Die Relativsätze im Amharischen

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1
Einleitung
„In den modernen semitischen Sprachen Äthiopiens hat die sich schon im Gԥ’ԥz
anbahnende Expansion relativischer Konstruktionen einen immer größeren Umfang
angenommen.“1 So ist das der Relativsatz im modernen Amharischen eine der häufigsten
Konstruktionen mit den verschiedensten Funktionen und die einzige nominalisierte Form, die
sowohl als Adjektiv, als auch als abstraktes (und konkretes) Nomen fungieren kann. 2 Anstatt
durch nominale Schemata der gleichen Wurzel werden Adjektive meist mit Relativsätzen
gebildet. Der Relativsatz trägt jedoch nicht nur zur Bildung von Adjektiven und Adverbien
bei, sondern findet auch in zahlreichen Satzkonstruktionen Verwendung, insbesondere zur
Bildung von Spaltsätzen, die zur Fokussierung bestimmter Satzteile dienen, und zur Bildung
von Nebensätzen. Das relativische Verb bildet darüber hinaus qualifizierende Kopulasätze,
welche die Eigenschaft des Verbs hervorheben, und idiomatische Konstruktionen, die mit
‚relativischen’ Nebensätzen gebildet sind. Nebensätze können ferner mit echten
Subjunktionen, dem Gerundium, dem Verb alä „sagen, meinen“ oder auch mit
Infinitivkonstruktionen gebildet werden.3 Bei den nebensatzeinleitenden Konstruktionen, die
auf Relativsätze zurückgehen, ist zwischen solchen, die determiniert oder determinierbar sind,
und solchen, die keinen Artikel tragen können, zu unterscheiden. Letztere können im engeren
Sinn eher als Subjunktionen gelten. Die Unterordnung von Kopulasätzen einschließlich
Spaltsätzen führt zu zahlreichen Konstruktionen, die sich im Grunde nicht in der Subjunktion
unterscheiden, sondern im Satz, der der Unterordnung zugrunde liegt. Auf die Nebensätze die
mit relativischem Verb konstruiert sind soll ausführlicher im dritten Kapitel eingegangen
werden.
Eine überaus häufige und im Gegensatz zu den Nebensätzen recht umfassend
beschriebene Konstruktion im Amharischen ist der Spaltsatz.4 Auf diesen sowie auf den
qualifizierenden Kopulasatz wird im zweiten Kapitel in kürzerer Form eingegangen. Für eine
ausführlichere Darstellung sei insbesondere auf Kapeliuk 1988 aber auch auf andere Autoren
verwiesen.5 Der Relativsatz im allgemeinen wird im ersten Kapitel behandelt.
Zur Syntax des Relativsatzes im Amharischen sei eine kurze vergleichende Darlegung
gegeben:
Anmerkungen zur Syntax
Die grundlegende Syntax in den meisten hamitosemitischen Sprachzweigen scheint
Verbanfangsposition zu haben.6 Im Kuschitischen und Omotischen findet sich hingegen
Verbendposition. Nicht alle syntaktischen Unterschiede scheinen so einheitlich. Zwar werden
in den hamitosemitischen Sprachen abgesehen vom Kuschitischen und Omotischen
1
Garad Harari-Studien 1998. § 73. S. 220.
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 19, 70.
3 Vgl. u.a. kä-[Infinitiv] bä-fit (Alämayyähu 1958: S. 223, 302) und kä-[Infinitiv] bä-Øärr (HAFM 229, 231,
237, 269).
4
Vgl. 2. Kopulasätze S. 32.
5
Vgl. Kapliuk 1988. S. 103-145. Goldenberg 1965. Goldenberg 1966. Goldenberg 1977a. Yri 2005. Correll
1980. Appleyard 1989. Cohen 1936: S. 120-122. Polotsky 1983: S. 302-6. Vgl. ferner Polotsky 1951: 26-29.
Polotsky 1962: S. 418-30. Polotsky 1985: S. 287-95.
6
Vgl. zum Tschadischen Frajzyngier 2002. S. 265f.
2
2
Relativsätze und Genitive in der Regel nachgestellt,7 aber auch im Kuschitischen sind in
einigen Sprachen Relativsätze und Genitive ebenfalls nachgestellt. So finden sich einerseits
kuschitische und omotische Sprachen mit vorangestellten Relativsätzen und Genitiven, wie
etwa das Hochlandkuschitische,8 das Maale und das Dime, andererseits aber auch zahlreiche
meist kuschitische Sprachen mit nachgestellten Relativsätzen und Genitiven, wie das Oromo,
das Somali und das Ts’amakko.9 Relativ häufig kommen im Kuschitischen und Omotischen
jedoch auch – ähnlich wie im Altäthiopischen – sowohl voran- als auch nachgestellte
Relativsätze vor.10
Das moderne Äthiosemitische hat eine syntaktische Entwicklung zur Verbendposition
vollzogen, wie sie in der Region in vielen Sprachen üblich ist.11 In praktisch allen modernen
äthiosemitischen Sprachen, einschließlich dem Dahalik, ist ähnlich dem Kuschitischen
Verbendsyntax üblich. Einen Ähnlichkeit zu manchen kuschitischen Sprachen findet sich
auch in der Stellung von Genitiven und Relativsätzen. So finden sich nachgestellte Genitive
innerhalb des Äthiosemitischen im Dahalik, im Tigre und im Tigrinischen, aber auch im
Kuschitischen. Ähnliches gilt für den Relativsatz, der im Dahalik noch konsequent
nachgestellt wird, als Apposition aber auch im Tigre und Harari nachstehen kann. 12 In allen
modernen äthiosemitischen Sprachen außer dem Dahalik scheint der vorangestellte
Relativsatz üblich.13
Um die Amharische Syntax mit weiteren Sprachen Afrikas zu vergleichen sei auf die
Dogonsprache Jamsay und auf die IÁjoÁ-Sprachen verwiesen, die syntaktische Charakteristika
wie Verbendsyntax mit dem Amharischen gemeinsam haben. Beide Sprachfamilien werden
zu den Niger-Congo-Sprachen gezählt, sind innerhalb dieser aber relativ isoliert. 14 Wie im
Amharischen stehen in der Dogonsprache Jamsay und in den IÁjoÁ-Sprachen Àfàkànì und
Kolokuma der Genitiv und der Relativsatz im Prinzip voran, während Adjektive entgegen
dem Amharischen nachstehen. Eine vergleichbare Syntax liegt tendenziell auch im
Baskischen vor. Der Relativsatz steht im Baskischen ebenfalls in der Regel voran, kann
jedoch in seltenen Fällen als Apposition oder in postnominaler Verwendung nachgestellt
werden.15 Ferner sind im Baskischen Genitive vorangestellt, Adjektive hingegen nachgestellt.
Auf syntaktische Ähnlichkeiten des Amharischen zu zahlreichen anderen Sprachen,
7
Die größte Ausnahme stellt sicher das Äthiosemtische dar. Zum Tschadischen vgl: The Relative Clause In:
Frajzyngier 1996. S. 415-460.
8
Unter anderem im Alaaba, im Kambaata und im †abeena.
9
Vgl. Savà 2005. S. 90, 92-96. Börchem 1991. S. 54 ff., 170ff. Tosco 1997. S. 48, 133ff.
10
In manchen Sprachen ist nur eine der beiden Stellungen restriktiv, die andere hingegen eine Apposition. Bei
der Apposition müssen teils Markierungen wie der Artikel wiederholt werden. Vgl. zu nachgestellten
Relativsätzen im Omotischen Hayward Notes on the Aari Language. 1990. S. 485, 446f. Vgl. ferner Breeze
1990: S. 42, 47f. Hayward Notes on the Zayse Language 1990: S. 341-344.
11
In älterem Amharischen gilt jedoch nicht, dass das Verb am Satzende stehen muss. Vgl. u.a. Praetorius 1879.
§339c. S. 452. So stehen nach Praetorius kurze Relativsätze voran. Wenn das Substantiv jedoch mit Adjektiven
überladen ist, kann der Relativsatz auch nach dem Hauptverb stehen.
12
Leslau 1945.§ 51. S. 190. Zu Relativsätzen im Harari vgl. Garad 1998.§ 73-158. S. 220-271. Zu Nebensätzen
vgl. ibid. §159-336 S. 272-351. Vgl. Kritik an der Beschreibung, die Position des Relativsatzes sei fakultativ in:
Raz 1980. S. 238, 242-9.
13
In früheren amharischen Texten, sowie im Altamharischen, finden sich auch nachgestellte Relativsätze
insbesondere nach dem Hauptverb. Vgl. Fußnote 11.
14
Vgl. zu den IÁjoÁ-Sprachen Jenewari 1983. S. 85f., 100. Williamson 1965. Benette und Sterk 1977.
15
Vgl. zum Relativsatz im Baskischen Bendel 2006: S. 217f. Rijk 2008. S. 471-508 (Appositive Relatives S.
487-9, Postnominal Relatives S. 489f.). Hualde 2003. S. 762-823.
3
insbesondere zum Türkischen, aber auch zu einigen Sprachen Indiens sei ferner
hingewiesen.16
Weitere Anmerkungen
Die vorliegende Arbeit soll sich weitgehend auf das moderne Amharische
beschränken. Es wird jedoch in manchen Fällen, wenn Abweichungen im Altamharischen
oder im Dialekt bereits in der Sekundärliteratur diskutiert wurde, vereinzelt darauf
eingegangen.17 Insbesondere im Altamharischen, im Dialekt und in der amharischen Dichtung
können Ausnahmen vorkommen.
Um ein genaueres Bild über die Entwicklungen des Relativsatzes zu erlangen, wären
Untersuchungen älterer Schriftzeugnisse sowie sprachvergleichende Untersuchungen
hilfreich. Zu teilweise verwunderlichen Thesen zur Entwicklung des amharischen
Relativsatzes sei auf Correll 1980 und Fulass 1972 verwiesen.
Die Einteilung nach Kriterien der Übersetzung ist manchmal kaum zu vermeiden.
Dennoch wird versucht dies zu umgehen, wenn andere Einordnungen semantisch sinnvoll
sind. So findet sich z.B. der „kaum dass“-Satz nicht bei den Inhaltssätzen mit Ωndä- sondern
unter den Temporalsätzen mit Ωndä-.
Eine große Zahl von Belegstellen verdankt die vorliegende Arbeit den Schriften von
Kapeliuk und Goldenberg. Im Anhang sind deswegen Abkürzungen von Goldenberg 1965
und 1966, Kapeliuk 1988 und Khan 1988 beigefügt. Die Textgrundlage der vorliegenden
Arbeit ist aus Zeitgründen leider nicht umfangreicher. Eventuell hätten sich noch fehlende
Belegstellen gefunden. Weitere Belegstellen sind insbesondere dem Roman FΩØΩr Ωskä
mäØabΩr von Haddis Alämayyähu (HAFM) und LΩbb wäläd tarik von Gäbrä-Iyäsus AfäwärØ
(AWR) entnommen. In jenen Fällen, in denen gar keine Belegstellen zu finden waren, sind
lediglich Beispielsätze von Leslau erwähnt.
16
Vgl. zu Indien u.a. Coupe A Grammar of Mongsen Ao. 2007. Vgl. zum Türkischen Praetorius 1878. S. 3.
Polotsky 1960. Kapeliuk 1987 S: 2377f. Kapeliuk 1983a: S. 273f. Voigt 2007.
17
Vgl. zu den amharischen Dialekten Marcos [Hrsg.] 1973. Praetorius 1878. S. 12-16.
4
1. Der Relativsatz
Sowohl der Relativsatz als auch der Genitiv werden im Amharischen mit der Partikel
yä- konstruiert, welche eine nominale, verbale oder adverbiale Form in einen attributiven
Ausdruck verwandelt.18 Im Fall des Genitivs wird mithilfe der Partikel yä- ein Nomen
untergeordnet, im Fall des Relativsatzes ein Verb.19
Der yä-Komplex des Amharischen, gleich ob genitivisch oder relativisch, ist mit den
Adjektiven vergleichbar: Relativsätze, Genitive und Adjektive können determiniert werden
und die Akkusativpartikel -n annehmen. Ferner qualifizieren sie ein Substantiv, dem sie
voranstehen.20 Das Substantiv kann unter Umständen auch ein Fragepronomen sein, vgl. y-al®äyyäØhut mΩn Øärrä-ññ. “was, das ich nicht gefragt habe, bleibt mir”. 21 Relativsätze, Genitive
und Adjektive können ohne folgendes Substantiv vorkommen. Mehrere Relativsätze und/oder
Adjektive können sich auf das gleiche Substantiv beziehen.22 Ferner kann ein Adjektiv oder
ein Genitiv dem Relativsatz vorangehen oder folgen. 23 Das übergeordneten Nomen, auch
wenn es ungenannt bleibt, hat, wenn der Relativsatz konkret ist, eine konkrete syntaktische
Rolle im Relativsatz und ist vergleichbar mit einem Partizip.24 In Nebensatzkonstruktionen
und Spaltsätzen hingegen ist der Relativsatz häufig abstrakt und entspricht dem Nomen
actionis.25 Im Falle des abstrakten Relativsatzes kann dem Relativsatz in der Regel kein
übergeordnetes Substantiv folgen.26
1.1. Bildung der Relativform
Affirmatives Relativimperfekt wird im Altamharischen meist mit der Relativpartikel
yämm- gebildet, negiertes Relativimperfekt hingegen mit der Relativpartikel yä- ohne mm-.27
Im modernen Amharisch hat sich dies dahingehend entwickelt, dass sich die Relativpartikel
yämm- mit den Varianten Ωmm- und m- für das gesamte Imperfekt durchgesetzt hat, während
für das Relativperfekt die Partikel yä- verwendet wird.28 Relativiert werden kann im
Amharischen in der Regel nur Perfekt und Imperfekt. Das Gerundium wird bei Relativierung
zu Perfekt, die Kopula näw wird zu yä-honä.29 Das perfektive (Existenz- und) Kopulaverb
18
Vgl. Goldenberg 1965. S. 9. Goldenberg 1983. S. 170. Yri 2009. Vgl. ferner Cohen 1936. S. 114-122. Zu aus
Adverbien gebildeten Adjektiven vgl. yä-bä-taþþ „unterer“, yä-bä-lay „oberer“ und yä-zare-yitu „die heutige“
Kapeliuk 1988. S. 94. Goldenberg 1965. S. 9. Vgl. ferner Leslau 1995. § 158.31. S. 864: yä-hwal-it.
19
„Il vaudrait mieux parler de subordination du nom et subordination du verbe.“ Polotsky 1960. S. 119.
20
Dass der Genitiv, der Relativsatz und das Adjektiv im Amharischen die gleiche syntaktische Position haben,
ist nicht selbstverständlich. In vielen Sprachen einschließlich dem Deutschen ist dies nicht der Fall.
21
Kapeliuk 1988. S. 88. Gemäß Kapeliuk ist ferner hullu „alles, ganz“ als übergeordnetes Substantiv möglich.
Kapeliuk 1988. S. 88. hullu kann jedoch auch nach Substantiven stehen.
22
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 87f.
23
Vgl. zu Beispielsätzen Kapeliuk 1988. S. 87. Vgl. ferner 1.4.6. Der Genitivkomplex S. 12.
24
Der konkrete Spaltsatz wäre vielleicht eher mit dem Partizip als mit dem Nomen agentis vergleichbar. Zum
Vergleich des konkreten Relativsatzes mit dem Nomen agentis vgl. u.a. Goldenberg 1965. S. 9.
25
Vgl. u.a. Goldenberg 1965. S. 9, 17.
26
Zu möglichen Ausnahmen vgl. 2.1.2. Grenzfälle von abstrakten Spaltsätzen S. 35.
27
Vgl. u.a. Goldenberg The Semitic Languages of Ethiopia 1977. S. 487f.
28
Vgl. Goldenberg The Semitic Languages of Ethiopia 1977. S. 487-9. Praetorius 1879. S. 450f. Cohen 1936. S.
115f. Cohen 1939. S. 129. Leslau 1995. S. 81. Leslau 2000. S. 24. Zu Ω- anstelle von yä- vgl. ferner Kapeliuk
1988. S. 71.
29
D.h. die Kopula wird im Relativsatz zum Relativperfekt des Verbs honä. Vgl. Goldenberg 1966. § 107. S. 102.
5
näbbär wird wie alle Verben relativiert. 30 Im amharischen Dialekt von Go¤¤am ist es ferner
möglich das Gerundium zu relativieren.31
Imperfekt [+ allä]
Neg. Imperfekt
Gerundium [+ allä]
Perfekt
Neg. Perfekt
Kopula
Normalform
yΩsäbr[-all]
a-ysäbr-Ωmm
säbro[-all]
säbbärä
al-säbbärä-mm
Relativform
(yä-)mm-isäbr
(yä-)mm-a-ysäbr
(yä-)säbbärä
(yä-)säbbärä
(y-)al-säbbärä
näw / (honä)
näbbär
(yä-)honä
(yä-)näbbär(ä)
Alte Relativform
y-a-ysäbr
Wenn zwei Relativsätze mit -Ωnna oder Ωn¤i verbunden sind, tragen die Verben beider
Relativsätze die Relativpartikel.32 Bei zusammengesetzten Zeiten außer Gerundium (säbro)
oder Imperfekt (yΩsäbr) mit präsentischem Existenzverb allä wird das Hilfsverb relativiert.33
Das Hilfsverb trägt den Artikel und kongruiert mit dem übergeordneten Substantiv. Das
Vollverb bzw. der erste Bestandteil trägt hingegen die Objektsuffixe und kongruiert mit dem
Subjekt des Relativsatzes.34 Vgl. folgende Beispielsätze:
A 001 K
yaþþ-ԥn abbabba yԥwädd-at (m.) yä-näbbäräþþ-ԥw-ԥn (f.) agwäza (f.) sä®®-aþþäw
Er gab ihnen die Schafhaut (f.), welche Papa liebte. 35
A 002 G
näfs-aþþäw tä®ämta (Sg. f.) yä-näbbäru (Pl. m.) säw-oþþ (Pl. m.)
Menschen, deren Seele durstig war36
1.2. Weitere Eigenschaften des Relativform
Zwischen der Relativpartikel yä- bzw. yämm- und dem Verb kann nur die Verneinung
treten. Die Relativpartikel geht der negierten Verbalform voran.37 Im Dialekt von Go¤¤am
können Relativimperfekt und Relativperfekt das Pluralsuffix -oþþ annehmen.38 Objektsuffixe
und Akkusativpartikel -n können der relativischen Verbalform suffigiert sein. Ferner kann der
Relativsatz determiniert werden und Prä-, Zirkum- oder Postpositionen annehmen.
30
Vgl. u.a. Goldenberg 1966. § 256. S. 273.
Vgl. yä-täsärqo-tu al-tägäññäm „das was gestolen worden ist, wurde nicht gefunden“. Haile 1973. S. 115.
Vgl. ferner Kapeliuk 1988. S. 70.
32
Leslau 1995. § 33.5.3. S. 89. Zu durch -ԥnna „und“ oder Ωn¤i „aber“ verbundenem Relativimperfekt und
Relativperfekt der gleichen Verbalwurzel vgl. Goldenberg 1966. § 64. S. 62.
33
Vgl. Leslau 1995. § 33.4. S. 87f. Kapeliuk 1988. S. 70, 80, 95.
34
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 80, 82, 83.
35
Kapeliuk 1988. S. 80 (ŠMMY 87/18).
36
Wörtlich „Menschen, die waren, indem ihre Seele durstig war“. Goldenberg 1965. S. 12 (Exx. IMS 50:23-4).
37
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 72: Im Altäthiopischen und anderen semitischen Sprachen können weitere Elemente
zwischen Relativmarker und Verb stehen. Im Amharischen ist die Relativpartikel ferner erstarrt und
unterscheidet weder Genus noch Numerus.
38
Haile 1973. S. 116. Vgl. Leslau 1995. § 33.2.3. S. 83. Zum Pluralsuffix am relativischen Verb im Harari vgl.
Garad 1998. § 73. S. 221.
31
6
1.3. Imperfekt anstelle von Relativimperfekt.
Insbesondere im Altamharischen erscheinen zum Teil dem Imperfekt gleichende
Verbalformen anstelle von relativischen Verben. 39 Blankes Imperfekt ist in lexikalisierter
Form ferner in adverbieller Verwendung erhalten, wie in yΩbäl®, yΩššal, yΩlΩØ, yans, yΩbΩs,
yΩmäsl,40 yahΩl.41 Dass es sich bei den Imperfektformen vermutlich teilweise um erstarrte
Relativsätze handelt, zeigt sich in verschiedenen Textbeispielen, wie yΩbäl®u-n gize „die
meiste Zeit“ oder bä-zzih yahΩl waga „zu einem solchen Preis“.42 Die Verwendung des
unmarkierten Relativimperfekts ist im modernen Amharisch hingegen nur noch in dialektaler
sowie in poetischer Sprache möglich.43 Folgende Beispielsätze seien erwähnt:
Altamharisch:
A 003 G
bärra hedäþþ bä-lelit wä¬ta a-tawØ kä-bet.
Sie die nie das Haus verlassen hatte, floh bei Nacht.44
Dialekt von Mänz:
A 004 F
(neben:)
ԥssu mԥn yԥ®®alla-w ya®all.
ԥssu mԥn m-i®®alla-w ya®all.
Er mag immer etwas zum kämpfen finden.45
Amharische Dichtung:
A 005
39
yԥþþäggär yällämm wäy yԥtäññu-bbät tammo?
Ist er nicht in einer schwierigen Situation, der wegen dessen man krank liegt?46
Kapeliuk 1988. S. 71. Leslau 1995 § 33.5.13 S. 92. Bei Goldenberg „asyndetisches Imperfekt“. Goldenberg
The Semitic Languages of Ethiopia 1977: S. 487f., S. 489. Goldenberg 1966 § 78 S. 74f. Cohen beschreibt die
Erscheinung als „possibilités d’ellipse du relatif“. Cohen 1939: S. 129. Unmarkiertes Relativimperfekt
gegenüber markiertem Relativperfekt findet sich in manchen äthiosemitischen Sprachen wie im Gurage, vgl.
Leslau The Verb in Mäsqän 2004. S. 5, 9f.
40
Vgl. yΩþΩlu yΩmäsl „als ob sie könnten“. HAFM 252.
41
Vgl. Goldenberg 1966. § 78. S. 75. Vgl. Goldenberg The Semitic Languages of Ethiopia 1977. S. 489.
Goldenberg 1966. § 78. S. 74f. Cohen 1936. S. 309. Guidi 1889. § 73c. 52f. Praetorius 1879: S. 364f. Cohen
1939: S. 328f. Vgl. ferner Leslau 1995. § 144.3. S. 787f.
42
Goldenberg 1966. § 78. S. 74 (LM 36apu, WL 14:16). Es ist durchaus denkbar das yΩbäl®u-n gize auf
relativisches *z-ibäl®u-n gize zurückgeht und das auch affirmatives Relativimperfekt im Amharischen
ursprünglich ohne die Partikel -mm möglich war. Zu Belegstellen vgl. Goldenberg 1966. § 78. S. 74. Vgl. ferner
Ωndä-nnΩl und Ωndä-tΩl „wie du sagst“ im Altamharischen. Goldenberg 1966. S. 14.
43
Vgl. Goldenberg The Semitic Languages of Ethiopia 1977. S. 489. Fulass 1973. S. 123. Kapeliuk 1988. S. 71.
44
Goldenberg The Semitic Languages of Ethiopia 1977. S. 488. Demnach: Berlin, Staatsbibliothek Preußischer
Kulturbesitz, Orientalische Abteilung, MS or. Oct. 234. Folio 64a.
45
Die Beweislage für die dialektale Verwendung ist gering. Vgl. Fulass 1973. S. 123. Goldenberg The Semitic
Languages of Ethiopia 1977. S. 489. Fn 129.
46
Kamil 1957. VIII. S. 3.Goldenberg 1977. S. 489. Polotsky 1959. S. 224. (463): „Hat es denn der nicht schwer,
zu dessen Lasten man krank liegt.“ Vgl. ferner Goldenberg 1966. § 78. S. 74f. Polotsky 1949. S. 37. Fn. 8.
Polotsky 1959.
7
Auch in literarischen Werken kann unmarkiertes Relativimperfekt vereinzelt
vorkommen.47 Vgl. folgende Textbeispiele bei Kapeliuk:
Alämayyähu, H. FΩØΩr Ωskä mäØabΩr. Addis Abeba 1965:
A 006 K
Fitawrari Asäge a-yadärgu adԥrgäw ... (HAFM 172)
Nachdem Fitaurari Asäge gemacht hat, was man nicht macht...
A 007 K
bä-säffi-w yä-lämmädäþþ tԥlԥk-äw aškär ... yä-näbbär-at wayzäro (HAFM 27)
eine Frau, die an Überfluss gewohnt war, die Diener als Boten hatte (wörtl.
Diener, die sie schickt).
1.4. Die Beziehung zwischen übergeordnetem Substantiv und Relativsatz
Im Amharischen wird die Beziehung zwischen übergeordnetem Substantiv und
relativischem Verb in der Regel explizit ausgedrückt.48 Die Bezugnahme des Relativsatzes auf
das übergeordnete Substantiv stimmt mit diesem in Person, Genus und Numerus soweit wie
möglich überein.49 Wenn das übergeordnete Substantiv z.B. zugleich Subjekt des
Relativsatzes ist, kongruiert das relativische Verb in Person, Genus und Numerus mit
diesem.50 Mögliche Objektsuffixe beziehen sich dann in der Regel nicht auf das
übergeordnete Substantiv.51
Wenn die Bezugnahme ein Objektsuffix des Relativsatzes ist, besteht Konkordanz
zwischen dem Objektsuffix und dem übergeordneten Substantiv.52 Wenn das übergeordnete
Substantiv jedoch indeterminierter Akkusativ des Relativsatzes ist, wird die Beziehung nicht
unbedingt explizit ausgedrückt, vgl. yämm-inΩØu balagär “(der) Bauer (generell), den er
(höfl.) verachtet”.53
Trägt das relativische Verb ein anderes Objektsuffix, direkt oder indirekt, muss die
durch Objektsuffixe ausgedrückte explizite Bezugnahme auf das übergeordnete Substantiv
weichen, da nicht mehrere Objektsuffixe möglich sind.54 Vgl. hulgize yämmΩ-ttΩ®äyyΩØu-ññ
®ΩyaØe-woþþ yΩnägru-ññ-all “Sie sagen mir immer die Fragen, die ihr mich fragt.”, li-yawØu-t
yiþþal-aþþäw b-al-näbbärä bä-zzih bä-zare Øän “an diesem (am) heutigen Tag, [an dem] es
ihnen nicht möglich war, dass sie ihn (den Tag) kennen”. 55 Der Bezug zum übergeordneten
47
Kapeliuk 1988. S. 71.
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 80f. Eine Bezugnahme auf das übergeordnete Substantiv (Leitwort) im Relativsatz
findet sich auch in zahlreichen anderen Sprachen. Vgl. im Baskischen „resumptive pronoun“, im Harari die
„Herstellung der Beziehung zum Leitwort“. Rijk 2008. S. 479. Garad 1998. § 81. S. 228.
49
Vgl. 1.4.4. Kongruenz der Person S. 11. Wenn das Subjekt erste oder zweite Person ist, ist eine Kongruenz in
der Person mit dem übergeordneten Substantiv nicht möglich. Die Höflichkeitsform ist ebenfalls im
übergeordneten Substantiv nicht ausdrückt, vgl. yä-säw þΩggΩr yämm-a-yΩssämma-þþäw äkkañ (HAFM 253, A
021.
50
Vgl. u.a. Leslau 1995. § 33.1. S. 81.
51
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 81. Zu Ausnahmen in der Konkordanz siehe 1.4.4. Kongruenz der Person S. 11.
52
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 81f.
53
HAFM 257, A 013. Das fehlen eines Suffixes in temporalen Ausdrücken, wie yä-[Verb] gize lässt sich
eventuell als indeterminierter ƫƗl-Akkusativ deuten. Vgl. zu yä-[Verb] gize 3.1.1. Temporale Nebensätze S. 45.
54
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 82f.
55
A 015 K, A 017 K. Kapeliuk 1988. S. 82f. Vgl. zum Wegfall von -Ωbbät zugunsten direkter Objektsuffixe
Kapeliuk 1988. S. 83. Die Bezugnahme fehlt ferner häufig in Spaltsätzen. Vgl. Kapeliuk 1988. S. 83, 131ff.
48
8
Substantiv ist somit entweder durch ein Objektsuffix am relativischen Verb ausgedrückt oder
nicht.56
1.4.1. Referenz ist nicht durch Suffixe ausgedrückt
Wenn der Bezug nicht durch ein Objektsuffix ausgedrückt ist, gibt es vier Fälle:
Entweder das übergeordnete Substantiv ist Subjekt des Relativsatzes (a), indeterminiertes
Akkusativobjekt des Relativsatzes (b), ein anderes Objektsuffix ist suffigiert (c) oder der
Bezug ist anderweitig z.B. durch ein Possessivsuffix an einem Substantiv im Relativsatz
ausgedrückt (d). Im Folgenden finden sich Beispielsätze, in denen die Bezugnahme zum
übergeordneten Substantiv nicht durch ein Objektsuffix ausgedrückt ist:
a)
Relativsätze, in denen das übergeordnete Substantiv Subjekt ist
A 008
[[yä-täsärra-llaþþäw]-ԥn yämmi-yasa®®a] mängäd (HAFM 254)
einen Weg, der dasjenige, das für sie getan wurde verlieren lässt
A 009
lela [yämm-iþþal-aþþäw] nägär al-näbbärä-mm (AWR 517)
eine andere Sache, die ihnen möglich ist, gab es nicht.
A 010 H
[yä-därräsä-bbät] sԥØay (Khan 1988. S. 200. Satz 6. HS 255:30ff.)
die Tortur, die ihm widerfahren ist
A 011
[wädä ... tälԥkäw hedäw yä-näbbäru]-t ... mälaktäññ-oþþ (HAFM 251)
die ... Gesandten, welche zum ... geschickt worden und gegangen waren
A 012
[yä-täyazäþþ-ԥllät] mä ԥyy-alä (AWR 2118)
das (Maultier), welches ihm gehört, trieb er an
b)
A 013
c)
A 014 K
56
57
Relativsätze, in denen das übergeordnete Substantiv indeterminierter Akkusativ
ist
[yämm-inԥØu] balagär (HAFM 257)
(der) Bauer (unbestimmt), den er verachtete
Relativsätze, in denen dem relativischen Verb ein Objektsuffix suffigiert ist, das
sich nicht auf das übergeordnete Substantiv bezieht
ԥbakkԥš sämon-u-n yämm-ԥkäfl-ԥš hullät sost bԥrr abädri-ññ57
Bitte (f.), gib mir zwei drei BΩrr, die ich dir (f.) nächste Woche zurückzahle.
Dies gilt für konkrete Relativsätze.
Kapeliuk 1988. S. 82 (MGLG 14/16-17).
9
A 015 K
hulgize yämmԥ-ttԥäyyԥu-ññ ԥyae-woþþ yԥnägru-ññ-all58
Sie sagen mir immer die Fragen, die ihr mich fragt.
A 016
[yämm-ԥsära-llԥh] nägär (AWR 3)
die Sache, die ich für dich getan habe
A 017 K
li-yawu-t yiþþal-aþþäw b-al-näbbärä bä-zzih bä-zare än
an diesem (am) heutigen Tag, (an dem) es ihnen nicht möglich war, dass sie ihn
kennen.59
d)
Relativsätze, in denen der Bezug zum übergeordneten Substantiv anderweitig
ausgedrückt ist (durch Possessivsuffixe)
A 018
wԥr-u ԥԥg yä-bäzza] säw (HAFM 297)
Leute, deren Zahl schnell zunahm
A 019
[ayn-aþþäw yä-däkkämä] [gulbät-aþþäw yä-lamä] ... šԥmagԥlle (HAFM 256)
ein Ältester, dessen Augen müde, dessen Knie schwach geworden sind
Vgl. ferner 1.4.5. Die genitivische Abhängigkeit S. 11.
1.4.2. Referenz ist durch Suffixe ausgedrückt
Wenn die Bezug auf das übergeordnete Substantiv durch ein Objektsuffix ausgedrückt
ist, gibt es folgende Möglichkeiten: Entweder der Bezug ist durch ein direktes Objektsuffix
(a) oder durch ein präpositionales Suffix der b- (b) oder der l-Reihe (c) ausgedrückt:
a)
Relativsätze, in denen die Bezugnahme zum übergeordneten Substantiv durch
ein direktes Objektsuffix ausgedrückt ist
A 020
[šäkkԥm ԥndä älläl-at] ahya fänԥzo (HAFM 261 unten)
indem er Freudensprünge machte, wie ein Esel, dem die Last leicht geworden
ist
A 021
[yä-säw þԥggԥr yämm-a-yԥssämma-þþäw] äkkañ (HAFM 253)
ein Unerbitterlicher, der (die) Probleme (Sg.) (der) Menschen (Sg.) nicht
wahrnimmt
A 022 K
... bä-märrää-w mäsarya ԥffalläm-äw-allähu (Kapeliuk 1988: 82 / HAFM 129)
Ich werde kämpfen mit ihm mit den Waffen, die er ausgewählt hat.
A 023 K
dä yämm-iännu-š anþi näš (Kapeliuk 1988: 139 / HAFM 248)
Du bist sie, die sie umwerben.
58
59
Kapeliuk 1988. S. 82 (BGQK 148/3-4).
Kapeliuk 1988. S. 83 (HSFK 166/5).
10
b)
Relativsätze, in denen die Bezugnahme zum übergeordneten Substantiv durch
ein Suffix der b-Reihe ausgedrückt ist
A 024
mԥn-ԥmm [yämm-illäyayyu-bbät] nägär al-näbbärä-mm (AWR 4)
Es gab keine Sache, in der sie sich unterscheiden.
A 025
[yämmi-yasläØØu-bbät] gänzäb (AWR 4)60
das Geld, durch das er freigelassen hat
c)
A 026
Relativsätze, in denen die Bezugnahme zum übergeordneten Substantiv durch
ein Suffix der l-Reihe ausgedrückt ist
[yämmi-yadr-ԥllät] geta (AWR 527f.)
der Herr, bei dem er (zur Arbeit) bleiben wird61
1.4.3. Objektsuffixe, die keinen Bezug zum übergeordneten Substantiv ausdrücken
Bezieht sich das Objektsuffix hingegen nicht auf das übergeordnete Substantiv, vgl.
den Fall 1.4.1. (c), gibt es folgende Fälle: Entweder dem Verb ist ein direktes Objektsuffix (a)
oder ein präpositionales Suffix der b- (b) oder l-Reihe (c) suffigiert. Vgl. hierzu folgende
Textbeispiele:
a)
mit direktem Objektsuffix
A 009
lela [yämm-iþþal-aþþäw] nägär al-näbbärä-mm (AWR 517)
eine andere Sache, die ihnen möglich ist, gab es nicht.
A 027
[yä-fäØØädä-ññ]-ԥn b-ԥsära-h yԥþþal-äññ-all (AWR 4)
Wenn ich dir tue, was ich will, ist es mir möglich.62
Vgl. ferner A 014 K.
b)
A 028 K
60
mit präpositionalem (indirektem) Suffix der b-Reihe
[… bä-Addis Abäba lay y-addärä-bbät] nafØot ԥ¤¤ԥg käbbad näbbär 63
Die Sehnsucht, die ihn nach Addis Abeba überkam, war sehr groß
Im Text yämmi-’asläØØu-bbät.
Im Text yämmi-’adr-Ωllät. Wörtlich: „bei dem er die Nacht (d.h. eine Weile) verbringen wird.“
62
Wörtlich: „Wenn ich dir tue was er (d.h. Gott) mir gewährt, ist es mir möglich.“
63
Kapeliuk 1988. S. 96 (AGRA 8/13-15).
61
11
c)
mit präpositionalem (indirektem) Suffix der l-Reihe
A 016
[yämm-ԥsära-llԥh] nägär (AWR 3)
die Sache, die ich für dich getan habe
A 029
[yä-šäԥh-ԥllԥññ]-ԥn bari’a (AWR 3)
den Sklaven, den du mir verkauft hast
1.4.4. Kongruenz der Person
Wenn das Subjekt des Relativsatzes erste oder zweite Person ist und das übergeordnete
Substantiv Subjekt des Relativsatzes ist, bleibt das genannte übergeordnete Substantiv oft
gezwungenermaßen in der dritten Person, vgl. Ωnat-Ωh-Ωn-Ωnna ΩhΩt-Ωh-Ωn kä-bet y-aswa®®ah
wänbäde „Räuber, der du deine Mutter und deine Schwester aus dem Haus geworfen hast“.64
Verallgemeinern ließe sich gar: Wenn die Bezugnahme des Relativsatzes auf das
übergeordnete Substantiv erste oder zweite Person ist, bleibt das übergeordnete Substantiv
gezwungenermaßen in der dritten Person. Letzteres ist meist in gleichsetzenden Kopulasätzen
der Fall, vgl. lä-tΩmhΩrt yä-mä®®ahu ΩngΩda näññ „Ich bin ein Gast, der zum Unterricht
gekommen ist (wörtlich: ein Gast, [REL] ich zum Unterricht gekommen bin).“ oder l-Ωräda-h
yämm-iggäbba-ññ säw näññ „Ich bin ein Mensch, dem es obliegt (wörtl. ein Mensch [REL]
mir obliegt es), dass ich dir helfe.“65 Als Alternative wäre nur eine Änderung der Person der
Bezugnahme hin zur dritten Person möglich, vgl. yä-mä®®a tämari näññ „ich bin ein Student,
der gekommen ist“. In letzterem Falle stellt yä-mä®®a tämari jedoch eine stärkere Einheit oder
einen festen Ausdruck dar, der sich vielleicht eher mit Partizip „ein ‚gekommener Student’“
nachahmen ließe.
1.4.5. Die genitivische Abhängigkeit
[Nomen]-[Possessivsuffix] … [R-Verb]
Die genitivische Abhängigkeit zwischen dem übergeordneten Substantiv und einem
Bestandteil des Relativsatzes, die im Deutschen mit „dessen“ oder „deren“ ausgedrückt wird,
wird im Amharischen durch eine Possessivkonstruktion ausgedrückt.66 Das Possessivsuffix
kongruiert mit dem übergeordnetem Substantiv. Im Folgenden seien exemplarisch mehrere
Beispielsätze erwähnt:
A 018
wԥr-u ԥԥg yä-bäzza] säw (HAFM 297)
Menschen, deren Zahl schnell zunahm
A 019
[ayn-aþþäw yä-däkkämä] [gulbät-aþþäw yä-lamä] ... šԥmagԥlle (HAFM 256)
ein Ältester, dessen Augen müde, dessen Kniee schwach geworden sind
64
Kapeliuk 1988. S. 78f. (ŠMMY 50/11-13).
Kapeliuk 1988. S. 78 (HAFM 72f., PĕD 25/15-16). Vgl. ferner Ωne yΩhΩn aläm lämäzor yä-mä®®ahu ΩngΩda
näññ Goldenberg 1965. S. 14 und Leslau 1995. § 33.5.9. S. 90f. Vgl. ferner 2.1.3. Die Akkusativrektion der
Kopula S. 35.
66
Vgl. zum genitivischen Verhältnis des übergeordneten Substantivs zu einem Substantiv im Relativsatz
Kapeliuk 1988. S. 92f. Leslau 1995. §33.8.5. S. 99f.
65
12
A 030
[¬ädal-u] bä-[täwabä] yä-šmaglle fit-aäw (HAFM 215)
auf Sein (höfl.) altes Gesicht, dessen Ausstrahlung aufleuchtete
A 002 G
[näfs-aäw tä®ämta yä-näbbäru] säw-o
Menschen, deren Seele durstig war67
Vgl. ferner:
A 031 K
oder:
bet-u lä-täØa®®älä-bbät säw-yye gorä-bet aydällu-mm?68
Sind Sie nicht der Nachbar zu dem Mann, dessen Haus ihm ausbrannte?
Sind Sie nicht der Nachbar zu dem Mann, dem das Haus ausbrannte?
Es ist möglich, dass im Deutschen nicht mit Genitiv zu übersetzen ist, wenn im
Amharischen ein Nomen zum Einsatz kommt, wofür im Deutschen eine Präposition
verwendet wird. Vergleiche a®ägäb-wa ... yä-näbbärku-t set-Ωyyo „die Frau, bei der ich war“,
wörtl: „in deren Nähe ich war“.69
1.4.6. Der Genitivkomplex
Der Relativsatz kann einen ganzen Genitivkomplex oder eine Komponente dessen
qualifizieren.70 Bei Kapeliuk finden sich folgende Möglichkeiten:
A Die Qualifizierung eines kompletten Genitivkomplexes erfolgt, indem der Relativsatz
dem vollständigen Genitivkomplex voransteht nach dem Schema [Relativsatz] yä[untergeordnetes Substantiv] [übergeordnetes Substantiv], vgl. ®a’Ωr yämmiyangälatta-w yä-bal-aþþäw dΩm¬ „die Stimme ihres Mannes, die (der) Schmerz
quälte“.71
B Eine Qualifizierung des übergeordneten Substantivs des Genitivkomplexes ist dadurch
möglich, dass der Relativsatz direkt vor das übergeordnete Substantiv tritt, vgl. yäΨmΩ’a’Ωlaf-Ωn bΩžž y-alä g䬬Ωta „die Erscheinung des m’a’laf, welche
schimmerte“.72
C Wird eindeutig der erste bzw. der abhängige Teil des Genitivkomplexes qualifiziert,
steht der Relativsatz wie in Fall A voran, die Genitivpartikel yä- fehlt hingegen, vgl.
yä-fättuw-aþþäw-Ωn mišt-oþþ Øu®Ωr „die Zahl der Frauen, von denen er sich hat
scheiden lassen“.73
67
Goldenberg 1965: S. 12: IMS 50:23. Wörtlich: „Menschen, die waren, indem ihre Seele durstig war.“
Kapeliuk 1988. S. 82 (HIFK 155/7-8).
69
Leslau §33.8.10 S. 104.
70
Kapeliuk 1988. S. 92.
71
Kapeliuk 1988. S. 92 (HAFM 52/21-22).
72
Kapeliuk 1988. S. 92 (BGQK 141/24-25 keine weiteren Beispielsätze).
73
Kapeliuk 1988. S. 92 (HAFM 113/2).
68
13
Kapeliuk erwähnt, dass dem Relativsatz sowohl ein Adjektiv vorangehen als auch
folgen kann.74 Die Fälle A und B sind aufgrund der Ähnlichkeit zwischen Genitiv, Relativsatz
und Adjektiv mit den Adjektiven mit vorangehendem oder folgendem Relativsatz zu
vergleichen.75
1.5. Markierungen, die das übergeordnete Substantiv im Hauptsatz betreffen
Dem relativischen Verb können im Amharischen wie dem Adjektiv und dem Genitiv
Markierungen wie der Artikel, die Akkusativpartikel -n und verschiedene Prä- und
Zirkumpositionen affigiert werden. Die Markierungen beziehen sich in diesen Fällen auf das
übergeordnete Substantiv im Hauptsatz.
1.5.1. Der Artikel
Das relativische Verb kann determiniert werden.76 Der bestimmte Artikel ist abhängig
vom Auslaut des relativischen Verbs.77 Beim Auslaut u ist die Determinierung durch das
Suffix -t ausgedrückt, nach den Auslauten ä, a, i, þ oder š hingegen durch -(Ω)w. Nach allen
anderen Konsonanten ist die Determinierung durch das Suffix -äw ausgedrückt.78 Anstelle von
-t findet sich auch die Variante -tu, die als doppelte Determinierung erklärt wird.79
Wenn das übergeordnete Substantiv feminin ist, kann das relativische Verb anstatt mit
dem allgemeinem Artikel -(ä)w/-t mit einem der explizit femininen Artikel -(ä)wa oder -itu /
-.(y)Ωtu determiniert sein.80 Der feminine Artikel scheint meist wenn nicht nahezu
ausschließlich nach konsonantischem Auslaut vorzukommen.81 Vgl. zum femininen Artikel
folgende Textbeispiele:
A 032 P
Yä-Šäwa waf yämmԥ-ttԥbbal-äwa mist-e82
meine Frau, die Yä-Šäwa waf genannt wird
A 033 K
yä-ällääþþ-ԥw yämm-a-ttԥttayy-ԥtu änbär83
die Sonne, die nicht zu sehen ist, die untergegangen ist
74
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 87. Vgl. 1. Der Relativsatz S. 4.
Möglicherweise wird bei längeren Relativsätzen eher der Fall A eintreten. Eine Zweiteilung in die Fälle A/B
und C wäre somit ebenfalls sinnvoll.
76
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 83f. Leslau 1995 § 33.3. S. 83-87. Cohen 1936 S. 116f. Generelle Aussagen stehen im
Amharischen ohne Artikel, vgl. Leslau 1995. § 33.3.9. S. 87.
77
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 84. Leslau 1995 § 33.3. S. 83ff.
78
Vgl. Leslau 1995. § 33.3.5. S. 85.
79
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 84. Leslau 1995. § 33.8.8. S. 101. Die Determinierung -tu wird hauptsächlich in den
Dialekten von Gondar und Goam verwendet, vgl. Leslau 1995. § 33.3.3. S. 84.
80
Leslau 1995. § 33.3.4. S. 85. Kapeliuk 1988. S. 84f. Vgl. ferner Yri 2005: S. 48.
81
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 84-86. Leslau 1995. § 33.3.4. S. 85.
82
Polotsky Rezension zu Marcel Cohen 1937. S. 119.
83
Kapeliuk 1988. S. 85 (PĕD 18/11).
75
14
Auch wenn der Relativsatz mit Objektsuffixen häufig determiniert ist, bedeutet das
Vorhandensein von Objektsuffixen nicht, dass der Relativsatz determiniert ist.84 Vgl. hierzu
folgende Beispielsätze:
A 034
ԥssu gԥn y-al-lämmädä-w nägär näw (AWR 34f.)
Es ist eine Sache, an die er sich aber nicht gewöhnt hat.
Vgl. ferner 1.5.4.1.2. (b).
Wenn ein Objektsuffix jedoch an das Verb herantritt, fällt der Artikel weg.85
Manchmal findet sich jedoch der Artikel nach präpositionalen Objektsuffixen.86 Vgl. hierzu
folgenden Beispielsatz:
A 035 K
... ԥ¤¤ԥg märara wädä-honä-bbät-u yä-ras-u ԥddԥl tämälläsä87
Er kehrte zurück zu seinem eigenen Schicksal, welches für ihn sehr bitter war...
Vgl. ferner A 111 und A 116.
Bei einer zusammengesetzten Zeit bleibt der Artikel am relativierten Hilfsverb
hingegen erhalten, da die Objektsuffixe ans Vollverb treten.88 Vgl. hierzu folgenden
Beispielsatz:
A 036
kä-20-nna kä-25 amät bä-fit yԥsäru-t yä-näbbärä-w-ԥn ¤äbd (HAFM 256)89
die Heldentat, die sie vor 20 (und) 25 Jahren vollbracht haben
Vgl. ferner A 001 K, A 017 K, A 099, A 100, A 120 (mit Imperfekt) sowie A 002 G, A 011, A
078, A 096 (mit Gerundium).
1.5.2. Die Akkusativpartikel -n
Wenn der Relativsatz bzw. das übergeordnete Substantiv indeterminiert ist, fehlt in der
Regel die Akkusativpartikel -n.90 Ist der Relativsatz hingegen determiniert, ist die
Akkusativpartikel -n wohl obligatorisch.91 Wenn das übergeordnete Substantiv des
84
Vgl. Leslau 1995. § 33.5.1. S. 88.
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 85. Leslau 1995. § 33.3.6. S. 85f. Zum präpositionalen Objektsuffix der b-Reihe -Ωbbät
vgl. ferner Kapeliuk 1988. S. 82f.
86
Kapeliuk 1988. S. 86.
87
Kapeliuk 1988. 86 (AGRA 10/21-22). Es finden sich jedoch nahezu ohne Ausnahme nur Beispielsätze für die
3. m. Sg. mit dem Suffix der b-Reihe (-Ωbbät-u), vgl. Kapeliuk 1988. S. 86. Zu dem Beispielsatz mit -Ωbbät-wa
vgl. 3.2.2.1.1. Realer Bedingungssatz S. 59.
88
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 85 (mit Beispielsätzen). Vgl. 1.1. Bildung der Relativform S. 4.
89
In yΩsäru-t yä-näbbärä-w-Ωn ist -t das Bezug nehmende Pronomen, während -w der Artikel ist.
90
Kapeliuk 1988. S. 89 (mit Beispielsätzen). Leslau 1995. § 33.7.1 S. 96.
91
Kapeliuk 1988. S. 89 (mit Beispielsätzen). Leslau 1995. § 33.7.7. S. 97. Wenn das relativische Verb ein
direktes Objektsuffix hat, ist gemäß Kapeliuk ferner die Akkusativpartikel -n bei akkusativischer Verwendung
notwendig. Wenn präpositionale Objektsuffixe vorliegen, finde hingegen die Akkusativpartikel -n nur
Verwendung, wenn der Relativsatz determiniert ist. Die genannten Beispielsätze für direkte Objektsuffixe sind
85
15
Relativsatzes ein Possessivsuffix hat, folgt die Akkusativpartikel -n, unabhängig davon, ob sie
dem relativischen Verb suffigiert ist, dem Possessivsuffix.92 Vgl. folgenden Beispielsatz:
A 037 K
kostärr y-alä nԥgԥggԥr-aþþäw-ԥn bä-mäØä®®äl93
darin ihre (höfl.) Rede fortzuführen, welche grimmig ist
1.5.3. Die Präposition
Wenn das übergeordnete Substantiv einer Präposition untergeordnet wird, tritt diese vor
das relativische Verb.94 Die Präposition wird in teils nach dem Relativsatz wiederholt,
insbesondere wenn das übergeordnete Substantiv ein Eigenname ist, vgl. Ω-sΩr-u wäd-alläþΩw wädä Addis Abäba „nach Addis Abeba, welches unten ist“.95 Die Partikel yä- fällt
regelmäßig weg, wenn eine Präposition dem relativischen Verb präfigiert wird, sodass das
Relativimperfekt nach einer Präposition nur an dem Präfix mm- zu erkennen ist. Das
Relativperfekt nach einer Präposition ist hingegen häufig nur aus der Syntax oder dem
Kontext zu erschließen.96 Bei zusammengesetzten Zeiten tritt die Präposition an das
relativierte Hilfsverb, vgl. yΩnoru-bbät bä-näbbärä-w Øäbäle „die Gegend, in der sie zu leben
pflegten“.97 Nach Präpositionenen stehendes vermutliches Relativperfekt ist im Folgenden als
(Relativ-)Perfekt bezeichnet.
Imperfekt
Perfekt
Relativform
yä-mm-isäbr
yä-säbbärä
mit Präposition
bä-mm-isäbr
bä-säbbärä
mit Zirkumposition
bä-mm-isäbr ... lay
bä-säbbärä ... lay
Im Folgenden finden sich Textbeispiele zu Relativsätzen, die einer Präposition
untergeordnent sind:
a) Indeterminierte Relativsätze
ΩndäA 038
A 039
ԥnd-[abbädä] wԥšša (HAFM 253)
wie ein verrückt gewordener Hund
ԥndä-[tärabä] awre (HAFM 252)
wie ein hungriges Tier
jedoch ausschließlich determiniert. Vgl. Kapeliuk 1988. S. 89f.
92
Kapeliuk 1988. S. 89.
93
Kapeliuk 1988. S. 89 (I BZMA 29/10-11).
94
Leslau 1995. § 33.5.4. S. 89. Zu Beispielsätzen siehe unten.
95
Leslau 1995. § 33.5.5-6. S. 89f. Kapeliuk 1988. S. 91. Ferner kann die Präposition fakultativ auch vor einem
Demonstrativpronomen oder einem possessiven yä-Komplex wiederholt erscheinen. Vgl. A 017 K, A 120,
Kapeliuk 1988. S. 91f.
96
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 71.
97
Kapeliuk 1988. S. 83 (HIFK 143/2-4).
16
A 020
bäA 040
[šäkkԥm ԥndä Øälläl-at] ahya (HAFM 261 unten)
wie ein Esel, dem die Last leicht geworden ist
bä-[täkäffätä] bet (HAFM 295)
in einem offenen Haus
A 041
bä-[täØämmä®ä] Øԥbe (HAFM 281).
mit liegengelassener Butter98
A 042
bä-[täsäbbärä] dԥm¬ (HAFM 214)
mit gebrochener Stimme
läA 043
lä-[tärabä] mablat lä-[tärazä] malbäs (AWR 4)
dem, der hungert, essen dem, der nackt ist, sich kleiden zu lassen
A 044
lä-täwälläd-aþþäw l-al-täzämmäd-aþcäw (AWR 11)
für den der ihm (höfl.) geboren und dem der nicht mit ihm verwandt ist (ließ er
trauern)
A 045
lä-tärabä fԥrey-aþþäw-ԥn lä-däkkämä-w ®ԥla-þþäw-ԥn yämm-a-ynäfgu
der seine Frucht einem Hungernden und einem Müden seinen Schatten nicht
zurückhält (HAFM 251)
b) Determinierte Relativsätze
kä- / täA 046
A 047
kä-mm-ittärämmäs-äw bԥzu tälalafi asab hullu (HAFM 257)
von den ganzen sehr gegensätzlichen Gedanken, die herumschwirrten
kä-täØäbbälu-t bԥzu (HAFM 251)
von dem genommenen Vielen
Vgl. ferner 1.5.4.3.3. (b) Indirektes Objekt der b-Reihe (determiniert).
ΩndäA 048
bäA 049
... ԥndä-mm-ibbal-äw tärät (HAFM 254, 270)
wie das Sprichwort, das besagt ...
b-adärrägä-w nägär (AWR 146)
die Sache, die er getan hat (bedauerte er nicht)
Vgl. ferner 1.5.4.3.3. (b) Indirektes Objekt der b-Reihe (determiniert).
sΩläA 050
98
sԥlä-därräsä-w þԥggԥr (HAFM 264).
wegen dem Problem, das geschehen ist
Vgl. ferner yä-Øwäyyä ØΩbe, yä-bässälä ØΩbe und yä-norä ØΩbe Kane 1990 I 764a.
17
A 051
wädäA 052
balagär sel-adärrägä-w adma (HAFM 262);
wegen dem Streik, den (der) Bauer (kollektiv) gemacht hat
wädä-[säffärš] wԥsäԥññ (AWR 2110)
nimm (f.) mich dorthin, wo du dich nieder lässt
Vgl. ferner 1.5.4.3.3. (b) Indirektes Objekt der b-Reihe (determiniert).
1.5.4. Beispielsätze
Im Folgenden sind Textbelege für Relativsätze genannt. Diese sind in indeterminierte
und determinierte Relativsätze sowie in Relativsätze mit präpositionalen Objektsuffixen
unterteilt. Innerhalb dieser drei Kategorien sind die Textbeispiele nach der Funktion des
übergeordneten Substantivs im Relativsatz angeordnet.
1.5.4.1 Indeterminierte Relativsätze (Beispielsätze)
1.5.4.1.1. Subjekt des Relativsatzes
Im Folgenden finden sich Beispielsätze, in denen das übergeordnete Substantiv
indeterminiert und Subjekt des Relativsatzes ist:
a) Subjekt des Relativsatzes ohne Suffix (indeterminiert)
A 053
lä-kԥfu gäžži hullu mԥssale yämm-ihon ԥat (HAFM 253)
eine Strafe, die ein Beispiel für alle schlechten Herrscher ist
A 054
[yämm-a-yawu] moññ (HAFM 253)
ein Dummkopf, der (höfl.) nicht weiß
A 055
[... l-amätbal mäwaya li-yamäa y-al-þalä] balagär (HAFM 258)
ein Bauer, der nicht zum Jahresfest ... bringen kann
A 056
[y-agäññä-w-ԥn hullu yämm-ibäla] yä-wayya ԥsat (HAFM 252)
ein verheerendes Feuer, das alles was es findet frisst
A 057
[ԥԥy-alä] äläma (AWR 1611)99
eine Finsterniss, die undurchdringbar ist
A 058
[yä-säffärä] nägade (AWR 63)
ein Händler, der sich niedergelassen hat
A 059
[yä-märrärä] hazän (AWR 91)
eine Trauer, die bitter ist
99
Vgl. Kane 1990 II 2138b.
18
A 060
[yä-täwällädu] hullät lԥ¤¤oþ (AWR 4)
zwei Kinder, die geboren wurden
A 061 H
[mot yämmi-yamä®a] yih zԥnab zännäbä-bbaþþäw
dieser Regen regnete auf sie, der Tod bringt.100
A 062
[yä-täšalä] nägär (AWR 14)
eine Sache, die besser ist
A 063
[y-amällä®ä] säw gen (AWR 2)
aber ein Mann, der flieht
A 064
[yä-tägäbba] säw (AWR 65, vgl. 710)
ein Mann, der geeignet ist101
A 065
[y-amarä] alläbabäs-ԥh [yä-täwabä] sԥra-h (AWR 727)
deine schöne Art und Weise sich zu kleiden, deine schöne Arbeit...
Vgl. ferner A 008.
b) Subjekt des Relativsatzes mit direktem Objektsuffix (indeterminiert)
A 009
lela [yämm-iþþal-aþþäw] nägär al-näbbärä-mm (AWR 517)
eine andere Sache, die ihnen möglich ist, gab es nicht.
A 066 K
ԥnd-anþi yämmԥ-ttԥggԥbabba-ññ set bä-hԥywät-e al-agga®®ämä-ññ-ԥmm102
Er ließ mir in meinen Leben nie eine Frau begegnen, die du zu mir passt wie du.
1.5.4.1.2. Direktes Objekt des Relativsatzes
Im Folgenden finden sich Beispielsätze, in denen das übergeordnete Substantiv des
Relativsatzes indeterminiert und direktes bzw. akkusativisches Objekt des Relativsatzes ist:103
a) Direktes Objekt des Relativsatzes ohne Suffix (indeterminiert)
A 013
100
[yämm-inԥØu] balagär (HAFM 257)
(der) Bauer (generell), den er (höfl.) verachtet
Khan 1988. S. 223. Satz 95. (HS 255:15).Das übergeordnete Substantiv ist bereits durch das Demonstrativpronomen determiniert.
101
Vgl. ferner Ωnd-ant y-allä säw (AWR 7f.), bä-fΩrhat yä-täfä®®ärä anbässa (AWR 16), yämm-ibäØa Øal sԥl-a®®a
(HAFM 255), sä®täw däss yämmi-yassäññu geta näbbäru (HAFM 251), lä-mäkwanΩnt yä-täfä®®ärä Ωn¤i (HAFM
257) sowie Altamharisch gΩra mängäd yämmi-yahedu agganΩnt. Haile 1983. S. 160.
102
Kapeliuk 1988. S. 81 (BGQK 143/14-15).
103
Vgl. ferner Kapeliuk 1988. S. 94f.
19
b) Direktes Objekt des Relativsatzes mit direktem Objektsuffix (indeterminiert)
A 021
[yä-säw þԥggԥr yämm-a-yԥssämma-þþäw] äkkañ (HAFM 253)
ein Unerbittlicher, der (die) Probleme (der) Menschen nicht wahrnimmt.
A 067
[lela näbs yä-lellä-w] ®ԥØur nägär yԥhon (AWR 186)
Es soll eine schwarze Sache sein, die keine andere Seele hat.
A 034
[ԥssu gԥn y-al-lämmädä-w] nägär näw (AWR 34f.)
Es ist etwas, was er aber nicht gewohnt ist.
A 068
[mԥssale yä-lell-aþþäw] ... säw (HAFM 253)
ein ... Mensch, der kein Beispiel hat (d.h. ein Mensch ohne gleichen)
A 069
dengät [yämm-irä®bu-t] säw ԥndä-honä (AWR 1022)
wenn er (eventuell) mal einer ist, dem man helfen sollte
A 020
[šäkkԥm ԥndä Øälläl-at] ahya fän®ԥzo (HAFM 261 unten)
indem er Freudensprünge machte, wie ein Esel, dem die Last leicht geworden
ist
1.5.4.2. Determinierte Relativsätze (Beispielsätze)
1.5.4.2.1. Subjekt des Relativsatzes
Im Folgenden finden sich Beispielsätze, in denen das übergeordnete Substantiv
determiniert und Subjekt des Relativsatzes ist:
a) Subjekt des Relativsatzes ohne Suffix (determiniert)
A 070
[yä-tägäññä]-w gänzäb (AWR 10)
das gefundene Geld
A 071
[bä-yyä-rägrägu y-allä]-w gwԥr® (AWR 1526)
der Frosch, der in jedem Sumpf ist
A 072
[yä-mä®®a]-w säw (AWR 7)
der gekommene (Mensch)
A 073
[yä-täsäbässäbä]-w säw hullu saØä (HAFM 252)
alle (Menschen), die sich versammelt hatten, lachten
A 074
[yä-motä]-w motä, (AWR 822f.)
der, der starb, starb
A 075
yämm-isäddԥb-äw s-isäddԥb yämmi-iräggԥm-äw s-iräggԥm (HAFM 253)
indem tadelt, wer ihn tadelt (und) verflucht, wer ihn verflucht
20
A 076
[zare yä-därräsä]-w (HAFM 217)
dasjenige, das heute geschehen ist
A 077
[yä-marräkä]-w-ԥmm tämarko täšä®®ä (AWR 822f.)
der, der Beute machte, wurde gefangen genommen und verkauft
A 078
täšԥ®®o yä-näbbärä-w säw-aþþäw (AWR 1112)
sein Mensch (Sklave), der verkauft wurde...
Vgl. ferner A 011.
mit Akkusativpartikel104
A 079
[yä-Øärrä]-w-ԥn ®ԥØit säw (AWR 2)105
die wenigen Menschen, die blieben
A 080
[kä-wԥs®-aþþԥn-ԥmm honä kä-wԥyämm-innässu]-t-ԥn leb-oþþ (HAFM 253)
die Diebe, die sei es aus unserer Mitte sei es von draußen hervorkommensind
A 081
[yä-täšä®®ä]-w-ԥn säw-oþþ (AWR 10)
die Menschen, die verkauft wurden
A 082
[yä-marräkä]-w-ԥn säw (AWR 3)
den Menschen (allgemein), der gefangen genommen hat
A 083
[yä-tägäddäbä]-w-ԥn mazgi’a (AWR 1110)
das Tor, das verriegelt war
A 084
krԥstiyan yä-täbalä-w-ԥn hullu (AWR1)
alle die Christen genannt werden
A 085
yä-täwässänä-w-ԥn hullu (HAFM 254)106
alles was beschlossen wurde
b) Subjekt des Relativsatzes mit direktem Objektsuffix (determiniert)
A 086
104
yämm-iwädduw-aþþäw ®ԥØit-oþþ b-ihonu yämmi-yadänØw-aþþäw-nna yämmiyakäbruw-aþþäw bԥzuw-oþþ näbbäru (HAFM 256)
Wenn die, die ihn liebten, wenige waren, die, die ihn bewunderten, und die, die
ihn verehrten, waren viele.
Indeterminierter Akkusativ ist im Amharischen meist unmarkiert. Ein Beispielsatz mit indeterminiertem
Relativsatz und Akkusativpartikel findet sich bei Leslau, vgl. yä-tammämä-nn astammu yä-tärabä-n ablu. Leslau
1995. § 33.3.9. S. 87.
105
Vgl. auch yä-Øärrä-w dä¤azmaþ-Ωmm (AWR 2).
106
Vgl. ferner yä-täØäbbälä-w-Ωn lä-mayät (AWR 1010).
21
käA 087 K
kä-mm-ittaddäl-aþþäw ԥhԥl ԥne-n lä-mastänagäd107
um mich zum Essen zu führen, das an sie verteilt wurde...
mit Akkusativpartikel
A 088
gänzäb yä-säddädä-w-ԥn-ԥnna [antä-n y-asläØØäØä-h]-ԥn säw (AWR 1214).
den Mann, der Geld geschickt und dich freizulassen verursacht hat
A 089 H
yämm-idärs-ԥbbät-ԥn [yämm-i®äbbԥØ-äw]-ԥn yԥh-ԥn ԥddԥl108
dieses Schicksal, ihm widerfahren wird, welches ihn erwartet
1.5.4.2.2. Direktes Objekt des Relativsatzes (determinierte Beispielsätze)
Ist das übergeordnete Substantiv des Relativsatzes determiniert und Objekt des
Relativsatzes, so hat das relativische Verb ein Objektsuffix.109 Im Folgenden finden sich
Beispielsätze, in denen das übergeordnete Substantiv des Relativsatzes direktes bzw.
akkusativisches Objekt des Relativsatzes ist:
a) Direktes Objekt des Relativsatzes mit Suffixbezugnahme (determiniert)
A 090
[yämm-immäññu-t] ... säw-aþþäw (AWR 11, A 078)
sein (höfl.) Mensch ... den er wollte
A 091
[arat ԥgԥr y-allä-w] yä-(ԥ)wnätäñña-w anbässa mässälä-w (AWR 16)
er glich dem echten Löwen, der vier Beine hat.110
A 092
[yämm-isä®u-t] gänzäb (AWR 512)
das Geld, das er (höfl.) gegeben hat
A 093
bä-wԥha ®ԥmat yä-kärrärä-w .. (AWR 1725f.)
der, dem der Durst nach Wasser akut wurde
A 022 K
... bä-[märrä®ä-w] mäsarya ԥffalläm-äw-allähu111
Ich werde kämpfen mit ihm mit der Waffe, die er ausgewählt hat.
A 094
[yämm-ԥkäfl-äw]-ԥmm yällä-ññ (AWR 4)
Das, was ich zahle, habe ich nicht.
mit Akkusativpartikel
107
Kapeliuk 1988. S. 81 (I BZMA 4/11-12). Vgl. ferner Kapeliuk 1988. S. 81f.
Khan 1988. S. 220. Satz 72 (HS 255:35).
109
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 94f.
110
Wörtlich: dem vier Beine vorhanden sind.
111
Kapeliuk 1988. S. 82 (HAFM 129).
108
22
A 036
[kä-20-nna kä-25 amät bä-fit yԥsäru-t yä-näbbärä]-w-ԥn ¤äbd (HAFM 256)
die Heldentat, die sie vor 20 (und) 25 Jahren vollbracht haben
A 095
[yä-tä®allu-t]-ԥn säw lä-massäØayät (HAFM 255)
um den, mit dem er (höfl.) sich streitet, zu quälen
A 096
[yԥzo-t yä-näbbärä]-w-ԥn gänzäb (AWR 9)
das Geld, das er genommen hatte
A 097
[y-ayyä-w]-ԥn mädäbbär mässälä-w (AWR 1514)
(er) schien ihm der Stand zu sein, den er gesehen hatte
A 098
[kä-Fitawrari y-amä®®u-t]-ԥn mäls lä-mäsmat (HAFM 251)
um die Antwort, die sie vom Fitaurari brachten, zu hören
A 099
[yԥzäffԥn-äw yä-näbbärä]-w-ԥn...[y-awwärä-w yä-näbbärä]-w-ԥn (HAFM 256)
die (Gesänge), die sie gesungen ... die (Erzählungen), die sie erzählt hatten
A 100
[yԥhonu-t yä-näbbärä]-w-ԥn huneta (HAFM 252)
den Zustand, (in dem) sie waren
A 101
[wädä-fit yämmi-yadärgu-t]-ԥn lä-mäwässän (HAFM 251)
um festzulegen, was sie in Zukunft tun werden
A 102
[yämmԥ-tarrԥg-äw]-ԥn adԥrg-äññ (AWR 3)
tu mir, was du mir tust
A 103
[y-al-assäbä-w]-ԥn sisay (AWR 106)
das Glück, (an das) er nicht dachte
A 056
[y-agäññä-w]-ԥn hullu yämm-ibäla yä-Øwayya ԥsat (HAFM 252)
ein verheerendes Feuer, das alles frisst, was es findet (Perfekt)
A 104
[y-agäññä-w]-ԥn hullu yämm-if䤤... (HAFM 252)
welches alles, was es findet (Perfekt), verbrennt
A 105
[yämm-ibälu]-t-ԥn ԥyy-assänaddaþþ (AWR 511)
indem sie vorbereitet, was sie essen
b) Direktes Objekt des Relativsatzes mit direktem Objektsuffix (determiniert)
A 014 K
112
ԥbakkԥš sämon-u-n yämm-ԥkäfl-ԥš hullät sost bԥrr abädri-ññ 112
Bitte (f.), gib mir zwei drei Bԥrr, die ich dir (f.) nächste Woche zurückzahle.
Kapeliuk 1988. S. 82 (MGLG 14/16-17).
23
mit Akkusativpartikel
A 027
[yä-fäØØädä-ññ]-ԥn b-ԥsära-h yԥþþal-äññ-all (AWR 4)
Wenn ich dir tue, was ich will, ist es mir möglich.113
1.5.4.3. Relativsätze mit präpositionalem Objektsuffix (Beispielsätze)
Im Folgenden finden sich Textbeispiel zu Relativsätzen mit präpositionalem
Objektsuffix:114
1.5.4.3.1. Subjekt (mit präpositionalem Objektsuffix)
a) Subjekt mit Suffix der b-Reihe
A 010 H
yä-därräsä-bbät sԥØay (Khan 1988. S. 200. Satz 6. HS 255:30ff.)
die Tortur, die ihm widerfahren ist
A 106 H
bä-därräsä-bbät hazän (Khan 1988. S. 200. Satz 7. HS 264:19ff.)
mit der Trauer, die ihm widerfahren ist
A 028 K
bä-Addis Abäba lay y-addärä-bbät nafØot ԥ¤¤ԥg käbbad näbbär115
Die Sehnsucht, die ihn nach Addis Abeba überkam, war sehr groß
A 035 K
... ԥ¤¤ԥg märara wädä-honä-bbät-u yä-ras-u ԥddԥl tämälläsä 116
Er kehrte zurück zu seinem eigenen Schicksal, welches für ihn sehr bitter war.
mit Akkusativpartikel
A 089 H
[yämm-idärs-ԥbbät]-ԥn ... yԥh-ԥn ԥddԥl117
dieses Schicksal ... welches ihm (d.h. Europa) widerfahren wird
b) Subjekt mit Suffix der l-Reihe
A 012
yä-täyazäþþ-ԥllät mä ԥyy-alä (AWR 2118)
(das Maultier), welches ihm gehört, trieb er an
A 107
yämm-a-yhon-ԥllät honä (AWR 3)
es wurde eines, welches es ihm nicht (möglich) ist (d.h. es gelang ihm nicht).118
113
Wörtlich: „Wenn ich dir tue was er (d.h. Gott) mir gewährt, ist es mir möglich.”
Vgl. ferner Kapeliuk 1988. S. 95. bä-[R-Verb]-bbät ist manchmal mit der Distributivpartikel Ωyyä- versehen.
bä-yyä-[R-Verb]-bbät „wo auch immer“ wird meist mit dem Existenzverb allä verwendet. Zu Beispielsätzen
vgl. Kapeliuk 1988. S. 95.
115
Kapeliuk 1988. S. 96 (AGRA 8/13-15).
116
Kapeliuk 1988. 86 (AGRA 10/21-22).
117
Khan 1988. S. 220. Satz 72 (HS 255:35).
114
24
mit Akkusativpartikel
A 008
[yä-täsärra-llaþþäw]-ԥn yämmi-yasa®®a mängäd (HAFM 254)
einen Weg, der verlieren lässt, was für sie getane wurde
1.5.4.3.2. Direktes Objekt (mit präpositionalem Objektsuffix)
a) Direktes Objekt mit Suffix der b-Reihe
Hierzu fehlen leider Beispielsätze!
b) Direktes Objekt mit Suffix der l-Reihe
A 016
[yämm-ԥsära-llԥh] nägär (AWR 3)
die Sache, die ich für dich getan habe
mit Akkusativpartikel
A 108
[yä-Øäddädu-llԥnä]-nn mängäd (HAFM 253 unten)
den Weg, den er (höfl.) für uns bereitet hat
A 029
[yä-šä®®ԥh-ԥllԥññ]-ԥn bari’a (AWR 3)
den Sklaven, den du mir verkauft hast
A 109 K
[yä-fällägä-llat]-ԥn bal (Kapeliuk 1988. S. 82: DAŠS 83/5-6)
den Ehemann, den er für sie wollte
1.5.4.3.3. Indirektes Objekt der b-Reihe
a) Indirektes Objekt der b-Reihe (indeterminiert)
A 024
mԥn-ԥmm [yämm-illäyayyu-bbät] nägär al-näbbärä-mm (AWR 4)
es gab keine Sache, in der sie sich unterscheiden
A 110
[wänzawänz yä-bäzza-bbät] meda näbbär (AWR 1516)
Es war ein Gelände, auf dem viele Flüsse waren
b) Indirektes Objekt der b-Reihe (determiniert)
A 111
118
yämm-innässa-bbät-u gize (AWR 614)
die Zeit, in der er geneste (wörtlich: die Zeit, in der er aufsteht)
Vgl. ferner yämm-a-ymäsl-äw honä (AWR 6), and yämm-ihon-Ωllät nägär a®®a (AWR 36). Vgl. zu Relativimperfekt mit konjugiertem honä Goldenberg 1966. § 257. S. 273f.
25
A 112 K
yä-mä®®ah-ԥbbät gudday (Kapeliuk 1988. S. 82: AMYB 9/2)
die Sache, wegen der du gekommen bist.119
A 113
[yämm-ԥnnԥhed-ԥbbät] mäkniyat (HAFM 254)
der Grund, aus dem wir gegangen sind
kä- / täA 114
wԥlo mändär tä-lellä-bbät kä-mԥdrä-bäda därräsä (AWR 1510)
er kam an zu einer Wüste, die keinen wohnbaren Ort hat
A 025
[yämmi-yasläØØu-bbät] gänzäb (AWR 4)120
das Geld, durch das er freigelassen hat
A 115
kä-[täšä®®ԥhu-bbät] asläØØäØaþþԥhu-ññ (AWR 12)
ihr habt veranlasst mich frei zulassen von dem, [durch den ich verkauft wurde]
A 116
tä-näbbärä-bbät-u a-yԥnØäsäØØԥs (AWR 194)
von dort, wo er war, kam er nicht los
wädäA 117
wädä-[mä®®aþþ-ԥbbät] wägän (AWR 219)
zur Seite, von der sie gekommen war
A 118
wädä-[mm-iawwätu-bbät] set ԥlfԥññ (HAFM 255)
zum Frauengemach, in dem sie sich unterhielten
A 119
fit-u-n wädä-mä®®a-bbät azwԥro ԥgԥr-u-n wädä-mm-ihed-ԥbbät asräzzԥmo
er wandte das Gesicht dorthin, woher er kam, und entfernte den Fuß von dort,
wohin er ging und ... (AWR 20)
bäA 120
[bԥrԥØØo brԥlle] bä-[mm-iäbbԥ®-ԥbbät] bä-[näbbärä]-w ԥ®at-u (AWR 3)
mit seinem Finger, mit dem er ein Glas, eine Karaffe gegriffen hatte
A 121
yämm-iššäkkԥm-ԥbbät anØa-w-ԥmm (AWR 3)
seine Schulter, mit der er trägt
A 122
tä-[tänbäräkkäkä-bbät] ®ä®är afso (AWR 1817f.)
er nahm eine Hand voll Schotter, auf dem er gekniet hatte, und ...
mit Akkusativpartikel
A 123
[yämm-ԥnnԥlläyayy-ԥbbät]-ԥn mängäd (HAFM 253 unten)
den Weg, auf dem wir uns unterscheiden
A 124
[y-allä-bbät]-ԥn y-agär-u-n-ԥmm sԥm (AWR 1217)
den Namen des Landes, in welchem er sich befindet
119
120
Vgl. zu weiteren Beispielsätzen Kapeliuk 1988. S. 82f.
Im Text yämmi-’asläØØu-bbät. Vgl. 1.4.2. (b) Referenz durch Suffixe der b-Reihe S. 10.
26
A 125
[... y-ayyä-bbät]-ԥn an®ar yԥzo (AWR 16)
mit der Richtung, aus der er ... gesehen hat
A 126
[yämm-ihed-ԥbbät]-u-n s-a-yawØ (AWR 14)
ohne dass er weiß, wohin er geht
1.5.4.3.4. Indirektes Objekt der l-Reihe
A 026
[yämmi-yadr-ԥllät] geta (AWR 527f.)
der Herr, bei dem er (zur Arbeit) bleiben wird121
A 127 G
[mädhanit y-al-tägäññä-llät-ԥnna wädä fit-ԥm yämm-a-yԥggäññ-ԥllät] hԥmäm122
ein Schmerz, für den es keine Medizin gibt und auch in Zukunft keine geben
wird
1.6. Verwendung des relativischen Verbs
Das relativische Verb hat zugleich adjektivische und verbale Eigenschaften.123 Gefolgt
von der Kopula kann der konkrete Relativsatz als prädikatives Komplement dienen.124 Das
übergeordnete Substantiv des Relativsatzes kann fehlen und der Relativsatz als abstraktes
oder konkretes Nomen zur Bildung von Spalt- und Nebensatzkonstruktionen dienen.125 Bei
abstrakten Relativsätzen insbesondere in Spaltsätzen und einigen Nebensätzen ist das Fehlen
eines übergeordneten Substantivs obligatorisch. In anderen Nebensätzen sind nur bestimmte
übergeordnete Substantive, wie z.B. gize „Zeit“, möglich. Das abstrakte relativische Verb ist
mit einer abstrakten Substantivierung des Verbs wie dem Infinitiv oder dem Nomen der Art
und Weise vergleichbar.126 Der konkrete Relativsatz ist hingegen eher mit einem Partizip zu
vergleichen.127
1.6.1. Die adjektivische Verwendung
Durch Relativierung kann ein beliebiges Verb zu einem Adjektiv transformiert
werden.128 Ferner finden sich im Amharischen relativ wenig spezifische Schemata zur
Adjektivbildung. Stattdessen sind Adjektive im Amharischen sehr häufig durch einen
121
Im Text yämmi-’adΩr-Ωllät. Wörtlich: „für den er die Nacht (d.h. eine gewisse Zeit) verbringen wird.”
Goldenberg 1966. § 64. S. 62 (NA 73:11-3).
123
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 72f., 76f., 86. Goldenberg 1966. § 65. S. 63f.
124
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 86. Der abstrakte Relativsatz kann nicht prädikatives Komplement sein, s. Goldenberg
1965. S. 15. Vgl. zur attributivischen und prädikativen Verwendung des Relativsatzes Goldenberg 1966. § 256.
S. 271.
125
Vgl. u.a. Kapeliuk 1988. S. 74, 86, 19.
126
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 74, 110f., 117f. Goldenberg 1965. S. 15. Vgl. ferner Polotsky Zur «Amharischen
Geschichte eines Emirs von Harar» 1937. S. 117.
127
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 19.
128
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 72, 86. Goldenberg 1966. § 65 / 70. S. 63f. / 68. Leslau § 44.1. S. 203-8.
122
27
Relativsatz ausgedrückt.129 Dieser besteht oft aus der relativierten Verbalform ohne weitere
Objekte.130 Das relativische Verb kann jedoch auch Teil eines Relativsatzes sein, von dem es
nur das Prädikat darstellt.131 Der imperfektive Relativsatz wird zum Ausdruck der Fähigkeit
und der Möglichkeit verwendet.132 Im adjektivischen Relativsatz drückt die Unterscheidung
zwischen Perfekt und Imperfekt keinen Tempusunterschied aus.133 Vgl. folgende
Textbeispiele:
A 128 K
gԥn si’ol yä-täšalä bota s-a-yhon yԥØär-all134
Aber die Hölle bleibt kein besserer Ort.
A 129 K
yik säw k-ayyäh w-aþþäw hullu yä-täläyyä näw135
Dieser Mann ist anders, als alle die ich gesehen habe.
1.6.2. Lexikalisierte Relativsätze
Relativsätze finden sich ferner in lexikalisierter Form, zum Teil anstelle von
Adjektiven, häufiger jedoch in adverbialer Verwendung, aber auch als Postposition.
1.6.2.1. Erstarrte Adjektive
Die Relativsätze yä-gäzza „eigenes“ und Ωndih y-allä „solches“ scheinen als Adjektive
bereits erstarrt zu sein. Der erstarrte Relativsatz yä-gäzza „eigenes“ wird mit folgendem
übergeordnetem Substantiv und Possessivsuffix verwendet.136 Ferner scheint yä-gäzza in der
Bedeutung „eigenes“ nie den Artikel anzunehmen.137 Vgl. exemplarisch folgende Beispiele:
A 130
tä-[gäzza ®ԥla-w] bä-Øär (AWR 17)
außer seinem eigenen Schatten
A 131
bä-[gäzza fԥrat-e] (AWR 199)138
aus meiner eigenen Furcht
A 132
yä-gäzza nԥgԥggԥr-aþþäw-ԥn (HAFM 262f.)
seine (höfl.) eigene Rede (Akk.)
129
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 72. Kapeliuk 1988. S. 86. Goldenberg 1966. § 65-6. S. 64f. Das Adjektiv wurde somit
durch den Relativsatz zurückgedrängt. Vgl. Praetorius 1879 § 339d S. 452.
130
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 87. Vgl. ferner [Nomen] yä-bäzza-bbät um Englisch very [Nomen]-y bzw. Deutsch
sehr [Nomen]-ig auszudrücken. Leslau 1995. § 44.1.12 S. 206f.
131
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 87.
132
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 80. Zur Verwendung von Perfekt und Imperfekt vgl. ferner Cohen 1936: S. 154, 166,
365, 369, 370. Cohen 1939 S. 159f.
133
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 79.
134
Kapeliuk 1988. S. 87 (BGQK 142/2).
135
Kapeliuk 1988. S. 87 (AMYB 27/9-10). Zu weiteren Beispielen vgl. 1.5.3. (S. 15). 1.5.4.1.1. (S. 17).
1.5.4.2.1. (S. 19). Kapeliuk 1988. S. 87, 79f. Leslau § 44.1. S. 203-8. Vgl. ferner zu yämm-a-yØär näw Leslau
1995. S. 409, 738, 751.
136
Vgl. zu gäzza „eigen“ ferner Goldenberg 1991. S. 535f.
137
Vgl. Leslau 1995. § 25.2. S. 60f.
138
Vgl. bä-[gäzza fԥrhat-u] (AWR 1711).
28
Ebenfalls erstarrt ist Ωndih y-allä „solcher“.139 Hierzu seien exemplarisch folgende
Beispielsätze erwähnt:
A 133
kä-[ԥndih y-allu]-t säw mälläyayät (HAFM 253)
sich von so einem Mann zu Unterscheiden.
A 134
[ԥndih y-allä] Øal (AWR 7)
ein derartiges Wort
An der Präposition kä- im ersten Beispiel wird deutlich, dass es sich um eine erstarrte
Konstruktion handelt. So findet sich die Präposition vor der gesamten Konstruktion Ωndih yallä anstatt direkt vor der Relativpartikel yä-. Nicht erstarrtes Ωndih y-allä ist jedoch auch
belegt.140 Ferner sind weitere idiomatischen Konstruktionen wie yä-täØärru-t hullu „jeder
andere“ und yä-fällägä-w in yä-fällägä-w ... b-ihon „wer/was auch immer es ist“ zu
erwähnen.141
1.6.2.2. Erstarrte Adverbien
Einige relativische Verben werden zur Bildung von Adverbien verwendet. Sie sind
entweder als bloße Relativformen mit Akkusativpartikel -n oder mit Präposition
vorzufinden.142 Im Folgenden seien Relativsätze mit Präposition erwähnt die Adverbien
bilden:
a) mit der Präposition bäA 135
bä-täläyy „insbesondere“ (HAFM 229, 275, 280)143
A 136
A 137
A 138
A 139
bä-tärräfä „außerdem“ (HAFM 299)144
bä-mm-iggäbba „angemessen“ (HAFM 274)145
bä-mm-a-yΩggäbba „unangemessen“ (HAFM 222).
b-aššaggär „drüben“146
139
Vgl. ferner Leslau 1995. § 33.5.7. S. 90. Kapeliuk 1988. S. 87. Vgl. ferner HAFM 251: Ωndiya yallut däg
Ωndiya yallut lämläm gΩnd maläf a-yØär-Ωm.
140
Zu Beispielsätzen vgl. Kapeliuk 1988. S. 91. Vgl. ferner zu Ωndeh yallä Praetorius 1879. S. 452.
141
Leslau 1995. § 36.2.4. / 34.11.1. S. 152, 130.
142
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 95.
143
Vgl. ferner bä-täläyyä in Polotsky Zur «Amharischen Geschichte eines Emirs von Harar» 1937. S. 117.
144
Vgl. ferner kä-zzih bä-tärräfä Kapeliuk 1988. S. 95f. (I BZMA 35/7-8).
145
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 96 (BGQK 147/24-25). Leslau 1995 S. 861.
146
Täkka [Hrsg.] Yä-koso Ωššät 1982 a.m. S. 52: b-aššaggär kä-tank-u fit lä-fit „drüben gegenüber dem Panzer“
29
b) mit der Präposition sΩläA 140 P
sΩlä-honä „deswegen, folglich“147
c) mit der Präposition ΩndäDer relativische Nebensatz Ωnd-allä „wie es vorhanden ist“ wird häufig im Sinn von
„als ganzes“ oder „als solches“ nach einem Substantiv verwendet. Vgl:
A 141
wörtlich:
ԥsswa ԥnd-alläþþ (AWR 2117) 148
sie, wie sie ist,
Ferner ist yä-Øärr-äw Øärto und yä-Øärr-äw b-iØär „wenigstens“ zu vergleichen.149 Als
Adverb findet sich ferner yä-täšalä „besser“, yä-bällä®ä (sowie bä-bällä®ä) „mehr“, yä-basä
„schlimmer“ und yämm-ibäza-w-Ωn gize „die meiste Zeit, meistens, öfter“.150
1.6.2.2.1. Verwendung als Post- oder Zirkumposition
Das erstarrte Relativperfekt yä-tänässa „welches sich erhebt bzw. anfängt“ wird mit
den Präpositionen kä- und bä- als Zirkumposition mit der Bedeutung „wegen“ verwendet.151
Als Textbeispiele seien exemplarisch folgende Beispielsätze erwähnt:
A 142
kä-täsämma-w azän yä-tänässa (HAFM 239)
wegen der Trauer, die er empfand
A 143
kä-Øu®a-þþäw bԥzat yä-tänässa (HAFM 255)
wegen dem Ausmaß seiner Wut
Anstelle von kä- (bzw. tä-)... yä-tänässa findet sich bei AfäwärØ bä- ... yä-tänässa.
Vgl. hierzu folgende Textbeispiele:
A 144
bä-zzih yä-tänässa (AWR 3)
deswegen
A 145
bä-mayät yä-tänässa (AWR 1813)
wegen dem, dass er sah
147
Polotsky Rezension zu Marcel Cohen 1937. S. 121.
Vgl. ferner Kane 1990. Band II. S. 1238.Leslau 1995. § 118.12 S. 696, (529).
149
Leslau 1995. § 123.5. S. 720.
150
Leslau 1995. § 144.7. S. 790. yä-täšalä lΩ-ttanäbb „damit du besser liest“. Vgl. ibid. § 144.3,14 S. 787f., 791.
Ibid. § 81.7, §145.14 S. 517, 800. Vgl. ferner kä- ... [Adjektiv] in adverbieller Verwendung: kä-... yä-täšalä
„besser als“, kä- ... yä-bällä®ä, kä- yä-basä. Leslau 1995. § 144.3/10/14/18. S. 787f., 790f., 793.
151
Vgl. Leslau 1995. § 109.48. S. 646f.
148
30
Neben kä ... yä-tänässa sei auf die Konstruktionen lä-[Nomen] (yä-honä) Ωndä-honä
„was [Nomen] betrifft“152 und Ωndä-[Nomen] kä-honä „was [Nomen] betrifft (wörtl: wenn es
gemäß [Nomen] wäre)“153 hingewiesen. Ferner nennt Praetorius ein Textbeispiel in dem Ωndä[Infinitiv] y-allä näw verwendet wird um „Es ist z.B. [Infinitiv]“ auszudrücken.154
Manche der genannten Adverbien werden auch zusammen mit der Präposition kä- als
Zirkumposition verwendet, darunter bä-tärräfä „außer, abgesehen von“ und b-aššaggär
„jenseits von, gegenüber“.155 Zu erwähnen ist ferner ΩΩg kä-mään y-alläfä „über jedes Maß
hinaus (wörtlich: was sehr über das Maß hinausgeht)“.156
Als erstarrter Relativsatz könnten eventuell noch die Postposition ba-är, sowie bä-täär und bä-stä-är „außer” zu erklären sein. Sicher ist dies jedoch nicht.157
1.6.2.2.2. Altes Relativimperfekt und Relativperfekt
Altes affirmatives Relativimperfekt ohne -mm- ist eventuell in lexikalisierten Formen
noch erhalten. So findet sich yΩbälu-n gize „die meiste Zeit, meistens, öfter“,158 was sich auf
lexikalisiertes *z-ibälu-n gize zurückführen ließe. Als weitere Formen die eine
Nominalisierung des Verbs zeigen seien yΩbäl-uw-oþþ-u159 „die meisten“ und bä-yΩbäl
„mehr (adv.)“ erwähnt. Als Beispielsätze erwähnt Leslau bä-yΩbälΩyy-awwä-at s-ihed ällat „Je mehr er sie kennen lernte, desto hasste er sie.“160 und lä-wädä-fit-u bä-yΩbältäänä
„sei vorsichtiger in Zukunft“
161
Vermutlich altes Relativimperfekt und Relativperfekt finden im Amharischen zur
Steigerung Verwendung. Zu erwähnen wäre yΩbal yä-bällää „mehr“,162 yΩbΩs / yä-basä
und yä-käffa „schlimmer“,163 yans / y-annäsä „weniger“164 und yΩššal / yä-täšalä „besser“. 165
Vgl. folgende Textbeispiele:
A 146 K
152
kä-man-ԥññä-w-en gize-w yä-bällää
mehr als zu irgendeiner Zeit166
Leslau 1995. § 118.13. S. 696f. Kane 1990 II 1237f.
Leslau 1995. § 120.8. S. 709.
154
Prätorius 1879. S. 452.
155
Vgl. Leslau 1995. §109.1/20. S. 628f., 629f. Vgl. ferner yä-täšalä „besser als“ ibid. § 144.18 (4). S. 793.
156
Kapeliuk 1988. S. 96 (DAŠS 17/11-12).
157
Vgl. zu ba-är, bä-tä-är und bä-stä-är Leslau 1995. §109.16. S. 627f. Als Textbeispiel vgl. tä-gäzza Ωla-w
bä-är „außer dem eigenen Schatten“ (AWR 17).
158
Goldenberg 1966 § 78 S. 74. Vgl. Leslau 1995 § 145.19 S.801f., § 144.16. S. 792.
159
Leslau 1995. § 55.6.1. S. 311.
160
Leslau 1995. § 144.7. S. 790.
161
Leslau 1995. § 144.14. S. 791f. Vgl. ferner ibid. § 144.7. S. 790, ibid. § 145.15/17 S. 800f., ibid. § 158.35
S.866. Kapeliuk 1988. S. 96. Leslau 1995
162
Leslau 1995. § 145.7/8/20. S. 798f., 802. ibid. § 144.10/14/18 S. 790-3. Vgl. ferner zum Superlativ mit kähullu ibid. § 145.3. S. 797.
163
Leslau 1995. § 144.10. S. 790. Ibid. § 144.14. S. 791f. § 144.18. S. 792f. Ibid. § 145.20-21/23 S. 802. Zu yäkäffa vgl. Leslau 1995. § 144.25. S. 795f. Ibid. § 145.20-21/23 S. 802.
164
Leslau 1995. § 144.13. S. 791. Ibid. § 145.11 S. 799.
165
Leslau 1995. § 144.7. S. 790. Ibid. § 144.18. S. 792f. Ibid. § 145.9 S. 799. Leslau 2000. § 148-9. S. 167f.
166
Kapeliuk 1988. S. 95 (I BZMA 99/19).
153
31
A 147 K
yä-basä-w-ԥn gԥra yԥgäba-at-all167
sie fühlt sich schlechter
Ferner sind die erstarrten Imperfektformen yΩlΩØund yahl vermutlich als erstarrte alte
Relativimperfektformen zu erklären, vgl. yΩlΩØu-n „eher, statt dessen, lieber”168 und bä-zzih
yahl waga „zu einem solchen Preis“. 169 Bei den erstarrten Imperfektformen a-yØär,170 yΩhon,
a-yhon und yΩmäsl „als ob”171 könnte es sich ebenso um nicht-relativische Formen handeln
wie um andere.
167
Kapeliuk 1988. S. 96 (HAFM 51/4). Vgl. Goldenberg 1977. S. 489. Goldenberg 1966. § 78. S. 74f.
Vgl. Leslau 1995. §158.35 S.866. Ibid. § 166.6. S. 894.
169
Goldenberg 1966 § 78 S. 74 (WL 14:16). Zu yahl vgl. ferner yämmΩ-ttΩþΩlu-t-Ωn yahl „soviel wie du kannst”
Kapeliuk 1988. S. 96 (I BZMA 34/9f.). Vgl. ferner ... wässañ yä-mähon-u-n yahl „insoweit dass ... entscheidend
ist.“ Kane 1990. Band II. S. 1257a.
170
Vgl. Leslau 1995. S. 707, 744. Vgl. ferner im Harari Garad 1998. .S. 278f. z-al-ara-be z-al-aru-be „(sie)
ausnahmslos, bestimmt, sogar, immer mehr”.
171
Vgl. yΩþΩlu yΩmäsl „als ob sie könnten“ HAFM 252.
168
32
2. Kopulasätze
Die Satzkonstruktionen, in denen eine Kopula und ein relativisches Verb beteiligt sind
umfassen Spaltsätze und qualifizierende Kopulasätze. Der Spaltsatz ist eine der am meisten
behandelten Relativsatzkonstruktionen im Amharischen. So finden sich bei Kapeliuk 1988
allein 43 Seiten zu Spaltsätzen.172 Ferner wären neben der Referenzgrammatik von Leslau
mehrere Publikationen insbesondere von Goldenberg zu erwähnen.173 Im Folgenden findet
sich eine kurze zusammenfassende teils ergänzende Darlegung der Spaltsätze sowie der
qualifizierenden Kopulasätze.
2.1. Spaltsätze
Im Spaltsatz „verbindet die Kopula einen prädikativen Komplementärausdruck mit
dem subjektischen Relativsatz.“174 Bei der Bildung von Spaltsätzen wird das verbale Prädikat
des ‚zugrundeliegenden’ Satzes zum Subjekt des Spaltsatzes, während eine andere
Komponente des Satzes zusammen mit der Kopula zum Prädikat wird.175 Die Betonung liegt
auf dem Komplement der Kopula.176 Das Prädikat des Ausgangssatzes gerät bei dieser
Transformation in den Hintergrund, während die Satzkomponente, die mit der Kopula zum
Prädikat wird, in den Vordergrund gelangt.177 Das moderne Amharisch macht umfangreichen
Gebrauch von Spaltsätze. Der relativische Ausdruck bzw. das Subjekt der Kopula kann,
insbesondere wenn es bereits genannt wurde oder aus dem Kontext bekannt ist, ungenannt
bleiben bzw. wegfallen.178
Sowohl Kapeliuks Aufteilung der Spaltsätze 1988 als auch Leslaus Aufteilung 1995
führen zu Unklarheiten. Kapeliuk unterscheidet die Hervorhebung des Subjekts von der
Hervorhebung eines Komplements des ‚zugrundeliegenden’ Satzes.179 Im ersten Fall liegt ein
konkreter Spaltsatz mit konjugierter Kopula, in letzterem Fall ein abstrakter Spaltsatz mit
erstarrter Kopula vor.180 Kapeliuk sieht in dem hervorgehobenen Subjekt des konkreten
Spaltsatzes das Subjekt des ‚zugrundeliegenden’ Satzes, und in Fällen wie Ωne-w näññ-a yäfärrädä-bbΩññ „Der, den er (mich) verurteilt hat, bin ich.“, in denen das übergeordnete
172
43 von 53 Seiten sind zu Spaltsätzen. Kapeliuk NIA 1988. S. 101-153 (Kopulasätze). S. 103-145 (Spaltsätze).
Leslau 1995. § 33.9. S. 105-117. Leslau 2000. § 63.7. S. 69f. Goldenberg 1965. Ibid. The Amharic Tense
System. 1966. Ibid. Imperfectly-Transformed Cleft Sentences. 1977 (der Artikel konnte leider nicht mehr
berücksichtigt werden). Yri Cleft Sentences in Amharic, with Special Reference to Reference 2005. Ferner haben
Polotsky und Appleyard zum Spaltsatz publiziert. Polotsky 1983. S. 302-6. Polotsky 1962. S. 418-30. Polotsky
1985. S. 287-95. Polotsky 1951. S. 26-29. Appleyard The relative verb in focus constructions. 1989. Vgl. ferner
Correll 1980. Cohen 1936. 120-122.
174
Voigt 1977. S. 100. Das Zitat bezieht sich auf das Tigrinische, gleiches gilt jedoch ebenso für das
Amharische. Vgl. ferner Leslau 1995. §33.9.2. S. 106.
175
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 103. Vgl. zur Kritik an dem Konzept eines zugrundeliegenden Satzes und der
Transformation Yri 2005. S. 44. Der Sprecher transformiert den Satz in der Regel natürlich nicht erst, sondern
bildet unmittelbar den Kopulasatz.
176
Vgl. zum Tigrinischen Voigt 1977. S. 296.
177
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 103f.
178
Vgl. Leslau 1995. § 33.9.18-19. S. 114-6.
179
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 109.
180
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 110. Yri wehrt sich gegen die erstarrte Kopula. Schließlich ist die dritte maskulin
Singular in Konkordanz mit dem unpersönlichen abstrakten Relativsatz, der Subjekt des Kopulasatzes ist. Vgl.
(anders formuliert) Yri 2005. S. 44f.
173
33
Subjekt nicht Subjekt des Relativsatzes ist, dementsprechend die Ausnahme.181 Leslau 1995
beschreibt – möglicherweise durch Kapeliuk 1988 beeinflusst – die Hervorhebung im
konkreten Spaltsatz als Betonung des relativischen Verbs, d.h. als Betonung des Subjekts des
Kopulasatzes.182 Kapeliuk verstand hingegen die Betonung des Subjekts des Relativsatzes,
d.h. die Hervorhebung des Subjekts des ‚zugrundeliegenden’ Satzes.
Die Spaltsätze des Amharischen sind in konkrete und abstrakte Spaltsätze zu
unterteilen.183 In konkreten Spaltsätzen besteht Konkordanz zwischen dem Subjekt, dem
Komplement und der Kopula. In Spaltsätzen mit erstarrter Kopula liegen abstrakte
Relativsätze vor.184 Der abstrakte Relativsatz wird meist mit „(die Tatsache) dass“
wiedergegeben.185 Der Relativsatz selbst kann, muss aber nicht determiniert sein.186 Die
abstrakten Relativsätze sind in persönliche mit Konkordanz der Kopula und unpersönliche mit
erstarrter Kopula zu unterteilen, wobei die persönlichen abstrakten Relativsätze im
Amharischen die Ausnahme darstellen.187 Als Prädikat des abstrakten Spaltsatzes können auch
Nebensätze erscheinen. Die Kopula näw wird bei der Unterordnung durch das Kopulaverb
honä ersetzt.188 Ferner ist das Verb mässälä „scheinen (wie)“ zu vergleichen, welches
Eigenschaften mit dem Kopulaverb honä teilt.189
Das prädikative Komplement von abstrakten Spaltsätzen ist in Kopulasätzen, die keine
Spaltsätze sind, oft nicht möglich.190 Dies geht darauf zurück, dass das Komplement im Fall
der abstrakten Spaltsätze ohne Änderung übernommen wird. Letzteres ermöglicht häufig
einen abstrakten Spaltsatz zu identifizieren, selbst wenn das Subjekt bzw. der Relativsatz
181
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 139. Kapeliuks Auffassung, dass im konkreten Kopulasatz ein Relativsatz vorliegt, in
dem der übergeordnete Teil in der Regel Subjekt zu sein hat, mag von der Darstellung beeinflusst sein, dass der
konkrete Relativsatz als mit dem Nomen agentis ‚syntaktisch äquivalent’ beschrieben wird. Vgl. u.a. Goldenberg
1965 S. 9. Goldenberg 1966 § 70 S. 68. Yri führt Kapeliuks Darlegung dazu eine weitere Gruppe von
Kopulasätzen mit flektierter Kopula anzusetzen, bei der der übergeordnete Teil Objekt des relativischen Verbs
ist. Letztere Gruppe die von Kapeliuk zu den abstrakten Kopulasätzen gezählt wird, ist gemäß Yri den konkreten
zuzuordnen. Vgl. Yri 2005 S.47f. Yris Darlegung behandelt hingegen weder den persönlichen abstrakten
Spaltsatz ... ØΩbe l-Ωgäza näññ (K 001 G, S. 34) noch den möglicherweise subjektfokussierten abstrakten
Spaltsatz Ωne näw yämm-agäba-w. (K 023 G, S. 40). Andererseits erscheinen beide Konstruktionen äußerst
selten.
182
Leslau 1995. §33.9.1. S. 105. Das relativische Verb ist Subjekt im Spaltsatz. Vgl. Kapeliuk 1988. S. 103.
183
Vgl. ferner zu Spaltsätzen Goldenberg 1966. § 67, 105. S. 66, 101. Vgl. zum Tigrinischen Voigt 1977. S. 100,
102, 296.
184
Vgl. Goldenberg 1965. S. 16.
185
Vgl. Leslau 1995. §33.9.24. S. 117. Goldenberg 1966. § 67. S. 66.
186
Leslau diskutiert dies, weil die Relativsätze in den Spaltsätze nicht adjektivisch sind. Vgl. Leslau 1995
§33.9.3. S. 108f. Vgl. 2.1.2. Grenzfälle von abstrakten Spaltsätzen S. 35. Die Verwendung des Artikel bei
Spaltsätzen ist Kapeliuk zufolge abhängig vom Stil des Autors und vom Alter des Textes. Als Artikel des
abstrakten Spaltsatzes wird nur der Artikel der 3. P. m. Sg. verwendet. Kapeliuk 1988. S. 112f. Der Artikel muss
häufig zugunsten der Objektsuffixe weichen. Vgl. Kapeliuk 1988. S. 114.
187
Der abstrakte Spaltsatz hat an sich kein konkretes Subjekt. Somit bietet es sich an entweder die Kopula nicht
zu flektieren, bzw. immer die 3. P. m. Sg. zu verwenden, oder die Kopula gemäß dem Subjekt des
‚zugrundeliegenden’ Satzes zu flektieren, wie es im Fall der Attraktion bzw. beim persönlichen Spaltsatz der Fall
ist. Vgl. zum Tigrinischen Voigt 1977. S. 101. Vgl. 2.1.1. Persönliche abstrakte Spaltsätze S. 34.
188
Vgl. Goldenberg 1965. S. 18. Goldenberg 1966. § 111. S. 107. Die Kopula der Vergangenheit näbbär(ä) kann
wie jedes Verb relativiert werden. Ferner scheint norw-all in Spaltsätzen möglich. Vgl. Goldenberg 1965. S. 18.
Goldenberg 1966. § 107. S. 102.
189
Vgl. zu mässälä u.a. Kapeliuk 1988. S. 74, 154f. Kapeliuk Il semble que ou il semble qui 1981. S. 51-67.
Goldenberg 1965. S. 10.
190
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 110, 128.
34
fehlt.191 Unterschiede zwischen konkreten und abstrakten Spaltsätzen seien in folgender
Tabelle zusammengefasst:192
Konkreter Spaltsatz
Kopula
flektiert
Komplement der Kopula transformiert (unmarkiert)
Fokussierung
Subjekt / Objekte195
Abstrakter Spaltsatz
nicht-flektiert (Ausnahmen)193
unverändert194
nahezu beliebig196
2.1.1. Persönliche abstrakte Spaltsätze
In manchen Fällen kongruiert die Kopula in abstrakten Spaltsätzen mit dem Subjekt
des abstrakten Relativsatzes oder auch Nebensatzes und somit mit dem Subjekt des dem
Kopulasatz ‚zugrundeliegenden’ Satzes.197 Der Vorgang ist in der Sekundärliteratur als
Attraktion, die Spaltsätze sind als persönliche abstrakte Spaltsätze beschrieben worden. 198 Der
persönliche abstrakte Spaltsatz ist im Amharischen selten, im Tigrinischen hingegen
häufiger.199 Im Folgenden seien einige Beispielsätze genannt:
Beispielsätze (Goldenberg)
K 001 G
yԥhԥn mar šäe lä-sarg yämm-ihon Øԥbe l-ԥgäza näññ [yä-mä®®ahu]A.
dass ich gekommen bin ist (wörtlich: bin ich) damit ich diesen Honig verkaufe
und Butter für die Heirat kaufe200
Mit Nebensatz statt Relativsatz als Subjekt:
K 002 G
191
[yԥhԥn-än s-ԥ¬ԥf s-allähu] ԥwnät-u-n ԥndԥ-nnԥ®®äØaØØäm näññ201
wenn ich diesen Brief schreibe ist es damit wir wirklich Nutzen (daraus) ziehen.
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 110, 128.
Vgl. Goldenberg 1965 S. 15. Kapeliuk 1988. S. 110f. Vgl. ferner zum abstrakten Relativsatz 1.6.
Verwendung des relativischen Verbs S. 26.
193
Vgl. unten 2.1.1. Persönliche abstrakte Spaltsätze S. 34.
194
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 127f., 114.
195
Partikel oder Adverbien zusätzlich zum fokussierten Substantiv scheinen ebenso möglich, vgl. [R-Satz]
[Substantiv] bԥþþa [Kopula] in: [yä-Øärräþ] [andit yä-sΩnde fΩre] bΩþþa näbbäräþþ (Leslau 1995. S. 114). Vgl.
die qualifizierenden Kopulasätze Øänu, cAlämu kä-bisiklet yä-wäddäØä-bbät näw. Der Tag war (wörtlich: ist)
der, an dem Alämu vom Fahrrad fiel. Leslau 1995. § 33.8.7. S. 101. und hassabu, mäsgana yämm-iggäbba-w
näw Leslau 1995. S. 110.
196
Zum subjektfokussierten abstrakten Spaltsatz vgl. Ωne näw yämm-agäba-w? ways mannäw Ωne-n yämmi-yagäba-ññ? „Es ist ich, der ich ... oder wer ist es, der er ..?“ Goldenberg 1965. S. 17. Vgl. K 023 G, S. 40.
197
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 139. Vgl. ferner 2.1. Spaltsätze S. 32.
198
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 139. Goldenberg 1965. S. 16. Voigt 1977. S. 101.
199
Vgl. u.a. Kapeliuk 1988. S. 139. Goldenberg 1965: S. 16. Palmer 1962.
200
D.h. damit ich diesen Honig verkaufe und Butter für die Heirat kaufe bin ich gekommen.
201
Goldenberg 1965. S. 16.
192
35
Beispielsätze (Kapeliuk):
K 003 K
nԥgԥstä cAzeb, [k-and kä-Sälomon] bԥþþa näbbäräþþ mahbär yä-honäþþ-ԥw.202
Die Königin von cAzeb war nur mit einem mit König Salomon, dass sie
assoziiert war.
K 004 K
Ityoya-mm yä-tänä¬a¬¬äräþþ-ԥw... [k-andit kä-’Iyärusalem] bԥþþa näbbäräþþ.203
dass Äthiopien verbunden war, (sie) war nur mit einer mit Jerusalem.
2.1.2. Grenzfälle von abstrakten Spaltsätzen
Als Grenzfall von abstrakten Spaltsätzen gelten Fälle, in denen dem relativischen Verb
ein Nomen mit genereller Bedeutung folgt, wie z.B. säw „Person“, nägär „Sache“, and-u „das
Eine“ und mΩknΩyat „Grund“.204 Vgl. dazu folgenden Beispielsatz:
K 005 K
mäsriya bet mähed yämm-i®älu-t andu-m (mΩknΩyat) bä-zzih näw.
Und die eine Sache, dass er es hasst zur Arbeit zu gehen, ist deswegen.205
Vergleiche ferner folgenden Satz, der nur als abstrakter Spaltsatz verstanden wird:
K 006
ԥndä-man-ԥmm säw näw yä-šä®®ä-w (AWR 2).
Es ist wie jeder andere, dass er ihn verkauft hat.206
2.1.3. Die Akkusativrektion der Kopula
Die Kopula kongruiert im konkreten Spaltsatz mit dem Komplement.207 Dies kann
jedoch zu Schwierigkeiten führen, wenn Subjekt und Komplement nicht in der Person
übereinstimmen oder Pronomen sind. In solchen Fällen richtet sich die Kopula nach dem
Subjekt und das Komplement wird in den Akkusativ gesetzt,208 vgl. wändΩmm-oþþ-aþþΩn
Ωñña-n naþþäw „unsere Brüder sind wir“ und ... mΩnnäw Ωsswa-n bä-honku „wenn ich (nur)
sie wäre“.209 In Kopulasätzen, in denen das Subjekt erste oder zweite Person ist und ein
konkreter Relativsatz attributives oder primäres Komplement ist, steht nicht nur die Kopula
im Einklang mit dem Subjekt, sondern das Subjekt kongruiert auch mit dem konkreten
Relativsatz des Komplements.210
202
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 139. (KBT 11/12-14).
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 139. (KBT 11/12-14). Vgl. ferner bä-Šäwa kätäma b-Ankobar bä-1817 a.m. ...
naþþäw yä-täwällädu. Polotsky Rezension zu Marcel Cohen 1937. S. 120.
204
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 121.
205
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 121. (I BZMA 17/24). Vgl. mäsriya bet mähed yämm-i®ällu-t, bä-zzih [mΩknΩyat] näw.
206
Wörtlich: „Es ist wie irgendwer, dass er (ihn) verkauft hat.“
207
Vgl. Goldenberg 1965. S. 13f.
208
Goldenberg 1965. S. 14.
209
Goldenberg 1965. S. 14.
210
Vgl. ferner 1.4.4. Kongruenz der Person S. 11. Goldenberg 1965. S. 14.
203
36
2.1.4. Objektsuffixe
Wenn das Komplement der Kopula direktes Objekt des ‚zugrundeliegenden’ Verbs ist,
trägt das relativische Verb des Spaltsatzes häufig das entsprechende Objektsuffix.211
Ausnahme finden sich vor allem in abstrakten Spaltsätzen, vgl. [wädda¤ adärgäw yämmiyayu-nna yämmi-yammΩnu] Ato Täzärra-n bΩþþa näbbär „Es war nur Herrn Täzärra, dass sie
(höfl.) als ihren Freund betrachtete und dass sie (höfl.) vertraute.“212
Bei Spaltsätzen mit fokussiertem präpositionalen Objekt, die mit Suffixen der b-Reihe
aufgegriffen werden, scheint die Suffigierung im abstrakten Spaltsätzen tendenziell
fakultativ.213 Zur Bezugnahme des Suffixes der b-Reihe auf präpositionale Objekte, die einer
anderen Präposition als der Präposition bä- untergeordnet sind, vgl. die folgenden beiden
abstrakten Spaltsätze: yämmΩ-ttΩØØämmä®-Ωbbät kä-set-oþþ gar näw. „Es ist mit den Frauen,
dass sie sitzt.“214 und ahun yämm-ihed-Ωbbät-Ωmm wädä mΩsr näw. „Es ist nach Ägypten, dass
er jetzt geht.“215
2.1.5. Nebensätze als Subjekt
Nebensätze als Subjekt von Spaltsätzen sind teils mit Wegfall des Subjekts bzw.
relativischen Verbs erklärbar.216 Die Ahnlichkeit zum relativischen Spaltsätzen ist jedoch
evident wie folgender Beispielsatz von Kapeliuk zeigt:
K 007 K
[Agulto ԥndä-mmi-yasayy-äw] [läw® yä-täfä®ro hԥgg mähon-u-n] näw.
Es ist wie es deutlich zeigt, dass die Revolution ein natürliches Gesetz ist
(nach Kapeliuk:) Es zeigt, dass die Revolution ein natürliches Gesetz ist.217
2.1.6. Bildung der Spaltsätze
Goldenberg stellt 1965 die Bildung verschiedener Spaltsätze auf, ausgehend von
belegten Kopulasätzen im Amharischen. 218 Im Folgenden soll in andere Richtung ausgehend
von den Ausgangsformen die Bildung der Spaltsätze abstrahiert dargestellt werden. Die
entsprechenden Fälle bei Goldenberg, die von der transformierten Form ausgehen sind in
Klammern angegeben.219
211
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 114f.
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 115 (AGRA 27/4-5). Vgl. ferner die Auffassung, in tΩnant lä-Øurs yä-bällahu-t gänfo
näw sei unklar, ob -t Artikel oder Objektsuffix ist, in tΩnant lä-Øurs yä-bällahu-t bä-®am sΩlä-rabä-ññ näw müsse
das -t hingegen Objektsuffix sein. Yri 2005. S. 52.
213
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 115f. Suffixe der l-Reihe, die Bezug auf das fokussierte Objekt nehmen, seien nicht
möglich. Vgl. ibid. S. 115f. Trotz fehlender Textbelege scheint Ωsswa näþþ yämm-iddärräg-Ωllat und lä-sswa
bΩþþa näw yämm-iddärräg-Ωllat durchaus möglich. Vgl. ferner A 127 G.
214
Kapeliuk 1988. S. 116f. (EAR 76/2-4).
215
Kapeliuk 1988. S. 117 (AWR 6/9). K 014.
216
Kapeliuk 1988. S. 118. Vgl. sԥ-, bԥ- und ԥndä- Sätze als Subjekte von Spaltsätzen. Kapeliuk 1988. S. 118f.
217
Kapeliuk 1988. S. 119 (YTGM 5/5): „It shows that the revolution is a natural law”.
218
Goldenberg 1965. S. 18 f. Goldenberg 1966. § 67-9 S. 66f. Zu Beispielsätzen zu allen Fällen vgl. Goldenberg
1966. § 67-68. S. 66f. Goldenberg 1965. S. 17f. Es sei erwähnt, dass der Sprecher in der Regel den Spaltsatz
unmittelbar bildet und nicht erst transformiert. Vgl. zur Kritik an der Vorstellung der Spaltsatz werde aus dem
zugrundeliegenden Satz transformiert. Yri 2005 S. 44.
219
Goldenberg 1965. S. 18f. Goldenberg 1966. § 67-9. S. 66f.
212
37
h
[Imperf./Gerundium] [ExistenzVerb]
[R-Imperf./Perf.] ... [Kopula] (IIV / V)
h
(wie Fall A mit Existenzverb näbbär)
[Imperf./Gerundium] [R-ExistenzPerf] ... näbbär (III)
h
[Perfekt]
[R-Perfekt] … näw (I) / näbbär (IIIII)
h
[R-Imperf] [KopulaPerf]
[R-Imperf] [R-KopulaPerf] ... näw / näbbär (IV)
A
AB
B
B1
Die Kopula entspricht in der Regel bezüglich dem Zeitaspekt dem Existenzverb.
Letzterer Fall AB gilt im Amharischen wohl nur für das Existenzverb näbbär.
Den Artikel kann nur das relativierte Verb tragen. Somit steht der Artikel bei
zusammengesetzten Zeiten bzw. im Fall AB am relativierten Hilfsverb. Im Fall B1 ist der
Artikel hingegen am ersten Bestandteil möglich.220
Die Fälle B1 und AB sind offensichtlich Unterfälle von B bezüglich der
Transformation. Bezüglich der Ausgangsform ist AB hingegen A zuzuordnen. Der Spaltsatz
von qualifizierten Kopulasätzen mit präsentischer Kopula (yämm-isäbr näw), scheint mit dem
Spaltsatz des zusammengesetzten Imperfekts (yΩsäbr-all) zusammenzufallen.
In B und B1 ist sowohl die präsentische bzw. allgemeine Kopula näw als auch die
Kopula der Vergangenheit näbbär möglich, da das Perfekt des gesamten Spaltsatzes bereits
hinreichend durch das relativische Verb im Perfekt ausgedrückt ist.221 Die Verwendung von
näbbär in B (IIIII) führt zum Zusammenfall mit dem Spaltsatz nach A (II V) für säbro näbbär
(Plusquamperfekt), sodass eventuell auf die Konstruktion AB (III) zurückgegriffen und säbro
yä-näbbärä-(w) ... näbbär gebildet wird, um eindeutiges Plusquamperfekt auszudrücken.
Andererseits ist ebenso gut möglich, dass die Transformierung des Plusquamperfekts (säbro
näbbär) nach A zum Zusammenfall mit B (IIIII) yä-säbbärä ... näbbär führt, sodass zur
eindeutigen Unterscheidung auf B (I) yä-säbbärä ... näw zurückgegriffen wird.222
2.1.7. Die syntaktische Stellung des Relativsatzes
Im Spaltsatz kann der Relativsatzkomplex nach Belieben entweder am Satzanfang (a)
oder am Satzende (b) stehen.223
220
Zu Beispielsätzen vgl. Goldenberg 1966. § 67-68. S. 66f. Goldenberg 1965. S. 17f.
Vgl. Goldenberg 1965. S. 17. Goldenberg 1966. § 67. S. 66.
222
Zu vergleichen wäre ferner die normale Bildung von Relativsätzen. Ein dem Fall A entsprechender Fall gilt
bei der Bildung der Relativsätze nur für Zusammensetzungen mit präsentischem Existenzverb allä. Bei
Relativierung zusammengesetzter Zeiten fällt nur allä weg. Im Spaltsatz ist jedoch ebenso möglich, dass neben
allä z.B. auch näbbär und norwall nicht relativiert werden, sondern erhalten bleiben bzw. durch eine Kopula
ersetzt werden (siehe Fall A). Vgl. Goldenberg 1965. S: 18. Vgl. zu norwall Goldenberg 1965. S: 18. Khan
1988. S. 206. Satz 33 (HS 256:34): ... wΩl yä-färrämä-w … Ωndä-mmi-yagäläggΩl-äw norwall. Vgl. ferner 1.1.
Bildung der Relativform S. 4.
223
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 121f. Vgl. Zum Tigrinischen Voigt 1977. S. 101. Die Satzendstellung des Relativsatz
ist in älterem Amharisch scheinbar auch in normalen Sätzen und nicht nur in Spaltsätzen möglich. Gemäß
Praetorius stehen kurze Relativsätze voran. Ist das Substantiv jedoch mit Adjektiven überladen, stehe der
221
38
a. (yämm-ihed-ԥbbät) wädä mԥsr näw
b. wädä mԥsr näw (yämm-ihed-ԥbbät)
Nach Kapeliuk werden durch die Fälle (a) und (b) zwei verschiedene Stufen der
Enttonung ausgedrückt, wobei das Subjekt in (b) stärker enttont ist als in (a). 224 Dritte Stufe
der Enttonung wäre wädä mΩsr näw ohne Erwähnung des Subjektes.225
2.1.8. Das Verb alä
[wörtliche Rede] näw [R-Verb von alä]
Die wörtliche Rede kann mit Kopula und folgendem relativiertem Verb von alä
„sagen“ abgeschlossen werden, vgl. „täyi“ näw yämm-ΩlΩš „Ich sage dir: ‚Lass es’“.226
Dadurch dass nur das Verb alä „sagen“ die wörtliche Rede abschließt, entsteht kein
Widerspruch, weil das Komplement, in diesem Fall die wörtliche Rede, im Fall des abstrakten
Spaltsatzes unverändert dem Satzteil im ‚zugrundeliegenden’ Satz entspricht.
2.1.9. Der Genitiv
Das Verhältnis zwischen Relativsatz und Komplement im Spaltsatz kann auch
genitivisch sein, vgl. folgenden Beispielsatz:227
K 008 K
yä-Addis Abäba zԥnam näw, ԥԥԥ-u asmärrԥro y-abbarrärä-ññ
Es war der Regen von Addis Abeba, dessen Ärgernis mich davon jagte.228
2.1.10. Beispielsätze
Im Folgenden seien exemplarisch ein paar Beispielsätze zu konkreten und abstrakten
Spaltsätzen genannt:
a) konkrete Spaltsätze
K 009 K
yä-mm-iššal-äw, nägär-u-n ԥnd-allä mätäw näw
Es ist besser, die Sache zu lassen wie sie ist229
K 010
yԥh käntu wԥddase näbbär [Fitawrari-n ... yämm-ikäläkkԥl-aþþäw (HAFM 256)
Diese Einschmeichelei war es, das den Fitaurari hinderte, ...230
Relativsatz am Ende. Praetorius 1879. § 339c. S. 452.
224
Kapeliuk 1988. S. 125, 124.
225
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 125. Zum Wegfallen des relativischen Verbs vgl. Kapeliuk 1988. S. 125f. In
referenziellen Spaltsätzen, die zusätzliche Information zum vorangehenden Satz liefern, kann das Subjekt des
Spaltsatzes auch durch einen zusammenfassenden Ausdruck, wie yΩh-äw oder mΩknΩyat-u-m ersetzt werden.
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 119f.
226
Kapeliuk 1988. S. 123 (BGQK 160/10). Ibid. § 3.1.3.2. S. 130f. Vgl. ferner ibid. S. 104-108, 122f., 137f.
227
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 128.
228
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 128 (MLB 9/21).
229
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 112 (II BZMA 23/6-7).
39
Vgl. ferner folgenden Kopulasatz:
K 011 G
[y-asaddԥghw-at] geta-wa ԥne aydällähu-mm-ԥnԥ?231
Bin ich nicht ihr Herr, der (wörtlich: ich) sie großgezogen habe.
b) abstrakte Spaltsätze
K 012
[geta-þþԥn mԥhrät ԥndi-yadärgu-llԥn] näw [yämm-ԥnnԥl-äw] (HAFM 211)
Dass unser Herr uns gnädig ist, ist dass wir sagen
K 013
yämm-inäggԥd-ԥbbät-ԥmm bä-wärØ bä-zԥbad bä-zähon ®ԥrs bä-bunn näw232
Es ist mit Gold, mit Zibet, mit Elfenbein, mit Kaffee, dass er handelt.
K 014
ahun yämm-ihed-ԥbbät-ԥmm wädä mԥsr näw (AWR 69f.)
Es ist nach Ägypten, dass (bzw. wohin) er jetzt geht.
K 015
balagär ԥ-fit-e Øomo näw ԥ-mäwagat yämm-ԥnnԥdärs-äw. (HAFM 259)
Es ist indem der Bauer vor mir stand, dass wir angekommen sind in Mäwagat
K 016
yä-därräs-äw b-antä ®ԥfat näw (HAFM 262)
Es ist durch deine Schuldigkeit, dass es geschehen ist.
K 017 P
ayä yämmԥ-ttԥl-äw, mԥn bԥ-ttԥhon näw?233
Dass du seufzest, ist weil was mit dir ist?
K 018 M
m-i¬ԥf-äw bä-gԥra-w näw234
Es ist mit seiner Linken, dass er schreibt.
K 019 M
®älla-w-ԥn [yä-säw-ԥyyä-w näw] yä-gäzzahu235
Es ist für den Mann, dass ich das Bier es gekauft habe.
K 020 M
wämbär-u-n [y-antä näw] yä-mä®®ahu236
Es ist für dich, dass ich den Stuhl gebracht habe.
K 021
bԥþþa näw yämm-i®äyyԥØ (AWR 151f.)
Ich frage nur. (wörtlich: Es ist nur, dass ich frage.)237
230
Vgl. ferner tΩlant yä-mä®®aš-wa anþi näš (Leslau § 33.9.15 S. 113).
Goldenberg 1965. S. 16. y-asaddԥghw-at steht wohl für y-asaddäghw-at. Dialektal findet sich scheinbar häufig
ԥ anstatt ä und umgekehrt.
232
AWR 6/8f.
233
Polotsky Zur «Amharischen Geschichte eines Emirs von Harar» 1937. S. 117.
234
Haile 1973. S. 116 (Dialekt von Go¤¤am).
235
Haile 1973. S. 117 (Dialekt von Go¤¤am). yä-säw-Ωyyä-w ist dialektal für lä-säw-Ωyye-w.
236
Haile 1973. S. 117 (Dialekt von Go¤¤am). y-antä näw ist dialektal für l-antä näw.
237
Vgl. zu weiteren Textbeispielen u.a. Cohen 1939. S. 130-2. Cohen 1936. S. 120-2. Kahn 1988. S. 200. Satz 8
(Amh. Chr. 27.9ff.). Ibid. S. 206. Satz 33. HS 256:34. Polotsky Zur «Amharischen Geschichte eines Emirs von
Harar». 1937. S. 116f.
231
40
K 022
... yämm-illäyy-ew, brtu ggr bä-därräsä gize näw (HAFM 270)
dass (A von B) unterschieden ist, ist, wenn ein schwieriges Problem auftaucht.238
Bei dem folgenden Beispielsatz scheint es sich um einen abstrakten Spaltsatz mit
fokussiertem Subjekt zu handeln. Die Einordnung als abstrakter Spaltsatz ist der Überlegung
zu verdanken, dass das Komplement in diesem Fall mit dem relativischen Verb in
Konkordanz steht, aber nicht mit der Kopula.239
K 023 G
ne näw yämm-agäba-w? (way-s mannäw ne-n yämmi-yagäba-ññ?)240
Ist es ich, dass ich (ihn) heirate? (Oder wer ist es, dass er mich heiratet?)
2.1.10.1. Untergeordnete Spaltsätze
Durch Unterordnung der Kopula meist mithilfe des Verbs honä “werden” kann ein
Spaltsatz einer beliebigen Subjunktion untergeordnet werden. Alle Möglichkeiten der
Unterordnung im Amharischen können im Rahmen der vorliegenden Arbeit leider nicht
behandelt werden. Exemplarischen sei folgender Beispielsatz genannt:
K 024
(zare yä-därräsä-w) yä-därräsä ne yämm-l-äw b-alä-mähon-u näw
(dasjenige, das heute geschehen ist,) liegt daran (wörtlich: ist darin), dass das,
was geschehen ist, nicht ist, was ich gesagt habe (HAFM 217)
Vgl. ferner:
K 025
y-alläfä-w 20 wäy-mm 25 amät, … yä-ännäsä-w mähon-u-n yräsu-t-all
Sie haben es vergessen, dass die vergangenen 20 oder 25 Jahre das sind, was
ihre Kraft 20 oder 25 mal verringert hat. (HAFM 256)
K 026
yämm-nnasyz-aäw kä-honä (HAFM 253)
wenn wir sie festnehmen lassen...
238
Zu Fokusierung von Konverbialsätzen und anderen Nebensätzen vgl. Leslau § 33.9.21-23 S. 116f. Vgl. ferner
Ibid. § 33.9.10. S. 111. Ibid. § 113.5. S. 670. Ibid. § 113.9.1. S. 673. Ibid. § 114.1-2. S. 674. Ibid. § 116.9. S.
681f.
239
Eventuell wäre die Akkusativpartikel -n zu erwarten, wenn die Kopula im Subjekt eine Person hat und im
Komplement eine andere Person regiert. Vgl. 2.1.3. Die Akkusativrektion der Kopula S. 35. Goldenberg 1965. S.
14. Vgl. ferner den arabischen Satz kƗna ’anta ayrun min-hu „du warst besser als er“ von Zamasar (st. 1144).
Ibn Yacš 2004. Band I. Heft 3. Fal 167. S. 434. Vgl. Peled 2009. S. 213.
240
Goldenberg 1965. S. 17 (ADM 45/5-6): „Is it I who should marry? (or) who is he that would marry me?“.
Goldenberg 1966 § 105 S. 101:
. Correll meint die
Übersetzung Goldenbergs zu verbessern, wenn er schreibt: „dort [bei Goldenberg] doch wohl falsch interpretiert;
einigermaßen wörtlich müsste die deutsche Übersetzung [von »ne näw yämm-agäba-w?«] lauten: »Was mich
betrifft, so gilt es, dass ich heiraten werde?«“. Correll 1980. S. 56.
41
2.1.11. Fragesätze
In Spaltsätzen mit lämΩndΩn näw oder mΩnnäw kann mΩnnäw bzw. lämΩndΩn näw
wegfallen, sodass lediglich der Relativsatz übrig bleibt.241 Vgl. l-abat-wa yä-mm-attΩnnaggär-äw? für „Warum sagt sie es nicht ihrem Vater?“, wörtlich: „dass sie es es zu ihrem
Vater nicht sagt?“.242
2.2. Qualifiziernde Kopulasätze
Qualifizierende Kopulasätze haben einen konkreten Relativsatz als Prädikat.243 Durch
die prädikative Verwendung wird die Betonung der Verbaleigenschaft bzw. des Zustandes
erreicht.244 Die Konstruktion drückt somit tendenziell stativische Aussagen aus. Die
qualifizierenden Kopulasätze sind in der Regel persönlich, d.h. dass die Kopula flektiert ist.
Die grundlegende Struktur des qualifizierenden Kopulasatzes beinhaltet ein Subjekt,
das oft ein Nomen oder Pronomen ist und ein Prädikat, das aus der konjugierten Kopula und
dem relativischen Verb davor besteht. Das Subjekt des relativischen Verbs und das der
Kopula können verschieden sein.245 In dem Fall wird soweit wie möglich die Relation
zwischen beiden Subjekten im Relativsatz ausgedrückt.246 Vgl. folgende Beispielsätze:
K 027
kä-ԥngԥdih y-allu-t säw mälläyayät ... däss yämmi-yassäññ näw (HAFM 253)
Unterschieden zu sein von so einem Menschen bereitet Freude ...
K 028 K
yä-šԥmagԥlle bahri yä-lell-aþþäw naþþäw247
Er hat nicht die Eigenschaften eines Ältesten.
K 029
yämmi-yasgärrԥm näw (HAFM 252)
Es ist erstaunlich.
K 030
ras-u-mm amäd yä-mm-ihon näw (HAFM 252)
Es selbst ist Asche.
K 031
ԥndä-mmi-yasfärrԥd-ԥbbaþþäw bä-Fitawrari asab yämm-a-yԥ®®ärä®®är näw248
Es steht nach Meinung des Fitaurari außer Frage, dass er ihn verurteilen wird.
K 032
lä-Fitawrari ... yä-tätärrätä näw lä-malät bä-täþalä näbbär (HAFM 251)
Man könnte meinen, es wäre dem Fitaurari … erzählt worden.
241
Vgl. Leslau 1995. § 55.4.4. S. 310, § 33.9.20. S. 116.
Leslau 1995. § 55.4.4. S. 310.
243
Vgl. Goldenberg 1965. S. 15. Das relativische Verb kann determiniert und indeterminiert sein. Vgl. Kapeliuk
1988. S. 150.
244
Vgl. zum Tigrinischen Voigt 1977. S. 101.
245
Kapeliuk 1988. S. 149f. Das Subjekt von Kopulasatz und Relativsatz tendiere jedoch dazu gleich zu sein,
wenn das relativische Verb passivisch, intransitivisch oder adjektivisch ist.
246
Kapeliuk 1988. S. 150f.
247
Kapeliuk 1988. S. 150 (HAFM 215/10-11).
248
N 027. HAFM 261 unten.
242
42
K 033
hullät-u-mm lԥ-oþþ-u ԥԥg y-amaru ԥԥg yä-täwabu näbbäru (AWR 4)
Die beiden Kinder waren auch überaus schön und hübsch.
K 034 K
yä-norš näš249
Du hast (immer) gelebt (und lebst immer noch).
Vgl. ferner yΩh käntu wΩddase Fitawrari-n ... yämm-ikäläkkΩl-aþþäw näbbär „die Schmeichelei
hinderte den Fitaurari”.250
Selbst mit deutlichen Handlungsverben oder Bewegungsverben drückt die
Konstruktion häufig eher eine generelle Eigenschaft als eine zeitlich begrenzte aus, vgl:
K 035 K
amarΩñña kä-ΩbrayΩs® kä-tΩgre kä-carab yä-mä®®a näw251
Amharisch kommt von Hebräisch, von Tigre (und) von Arabisch.
2.2.1. Unterschiede zwischen Spaltsätzen und qualifizierenden Kopulasätzen
Im Spaltsatz findet sich der Relativsatz als abstraktes oder als konkretes Nomen, im
qualifizierenden Kopulasatz hingegen nur als konkretes Nomen bzw. Adjektiv.252 Das
relativische Verb steht im qualifizierenden Kopulasatz als prädikatives Komplement in
Sätzen, in denen es eher um die Eigenschaft als um den Zeitpunkt geht.253 Für den Zeitaspekt
ist die Kopula im qualifizierenden Kopulasatz entscheident. So gilt bei präsentischer Kopula
näw der Zustand im Präsens oder generell, während es sich bei perfektiver Kopula näbbär um
einen Zustand in der Vergangenheit handelt, vgl. yä-norš näš und yämm-inoru säw
näbbäru.254 Im Spaltsatz hingegen ist für die Zeit häufig der Relativsatz ausschlaggebender
für den Zeitaspekt als die Kopula.255
2.2.2. Die erstarrte Kopula
Einige Kopulasätze mit relativischen Verb als Prädikat scheinen mit erstarrter Kopula
konstruiert zu sein. Die Sätze sind vermutlich entweder als Spaltsätze oder als unpersönliche
qualifizierende Kopulasätze zu betrachten.256 Im Folgenden seien mehrere Beispielsätze
erwähnt:
K 036 K
249
antä-mm ԥne-mm yämm-ԥnnaw-äw näw Näggadras257
du und ich wir kennen Näggadras.
Kapeliuk 1988. S. 149 (HAFM 362/5-6). Vgl. zu weiteren Beispielsätzen Kapeliuk 1988. S. 149f., 146-153.
Goldenberg 1966. § 256. S. 271-3.
250
Geänderte Satzstellung. Vgl. den Spaltsatz K 010 (HAFM: S. 256).
251
Kapeliuk 1988. S. 151 (BGAY 37/22). Vgl ferner Goldenberg 1966. § 257. S. 273f.
252
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 102. Vgl. ferner Kapeliuk 1988. S. 147.
253
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 101.
254
Kapeliuk 1988. S. 149 (HAFM 362/5-6), 152 (HAFM 11/4-8).
255
Vgl. oben 2.1.6. Bildung der Spaltsätze S. 36.
256
Kapeliuk 1988. S. 148.
257
Kapeliuk 1998. S. 148 (MLB 61/3).
43
K 037 K
b-asru-mm santim ... gäžžԥþþe yämm-ԥ®ä®®a-bbät näw258
Ich werde mit zehn Cent ... kaufen und trinken.
K 038 K
hullät-u-n k-abbat-e yä-wärräshu-t näw259
Ich habe zwei von meinem Vater geerbt.
Zur Erklärung führt Kapeliuk die drei Möglichkeiten an, die Sätze entweder als
Spaltsätze, als unpersönliche qualifizierende Kopulasätze oder als eine neue
zusammengesetzte Zeit zu erklären. Die Sätze sind gemäß Kapeliuk am ehesten den
Spaltsätzen zuzuordnen.260
258
Kapeliuk 1998. S. 148 (MGLG 10/4-5).
Kapeliuk 1998. S. 148 (HIFK 162/7-9). Zu weiteren Beispielsätzen vgl. Kapeliuk 1988. S. 148. Vgl. ferner
hassab-u mΩsgana yämm-iggäbba-w näw. „seine Absicht ist zu loben“. Leslau 1995. §33.9.8. S. 110. Der
Beispielsatz findet sich in der Beschreibung der Spaltsätze.
260
Kapeliuk 1988. S. 148.
259
44
3. Nebensätze
Der Relativsatz bietet eine von mehreren Möglichkeiten im Amharischen Nebensätze
zu bilden. Die Bildung von Nebensätzen geschieht meist mit Präpositionen, die in diesem
Zusammenhang als Subjunktionen mit folgendem relativischen Verb beschrieben sind.261 Das
relativische Verb entspricht in manchen Fällen einem abstrakten Nomen. 262 Wegen dem
Wegfall der Possessivpartikel yä- nach Präpositionen ist das relativische Verb nur in Form des
Relativimperfekts deutlich erkennbar. Präpositionen wie sΩlä- „wegen“, Ωskä- „bis“ und Ωndäin Vergleichen „wie, als ob“ und Objektsätzen „dass“ werden mit Relativimperfekt als
Subjunktionen verwendet um Nebensätze einzuleiten.263 Zur Bildung von temporalen
Nebensätzen finden sich ferner mehrere Konstruktionen mit der Subjunktion bä-, die
vermutlich als Präposition bä- mit folgendem relativischem Verb zu interpretieren ist.
Ähnliches kann für Nebensätze mit der Subjunktion kä- angenommen werden.
Die relativischen Nebensätze, die rein äußerlich den präpositionalen Relativsätzen
ähneln, unterscheiden sich. Die Subjunktion kennt im Gegensatz zum Relativsatz in der Regel
weder Artikel noch Akkusativpartikel -n. Einerseits finden sich nebensatzeinleitende
Konstruktionen mit relativischem Verb, die nicht determiniert werden können, wie im Fall
von sΩlä-, andererseits finden sich solche, in denen das relativische Verb meist determiniert
wird, wie im Fall von Ωndä- „so wie“. Der Unterscheidung zwischen nebensatzeinleitenden
meist präpositionalen Relativsätzen ohne Determinierung und solchen mit Determinierung
soll im Folgenden soweit wie möglich Rechnung getragen werden. Erstere sind in mancher
Hinsicht mit ‚echten’ Subjunktionen wie sΩ-, bΩ- und ΩndΩ- vergleichbar. Letztere lassen sich
meist als präpositionale Relativsätze erklären, in denen das relativische Verb ähnlich dem
Infinitiv die Möglichkeit bietet, einer praktisch beliebigen Präposition anstelle eines
Substantivs einen ganzen Satz unterzuordnen.
Da die Relativpartikel yä- nach Präpositionen wegfällt, ist das Relativperfekt nach
einer Präposition morphologisch nicht vom Perfekt zu unterscheiden. Die Möglichkeit Ωskä-,
Ωndä- und sΩlä- meist mit Relativimperfekt verbinden zu können, legt nahe, dass das Perfekt
in diesen Fällen als Relativperfekt zu interpretieren ist.264 Ferner zeigt der Vergleich zu
anderen äthiosemitischen Sprachen in manchen Fällen, dass es sich im Amharischen
vermutlich auch in anderen Fällen um Relativperfekt handelt, vgl. Tigrinisch camätat bԥ-zΩƫaläfä-llu mä®än „in dem Maße, wie die Jahre vergingen“ mit bä-... mä®än, kΩsab zΩ-mäl’e
„bis es voll wurde“ mit Ωskä-, sΩlä zΩ-räkäbku-wo „weil ich es fand“ mit sΩlä-, Harari z-Ɨn-Ɲw
kuta „wie wir es gesagt haben“ mit Ωndä- und yƯw zi-sama’ti-sa „als sie dies hörte“ mit yä- ...
gize.265
Sowohl Ωskä- „bis“ mit relativischen Verb als auch kä- ... bä-fit „vor, bevor“ mit
Relativimperfekt scheinen seltener zu sein als die entsprechenden Konstruktionen mit
Infinitiv. Die im Altamharischen übliche Subjunktion ΩndΩ- mit Imperfekt wurde im
moderneren Amharisch häufig durch die entsprechende Präpositionen Ωndä- mit
Relativimperfekt verdrängt.266 In der Bedeutung „wie“ findet sich im Altamharischen auch
261
Vgl. u.a. Kapeliuk 1988. S. 96.
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 96.
263
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 96. Beispielsätze: S. 96f.
264
Vom Relativmarker des Imperfekts yämm- bleibt -mm- nach Präpositionen erhalten, sodass das Relativimperfekt eindeutig erkennbar ist. Ob das Perfekt nach diesen Subjunktionen historisch immer auf Relativperfekt
zurückgeht oder in manchen Fällen doch nicht, lässt sich im Rahmen dieser Arbeit nicht klären. Vgl. ferner
Cohen 1939: S. 133.
265
Voigt 1977. S. 86, 95, 96. Garad 1998. S. 297, S. 343.
266
Goldenberg 1965. S. 10ff. Vgl. Goldenberg 1966. S. 13ff.
262
45
Ωndä- mit ‚Imperfekt’, vgl. Ωndä-(n)nΩl und Ωndä-(t)tΩl.267 Unter Berücksichtigung der
verschiedenen Verwendungen von Ωndä- ergibt sich nach Goldenberg 1966 folgendes Bild:268
Amharisch
alt
klassisch
modern
Nomen Agentis
ԥndämmԥԥndämmԥԥndämmԥ-
Nomen Actionis
ԥndԥԥndämmԥԥndämmԥ-
Inhaltssatz
ԥndԥԥndԥԥndämmԥ-
(Relativkonkret) (Relativabstrakt) (Relativabstrakt)
Finalsatz
ԥndԥԥndԥԥndԥ(Relativabstrakt)
Die nebensatzbildenden Relativsatzkonstruktionen sind im Amharischen sowohl mit
als auch ohne Präposition konstruiert. Beide Fälle werden im Folgenden beschrieben.
3.1. Relativische Nebensätze ohne Präposition
Im Folgenden seien verschiedene nebensatzbildende Konstruktionen mit relativischen
Verb beschrieben, die ohne Präposition gebildet werden:
3.1.1. Temporale Nebensätze
[R-Verb] gize
Temporale Nebensätze können mit relativischen Verb und dem Zeitausdruck gize
gebildet werden.269 Die Sätze sind eventuell als Relativsätze im ƫƗl-Akkusativ ohne
Determinierung zu verstehen. Vgl. folgende Beispielsätze:
N 001 K
yä-zare sammԥnt yä-mäahu gize asab-aþþԥhu lela näbbär270
Als ich letzte Woche kam, hattet ihr eine andere Idee
N 002
y-ayyä gize (AWR 1514)
wenn er sah
N 003
ԥsswa-n yä-ädda-t gize (AWR 2114)
wenn es ihr zusagte271
N 004 K
gäbäre-w ... yä-därräsä gize bäre-w-ԥnna wäyfän-u s-iwwaggu näbbär272
Als der Bauer ... ankam, kämpften der Ochse und der junge Bulle.
267
Goldenberg 1966. S. 14. Unklar ist, ob Ωndä-(t)tΩl “wie du sagst” nicht als *Ωndä-zä-tΩl zu erklären ist. Die
Partikel -mm könnte ursprünglich vereinzelt an den Relativmarker *zä angetreten und infolge des Lautwandels
*zy > y zum Distinktionsmerkmal des affirmativen Relativimperfekts geworden sein.
268
Goldenberg 1966. § 29 S. 27f.
269
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 83, 97. Cohen 1936. S. 368. Leslau 1995. § 33.5.11 S. 92. Ibid. § 117.1 S. 689f.
Cohen 1939. S. 132. Vgl. auch yä ... gize in: Ωñña-mm hull-aþþΩn yämm-ΩnnΩttäbabbär-Ωbbät gize sΩlä-hone
(HAFM 270).
270
Kapeliuk 1988. S. 97 (MLB 11/7).
271
Abgesehen von Auslassungen wörtlich identisch mit Kane 1990. Band II. S. 2176b.
272
Kapeliuk 1988. S. 97 (AWG 124).
46
N 005 K
yä-mäahu ԥlät äwat bԥþþa näbbär yä-tänägaggärn273
Es war nur am morgen des Tages, an dem wir angekommen sind, dass wir
sprachen.
N 006 H
nägär gԥn y-asaddägh-äw säw kä-bet-ԥh yä-wäa ԥlät mängԥst-ԥh yar-all274
Aber am Tag, an dem der Mann, den du aufgezogen hast, dein Haus verlässt,
wird dein Königreich niedergehen.
3.1.2. Inhaltssätze und indirekte Fragesätze
Konkrete Inhaltssätze und indirekte Fragesätze können im Amharischen mit
Relativsatz gebildet bzw. umschrieben werden.275 Vgl. zu den indirekten Fragesätzen folgende
Beispiele:
N 007 C
ԥrsu y-allä-bbät-ԥn man yawall (Cohen 1936: S. 368)
Wer weiß (den Ort), an dem er ist?
(anstatt: yät indä-honä man yawØal = Wer weiß, wo er ist)
N 008 K
þԥlla y-alu-bbät mԥknԥyat Masräša ahun gäbba-w276
Masräša verstand jetzt, warum (wörtl. den Grund, aus dem) sie es ignorierten.
(anstatt: lä-mΩn þΩlla Ωnd-alu Masräša ahun gäbba-w)
Die nominalen Bestandteile des Satzes lassen sich durch konkrete Relativsätze
ersetzen. Diese werden im Deutschen häufig aber nicht immer mit Fragepronomen eingeleitet.
Vgl. folgende Beispielsätze:
a) Der Relativsatz als Subjekt
N 009 K
ԥskä ahun yä-tägulalla-hu-t yԥbäa-ññ-all277
Was ich gelitten habe, reicht mir.
N 010 K
räggԥä yä-alku-t tԥzz alä-ññ278
Dass (evtl. was) ich zitternd geworfen habe, hat mich erinnert.
b) Der Relativsatz als direktes Objekt
N 011
273
wädä-fit yämmi-yadärgu-t-ԥn lä-mäwässän (HAFM 251)
um festzulegen, was sie in Zukunft tun werden
Kapeliuk 1988. S. 97 (DAŠS 44/14-15).
Khan 1988. S. 217. Satz 67 (MΩn. 56.12ff.).
275
Vgl. u.a. Kapeliuk 1988. S. 99.
276
Kapeliuk 1988. S. 97 (I BZMA 118/27-28).
277
Kapeliuk 1988. S. 99 (I BZMA 21/8-9).
278
Kapeliuk 1988. S. 99 (SMMY 102/7-8). Vgl. zu weiteren Beispielsätzen Kapeliuk 1988. S. 99.
274
47
N 012 K
bzw:
säratäñña yԥžžä ԥmä®a-(a)llähu y-alku-t-ԥn rässa-hu-t (I BZMA 270)
Ich hab vergessen, was ich gesagt habe (dass) Ich komme mit einem Arbeiter.
Ich hab vergessen, dass ich gesagt habe: „Ich komme mit einem Arbeiter“.279
Darüber hinaus ist das relativische Verb als Prädikat des Verbs mässälä „erscheinen
(als), imitieren“ verwendbar.280
c) Der Relativsatz als indirektes bzw. präpositionales Objekt
N 013 K
... bä-täbalu-t gԥn nä¬uƫ naþþäw281
Sie sind aber unschuldig, in dem was über sie gesagt wurde, (dass) sie ...
Kapeliuk erwähnt ferner den Beispielsatz Ωsk-ahun lä-däkkämu-t-Ωn azzΩn-allähu
(anstatt lä-däkkämu-... ist wohl yä-däkkämu-t-Ωn zu lesen) „Es tut mir leid dafür, was (bzw.
wie sehr) Sie sich bisher geplagt haben.“282
d) Der Relativsatz als Thema oder Nomen im Kasus pendens
Der Relativsatz kann wie ein Substantiv im Anfang eines Satzes stehen und das Thema dessen
was folgt beschreiben.283 Vgl. folgende Beispielsätze:
N 014 K
bä-ahun-u yämm-ittayyu, ... sԥr’at mäwdäm allä-bbät284
Was jetzt offenbar ist: Ein System, (welches … ist), muss abgeschafft werden.
N 015 K
Ahun bä-†es Fԥre-w yä-därräsä-w-ԥn yä-nässak-äw, †es Fԥre-w dԥngԥlay alnäbbäru-mm285
Jetzt da du aufgebracht hast was Priester Fԥre geschehen ist: Priester Fԥre war
nicht Junggeselle.
N 016 K
hono-mm and mԥkԥr yämm-ԥsä®-ԥh ... and zäde fԥ®är-ԥllät286
Ich gebe dir, wie dem auch sei, einen Rat: Finde eine Lösung dafür... !
279
Kapeliuk 1988. S. 99. Vgl. zu weiteren Beispielsätzen Kapeliuk 1988. S. 99.
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 99. Kapeliuk 1981. Zu mässälä wäre ferner yΩþΩlu yΩmäsl „als ob sie könnten“
(HAFM 252) zu vergleichen.
281
Kapeliuk 1988. S. 99 (HIFK 161/7-8).
282
Kapeliuk 1988. S. 99 (I BZMA 21).
283
Vgl. das relativische Verb als 'topic' Kapeliuk 1988. S. 100. Leslau 1995. § 33.6.6. S. 95.
284
Kapeliuk 1988. S. 100 (TGHQ 67/35-37).
285
Kapeliuk 1988. S. 100 (HAFM 36/6-7).
286
Kapeliuk 1988. S. 100 (HIFK 111/2-4). Vgl. ferner ibid. (DAŠS 110/1-2): yä-SΩmäñ-Ωn bΩrr y-a®äffak-äw
a®fΩtäh-all. Kapeliuk übersetzt „As for wasting Sԥmäñ’s money, you have waisted [it]“. Möglicherweise ist die
Form a®fΩtäh auch eine Anspielung auf das Nomen a¬äfa „Rache“. Vgl. zu weiteren Beispielsätzen Kapeliuk
1988. S. 100.
280
48
3.1.3. Reale Bedingungssätze und Ähnlichkeiten zum Gerundium
Kapeliuk und Leslau erwähnen, dass reale Bedingungssätze auch mit relativischen
Verb ohne Subjunktion möglich sind.287 Die genannten Textbelege288 und Beispielsätze lassen
sich auch als Relativsatz im Kasus pendens betrachten.289 Vgl. folgende Beispielsätze:
N 017 K
Vgl. dt.
N 018 K
Vgl. dt.
... yämm-a-nnԥoyy-ԥh-ԥnna ... abrän yämm-ԥnnԥhed 290
Wenn wir ... nicht auf dich warten und ... gehen.
ist es dass wir nicht auf die warten und nicht gemeinsam gehen
ya-n gize yä-danhu mԥn gize al-mot291
Wenn ich diesmal gerettet bin, werde ich nie sterben.
bin ich diesmal gerettet, werde ich nie sterben
Ferner findet sich folgender Beispielsatz bei Kapeliuk, in dem das relativische Verb
eher dem Gerundium zu entsprechen scheint, als einer Protasis des Bedingungssatzes:292
N 019 K
Däbtära Lԥzzԥbu gäna äwat yä-mäa yԥäbbԥ-all293
Däbtära Lԥzzԥbu ist schon am Morgen gekommen und wartet.
3.1.4. Konzessivsätze
[R-Perfekt]-[Artikel]-[Akkusativpartikel -n]
Determiniertes Relativperfekt mit Akkusativpartikel am Satzanfang ist im
Amharischen möglich um Konzessivsätze auszudrücken.294 Folgende Beispielsätze von
Leslau seien erwähnt:295
N 020 L
sԥnt habt y-allä-w-ԥn, and bäg ԥnkwa näffägä-ññ
Obwohl er soviel Reichtum hat, verweigerte er mir ein einziges Schaf.
N 021 L
ällä yä-fälläghu-t-ԥn, wäyn äjj äddaþþ-ԥllԥññ
Obwohl ich Bier wollte, servierte sie mir Wein.
N 022 L
bäre yä-äyyähu-t-ԥn, täbbot sää-ññ
Obwohl ich ihn um einen Ochsen gebeten hatte, gab er mir ein Lamm.
287
Kapeliuk 1988. S. 97ff. Leslau 1995. § 146.2. S. 804f.
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 98f. (II BZMA 213, BGQK 89, AGRA 33, HAFM 215 und 513, DASS 37, HWSW
109).
289
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 100. Relativsätze sind dort als 'topic' nicht als Kasus pendens beschrieben.
290
Kapeliuk 1988. S. 98 (II BZMA 213/28-31).
291
Kapeliuk 1988. S. 98 (AGRA 33/15). Vgl. ferner Kapeliuk 1988. S. 98f. (BGQK 89, HAFM 215 und 513,
DAŠS 37, HWSW 109).
292
Kapeliuk 1988. S. 99.
293
Kapeliuk 1988. S. 99 (MLYG 45/6-7). Vgl. zu weiteren Beispielsätzen ibid. S. 99 (ME 84, DAŠS 81).
294
Leslau 1995. § 33.5.11. S. 92.
295
Leslau 1995. § 33.5.11. S. 92.
288
49
3.1.5. Die Subjunktion „was auch immer“
[R-Perfekt]-... b-[Imperf der gleichen Wurzel]
Nebensätze im Sinn von „was (bzw. wieviel, wie sehr etc.) auch (immer)“ können
ferner mit Relativperfekt und folgender Subjunktion bΩ- mit Imperfekt der gleichen Wurzel
ausgedrückt werden.296 Das Relativperfekt ist abhängig von der Rektion des Verbs. 297 Vgl.
folgende Beispielsätze Leslaus:
N 023 L
Wörtlich:
N 024 L
Wörtlich:
y-alläØä säw bi-yalØ ®orԥnnät-u yԥØä®®ԥl-all
Wieviele Menschen auch sterben, der Krieg geht weiter.
Wenn die, die sterben, sterben, der Krieg geht weiter.
yä-särra-w-ԥn b-isära bä-ne bä-kkul gԥdd yällä-ññ-ԥmm
Was er auch macht, mich, meinerseits, kümmert es nicht.
Wenn er macht, was er macht, bin ich meinerseits nicht betroffen.
3.1.6. die Subjunktion „soviel wie“
[R-Verb]-[Artikel]-[Akkusativpartikel -n] yahl
Der determinierte Relativsatz wird mit der Akkusativpartikel und dem erstarrten
Imperfekt yahΩl als Postposition verwendet um Nebensätze im Sinn von „gleich dem wie“,
„soviel wie“ oder „so sehr wie“ einzuleiten, vgl. folgenden Beispielsatz:298
N 025
yä-täþalä-w-ԥn yahԥl (AWR 2010)
soviel er konnte
3.1.7. Untergeordnete Kopulasätze
[R-Verb] [untergeordnete Kopula]
Die Unterordnung von Spaltsätzen und qualifizierenden Kopulasätzen, in denen der
Relativsatz als Subjekt bzw. als Prädikat erscheint, ermöglicht zahlreichen Subjunktion
indirekt ein relativisches Verb unterzuordnen. Da die untergeordnete Kopula in diesen Fällen
jedoch primär ist, wäre es vielleicht angemessener das Thema unter den Kopulasätzen zu
behandeln. Auf die Unterordnung von Spaltsätzen kann in dem erforderlichen Umfang in
dieser Arbeit nicht eingegangen werden.299
3.2. Relativische Nebensätze mit Präposition
[Präposition]-[R-Verb]
Ergiebiger als die Bildung von Nebensätzen durch Relativsätze ohne Präposition sind
nebensatzbildende Relativsätze mit Präposition. Die Präpositionen Ωndä-, bä-, kä-, Ωskä- und
sΩlä- bilden im Amharischen mit Relativperfekt und -imperfekt zahlreiche
296
Vgl. Leslau 1995. § 116.21. S. 689. Aufgrund der Beschreibung Leslaus ist nicht ersichtlich, ob Relativimperfekt möglich ist.
297
Leslau 1995. § 116.21. S. 689. Leslau nennt keine Kriterien für oder gegen eine Markierung mit Akkusativpartikel und Determinierung. Die Beispielsätze vermitteln den Eindruck, dass die Akkusativpartikel durch die
Transitivität bzw. Intransitivität der jeweiligen Verben bedingt ist. Vgl. Leslau 1995. § 116.21. S. 689.
298
Vgl. Kane 1990. Band II. S. 1257. Leslau 1995. § 109.46. S. 646.
299
In dem Kontext müssten praktisch alle Konstruktionen, die Sätze unterordnen berücksichtigt werden.
50
Nebensatzkonstruktionen. Da im Fall des Perfekts morphologisch nicht erkennbar ist, ob es
sich um Relativperfekt handelt oder um einfaches Perfekt ist im Folgenden vermutliches
Relativperfekt als "(Relativ-)Perfekt" bezeichnet. Das relativische Verb des Nebensatzes ist in
manchen Konstruktionen determinierbar oder in der Regel determiniert. Bei den
determinierten Nebensätzen handelt es sich scheinbar teilweise um präpositionale
Relativsätze. Im Folgenden wird auf die genannten Präpositionen einzeln eingegangen, wobei
die nicht determinierten Konstruktionen jeweils zuerst behandelt werden sollen.
3.2.1. Die Präposition ԥndä
ԥndä-[R-Verb]
Die Partikel Ωndä- „wie“ mit Relativimperfekt und (Relativ-)Perfekt wird zur Bildung
verschiedener Nebensätze verwendet. Neben Inhaltssätzen und Modalsätzen im Sinn von „als
ob“ oder „wie“ bildet die Subjunktion Ωndä- vor allem Temporalsätze.300 Der übergeordnete
Satz kann auch wegfallen.301 Ferner bildet Ωndä- nahezu ausschließlich in der Form Ωndähon(ä) reale Bedingungssätze. Im Folgenden seien die Verwendungen von Ωndä- zur Bildung
von Nebensätzen zusammengestellt.
3.2.1.1. Indeterminierte Nebensatzkonstruktionen
ԥndä-[Indet. R-Verb]
Die Präposition ԥndä- mit relativischen Verb bildet Nebensätze mit relativischen
Verben die nicht determinierbar sind und Nebensätze mit relativischen Verben die
determiniert oder determinierbar sind. Im Folgenden wird auf die nicht determinierten
Konstruktionen eingegangen.
3.2.1.1.1. Inhaltssätze und indirekte Rede
ԥndä-[R-Verb]
Die Präposition Ωndä- „wie“ wird mit relativischem Verb verwendet um Inhaltssätze
und indirekte Rede auszudrücken.302 Folgende Textbeispiele seien erwähnt:
N 026
300
ԥndä-mm-a-yԥþԥl kä-täräddu bä-hwala (HAFM 252)
nachdem er verstanden hatte, dass er nicht kann...
Vgl. Leslau 1995. §118 S. 692ff. Leslau 2000. § 128. S. 148f. Ungeklärt ist, ob Ωndä- ursprünglich mit Perfekt
konstruiert wurde oder schon immer mit Relativperfekt. Hinsichtlich der historische Entwicklung der Präposition
ԥndä mit Imperfekt sei auf obige Ausführungen verwiesen. Correl leitet aus der Tatsache, dass es ursprünglich
Ωnd-isäbr hieß, ab, dass der abstrakte Relativsatz mit Ωndä- nicht ursprünglich sein könne, das bedeutet dass
säbbärä in Ωndä-säbbärä primär Perfekt wäre. Vgl. Correl 1980 S. 46, vgl. ibid. S. 45ff. Zu überlegen wäre
dennoch, dass *zΩ yΩsäbr theoretisch als übliches Relativimperfekt dem später üblichen Relativimperfekt yämmisäbr zeitlich vorausgegangen sein könnte, und somit neben Ωndä-säbbärä auch Ωnd-isäbr mit Imperfekt
ursprünglich ebensogut mit wie ohne Relativsatz konstruiert gewesen sein könnte. Vgl. ferner im Harari die
Postposition -kut(a) „wie, sodass, als ob“ Garad 1988. S. 296ff.
301
Zu Beispielsätzen mit ԥndä-[R-Verb] am Satzende vgl. u.a. Goldenberg 1966. § 19. S. 17.
302
Leslau 1995. § 118.6. S. 692f., ferner ibid. 33.6.6. S. 95. Kane 1990. Band II. S. 1235. Vgl. zum Inhaltssatz
mit Ωndä- Goldenberg 1966. § 25. S. 22, ferner ibid. § 25-28. S. 22-27. Vgl. zur indirekten Rede Goldenberg
1966. § 25. S 22f. Vgl. ferner 3.2.1.1.4. Irreale Modalsätze S. 53.
51
N 027
ԥndä-mmi-yasfärrԥd-ԥbbaþþäw bä-Fitawrari asab yämm-a-yԥ®®ärä®®är näw303
dass er ihn (höfl.) verurteilen wird, steht im Gedanken des Fitaurari außer Frage
N 028
yԥššal-all ԥndä-mm-il a-yԥ®®ärä®®är-ԥmm (HAFM 262 oben)
er zweifelt nicht, dass er meint, es ist besser.
N 029
nägär-u-n ԥndä-naØä-bbät ԥnd-al-®äØäbbälä-w b-ayyä gize (AWR 718f.)
als er sah, dass er es zurückwies, dass er es nicht akzeptierte
als er sah, wie er es zurückwies, wie er es nicht akzeptierte
vgl. dt.
Der Inhaltssatz mit Ωndä- ist jedoch im Amharischen nicht äquivalent mit dem
direkten Objekt im Akkusativ. So ist der Inhaltssatz mit Ωndä- zwar in einigen Fällen mit dem
Infinitiv oder einem anderem Nomen im Akkusativ austauschbar, aber bei weitem nicht
immer. In mädan-aþþäw-Ωn käläkkälä (bzw. fäØØädä) „es verhinderte (bzw. erlaubte), dass er
genest“ ist mädan-aþþäw-Ωn der scheinbar einzig mögliche Inhalts- oder Objektsatz.
Alternativ kann nur der Final- oder Konsekutivsatz Ωnd-a-ydΩnu mit käläkkälä stehen.304 Der
Inhaltssatz mit Ωndä- und folgendem relativischem Verb entspricht idiomatisch dem
Objektsatz mit „dass“ im Deutschen, ist aber inneramharisch offensichtlich entweder als
Nebensatz oder als präpositionaler Ausdruck mit relativischem Verb zu beschreiben, vgl. den
oben erwähnten Satz Ωnd-al-®äØäbbälä-w b-ayyä gize „als er sah, wie/dass er es nicht
akzeptiert hat.“.305 Dass nicht der Relativsatz ohne Ωndä- verwendet werden kann, mag damit
zusammenhängen, dass dieser als konkreter Relativsatz aufgefasst werden würde.306
3.2.1.1.2. Kausativ und Konsekutiv
ԥndä-[R-Imperfekt] [konjugiertes adärrägä]
Goldenberg erwähnt drei Beispielsätze mit Ωndä-, folgendem Relativimperfekt und
konjugiertem adärrägä „machen“ um Kausativ auszudrücken.307 Wesentlich häufiger und
üblicher ist ΩndΩ- mit folgendem Imperfekt und adärrägä anstatt Ωndä- mit
Relativimperfekt.308 Die gegebenen Sätze lassen sich als dass-Sätze übersetzen. Vgl.
folgenden Beispielsatz:
N 030 G
wörtl.
303
ԥndä-mm-iännäØu a-nnadrԥg309
wir wollen nicht machen, dass sie in Schwierigkeiten kommen
D.h. Wir wollen ihnen keine Schwierigkeiten bereiten.
K 031. HAFM 261 unten.
Der Final- oder Konsekutivsatz erklärt auch die Negation. „Er verhinderte mit der Konsequenz, dass er nicht
genas“.
305
Correl u.a. nennt die dass-Sätze mit Ωnd(ä)- kommentarlos Objektsätze. Vgl. Correl 1980. S. 45f. Die Objektsätze einiger Verben wie fäØØädä und käläkkälä werden jedoch gar nicht mit Ωndä- und relativischem Verb
gebildet. Vielmehr können Objektsätze praktisch immer mit Infinitiv gebildet werden.
306
Vgl. ferner, dass der abstrakte Relativsatz nicht Prädikat der Kopula sein kann. Goldenberg 1965. S. 15.
307
Vgl. Goldenberg 1965. S. 12 (BS 1926 58b:30. Ibid. 1926 150b:4-5. Aga. 101:18-19). Goldenberg 1966. §
24. S. 21.
308
Goldenberg nennt 12 Beispielsätze für ΩndΩ-[Imperfekt] adärrägä. Vgl. Goldenberg 1966. § 24. S. 20f.
309
Vgl. Goldenberg 1966. § 24. S. 21 (BS 1926 58b:30).
304
52
Der beschriebene Kausativ lässt sich in einer Unterordnung als Gerundium Ωndä-mmiännäØu adΩrgo „indem ihnen Schwierigkeiten bereitet werden“ wegen der ausgedrückten
Kausativität eventuell auch als Konsekutiv- oder Finalsatz wiedergeben: „sodass ihnen
Schwierigkeiten bereitet werden“. Zu vergleichen ist ferner folgender Satz mit dem
kausativischen Gerundium asgardo:
N 031 G
zufan-u-n ԥsswa kä-wԥs® manaþäw-ԥn-ԥmm nägär lä-mayät ԥndä-mmԥ-ttԥþԥl käwԥ gԥn ԥsswan man-ԥmm ԥndämm-a-[ya]y-at [...] asgardo asØämmä®-at310
Er setzte sie (hinein), nachdem er den Thron [...] verdecken ließ, sodass sie von
innen alles sehen konnte, von außen aber niemand sie sah.
Vielleicht sollte eher betont werden, wie der Thron verdeckt wurde, als mit welcher
Konsequenz. Letztendlich lässt sich jedoch aus einer derart geringen Anzahl von Belegstelle
wenig ableiten. Die entsprechenden nicht-relativischen Konstruktion mit ΩndΩ- und adärrägä
oder gar die Konsekutivsätze mit ΩndΩ- sind wesentlich besser belegt und werden scheinbar
auch als richtiger empfunden.
3.2.1.1.3. Indirekte Fragesätze
(Fragepronomen) ... ԥndä-[R-Verb]
Die Subjunktion Ωndä- mit relativischem Verb und dem jeweiligen Fragewort wird
verwendet um indirekte Fragesätze zu bilden.311 Vgl. exemplarische folgende Textbeispiele:
N 032 K
... mԥn ԥndä-honä l-igäba-w al-þalä-mm312
Er konnte nicht verstehen, was (es) war ...
N 033 K
yä-man-ԥn märet ԥndä-mmԥ-ttarsu tawØ-allaþԥhu313
Wisst ihr, wessen Land ihr pflügt?
Vgl. ferner 3.1.2. Inhaltssätze und indirekte Fragesätze S. 46.
a) Entscheidungsfragen
Ohne Fragepronomen drückt die Konstruktion Entscheidungsfragen in indirekter Rede
aus, die im Deutschen mit „ob“ eingeleitet sind, vgl. … Ωnd-allä Ωy „Siehe, ob … vorhanden
ist“.314 Dem affirmativem Ωndä-Satz folgt häufig ein negierter Ωndä-Satz der gleichen Wurzel,
vgl. den Satz Ωndä-hedä Ωnd-al-hedä man yawØall? „Wer weiß ob er gegangen ist oder
310
Goldenberg 1965. S. 12 (ex. IT I 194:20-2). Goldenberg 1966. § 23. S. 20.
Vgl. Leslau 1995. § 118.9. S. 695. Ibid. § 118.17. S. 698. Vgl. zu indirekten Fragen Goldenberg 1966. § 20. S.
17. Vgl. ferner Polotsky Rezension zu Marcel Cohen 1937. S. 122f. Leslau 1995. § 118.13. S. 697: lä-mΩn Ωndähonä Ωn¤a “Ich weiß nicht (ԥn¤a), warum (es ist).”
312
Kapeliuk 1988. S. 82 (BGQK 163/9-10).
313
Kapeliuk 1988. S. 96 (I BZMA 26/13).
314
Leslau 2000. § 128.4. S. 148. Ibid. § 145.2. S. 164. Vgl. Leslau 1995. § 118.21. S. 699. Leslau 2000. § 128.5.
S. 148. Vgl. ferner Altamharisch … lämmΩdo-mm Ωndä-honä ay-äw-Ωnna … „dass ich sehe, ob er sich gewöhnt
hat...“ Haile 1983. S. 166.
311
53
nicht.“ 315 Um ob A oder B auszudrücken, findet sich auch die Konstruktion A Ωndä-honä B.
Vgl. hierzu folgenden Beispielsatz von Kane:
N 034 E
yämm-imä®a-w bä-mäkkina ԥndä-honä bä-babur al-awØ-ԥmm316
Ob es im Auto oder im Zug war, dass er kommt, weiß ich nicht.
3.2.1.1.4. Irreale Modalsätze
(lԥkk) ԥndä [R-Perfekt] (hono) / (yahl) / (hullu)
Mit (Relativ-)Perfekt und folgendem hono, yahΩl oder hullu wird Ωndä- verwendet um
irreale Modalsätze im Sinne von „als (ob) ... [Konjunktiv]“ oder „wie wenn ... [Konjunktiv]“
bilden.317 Der irreale Modalsatz kommt in gewisser Hinsicht dem Inhaltssatz sehr nahe, vgl.
Ωssu-n Ωndä-sämma-w tänaggärä „Er sagte, dass (<* als ob ?) er ihn gehört hätte“. Folgende
Textbeispiele seien erwähnt:
N 035
[wädä-hwala ԥndä-gottätu-t hullu] wädä-hwala yämm-irԥØ (AWR 1518)
(es schien ihm) dass es nach hinten weiter wurde, als würde es ihn nach hinten
ziehen.
N 036
ya-n Øärä®it wärØ ԥndä-molla-bbät bä-(ԥ)¤¤-u ԥndä-yazä däss bԥlo-t (AWR 102)
indem es ihn freute, wie er mit der Hand nahm, als ob er damit jenen Sack Gold
auffüllte
N 037
lԥbb-aþþäw k-alät dԥngay ԥndä-täsärra hullu (HAFM 255)
sein Herz, als ob es ganz aus Basaltstein gefertigt wäre, ...
N 038
ԥndä-säddäb-aþþäw hullu yԥØØäyyämu-t-all (HAFM 256)
er (höfl.) ist gekränkt davon, als ob es ihn beledigt hätte.
N 039
tԥnant wäym zare ԥndä-särru-t (HAFM 256)
als ob sie es gestern oder heute getan hätten
a) vorgeben etwas zu tun
[Gerundium] ԥndä-[Neg-R-Perfekt desselben Verbs]
ԥndä-[Neg-R-Perfekt] [Gerundium desselben Verbs]
Irreale Modalsätze lassen sich ferner mit Ωndä-, negiertem (Relativ-)Perfekt und
Gerundium desselben Verbs ausdrücken. Teils kann auch „vorgeben etwas zu tun“ übersetzt
werden.318 Vgl. den Beispielsatz ayta Ωnd-al-ayyäþþ tΩhon-alläþþ „Sie gibt vor nicht zu
sehen“, wörtlicher: „Sie gibt sich, als ob sie nicht sieht“ (Leslau 1995 § 118.16 S. 698).
315
Vgl. Leslau 1995. § 118.21. S. 699.
Kane 1990. Band II. S. 1238. In dem Beispielsatz ist der Kopulasatz yämm-imä®a-w bä-mäkkina näw bäbabur einem Inhaltssatz mit Ωndä- untergeordnet.
317
Leslau 1995. § 118.26. S. 702f. Leslau 2000. § 147.1. S. 166. Vgl. zu Beispielsätzen mit yahΩl Goldenberg
1966 S. 16 § 18 (b). Theoretisch ist auch Relativimperfekt denkbar Ωndä-mm-isäma tänaggärä *„er sagte, als ob
er hören würde“. Stattdessen ist jedoch „er sagte, dass er höre (bzw. hört)“ zu übersetzen. Vgl. 3.2.1.1.1.
Inhaltssätze und indirekte Rede S. 50.
318
Leslau 1995. § 118.16. S. 697f. Das Gerundium kann voran oder nachstehen.
316
54
3.2.1.1.5. Temporalsätze
ԥndä-[R-Perfekt]
Häufig wird die Subjunktion Ωndä- mit (Relativ-)Perfekt verwendet, um temporale
Nebensätze im Sinn von „als“, „während“, „wie“, „sowie“ oder „sobald“ einzuleiten. 319
Folgende Textbeispiele seien erwähnt:
N 040
Wahԥd kä-betu ԥndä-tänässa (AWR 1315)
als Wahԥd vom Haus aufbrach...
N 041
ԥmat-u ԥnd-alläfä (AWR 2010)
als der Durst vorbeiging
N 042
ԥndä-mäa (AWR 202)
als er kam
N 043
c
N 044
bä-tära ԥndä omu (HAFM 262)
wie sie in einer Reihe standen
N 045
ԥssu-mm ԥndä-gäbba (AWR 1114)
als er hereinkam
N 046
kä-säfär-u ԥndä-därräsä (AWR 619)
als er den Ort erreichte
N 047
tä-dԥnkwan-u däaf ԥndä-därräsä (AWR 78)
als er den Eingang des Zeltes erreichte
N 048
wäddä-yy-agär-accäw ԥndä-tämälläsu (HAFM 251)320
als sie in ihr jeweiliges Land zurückgekehrt waren
N 049
ԥndä-motä t-allä-bbät tänzäragga (AWR 1823f.)
als er starb, fiel er dorthin, wo er ist.
ayn-u-n kä-zziya-w awre lay ԥndä-täkkälä (AWR 1817)
als er das Auge auf jenes Biest fixierte (wörtlich: pflanzte) ...
a) „kaum dass“
gäna ԥndä-[R-Perfekt]
Eine ähnliche temporale Verwendung, die bei Leslau und Goldenberg erwähnt ist, ist
gäna Ωndä- mit (Relativ-)Perfekt um „wie (als) ... kaum (gerade) ...“ bzw. um „kaum dass“
auszudrücken. Vgl. folgenden Beispielsatz:
319
Vgl. Goldenberg 1966. § 20-1. S. 17-18. Leslau 1995. § 118.12. S. 696. Ibid. § 118.23. S. 700f. Leslau 2000.
§ 128.7. S. 149. Ibid. § 141.3/12. S. 158, 160. Zu wädiya-w mit Ωndä-[R-Perfekt] „sobald“ vgl. Goldenberg
1966. § 21. S. 18. Kane 1990. Band II. S. 1234b.
320
Vgl. auch Ωndä-tämälläsä „als er zurückkehrte“ (AWR 224f).
55
N 050 G
bzw.
gäna wädä-säfär-itu ԥndä-därräsu … wättaddär-oþþ … käbbäbu-wo321
kaum dass er im Lager angekommen war, umzingelten ihn die Soldaten ..
wie er kaum m Lager angekommen war, ...
Leslau nennt ferner wädiyawnu Ωndä-hedku, um „kaum dass ich gegangen war“ oder
„kurz nachdem ich gegangen war“ auszudrücken.322
3.2.1.1.6. Reale Bedingungssätze
ԥndä-[R-Verb]
Die Subjunktion Ωndä- mit folgendem (Relativ-)Perfekt fand vermutlich zur Bildung
realer Bedingungssätze Verwendung. ԥndä- bildet jedoch im modernen Amharischen reale
Bedingungssätze nahezu ausschließlich in Form der erstarrten Subjunktion Ωndä-hon(ä), die
sich eventuell auf die Unterordnung von Kopulasätzen zurückführen lässt, dann aber zu einer
eigenen Subjunktion wurde. Die Verwendung von Ωndä- mit (Relativ-)Perfekt zur Bildung
von Bedingungssätzen findet sich nur vereinzelt und vermutlich tendenziell eher in älterem
Amharisch, vgl. Ψgzi’abΩher Ωndä-fäØØädä „so Gott will“ und yä-särg lΩbs Ωnd-allä-h kä-ñña
gara ΩnnΩhid „Wenn du das Brautkleid hast, wollen wir gehen“.323
Die Subjunktion Ωndä- mit (Relativ-)Perfekt bildet jedoch im modernen Amharischen
zahlreiche Unterordnungen (siehe oben), die unter Umständen zu Mehrdeutigkeiten führen
könnten. Letzteres mag eine Ursache gewesen sein, dass die Verwendung von Ωndähon(ä)
präferiert wurde.
a) Reale Bedingungssätze mit ԥndä-hon(ä)
[R-Verb] ԥndä-hon(ä)
[Gerundium / Infinitiv] ԥndä-hon(ä)
Im Amharischen finden sich zahlreiche Konstruktionen mit Ωndä-hon(ä) sowie mit kähonä, die reale Bedingungssätze ausdrücken und zum Teil als Unterordnung verschiedener
Kopulasatzkonstruktionen analysierbar sind.324 Zu diesen lassen sich verschiedene
Konstruktionen mit Gerundium, Infinitiv oder relativischem Verb und folgendem Ωndä-hon(ä)
zählen.325 Der erstarrte Ωndähonä-Satz mit Relativperfekt stellt jedoch im modernen
Amharischen den Normalfall dar und entspricht somit mehr oder weniger kä- mit
(Relativ-)Perfekt.326 Exemplarisch seien folgende Textbeispiele genannt:
N 051
yä-därräsä ԥndä-honä (HAFM 254)
wenn er ankommt
N 052
y-alu-t ԥndä-honä (AWR 152f)
wenn man ihm sagen würde
321
Goldenberg 1966. § 21. S. 19 (AWG 272:9-11 / Dubr. 104:8). Vgl. ferner Leslau 1995. § 118.10. S. 695.
Leslau 2000. § 141.8. S. 159.
323
Goldenberg 1966. § 31. S. 29 (WL 15:8[423:18-19]). Zu Ωnd-allä und Ωndä-honä vgl. Goldenberg 1966. § 301. S. 28f.
324
Vgl. Leslau 1995. § 146. S. 802-9. Kapeliuk 1988. S. 97f. Leslau 2000. § 150.2. S. 168f.
325
Leslau 1995. §146.4. S. 805f.
326
Vgl. ferner zu Ωndä-honä im Bedingungssatz Goldenberg 1966. § 31. S. 29. Leslau 1995. § 146. S. 803. Ibid.
§146.3. S. 805. Cohen 1939. S. 353f. Kane 1990. Band II S. 1238.
322
56
N 053
®ä®®ԥta yä-®äggäbäþþ ԥndä-honä (AWR 2026)
wenn sie getrunken habender weise, satt ist.
N 054
y-al-amä®®aþþԥhu ԥndä-honä (HAFM : 252)
wenn ihr nicht herbeibringt
N 055
y-al-käffälaþþԥhu ԥndä-honä (HAFM 252)
wenn ihr nicht zahlt
N 056
wädd-agär-aþþԥn yä-mä®®u ԥndä-honä (HAFM 253)
wenn er (höfl.) in unser Land kommt
N 057
tԥnnԥš y-azzänu wäym yämmi-yasazzԥn nägär y-ayyu ԥndä-honä (HAFM 255)
wenn er (höfl.) etwas sieht was traurig macht oder (wenn) er (höfl.) ein wenig
traurig ist
Zu weiteren Beispielsätzen vgl. Kapeliuk 1988. S. 97f.
Es ist ferner möglich Ωndä-honä mit einfachem Imperfekt und mit negiertem Perfekt
zu konstruieren.327 Vgl. zu Ωndä-honä mit einfachem Imperfekt wädä gäbäya tΩhed Ωndähonä
zäyt gΩza-llΩññ „kauf mir Öl, wenn du zum Markt gehst“ (Leslau §146.4 S. 805).328 Zu
Ωndähonä mit verneintem Perfekt vgl. folgendes Beispiel:
N 058
al-hedä ԥndähonä (AWR 132)
wenn er nicht geht329
3.2.1.2. Determinierte Nebensätze
ԥndä-[R-Verb]-(Artikel)
Weit weniger als die nicht determinierten Konstruktionen mit Ωndä- sind
nebensatzeinleitende Ωndä-Sätze mit determinierten relativischen Verb. Zu letzterem zählt
der reale Modalsatz.
3.2.1.2.1. Reale Modalsätze
(lԥkk) ... ԥndä-[R-Verb]-(Artikel) (hullu)
Die Präposition Ωndä- mit relativischem Verb wird tendenziell mit Artikel verwendet
um reale Modal- oder Vergleichssätze der Form „(so) wie ... [Indikativ]“ zu bilden.330
327
Kane 1990 II 1238. Leslau 1995. § 146. S. 803. Leslau 1995. § 146.3. S. 805.
Zu weiteren Beispielsätzen vgl. Leslau 1995. § 146.4. S. 805.
329
Möglicherweise ist al-hedä in diesem Fall eine dialektale Variante von y-al-hedä. Für weitere Beispiele vgl.
Leslau 1995. §146.3. S. 805. Leslaus Darstellung in beiden Grammatiken vermittelt den Eindruck, dass kä- mit
Perfekt und folgendem Ωndä-honä möglich wäre. Leslau 1995. § 146. S. 803. Vgl. ibid. S. 803ff. Leslau 2000. §
150.2. S. 168. Vgl. ferner Ωndä-... kä-honä „gemäß dem“ 3.2.1.2.1.(b) S. 58.
330
Vgl. Leslau 1995. § 118.24/27. S. 701f., 704f. Leslau 2000. § 128.8. S. 149. Kane 1990. Band II. S. 1234a. Im
Altamharischen findet sich ԥndä „wie“ auch mit Imperfekt. Vgl. Goldenberg 1966. S. 14: antä Ωndä-(t)tΩl
aydällä-mm „es ist nicht wie du sagst“ (Lud. Lex. 61) und Ωñña-mm … Ωndä-nnΩmƫar „wie auch wir vergeben“
(Lud. Gr. 54). Vgl. ferner ibid. S. 15.
328
57
Insbesondere in älterem Amharisch kommt diese Konstruktion auch ohne Artikel vor.331 Die
latente Opposition zwischen Ωndä-täsämma hullu „(ganz) als ob es gehört worden wäre“ und
Ωndä-täsämma-w hullu „(ganz) wie es gehört worden ist“ mag eine Rolle spielen den realen
Modalsatz im Gegensatz zum irrealen eher zu determinieren, da das Reale vielleicht als
konkreter empfunden wird. Die Sätze sind wörtlich mit „wie dasjenige, was“ oder „wie (die
Tatsache), dass“ als Relativsätze interpretierbar. Dennoch kann abgesehen von wenigen
Ausnahmen, wie hullu „ganz“ und mä®än „Maß“, kein übergeordnetes Substantiv folgen.332
Fakultativ kann im untergeordneten Satz das Adverb lΩkk „genau“ hinzutreten. Im Folgenden
seien Textbeispiele erwähnt:333
N 059
mäkuwanԥnt-ԥn makbär mäkuwanԥnt-ԥn mäfrat ԥndä-mm-iggäbba-w
so wie es sich ziemt den Würdenträger zu ehren und zu fürchten... (HAFM 257)
N 060
yä-(ԥ)namora-w šԥmagԥlle … ԥnd-alu-t, … (HAFM 255)
wie der Älteste von Enamora gesagt hat, ...
N 061
Øԥdԥm ԥnd-alhu-t (HAFM 254)
(so) wie ich zuvor gesagt habe
N 062
ԥndä-mmԥ-ttawØw-aþþäw (HAFM 251)
„wie ihr ihn kennt“.
N 063
ԥndä-mmi-yawØu-t (AWR 817, S. 95)334
„wie ihr (höfl.) wisst“
N 064
käbt-u-mm ԥndä-mmԥ-ttay-äw ԥlØ yällä-w-ԥmm (AWR 616f)
der Besitz hat keine Zahl (= ist endlos), wie du siehst.
a) so sehr, soviel, so gut oder soweit wie
ԥndä [R-Verb]-[Artikel] mä®än
Die Konstruktion Ωndä- mit relativischem Verb und Artikel und folgendem mä®än
„Maß“ wird verwendet um „in dem Maße wie“ bzw. um „so sehr“, „soviel“, „sogut“ oder
„soweit wie“ auszudrücken.335 Folgende Beispiele von Leslau seien erwähnt:
Leslau
bä-ruØ ԥnd-asayyu-t mä®än bä-Øԥrb-u honäw ...336
von Nahem, wie er es ihm von Fernem gezeigt hatte..
Leslau
ԥnd-assäbhu-t mä®än al-täsakka-llԥññ-ԥmm 337
Es ist mir nicht gelungen so gut, wie ich dachte...
331
Vgl. Goldenberg 1965. S. 11.
Vgl. zu Ωndä- ... hullu „(ganz) wie“ Goldenberg 1966. § 18 (a). S. 16.
333
Vgl. ferner Kapeliuk 1988. S. 96 (I BZMA 6/9).
334
Im Text ԥndä-mmi-’awØu-t.
335
Kane 1990. Band II. S. 1234. Leslau 1995. § 118.24. S. 701f. Leslau 1995. § 118.27. S. 703f.
336
Leslau 1995. § 118.24 (2). S. 702.
337
Leslau 1995. § 118.27 (1). S. 703.
332
58
Leslau
ԥndä-mm-ibäla-w mään sԥäw338
gib ihm soviel, wie er isst (essen kann/will).
b) gemäß dem was
ԥndä [R-Verb]-[Artikel] kä-honä
Die Konstruktion ndä- mit relativischem Verb und folgendem kä-honä wird
verwendet um „gemäß dem was“ auszudrücken. Wörtlicher ist die Konstruktion eher mit
„wenn es (so) ist wie“ zu verstehen.339 Vergleiche hierzu exemplarisch folgendes Beispiel:
N 065 K
ԥndä sämmahu-t kä-honä (I BZMA 47/23-24)340
gemäß dem was ich gehört habe
3.2.2. Die Präposition kä
kä-[R-Verb]
Die Präposition kä- mit der Variante tä- ist an der Bildung unterschiedlicher
nebensatzeinleitender Konstruktionen beteiligt.341 Die Präposition kä- kann jedoch auch als
Präposition des Bezugswortes des Relativsatzes interpretiert werden, wie unter anderem
folgendes Beispiel zeigt: kä-täØäbbälu-t bezu „von dem vielen, was sie genommen hatten“
(HAFM 251).342 Die Präposition kä mit (Relativ-)Perfekt bildet neben realen
Bedingungssätzen insbesondere vorzeitige sekundär auch kausale Nebensätze. Die
Präposition kä- mit Relativimperfekt und dem Adverb bä-fit „zuvor“ als Postposition bildet
nachzeitige Nebensätze. Anstelle des Relativimperfekts im letzteren Fall tritt jedoch häufig
der Infinitiv.343 Die Zirkumposition kä ... ylØ ist sowohl mit (Relativ-)Perfekt als auch mit
Relativimperfekt möglich. Bei den Nebensätzen mit kä-... bä-fit und kä ... ylØ besteht
jedoch, wenn überhaupt, kein großer Unterschied zu einem entsprechenden präpositionalen
Relativsatz.
3.2.2.1. Indeterminierte Nebensätze mit kä
kä-[Indet. R-Verb]
Die Präposition kä- mit relativischen Verb bildet Nebensätze mit relativischen Verben
die nicht determinierbar sind und Nebensätze mit relativischen Verben die determinierbar
sind. Im Folgenden wird auf die in der Regel nicht determinierten Konstruktionen
eingegangen.
338
Leslau 1995. § 118.27 (2). S. 704.
Leslau 1995. § 118.25. S. 702.
340
Kapeliuk 1988. S. 100.
341
Vgl. Leslau 1995. § 120. S. 706-709. Vgl. ferner ibid. § 115.2. S. 677. Leslau 2000. § 130. S. 150f.
342
Vgl. ferner kä-hedu-bbät s-a-ymmälläsu (HAFM 238). kä-hedu-bbät tämällsäw (HAFM 249f.). kä-yy-allubbät „von überall, wo sie waren“ (HAFM 262).
343
Die Zirkumposition kä ... bä-fit erscheint bei Haddis Alämayyähu in der Regel mit Infinitiv. Vgl. u.a. kä[Infinitiv] bä-fit (HAFM 223, 302). Vgl. ferner kä-[Infinitiv] bä-ärr (HAFM 229, 231, 237, 269).
339
59
3.2.2.1.1. Realer Bedingungssatz
kä-[R-Perfekt]
Die Präposition kä- mit (Relativ-)Perfekt wird zur Bildung des realen
Konditionalsatzes herangezogen. In diesem Fall ist mit „wenn“ oder „falls“ zu übersetzen. 344
Leslau erwähnt bezüglich dem negierten (Relativ-)Perfekt, dass bä-Øär oder bä-stä-Øär folgen
kann.345 Exemplarisch seien folgende Textbeispiele genannt:
N 066
nägär-u-n mabräd yämm-iþþal kä-honä (HAFM 272).
wenn es möglich ist, die Sache zu beruhigen,
N 067
ԥngԥdya-s kä-fällägš (HAFM 305) 346
aber wenn du (f.) möchtest,
N 068
ԥwnät ԥnnԥnnägagär k-aln, ... (HAFM 219)
wenn wir meinen, wir wollen die Wahrheit miteinander reden.
N 069
yämmԥ-ttazñi kä-honš (HAFM 239)
wenn du (f.) traurig bist,..
Textstellen mit verneintem (Relativ-)Perfekt:
N 070
yԥh-ԥmm k-al-honä (HAFM 216)
und wenn dies nicht ist, ...
N 071
k-al-tälääu (HAFM 222) 347
wenn sie nicht freigelassen werden
N 072
t-al-agäññähu-nna ... t-al-näggärhu-t ... (AWR 1310f.)
wenn ich nicht sage... und wenn ich nicht finde...
N 073
mälk-u-n k-al-ayyä-w bä-är (AWR 154f.)
wenn er nicht seine Gestalt (sein Angesicht) sieht.348
Kapeliuk nennt aus einem Theaterstück den Beispielsatz bä-ΩgΩr-wa k-al-hedäþþΩbbät-wa „wenn sie nicht zu Fuß hingeht“.349 Die Suffigierung des Artikels -wa liegt wohl
daran, dass k-al-hedäþþ-Ωbbät auf bä-ΩgΩr-wa gereimt werden soll und scheint nur unter
solchen Randbedingungen möglich.
344
Anstatt mit „wenn“ kann zum Teil auch „vorausgesetzt, dass“ und „solange, wie“ übersetzt werden. Leslau
1995. §146.1. S. 803f.
345
Vgl. Leslau 1995. § 120.4. S. 708.
346
mit Jussiv im übergeordneten Satz.
347
mit Imperfekt im übergeordneten Satz.
348
Zu bästäØär vgl. Leslau 1995. § 146.1.1. S. 804.
349
Kapeliuk 1988. S. 86 (MLB 15/8-9. "älfo bä-kise" von Mängԥstu Lämma).
60
Der Nebensatz k-al-Øärrä wird im Amharischen mit Infinitiv und Possessivsuffix
verwendet um die Notwendigigkeit oder Unabdingbarkeit im Bedingungssatz auszudrücken,
vgl. mähed-aþþΩn k-al-Øärrä “wenn wir gehen müssen”.350
a) Reale Bedingungssätze mit kä-honä
... kä-[R-Kopula]
Im Amharischen finden sich zahlreiche Konstruktionen mit kä-honä, die als
Unterordnung verschiedener Kopulasatzkonstruktionen analysierbar sind.351 Zu diesen lassen
sich verschiedene Konstruktionen mit Gerundium, Infinitiv oder Relativimperfekt und
folgendem kä-honä zählen.352 Der Bedingungsätze mit Gerundium, Infinitv oder relativischem
Verb und kä-honä scheinen im Gegensatz zu dem mit Ωndä-honä ganz auf die Unterordnung
von Kopulasätzen unter einen realen Bedingungsatz mit kä- reduzierbar zu sein.353
3.2.2.1.2. Kausale Nebensätze
kä-[R-Perfekt] a-yØär / zänd
Die Präposition kä- mit (Relativ-)Perfekt und folgendem a-yØär „es bleibt nicht aus“
oder zänd „bei“ wird verwendet um kausale Nebensätze im Sinn von „da ... (sowieso)“ zu
bilden.354 Die ursprüngliche Bedeutung ist vielleicht mit „ohne dass ausbleibt, wenn ...“ bzw.
mit „bei dem, wenn ...“ nachzuvollziehen. Leslau erwähnt zu zänd das Beispiel kä-mä®®a
zänd „da er (sowieso) gekommen ist“.355 Folgende Belegstelle mit a-yØär findet sich bei
Haddis Alämayyähu:
N 074
kä-mä®®an a-yØär (HAFM 212)
da wir sowieso gekommen sind
3.2.2.1.3. Vorzeitige Nebensätze
kä [R-Perfekt] ...
Vorzeitige Nebensätze bzw. Nebensätze, die einen Anfangspunkt festlegen und mit
„nachdem“ oder „seitdem“ wiederzugeben sind, werden im Amharischen mit kä- und
folgendem (Relativ-)Perfekt gebildet.
350
Leslau 1995. § 120.3. S. 708.
Vgl. Leslau 1995. § 146 S. 802-9. Kapeliuk 1988. S. 97f.
352
Vgl. Leslau 1995. § 146.3-5. S. 805f. Anstatt negiertem Relativperfekt, kann auch negiertes Perfekt ohne
Relativmarker y(ä)- stehen. Eventuell ist letzteres als Variante des Relativperfekts zu erklären, vgl. auch ’alä- :
yalä- „ohne“. Vgl. ferner Leslau 1995. § 146. S. 803ff. Kapeliuk 1988. S. 97f.
353
Die Subjunktion Ωndä-honä scheint viel häufiger als kä-honä, jedoch nicht unbedingt häufiger als kä- mit
(Relativ-)Perfekt um Bedingungssätze auszudrücken. Vgl. ferner Kapeliuk 1988. S. 97f. Vgl. oben 3.2.1.1.6. (a).
Reale Bedingungssätze mit ԥndä-honä S. 55.
354
Vgl. Leslau 1995. § 120.3. S. 706ff. Ibid. § 115.2. S. 677. Vgl. ferner ibid. § 146.1.1. S. 804.
355
(Leslau 1995. § 115.2. S. 677). Leslau 2000. § 126.2. S. 145.
351
61
a) Vorzeitige Nebensätze (nachdem)
kä [R-Perfekt] (bä-hwala)
Die Präposition kä mit (Relativ-)Perfekt und fakultativ folgendem bä-hwala „danach“,
wird zur Bildung von Nebensätzen im Sinn von „nachdem“ verwendet.356 Das Adverb bähwala, welches die Vorzeitigkeit ausdrückt, kann auch fehlen. Die Zirkumposition kä ...
bähwala, wörtl. „von ... danach“, ist sowohl mit Substantiven „nach ...“ als auch mit
Relativsätzen „nachdem ...“ eine häufige Konstruktion im Amharischen. Folgende
Textbeispiele seien erwähnt:
N 075
bԥzu gize kä-täläwawwä®ä bä-hwala (HAFM 221)
nachdem es sich oftmals geändert hatte.
N 076
b-äne kä-®alu bä-hwala (HAFM 217)
nachdem Sie (höfl.) auf mich geworfen haben,
N 077
mankorafat kä-¤ämmäru (HAFM 255)
nachdem er begonnen hatte zu schnauben (wie ein Pferd)
N 078
zämän kä-täläwwä®ä (HAFM 212, 224)
nachdem sich die Zeit geändert hatte, ...
N 079
kä-ärräsn (HAFM 254)
nachdem wir beendet hatten
Folgende Belegstellen, die die Häufigkeit der Konstruktion verdeutlichen, seien ferner
erwähnt (N 080):
kä-gäddälä bähwala (HAFM 229)
kä-gäddälä-nna ... kä-mälläsä-w bähwala (HAFM 230)
gize k-alläfä bähwala (HAFM 237)
k-alläfu bähwala (HAFM 267)
kä-hedäþþ bähwala (HAFM 239, 306)
kä-Øwärrä®u bähwala (HAFM 241)
kä-täräddu bähwala (HAFM 252)
kä-täØämmä®u bähwala (HAFM 253)
k-assäbu bähwala (HAFM 261)
kä-täwässänä bähwala (HAFM 263)
k-asalläfu-nna ... kä-hedä bähwala (HAFM 11)
kä-täläØØäØu bähwala (HAFM 268)
k-asfärrädu-bbaþþäw bähwala (HAFM 273)
kä-¤ämmäru-nna ... kä-honä bähwala (HAFM 278)
k-ayyu-t bähwala (HAFM 303)
k-al-käffälaþþΩhu wäyΩmm käflo bähwala (HAFM 223)
356
Vgl. Leslau 1995. § 120.1. S. 706. Leslau 2000. § 130.1. S. 150, (158).
62
Vorzeitigkeit kann auch durch kä- mit (Relativ-)Perfekt und folgendem wädih oder
wädiya ausgedrückt sein.357 Die Konstruktion drückt “seitdem” oder “ab dem Zeitpunkt, an
dem” aus und kann vereinzelt aber auch mit “nachdem” übersetzt werden.358
b) Vorzeitige Nebensätze (seitdem)
kä [R-Perfekt] ¤ämmԥro / wädih / ansԥto
Die Präposition kä- mit (Relativ-)Perfekt und folgendem Gerundium von ¤ämmärä
„beginnen” wird verwenden, um „seitdem” oder „ab dem Zeitpunkt, an dem” auszudrücken.
Das Gerundium von ¤ämmärä wird meist erstarrt in der erstarrten 3. Person maskulin Sg.
¤ämmΩro verwendet. Anstelle von ¤ämmΩro kann auch das Gerundium ansΩto „hochhebender
Weise”, das Adverb wädih „hierher” oder wädiya „dorthin” stehen.359 Folgende Textbeispiele
seien erwähnt:
N 081
yԥh-ԥn guzo k-assäbhu ¤ämmԥro (HAFM 286)
seitdem ich an diese Reise gedacht habe
N 082
Fitawrari zämäþa kä-hedu ¤ämmԥro (HAFM 306)
seitdem der Fitaurari zum Feldzug gegangen war.
Wenn das Subjekt feminin ist, ist das Gerundium von ¤ämmärä „anfangen“ auch in
der femininen Form ¤ämmΩra möglich, wie folgendes Beispiel zeigt:
N 083
kä-mä®®aþþ ¤ämmԥra (HAFM 248)
seitdem sie gekommen war
Zu Beispielen für ansΩto, wädih und wädiya vgl. Leslau 1995. S. 707.
3.2.2.2. Determinierbare Nebensätze mit kä
kä-[R-Verb]-(Artikel)
Die Präposition kä- wird mit determinierbarem relativischem Verb insbesondere
verwendet um Komparativsätze auszudrücken.
3.2.2.2.1. Komparativsätze
kä-[R-Verb]-(Artikel) yԥlԥØ
kä-[R-Verb]-(Artikel) [Adverb/Adjektiv]
Die Steigerung von Adjektiven oder Adverbien wird im Amharischen mithilfe der
Präposition kä- „von” ausgedrückt. Anstelle eines Substantivs mit dem verglichen wird, kann
ein Relativsatz treten.360 Als Subjunktion findet kä- mit dem Adverb yΩlΩØ Verwendung um
357
Leslau 1995. § 120.3.2. S. 707.
Leslau 1995. § 120.3.2. S. 707.
359
Vgl. Leslau 1995. § 120.3. S. 706ff. Leslau 2000. § 130.2. S. 150, (159). Die Zirkumposition kann sowohl
Substantive als auch relativische Verben unterordnen, vgl. kä-Mäskäräm wädih „ab bzw. seit (dem Monat)
Mäskäräm” (HAFM 224). kä-bΩzu gize ¤ämmero „seit langem“ (HAFM 298).
360
Etwas, das zu erlernen ist, wäre [yä-tämaru] nägär, etwas, das zu schwer zu erlernen ist, hingegen [kätämaru] käbbad nägär. Im letzterem Fall ist kä-tämaru dem Adjektiv käbbad “schwer” untergeordnet. kä-[A]
358
63
„anstatt (präpositionales Pronomen) dass “ und „eher als (präpositionales Pronomen), dass“
auszudrücken. Das zum Adverb erstarrte Imperfekt ylØ „mehr, eher, anstatt“ bildet mit der
Präpostion kä- eine Zirkumposition, die Substantive in gleicher Weise unterordnet.361 Anstelle
eines Substantivs kann in der Zirkumposition ein Relativsatz stehen. Der Relativsatz kann
determiniert sein. Vgl. folgende Belegstelle:
N 084
kä-ñña kä-tängälattan-äw yԥlԥØ (HAFM 252)
anstatt (bzw. eher als) [dafür] dass wir schikaniert wurden (bzw. gelitten haben)
[würdest du für ihn (höfl.) Mitleid haben].362
3.2.2.2.2. Nachzeitige Nebensätze
kä-[R-Imperfekt]-(Artikel) bä-fit
Mit der Zirkumposition kä ... bä-fit, wörtlich „von ... zuvor“, und Relativimperfekt
werden nachzeitige Nebensätze gebildet, die im Deutschen mit „bevor“ eingeleitet sind.363 Im
Amharischen kommt die Zirkumposition häufig mit Infinitiv anstatt mit Relativimperfekt
vor.364 Strukturell handelt es sich wohl um einen Relativsatz der einer Zirkumposition
untergeordnet ist, vgl. yan-n kä-mm-tt®l-äw bä-fit „bevor du jenes wegwirfst”.365 Der
Konstruktion mangelt es jedoch an Belegstellen.366
3.2.3. Die Präposition bä
bä-[R-Verb]
Die Präposition bä- findet insbesondere zur Bildung temporaler und irrealer
Nebensätze Verwendung.367
3.2.3.1. Bestimmte Vorzeitigkeit
bä-[R-Perfekt] bä-[Ordinalzahl mit Artikel] [Zeiteinheit]
Die Präposition bä- mit (Relativ-)Perfekt und folgender temporaler Angabe wird zur
Bildung temporaler Nebensätze verwendet und entspricht im Deutschen in der Regel einer
Zeitangabe mit folgendem „nachdem”. Die Zeitangabe setzt sich im Amharischen aus der
kkul ... „wörtl. von A her gleich“ bedeutet jedoch nicht etwa „gleicher als A“ sondern „gleich wie A“. Vgl.
Leslau 1995. § 55.6.3. S. 311f. Ibid. §143.1 (3). S. 784. Letzteres zeigt, dass es sich im Amharischen nur um eine
Umschreibung dessen handelt, was u.a. im Deutschen mit der Steigerungsform ausgedrückt wird.
361
Vgl. Leslau 1995. § 120.5. S. 708. Leslau 2000. § 130.3. S. 151.
362
Vgl. ferner Leslau 1995. § 120.5. S. 708.
363
Vgl. Leslau 1995. § 120.2. S. 706. Leslau 2000. § 130.4 / 141.4. S. 151, 158. Anstelle von bä-fit kann Leslau
zufolge auch konjugiertes asäddmo stehen.
364
Vgl. zum Infinitiv u.a. HAFM 223, 302, 401.
365
Leslau 1995. § 120.2. S. 706. Die Infinitivkonstruktion muss abstrakt aufgefasst werden, der Relativsatz hat
im Opposition zum Infinitiv tendenziell eine konkretere Konnotation, vgl. yan-n kä-mä®al-h bä-fit „bevor du
jenes wegwirfst (kauf etwas neues z.B.)”, aber yan-n kä-mm-tt®l-äw bä-fit „bevor du jenes wegwirfst (wirf
z.B. erstmal was anderes weg)” <* „vor dem, welches jenes du wegwirfst“. Dies erklärt warum die
Infinitivkonstruktion häufiger ist.
366
Leslau selbst lässt von den drei Möglichkeiten die Subjunktion „bevor“ im Amharischen auszudrücken, die
mit relativischen Verb in der Grammatik von 2000 wegfallen. Vgl. Leslau 2000. § 141.4. S. 158. An anderer
Stelle in der gleichen Grammatik ist die Konstruktion jedoch erwähnt. Leslau 2000. § 130.4. S. 151.
367
Vgl. Leslau 1995. § 116. S. 678ff. Leslau 2000. § 127. S. 146.
64
Präposition bä-, einer Ordinalzahl, dem Artikel und einer folgenden Zeiteinheit, wie Øän
„Tag”, wär „Monat oder amät „Jahr” zusammen.368 Folgender Beispielsatz sei erwähnt:
N 085
bä-täyazu bä-säbat-äñña-w Øän... (HAFM 303)
am siebten Tag, nachdem sie (gefangen) genommen wurden....
In einem Fragesatz “am wievielten Tag” würde entsprechend anstelle der Zahl säbat
“sieben” das Fragepronomen sΩnt “wieviel” stehen.369
3.2.3.2. Gleichzeitigkeit (ohne Suffix)
bä-[R-Perfekt] gize
Die Präposition bä- bildet mit gize „Zeit” eine Zirkumposition, mit der temporale
Nebensätze gebildet werden, die im Deutschen Nebensätzen mit „wenn” oder „als”
entsprechen.370 Vgl. folgende Textbeispiele:
N 086
bԥrtu þԥggԥr bä-därräsä gize (HAFM 270)
wenn ein schwieriges Problem auftaucht.
N 087
b-ayyä-w gize (AWR 3, S. 17)
als er ihn sah
N 088
bä-tä¤ämmärä zämän (AWR 14)
als begonnen wurde
Folgende Belegstellen, die die Häufigkeit der Konstruktion verdeutlichen, seien ferner
erwähnt (N 089):
bä-täbalä gize (AWR 2)
bä-sämma gize (AWR 2, S. 3, S. 628, S. 7, S. 1219)
bä-sämmanä gize (AWR 828)
b-assäbu gize (AWR 10)
bä-därräsä gize (AWR 13)
b-astäwalä gize (AWR 1811)
b-ayyu gize (AWR 3)
b-ayyä gize (AWR 7, S. 10, S. 11, S. 15, S. 1814, S. 193)
b-ayyäþþ gize (AWR 2113)
mä®®a bä-täbalä gize (AWR 818)
bä-täwaggu-mm gize (AWR 821)
and Øal yämm-imällԥs-ԥllät b-a®®a gize (AWR 128f.)
bä-läØØäØu-t gize (Khan 1988. S. 216. Satz 65 / Mԥn 69:7ff.)
bä-honä gize (Khan 1988. S. 219. Satz 71 / Mԥn. 61:31)
MäØälle-n ... wättaddär-oþþ bä-käbbäbu gize (Khan 1988. S. 222. Satz 89 / HS 255.7)
368
Vgl. Leslau 1995. § 116.5. S. 679f.
Vgl. Leslau 1995. § 116.5. S. 680
370
Vgl. Leslau 1995. § 116. S. 678ff. Leslau 2000. § 127.1. S. 146. Ibid. § 141.5/10f. S. 158-60. Vereinzelt kann
auch „wann immer“ übersetzt werden, vgl. bä-fällägä Leslau 2000. § 141.11 S. 160. Vgl. ferner 3.1.1. Temporale
Nebensätze (ohne Präposition) S. 45.
369
65
3.2.3.2.1. Gleichzeitigkeit (mit Suffix)
bä-[R-Verb]-ԥbbät gize / waØt
Die Zirkumposition bä ... gize wird auch mit Relativimperfekt verwendet. In diesem
Fall trägt das Relativimperfekt scheinbar ohne Ausnahme das Suffix -ԥbbät. 371 Anstelle von
gize kann auch wat treten.372 Für wat mit (Relativ-)Perfekt und Suffix -Ωbbät finden sich
Textbelege, vgl. ... bä-lakä-bbät wat yä-Wällo gäbäre bä-Ωnafaf lay bämm-iggäññ-Ωbbät
wat „(zu einer Zeit), als er ... schickte (zu einer Zeit), als die Bauern von Wällo sich am
Rande des Desasters befanden”.373 Der mit Suffix konstruierte temporale Nebensatz ließe sich
auch wörtlich als Relativsatz „zur Zeit, zu der” übersetzen, wie folgende Beispiele zeigen:
N 090
lä-mänagär bä-mmi-iþԥl-ԥbbät gize (HAFM 271)
wenn er bereden kann
N 091
bä-mmi-isäbässԥb-ԥbbät gize (HAFM 212)
als er versammelte
Dass es sich im Amharischen um Relativsätze handelt, lässt sich damit
veranschaulichen, dass die gleiche Konstruktion mit zahlreichen anderen Nomen als gize
„Zeit” möglich ist, vgl. mit Perfekt bä-täšomä-bbät bota (HAFM 271) 374 „auf dem Posten, auf
den er gesetzt wurde”, Ωssu-mm wähni bet bä-tassärä-bbät selä-motä „Weil er starb an dem
[Ort], an dem er im Gefängnis gefangen war,...” (HAFM 229) und mit Imperfekt Ωnnat-wa-n
bämmi-yayu-bbät ayn „mit dem Auge, mit dem Sie (höfl.) ihre Mutter sieht/sah” (HAFM
401).375
3.2.3.3. sooft, immer wenn
bä [R-Perfekt] Øwԥr
Eine weitere Verwendung ist die Zirkumposition bä ... wΩr „Zahl” mit (Relativ-)
Perfekt im Sinn von „sooft”, „immer wenn”, „wann immer” oder „jedesmal wenn”. 376 Hierzu
seien folgende Beispielsätze erwähnt:
N 092
bä-wä®®u Øwԥ®r (HAFM 278)
jedesmal wenn sie hinausgingen
N 093
ԥñña-n b-ayyu Øwԥ®r (HAFM 252)
jedesmal wenn er (höfl.) uns sah
371
Leslau macht daraus keine Regel, aber er nennt auch keine Beispielsätze die Gegenteiliges zeigen. Vgl.
Leslau 1995. § 116.7. S. 680f. Leslau 2000. § 141.10. S. 160.
372
Im Falle von wat findet sich auch (Relativ-)Perfekt mit -Ωbbät. Vgl. Kapeliuk 1988. S. 97.
373
Kapeliuk 1988. S. 97. (I BZMA 37/8-11). Für gize mit (Relativ-)Perfekt, vgl. gäbäya bä-hedku-bbät gize
yΩzänb näbbär „als ich zum Markt ging, regnete es”. Leslau 1995. § 116.2. S. 678f.
374
Zu bä-[R-Verb]-Ωbbät (bota) „dort wo“ vgl. Leslau 1995. § 33.8.7. S. 100f.
375
Leslau scheint aus unerfindlichen Gründen gize b-[aggäññäh] gize anstatt [gize] b-[aggäññäh] gize „wenn du
Zeit findest“ zu analysieren. Vgl. Leslau 1995. § 116.2. S. 679. „wann immer“. Auf der gleichen Seite findet sich
[gize] b-[aggäññäh] wΩr ibid. § 116.4. S. 679.
376
Vgl Kane 1990. Band I. S. 833. Leslau 1995. § 116.4/144.15. S. 679, 792. Leslau 2000. § 141.11. S. 160.
66
yԥbäl® ... bä-[R-Perfekt] Øwԥ®r
a) je (mehr) ... desto (mehr)...
Mit yΩbäl® drückt die Zirkumposition bä ... ØwΩ®r den proportionalen Nebensatz „je
(mehr) ... desto (mehr)...” aus.377 Zur Konstruktion von yΩbäl® nennt Leslau folgende
Beipielsätze:378
Leslau
wörtlich
Leslau
wörtlich
yԥbäl® bä-tänagärä Øwԥ®r gԥra ԥyyä-tägabba hedä
Je mehr er sprach, desto verwirrter wurde er.
Sooft mehr er sprach, wurde er immer verrückter.
bä-sä®®ähu-t Øwԥ®r yԥbäl® ԥnd-ԥsä®-äw yԥfällԥg-all
Je mehr ich ihm gebe, desto mehr will er, dass ich ihm gebe.
Jedesmal wenn ich ihm gegeben habe, will er, dass ich ihm mehr gebe.
3.2.3.4. soweit, soviel, so sehr
bä [R-Perfekt] mä®än
Die Präposition bä wird mit mä®än „Maß” zur Bildung von Nebensätzen verwendet,
die im Deutschen mit „soweit, soviel, so sehr, immer wenn” eingeleitet sind.379 Vgl.
Folgendes Beispiel:
N 094
bä-sämmu mä®än (HAFM 263)
soweit (bzw. soviel) Er (höfl.) hörte
Leslau nennt ferner die Übersetzung „immer wenn”. Der Beispielsatz bä-®ä®®a mä®än
yamm-äw-all „immer wenn er trinkt, wird er krank” ließe sich auch mit „sooft er trinkt, sooft
wird er auch krank” nachvollziehen.380
3.2.3.5. Irreale Bedingungssätze
... bä-[R-Perfekt] ... bä-[R-Perfekt] (näbbär)
Die Präposition bä- mit (Relativ-)Perfekt findet sich in irrealen Bedingungssätzen. In
diesen steht bä- mit folgendem (Relativ-)Perfekt in der Protasis und in der Apodosis.381 Der
Protasis kann das Gerundium nuro, der Apodosis das Perfekt näbbär folgen.382 Vgl. folgende
Beispielsätze:
N 095 E
377
yä-mm-iþþal bä-honä, hullu ... bä-bet-u b-iwԥl b-al-®älla. (Kane 1990 I 853b)
Wäre es möglich gewesen, keiner hätte etwas degegen gehabt den Tag im Haus
zu verbringen.
Vgl. Leslau 1995. § 116.4.1. S. 679.
Leslau 1995. § 116.4.1. S. 679.
379
Vgl. Leslau 1995. § 116.6. S. 680.
380
Leslau 1995. § 116.6. S. 680.
381
Leslau 1995. §149.3-4. S. 817f. Leslau 2000. § 151. S. 170.
382
Leslau 1995. §149.3-4. S. 817f. Cohen 1939. S. 355f.
378
67
N 096 E
bä-zämän-u bä-näbbär-hu (Kane 1990 I 853b)
wenn ich zu seiner Zeit gelebt hätte, ...
Mit der Subjunktion bԥ- mit Imperfekt in der Protasis, aber bä- mit (Relativ-)Perfekt in
der Apodosis findet sich folgender Beispielsatz:
N 097
b-aräg bätäšalä-ññ ԥyy-alä (AWR 139)
indem er sagte “Was wäre besser, wenn ich es tun würde?”
3.2.4. Die Präposition sԥlä
sԥlä-[R-Verb]
Die Präposition sԥlä- mit relativischem Verb wird im Amharischen zur Bildung
kausaler Nebensätze verwendet. Das relativische Verb ist nie determiniert.
3.2.4.1. Kausale Nabensätze
sԥlä-[Indet. R-Verb]
Mit der Präposition sΩlä „wegen, weil” und indeterminiertem Relativperfekt oder
Relativimperfekt werden im Amharischen kausale Nebensätze gebildet.383 Zum
präpositionalen Relativsatz mit sΩlä vgl. u.a. balagär sel-adärrägä-w adma „wegen dem
Streik, den der Bauer (bzw. d.h. die Bauern) gemacht hat” (HAFM 262) und sΩlä-därräsä-w
þΩggΩr „wegen dem Problem, das geschehen ist...” (HAFM 264). In allen genannten Fällen ist
der Artikel der Relativform suffigiert. Im Falle der Verwendung von sԥlä als Subjunktion
scheint es nicht möglich einen Artikel zu suffigieren, vgl. sԥlä-mm-iwädd-äw „weil es (d.h.
das Volk) ihn liebte” (N 104). Somit ist die Subjunktion selä- / selä-mm- im Amharischen
deutlich von der Präposition mit Relativmarker unterschieden. Ein Fall, in dem sΩlä- mit
(Relativ-)Perfekt wohl zu einem Adverb erstarrt ist, wäre sΩlä-honä-mm „deswegen,
folglich”.384 Im Folgenden seien verschiedene Textbeispiele erwähnt:
Textbeispiele mit Relativimperfekt
N 098
ayn-oþþ-aþþäw tolo sԥlä-mm-imollu (HAFM 255)
Weil sich seine Augen schnell mit tränen füllen..
N 099
mähon-u-n... sԥlä-mmi-yawØu (HAFM 264)
weil sie (pl.) wissen, dass
N 100
sԥlä-mm-a-nnԥþԥl (HAFM 212)
weil wir nicht können
N 101
bä-mähakkäl-aþþԥn l-inor selä-mm-a-yԥþԥl (HAFM 226)
weil er unter uns nicht leben kann
383
384
Vgl. Leslau 1995. § 121.1-3. S. 710f. Leslau 2000. § 131 / 142.1. S. 151, 161.
Vgl. Leslau 1995. § 121.3. S. 711.
sԥlä-[R-Imperf]
68
N 102
sԥlä-mm-a-yawØ (HAFM 230)
weil er nicht wusste
N 103
... mähon-u-n ... geta-ye sԥlä-mmi-yawØu-t (HAFM 214)
weil Sie (höfl.), mein Herr, wissen, dass
N 104
yä-Gonþa hԥzb ԥnkwa bä-®am sԥlä-mm-iwädd-äw (HAFM 229)
weil das Volk von Gonþa ihn sogar sehr mochte, ...
Textbeispiele mit (Relativ-)Perfekt
sԥlä-[R-Perfekt]
N 105
mänta sԥlä-honu (AWR 418)
weil sie Zwillinge sind
N 106
ԥzzih sԥlä-tägäññu (HAFM 225)
weil sie sich hier befanden
N 107
yä-geta lԥ¤¤ sԥlä-honš (HAFM 242)
weil du (f.) Tochter eines Herren bist
N 108
sԥl-ayyähu (HAFM 239)
weil ich gesehen habe
N 109
al-käffԥl-ԥmm sԥl-al-alä (HAFM 258)
weil er nicht gesagt hat „ich zahl nicht ...“
N 110
sel-al-þalhu (HAFM 301)
weil ich nicht konnte
N 111
... yä-tänagärä sԥlä-lellä (HAFM 211)
weil es keinen gab, der gesprochen hatte ...
N 112
sԥl-allä-w (HAFM 218)
weil er hat (wörtl. weil ihm vorhanden ist)
N 113
sԥl-a®äffa-bbԥn (HAFM 216)
weil es zu unseren Lasten zerstört hat
N 114
sԥl-asayye-ññ (HAFM 213) 385
weil er mir gezeigt hat
N 115
antä sԥl-al-astädaddärh-aþþäw näw gult-oþþ yämm-iffaØu? (HAFM 269)
weil du (m.) sie nicht verwaltest, werden die Ländereien etwa verschwinden?
d.h. werden die Ländereien verschwinden, weil du (m.) sie nicht verwaltest?!
385
Vgl. ferner sΩlä-wässänhu (HAFM 265), selä-tämälläsΩn (HAFM 237), sel-agäññuw-aþþäw (HAFM 260),
bärädo sΩlä-wärrädä-bbät (HAFM 212), Øal-at sΩlä-mm-a-yΩyyayazu-llät Kapeliuk 1988. S. 96 (BGQK 156/1718).
69
Neben den genannten finden sich auch weitere Konstruktionen die dem sԥlä-Satz
untergeordnet sind, vgl. u.a. yä-tawwäØä selä-honä „weil bekannt war” (HAFM 219, 225),
yä-norhu selä-honhu „weil ich gelebt hatte” (HAFM 222f.), s-a-ttΩmä®a selä-Øärräh „weil du
nicht gekommen bist” (HAFM 237), mähed selä-näbbärä-bbät „weil er gehen musste”
(HAFM 237), ayn-oþþ-wa wΩha moltäw selä-näbbärä „weil ihre Augen mit Wasser gefüllt
gewesen waren” (HAFM 237), yawØ sΩlä-näbbärä „weil er wusste” (AWR 6), mä¤ämmärya
set ΩlfΩññ därsäw sΩlä-näbbärä „weil er (höfl.) erst im Frauengemach angekommen war“
(HAFM 259).
Polotsky bemerkt 1937 in seiner Rezension von Cohen 1936, dass sΩlä- mit mΩn-Ωmm
Konzessivsätze ausdrücke und führt hierfür folgendes Zitat von AfäwärØ an:386
N 116 P
ԥhiþþ mä¬haf mԥn-ԥmm wädä Ityoya lä-mm-ihedu säw-oþþ sԥlä-tä¬afäþþ
kä-.zzih-ԥmm ԥyyä-mä®®u lä-mm-immaru-t lä-¤ämmari-woþþ-u ... mällamä¤a
yԥhon-aþþäw-all
Auch wenn dieses Buch geschrieben ist für die, die nach Äthiopien gehen
kann.es den Anfängern, die herkommen und studieren als Mittel dienen sich
vertraut zu machen387
3.2.5. Die Präposition ԥskä
ԥskä-[R-Verb]
Wie die Subjunktion kä- mit (Relativ-)Perfekt und ¤ämmΩro “seitdem” einen
Anfangspunkt für den übergeordneten Satz setzt, setzt die Subjunktion Ωskä- mit relativischen
Verb einen Endpunkt oder eine obere Grenze für den übergeordneten Satz. Häufig findet sich
jedoch ΩskΩ- mit Imperfekt oder Ωskä- mit Infinitiv anstatt Ωskä- mit relativischem Verb.388
3.2.5.1. bis, solange, soweit
ԥskä-[R-Verb] (dräs)
Die Präposition Ωskä- „bis“ mit der Variante Ωstä- wird mit Infinitiv oder relativischem
Verb und folgendem dΩräs verwendet um Sätze einzuleiten, die im Deutschen mit den
Subjunktionen „bis“, „solange“ oder soweit“ wiedergegeben werden können.389 Die
Postposition dΩräs kann auch wegfallen. Sowohl ΩskΩ- ... (dräs) mit Imperfekt als auch
Ωskä- ... (dräs) mit Infinitiv konkurrieren mit der Konstruktion mit relativischem Verb. Die
Konstruktion mit Relativimperfekt ist relativ selten belegt. Folgendes Textbeispiel bei
Kapeliuk sei erwähnt:
N 117 K
386
ԥskä-mm-ay-äw dräs þäkkuy-allähu390
Ich bin in eile, bis ich es sehe.
Polotsky Rezension zu Marcel Cohen 1937. S. 121.
Die konzessive Färbung des Beispielsatzes scheint durch mΩn-Ωmm im affirmativen Satz bewirkt.
388
Cohen 1936 erwähnt lediglich ΩskΩ- als Konjunktion. Vgl. Cohen 1936. S. 302.
389
Vgl. Leslau 1995. § 119.2. S. 705. Kane 1990. Band II. S. 1174f.Leslau 2000. § 129 / 141.9. S. 149f., 159.
390
Kapeliuk 1988. S. 96. (BGQK 142/6-7).
387
70
Ferner seien von Leslau die Beispielsätze Ωskä-mm-imä®a dräs ®äbbäØhu-t „ich habe
gewartet bis er gekommen ist“, tΩmhΩrt-aþþäw-Ωn Ωskä-mm-i¤ämmΩru dräs sΩra yΩsär-allu
„sie werden arbeiten, bis sie ihr Studium beginnen“ und mayät Ωskä-mm-a-yΩþþal-äññ dräs
„bis es mir nicht (mehr) möglich war zu sehen“ erwähnt.391 Zur Verwendung der
Zirkumposition Ωskä- ... dräs mit (Relativ-)Perfekt, um „solange“ auszudrücken, vgl. den
Beispielsatz sΩra-w Ωskä-täsärra dräs gΩd yällä-ññ-Ωmm „Es stört mich nicht, solange die
Arbeit getan wird.“392 Neben Ωskä-... dräs mit (Relativ-)Perfekt findet sich nach Leslau auch
Ω-... dräs mit (Relativ-)Perfekt, vgl. hierzu den Beispielsatz Ω-Øwäyyä dräs „solange er
bleibt“.393 Anstatt Ωskä mä®®a dräs „bis er gekommen ist“ ist Ωskä-mä®®a-bbät gize dräs
möglich.394 Letzteres ist als Relativsatz „bis zu der Zeit, zu der er gekommen ist“
nachvollziehbar.
3.2.5.2. soviel wie
ԥskä-[R-Imperf] mä®än
Die Zirkumposition Ωskä- ... mä®än „bis zum Maß“ wird mit Relativimperfekt
verwendet, um „bis zum Maß, dass“ oder „soviel wie“ auszudrücken. Vgl. den Beispielsatz
Ωskä-mm-iþþal mä®än ΩnnΩsra „Lasst uns soviel wie möglich arbeiten“.395
391
Leslau 1995. § 119.2. S. 705.
Leslau 1995. § 119.1. S. 704.
393
Leslau 1995. § 112. S. 668.
394
Leslau 1995. § 119.2. S. 705. Vgl. ibid. § 112. S. 668. Ibid. §119.1-2. S. 704f.
395
Leslau 1995. § 119.3. S. 705 unten.
392
71
3.3. Idiomatische Konstruktionen
Relativische Nebensätze finden teils in idiomatische Konstruktionen Verwendung, die
häufig nicht als Nebensatz zu übersetzen sind. Im Folgenden sind verschiedene
Konstruktionen dargestellt, die wohl auf relativische Nebensätze zurückgehen:
3.3.1. Der Ausdruck der Beharrlichkeit
kä-[Neg-R-Perfekt] [konjugiertes Verb „alä“]
Die Präposition kä- mit negiertem (Relativ-)Perfekt und konjugiertem alä „sagen”
wird als periphrastische Konstruktion verwendet, um ein Bestehen auf etwas auszudrücken,
vgl. folgenden Beispielsatz:396
N 118
k-al-käffälaþþԥhu bԥläw (HAFM 254);
indem Er darauf bestand, dass wir (die Bauern, ihr) zahlen
(wörtlich: indem Er wenn ihr nicht zahlt sagte)
3.3.2. Irreale Sätze397
bä [R-Perfekt] (näbbär)
Irrealer Hauptsätze können mit bä- folgendem (Relativ-)Perfekt und näbbär (bedingt
auch norw-all) gebildet werden.398 Durch den Irrealen Satz kann ein Wunsch zum Ausdruck
kommen.399 Vgl. folgende Textbeispiele mit näbbär:
N 119
b-al-asfällägä näbbär. (HAFM 217)
Es wäre nicht notwendig gewesen.
N 120
lä-malät bä-täþalä näbbär (HAFM 251)400
es wäre möglich gewesen zu sagen
N 121
b-al-färrädu-bbԥññ-ԥmm näbbär (AWR 84)
er (höfl.) hätte mich nicht verurteilt
Das Verb näbbär kann auch fehlen, in einem stärker auf die Gegenwart bezogenen
Satz, vgl. folgendes Textbeispiel:
396
Vgl. Leslau 1995. § 120.7. S. 709. Für weitere Beispiele vgl. k-al-käffälaþþΩhu bΩläw (HAFM 254); k-alsä®®aþþΩhu-ññ bΩläw (HAFM 269) und k-al-sä®®aþþΩhu-ññ bΩläh (HAFM 272).
397
Vgl. Leslau 1995. § 149. S. 812-819.
398
Vgl. Leslau 1995. § 149.1. S. 812ff. Andere Möglichkeiten sind Imperfekt oder Gerundium mit näbbär sowie
Imperfekt mit norw-all. Leslau 1995. § 149.1. S. 812. Näbbär kann nur bedingt, d.h. nicht immer, wegfallen. Vgl.
Fall (3) und (4) Leslau § 149.1. S. 812f., § 149.3-4. S. 817f. Ferner vermitteln die Beispielsätze von Leslau den
Eindruck, dass durch Weglassen von näbbär aus einem irrealen Satz der Vergangenheit „es wäre gewesen“
tendenziell ein nicht explizit auf die Vergangenheit bezogener irrealer Satz „es wäre“ wird. Vgl. b-al-täšalä
„wäre es nicht besser“. Leslau 1995. § 149.1.4. S. 814.
399
Vgl. hierzu ferner mΩnnäw amarΩñña bä-þalä Leslau 1995. § 116.3. S. 679.
400
Vgl. auch b-al-maru-t näbbär (HAFM 287).
72
N 122
mԥn b-aräg bä-täšalä-ññ ԥyy-alä (AWR 139)
indem er sagte “Was wäre besser für mich, wenn ich tue?”
Die Präpostion bä- mit (Relativ-)Perfekt und yԥhon lässt sich wohl mit „sollen” im
Konjunktiv widergeben, vgl. folgenden Beispielsatz:
N 123
b-asgäbbä yԥhon alä-nna ®äyyäØä (AWR 611f.)
Er fragte, ob er hinein tun solle.
3.3.3. Der Ausdruck der Dauer
ԥndä- [R-Perfekt] [Kopula oder konj. Hilfsverb Øärrä]
Die Präposition Ωndä- wird mit folgendem (Relativ-)Perfekt und Kopula verwendet,
um einen dauernden Zustand oder eine Handlung auszudrücken, die ständig geschieht oder
weiterhin andauert. Anstelle der Kopula kann auch das Hilfsverb Øärrä „bleiben” treten.401
Vgl. folgende Beispielsätze:
N 124 E
ԥndä-färräsä näw402
es ist immer noch in Ruinen
N 125 E
ԥndä-wä®®aþþ Øärräþþ403
Sie ist immer noch weg.
wie sie weg ist, blieb sie
wörtlich:
401
Vgl. Kane 1990. Band II. S. 1234. Leslau 1995. § 118.11. S. 695f. Ibid. § 118.14. S. 697. Die Konstruktion
erscheint häufig mit Zeitausdrücken wie hull gize „immer”. Leslau 1995. § 118.15. S. 697.
402
Kane 1990. Band II. S. 1234a.
403
Kane 1990. Band II. S. 1234a.
73
Schluss
Der Relativsatz ist im Amharischen eine der produktivsten Konstruktionen. So findet
das relativische Verb nicht nur Verwendung zur Bildung von Adjektiven, sondern auch zur
Bildung von Nebensätzen, zur Hervorhebung der Verbaleigenschaft und zur Fokussierung
bestimmter Satzteile. Unter den Möglichkeiten ein Verb zu Nominalisieren hat allein der
Relativsatz die Flexibilität sowohl als Adjektiv, als auch als konkretes und abstraktes Nomen
verwendbar zu sein.404 Die Verwendung als abstraktes Nomen scheint jedoch nur
eingeschränkt möglich, da der abstrakte Relativsatz weder als direktes Objekt noch als
Prädikat der Kopula möglich ist.
Das relativische Verb in Spaltsätzen ist vermutlich die in der Sekundärliteratur am
meisten behandelte ‚relativische’ Konstruktion. Insbesondere die Unterordnung solcher und
anderer Kopulasätze führt dazu, dass Subjunktionen mit untergeordneter Kopula teilweise den
Eindruck einer neuen Subjunktion erwecken. Im Falle von Ωndähon(ä) scheint sich die
Subjunktion Ωndähon(ä) von den Nebensatz mit Ωndä- soweit entfernt zu haben, dass
Ωndähon(ä) im modernen Amharischen als unabhängige Subjunktion zu betrachten ist.
Konstruktionen mit der Präposition Ωndä- finden sich aber auch zusammen mit mit kä-honä
und b-ihon, vgl. 3.2.1.2.1. (b), 3.2.2.1.1. (a) und 1.6.2.1. Im Fall der Subjunktionen kä-honä
(und b-ihon) ist vermutlich von untergeordneten Kopulasätzen auszugehen.
Der Fall von Ωndä-hon(ä) und kä-honä scheint somit verschiedener zu sein, als dies
bei Leslau betont wird. So ist Ωndä-hon(ä) mit Relativperfekt vielleicht die häufigste
Verwendung, Ωndä- mit (Relativ-)Perfekt ist zur Bildung realer Bedingungssätze hingegen gar
nicht produktiv und nur in wenigen Wendungen erhalten. Bei kä-honä scheint die Häufigkeit
umgekehrt. kä- mit (Relativ-)Perfekt ist wohl die häufigste Form des Bedingungssatzes mit
kä-. kä-honä mit Relativperfekt gibt es weder bei Leslau 1995 noch bei Kapeliuk 1988. Ωndähon(ä) ist definitiv als eigene Subjunktion zu betrachten, kä-honä scheint hingegen mit der
Unterordnung eines Kopulasatzes erklärbar.405
Der Versuch zwischen nicht determinierbaren und determinierten nebensatzbildenden
relativischen Konstruktionen zu trennen stieß schnell auf die Problematik, dass die
Beispielsätze der „determinierten“ Konstruktionen zum Teil nicht immer determiniert sind. So
finden sich z.B. bei Leslau indeterminierte Beispielsätze für den realen Modalsatz mit Ωndä(3.2.1.2.1.), aber praktisch keine indeterminierten Belegstellen. Die Determinierbarkeit zu
prüfen, ist wegen der im Amharische verbreiteten Fähigkeit vieler intransitiver Verben,
(direkte) Objeksuffixe anzunehmen, die dann indirekt zu übersetzen sind, schwierig.
Die relativischen Nebensätze sind teilweise als präpositionale Relativsätze
nachvollziehbar, vgl. u.a. 3.2.1.2., 3.2.2.2., 3.2.3.2.1. und 3.2.5. In anderen Fällen sind die
Subjunktionen von der Verwendung der entsprechenden Präpositionen stärker unterschieden,
wie im Fall des Inhaltssatzes mit Ωndä-. Die Konstruktionen, die sich als präpositionale
Relativsätze erklären lassen sind zum Teil determiniert, wie im Fall von kä- ... yΩlΩØ „eher als
dass“ (3.2.2.2.1) und Ωndä- ... hullu „ganz wie“ (3.2.1.2.1). Aber auch einige Nebensätze die
indeterminiert sind, lassen sich als präpositionale Relativsätze mit abstrakten Relativsatz
nachvollziehen, vgl. z.B. kä- ... bä-hwala „nach, nachdem“, kä- ... ¤ämmΩro „seit, seitdem“
(3.2.2.1.3.).
Insbesondere im Fall der Nebensätze besteht die Schwierigkeit, dass der
Relativmarker yä- nach einer Präposition in der Regel wegfällt, sodass nur das
404
405
Vgl. Kapeliuk 1988. S. 19.
Vgl. Leslau 1995. S. 802ff. Kapeliuk 1988. S. 97f.
74
Relativimperfekt an der Partikel -mm- erkennbar ist. Gerade die zahlreichen nicht
determinierbaren Konstruktionen bei den Nebensätzen mit (Relativ-)Perfekt geben Raum zur
Spekulation, ob es sich um Relativperfekt oder um normales Perfekt handelt. Subjunktionen,
die als Zirkum- oder Präpositionen eine vergleichbare Funktion haben, wie z.B. kä- ...
¤ämmΩro „seit, seitdem“ sind als abstrakter Relativsatz mit Zirkumposition erklärbar. Es gibt
aber keine morphologische Spur einer Relativierung in diesen Konstruktionen.
Adverbielle ‚Sprachfossilien’ wie yΩlΩØu-n oder yΩbäl®u-n gize weisen hingegen
dank der Determinierung -u und der Akkusativpartikel -n deutliche Spuren einer
Relativierung auf. Eine Trennung, welche der erstarrten Imperfektformen auf alte
Relativformen zurückgehen und welche nicht, ist dennoch in Einzelfällen schwierig, vgl.
1.6.2.2.2. Die Bildung von Adjektiven ermöglicht auch Adverbien und Post- bzw.
Zirkumpositionen zu bilden, vgl. 1.6.2.2.1.
Die Zahl der Belegstellen und Gegenbeispiele ist eine weitere Problematik. Zu einigen
Konstruktionen wie dem Kausalsatz mit sΩlä-, dem Inhaltssatz mit Ωndä- oder zu manchen
Relationen in Relativsätzen, vgl. u.a. 1.5.4.3.3., finden sich unzählige Belegstellen. Zu
anderen Konstruktionen und Relationen finden sich hingegen nur sehr wenig Belegstellen,
vgl. u.a. 1.5.4.3.2. Direktes Objekt mit präpositionalem Objektsuffix, 3.2.2.2.2. Nachzeitige
Nebensätze und 3.2.5. „bis dass“. In einigen Fällen sind leider aus Mangel an Belegstellen
lediglich Beispielsätze von Leslau gegeben, vgl. u.a. 3.1.4., 3.1.5, 3.2.2.2.2. und 3.2.5.2. In
anderen Fällen steht eine äußerst geringe Zahl an Belegstellen einer häufigen und gut
belegten alternativen Konstruktionen gegenüber, vgl. u.a. 3.1.3., 3.2.1.1.2, (3.2.2.2.2.) und
3.2.5. Bei den nebensatzbildenden Konstruktionen ist dies so gravierend, dass weder für eine
'gerundivähnliche' Verwendung (3.1.3.), noch für kä- ... bä-fit mit Relativimperfekt
(3.2.2.2.2.), noch für die Bildung von Konsekutivsätzen mit Ωndä- (3.2.1.1.2.) oder gar für die
konzessive Verwendung von sΩlä- mit mΩn-Ωmm, die Polotsky 1937 erwähnt, Belegstellen in
vernünftiger Anzahl vorliegen. Die konsekutivische Verwendung von Ωndä- (3.2.1.1.2.), die
konzessive Verwendung von sΩlä- mit mΩn-Ωmm (3.2.4.1. unten) oder eine gerundivähnliche
Verwendung vom relativischen Verb (3.1.3.), basieren z.B. bislang je auf einer Belegstelle.
Sowohl der Ωskä-Satz mit relativischen Verb als auch kä- ... bä-fit mit Relativimperfekt haben
zwei Alternativkonstruktionen, die besser belegt scheinen: Ωskä- mit Infinitiv, ΩskΩ- mit
Imperfekt, kä- ... bä-fit mit Infinitiv und sΩ mit negiertem Imperfekt und folgendem bä-fit. Die
geringere Häufigkeit von kä- ... bä-fit und Ωskä- mit relativischem Verb ließe sich eventuell
damit erklären, dass es sich lediglich um präpositionale Relativsätze handelt. In Fällen in
denen der gleiche Satz mit Infinitiv oder mit relativischem Verb möglich ist, vgl. kä- ... bä-fit
und Ωskä-, ist nur das relativische Verb als konkretes Nomen denkbar, wenn es um den
Unterschied beider Konstruktionen geht. Die Möglichkeit Kausativ mit Ωndä- und adärrägä
auszudrücken oder gar Konsekutivsätze mit Ωndä- zu bilden (3.2.1.1.2.) scheint marginal,
wobei ersteres noch besser belegt ist. Die entsprechenden Konstruktionen mit ΩndΩ- und
Imperfekt sind jedoch nicht nur bei weitem besser belegbar, sondern werden wohl auch als
richtiger empfunden.
Vor allem die regionalen und dialektalen Unterschiede des Amharischen aber auch die
Unterschiede zum Altamharischen sind noch wenig untersucht. Eine breitere amharische
Textgrundlage heranzuziehen wäre erstrebenswert. Auch wenn viele Fragen offen bleiben und
das Thema der amharischen Relativsätze sich noch viel weiter ausweiten ließe, konnte
hoffentlich ein Überblick über den Relativsatz im Amharischen vermittelt werden.
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