Das Lebenshaus 2.0: Neue Wege in der Online

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WissensWert
1
2014
INFOBRIEF FÜR BETROFFENE MIT SELTENEN SOLIDEN TUMOREN: GIST, SARKOME, NIERENKREBS
Das Lebenshaus 2.0:
Neue Wege in der Online-Kommunikation
Ein guter Auftritt im Internet und in sozialen Netzwerken ist für
gemeinnützige Vereine unerlässlich. Daher hat das Team des
Lebenshauses in den letzten beiden Jahren viel Zeit und Arbeit
investiert, um einen neuen Online-Auftritt voranzubringen: die
Webseite wurde völlig überarbeitet und modernisiert. Im Zuge
dieser Neuorientierung wird gleichzeitig die Kommunikation
des Lebenshauses mit Mitgliedern und Interessenten,
moderner, schneller und online-basierter ausgerichtet.
Anfang 2014 war es dann endlich soweit:
die neue Webseite des Lebenshauses konnte
online gehen. Wie viele von Ihnen vielleicht noch wissen, war der alte Internetauftritt des Vereins eher statisch und bot leider
nicht die Kommunikations-Möglichkeiten,
die wir vom Lebenshaus unseren Patienten
gerne schon lange angeboten hätten. Der
Auftritt sollte insgesamt moderner und interaktiver werden und alle drei IndikationsBereiche des Vereines auf einer Seite zusammenbringen. Dies war nicht ganz einfach, denn den vielzähligen Anforderungen
standen oftmals technische Probleme gegenüber. Uns ist bewusst, dass Sie lange auf
die neuen Seiten warten mussten, doch wir
würden sagen: „das Warten hat sich durchaus gelohnt“.
Neuer Internetauftritt
des Lebenshauses:
www.daslebenshaus.org
Der Zugang zur neuen Lebenshaus
Webseite erfolgt über die zentrale Adresse
www.daslebenshaus.org. Zusätzlich sind
auch weiterhin die drei bisherigen Adressen,
www.lh-gist.org, www.lh-sarkome.org
und www.lh-nierenkrebs.org aktiv und
führen direkt auf die Startseiten des
jeweiligen Erkrankungsbildes.
Die neue Seite vereinigt also alle drei
Bereiche des Lebenshauses auf einer Homepage. Hinzugekommen sind die Rubriken
„Verein“ und „Leben“:
VEREIN
GIST
SARKOME
NIERENKREBS
LEBEN
Diese sind durch ihre unterschiedliche
Farbgebung leicht erkennbar und bein­
halten relevante Themen zu den jeweiligen
Erkrankungen sowie Allgemeines zum Verein und einem Leben mit der Erkrankung.
Weitere, allgemeine Informationen sind zusätzlich im rechten Bereich der Seite erreichbar. Direkt unterhalb der Landschaftsbilder befindet sich ein Suchfeld, auf dem
Sie nach bestimmten Themen suchen können. Dazu einfach den Suchbegriff eingeben und auf das kleine Lupenzeichen klicken. Schon erscheinen alle relevanten Beiträge zum gesuchten Begriff.
Unter dem Suchfeld findet sich ein blauer
Balken mit dem weißen Schriftzug „Im
Fokus“. Hier finden sich Kontaktformulare,
das Online-Forum, Informationen zu unseren Patientengruppen und Terminen, das
Lexikon für medizinische Fachausdrücke
sowie Informationen zur Mitgliedschaft im
Lebenshaus e.V. und der Möglichkeit zu
spenden und zu helfen.
Inhalt
nDas Lebenshaus 2.0
1
nDankeschön
3
n Ehrenamtliches Engagement
6
nMitgliederversammlung
7
n Nationale Foren
10
n Stimmen Ihre Daten noch?
13
nGrundrecht-Charta
15
nPatientenunterstützung
17
n Meldungen aus der „GIST-Welt“ 22
n Regorafenib zugelassen
26
nGIST-Forum
28
n GIST-Gruppe Siegerland
30
n Schweizer GIST-Gruppe
31
n New Horizons
34
nSarkom-Forum
36
nTumorchirurgie
38
n Sarkomkonferenz in Berlin 41
n Sarkom-Gruppe Schweiz
42
nSPAEN-Konferenz
43
n NZK: Aus der Wissenschaft
46
n Immuntherapie gegen Krebs
52
nNierenkrebs-Forum
56
n 4. IKCC-Konferenz
60
n Neues Infomaterial
62
n Ehrenamtliche on Tour
64
n Patientengruppe Stuttgart
66
n Patientengruppe Fulda
68
n Kunst für das Leben
69
n Lebenshaus – persönlich
70
nMitgliedsantrag
73
nImpressum
75
n Terminkalender Januar/Februar 76
2014
1
WissensWert
Soziale Netzwerke – heute
nicht mehr wegzudenken
Auch in den gängigen sozialen Netzwerken
ist das Lebenshaus jetzt vertreten: so sind
wir auf Facebook, Google+, Twitter, Youtube und Vimeo zu finden. Diese Kanäle
möchten wir zukünftig verstärkt nutzen,
um in direkten Kontakt mit Ihnen zu treten. Auf Facebook, Twitter und Google+
werden tagesaktuelle Neuigkeiten gepostet.
Hier ist auch Ihre Meinung gefragt –
kommentieren, teilen und „liken“ unserer
Beiträge ist daher ausdrücklich erwünscht.
Auf Youtube und Vimeo werden wir in den
kommenden Wochen und Monaten nach
und nach Videos und Beiträge von und mit
unseren Patienten einstellen.
Erweiterter Nutzungs­
bereich für LebenshausMitglieder
Die neue Lebenshaus-Seite verfügt über
verschiedene Zugangsebenen. So gibt es:
n einen öffentlichen Bereich auf den alle
Besucher der Seite Zugriff haben, mit:
• Allgemeinem zum Verein,
• detaillierten Informationen zu den
Erkrankungen GIST, Sarkome und
Nierenkrebs,
• aktuellen Neuigkeiten und
Nachrichten,
• Terminkalender mit Veranstaltungs­
ankündigung und
• Tipps zum Leben mit der Erkrankung
n
Zugang zu den Social Media-Auftritten
erhalten Sie ebenfalls über die Website des
Lebenshauses. Mit einem Klick auf das
jeweilige Logo im Bereich „soziale Netzwerke“ gelangen Sie direkt zum entsprechenden Dienst. Also, surfen Sie drauf los
und teilen und twittern Sie mit uns!
einen Mitgliederbereich mit Zugriff auf:
• weiterführende Informationen und
Downloads,
• den Mitgliederbereich im OnlineForum,
• die Lebenshaus-Bibliothek,
• ein „schwarzes Brett“ und
• Galerien mit Fotos unserer
Veranstaltungen.
Auch Sie möchten den vollen Umfang der
Webseite und des Online-Forums nutzen?
Kein Problem, einen Mitgliedsantrag finden
Sie in diesem WissensWert auf Seite 73.
Lebenshaus Online-Forum –
Wissen, Erfahrungen und
Gemeinschaft auf einen
Klick
© Enoc-vt
Gefällt mir!
2
Sie möchten sich mit anderen Patienten
oder Angehörigen austauschen? Ihre
eigenen Erfahrungen und Erlebnisse mit
anderen teilen? Oder einfach einmal eine
Frage an einen Mitpatienten stellen? Und
dies am besten ganz bequem und einfach
von Zuhause aus? Dann ist das neue
Lebenshaus Online-Forum genau das Richtige für Sie: Ein Forum ist ein Ort für den
schriftlichen Austausch im Internet. Es
können Fragen gestellt werden, Antworten
verfasst, Gedanken und Meinungen ge­
äußert und Erfahrungen geteilt werden.
Eine schöne Sache, doch wie steht es dabei
mit der Intimsphäre? Viele Nutzer haben
eine Hemmschwelle im Internet zu schreiben, denn dort ist ja meist alles auffindbar.
Nicht so im Lebenshaus Online-Forum.
Im Gegensatz zu anderen Internetforen, in
denen jeder Internetnutzer still mitlesen
kann, war es uns wichtig, dass sich unsere
Mitglieder in einem geschützten Bereich
bewegen und äußern können und die Beiträge nicht von außen (z.B. über eine Suchmaschine) gefunden werden können. Aus
diesem Grund kann im Online-Forum nur
nach vorheriger Registrierung geschrieben
und gelesen werden. Das heißt, jeder, der
im Forum lesen oder schreiben möchte,
muss uns dies über den Registrierungs­
prozess mitteilen und wird dann vom
Mitarbeiter-Team des Lebenshauses frei­
geschaltet. So können wir allen Nutzern
einen sicheren Raum anbieten, indem Sie
sich ungestört mit Gleichgesinnten aus­
tauschen können.
Auch hier gibt es eine Besonderheit für
unsere Mitglieder: diese haben Zugriff auf
alle Bereiche des Forums. Sie sind derzeit
noch kein Mitglied, würden aber gerne einmal sehen, was in unserem Online-Forum
alles diskutiert wird? Kein Problem, NichtMitglieder können sich ebenfalls registrieren und erhalten dann einen Gastzugang
mit dem sie Zugriff auf den öffentlichen
Bereich des Forums haben. Ihnen werden
lediglich die Überschriften der vorhandenen Themen im Mitgliederbereich angezeigt. Wichtig: „öffentlicher Bereich“ heißt
auch hier, dass die dort eingestellten Nachrichten nicht mittels Suchmaschinen auffindbar sind und auch nur von Personen
eingesehen werden können, die im Lebenshaus Online-Forum registriert sind.
2014
1
Das Lebenshaus
Wie läuft die Registrierung?
Um den Mitgliederbereich und das OnlineForum besuchen zu können, ist es nötig sich
auf der Website anzumelden (einzuloggen).
Vor der ersten Anmeldung müssen Sie sich
einmalig für die Seite registrieren. Dies ist
ganz einfach: Dazu lediglich im rechten unteren Bereich der Lebenshaus-Webseite auf
den Button „Registrieren“ klicken und den
Anweisungen folgen.
Als erstes ist es nötig, Ihre persönlichen
Daten zu übermitteln. Achtung: der anzugebende Benutzername wird im Forum
allen anderen Nutzern sichtbar sein. Daher
werden hier oft sogenannte Nicknames, also
„Spitznamen“ gewählt, die je nach Wunsch
mehr oder weniger auf den eigentlichen
Benutzer hinweisen. So haben wir beispielsweise die Benutzernamen Rosa oder Inge,
aber auch Marienkäfer oder Veilchen.
Ist alles ausgefüllt, bitte das Formular „absenden“. Nun erhalten Sie eine E-Mail des
Lebenshauses. Folgen Sie auch hier einfach
den Anweisungen in der Nachricht und
klicken Sie auf den blau geschriebenen Link
- Ihre E-Mail-Adresse ist dann bestätigt.
So können wir verhindern, dass sich bei der
Registrierung Rechtschreibfehler in der
Adresse einschleichen oder Hacker sich mittels automatischen Anwendungen Zugriff
auf den internen Bereich unserer Website
verschaffen.
Jetzt wird Ihre Registrierung von den
Lebenshaus-Mitarbeitern geprüft und je
nach Status (Mitglied oder Gast) die unterschiedlichen Zugangsrechte vergeben.
Darauf hin erhalten Sie eine weitere E-Mail
mit der Information, dass der Registrierungsprozess nun abgeschlossen ist. Sollten
Sie bereits Mitglied im Lebenshaus sein,
können Sie auf den Mitgliederbereich und
das Online-Forum zugreifen. Als Gast
erhalten Sie lediglich eine Berechtigung für
den „öffentlichen Teil“ des Forums.
Sollten Sie keinen elektronischen News­
letter wünschen und lieber eine gedruckte
Version gesendet bekommen, geben Sie uns
bitte einfach Bescheid.
Eine detaillierte Anleitung zum Registrierungsprozess finden Sie auch auf der
Lebenshaus-Internetseite unter der Rubrik
„Forum“ im rechten Navigationsmenü.
Sollte es dennoch Probleme bei der Registrierung oder Anmeldung geben, können Sie
gerne jederzeit mit dem Lebenshaus-Team
Kontakt aufnehmen unter:
[email protected]
Vielen Dank!
Aktuelle Information mittels
E-Mail und Newsletter
Damit aktuelle Informationen noch schneller und aktueller bei Ihnen ankommen,
wird in den kommenden Wochen die
Kommunikation des Lebenshauses um den
Baustein „Newsletter“ erweitert. Wundern
Sie sich also nicht, wenn in Kürze Post vom
Lebenshaus in Ihrem E-Mail-Postfach
landet. Damit der Newsletter jedoch auch
bei Ihnen ankommt, sind wir auf aktuelle
Daten Ihrerseits angewiesen.
Sind Sie kürzlich umgezogen?
Hat sich Ihre Telefonnummer oder
E-Mail-Adresse geändert?
Dann teilen Sie uns dies bitte auf dem
Formular auf Seite 13/14 mit oder senden
Sie uns eine E-Mail an:
[email protected].
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WissensWert
WissensWert
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machen die Entdeckung neuer Therapien möglich.“
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3
2014
1
WissensWert
Dankeschön…
Das Jahr neigt sich langsam dem Ende zu und wir blicken
zurück auf eine Zeit voller aufregender, schöner aber auch
trauriger Momente. Wir möchten heute die Gelegenheit ergreifen und einmal Danke sagen an alle, die „Das Lebenshaus“
in den vergangenen Monaten unterstützt haben.
Sei es druch:
n
aktive Übernahme alltäglicher Aufgaben wie die Teilnahme an Info-Veranstaltungen, Telefondienst, Basisrecherchen, Versandaktionen, Schreiben von
Artikeln für den Wissenswert, Erfahrungsaustausch und so vielem mehr.
n die Arbeit als Patientenkontakt, der in
der Region den Patienten vor Ort zur
Verfügung steht, sich für die Patienten
vor Ort einsetzt, sie unterstützt und betreut.
Besonderer Dank gilt auch…
… unseren Experten, die ihre Zeit und
ihr Wissen zum Wohle unserer Patienten
einsetzen.
… unseren Mitgliedern, die uns regelmäßig
mit ihrem Mitgliedsbeitrag unterstützen.
… unseren Spendern, die durch ihren
finanziellen Beitrag Projekte möglich
machen, mit deren Hilfe wir noch mehr
Patienten erreichen können.
… Spendern, die durch außergewöhnliche
Taten wie Jubiläums- oder Geburtstagsspenden, Erbschaften oder Benefiz­
veranstaltungen ihre Verbundenheit zum
Lebenshaus zum Ausdruck bringen oder
einen größeren Betrag gesendet haben, wie:
Bernd und Manuela Andert, Wiesbaden
Dr. Walter Best, Weisenheim
Agnes Beuting, Vreden
Sigrid Frieß, Wuppertal
Bruno Gütlein, Redwitz
Anna Goch, Braderup
1
Beate Heine, München,
die die Einnahmen aus dem Verkauf der
Bilder ihrer ersten Vernissage teilweise an
das Lebenshaus gespendet hat (mehr dazu
lesen Sie auf Seite 69).
Dr. Peter Hemberle, Karlsruhe,
der anstatt Geschenken zum Geburtstag,
um eine Spende an uns gebeten hat.
2
Dr. Hans Rudolf Howind, Langenhagen
Inge Loos, Willmenrod
Dr. Wolfgang Orth, Karlsruhe
Rita Stoltz, Darmstadt
Isabella Ott, Hamburg
Jackie Plötz, Bamberg
Axel u. Christine Rösner , Darmstadt
... vor allem auch den Angehörigen, die in
ihrer schwersten Stunde an uns dachten und
Das Lebenshaus mit einer Kondolenzspende
bedacht haben:
Christina Anders, Berlin (Bild 1)
Sigfried Donath, Rüsselsheim (ohne Foto)
Peter Furche, Görlitz (Bild 2)
Margarete Klein, München (ohne Foto)
Jürgen Middel, Straelen (Bild 3)
Jürgens Partnerin und auch sein Arbeitgeber
hatten mittels einer eigens angelegten
„Kondolenzseite“ auf der Firmen-Website
um Spenden gebeten.
Michael Stolz, Obereisenheim (Bild 4)
Heinz Wittkus, Heidelberg, (Bild 5)
dessen Angehörige in Gedenken an den
Verstorbenen an Das Lebenshaus e.V.
gespendet haben und so einen wichtigen
Beitrag zur Weiterführung unserer Arbeit
geleistet haben.
3
4
Vielen Dank für die freundliche Genehmigung zur Nennung des Namens und den Druck eines Fotos.
4
5
2014
Spenden Sie
Doch Dieses Jahr
In Der Vorweihnachtszeit
Mal Jemand
Ganz Besonderem:
Sich selbst!
1
Das Lebenshaus
Mit jeder Spende an Das Lebenshaus e.V. helfen Sie nicht
irgendeinem Verein. Sie helfen sich selbst und anderen
Patienten! Sie spenden an IHRE Organisation, die
etwas bei IHRER speziellen Erkrankung unternimmt.
Somit ist jede Spende auch eine Investition in die
Zukunft. Eine Investition in die Zusammenarbeit mit den
besten Experten, in umfangreiche Betreuung,
verständliche Information, höhere Behandlungsqualität,
zielgerichtete Forschung und Interessen­vertretung für
IHRE Erkrankung – GIST, Sarkom oder Nierenkrebs.
Helfen Sie uns - IHNEN und anderen Patienten zu helfen!
Wieviel auch immer Sie an IHR Lebenshaus spenden:
IHRE Spende wird einen Unterschied machen…
Herzlichen Dank!
Ihre Spende:
Sich Selbst
Und Anderen Helfen!
Wir wünschen Ihnen und Ihren Ange­hörigen eine
schöne Vorweihnachtszeit, frohe Weihnachten und einen
guten Start in das neue Jahr. Wir freuen uns schon jetzt
darauf, von Ihnen im neuen Jahr zu hören, zu lesen oder sie
auf einer unserer regionalenVeranstaltungen in 2015
wieder zu sehen…
IHR LEBENSHAUS-TEAM
5
2014
1
WissensWert
Ehrenamtliches Engagement im Lebenshaus:
Mit anpacken für den Verein!
Vereine leben von und mit dem ehrenamtlichen Engagement
Ihrer Mitglieder - so auch Das Lebenshaus e.V. An dieser Stelle
möchten wir uns daher einmal ganz herzlich bei unseren ehrenamtlichen Mitarbeitern bedanken! Vielen Dank an alle helfenden Hände: Ohne Euch, wäre Vieles nicht möglich.
„Es ist wirklich klasse, wie sich unsere
Patienten in der täglichen Arbeit einbringen“, berichtet Markus Wartenberg,
Bereichsleiter GIST/Sarkome. „Mittlerweile haben sich einige Mitglieder tief in
die verschiedenen Krankheitsbilder eingearbeitet. Wir nennen sie “Experten-Patienten“. Sie sind selber erkrankt, können ihre
Erfahrungen an andere Betroffene weitergeben und entlasten die Bereichsleiter an
der
Telefon-Hotline“, so Wartenberg weiter.
Gerade dieser erste Kontakt mit hilfe­
suchenden Patienten, die auf so viele Fragen
keine Antwort haben, sich oft nicht richtig
behandelt und alleingelassen fühlen, ist
enorm wichtig. Teilweise dauern diese
Gespräche bis zu einer Stunde. „Danach hat
man oftmals ein gutes Gefühl“, weiß Peter
R., Aktiver im Telefondienst Nierenkrebs.
„Weil man einfach helfen und dem Patienten Unterstützung geben oder etwas Mut
zusprechen konnte. Aus der eigenen Erfahrung zu berichten und damit gleichzeitig
Hoffnung zu geben, das ist wirklich toll“,
so der Nierenkrebs-Patient weiter.
Doch dies ist nur ein kleiner Teil des ehrenamtlichen Engagements. Zusätzlich sind sie
beispielsweise auf regionalen Veranstal­
tungen wie Krebsinfo- oder Patiententagen
unterwegs. Dort vertreten sie das Lebenshaus und übernehmen den Erstkontakt zu
anderen Patienten.
Die Veranstaltung der „Sarkom-Tour“ ist
ein weiteres herausragendes Beispiel für
ehrenamtliches Engagement im Lebenshaus.
Die alljährlich stattfindende Fahrrardtour
rund um den Essener Baldeney-See wird
durch Unterstützung von Karin Arndt in
6
Zusammenarbeit mit dem Sarkomzentrum
des Universitätsklinikums Essen organisiert
– einen Bericht zu der Sarkom-Tour finden
Sie auf der Lebenshaus-Website. „Es ist mir
wichtig, das Lebenshaus aktiv zu unterstützen. Zu Beginn meiner Erkrankung fühlte
ich mich oft allein gelassen mit der Erkrankung, Anderen soll es nicht so gehen“, berichtet Karin Arndt. „Die Sarkom-Tour bietet eine gute Möglichkeit, Gleichgesinnte
zu treffen und sich mit anderen auszutauschen. Und dies in einem völlig zwanglosen
Rahmen in freier Natur. Klar, dass ich da
meinen Verein bei der Organisation gerne
unterstütze.“
Auch kleinere Übersetzungstätigkeiten oder
das Korrektur lesen von Texten und FlyerEntwürfen wird gern von ehrenamtlichen
Mitarbeitern übernommen. „Jeder bringt
sich so ein wie er kann. Wer gut Englisch
spricht, übernimmt Übersetzungen, wer
computertechnisch begabt ist, kann uns
beim Thema Webseite unterstützen. Und
das alles angepasst an die verfügbare Zeit
und den jeweiligen Gesundheitszustand. Ich
versuche immer, zeitunkritische Arbeiten
an unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter
weiter zu geben“, erklärt Berit Eberhardt
Bereichsleiterin Nierenkrebs.
Gerade für einen kleinen Verein wie das
Lebenshaus, ist die Mitarbeit der Mitglieder
eine große Hilfe. Daher würden wir uns
über weitere aktive Unterstützer freuen. Es
gibt noch viele Aufgaben, die übernommen
werden können.
Sie möchten mithelfen?
Dann wenden Sie sich einfach an
das Team des Lebenshauses:
Per Post:
Das Lebenshaus e.V.
Untergasse 36
61200 Wölfersheim
Per E-Mail:
[email protected]
Tel.: 0700 4884 0700
(Bereich GIST/Sarkome)
Tel: 0700 5885 0700
(Bereich Nierenkrebs)
Wir benötigen SIE
zur Unterstützung für:
• die Gruppenleitung neuer GIST
oder Nierenkrebs-Patientengruppen in Ihrer Region
• das Lektorat von Texten
(für unsere Printmaterialien,
aber auch für die Webseite)
• die Zusammenfassung von
wissenschaftlichen Veröffent­
lichung in patientengerechte
Sprache
• Übersetzungen von
Deutsch /Englisch oder auch
Englisch/Deutsch
• die Unterstützung beim
Einstellen von Inhalten auf
unserer Webseite (Joomla Basis)
z.B. für die Studiendatenbank
• den Telefondienst
und Vieles mehr, was hier nicht
genannt ist… wir freuen uns über
jede helfende Hand!
2014
1
Das Lebenshaus
Mitgliederversammlung 2014:
Satzungsänderung und Neuwahl des Vorsitzenden
Am 20. September 2014 lud „Das Lebenshaus e.V.“ zur
12. ordentlichen Mitgliedsversammlung nach Darmstadt ein.
Alle 118 aktiven Mitglieder des Vereins erhielten dazu im
Vorfeld eine schriftliche Einladung. Erfreulicherweise ist eine
Vielzahl der Aktiven der Einladung gefolgt, die Versammlung
war so gut besucht wie nie zuvor.
Nach einer kurzen Begrüßung durch den
Vorstandsvorsitzenden Kai Pilgermann und
die Feststellung der ordnungsgemäßen Einberufung (Einladung vom 28. August 2014)
wurde die Versammlung eröffnet. Alle Vorstandsmitglieder stellten sich kurz vor und
die Teilnehmerzahl der stimmberechtigten
Mitglieder und der Gäste wurde festgestellt.
Der Verein wird von einem BetroffenenVorstand geleitet. Derzeit werden 2672 Patienten und Begleiter betreut, davon sind
aber bei weitem nicht alle Mitglieder. Die
Steigerung dieses Anteils bleibt ein Ziel für
die nächsten Jahre.
Es folgte ein kurzer Überblick über den
Verein, seine Mitarbeiter sowie die betreuten Patienten und Mitglieder. Auch im vergangenen Jahr ist die Zahl der vom Lebenshaus betreuten Patienten in allen drei Indikationen gestiegen – vor allem im Bereich
Sarkome. Jedoch ist die Zahl derer, die auch
Mitglied werden bzw. Mitglied sind, nach
wie vor nicht befriedigend – so liegt sie bei
den Sarkomen bei ca. 15%. Im Durchschnitt wird nur jeder 4. Patient auch Mitglied im Lebenshaus. Dies ist sehr bedauerlich, denn eine Mitgliedschaft zeigt dauerhafte Solidarität und leistet einen großen
Beitrag zur Unterstützung der Arbeit des
Lebenshauses für alle seine Patienten.
Danach berichteten die Bereichsleiter Markus Wartenberg (GIST/Sarkome) und Berit
Eberhardt (Nierenkrebs) über ihre Projekte
und Tätigkeiten aus dem Jahr 2013.
Tätigkeiten und Meilensteine
im Bereich GIST waren:
n Unterstützung der neuen
„Adjuvanz Studie“ SSGXII
n Risikoklassifizierung und Mutationsanalyse sollen Standard in der Diagnose
für alle Patienten sein
n Klarere Risikoklassifizierung für die
adjuvante Imatinib-Therapie
n Vernetzung der GIST-Aktivitäten mit
der Sarkom-Community für Synergieeffekte
n Für die metastasierte Erkrankung:
• Verifizierung des Progresses und
Ausreizen aller Optionen
• Rolle der Chirurgie in der
metastasierten Erkrankung
• Neue Substanz STIVARGA®
(Regorafenib) zugelassen seit Q3/2014
• Unterstützung kommender Studien
(Ponatinib et al.)
• Herausholen des bestmöglichen Nutzens aus den bestehenden Therapien
• Adherence: Therapie- und Neben­wirkungsmanagement
• Ab 2016 wird die Substanz Imatinib
als Generikum auf den Markt
kommen. Eine frühzeitige Auf klärung
der Patienten ist notwendig.
„Das Lebenshaus e.V.“
im Überblick
Der gemeinnützige Verein
„Das Lebenshaus e. V.“ wurde am
24. Juni 2003 gegründet. Er ist
eine bundesweite gemeinnützige
Organisation für Patienten mit
seltenen soliden Tumoren.
Das Lebenshaus wurde von einer
kleinen Gruppe von 14 Gründungsmitgliedern ins Leben
gerufen, die sich zum Ziel gesetzt
hatten, Patienten mit Gastro­
intestinalen Stromatumoren
(GIST) umfassend zu informieren
und ihnen eine Plattform zum
Austausch zu bieten.
Im Laufe der Zeit sind zwei
weitere Indikationen hinzu­
gekommen – Nierenkrebs im
Februar 2008 und Sarkome im
September 2009.
Das Lebenshaus vertritt also
insgesamt drei Indikationen:
GIST, Sarkome und Nierenkrebs.
7
2014
1
WissensWert
Im Sarkom-Bereich wurde an
folgenden Aufgaben gearbeitet:
n Weiterer Auf bau des Bereiches Sarkome
(größte Herausforderung: finanzielle
und personelle Ressourcen)
n Bekanntheitsgrad „Das Lebenshaus
Sarkome“
n Sarkome als Beispiel für „vergessene
Rare Cancers“
n Sarkom-Patienten sind eine Problemgruppe bzgl. Der Behandlungsqualität,
das hat negative Auswirkungen auf die
Prognose und das Überleben
n Sarkome gehören in Experten-Hände!
n Heranführen der Patienten an
Sarkom-Zentren
n Publikation der notwendigen
Basisinformation an Patienten
n Langfristige Strategie mit der
Experten-Community
Im Bereich Nierenkrebs lag der
Schwerpunkt der Arbeit in den
Themen:
n Weiterer Ausbau des Bereichs (größte
Herausforderung: Extrem hohes Info­
angebot bzgl. Nierenkrebs im Internet
bei zeitintensiver Unterstützung der
Patienten, die sich melden)
n Steigerung des Bekanntheitsgrades
durch zahlreiche Krebsinformationsund Patiententage
n Mitarbeit bei der S3 LeitlinienEntwicklung zur Behandlung des
Nierenzellkarzinoms
n Auf bau von neuen Patientengruppen
(Stuttgart und Fulda)
n Einreichung der Patientensicht zur
Zulassung von Axitinib beim IQWIG
n Nebenwirkungsmanagement inkl.
Vorstellung bei div. onkologischen
Pf legesymposien
n Überarbeitung des bestehenden
Patientenpasses
n Neu-Entwicklung: Therapie-Tagebuch
und Fragenkatalog
Der Vorstand des Lebenshauses: Marianne Z., Christel Jäger-Freysoldt, Kai Pilgermann,
Susanne Gutermuth, Gabi Kollenbroich und Stefanie Seite (von links nach rechts)
Zusätzlich gibt es in allen Bereichen viel­
fältige Angebote/Projekte, die sich teilweise über mehrere Jahre erstrecken, so
z.B. die Lebenshaus-Foren, BroschürenErstellung etc.
Im nächsten Tagesordnungspunkt stellten
Vorstandsmitglied und Kassenwart Stefanie
Seite, Bereichsleiter Markus Wartenberg
und Tanja Ullersberger (Mitarbeiterin für
Finanzen und Controlling) den Kassenbericht für das Mitgliedsjahr 2013 vor.
Ganz neu: In 2013 wurden erstmals
Projekte des Lebenshauses von Kranken­
kassen gefördert (u.a. das Projekt zur Neugestaltung der Webseite), das soll auch in
den kommenden Jahren erfolgen. Erklärtes
Ziel ist es auch im Bereich „Finanzen“, die
Einnahmen durch eine Erhöhung der
Mitgliederzahl und einem verbesserten
Spenden-Fundraising weiter zu optimieren.
Kassenwart und Vorstand wurde darauf hin
ordnungsgemäß entlastet.
Im Folgenden kam es zu Neuwahlen des
1. Vorsitzenden: Kai Pilgermann, stellte sich
erneut für die Aufgabe zur Verfügung und
wurde einstimmig in seinem Amt bestätigt.
Zum Ende der Versammlung stellte Kai
Pilgermann einen Antrag auf Änderung des
§ 10 der Satzung des Lebenshauses und erläutert die Änderung. Der in der Einladung
zur Mitgliederversammlung vorgeschlagene
Text wurde zur Abstimmung gestellt und
einstimmig angenommen.
8
In einer anschließenden Diskussion wurde
aus den Reihen der Anwesenden die Frage
gestellt, warum es zwei verschiedene Arten
von Mitgliedschaften gibt: Die aktive Mitgliedschaft (nur diese Mitglieder haben
Stimmrecht auf der Mitgliederversammlung) und die Fördermitgliedschaft. Herr
Pilgermann erläutert den Ursprung für
diese Mitgliedschaften: Bei einem bundesweiten Verein mit mehreren hundert Mitgliedern wäre es theoretisch möglich, dass
alle Mitglieder zur Mitgliederversammlung
kämen. Dafür müsste ein Raum vorgehalten werden, der diese Zahl an Personen
fasst. Die Realität zeigt, dass nur ein sehr
kleiner Teil der Mitglieder tatsächlich den
Wunsch hat, aktiv am Vereinsgeschehen
teilzunehmen, sich in die Arbeit einzubringen und zu den Mitgliederversammlungen
anzureisen. Um die Planung der Sitzungen
zu erleichtern und die Kosten für Raummiete etc. zu minimieren, wurde das
Konstrukt der unterschiedlichen Mitgliedschaften gewählt.
Die Mitglieder beauftragten den Vorstand,
den Status aktives, bzw. förderndes Mitglied zu überdenken. Eine weitere Diskussion soll auf der nächsten Mitgliederversammlung erfolgen.
Anschließend dankte der Vorsitzende Kai
Pilgermann den Bereichsleitern, den Mitarbeitern des Lebenshauses und allen Ehrenamtlichen für Ihre Arbeit im Jahr 2013 und
schloß die Versammlung.
2014
1
Das Lebenshaus
Auf der Mitgliederversammlung wurde Kai Pilgermann
(38, Dinslaken) zum zweiten Mal zum Vereinsvorsitzenden des
Lebenshauses gewählt. Somit bleibt der Vorstand vorerst
unverändert, im nächsten Jahr stehen dann erneut Wahlen
einiger Positionen an. Die Wahl von Kai Pilgermann nehmen wir
zum Anlass für das folgende kurze Interview:
Wie sind Sie zum Lebenshaus
gekommen?
Bei mir wurde im Jahr 2004 ein GIST diagnostiziert und entfernt. Damals gab es noch
sehr wenige Informationen über diese
Erkrankung und die Therapie und auch die
Ärzte waren häufig überfordert. Da passte
es gut, dass in Bochum eine regionale
Patientengruppe vom Lebenshaus gegründet wurde. Ich war sehr begeistert von dem
Rahmen und den ganzen Informationen bei
der Gründungsveranstaltung. Im selben Jahr
entschloss ich mich noch, aktiv im Lebenshaus mitzuarbeiten. Auf der Mitglieder­
versammlung wurde ich dann direkt zum
Kassenwart gewählt. Diese Aufgabe habe ich
bis 2009 ausgeführt. Nach dem Tod der damaligen Vorsitzenden Karin Pelzing bin ich
zum Vereinsvorsitzenden gewählt worden.
Warum ist es Ihnen so wichtig, sich im
Verein zu engagieren?
Ich habe durch das Lebenshaus so viele
Informationen über meine Erkrankung
erhalten und unheimlich viele nette und
interessante Menschen kennengelernt. Dies
hat mir enorm geholfen, meine Erkrankung
aktiv anzunehmen und damit positiv
weiterzuleben. Diese Erfahrung möchte ich
möglichst vielen anderen Patienten auch
ermöglichen.
Außerdem glaube ich, dass wir als Patien­
tenorganisation enorm viel dazu beitragen
können, dass die Behandlung von seltenen
Erkrankungen verbessert wird. Dies kann
nur gelingen, wenn alle beteiligten Gruppen (Ärzte, Unternehmen, Regulatoren
und Patienten) an einem Strang ziehen.
Was ist zukünftig im Verein geplant?
Für die drei Indikationen gibt es für die
nächste Zeit unterschiedliche Schwerpunkte. Im Bereich GIST wird der Rat­
geber überarbeitet werden, im Bereich
Nierenkrebs arbeiten wir aktiv an der
Er­a rbeitung von Behandlungsleitlinien mit
und im Bereich Sarkome steht die nächste
Sarkomkonferenz für Ärzte im Februar
2015 vor der Tür. Für alle Indikationen sind
im nächsten Jahr regionale Patienten-Foren
angedacht.
Darüber hinaus sind einerseits der Austausch mit anderen Patientenorganisationen
weltweit, aber andererseits auch mit Ärzten
und forschenden Unternehmen extrem
wichtig für uns und wird auch in Zukunft
helfen, die Situation für die Patienten weltweit zu verbessern.
Sie sehen also, wir haben viel vor in der
nächsten Zeit.
Was würden Sie sich für den Verein
wünschen?
Ich hoffe, dass wir in den nächsten Jahren die
bisherige Arbeit weiterführen können und
viele Patienten auf Ihrem Weg durch die Erkrankung unterstützen können. Ich würde
mich freuen, wenn sich mehr Patienten oder
auch Begleiter aktiv im Lebenshaus beteiligen
würden z.B. durch die Übernahme von einzelnen Aufgaben wie Telefondienste oder
Ähnliches. Wenn Sie Zeit und Lust haben,
sprechen Sie uns einfach an.
Was würden Sie neuen Patienten
raten?
Kümmern Sie sich aktiv um Ihre Erkrankung
und verlassen Sie sich nicht nur auf den Arzt.
Und vor allem – suchen Sie sich einen Experten für Ihre Erkrankung, bei seltenen Erkrankungen reicht der Hausarzt oder der Onkologe vor Ort meist nicht aus!
Gibt es ein Lebensmotto?
Im Leben geht es nicht darum nur gute
Karten zu haben, sondern mit den gegebenen
Karten gut zu spielen.
9
2014
1
WissensWert
Premiere bei 10 Jahres-Feier:
Nationale Foren für GIST, Sarkome & Nierenkrebs - zeitgleich
„Das Lebenshaus e.V.“ engagiert sich seit mehr als 10 Jahren für
Patienten und Betroffene mit den seltenen Krebserkrankungen
GIST, Sarkome und Nierenkrebs. Ein Grund zu feiern und
erstmals die nationalen Patientenforen aller drei Indikationen
zeitgleich abzuhalten.
Am 19. und 20. September 2014 lud das
Lebenshaus daher zu den Patientenforen
(GIST, Sarkome und Nierenkrebs) nach
Darmstadt ein. Eine beeindruckende Zahl
von über 250 Patienten und Angehörigen
ist dieser Einladung gefolgt und konnte im
„Darmstadtium“ begrüßt werden. Die so
genannten Patientenforen werden vom
Lebenshaus jedes Jahr organisiert, in dieser
Form - alle drei im Lebenshaus vertretenen
Indikationen gemeinsam am selben Termin
und Ort – wurden die nationalen Veranstaltungen jedoch 2014 erstmalig durchgeführt.
seltenen Krebs-Diagnosen“, im Mittelpunkt. Dabei waren die Teilnehmer ein­
geladen, die für sie interessanten Themen
selbst auszuwählen.
Das Jubiläum des Lebenshauses wurde am
Abend des ersten Tages in der Otto-BerndtHalle gebührend gefeiert. „Schön, dass wir
uns persönlich kennen lernen können“,
„Hossa“ und „Danke“ sind die Schlagworte, die diesen Abend zusammenfassen.
Doch die Feierlichkeiten zum Jubiläum
waren lediglich ein kleiner Nebenaspekt.
Der Fokus der Veranstaltung lag auch in
diesem Jahr ganz klar darauf, Patienten und
Betroffene – egal ob neudiagnostiziert oder
schon länger erkrankt – über ihre Erkrankung zu informieren. Dazu gehören verständliche Vorträge von erfahrenen Ärzten
über Diagnose, Behandlungsmöglichkeiten
und den neuesten Stand der Forschung, die
Möglichkeit Fragen zu stellen, genauso
wie der Erfahrungsaustausch der Patienten
untereinander.
Bereits am Freitag startete das Veranstaltungswochenende mit einem gemeinsamen
Mittagsimbiss. Die Möglichkeit dieser kleinen Stärkung wurde gerade von weit an­
gereisten Teilnehmern sehr gerne angenommen. Danach ging es voller Energie in die
drei Vortrags-Säle (GIST, Sarkome und
Nierenkrebs). Der erste Tag stand ganz im
Zeichen medizinischer Vorträge international anerkannter Spezialisten der jeweiligen
Erkrankungen. Am zweiten Tag standen die
übergreifenden Themen, wie „Sport und
Krebs“ oder „10 Tipps für Patienten mit
10
Über der gesamten Abendveranstaltung
stand der Austausch zwischen den Patienten, den Experten und den Mitarbeitern des
Lebenshauses. Die farbigen Namensbänder,
die die Indikation kennzeichnen, gaben
eine erste Orientierung - schnell haben sich
Menschen gefunden, die sich viel zu sagen
hatten. Der oben zitierte Satz „Schön, dass
wir uns persönlich kennen lernen können“
war oft zu hören und bei gutem Essen und
lockerer Stimmung ist viel gesprochen worden – über die Erkrankung, aber auch über
einige andere persönliche Themen.
„Ich weiß nicht wann ich das letzte Mal
Tränen gelacht habe, seit diesem Abend
verfolgt mich das Wort „Hossa“.“ – das ist
ein Ausschnitt einer Mail, die wir im Anschluss an die Foren erhalten haben. Der
Auftritt des Bauchredners und Zauberkünstlers Herzkönig war, auch dank des engagierten Einsatzes des 1. Vorsitzenden des
Lebenshauses Kai Pilgermann und seiner
Frau das Highlight der Abendveranstaltung!
2014
Einen großen Raum nahm an diesem
Abend jedoch auch der Dank ein. Der Dank
des Vorstandes an die Lebenshaus-Mitarbeiter, der Dank des 1. Vorsitzenden an seinen
Vorstand und vor allem der Dank des
Lebenshauses an Ärzte, Partner und Sponsoren. An sie wurden für ihr Engagement
anlässlich des 10jährigen Bestehens des
Lebenshauses Ehrenpreise verliehen. Die
Geehrten, die anwesend waren, konnten
ihren Preis persönlich entgegen nehmen
und mit dem Präsent in Händen hielten
einige Ärzte eine persönliche Rückschau
auf die vergangenen 10 Jahre: „Wir haben
gemeinsam viel erreicht“, „Es gibt eine
tolle, engagierte und einzigartige Zusammenarbeit zwischen den Experten, der
Industrie und dem Lebenshaus.“, „In diesem
Sinne werden wir gemeinsam die Herausforderungen der kommenden Jahre
meistern.“ Das Lob, das wir als Lebenshaus
bekommen haben, hat uns besonders gefreut und ist Motivation für unsere weitere
Arbeit: Wer ist nicht stolz, wenn er als „die
beste Patientenorganisation der seltenen
Krebs-Arten“ bezeichnet wird?
1
Das Lebenshaus
Die 15 Preisträger des „Ehren-Preises“ im Überblick:
PD Dr. Peter Reichardt, Berlin-Buch
GIST/Sarkome
Prof. Dr. Hans Jochen Schütte, Düsseldorf
GIST/Sarkome
Prof. Dr. Sebastian Bauer, Essen
GIST/Sarkome
Prof. Dr. Peter Hohenberger, Mannheim
GIST/Sarkome
Prof. Dr. Bernd Kasper, Mannheim
GIST Sarkome
Prof. Dr. Eva Wardelmann, Münster
GIST/Sarkome
PD Dr. Viktor Grünwald, Hannover
GIST/Nierenkrebs
Prof. Dr. Michael Staehler, München
Nierenkrebs
Prof. Dr. Jan Roigas, Berlin
Nierenkrebs
Novartis Oncology, Nürnberg
GIST/Nierenkrebs
Pfizer Oncology, BerlinGIST/Nierenkrebs
Bayer Pharma, Leverkusen
Nierenkrebs
GIST-Gruppe Schweiz, Zug
GIST
Dr. Axel Schlösser, Novartis Schweiz
GIST
VISKON, Herbert Thum, Sabine Wickenhäuser
Das Lebenshaus Gesamt
Weitere Berichte zum Patientenforum in
Darmstadt finden Sie im jeweiligen Erkrankungs-Bereich: GIST (Seite 28), Sarkome
(Seite 36) und Nierenkrebs (Seite 56).
11
2014
1
WissensWert
Der
Vorstand
wünscht Ihnen
ein frohes Weihnachtsfest,
ein paar Tage
Gemütlichkeit mit viel Zeit
zum Ausruhen und Genießen,
eine Zeit, um
Kraft zu sammeln
für das neue Jahr, das kommt.
Wir wünschen
Gesundheit, Freude,
Zufriedenheit, Lebensmut und
viele Menschen die helfen und unterstützen.
12
2014
1
Das Lebenshaus
GIST
Stimmen Ihre Daten noch?
SARKOME
NIERENKREBS
Sie sind umgezogen oder haben eine neue Telefonnunmer oder E-Mail-Adresse?
Hat sich bei Ihnen sonst etwas geändert? Dann teilen Sie uns dies bitte auf diesem
Formular mit. Vielen Dank!
An den Vereinsvorstand
Das Lebenshaus e.V.
Patientenorganisation
Untergasse 36,
61200 Wölfersheim
Deutschland
1. Persönliche Daten:
Vorname:...................................................................................................................................................................................................................
Einfach ausschneiden, ausfüllen und per Post senden an: Das Lebenshaus e.V. Untergasse 36, 61200 Wölfersheim
Name:.......................................................................................................................................................................................................................
Straße/Nr.:.................................................................................................................................................................................................................
PLZ/Ort/Land:...........................................................................................................................................................................................................
Telefon:.....................................................................................................................................................................................................................
Fax:...........................................................................................................................................................................................................................
Mobil-Tel.:.................................................................................................................................................................................................................
E-Mail:.....................................................................................................................................@...............................................................................
Geb.-Datum:..............................................................................................................................................................................................................
Beruf:........................................................................................................................................................................................................................
2. Ich gehöre zur folgenden Personen/-Interessengruppe:
❏ Patient/in
❏ Angehörige/r, Freund/in (Begleiter)
❏ Psychologe/in oder Therapeut/in
❏Vertreter/in Organisation/Verband/Institut etc.
Medizinische Fachkraft ❏ einer Praxis ❏ einer Klinik/Reha-Klinik
Mitarbeiter/in
❏ eines Unternehmens ❏ einer Krankenkasse ❏ Sonstige/r – wenn ja welche/r?......................................................
3. Ich bin erkrankt an oder interessiere mich für:
❏ GIST (Gastrointestinale Stromatumoren)
❏ Sarkom: Welche Diagnose/welcher Subtyp?..........................................................................................................................................................
❏ Nierenkrebs: Welche Diagnose/welcher Subtyp?..................................................................................................................................................
13
2014
1
WissensWert
GIST
 Speiseröhre
 Magen
 Rektum
 Dünndarm
 Dickdarm
 12-Finger-Darm
 Bauchraum
Sonstige .........................................................
Exon
9
 12
Besonderheiten bei der OP
 Teilentfernung
 komplette Magenentfernung
 künstlicher Darmausgang
Sonstiges ........................................................
Primärtumor
 11
 13
 14
 17

Wildtype
Sarkome
Sarkom-Subtyp
Ort
Diagnose seit
Zeitpunkt der OP
Grading
 G0
 G1
 G2
Resektion
 R0
 R1
 R2
Lymphknoten befallen
 Ja
 Nein
 Ja
 Nein
Metastasen
 Ja
 Nein
Wo
 Lunge
 Leber
Komplette Nierenentfernung:
 offen
 laparoskopisch
 DaVinci
Nierenteilentfernung:
 offen
 laparoskopisch
 DaVinci
Histologie
 klarzellig
 papillär Typ1
 papillär Typ2
 chromophob
 Ductus Bellini
 Sarkomatoid
 G3
 G4
Tumor-Klassifikation
Rezidiv
Diagnose des Rezidivs
OP des Rezidivs
 Gehirn
 Knochen
Anderer Ort Metastasen
Nierenkrebs
 sonstige:
14
T-Klassifikation
(Tumorbeschreibung)
 pT1a
 pT1b
N-Klassifikation
(benachbarte Lymphknoten)
 Nx
 N0
 N1
M-Klassifikation
(Metastastasen)
 pMx
 pM0
 pM1
R-Klassifikation
 R0
 R1
 R2
Grading
 G0
V-Klassifikation
(Veneninfiltration)
 pV0
 G1
 pT2a
 G2
 pV1
 pT2b
 G3
 pT3a
 G4
 pV2
 pT3b
 pT3c
 N2
 pT4
2014
1
Das Lebenshaus
Grundrecht-Charta
für europäische Krebspatienten verabschiedet!
Ein wichtiger Schritt zur Behebung von Ungleichheiten bei
Krebserkrankungen in Europa.
4. Februar 2014 - Am Weltkrebstag 2014,
traf sich im Europäischen Parlament in
Straßburg eine Initiative aus Patientenorganisationen, Vertretern des Gesundheits­
wesens und Mitgliedern des Europäischen
Parlaments gegen Krebs (MAC), um die
Grundrechte für Krebspatienten zu ver­
abschieden. Die Einführung dieser so
genannten European Cancer Patient‘s
Bill of Rights war das Ergebnis von mehr
als zwei Jahren intensiver Arbeit und höch­
stem Engagement einer einzigartigen
Arbeitsgruppe, der Europäischen Cancer
Concord (ECC). Sarcoma Patients EuroNet
e.V. (SPAEN), das europäische Netzwerk
der GIST-, Sarkom-, und Desmoid-Patientengruppen, ist einer der ECC-Partner, die
an der Entwicklung dieser GrundrechteCharta beteiligt waren. Als Mitbegründer
von SPAEN in 2009 und aktives Mitglied
begrüßt auch Das Lebenshaus e.V. die Einführung der neuen Patientenrechte: Dies
ist ein Aufruf zum Handeln, um die erheblichen Unterschiede, die es heute für europäische Krebspatienten gibt, endlich bei­
zulegen.
ECC ist eine patientenzentrierte Initiative,
die ins Leben gerufen wurde, um den Bürgern Europas einen bestmöglichen Standard
in der Krebsbehandlung und Forschung zu
gewährleisten. Besonderes Augenmerk liegt
hierbei auf der Stärkung und dem Schutz
der Rechte jedes einzelnen Krebspatienten
und Überlebenden. ECC möchte die Krebsbehandlung in Europa verbessern und dies
über die gesamte „Reise“ des Patienten
durch das Gesundheitssystem: Von der
Prävention hin zur frühen Diagnose, über
Behandlung, Pf lege, Rehabilitation, Langzeitüberleben bis hin zur Versorgung am
Ende des Lebens.
Beteiligt an ECC sind Vertreter aus dem
Onkologie-Bereich und Patientenorgani­
sationen aus 17 europäischen Ländern.
Gemeinsam versuchen diese, in einer einzigartigen Partnerschaft, die Ungleichheiten
in der Krebsbehandlung und Forschung
anzugehen und dabei zu helfen, effektive
Lösungen für die europäischen Bürger und
die Gesellschaft zu finden. Bis heute wurden bereits über 20 pan-europäische
Krebspatientenorganisationen (PAO) einschließlich Sarcoma Patients EuroNet e.V.
(SPAEN), aktive Partner von ECC. Diese
repräsentieren mehr als 1.000 nationale
Organisationen und somit Millionen von
Krebspatienten und Überlebende in ganz
Europa.
ECC hat sich dazu verpf lichtet, die Grundrechte der europäischen Krebspatienten zu
erarbeiten und umzusetzen. In diesen sind
die Prinzipien des gleichberechtigten
Zugangs zu Bildung, Forschung, Innovation
und Krebs-Gesundheitsversorgung für die
europäischen Bürger verankert, sowie die
Definition von Qualitätsstandards für die
frühestmögliche Diagnose und klinische
Behandlung von Krebspatienten in ganz
Europa.
Drei patienten-zentrierte
Schlüsselthemen bilden die
„Bill of Rights“:
1. Das Recht eines jeden europäischen
Bürgers, richtige und genaue Informa­
tionen zu erhalten und an der eigenen
Behandlung beteiligt zu werden.
2. Das Recht eines jeden europäischen
Bürgers, Zugang zu spezialisierter
Krebsbehandlung zu erhalten, gestützt
auf Forschung und Innovation.
3. Das Recht eines jeden europäischen
Bürgers auf kostenwirksame Gesundheitssysteme, die optimale Ergebnisse
bei der Krebsbehandlung gewährleisten.
Die Ausarbeitung der Grundrechte der
Krebspatienten basiert auf einer engen
Zusammenarbeit der European Cancer
Organisation (ECCO), verschiedenen
Patientenorganisationen aus ganz Europa
und den europäischen Krebsligen (ECL).
Die Veröffentlichung der Cancer Patient’s
Bill of Rights im Europäischen Parlament
am Weltkrebstag (übersetzt in verschiedene
europäische Sprachen, um die Umsetzung
und ein nationales Gefühl der „Eigen­
verantwortung“ zu maximieren) wird ein
15
2014
1
WissensWert
klares Zeichen setzen. Dahin, die Aufmerksamkeit auf die ungleiche Art der Krebs­
behandlung in Europa zu lenken. Zusätzlich
verdeutlichen die neuen Grundrechte das
Engagement des Europäischen Parlaments
zur Bekämpfung von Krebs.
In Europa wurde im Jahr 2012 bei insgesamt 3,45 Millionen Menschen Krebs
diagnostiziert, 1,75 Millionen verstarben an
Krebserkrankungen. Das heißt: Jede
Minute wurden 3 Personen Opfer dieser
tödlichen Krankheit. In 28 von den 53
europäischen Ländern, hat Krebs die HerzKreislauf-Erkrankungen – bisher die
häufigste Ursache für vorzeitigen Tod –
bereits abgelöst. Bezieht man die exponen­
tielle Alterung der Bevölkerung in diese
Entwicklung mit ein, wird in Zukunft alle
10 Sekunden ein Mensch in Europa an
Krebs sterben – es sei denn, wirksame
Präventions-und Behandlungsstrategien
können geschaffen werden. Einer von drei
Menschen stirbt an dieser tödlichen Krankheit. Krebs kennt keine Grenzen und
betrifft alle Gesellschaftsschichten. Trotz
unterschiedlicher Meinungen und Inter­
essen, trotz vielfältiger politischer Strö­
mungen, hat die Einführung der Euro­
päischen Grundrecht-Charta für Krebs­
patienten gezeigt, dass wir nicht konkur­
rieren, sondern gemeinsamen gegen den
einen Feind kämpfen sollten: Den Krebs.
Weitere Informationen über die
European Cancer Patient‘s Bill of Rights
finden Sie hier:
www.sto-online.org/ecp-bill-of-rights
(in Englisch)
Über SPAEN:
Sarcoma Patients EuroNet e.V. (SPAEN) ist
ein pan-europäischer Dachverband von
bisher 32 Sarkom-, GIST- und Desmoid-Patientenorganisationen. Partnerschaftlich mit
medizinischen Experten, der wissenschaftlichen Forschung, der pharmazeu­t ischen Industrie und anderen Interessensgruppen, arbeitet SPAEN daran, die
Behandlung und Versorgung von Sarkom-,
GIST- und Desmoid-Patienten in Europa
zu optimieren: beispielsweise durch die
Verbesserung von Information und Unterstützung oder durch die Erhöhung der
Wahrnehmung der Sarkome in der Politik
und Öffentlichkeit. Das Lebenshaus e.V. ist
seit 2009 SPAEN-Gründungsmitglied und
Markus Wartenberg, Bereichsleiter GIST
und Sarkome im Verein Das Lebenshaus,
engagiert sich aktiv im Vorstand dieses
europäischen Netzwerkes.
Nähere Informationen zu SPAEN finden
Sie auf unserer Website unter:
www.daslebenshaus.org/index.php/gist/
gist-netzwerk/spaen-gist-europa
und:
www.sarcoma-patients.eu
(in Englisch)
16
2014
1
Das Lebenshaus
W
Markus Wartenberg
Patientenorganisation Das Lebenshaus e.V. ,
Wölfersheim
Wie Selbsthilfegruppen Patienten unterstützen
und noch besser unterstützen könnten
Interview mit Markus Wartenberg von der Patientenorganisation Das Lebenshaus e. V.
Seltene Tumorerkrankungen treten häufiger auf als bisher angenommen: Sie machen etwa 22 % aller Krebserkrankungen
aus. Jedes Jahr erkranken somit etwa 100 000 Deutsche an seltenen Tumoren. Zusätzlich dazu, dass die Betroffenen einer lebensbedrohenden Erkrankung gegenüberstehen, haben diese Patienten eine Vielzahl an Hürden aufgrund der Seltenheit
ihrer Erkrankung zu überwinden. Auch in Deutschland ist der
Zugang von Patienten mit einer der etwa 200 seltenen Krebsdiagnosen zu Informationen und zu entsprechender Behandlungsqualität leider noch immer unzureichend. Wesentliche
Defizite sind u. a.
„ Patienten mit der Diagnose einer seltenen Tumorerkrankung irren oft lange Zeit durch das Gesundheitssystem auf
der Suche nach Informationen, medizinischer Expertise in
der Diagnostik, Behandlungsqualität, Therapieoptionen
und klinischen Studien.
„ Die seltenen Tumorerkrankungen haben keine oder kaum
Bekanntheit – damit oft keine Öffentlichkeit, keine Lobby
und wenig finanzielle Förderung, vor allem im Bereich der
Forschung.
„ Viele seltene Krebserkrankungen stehen nicht im Fokus der
Arbeit nationaler Organisationen wie der Deutschen Krebshilfe und der Deutschen Krebsgesellschaft.
„Das Lebenshaus e. V.“ ist seit über 10 Jahren die gemeinnützige Organisation für Betroffene mit seltenen soliden Tumoren:
Gastrointestinale Stromatumoren (GIST), Sarkome und Nierenkrebs. Der Verein arbeitet von Beginn an professionell mit
medizinischen Fachkräften, der forschenden Pharmaindustrie
und anderen Patientenorganisationen weltweit zusammen,
um das Bestmögliche für inzwischen ca. 2400 Betroffene mit
diesen Diagnosen zu erreichen.
Seit Gründung im Jahr 2003 besteht die Sektion für Patienten
mit der Krebserkrankung GIST (Gastrointestinale Stromatumoren) und deren Begleiter. Der Bereich Nierenkrebs wurde im
Lebenshaus 2008 etabliert. Seit 2009 finden außerdem Betroffene mit Sarkomen und deren Familien Hilfe im Lebenshaus.
Durch die drei Indikationsbereiche GIST, Sarkome und Nierenkrebs repräsentiert „Das Lebenshaus e. V“. etwa 5 % aller Tumorneuerkrankungen in Deutschland.
„Onkologische Pflege“ sprach mit Markus Wartenberg, der
gemeinsam mit einem Patienten-Vorstand seit Jahren den
Bereich GIST/Sarkome leitet. Er konzipiert, organisiert und realisiert zusammen mit einem kleinen Team von Betroffenen,
Mitarbeitern und erfahrenen Medizinern alle Maßnahmen und
Aktivitäten des gemeinnützigen Vereins.
Markus Wartenberg ist Mitgründer und Vorstandsmitglied
von Sarcoma Patients EuroNet Assoc. – einem europäischen
Patienten-Netzwerk, und beratend tätig bei verschiedenen internationalen Organisationen und Initiativen wie z. B. IKCC Intl.
Kidney Cancer Coalition oder RCE Rare Cancers Europe.
ONKOLOGISCHE PFLEGE 1, MÄRZ 2014
53
17
SCHWERPUNKT
2014
1
WissensWert
Was genau tun Selbsthilfegruppen – wie unterstützen Sie Patienten?
Zunächst sollte man erst einmal feststellen, dass es nicht den
Typus einer Selbsthilfe- oder Patientengruppe gibt. Es gibt eine
Vielzahl unterschiedlichster Organisationen. Das Profil einer
Organisation hängt z. B. davon ab, welche dringenden Patientenbedürfnisse bei einer Erkrankung vorhanden sind, wie sich
die Mission/die Ziele der Gruppe definieren, welche Organisationsform sie hat und ob sie eher regional oder national tätig
ist. Es gibt Gruppen, die nur auf ehrenamtliche Tätigkeit setzen
und andere, die einen hoch professionellen Mitarbeiterstab
beschäftigen. Doch wie immer das Profil einer Gruppe aussieht: Es gibt zwei wesentliche Punkte, die viele Selbsthilfe-/
Patientengruppen gemein haben:
„ Sie wollen verändern, ja verbessern! Die Situation einzelner
Patienten verbessern – durch Information und Unterstützung.
Die Situation vieler Patienten verbessern – durch Engagement und Interessenvertretung in den Bereichen Versorgung,
Behandlungsqualität, Forschung oder Gesundheitspolitik.
„ Sie leisten hervorragende Arbeit, die aus dem deutschen
Gesundheitssystem nicht mehr wegzudenken ist. Ich würde
sogar so weit gehen, zu behaupten, dass ohne die „Patienten-/Selbsthilfeszene“ das Gesundheitssystem schon längst
kollabiert wäre. Information, Unterstützung, aber auch Zuwendung, die heutzutage oft in den Kliniken viel zu kurz
kommen, werden hier angeboten. Oft können Ärzte und
Pflegekräfte aufgrund von Zeit- und Kostendruck schon lange nicht mehr so wie sie eigentlich möchten. Wirtschaftlichkeit und technische Medizin rangieren leider immer öfter vor
der „sprechenden“ Medizin und individueller Unterstützung.
Hier leisten Selbsthilfe-/Patientenorganisationen einen unverzichtbaren humanitären Beitrag, der übrigens auch in seinem volkswirtschaftlichen Wert kaum noch zu bemessen ist.
Wie hilft Ihr Verein Das Lebenshaus e.V. Betroffenen und deren Angehörigen?
Patienten und Angehörige können sich beim Lebenshaus über
ganz verschiedene Wege zu allen relevanten Themen rund um
die jeweiligen Erkrankungen informieren. Oft beginnt der Kontakt zur Patientenorganisation durch eine Internet-Recherche,
bei welcher der Betroffene oder ein Angehöriger die Website
www.daslebenshaus.org findet. Meist folgt dann ein erstes
ausführliches telefonisches Informationsgespräch, welches
dem Patienten mehr Wissen und Klarheit bzgl. der Erkrankung,
seiner Situation und möglicher Therapieoptionen oder klinischer Studien vermittelt. Um Patienten aktuell, objektiv und
umfassend zu informieren, bieten wir verschiedene Informationsmaterialien und Services an, wie z. B. ein Online-System,
Basisbroschüren, Newsletter, regionale und nationale Patiententage und vieles mehr. Diese Materialien und Maßnahmen
werden von uns – gemeinsam mit erfahrenen Betroffenen und
zwei medizinisch-wissenschaftlichen Beiräten – entwickelt
54
18
© W. ZUCKSCHWERDT VERLAG MÜNCHEN
bzw. durchgeführt. Unsere Aufgabe ist es nicht, Patienten ganz
bestimmte Medikamente oder eine Studienoption zu empfehlen. Wir sind schließlich keine Mediziner und respektieren unsere Grenzen. Wir vermitteln dem Betroffenen verständlich das
derzeit aktuelle Fachwissen, die vorhandenen Behandlungsmöglichkeiten, Studienangebote – oder auf Wunsch – auch
eine zweite Meinung bei führenden Experten. Alles Weitere
muss der Patient in Eigenregie übernehmen bzw. mit seinem
Arzt besprechen. Wir bieten gewissermaßen die aktuelle Wissensbasis – eine Hilfe zur Selbsthilfe.
Das erläutert gut Ihren ersten Punkt, die Verbesserung der Sitation einzelner Patienten. Was tut
Ihre Organisation, um die Situation vieler Patienten zu verbessern?
Völlig richtig, im ersten Bereich geht es um Information und
individuelle Unterstützung. Die Aktivitäten des Lebenshauses
begrenzen sich jedoch nicht nur darauf. Inzwischen arbeitet
die Patientenorganisation national und international eng mit
vielen „Stakeholdern“ auch in den Bereichen Verbesserung der
Behandlungsqualität und Optimierung der Forschung zusammen. Wir vertreten von Anfang an, dass Veränderungen bei seltenen Krebserkrankungen nur möglich sind, wenn Patienten,
medizinische Experten, Pflege, forschende Industrie und andere relevante Partner engagiert und konstruktiv kooperieren. Es
geht darum, sich auf Augenhöhe zu begegnen, voneinander
zu lernen und bei notwendigen Veränderungen für die Patienten an einem Strang zu ziehen.
Können Sie uns ein paar Praxisbeispiele geben?
Hier gibt es inzwischen viele Initiativen und Projekte, die wir in
über 10 Jahren mit medizinischen Experten, Studiengruppen,
Pflegekräften, Pharmaunternehmen, Kliniken, Kassen und anderen Partnern realisiert haben: Fokusgruppen mit Patienten
bzgl. Behandlungsdefiziten, besserer Zugang von Patienten
zur Mutationsanalyse, besseres Therapie- und Nebenwirkungsmanagement bei oralen Target-Therapien, Befragungen von
Patienten zu Problemen, Wünschen, Bedürfnissen, Behandlungs- und Lebensqualität und Compliance, Mitarbeit bei klinischen Registern, Initiierung einer nationalen Sarkomkonferenz
für Mediziner und andere Fortbildungen – und vieles mehr.
Medizinische Experten, Unternehmen, Kliniken oder Krankenkassen laden uns beispielsweise zu Advisory Boards ein oder
zu Gremien, in welchen Leitlinien erarbeitet werden. Medizische Forschungs-/Studiengruppen und Forschungsbereiche
der Industrie involvieren uns zunehmend, um ihre Studienansätze schon früh mit uns zu besprechen.
Das heißt: Sie sehen auch eine Rolle der Selbsthilfe in der Forschung?
Unbedingt! Allerdings steht die deutsche Patientenszene da
noch am Anfang. International betreiben wir das schon viel
länger. Wir nennen das dort „Patient Involvement in Clinical
2014
Research“. Dahinter steht das Einbeziehen von erfahrenen Patientenvertretern in die Forschung und das möglichst früh – also
bereits in der Designphase einer Studie. Es geht im Wesentlichen darum, die Bedürfnisse, Probleme, Wünsche, Sichtweisen
der Patienten früh in die Forschung einzubringen – damit diese
besser, zielgerichteter, ja effizienter ablaufen kann. Was bedeutet es wirklich mit einer Erkrankung zu leben? Was ist für Patienten und Angehörige wichtig? Bislang wurde Forschung nur
für Patienten oder über deren Köpfe hinweg durchgeführt. In
Zukunft wollen wir mehr Forschung sehen, die gemeinsam mit
Patientenorganisationen oder sogar durch sie betrieben wird.
In USA gibt es Patientenorganisationen, die arbeiten professionell wie Firmen – zum Wohle des Patienten. Hoch professionell, zum Teil mit vielen Millionen Dollar, die sie in selektierte
Forschung investieren oder sogar damit eigene Programme
aufsetzen. Oder denken Sie nur an AIDS/HIV: Was die Patientenszene dort erreicht hat – nämlich in den letzten 20 Jahren
so in die Forschung integriert zu werden – ist vorbildlich.
Welche Bereiche haben Sie identifiziert, in welche
sich Patientengruppen in Forschung und klinische Studien einbringen können?
Über dieses Thema alleine könnte man Stunden sprechen.
Aber im Wesentlichen geht es zunächst mal um vier Bereiche:
1. Information und Transparenz bzgl. Studien
Wir als Patientenorganisation vermitteln z. B. unseren Patienten allgemeine Informationen über klinische Studien – denn
Patienten haben in der Regel kaum Wissen darüber. Wir reden
früh mit den medizinischen Experten und der Industrie, welche Studien geplant sind und machen diese Informationen
transparent für unsere Patienten. Das heißt, wir übersetzen
„Forschung und Medizin“ in eine für Patienten verständliche
Sprache. Außerdem veröffentlichen wir diese Studien so, dass
Betroffene und zuweisende Ärzte überhaupt wissen, dass es
diese Studien gibt. Leider herrscht noch immer der Irrglaube,
dass Ärzte ihre Patienten automatisch über Studien informieren oder viele Patienten auf englischsprachigen Seiten wie
www.clinicaltrial.gov Studien suchen. Diese Informationstransparenz gilt übrigens auch für die Vermittlung von Resultaten
an Patienten – sowohl positiven wie negativen Studienergebnissen.
2. Gesprächspartner in der Forschung und Studienentwicklung
Dies ist ein sehr vielfältiges Thema. Es beginnt mit der „Erkrankungsrealität“, nämlich den Forschenden wirklich klar zu machen, was es für Menschen bedeutet, mit einer bestimmten
Erkrankung leben zu müssen. Es geht darum, die richtigen –
patientenrelevanten – Fragen in der Forschung zu stellen und
auch Endpunkte von Studien zu definieren. Weiterhin betrifft
es Fragen wie: Was ist für Patienten leistbar, zumutbar in einer
Studie? Es kann um Fragen bzgl. des Nebenwirkungsmanagements und der Lebensqualität gehen. Es betrifft z. B. das The-
1
Das Lebenshaus
ma „Informed Consent“ – also die Aufklärung von Patienten
zur Teilnahme an einer Studie. Es ist teilweise unglaublich, was
dort passiert: Einerseits plant man mit viel Engagement und
Geld Studien und dann ist man nicht in der Lage Patienten,
vernünftig zu informieren. Es gibt Untersuchungen, die zeigen,
dass die Nicht-Teilnahme von Patienten an Studien in bis zu
49 % auf der mangelhaften Aufklärung basiert. Ebenfalls „mangelhaft“ ist das Thema Messung der Studienzufriedenheit: Da
führen Ärzte und Unternehmen Hunderte von Studien durch
und kaum einer sieht sich veranlasst, Studienteilnehmer nach
ihren Erfahrungen, ja nach ihrer Zufriedenheit zu fragen. Wie
soll man so für künftige Studien lernen – sie besser machen?
3. Generierung von zusätzlicher Evidenz
Besonders bei den seltenen Erkrankungen zählt – aufgrund
der geringen Patientenzahlen – zusätzliche Evidenz. Gut aufgestellte Patientenorganisationen können auch hier mit Daten
und Informationen zur Forschung beitragen. Beispielsweise
durch eigene Patientenregister oder Mitwirkung an diesen.
Durch Erhebungen, Befragungen, Case Stories, Einzelfallberichte, Video-Interviews und vieles mehr.
4. Katalysator, Motivator, Netzwerker sein
Wir haben in vielen Jahren erlebt, dass die Rolle einer Patientenorganisation auch darin bestehen kann, die „richtigen“
Fachleute zusammenzubringen, Anstöße zu geben, Fragen
aufzuwerfen, Motivation zu initiieren, Netzwerke zu bilden und
zu unterstützen oder mit kleinen Forschungsbudgets größere
Dinge ins Rollen zu bringen.
Was benötigt die deutsche Patientenszene hierzu?
Auch darüber könnte man länger diskutieren. Ich persönlich
denke – es braucht Faktoren wie z. B. den Drang für Viele etwas
verändern zu wollen. Man muss als Patientenorganisation immer wieder fordern – aber auch bereit sein, enormes Engagement einzubringen. Ich denke, wir brauchen einen neuen Geist
in Deutschland, dass es nicht eine Art Gnadenakt ist, beteiligt
zu sein, sondern, dass Patientenbeteiligung – auch in der Forschung – eine Selbstverständlichkeit ist. Schließlich sind es die
Patienten, die als Bürger über ihre Steuern, Beiträge, Zuzahlungen und die Kosten der Medikamente die Gesundheitsleistungen inklusive der Forschung finanzieren.
Wir reden zwar in Deutschland wunderschön über Patientenbeteiligung – aber die Realität sieht leider oft anders aus.
Schauen Sie sich als Beispiel nur die Patientenbeteiligung im
IQWIG-Prozess an. Dies ist extrem enttäuschend – im Vergleich
zu anderen Ländern. Oft klingt „Der Patient im Mittelpunkt“
toll. Aber wenn er im Mittelpunkt steht – sehen ihn so Etliche
leider auch im Weg stehen. Das heißt, es könnte ja unbequem
sein, lästige Wahrheiten generieren und Aufwand bedeuten,
die Patienten zu beteiligen.
Um Patientenbeteiligung – auch in der Forschung – zu realisieren, benötigen aber auch die Patientenorganisationen pro-
ONKOLOGISCHE PFLEGE 1, MÄRZ 2014
55
19
SCHWERPUNKT
2014
1
WissensWert
fessionellere Strukturen. Da reichen „nur Ehrenamt“, Vereinsund Verbandsstrukturen längst nicht mehr aus. Wir benötigen
Vertreter, die bereit sind, sich in Medizin und Forschung einzuarbeiten und die Rolle als „Partner auf Augenhöhe“ wahrzunehmen. Dazu sind z. B. auch gute Ausbildungsprogramme für
Patientenvertreter notwendig, wie wir sie gerade in Europa bei
Krebs mit der EORTC (www.eortc.be) oder mit EUPATI (www.
patientsacademy.eu) initiieren.
Und: Wir brauchen nicht zuletzt eine andere Denkweise in
Richtung der forschenden Industrie. Verglichen mit vielen
anderen Ländern, haben so einige Mitstreiter in unserer deutschen Patientenszene ein geradezu abenteuerlich-schlechtes
Bild von der pharmazeutischen Industrie. Es wird ein „Bloß
nicht mit den Pharmas arbeiteten!“ von verschiedenen Stellen
geradezu geschürt und immer nur auf „Pharma-Sponsoring“
reduziert. Wenn wir als Patientenszene wirklich „Stimmen“ in
der Forschung national und international haben wollen – müssen wir hier viel professioneller kooperieren. Mit der ständigen
„Anti-Pharma-Haltung“ sind etliche Kollegen dabei, sich die Türen für die Zukunft zuzuschlagen, wenn es z. B. um Forschung
oder Therapieoptimierung geht.
Sie sprachen vorhin kurz die Zusammenarbeit
von Patientenorganisationen mit Kliniken an?
Wie steht es hiermit in Deutschland?
Hier gibt es einzelne gute Beispiele, wo Zusammenarbeit stattfindet. Man erkennt einen Trend, dass diese Kooperationen
verstärkt auch von Kliniken gesucht werden. Nur stellt sich die
Frage, was die Motive dahinter sind? Mehr Patienten zu bekommen? Sich ein Image aufzubauen „patientenorientierter“
zu sein? Informationsleistungen auf die Selbsthilfe zu übertragen? Zusammenarbeit mit der Selbsthilfe zu suchen, weil es z.
B. die Zertifizierung vorsieht?
Derzeit sicherlich von Vielem etwas. Doch Kliniken, die eine
echte „Patienten-Strategie“ verfolgen, die verstanden haben,
dass sie Patienten und Selbsthilfe wirklich integrieren müssen,
sind noch rar gesäht. Dabei geht es um Faktoren wie beispielsweise bessere Information und Kommunikation, Optimierung
von Abläufen und Prozessen, Qualitässicherung, Behandlungspfade, Patientensicherheit, Patienten-, also Kundenzufriedenheit, klinische Register – und mehr. Es gibt im Gegensatz zu
etlichen anderen Ländern in Deutschland wenig Kliniken, die
sich professionelle „Patient-Relations-Leute“ leisten oder die
„Patienten-Boards“ aufbauen, welche eng und permanent mit
dem Klinikmanagement zusammenarbeiten. Eines der internationalen Beispiele ist hier das Dana Farber Cancer Institute in
Boston, das bereits seit 15 Jahren u. a. „Adult Patient and Family
Advisory Councils“ integriert.
56
20
© W. ZUCKSCHWERDT VERLAG MÜNCHEN
Wie ist Ihr Resümee für die deutsche Selbsthilfe?
Kritisch?
Nein, nicht kritisch. Eher positiv nach vorne schauend! Wie
bereits eingangs erläutert: Ich glaube, dass die deutsche
Selbsthilfe eine hervorragende Arbeit leistet in Richtung Patienteninformation und -unterstützung. Dies bedeutet in der
Regel Veränderungen für viele einzelne Patienten. Das kaum
genutzte Potenzial – im Vergleich zu vielen anderen Ländern –
liegt in Deutschland noch immer in der Veränderung für viele
Patienten. Durch Fordern und Einbringen in Themen wie z. B.
Versorgung, Behandlungsqualität oder Forschung. Dies könnte man z. B. erreichen durch professionellere Strukturen in der
Patientenszene, eine fairere und transparentere Verteilung
von Fördermitteln, bessere Fortbildungsangebote und durch
ein „lauteres“ Selbstbewusstsein, dass Patientenbeteiligung
nicht wünschenwert, sondern ein „Muss“ ist. Denn mit etwas
Abstand betrachtet, sollte man mal über Folgendes nachdenken: Nur weil jemand auf einmal Patient wird, ist er nicht
plötzlich Teil einer „anonymen“ Gruppe „Patienten“, die nicht
mehr weiß, was sie tut oder will. Arzt, Forscher, Klinikmanager,
Gesundheitspolitiker, Mitarbeiter der Pharmaindustrie oder
Vertreter von Krankenkassen: Viele sind selbst bereits Patienten, können morgen betroffen sein oder haben im Familienumfeld Betroffene. Das heißt: Patienten sind ein Querschnitt
der Bevölkerung – mit all ihren Rechten, mit ihrem Wissen und
Fähigkeiten. Leider erkennen das viele Leistungsträger und
Entscheider unserers Gesundheitssystems erst zu spät, wenn
sie selbst betroffen sind. Die stärkere Nutzung des Wissens der
Selbsthilfe in Bereichen wie z. B. Versorgungsstrukturen, Behandlungsqualität oder Forschung hätte enorme Vorteile für
Verbesserungen, mehr Qualität und oft auch Effizienz unseres
gesamten Gesundheitssystems.
Herzlichen Dank Herr Wartenberg für dieses
interessante Gespräch! „
Angaben zum Interviewten
Markus Wartenberg
Bereichsleiter und Manager der Patientenorganisation
Das Lebenshaus e.V
Industriekaufmann; Studium Marketing und Kommunikation
Früher eigene Agentur mit einem Schwerpunkt Medizin- und
Gesundheitskommunikation
Das Lebenshaus e.V.
Patientenorganisation Seltene Solide Tumoren
Untergasse 36
61200 Wölfersheim
[email protected]
www.daslebenshaus.org
2014
4. JA HR GA NG
| M ÄR Z 2 014 | I SSN 2198
-5 65 0
1
Das Lebenshaus
1 | 2014
ONKOLOGISC
HE
PFLEGE
© fotomek – fotol
ia.com
KONF ERENZ O
NKOLOGIS CH
ER KR ANKEN- U
ND KINDERKR AN
KENP FL EGE (KOK )
KOMMUNIKA
TION
PSYCHOSOZIA
LE ONKOLOG
IE
PROGREDIEN
ZANGST | S.
56
ANGST ALS RE
SSOURCE BEHANDLUNG
SKONZEPTE
KOGNITIVE T
ECHNIKEN
BERATUNG IN
DER PFLEGE
PHASEN DER B
ERATUNG
PROZESSSTE
UERUNG
LÖSUNGSORIE
NTIERTE FRAG
EN
| S. 15
W. ZUCKSCHW
ERDT VERLAG
MÜNCHEN
Das Interview ist erschienen in der
Fachzeitschrift „Onkologische Pflege“
Heft 1/2014 - Seiten 32 - 35
Mit freundlicher Genehmigung des Zuckerschwerdt Verlages - München
Website: www.zuckschwerdtverlag.de/zeitschriften/onkologische-pflege.html
21
2014
1
WissensWert
NEWS – AKTUELLES – KÜNFTIGES:
Meldungen aus der „GIST-Welt“…
Das Lebenshaus GIST
erhält ca. 270.000,-- Euro
durch Haus-Nachlass!
Aktualisierung der
Liste „GIST-Mediziner“ im
Internet verfügbar.
Das Lebenshaus e.V. hat Mitte Juli 2014 die
Adress-Liste GIST-ERFAHRENER MEDIZINER DEUTSCHLAND aktualisiert
und unter www-lh-gist.org veröffentlicht.
Dort finden Sie Daten für den Erstkontakt
zu erfahrenen GIST-/Sarkom-Zentren und
GIST-Medizinern in Deutschland, die weiterhelfen können – z.B. im Rahmen einer
Zweitmeinung.
Mehr unter: www.daslebenshaus.org
oder www.lh-gist.org
Verpackungen Imatinib
(Glivec®) seit Mitte 2014 in
neuem Design.
Frau Marianne Bridda aus Ratingen war in
2008 mit 70 Jahren an GIST erkrankt. Nach
einer ersten Operation und der gesicherten
Diagnosestellung „GIST“ wandte sie sich
aktiv an Das Lebenshaus e.V.. Begeistert von
unserer Arbeit, wurde sie schnell Mitglied
und war danach in ständigem telefonischen
Kontakt mit dem Lebenshaus-Team. Zusätzlich besuchte sie die Treffen der regionalen GIST-Gruppe Rhein-Ruhr und vertiefte ihr Wissen über die Erkrankung regelmäßig bei unseren Veranstaltungen. Als
Anfang 2012 ein erneuter Progress auftrat,
informierte sich Frau Bridda in etlichen,
ausführlichen Gesprächen beim LebenshausTeam.
Als Zeichen ihrer Verbundenheit vererbte
sie – noch zu Lebzeiten - dem Verein Das
Lebenshaus e.V., als Nacherben, ihr WohnHaus in Ratingen. Leider verstarb Frau
Bridda sehr plötzlich und unerwartet im
August 2012 und ihr Ehemann bewohnte als Vorerbe mit lebenslangem Wohnrecht –
weiterhin die Immobilie. Im Spätherbst
22
2013 kam Frau Bridda’s Mann mit dem
Vorschlag auf den Verein zu, das Haus zu
verkaufen und sein Wohnrecht – nach geltenden Richtlinien – finanziell auszugleichen. Dieser Schritt erfolgte nun im Sommer 2014 und erlöste - nach dem Verkauf
des Hauses - für den Verein ca. 270.000,-Euro.
Vorstand und Mitarbeiter-Team
möchten sich an dieser Stelle noch
einmal - öffentlich - für den Vertrau­
ensbeweis in unsere Arbeit und die
außerordentlich großzügige Geste
des Ehepaares Bridda bedanken.
Wie mit Frau Bridda vereinbart, wird
der Nachlass in den nächsten Jahren –
verantwortungsvoll und gewissen­
haft - in unsere Arbeit für GIST-/
Sarkom-Patienten sowie Forschungs­
aktivitäten in diesem Bereich inves­
tiert werden.
Eventuell ist es Ihnen sofort aufgefallen!?
Seit Mitte 2014 erscheint die Glivec®Verpackung in neuem Design. Um weitere
Rückfragen an Das Lebenshaus, Ärzte,
Apotheker oder den Hersteller zu vermeiden – hier die wesentlichen Punkte:
n Es ändert sich NUR die Verpackung –
nicht das Medikament, der Wirkstoff!!!
n Die Packung erhielt nur ein neues
Aussehen und trägt eine Sicherheitscode-Nr., die der Apotheker einscannen
kann, um Herkunft und Chargen­
nummer zu überprüfen. Damit stellt
man – bei Bedarf – sicher, dass Sie das
Originalmedikament erhalten.
n Jede 400 mg Tablette trägt nun als
Prägung den vertrauten GLIVEC®Schriftzug.
n Die Tablette befindet sich in einem
patientenfreundlicheren Blister-Streifen
und ist außen auf der Packung
abgebildet.
n Bitte beachten Sie wie bisher die
verordneten Dosierungen und
Einnahmehinweise.
2014
MCP-Tropfen
vom Markt genommem!
Völlegefühl, Übelkeit, Brechreiz - bei solchen Beschwerden greifen Viele zum Wirkstoff Metoclopramid (MCP). Auch bislang
etliche GIST-Betroffene. MCP-Tropfen
werden seit Jahrzehnten verkauft, doch jetzt
wurden sie vom Markt genommen. Das Risiko neurologischer Nebenwirkungen sei zu
groß. MCP wirkt nicht nur direkt im Magen-Darm-Trakt, sondern es gelangt auch
ins Gehirn. Dadurch kann es zu neurologischen Nebenwirkungen kommen. Unwillkürliche krampfartige Bewegungen in den
Schultern und Armen können auftreten,
ebenso eine Verkrampfung der Gesichtsmuskulatur oder Blickstarre. Diese Nebenwirkungen sind seit Jahrzehnten bekannt.
Trotzdem wurden die Tropfen bis zu 5,7
Millionen mal im Jahr verschrieben. Der
Grund, dass die Tropfen jetzt nicht mehr
verkauft werden dürfen, ist die Gefahr der
Überdosierung. Denn bei Tropfen passiert
es schnell, dass man die vorgeschriebene
Einnahmemenge nicht genau einhält. Vor
allem für Kinder kann das gefährlich werden.
Als Gastroenterologe hat Dr. P. vielen seiner
Patienten MCP-Tropfen verschrieben. Die
meisten nehmen die Tropfen nur ab und zu
bei Bedarf. Bei Migräne oder während einer onkologischen Therapie werden sie aber
auch regelmäßig eingenommen. Vor allem
diese Patienten sind auf das Mittel angewiesen. Dr. P. findet die Entscheidung des
Bundesinstituts für Arzneimittel, das Mittel
vom Markt zu nehmen, übereilt. MCP ist
nur in Tropfenform nicht mehr verkäuf lich.
Verschreibungspf lichtige Tabletten und
Zäpfchen gibt es weiterhin. Darauf können
Patienten wie Frau I. R. ausweichen, doch
Zäpfchen werden von vielen Patienten nicht
gut angenommen und Tabletten sind bei
Übelkeit manchmal schwer zu schlucken.
Welche Alternativen gibt es für MCP-Tropfen?
1
GIST
Gegen Übelkeit sind andere Wirkstoffe zugelassen, die die durch den MetoclopramidStopp entstandene Lücke zeitweilig schließen könnten. Zu diesen Substanzen zählen
zum Beispiel Diphenhydramin, Dexa­
methason oder Ondansetron sowie Domperidon. Letzteres darf allerdings gegen Übelkeit nur eingeschränkt verschrieben
werden, weil Domperidon ebenfalls
schwerwiegende Nebenwirkungen mit sich
bringen kann.
Erste Planungen bei GIST für 2015
In 2015: Regionale
GIST-Veranstaltungen für
Patienten.
Nach dem nationalen Forum dieses Jahr in
Darmstadt (Artikel in dieser Ausgabe) plant
Das Lebenshaus e.V. für 2015 wieder regionale Informationsveranstaltungen für GISTBetroffene. Derzeit vereinbart der Verein
mit führenden GIST-Medizinern und Zentren die Termine für 2015. Geplant sind
Tagesveranstaltungen in/mit GIST-Medizinern in Form von Patienten-Seminaren.
Diese Veranstaltungsreihe bietet den idealen
Rahmen in der Region:
n GIST besser zu verstehen,
n zu lernen, wie GIST richtig behandelt
werden und
n sich mit anderen Betroffenen über bestimmte Themen auszutauschen.
Leiter des Lebenshauses, regionale Patientenkontakte – erfahrene Patienten und führende deutsche Experten, vermitteln ihr
Wissen und ihre Erfahrung im Umgang mit
der Diagnose. Die Tagesveranstaltungen
finden in der Regel jeweils von 10:00 oder
11:00 bis 16:00 oder 17:00 Uhr in den
GIST-/Sarkom-Zentren statt.
Wir empfehlen unsere Veröffentlichungen
zu verfolgen und sich zeitnah für eines der
Patienten-Seminare in Ihrer Region anzumelden.
23
2014
1
WissensWert
Pazopanib verbessert PFS
in Phase II Studie bei
fortgeschrittenem GIST.
GIST-LEBENSBILDER: Wir
möchten Ihre Geschichten!
In Kooperation mit den Fotografen Uli
Deck aus Karlsruhe plant Das Lebenshaus
e.V. bei GIST in 2015 ein neues „MutmachBuch“. Angedacht ist ein Buch mit 8 GISTPatienten, die ihre Geschichten erzählen,
die anderen Patienten Mut machen. Der
Titel: LEBENSBILDER – Acht Momentaufnahmen „Leben mit GIST“.
Das Lebenshaus und Uli Deck kommen zu
den Patienten nach Hause – dokumentieren
Sie/Ihre Familie/Ihr Hobby per professioneller Fotografie und Ihre persönliche
GIST-Geschichte per Interview und Text.
Herauskommen soll ein Buch mit tollen
Fotos und persönlichen „Home-Stories“,
das anderen Patienten weiterhilft.
Wir suchen GIST-Patienten unterschiedlichsten Alters und in den verschiedensten
Erkrankungssituationen. Sollten Sie Interesse haben mitzumachen, melden Sie sich
doch einfach unter der folgenden
Email-Adresse:
[email protected]
Alles Weitere klären wir dann telefonisch.
Potentielle GIST-Therapien Studienergebnisse
Erste Ergebnisse einer Phase II Studie
mit Dovitinib bei GIST vorgestellt.
Imatinib hat die Prognose für Patienten mit
fortgeschrittener GIST-Erkrankung deutlich verbessert. Dennoch treten nach 2 – 3
Jahren bei etlichen Patienten Resistenzen
gegen das Medikament auf. Trotz weiterer
zugelassener Therapien mit Sunitinib und
Regorafenib – sind neue Therapien notwendig. Die diesjährige Poster-Diskussion
beim ESMO 2014 (Ende September in Madrid) brachte eine mögliche Perspektive.
Vorgestellt wurden die Ergebnisse einer
Phase II Studie mit Dovitinib einem MultiTarget Tyrosinkinase-Inhibitor von Novartis. Prof. Dr. Heikki Joensuu von der Universität Helsinki präsentierte die Zwischen24
ergebnisse dieser einarmigen Phase II Studie “DOVIGIST” an der 39 Patienten mit
metastasiertem -fortgeschrittenem GIST
teilnehmen. Es konnten auch Patienten teilnehmen, die Imatinib nicht vertragen oder
die einen Rückfall nach adjuvanter Imatinib-Therapie hatten. Danach erfüllte die
DOVIGIST-Studie den ersten primären
Endpunkt einer klinisch bedeutsamen Erkrankungskontrollrate (DCR) >= 45%
nach 12 Wochen bzw. 52,6% (90% Konfidenz-Intervall [CI] 38.2-66.7). Das mediane, progressionsfreie Überleben (PFC) lag
bei 20,1 Wochen (90% CI 12.3-32.1).
Die häufigsten Nebenwirkungen unter
Dovitinib (Grad 3 – 4) waren Fatique =
Müdigkeit/Erschöpftheit (12,8%), Durchfall, Übelkeit und Hypertriglyceridämie =
Fettstoffwechselstörung (Erhöhung der
Triglyceride im Blut) mit 7,7% jeweils. Es
gab einen Todesfall durch Herzinfarkt in
der Studie – wobei nicht klar war, ob er
möglichweise durch Dovintinib begünstigt/
verursacht war. Prof. Joensuu kommentiert,
dass die vielversprechende Wirksamkeit und
das handhabbare Sicherheitsprofil weitere
Untersuchungen/Studien sinnvoll erscheinen lassen.
Ebenfalls auf dem ESMO 2014 wurden Ergebnisse einer Studie mit Pazopanib (Votrient ®) bei fortgeschrittener GIST-Erkrankung vorgestellt. Hierbei handelte es sich
um eine randomisierte Phase II Studie, welche Pazopanib plus BSC (Best Supportive
Care) mit BSC alleine verglich.
HINWEIS
Der englische Begriff Best
Supportive Care (BSC) steht in
der Onkologie für bestmögliche
unterstützende (= supportive)
Behandlungsmaßnahmen bei
Krebspatienten. Im Zusammenhang mit klinischen Studien wird
dieser Begriff sehr häufig
benutzt. Ein gleichwertiger
deutschsprachiger Ausdruck, der
den englischsprachigen Begriff
wiedergibt, wie beispielsweise
beste Begleitbehandlung,
bestmögliche unterstützende
Fürsorge oder optimale symptomatische Therapie oder best­
mögliche supportive Therapie,
hat sich bisher nicht etablieren
können.
Die „Intent-To-Treat-Analyse“ zeigte eine
Überlegenheit der Pazopanib+BSC Rate
mit einem 4-monatigen PFS (Progressionsfreies Überleben) von 47,7% gegenüber der
„Nur BSC-Rate“ mit 19,5%.
HINWEIS
Die Intention-to-treat-Analyse ist
ein Verfahren der medizinischen
Statistik, das ein bestimmtes
Datenauswertungsprinzip
bezeichnet. In deutschsprachigen
medizinischen Fachzeitschriften
häufig verkürzt auch als
intention-to-treat bezeichnet.
2014
1
GIST
Ponatinib mögliche,
künftige Option bei GIST?
Aufgrund der Ergebnisse schlugen die Experten vor, Pazopanib weiter bei GIST zu
untersuchen. Die Toxizität der Therapie
war vergleichbar mit den Erfahrungen aus
anderen Indikationen wie z.B. dem Nierenzellkarzinom oder anderen Weichgewebe­
sarkomen. Die Gesamtüberlebensdaten dieser Studie werden voraussichtlich Anfang
2015 verfügbar sein. Basierend auf diesen
Ergebnissen wäre nun eine Phase III Studie
sinnvoll, die beispielsweise Pazopanib mit
Regorafenib in der Drittlinie vergleicht.
Pazopanib ist bereits zur Behandlung des
Nierenzellkarzinoms und zur Behandlung
von Weichgewebesarkomen zugelassen.
Derzeit wird die Therapie noch von GSK
(GlaxoSmithKline) angeboten – doch dies
soll sich in 2015 ändern. Durch eine groß
angelegte Transaktion tauschen die beiden
Konzerne Novartis und GSK in 2015 Geschäftsbereiche. Somit übernimmt Novartis
den Onkologie-Bereich (und damit Pazopanib) von GSK und GSK übernimmt von
Novartis den Impfstoff bereich.
Auch Ponatinib (Iclusig ® von Ariad) könnte
eine der Therapien der Zukunft bei GISTs
sein. Ponatinib ist bereits – wie Imatinib –
für die Behandlung der CML (Chronisch
Myeloische Leukämie) zugelassen. Erste Ergebnisse einer Phase II Studie bei GIST,
waren mit Spannung erwartet worden und
wurden beim diesjährigen ASCO-Kongress
in Chicago vorgestellt. 35 GIST-Patienten
waren in diese Studie einbezogen worden,
alle mit einer Dritt- oder Viertlinien Therapie (Heinrich et al, Zusammenfassung
10506).
tuellen Todesfalles wegen Toxizität, Hautausschlag (54 %), Fatigue = Abgeschlagenheit (46 %), Myalgien (46 %), Kopfschmerzen (40 %). Ende 2013 war die Studie durch
die amerikanische Zulassungsbehörde FDA
unterbrochen worden - wegen einer zunehmenden Fallzahl von toxischen Gefäßveränderungen (arteriell und venös) bei Leukämie-Patienten. Inzwischen weiß man, dass
die hämatologische Toxizität in der GISTPatientengruppe geringer ist - als in der
CML-Patientenpopulation.
So gibt es derzeit intensive
Bemühungen, Ponatinib in einer
breiter angelegten Phase III Studie
auch in Europa an ausgewählten
Zentren anzubieten.
Patienten, deren GIST eine Primärmutation
in KIT Exon 11 zeigte, hatten durch Ponatinib nach 4 Monaten einen klinischen Benefit von 50 % (darunter 2 Patienten mit
partiellem Ansprechen ebenso, wie der Verbesserung des PET-Befundes bei allen Patienten, bei denen ein PET-Scan durchgeführt wurde). Das PFS in dieser Patientengruppe (Kohorte) mit Mutation Exon 11
beträgt nach 6 Monaten 60 % und die
Überlebensdauer 80% nach sechs Monaten.
Der klinische Benefit war in der Patientengruppe (Kohorte) mit GISTs ohne Exon11-Mutation geringer (27 %), und PFS und
OS nach 6 Monaten betragen 39 % bzw. 71
%. Ponatinib zeigte auch Wirkung auf sekundäre Mutationen, die während zuvor erfolgten Therapien auftraten - von Exon 13
bis Exon 18.
Die Toxizität von Ponatinib in der verabreichten Dosis von 45 mg ist eine mögliche
Herausforderung beim Management dieses
TKI. So zeigten die Ergebnisse einen even-
HN
N
N
N
N
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25
2014
1
WissensWert
Regorafenib in der EU
zur Behandlung von GIST zugelassen
Zweite EU-Zulassung für Regorafenib innerhalb eines Jahres.
Entscheidung basiert auf den positiven Ergebnissen der
Phase-III-Studie GRID, in der Regorafenib das progressionsfreie
Überleben signifikant verlängern konnte.
Das Onkologie-Präparat Regorafenib
(Stivarga®) von Bayer ist im Juli 2014 von
der Europäischen Kommission zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit inoperablen oder metastasierten GIST (Gastro­
intestinale Stromatumoren) zugelassen worden, deren Tumor unter der Behandlung
mit Imatinib oder Sunitinib weiter fortgeschritten ist oder die diese Medikamente
nicht vertragen haben. Die Zulassung für
Regorafenib in dieser Indikation beruht auf
den Ergebnissen der Phase-III-Studie
GRID, in der eine statistisch signifikante
Verbesserung des progressionsfreien Über­
lebens (PFS, progression-free survival) unter Regorafenib im Vergleich zu Placebo
gezeigt werden konnte, wenn die Krankheit
trotz einer früheren Behandlung mit Imatinib und Sunitinib weiter fortgeschritten
war. Regorafenib ist in der Europäischen
Union bereits zur Behandlung des metastasierten kolorektalen Karzinoms (mCRC)
zugelassen.
„Regorafenib ist inzwischen in mehreren
Ländern weltweit zur Behandlung von
GIST zugelassen, darunter auch den USA
und Japan. Wir freuen uns sehr, dass wir
jetzt auch Patienten in Europa eine neue
Behandlungsoption für diese seltene, aber
schwer zu behandelnde Tumorart anbieten
können“, sagte Dr. Jörg Möller, Mitglied
des Executive Committee von Bayer
HealthCare und Leiter der Globalen Entwicklung.
„GIST ist eine sehr stark wuchernde Krebsart, die jedoch jahrelang unbemerkt bleiben
kann. Wird der Krebs endlich entdeckt,
dann besteht bei den meisten Patienten
schon ein fortgeschrittenes Tumorstadium.
Das bedeutet niedrige Überlebensraten und
nur begrenzte Behandlungsoptionen“, sagte
Dr. Jean-Yves Blay, Professor für Medizinische Onkologie in der Inneren Medizin,
Leiter der Abteilung Medizinische Onkologie am Centre Leon Berard der Université
Claude Bernard in Lyon und einer der
Prüfärzte in der GRID-Studie. „Die PhaseIII-Studie GRID konnte zeigen, dass die
progressionsfreie Überlebenszeit unter
Regorafenib mehr als fünfmal so lang ist
wie unter Placebo – ein wichtiger Fortschritt für Patienten mit einer rasch fortschreitenden Erkrankung.“
„Stellen Sie sich vor, Ihr Arzt eröffnet
Ihnen, dass es keine weiteren Behandlungs­
optionen mehr für Ihre Krankheit gibt. Das
ist so ziemlich das Schlimmste, was Ihnen
passieren kann“, sagte Markus Wartenberg,
Mitglied des Vorstands der Sarcoma Patients
EuroNet Association (SPAEN) und Ver­
treter der deutschen GIST-Patientenorganisation Das Lebenshaus e.V. „Bei seltenen
Krebsarten wie GIST geben neue Behandlungsmöglichkeiten den Patienten Hoffnung und Kraft, weiter gegen die Krankheit
zu kämpfen.“
N
Die Ergebnisse der zulassungsrelevanten
Phase-III-Studie GRID (GIST – Regorafenib In Progressive Disease) haben gezeigt,
dass Regorafenib in Kombination mit der
bestmöglichen unterstützenden Behandlung
(best supportive care oder BSC) das progressionsfreie Überleben der behandelten
Patienten im Vergleich zu Patienten mit
Placebo plus BSC statistisch signifikant
verlängern konnte (HR=0,268 [95% CI
0,19-0,39], p<0,0001). Dies entspricht
einer signifikanten Reduktion des Risikos
für Progression oder Tod um 73 Prozent
(HR: 0.27; p<0,0001). Untersucht wurden
Patienten mit metastasierten oder inopera­
blen GIST, die bereits mit Imatinib und
Sunitinib behandelt worden waren. Die
mittlere progressionsfreie Überlebenszeit
betrug in der Regorafenib-Gruppe
4,8 Monate, verglichen mit 0,9 Monaten in
der Placebogruppe (p<0,0001). Die Ver­
längerung des PFS trat in allen Patientengruppen konsistent auf, unabhängig vom
primären und sekundären KIT Mutationsstatus, Alter der Patienten, des Geschlechts,
der Region, Therapie mit Imatinib und
Sunitinib, Anzahl vorheriger Therapielinien
oder dem ECOG-Status.
HN
HN
O
O
26
HN
O
F
CF3
CI
2014
In klinischen Studien waren die am häufigsten berichteten behandlungsbedingten
Nebenwirkungen (mit einer Häufigkeit von
mindestens 20%) bei Regorafenib-Patienten
im Vergleich zu mit Placebo behandelten
Patienten: Müdigkeit, Hand-Fuß-Syndrom,
Durchfall, verminderter Appetit und verminderte Nahrungsaufnahme, Bluthochdruck, Entzündungen der Mundschleimhaut, Beeinträchtigungen der Stimme, Infektionen, unspezifische Schmerzen, Gewichtsverlust, Bauchschmerzen, Hautausschlag, Fieber und Übelkeit.
Die schwersten Nebenwirkungen bei Patienten, die Regorafenib erhielten, waren Lebertoxizität, Blutungen und Perforationen
der Darmwand. Die Nebenwirkungen unter Regorafenib treten generell früh auf (innerhalb der ersten zwei Behandlungszyklen), weshalb zu einem engmaschigen Monitoring der Patienten geraten wird. Ergebnisse der GRID-Studie wurden bereits im
Juni 2012 auf dem Jahreskongress der American Society of Clinical Oncology (ASCO)
präsentiert und sind seit November 2012 im
Fachjournal The Lancet veröffentlicht.
Regorafenib ist unter dem Markennamen
Stivarga® bereits in den USA, Europa, Japan
und mehreren anderen Ländern zur Behandlung von metastasiertem CRC zugelassen. In den USA, Japan und verschiedenen
anderen Ländern hat Regorafenib zudem
die Zulassung zur Behandlung von Gastrointestinalen Stromatumoren (GIST) erhalten.
Über die GRID-Studie
Über Regorafenib
GRID war eine randomisierte, doppelblind
durchgeführte, Placebo kontrollierte Multicenterstudie der klinischen Phase III.
Untersucht wurden die Wirksamkeit und
Sicherheit von Regorafenib zur Behandlung
von GIST. 199 Patienten, deren Krankheit
trotz Behandlung mit Imatinib und Sunitinib weiter fortgeschritten war, erhielten
randomisiert im Verhältnis 2:1 entweder
Regorafenib (160 mg einmal täglich über
drei Wochen, gefolgt von einer Woche
Pause) oder Placebo, jeweils kombiniert mit
der bestmöglichen unterstützenden Behandlung. Bei der Einteilung der Gruppen
wurden die vorherigen Behandlungen (zwei
vorherige Therapien oder mehr) und geographische Region (Asien oder restliche
Welt) der Patienten berücksichtigt (stratifizierte Randomisierung). Der primäre Studienendpunkt war das progressionsfreie
Überleben. Zu den sekundären Endpunkten
zählten das Gesamtüberleben, die Zeit bis
zum erneuten Fortschreiten der Krankheit,
die Krankheitskontrollrate, die Ansprechrate des Tumors sowie die Dauer des
Ansprechens. Die Sicherheit und Verträglichkeit beider Behandlungsgruppen wurde
ebenfalls verglichen. Patienten, die zunächst
nach der Randomisierung Placebo bekommen hatten, konnten bei Fortschreiten der
Erkrankung auf Regorafenib wechseln
(Cross-Over).
Regorafenib ist ein Multi-Kinase-Inhibitor,
der oral verabreicht wird und bestimmte
Kinasen inhibiert, welche für das Tumorwachstum mitverantwortlich sind. Blockiert
werden die Angiogenese (Blutversorgung)
des Tumors, die Tumorbildung sowie weitere Kinasen in der Mikroumgebung des
Tumors. Präklinische Studien zeigten, dass
Regorafenib mehrere Tyrosinkinasen des
VEGF-Rezeptorsystems inhibiert, die eine
Rolle bei der Tumorangiogenese (der Entwicklung von neuen Blutgefäßen im Tumor) spielen. Regorafenib blockiert außer
VEGFR 1-3 auch onkogene Kinasen sowie
weitere Kinasen in der Mikroumgebung des
Tumors, wie TIE-2, RAF-1, BRAF,
BRAFV600, KIT, RET, PDGFR und
FGFR, die allein und im Zusammenspiel
das Tumorwachstum unterstützen, zur
Bildung einer tumorfördernden Mikro­
umgebung beitragen und dadurch das Fortschreiten der Krankheit verantworten.
Regorafenib ist ein von Bayer entwickeltes
Präparat.
1
GIST
27
2014
1
WissensWert
GIST-Forum in Darmstadt: Wertvoller Überblick
über Erkrankung, Behandlung und Forschung...
Die Begrüßung der Teilnehmer des nationalen GIST-Forums am Freitag-Nachmittag
nahmen der Vorsitzende des Vereins „Das
Lebenshaus e.V.“ Kai Pilgermann sowie
Brigitte Wartenberg, Mitarbeiterin im
Bereich GIST/Sarkome vor.
Im Anschluss folgten patientenverständliche
Vorträge zu den verschiedenen Stadien der
GIST-Erkrankung:
n zum lokal begrenzten Tumor und dessen Behandlung,
n der fortgeschrittenen - metastasierten
Erkrankung,
n der progredienten Situation und
n der möglichen Perspektiven in der derzeitigen GIST-Forschung hin zu neuen
Therapieoptionen.
Hierzu waren Experten aus den Bereichen
Pathologie, Chirurgie und Onkologie aus
allen Teilen Deutschlands angereist.
Die Veranstaltung begann mit dem Vortrag
„Einleitung und Überblick zum Thema
GIST“, um auch neuen Patienten einen
Einstieg in das GIST-Basiswissen zu ermöglichen. Herr Prof. Dr. Florian Haller,
Pathologe aus Erlangen, gab einen ersten
Überblick, erläuterte die Rolle des Pathologen bei GIST und machte noch einmal klar,
wie wichtig es für Patienten ist – möglichst
zeitnah mit der Diagnose die Primär-Mutation zu kennen. Die Primär-Mutation bei
GIST ist überaus relevant für die folgenden
medikamentösen Therapien.
Im zweiten Vortrag behandelten Prof. Dr.
Matthias Schwarzbach, Chirurg aus Frankfurt und Markus Wartenberg, Bereichsleiter
GIST/Sarkome im Lebenshaus, gemeinsam
das Erkrankungsstadium „Lokal begrenzter,
operabler Primärtumor“. Hier wurde noch
einmal deutlich, wie wichtig die qualitativ
durchgeführte Operation (R0) ist, wie die
Kriterien eines möglichen Rückfall-Risikos
definiert sind und welche Patienten – wie
lange – mit der Imatinib-Therapie adjuvant
(vorsorglich) behandelt werden sollten.
28
Das Erkrankungsstadium „Inoperabler,
metastasierter (fortgeschrittener) GIST“ mit
der dort in der Erstlinie eingesetzten
Imatinib-Therapie wurde ausführlich von
PD Dr. Lars Lindner, Onkologe aus München vorgetragen. Inzwischen gibt es Patienten – auch in Deutschland - die mehr als
13 Jahre unter Imatinib stabil sind. Hier
sind es unter anderem Faktoren wie
nUrsprungs-/Primär-Mutation,
n die Behandlung bei erfahrenen GISTMedizinern,
n gutes Therapie- und Nebenwirkungsmanagement,
n regelmäßige Einnahme und das NichtAbsetzen der Therapie,
die zu einem lang anhaltenden Therapieerfolg führen können.
Nach der Nachmittagspause referierte PD
Dr. Peter Reichardt, Onkologe aus BerlinBuch und Leiter des medizinisch-wissenschaftlichen Beirates des Lebenshauses, über
das Thema „Progression: Fortschreiten der
metastasierten Erkrankung unter medikamentöser Therapie.“
Bereichsleiter GIST/Sarkome Markus Wartenberg erklärte zur Einleitung, dass es inzwischen etliche Patienten gibt, die 13 Jahre
stabil mit einer Imatinib-Therapie leben.
Doch trotz der generell guten Wirksamkeit
von Imatinib bei GIST, ist bei einem Teil
der Patienten ein Fortschreiten der Erkrankung - eventuell auch schon viel früher, zu
beobachten. Teilweise wachsen einzelne Läsionen weiter oder neue Metastasen entstehen. Warum es zu Resistenzen der Tumorzellen gegen Imatinib kommt, ist noch immer Gegenstand intensiver Forschung. Die
zentrale Aussage des Vortrages von PD Dr.
Peter Reichardt war: „Progression? Erst
eindeutig alle Faktoren gewissenhaft und in
Ruhe abklären – bevor voreilig gehandelt
und die bestehende Therapie verändert
wird!“ Die erste Maßnahme bei Verdacht
auf eine Progression der Erkrankung, ist die
genaue Bewertung des Progresses. Das
heißt: Die exakte Feststellung, ob es sich
wirklich um einen Progress handelt und
wenn ja - ob dieser systemisch (in allen
Krankheitsmanifestationen) oder lokal (nur
an einer oder wenigen Stellen) vorliegt.
Zentrale Fragen, die bei Verdacht auf Progress zu stellen sind, sind u.a.:
n Nimmt der Patient regelmäßig seine
Medikamente? (Onkologe)
n Nimmt er ggf ls. irgendwelche anderen
Medikamente oder orale komplementäre Therapien, welche die Wirksamkeit
evtl. herabgesetzt haben? (Onkologe)
n Ist überhaupt eine Progression im klaren
Sinne bestätigt? (Radiologe/Onkologe)
n Stimmt die histologische Diagnose
GIST überhaupt? (Pathologe/Onkologe)
n Besteht Gefahr für den Patienten – muss
man unmittelbar handeln? (Onkologe)
Falls ein Progress bestätigt wird: Gibt es
neben therapeutischen Optionen medikamentöser Art (Onkologe), lokal wirksame
Maßnahmen wie z.B. Operation, RFA,
SIRT etc., die mit anderen Fachleuten
besprochen und ggf ls. durchgeführt werden
können?
PD Dr. Reichardt hierzu: „Nicht selten erleben wir es, dass ein Progress diagnostiziert
wird – der gar keiner ist. Oft liegt es an
mangelnder Erfahrung von Kollegen mit
dem Thema GIST oder an einer Fehlinterpretation der Bildgebung durch weniger erfahrene Radiologen. Verlässt sich der Onkologe dann nur auf den schriftlichen Bericht und schaut sich die Bilder nicht selbst
an, kommt es schnell zur Diagnose „Progress“ und damit zur Änderung der eigentlich erfolgreich laufenden Therapie mit
Imatinib, Sunitinib oder Regorafenib.“
2014
1
GIST
Erfahrene GIST-Experten informierten rund um die Erkrankung. Von links nach rechts: Prof. Dr. Florian Haller, Pathologe aus Erlangen;
Prof. Dr. Matthias Schwarzbach, Chirurg aus Frankfurt; Prof. Dr. Sebastian Bauer, Onkologe aus Essen; PD Dr. Reichardt, Onkologe aus
Berlin-Buch; PD Dr. Viktor Grünwald, Onkologe aus Hannover und PD Dr. Lars Lindner, Onkologe aus München.
Unter der Überschrift „SPOTLIGHT AUF
AUSGEWÄHLTE GIST-THEMEN“ referierten im Anschluß verschiedene Experten
in Kurzvorträgen über wichtige Themen:
n Super-seltene GIST-Subtypen (WildTyp-GISTs)
Prof. Dr. Florian Haller, Erlangen
n Imatinib, Sunitinib, Regorafenib: Nebenwirkungen und Gegenmaßnahmen
bei GIST
PD Dr. Viktor Grünwald, Hannover
n Das Beste aus den medikamentösen
GIST-Therapien herausholen
PD Dr. Peter Reichardt, Berlin-Buch
und Markus Wartenberg
Der Samstag-Morgen begann mit zwei Vorträgen aus dem Bereich der GIST-Forschung. Prof. Dr. Sebastian Bauer, Onkologe aus Essen, gab den Teilnehmern einen
Einblick in die GIST-Forschung unter der
Fragestellung: Wohin geht die Forschungsreise? Er zeigte Auszüge aus internationalen
Forschungsprojekten sowie laufende und
kommende klinische Studien bei GIST auf.
Derzeit könnten unter anderem Dovitinib,
Pazopanib und Ponatinib potentielle neue
Substanzen bei GIST sein.
Prof. Dr. Nikolas von Bubnoff, Onkologe
aus Freiburg, erläuterte das Prinzip der „Liquid Biopsie“ an freier/zirkulierender Tumor-DNA bei GIST. Prof. von Bubnoff hat,
zusammen mit einer Arbeitsgruppe in Leipzig, Plasmaproben von Patienten mit GIST
und CKIT- oder PDGFR-Mutationen auf
das Vorliegen von frei zirkulierender Tumor-DNA im Blut untersucht. Mit einem
speziellen Test gelang es der Gruppe bei Patienten frei zirkulierende DNA (fcDNA)
mit der tumorspezifischen CKIT- oder
PDGFR-Mutation nachzuweisen. Der
Nachweis stand in Zusammenhang mit dem
klinischen Verlauf: Bei einigen Patienten
mit wiederholtem und/oder steigendem
mutanten fcDNA fand sich eine Tumorprogression oder ein Rückfall. Eine Abnahme
oder ein Verschwinden der mutanten
fcDNA im Blut ging mit einem Ansprechen
auf die Behandlung einher. Damit könnte
der Nachweis von fcDNA mit tumorspezifischen Mutationen im Blut als Biomarker
dienen. Dies würde die Überwachung der
Behandlung (Ansprechen, Rezidiv) wesentlich erleichtern und vereinfachen. Darüber
hinaus lassen sich mit dieser Methode auch
genetische Veränderungen (Sekundär-Mutationen) identifizieren, welche meist mit
einer Resistenz gegenüber der Behandlung
einhergehen. Bisher war dazu immer eine
erneute Gewebeprobe erforderlich.
Im weiteren Verlauf der Veranstaltung hatten alle Patienten die Wahl, an parallel angebotenen Vorträgen teilzunehmen, die für
alle drei Indikationen übergreifend angeboten wurden. Die Informationen umfassten
die allgemeinen Themen:
n Krebs-Forschung besser verstehen: Klinische Studien
n Diskussion: Welche Informationen
wünschen sich Tumor-Patienten von
ihren Ärzten/von der Patientenorganisation
n 10 Tipps für Patienten mit „seltenen
Krebsdiagnosen“
n Krebsdiagnose und Bewegung/Sport
An beiden Tagen hatten die Anwesenden
während der Vorträge viele Möglichkeiten,
mitgebrachte Fragen zu stellen, sowie an
Diskussionen teilzunehmen, was auch sehr
engagiert in Anspruch genommen wurde.
Auch die Zeiten zwischen den Vorträgen,
die Kaffee- und Snackpausen, nutzten die
Teilnehmer zum Kennenlernen und regen
Austausch.
Am Ende der Veranstaltung erhielten die
Mitarbeiter des LH-Teams viele positive
Rückmeldungen bezüglich der Organisation und Veranstaltung.
Hier nur einige Beispiele:
„Der Kongress war eine
runde, in jeder Hinsicht
bereichernde Erfahrung,
von Herzen Dank allen
Mitwirkenden.“
„Die Vorträge waren sehr
interessant und sehr
informativ, man konnte
viele neue Erfahrungen und
neue Erkenntnisse für sich
mitnehmen, alles war locker
und verständlich erklärt.“
„Alle vom Lebenshaus
haben wirklich ihr Bestes
gegeben. Es war ganz
einfach super! Vielen
herzlichen Dank für Ihre Be­
mühungen.“
Im Namen des Lebenshaus-Teams (Vorstand, Mitarbeiter, Patientenkontakte)
und aller Teilnehmer, bedanken wir uns
nochmals ganz herzlich für die Zeit und
das ehrenamtliche Engagement aller Referenten. Des Weiteren gilt der Dank des
Lebenshauses den forschenden Pharmafirmen welche die Veranstaltung durch
ihre finanzielle Unterstützung möglich
gemacht haben.
29
2014
1
WissensWert
Aus der GIST-Gruppe Siegerland
Bereits im vergangenen Jahr wurde die regionale GIST-Gruppe
Siegerland gegründet. Um die Gruppe noch etwas bekannter zu
machen, veranstaltete Das Lebenshaus e.V. zusammen mit dem
Gruppenleiter, Günter Pulverich, einen Informationsabend für
GIST-Betroffene.
Alle beim Lebenshaus gelisteten Patienten
und Angehörige aus der Region Siegen
wurden zum Infoabend dazu eingeladen.
Zusätzlich wurde eine Information über
den Vortragsabend über die regionale Presse
veröffentlicht.
Am 5. März 2014 war es dann soweit: Interessierte, Patienten und Betroffene trafen
sich in der Siegerlandhalle, um die Gruppe
kennenzulernen und den Vortrag des GIST
Experten Prof. Dr. Joachim Schütte aus
Düsseldorf zu hören. Auch Vorstands­
mitglied des Lebenshauses und langjährige
GIST-Patientin Christel Jäger-Freysoldt
kam nach Siegen, um den neuen Gruppenleiter zu unterstützen und Das Lebenshaus
zu repräsentieren.
Zunächst informierte Brigitte Wartenberg,
Gruppen-Coach und Ansprechpartnerin im
Bereich GIST, über „Das Lebenshaus“, um
auch neuen Teilnehmern die Angebote und
Aktivitäten des Vereins näher zu bringen.
Als nächstes stellte Günter Pulverich sich
selbst und die Gruppe vor, die sich seit der
Gründung regelmäßig alle zwei Monate
jeweils am 1. Dienstag im Monat trifft.
30
Alle Teilnehmer kommen gerne in die
Gruppe, um sich auszutauschen und sind
froh, nun auch eine Anlaufstelle in der
Region Siegerland zu haben.
Unter dem Motto „Miteinander Antworten
finden bei GIST“ referierte danach Prof.
Schütte ausführlich über das Krankheitsbild
GIST. Er zeigte, in verständlicher Form,
Therapieoptionen bei der seltenen Krebserkrankung auf. Im Anschluss an seinen Vortrag stand er für Fragen aus dem Patientenkreis zur Verfügung.
„GIST ist nicht gleich GIST“ und
„Niemand ist allein mit der Erkrankung auch nicht in der Region Siegerland“, sollte
die Botschaft dieses Abends sein, der nach
besonderem Dank an Prof. Schütte und
Brigitte Wartenberg vom Lebenshaus mit
einem gemütlichen Beisammensein ausklang.
Patienten, die betroffen sind und bisher
noch keinen Kontakt zur Selbsthilfegruppe
hatten, können sich melden bei:
[email protected]
oder unter
Tel. 0700-4884 0700.
Treffpunkt der Gruppe: Siegerlandhalle
Konferenzzimmer
Koblenzer Straße 151
57072 Siegen
Weitere Informationen zur Gruppe
finden Sie auf unserer Homepage
www.daslebenshaus.org
2014
1
GIST
International: Der Schweizer GIST-Preis 2014
geht an eine deutsche Pathologin, die in den USA arbeitet
Die GIST-Gruppe Schweiz hat zum fünften Mal den Wissenschaftspreis
verliehen. Sie hat damit die deutsche Wissenschaftlerin
Dr. Anette Duensing, Assistant Professor of Pathology, zurzeit an der
University of Pittsburgh Cancer Institute, Pittsburgh USA, geehrt.
Der Verein zur Unterstützung von Betroffenen mit Gastrointestinalen Stromatumoren (GIST), die GIST-Gruppe Schweiz, hat
zum fünften Mal den Wissenschaftspreis
verliehen. Der mit 10.000 Franken dotierte
GIST-Preis 2014 geht an Frau Dr. Anette
Duensing für die Arbeit “Unbiased Compound Screening Identifies Unexpected
Drug Sensitivities and Novel Treatment
Options for Gastrointestinal Stromal Tumors”, publiziert in Cancer Research 2014;
74:1200-1213 (Boichuk et al). Die Laudatio
wurde von PD Dr. Roger von Moos, Chefarzt Onkologie/Hämatologie, Kantonsspital
Graubünden Chur und Mitglied des Preiskomitees GIST-Gruppe gehalten. Die
Preisverleihung erfolgte am 20. November
2014 im Rahmen der Halbjahresversammlung der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung
(SAKK) in St. Gallen.
Die Mehrzahl gastrointestinaler Stroma­
tumoren (GIST) kann erfolgreich mit dem
Tyrosinkinaseinhibitor Imatinib (Glivec®)
behandelt werden. Obwohl eine erhebliche
Zahl von Patienten initial von dieser Therapie gut profitiert, kommt es bei etwa 50%
innerhalb der ersten zwei bis drei Jahren zur
Therapieresistenz. Therapiemöglichkeiten
mit Sunitinib in der Zweitlinie und Regorafenib in der Drittlinie sind zwar vorhanden, allerdings mit limitierten Perspektiven
das Tumorwachstum über längere Zeit zu
stoppen. Es ist daher dringend notwendig,
neue Therapiestrategien zu entwickeln.
In ihrer Studie hat das Team von Anette
Duensing ein Hochdurchsatz-Medikamenten-Screening zur Identifizierung neuer
Therapieoptionen für GIST-Patienten
durchgeführt. Es wurde hierzu ein Panel
von 89 Substanzen untersucht, die bereits
von der U.S. Food and Drug Administra-
tion (FDA) für die Therapie von Krebs­
erkrankungen zugelassen sind. In ihren in
vitro - Experimenten (Labor) konnten erfolgreich zwei Klassen von Medikamenten
identifiziert werden, die selbst in Imatinibresistenten GIST-Zellen sehr effektiv waren.
Diese Ergebnisse sind überraschend, weil
die meisten der untersuchten Substanzen
zur Gruppe der sogenannten „klassischen“
Chemotherapeutika gehören – Medikamente, die traditionellerweise bei GIST als
unwirksam gelten. Allerdings rührt die
obige Annahme von historischen Studien
her, die durchgeführt wurden, bevor durch
die Identifizierung von KIT-Mutationen
und KIT-Expression eine sichere Diagnose
von GIST ermöglicht wurde (d.h. vor
1999). Es ist daher möglich, dass damals
eine Reihe von Tumoren mit eingeschlossen wurden, bei denen es sich nicht um
GIST handelte. Des Weiteren ist bisher eine
systematische Untersuchung von Chemotherapeutika – auch wegen der Seltenheit
der Erkrankung – nicht durchgeführt
worden.
Substanzen, die in dieser Studie als effektiv
für die Therapie von GIST identifiziert
wurden, gehören entweder zur Gruppe der
sogenannten Transkriptionsinhibitoren oder
zu Inhibitoren des DNA-Reparaturenzyms
Topoisomerase II. Jeweils ein Medikament
jeder Substanzklasse wurde näher untersucht.
n Der Transkriptionsinhibitor Mithramycin A blockiert den ersten Schritt in der
zellulären Herstellung von Proteinen,
z.B. dem mutierten KIT Molekül, das
für das Überleben von GIST-Zellen
unerlässlich ist. Die Gruppe konnte
zeigen, dass die Wirksamkeit von
Mithramycin A zumindest teilweise
darauf beruht, dass die KIT-Produktion
in GIST-Zellen gehemmt wird.
Von links nach rechts: Dr. Michael
Montemurro, Helga Meyer-Schnorf,
die Preisträgerin Dr. Anette Duensing,
PD Dr. Roger von Moos
n
Dagegen führt die Inhibierung von
Topoisomerase II durch Mitoxantron
zur Entstehung sogenannter DNADoppelstrangbrüche, der für eine Zelle
gefährlichsten Art der DNA-Schädigung. Akkumuliert eine Zelle zu viele
solcher Doppelstrangbrüche, führt dies
unweigerlich zum Zelltod. Die Gruppe
konnte experimentell zeigen, dass genau
dies in mit Mitoxantron behandelten
GIST-Zellen der Fall ist.
Nicht zuletzt konnte nachgewiesen werden,
dass beide Substanzen (Mithramycin A
und Mitoxantron) eine signifikante Anti­
tumor-Aktivität in GIST Mausmodellen
aufweisen.
Zusammenfassend haben die Forscher mittels Hochdurchsatzmethodik erfolgreich
zwei Substanzklassen bereits zugelassener
Krebsmedikamente identifizieren können,
die eine hohe Aktivität sowohl in mensch­
lichen GIST-Zelllinien als auch im GISTMausmodell aufweisen. Klinische Studien,
diese Medikamente bei GIST-Patienten zu
testen, sind bereits geplant.
31
2014
1
WissensWert
11. Jahrestreffen der
Schweizer GIST-Patienten in Zürich
Bericht von Martina Kuoni, Regionalleiterin Nordwestschweiz
Der Einladung zum 11. GIST-Treffen nach
Zürich waren erneut über 100 Patienten,
Angehörige, Vertreter der Pharmaindustrie,
Ärzte, Fachleute und weitere Interessierte
gefolgt. Der Vorstand der GIST-Gruppe
Schweiz hatte ein hochkarätiges Programm
zusammengestellt, das die Teilnehmer einen
Tag begleiten und informieren sollte.
Nach dem Begrüßung-Kaffee eröffnete
Martin Wettstein, der Präsident des Vereins,
die Tagung im Restaurant Au Premier im
HB Zürich. Er begrüßte namentlich Anna
Costato (ITA), Monsieur und Madame
Bertrand de la Comble (FR), Candy Heberlein (Stiftung zur Förderung der Knochenmarkspende) und Christel Jäger-Freysoldt
(Vorstand Lebenshaus D), die Vertreter der
Firmen Bayer (Schweiz) AG, Bristol-Myers
Squibb SA, Novartis Pharma Schweiz AG
und Pfizer AG sowie die Übersetzerinnen
und den Techniker. Er bedankt sich bei den
Sponsoren, namentlich bei der Krebsliga.
Christel Jäger-Freysoldt (links), Susanne
Gutermuth (rechts) und Markus Wartenberg (ohne Foto, Moderator) vertraten
den Verein Das Lebenshaus e.V. beim
Schweizer GIST-Treffen in Zürich.
Markus Wartenberg vom Lebenshaus
Deutschland übernahm wie in den Jahren
zuvor die Moderation. Er stellte zunächst
einige Überlegungen zu den Aufgaben
einer Patientenorganisation an. Alles andere
als eine „Gschpürschmi-Gruppe“, stellt die
Patientenorganisation Informationen und
Austausch sicher, bietet Unterlagen und
32
konkrete Beratung, steht mit Experten und
mit der Industrie in Verbindung und ist
zunehmend ein wichtiger Partner, wenn es
um Patientenwissen, Behandlungsabläufe,
Forschung und Konzipierung von Studien
geht. Außerdem nimmt die Patientenorganisation die Interessen ihrer Mitglieder
wahr und verschafft sich politisch Gehör,
bei zunehmend beschränkten Ressourcen
im Gesundheitswesen eine wichtige Aufgabe. Von großer Bedeutung ist schließlich
die internationale Vernetzung.
Den ersten Vortrag hielt Dr. Michael
Montemurro (Lausanne) über Behand­
lungsprinzipien gastrointestinaler
Stromatumoren. Ein Fehler in der Erbsubstanz programmiert die GIST-Zelle
falsch und führt zum Tumor, der manchmal
Symptome verursacht. Oft wird ein GIST
rein zufällig entdeckt, bei medizinischen
Untersuchungen, die aus einem anderen
Grund veranlasst waren. Bis zur Diagnose
und der Entscheidung über die Behandlung
(Operation oder medikamentöse Behandlung etc.) sind weitere Abklärungen nötig
(Biopsie, pathologische Untersuchung, CT
u.a.). Idealerweise wird der Tumor im
Ganzen operativ entfernt, mit ausreichend
großem Sicherheitsabstand im gesunden
Gewebe. Abhängig von verschiedenen
Risikofaktoren wird über die postoperative
Nachbehandlung entschieden.
Bei nicht operierbaren Tumoren greift man
zur medikamentösen Behandlung (Imatinib). Öfter treten nach gewisser Zeit Resistenzen auf, so dass auf andere Medikamente
(Sunitinib, Regorafenib u.a.) ausgewichen
wird.
Dr. Montemurro streifte in seinen Aus­
führungen und aufgrund von Fragen auch
die Themen PET/CT, Plasma-Spiegel, die
Adhärenz in der Medikamenteneinnahme
sowie Fragen zur Nachsorgebehandlung.
Anschließend referierte Dr. Tobias Zingg
(CHUV Lausanne) über Fortschritte der
GIST-Chirurgie. Er äußerte sich zur Rolle
des Chirurgen im multidisziplinären Team.
Die Fortschritte in der Behandlung von
GIST lägen weniger im Beitrag der Chirurgie als vielmehr in den Erfolgen der medikamentösen Behandlung. Er thematisierte
die Häufigkeit bzw. Seltenheit von GIST,
sprach über Mikro-GIST, die aufgrund
verbesserter Diagnostik vermehrt erkannt
werden, über Diagnose-Abläufe ebenso wie
über Arten (Laparoskopie, Endoskopie) und
Schwierigkeiten bei chirurgischen Eingriffen (Fragilität der Tumoren, Gefahr von
Verletzungen/Rupturen). Der Verlauf der
OP beeinf lusst die Nachbehandlung ebenso
wie die Prognosefaktoren (Rückfallrisiko).
Die Aus­f ührungen wurden von eindrücklichen OP-Bildern begleitet.
Prof. Dr. Nikolas von Bubnoff (Medizin.
Universitätsklinik Freiburg i.Br.), Preis­
träger des GIST-Preises 2013, hielt einen
Vortrag über Messung der Erbsubstanz von
GIST-Tumoren im Blut – Was nutzt die­
ser Biomarker? Die Erbsubstanz ist
gewissermaßen der Fingerabdruck der
Tumorzelle. Bei Leukämie lässt sich dieser
relativ einfach in der Blutzelle nachweisen.
Es stellt sich nun die Frage, ob bei soliden,
ortsständigen Tumoren wie den GISTTumoren eine solche ‚liquid biopsy’ auch
möglich ist. Da Tumoren alle möglichen
Zellteile ins Blut abgeben können, auch
Erbsubstanz, schien es möglich, tumor­
spezifische, eindeutige Mutationen im Blut
nachzuweisen. Bisherige Versuche zeigten
einige Erfolge, die darauf hoffen lassen, dass
mittels weiterer Forschung tumorspezifische
Mutationen in ihrer großen Bandbreite
nachweisbar werden könnten. Das könnte
ein Durchbruch in der frühzeitigen Diagnose bedeuten, ist aber aktuell noch
„Zukunftsmusik“.
2014
1
GIST
Prof. Dr. Nikolas von Bubnoff (Universitätsklinik Freiburg) erläutert die Messung der
Erbsubstanz von GIST-Tumoren im Blut.
Er war Preisträger des GIST-Preises 2013.
Dr. Peter Brauchli, Direktor SAKK, bei
seinem Vortrag über die Rolle der SAKK
beim Testen neuer Medikamente.
Die EORTC als Beispiel für Vernetzung und
Zusammenarbeit in der Krebsforschung:
Prof. Dr. Roger Stupp, Chefarzt Onkologie,
USZ und derzeitiger Präsident der EORTC.
Nach der Mittagspause, in der man sich
einmal mehr bestens verpf legen konnte,
sprach PD Dr. Peter Reichardt (Helios Klinikum Berlin-Buch) über das Thema:
Wie werden wir GIST im Jahr 2024
behandeln? Sicherlich wird es auch in
10 Jahren keine routinemäßige GIST-Vorsorgeuntersuchung geben. Voraussichtlich
wird die feingewebliche Diagnose einfacher
und besser werden und genetische Profile
dürften die histologischen Untersuchungen
ergänzen, aber noch nicht ersetzen. Die
Bildgebung und Diagnostik wird sich in
technischer Hinsicht weiter verbessern, die
Verfahren dürften aber im Großen und
Ganzen gleich bleiben. Keine grundsätzlichen Umwälzungen sind für die Chirurgie
zu erwarten. Die Nachsorge wird mittels
umfangreicherer Informationen(genetische
Profile, Mutationsbefunde) angepasst werden, nicht zuletzt, um Kosten zu sparen.
Die adjuvante Therapie mit Imatinib dürfte
weiter verabreicht werden, aber voraussichtlich werden neue Studien die Dauer
der Medikamenteneinnahme beeinf lussen.
Ein Thema dürften in den kommenden
Jahren auch die Generika werden.
Als nächster Referent trat Prof. Dr. Peter
Gloor, Forscher am Center for Collective
Intelligence. MIT Cambridge / USA auf.
Sein Vortrag zum Thema: Was können
wir, was können Patientengruppen
von Bienen lernen? bereicherte den
thematisch vielfältigen Tag mit neuen
Perspektiven. Mit viel Enthusiasmus sprach
Gloor über seine Studien an Bienen (und
nicht Ameisen), da Bienen in Schwärmen
leben, was eine besonders intelligente
Sozialstruktur ist. Vier Aussichten motivieren den Schwarm: „money“ – „power“ –
„love“ – „glory“. Mit Bildern und Filmen
näherten wir uns den verschiedenen Stufen
und Aspekten des gewinnbringenden
Schwarmverhaltens und seiner Akteure und
Bestandteile. Längst nicht alles war auf
Anhieb nachvollziehbar, aber auf alle Fälle
sehr anregend und unheimlich neugierig
stimmend. Ob Patientengruppe oder
Forscherteam, es braucht einige Voraus­
setzungen, damit die Zusammenarbeit
möglichst fruchtbar und nachhaltig sein
kann.
Danach folgte eine Reihe von Kurzvorträgen, die jeweils 15 Minuten dauerten und
ein breites Spektrum an Themen abdeckten:
Vom Forschungslabor bis zum Patienten:
Entwicklung neuer Medikamente
Dr. Klaus Molle, Novartis Pharma,
Rotkreuz -Testen neuer Medikamente
Studien und die Rolle der SAKK
Dr. Peter Brauchli, Direktor SAKK, Bern
EORTC als Beispiel für Vernetzung
und Zusammenarbeit in der Krebs­
forschung
Prof. Dr. Roger Stupp, Chefarzt Onko­
logie, USZ und Präsident EORTC
Kosten/Nutzen-Bewertung neuer
Medikamente in der Schweiz
Prof. em. Dr. Urs Metzger, Weggis
Off-Label Use von Medikamenten
aus der Sicht des Patienten und Onko­
logen
Prof. em. Dr. Hans-Peter Honegger, Zürich
Nach jedem Vortrag des Tages bestand die
Möglichkeit, den Referenten Fragen zu
stellen, was eifrig genutzt wurde. Auch
Markus Wartenberg und Michael Montemurro kommentierten wiederholt oder
stellten zur Verdeutlichung Fragen. Einmal
mehr ergaben die Vorträge ein äußerst reiches Tagesprogramm. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass Jahr für Jahr Spezialisten
aus ganz Europa nach Zürich reisen und
hier ohne Honorar Einblick geben in neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, Forschungssituationen, Entwicklungen, Behandlungsstrategien etc. etc.
Das betonte auch Martin Wettstein in seinem Schlusswort, als er allen Referenten
und den Anwesenden, die zum Erfolg der
Tagung beigetragen hatten, nochmals
dankte.
Zuvor hatte er noch eine Ehrenmitgliedschaft angekündigt: Prof. em. Dr. Urs
Metzger, medizinischer Beirat und wohl der
Chirurg in der Schweiz mit der größten
GIST-Erfahrung, nahm die Urkunde ent­
gegen. Gewürdigt wurde er von Martin
Wettstein, von Helga Meier und von
Michael Montemurro.
Schließlich wurde noch das Datum des
12. GIST-Treffens in Zürich bekannt­
gegeben: Freitag, 24. April 2015.
Nach dem offiziellen Ende der Tagung
begrüßte Martin Wettstein zur 5. Mit­
gliederversammlung des Vereins GISTGruppe Schweiz. So ging gegen 18.00 Uhr
ein äußerst intensives, bereicherndes GISTTreffen 2014 zu Ende.
Prof. Dr. Urs Metzger erhält die
Urkunde zur Ehrenmitgliedschaft
der Schweizer GIST-Gruppe
von Martin Wettstein übereicht.
33
2014
1
WissensWert
New Horizons: Leiter von 30 GIST-Gruppen weltweit
trafen sich Mitte Mai 2014 in der Schweiz
68 Delegierte aus aller Welt nahmen an der Jahreskonferenz „New Horizons
GIST“ teil, die vom 14. bis 17. Mai 2014 in Rüschlikon bei Zürich in der Schweiz
stattfand. Die GIST Patientengruppe Schweiz, vertreten durch Helga Meier
und Martin Wettstein, war 2014 Gastgeber dieser Jahreskonferenz weltweiter
GIST-Patientengruppen. Die Schweizer Organisatoren wurden durch Markus
Wartenberg Bereichsleiter GIST/Sarkome Das Lebenshaus e.V. und Board
Member Sarcoma Patients EuroNet e.V. unterstützt.
Ein großer Teil der Konferenzteilnehmer beim Gruppenfoto…
44 Vertreter aus 28 Ländern und 30 Organisationen, 12 international anerkannte medizinische GIST- Experten und 12 Vertreter
der pharmazeutischen Industrie nahmen an
diesem Patienten-Kongress teil. Besonders
freuten sich die Organisatoren über die
Anwesenheit etlicher Patientenvertreter mit
mehr als 10-jähriger Erfahrung. Aber es
nahmen auch einige Leiter neuer GISTPatientengruppen wie z.B. aus Indien oder
China am Treffen teil.
34
Die „NEW HORIZONS GIST-KONFERENZ“ ist ein wichtiger, jährlicher Anlass
der weltweiten GIST-Patienten-Gemeinschaft. Sie ermöglicht Vertretern internationaler GIST-Patientengruppen sich zu treffen, mit renommierten medizinischen
Experten zu diskutieren, Zugang zu neuesten medizinischen und wissenschaftlichen
Informationen zu erhalten und erfolgreiche
Praxis-Erfahrungen (Best Practice) aus­
zutauschen. Der Ansatz dieser globalen
Plattform internationaler GIST-Patientengruppen ist es, die Zusammenarbeit mit
Experten und der Industrie zu pf legen. Das
Ziel ist – gemeinsam – die Diagnose-,
Behandlungs- und Lebenssituation von
GIST-Patienten zu verbessern.
Am Mittwoch, 14. Mai, eröffnete Maria
Debiec-Rychter (BEL) das Vorprogramm
mit einem Beitrag zum Thema „Krebs und
GIST besser verstehen: Das 1mal1 der
Tumorbiologie“. Roger Stupp (CH), Direktor der Onkologie am Universitätsspital
Zürich und amtierender Präsident der
EORTC (European Organisation for
Research and Treatment of Cancer) bereicherte das Meeting mit seinem Willkommensvortrag „Europäische Krebsforschung:
Status Quo im Jahr 2014?“
2014
Für die gastgebende Patientenorganisation eröffnet Martin Wettstein (GIST-Gruppe Schweiz) die weltweite Konferenz.
Norman Scherzer, Direktor der Life Raft
Group GIST (USA) in einer der zahlreichen
Gruppendiskussionen während der
Veranstaltung.
Die offizielle Konferenz wurde am Donnerstag durch Stefan Dirnhofer (CH) und
Michael Montemurro (CH) Präsident der
SAKK Projekt Gruppe eröffnet. Sie referierten zum Thema „Einführung, Überblick und Diagnose von GIST“, was eine
optimale Einführung für den Kongress und
die anschließenden Themen darstellte.
Weltweit anerkannte Experten wie Alessandro Gronchi (ITA) und Heikki Joenssu
(FIN) sprachen über „Lokal begrenzte operable Primärtumore“. Das Thema „Generika in der Onkologie“ präsentierte David
Josephy (CDN). Seine Ausführungen
wurden durch einen Schweizer Experten
ergänzt, der das komplexe Herstellungs­
verfahren eines oralen Krebsmedikaments
erläuterte.
Desweiteren sprachen Paolo Casali (ITA),
Peter Reichardt (DE) und Markus Wartenberg (DE) über „Qualitätsaspekte bei Diagnose, Behandlung und Nachsorge der
GIST“ – speziell auch bzgl. eines optimalen
Therapie- und Nebenwirkungsmanagement. In einem anschließenden Workshop
behandelte die Journalistin Anna Wagstaff
(UK) dass Thema „Umgang mit den Medien sowie Interaktion mit Journalisten“.
Am Freitag referierten Peter Reichardt
(DE), Heikki Joensuu (FIN) und Sylvie
Bonvalot (FRA) über „Metastasierte, fortgeschrittene GIST“. Jonathan Fletcher
(USA) und Peter Reichardt (DE) präsentierten zum Thema „Fortschreiten der metastasierten Erkrankung unter medikamentöser Behandlung“.
Am Samstag referierten Jonathan Fletcher
(USA) und Sebastian Bauer (DE) abschließend über das Thema „Derzeitige Forschungsaktivitäten bei GIST“. Die Morgensitzung endete mit Präsentationen über
Patientengruppen-Projekte aus 6 verschiedenen Ländern zum Thema „Sharing Best
Practice“. Nach der Konferenz ist es nun ein
weiteres Ziel der internationalen GISTPatienten-Gemeinschaft - einen „Globalen
Konsensus-Bericht GIST 2014/2015“ zu
erstellen.
Einer der führenden GIST-Forscher
international: Dr. Jonathan Fletcher aus
Boston.
1
GIST
Einer der beiden deutschen GIST-Experten
beim Meeting in Zürich:
PD Dr. Peter Reichardt
(Weiterer Experte – ohne Bild:
Prof. Dr. Sebastian Bauer)
Eine wirklich internationale Konferenz:
(Von links nach rechts):
Dr. Nikhil Guhagarkar (Indien),
Markus Wartenberg (Deutschland),
Raghu Nandanan (Indien),
Helga Meier-Schnorf (Schweiz)
S. Bonvalot (FR), M. Montemurro (CH),
H. Meier-Schnorf (CH), J. Fletcher (USA),
P. Reichardt (DE), M. Wettstein (CH),
M. Wartenberg (DE), N. Scherzer (USA),
H. Joensuu (FIN)
35
2014
1
WissensWert
GIST
Sarkom-Forum in Darmstadt:
Sarkome gehören in Experten-Hände!
„Sarkom ist nicht Sarkom“ – so war der
erste Sarkom-Vortrag bei den „Nationalen
Foren 2014“ überschrieben. Ungefähr 50
interessierte Zuhörer, darunter sowohl
Patienten als auch Begleiter, erhielten vom
ersten Referenten, Herrn Prof. Dr. Kasper
aus Mannheim, anhand von Fallbeispielen
einen Einblick in die unterschiedlichen
Sarkom-Typen und die verschiedenen Möglichkeiten der Diagnostik und Behandlung.
Jederzeit bestand die Möglichkeit Fragen zu
stellen, was die Teilnehmer bereits in diesem ersten Vortrag rege nutzten.
Nach dieser Einführung folgten mehrere
Vorträge aus der Chirurgie – jeder sowohl
für die erstmaligen Forenteilnehmer wie
auch für erfahrene Patienten sehr interessant. Wie bei chirurgischen Vorträgen üblich, wurden auch in Darmstadt eindrucksvolle Bilder gezeigt, die allen Anwesenden
einen intensiven Einblick in die Arbeit der
Sarkom-Chirurgen ermöglichten. Der
thematische Bogen spannte sich von der
Sarkom-Chirurgie an den Extremitäten und
an anderen Lokalisationen (Prof. Dr. Dürr
aus München und Prof. Dr. Schwarzbach
aus Frankfurt) bis zu der Frage „Was be­
deutet Qualität bei der Chirurgie von
Sarkomen?“ (PD Dr. Tunn, Berlin-Buch).
Es wurde immer wieder deutlich, wie
schwierig und komplex die chirurgische
Behandlung von Sarkomen sein kann und
welch umfassende Kenntnisse und Erfahrungen ein Chirurg haben muss, damit derartige Operationen gelingen: Dass zum
einen der Tumor möglichst komplett und
mit Sicherheitsabstand entfernt wird, zum
anderen aber auch die Möglichkeiten, der
Wille, die Vorgeschichte und die Vor­
erkrankungen jedes Patienten individuell in
die Entscheidungen mit einbezogen
werden.
Während der Vorträge wurde eines immer
wieder deutlich: Sarkom-Patienten sollten
von Sarkom-Spezialisten behandelt werden.
Der Leitsatz des Lebenshauses „Sarkome
gehören in Experten-Hände“ zog sich wie
ein roter Faden durch alle Diskussionen und
Gespräche, die in den Pausen geführt
wurden.
Am Ende der Vortragsreihe des ersten Tages
standen die medikamentösen Therapien im
Mittelpunkt. Prof. Dr. Kasper stellte sowohl
die bekannten und etablierten als auch neue
Medikamente vor und ging zusätzlich auf
Studien und die laufende Forschung ein.
Hier und im Anschluss daran entwickelte
sich eine lebhafte Diskussions- und Fragerunde, in der jeder der Anwesenden die
Möglichkeit nutzte, seine Fragen direkt mit
den Experten zu erörtern. Auch PD Dr.
Lindner aus München stand in dieser
Expertenrunde Frage und Antwort.
Und genau dies wurde von vielen Patienten
am Ende der Veranstaltung besonders
gelobt: „Dass die Experten zur Verfügung
stehen, referieren und auch ein offenes Ohr
für die Fragen der Patienten und Begleiter
haben, finde ich wunderbar“, so ein Teilnehmer. „Da saßen die Herren Professoren
und haben alle Fragen beantwortet. Einfach
so und in aller Ausführlichkeit. Das hat
mich sehr beeindruckt!“ Es waren aber
nicht nur Fragen an die Experten, die
gestellt wurden. Genauso wichtig waren der
Austausch der Patienten untereinander und
die Diskussion mit den LebenshausMitarbeitern.
„Was macht ein
Sarkom-Zentrum aus?“
Prof. Dr. Peter
Hohenberger gibt
Antwort.
36
„Was zeichnet ein Sarkom-Zentrum aus?“,
„Kooperieren die Zentren miteinander?“,
„Müssen alle Behandlungen unbedingt im
Zentrum stattfinden oder kann ich zur
Chemotherapie in ein heimatnäheres Krankenhaus gehen?“ - das waren einige der
Fragen, über die am Samstag - Vormittag
diskutiert wurde. Auf dem Podium saßen
Prof. Dr. Hohenberger (Mannheim), Prof.
Dr. Schwarzbach (Frankfurt), Susanne
Gutermuth, Karin Arndt und Markus
Wartenberg (alle „Das Lebenshaus e.V.“).
Ein Sarkom-Zentrum zeichnet sich durch
ein interdisziplinär zusammenarbeitendes
Team bei Diagnose, Behandlung und Nachsorge von Sarkomen aus. Das bedeutet
zwingend, dass die dazu nötigen Fachrichtungen (Chirurgie, Onkologie, Strahlentherapie, Radiologie, Pathologie) im
Zentrum vertreten sein müssen - nicht unbedingt in einer Klinik und unter einem
Dach, eine Zusammenarbeit zwischen mehreren räumlich nah beieinander liegenden
Kliniken ist auch möglich. Regelmäßig,
meist wöchentlich, finden sarkomspezifische interdisziplinäre Tumor-Boards statt,
in denen die Patientengeschichten gemeinsam besprochen und Entscheidungen über
die Behandlung getroffen werden. Selbstverständlich werden diese Entscheidungen
auch protokolliert. Möchte ein Zentrum auf
die spezielle Erfahrung eines Spezialisten
aus einem anderen Zentrum zurückgreifen,
tauschen sich die Zentren untereinander
aus, zum Wohle des Patienten.
2014
1
SARKOME
GIST
Erfahrene Sarkom-Experten beim Darmstädter Forum: Prof. Dr. Hans-Roland Dürr, Tumororthopäde aus München; PD Dr. Lars Lindner,
Onkologe aus München; Prof. Dr. Matthias Schwarzbach, Chirurg aus Frankfurt; PD Dr. Per-Ulf Tunn, Tumororthopäde aus Berlin;
Prof. Dr. Bernd Kasper, Onkologe aus Mannheim.
Leider ist der Begriff „Sarkom-Zentrum“
nicht geschützt, momentan kann sich jedes
Krankenhaus so nennen, ob es das auch
tatsächlich ist oder nicht. In den vielen
Beratungsgesprächen, die von den Lebenshaus-Mitarbeitern mit Patienten geführt
wurden, haben wir es immer wieder mit
Patienten zu tun, die in solchen selbsternannten „Sarkom-Zentren“ behandelt
wurden, teilweise mit erschreckenden Konsequenzen. Um diesen Zustand zu ändern,
hat das Lebenshaus in Zusammenarbeit mit
einigen Sarkom-Experten begonnen,
Kriterien für ein Sarkom-Zentrum zu er­
arbeiten. Dieser Kriterien-Katalog wird
Grundlage einer Zertifizierung sein, die –
hoffentlich schon 2015 – von der europäischen Dach-Organisation SPAEN in
Zusammenarbeit mit der EORTC vergeben
wird: „Exzellenz-Zentrum Sarkome,
zertifiziert nach SPAEN“.
Nach zwei Tagen voller Information, einer
gelungenen Abendveranstaltung und vielen
neu geknüpften Kontakten ging das Sarkom-Forum am Samstag-Mittag zu Ende.
Sowohl von den Teilnehmern als auch von
den Ärzten hat das Lebenshaus sehr viel positives Feedback erhalten. Das ist Motivation für die weitere Arbeit und spornt uns
an, auf unserem Weg weiter zu gehen!
Unser Dank geht an alle Ärzte, die bei
den Vorträgen der Nationalen Foren
2014 gesprochen haben! Alle haben das
ohne Honorar getan und dafür teilweise
eine weite Anreise in Kauf genommen.
Ohne diese engagierte Zusammenarbeit
wäre diese Veranstaltung nicht zu Stande
gekommen!
Einige Behandlungen, die viel Zeit und
Präsenz des Patienten in einer Klinik erfordern (Strahlentherapie, Chemotherapie)
können – in Absprache und unter Regie des
Sarkom-Zentrums – auch in anderen
Krankenhäusern durchgeführt werden. Der
Patient ist dann einem Zentrum zugeordnet, das die Behandlung koordiniert und
mit anderen Krankenhäusern, bzw. niedergelassenen Praxen zusammenarbeitet. Nach
Möglichkeit wird hier auf die Wünsche der
Patienten eingegangen – natürlich nur,
wenn in den assoziierten Krankenhäusern
eine adäquate Behandlung sichergestellt ist.
Die Möglichkeit Fragen zu stellen wurde von allen Teilnehmern gerne angenommen.
37
2014
1
WissensWert
GIST
Tumorchirurgie ist wie Wellenreiten!
Ein Gesundheits-Journal-Interview mit
Chefarzt Prof. Dr. med. Matthias Schwarzbach
Nach den Erhebungen des Statistischen
Bundesamtes sind Krebserkrankungen nach
den vaskulären Erkrankungen rund um
Herz und Kreislauf (ca. 40,2%) die zweithäufigste Todesursache in Deutschland.
2012 verstarben im Bundesgebiet insgesamt
869.582 Menschen, davon mehr als ein
Viertel an Krebs. Vor allem die soliden
Krebsarten, also jene mit einem festen, örtlich umschriebenen Tumor, schlagen dabei
besonders hoch zu Buche. Zu deren Therapie gibt es mittlerweile multimodale Therapiekonzepte, innerhalb derer die Chirurgie
einen hohen Stellenwert einnimmt. Das
Gesundheits-Journal besuchte deshalb den
renommierten Tumorchirurgen Prof. Dr.
med. Matthias Schwarzbach, Chefarzt der
Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäßund Thoraxchirurgie am Klinikum Frankfurt Höchst, und führte mit ihm ein mehrstündiges Gespräch.
GJ: Herr Prof. Schwarzbach, 2012 sind
in Deutschland ca. 230.000 Menschen
an Krebs gestorben. Gibt es auch
gute Nachrichten?
Schwarzbach: Zum Glück ja! Sie haben
recht, es sterben immer noch viel zu viele
Menschen an Krebs, aber gleichzeitig können wir Patienten, die früher nicht mehr
operiert werden konnten, heute über Jahre
zum Teil mehrfach operieren. Die metastasierten (Metastase = Tochtergeschwulst ei38
nes Tumors; Red.) Karzinome beispielsweise waren vor Jahren noch unheilbar.
Heute ist vielfach auch hier eine Heilung
möglich durch die Kombination von Chemotherapie und Chirurgie. Die Chirurgie
hat dabei eine immer größere Bedeutung
bekommen.
Was hat diesen Bedeutungszuwachs
bewirkt?
Schwarzbach: Spezialisierung und neue
Techniken. Erfolgreiche Tumorchirurgie –
diesen Vergleich wähle ich gern, weil ich
beides seit vielen Jahren betreibe – ist ein
bisschen wie Wellenreiten. Wenn ein Surfer
eine acht, neun Meter hohe Welle entlangfährt, setzt das ein enormes Training und
eine extreme Spezialisierung voraus. Nur so
kann man Extremsituationen meistern,
ganz egal ob im Sport oder bei der Tumorchirurgie.
Aber bei den letzten Höchster Kamin­
gesprächen im März dieses Jahres ha­
ben Sie eine Tendenz zur Segmentie­
rung der Medizin beklagt, die kein or­
ganübergreifendes Operieren aus ei­
ner Hand mehr zulasse. Ist das kein
Widerspruch?
Schwarzbach: Nein, ganz im Gegenteil. Was
ich mit extremer Spezialisierung meine, ist
nicht die Segmentierung der Chirurgie entlang von Organgrenzen. Tumore, die metastasieren, halten sich nämlich nicht an Organgrenzen – da können Weichteile, Gefäße und Knochen gleichzeitig betroffen
sein.
Lassen Sie mich das an einem konkreten
Beispiel erklären: Wir hatten hier einen
47jährigen Patienten, verheiratet, ein Kind
von elf Jahren. Der Mann war sportlich,
kein Gramm Fett zuviel, immer gesund –
und plötzlich wurde er gelb. Er geht zum
Arzt, der untersucht ihn, läßt eine MRTAufnahme machen und kommt zum Ergeb-
nis: Der Patient hat einen Lebertumor, der
weit fortgeschritten ist und bereits die Gallengänge abschnürt. Deshalb staut sich die
Galle in seine Leber. Metastasen gibt es
keine, der Internist rät zur Operation. Der
Mann kommt zu uns, wir eröffnen den
Bauchraum und erwarten zunächst eine
ganz normale Entnahme. Nach wenigen
Operationsschritten stellen wir jedoch fest,
dass der Tumor bereits die gesamte Hohlvene bis zum linken Vorhof des Herzens erfasst hat. Mein Oberarzt, als er das sah,
sagte: Der Mann ist inoperabel.
War er’s?
Schwarzbach: Prinzipiell ja; die Infiltration
der Hohlvene war ein klares InoperabilitätsKriterium. Die Gefahr, dass uns der Patient
während oder unmittelbar nach der Operation sterben würde, war hoch. Andererseits
war der Mann relativ jung. Ohne OP hatte
er eine Prognose von sechs Monaten und
hätte eine Frau und ein elfjähriges Kind zurückgelassen. In einem solchen Fall müssen
sie alles auf eine Karte setzen und operieren.
Nun ist die Hohlvene aber eine Domäne
des Gefäßchirurgen, während die verschie-
2014
denen Eingriffe an der Leber einerseits in
den Bereich des Viszeralchirurgen (Viscera
= Eingeweide; Red.), andererseits in den
des Transplantationschirurgen fallen. Sie
bräuchten also die Expertise all dieser Kollegen, gleichzeitig können Sie aber eine solche OP erfolgreich und mit klarem Duktus
nur aus einer Hand durchführen.
Haben Sie ihn operiert?
Schwarzbach: Ja, nach Rücksprache mit seiner Frau, die uns die Zustimmung im Sinne
Ihres Mannes signalisierte, habe ich ihn
operiert. Ich habe 80 Prozent der Leber und
die Hohlvene mit allen Mündungswegen
der Leber in einem Block herausgeschnitten, die Hohlvene durch eine KunststoffProthese ersetzt und die Gallengänge mit
dem Darm verbunden. Wenn sie das nicht
gut machen – die Restleber ist sehr klein –
dann fällt die Leber aus und der Patient
stirbt. In diesem Fall hat das Ganze zehn
Stunden gedauert und der Patient ist einige
Wochen nach dem Eingriff gesund nachhause gegangen. Das Erfreuliche war, im
pathologischen Bericht stand tatsächlich
eine komplette R-null-Resektion.
Was bedeutet R-null-Resektion?
Schwarzbach: Das heißt, der Patient hatte
am Ende der Operation keinen Resttumor
mehr im Körper, wir hatten noch nicht mal
Tumorreste im Absetzungsrand. Was ich
aber mit dieser Geschichte eigentlich sagen
will: Ich habe neben der Viszeralchirurgie
über viele Jahre sowohl Gefäß-, als auch
Lungen- und Transplantations-Chirurgie
gemacht. Ohne meine breite Ausbildung
hätte ich diesen Patienten als inoperabel
nachhause schicken müssen, er wäre innerhalb von sechs Monaten gestorben und
hätte Frau und Kind zurückgelassen. Wenn
wir das verhindern wollen, brauchen wir
Kompetenzzentren, die sich auf besonders
komplexe Fälle spezialisieren. Ein solches
Zentrum haben wir hier am Klinikum
Frankfurt Höchst in den letzten Jahren aufgebaut.
1
SARKOME
GIST
Bedeutet eine derartige Zentrumsbil­
dung – neben der chirurgischen Kom­
petenz –auch die Anschaffung mo­
dernster technischer Ausstattung?
Schwarzbach: Selbstverständlich, ohne die
wäre ich gar nicht hierher gekommen. Ein
Beispiel ist unser Operationslaser, der uns
eine sehr hohe Präzision erlaubt. Weil so
nur sehr wenig gesundes Gewebe entfernt
werden muss, schont der Laser die inneren
Organe. Gerade in der Metastasen-Chirurgie an der Lunge oder an der Leber können
wir damit auch mehrere Läsionen ohne
übergroßen Substanzverlust am operierten
Organ entfernen. Eine weitere Technik, die
wir neu angeschafft haben, ist die Mikrowelle. Hierbei wird eine Nadel in einer Läsion positioniert, deren Gewebe wird durch
Mikrowellen erhitzt und von innen her verkocht. Diese beiden Verfahren können wir
während einer Operation auch kombiniert
anwenden, um für den Patienten die jeweils
beste Lösung zu finden.
Ist nach einer R-Null-Resektion tat­
sächlich keinerlei Tumorgewebe mehr
im Körper?
Schwarzbach: Kein mit dem Auge sichtbares. Natürlich zirkulieren Tumorzellen im
Körper und es kann sein, dass sich trotzdem
irgendwo noch Mikro-Metastasen befinden. Aber die werden in der Regel mit der
systemischen Chemotherapie bekämpft
oder, wenn wir einen Tumor haben, der an
einem entfernten Ort sitzt, mit der Strahlentherapie. Durch diese gezielte Kombination unterschiedlicher Verfahren hat die
Krebstherapie in den letzten Jahren einen
enormen Fortschritt gemacht. Viele Krebserkrankungen haben heute Überlebenserwartungen, von denen wir vor wenigen
Jahren nur geträumt hätten.
39
2014
1
WissensWert
Können Sie das in Zahlen
ausdrücken?
Schwarzbach: Ja, nehmen Sie zum Beispiel
das Kolorektale Karzinom (Kolorektum:
Übergang vom Colon = mittlerer Dickdarm zum Rectum = Mastdarm; Red.).
Das können wir heute in vielen Fällen komplett heilen. Selbst in der metastasierten
Situation, wo der Patient vor kurzem noch
eine Lebenserwartung von etwa einem Jahr
hatte, überlebt er heute durchschnittlich
drei, vier, fünf Jahre oder länger.
Ein anderes Beispiel ist die Leberchirurgie.
Die Leber war früher ein operationsfeindliches Organ wegen der Blutung, an der viele
Patienten verstorben sind. Dann kamen die
Lebertransplantationen, man hat die Leber
besser verstanden, und mittlerweile können
wir die Leber mit einer sehr hohen Patientensicherheit operieren. Ich kann ihnen die
Zahl aus unserer Klinik nennen: 99,3 Prozent aller unserer Patienten haben diesen
zum Teil großen Eingriff überlebt und nur
ein einziger Patient in vier Jahren musste
erneut operiert werden. Wir machen das
hier mit dem Laser, unter besonderer Schonung des gesunden Gewebes. So können
wir möglichst viel Restleber erhalten, die
der Patient braucht, um die anschließende
Chemotherapie zu überstehen.
Ein weiteres Beispiel ist die Bauchspeicheldrüse: Wir haben mittlerweile über 260
Pankreaseingriffe gemacht und im gesamten
Patientenkollektiv eine Sterblichkeit von 1,7
Prozent. Die Grenze für eine Zertifizierung
liegt bei sieben Prozent. Ich kann also mit
gutem Gewissen einem Patienten mit Pankreaskrebs entgegentreten und ihm sagen:
Wenn Sie bei uns operiert werden, dann
40
GIST
liegt Ihre Überlebenswahrscheinlichkeit
hinsichtlich der Operation und Krankenhausbehandlung bei 98,3 Prozent.
Stellt sich die Frage, die Sie auch beim
Kamingespräch diskutiert haben: Wie
finde ich als Patient beispielsweise
mit Darmkarzinom und Lebermetas­
tasen ein solches Zentrum wie Ihres,
wenn ich nicht aus Frankfurt bin?
Wird mein Hausarzt mich überhaupt
zu Ihnen überweisen?
Schwarzbach: Kompetenzzentren finden Sie
am zuverlässigsten über die Zertifizierung.
Die ist ein Spiegelbild der Leistungsfähigkeit einer Klinik.
steht. Ich habe meine Habilitationsschrift
über Tumoren verfasst und zwei Jahre lang
am Deutschen Krebsforschungszentrum in
Heidelberg die Tumoren von der Zellseite
her betrachtet: Wie wachsen sie, wie transformieren sie, wie wirkt die Chemotherapie? Nur wer beide Seiten kennt, die chirurgische und die onkologische, kann für
den Patienten die richtige Entscheidung
treffen und ein gutes Ergebnis erzielen.
Das hat nur einen Haken: Es gibt ver­
schiedene Zertifizierungssysteme mit
unterschiedlichen Schwerpunkten –
das eher chirurgisch orientierte der
Deutschen Gesellschaft für Allge­
mein- und Viszeralchirurgie (DGAV)
und das mehr onkologisch (Onkos =
Anschwellung und Logos = Lehre,
Krebsmedizin/-wissenschaft; Red.) orien­
tierte der Deutschen Krebsgesell­
schaft (DKG). Woran soll ich mich hal­
ten?
Schwarzbach: Sie haben Recht. Genau deshalb hat unsere Klinik auch beide Zertifizierungen, und zwar für den Dickdarm-,
für den Bauchspeicheldrüsen-Krebs und für
Lebermetastasen. Wie ich Ihnen bereits beschrieben habe, kommt es auf chirurgische
und onkologische Fähigkeiten und ihre
sinnvolle Verzahnung an. Ein Tumorchirurg kann nur gut sein, wenn er auch ein guter Onkologe ist, wenn er die Tumoren ver-
Die Fragen stellte: Armin H. Flesch,
Freier Autor & Journalist
Fotos: Carolina Ramirez,
Fotografie & Fotodesign
Abdruck mit freundlicher Genehmigung
des Autors Gesundheits-JOURNAL Ausgabe Juni 2014
www.gesundheitsjournal-rmm.de
2014
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SARKOME
GIST
www.sarkomkonferenz.de
Einladung an interessierte Mediziner zur 5. Sarkomkonferenz
am 26. – 28. Februar 2015 im Hotel Mövenpick in Münster!
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n
Jährlicher Treffpunkt der „Sarkomologen“ aus DE/AT/CH
Etwa 50 Sessions/Vorträge/Präsentationen zu Forschung – Qualität – Fortbildung
„Invited Lectures“ internationaler Sarkomexperten
Integrierte drei-stündige TRI-Nationale GIST-Session (DE/AT/CH)
Forschungspreis der Sarkomkonferenz 2015 – Gestiftet von PharmaMar Deutschland
Call for Abstracts: Einreichungen bis 1. Februar 2015
Arbeitssitzungen der Studiengruppen GISG und CESS
Industrieausstellung der Sponsorpartner (Donnerstag/Freitag)
Sonderpreise für Konferenz-Teilnahme & Übernachtung im Hotel Mövenpick
CME-zertifizierte Fortbildung
Das vorläufige Programm und Anmelde-Informationen finden Sie unter:
www.sarkomkonferenz.de
Initiatoren:
German Interdisciplinary Sarcoma Group (GISG) www.gisg.de
I.A.W.S. Deutsche Krebsgesellschaft www.iaws-weichteilsarkome-dkg.de
AIO ArbGrp Weichteilsarkome und Knochentumoren www.aio-portal.de
Arbeitsgemeinschaft Knochentumore e.V.
Das Lebenshaus e.V. Patientenorganisation www.daslebenshaus.org
Kompetenznetz Sarkome (KO.SAR)
Mail-Kontakt bei Interesse an einer Sponsorpartnerschaft: [email protected]
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2014
1
WissensWert
GIST
Auf dem Weg zur Schweizer Sarkom-Gruppe:
Patienten-Tag am 12. April 2014 in Zürich
Am Samstag, 12. April 2014 fanden sich ca.
80 Personen zu diesem Anlass im Restaurant Au Premier im Hauptbahnhof Zürich
ein. Markus Wartenberg, Moderator der
Veranstaltung, begrüßte Patienten, Gäste
und Referenten. Als Routinier in Sachen
Patientenorganisationen im Bereich Sarkome/GIST, erläuterte er eindrücklich und
engagiert, wie wichtig es ist, dass Patienten
- von Beginn an - von erfahrenen Fachärzten betreut und begleitet werden, denn Sarkome sind selten, vielfältig und komplex.
Martin Wettstein, Präsident der bereits seit
11 Jahren erfolgreich bestehenden GISTGruppe Schweiz, widmete sich in seinem
Referat den wichtigen und vielfältigen Aufgaben und den Möglichkeiten einer Patientenorganisation.
Was genau ist ein Sarkom und wie entsteht
es? Wo überall im Körper kann es vorkommen? Welches sind im Moment die besten
Therapien? Wie häufig wird die Diagnose
Sarkom gestellt. Wie weit ist die Forschung?
Diese Fragen, wurden mit den Vorträgen
der Referenten Prof. Dr. Christoph Kettelhack (Uni-Spital Basel), Dr. Christian Rothermundt (Kantonsspital St. Gallen) und
Dr. Bettina Böhringer (Luka-Klinik, Arlesheim) ausführlich und informativ beantwortet. Mittels eindrücklicher Bilder wurde
aufgezeigt, welche chirurgischen Möglichkeiten es mittlerweile gibt, um den Betroffenen, trotz Schwere der Diagnose, eine
höchstmögliche Lebensqualität zu ermöglichen.
Frau Dr. Heidi Dazzi (Spital Limmattal,
Schlieren) widmete sich in ihrem Referat
dem Thema Palliative Care; was man aus
medizinischer Sicht darunter versteht, was
Palliative Care bereits im Verlaufe einer
Therapie zu leisten vermag und sie entgegen der landläufigen Meinung nicht erst am
Lebensende zum Einsatz kommen sollte.
42
Frau Silja von Arx (Krebsliga Zürich) legte
anschaulich dar, welche psychosozialen Probleme aufgrund der Diagnose auftauchen
können, nicht nur bei den Betroffenen sondern auch dem unmittelbaren Umfeld und
welche Unterstützungsmöglichkeiten eine
psychosoziale Beratung bieten kann.
Die Rückmeldungen zum Anlass waren
durchweg sehr positiv und wir danken an
dieser Stelle allen Gästen, Sponsoren und
Referenten herzlich. Sie erst haben diesen
Erfolg ermöglicht.
Sponsoren dieser Veranstaltung waren:
Krebsliga Zürich,
Sarcoma Patients EuroNet e.V.
www.sarcoma-patients.eu
GSK, Takeda, ArgoMedical, Honold
Dr. Christian Rothermundt
(Onkologe, Kantonsspital St. Gallen)
Die Schweizer Initiatoren Claudia Finster,
Franziska Seeli und Prof. Dr. Dr. Bruno
Fuchs (Uniklinik Balgrist – Sarkomzentrum Zürich) hoffen mit dieser Veranstaltung einen ersten wichtigen Schritt in
Richtung Etablierung einer Schweizer Sarkom-Patientengruppe getan zu haben. Das
Bedürfnis, eine weitere Anlaufstelle kontaktieren zu können, um auch nicht-medizinische Fragen und Probleme zu besprechen und praktische Alltagshilfe zu finden,
war aus den Gesprächen mit den Teilnehmern deutlich zu spüren.
Möchten Sie gerne mithelfen, dieses ambitionierte Projekt zu verwirklichen und mit
Erfolg aufzubauen? Haben Sie Zeit und Interesse – mit anderen - eine unabhängige
Patientenorganisation zu gründen, aktiv zu
unterstützen? Ihr Wissen, Ihre Erfahrungen
und Ihr Engagement würden helfen, die
vielfältigen Aufgaben zu bewältigen. Das
Ziel des Vereins ist es, geführt und geleitet
zu werden, von Betroffenen und Angehörigen für Betroffene und Angehörige.
Bitte melden Sie sich unter
[email protected]
bei Frau Claudia Finster
Sie beantwortet Ihnen gerne Ihre Fragen.
Prof. Dr. Christoph Kettelhack
(Chirurg, Uni-Spital Basel)
Auditorium des 1. Schweizer
Sarkom-Patiententages in Zürich
2014
1
SARKOME
GIST
5. SPAEN Jahreskonferenz in Amsterdam:
Mitgliedsorganisationen wählen neuen Vorstand
Sarcoma Patients EuroNet Assoc. (SPAEN) ist das europäische Netzwerk
aller Sarkom-, GIST- und Desmoid-Patientenorganisationen. Gegründet in
2009 von 11 Organisationen in Bad Nauheim, arbeitet SPAEN eng mit
medizinischen Experten, Wissenschaftlern, der Pharmazeutischen Industrie
und anderen Interessengruppen zusammen, um die Situation der SarkomPatienten und ihrer Familien in Europa zu verbessern. SPAEN ist keine
Organisation, die direkt mit/für Patienten tätig ist, sondern der euro­
päische Zusammenschluss aller Organisationen, die in ihren jeweiligen
Ländern Patienten unterstützen.
Der Verein – mit derzeit 32 Mitgliedsorganisationen – veranstaltete vom 13. – 15.
November 2014 seine 5. Jahreskonferenz –
diesmal in Amsterdam - mit mehr als 80
Teilnehmern aus 20 Ländern. Eingeladen
waren Patientengruppen-Leiter, medizinische Sarkom-Experten, Wissenschaftler und
Industrie-Vertreter. Für die europäische
Sarkom-Patienten-Gemeinschaft ist diese
jährliche Konferenz eine wertvolle Möglichkeit, sich über Forschung, Behandlungsoptionen und Behandlungsqualität bei
Sarkomen (= Weichgewebesarkome, GIST,
Desmoide und Knochenkrebs) auszutauschen. Die dreitägige Veranstaltung be­
inhaltet die Schwerpunkte Forschung,
Behandlung sowie Interessenvertretung für
und Unterstützung von Patienten. Führende
Sarkom-Experten u.a. auch aus Deutschland, sowie andere Experten halten
Vorträge, stellen sich den Fragen der Teilnehmer und nehmen an intensiven Diskussionen teil.
Während der Konferenz gab es die klare
Erkenntnis aller Teilnehmer, dass durch
enge Zusammenarbeit, Forschungsergebnisse besser erreicht und somit neue Therapien schneller eingeführt werden könnten.
„Sarkome sind eine sehr heterogene Gruppe
von Tumoren. Betrachtet man sich die derzeit verfügbaren Behandlungsoptionen und
die über 60 verschiedenen Subtypen – muss
man zu der Erkenntnis kommen: Wir be­
nötigen dringend mehr und bessere Therapiemöglichkeiten. Wir haben große Fortschritte bei einzelnen Subtypen wie den
GIST gesehen. Warum sollte dies nicht auch
bei anderen Sarkom-Subtypen möglich
sein? Die enge Zusammenarbeit zwischen
allen Interessengruppen – unter Einbindung
der Patientenorganisationen von Beginn an
– ist einer der Faktoren für zielgerichtete,
bessere und schnellere Forschungsergebnisse.“ sagte hierzu Estelle Lecointe – Vorstandsmitglied von SPAEN und treibende
Kraft hinter den Sarkom- und GIST-Patienten-Aktivitäten in Frankreich.
“Eine große Herausforderung für viele
Patienten in den allermeisten europäischen
Ländern ist es - medizinische Experten zu
finden, die wirklich Expertise und Erfahrung in der Diagnose und Behandlung von
Sarkomen haben: und das so früh wie möglich in ihrer Erkrankungssituation.“ er­
läuterte Markus Wartenberg, ebenfalls
SPAEN-Vorstandsmitglied und involviert
in die Sarkom-Szene in Deutschland. „Wir
wissen, dass es enorme Unterschiede macht,
ob Patienten bereits früh in spezialisierten
Sarkom-Zentren mit interdisziplinären
Teams behandelt werden. Für die Behandlungsergebnisse und somit oft für die
Prognosen der Patienten. Wir müssen es
schaffen, Patienten so früh wie möglich in
den echten „Qualitätskreislauf “ zu bringen.
Dies ist eine der wichtigsten Aufgaben,
denen sich SPAEN in den nächsten Jahren
widmen wird: In enger Zusammenarbeit
mit den führenden europäischen SarkomExperten.“
Teilnehmer der diesjährigen
SPAEN Konferenz in Amsterdam
43
2014
1
WissensWert
GIST
Roger Wilson (Sarcoma UK) Vorsitzender
von SPAEN 2009 – 2014.
Künftig: Ehrenvorsitzender des Vereins
Während der diesjährigen SPAEN-Konferenz fand auch die Mitgliederversammlung
des Vereins mit Vorstandswahlen statt. Die
Versammlung bestätigte einige Vorstandsmitglieder in ihren Positionen und wählte
neue Mitglieder in den Vorstand.
Der neue Vorstand wird nun von Estelle
Lecointe (Frankreich) und Markus Wartenberg (Deutschland) gemeinsam geleitet.
Beide machten deutlich, dass sie sich von
dem entgegengebrachten Vertrauen der
Mitgliedsorganisationen geehrt fühlen und
dass sie sich darauf freuen, den Vorstand
und die Organisation zu leiten. Und das, für
die nächsten vier Jahre mit einem tollen
Team erfahrener Kollegen im Vorstand.
Die Vorstandsmitglieder des neu kon­
stituierten Vorstandes sind:
Estelle Lecointe (FR) Vorsitzende
Verantwortlich für die medizinische
Entwicklung/Themen –
Beziehungen mit der SarkomExperten-Community/Gesellschaften/
Netzwerken
Markus Wartenberg (DE)
Vorsitzender
Verantwortlich für die Vereins­
entwicklung/Organisation –
Beziehungen mit derr Pharma-Industrie
und anderen Initiativen/Netzwerken
Kai Pilgermann (DE)
Vorstandsmitglied / Kassenwart
Lindsey Bennister (UK)
Vorstandsmitglied / Schriftführerin
Christina Baumgarten (DE)
Vorstandsmitglied / Patienten Expertin
Desmoide
Michael Sayers (UK)
Vorstandsmitglied / Patienten Experte
GIST
Ornella Gonzato (IT)
Vorstandmitglied / Patienten Expertin
Knochenkrebs
44
Aufgrund seiner gesundheitlichen Situation
und damit verbunden Einschränkungen in
der Mobilität stellte sich der bisherige Vorsitzende von SPAEN Roger Wilson nicht
wieder zur Wahl. Jedoch wählte ihn die
Versammlung zum ersten SPAEN-Ehrenpräsidenten. In dieser neuen Rolle steht
Roger Wilson dem neuen SPAEN-Board
weiterhin mit seinem Wissen und mit seiner
Erfahrung zur Verfügung.
SPAENs Mission ist es, die Situation der
Sarkom-Patienten und ihrer Familien in
Europa zu verbessern. Dies kann man nur
erreichen, indem man eng mit allen relevanten Organisationen wie z.B. EORTC,
EORTS-STBSG, EMSOS, CTOS, ESMO,
ECCO, ESSO, SIOP, Rare Cancers Europe,
EMA, HTA-Agenturen, ESO, den PharmaUnternehmen, nationalen Sarkom-Expertengruppen, anderen Krebspatienten-Netzwerken und sonstigen Interessengruppen
zusammenarbeitet.
Für die nächsten Jahre hat SPAEN die
folgenden Aufgabenbereiche/Ziele
definiert:
1. Probleme, Herausforderungen, Zugangsbarrieren und “Unmet Medical
Needs“ bei den Sarkomen identifizieren
und Lösungen/Verbesserungen finden:
Durch enge Kooperation mit führenden
Sarkom-Experten, Wissenschaftlern,
Industrie-Vertretern und anderen relevanten Interessengruppen >>> in ergebnis-orientierter Art und Weise.
2. Sarkom-Patienten benötigen eine rechtzeitige und korrekte Diagnose sowie die
Behandlung nach bestehenden Behandlungsrichtlinien; idealerweise so früh
wie möglich in auf Sarkome spezialisierten Zentren mit interdisziplinären
Teams. SPAEN wird sich für die Schaffung dieser Strukturen einsetzen, diese
unterstützen und die pan-europäischen
Zusammenarbeit zwischen den Experten-Zentren fördern.
Vortrag zum Thema „Lokal-ablative Verfahren bei GIST“:
Prof. Dr. Peter Hohenberger – Mannheim
2014
3. Klinische Forschung, Studien und die
Generierung von Evidenz/Daten sind
essentielle Faktoren in dem Prozess,
bessere und innovativere Behandlungsmöglichkeiten zu finden. SPAEN versucht herbei so früh wie möglich in Klinische Studien involviert zu sein, den
Zugang von Patienten zu Studien zu
verbessern und bedeutungsvolle Forschung zu unterstützen. Dies immer vor
dem Hintergrund der speziellen Anforderungen, die Patienten mit seltenen
Krebsdiagnosen haben.
4. Sarkom-Patienten und ihre Familien
(Begleiter) brauchen eine gemeinsame
starke europäische Stimme und starke
nationale Patientenunterstützung wie
z.B. Das Lebenshaus e.V. oder SOSDesmoid in Deutschland. Dies ist der
Grund, warum sich SPAEN für seine
Mitgliedsorganisationen einsetzt und
versucht Neugründungen in europäischen Ländern zu unterstützen.
1
SARKOME
GIST
Von rechts nach links: Prof. Dr. Bernd Kasper – Mannheim, Prof. Dr. Uta Dirksen – Münster
und neu gewählter SPAEN-Vorsitzender Markus Wartenberg – Das Lebenshaus e.V.
Deutschland
Das neu etablierte SPAEN-Board ist nun
bereit und hoch motiviert die Arbeit von
SPAEN fortzusetzen, ja die Bemühungen
zu verstärken, seine Mitgliedsorganisationen zu unterstützen, um gemeinsam die
Situation der Sarkom-Patienten in Europa
zu verbessern. Die erste Sitzung des neuen
Vorstandes ist bereits für Ende Januar geplant, um den Projekt- und Aktionsplan für
2015 zu finalisieren und zu verabschieden.
45
2014
1
WissensWert
GIST
Nierenzellkarzinom: Neues aus der Wissenschaft
In den vergangenen Jahren hat sich bei der Behandlung des Nierenzellkarzinoms viel getan.
Doch die Wissenschaft forscht weiterund versucht noch weitere Therapie- und Behandlungs­
ansätze ausfindig zu machen. Die Ergebnisse aus aktuellen wissenschaft­lichen Studien werden
jedes Jahr auf verschiedenen Kongressen vorgestellt. Das Lebenshaus-Team war auch in 2014
wieder auf diesen Veranstaltungen vertreten, um aktuelle Informationen und neue wissenschaftliche Ansätze zur Behandlung des Nierenkrebses zu erhalten. Im Folgenden haben wir die
wichtigsten Studien zusammengefasst
Lebenshaus-Team
beim ASCO 2014
Die American Society of
Clinical Oncology (ASCO),
die amerikanische Gesellschaft
der Onkologen, veranstaltet jährlich einen
Kongress in den USA. Das Lebenshaus e.V.
kann dank der Förderung durch die amerikanische Stiftung „Conquer Cancer Foundation“ an dieser Veranstaltung teilnehmen.
Einige der aktuellen Erkenntnisse des ASCO 2014 werden wir Ihnen hier vorstellen. Bitte beachten Sie dabei jedoch folgendes: Die Substanzen, die im Rahmen der
Studien untersucht wurden, sind für die
jeweilige Situation häufig noch nicht zugelassen. Meist handelt es sich hier um Ergebnisse aus Phase I oder II-Studien. In diesen
Phasen werden Medikamente generell auf
Wirksamkeit geprüft. Sind die Ergebnisse
positiv, so muss eine groß-angelegte Studie
mit mehreren Patienten folgen, um die
ersten Erkenntnisse zu bestätigen. Es kann
vorkommen, dass in Folgestudien der Phase
III zuvor positive Ergebnisse nicht bestätigt
werden können.
Ein weiteres kleines Highlight des Kongresses aus Lebenshaus-Sicht: ein Kooperationsprojekt zwischen dem Lebenshaus, der Universitätsklinik Greifswald, medizinischen
Experten und der Industrie (hier Firma
Pfizer Onkologie) wurde beim ASCO als
wissenschaftliche Abhandlung angenommen. Mehr darüber erfahren Sie im
Folgenden:
46
Das Lebenshaus an Studie zu Lebens­
qualität beteilgt
ASCO Abstract # 4602
Qualitative Studie zu Aspekten des
Sozial- und Arbeitslebens von Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom unter chronischer NierenkrebsTherapie
Einleitung:
Die medizinische Behandlung von metastasierendem Nierenzellkarzinom erfolgt heute
meist mit zielgerichteten Therapien, so genannten Target Therapien. Diese haben zu
einer wesentlichen Verbesserung der
Nierenkrebs-Behandlung geführt. Die
Patienten erhalten diese Therapien meist
lebenslang begleitend/über einen längeren
Zeitraum, daher wird der Aspekt der
Lebensqualität unter Behandlung immer
wichtiger.
Zur Beurteilung der gesundheitsbezogenen
Lebensqualität (HRQoL) der Patienten mit
Nierenkrebs stehen verschiedene sogenannte Instrumente zur Verfügung. Wenn
es aber um die Auswirkungen der Erkrankung auf das soziale Umfeld und das
Arbeitsleben geht, ist nur wenig bekannt.
Gleiches gilt für Entscheidungen zur
Behandlung, in einer Situation, in der der
Krebs nicht heilbar ist. Das Ziel dieser Studie ist es, relevante Punkte zu identifizieren
und Messinstrumente zu entwickeln, die
gerade diese Bereiche abfragen.
Aufbau der Studie:
Die Studie besteht aus drei Teilen mit qualitativen und quantitativen Methoden.
In Teil I (Entwicklung), wurden Interviews
mit zwei Fokus-Gruppen mit je 15 Patienten der Selbsthilfegruppen Rheinland und
Berlin durchgeführt In den Interviews wurden die Patienten über viele verschiedene
Situation befragt:
n ihre momentane Situation,
n die Auswirkungen der Diagnose und
auch der Feststellung der metastasierten
Situation auf das eigene Gefühlsleben
n welche Auswirkungen dieses auf die
persönliche Situation und das Arbeitsleben hatte
n welche Auswirkungen die Nebenwirkungen auf ihr Alltagsleben haben und
vieles mehr.
Diese Interviews wurden dann transkribiert, das heißt jedes gesprochene Wort
wurde schriftlich festgehalten. Anhand dieser Daten lies sich besser ablesen, über was
die Patienten vermehrt berichteten. Hier
sehen Sie wie sich dies dann darstellt:
Krankengeschichte und derzeitige Therapie
Persönliche Einstellung zur Therapie
Familie/Partnerschaft
Psychologische Unterstützung
Regelmäßige Einnahme der Medikamente
Umgang mit der Erkrankung und Diagnose
Wunsch nach zukünftiger Therapie
Einfluß von Nierenkrebs auf das tägliche Leben
Finanzielle Belastung
Information
Nicht kodiert
2014
Auf Basis der Gespräche wurde ein Fragebogen entwickelt. In einem Pretest (Teil II)
wurden andere Patienten gebeten, den
Fragebogen-Entwurf auszufüllen und
diesen kurz darauf in einem Interview zu
bewerten.
In einem nächsten Schritt erfolgt der Teil
III (Validierung). Hier wird der Fragebogen
durch Prüfung der psychometrischen
Eigenschaften in einer Stichprobe von
100 Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom auf seine Gültigkeit geprüft.
Zu diesen psychometrischen Methoden gehören die Faktorenanalyse, die Beurteilung
von Verteilungseigenschaften, Anteil der
fehlenden Werte sowie die Untergruppenanalyse.
Ergebnisse:
Die Fokusgruppen-Interviews zeigten, dass
die Krankheit und deren Behandlung Einf luss auf verschiedene Aspekte des Sozialund Arbeitsleben haben, die nicht durch
bestehende Fragebögen zur Lebensqualität
(HRQoL Instrumente) festgestellt werden
können. Die Patienten erwähnten viele
wichtige Aspekte, die ihr Leben beeinf lussen: soziale und familiäre Unterstützung,
Information über Behandlungsmöglich­
keiten, Selbsthilfeorganisationen und finanzielle Belastung. Daher entwickelten wir
einen Fragebogen der genaue diese Aspekte
mit aufnahm.
Schlussfolgerungen:
Die bestehenden Instrumente zur Darstellung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität sind nicht ausreichend, um die Aspekte
des Sozial- und Arbeitslebens von Patienten
in einer Situation wiederzugeben, die ihre
Krebsmedikation täglich einnehmen müssen. Ein spezifischer Fragebogen muss
­entwickelt und validiert werden, um gerade
diese wichtigen Aspekte des gesellschaft­
lichen Lebens abzudecken.
ASCO Abstract #4504
Phase-I-Studie von Nivolumab in
Kombination mit Ipilimumab bei
metastasiertem Nierenzellkarzinom
Einleitung:
Obwohl sich in der Nierenkrebs-Behandlung in den vergangenen Jahren viel getan
hat, gibt es auch heute noch Bedarf an
Medikamenten, die dauerhaft wirken und
von Patienten besser vertragen werden. Ein
Ansatzpunkt für derartige neue Wirkstoffe
sind so genannte Immun-Antikörper, also
Teile unseres Immunsystems. Obwohl
Krebs keine Infektion darstellt, kann unser
Immunsystem die malignen Zellen erkennen, da sie eine veränderte Oberf lächenstruktur aufweisen. Leider ist unser Körper
jedoch nicht immer in der Lage, die Krebszellen erfolgreich zu bekämpfen, denn diese
können bestimmte Teile unseres Abwehrsystems ausschalten und so die Abwehr­
reaktion abschwächen.
Berit Eberhardt und Dr. Hans Hammers im
gemeinsamen Gespräch über die Studie
auf dem ASCO 2014
Nivolumab und Ipilimumab sind zwei derartige menschliche Immun-Antikörper.
Nivolumab wirkt dabei auf einen Rezeptor
(PD-1), dessen Ausschalten die Immunaktivität unserer T-Zellen verstärkt. In früheren
Untersuchungen hat Nivolumab so bereits
Aktivität gegen Nierenkrebs gezeigt.
Auch Ipilimumab ist ein spezifischer Antikörper, der auf unser Immunsystem Einf luss
nimmt. Der Wirkstoff blockiert ein spezielles Protein (CTLA-4), das eine wichtige
Rolle bei der körpereigenen Immunabwehr
spielt. Dies jedoch nur für einen bestimmten
Zeitraum, das heißt unser Körper hat genug
Zeit, die Krebszellen anzugreifen und zu
vernichten, ohne die gesunden
Zellen zu zerstören.
1
NIERENKREBS
GIST
Ipilimumab ist bereits für die Behandlung
von Melanomen zugelassen und unter dem
Markennamen Yervoy ® bekannt.
Nivolumab und Ipilimumab zeigen also
eine Wirksamkeit in der Unterstützung
unseres Immunsystem. Da sie beide an
unterschiedlichen Stellen ansetzen, könnte
eine Kombination dieser Wirkstoffe einen
Vorteil bringen.
Die Kombination zeigte bereits gute Ergebnisse und eine akzeptable Verträglichkeit
bei der Behandlung von fortgeschrittenen
Melanomen. Beim ASCO 2014 werden nun
die vorläufigen Ergebnisse der Kombination
bei Nierenkrebs vorgestellt.
Studienaufbau:
Patienten mit Nierenzellkarzinom wurden
randomisiert und erhielten entweder Nivolumab 3 mg/kg und Ipilimumab 1 mg/kg
(Arm N3 + I1) oder Nivolumab 1 mg/kg
plus Ipilimumab 3 mg/kg (Arm N1 + I3) in
insgesamt 4 Dosen, dann Nivolumab 3mg/
kg bis zur Progression oder dem Auftreten
von zu hohen Nebenwirkungen. Das primäre Ziel der Studie war die Bewertung der
Sicherheit/Verträglichkeit; Sekundärziel
war die Antitumoraktivität.
Ergebnisse :
21 Patienten erhielten N3 + I1 und 23 bekamen N1 + I3. Die meisten von ihnen
(n = 34; 77 %) hatten bereits eine vorherige
systemische Therapie. Behandlungsbedingte
unerwünschte Ereignisse (Nebenwir­
kungen) wurden bei 39 von 44 Patienten
(also bei 89%) beobachtet; 7 Patienten
brachen die Therapie aufgrund zu hoher
Nebenwirkungen ganz ab. Das Ansprechen
auf die Therapie lag bei 29% -39% und auch
die Dauer des Ansprechens war recht gut
und dauert derzeit noch an.
Schlussfolgerungen:
Nivolumab + Ipilimumab zeigten meist
akzeptable Nebenwirkungen und eine gute
Antitumor-Aktivität bei Nierenkrebs,
wobei die Wirkung in einigen Fällen noch
immer anhält. Weitere Studien zu der
Kombination Nivolumab + Ipilimumab
sind geplant.
Berit Eberhardt stellt die Studie auf dem
ASCO vor.
47
2014
1
WissensWert
GIST
ASCO Abstract #5010
Nivolumab in Kombination mit
Sunitinib oder Pazopanib bei
Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom
Einleitung:
Die beiden Substanzen Sunitinib und Pazopanib sind bereits für die Therapie von Nierenzellkarzinom zugelassen. Da manche
Patienten nach einer Zeit jedoch resistent
gegen diese Medikamente werden, entstand
die Überlegung, die zugelassenen Medikamente mit einer Immuntherapie zu kombinieren, um bessere Ergebnisse für die Patienten zu erreichen. Hier berichten wir über
die vorläufigen Ergebnisse einer Phase-I-Studie
mit Nivolumab in Kombination mit Sunitinib oder Pazopanib bei Patienten mit
metastasiertem Nierenzellkarzinom.
Über die Studie:
Nierenkrebs-Patienten, die vorher mindestens 1 andere Therapie erhalten hatten,
bekamen Nivolumab in Kombination mit
Sunitinib (50 mg, 4 Wochen Medikament,
2 Wochen Pause = Arm S) oder Pazopanib (800 mg täglich = Arm P), bis zum
Fortschreiten der Erkrankung oder dem
Auftreten inakzeptabler Nebenwirkungen.
Die Anfangsdosis Nivolumab lag bei 2 mg/
kg, mit einer geplanten Steigerung bis auf
5mg/kg. Primäre Ziele waren Sicherheit
und Verträglichkeit und die Bestimmung
der maximal tolerierten Dosis (MTD) für
die Kombinationen; Sekundärziel war die
Antitumor-Aktivität (objektive Ansprechrate [ORR] und die Dauer der Reaktion
[DOR]).
Ergebnisse:
7 Patienten wurden zu jedem der Arme
S N2 (Dosis 2mg/kg Nivolumab) und N5
(5mg/kg Nivolumab) zugeordnet. Es wurden keine zu starken Nebenwirkungen
(keine Dosis-limitierenden Toxizitäten)
beobachtet. Daher wurden weitere 19 Patienten (insgesamt also 33 Patienten) mit der
Höchstdosis Nivolumab von 5mg/kg behandelt. In den Pazopanib-Arm wurden
20 Patienten mit der Dosis N2 aufgenommen. Diese zeigten jedoch vermehrt Nebenwirkungen (erhöhte ALT/AST-Werte
48
[n = 3], Fatigue [n = 1]), was zur Schließung dieser Testgruppe führte.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in
beiden Armen, also Nivolumab plus Sunitinib oder Pazopanib ermutigende Antitumor-Aktivitäten und ein kontrollierbares
Sicherheitsprofil gezeigt wurden. Weitere
Untersuchungen sind jedoch nötig.
ASCO Abstract #5009
Nivolumab bei metastasierendem
Nierenzellkarzinom
Ergebnisse einer randomisierten
Dosisfindungs-Phase II-Studie
Einleitung:
Nivolumab ist ein menschlicher IgG4
Immun-Antikörper, das heißt er ist Teil des
Immunsystems und hat dort die Aufgabe
die Immunaktivität der T-Zellen wieder
herzustellen. In einer Phase-I-Studie zeigte
er daher einen Ansatz zur Behandlung von
Nierenkrebs. In dieser Phase-II-Studie
wurden nun drei verschiedene Dosen von
Nivolumab an Nierenkrebs-Patienten auf
ihre Wirksamkeit untersucht.
Über die Studie:
Patienten mit klarzelligem Nierenzell­
karzinom, die bereits mit verschiedenen
Substanzen vorbehandelt wurden (≥ 1 Substanz die auf VEGF abzielt; ≤ 3 vorherige
systemische Therapien) wurden auf drei
Gruppen aufgeteilt: 0,3 mg/kg bzw. 2 mg/
kg oder 10 mg/kg und bis zur Progression mit der jeweiligen Dosis Nivolumab
behandelt.
Das primäre Ziel war es, die Dosis-Wirkungs-Beziehung, die durch das progress­
ionsfreie Überleben (PFS) gemessen wurde,
zu beurteilen. Sekundäre Ziele: das
Gesamtüberleben (OS), die objektive
Ansprechrate ( ORR) und die Sicherheitsbewertung.
Ergebnisse:
Alle 168 Patienten erhielten vor der Studie
bereits eine andere systemischen Therapie
(70 % hatten bereits ≥ 2 Therapien),
VEGFR -TKI (98%), mTOR -Inhibitoren
(38%) und Immuntherapie ( 24%).
Für das progressionsfreie Intervall konnte
keine Dosis-Wirkungs-Beziehung festgestellt werden, das heißt die Zeit bis zum
Fortschreiten der Erkrankung war in allen
Gruppen gleich lang. Auch in der objektiven Ansprechrate zeigten sich kaum Unterschiede. Im Gesamtüberleben scheint die
niedrigste Dosis mit 0,3 mg/kg am wenigsten wirksam, nach 16 Monaten Behandlung
konnte dazu in den beiden anderen Gruppen noch keine Aussage gemacht werden,
alle Patienten sind noch am Leben. Auch
das Auftreten von Nebenwirkungen war in
allen drei Gruppen ungefähr gleich.
Während der Präsentation der Ergebnisse
wurden weitere Tatsachen hervorgehoben:
n das Ansprechen auf die Therapie wurde
teilweise erst sehr zeitversetzt beobachtet – in einigen Fällen erst 9 Monate
nach Beginn der Therapie.
n des Weiteren hielt das Ansprechen auf
die Therapie sehr lang an und wurde
bis zum Ende der Studie auch noch
nicht erreicht
n Es wurden mehr Nebenwirkungen
bei den höheren Dosierungen von
Nivolumab beobachtet – jedoch selten
in einer hohen Auswirkung (Grad 3-4)
Schlussfolgerungen:
Nivolumab scheint eine vielversprechende
neue Substanz zu sein, denn sie zeigt bei
den Studienteilnehmern eine deutliche
Wirksamkeit. Für die Länge des progres­
sionsfreien Intervalls wurde keine DosisWirkung-Beziehung festgestellt, auch das
Sicherheitsprofil war in allen Gruppen
2014
akzeptabel. Bezüglich des Gesamtüberlebens scheinen die höheren Dosen überlegen, allerdings wurde hier noch kein eindeutiges Ergebnis erzielt, da die Studienteilnehmer dieser beiden Gruppen alle noch
am Leben sind.
In einer Phase-3 Studie wird Nivolumab
jetzt gegen Everolimus getestet. Die Studie
findet auch in Deutschland statt, die Einbindung von Patienten ist allerdings schon
abgeschlossen.
1
NIERENKREBS
GIST
Nebenwirkungen, daher war auch die
Abbruchrate in dieser Gruppe höher.
Die Studie konnte nicht zeigen, dass die
Hemmung von PI3K/TORC1/TORC2
mit GDC-0980 einen höheren Nutzen bietet als die Hemmung von TORC1 allein
mit Everolimus.
Dr. Amin, Studienleiter der AGS-003 Studie
und Berit Eberhardt im Gespräch beim
ASCO
ASCO ABSTRACT #4525
Ergebnisse der Phase II-Studie
GDC-0980 gegenüber Everolimus
Einleitung:
GDC-0980 (G) ist ein oral-verabreichtes
Medikament, welches PI3K und mTOR
(TORC1/2) hemmt. Seine Wirksamkeit
wurde bereits in mehreren Phase I und IIStudien beurteilt. In dieser Studie wurde
GDC-0980 gegen Everolimus (E) getestet. Everolimusist ein mTor Hemmer, der
TORC1-hemmt. Everolimus kann nach
Versagen von VEGF–Therapie eingesetzt
werden. Die Studie untersuchte, ob der
PI3K/ TORC1 / 2 Hemmer (GDC-0980)
wirksamer ist als der TORC1 –Hemmer
(Everolimus) allein.
Über diese Studie:
Patienten mit klarzelligem Nierenzellkarzinom, nach bereits erfolgter Behandlung mit
VEGF, wurden in zwei Gruppen eingeteilt
und bekamen entweder GDC-0980 oder
Everolimus. Der primäre Endpunkt der
Studie war die Beurteilung des progressionsfreien Intervalls; zu den sekundären
Endpunkten gehörten u.a. die Sicherheit
des Medikaments sowie die objektive Ansprechrate (ORR). Insgesamt wurden
84 Patienten in die Studie aufgenommen.
Ergebnisse:
Die Ergebnisse zeigten, dass das mittlere
progressionsfreie Intervall unter der Einnahme von GDC-0980 signifikant kürzer
war als unter Everolimus, auch die
Ansprechrate unter Everolimus war etwas
besser. Die Patienten unter GDC-0980
-Therapie klagten jedoch häufiger über
ASCO Abstract #4524
Die neue Substanz: AGS-003
Einleitung: Immun-Therapien wie zum Beispiel Antikörper- und Impfstoff behandlung wurden
und werden entwickelt, um dem Körper
wieder beizubringen die Krebszellen als
Eindringling zu erkennen und so genannte
tumorspezifische Immunantworten auszulösen. Das heißt, das Immunsystem erkennt
den Tumor und kann einen programmierten Tod der Tumorzellen einleiten. Die
Immuntherapie wird dabei durch eine Impfung des Patienten oder durch Züchtung
von Immunzellen im Reagenzglas und
anschließendem intravenösem Transfer verabreicht. Bei einigen hämatologischen
malignen Erkrankungen (Leukämien und
Lymphomen) kann das sogar dazu führen,
dass alle messbaren Tumorparameter und
auch Symptome vollständig zurückgebildet
werden – bei soliden Tumoren gestaltet sich
das noch etwas schwieriger.
Was ist AGS-003?
AGS-003 ist eine „menschliche“ (autologe)
Immuntherapie, um eine körpereigene
Immunantwort gegen den Tumor des
Patienten auszulösen. Um AGS-003 zu
herzustellen, wird eine kleine Probe des
Tumors bei dessen Operation entnommen.
Nachdem sich der Patient von der Operation erholt hat, wird ein Blutspende-Verfahren (Leukapherese) durchgeführt, um
eine bestimmte Art von Blutzellen zu sammeln, die erforderlich sind, um dendritische
Zellen herzustellen. Dendritische Zellen
sind als einzige Zellen in der Lage, im Immunsystem eine primäre Immunantwort
nach sich zu ziehen. Diese beiden Elemente
werden kombiniert, um eine individuelle
Behandlung für Patienten herzustellen.
Man erhofft sich für Nierenkrebs-Patienten
einen Vorteil, wenn man diese Immun­
therapie in mit einer Standardtherapie kombiniert. Dazu wurden und werden weltweit
Studien durchgeführt.
49
2014
1
WissensWert
GIST
Über diese Studie: In die Phase-2 Studie wurden HochrisikoPatienten mit neu diagnostiziertem, metastasiertem, klarzelligem Nierenzellkarzinom
aufgenommen. Die Probanden erhielten
Sunitinib (mit 4-wöchiger Medikamenteneinnahme und 2 Wochen Einnahmepause)
kombiniert mit AGS-003 (alle 3 Wochen
x 5 Dosen, danach alle 12 Wochen) bis zum
Zeitpunkt des Fortschreitens der Erkrankung (Progression). Die Probanden wurden
während der gesamten Studie regelmäßig
untersucht und die Zeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung und dem GesamtÜberleben protokolliert.
Ergebnisse:
Derzeit wird die Wirksamkeit der Kombination von AGS-003 plus Sunitinib gegenüber Sunitinib allein in einer großen Phase
III Studie (ADAPT) verglichen. Leider
findet diese Studie nicht in Deutschland,
aber in benachbarten Europäischen Ländern
statt.
Veröffentlicht im Journal of Clinical
Oncology 32:5 s, 2014 (suppl ; abstr 4524)
Erstautor: Dr. Asim Amin
Methoden:
In der hier vorgestellten Studie wurden im
Nachhinein (retrospektiv) Daten von
19 italienischen Kliniken betrachtet. Mittels
verschiedener Testmethoden wurde die
Gesamtüberlebenszeit der Patienten mit
Bauchspeicheldrüsen-Metastasen bewertet.
Klinische Variablen, die berücksichtigt
wurden, sind: Geschlecht, Alter, weitere
Metastasierung an anderer Stelle, die chirurgische Entfernung der Metastasen und die
Zeit bis zum Auftreten der Metastasen nach
der Entfernung des Primärtumors.
NEUES VOM ESMO 2014:
Auch auf dem ESMO-Kongress, einer
Veranstaltung der Europäischen Society für
medizinische Onkologie (EUROPEAN
SOCIETY FOR MEDICAL ONCOLOGY)
war das Lebenshaus-Team vertreten.
Hier die wichtigsten Neuigkeiten davon:
ESMO Abstracts: 827 und 832
Bauchspeicheldrüsen-Metastasen des
Nierenzellkarzinoms: Häufigkeit und
prognostische Bedeutung
Treten im Verlauf einer Nierenkrebs-Erkrankung Tochtergeschwülste (Metastasen)
auf, liegen diese meist in der Lunge, den
Knochen und der Leber; Metastasen in der
Bauchspeicheldrüse (Pankreasmetastasen)
sind eher selten.
So ergab die Betrachtung einer Datenbasis
von 795 Nierenkrebs-Patienten, dass lediglich bei 57 Patienten (also 7,2%) Bauchspeicheldrüsen-Metastasen vorlagen. Weitere
Analysen der Patientendaten ließen ver­
muten, dass sich eine chirurgische Resektion der Pankreasmetastasen positiv auf das
Gesamtüberleben auswirkt. Dies wurde in
einer weiteren Studie hinterfragt.
Metastasen in der Bauchspeicheldrüse:
Nicht immer und alle operieren?
50
Ergebnis:
103 Patienten wurden in die Analyse auf­
genommen, 66 davon waren männlich. Das
Durchschnittsalter betrug 67 Jahre (von
43-85 Jahren). Bei 56 Patienten (54%),
lagen nur die Metastasen an der Bauchspeicheldrüse vor, während bei den anderen
47 Patienten zusätzlich Metastasen in der
Lunge (57%), den Lymphknoten (28%) und
der Leber (21%) vorhanden waren. Die
durchschnittliche Zeit von der Entfernung
des Primärtumors bis zur Diagnose der
ersten Metastasen betrug 9,6 Jahre (Bereich
0-24 Jahre). Bei 40 Patienten (39%) wurden
die Metastasen in der Bauchspeicheldrüse
chirurgisch entfernt. Nach nunmehr mehr
als 11 Jahren, sind noch alle diese Patienten
am Leben.
Schlussfolgerungen:
Patienten mit Metastasen in der Bauch­
speicheldrüse zeigen ein langes Gesamtüberleben. Die Analyse der Daten zeigt,
dass dieses lange Gesamtüberleben über­
raschenderweise nicht in Zusammenhang
steht mit der chirurgischen Entfernung der
Bauchspeicheldrüsenmetastase(n), dem
Zeitpunkt des Auftretens und dem Vorhandensein von Metastasen in anderen Regionen - wobei diese Daten in einer größeren
Studie bestätigt werden müssen.
Das Lebenshaus zu dieser Studie:
Grundsätzlich sind Metastasen in der
Bauchspeicheldrüse selten. Das Nierenzellkarzinom ist jedoch der Primärtumor, der
am häufigsten Metastasen in der Bauch­
speicheldrüse verursacht.
2014
Auffällig bei Pankreasmetastasen des
Nierenzellkarzinoms ist, dass sie in der
Regel
n auch auftreten können, lange Zeit nach
der Operation des ursprünglichen
Nierentumors - dieses nennt man
metachrone Metastasierung
n meist der alleinige Metastasierungsort
sind (also keine weitere Metastasierung
vorliegt)
n häufig mehrere Metastasen in der
Bauchspeicheldrüse vorliegen (multiple
Metastasierung)
und einer damit verbundenen Dosisan­
passung. Daher wird vermutet, dass Nebenwirkungen (wie z.B. Schleimhautent­
zündungen (Mukositis), Durchfall (Diarrhö), Hand-Fuß-Syndrom, Müdigkeit etc.)
als Wegweiser dienen könnten, die Therapie zu individualisieren und zu optimieren,
um das Dosislevel so hoch wie nötig und
die Nebenwirkungen so gering wie möglich
zu halten.
ESMO Abstract 839:
Phase II-Studie zur individualisierten
Einnahme von Sunitinib als ErstlinienTherapie bei metastasiertem klar­
zelligen Nierenzellkarzinom
Methoden:
In die Studie wurden 110 Patienten ein­
geschlossen. Sie erhielten alle eine Startdosis
von 50mg Sunitinib, wobei das Medikament für 28 Tage eingenommen wurde,
gefolgt von einer 7-tägigen Pause. Patienten
mit geringen Nebenwirkungen (≤ Grad2-Toxizität) blieben bei diesem Schema. Die
Patienten mit verstärkten Nebenwirkungen
nahmen ebenfalls weiterhin 50 mg, jedoch
wurde die Anzahl der Einnahmetage individuell verkürzt. Ziel war es hier ein
Nebenwirkungsprofil von ≤ Grad-2-Toxizität zu erreichen. Patienten die eine 50 mgDosis für wenigstens 7 Tage hintereinander
nicht vertrugen, erhielten eine Dosisreduzierung auf 37,5 mg. Wenn auch diese
Patienten 37,5 mg für wenigstens 7 Tage
hintereinander nicht vertrugen, wurde die
Dosis auf 25 mg reduziert. Auch hier wurde
die Einnahmedauer im Folgenden anhand
des Nebenwirkungsprofils individuell an­
gepasst. Bei den Patienten, die kaum
Nebenwirkungen zeigten, wurde die Dosis
nach dem ersten Einnahme-Zyklus auf
62,5 mg und später eventuell auf 75 mg mit
einem Einnahmeschema von 14 Tagen
Einnahme/7 Tage Pause verändert.
Einleitung:
Aus vorherigen Studien ist bekannt, dass
ein hohes Sunitinib-Level mit einer besseren Ansprechrate, längerem progressionsfreien und Gesamtüberleben, aber auch einem vermehrten Auftreten von Nebenwirkungen verbunden ist. Auch gibt es Daten,
die darauf hinweisen, dass Patienten mit
sehr wenigen Nebenwirkungen unter dem
Standardschema (4 Wochen Einnahme/
2 Wochen Pause) eine schlechteres Ansprechen auf die Therapie haben, verglichen mit
Patienten mit vermehrten Nebenwirkungen
Ergebnisse:
Es liegen Daten für 69 Patienten vor: von
diesen erhielten 13 Patienten (18,8%) eine
erhöhte Dosis, 9 Patienten mit 62,5 mg und
4 Patienten mit 75 mg. Bei 33 Patienten
(47,8%), die nach Standardkriterien eine
geringere Dosis erhalten hätten, wurden die
50 mg beibehalten, aber für einen kürzeren
Einnahmezeitraum (7-16 Tage). 13 Patienten (18,8%) blieben bei dem Start-Schema
von 4 Wochen Einnahme jedoch mit verkürzter Pause von 7 Tagen. Bei 6 Patienten
wurde die Einnahmemenge reduziert auf
Die frühen Anzeichen und Symptome von
isolierten Bauchspeicheldrüse-Metastasen
sind oft unspezifisch: Appetitlosigkeit,
Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall. Später
können sie ein Druck­gefühl im Oberbauch
oder Schmerzen im Rücken verursachen.
Aber auch andere Erkrankungen des
Magen-Darm-Trakts können solche
Symptome auslösen z.B. Magen-DarmInfektionen.
Auch wenn diese Metastasierung selten ist,
scheint es jedoch für NierenzellkarzinomPatienten sinnvoll zu sein, den beurteilenden Radiologen darum zu bitten ein
Augenmerk auf die Bauchspeicheldrüse zu
richten. Am besten lässt sie sich bei einem CT mit Kontrastmittel oder einem
MRT beurteilen.
1
NIERENKREBS
GIST
37,5 mg und 4 Patienten erhielten 25 mg.
3 Patienten mussten aufgrund zu hoher Nebenwirkungen auf ein anderes Medikament
umgestellt werden. Die Ergebnisse bezüglich der Wirksamkeit des Medikaments
wurden mit den Werten aus einer früheren
Studie mit dem Standardschema (4 Wochen
Medikament/2 Wochen Pause) verglichen
und zeigten in allen Bereichen leicht verbesserte Werte. Siehe dazu das folgende
Schema:
Schlussfolgerungen:
Eine individualisierte Dosierung von
Sunitinib, ist im Rahmen einer Behandlung
bei einem Nierenkrebs-Experten bzw.
Nierenkrebs-Zentrum sicher und gut umsetzbar. Die Daten scheinen darauf hinzudeuten, dass mit einer individualisierten Therapie eine verbesserte Dosisintensität mit einem guten Ansprechen verbunden
ist, bei gut tolerierbaren Nebenwirkungen.
Hinweis vom Lebenshaus über diese
Studie:
Es handelt sich hierbei um Studiendaten!
Verändern Sie nie alleine die Dosierung oder das Einnahmeschema Ihrer Therapie! Ihr Arzt ist Ihr aktiver Partner an
Ihrer Seite und Ihr Ansprechpartner.
Unser Therapietagebuch kann Ihnen und
Ihrem Arzt einen guten Überblick über Ihr
Befinden und Ihre Nebenwirkungen
verschaffen. Dieses können Sie beim
Lebenshaus bestellen.
51
2014
1
WissensWert
GIST
Neue Entwicklungen in der Immuntherapie gegen Krebs
Bis zur Zulassung der zielgerichteten Therapien war die Standard­
behandlung beim metastasierten Nierenzellkarzinom die Immun- oder
Immunchemotherapie mit einer Kombination aus Interferon-alpha,
Interleukin-2 und gegebenenfalls einem Chemotherapeutikum (5-FU).
Verbunden mit großen Nebenwirkungen hatte diese Behandlung
allerdings nur eine geringe Ansprechrate. Jetzt scheint die Forschung
aufgrund neuer Entwicklungen einen neuen Ansatzpunkt in der
Immuntherapie gefunden zu haben: die sogenannten Immun-Checkpoint Therapien.
Das Immunsystem ist ein Netzwerk von
Organen, Zellen und Molekülen im ganzen
Körper. Die Aufgabe des Immunsystems
besteht darin, den Körper vor schädlichen
Dingen wie Bakterien, Viren und Krankheiten – wie beispielsweise Krebs zu schützen. Wenn ein Fremdstoff im Körper entdeckt wird (z.B. Keime, Viren), reagiert das
Immunsystem: die abnormalen Zellen werden gefunden und zerstört. Zusätzlich hat
das Immunsystem eine Art Gedächtnis –
schon bekannte Fremdkörper können durch
eine sofortige Immunantwort schnell bekämpft werden. Diese Immunreaktion erfolgt mittels verschiedener Zellen, einschließlich einer Art weißen Blutkörperchen – den so genannten T-Zellen.
Normalerweise funktioniert die Immunreaktion genau so wie sie sollte. Das Immunsystem findet und zerstört abnormale Zellen. Manchmal jedoch können Krebszellen
sich so verändern, dass sie sich der Immunreaktion entziehen können: das Immunsystem entwickelt dann eine Toleranz gegenüber dem Tumor, erkennt und attackiert
ihn nicht. Somit können die Krebszellen
wachsen und sich ausbreiten.
Die Forschung in der Immuntherapie beschäftigt sich daher damit, wie das Immunsystem bei Immunreaktionen unterstützt
werden kann, den Tumor zu erkennen und
anzugreifen.
52
Aus der Vergangenheit..
Der Einsatz einer Immuntherapie beim
Nierenzellkarzinom wurde auf Basis verschiedener Erkenntnisse als eine mögliche
Therapieoption in Betracht gezogen: Das
Nierenzellkarzinom gilt als so genannter
immunabhängiger Tumor, da man folgende
Beobachtung machte: Patienten, die eine
Behandlung zur Unterdrückung des Immunsystems (immunsuppressive Therapie)
erhielten, erkrankten häufiger an einem
Nierenzellkarzinom. Daher wurde angenommen, dass ein geschwächtes Immunsystem eine Rolle in der Entstehung der Erkrankung spielt. Eine entsprechende Stimulierung des Immunsystems, demzufolge
auch eine gewisse Wirksamkeit beim Nierenzellkarzinom haben dürfte.
Bei dieser „alten“, seit vielen Jahren für die
Behandlung des Nierenzellkarzinoms zugelassenen Immuntherapie soll durch eine allgemeine (unspezifische) Stimulation des
Immunsystems die Zerstörung des Tumors
herbeigeführt werden. Hierbei werden die
Medikamente Interleukin-2 (IL-2) und/
oder Interferon-alpha eingesetzt. Beide sind
Botenstoffe des Immunsystems (so genannte
Zytokine), welche die Abwehrzellen (TZellen) direkt aktivieren.
Interferon-alpha (Roferon A®) verhindert
die Zellteilung und damit das Tumorwachstum. Interleukin-2 (Proleukin®) dagegen
fördert das Zellwachstum und die Ausbildung von Zellen, die Krankheitserreger sofort angreifen (so genannte immunologische
Effektorzellen). Beide Wirkmechanismen
scheinen sich zu ergänzen. Die Wirkmechanismen dieser Zytokine – Interleukin-2 und
Interferon-alpha – sind sehr komplex und
bis heute auch nur in Ansätzen verstanden.
Nach Behandlung mit dieser Art Immuntherapie konnte in Einzelfällen ein langjähriges krankheitsfreies Intervall beobachtet
werden. Nach Zulassung der neuen zielgerichteten Therapien hinterfragten Experten
jedoch den Stellenwert dieser Kombination,
da:
n nur klarzellige Nierenzellkarzinome für
diese Behandlung geeignet waren,
n nur 5-20% der Patienten überhaupt auf
die Therapie ansprachen und
n die Therapie mit sehr hohen Nebenwirkungen verbunden war.
Letztendlich hat diese Art der Immuntherapie bei der Behandlung des Nierenzellkarzinoms zumeist nicht die erhofften Ergebnisse
gebracht, trotzdem unterstreichen sie das
Potenzial der Immuntherapeutika.
2014
Dentrische Zelle
T-Zelle
(Zelle des Immunsystems)
T-Zelle
CTLA-4
Ipilimumab
...in die Zukunft?
Forschung und Entwicklungen scheinen einen neuen Ansatzpunkt in der Immuntherapie gefunden zu haben: die sogenannten
Immun-Checkpoint-Hemmer. Sie sollen
eine spezifische Immunantwort auslösen.
Was sind Checkpoints?
Zellen sind hochgradig reguliert durch eine
Reihe von so genannten Checkpoints.
Checkpoints:
n sind Moleküle, die sich auf der Oberf läche der Immunzellen befinden und deren Funktion steuern – also auch auf TZellen.
n haben bestimmte Aufgaben: zu verschiedenen Zeitpunkten geben diese
Checkpoints einer Zelle Signale, wie
z.B. „Zellteilung ist jetzt nötig“, „Zellteilung ist noch NICHT nötig“,
„Wachse“ etc. . Das bedeutet, dass eine
normale Zelle fähig ist sich zu teilen
oder nicht zu teilen, wenn es nötig ist.
n Krebszellen nutzen diese Checkpoints
für ihr Tumorwachstum: durch Checkpoints, die die Immunantwort hemmen,
entzieht sich der Tumor der Kontrolle
durch das Immunsystem und kann so
ungehindert wachsen. Das Immunsystem kann die Tumorzellen nicht erkennen.
n bestehen immer aus einem Sender, der
die Signale versendet, und einem Empfänger, der die Signale bekommt –
Schlüssel-Schloss-Prinzip
Checkpoints, die u.a. in der Forschung bei
der Behandlung des Nierenzellkarzinoms
im Gespräch sind heißen: PD-1, PDL-1 und
CTLA-4. Sie gehören zu den Checkpoints
des Immunsystems. Sie produzieren die Immuntoleranz des Körpers gegenüber dem
Tumor. Das bedeutet, dass sie den Krebszellen ermöglichen sich der Erkennung durch
das Immunsystem zu entziehen. Das Immunsystem erkennt und attackiert den Tumor nicht. Dies nennt man eine ImmunCheckpoint-Blockade.
PD-1 wird auf Immunzellen ausgebildet
(exprimiert) und dient der natürlichen Regulation der Immunantwort, damit diese
nicht überschießt und damit neue Erkrankungen entwickelt. Prinzipiell benötigt jede
Immunantwort einen Gegenspieler, der das
Immunsystem auf ein notwendiges Maß reduziert, da sonst auch gesunde, körpereigene Zellen erkannt und eliminiert werden.
Ein gesundes Immunsystem findet also die
Balance zwischen Stimulation und Hemmung. Die Empfänger (Liganden) von
PD-1 heißen PD-L1 und PD-L2 und sitzen
auf der Oberf läche z.B. von Tumorzellen.
Bindet PD-1 an einen dieser Liganden,
führt dies zur Inaktivierung der Immunzelle und verhindert, dass diese den Tumor
angreift.
1
NIERENKREBS
GIST
Tumor-Zelle
PD-1
Nivolumab
CTLA-4 verhindert, dass das körpereigene
Immunsystem diejenigen T-Zellen herstellt,
die den Tumor erkennen und angreifen
können. Damit sollen im Normalfall Auto­
immunerkrankungen verhindert werden.
Wie funktionieren die
Immun-Checkpoint-Hemmer?
Die neuen Immun-Checkpoint-Hemmer
sollen die Blockaden hemmen, die das Immunsystem daran hindert Tumorzellen anzugreifen – sozusagen eine doppelte
Blockade. Das Immunsystem kann dann die
Tumorzellen erkennen und angreifen.
In ersten Studien zeigte dieser Behandlungsansatz zumeist Wirkung bei Nierenzellkarzinompatienten. Auffällig war, dass
die Wirkung oftmals später (manchmal sogar erst nach 6 Monaten) einsetzte und gelegentlich auch bei Absetzen der Therapie
anhielt. Leider gab es auch Patienten, die
nicht auf diese Therapien ansprachen. Das
zeigt uns, dass es noch keine Lösung gibt,
die allen Patienten zugute kommt (siehe
den Bericht Neues aus der Wissenschaft
Seite 46).
53
2014
1
WissensWert
Phase 1
94
Phase 2
106
Phase 3 andere*
26 GIST 18
gesamt
244
PD-1
MEDI0680
1
0
0
0
1
CT-011
0
8
0
0
8
Pembrolizumab
Keytruda, MK-3475
13
6
5
1
25
Nivolumab
BMS-936558, MDX-1106
15
14
11
2
42
AMP-514
Hier eine Übersicht über verschiedene Immun-Checkpoint-Hemmer, die zurzeit
weltweit für verschiedene Krebsarten in klinischen Studien untersucht werden.
AstraZeneca
Eines ist jedoch auffällig: die Kombination
von unterschiedlichen Medikamenten
scheint sinnvoll zu sein. In laufenden Untersuchungen werden z.B. der Einsatz von
Immun-Checkpoint-Hemmern in Verbindung mit Targeted Therapien untersucht.
Auch die Kombination von verschiedenen
Immun-Checkpoint-Hemmern selbst
scheint folgerichtig zu sein. So erklärten Dr.
Dreicer und Dr. Hamid in einem Interview
bei Oncolive: „Man konnte beobachten,
dass bei Verwendung von PD-1 Blockern,
der Tumor beginnt mehr CTLA-4 auszusenden – er sucht sich einen Fluchtweg, um
weiterhin vom Immunsystem nicht erkannt
zu werden. Mit einer Kombination von
zwei Immun-Checkpoint-Hemmern, die
PD-1 und CTLA-4 blockieren, probiert
man also von Anfang an einer Resistenz
entgegen zu wirken und den Tumor somit
anfälliger für das Immunsystem zu machen.“
Merck/MSD
Pidilizumab
Teva
Bristol-Myers Squibb
PD-L1
MEDI4736
9
6
2
0
17
MPDL3280A
7
5
1
0
13
AstraZeneca
Genentech
CTLA-4
Ipilimumab
Yervoy, MDX-010, MDX-011
34
53
5
15
107
Tremelimumab
CP-675,206
2
4
0
0
6
Bristol-Myers Squibb
MedImmune/AstraZeneca
IDO Hemmer
Indoximod
0
5
0
0
5
NLG919
1
0
0
0
1
INCBO24360
0
2
0
0
2
0
17
NewLink Genetics
NewLink Genetics
NewLink Genetics
Die Kombination von Immun-CheckpointHemmern wie dem Anti-CTLA-4-Antikörper Ipilimumab (Yervoy ®) mit Anti-PD1-Antikörper Nivolumab (Opdivo®) wird
demnächst in einer Studie im Vergleich mit
Sunitinib für vorher unbehandelte Patienten
getestet. Die Studie wird auf den nächsten
Seiten beschrieben.
Andere Immun-Checkpoint-Hemmer
IMP321, MGA271,
Lirilumab, Urelumab,
BMS-986016,
Bavituximab,
Racotumomab
12
3
2
* Phase 4 oder compassionate care Studie
Studie: CheckMate 214 –Therapie bei metastasiertem
Nierenzellkarzinom in der Erstlinie bald in Deutschland
Eine internationale, randomisierte, offene Studie der Phase III.
Untersucht werden die Immun-Checkpoint-Hemmer Ipilimumab
und Nivolumab in Kombination im Vergleich zu Sunitinib
in der Erstlinientherapie des fortgeschrittenen/metastasierten
Nierenzellkarzinoms.
54
In den letzten Jahren konnten mit der Zulassung neuer wirksamer Substanzen bereits
wichtige Erfolge in der Behandlung des
Nierenzellkarzinoms erzielt werden. Ein
wesentliches Maß für den Therapieerfolg ist
die Zeit, in der die Tumorerkrankung nicht
voranschreitet, die so genannte progressionsfreie Zeit – diese Zeit zu verlängern ist
ein wichtiges Ziel jeder Krebstherapie. Daher soll in der CheckMate 214 Studie diese
2014
progressionsfreie Zeit sowie das so genannte
Gesamtüberleben geprüft werden. Dazu
wird die Kombination der neuen ImmunCheckpoint-Hemmer Ipilimumab und Nivolumab in Kombination mit dem Wirkstoff Sunitinib (Sutent ®) verglichen.
Der Wirkstoff Sunitinib wird bereits zur
Behandlung des fortgeschrittenen oder metastasierten Nierenzellkarzinoms in der
Erstlinienbehandlung eingesetzt. Der Wirkstoff Ipilimumab ist bereits für die Behandlung von Melanomen zugelassen und unter
dem Markennamen Yervoy bekannt. Der
Wirkstoff Nivolumab (Opdivo®) ist ein
noch nicht zugelassenes Medikament, welches noch in der Erprobung ist.
Die Patienten werden zufällig (randomisiert) in zwei verschiedene Studienarme
aufgeteilt: Dabei erhalten Patienten entwe-
der die Kombination aus Ipilimumab und
Nivolumab oder Sunitinib. Die Wirkstoffe
werden genommen bis: es unter der Therapie zu einem Fortschreiten der Erkrankung
(Progress) kommt, das Medikament wegen
zu hohen Nebenwirkungen abgesetzt wird,
die Einwilligung in die Studie zurückgezogen wird oder die Studie endet.
An der CheckMate 214 Studie können ausschließlich Patienten teilnehmen, deren Tumor eine klarzellige Komponente hat, messbare Tumorläsion aufweist und die bisher
noch keine systemische Therapie mit VEGF
und VEGFR Hemmern erhalten haben.
VEGF /VEGFR Hemmer sind z.B. Axitinib, Bevacizumab, Pazopanib, Sorafenib,
Tivozanib.
Die internationale Studie startet voraussichtlich noch 2014 in Deutschland mit der
Patienteneinbringung.
1
NIERENKREBS
GIST
Im Folgenden haben wir für Sie die Angaben der Studie zusammengefasst, dieser
kurze Überblick erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ob Sie als
Betroffene(r) für diese Studie in Frage kommen, sollten Sie zunächst mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen. Bitte beachten Sie
auch, dass letztendlich nur der Prüfarzt eines Studienzentrums nach einer eingehenden Untersuchung feststellen kann, ob ein
Patient an dieser Studie teilnehmen kann.
CHECKMATE 214
Eine internationale, randomisierte, offene Studie der Phase III. Untersucht werden die Immun-CheckpointHemmer Ipilimumab und Nivolumab in Kombination im Vergleich zu Sunitinib in der Erstlinientherapie des
fortgeschrittenen/metastasierten Nierenzellkarzinoms.
Status:
Studie ist noch nicht aktiv/offen (voraussichtlicher Beginn: vorraussichtlich noch im Jahr 2014, voraussichtliches Ende: Dez. 2017)
Patienten:
weltweit: 1070
Protokoll-ID:
CheckMate 214, ClinicalTrials.gov: NCT02231749, EudraCT 2014-001750-42
Studienarme:
Behandlung, randomisiert, offen
2 Studienarme:
• Nivolumab (BMS-936558 oder Opdivo®) in Kombination mit Ipilimumab (Yervoy®)
• Sunitinib (Sutent)
Dosierung:
• Nivolumab 3 mg/kg in Kombination mit Ipilimumab 1 mg/kg intravenös alle 3 Wochen
bis 4 Dosierungen erreicht wurden. Danach Nivolumab 3 mg/kg intravenös alle 2 Wochen
• Sunitinib: 50 mg oral täglich für 4 Wochen, gefolgt von 2 Wochen Pause
Einschlußkriterien:
(nur Auszug)
• Histologisch bestätigtes metastasiertes oder lokal fortgeschrittenes (definiert als inoperabler Tumor)
überwiegend klarzelliges Nierenzellkarzinom
• Frisches oder archiviertes Tumorgewebe muss von allen Patienten vor der Studie bereit gestellt werden
(hier sind die in Parafin eingebetteten Gewebeproben des Tumors gemeint, die der Pathologe untersucht) –
durch Biopsien gewonnenes Gewebe und auch Gewebe von Knochenmetastasen sind nicht zulässig.
• Die Erkrankung muss meßbar sein (vermessen durch CT oder MRT)
• Guter Allgemeinzustand (Karnofsky Performance Status ≥ 70%)
Ausschlußkriterien:
(nur Auszug)
• Vorherige systemische Therapie mittels VEGF oder VEGF Rezeptor Therapien sind unzulässig - inklusive,
aber nicht auf folgende Wirkstoffe limitiert: Sunitinib, Pazopanib, Axitinib, Tivozanib und Bevacizumab)
• Vorherige Immun-Checkpoint-Hemmer oder T-zellen stimulierende Therapien sind unzulässig - Anti-PD-1,
Anti-PD-L1, Anti-PD-L2, Anti-CD137, oder CTLA-4.
• Aktive, behandelte oder Verdacht auf Autoimmunerkrankungen
• Hirnmetastasen (behandelte oder aktuelle)
Durchführung:
134 Zentren weltweit, 12 Zentren Deutschlandweit
Voraussichtliche
Studienzentren:
Jena, Hamburg, Hannover, Magdeburg, Münster, Aachen, Frankfurt, Homburg, Heidelberg, München, Ulm,
Erlangen
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2014
1
WissensWert
GIST
Nationale Foren 2014 –
Aktuelles aus dem Bereich Nierenkrebs
Am 19. und 20. September 2014 fand im „Darmstadium“ in Darmstadt
das Nierenkrebs-Forum für Betroffene und Ihre Angehörigen statt. Rund
100 Teilnehmer aus ganz Deutschland hatten dabei die Möglichkeit sich in
Experten-Vorträgen und Gesprächen über den neuesten Stand der Nierenkrebs-Forschung und aktuelle Diagnose- und Therapie-Möglichkeiten zu
informieren und sich mit anderen Betroffenen auszutauschen.
Ich bin überwältigt, dass es so viel
Neues über das Nierenzellkarzinom,
neue Erkenntnisse und Studien gibt.
Das zeigt mir, dass die Forschung
„uns“ nicht aufgegeben hat. Dafür
bin ich unendlich dankbar.
„So unterschiedlich der Hintergrund aller
Anwesenden auch ist, wünsche ich uns, dass
wir am Ende dieser zwei Tage gemeinsam
viel Wissen und Informationen gewonnen
haben werden...“ begrüßte Berit Eberhardt,
Bereichsleiterin des Lebenshauses Nierenkrebs die Teilnehmer zu Beginn des Forums.
Und dieser Satz war Programm: In zahlreichen Expertenvorträgen wurde viel Wissenswertes und Neues rund um die Erkrankung vermittelt. So vielfältig wie das Publikum, waren dabei natürlich auch die zahlreichen Fragen an die Nierenkrebs-Experten, die sehr gerne praxisnahe Antworten
gaben.
Im Mittelpunkt des ersten Tages stand die
Niere, das Nierenzellkarzinom und dessen
Behandlung. Ein einleitender Vortrag der
Bereichsleiterin Nierenkrebs unter dem
Motto „Nierenkrebs ist nicht gleich Nierenkrebs“, spannte dabei den roten Faden
durch die Veranstaltung. Im Anschluss
konnten die Teilnehmer eine innovative
Präsentation über die wichtigsten Laborwerte für Nierenkrebs-Patienten hören.
Danach wurden sowohl operative als auch
medikamentöse Ansätze und damit zusammenhängend auch Fragen zur Überprüfung
des Ansprechens der Behandlung, dem
Wechsel von Therapien und vieles mehr gesprochen. Den Abschluss bildete der Vortrag
56
über die nephrologischen Auswirkungen einer Operation der Niere, die Betreuung
durch einen Nephrologen und wie der Patient seine Niere schonen kann.
Der zweite Tag stand unter dem Zeichen
„Leben mit der Erkrankung“. Im ersten
Vortag konnten die Teilnehmer viel über
eine sinnvolle, gesunde Ernährung und die
Sinnlosigkeit von Krebsdiäten erfahren. Im
Anschluss daran gab es einen aufschlussreichen Vortrag über Sport und Bewegungsempfehlungen.
Einstieg in das Thema Nierenkrebs
Die Grundlage für die weiteren Vorträge
bildete die Einführung „Nierenkrebs ist
nicht gleich Nierenkrebs“ von Berit Eberhardt, Bereichsleiterin Nierenkrebs. Sie gab
einen kurzen Überblick über die Erkrankung: Diagnose, Krankheitsstadien und Risikoklassen wurden erläutert. Sie stellte außerdem die neuen – sehr seltenen Subtypen
des Nierenzellkarzinoms dar, die bei einer
Konferenz der Pathologen in Kanada, festgelegt wurden. Für die weitere Zukunft
könnte es bedeuten, dass aufgrund verschiedener Subtypen und ihren genetischen Veränderungen unterschiedliche Therapien gegeben werden könnten. Diese Entwicklung
wäre wünschenswert, liegt jedoch noch in
weiter Ferne. Sie fasste zusammen, dass die
Diagnose Nierenkrebs für jeden Patienten
eine ganz individuelle Diagnose bedeutet,
2014
PD Dr. Viktor Grünwald, Onkologe,
MH Hannover
Fragerunde mit PD Dr. Michael Staehler und Prof. Dr. Viktor Grünwald
weil das Nierenzellkarzinom zahlreiche histologische Subtypen, ganz unterschiedliche
Tumorstadien und verschiedene Malignitätsgrade umfasst.
werden sie oft in unterschiedlichen Einheiten angegeben oder können sich durch neue
medizinische Erkenntnisse ändern bzw. neu
bewertet werden. Daher gilt es beim Vergleich der Untersuchungswerte immer ganz
genau hinzusehen und die Referenzwerte
mit einzubeziehen.
Prof. Dr. Viktor Grünwald (Onkologe,
MH Hannover) hielt gleich zwei Vorträge.
Der erste Vortrag beschäftigte sich mit
„Relevanten Laborwerte für NierenkrebsPatienten“.
Die vornehmliche Frage von den meisten
Patienten ist: Warum werden überhaupt
Laborwerte erhoben?
Laborwerte können zusätzliche Hinweise
über Ihren Gesundheitszustand liefern, z.B.
über den Verlauf Ihrer Erkrankung oder die
Wirkung und Nebenwirkungen von Medikamenten. Zusätzlich können so auch bestimmte Risikofaktoren aufgedeckt werden.
Die Untersuchungsergebnisse können daher
die therapeutischen Maßnahmen sowie die
Wahl und Dosierung Ihrer Medikamente
beeinf lussen. Grundsätzlich können alle
Medikamente den Körper beeinf lussen: z.B.
kann es ein Medikament geben, welches die
Leber reizt. Dann ist es sinnvoll unter der
Therapie regelmäßig die Leberwerte messen
zu lassen.
Zur Betrachtung Ihrer Laborwerte werden
diese immer mit so genannten Normalbzw. Referenzwerten verglichen. Diese Referenzwerte sind Durchschnittswerte. Sie
sind nicht nur bei Männern und Frauen unterschiedlich, sondern weichen auch von
Labor zu Labor voneinander ab. Außerdem
Prof. Dr. Grünwald verdeutlichte hier noch
einmal, dass Laborwerte eine Messung in
einem dynamischen System sind. Abweichungen können ganz unterschiedliche
Gründe haben: Alter, Körpergewicht, Ernährung, Lebensweise, die Einnahme von
Medikamenten und vieles mehr spielen dabei eine nicht unerhebliche Rolle.
So können Laborwerte manchmal ohne erkennbaren Grund vom Referenzbereich abweichen. Ein völlig gesunder Mensch kann
krankhaft veränderte Werte aufweisen, wohin gegen die eines Kranken im Normalbereich liegen können. Des Weiteren betonte
er, dass ein Laborwert (meistens) noch keine
Diagnose ausmacht und nicht alle Abweichungen korrigiert werden müssen.
Hier finden Sie beispielhaft ein paar Fragen
des Publikums. Bitte beachten Sie: Alle
Antworten sind allgemeingültig, haben zumeist nichts mit ihrer individuellen Situation zu tun und ersetzen nicht das Gespräch
mit ihrem Arzt, welches Sie immer suchen
sollten.
1
NIERENKREBS
GIST
Fragen aus dem Publikum:
„Bei mir steigt unter der Einnahme meiner
Medikamente der Kreatininwert an?“ Antwort von Prof. Grünwald: „Da gibt es meist
keinen kausalen Zusammenhang mit den
VEGF Inhibitoren. Es hat meistens eher damit zu tun, dass Probleme in anderen Körperregionen existieren, die insgesamt zu einem schlechteren Allgemeinzustand führen
können. Durchfall und Gewichtsverlust sind
gute Beispiele, die zu einem Anstieg des
Kreatinin führen können, da der Patient
hier im Allgemeinen wenig trinkt.“
Frage: Sind Mariendistel Präparate angebracht, wenn die Leberwerte erhöht sind?
Antwort von Prof. Grünwald: Der Einsatz
solcher Präparate ist nicht sinnvoll. Der
Auslöser für eine Leberwerterhöhung ist die
laufende Therapie und ist somit fast zu erwarten. Sollten sich die Leberwerte dramatisch erhöhen wird der behandelnde Arzt
sinnvolle Maßnahmen einleiten. Außerdem
sollte die Einnahme jeglicher Präparate immer mit dem Arzt abgesprochen werden.
Im anschließenden Vortrag gab Prof. Grünwald eine Einführung in die Wirkweise der
zielgerichteten Therapien und deren Einsatz
bei verschiedenen Erkrankungsstadien.
57
2014
1
WissensWert
GIST
PD Dr. Michael Staehler, Urologe, Universitätsklinik Großhadern München
Er ging gleich zu Beginn seiner Präsentation auf eine Frage aus dem Publikum über
die vorsorgliche (adjuvante) Verwendung
von Medikamenten ein: Er betonte, dass die
medikamentöse Behandlung nur bei Wiederauftreten des Tumors eine Rolle spielt
und es außerhalb von Studien zurzeit keine
Notwendigkeit der vorbeugenden Behandlung gibt:
n Generell gilt, ist der Tumor nicht sichtbar, wird nicht behandelt
n Keine Therapie wenn alle sichtbaren
Tumoranteile (auch Metastasen) komplett entfernt werden konnten
n Es gibt keine Notwendigkeit der vorbeugenden Behandlung (außerhalb von
Studien)!
Bezüglich dem Einsatz von zielgerichteten
Therapien stellte er in Aussicht, dass sich
Forscher in der Zukunft vorstellen könnten,
dass die Therapien je nach Charakteristik
eines Tumors, gegeben werden könnten.
Auf eine Frage aus dem Publikum wann
eine Therapie gewechselt wird, unterstrich
er, dass ein Therapiewechsel erst bei Tumorwachstum erfolgen sollte. Bei sehr ho-
58
hen Nebenwirkungen sollte eine Therapie
erst geändert werden, wenn alle unterstützenden Maßnahmen gegen Nebenwirkungen ausgeschöpft wurden. Er betonte, dass
das Therapie-Management dieser Medikamente eine sehr hohe Expertise benötigt
und die Therapie für jeden Patienten individuell sein muss.
„Lokale Therapie von Metastasen“ hieß das
nächste Thema von PD Dr. Michael Staehler (Urologe, Universitätsklinik Großhadern, München). Schmerzen und funktionelle Einschränkungen sind nur zwei Beispiele, die eine lokale Therapie von Metastasen nötig macht. Beim Nierenzellkarzinom kommt noch eine weitere Dimension
hinzu: je weniger Tumorlast im Körper,
desto wahrscheinlicher ein längeres Überleben für den Patienten. Auch verschiedene
Fachgesellschaften setzen sich mit diesem
Thema auseinander – so fertigte die Europäische Gesellschaft für Urologie gerade
eine Metaanalyse über die Literatur bzgl.
lokaler Therapien von Nierenzellkarzinom
Metastasen an. Die Schlussfolgerung war:
1. Metastasen lokal zu behandeln scheint
sinnvoll zu sein
2. Bei welchem Patienten eine lokale Behandlung sinnvoll ist, ließ sich jedoch
nicht definieren.
Prof. Dr. Jens Bedke, Urologe,
Universitätsklinik Tübingen
Solche eine Schlussfolgerung kommt häufig
in der Medizin vor. Daher betonte er, dass
ein interdisziplinäres Team mit hoher Nierenkrebs-Expertise bei der Entscheidungsfindung bzgl. einer lokalen Behandlung von
Metastasen von essentieller Bedeutung ist.
Der Patientenwunsch nach Operation ist
zwar oft groß, jedoch gibt es Situationen bei
denen eine Operation weniger sinnvoll sein
könnte z.B.:
n wenn eine Erkrankung zu dynamisch ist
– das bedeutet, dass nach einer Operation neue Metastasen schnell wieder
kommen
n wenn zu viele Körperregionen gleichzeitig betroffen sind und Operationen
den Patienten zu sehr schwächen würden
Schon während des Vortrages beantwortete
PD Dr. Staehler viele Fragen, da sich an seinem Vortrag die gemeinsame Fragerunde
mit Prof. Dr. Grünwald anschloss, hatten
die Teilnehmer viel Zeit ausführlich mit
den beiden Experten zu diskutieren.
2014
Dr. Sebastian Potthoff, Nephrologe,
Universitätsklinik Düsseldorf
Gar kein Interesse haben für Texte.
„Das Engagement der vortragenden
Ärzte war unglaublich. Die Fragerunde mit Prof. Dr. Grünwald und PD
Dr. Staehler hat mir besonders gefallen. Man konnte erkennen, dass Ärzte
durchaus unterschiedliche Ansätze
haben können, manchmal gegensätzlicher Meinung sein, sich dabei aber
auch annähern und ergänzen können.“
Dr. Sebastian Potthoff (Nephrologe, Universitätsklinik Düsseldorf ) stellte in seinem
folgenden Vortrag die nephrologische
Nachsorge bei Nierenkrebs-Patienten vor.
Die Nephrologie ist ein Teilgebiet der Inneren Medizin. Sie befasst sich mit den Erkrankungen der Niere sowie deren konservativer (nicht-operativer) Therapie. Herr
Dr. Potthoff verdeutlichte, dass nach der
Operation der Niere sich die Nierenfunktion im Idealfall verbessern kann; die ursprüngliche Nierenfunktion aber in keinem
Fall mehr erreicht wird. Die Kontrolle der
Nierenfunktion und die Behandlung von
Risikofaktoren sollten zusammen mit einem Nephrologen erfolgen, da sie immer
individuell festgelegt wird. Ziel der Behandlung ist der langfristige Erhalt einer
ausreichenden Nierenfunktion. Der Informationsbedarf der Patienten war sehr hoch.
Herr Dr. Potthoff ging weit über seine Vortragszeit hinaus sehr geduldig auf die Bedürfnisse und Fragen der Teilnehmer ein.
Nach der Mittagspause ging es mit einem
Vortrag von Prof. Dr. Jens Bedke (Urologe,
Universitätsklinik Tübingen) über Studien
weiter. Er gab einen Überblick über den
Sinn von Studien, die verschiedenen Studienphasen, Designs, sowie über aktuell laufende Studien. Er stellte sehr verständlich
die Wirkweise von neue Substanzen vor,
die für Nierenkrebs-Patienten weltweit gerade getestet werden (siehe den Bericht
Neues aus der Wissenschaft Seite XY). Prof.
Dr. Jens Bedke unterstrich die Bedeutung
von klinischen Studien mit einem Dankeschön an die Teilnehmer „Klinische Studien
schaffen die Basis für neue Therapien –
viele von Ihnen wären heute sicherlich nicht
hier, ohne die auf Studien basierende Zulassung bestimmter Medikamente. Und einige
von Ihnen haben eventuell dazu beigetragen und so wieder anderen Betroffenen geholfen, in dem Sie an klinischen Studien
teilgenommen haben“.
1
NIERENKREBS
GIST
Wenn der Bericht über diesen ersten Tag
Ihre Neugier geweckt hat, können Sie mehr
über die Vorträge des zweiten Tages auf unserer Webseite lesen. Sollten Sie kein Internet haben, freuen Sie sich auf den Bericht
im nächsten Wissenswert.
Das Lebenshaus möchte sich bei Ihnen,
den Patienten und Interessenten für
dieses gelungene Forum bedanken!
Bei den Teilnehmern, für Ihre Offenheit
und ihren Willen Anderen weiter zu
helfen.
Bei den Referenten, für die Zeit und das
persönliche Engagement.
Bei den forschenden Pharmaunter­
nehmen für die finanzielle Unter­
stützung, die diese Veranstaltung erst
ermöglicht hat.
59
2014
1
WissensWert
GIST
4. IKCC Konferenz:
Weltweite Nierenkrebsgruppen in Amsterdam
Vertreter aus 22 Ländern und 6 Kontinenten, trafen sich vom 03. bis 06. April 2014
in Amsterdam zur 4. IKCC-Konferenz für Patientenorganisationen im Bereich
Nierenkrebs. Hier galt es, Erfahrungen und Erlebnisse auszutauschen und sich für
globale Standards für Nierenkrebs-Patienten einzusetzen, wo auch immer sie leben.
Dieser wunderbare Gedanke führte auch in diesem Jahr wieder zu einem wertvollen
Treffen für alle.
Im Frühjahr 2010 wurde die Idee eines internationalen Nierenkrebs-Netzwerkes
(International Kidney Cancer Coalition =
IKCC) geboren, bereits im September 2010
fand darauf hin eine erste globale Konferenz
in Frankfurt statt. Nach dem großen Erfolg
dieser ersten Konferenz unter dem Motto:
„Expanding Circles in Supporting Kidney
Cancer“ gab es in 2014 bereits das 4. Treffen internationaler Nierenkrebs-Patientenvertreter im Rahmen der IKCC.
Einige der in Amsterdam vorgestellten Beiträge sind nicht nur für Patientenvertreter
wertvoll, sondern für alle Patienten interessant. Daher haben wir diese Themen im
Folgenden kurz zusammengefasst.
Prävention, Diagnose, Risikobewer­
tungen, Tumor-Marker-und Früh-Be­
handlungen von Nierenkrebs. Was
können Patientenorganisationen
empfehlen?
Referenten: Prof. Dr. Kerstin Junker
(DE) & James Brandon (UK)
Gerade im frühen Stadium kann Nierenkrebs meist erfolgreich behandelt werden.
Daher ist es wichtig, dass die Diagnose
möglichst frühzeitig erfolgt. Um dies zu gewährleisten gibt es zwei unterschiedliche
Ansätze:
1. Die Erforschung von Biomarkern, die
ein Nierenzellkarzinom anzeigen
könnten.
2 Die Sensibilisierung für Frühindika­
toren, damit Betroffene frühzeitig einen
Arzt aufsuchen, wenn sie mögliche
Symptome bemerken.
60
Prof. Dr. Junker von der Universitätsklinik
Homburg/Saar beschrieb die Suche nach so
genannten Biomarkern − Substanzen im
Blut oder Urin, die das Auftreten einer
Krankheit anzeigen können. Zwar gibt es
einige vielversprechende Biomarker-Kandidaten, aber noch ist nicht abschließend geklärt, wie sie zu deuten und am besten zu
nutzen sind. Sobald Tumorgewebe (durch
Biopsie oder Chirurgie) verfügbar ist, wird
eine sorgfältige Analyse der DNA des Tumors durchgeführt, Zelltyp und die Anzahl
der genetischen Veränderungen, die bereits
innerhalb des Tumors stattgefunden haben,
bestimmt. Diese Methode ist schon sehr
fortschrittlich, aber leider auch noch nicht
zufriedenstellend.
Die Forschung probiert weiter Möglichkeiten zu finden, um
n einen Blutwert zu identifizieren, der auf
ein Nierenzellkarzinom hinweisen
könnte (ähnlich dem PSA Wert bei Prostatakrebs) und auch
n einen Vorhersage treffen zu können,
welche der zur Verfügung stehenden
Medikamente bei welchen Patienten
hilfreich sind.
In der nächsten Präsentation erklärte James
Brandon, den Forschungsansatz hinter der
„Blut im Urin“ (Blood in Pee)-Kampagne
in Großbritannien. Diese Kampagne soll
darauf aufmerksam machen, wie wichtig es
ist, seinem Arzt von Blut im Urin zu berichten, auch wenn es sich nur um geringe
Mengen oder eine einmalige Sache handelt.
Dies hilft bei der frühzeitigen Identifizierung von Nieren-oder Blasenkrebs. Die Organisation versuchte herauszufinden, mit
welchen Worten man sich mit der Kampagne am besten den verschiedenen Zielgrup-
pen nähert. Hier gibt es unterschiedliche
Ansätze in der Kommunikation mit Männern und Frauen.
Für die vom Gesundheitswesen initiierte
und getragene Kampagne wurden somit
auch zwei unterschiedliche Ansätze verwirklicht. Für die „männlichen“ Fernsehspots wurden Fußball Teams verpf lichtet
und in den größten Fußballstadien sogar
Zielscheiben mit dem Slogan der Kampagne
in den Urinalen befestigt. Für die weiblichen Konsumenten hat man die Idee eines
vertraulichen Gespräches zwischen Freundinnen aufgegriffen.
Die Kampagne fand sehr großen Anklang
in Großbritannien und soll im Herbst diesen Jahres ein zweites Mal durchgeführt
werden.
Viele der teilnehmenden Gruppen fühlten
sich von der Kampagne angesprochen und
überlegen die Kampagnen-Idee in andere
Länder zu übertragen. Selbstverständlich ist
dann auch vor Ort wiederum eine genaue
Betrachtung nötig, in welcher Weise man
sich den Konsumenten am besten nähern
kann.
Psychologische und soziale
Unterstützung
Referent: Dr. Eveline Bleiker (NL)
Dr. Eveline Bleiker sprach darüber, wie
Menschen, die an einer Krebsbehandlung
beteiligt sind − Patienten, Angehörige und
Profis gleichermaßen, nach und nach den
Wert der Lebensqualität als einen wichtigen
Faktor in der Behandlung zu schätzen gelernt haben. In der Vergangenheit war dies
kaum ein Diskussionsthema. Heute jedoch
2014
betrachten wir das psychische Wohlbefinden der Patienten und ihrer Angehörigen
als einen wichtigen Teil des Erfolgs, und es
wird an sozialen Unterstützungsstrukturen
gearbeitet, damit den Patienten und ihre
Angehörigen eine möglichst gute Lebensqualität erlangen können. Fragen und Kommentare zeigten starkes Interesse an solchen
Diensten und ihre Notwendigkeit.
Wir alle wissen, wie hilfreich es sein kann,
Tipps von Fachkräften zu erhalten, wenn es
um die Kommunikation zwischen Patienten
und pf legenden Angehörigen geht. Oftmals
entfällt die psychologische und soziale Unterstützung der betroffenen Familien, dabei
ist das emotionale Wohlbefinden ein entscheidender, positiver Einf lussfaktor bei der
Behandlung. Hier haben wir immer noch
einen weiten Weg vor uns.
Nierenkrebs-Behandlung
• Aktuelle Urologische und
onkologische Behandlungen
• Klinische Studien &
Wegbeschreibung
Referenten: Dr. Axel Bex (NL) und
Dr. Danny Heng (CDN)
In seinem Vortrag erläuterte der Urologe
Dr. Axel Bex die Veränderungen bei der
Behandlung von Nierentumoren. Die Behandlung der sogenannten kleinen Nierentumoren ist anspruchsvoller denn je: Methoden wie die partielle Nephrektomie,
Ablation (z.B. Radiofreqzenz- oder Cryoablation), Cyberknife, oder sogar die aktive
Überwachung werden unter den Experten
stark diskutiert. Darüber hinaus gab Bex Informationen zur medikamentösen Behandlung vor einer Operation (Neoadjuvanz) der
lokal fortgeschrittenen Erkrankung: Man
erhofft sich dadurch, eine Verkleinerung der
Tumore durch Medikamenten-Einnahme
vor der Operation. Des Weiteren sprach
Bex über die Rolle der Operation des Primärtumors im Zeitalter der zielgerichteten
Therapien.
Der Onkologe Danny Heng erklärte, wie
weit wir mit den neuen Medikamenten für
Nierenzellkarzinom bisher schon gekommen sind und hofft, dass sich zukünftig
durch Biomarker (siehe Vortrag von Prof.
Dr. Junker) noch besser vorhersagen lässt,
welche Behandlung wann am wirksamsten
ist. Er präsentierte die Mechanismen von
neuen Behandlungsansätzen wie dem AGS003-Impfstoff, PD1 und PDL1-Inhibitoren
und dem Wirkstoff Cabozantinib. Abschließend merkte er an, dass der medizinische
Fortschritt ohne die Studienteilnahme von
Tausenden von Patienten weltweit nicht
möglich wäre und betonte die Bedeutung
der klinischen Forschung. Mehr über die
neuen Wirkstoffe können sie in unserem
ASCO Bericht 2014 lesen.
Caregiver Support „Wer interessiert
sich für den Helfer?“
Referent: Prof. Dr. Michael Herbst (ZA)
Zu Beginn seines Beitrages definierte Prof.
Michael Herbst erst einmal das Wort „Pf legekraft“: Wer sich um einen Elternteil, Geschwister, ein anderes Familienmitglied, einen Freund oder jemand anderes kümmert,
der ist ganz klar eine Pf legekraft, auch ohne
tatsächliche pf legerische Ausbildung. Er betonte, dass die Pf lege sehr anstrengend und
belastend sein kann und nicht selten zu einem Burnout der Pf legeperson führt. Dieser so genannte „Caregiver-Burnout“ ist
besonders relevant in der Onkologie, wo
Pf legekräfte mit Menschen arbeiten, die an
lebensbedrohlichen Krankheiten leiden und
Therapien, die oft nur begrenzte Wirkung
haben. Prof. Herbst zeigte darauf hin Ursachen und Anzeichen von Burnout bei Pf legekräften auf. Zum Schluss betonte er eindringlich, dass psychoonkologische Unterstützung für pf legende Angehörigen nicht
vernachlässigt werden sollte.
Heraushebung von spezifischen
Nierenkrebs Themen: Nierentumoren
bei Kindern
Referent: Dr. Marry van den HeuvelEibrink (NL)
1
NIERENKREBS
GIST
90% aller pädiatrischen Nierentumoren sind
Wilms-Tumoren. Sie zeigen meist übereinstimmende Merkmale und sind relativ gut
behandelbar. Von den restlichen Tumoren,
zeigen etwa 70% eine Xp11.2 Translokation; diese seltenen Nierenzellkarzinome
werden auch bei jungen Erwachsenen beobachtet. Auch Klarzell-Sarkome in der Niere
treten auf und stellen eine Herausforderung
an die Behandlung dar.
Erblicher Nierenkrebs
Referent: Eric Jonasch, MD (USA)
Der Onkologe Dr. Eric Jonasch stellte seltene, erblich bedingte Nierentumor-Arten
vor, die zusammen etwa 10% aller Nierenzellkarzinom-Fälle ausmachen. Die häufigste Form von erblichem, also familiär bedingtem Nierenkrebs, ist die von HippelLindau (VHL) Erkrankung, meist durch
mehrere kleine Nierenzellkarzinome auf
beiden Nieren sowie Tumoren in anderen
Organen gekennzeichnet.
Es gibt auch andere weitaus seltenere erblich
bedingte Nierenzellkarzinom, die Mutationen in anderen Genen aufweisen. Bei diesen
scheint eine Fehlfunktion in den Mitochondrien zur Entstehung eines Nierenzellkarzinoms zu führen. Auch Dr. Jonasch bekräftigte, dass Studien gerade bei diesen selten
Nierenkrebsarten von höchster Bedeutung
sind.
Anmerkung des Lebenshauses:
Zurzeit gibt es weltweit noch keine Richt­
linie wie Familien bei erblich bedingten
Nierenzellkarzinomen beraten oder auch
behandelt werden sollten. Ein Umstand, der
es für die betroffenen Familien nicht leicht
macht. Bei einem Treffen der LeitlinienKommission der europäischen Gesellschaft
für Urologie bat Berit Eberhardt, Bereichsleiterin Nierenkrebs des Lebenshauses, daher um die Erarbeitung von Vorschlägen
oder besser noch Richtlinien, damit Familien mit erblich bedingtem Nierenzellkarzinom in Zukunft besser behandelt werden
können.
Die pädiatrische Onkologin Dr. Marry van
den Heuvel-Eibrink untersucht verschiedene Nierentumorarten bei Kindern. Etwa
61
2014
1
WissensWert
GIST
Neues Informationsmaterial für Nierenkrebs-Patienten
Wir vom Lebenshaus sind ständig bestrebt unser Informations-Angebot so
umfangreich und sinnvoll wie möglich zu gestalten. Daher haben wir in den
vergangenen Monaten weitere Druckmaterialen für Nierenkrebs-Patienten
entwickelt: eine Überarbeitung des Patientenpasses, das Therapie-Tagebuch
und einen Fragenkatalog.
Der Patientenpass
Den Patientenpass Nierenkrebs gibt es bereits seit mehreren Jahren und viele von Ihnen kennen ihn vielleicht schon. Er hat die
Größe eines Fahrzeugscheins und passt so in
jede Brieftasche. So können Sie ihn immer
bei sich tragen und im Falle eines Falles sofort vorzeigen – zum Beispiel einem neuen
behandelnden (Zahn-) Arzt, damit dieser
sich schnell einen Überblick über Ihre Erkrankung machen kann.
Der Patientenpass hat dabei verschiedene
Aufgaben:
1. Er bietet eine Kurzinformation. Dies
kann ggf. lebenswichtig sein, denn
Target Therapien:
n weisen Wechselwirkungen mit anderen
Medikamenten und auch Nahrungsergänzungsmitteln (z.B. Johanniskraut)
auf, die die Wirkung der Therapie beeinf lussen können,
n verzögern die Wundheilung (wichtig zu
wissen bei z.B. Notfalloperationen),
n können in Verbindung mit Medikamenten für Knochenmetastasen KieferOsteonekrose verursachen.
2. Der Patientenpass hat die Aufgabe im Falle eines Notfalles Adressen zur
Verfügung zu stellen:
n der unmittelbar mit der Therapie betreuten Ärzte,
n der zu benachrichtigten Angehörigen.
Das Therapie-Tagebuch
Für den damaligen Patientenpass lagen viele
Verbesserungsvorschläge der Patienten vor,
daher wurde er vom Lebenshaus-Team
komplett überarbeitet: er wurde übersicht­
licher und sinnvoller gestaltet, neue Medikamente und Eintragungsmöglichkeiten
wurden mit aufgenommen.
Wie viele von Ihnen sicherlich wissen, werden die meisten der neuen Target-Therapien für Nierenkrebs zu Hause (ambulant)
eingenommen. Die Behandlung benötigt
also Ihre aktive Mitarbeit und eine gewisse
Disziplin zur regelmäßigen Einnahme
Aber es gibt auch Ausnahmen: zwei der sieben möglichen zugelassenen Therapien
werden anders verabreicht:
n Torisel: als wöchentliche Infusion
n Avastin: als Infusion alle zwei Wochen
in Verbindung mit Interferon als subkutane Spritze drei mal in der Woche ambulant.
N-PASS
PATIENTE
Zusätzlich haben ca. 32% aller Patienten mit
einem metastasierten Nierenzellkarzinom
Knochenmetastasen. Auch hier kommen
verschiedene Verabreichungen der Medikamente zum Tragen:
n Zomata: als Infusion alle 3-4 Wochen
n Xgeva: als subkutane Spritze alle 3-4
Wochen
sierenkreb
Ich bin Nin!
Patient /
name:
Vor- / Nach
Geburtsda
tum:
Blutgrupp
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Wie benutze ich das Therapie-Tagebuch?
Führen Sie Ihr Tagebuch am besten täglich und denken Sie daran,
es bei jedem Arzttermin mitzunehmen.
Tipps zum Ausfüllen:
Datum: Hier tragen Sie das fortlaufende Datum ein.
Termine: In diesem Feld können Sie anstehende
Untersuchungs- und Arzttermine vermerken.
Einnahmezeit: Notieren Sie hier die Einnahmezeit Ihrer
eingenommen.
Mo
20.01.2014
Di
21.01.2014
62
Mi
Termine
14:00 CT
16:00 Dr.
Mustermann
Einnahmezeit
Gut geschlafen: Kreuzen
haben. Untersuchungen haben g
 schlechter Schlaf (also ein Ma
zu Bluthochdruck führen kan
 genügend Schlaf für das Woh
Wer zu wenig schläft fühlt sic
Dies könnte mit Medikament
(z.B. Fatigue) verwechselt we
Körpertemperatur: Die Kontrolle Ihrer Körpertemperatur
ist wichtig, da es bei der Gabe von einigen Medikamenten zu
kurzfristigen Fieberschüben kommen könnte. Durch regelmäßiges messen, dokumentieren Sie, wie schnell sich die Temperatur
wieder normalisiert. Machen Sie Ihren Arzt darauf aufmerksam,
wenn das Fieber länger anhält.
Dosis: In welcher Dosis haben Sie das Medikament
Datum
Blutdruck: Je nach Empfeh
zu dreimal am Tag Ihren Blutdruc
ein.
Knochenmetastasen haben, werden die Medikamente für
Knochenmetastasen regelmäßig verabreicht. Zur besseren Nachverfolgung, dokumentieren Sie bitte die Gabe dieser Medikamente.
Körpergewicht: Durch regelmäßiges Wiegen lässt sich
eine übermäßige Gewichtsabnahme frühzeitig erkennen, so dass
Ihr Arzt ggf. mit Hilfe einer Ernährungsberatung gegensteuern
kann.
Krebsmedikation.
3. Des Weiteren ist es möglich, im Pass weitere Begleiterkrankungen oder verordnete Medikamente einzutragen. So
haben Sie jederzeit alle Informationen
rund um Ihren Gesundheitszustand und
die Medikamenteneinnahme zur Hand.
Knochenmetastasen-Medikation: Sollten Sie
Dosis
Dosis
Einnahmezeit
20:10
50mg
Pause
4
ck
Blutdruck Blutdruck Blutdru
Knochen- Gewicht Temperatur
abends
morgens mittags
metastasen
Medikation
16:30
beim Arzt
78,6
36.8
78,3
36.8
99 / 144
/
96 / 124
94 / 137
/
97 / 142
/
/
/
Gut
geschlafen?
Befin
X
X
X
2014
Bei der Behandlung gilt es also einiges zu
beachten und es ist gar nicht so einfach, immer alle Termine und den richtigen Zeitpunkt für die Medikamenten-Einnahme im
Blick zu behalten. Hier möchte das neue
Therapie-Tagebuch unterstützen. Es soll Ihnen die Möglichkeit geben, wichtige Informationen rund um Ihre MedikamentenEinnahme zu dokumentieren und dies ganz
einfach und übersichtlich.
Das Therapie-Tagebuch beinhaltet:
Einen Tagebuchteil, der Sie und ihren behandelnden Arzt aktiv in die Therapie einbezieht. Das Tagebuch ermöglicht dem Arzt
einen schnellen Überblick über Ihren Allgemeinzustand und Ihre Stimmungslage. Er
kann:
n anhand der Angaben bezüglich Blutdruck, Gewichtsabnahme und Nebenwirkungen direkt auf Ihre Bedürfnisse
eingehen und ggf. Medikamente verabreichen oder Tipps zur Bewältigung von
Nebenwirkungen geben,
n anhand der Stimmungslage sofort erkennen, wie es Ihnen grundsätzlich mit
der Therapie geht.
n anhand der eingetragenen Termine erkennen, ob manche Nebenwirkungen
eventuell auf Medikamente für Knochenmetastasen oder Kontrastmittel des
CTs/MRTs zurückzuführen sind.
Zusätzlich verfügt das Tagebuch über:
Eine Auf listung, was bei der Einnahme
Ihrer Nierenkrebs-Medikamente zu beachten ist (z.B. keine Einnahme in Verbindung mit Milchprodukten, Zeiträume vor, nach oder in Verbindung mit
dem Mittagessen).
1
NIERENKREBS
GIST
Fragenkatalog:
Diagnose Nierenkrebs? –
Stellen Sie Fragen!
Sie haben von Ihrem Arzt die Diagnose
Nierenkrebs erhalten? Aus Erfahrung wissen wir, dass diese Nachricht im ersten Moment erdrückend sein kann. Plötzlich stürzen viele Gedanken und Fragen auf einen
ein. Daher haben wir mit Hilfe unseres medizinisch-wissenschaftlichen Beirats einen
Fragenkatalog für Sie entwickelt. Er kann
Ihnen wichtige Fragen an die Hand geben
oder an sie erinnern und Ihnen so die Kommunikation mit Ihrem Arzt erleichtern.
Fragen sind überaus wichtig, vor allem,
wenn:
n Sie sich unsicher fühlen,
n Sie das Gefühl haben, dass sie weitere
Informationen benötigen,
n Details unklar sind oder
n Sie wichtige Entscheidungen treffen
müssen.
Im Katalog sind vielzählige Fragen aufgelistet, die Sie vielleicht stellen möchten, wenn
Sie frisch mit Ihrer Diagnose konfrontiert
wurden, die im Laufe Ihrer Erkrankung relevant werden oder die zur Abwägung weiterer Behandlungsoptionen wichtig sein
könnten.
Dabei gibt es mehrere Möglichkeiten den
Fragenkatalog zu nutzen. Jede Frage verfügt
über eine Nummer und ein kleines Kästchen, hier
n können Sie oder Ihre Begleitperson diejenigen Fragen abhaken, die Ihr Arzt
während seines Gespräches schon beantwortet hat.
n können Sie aber auch die Fragen an
kreuzen, die Ihnen besonders wichtig
erscheinen.
Möchten Sie die Antwort auf eine für Sie
wichtige Frage aus dem Fragenkatalog notieren, dann schreiben Sie am besten die
Nummer der jeweiligen Frage in Ihren
Schreibblock und die zugehörige Antwort
daneben.
Kleiner Tipp: Denken Sie daher immer daran, zu jedem Gespräch einen Schreibblock
für Ihre Notizen mitzunehmen. Nutzen Sie
dabei am besten immer ein und denselben
Block, so haben Sie alle wichtigen Informationen zusammen.
Die neuen Informationsmaterialien des Lebenshauses - Patientenpass, Therapie-Tagebuch und Fragenkatalog können jederzeit
beim Lebenshaus angefordert werden unter:
[email protected]
n
Befinden: Je nach Befinden kreuzen Sie bitte das
hlung Ihres Arztes messen Sie bis
ck und tragen Sie die Werte hier
jeweilige Kästchen an.
Bemerkungen/Nebenwirkungen: Hier können Sie
weitere Bemerkungen zu Ihrem Wohlbefinden, körperlichen
Aktivitäten und eventuell auftretende Nebenwirkungen während
der Behandlung eintragen.
n Sie an, wie gut Sie geschlafen
gezeigt, dass
angel an Tiefschlafphasen)
nn.
hlbefinden wichtig ist.
ch meist müde und schlapp.
ten-Nebenwirkungen
erden.
inden
Führen Sie Ihr Tagebuch gewissenhaft und machen
Sie alle Angaben so ehrlich wie möglich, denn Ihr
Arzt kann Sie nur optimal unterstützen, wenn er Ihr
Befinden genau kennt.
n
Bemerkungen/Nebenwirkunge
Wenig Appetit, etwas müde, Durchfall
X
X
30 Min. Spaziergang
5
63
2014
1
WissensWert
GIST
Unsere Ehrenamtlichen auf Tour
Ob Telefondienst, Patiententage oder der Versand von
Informationsmaterial, die ehrenamtlichen Mitarbeiter des
Bereiches Nierenkrebs helfen, wo sie können.
Wie schon im allgemeinen Teil des
Wissenswerts beschrieben, sind wir auf die
Unterstützung von ehrenamtlichen Mitarbeitern angewiesen. Herausragend ist dabei
die Teilnahme an regionalen PatientenInformationsveranstaltungen. „Unsere
„grüne Armee“ – wie ich sie wegen ihrer
grünen T-Shirts und ihrem eigenen Kampf
mit der Erkrankung immer liebevoll nenne,
ist auf regionalen Veranstaltungen wie
Krebsinfo- oder Patiententagen unterwegs
und vertritt dort das Lebenshaus“, so Berit
Eberhardt Bereichsleiterin Nierenkrebs. In
der Tat gibt es einen „kleinen“ Koffer, vollgepackt mit Informationsmaterialien, Flyern, Aufstellern und einer grünen Tischdecke, der von einem zum anderen Mitarbeiter weitergeschickt wird, je nachdem bei
wem gerade eine Veranstaltung ansteht. Vor
Ort bauen die Ehrenamtler einen Aufsteller
mit dem Lebenshaus-Logo auf, legen Info­
material aus und suchen das Gespräch mit
interessierten Besuchern.
64
„Es ist mir wichtig, das Lebenshaus aktiv zu
unterstützen. Daher ist es selbstverständlich,
dass ich helfe wo ich kann“, berichtet Vorstandsmitglied Gabi Kollenbroich. „Als ich
die Diagnose Nierenzellkarzinom bekam,
tauchten so viele Fragen auf, aber Keiner,
der diese wirklich beantworten konnte. Ich
war alleine und habe mir gewünscht, dass
mir jemand eine Hand reicht. Das Lebenshaus hat dies getan. Nun möchte ich dieses
Gefühl an andere weitergeben, denn:
Niemand ist allein mit seiner Erkrankung.“
„Aus diesem Grunde sind die regionalen
Informationsveranstaltungen auch ein wichtiger Bestandteil für unsere Arbeit als Gruppenleiter“, ergänzt Jan Fischer, Gruppen­
leiter der Selbsthilfegruppe Rhein-Neckar.
„Hier erreichen wir Patienten, die vielleicht
noch nie von uns gehört haben oder uns vor
einem Gruppenbesuch erst einmal unverbindlich kennenlernen wollen “.
In den letzten Monaten waren unsere ehrenamtlichen Helfer sehr viel unterwegs.
Aber leider haben wir nicht genug regionale
Patientengruppen, um alle Patientenoder Krebsinformationstage abdecken zu
können.
Haben Sie auch bei sich in der Nähe
einen Krebsinfotag?
Möchten auch Sie Ihr Lebenshaus
unterstützen?
Melden Sie sich, dann kommt der Koffer
auch zu Ihnen.
Telefon: 0700 5885 0700
E-Mail: [email protected]
Herzlichen Dank
an alle Helfer,
für Eure Unterstützung!
2014
1
NIERENKREBS
GIST
Jan Fischer, Gruppenleiter Rhein-Necker,
im Gespräch beim Patiententag in Heidelberg
Jürgen Kreutzmann und Rainer Martischweski
von der Patientengruppe Uelzen vertreten das
Lebenshaus in Wolfsburg
Sigrid und Henning Spitznagel beim
Patienteninformationstag in Bielefeld
Der Koffer ist unterwegs in
Sachen Lebenshaus Informationen für
Nierenkrebspatienten
Eckart Roehnert und Bernd Sammet beim Patiententag
zum Geburtstag des DKFZ in Heidelberg.
65
2014
1
WissensWert
GIST
Neue Patientengruppe für Nierenkrebs-Betroffene
in Stuttgart
Am 6. März 2013 fand das erste Treffen der neuen Nierenkrebs-Patientengruppe
in Stuttgart statt. Damit wurde für Nierenkrebs-Patienten und deren Angehörige
aus dem Schwabenland ein Raum geschaffen, in dem Austausch und gegenseitiges
Unterstützen möglich ist. Unter dem Dach des Lebenshauses können nun die
Teilnehmer der Gruppe sowohl Informationen sammeln, als auch im Gespräch unter
Gleichgesinnten über ihre Anliegen und Sorgen reden. Denn niemand ist allein mit
Nierenkrebs!
Im Folgenden lesen sie über die Motivation
der Gruppenleiterin Kinga Mathe, eine
Patientengruppe zu gründen, sowie über
ihre Eindrücke aus den ersten Treffen.
Kurz vor meinem vierzigsten Geburtstag
bekam ich die Diagnose “lokal fortgeschrittenes Nierenzellkarzinom”. Zu diesem
Zeitpunkt lebte ich mit meiner Familie im
Ausland. Nach der OP fing ich an, im
Internet über diese Erkrankung zu recherchieren und kam durch ein Forum für
Nierenkrebspatienten schnell auf das
Lebenshaus. Im September 2010 zogen wir
nach Deutschland zurück, und ich nahm
gleich Kontakt mit dem Lebenshaus auf.
Da fühlte ich, dass ich mit dieser Diagnose
nicht allein gelassen bin, und dass es eine
Stelle gibt, die meine Fragen beantworten
kann, meine Sorgen versteht, mich auffängt, wenn ich es nötig habe.
Je mehr Wissen ich über diese Erkrankung
erwarb, desto größer wurde mein Bedürfnis
nach dem Austausch mit anderen Betroffenen. Schließlich erwachte in mir auch der
Wille, anderen Erkrankten beizustehen und
zu helfen.
Beim großen Nierenkrebs-Forum im April
2011 in Frankfurt stellte Berit Eberhardt
vom Lebenshaus die Gruppenleiter der
schon vorhandenen regionalen Patientengruppen vor und betonte, wie wichtig solche Gruppen in Hinblick auf den Austausch
sind. Sie appellierte an uns und fragte ermutigend, ob sich jemand vorstellen könne,
mit Unterstützung des Lebenshauses eine
solche Gruppe ins Leben zu rufen. Ich fand
die Idee großartig, war jedoch noch nicht so
weit.
66
Schließlich ging ich zum NierenkrebsForum im Oktober 2012 in München, fest
entschlossen, eine Patientengruppe zu gründen. Frau Eberhardt freute sich sehr darüber
und bot mir sofort jegliche Hilfe und
Unterstützung an. Zusätzlich bot sich Gabi
Kollenbroich (Leiterin der Patientengruppe
Rheinland) als “Patin” für meine Gruppengründung an. So konnte nichts mehr schiefgehen.
In der Vorbereitungsphase erhielt ich die
notwendige Unterstützung, wertvolle Tipps
und Informationsmaterial zum Auslegen in
Kliniken und Arztpraxen. Außerdem
schrieb das Lebenshaus alle beim Lebenshaus registrierten Patienten aus der näheren
Umgebung an und lud sie zum ersten
Treffen ein.
Am frühen Abend des 6. März 2013 war es
schließlich so weit. Nach Eintreffen der
Patienten und kurzem Kennenlernen stellten Berit Eberhardt, Bereichsleiterin
Nierenkrebs und Brigitte Wartenberg,
Betreuerin der Gruppenleiter, das Lebenshaus mit seinen verschiedenen Tätigkeiten
für Betroffene mit seltenen soliden Tumoren (GIST, Sarkome und Nierenkrebs) vor.
Danach gab es von Frau Eberhardt in einer
“patientengerechten Sprache” einen aufschlussreichen Überblick über das Thema
Nierenkrebs: Angefangen mit der Diagnose, den Krankheitsstadien und Risikoklassen bis hin zur Pathologie der Nierenzellkarzinome. Da wurde für einige Teilnehmer zum ersten Mal klar, dass Nierenkrebs nicht gleich Nierenkrebs ist. Das
wurde als Anlass genommen, gleich in der
Runde zu fragen, welche Tumorklassifika­
tionen die Tumore der Gruppenteilnehmer
jeweils hatten. So bot sich an dieser Stelle
die Möglichkeit, sich gegenseitig vorzustellen. Die Krankheitsverläufe der Gruppenteilnehmer konnten nicht unterschiedlicher
sein, doch verband uns alle an diesem
Abend die gleiche Erkrankung: Nierenkrebs. Es war ein gutes Gefühl, Menschen
gefunden zu haben, die einen sofort ver­
stehen, die die gleichen Sorgen und manchmal auch die gleichen Ängste teilen.
Keiner musste sich erklären, jeder wurde
verstanden.
2014
Ein für alle sehr wichtiges Thema war
weiterhin: Das Leben mit einer Niere. Frau
Eberhardt erklärte anschaulich die Auf­
gaben und den Auf bau der Niere und gab
einen Überblick über die Ursachen von
Nierenschäden und die dadurch entstehenden Folgen. Risikofaktoren für die Beeinträchtigung der Nieren sind u.a. Zuckerkrankheit (Diabetes), Bluthochdruck, bestimmte Schmerzmittel und Antibiotika. Es
wurden wertvolle Tipps gegeben, wie die
verbleibende Restniere geschont werden
kann, z.B. das regelmäßige Kontrollieren
des Blutdrucks, und wie die verbleibende
Niere durch ausreichende Flüssigkeitszufuhr
und richtige Ernährung (Stichwort “ausgewogen”) gepf legt werden kann.
Dann kam die Diskussion auf die medikamentöse Therapie für die metastasierten
Patienten aus der Gruppe. An dieser Stelle
lieferte Frau Eberhardt einen wertvollen
Beitrag über die existierenden zielgerichteten Therapien und die einzelnen Substanzen zur Behandlung des metastasierten
Nierenzellkarzinoms. Es wurde anschaulich
erklärt, wie die neuen Therapien die einzelnen Signalwege in den Tumorzellen blockieren, um das Wachstum des Tumors zu
hemmen. Hieran schloss sich ein wichtiges
Thema – die Verträglichkeit der Therapien
in Hinblick auf Nebenwirkungen. Starke
Nebenwirkungen sollten immer mit dem
behandelnden Arzt besprochen werden,
denn die meisten lassen sich gut behandeln.
Es wurden wertvolle Tipps gegeben, wie
man als Patient aktiv eventuelle Neben­
wirkungen mindern kann.
1
NIERENKREBS
GIST
Es war ein sehr informativer Abend in einer
familiären Atmosphäre. Keiner schien gemerkt zu haben, dass es spät wurde. Als wir
uns verabschiedeten, wussten wir alle, dass
wir noch viel Gesprächsbedarf hatten, und
ich hatte das Gefühl, in vielen Gesichtern
die Vorfreude auf das nächste Treffen zu
sehen. Und ich hatte Recht. Wir treffen uns
seit dem regelmäßig, füllen jedes Mal den
Abend mit unseren interessanten Gesprächen, und beim Verabschieden ist sie immer
wieder da: die Vorfreude auf das nächste
Treffen.
Die Patientengruppe Stuttgart trifft
sich regelmäßig
Termin:
jeden ersten Mittwoch des Monats
Uhrzeit:
ab 18.30
Ort:
Im Müze-Süd-Familienzentrum
Stuttgart e.V. (3. Stock)
Gebrüder-Schmid-Weg 13,
70196 Stuttgart (Heslach)
Die U1 und U14 sowie die Buslinie 42
halten direkt vor der Tür.
Haltestelle Erwin-Schöttle-Platz
67
2014
1
WissensWert
GIST
Patientengruppe Nierenkrebs in Fulda gegründet
Ende 2013 konnte das Lebenshaus eine weitere Patientengruppe „Nierenkrebs“
in seinen Reihen begrüßen. Hans Löffert hat mit großem Engagement die Gruppe
Fulda gegründet. Damit haben nun Patienten und Angehörige auch im Raum Fulda
eine Anlaufstelle, um sich unter dem Dach des Lebenshauses, zu informieren,
auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen.
Im Februar 2013 ist bei Hans Löffert nach
einer MRT-Untersuchung ein fünf Zentimeter großer Nierentumor festgestellt worden. „Der Arzt sagte: Sie haben einen
Tumor an der linken Niere, lassen sie den
mal wegmachen“, erinnert er sich. Dass der
Tumor entdeckt wurde, war wie so oft, eher
Zufall. Wegen Darmbeschwerden veran­
lassten die Ärzte ein CT, weil dabei ein
Schatten auf der linken Niere zu sehen war,
wurde zur weiteren Abklärung ein MRT
veranlasst und die Tumor-Erkrankung
diagnostiziert. Danach folgten die zeitnahe
Operation und anschließend drei Wochen
Reha.
Seine Frau Cornelia hat ihm in dieser Zeit
sehr geholfen: „Als ich ihr von der Diagnose erzählt habe, hat sie sofort im Internet
recherchiert und Das Lebenshaus entdeckt.
Hier haben wir wertvolle Tipps erhalten“,
so Hans Löffert.
Diese Unterstützung hat auch in dem Sinntaler den Wunsch geweckt, anderen Betroffenen zu helfen und ihnen Mut zu machen,
die neue Situation besser zu meistern.
Bereits im Krankenhaus fiel ihm auf, dass
keine krankheitsbedingte Betreuung durch
Ärzte, Krankenschwestern oder Sozialarbeiter erfolgte. Kaum jemand kannte sich mit
der recht seltenen Erkrankung Nierenkrebs
wirklich aus. Die Operation war erfolgreich
verlaufen und er wurde als „geheilt“ entlassen. Dies zog sich auch in der Reha so fort.
Hier gab es spezielle Angebote für Brustoder Prostatakrebs-Patienten, für Nierenkrebs jedoch leider nicht. Hans Löffert
fühlte sich daher oft allein gelassen und
kaum beraten. Diese Situation sollten andere Betroffen nicht auch so durchmachen
müssen. Die Idee einer NierenkrebsGruppe im Raum Fulda war geboren.
68
Mit Hilfe des Lebenshauses die Idee
in die Tat umgesetzt
Vor der Gruppengründung galt es für den
engagierten Sinntaler jedoch erst einmal zu
lernen. Zu lernen, was es heißt eine Gruppe
zu gründen und zu leiten, hatte er doch bisher keinerlei Erfahrung in diesem Bereich.
Genau aus diesem Grund fuhr Hans Löffert
nach Berlin und besuchte die Patientengruppe Berlin unter Leitung von Berit
Eberhardt. Dort hatte er die Gelegenheit
mit Patienten zu sprechen und die Gruppenarbeit kennen zu lernen.
„Ich wollte wissen, wie sich die Teilnehmer
in der Gruppe verhalten, wie sie mit Ihrer
Einschränkung umgehen, wie und was sie
tun, um sich besser zu fühlen, wie sie mit
den Medikamenten umgehen und was für
mögliche Nebenwirkungen sie haben“,
erklärt Hans Löffert. Auch die Reaktionen
und mögliche Probleme von Angehörigen
waren für ihn interessant. „Der Besuch in
Berlin hat mir verdeutlicht, was es heißt
eine Gruppe zu gründen. Ich konnte wirklich viel für mich mitnehmen“, so Hans
Löffertweiter. Sein Wunsch eine Nierenkrebs-Gruppe in Fulda zu gründen, war
nun stärker denn je.
Also machte er sich auf die Suche nach
einem geeigneten Raum und wurde bei der
Paritätischen Projekt GmbH in Fulda
fündig. Seit der offiziellen Gründung am
23. Oktober 2013, trifft sich die Gruppe
regelmäßig jeden ersten Dienstag im Monat
um 18 Uhr
Treffpunkt: PARITÄTISCHE Projekte
GmbH Selbsthilfebüro Osthessen Petersberger Str. 21
36037 Fulda
Kontakt: nierenkrebs.fulda@lebens­
hausgruppen.org
Sie möchten auch eine Patientengruppe in
Ihrer Region gründen, z.B. in Hamburg,
Leipzig, oder in Ihrer Nähe? Das Lebenshaus-Team wird Sie mit allen Kräften unterstützen.
Telefon: 0700 5885 0700
Email: [email protected]
2014
1
NIERENKREBS
GIST
Kunst für das Leben und Das Lebenshaus e.V.
Im Sommer 2009 erhielt Beate Heine die
Diagnose Nierenkrebs. Nach der Operation
ging es ihr körperlich – auch aufgrund einer
„alten“ Wirbelsäulenverletzung – und psychisch nicht besonders gut. „Meine Arbeitszeit hatte ich bereits auf 30 Stunden reduziert. Aber auch damit ging es mir nicht
wirklich besser“, erklärt Beate. „Ich ging
am Morgen zur Arbeit und hatte manche
Tage, an denen ich nicht wusste, ob ich es
noch nach Hause schaffe oder ob ich vom
Sitz in der S-Bahn wieder aufstehen kann,
wenn meine Haltestelle kommt. Irgendwie
hab ich es dann doch noch geschafft. Nach
Hause ins Bett, heulen, nicht schlafen vor
Schmerzen“, so die Münchnerin weiter.
In 2010 erfolgte dann die ersehnte Wirbelsäulenstabilisierungs-OP: Zehn Stunden
Operation mit vielen Komplikationen und
starker Blutung, doch, mit dem schwindenden Wundschmerz verschwanden auch die
Rückenschmerzen. Während der vielen
Arzttermine im Rahmen dieser Behandlung
fand Beate Heine einen Flyer vom Verein
Lebensmut und dem Offenen Atelier für
Menschen, die von einer Krebserkrankung
betroffen sind. Sie malte schon seit vielen
Jahren autodidaktisch zu Hause und nahm
sich vor, das Atelier einmal aufzusuchen.
Gesagt, getan: Im Januar 2011 ging sie das
erste Mal dort vorbei. Die Kunsttherapeutin
im Atelier begrüßte sie freundlich und ermunterte sie zum Malen und Ausprobieren.
Der Leuchtturm vom Mutmachbuch des
Lebenshauses wurde ihr erstes Motiv. Sie
malte ihn nach und dann sprudelte die Kreativität nur so.
„Beim Malen fühle ich mich
wohl, ich kann die Sorgen,
Ängste und Probleme ausklammern.“
Seit damals besuchte Beate zahlreiche
Kunstkurse und hat ihre malerischen Fähigkeiten mit Hilfe des Offenen Ateliers weiterentwickelt. Am 1. März 2013 war es
dann soweit: Beate Heine machte ihre Bilder in einer Vernissage öffentlich. „Allen
Besuchern und Helfern hat es sehr gut gefallen und meine Bilder bekamen viel Anerkennung“, erinnert sich Beate. „Ich habe
etwas geschafft, was ich mir vor wenigen
Jahren nicht mal im Traum gedacht hätte.
Mein Leben hat eine positive Wende bekommen“, so die Künstlerin weiter. Die
Einnahmen aus dem Bilderverkauf dieser
ersten Vernissage hat sie zu gleichen Teilen
für das Offene Atelier (Villa Mohr), den
Vereinen Lebensmut und Das Lebenshaus
gespendet. Vielen Dank dafür!
Psychisch geht es Beate Heine mittlerweile
viel besser, und auch die Tumorerkrankung
ist bisher nicht fortgeschritten und sie hat
keine Metastasen.
„Es ist zu wenig Zeit im Leben,
um immer nur zu warten.
Darum habe ich beschlossen,
meine Bilder zu zeigen. Und
hier sind die Links zu meiner
Kunst.“
www.zeigdeinekunst.de/zdk-portal/userProfile/show/20538
www.kunst-leben.com/beate.heine
69
2014
1
WissensWert
Das Lebenshaus – persönlich:
Beate Heine
Welche Aufgaben übernimmst Du im
Lebenshaus?
Wie lautet Dein Lebensmotto?
Ich will jeden Tag des Lebens genießen.
Übernahme der Leitung NierenkrebsSelbsthilfegruppe München Treffpunkt
Nierenkrebs von Tina K.
Warum ist es für Dich wichtig, dich im
Lebenshaus zu engagieren?
Ich finde es wichtig als Nierenkrebspatient
die neuesten Informationen zu bekommen
und auch anderen Betroffenen weitergeben
zu können.
Was machst Du außer Deinem
Engagement im Lebenshaus sonst
noch?
Malen, lernen zu malen, Lesen, Musik
hören, Schwimmen, Radeln, Wandern je
nach Tagesform Zeit und Kraft, Reisen mit
unserem Wohnmobil, Natur genießen
Hast Du ein Lieblingsbuch?
Alle Romane von John Updike,
Das Parfüm, Schlafes Bruder, Die Stadt der
Blinden, Die Wand und es gibt noch so
viele gute Bücher
Gibt es einen Lieblingsfilm?
Nicht unbedingt
Verrätst Du uns Deine Leibspeise:
Nudeln in allen Variationen
70
Ich habe Glück gehabt. Mein Tumor wurde
2009 zufällig gefunden bei der Suche nach
einer Lösung meines Rückenproblems.
(Tumorstadium 1b, N 0, Mx).2009
Nephrektomie+Adrenalektomie re.,
12 Lymphknoten entfernt, keine Metastasen
bisher und ich arbeite daran, dass es so
bleibt. 2010 wurde meine Wirbelsäule“
repariert“ und langsam geht es mir besser
und ich kann wieder positiv in die Zukunft
schauen.
Beim Lebenshaus bin ich seit 2010 und die
hervorragenden Informationen die ich
durch das Lebenshaus bekommen habe
geben mir Sicherheit, Klarheit und
Hoffnung.
Nach der Nierenkrebs-OP auf der Suche
nach wirklicher Information kam ich zur
Münchner Selbsthilfegruppe und nachdem
unsere Leiterin Tina K. im Juni 2013 ins
Ausland ging, leite ich die Münchner
Gruppe weiter.
Auf einen Blick :
Name:
Beate Heine
Wohnort:München
Alter:
53 Jahre
Im LH seit:
2010
2014
1
Das Lebenshaus
Das Lebenshaus – persönlich:
Dr. Kinga Mathe
Welche Aufgaben übernimmst Du im
Lebenshaus?
Seit März 2013 leite ich die NierenkrebsPatientengruppe Stuttgart. Weiterhin
unterstütze ich, sofern ich es zeitlich
einrichten kann, den Bereich Nierenkrebs
beim Telefondienst sowie bei der telefonischen Betreuung von Patienten.
Warum ist es für Dich wichtig, sich im
Lebenshaus zu engagieren?
Nach der Diagnose und OP fing ich an,
Wissen über diese Erkrankung zu erwerben.
Dabei halfen mir die Foren des Lebens­
hauses enorm. Schließlich erwachte in mir
auch der Wunsch, anderen Erkrankten
beizustehen und zu helfen. Darüber hinaus
tut auch mir der Austausch mit anderen
Betroffenen gut.
Hast Du ein Lieblingsbuch?
Ich habe viele tolle Bücher gelesen
und es fällt mir schwer ein Lieblingsbuch
zu benennen.
Gibt es einen Lieblingsfilm?
Auf einen Blick :
Grüne Tomaten, eine wunderbare
Geschichte über Freundschaft.
Name: Dr. Kinga Mathe
Wohnort: Backnang,
Baden-Württemberg
Alter:
44 Jahre
Im LH seit: Januar 2011
Verrätst Du uns Deine Leibspeise:
Alles was vegetarisch und gut bürgerlich ist
und mit Liebe und Leidenschaft gekocht
wurde.
Wie lautet Dein Lebensmotto?
Es kommt, wie es kommen muss.
Also mach das Beste daraus!
Was machst Du außer Deinem
Engagement im Lebenshaus sonst
noch?
Ich bin promovierte Mathematikerin und
arbeite in Teilzeit an der Universität
Hohenheim. Ich mache leidenschaftlich
gern Sport, lese viel und geniesse die Zeit
mit meiner tollen Familie (Tochter, Mann).
71
2014
1
WissensWert
Das Lebenshaus – persönlich:
Hans Löffert
Welche Aufgaben übernimmst Du im
Lebenshaus?
Patientenkontakt für den Treffpunkt
Nierenkrebs in Fulda
Warum ist es für Dich wichtig, sich im
Lebenshaus zu engagieren?
Im Februar 2013 habe ich das Lebenshaus
am Telefon kennen gelernt, d.h. die beiden
Gesprächskontakte Berit und Gabi.
Was machst Du außer Deinem
Engagement im Lebenshaus sonst
noch?
Habe verschiedene Zusatz-Ausbildungen
absolviert. Psychoonkologischer Berater
Kursleiter für Progressive Muskel­
entspannung (PMR)
Stressmanagement Trainer
Hypnotiseur (TMI) Hypnose und
Hynosetechniken
Hast Du ein Lieblingsbuch?
Da ich vor einer etwas schwierigen
Operation stand (Nierenkrebs links)
haben mich beide in mehreren Telefon­
gesprächen einfühlsam aber direkt auf alle
Möglichkeiten hingewiesen, auf die ich vor
der OP und nach der OP achten sollte.
Diese Hinweise haben mir sehr geholfen
und mich auch mental gestützt.
Da ich nun ein Betroffener bin (Nieren­
resektion links) hatte ich mir überlegt, ob
es auch in unserem Raum (Fulda) möglich
wäre eine Gruppe zu gründen.
Damit ich diese positiven Erfahrungen und
die Unterstützung, die ich durch
das LH erfahren habe, weitergeben kann.
Durch die Unterstützung des LH gibt es
jetzt einen Treffpunkt Nierenkrebs Fulda.
72
Viele Lieblingsbücher, d.h. alle die mit
meinen Ausbildungen in Verbindung
stehen.
Gibt es einen Lieblingsfilm?
Nein - Historienfilme
Verrätst Du uns Deine Leibspeise:
Grüne Soße mit Pellkartoffeln
Wie lautet Dein Lebensmotto?
Nur wer gegen den Strom schwimmt wird
zur Quelle gelangen.
Auf einen Blick :
Name:
Wohnort:
Alter:
Im LH seit:
Hans Löffert 36391 SinntalSchwarzenfels 64 Jahre
2013
2014
1
Das Lebenshaus
An den Vereinsvorstand
Das Lebenshaus e.V.
Patientenorganisation
Untergasse 36,
61200 Wölfersheim
Deutschland
Antrag auf Mitgliedschaft
Einfach ausschneiden, ausfüllen und per Post senden an: Das Lebenshaus e.V. Untergasse 36, 61200 Wölfersheim
Ja, ich möchte „Das Lebenshaus e.V.“ (Amtsgericht Friedberg – VR 1152) – und dessen Vereinszwecke/-ziele gerne
unterstützen und beantrage gemäß Satzung des gemeinnützigen Vereins (§ 3 Punkte 1. bis 4.) folgende Mitgliedschaft:
Fördernde Mitgliedschaft
Aktive Mitgliedschaft
(Einzelpersonen, Firmen, Kliniken, Praxen,
Organisationen, etc.): Unterstützt den Verein durch
Zahlung eines jährlichen Förder-/Spendenbeitrages.
Fördernde Mitglieder sind nicht stimm­berechtigt
in der jährlichen Mitgliederversammlung und
können auch keine Ämter/Funktionen innerhalb
des Vereins wahrnehmen.
(nur Einzelpersonen): Unterstützt den Verein nicht
nur durch Zahlung eines jährlichen Förder-/
Spendenbeitrages, sondern durch aktive Mitarbeit.
Aktive Mitglieder möchten/können an der Versammlung der stimmberechtigten Mitglieder ( jährliche
Mitgliederversammlung) teilnehmen und Ämter/
Funktionen innerhalb des Vereins wahrnehmen.
2. Persönliche Daten:
Vorname/Name:........................................................................................................................................................................................................
Straße/Nr.:.................................................................................................................................................................................................................
PLZ/Ort/Land:...........................................................................................................................................................................................................
Telefon:.................................................................................................. Fax:.............................................................................................................
Mobil-Tel.:.................................................................................................................................................................................................................
E-Mail:.................................................................................................... @................................................................................................................
Geb.-Datum:........................................................................................... Beruf:..........................................................................................................
❏ Ich möchte den Lebenshaus Newsletter per e-mail erhalten.
3. Ich gehöre zur folgenden Personen/-Interessengruppe:
❏ Patient/in
❏ Angehörige/r, Freund/in (Begleiter) ❏ Sonstige/r – wenn ja welche/r?.....................................................................................
4. Ich bin erkrankt an oder interessiere mich für:
❏ GIST (Gastrointestinale Stromatumoren) ❏ Sarkom: Welche Diagnose/welcher Subtyp?..................................................................................
❏ Nierenkrebs: Welche Diagnose/welcher Subtyp?..................................................................................................................................................
73
2014
1
WissensWert
5. Ich unterstütze den Verein mit folgendem Jahres-Mitgliedsbeitrag (bitte ankreuzen):
❏ 50,-- EURO (MINDESTBEITRAG)
❏ 75,-- EURO
❏ 100,-- EURO
❏ ____,-- EURO = freiwillig höherer Jahresbeitrag. (Bitte Betrag eintragen!)
In Ausnahmefällen kann der Vorstand aufgrund eines begründeten Antrages über einen reduzierten Beitrag entscheiden.
❏ Ich bin damit einverstanden, dass meine Förderung eventuell vom Lebenshaus veröffentlicht wird (Internet, gedruckte Medien etc.).
❏ Ich wünsche keine Veröffentlichung.
Ort, Datum..................................................................Unterschrift............................................................................................................................
6. SEPA-Basislastschriftmandat
Ich ermächtige (Wir ermächtigen) „Das Lebenshaus e.V.“, Zahlungen von meinem (unserem) Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise
ich mein (weisen wir unser) Kreditinstitut an, die von „Das Lebenshaus e.V.“ auf mein (unser) Konto gezogenen Lastschriften einzulösen.
Hinweis: Ich kann (wir können) innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages
verlangen. Es gelten dabei die mit meinem (unserem) Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.
Die Gläubiger-ID des Lebenshauses lautet: DE 88ZZ Z000 0014 1945
Inhaber:.....................................................................................................................................................................................................................
IBAN:........................................................................................................................................................................................................................
BIC:...........................................................................................................................................................................................................................
bei Bank/Institut:.......................................................................................................................................................................................................
(genaue Bezeichnung des kontoführenden Instituts)
Wenn mein/unser Konto die erforderliche Deckung nicht aufweist, besteht seitens des kontoführenden Kreditinstituts keine Verpflichtung zur
Einlösung. Teileinlösungen werden im Lastschriftverfahren nicht vorgenommen.
Ort, Datum..................................................................Unterschrift(en)......................................................................................................................
7. Aufnahme als Vereinsmitglied:
Mir ist bekannt, dass nach § 3 Punkt 4. der aktuellen Satzung über diesen Antrag alleine der amtierende Vereinsvorstand entscheidet.
Eine mögliche Ablehnung durch den Vorstand ist nicht anfechtbar – ein Aufnahmeanspruch besteht nicht.
FÜR INTERNE BEARBEITUNG DURCH DAS LEBENSHAUS:
Durch Vorstand genehmigt / Datum:............................ ❏ JA.......................................................................... ❏ NEIN
Vergebene Mitgliedsnummer: 74
I___I___I___I___I-I___I___I-I___I___I-I___I-I___I
Lfd. Nr.
Jahr
Indikat.
Lkz Art
2014
1
Das Lebenshaus
Impressum
Founding-Menber of
„Unabhängig, fachkundig und engagiert!“
Die Organisation Für Patienten Mit Seltenen Soliden Tumoren:
Das Lebenshaus e.V.
n Betroffene informieren
n Interessen vertreten
n Behandlung optimieren
n Forschung unterstützen
n Hoffnung geben
Das Lebenshaus e.V. Seltene Solide Tumoren:
GIST • Sarkome • Nierenkrebs
International
Kidney Cancer
Coalition
Hotline 0700-4884-0700
[email protected]
www.daslebenshaus.org
„Das Lebenshaus e.V.“ ist die Organisation
für Patienten mit bestimmten seltenen
soliden Tumoren wie GIST, Sarkome und
Nierenkrebs, Angehörige und medizinische
Fachkräfte. Die wesentlichen Aufgaben­
bereiche des Lebenshauses sind:
n Betroffene informieren
n Interessen vertreten
n Behandlung optimieren
n Forschung unterstützen
n Hoffnung geben
Der Verein arbeitet professionell mit medizinischen Fachkräften, der forschenden
Pharmaindustrie und anderen Patienten­
organisationen weltweit zusammen, um das
Bestmögliche für die Betroffenen und ihre
Familien in den jeweiligen Indikationen zu
erreichen. Das Lebenshaus ist eine gemeinnütziger Non-Profit Verein, ohne Einf lussnahme Dritter. Er finanziert sich durch
Fördermitgliedschaften, Privatspenden,
Firmenspenden, Sponsoring, Benefiz­
aktivitäten sowie Mitarbeit in
EU-geförderten Projekten.
Status: Gemeinnütziger Verein, gegründet
am 24. Juni 2003 (14 Gründungsmitglieder),
eingetragen unter VR 1152 im Vereins­
register des Amtsgerichts Friedberg/Hessen.
Vereinsorgane: Betroffenen-Vorstand,
Mitgliederversammlung, Vereinssprecher,
angestellte Mitarbeiter sowie zwei mediz.wiss. Beiräte führender Experten in den
jeweiligen Indikationen.
Dieser Infobrief „WissensWert“ ist ein
kostenloses Informationsangebot des gemeinnützigen Vereins Das Lebenshaus e.V.
(V.i.S.d.P. Berit Eberhardt, Karin Kastrati,
Markus Wartenberg,)
Ausgabe 1 = Dezember 2014
Auf lage 4.000 Ex.
Disclaimer / Haftungsausschluss
ACHTUNG! Wir sind Patienten,
Angehörige, Redakteure und freiwillige
Spenden-/Bankkonto:
Mitarbeiter – keine Ärzte! Die InformatioPostbank Frankfurt Main
nen dieses Infobriefes dürfen auf keinen Fall
BLZ: 500 100 60
als Ersatz für professionelle Beratung oder
Kto.: 989 518 609
Behandlung durch ausgebildete und anerBitte geben Sie bei Spenden Ihre komplette
kannte Ärzte angesehen werden.
Adresse auf dem Überweisungsträger an,
Der Inhalt kann und darf nicht verwendet
damit wir Ihnen eine Spendenbescheiniwerden, um eigenständig Diagnosen zu
gung für Ihre Steuerunterlagen zusenden
stellen oder Behandlungen zu beginnen.
können. Vielen Dank!
Wir haben versucht, diesen Infobrief mit
größtmöglicher Sorgfalt zu erstellen – denVereinsadresse:noch sind Irrtümer und Änderungen
Das Lebenshaus e.V. Patientenorganisation
möglich. Das ist menschlich! Hierfür überUntergasse 36,
nehmen Herausgeber, Vorstand, Vereins61200 Wölfersheim
sprecher, Redakteure, Beiräte, FremdGIST/Sarkome: Tel.: + 49 (0) 700 4884 0700
Autoren und Gestalter keine Haftung.
Sollten Sie Irrtümer und Änderungen
Nierenkrebs: Tel.: + 49 (0) 700 5885 0700
finden, bitte machen Sie die Redaktion
Website: www.daslebenshaus.org
unmittelbar darauf aufmerksam:
Zentrale Email: [email protected]
[email protected]
Vielen Dank!
75
2014
1
WissensWert
Das Lebenshaus
Die wichtigsten Termine im Überblick
Das Lebenshaus e.V. Terminkalender: Januar, Februar 2015
Datum
Ort
Veranstaltung
06.01.
Fulda
Reg. Nierenkrebs-Gruppe Fulda
07.01.
Stuttgart
Reg. Nierenkrebs-Gruppe Stuttgart
12.01.
Berlin
Reg. Nierenkrebs-Gruppe Berlin
12.01.
Düsseldorf
Reg. Nierenkrebs-Gruppe Rheinland
13.01.
Siegen
Reg. GIST-Gruppe Siegerland
13.01.
Köln
Reg. GIST-Gruppe Köln-Bonn
14.01.
Mannheim
Reg. Nierenkrebs-Gruppe Rhein-Neckar
20.01.
Uelzen
Reg. Nierenkrebs-Gruppe Uelzen
28.01.
München
Reg. Nierenkrebs-Gruppe München
29.01.
Heilbronn
Reg. Nierenkrebs-Gruppe Heilbronn-Franken
03.02.
Fulda
Reg. Nierenkrebs-Gruppe Fulda
04.02.
Stuttgart
Reg. Nierenkrebs-Gruppe Stuttgart
09.02
Berlin
Reg. Nierenkrebs-Gruppe Berlin
09.02.
Düsseldorf
Reg. Nierenkrebs-Gruppe Rheinland
11.02.
Bochum
Reg. GIST-Gruppe Rhein-Ruhr
11.02.
Mannheim
Reg. Nierenkrebs-Gruppe Rhein-Neckar
17.02.
Uelzen
Reg. Nierenkrebs-Gruppe Uelzen
25.02.
München
Reg. Nierenkrebs-Gruppe München
26.02.
Heilbronn
Reg. Nierenkrebs-Gruppe Heilbronn-Franken
Januar 2015
Einige
Termin
e der r
Patien
egiona
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s
schluss
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Februar 2015
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n
n
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