Aktionsplan Biologische Vielfalt Baden-Württemberg

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Aktionsplan Biologische Vielfalt Baden-Württemberg
Artensteckbrief für eine Art aus dem 111-Arten-Korb
Die Arnika (Arnica montana) - kann locker mit moderner Arznei mithalten
Wer hätte das gedacht: Wenn man ein wegen Arthritis
schmerzendes Knie mit Arnika einreibt, dann hilft das
genauso gut wie Schmerzmittel mit herkömmlichen
Wirkstoffen. Dies haben vor wenigen Jahren Mediziner
herausgefunden. Und die moderne Medizin hat auch die
Wirkungsweise dieser wunderschön gelb bis gelborange
blühenden
Heilpflanze
auf
molekularer
Ebene
entschlüsselt
–
wobei
interessanterweise
herausgekommen ist, dass nur der Gesamtextrakt der
Pflanze
die
optimale
heilende
Wirkung
bei
Schwellungen, Verstauchungen und Prellungen, ja sogar
bei rheumatischen Beschwerden entfaltet. Doch die
heilenden – und von manch abergläubischen
Zeitgenossen erhofften magischen – Kräfte dieser bis zu
60 Zentimeter hohen Pflanze dürfen heute niemand mehr dazu verleiten, sie zu pflücken: Sie ist gefährdet und
steht daher unter Naturschutz. Übrigens hat Arnica montana noch viele andere deutsche Namen, unter
anderem Berg-Wohlverleih.
Wie können wir dieser Art helfen?
Der Rückgang dieser in höher gelegenen Regionen Baden-Württembergs früher ziemlich häufigen Pflanze ist
ein trauriges Kapitel der modernen Landwirtschaft. Magere Wiesen und Weiden wurden gedüngt, damit sie
mehr Ertrag abwerfen – und dann auch häufiger gemäht. Oder sie wurden ganz aufgegeben und wachsen nun
zu oder werden aufgeforstet. Heute findet man die typischen körbchenförmigen Blütenstände nur noch im
Südschwarzwald, etwa im Feldberggebiet, „zerstreut“, wie die Botaniker sagen, ansonsten ist sie selten
geworden. Mit neuen Naturschutzgebieten, so beispielsweise an der Lein im Rems-Murr-Kreis, will man unter
anderem die Arnika schützen. Und im Schwarzwald helfen entsprechende Pflegepläne, die noch bestehenden
Arnikabestände zu erhalten. Auch Naturschutzverbände tragen durch Kauf geeigneter Flächen zum Erhalt von
Lebensräumen bei, die vom Rückgang bedrohten Pflanzen wie der Arnika das Überleben sichern.
Möchten Sie aktiv werden für die Arnika?
Wenn Sie sich mit arnikahaltigen Tinkturen oder Hautölen einreiben, dann brauchen Sie kein schlechtes
Gewissen zu haben: Seit es entsprechend herausgezüchtete Sorten gibt, wird Arnica montana für die
medizinische Nutzung inzwischen landwirtschaftlich angebaut. Wenn Sie zum Erhalt der noch verbliebenen
Naturbestände im Schwarzwald beitragen möchten, dann essen Sie doch bei Ihrem nächsten Ausflug
heimisches Schwarzwaldrind – so fördern Sie die traditionelle extensive Weidewirtschaft.
Machen Sie mit! Wenn Sie sich für die Arnika engagieren wollen, aber noch nicht wissen, was Sie tun können,
wenden Sie sich doch einfach an:
Svenja Kurth
LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg
Griesbachstr.1; 76185 Karlsruhe; Tel.: (0721) 5600-1452; Fax: (0721) 5600-1414
E-Mail: [email protected]
Text: Gruppe für ökologische Gutachten Detzel & Matthäus, Foto: U. Herkommer
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Artensteckbrief für eine Art aus dem 111-Arten-Korb
Die Trollblume (Trollius europaeus) – taucht Bergwiesen in ein gelbes Meer
Der Name der Trollblume leitet sich von dem althochdeutschen Wort „troll“ ab, was
kugelrund bedeutet. Mit den kleinen gleichnamigen Wichten hat sie also nichts zu
tun. Vielerorts nennt man sie auch einfach Butterblume. Zwischen Mai bis Juli blüht
sie kräftig gelb, meist nur mit einer Blüte pro Stängel, dafür aber in großer
Individuenzahl. Ihre Blütenblätter stehen kugelig zusammen und schützen die
Staub- und Fruchtblätter vor Sonne und Regen. Die Bestäubung erfolgt über kleine
Insekten (Käfer, Fliegen) die gerade noch durch die kleine Öffnung passen, die von
den gelben Blättern am oberen Rand frei gelassen wird. Einige Tiere legen sogar
ihre Eier in die schützenden gelben Höhlen und lassen ihre Nachkommen in den
Blüten heranwachsen. Rinder und Schafe dagegen meiden die Trollblume, da sie
schwach giftig ist. So kann sie sich in ihrem idealen Lebensraum, auf feuchten
Bergwiesen ohne „Fraßfeinde“ ausbreiten. Im Flachland und auf trockenen Böden
kommt sie dagegen nur selten zum Vorschein. Sie wächst bevorzugt auf Lehm- und
Tonböden und ist oft mit anderen feuchtezeigenden Pflanzen vergesellschaftet, z. B.
mit dem Echten Mädesüß, dem Schlangen-Knöterich oder der Bach-Kratzdistel. Die Trollblume ist die einzige
europäische Art der Gattung Trollius. Sie ist in Norddeutschland bereits fast ausgestorben und daher
hauptsächlich im Süden zu finden.
Wie können wir dieser Art helfen?
Intensive Kultivierung von Wirtschaftsflächen mit häufiger Mahd und hohem Düngemitteleintrag hat der
Trollblume in den letzten Jahrzehnten stark zugesetzt. Viele der einst großen Bestände sind heute zu kleinen
Restpopulationen zusammengeschrumpft. Am stärksten betroffen sind dabei die intensiv genutzten
Landwirtschaftsflächen wie sie beispielsweise in der Hohenloher Ebene zu finden sind. Die montane Art wird
dadurch immer weiter in höhere Regionen zurückgedrängt und randliche Vorkommen in den tieferen Lagen
erlöschen zunehmend. Daher sollten die verbliebenen Vorkommen der Trollblume geschützt und erhalten
werden. Noch intakte magere Feuchtwiesen und auch Niedermoore müssen extensiv genutzt, ein- bis zweimal
gemäht und nicht gedüngt werden. Zu intensive Beweidung vertragen sie nicht, allerdings muss auch
verhindert werden, dass Flächen durch Düngung bzw. Trockenlegung zu hochwüchsig werden und die
Trollblume dadurch ersticken.
Möchten Sie aktiv werden für die Trollblume?
Selbstverständlich dürfen Sie diese geschützte Pflanze nicht ausgraben – Trollblumen können auch im Handel
erstanden werden, falls Sie sie gern in ihrem Garten hätten.
Machen Sie mit! Wenn Sie sich für die Trollblume engagieren wollen, aber noch nicht wissen, was Sie tun
können, wenden Sie sich doch einfach an:
Svenja Kurth
LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg
Griesbachstr.1; 76185 Karlsruhe; Tel.: (0721) 5600-1452; Fax: (0721) 5600-1414
E-Mail: [email protected]
Foto: W. Schubert
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Artensteckbrief für eine Art aus dem 111-Arten-Korb
Das Sommer-Adonisröschen - eine blutrote Schönheit (Adonis aestivalis)
Feuerrote Blütenblätter, violett-schwarzer Blütengrund: das SommerAdonisröschen macht seinem Namen alle Ehre – schließlich ist die Schönheit
des Adonis legendär, jenes Jünglings, der von einem wilden Eber auf der Jagd
tödlich verletzt wurde und aus dessen Bluttropfen dann die Adonisröschen
empor sprossen. Daher ist Adonis aestivalis – wie die Botaniker es nennen –
wohl auch unter dem Namen Blutströpfchen bekannt. Und weil Schönheiten
nicht selten giftige Seiten haben, heißt die bis zu 60 Zentimeter hohe, zu den
Hahnenfußgewächsen gehörende Pflanze auch Teufelsauge. Denn die
gefiederten Blätter enthalten ein Gift, das in der Volksmedizin wie auch
Digitalis als Herzmittel eingesetzt wurde. Und die spitzen, dicht stehenden
Samen dienten wie auch die Wurzeln als mehr oder weniger teuflisches
Abführmittel.
Wie können wir dieser Art helfen?
Das Sommer-Adonisröschen bevorzugt trockene, kalkreiche Böden. Daher ist
es in Baden-Württemberg im Wesentlichen auf die Gäulandschaften und die
Donaualb beschränkt. Außerdem ist es eng mit dem Wintergetreide
verbandelt. Allerdings lässt der moderne Ackerbau kaum Platz für andere Pflanzen und drängt das
Adonisröschen zum Ausweichen an die Ackerränder. Doch auch die sind in der stark genutzten
Kulturlandschaft selten geworden und viele Vorkommen des Sommer-Adonisröschen gänzlich erloschen. So
dürfte die attraktive Pflanze heute von Anfang Mai bis Anfang August wohl weit häufiger in Gärten als in
Ackerrandstreifen oder Böschungen blühen.
Das so genannte Ackerrandstreifenprogramm des Naturschutzes gewährt Landwirten Ausgleichszahlungen,
wenn sie ihre Getreidefelder von einem nicht genutzten Randstreifen umgeben. In diesem etwa vier Meter
breiten Streifen darf kein „Unkraut“ bekämpft werden. Das hat an manchen Stellen auch dem Adonisröschen
bereits geholfen und den Wanderer in Feld und Flur erfreut.
Möchten Sie aktiv werden für das Sommer-Adonisröschen?
Will man dem Sommer-Adonisröschen helfen, ist ein direkter Weg schwer zu finden, betreibt man nicht selber
Ackerbau und könnte durch eine extensive, Unkrautränder duldende Bewirtschaftung unmittelbar tätig werden.
Für den anderen Menschen mit einem Herz für das Adonisröschen empfiehlt sich der Kauf von Bioprodukten –
vielleicht sogar direkt auf dem Bauernhof – um so den biologischen Landbau zu unterstützen und
Ackerunkräutern ein Überleben zu sichern.
Machen Sie mit! Wenn Sie sich für das Sommer-Adonisröschen engagieren wollen, aber noch nicht wissen,
was Sie tun können, wenden Sie sich doch einfach an:
Svenja Kurth
LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg
Griesbachstr.1; 76185 Karlsruhe; Tel.: (0721) 5600-1452; Fax: (0721) 5600-1414
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Text: Gruppe für ökologische Gutachten Detzel & Matthäus, Foto: U. Herkommer
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Artensteckbrief für eine Art aus dem 111-Arten-Korb
Der Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia) - mit Klebsekret auf Insektenjagd
Karnivor, also fleischfressend: der Rundblättrige Sonnentau ist schon eine ganz
besondere Pflanze. Aber man muss sich bücken, will man die in einer Rosette
angeordneten rundlichen Blätter genauer beobachten. Dann kann man die
vielen haarfeinen, tentakelartigen, rötlichen Drüsenhaare erkennen, an denen
das für diese fleischfressende Familie typische klebrige Sekret hängt. Das kann
selbst größeren Insekten wie beispielsweise Schmetterlingen oder Libellen zum
Verhängnis werden, wobei dann allerdings wegen der Zappelei der Opfer
mehrere Blätter in Teamwork die Beute zur Strecke bringen. Blüten produziert
Drosera rotundifolia natürlich auch, nämlich ein bis zwei, bis zu 25 Zentimeter
lange Blütenstiele pro Rosette. Daran sitzen die zahlreichen weißlichen Blüten,
die sich aber nur für kurze Zeit bei schönem Wetter öffnen. Oft öffnen sich diese
Blüten auch gar nicht – dann ist Selbstbestäubung angesagt. Weil der
Sonnentau meist auf moorigen Standorten vorkommt, muss er, um sich gegen
die nach oben strebenden Torfmoose behaupten zu können, mitwachsen und
stockwerkartig jedes Jahr seine Blattrosette nach oben schieben.
Wie können wir dieser Art helfen?
Nährstoffe aus dem Boden braucht der Sonnentau eigentlich nicht, schließlich hat er sich mit seinen
Fangtentakeln und den Verdauungssekreten eine zusätzliche Nährstoffquelle in Form von Insekten
erschlossen. So kommt er auf nährstoffarmem und kalkfreien, aber feuchtem Untergrund vor: Das sind in
Baden-Württemberg vor allem die feuchten bis nassen Torfböden der Moore in Oberschwaben und dem
Alpenvorland sowie im Schwarzwald, aber auch die Feuchtwiesen an den Ufern oberschwäbischer Seen.
Gelegentlich findet man den Sonnentau zudem an Grabenrändern und an nassen Felsen. Weil aber in der
Vergangenheit viele moorige Lebensräume trockengelegt und als Wiese oder gar Agrarland genutzt und
gedüngt wurden, ist der Lebensraum des Sonnentaus deutlich geschrumpft. Immerhin stehen viele Standorte
dieser fleischfressenden Pflanze heute unter Schutz, was die wohl wirkungsvollste Hilfe für den Sonnentau
darstellt.
Möchten Sie aktiv werden für den Rundbättrigen Sonnentau?
Die streng geschützte Art darf nicht ausgegraben werden – wenn Sie eine solche fleischfressende Pflanze
haben wollen, können Sie Zuchtpflanzen im Handel erwerben. Darüber hinaus ist auch für diese Pflanze,
zusätzlich zur offiziellen Unterschutzstellung von Flächen, der Aufkauf durch Naturschutzorganisationen eine
Möglichkeit, die verbliebenen Wuchsstandorte vor Intensivierung durch Entwässerung und Düngung zu
schützen.
Machen Sie mit! Wenn Sie sich für den Rundblättrigen Sonnentau engagieren wollen, aber noch nicht wissen,
was Sie tun können, wenden Sie sich doch einfach an:
Svenja Kurth
LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg
Griesbachstr.1; 76185 Karlsruhe; Tel.: (0721) 5600-1452; Fax: (0721) 5600-1414
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Text: Gruppe für ökologische Gutachten Detzel & Matthäus, Foto: T. Muer
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Artensteckbrief für eine Art aus dem 111-Arten-Korb
Die Pfingstnelke (Dianthus gratianopolitanus) - ein Felsbewohner, der hart im Nehmen
ist
Ein seltsamer Büschel „Gras“ auf trockenem Felsboden – das kann, wenn man ihn
an den Felsen der Schwäbischen Alb Richtung Donautal findet, durchaus eine
Pfingstnelke sein. Ohne jeden Zweifel erkennt man Dianthus gratianopolitanus,
wenn sie von Ende Mai bis Ende Juni ihre wunderschönen rosavioletten
Blütentriebe bis zu 30 Zentimeter hoch in den Himmel reckt. An den
ausgefransten, duftenden Blüten ist auch ihre Zugehörigkeit zur Nelkenfamilie
unverkennbar. Da das Felsnägele, wie die Pfingstnelke auch heißt, zudem recht
nektarreich ist, wirkt es für Schmetterlinge sehr anziehend – und schon ist die
Bestäubung gesichert. Gesichert ist dank diverser Anpassungsstrategien auch das
Überleben in der harschen Felsumgebung, wobei die Pflanze fast ausschließlich
auf Kalkfelsen vorkommt. Sommerliche Hitze und Dürre, winterlich trockener Frost,
scharfe Winde – die blaugrünen harten und mit einem Wachsüberzug geschützten
Blätter und Sprosse sind hart im Nehmen. Auch der typische Wuchs in Polsterform
und spezielle Leitbündel helfen beim Überleben. Die Pfingstnelke ist im zentralen
Europa endemisch und hat ihren Verbreitungsschwerpunkt im französischen, schweizer und deutschen Jura.
Wie können wir dieser Art helfen?
Doch all die uralten biologischen Anpassungsstrategien müssen versagen, wenn Wanderer und Kletterer
kommen und achtlos auf das vermeintliche Büschel Gras treten – Trittbelastung hält die Pfingstnelke auf die
Dauer nicht aus. Zudem wurde die attraktive Pflanze in der Vergangenheit leider oft ausgegraben. Und in
jüngster Zeit könnte ihr auch die Luftverschmutzung zu schaffen machen, denn zu viele Nährstoffe mag sie
gar nicht. Heute ist diese gefährdete Art am ehesten noch auf der nicht ganz so überlaufenen Donauseite der
Schwäbischen Alb zu finden, auf der Neckarseite der Alb sowie in der Wutachschlucht und am Bodensee
dagegen nur noch an einzelnen Stellen. Die beste Hilfe für diesen Felsbewohner ist der Schutz ihrer
Standorte, was durch spezielle Maßnahmen zur Lenkung der Wanderer- und Kletterer lokal auch bereits
erreicht wird. Auch können Pflegemaßnahmen notwendig sein, um Verbuschung und Beschattung zu
verhindern.
Möchten Sie aktiv werden für die Pfingstnelke?
Treten Sie als Kletterer und Wanderer bitte nicht auf die blaugrünen Polster der Pfingstnelke und respektieren
Sie Schutzgebiete und Kletterverbote. Selbstverständlich dürfen Sie diese geschützte Pflanze nicht ausgraben
– wenn Sie mit der Pfingstnelke ihr Trockenbeet im Garten verschönern möchten, können Sie sie im Handel
kaufen.
Machen Sie mit! Wenn Sie sich für die Pfingstnelke engagieren wollen, aber noch nicht wissen, was Sie tun
können, wenden Sie sich doch einfach an:
Svenja Kurth
LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg
Griesbachstr.1; 76185 Karlsruhe; Tel.: (0721) 5600-1452; Fax: (0721) 5600-1414
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Text: Gruppe für ökologische Gutachten Detzel & Matthäus, Foto: P. Banzhaf
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Artensteckbrief für eine Art aus dem 111-Arten-Korb
Die Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) - schöne Blüten, attraktive Samenstände
Nein, mit der Küche hat diese Schelle nichts zu tun. Eher schon mit einer kleinen
Kuh, also einem Kühchen – weshalb Pulsatilla vulgaris auch Kuhschelle heißt.
Oder botanisch genauer Gemeine Kuh- oder Küchenschelle, denn es gibt
hierzulande zwei weitere, allerdings noch seltenere Küchenschellenarten. Der
Name „Schelle“ kommt von der Gestalt der halbgeschlossenen Blüte, die einer
Kuhglocke ähnelt. Neben der auffallenden Blüte, deren gelbe Staubblätter einen
hübschen Kontrast zu den violetten Blütenblättern bilden, sind auch die bis zu 50
Zentimeter hohen Samenstände sehr attraktiv. Jedes ihrer Nüsschen bildet einen
zottigen Federschweif, der vom Wind fortgetragen werden kann. Und wenn dieser
am Boden gelandet ist, wartet er mit einer Spezialität auf: Beim Wechselspiel von
feucht und trocken wandert der Samen durch das Ausdehnen und
Zusammenziehen des Federschweifs am Boden entlang, ja er kann sich durch
diese Bewegungen sogar in den Untergrund eingraben. Die Pflanze selbst ist
ziemlich giftig, weshalb sie auch in der Heilkunde, insbesondere in der
Homöopathie, für eine lange Liste von Beschwerden und Leiden eingesetzt wird.
Wie können wir dieser Art helfen?
Selbst für medizinische Zwecke darf die Küchenschelle heute in freier Wildbahn nicht mehr gesammelt
werden. Denn sie ist in vielen Regionen selten geworden – auch in Baden-Württemberg. Auf der
Schwäbischen Alb kommt sie allerdings noch recht verbreitet vor, stellenweise sind Bestände von einigen
hundert oder gar tausend Pflanzen anzutreffen. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihr
Lebensraum – vor allem Mager- und Halbtrockenrasen – hochgradig bedroht ist: Düngung und intensivierte
Nutzung oder Nutzungsaufgabe mit anschließender Verbuschung sind die größten Gefahren für diese
Standorte. Will man der Küchenschelle helfen, muss man diese Lebensräume erhalten und pflegen – was
vielerorts auch getan wird.
Möchten Sie aktiv werden für die Küchenschelle?
Wenn Sie dieser attraktiven Pflanze eine Chance in ihrem (Stein-)Garten geben wollen, greifen Sie auf das
breite Angebot im Handel zurück. Abpflücken oder gar ausgraben darf man die Küchenschelle auf keinen Fall:
Sie steht unter strengem Naturschutz! Der Wildpflanze selbst können Sie helfen, wenn Sie beispielsweise
Lamm oder Schaf von der Schwäbischen Alb essen: Damit fördern Sie dort die Schafbeweidung, die mit dazu
beiträgt, den Lebensraum der Küchenschelle zu erhalten.
Machen Sie mit! Wenn Sie sich für die Küchenschelle engagieren wollen, aber noch nicht wissen, was Sie tun
können, wenden Sie sich doch einfach an:
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Text: Gruppe für ökologische Gutachten Detzel & Matthäus, Foto: W. Schubert
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Artensteckbrief für eine Art aus dem 111-Arten-Korb
Der Kleinling (Anagallis minima) - ein unscheinbarer Ackerbewohner
Man muss schon genau hinsehen, will man den Kleinling entdecken – schließlich macht
er seinem Namen alle Ehre: Meist nur zwei bis fünf Zentimeter ist er hoch, Und wenn er
sich ausnahmsweise mal auf acht oder gar zehn Zentimeter emporschwingt, fällt er im
Acker auch nicht weiter auf. Dort ist nämlich sein bevorzugter Lebensraum, daher heißt
Anagallis minima auch Acker-Kleinling. Oft kommt er nur einzeln oder in lockeren
Gruppen vor, weshalb er leicht übersehen wird. So unscheinbar wie die ganze Pflanze
sind auch die kleinen Blüten in den Blattachseln, die von Mitte/Ende Juni bis in den
September hinein erscheinen: Sie öffnen sich kaum und brauchen keine Bienen- oder
sonstige Hilfe, weil sie sich kurzerhand selbst bestäuben. Samen produziert die Pflanze
allerdings reichlich, was auch nötig ist, um rasch mit Hilfe des Windes an neu
entstandenen Feldern und anderen möglichen Wuchsorten einwandern zu können.
Wie können wir dieser Art helfen?
Weil der Kleinling so leicht zu übersehen ist, lässt sich seine Bedrohung nur schwer abschätzen. Er ist in
Baden-Württemberg aber offensichtlich gerade in seinen bevorzugten Lebensräumen am Oberrhein und am
Neckar deutlich zurückgegangen, weshalb er heute als gefährdet gilt. Das dürfte in erster Linie mit der
intensiveren Bewirtschaftung der Äcker zusammenhängen: In stärker gedüngten Feldern wachsen die Halme
dichter, es bleibt weniger Platz für den Kleinling. Und feuchte, im Winter manchmal flach überschwemmte
Felder oder Sumpfwiesen mit offenen Stellen werden in unserer Kulturlandschaft ebenfalls immer seltener.
Geschadet hat dieser Art sicherlich auch der Wechsel vom Getreide- zum intensiven Maisanbau. Eine
ökologisch orientierte, möglichst extensiv betriebene Bewirtschaftung von Getreidefeldern hilft daher sicherlich
auch dem Kleinling und bietet dieser Pflanzenart wohl die besten Aussichten auf eine sichere Zukunft. Nutzen
ziehen kann der Kleinling sicher auch aus staatlich geförderten Hilfsprogrammen wie der Flächenstilllegung
oder sogenannten Ackerrandstreifenprogrammen. Solche Maßnahmen sollten idealerweise nicht nur in
Landschaften erfolgen, in denen sich Landwirtschaft immer weniger lohnt, sondern auch eingestreut in die
Kerngebiete intensiver Lebensmittel-Produktion.
Möchten Sie aktiv werden für den Kleinling?
Wenn Sie ökologisch produzierte Lebensmittel bevorzugen, dann fördern Sie damit auch einen Landbau, der
so unscheinbaren Ackerpflanzen wie dem Kleinling eine Überlebenschance lässt. Gerade für diese eher
unscheinbare Pflanze, die unsere Kulturlandschaft seit Jahrhunderten begleitet, liegt darin möglicherweise die
bedeutendste Hilfsmöglichkeit für den Einzelnen. Einen ersten Schritt haben Sie sicher jedoch schon damit
getan, wenn Sie von der Existenz und den Problemen dieser ‚Zeitgenossen’ Kenntnis genommen haben.
Machen Sie mit! Wenn Sie sich für den Kleinling engagieren wollen, aber noch nicht wissen, was Sie tun
können, wenden Sie sich doch einfach an:
Svenja Kurth
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Die Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum) – alte Bewohnerin BadenWürttembergs
Die Karthäuser-Nelke hat in Baden-Württemberg bereits eine lange Geschichte
und war früher in vielen Klostergärten zu finden. Die Karthäuser, ein katholischer
Orden, dem diese Nelke wahrscheinlich auch ihren Namen verdankt, verwendeten
den seifigen Pflanzensaft der Staude bei Rheuma und Muskelschmerzen. Sie blüht
von Mitte Mai bis Mitte August mit einer leuchtend dunkelroten Blüte. Diese besitzt
eine enge Röhre, an deren Grund sich Nektar und Pollen verstecken. Das macht
die Karthäuser-Nelke zu einer typischen Tagfalterblume, da Tagfalter mit ihren
langen Rüsseln als einzige an den verborgenen Nektar gelangen und so auch die
einzigen Bestäuber der Nelken darstellen. Auf Halbtrockenrasen und mageren
Standorten an Gehölzsäumen ist die Karthäuser-Nelke zu Hause und fühlt sich auf
warmen Böden wohl. Immer häufiger findet man sie auch an Straßen- und
Wegböschungen und in Weinbergen, wo man sie gut erkennen kann, da bis zu 10
leuchtend dunkelrote Blüten aus einer Pflanze hervorgehen.
Wie können wir dieser Art helfen?
Vor allem auf der Schwäbischen Alb, in den Muschelkalkgebieten und im Oberrheingebiet findet die
Karthäuser-Nelke auf mageren Standorten ihren natürlichen Lebensraum. Doch die Art befindet sich im
Rückgang. Wenngleich sie noch nicht gefährdet ist, müssen jetzt Maßnahmen ergriffen werden, damit sie
nicht auf die Liste der gefährdeten Pflanzenarten rutscht. Magerrasen finden in unserer immer stärker
intensivierten Kulturlandschaft immer weniger Platz und werden immer wieder randlich durch angrenzende
Ackerflächen oder Wiesen mitgedüngt. Das Brachfallen vieler Flächen stellt ebenfalls ein Problem für die
Karthäuser-Nelke dar, ebenso wie die Verbuschung von Extensivgrünland. Daher ist es besonders wichtig,
Magerrasen regelmäßig zu bewirtschaften, Saum- und Randstreifen zu erhalten und diese Standorte vor
Nährstoffeinträgen zu schützen. Bei Neubauten sollte zudem darauf geachtet werden, dass entstehende
Böschungen mit ihrem natürlichen Boden erhalten werden – hier sollte keine nährstoffreiche Erde aufgetragen
oder Rasen eingesät werden.
Möchten Sie aktiv werden für die Karthäuser-Nelke?
Magerrasen, Säume und Wegesränder bieten meist vielen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum, die in
den genutzten Flächen verdrängt werden. Gehen Sie daher nicht unachtsam mit magerem Grünland und
Randstreifen um, wenn Sie ein „Stückle“ oder einen Weinberg besitzen. Lassen sie ruhig etwas Platz für
solche Strukturen.
Machen Sie mit! Wenn Sie sich für die Karthäuser-Nelke engagieren wollen, aber noch nicht wissen, was Sie
tun können, wenden Sie sich doch einfach an:
Svenja Kurth
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Foto: A. Radkowitsch
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Das Herzblatt (Parnassia palustris) - Meister im Fliegentäuschen
Es ist schon ein rechter Spätzünder, das Herzblatt: Erst im Juli/August fängt es an
zu blühen, dafür kann die Blüte bis zum Oktober dauern. Dabei machen die an bis
zu 30 oder 40 Zentimeter langen Stielen sitzenden einzelnen Blüten recht viel her:
Sie sind bis zu drei Zentimeter groß und haben charakteristische Längsadern, die
durch die Einsenkung dunkel erscheinen. Befruchtet wird die Blüte von Fliegen –
und die lockt sie durch einen genialen Trick an: Die Nektarblätter sehen durch ihre
glatte, glänzende Oberfläche verlockenden Nektartröpfchen täuschend ähnlich. Mehr
Schein als sein heißt also die Devise der Fliegentäuschblume Parnassia palustris.
Ihren Nahmen trägt das Herzblatt übrigens völlig zu Recht: Das den Blütenstängel
eng umschlingende Blatt hat tatsächlich eine Herzform und auch die Grundblätter
sind herzförmig. Und weil sich angeblich früher Studenten im Spätsommer mit der –
damals noch weit verbreiteten – Herzblatt-Blüte gerne bei ihrer Herzallerliebsten
einschmeicheln wollten, heißt diese Pflanze auch Studentenröschen.
Wie können wir dieser Art helfen?
Heute dürften die Herren Studenten dies nicht mehr tun, das Herzblatt steht mittlerweile als gefährdete Art
unter Naturschutz. Über Jahrzehnte hinweg wurden ihre bevorzugten Lebensräume entwässert und
landwirtschaftlich genutzt oder aufgeforstet: Moore, Sümpfe, Quellgebiete, Feuchtwiesen. So sind auch in
Baden-Württemberg zahlreiche Standorte der auch als Sumpfherzblatt bekannten Pflanze verloren gegangen,
am häufigsten ist sie noch im moorreichen Alpenvorland, im Südschwarzwald und entlang des Albtraufs zu
finden. Doch auch wenn diese bedrohten Standorte heute vielfach geschützt sind, so sind sie doch oft genug
noch durch den Eintrag von Nährstoffen aus der Umgebung oder durch die Luft gefährdet. Eine
entsprechende Pflege der geschützten Standorte inklusive Besucherlenkung und das Fernhalten von
düngenden Einflüssen hilft somit auch dem Herzblatt – Maßnahmen, wie sie beispielsweise am großen
Schutzgebiet Feldberg-Belchen-Oberes Wiesental im Südschwarzwald bereits durchgeführt werden.
Zwei lokale Populationen werden durch entsprechende Pflegemaßnahmen im Rahmen des
Artenschutzprogramms gefördert.
Möchten Sie aktiv werden für das Herzblatt?
Das Herzblatt gedeiht auch in der sumpfigen, voll beschienenen Zone am Rand eines Gartenteichs. Wenn Sie
die relativ spät im Jahr blühende Pflanze gerne in Ihrem Garten anpflanzen möchten: Angebote dieser Art gibt
es im Handel.
Machen Sie mit! Wenn Sie sich für das Herzblatt engagieren wollen, aber noch nicht wissen, was Sie tun
können, wenden Sie sich doch einfach an:
Svenja Kurth
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Text: Gruppe für ökologische Gutachten Detzel & Matthäus, Foto: P. Banzaf
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Artensteckbrief für eine Art aus dem 111-Arten-Korb
Der Gute Heinrich (Chenopodium bonus-henricus) - ist dem Menschen ins Dorf gefolgt
Guter Heinrich, botanisch übersetzt Chenopodium bonus-henricus – das hört sich
urdeutsch an. Tatsächlich kommt die Pflanze nur in Europa und hier hauptsächlich
in Mitteleuropa vor. So verwundert es auch nicht, dass Deutschland eine
herausragende Rolle beim Erhalt dieser Art zukommt. Sein Name geht vermutlich
auf die Legende vom aussätzigen armen Heinrich aus dem 12. Jahrhundert zurück
– es gibt aber auch noch andere Deutungen. Der Gute Heinrich ist übrigens auch
essbar: Als Jungpflanze schmeckt er ähnlich wie Spinat, mit dem er auch verwandt
ist – er wird deshalb auch oft als Wilder Spinat bezeichnet. Die immergrüne Pflanze
selbst ist mehrjährig, zwischen 20 und 80 Zentimeter groß, hat eine rübenähnliche
Wurzel und dreieckige, bis zu zehn Zentimeter lange Blätter. Die Blüten sind
unscheinbar klein und grünlich, dafür warten sie recht zahlreich in einer Rispe –
nein, nicht auf Insekten, sondern auf den Wind: Der bestäubt sie und verbreitet
dann auch die Früchtchen, die außerdem als klebrige „Anhafter“ sozusagen
standesgemäß auch vom Menschen verbreitet werden können – schließlich ist der
Gute Heinrich wohl ein Kulturrelikt.
Wie können wir dieser Art helfen?
Auch sonst könnte der Gute Heinrich bald zu einem Relikt werden, denn seine Bestände sind rückläufig.
Verwunderlich ist das nicht, denn eigentlich ist diese Pflanze an das bäuerliche Leben auf dem Dorf
angepasst. Da sie es nährstoffreich mag, wächst sie gerne neben Ställen und Misthäufen, auch entlang von
Straßen und Wegen. Doch auch auf dem Dorf geht es heute lange nicht mehr so dörflich-rustikal zu wie
früher, weshalb solche nährstoffreichen Standorte immer seltener werden. So gilt der Gute Heinrich in BadenWürttemberg zwar noch nicht als gefährdet, er kommt auch noch überall vor. Aber der Bestand ist doch
insgesamt recht klein geworden, und die Populationsdichte dünnt stark aus.
Möchten Sie aktiv werden für den Guten Heinrich?
Wenn Sie auf dem Dorf wohnen und bei Ihnen in „Unkrautfluren“ der Gute Heinrich wächst, lassen Sie ihn
bitte stehen. Legen Sie auch bei Nachbarn, auf deren Grundstück die Pflanze vorkommt, ein gutes Wort für
sie ein. Und wer Wildgemüse mag, der kann ihn auch im Garten aussäen – man muss allerdings darauf
achten, dass es diese Pflanze sehr nährstoffreich mag.
Machen Sie mit! Wenn Sie sich für den Guten Heinrich engagieren wollen, aber noch nicht wissen, was Sie
tun können, wenden Sie sich doch einfach an:
Svenja Kurth
LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg
Griesbachstr.1; 76185 Karlsruhe; Tel.: (0721) 5600-1452; Fax: (0721) 5600-1414
E-Mail: [email protected]
Text: Gruppe für ökologische Gutachten Detzel & Matthäus, Foto: T. Muer
www.aktionsplan-biologische-vielfalt.de
Aktionsplan Biologische Vielfalt Baden-Württemberg
Artensteckbrief für eine Art aus dem 111-Arten-Korb
Die Gewöhnliche Pechnelke (Lychnis viscara) - schützt auch andere Pflanzen
Sie hat schon sehr attraktive rosa bis purpurne, rispenartige
Blütenstände, die Pechnelke – was so gar nicht zu ihrem
düsteren Namen passen will. Den hat sie übrigens von
einem klebrigen Sekret unterhalb der Knoten, an denen die
länglich-lanzettlichen Blätter am Stängel sitzen. Bis zu 90
Zentimeter kann die Pechnelke hoch werden – meist bleibt
sie aber kleiner. Bekannt geworden ist Lychnis viscara in
jüngster Zeit durch eine interessante wissenschaftliche
Entdeckung an der Universität Bonn. Demnach sorgen zwei
Pflanzenhormone aus einem Extrakt der Pechnelke dafür,
dass zum einen das Wachstum anderer Pflanzen gefördert
wird. So steigen beispielsweise die Erträge von Weizen und
Roggen, wenn sie mit Pechnelkenextrakt behandelt
werden. Zum anderen schützen die Pechnelken-Hormone
auch andere Pflanzen vor Krankheiten, so zum Beispiel
Gurken vor Mehltau und Tomaten vor Grauschimmel. So verwundert es nicht, dass Pechnelkenextrakt nun
kommerziell als biologisches Pflanzenstärkungsmittel vertrieben wird.
Wie können wir dieser Art helfen?
Ihre so geheimnisvollen wie beeindruckenden Wuchs- und Abwehrkräfte helfen der Pechnelke allerdings nicht,
wenn ihr Standort gefährdet ist. Und das ist leider oft der Fall, denn diese Nelkenart liebt es trocken,
nährstoffarm und kalkarm: Magerrasen, Heiden und Waldränder sind ihre bevorzugten Lebensräume. Doch
diese sind bekanntlich bedroht, weil sie für den Menschen wenig Nutzen bringen. So gehen Experten davon
aus, dass in Baden-Württemberg nur noch wenige Tausend Pechnelken in freier Natur wachsen, wobei viele
der über das Land verstreuten Vorkommen außerhalb von Schutzgebieten liegen. Die beste Hilfe für diese
hübsche Pflanze ist also der Biotopschutz: Magerrasen sowie Heiden erhalten und extensiv bewirtschaften.
Weit über zwanzig lokale Vorkommen werden aktuell im Rahmen des Artenschutzprogramms gepflegt und
gehegt.
Möchten Sie aktiv werden für die Gewöhnliche Pechnelke?
Auch wenn es noch so reizen mag eine blühende Pechnelke zu pflücken oder gar auszugraben: Lassen Sie
sie bitte stehen. Für den Garten gibt es entsprechende Angebote beim Gärtner sowie im StaudenVersandhandel.
Machen Sie mit! Wenn Sie sich für die Gewöhnliche Pechnelke wollen, aber noch nicht wissen, was Sie tun
können, wenden Sie sich doch einfach an:
Svenja Kurth
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Die Gewöhnliche Natternzunge (Ophioglossum vulgatum) - ein Farn mit zweigeteiltem
Blatt
Ein einziges länglich-eiförmiges, zungenartiges Blatt, aus dem eine Art
Stängel mit einer länglichen Verdickung kommt – so ähnlich würde ein
Laie wohl eine Gewöhnliche Natternzunge mit „Blütenstand“ beschreiben.
Doch eine Blüte hat Ophioglossum vulgatum natürlich nicht, denn sie ist
eine Farnpflanze. Und einen Stängel hat sie auch nicht. Vielmehr ist das
Farnblatt zweigeteilt: in den eiförmigen unfruchtbaren Teil – botanisch
Trophophyll genannt – und den ährenartig schmalen fruchtbaren Teil, den
Sporophyll. Dieser kann bei kräftigen Pflanzen schon einmal 20 bis 30
Zentimeter hoch werden, oft sind es aber nur fünf bis zehn Zentimeter.
Diese kleine Pflanze ist für Nicht-Botaniker auch recht schwer zu
erkennen. Im Zeitraum Juni/Juli werden hier die Sporen reif, der
zweireihige so genannte Sporangienstand am Ende des Blattes ist zwei
bis fünf Zentimeter lang. An den Wurzeln befinden sich keine Härchen –
die braucht die Natternzunge auch nicht, da sie mit Pilzen „verbandelt“ ist,
welche sie mit Nährstoffen versorgen.
Wie können wir dieser Art helfen?
Die Gewöhnliche Natternzunge ist eigentlich in weiten Teilen Baden-Württembergs verbreitet –
Hauptsache der Boden ist ziemlich nass oder sogar periodisch überflutet. Mithin gelten Sümpfe,
nasse Magerwiesen oder vernässte Mulden als idealer Lebensraum. Selten oder weitgehend fehlend
ist die Natternzunge dagegen in den kalkarmen Gebieten, wie etwa im Schwarzwald oder Odenwald.
Interessanterweise wurde sie auch auf geeigneten parkrasenartigen Stellen gefunden. Anzumerken
ist, dass man schon genau hinsehen muss, will man die Natternzunge entdecken – was ihre
Kartierung ebenso erschwert wie die Tatsache, dass sie in trockenen Jahren oder bei niedrigem
Grundwasserspiegel gleich ganz im Boden bleibt. So deutet manches darauf hin, dass die
Gewöhnliche Natternzunge vielleicht doch nicht so gefährdet ist, wie manchmal angenommen wird.
Wo allerdings feuchtes Grünland entwässert und intensiviert wird, da ist auch die Natternzunge
gefährdet – der Schutz solcher oft gefährdeter Lebensbereiche hilft also auch dieser Pflanze.
Möchten Sie aktiv werden für die Gewöhnliche Natternzunge?
Machen Sie mit! Wenn Sie sich für die Gewöhnliche Natternzunge engagieren wollen, aber noch nicht wissen,
was Sie tun können, wenden Sie sich doch einfach an:
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Der Gelbe Frauenschuh (Cypripedium calceolus) - attraktive Kesselfalle als Blüte
Die prachtvolle, leuchtend gelbe Blüte des Frauenschuhs beschreiben zu wollen,
hieße sprichwörtlich Eulen nach Athen zu tragen – schließlich dürfte kaum jemand
diese wohl attraktivste heimische Orchideenart nicht kennen. Dazu gibt es zu viele
Fotos von ihr – und auch (verwandte) Zuchtformen in den Blumenläden. In freier
Natur einen Frauenschuh zu entdecken, ist allerdings weitaus schwieriger. In
Süddeutschland und hier insbesondere in einigen Naturschutzgebieten auf der
Schwäbischen Alb hat man aber recht gute Chancen. Dort kann man dann
feststellen, dass an besonders guten Standorten Cypripedium calceolus bis zu drei
Blüten treiben kann – meist ist es jedoch nur eine.
Bemerkenswert ist auch die ausgeklügelte Befruchtung dieser komplexen Blüte, die
sich bei genauerem Hinsehen als kesselförmige Falle für die Blütenbesucher
entpuppt: Der glatte, glänzende Eingang ist nämlich äußert rutschig – und um durch
die beiden seitlichen Auswege wieder ins Freie zu gelangen, müssen sich die
Insekten am Geschlechtsapparat der Pflanze vorbeidrängen. Bis aus dieser
Zwangsbefruchtung dann allerdings ein blühfähiger neuer Frauenschuh entsteht,
dauert es von der Keimung der Samen an etwa 15 Jahre. Dafür kann die Pflanze mit gelegentlich mehr als 20
Jahren auch ein beträchtliches Alter erreichen.
Wie können wir dieser Art helfen?
Baden-Württemberg kann sich glücklich schätzen: Europaweit gehören die Bestände auf der Schwäbischen
Alb mit zu den bedeutenden Vorkommen des Frauenschuhs. Dabei haben sie sich in den vergangenen Jahren
durch strengen Schutz lokal sogar wieder erholt. Generell wächst diese attraktive Halbschatten-Pflanze
bevorzugt in lichten Wäldern auf kalkhaltigen Böden – ja sie gilt geradezu als Kennart der OrchideenBuchenwäldern. Doch auch am Rand von Kiefernwäldern sowie in Gebüschen kann man sie finden. Und das
keineswegs nur auf der Schwäbischen Alb, sondern auch in anderen Gegenden Baden-Württembergs – dann
allerdings meist in kleineren Beständen oder als Einzelpflanze.
Möchten Sie aktiv werden für den Gelben Frauenschuh?
Der strenge Schutz und die Ausweisung von Naturschutzgebieten, in denen der Frauenschuh vorkommt,
haben dieser Orchidee gut getan. Respektieren Sie daher die Vorschriften! Ausgraben würde sich auch gar
nicht lohnen, denn im Garten verkümmert der Frauenschuh meist schnell, weil das Umfeld nicht stimmt.
Freuen Sie sich daher einfach, wenn Sie die Gelegenheit bekommen, in der Natur auf eine der elegantesten
Blütenpflanzen der heimischen Flora zu treffen.
Machen Sie mit! Wenn Sie sich für den Gelben Frauenschuh engagieren wollen, aber noch nicht wissen, was
Sie tun können, wenden Sie sich doch einfach an:
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Artensteckbrief für eine Art aus dem 111-Arten-Korb
Der Froschbiss (Hydrocharis morsus-ranae) - driftet auf der Wasseroberfläche
Nein, Frösche beißt er sicherlich nicht, der Froschbiss – eher
wird die Pflanze von einem Frosch geplagt, sollte dieser auf ihren
Schwimmblättern einmal ausruhen. Doch ein bisschen gleichen
die Froschbiss-Blätter der Schnauze eines Frosches, und das
dürfte ihm seinen Namen gegeben haben. Diese Blätter wachsen
übrigens aus einer Rosette heraus, an der unten kleine Wurzeln
hängen. Die sind aber nur ganz selten im Gewässerboden
verankert, sondern hängen frei im Wasser, aus dem sie die –
möglichst reichlich vorhandenen – Nährstoffe aufnehmen. Nach
der Blütezeit, die etwa von Mai/Juni bis August dauert, wird aus
den zarten weißen Blüten mit dem gelben Blütengrund eine
kugelige, etwa ein Zentimeter große grüne Frucht. Zur
Verbreitung von Hydrocharis morsus-ranae ist diese aber von
nicht allzu großer Bedeutung: Meterlange Ausläufer im Wasser,
an denen neue Rosetten entstehen, sind viel wichtiger, genauso wie die so genannten Winterknospen. Diese
etwa einen Zentimeter großen festen Gebilde entstehen im Herbst, lösen sich von der Pflanze und sinken auf
den Gewässerboden. Im Frühjahr entstehen aus diesen stärkereichen Knospen neue Pflänzchen, die zur
Wasseroberfläche auftauchen, um dort dann den Kreislauf zu schließen und zu blühen.
Wie können wir dieser Art helfen?
Vergleichsweise regelmäßig kommt der Froschbiss in Baden-Württemberg nur noch im Oberrheingebiet
nördlich von Rastatt vor. Weitere Vorkommen finden sich im Donautal sowie im Alpenvorland einschließlich
des Bodenseegebietes. Doch auch hier ist diese Schwimmblattpflanze seltener geworden – und in anderen
Regionen des Landes wie etwa der Alb oder im Neckarland ist er inzwischen eine Rarität. Will man dem als
gefährdet eingestuften Froschbiss helfen, dann muss man seine Lebensräume schützen und pflegen: dies
sind vor allem Altwasser, Seen, Teiche sowie größere Gräben.
Möchten Sie aktiv werden für den Froschbiss?
Froschbiss gedeiht auch in Gartenteichen – hier und in Schwimmteichen kann man ihn sogar zur Eliminierung
von Nährstoffen als Klärpflanze einsetzen. Aber bitte kaufen und nicht aus der Natur mitnehmen!
Machen Sie mit! Wenn Sie sich für den Froschbiss engagieren wollen, aber noch nicht wissen, was Sie tun
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Artensteckbrief für eine Art aus dem 111-Arten-Korb
Die Färber-Scharte (Serratula tinctoria) - lila Blüten, schartige Blätter
Kräftig purpurfarbene Blüten in einer lockeren Rispe und so ein Name – das
muss doch einen Grund haben. Tatsächlich wurde früher die Färber-Scharte
zum Einfärben von Wolle und anderen Textilien genutzt. Allerdings nicht – wie
man aufgrund der Blütenfarbe meinen könnte – mit Rot, Purpur oder Lila.
Vielmehr findet sich in den Blättern von Serratula tinctoria der Farbstoff
Serratulin – und er lieferte beim Färben ein grünstichiges Gelb. Der Name
Scharte rührt übrigens von der Form der Blätter her, die „mit kleinen scharfen
Scharten wie eine Sichel zerkerft sind“, wie es in einer alten Schrift heißt.
Wie können wir dieser Art helfen?
Heute würden sich die Färber schwer tun, diese Pflanze überhaupt noch zu
finden. Sie kommt zwar in weiten Teilen von Baden-Württemberg vor, aber
insgesamt so zerstreut bis selten, dass sie als gefährdet eingestuft ist. Viele
ihrer früheren Vorkommen sind mittlerweile ganz erloschen. Auch dort, wo sie
sich halten konnte, ist sie durch die heutige Nutzung von Wäldern und Wiesen
nach wie vor bedroht. Die typischen Pfeifengraswiesen gibt es heute meist nur
noch am Übergang von landwirtschaftlich genutzten Wiesen zu feuchtem und
nur selten gemähtem Brachland. Die früheren, zur Gewinnung von Einstreu für das Vieh genutzten
Streuwiesen, auf denen ebenfalls die Färber-Scharte wuchs, braucht man schon lange nicht mehr. Durch
Düngung wurden sie in nährstoffreiche Futterwiesen verwandelt, auf denen es für viele magerkeitsliebende
Arten keinen Platz mehr gibt. Auch lichte Wälder, in denen diese Pflanze früher vorkam, gibt es heute kaum
noch. So bleiben ihr als Rückzugsgebiete nur geeignete Naturschutzgebiete am Bodensee, vor allem
ungemähte Waldränder – was zeigt, dass dieser Lebensraum unbedingt erhalten werden sollte, nicht nur zum
Schutz der Färber-Scharte, sondern auch zum Wohle vieler weiterer Tier- und Pflanzenarten.
Möchten Sie aktiv werden für die Färber-Scharte?
Als „besondere Staude für den Wildpflanzen-Fan“ wird die Färber-Scharte von Samen- und Staudenhändlern
beschrieben, die im Spätsommer und Herbst blüht. Sie können diese attraktive, bis zu einem Meter hohe
Pflanze also durchaus kaufen und in den Garten setzen. In freier Natur aber muss sie unbedingt geschont
werden. Wenn Sie sich an der Pflege von Feuchtwiesen beteiligen, dann sollten Sie darauf achten, dass
Wiesen, die reich an Färber-Scharte sind, nur einmal im Jahr und zwar im Herbst gemäht werden sollten –
mehr Schnitte verträgt diese mehrjährige Art auf Dauer nicht.
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Artensteckbrief für eine Art aus dem 111-Arten-Korb
Die Elsbeere (Sorbus torminalis) - lockt mit braunen Miniäpfeln
Kennen Sie Elsbeeren? Eher nicht, schließlich ist der
Baum dessen Früchte im Herbst reif werden, ziemlich
selten geworden. Ein bisschen sehen die Elsbeeren wie
kleine Eicheln aus, die aus ihrem Körbchen gefallen
sind. Oder wie ganz, ganz kleine Äpfel. Wobei dies nicht
weiter verwunderlich ist, denn Sorbus torminalis gehört
wie der Apfel zu den Kernobstgewächsen. Allerdings
hängen die gelblich- bis rotbraunen Früchte ähnlich wie
beim Weißdorn doldenförmig am Baum, was angesichts
der weißen Blütendolde nicht weiter verwundert. Die
aromatischen Beeren locken nicht nur Vögel an: Sie
sind reich an Vitamin C und schmecken säuerlich-süß.
Übrigens liefern sie auch einen feinen Schnaps. Die
Blätter erinnern an Johannisbeerblätter, im Herbst
werden sie wunderschön Orangerot bis Rot. Der Elsbeerbaum kommt in zwei Erscheinungsformen vor: zum
einen als wenigstämmiger Strauch, zum anderen als einstämmiger Baum, der dann bis 20 Meter hoch und
gelegentlich auch noch ein paar Meter höher werden kann. Das wertvolle, dichte und schön gemaserte Holz
wurde früher gerne für Mess- und Musikinstrumente sowie für Lineale verwandt. Aber das ist sicherlich heute
kein Grund mehr, die Elsbeere zu fällen – zumal ältere, für die Holznutzung interessante Bäume besonders
selten sind.
Wie können wir dieser Art helfen?
In Deutschland fühlt sich die wärmeliebende Elsbeere im Süden und Südwesten am wohlsten. So kommt sie
in Baden-Württemberg recht verbreitet vor, so etwa im Neckarland, an der Donau, im südlichen
Oberrheingebiet und am Hochrhein. Hier wächst sie oft noch in alten „Bauernwäldern“ sowie an Waldrändern.
Gefährdet ist die Elsbeere im Land nicht, aber sie wird seltener. Daher sollten insbesondere ältere Bäume als
Naturdenkmale geschützt werden – was teilweise auch schon geschehen ist.
Möchten Sie aktiv werden für die Elsbeere?
Wenn Sie in der Forst- oder Gemeindeverwaltung tätig sind, prüfen Sie bitte, ob es nicht geeignete Standorte
zum Anpflanzen von Elsbeeren gibt. Manche Baumschulen haben sich auf die Nachzucht seltener Baumarten
spezialisiert. Und als Privatperson können Sie helfen, wenn Sie beim Forst oder der Kommune nachfragen, ob
Elsbeere und Co. gezielt im Wald angepflanzt werden.
Machen Sie mit! Wenn Sie sich für die Elsbeere engagieren wollen, aber noch nicht wissen, was Sie tun
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Text: Gruppe für ökologische Gutachten Detzel & Matthäus, Foto: P. Banzhaf
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Die Eiförmige Sumpfbinse (Eleocharis ovata) - kann jahrelang im Boden ruhen
Der Name sagt schon fast alles: die Ähren dieser Pflanze sind eiförmig, sie
wächst bevorzugt im Sumpf oder an anderen feuchten Stellen und sie ist eine
Binse die in ganzjährig dunkelgrünen Horsten wächst. Dass diese Familie
glatte Stängel ohne Knoten hat, ist eine Binsenweisheit – wovon vermutlich
auch dieser Begriff kommt: Er bezeichnet eine zwar richtige Feststellung, die
aber Allgemeingut geworden ist und – weil sie so eindeutig glatt wie ein
Binsenstängel ist – sich auch nicht weiter zu erörtern lohnt. Es lohnt sich aber
sehr wohl zu ergründen, warum die Eiförmige Sumpfbinse an einem Standort
manchmal jahrelang verschwunden ist und dann plötzlich wieder auftaucht.
Das kann an Fischweihern in Oberschwaben der Fall sein, die über Jahre
hinweg angestaut waren und dann abgelassen wurden und über längere Zeit
trocken lagen. Prompt wachen die im Schlamm überdauernden Früchte von
Eleocharis ovata (und anderer Pflanzen) auf und keimen aus. Für das
Überleben dieser Pflanzengesellschaft ist es somit sehr wichtig, dass
ablassbare Stehgewässer ganz oder zumindest teilweise im Sommer trocken
liegen. Nur dann können diese Pflanzen keimen, sich vermehren und die
Samen- und Früchtebank (Diasporenbank) im Weiherboden wieder für die
kommenden Jahre auffüllen.
Wie können wir dieser Art helfen?
Neben trocken gefallenen Weihern, Wassergräben und anderen zuvor überfluteten Schlammböden kommt die
Eiförmige Sumpfbinse auch gelegentlich in Kiesgruben und vernässten Ackermulden vor. In BadenWürttemberg findet man diese Pflanze vor allem noch in der Oberrheinebene und im Alpenvorland. Doch ihre
bevorzugten Lebensräume sind selten geworden – früher hat man künstliche (und ablassbare) Stehgewässer
viel stärker benötigt, etwa zur Verarbeitung von Hanf. Doch wo kein Nutzen, da keine Pflege und kein Erhalt –
diese Binsenweisheit hat auch der Eiförmigen Sumpfbinse so zugesetzt, dass sie heute als gefährdet gilt. Will
man ihr helfen, dann muss man solche Feucht-Biotope erhalten und ablassbare Stehgewässer auch von Zeit
zu Zeit ablassen und – zumindest teilweise – im Sommer trocken liegen lassen. Mehrere lokale Populationen
werden im Rahmen des Artenschutzprogramms durch Botaniker betreut.
Möchten Sie aktiv werden für die Eiförmige Sumpfbinse?
Wenn Sie Besitzer oder Pächter eines ablassbaren Weihers sind, dann sollten Sie diesen gelegentlich
„sömmern“, also über das Sommerhalbjahr hinweg gar nicht oder nur teilweise anstauen – die so genannte
Teichbodenflora wird es Ihnen danken.
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Die Echte Mondraute (Botrychium lunaria) - ein kleiner Farn mit bemerkenswerter
Lebensweise
Ein bisschen Fantasie braucht man schon, um die Blätter der Echten Mondraute mit
der Sichel eines halben Mondes zu vergleichen. Aber vielleicht hat ja auch der
Aberglaube der Mondraute (Botrychium lunaria) zu ihrem deutschen und botanischen
Namen verholfen: Die Blätter sollen, so glaubte man früher, bei Mondschein leuchten.
Blüten im klassischen Sinne bildet die Mondraute keine, denn sie ist eine Farnpflanze,
wobei sie als Rautenfarn zur Familie der Natternzungengewächse gehört. Was man
über dem einzigen gefiederten Blatt als rispenförmigen „Blütenstand“ vermuten mag,
sind botanisch gesehen Sporangien, also die Behälter der Farnsporen. Doch man
muss schon genau hinsehen, will man diesen meist nur fünf bis zehn Zentimeter
hohen olivgrünen Farn entdecken. Nur selten wird er bis zu 30 Zentimeter hoch. Auch
während ihres unsichtbaren, da im Boden stattfindenden Entwicklungsabschnitts
zeichnet sich die Mondraute durch bemerkenswerte Lebensumstände aus: Die
unterirdischen Vorkeime sowie die jungen Pflanzen ernähren sich nämlich von dem,
was die mit ihnen zusammen lebenden Wurzelpilze so produzieren.
Wie können wir dieser Art helfen?
Sonderlich wählerisch scheint die Echte Mondraute nicht zu sein – ihre „weite ökologische Amplitude“, wie das
die Botaniker formulieren, reicht von felsigen Magerrasen und mageren Weiden in kalkarmen Standorten bis
zu offenen Stellen in Kalksteinbrüchen. In Baden-Württemberg kommt sie noch am häufigsten auf der
Schwäbischen Alb vor, daneben im Schwarzwald und im Neckarland. Doch weil sie in den letzten Jahren
überall stark zurückgegangen ist und nur noch auf der Schwäbischen Alb häufiger gefunden werden kann,
muss man sie nun als stark gefährdet einstufen. Die Ursachen dürften vielfältig sein: Die Böden reichern sich
mit Nährstoffen an, die von der Pflanze bevorzugten offenen Stellen wachsen ohne Nutzung oder Pflege zu,
vielleicht hat örtlich auch der saure Regen eine Rolle gespielt, der die Lebensbedingungen an manchen
Stellen aus dem Gleichgewicht gebracht hat. Die langsamwüchsige und konkurrenzschwache Art leidet zudem
unter jeglicher Nutzungsintensivierung ihrer Wuchsorte wie Düngung oder zu starke Beweidung. Will man der
Mondraute helfen, dann muss man vor allem die noch vorhandenen Standorte schützen.
Möchten Sie aktiv werden für die Echte Mondraute?
Arten wie die Echte Mondraute lassen sich sicher dadurch schützen, dass man zum einen ihre
Wuchsstandorte nicht betritt und die Pflanze selbst nicht pflückt. Wichtiger ist aber der Erhalt der Standorte
selbst. Hierfür ist es möglicherweise sinnvoll, Naturschutzverbände zu unterstützen, die sich seit Langem
bemühen, entsprechende Flächen aufzukaufen und durch Pflegemaßnahmen zu erhalten.
Machen Sie mit! Wenn Sie sich für die Echte Mondraute engagieren wollen, aber noch nicht wissen, was Sie
tun können, wenden Sie sich doch einfach an:
Svenja Kurth
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Text: Gruppe für ökologische Gutachten Detzel & Matthäus, Foto: H. Bellmann
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Das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) - mag Nährstoffe gar nicht
Auf einer feuchten Wiese stechen sie sofort ins Auge, die wunderschön
violetten Blütenstände des Breitblättrigen Knabenkrauts. Bis zu 40
Einzelblüten können kräftige Pflanzen in einem solchen Blütenstand
produzieren, meist sind es aber deutlich weniger. Nicht minder auffallend
sind die für Orchideen typischen eiförmig-länglichen Blätter, die – und das
ist nun wieder die Spezialität dieser Art – mit schwarzen Flecken garniert
sind. Den botanischen Namen hat Dactylorhiza majalis übrigens von der
fingerartigen Wurzelknolle (was man tunlichst nicht überprüfen sollte, da
die Pflanze streng geschützt ist) und weil sie im Mai blüht (daher majalis).
Die Nachkommen entstehen zum einen über Tochter-Wurzelknollen, zum
anderen über die winzigen Samen. Da diese aber keinerlei Nährstoffe mit
auf den Weg bekommen haben, müssen sie sich an spezielle Wurzelpilze
halten, um sich an deren Stoffwechselprodukten zu laben und damit
wachsen zu können.
Wie können wir dieser Art helfen?
Ungedüngte und extensiv genutzte Feucht- und Nasswiesen – oft auch in
sonnigen Wäldern oder Niedermooren – so sehen die typischen
Lebensräume des Breitblättrigen Knabenkrautes aus. Allerdings werden
genau solche Standorte in der modernen Kulturlandschaft nicht mehr
gebraucht, weshalb sie in der Vergangenheit zunehmend verschwunden sind. Und selbst wenn es in den
letzten Jahren deutlich schwerer geworden ist, feuchte Wiesen trocken zu legen oder sie brachfallen und
damit ihrem natürlichen Schicksal zu überlassen – andere Faktoren, welche die (Über-)Lebensfähigkeit dieser
Orchidee beeinträchtigen, gibt es nach wie vor. So ist vor allem der Eintrag von Nährstoffen und insbesondere
der Stickstoffeintrag durch die Luft anhaltend hoch. Aber auch eine intensive Beweidung schadet dieser Art.
Der beste Schutz dieser noch relativ weit verbreiteten, aber gleichwohl gefährdeten Orchidee ist daher, ihre
Lebensräume zu erhalten.
Möchten Sie aktiv werden für das Breitblättrige Knabenkraut?
Wie alle Orchideen ist das Breitblättrige Knabenkraut streng geschützt. Auch wenn es für jede Vase und jeden
Garten eine echte Zierde wäre – es darf weder gepflückt noch ausgegraben werden. Der Erhalt von
Nasswiesen und Mooren ist zum einen Ziel staatlicher Naturschutzarbeit, darüber hinaus bemühen sich aber
auch Naturschutzorganisationen, geeignete Lebensräume mit Hilfe von Spenden oder Mitgliedsbeiträgen
aufzukaufen. Oft reichen hier schon kleine Flächen von 0,5 Hektar.
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Die Berg-Sandrapunzel (Jasione montana) - an karge Böden angepasst
Berg-Sandrapunzel,
Berg-Sandglöckchen,
Sandköpfchen, Bergnelke – Jasione montana hat viele
Namen. Und sie alle deuten darauf hin, dass diese
Pflanze mit durchaus harschen Lebensbedingungen
zurechtkommt: Man findet sie auf kargen und kalkfreien
Sandböden, auf Trockenrasen, Dünen und Felsköpfen.
So verwundert es nicht, dass in Anpassung an diese
trockenen Standorte die Blätter klein, behaart und am
Rand gewellt sind. Und auch die bis zu einem Meter
tiefe Wurzel hilft, bei Trockenheit noch den letzten
Tropfen aus dem tiefen Untergrund zu saugen. Gerade
in solch einer unwirtlichen Umgebung fallen von Juni
bis August die hellblauen Blütenköpfchen an den oft
ziemlich verzweigten Stängeln besonders auf. wobei
diese aus vielen Einzelblüten bestehen. Und man muss schon genau hinsehen, wenn man in diesen kleinen
Blüten die Verwandtschaft der Berg-Sandrapunzel zu den Glockenblumengewächsen erkennen will.
Wie können wir dieser Art helfen?
Sandige, kalkarme, karge Flächen, die von Berg-Sandrapunzeln besiedelt werden – man findet sie in BadenWürttemberg vor allem im nördlichen Oberrheingebiet (so beispielsweise den Sandhausener Sanddünen im
Rhein-Neckar-Kreis) und auf dem Buntsandstein im südlichen sowie mittleren Schwarzwald. Doch auch in
anderen Landesteilen ist diese Pflanze bei geeigneten Lebensbedingungen anzutreffen. Allerdings sind die
von ihr bevorzugten Lebensräume ziemlich bedroht, weil sich deren Nutzung heute wirtschaftlich nicht mehr
lohnt – zumindest nicht im Originalzustand. Wenn man mit Dünger nachhilft, wird zwar die Ernte besser, aber
die Sandrapunzel verschwindet – und mit ihr andere, an magere Verhältnisse angepasste Pflanzen. Hinzu
kommt, dass die zweijährige Sandrapunzel nur einen Schnitt im Jahr verträgt, und zwar im Herbst. Will man
dieser Pflanze helfen, dann müssen ihre Standorte erhalten und von Düngemitteln frei gehalten werden.
Möchten Sie aktiv werden für die Berg-Sandrapunzel?
Oberstes Gebot ist die Vermeidung von Dünger auf mageren, sandigen Flächen. Dadurch kann man schon
die Grundvoraussetzungen schaffen, die Berg-Sandrapunzel zu halten.
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Text: Gruppe für ökologische Gutachten Detzel & Matthäus, Foto: S. Demuth
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Aktionsplan Biologische Vielfalt Baden-Württemberg
Artensteckbrief für eine Art aus dem 111-Arten-Korb
Die Weinbergs-Traubenhyazinthe (Muscari neglectum) – duftet im Weinberg
Die Weinbergs-Traubenhyazinthe ist ein Zwiebelgeophyt, d. h. sie überdauert einen
Großteil des Jahres als Zwiebel in der Erde. Bereits im Winter beginnt sie auszutreiben
und blüht schon im März bis Mai. Bei der Traubenhyazinthe spricht man von einer
Blütentraube, da bis zu 40 Blüten zusammen am Ende eines Stängels hängen. Die
traubenartigen, schwarzblauen Blüten sind nicht untergliedert in eine Krone und einen
Kelch, sondern haben jede für sich eine einheitliche Krugform, die an der Öffnung
leicht weiß zurückgeschlagen ist. Sie haben einen charakteristisch intensiven Geruch.
Die oberen dieser leuchtend blauen Blüten stehen aufrecht, sind steril und kleiner als
die hängenden Krüge. Weinbergs-Traubenhyazinthen wachsen hauptsächlich in
südexponierten Weinbergen auf trockenen und kalkhaltigen Böden. An Böschungen
findet man sie eher selten. Man bezeichnet sie auch als Charakterart der
Weinbergslauch-Gesellschaft, da sie hier voranging zusammen mit dem WeinbergLauch, dem Kohl-Lauch und der Wilden Tulpe zusammen wächst.
Wie können wir dieser Art helfen?
In Baden-Württemberg ist die Weinbergs-Traubenhyazinthe in den großen Weinbaugebieten zu Hause, vor
allem im Kraichgau, Neckarbecken und im südlichen Oberrheingebiet. In vielen Weinbergsregionen und auch
im Heckengäu ist sie in den letzten Jahren zunehmend zurückgegangen, an einigen Stellen sogar bereits fast
erloschen. Was ihr am meisten zusetzt ist die fehlende oder für sie schädliche Bodenarbeitung in den
Weinbergslagen. Viele Zwischenrebzeilen werden mit einfachem Rasen begrünt und daher lediglich
oberflächlich gemäht. Eine Bodenbearbeitung findet hier kaum noch statt, weshalb sich die Zwiebeln nur
schwer vermehren und ausbreiten können. Eine zu starke Bodenbearbeitung schadet der Pflanze jedoch
auch, da ein tiefgründiges Fräsen der Zwischenrebzeilen die Zwiebeln zerstört. Daher ist es sehr ratsam, den
Boden flachgründig zu bearbeiten (grubbern) und die Zwischenrebzeilen mit heimischen Pflanzenmischungen
zu begrünen. In manchen Jahren kann auch die Bodenarbeit ausgesetzt werden, um anderen
vergesellschafteten Pflanzen Entwicklungsmöglichkeiten zu geben. Den Einsatz von Herbiziden übersteht sie
zwar, doch die mit ihr in Gesellschaft lebenden Pflanzen können den Giften oft nicht Stand halten.
Möchten Sie aktiv werden für die Weinbergs-Traubenhyazinthe?
Wenn Sie einen Weinberg besitzen, dann würde es helfen, den Boden nicht zu fräsen, sondern zu grubbern.
Auch das Aussetzen der Bodenarbeit in einem Jahr würde vielen Weinbergsarten die Chance geben, sich zu
behaupten und auszubreiten.
Machen Sie mit! Wenn Sie sich für die Weinbergs-Traubenhyazinthe engagieren wollen, aber noch nicht
wissen, was Sie tun können, wenden Sie sich doch einfach an:
Svenja Kurth
LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg
Griesbachstr.1; 76185 Karlsruhe; Tel.: (0721) 5600-1452; Fax: (0721) 5600-1414
E-Mail: [email protected]
Foto: S. Demuth
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