Customer Relationship Management - DIUF

Werbung
UNIVERSITY OF FRIBOURG
Seminar
Customer Relationship Management
Fuzzy RFM Modell
Verfasser:
Patrik Hugi
6. Semester Wirtschaftsinformatik UniFR
Brunngasse 48, 3011 Bern
++41 (0) 79 695 13 78
[email protected]
Eingereicht:
- Dokumentation
- Dateien
Einleitung
Abstract
In dieser Arbeit soll aufgezeigt werden, wie eine unscharfe Klassifizierung vorgenommen wird und
welche Vor- und Nachteile eine unscharfe Klassifizierung bringt. Die Klassifizieung wird anhand
der RFM Methode vorgenommen. RFM steht für Recency, Frequency (Frequenz) und Monetary.
Studien haben gezeigt, dass Kunden mit einem höheren RFM Wert einen höheren Wert für das
Unternehmen generieren und desshalb in ein anderes Kundensegment eingeteilt werden können.
Mithilfe der unscharfen (Fuzzy) Logik wird gezeigt, dass die Klassenzugehörigkeit eines Kunden
präziser bestimmt werden kann und das ein Kunde in mehreren Klassen gleichzeitig sein kann.
Keywords:
CRM, RFM, Fuzzy-RFM, fCQL
2 / 25
Einleitung
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung ......................................................................................................................................4 1.1. Fragestellung und Zielsetzung ....................................................................................... 4 1.2. Vorgehensweise ............................................................................................................. 4 2. Die RFM Methode ..........................................................................................................................4 2.1. Scoring Modell ................................................................................................................ 5 2.2. RFM im Online Marketing ............................................................................................... 6 2.3. Der Kundenwert ............................................................................................................. 6 3. Einführung in die Fuzzy Klassifikation .......................................................................................6 3.1. 3.2. 3.3. 3.4. 3.5. 4. Fuzzy - RFM .................................................................................................................................11 4.1. 4.2. 4.3. 4.4. 5. Klassische Mengen versus Fuzzy Mengen .................................................................... 7 Linguistische Variablen .................................................................................................. 8 Mehrdimensionale Fuzzy Klassifikation........................................................................ 10 Fuzzy Klassifikation in Datenbanken ............................................................................ 10 Fazit zur Fuzzy Klassifikation und fCQL ....................................................................... 11 Vorgehen ...................................................................................................................... 12 Vorteile des Fuzzy – RFM ............................................................................................ 16 Nachteile der Fuzzy – RFM Methode ........................................................................... 16 Vergleich RFM vs. Fuzzy-RFM..................................................................................... 17 Fuzzy – Klassifikation in der Praxis ..........................................................................................19 5.1. Beispiel einer Retail Bank ............................................................................................ 20 5.2. Beispiel Coop@home ................................................................................................... 21 6. Implikation und Schlusswort .....................................................................................................22 7. Literaturangaben ........................................................................................................................23 7.1. Quellenangaben ........................................................................................................... 23 7.2. Verwendete Software ................................................................................................... 24 7.3. Abbildungsverzeichnis .................................................................................................. 24 8. Anhang ........................................................................................................................................25 3 / 25
Einleitung
1. Einleitung
1.1. Fragestellung und Zielsetzung
Diese Arbeit soll aufzeigen, welche Vorteile eine unscharfe (fuzzy) Klassifikation der Kunden
gegenüber einer scharfen Klassifikation bringen kann. Die Klassifikation wird anhand des RFM
(Recency, Frequency, Monetary) Modell erklärt. Der Fuzzy Ansatz lässt sich auf weitere Methoden
übertragen, wie zum Beispiel für eine unscharfe ABC-Analyse, SWOT, Kreditwürdigkeitsprüfung usw.
1.2. Vorgehensweise
Zuerst soll erklärt werden, was RFM genau ist, woher es kommt und wozu es verwendet wird.
Im zweiten Teil wird die unscharfe Klassifikation erklärt und am RFM Modell angewendet. In diesem
Teil wird ausführlich erklärt, wie die Klassen gebildet werden und die Zugehörigkeit der Kunden zu den
Klassen berechnet wird. Das RFM Modell wird dann mit dem unscharfen, sogenannten Fuzzy-RFM
verglichen und so werden die Vorzüge und Nachteile aufgezeigt. Im vierten Kapitel wird eine
Klassifikation mithilfe einer Excel Tabelle durchgeführt und im fünften Kapitel werden mögliche
Anwendungen in der Praxis gezeigt.
2. Die RFM Methode
Die Abkürzung RFM steht für:
Recency
wann der Kunde zuletzt eingekauft hat
Frequency
wie viele Einkäufe der Kunde gemacht hat (innerhalb einer bestimmten Periode)
Monetary
wie viel Geld der Kunden ausgibt (innerhalb einer bestimmten Periode)
RFM ist weit verbreitet im Direkt Marketing, um Kunden zu selektieren, an welche bestimmte Angebote
gerichtet werden sollen. Die RFM Analyse nutzt Kundendaten aus vergangen Bestellungen. Die RFM
Theorie besagt, dass Kunden welche vor kurzem, häufiger und für mehr Geld eingekauft haben,
wahrscheinlich eher auf ein speizelles Angebot (Offering) eingehen werden, als Kunden die vor
längerer Zeit, seltener und für weniger Geld eingekauft haben. Diese Annahme wirkt intuitiv
einleuchtend und konnte auch empirisch bestätigt werden. Eine RFM Analyse kann auch eingesetzt
werden, um zum Beispiel neuen Kunden spezielle Angebote zu machen oder um Kunden zu
„reaktivieren“ welche lange nichts mehr bestellt haben. Auch weitere Marketing Aktivitäten sind
denkbar, zum Beispiel Anreize schaffen, um Kunden welche selten einkaufen, dazu zu bringen,
häufiger oder für mehr Geld einzukaufen.
Ein grosser Vorteil der RFM Methode ist ihre Einfachheit. Die notwendigen Daten sind leicht erfassbar
und schnell verfügbar. Die Firma braucht kein komplexes CRM oder Data-Minning Programm um diese
4 / 25
Die RFM Methode
Daten zu erheben. Früher wurden Kundendaten mit Bestellinformationen auf Karteikarten festgehalten.
Heute verwendet man dazu ein Datenbanksystem. Wenn die Bestellungen der Kunden in der
Datenbank erfasst wurden, können die RFM Werte ohne grössere Umstände abgefragt werden.
Die vorhandenen Daten sollten nun in eine möglichst sinnvolle Relation gebracht werden, dass heisst
sie müssen klassifiziert werden um bestimmte Gruppen von Kunden gezielt ansprechen zu können.
Ein einfacher Ansatz ist ein Bewertungsverfahren mithilfe von Punkten (Scoring Modell).
2.1. Scoring Modell
Für die drei Variablen Recency, Frequency und Monetary werden mehrere Klassen gebildet.
Recency (der letzte Einkauf) wird zum Beispiel klassiert in „weniger als 6 Monate“, „zwischen 7 bis 9
Monaten“, „zwischen 9-12 Monaten“ usw. Jede Klasse erhält dann eine gewisse Punktzahl. Wie die
Klassen eingeteilt werden und wie viele Punkte für jede Klasse vergeben werden, ist sehr individuell
und muss unter Umständen für jede Marketing Aktion neu angepasst werden.
Dieses Scoring Modell mit der scharfen Abgrenzung der Klassen ist sehr problematisch wie an
folgendem Beispiel gezeigt werden soll:
Variablen Anfangswert Recency Punkte pro Variable 25 <= 6 Monate 7‐9 Monate 10‐12 Monate 13‐18 Monate 19‐24 Monate Früher
Letzter Einkauf Frequency Anzahl Bestelllungen Monetary 40 5
Pro Hauptkatalog Mailings seit der letzten Bestellung C1 1. Klasse (beste) C2 2. Klasse C3 3. Klasse ‐15
6
‐15 Pro Mailing 1 HK, 1 M ‐2
5 / 25
Total Score
25
‐5 2 12 210 € 45 Bartok 25
23 7 6 Monate Monate Monate 25
40
9
54
10
60
24 €
5
28 €
15
4 24 ‐6
25 Pro Spezial Katalog ‐12 ‐5
25 Monate 151‐200 26‐50 € 51‐100 € 101‐150 € € > 200 € 5 15 25
35
40
45
<= 25 € 15
Schubert Grieg 25 Anzahl Bestellungen multipliziert mit Faktor 6
Durchschnitt des Umsatzes der letzten 3 Bestellungen Mailingkosten 25 Gluck 120 € 35 1 HK, 1 M 1 HK, 1M 1HK, 1 M ‐14 ‐14 ‐14
‐14
28 40 70
101
Einführung in die Fuzzy Klassifikation
C4 4. Klasse (schlechteste) Anhand dieser Scoring Tabelle soll gezeigt werden, warum eine scharfe Abgrenzung zu ungenauer
Kundenbewertung führen kann. Die Kunden Gluck und Schubert unterscheiden sich in ihrem
Einkaufverhalten nur unwesentlich. Der letzte Einkauf bei Gluck war 25 Monate her und der letzte von
Schubert 23 Monate. Die Frequenz ist mit zwei, respektive vier Bestellungen auch nah beisammen. Die
Werbekosten sind bei beiden gleich und Kunde Gluck hatte sogar einen höheren Umsatz bei seinen
Einkäufen. Trotzdem kommt er nur auf 28 Punkte gegenüber den 40 von Schubert. Das kommt daher,
dass beide bei jedem Indikator ziemlich nah an der Grenze sind. Schubert ist jedoch bei fast allen
Indikatoren eine Stufe höher und erhält so eine deutlich höhere Punktezahl (+40%) als der Kunde
Gluck. Das gleiche gilt für die beiden Kunden Grieg und Bartok; beide kaufen ähnlich häufig und zu
einem ähnlichen Wert ein. Jedoch liegt Bartok jeweils knapp in der nächsten Stufe und erreicht so
insgesamt 44% Punkte mehr als Grieg was ihn die beste Klasse bringt.
2.2. RFM im Online Marketing
Was früher die grossen Versandhäuser mit den Katalogen waren, sind heute die Webshops. Es werden
zwar keine Kataloge mehr versandt, da das ganze Angebot Online besichtigt werden kann, jedoch
müssen auch für einen Web Shop Marketing Massnahmen getroffen werden.
Zusätzlich zu den Werten Recency, Frequency und Monetary könnte man bei einem Webshop weitere
Daten erfassen, wie zum Beispiel das Verhalten des Kunden beim Besuch der Webseite: wie häufig
kommt er, wie lange bleibt er und welche Links klickt er. Diese Daten könnten dann in Verbindung
gebracht werden mit den tatsächlichen Bestellungen des Kunden, um so Rückschlüsse auf das
Kaufverhalten zu gewinnen und geeignete Marketing Massnahmen treffen zu können.
2.3. Der Kundenwert
Neben den Marketing Aktivitäten, kann das RFM Modell auch dazu genutzt werden, den Kundenwert
(Customer Lifetime Value CLV), zu bestimmen. Anhand des gegenwärtigen Kundenwertes lässt sich
jedoch nicht unbedingt auf den zukünftigen Kundenwert schliessen. Weitere Faktoren wie
Veränderungen im Markt, Kundenverhalten usw. müssen ebenso berücksichtigt werden.
3. Einführung in die Fuzzy Klassifikation
Im vorherigen Teil wurde aufgezeigt, dass eine scharfe Klassifikation problematisch ist, da wegen
kleiner Abweichungen bei den Kunden, Ressourcen (z.B. Marketing Budget) nicht optimal eingesetzt
6 / 25
Einführung in die Fuzzy Klassifikation
werden. Ein anderer Ansatz soll die unscharfe (sogenannte Fuzzy-) Klassifizierung aufzeigen. Zuerst
wird kurz erklärt, was die Fuzzy Logik ist und wie sie in einer Datenbank angewendet werden kann.
3.1. Klassische Mengen versus Fuzzy Mengen
Für einen Computer ist eine Bedingung entweder wahr oder falsch (Binärlogik). Oft ist diese scharfe
Abgrenzung zwischen wahr oder falsch jedoch nicht ausreichend für eine genaue Einteilung.
Für viele Anwendungen wäre es praktisch, wenn man Steuerungen mithilfe von Verbalen Anweisungen
programmieren kann. Zum Beispiel eine Steuerung einer Heizung so programmieren, dass bei
„ungefähr“ 19°C das Ventil „ein bisschen“ geöffnet wird.
Die Begriffe „ungefähr“ und „ein bisschen“ können vom Computer jedoch nicht interpretiert werden. Der
Computer weiss nicht, wie viel „ein bisschen“ sein soll. Oft können komplexe Probleme jedoch relativ
einfach beschrieben werden, wenn unscharfe Begriffe wie „ein bisschen“ oder „ungefähr“ verwendet
werden. Solche Begriffe nennt man linguistische Werte.
In der klassischen Mengenlehre kann ein Element entweder einer Menge angehören oder nicht. Will
man nun alle Kunden mit einem mittleren Wert beschreiben, definiert man ein Intervall zum Beispiel
zwischen 4‘000 bis 6‘000. Somit würde ein Kunde mit 3‘900 Umsatz (evt. zu Unrecht) in eine tiefere
Kategorie eingestuft werden.
Im Gegensatz zu den klassischen Mengen können bei den unscharfen Mengen, Elemente auch nur zu
einem bestimmten Grad zu einer Menge dazu gehören oder nicht. Diese Zugehörigkeit wird
üblicherweise durch eine Zahl aus dem Intervall [0,1] beschrieben. Dabei bedeutet 0 keine
Zugehörigkeit und 1 volle Zugehörigkeit. Ein Kunde mit dem Wert 0.8 könnte also zum Beispiel 20% zur
tiefen und 80% zur mittleren Kategorie gehören.
7 / 25
Einführung in die Fuzzy Klassifikation
Abbildung 1: Fuzzy Menge
Ausführlichere Erklärung zur Fuzzy Logik unter: http://www.iicm.tu-graz.ac.at/greif/node9.html
3.2. Linguistische Variablen
Für die Indikatoren werden Begriffe definiert. Ein Vorteil der Linguistischen Variablen ist, dass die
Begriffe, mit denen im Marketing verwendeten Termen, abgeglichen werden können und so die Arbeit
intuitiver macht und erleichtert.
Abbildung 2: Begriff Domänen
In Abbildung 2 ist zu sehen, dass für ein Indikator zwei, drei oder mehrere Begriffe definiert werden
können. Anstelle von Begriffen können auch quantitative Werte verwendet werden.
8 / 25
Einfüh
hrung in die Fuzzy Klassifikation
Abbildung 3:
3 Linguistisc
che Variablen (Source: Naiade Manual))
ng 3 wurden
n insgesam
mt sieben Be
egriffe für de
en Bereich zwischen 0 und 1 gew
wählt. Gut
In Abbildun
zu sehen isst die Übersschneidung
g der Funktio
onen. Ein Wert
W im Bere
eich „Good““ befindet sich
gleichzeitig
g auch noch
h im Bereich
h „More or Less
L
Good““ und „Very Good“. Die
e Zugehörigkeit zum
Bereich Go
ood, nimmt gegen den Rand linkss und rechts
s ab.
Abbildung 4:
4 Funktionen
n für linguistis
sche Var. (So
ource: Naiade
e Manual)
9 / 25
Einfüh
hrung in die Fuzzy Klassifikation
In Abbildun
ng 4 wird eine Möglichkeit gezeigtt, wie eine Zahl
Z
einen linguistische
en Wert zug
gewiesen
bekommt. Ein Wert, zum
z
Beispie
el 0.85, würd
de also mit dem Wert 0.875
0
zur K
Klasse „Good“ und
g mit einem Wert von 0.02
0
noch zur Klasse „V
Very Good““ gehören.
gleichzeitig
3.3. Mehrrdimension
nale Fuzzy Klassifikattion
Die Fuzzy Klassifikatio
on ist nicht beschränktt auf drei Ind
dikatoren. Die
D Klassen
nzugehörigk
keit kann
net werden. Ab vier Ind
dikatoren istt das ganze
e jedoch
auch für vier oder mehr Indikatorren berechn
bar und es entstehen
e
m
mindestens
16 Kombin
nationen derr Indikatoren. Wenn
nicht mehrr visualisierb
ein Kunden
nwert mithilfe von meh
hr als drei In
ndikatoren bestimmt
b
we
erden soll isst es von Vo
orteil,
Werte zu gruppieren
g
u dann mit den grupp
um
pierten Werrten neue Klassen
K
zu b
bilden.
3.4. Fuzzy
y Klassifikation in Da
atenbanken
n
Das fCQL Toolkit der UniFr kann
n in ein RDB
BMS (Relation Data Ba
ase Manage
ement Syste
em)
w
ohn
ne den Date
enbereich ändern zu müssen.
m
Dass Toolkit gen
neriert aus fCQL
integriert werden,
anfragen SQL
S
queriess und kann über eine grafische
g
Be
enutzeroberrfläche gestteuert werden. Auf
dieser Obe
erfläche werden die Lin
nguistischen
n Variablen angezeigt mit deren H
Hilfe die uns
scharfen
abfragen gestartet
g
we
erden könne
en.
Abbildung 5: fCQL Too
olkit (UniFR)
1 / 25
10
Fuzzy - RFM
3.4.1.
Umwandlung Fuzzy-SQL in SQL
Da das Datenbank Management System (DBMS) die Daten nur mittels der Sprache SQL abfragen
kann, wird das Fuzzy-Statement vom Toolkit in ein normales SQL Statement umgewandelt.
Die folgende Tabelle zeigt den Unterschied zwischen einem SQL und fCQL Statement:
SQL
fCQL
Select
Attribute
classify
Object
from
Relation
from
Relation
where
Condition of Selection
with
ClassificationCondition
classify
from
with
customer
customer portfolio
customer recency is very recent
and customer fre qency is frequent or middle
Beispiel einer fCQL Abfrage.
Das Resultat wäre dann eine Liste aller Kunden, welche dieser Klassifizierung entsprechen mit
einem Faktor der aussagt, zu welchem Teil (in Prozent) diese Aussage auf die Kunden zutrifft.
3.5. Fazit zur Fuzzy Klassifikation und fCQL
Ein Vorteil der Fuzzy Klassifikation und fCQL ist, dass die Zugehörigkeit eines Elementes zu jeder
Klasse einen Wert zwischen 0 und 1 annehmen kann. Das heisst ein Element kann zum Beispiel
mit dem Wert 0.1 also zu 10% zu einer Klasse X gehören und zu 90% derselben Klasse nicht. Ein
weiterer wichtiger Aspekt ist, dass ein Element gleichzeitig in mehreren Klassen sein kann. Ein
Element kann also zum Beispiel mit 30% zur Klasse X und mit 70% zur Klasse Y gehören.
Die Fuzzy Bewertung erlaubt eine Sortierung und Segmentierung welche präziser und flexibler ist
als eine scharfe Segmentierung.
4. Fuzzy - RFM
Die vorgestellte unscharfe Klassifikation soll nun auf das RFM Modell angewendet werden. Dazu
wurde eine Excel Tabelle erstellet mit 100 Kunden mit den Indikatoren Recency und Frequency.
Für diese 100 Kunden wurden Zufallswerte im Bereich 0 bis 50 für die Frequency und Werte im
11 / 25
Fuzzy - RFM
Bereich 0-730 (2 Jahre) im Bereich Recency generiert. Um das Beispiel einfacher erklären und
darstellen zu können, wird der Indikator Monetary weggelassen.
Bemerkung: Der Indikator Monetary, also der Umsatz je Kunde, ist im RFM Modell weniger
bedeutend als die Indikatoren Recency und Frequency, da Kunden mit einem höheren Frequency
und Recency Wert treuer sind, und auf langer Sicht wertvollere Kunden sind als solche die zwar
einen hohen Umsatz generieren aber seltener und weniger häufig einkaufen.
4.1. Vorgehen
Zuerst werden die Indikatoren definiert. Für die Indikatoren werden dann linguistische Variablen
definiert welche einen bestimmten Bereich eines Indikators abdecken. Anschliessend wird für
jeden Kunden die Zugehörigkeit zur jeweiligen Klasse mithilfe des „Gamma Operators“ berechnet.
Dieser Zugehörigkeitswert wird noch normalisiert. Im folgenden Abschnitt werden die Schritte
ausführlicher erklärt.
4.1.1.
Indikatoren definieren
Zuerst müssen die Indikatoren ausgewählt werden. In dieser Arbeit soll die Fuzzy Segmentierung
anhand der Indikatoren Recency, Frequency und Monetary erläutert werden. Für jeden der drei
Indikatoren muss ein Wertebereich festgelegt werden damit man für die einzelnen Kunden
entsprechend diesem Bereich, einen Wert zwischen 0 und 1 ausrechnen kann.
Es stellt sich die Frage, wie man zum Beispiel die Recency genau festlegen will. Soll ein Zeitraum
genommen werden welcher alle Kunden abdeckt oder nur die Bestellungen der letzten ein oder
zwei Jahre?
Eine ähnliche Frage stellt sich auch bei der Bestimmung des Monetary Wertes: Soll der
Gesamtumsatz eines Kunden als Indikator genommen werden oder nur der durchschnittliche Wert
der letzten drei Einkäufe? Solche Fragen gilt es bei der Definition der Indikatoren genau zu klären,
und auf die Anforderungen aus dem Marketing abzustimmen.
Eine Implementierung muss ermöglichen, dass eine spätere Anpassung der Werte ohne grossen
Aufwand geschehen kann. Dies sollte bei Verwendung eines RDBMS mit gut gepflegten Daten
ohne grössere Schwierigkeiten machbar sein, da die Kundendaten jederzeit in der Datenbank zur
Verfügung stehen. Will man zum Beispiel die Häufigkeit (Frequency) statt über ein Jahr, über zwei
Jahre ermitteln, können diese Informationen einfach mittels Anpassung der Datenbandabfragen
ausfindig gemacht werden.
4.1.2.
Probleme beim definieren des Wertebereiches
Die Definition des Wertebereiches bringt einige Gefahren mit sich, die beachtet werden sollten:
12 / 25
Fuzz
zy - RFM
Bei dem ob
ben beschrieben Vorge
ehen wird angenomme
a
en, dass alle
e Kunden e
etwa gleichm
mässig
über den gesamten
g
W
Wertebereich
h verteilt sin
nd. In der Praxis
P
wird das
d wohl ka
aum zutreffe
en.
Wenn ein Kunde
K
Beisspielsweise sehr häufig
g einkauft un
nd man die Werte der andern Kun
nden relativv
zu diesem Spitzenwert berechne
et, werden diese
d
schlec
cht abschne
eiden. Dasss heisst, man muss bei
M
be
enutzten we
elche bewirkkt, dass die durchschniittlichen
der Bewerttung eine sttatistische Methode
Kunden au
uf einen mitttleren Wert von etwa 0.5
0 kommen
n.
Kund
de 1.00
0.90
0.80
0.70
0.60
0.50
0.40
0.30
0.20
0.10
0.00
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
K01
K02
K03
K04
K05
K06
K07
K08
K09
K10
Mitttelwert
Freq
quency 46 19 17 15 13 11 7 6 3 1 13.80 0.92
0.38
0.34
0.30
0.26
0.22
0.14
0.12
0.06
0.02
0.28
Abbildung 6:
6 Problem Ex
xtremwerte
Die Mehrheit der Kund
den hat zwiischen 10 und
u 20-mal eingekauft
e
(Mittelwert 13.8). Wenn für die
e
obere Grenze von
n 50 definiert wird und den Kunden, entsprecchend ihren
Frequenz eine
Frequenze
en einen We
ert zwischen
n 0 und 1 ausrechnet (zum
(
Beispiiel für Kund
de K01: 1 / 50
5 * 46) so
erhält man
n einen Mitte
elwert für allle Kunden von 0.28.
Wenn nun der Bereich
h der linguisstischen Va
ariablen so definiert
d
ist dass sie zw
wischen 0 und
u 1 etwa
eilt sind, we
erden die meisten
m
Kund
den in die Klasse
K
„selte
en“, welche
e im Bereich
h zwischen
gleich verte
0.15 und 0.35
0
liegt, fa
allen und die
es nur weil ein
e Kunde im
i Vergleich
h zum durchschnitt seh
hr viel
häufiger einkauft. Eine
e Lösung wäre
w
es, die Bereiche der linguistisschen Varia
ablen anzup
passen
n statistische
es Verfahre
en benutzen
n, welche diie Werte im mittleren Bereich
B
oder noch besser, ein
wichtet als die Randwerrte.
höher gew
Neben derr Gewichtun
ng der Werte
e stellt sich zudem die Frage, welches die ob
bere Grenze
e sein soll.
In diesem Beispiel wu
urde 50 genommen, da
a der Spitze
enkunde K01 eine Freq
quenz von 46
4 hat und
G
auf jeden Fall höher
h
sein muss
m
als de
er höchste W
Wert eines Kunden.
der Wert der oberen Grenze
1 / 25
13
Fuzz
zy - RFM
Abbildung 7:
7 Verschobe
ener Bereich
en Kunden sind
s
im Bere
eich A. Da diese
d
Kunden jedoch zahlenmäss
z
sig am häuffigsten
Die meiste
auftreten sollten
s
sie einen mittlerren Bereich B abdecken.
4.1.3.
Liinguistische Variablen
n definieren
n
Für den Ind
dikator „Fre
equency „ werden
w
die Terme
T
„selte
en“ (Wert 0 bis 0.35), „„mittel“ (Wert 0.36 –
0.65) und häufig
h
(Werrt 0.66 bis 1), gebildet. Für den Ind
dikator Reccency die Be
egriffe „kürz
zlich“,
„mittel“, un
nd „lange he
er“.
4.1.4.
Fu
uzzy Wert berechnen
b
Mithilfe ein
ner Funktion
n, genannt „Membersh
„
ip Function“ wird für je
eden Indikattor ein Fuzz
zy Wert
bestimmt. Diese Mem
mbership Funktion kann
n auf versch
hiedene Arte
en impleme
entiert sein (siehe
(
A
3.4
4).
Grafik in Abschnitt
0
0.2
0.4
0.6
0.8
1
µsttrong
µweak
Abbildun
ng 8: Diskrete
e Funkrion
1 / 25
14
Fuzzy - RFM
Kunde A hat 30-mal eingekauft. Die Obergrenze des Indikators Frequency wird auf 50 gesetzt. So
hat ein Kunde die beiden Fuzzy Werte 0.6 „Zugehörigkeit“, da 1 / 50 * 30 = 0.6, und 1 – 0.6 = 0.4
„nicht Zugehörigkeit“. Für die Recency wurde der Wert, welcher aus dem Intervall 0 bis 1 kommt
noch von eins abgezogen, da eine kleine Zahl hier bedeutet, dass ein Kunde erst kürzlich
eingekauft hat, er hat also einen hohen, positiven Recency Wert. Ein Kunden der vor 14 Tagen
eingekauft hat erhält mit der Obergrenze 730 Tagen (2 Jahre) ein Wert von 0.019 (1 / 730 * 14)
also einen Fuzzy Wert von 0.981 (1-0.019 =0.981 Zugehörigkeit) und 0.019 „nicht Zugehörigkeit“.
Hier zeigt sich auch wie praktisch die linguistischen Werte sind. Der Term „kürzlich“ hätte zum
Beispiel den Wertebereich 1.0 bis 0.8 und der Term „lange her“ den Bereich 0.0 bis 0.2. Es ist
dann einfacher und intuitiver mit den Termen anstatt mit den Zahlen zu arbeiten.
Wenn die Indikatoren definiert wurden kann im nächsten Schritt der Fuzzy Wert für jede Klasse
berechnet werden. Dies geschieht mithilfe des y (Gamma) Operators (siehe Abbildung 9).
Das u(Ai) ist die Klasse (x), m ist die Anzahl der Klassen, u(i) ist die Zugehörigkeit im Bereich 0 bis
1 zur Klasse (x) und y ist der Gamma Operator (in dieser Arbeit immer 0.5).
Die Zugehörigkeiten je Klasse werden miteinander multipliziert, das Ergebnis mit 0.5 Potenziert
und mit dem Produkt der Gegenwerte je Klasse (1-ui(x)) wieder multipliziert.
⎛ m
⎞
μ Ai ( x) = ⎜ ∏ μi ( x) ⎟
⎝ i =1
⎠
(1− y )
y
m
⎛
⎞
* ⎜ 1 − ∏ (1 − μi ( x)) ⎟ , x ∈ X , 0 ≤ y ≤ 1
i =1
⎝
⎠
Abbildung 9: Gamma - Operator
Beispiel zur Berchnung eines Kunden mit 2 Indikatoren und den 0.6 und 0.45 je Indikator:
C1 = ( 0.6*0.55 )
(1− 0.5)
C 2 = ( 0.6*0.45 )
C 3 = ( 0.4*0.55 )
* (1 − ((1 − 0.6 ) *(1 − 0.55)))0.5 = 0.5202
(1− 0.5)
* (1 − ((1 − 0.6 ) *(1 − 0.45)))0.5 = 0.458
(1− 0.5)
* (1 − ((1 − 0.4 ) *(1 − 0.55)))0.5 = 0.4007
C 4 = ( 0.4*0.45 )
(1− 0.5)
* (1 − ((1 − 0.4 ) *(1 − 0.45)))0.5 = 0.34573
________________________________________________
1.7571
4.1.5.
Fuzzy Wert normalisieren
Da die Klassenzugehörigkeit einer Funktion abhängig ist von der Anzahl der Klassen, muss der
bestimmte Fuzzy Wert für jede Klasse noch normalisiert werden. Dazu wird der Wert der Klasse
durch die Summe aller Klassen dividiert.
15 / 25
Fuzzy - RFM
Zum Beispiel für Klasse C1: 0.52 / 1.727 = 0.301
Das heisst ein Kunde kann zu 30.1 Prozent zur Klasse C1 gehören, zu 26.57 % zu C2, zu 23,2%
zu C3 und zu 20.1% zu C4.
Er gehört also allen Klassen an zu einem bestimmten Teil an.
Klasse Funktion für jede Klasse C Class C1 C2 C3 C4 Recency kürzlich kürzlich lange her lange her Frequency häufig selten häufig selten Klassenzugehörigkeit der Attribute Recency
0.6
0.6
0.4
0.4
Frequency
0.55
0.45
0.55
0.45
Total Absolute Normalisierte Zugehörigkeit Zugehörigkeit Zugehörigkeit in Prozent 0.520
0.459
0.401
0.347
1.727
0.301 0.266 0.232 0.201 1.000 Prozent
30.12
26.57
23.20
20.11
100.00
4.2. Vorteile des Fuzzy – RFM
Gezielteres Direktmarketing
Dank der Fuzzy Segmentierung kann die Klasse, auf welche eine Marketing Strategie angewendet
werden soll, präziser definiert werden. Mit der scharfen Methode ist es natürlich auch möglich die
Klassen, dass heisst eine Menge innerhalb einer bestimmten Klasse, genauer zu definieren indem man
die Variablen anpasst, man wird jedoch mit der scharfen Methode immer eine Grenze ziehen welche
Kunden einschliesst welche in eine niedrigere Klasse gehörten und andere ausschliesst welche in eine
bessere Klasse sollten.
Angepasste Rabatte
Der Fuzzy Ansatz unterstütz den Trend einer Individuelleren Kundenbetreuung, da zum Beispiel die
Rabatte für einen Kunden genauer, entsprechend seinem effektiven Wert, gegeben werden können.
Das kann jedoch auch Schwierigkeiten bieten (siehe Abschnitt 4.3, Nachteile)
4.3. Nachteile der Fuzzy – RFM Methode
Doppelte Klassenzugehörigkeit
Durch die Fuzzy Klassifizierung kann ein Kunde in mehreren Klassen gleichzeitig sein. Problematisch
kann das dann werden, wenn unterschiedliche Marketing Massnahmen für verschieden Klassen
gestartet werden, welche bestimmte Kunden unter Umständen doppelt erreichen.
16 / 25
Fuzzy - RFM
M1
M12 M2 Abbildung 10: Doppelte Zugehörigkeit
M1 könnte zum Beispiel eine Marketing Massnahme sein welche angepasst ist auf Kunden welche viel
Eingekauft haben aber lange nicht mehr und M2 eine Massnahme um Kunden zurückzugewinnen
welche wenig und lange nicht mehr eingekauft haben. Da M1 die Wertvollere Klasse bildet, werden
evtl. wertvollere Anreize eingesetzt. Die Marketing Aktionen sollten auf jeden Fall so aufeinander
abgestimmt werden, dass Kunden, welche zu beiden Klassen gehören (M12) nicht zweimal
angesprochen werden.
Zusätzlicher Aufwand
Obwohl die Berechnung des Fuzzy Wertes relativ einfach ist und auch keine Änderungen im
bestehenden RDBMS nötig sind, ist es doch ein zusätzlicher Aufwand und der Nutzen welcher aus
einer unscharfen Klassifikation resultieren kann muss zuerst aufgezeigt werden.
Individuelle Vorzüge müssen kommuniziert werden
Individuelle Rabatte könnten im B2B (Business to Business) Bereich angewendet werden, im B2C
(Business to Client) Bereich auch, jedoch müsste die Methode dem Kunden kommuniziert werden, da
ein Kunde sonst nicht verstehen kann, warum er weniger Rabatt erhält als andere Kunden. Diese
Kommunikation bringt wieder zusätzlichen Aufwand. Wenn individuelle Rabatte gegeben werden, muss
gezeigt werden, dass dies auch für das Unternehmen wirtschaftlicher ist als eine Rabattpolitik welche
auf scharfen Klassen beruht.
4.4. Vergleich RFM vs. Fuzzy-RFM
An einem theoretischen Beispiel soll aufgezeigt werden, welche Möglichkeiten ein Fuzzy Ansatz bei der
Klassifizierung bringen kann.
17 / 25
Fuzz
zy - RFM
Eine Excel Tabelle wurrde erstellt mit
m 100 Kund
den. Zur Vereinfachung
g werden fürr das Beispie
el nur für
die Indikato
oren Recenccy und Frequ
uency verwe
endet. Für den
d Indikatorr Recency w
wurde ein Be
ereich
zwischen 0 und 730 Ta
age (2 Jahre
e) gewählt. Für
F die Freq
quency ein Bereich
B
zwischen 0 bis 50.
5
Mit der Javva Methode „Random“
„
w für jeden
wird
n Indikator und
u für jeden
n Kunden eiine Zufallsza
ahl im
jeweiligen Bereich
B
generiert.
Die Verteilu
ung der Zufa
allszahlen welche
w
die Ja
ava Methode
e ausgegeben hat ist wiie folgt:
Abbildung 11: Vertielung
g Recency
Abbild
dung 12: Verte
eilung Freque
ency
Die einhund
dert Kunden
n sind über den
d gesamte
en Wertebereich ziemlicch gleichmä
ässig verteilt. In der
Praxis wäre
e die Verteilung wohl vie
el unregelmässiger und das Problem welches iin Abschnitt 4.1.2
beschriebe
en wurde mu
uss berücksichtigt werde
en.
In der Exce
el Tabelle wiird dann ein scharfer un
nd ein Fuzzy
y Wert für jed
den Kunden
n berechnet. Mithilfe
eines Diagrramms kann
n der Untersschied zwiscchen der sch
harfen und der
d unscharffen Segmentierung
visualisiert werden (sie
ehe Anhang und entspre
echende Exc
cel Files).
1 / 25
18
Fuzzy – Klassifikation in der Praxis
Abbildung 13: Scharfe Selektion
Abbildung 14: Unscharfe Selektion (30%)
Im linken Bild werden die Kunden scharf der Klasse oben links zugeordnet. Die Achsen auf den Werten
0.5 bilden die Grenze der Klassen. Im Rechten Bild sind die Kunden, welche zu mindestens 30% der
Klasse oben links angehören. Das Diagramm zeigt, dass Kunden welche unscharf selektiert wurden,
sich auch ausserhalb der scharfen Klasse befinden können, da ihr Wert für einen Indikator besonders
hoch ist. Im Vergleich zur scharfen Selektion werden Kunden, welche sich an der unteren rechten
Grenze befinden, in der unscharfen Selektion nicht berücksichtig, da ihre Klassenzugehörigkeit unter
30% ist.
Abbildung 15: Kunden am Klassenrand
In Bild 15 ist zu sehen, dass sich Kunde K012 nur zu 28% in die Klasse C1 gehört. Es gibt Kunden
(zum Beispiel K073) am Rand der Klasse C1 sind und einen höheren Zugehörigkeitswert haben als
der Kunde K012. Die Fuzzy Methode ist also präziser und genauer als die scharfe Klassifikation.
5. Fuzzy – Klassifikation in der Praxis
19 / 25
Fuzzy – Klassifikation in der Praxis
Das RFM Modell ist nur eine von vielen Anwendungen für die unscharfe Klassifikation. Die Indikatoren
müssen nicht unbedingt Recency, Frequency oder Monetary heissen, sondern können durch beliebige,
andere Performance Indikatoren ersetzt werden
Beispiele für andere Customer Performance Indikatoren:
- Loyalität (Nutzung einer grossen Breite der Produktpalette)
- Kundenpotential
- Vermögen
Die Methode bleibt für alle Indikatoren die gleiche.
Im folgenden Teil wird das CRM und die Klassifikationsmethoden von einer Retailbank und Coop kurz
vorgestellt. Anhand dieser Beispiele soll gezeigt werden, wo eine Fuzzy Klassifikation eingesetzt
werden könnte und welche Vorteile daraus allenfalls resultieren könnten.
5.1. Beispiel einer Retail Bank
5.1.1.
Kundensegmentierung bei der Bank
Die Bank verwendet einen Segmentierungsansatz welcher aus den drei Indikatoren Vermögen,
Kundenpotential und Loyalität besteht.
Aus diesen Indikatoren ergibt sich ein Würfel mit acht Klassen. Auf die einzelnen Klassen
innerhalb des Würfels werden bestimmte Normstrategien angewendet.
Die Segmentierung soll gewährleisten, dass die besten Kunden auch am besten betreut werden.
5.1.2.
Möglichkeiten für einen Fuzzy Ansatz
Ein Fuzzy Ansatz könnte einen Vorteil bringen, da man erstens eine Klasse präziser bilden könnte
und zweites könnten die Kunden einfacher innerhalb einer Klasse sortiert werden.
Beschränkte Ressourcen könnten so genauer eingesetzt werden.
20 / 25
Fuzzy – Klassifikation in der Praxis
Abbildung 16: Scharfer vs. Unscharfer Würfel
In Abbildung 16 ist zu sehen, dass mit drei Indikatoren ein Würfel mit acht Klassen entsteht (bei zwei
Ausprägungen je Klasse). Rechts ist ein Würfel mit ebenfalls drei Indikatoren jedoch ohne
Klassengrenzen. Will man nun die Kunden innerhalb einer Klasse sortieren, müsste man bei der
scharfen Klassierung die Rangfolge der Indikatoren für die Sortierung festgelegt werden. Beim rechten
Würfel ist das nicht nötig, da alle Kunden zu allen Klassen gleichzeitig gehören, so könnte man eine
Abfrage starten die eine Rangliste mit der Klassenzugehörigkeit für jeden Kunden generiert.
5.2. Beispiel Coop@home
Coop betreibt seit 1998 ein Online Portal für Wein Bestellungen und seit 2001 können auf dem
Portal Coop@home auch Lebensmittel eingekauft werden. Die Lieferung erfolgt durch eigene
Transporte oder durch die Post.
Marketing von Coop@home
Das Portal wird zurzeit mittels Print Medien und Online Kampagnen beworben. Anzeigen
erscheinen in der Coop Zeitung, der NZZ am Sonntag und der leMatin dimanche.
Für die Online Kampagnen wird Bannerwerbung dynamisch in verschiedenen Internet Portalen
und Seiten geschaltet. Die Online Kampagnen sollen vor allem der Neukundengewinnung dienen.
Für die bestehenden Kunden werden Angebote per Mail versandt.
CRM bei Coop@home
Die CRM Massnahmen lassen sich einteilen in die Neukundenbegleitung: spezielle Angebote für
Neukunden, Kundenbindung: Anreize schaffen für bestehende Kunden und
Kundenrückgewinnung: Nachfassaktionen.
21 / 25
Implikation und Schlusswort
Eine Massnahme zur Kundenbindung sind zum Beispiel günstigere Lieferbedingungen für
Stammkunden: Wenn der Kunde innerhalb von drei Wochen wieder bestellt erhält er
Vergünstigungen bei der Lieferung.
5.2.1.
Kundensegmentierung bei Coop@home
Viele Kunden bestellen ausschliesslich Wein. Die Kunden welche nur Wein bestellen sollten
anders angesprochen werden, als die Lebensmittelkunden da die Kundengruppe „Wein“
vorwiegend Männer sind und die Kunden „Lebensmittel“ vorwiegend Hausfrauen.
Wichtige Kriterien für eine Segmentierung ist die Art des Warenkorbes (Wein, Lebensmittle,
gemischt, usw.) und quantitative Kriterien wie die Frequenz der Bestellungen.
In Planung ist eine ABC Segmentierung. In Zukunft soll die Entwicklung des Kunden genauer
analysiert werden können um so auch den Kundenwert besser zu bestimmen.
5.2.2.
Risiken bei einem Fuzzy Ansatz
Risiken bei unscharfer Klassifizierung
Die Ansprache der Kunden kann unter Umständen noch komplexer werden als sie schon ist.
Da ein Kunde in mehreren Klassen gleichzeitig ist besteht die Gefahr, dass er unter Umständen
zweimal angesprochen wird. Falls verschiedene Marketing Aktivitäten, für zwei unterschiedliche
unscharfe Klassen welche sich überlappen, durchgeführt werden.
6. Implikation und Schlusswort
Ein wichtiger Vorteil der Fuzzy ist, dass die Kunden präziser und fairer, entsprechend dem wahren
Wert, bewertet werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Datenbankabfragen den jeweiligen
Bedürfnissen genauer angepasst werden können.
Nach der intensiven Beschäftigung mit der Methode habe ich einen guten Einblick in die Klassifizierung
und in die Fuzzy Logik erhalten. Beim Arbeiten am Thema kamen Fragen auf, die unbeantwortet
blieben und für eine Weiterbearbeitung Interessant wären:
- Welchen Vorteil bringt es, dass ein Kunde in mehreren Klassen gleichzeitig befindet?
- Wie soll der Wertebereich der Indikatoren definiert werden, damit alle Kunden gerecht bewertet
werden?
22 / 25
Literaturangaben
- Welche andere Methoden gibt es um einen Fuzzy Wert zu berechnen als der Vorgestellte und was ist
der Unterschied im Resultat?
- Welche weitere Anwendungsmöglichkeiten für die Fuzzy Klassifikation gibt es?
Ich habe festgestellt, dass die unscharfe Klassifizierung in der Praxis noch nicht weit verbreitet ist, dass
Interesse jedoch da ist. Es muss aber aufgezeigt werden können, welche wirtschaftlichen Vorteile ein
Fuzzy Ansatz gegenüber dem scharfen hat.
7. Literaturangaben
7.1. Quellenangaben
Die Quellen aus dem Internet werden im Skript direkt angegeben. Desweitern wurden folgende Bücher
und Internetquellen für die Arbeit verwendet:
7.1.1.
Bücher
Marketing
[FörsterKreuz2002]
Förster A. , Kreuz P.; Offensives Marketing im e-Business; Loyale Kunden
gewinnen – CRM Potenziale nutzen; Springer Verlag, 2002
[Schwarz2007]
7.1.2.
Schwarz T.; Leitfaden Online Marketing, Marketing Börse, 2007
Artikel, Forschungs- und Arbeits- Papiere
RFM Model
[Fader2005]
Peter Fader, Bruce Hardie, Ka Lok Lee, RFM and CLV: Using Iso-Value Curves
for Customer Base Analysis, Journal of Marketing Research Vol. XLII (2005)
[Mason 2003]
Mason, Charlotte; Recency, Frequency and Monetary (RFM) Analysis; KenanFlagler Business School, University of North Carolina, 2003
[Aggelis]
Aggelis V., Customer Clustering using RFM analysis; University of Patras,
Greece
Fuzzy Ansatz
23 / 25
Literaturangaben
[Meier 2007]
Meier A., Mezger Ch., Werro N., Schindler G.; Zur unscharfen Klassifikation von
Datenbanken mit fCQL, Universität Fribourg
[Meier 2007]
Meier A., Werro N.; A Fuzzy Classification Model for Online Customers,
Universität of Fribourg, Informatica 31 2007
[Sellers Hughes 2008] Sellers J., Hughes A.; RFM Migration Analysis – a new approach to a proven
technique; Database Marketing Institute, 2008
[McCarthy Hastak 2006]
McCarthy J., Hastak M.; Segmentation approaches in data-mining: A
comparison of RFM, CHAID, and logistic regression; Journal of Business
Research 60, 2007
[Novo]
Novo J.; Customer Response, Retention and Valuation Concepts (RFM Model)
[Elssenwenger]
Elssenwenger T., Kundenwert – Customer Lifetime Value, Loyaltix
7.2. Verwendete Software
Microsoft EXCEL 2007 mit Makros
Eclipse 3.2, mit Java JDK 6.0
SPSS 16.0
7.3. Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Fuzzy Menge .......................................................................................................................8 Abbildung 2: Begriff Domänen..................................................................................................................8 Abbildung 3: Linguistische Variablen (Source: Naiade Manual) ...............................................................9 Abbildung 4: Funktionen für linguistische Var. (Source: Naiade Manual) .................................................9 Abbildung 5: fCQL Toolkit (UniFR) .........................................................................................................10 Abbildung 6: Problem Extremwerte ........................................................................................................13 Abbildung 7: Verschobener Bereich .......................................................................................................14 Abbildung 8: Diskrete Funkrion ..............................................................................................................14 Abbildung 9: Gamma - Operator ............................................................................................................15 Abbildung 10: Doppelte Zugehörigkeit ...................................................................................................17 Abbildung 11: Vertielung Recency .........................................................................................................18 Abbildung 12: Verteilung Frequency ......................................................................................................18 Abbildung 13: Scharfe Selektion ............................................................................................................19 24 / 25
Anhang
Abbildung 14: Unscharfe Selektion (30%) ..............................................................................................19 Abbildung 15: Kunden am Klassenrand .................................................................................................19 Abbildung 16: Scharfer vs. Unscharfer Würfel........................................................................................21 8. Anhang
Dateien:
Datei 1:
CRM - Fuzzy RFM Modell - P.Hugi.docx
Datei 2:
RFM Modell.xlsm
Datei 3:
RFM Modell-Office2003.xls
Datei 4:
SPSS RFM-Data, SPSS RFM-Graph
24 Seiten, ca. 5‘000 Wörter
Bern, 25.04.2007
Patrik Hugi
25 / 25
Herunterladen