2.3.5 Orthostase Merke! Der venöse Druck ist an der hydrostatischen Indifferenzebene NICHT gleich Null. 2.3.5 Orthostase Nach den Kreislaufverhältnissen und Regulationsmechanismen bei Orthostase wird häufig im Physikum gefragt. Beim schnellen Übergang vom Liegen zum Stehen versacken durch die geänderten Druckverhältnisse ca. 500 ml Blut in den Beinvenen. Dadurch verringert sich der venöse Rückstrom zum Herzen und als Folge auch das Schlagvolumen des Herzens. Es kommt zu einem raschen Blutdruckabfall. Die arteriellen Pressorezeptoren reagieren darauf besonders stark, da sie über der hydrostatischen Indifferenzebene liegen und dort der Blutdruck durch zwei verschiedene Mechanismen abfällt: direkt durch die Lageänderung und indirekt durch die Verringerung des Herzzeitvolumens. Über den Pressorezeptorreflex wird der Sympathikus aktiviert, was die Herzfrequenz steigert und zur Vasokonstriktion führt. Dabei wird auch die Nierendurchblutung etwas reduziert. Da sich auch in den Beinvenen α1-Rezeptoren befinden, reagieren auch sie auf die Erhöhung des Sympathikotonus mit Vasokonstriktion, was den venösen Rückstrom zum Herzen wieder erhöht. So kann der Abfall des Blutdrucks gut kompensiert werden. Allerdings funktioniert bei manchen Menschen die orthostatische Reaktion nicht so ideal, wie hier geschildert; sie leiden unter einer orthostatischen Dysregulation. Bei diesen Personen kann es durch schnelles Aufstehen zur Unterversorgung des Gehirns und damit im Extremfall zu kurzzeitiger Bewusstlosigkeit (Synkope) kommen. Erleiden die Betroffenen dadurch einen orthostatischen Kollaps (sie fallen um), so behebt dieses Ereignis auch gleich die Ursache des Problems, da sich im Liegen die Kreislaufverhältnisse sofort wieder normalisieren. www.medi-learn.de Übrigens … Durch die stark unphysiologische Situation beim orthostatischen Kollaps versackt ein viel größeres Blutvolumen in den Beinen, sodass dabei Druck und Volumen auch am eigentlichen orthostatischen Indifferenzpunkt absinken können. 2 Merke! Beim Übergang vom Liegen zum Stehen nimmt das Schlagvolumen ab (ca. 40 %), und als Reaktion darauf steigt die Herzfrequenz an (ca. 30 %). 2.3.6 Pathophysiologie: Schock Als Schock bezeichnet man einen lebensbedrohlichen Zustand, bei dem die Blutzirkulation in den Kapillaren stark vermindert ist und damit die Versorgung wichtiger Organe reduziert wird. Ursache eines Schocks kann ein Volumenmangel (z. B. durch hohe Blutverluste = hämorrhagischer Schock) sein. Dadurch kommt es zu einer starken Stimulation des Sympathikus (Pressorezeptorreflex) mit Steigerung der Herzfrequenz und peripherer Vasokonstriktion. Da die Gefäße der lebenswichtigen Organe, wie z. B. des Gehirns und des Herzens, kaum mit α1- Adrenozeptoren ausgestattet sind, wird das Blut aus der Peripherie (v. a. aus Haut, Leber und Magen-Darmtrakt) in die lebenswichtigen Organe verlagert. Diesen Vorgang nennt man Zentralisation. Gleichzeitig werden alle Mechanismen stimuliert, die das Plasmavolumen erhöhen: das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System und die Freisetzung des antidiuretischen Hormons. Die Ausschüttung des atrialen natriuretischen Faktors dagegen verringert sich. Auch Herzversagen (kardiogener Schock) und allergische Reaktionen (anaphylaktischer Schock) können die Schocksymptomatik hervorrufen. 41