesige hebräische
Manufakturenbranche in Mitleidenschaft gezogen, was dieser scheinbar schwer auf die Nerven geht.
Jetzt ist man auf einmal auf den famosen Gedanken gekommen eine Nähschule aufzumachen. Mit
anderen Worten, man will auf diese Weise die Leute wieder heranziehen, um dann im trauten Kreise
seine koscheren Geschäfte zu machen. Man weiß doch nur zu genau wie alles gedreht wird. Oder
glaubt jemand, dass dies alles nur deshalb geschieht, weil wir so schöne blaue Augen haben und eine
gerade Nase? Sicher nicht.“
Quelle: Iggelheim- ein Dorf und seine Geschichte
Josef Bürckels Zeitungen
1926 Eisenhammer
1930 NSZ-Rheinfront ab
1940 NSZ-Westmark
Im März 1926 gab Bürckel mit dem „Eisenhammer“ das erste antisemitische „Kampfblatt“ der NSDAP
in der Pfalz heraus. Am 1. Nov. 1930 erschien in dem von ihm eigens am 25.0kt.1930 neu gegründeten
Rheinfront-Verlag in Haßloch in der Druckerei Wittmann 1930 die 1. Ausgabe der „NSZ-Rheinfront“
mit einer Auflage von 3000 Exemplaren, die sich auf dem Markt rasch als auflagenstarke
Tageszeitung etablierte (ab 1940 unter dem Namen „NSZ-Westmark“). Bereits im Jahresverlauf 1933
gelang Bürckel ein massiver Einbruch in die vielfältige Presselandschaft der Pfalz, innerhalb kurzer
Zeit waren die unabhängigen Medien gewaltsam zerschlagen. Bis zum Ausbruch des Zweiten
Weltkriegs baute er zusammen mit Gerhard Kuhn ein Presseimperium auf, das ihn zum Millionär
machte. Die NSZ-Westmark wurde zur größten Zeitung Süddeutschlands, mit einer durchschnittlichen
Auflage von 273.000 im Jahr 1944.
Quellen:
Josef Bürckel: Gauleiter Reichsstatthalter Krisenmanager Adolf Hitlers von Lothar Wettstein
Einsichten und Perspektiven, Bayr. Landeszentrale für politische Bildung
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Anlage 2 zu Wälder
Gegendarstellung in der „Pfälzer Post“***) von Frau Wälder am 13.02.1932.
Wie wir in einem weiteren Artikel sehen, war eine kritische Antwort der von dieser Infamie
betroffenen Frau vor dem Jahre 1933 gerade noch möglich. Frau Wälder, offen, couragiert und
unerschrocken, bat die „Pfälzer Post“ mit Datum des 13.02.1932 darum, Ihre Gegendarstellung
abzudrucken, die ihre intellektuelle Überlegenheit gegenüber dem Autor des Artikels zeigt.
Unter obiger Fragestellung (Was geht in Iggelheim vor?) glossiert die „N.S.Z. in Nr. 36 vom 6. Februar
1932, in der bei ihr üblichen Weise meine Absicht, in Iggelheim einen Näh-Kurs abzuhalten.
In Nachfolgendem will ich auf die Frage in aller Form antworten:
Auf Anregung mehrerer Frauen und jungen Mädchen habe ich mich entschlossen, den genannten Kurs
zu Bedingungen abzuhalten, die auch den weniger bemittelten Einwohnern von Iggelheim die
Gelegenheit geben soll, ihre Kinder etwas lernen zu lassen. Darin liegt der tiefere Grund meines
Wollens und die maßgebenden Stellen haben mir auch ohne weiteres die Genehmigung zur Abhaltung
des Kurses erteilt. Soweit Herr Michel, geht also alles in Ordnung. Außer der Ordnung liegt allerdings
die Art , wie Nazi anständige und friedliebende Leute oder gut gemeinte Absichten glossieren.
Die „eingewanderte Rebekka vom Stamme Benjamin“ wie man mich zu nennen beliebt, ist in Breslau
geboren. Dass Breslau die Hauptstadt von Schlesien ist und mit Polen nichts zu tun hat, weiß jeder
Schuljunge. Ein „waschechter“ Nazi im Alter des Artikelschreibers braucht das nicht zu wissen. Weder
der Evangelische Frauenbund, noch die Kinderschulschwestern dürften gegen die Abhaltung des
Kurses etwas einzuwenden haben; noch weniger berührt diese Angelegenheit die Iggelheimer
Geschäftsleute. Ich habe es auch nicht nötig, mich um die hiesigen Manufakturwarengeschäfte zu
kümmern, weil mich meine eigenen Angelegenheiten voll in Anspruch nehmen. Wäre es nicht besser
und zweckdienlicher Herr Artikelschreiber, wenn Sie den gleichen Grundsatz befolgen wollten?
Vielleicht würde Ihnen dann auffallen, wie wenig es mit Ihren so genannten nationalsozialistischen
Grundsätzen vereinbart werden kann, mit jüdischen Leuten Versicherungsverträge abzuschließen und
an diesen Juden Geld zu verdienen. Vielleicht würden Sie dann auch die notwendige Zeit finden, um
Ihre treue Rebekka vom Stamme „Josef“ vor unangenehmen Ausflügen zu bewahren. Oder ist hier
vielleicht etwas nicht ganz in Ordnung, Herr Michel? Kehren Sie doch bitte vor der eigenen Türe und
halten Sie Ihre „braunen“ Augen in eigenen Angelegenheiten offen, bevor Sie Ihre gerade Nase in
anderer Leute Sachen stecken.
Frau Moritz Wälder“
Quelle:
Iggelheim –ein Dorf und seine Geschichte
***)Pfälzer Post:
Die Pfälzische Post war eine sozialdemokratische Parteizeitung, die im Herbst 1895 von Franz Josef Ehrhart in Ludwigshafen am Rhein
gegründet wurde. Sie war eine der regionalen sozialdemokratischen Parteizeitungen mit dem Verbreitungsgebiet Vorderpfalz und
Südpfalz.
Bis 1905 erschien sie als Kopfblatt der sozialdemokratischen Volksstimme, Mannheim. Danach war sie bis zum Ende der Weimarer
Republik eigenständig und wurde zu einer der wichtigsten sozialdemokratischen Zeitung für die Pfalz. Im März 1933 wurden die
Redaktionsräume der Pfälzischen Post in Ludwigshafen am Rhein von den Nationalsozialisten besetzt und die Zeitung musste ihr
Erscheinen einstellen.
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Zeugen Jehova in der NS-Zeit, die vergessene Opfergruppe
Die Reichsbrandverordnung vom 28.02.1933 bildet die Rechtsgrundlage für viele Verbote
und Verfolgungsmaßnahmen, auch gegen die Zeugen Jehova, die vom April bis Juni 1933
in den verschiedenen Ländern ausgesprochen wurde.
Noch im Sommer 1936 wurde innerhalb der Gestapo ein eigenes Sonderkommando zur Bekämpfung
der „Bibelforscher“ eingerichtet. Schon im August wurde mit Massenverhaftungen begonnen. In kurzer
Zeit gelang es der Gestapo, die Strukturen des Widerstandes zu zerschlagen.
Mit Beginn des II. Weltkrieges verschärfte sich die Verfolgung erneut. Als überzeugte
Kriegsdienstverweigerer wurden viele Zeugen Jehova zum Tode verurteilt.
Die in der Bibelforscherfrage verunsicherten Richter wurden von Hitler im August 1942 mit dem
Hinweis unter Druck gesetzt, dass es in der Tierwelt schließlich auch so sei, dass asoziale Elemente
ausgemerzt würden.
In den ersten Jahren war die Verweigerung des Hitlergrußes, die Wahlverweigerung und das
Fernbleiben von staatlichen Organisationen (Reichsluftschutzbund, Deutsche Arbeitsfront u.a.m.)
Anlass zu Entlassungen und diversen Formen öffentlicher Erniedrigung. Ihre Weigerung an den Feiern
zum 1. Mai teilzunehmen, hatte für viele Zeugen Jehova die fristlose Entlassung zu Folge.
Zahlungen und Renten- oder Pensionskassen wurden einbehalten, als angeblich asoziale Elemente
wurden ihnen auch die Arbeitslosenunterstützung verweigert.
Schulpflichtige Kinder von Zeugen Jehovas waren von Anbeginn starkem Gruppenzwang
ausgesetzt.
Von Lehrern wie Schülern ausgegrenzt und oft körperlich angegriffen, wurden nationalsozialistische
Rituale, die sie durch ihre Erziehung als Götzendienst empfanden, zum täglichen Spießrutenlauf.
-
die Zeugen Jehova waren die erste Religionsgemeinschaft, die durch die Nationalsozialisten
verboten wurden.
-
Ihnen wurde ein eigenes Abzeichen in den Konzentrationslagern (Lila Winkel) zugeteilt,
während andere christliche Regimegegner den politischen Häftlingen zugeordnet wurden.
-
Zeugen Jehovas waren die einzigen Insassen der KZ, die sich durch eine Willenserklärung, in
der sie ihrem Glauben abschworen, hätten freikaufen können und so die KZ hätten verlassen
dürfen. Die Frauen mussten den Treueid auf den Führer schwören.
Die Männer wurden in diesem Fall in Straf- und Bewährungsbatallionen an den gefährlichen
Frontabschnitten eingesetzt.
-
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Jakob Bug (*20.02.1898-+24.06.1945)
wohnhaft in der Sandgasse 41, Iggelheim
Jakob Bug wurde am
20. Febr. 1898 als Sohn von Peter Bug und Katharina Haß geboren.
Jakob Bug trat am 29. Nov.1916 als Landsturmpflichtiger bei Bay. Feld-Art Regt. 11 ein
und nahm bei Bayr. Res. Feld-Art-Reg 5 vom 14.05.1917 an verschiedenen
Stellungskämpfen und Schlachten in Frankreich teil und erhielt am 19.12.1917 das
Eiserne Kreuz 2 Klasse.
Ab 1923 hatte Bug Kontakt zu den Ernsten Bibelforschern (ab 1932 nennen sich
die Ernsten Bibelforscher: Zeugen Jehovas) und besuchte ihre Zusammenkünfte.
Wassertaufe bei den Ernsten Bibelforschern 1925.
1929 heiratete er Katharina Liedy, die Tochter von Liedy, Ludwig XI und Bullinger,
Margaretha Iggelheim.
Jakob Bug arbeitete als Maurer und später als Isolierer bei der IG Farben in
Ludwigshafen. Er wurde 1937 nach 25jähriger Betriebszughörigkeit entlassen, weil er es
abgelehnt hatte dem „Gemeinschaftsempfang“ einer Führer-Rede beizuwohnen.
Als er dem Gestellungsbefehl am 28. Aug. 1939 nicht folge leistet, nahm ihn die
Ortspolizei am 31. Aug. 1939 in Gewahrsam.
Bug wurde am 06.09.1939 wegen Fahnenflucht durch das Kriegsfeldgericht-Zweigstelle
Mannheim- zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt.
In einer neuen Verhandlung wurde das Strafmaß am 10.10.1939 auf lebenslänglich
Zuchthaus, Wehrunwürdigkeit und dauerndem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte
geändert. Im nächsten Jahr wurde das Urteil noch mehrfach abgeändert.
Spuren seiner Inhaftierung:
Bug war am 9./10. Juli 1940 auf dem Transport von Berlin nach Lingen im
Polizeigefängnis Hamm inhaftiert.
Er wurde am 20. Juli 1940 in das Strafgefangenenlager VII Esterwegen eingeliefert, am
8. Sept.1943 vom Zuchthaus Görden Landkreis Brandenburg/Havel nach Waldheim
überführt.
Nach mehr als 5jähriger Haft in verschiedenen Zuchthäusern wurde Bug am
29. Mai 1945 im Zuchthaus Waldheim befreit, verstarb wenig später am 24.06.1945 an
Tuberkulose, sowie der haftbedingten Entkräftung in den Lungenheilstätten Hainberg in
Zschardraß in Sachsen (Standesamt Colditz).
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Jakob Bug
Katharina Bug geb. Liedy, Iggelheim
Katharina Bug wurde am 02.05.1898 als Tochter von Liedy, Ludwig XI und Bullinger, Margaretha in
Iggelheim geboren. 1925 erhielt sie die Wassertaufe durch die Ernsten Bibelforscher. Am 12.05.1929
heiratet sie Jakob Bug, beide wohnten in der Sandgasse 41 in Iggelheim.
Von Frau Bug ist leider nicht viel bekannt. Vermutet wird, dass sie ebenfalls durch das Sondergericht
in Mannheim verurteilt wurde und sich wohl zeitweise in Haft befand. Quelle: Zeugen Jehova/Selters
Der Vermerk (Katharina Bug, ZJ, vom SoG MA verurteilt) befindet sich im Vernehmungsprotokoll
von Jakob Bug
Ebenso der nachfolgende Vermerk:
Frau Bug gab Kleidung für ihren Mann im U-Gefängnis (Sept. 1939) ab, in der sich ein Zettel befand:
„Lieber Jakob! Der Friede Jehovas sei mit Dir, sei ruhig und stark. Dein treues Kätchen“
Katharina Bug verstarb am 09.01.1953 in Iggelheim.
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