Juwelen der Lüfte Willkommen zur Foto-Ausstellung! Leicht und schön – wer lässt sich von solchen Eigenschaften nicht gerne inspirieren? Gibt es Schöneres, als „Schmetterlinge im Bauch“ zu haben? Wohl kaum. Als Hobbyfotograf und Naturliebhaber sind wir jedenfalls fasziniert von den „Juwelen der Lüfte“, den Schmetterlingen. Mitunter ist es schwierig, diese flatterhaften Wesen genauer zu beobachten. Fotos können da eine Hilfe sein. Mit dieser Fotoausstellung bieten wir Ihnen die Möglichkeit, einmal genauer hinzuschauen und so einige der heimischen Tagfalter aus der Nähe zu betrachten. Von den 140 in Baden-Württemberg vorkommenden Arten ist ein Großteil auch in unserer Region heimisch. Einige Texte werden über Lebensweise und ein paar Besonderheiten der Tagfalter informieren. Vielleicht genügt Ihnen aber auch der optische Eindruck. Wir – das ist die Kreisgruppe Emmendingen des Naturschutzbundes und der Hobbyfotograf Martin Höfflin aus Neustadt im Schwarzwald. Die Fotos sind alle in freier Natur und – abgesehen von Fotoapparat und PC – ohne Hilfsmittel entstanden. Der Sparkasse in Emmendingen gilt unser Dank für die Räumlichkeiten und die Preise, die Sie dann gewinnen können, wenn Sie sich an der Verlosung beteiligen. Viel Spaß und viel Glück! Naturschutzbund Deutschland Martin Höfflin Dickkopf-Falter Dickbauchfalter wäre für diese Tagfalterfamilie ein ebenso passender Name gewesen, wie Dickkopffalter. Nicht nur wegen der kleinen Größe (etwa so groß wie ein Daumennagel) muss man schon genau hinschauen, um die heimischen 10 Arten voneinander unterscheiden zu können und manchmal ist sogar ein Mikroskop zur genauen Bestimmung erforderlich. Die Färbung dieser „Riechkolben“ ist beispielsweise das Unterscheidungsmerkmal zwischen nebenstehendem Braunkolbigen Braun-Dickkopffalter und dem Schwarzkolbigen Namensvetter, der auf der folgenden Ausstellungstafel gleich doppelt zu sehen ist. In mancher Hinsicht ähneln die Dickkopffalter in ihrer Form eher den Nachtfaltern. Mit den anderen Tagfaltern verbindet sie unter anderem die keulenartige Form der Fühler. Dies ist das deutlichste Erkennungszeichen, um Tagfalter von Nachtfaltern zu unterscheiden, denn im Unterschied zur Namensgebung ist so mancher Nachtfalter auch bei hellem Tageslicht unterwegs. Die Fühler der Nachtfalter sind fadenförmig, gefiedert oder auch gesägt, wie bei diesem Grünwidderchen. Bläulinge Mit über 30 Arten bilden die Bläulinge eine große Familie, deren Vertreter keineswegs nur blau sind. Mit einer Flügelspannweite zwischen 2 und 4 Zentimetern sind sie meist etwas größer als die Dickkopffalter. Wegen dieser geringen Körpergröße sind sie vielen Spaziergängern noch unbekannt. Wer sie allerdings einmal entdeckt hat, wundert sich, wie es möglich war, an diesen bunt schillernden Juwelen der Lüfte jahrelang vorbeigegangen zu sein. Sie leuchten in kräftigen Orangetönen, über Türkis bis in ein tiefes kräftiges Blau. Innerhalb der Bläulingsfamilie werden die Zipfelfalter wegen einem kleinen Zipfel am Hinterflügel und die Feuerfalter wegen ihrer kräftigen violetten oder orangenen Farbe in je einer Gruppe zusammengefasst. Bei den anderen Bläulingsarten ist die Flügeloberseite der Männchen meist blau, die der Weibchen meist braun gefärbt. Die Farbintensität lässt mit der Lebensdauer nach. Zur Unterscheidung der einzelnen Arten ist bei vielen Bläulingen ein detaillierter Blick auf die Flügelunterseite erforderlich. Die Farbgebung und manchmal auch die Anordnung bestimmter Farbpunkte macht in der Regel eine eindeutige Zuordnung möglich. Kurios: Bläulinge und Ameisen Ein ganz besonderes Verhältnis haben manche Bläulingsarten zu bestimmten Ameisen. Vier Arten schmarotzerhafter Ameisenbläulinge sind bei uns heimisch. Als junge Raupen scheinen sie nach einer gewissen Zeit der Rohkostverpflegung überdrüssig. Über spezielle Drüsen sondern sie dann einen Duft ab, der dem Larven-Duft von Ameisen sehr ähnlich ist. Dies verlockt die Ameisen dazu, die vermeintlichen Ausreißer in den Ameisenbau zu holen und dort mit gutem Nektar durchzufüttern. Manche Bläulingsraupen sind allerdings auch mit diesem Futter nicht zufrieden und verköstigen dann auch Ameisenlarven. Haben sie genügend Futter zu sich genommen, verpuppen sie sich im Ameisenbau und verlassen das Nest nach wenigen Wochen als frisch geschlüpfte Falter. Erst in jüngster Zeit haben dänische Forscher entdeckt, dass Ameisen auf Jütland dem Lungenenzian-Bläuling mit seinem Duftimitat auf die Schliche gekommen sind. Sie veränderten ihrerseits die eigenen Duftnote und konnten so die Eindringlinge erkennen und „entlarven“. Harmonischer sieht die Symbiose zwischen einer anderen Ameisenart und den Silbergrünen Bläulingen aus. Hier sind es eher die Ameisen, die von der Gemeinschaft profitieren: Wenn die Ameisen mit ihren Fühlern die Schmetterlingsraupen „betrommeln“, sondern diese einen Nektar aus, den die Ameisen dann mit in ihren Bau nehmen, um ihren Nachwuchs zu füttern. Die „Zusammenarbeit“ ist einer Nutztierhaltung vergleichbar, denn die Ameisen bauen kleine Erdhöhlen, in welchen sie die Schmetterlingsraupen halten. Weißlinge In verschiedenen Gelb- und Weißtönen erscheinen die etwas mehr als 10 verschiedenen Arten dieser Gattung. Mit bis zu 12 Monaten hat der Zitronenfalter die höchste Lebenserwartung heimischer Schmetterlinge und ist bei schönem Wetter auch fast das ganze Jahr über zu sehen. Ab Mitte April legt das Zitronenfalter-Weibchen Eier an die Knospen des Faulbaumes (siehe Foto links). Ein neuer Zyklus im Schmetterlingsleben beginnt. Aus dem Ei schlüpft die Raupe, die sich nach 3-5 „Häutungen“ verpuppt, um sich dann wieder in einen Falter zu verwandeln. Je nach Falterart und klimatischen Bedingungen dauert der Zyklus bei uns wenige Wochen (z.B beim Kl. Feuerfalter) bis zu 2 Jahre (Weißbindiger Mohrenfalter). Neben dem Zitronenfalter überwintern nur wenige Edelfalter als Schmetterlinge. Etwa jeweils 15 Arten überwintern als Ei oder Puppe, hingegen überwintern gut 70 heimische Arten im Raupenstadium. Ritterfalter Mit Ihrer Flügelspannweite von bis zu 75 mm gehören die Ritterfalter zu den eindrücklichsten Schmetterlingen unserer Region. Leider ist der wunderschöne Apollofalter im Badnerland inzwischen ausgestorben, sodass diese Familie regional auf den (seltenen) Segelfalter und den relativ häufigen Schwalbenschwanz beschränkt bleibt. Eindrücklich ist das Paarungsverhalten beim Schwalbenschwanz, wegen ihrer Besonderheit auch Hilltopping genannt: Es scheint, als hätten sich die paarungswilligen Weibchen und Männchen für die Mittagszeit an wenig bewachsenen Bergkuppen verabredet. Sei es die Eichelspitze am Kaiserstuhl, der Hinterwaldkopf im Schwarzwald oder auch ein unscheinbarerer Hügel, die Schwalbenschwänze treffen sich dort von Anfang Mai bis Ende September. Feinschmecker und „Allesfresser“ Die gefräßige Raupe ist Sinnbild für hemmungslosen Genuss. In Wirklichkeit sind die Raupen zum großen Teil echte Feinschmecker, oft spezialisiert auf eine einzige Pflanzenart. Manche Bläulingsraupen sind auf Hornklee angewiesen, Schillerfalter auf Zitterpappeln, Perlmutterfalter auf bestimmte Veilchenarten. Während die ausgewachsenen Falter in der Nahrungsaufnahme eher bescheiden sind, entscheidet für die Schmetterlingsraupen oftmals das Vorhandensein einer bestimmten Pflanze über Sein oder Nichtsein. Edelfalter Etwa die Hälfte aller heimischen Tagfalter werden zu den Edelfaltern gezählt. C-Falter, Admiral, Kleiner- und Großer Fuchs, das Tagpfauenauge und auch der Trauermantel sind wohl deshalb vielen Menschen bekannt, weil sie – wie der Zitronenfalter – als Schmetterlinge überwintern und somit im Herbst als Letzte, im Frühjahr als Erste zu sehen sind. Auch die Puppen-Überwinterer Landkärtchen und Waldbrettspiel schlüpfen bei schönem Wetter bereits im April und gesellen sich bald schon zu den oben genannten Arten. Ähnlich den Bläulingen finden sich innerhalb der Edelfalter neben Einzelexemplaren wie Kleinem und Großem Schillerfalter, dem Blaukernauge oder auch dem Schachbrettfalter mehrere Gruppen, deren spezielle Arten wiederum nur schwer zu unterscheiden sind: Scheckenfalter, Perlmutterfalter, Wiesenvögelchen und Mohrenfalter. In aller Regel ist eine genaue Bestimmung nur über die Flügelunterseite möglich. Die Flügeloberseite lässt eine genaue Bestimmung nicht zu. Zwei Edelfalter zeichnen sich dadurch aus, dass sie in einer ersten Generation im Frühjahr anders gefärbt sind als in der 2. Generation des gleichen Jahres: C-Falter und Landkärtchen. C-Falter 1. Generation C-Falter 2. Generation Landk.1. Generation Landk.2. Generation Wanderfalter Manche Schmetterlinge sind standorttreu und verlassen das ihnen eigene Biotop nicht, sodass sie sich in einem Umkreis von nur wenigen 100 m bewegen. Das Gegenteil hierzu bilden die Wanderfalter, welche – ähnlich den Zugvögeln - Jahr für Jahr große Strecken zurücklegen. Neben dem Kleinen Fuchs, dem Admiral und dem Kleinen Perlmutterfalter, überbrückt besonders der Distelfalter weite Entfernungen. Zu uns kommt er aus Regionen südlich der Sahara, überquert das Mittelmeer und die Alpen und fliegt dann weiter bis nach Norwegen – und als neue Generation im Herbst dann auch wieder zurück. Im Jahr 2009 waren besonders viele Exemplare auch in unserer Region zu Gast. Offensichtlich können sich die Distelfalter an extreme Witterungsbedingungen anpassen. Selbst auf einer Höhe von 5 700 m wurde er im Himalaja-Gebirge schon gesehen. Ihre Eigenfluggeschwindigkeit beträgt dabei nur etwa 15 km/h. Jüngste Forschungsarbeiten haben gezeigt, dass sie die weiten Strecken dadurch überbrücken können, dass sie die Winde unterschiedlicher Luftschichten optimal nutzen. Auf Augenhöhe – ein Fototipp Soll es zu einer Begegnung zwischen FotografIn und Schmetterling kommen, ist nicht nur ein ruhiger Bewegungsablauf erforderlich, sondern auch ein förmliches „in die Knie gehen“ vor den Wundern der Natur. Wer sich auf Augenhöhe begibt, gewinnt einen anderen Eindruck, der sich dann auch in den Fotos zeigt. Technisch hilfreich ist eine Spiegelreflexkamera mit einem Tele- und/oder Makroobjektiv, sowie einem Einbeinstativ zum Schutz vor Verwacklung. Die offene Blende sorgt dafür, dass der Hintergrund verschwimmt. Licht und Farben Ein besonderes Phänomen ist die unterschiedliche Farbenpracht der Tagfalter. Zwei ganz verschiedene „Methoden“ hat die Natur gewählt, um die Farben zu erzeugen. Für beide Varianten gilt zunächst die Grundbedingung, dass die Flügel der Falter oben und unten mit Schuppen aus Chitin bedeckt sind (links 60-fach, 600-fach und 3 600-fach vergrößert). Die große Mehrzahl der Farben entstehen dadurch, dass Farbpigmente im Chitin der Flügelschuppen eingeschlossen sind. Anders verhält es sich mit der Farbe Blau bei den Schillerfaltern. Sie entsteht durch die Feinstruktur der Schuppen auf der Flügeloberseite. Diese sorgen dafür, dass die roten und gelben Farbtöne von der tannenähnlichen Struktur „geschluckt“ werden, während das blaue Licht reflektiert wird. Je nach Blickwinkel erscheint so die Flügeloberseite der Schillerfalter in einem kräftigen Blau oder im Braun der (durchschimmernden) Pigmentfarben der Flügelunterseite.