13. Jahrgang-1/2011 n i z a g a AGARD-M Das Die Zeitschrift der Mitglied der Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt NordrheinWestfalen e.V. AGARD Arbeitsgemeinschaft Amphibien- und Reptilienschutz in Dortmund e.V. NATURNAHE NATURNAHE GÄRTEN GÄRTEN -DER DER VIELFALT VIELFALT EINE EINE CHANCE CHANCE GEBEN Insektenhotel - nützlich und interessant Naturnaher Garten - einfach selbst gemacht Bericht der Amphibienschützer 2011 AGARD-Magazin 3 Ein Vorwort zum 13. AGARD-Magazin Liebe Leserinnen und Leser, liebe AGARD-Mitglieder, liebe Freunde und Förderer. In den letzten Monaten, mit den Krisen, Naturkatastrophen und offensichtlichen Klimaveränderungen, spreche ich oft mit Besuchern im Naturschutzhaus, die mir sagen: “Was soll ich denn machen, mein kleiner Beitrag hilft doch nichts!” Meiner Meinung nach kann jeder etwas für Natur und Umwelt tun, jeder noch so kleine Beitrag hilft, die Welt ein bischen lebenswerter zu machen. Denn das Wichtigste ist, überhaupt etwas zu tun! Darum lesen Sie in diesem Heft viel über die Veränderung im Kleinen, für jeden machbar und unendlich nützlich. Viel Spaß beim Lesen und Nachmachen. Viel Spaß in und mit der Natur und dem guten Gewissen, etwas für die Umwelt getan zu haben. Inhaltsverzeichnis Programm Naturschutzhaus 4 Dortmunder Lebensräume 6 Lebenskreislauf der Amphibien 10 Ringelnatter Abschlussbericht 12 Ein Garten für Menschen u. Tiere 14 Ein Insektenhotel für das Naturschutzhaus 18 Rohrkolben-Ein Problem 19 Wildbienen 20 Arbeit für der Natur Veranstaltungen & Vorträge Was mal gesagt werden muss Führungen, Unterricht u. Co Berichte Amphibienschützer ‘11 News, Infos & Wissenswertes Tätigkeitsbericht 2011 Wir bieten an Werden Sie Mitglied 28 29 30 31 32 33 34 37 38 AGARD-Arbeitsgemeinschaft Amphibien- und Reptilienschutz in Dortmund e.V., Naturschutzhaus im Westfalenpark, An der Buschmühle 3, 44139 Dortmund, Tel.: 0231 / 12 85 90. Verantwortlich für den Inhalt: Stephanie Wetzold-Schubert, 1. Vorsitzende AGARD e.V.; Layout, Satz, Bearbeitung: S. Wetzold-Schubert (Texte, soweit nicht anders angegeben), H. Schubert, M. Scharmach, J. Rysi, Dr. H.-D. Otterbein; Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Recyclingpapier. Die Druckkosten wurden durch eine Spende der Sparkasse Dortmund finanziert. Herzlichen Dank! Das Naturschutzhaus ist ganzjährig geöffnet. Anmeldung: Führungen, Kindergeburtstage, Mo. - Fr. 10.00 bis 17.00 Uhr, Tel.-Nr. 0231/128590 oder E-Mail: [email protected] 4 AGARD-Magazin AGARD-Magazin 5 Programm 2011/12 des Schulklassen, Kindergärten und andere Gruppen jeder Altersstufe haben im und am Naturschutzhaus die Möglichkeit, die Natur näher kennen zu lernen. Wir richten uns gern nach Ihren Wünschen und organisieren einen interessanten Vormittag, einen ganzen Tag oder eine Projektwoche! Tel. 0231/12 85 90 Auch Kindergeburtstage können bei uns gefeiert werden (Unkostenbeitrag ab 40,00 Euro). Vereinbaren Sie bitte rechtzeitig einen Termin! Sie finden uns in der Nähe des RobinsonSpielplatzes im Westfalenpark. Organisatorisches: Unsere Veranstaltungen sind immer auf die jeweilige Altersstufe abgestimmt; dabei werden spezielle Wünsche gern berücksichtigt. Achten Sie bitte auf wetterfeste Kleidung! Unser umweltpädagogisches Angebot ist kostenfrei. Bei Bastelarbeiten fällt eine geringe Materialumlage an. Der Parkeintritt beträgt 1,00 Euro pro Person im Klassenverband. Zur Finanzierung der Öffentlichkeitsarbeit des Naturschutzhauses – ehrenamtlicher Träger ist die AGARD – bitten wir um eine zusätzliche Spende von 0,30 Euro pro Person. Dank der Förderung durch die Agentur für Arbeit Dortmund und der Stadt Dortmund werden die Veranstaltungen von qualifizierten Pädagogen und Biologen durchgeführt. Führungen auf der Naturschutzinsel Wir bieten verschiedene Themenschwerpunkte! Vogelschutzgehölze & Hochstauden, Nisthilfen für Wildbienen, Amphibienbiotope, Dachbegrünung, Komposttoilette, wetterfester Mulchweg & Mulchplatz, lebensechte Amphibien- und Reptilienmodelle, Nistkästen, Fledermauskästen. Termine nach telefonischer Absprache unter: Tel.: 0231 - 12 85 90 Mindestteilnehmerzahl 5 Personen. Zur Finanzierung der Öffentlichkeitsarbeit des AGARD-Naturschutzhauses bitten wir um eine Spende von 1,50 Euro pro Person. AGARD-Naturschutzhauses Wiesen-Exkursion: Was lebt und blüht auf einer Wiese? Mit Lupen wird dem nachgegangen. Wasser-Quiz: Das große Wasser-Quiz führt durch den Park und vermittelt Wissenswertes über die Wasserflächen. Baum-Rallye und Baumführung: Bäume und ihre Geschichten, wir suchen sie im Park. Natur-Rallye: Die Natur-Rallye führt durch den Park und bietet spannende Fragen rund um die Pflanzen- und Tierwelt. Bodenuntersuchung (für Kindergärten und Schulen): Regenwürmer, Asseln, Spinnen ... auf der Spur kleiner Bodenlebewesen. Tümpeln am Teich & Mikroskopieren: Kleinstlebewesen in Bach und Teich; mit dem Mikroskop werden sie sichtbar. Naturerfahrung (Spiele zur Umweltwahrnehmung): Sehen, Hören, Riechen, Fühlen und Schmecken ... spielerisch erkunden wir unsere Umwelt. Werken & Basteln für Kids (z.B. Nisthilfenbau): Gesundes Frühstück: Was macht gesundes Frühstück aus? Wir probieren es aus (in Kooperation mit dem Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund). Agenda 21 & Agenda 21 lokal: -> Papier selbst gemacht – einfach und natürlich -> Artenschutz im Siedlungsraum -> Erhalt der Lebensräume für Amphibien Flora und Fauna im und Reptilien Winter: -> Unterricht und Auch im Winter gibt es viel Führungen mit lebensLeben im Park. Wir suchen echten Amphibiendie Winterquartiere der und Reptilienmodellen Tiere, ihre Spuren und -> Vogelschutz, Nahrungsquellen. Fledermausschutz Wir bauen Nisthilfen für Ohrwürmer, Fledermäuse, Vögel und Wildbienen. Frühjahrsblüher im Park: Schneeglöckchen, Winterjasmin und Krokusse ... der Frühling kommt mit seinen ersten Boten. Führung durch den Geologischen Garten: Auf der Spur der Steine wird Erdgeschichte erzählt. Kindergeburtstage: Den Geburtstag einmal anders feiern? Spiele und Schatzsuche im Park. (MU = Materialumlage je nach Angebot 0,50 Euro oder 1,00 Euro) AGARD Naturschutzhaus im Westfalenpark, An der Buschmühle 3 44139 Dortmund Tel.: 0231 / 12 85 90 6 AGARD-Magazin AGARD-Magazin 7 Dortmunder Lebensräume Fotos von Dietmar Kämmer Dortmund ist vielfältig. Es gibt auf dem Dortmunder Stadtgebiet zahlreiche Feucht- und Landlebensräume für verschiedene Amphibienarten. Die Zuordnung bestimmter Amphibien zu bestimmten Lebensräumen ist meist nicht immer streng gegeben. Amphibien leben nicht das ganze Jahr im Wasser. Grasfrösche und Teichfrösche z.B. bevorzugen flachere, von der Sonne beschienene Stillgewässer wie kleine Teiche und Weiher (auch Gartenteiche), die aber selten austrocknen dürfen. Für Molche sind solche Gewässer mit einer reiche n Unterwasserverkrautung wichtig. Erdkröten mögen als Fortpflanzungsgewässer vor allem mittelgroße bis größere Weiher, Teiche und Seen. Eine Besonderheit sind die Kreuzkröten. Sie brauchen zum Ablaichen vor allen kaum bewachsene Flachund Kleingewässer. Der Landlebensraum, den die Amphibien nach dem Ablaichen Erdkröte wieder aufsuchen, weicht zum Teil stark vom Fortpflanzungsgewässer ab. Amphibien besiedeln ein breites Spektrum von Biotopen, das von Wäldern über halboffene Landschaften aus Wiesen, Weiden und Hecken bis zu naturnahen Gärten reicht. Nur die Kreuzkröte liebt Industriebrachen und warme, offene Lebensräume in Gebieten mit lockeren und sandigen Böden und mit ausreichenden Versteckmöglichkeiten. Dortmund ist mit seiner Lage in Westfalen ein ideales Gebiet für Amphibien. Wir sollten diese Vielfalt erhalten, denn ein reiches Artenspektrum ist unerläßlich für eine intakte Natur. Wasserfrosch Bergmolch 8 AGARD-Magazin AGARD-Magazin 9 Grasfrosch Froschlaich Waldeidechse junger Molch 10 AGARD-Magazin AGARD-Magazin 11 Der Lebenskreislauf der Amphibien am Beispiel der Erdkröte - von Georg Kaleck/Foto: D. Kämmer Die Erdkröte dient durch ihre ausgeprägten Umweltansprüche vielen weiteren Lebewesen, auch dem Menschen. Ihr Lebenslauf soll stellvertretend für viele Amphibien aufzeigen, wievielen Einflüssen und Gefahren sie ausgesetzt ist. 1. Wanderung 4. Jungtiere Männchen und Weibchen treffen im Februar/März, je nach Witterung und Temperatur, am Gewässer ein. Nun ist der Zeitpunkt gekommen (ab Mitte Juni), wo die kleinen Jungtiere das Laichgewässer verlassen, sie sind zu diesem Zeitpunkt gerade mal 1 cm groß! 2. Paarung Dort werden bei günstiger Witterung im Wasser die Eier abgelegt. Diese Eier nennt man Laich. Der Laich wird von Weibchen ins Wasser gelegt und dabei vom Männchen befruchtet (in langen Schnüren abgelegt). Nach einigen Tagen kann man im Laich schon Bewegungen erkennen. 3. Entwicklung Die späteren Kaulquappen entwickeln sich witterungsabhängig und nach ca. 5 Tagen schlüpfen sie aus ihren Eihüllen. Nun müssen sie sich in Sicherheit bringen, denn mit ihrer Größe von ca. 1-2 cm sind sie ein begehrtes Futter für andere wasserlebende Tiere. Versteckt oder im großen Schwarm entwickeln sie sich weiter und nach ca. 2 1/2 Monaten kann man schon die kleinen Ansätze der Hinterbeine sehen. Kurze Zeit später folgen dann die Vorderbeine. Nach und nach bildet sich auch der Schwanz zurück und die Kiemen wandeln sich in Lungen um. 5. Lebensraum Sie wissen, wohin sie gehen sollen und in einem langem Marsch wandern sie mit Tausenden ihrer Artgenossen in die Landlebensräume. Dabei müssen sie Straßen, Wege und andere Hindernisse überwinden, um schließlich unter Hecken, in Wildwiesen oder Waldsäumen die nächsten 2-4 Jahre zu verbringen. In der kalten Jahreszeit, versteckt unter Laub, Steinen, Totholz oder in Erdhöhlen fallen sie bei Frost in eine Kältestarre, die erst dann endet, wenn die Lufttemperatur über 5 °C steigt. 6. Wanderung Ab zwei Jahren sind die Männchen und nach bis zu vier Jahren die Weibchen erwachsen und machen sich dann auf den Weg zum Laichgewässer. Nun müssen sie wieder den gefährlichen Weg zurücklegen, den sie schon als Jungtiere gegangen sind, dabei kommen durch Autos und andere Hindernisse viele Tiere nicht am Laich- gewässer an, weil sie getötet werden. Auf der Wanderung dorthin treffen sie auf Artgenossen und die Männchen werben um die Weibchen. Hat ein Männchen ein Weibchen gefunden, klammert er sich auf ihrem Rücken fest und wird von ihr zum Laichgewässer getragen. gefunden und irrtümlicherweise wie der zurück zum Gewässer gebracht (Tod durch Erschöpfung oder Feinde) - Landlebensräume werden vernichtet oder grundlegend verändert (Pflegemaßnahmen, z.B. Mähen, Entfernen von Totholz und Falllaub) Folgende menschliche Eingriffe verhindern einen optimalen Lebenskreislauf: Die wassergebundene Fortpflanzungsbiologie der Erdkröte vom befruchteten Ei zur kiemenatmenden Kaulquappe und der weiteren Entwicklung zur lungenatmenden, landlebenden Jungkröte ist besonders geeignet, Kindern und Jugendlichen HIlfsund Schutzmaßnahmen zu vermitteln. Keineswegs darf jedoch der Eindruck entstehen, es handelt sich bei den Kaulquappen und dem Laich um Konsumgut für Gartenteiche und Aquarien. Die Erdkröte, ihre Laichschnüre und Kaulquappen sind, wie alle anderen Amphibien, nicht nur gesetzlich geschützt, sondern jeder schädigende Eingriff in die Lebensweise der Erdkröte ist mit seinen langfristigen Folgen nicht kalkulierbar und außerdem strafbar. - beim Überqueren einer Straße werden die Jungtiere und die erwachsenen Tiere überfahren - Laichgewässer sind verschmutzt oder, im schlimmsten Fall, nicht mehr vorhanden (durch Zuschüttung oder unüberwindbare Hindernisse..) - Laich oder Kaulquappen werden von Menschen aus dem Gewässer entfernt (Dies ist VERBOTEN und strafbar und führt meist zum Tod der gefangenen Tiere, da der “neue” Lebensraum nicht für die Tiere geeignet ist) - Jungtiere oder erwachsene Tiere werden bei ihrer Wanderung vom Gewässer zum Landlebensraum FAZIT: 12 AGARD-Magazin AGARD-Magazin 13 Joachim Joachim Diedrich Diedrich (Umweltamt (Umweltamt der der Stadt Stadt Dortmund) Dortmund) Fotos: Fotos: D.D. Wetzold Wetzold Ringelnatterschutzprojekt Dortmund 2005 - 2010 -Abschlussbericht- Mit der 1. Änderung der 3 Dortmunder Landschaftspläne Nord, Mitte und Süd vom 24.08.2005 erfolgte die Ausweisung des bis dahin als „Geschützter Landschaftsbestandteil 86 und Landschaftsschutzgebiet 12 eingestuften „Kirchderner Waldes“ als Naturschutzgebiet 23. Der 26,4 ha große Schutzbereich mit seinen naturnahen Laubwaldbeständen, Teichen, Feuchtbereichen, Brachund Sukzessionsflächen bildet eine wertvolle Grundlage als Lebensstätte seltener Tier- und Pflanzenarten, darunter auch für die Ringelnatter. Bei dieser Reptilienart handelt es sich um tagaktive, Wärme liebende Wasserschlangen, die etwa 1m bis 1,20m lang und in der Natur bis zu 20 Jahre alt werden können. Infolge rückläufiger Naturbiotope gelten diese Schlangen als gefährdet und sind entsprechend naturschutz- rechtlich besonders geschützt. Als einziges noch in Dortmund bekanntes Vorkommen dieser Art wurde die Ringelnatterpopulation im Naturschutzgebiet „Kirchderner Wald“ und dessen Umfeld nach feldherpetologischen Beobachtungen im Jahr 2004 auf 100 bis 120 Exemplare geschätzt. Mit dem 1998 eingeleitetem Um- und Ausbau des ehemaligen Standortes der Hoesch-Westfalenhütte zu einem Industriegebiet mit dem „Güterverteilzentrum Feineisenstraße“ ging dort jedoch insbesondere als Folge stetig steigenden Verkehrsaufkommens zunehmend eine Bedrohung dieser Art einher, die letztlich trotz aller Schutzbemühungen deren Aussterben an diesem Standort befürchten ließ. Im Einvernehmen mit allen Betroffenen leitete daher ein Dortmunder Reptilienspezialist der Arbeitsgemein- schaft Amphibien- und Reptilienschutz in Dortmund e. V. (AGARD), Herr Gerhard Hallmann, das Ringelnatterschutzprojekt Dortmund ein, dessen Abschlussbericht nunmehr vorliegt. Neben Vorschlägen zur Optimierung des jetzigen Lebensraumes hatte das Projekt schwerpunktmäßig die Umsiedlung einiger geschlechtsreifer Pärchen in das aufgrund seiner Größe und Ausstattung für eine überlebensfähige Populationsentwicklung der Ringelnatter günstigere Naturschutzgebiet „Im Siesack“ zum Inhalt sowie dort die Auswilderung von Nachzuchten aus menschlicher Obhut. Hierzu wurden im Zeitraum von 2005 bis 2010 insgesamt 136 Tiere gefangen und umgesetzt sowie 189 RingelnatterNachzuchten aus menschlicher Obhut im Naturschutzgebiet „Im Siesack“ ausgewildert. Zahlreiche Beobachtungen haben mittlerweile sowohl den Erfolg der Umsiedlung und Auswilderung aber auch die bioökologische Verträglichkeit der durch diese Maßnahmen bedingten Eingriffe in die Natternpopulation am Standort „Kirchderner Wald“ bestätigt. Eine dauerhaft stabile Entwicklung der nunmehr 2 in Dortmund vorkommenden Ringelnatterpopulationen bedingt jedoch, dass die bestehenden ökologischen und biozönotischen Gegebenheiten in den beiden Naturschutzgebieten und deren Umgebung geschützt, gepflegt und bezogen auf die Lebensraumansprüche dieser Tierart weiterentwickelt werden. 14 AGARD-Magazin AGARD-Magazin 15 einen Lebensraum bietet, kann auch auf wenigen Quadratmetern echte Natur erleben. Tiere kommen nur, wenn es ihnen gefällt. Amphibien brauchen mitunter Jahre, um ein neu entstandenes Biotop zu besiedeln, Libellen und fliegende Wasserbewohner finden sich schon früher ein. Außerdem: Amphibien aus anderen Gewässern mitzunehmen, um sie bei sich einzusetzen ist verboten und meistens sinnlos, da die Tiere wieder abwandern. Mit wenigen Handgriffen lassen sich in jedem Garten naturnahe Bereiche schaffen, die nicht nur der Artenvielfalt dienen, sondern auch zeigen, dass die Natur manchmal mit wenig zufrieden ist. Ein Garten...........für Menschen ... und Tiere Fotos: D. Wetzold/J. Rysi/H.D. Otterbein So kann ein naturnaher Garten aussehen, der mit wenigen Mitteln zahlreichen Tieren und Pflanzen ein Zuhause bietet: Eine leichte Brise weht Blumenduft heran, Vögel zwitschern, eine Hummel brummt vorbei. Von der Wiese ist das Summen der Insekten zu hören und am Teich quaken die Frösche ihr Lied. Zahlreiche Blüten geben sich auf der Wiese ein Stelldichein, an der Hecke werden aus den Blüten in ein paar Monaten bunte Früchte werden, die den Vögeln auch im Winter eine Nahrungsquelle bieten und der Igel, der sich oft abends sehen lässt, findet im Herbst eine gute Überwinterungsstelle im Laubhaufen. Die Wahrheit sieht leider oft anders aus: Ein überpflegter Rasen, umrandet mit einer pflegeleichten Lebensbaum- oder Kirschlorbeer-Hecke, einige Rosen oder Rhododendren als Farbtupfer, so bleibt der Garten eine arbeits- und artenarme Erweiterung des heimischen Wohnzimmers. Leider erwarten Besitzer eines solchen Gartens, dass trotzdem Leben in ihrem Garten ist, Frösche sich dekorativ am geputzten Teich einfinden, Vögel sich im Winter Futter abholen und ein Igel vorbei schaut. Aber Leben und Artenvielfalt ist nur da, wo auch geeignete Lebensräume sind. Wer in der heutigen Zeit mit ein paar einfachen Tipps den einheimischen Tieren und Pflanzen Hier ein paar Tipps: Wählen Sie für Ihren Garten heimische Stauden, diese sind meist winterhart und bieten den hier lebenden Tieren Nahrung. Lassen Sie die Blüten auch nach dem Verblühen stehen, die entstehenden Früchte sind nicht nur ein dekoratives Element im Herbst, sondern auch Nahrung für Vögel. Wichtig ist, das Sie ungefüllte Blütenpflanzen anpflanzen, denn nur so ist gewährleistet, das Insekten Nektar finden. Bei gefüllten Blüten sind u. a. die Staubgefäße zu zusätzlichen Blütenblättern umgezüchtet, so dass es für die Insekten keinen oder nur noch erheblich weniger Pollen und Nektar zu sammeln gibt. Außerdem ist den Insekten der Zugang zum Nektar durch die dichten Blütenblätter oftmals erschwert. Haben Sie keine Lust auf Mähen, dann legen Sie sich eine Wildblumenwiese an. Es muss auch nicht die ganze Wiese sein, ein abgelegenes Stück reicht dafür auch aus. Entfernen Sie im Frühjahr auf einem sonnigen Stück die Grassode, magern Sie den Boden mit Sand oder Dolomitsand ab und sähen Sie eine einheimische Wildblumenmischung, die im Fachhandel oder bei uns im Naturshcutzhaus einfach erhältlich sind. Diese Wiese muss nur einmal im Herbst gemäht werden. Sie wird sich im Laufe der Jahre immer wieder verändern, die Pflanzenarten werden sich den Gegebenheiten anpassen und Sie werden feststellen, dass sich immer mehr Insekten in ihr tummeln. Bieten Sie Versteckmöglichkeiten für Tiere: Ein Haufen Äste, eine Steinmauer oder einfach Laub. Anfallendes Laub lässt sich gut unter Hecken oder in einer Ecke des Gartens lagern, so haben 16 AGARD-Magazin Kleinlebewesen und Igel ein Zuhause. Hängen Sie in Richtung Süden ein Insektenhotel auf, oder fertigen Sie selbst Eines, indem Sie eine HartholzBaumscheibe (kein Nadelholz) mit ca. 5-10 cm tiefen Bohrungen in verschiedenen Dicken versehen. Ab April werden Sie Besuch von zahlreichen Wildbienen haben, die völlig ungefährlich sind und die Nistmöglichkeiten annehmen werden. Nebenher bestäuben sie auch Ihre Pflanzen. AGARD-Magazin 17 Seien Sie nicht zu ordentlich. Die meisten Hecken müssen nur einmal im Jahr geschnitten werden, ein starker Rückschnitt ist jedoch zwischen dem 1. März und dem 30. September NICHT erlaubt - und zwar aus Gründen des Vogelschutzes. Aber auch andere Tiere und Menschen fühlen sich dadurch gestört. Verzichten Sie auf chemische Mittel. Wenn Sie beim Anbau und bei der Pflege Ihrer Pflanzen bestimmte Regeln beachten, kommen Sie im Garten ohne chemische Pflanzenschutzmittel aus. Wenn Sie zum Beispiel Möhren und Zwiebeln nebeneinander pflanzen, schützen diese sich gegenseitig vor Schädlingen. Düngen kann man hervorragend mit Humus aus dem eigenen Komposthaufen, mit Schädlingen befallende Pflanzen können auch mit Kräuterbrühen wie z. B. Brennnesseljauche behandelt werden. Mulchen Sie Ihre Beete... ...und ungenutzen Flächen. Dafür benötigen Sie keinen Rindenmulch aus dem Baumarkt. Dieser Mulch übersäuert unseren Boden und kann teilweise auch Pflanzen schädigen. Der ökologische Nutzen dieses Mulchs ist allerdings fragwürdig, wenn er extra für das Mulchmaterial gehäckselt wurde. Nutzen Sie stattdessen aus Ihrem eigenen Garten Ernterückstände und Gründüngungspflanzen, Wiesenschnitt, Heu, Stroh, Laub, Schnittholz und Staudenreste. Mulchen verringern das Aufkommen von Wildkräutern, reguliert die Temperatur im Sommer und Winter ideal und schützt vor der Austrocknung des Bodens. Sie sehen, einen schönen, naturnahen Garten anzulegen, ist nicht schwer. Sie haben weniger Arbeit, müssen nicht ständig jäten und spritzen und die Belohnung dafür sind mehr Tiere und mehr Natur und - und das ist unter Umständen das Wichtigste - ein gutes Gewissen, etwas Sinvolles für die Natur getan zu haben. 18 AGARD-Magazin AGARD-Magazin 19 ROHRKOLBEN EIN INSEKTEN- HOTEL eine Gefahr für jedes Biotop - Beispiel Waldesruhweg und Steinbruch Schüren in Dortmund für die Naturschutzinsel Fotos: Fotos: S.S. Koch/H.D. Koch/H.D. Otterbein Otterbein Ende November war es soweit. Stefan Koch, Landschaftsgärtner und Vorstandsmitglied der AGARD e.V., beginnt mit dem Aufbau des langerwarteten Insektenhotels und den dekorativen Weidenzaun auf der Naturschutzinsel. Lang dauerte die Planung und die Standortsuche, die Erwartungen wurden aber mehr als erfüllt. Im Frühjahr 2012 werden die Bewohner reichhaltige Nist- und Überwinterungsmöglichkeiten finden. Denn hier werden sich viele “Nützlinge” einfinden, die in jedem Garten unverzichtbar sind und somit das ökologische Gleichgewicht bewahren: Hummeln, Wildbienen, Schlupf-, Falten-, Grab- und Wegwespen, Florfliegen und Ohrwürmer, alle sind nützlich für die Natur und auch den Garten, denn durch deren Bestäubung oder als kostenlose biologische „Schädlingsbekämpfer“ können die Menschen auf Gifte und Spritzmittel verzichten. Zusätzlich sind einige der durch Insektenhotels geförderten Arten selten und stehen zum Teil sogar auf der Roten Liste (z.B. etliche Wildbienen). Sehen Sie sich bei Ihrem nächsten Besuch im Westfalenpark das Insektenhotel an und bewundern Sie ab dem Frühjahr das lebhafte Treiben. Wichtig ist hier natürlich auch das möglichst natürliche, blumenreiche Umfeld, damit die Tiere auch Nahrung finden. Hier bietet die Naturschutzinsel allen Tieren genügend Nahrung und Lebensraum. Solche Insektenhotels lassen sich in jedem Garten oder auf einem Balkon anbringen. Tipps dazu erhalten Sie im nachfolgenden Artikel. Stefan Koch, der sich der ökologischen Arbeit verschrieben hat und auch für ungewöhnliche Aufgaben immer eine Lösung hat, ist zufrieden mit der bisherigen Arbeit. Im Naturschutzhaus bieten wir auch für Ihren Garten oder Balkon praktische Insektenhotels, die ganz einfach an der Wand befestigt werden können. Ob Schilf oder Rohrkolben, wenn sie Fuß gefasst haben, machen sie den Weiher dicht und sind kaum mehr zu entfernen und tragen enorm zur Verlandung bei. Bei sehr kleinen Teichen sollte man keine Rohrkolben anpflanzen. Sie werden sehr schnell zur dominierenden Teichpflanze, wuchern alles zu und verdrängen andere Pflanzen. Einige Rohrkolbenarten benötigen vor dem Austreiben im Frühjahr einen kräftigen Rückschnitt, vor allem an kleinen Gartenteichen. Man sollte jedoch die neuen Ausläufer jedes Jahr entfernen, damit ein Verlanden verhindert wird. Die Vermehrung der Rohrkolben erfolgt vegetativ über Pflanzenteilung. Die Keimfähigkeit der Samen geht schon wenige Wochen nach der Reife verloren. Das bedeutet für eine Ausaat, sobald die Kolben aufplatzen, muss gesät werden. Das ist in der Regel zwi- schen Oktober und Januar der Fall. Einmal angepflanzt breiten sich die Pflanzen mit Hilfe unterirdischer Ausläufer schnell aus und beschleunigen die Verlandung des Gewässers. Will man das verhindern, muss man entweder in Pflanzkörbe pflanzen oder regelmäßig die Wurzelstöcke roden. Kann eine regelmässige Kontrolle der Ausläufer nicht garantiert werden, sollte man auf Rohrkolben verzichten. Bilder: S. Koch/H.D. Otterbein 20 AGARD-Magazin AGARD-Magazin 21 WILDBIENEN Text und Bilder von Volker Fockenberg ANSIEDELN UND BEOBACHTEN der Hautflügler gezählt. Auf ungefähr 12.000 schätzt man die Artenzahl der Hautflügler in Mitteleuropa. Wir begegnen den Vertretern dieser größten Insektenordnung auf Schritt und Tritt, denn sie stellen etwa ein Viertel aller heimischen Tierarten. Typische Hautflügler besitzen zwei häutige Flügelpaare (daher auch der Name der Ordnung), von denen das vordere Paar größer ist. Hosenbiene (Dasypoda hirtipes) Immens ist die Bedeutung von Wildbienen in der Natur und damit auch für uns Menschen. Die emsigen Wildbienen sind unentbehrliche Blütenbestäuber und sorgen für Samen und Früchte. Allein wegen ihrer großen Bedeutung im Naturhaushalt verdienen diese überaus friedfertigen Tiere unsere Aufmerksamkeit und unseren Schutz. Von den in Deutschland lebenden ca. 550 Wildbienenarten sind über die Hälfte gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Jeder kann diese kleinen Helfer mit einfachen Mitteln sehr wirkungsvoll unterstützen und ohne große Kosten zum „Wildbienenimker“ werden. Eine große Verwandtschaft Der Begriff „Bienen“ ist eng mit der bekannten Honigbiene (Apis mellifera) des Imkers verknüpft. Um die weiteren ca. 550 in Deutschland wild lebenden Bienenarten aus dem Schatten der Honigbiene hervorzuholen wurde der Begriff „Wildbienen“ geprägt. Bienen werden zusammen mit Wespen und Ameisen zu der Insektenordnung Aussehen Mauerbienen-Weibchen sind mit 9 bis 12 mm ungefähr so groß wie eine Honigbiene. Der Hinterleib der Rostroten Mauerbiene ist oben rostrot und läuft schwarz aus. Kopf und Bruststück sind dunkel gefärbt. Mauerbienen gehören zu den Bauchsammlerbienen, die den Pollen in einer speziellen “Bauchbürste” unter dem Hinterleib sammeln. Bei der Rostroten Mauerbiene ist die ungefüllte Bauchbürste dicht gelbbraun behaart. Die meisten Wildbienenarten leben nicht in Staaten sondern allein. Sie werden daher auch Einsiedlerbienen oder solitäre Bienen genannt. Die Lebensweise einer Einsiedlerbiene wird im Folgenden am Beispiel einer im Siedlungsbereich sehr häufigen Art vorgestellt: Wildbienen-Männchen sehen anders aus als die artgleichen Weibchen. Allgemein zeichnen sich Männchen durch längere Fühler, einer oft hellen Gesichtsbehaarung (als ob sie einen weißlichen Bart hätten) und der meist geringeren Körpergröße aus. Außerdem fehlen den Männchen der Stachel und die Pollensammelhaare. HahnenfußScherenbiene ( Osmia florisomnis ) sammelt wie die Mauerbiene Pollen in einer Bürste unter dem Hinterleib. Weibchen (oben) und Männchen (unten) der Rostroten Mauerbiene (Osmia bicornis) (früher O. rufa) auf ApfelblütenKnospe B e i n s a m m l e rbiene; Die Hosenbiene (Dasypoda hirtipes) sammelt Blütenstaub (mehr als 40 Milligramm) in einer Bürste an den Hinterbeinen Lebensweise einer Einsiedlerbiene Verbreitung und Lebensraum Die Rostrote Mauerbiene kommt überall in Deutschland vor und lebt bevorzugt in unseren Gärten und Parks. Bei der Nistplatzwahl erweist sich die Art als ausgesprochen vielseitig. Neben Käferfraßgängen in besonnten, morschen Bäumen sowie in alten, unbehandelten Holzschuppen sind zum Beispiel auch Schilfmatten, Löcher im Verputz von Hauswänden, Türschlösser, Fensterrahmen, Löcher von Gartenstühlen und Gummischläuche begehrte Nistplätze. Auch bei ihren Nahrungspflanzen ist die Mauerbiene nicht besonders wählerisch. So wird Pollen und Nektar beispielsweise von Obstbäumen, Brombeeren, Himbeeren, Rosen, Weiden, Raps, Klee und Taubnesseln genutzt. Aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit ist die Rostrote Mauerbiene im Siedlungsbereich die wohl häufigste solitäre Biene und gehört auch zu den ersten Besiedlern von Nisthilfen. Mauerbienen können auch anhand ihrer Nester nachgewiesen werden. Der Nesteingang hat meistens eine Weite von 5 bis 10 mm und wird mit einem rauhen Mörtelverschluss verschlossen, der gelblich (Lehm) bis gräulich (Ton) gefärbt ist. Nestverschluss kann Hinweise auf die Besiedler der Gänge geben: Oben Mauerbiene; u. links Scherenbiene; u. rechts Blattlaus-Grabwespe 22 AGARD-Magazin Fortpflanzung und Entwicklung Von Anfang April bis in den Juni hinein können wir Mauerbienen antreffen. Die vor den Weibchen aktiven Männchen sammeln sich bevorzugt an den Nistplätzen und erwarten die dort schlüpfenden Weibchen, um sich mit Ihnen zu paaren. Nach der Begattung suchen die Weibchen geeignete Hohlräume (siehe Lebensraum) um dort ihre Nester zu errichten. Die Männchen beteiligen übrigens nicht an diesen Arbeiten. Hat das Weibchen einen Nistplatz gefunden so trägt es Pollen und Nektar ein. Während der Blütenstaub die Bauchbürste leuchtend gelb färbt, wird der zugleich aufgenommene Nektar, für uns nicht sichtbar, im Kropf transportiert. Die Biene krabbelt vorwärts in den Nestgang und gibt Nektar ab. Dann erscheint sie wieder vor dem Nesteingang und schlüpft nun rückwärts in den Nestgang, um den Pollen aus der Bauchbürste zu streifen. (Hat der Nestgang einen so großen Durchmesser, dass die Biene sich darin drehen kann, so sieht man sie nur vorwärts rein und wieder - mit leerer Bauchbürste - vorwärts herauskrabbeln!). Ist nach 10 bis 15 Sammelflügen genügend “Bienenbrot” - so nennt man das Gemisch aus Blütenstaub und Nektar - für ein Bienenkind herangeschafft, wird darauf ein weißliches Ei gelegt. Anschließend wird die vordere Wand zugemauert. Als Baumaterial dient Lehm, der mit Speichel geschmeidig gemacht, in Form ca. 2 mm großer Kügelchen in den Mundwerkzeugen ins Nest getragen wird. Im Allgemeinen schafft die Biene eine Brutzelle pro Tag. In der Folge baut die Mauerbiene weitere Brutzellen, die untereinander durch AGARD-Magazin 23 senkrechte Lehmwände abgegrenzt sind. Je nach Länge des Nestganges entstehen so Liniennester mit bis zu 20 Brutzellen. Etwa 10 Tage nach der Eiablage schlüpft eine augen- und beinlose Larve. Durch Mutters Brutfürsorge braucht sie keinen Hunger leiden. Nach 3 bis 4 Wochen hat die Larve das Bienenbrot aufgefressen. Dann spinnt die Bienenlarve einen tönnchenförmigen dunkelbraunvioletten Kokon indem sie sich verpuppt. Anfang September schlüpft die junge Biene, bleibt aber bis zum Flugbeginn im April des folgenden Jahres im schützenden Kokon. Im Winter sind alle belegten Brutzellen nach außen hin durch einen Nestverschluss geschützt. Blick in ein Mauerbienen-Nest mit Larven und Puppen. Auffällig ist die unversorgte Zelle zwischen der letzten Brutzelle und dem Nestverschluss. Diese so genannte Leerzelle bietet den Bienenkindern Schutz vor Feinden. So erbeuten Meisen nach Aufhacken des Nestverschlusses keine fette Bienenmade sondern “gucken in die Röhre”. Im Frühjahr nagen sich die Bienen durch Kokon und Lehmwände. Die Männchen schlüpfen einige Tage vor den Weibchen. Daher hat die Bienenmutter bereits beim Bau des Liniennestes dafür gesorgt, dass sich in den vorderen Brutzellen (Nestausgang) Männchen und in den hinteren Brutzellen Weibchen entwickeln. Bienen können das Geschlecht bei der Eiablage bestimmen: Aus unbefruchteten Eiern entwickeln sich Männchen, aus befruchteten dagegen Weibchen. Während ihrer nur ca. 4 bis 6 wöchigen Flugzeit, baut ein MauerbienenWeibchen ungefähr 20 bis 40 Brutzellen. Schutz u. Förderung von Wildbienen Es ist höchste Zeit, etwas für Wildbienen und Einsiedlerwespen zu tun! Jeder kann dazu beitragen, die Lebensbedingungen dieser für den Naturhaushalt so wichtigen kleinen Helfer zu verbessern. Ohne Nistmöglichkeiten können diese Insekten nicht für Nachwuchs sorgen. Deshalb müssen hier Hilfsmaßnahmen ansetzen. Bereits vorhandene, natürliche Nistplätze sollten gesichert und ausgebaut werden. Jeder kann aber auch mit speziellen Nistkästen vielen bedrohten Wildbienen und Einsiedlerwespen sehr wirkungsvoll helfen. Wildbienen sind in einem alarmierenden Rückgang begriffen. Jede zweite Art steht bereits in den “Roten Listen”! Wir alle können diesen überaus friedfertigen Summern mit e i n f a c h e n Mitteln sehr wirkungsvoll helfen sogar auf Balkonen und Terrassen! Nisthölzer Aus abgelagertem, trockenem Hartholz (z. B. Buche, Eiche), das selbstverständlich nicht mit Holzschutzmitteln behandelt sein darf, kann ohne große Kosten und Mühe eine Nisthilfe gebastelt werden. (Das Holz von Nadelbäumen ist dafür nicht geeignet, da Harz aus angebohrten Harzkanälen den Bienen die Flügel verkleben kann. Auch Weichholz, z. B. von Weiden, ist nicht geeignet da dessen Fasern bei Feuchtigkeit in den Bohrgang quellen.) Es können sowohl Hartholzreste (erhältlich in Schreinereien) als auch Baumscheiben (Kaminholz) oder dicke entrindete Äste Verwendung finden. In das beliebig große Holzstück werden Gänge von 2 bis 10 mm Durchmesser gebohrt. Die Bohrtiefe richtet sich dabei nach der vorhandenen Bohrerlänge, die man ganz nutzen sollte. Das Holz darf aber auf keinen Fall durchbohrt werden! Empfehlenswert ist die Kombination von Nistgängen verschiedener Durchmesser in einem Holzstück, doch sollten Bohrweiten von 3 bis 6 mm bevorzugt werden. Um Risse entlang von Niströhren zu vermeiden, ist zwischen Löchern über 4 mm mindestens 2 cm Abstand einzuhalten. Querstehende Fasern in den Lochöffnungen müssen mit Schmirgelpapier beseitigt werden, denn zugefaserte und gespaltene Gänge werden von den Insekten selten besiedelt. Nachdem auch das Bohrmehl aus den Wohnungen geklopft wurde, sind sie bezugsfertig. Holzsplitter können die zarten Bienenflügel beschädigen. Daher werden Gänge mit Holzsplittern ebenso wie Gänge mit Rissen, durch die Parasiten eindringen können, nicht besiedelt. Wird die Nisthilfe öfter nass, kann Schimmel entstehen. 24 AGARD-Magazin Hohle Stängel Aus Bambus-Stäben (gibt es in Gartencentern, Baumärkten und manchmal als Pflanze in Gärten), Schilfstängeln, Natur-Strohhalmen oder Stängeln vom Herzgespann sowie anderen nicht mit Mark gefüllten Stängeln lassen sich einfache Nisthilfen basteln. Die Stäbe sollten möglichst unterschiedlich dick sein und Innendurchmesser von 2 bis 10 mm aufweisen. Diese Stäbe werden so zurecht gesägt, dass sie in eine schützende Umhüllung (eine ca. 10 bis 15 cm lange leere Blechdose oder einen Holzkasten) passen. Dünnwandige Stängel kann man am besten einem mit fein gezähntem Sägeblatt einer Laubsäge oder Dekupiersäge (elektrisch betriebene Laubsäge) durchsägen. Dabei bitte darauf achten, dass die Stäbe vorne nicht splittern. Die Stängel sollten an einem Ende einen “Knoten” haben, der hinten als natürliche Nestbegrenzung dient. Die auf die richtige Länge gesägten Stängel werden dann in den Behälter gesteckt. Es werden so viele Stäbe in die Dose gesteckt, bis sie voll ist. Die offenen Enden der Stäbe ragen ein wenig aus der Umhüllung heraus. Nun werden die Stäbe wieder herausgezogen und eine ca. 3 cm dicke Schicht flüssiges Gips in den Behälter gefüllt und die Stängel zügig (der Gips härtet schnell) erneut in die Dose gestopft. Die durch Gips gesicherten Stäbe können nicht von Meisen oder Spechten herausgezogen und aufgehackt werden. Sticht man kurz vor dem Boden einer Blechdose zwei kleine Löcher in die Dose, kann dort (vor Einfüllen des Gips!) ein kleines als Aufhängung gebogenes Stück Draht (z. B. halbe AGARD-Magazin 25 Büroklammer) hineingesteckt werden. Daran lässt sich die Nisthilfe an einer geeigneten Stelle aufhängen. Hier wurden hohle Bambus-Stängel in eine Blechdose gesteckt Lehmwände Natürliche Steilwände und Abbruchkanten gibt es kaum noch. Auch vom Menschen geschaffene Ersatznistgelegenheiten für Pelzbienen, wie mit Lehm verfugte Mauern und Wände, sind selten geworden. Dort leben Steilwand-Spezialisten wie Pelzbienen oder Schornsteinwespen, die ihre Nestgänge ausschließlich selber graben. Verlassene der Nester dieser Arten, also bereits vorhandene Gänge, werden von weiteren Bienenarten genutzt. Eine effektive und relativ leicht zu erstellende Nisthilfe für Lehmwandbewohner wird hier vorgestellt. Für eine solche Pelzbienen-Nistwand wird ein regengeschützter! Standort benötigt. Es bietet sich an, die Nistwand direkt an ein Gebäude mit überstehendem Dach zu bauen. Die Nistwand muss von den Bienen frei anzufliegen sein. Es sollten daher keine Sträucher oder andere höhere Pflanzen vor der Nistwand wachsen. Anders als bei angebohrten Baumscheiben ist ein sonniger Standort nicht unbedingt not- wendig. Es gibt lehmverfugte Wände mit Hunderten von Pelzbienennestern an der inneren Rückseite offener Schuppen. Benötigt werden: (alte) Backsteine, etwas Zement und unbelasteter Lehm oder Löß. Anmerkungen: Ton wird nach dem Trocknen steinhart und ist als Nistsubstrat für Pelzbienen wenig geeignet. Das Material muss sich nach dem Trocken mit dem Fingernagel abschaben lassen, sonst ist es zu hart für die Steilwandbewohner. Auch Lehm mit hohem Sandanteil ist wenig geeignet, da durch die oft scharfkantigen Sandkörner die Oberkiefer der Bienen beim Graben der Nestgänge stark abnutzen können. Lehm oder Löß sollte nur dort entnommen werden, wo kein wertvoller Lebensraum geschädigt wird! Alte Backsteine (im oberen Teil ungebrannte Lehmziegeln) können mit Lehm zu einer Pelzbienen-Nistwand aufgemauert werden. Auf ein tragfähiges Fundament werden zwei bis drei Lagen Backsteine mit Zement aufgemauert. Der Einsatz von Zement ist dabei sinnvoll, da die Nistwand so besser vor aufsteigender Feuchtigkeit geschützt ist. Zudem besiedeln Pelzbienen lieber etwas höher gelegene Bereiche, als solche im Bodenbereich. Ist der Zement der unteren Lagen abgebunden, können die übrigen Backsteine mit Lehm aufgemauert werden. (Anstelle von Backsteinen können auch ungebrannte Lehmziegel verwendet werden. Ungebrannte Lehmziegel sind im ÖkoBaustoffhandel erhältlich; da sie Stroh und Holzfasern enthalten, werden sie aber von den Bienen kaum besiedelt!) Als Nistsubstrat dienen den Pelzbienen die Lehmfugen zwischen den Backsteinen. Die Fugen sollten daher eine Breite von ca. 3 cm aufweisen. Der Lehm oder Löss sollte geknetet werden. Lehmpulver wird in einen Eimer oder Mörtelbottich mit Wasser gegeben und mit Hilfe einer Bohrmaschine mit Rühraufsatz gemischt. Es wird solange Lehmpulver hinzu gegeben, bis eine teigartige Lehmmasse entsteht. Desto feuchter der Lehm ist, desto eher entstehen beim Trocknen Risse. Um eine gute Verbindung von Backstein und Lehmmörtel zu erreichen, sollten die Backsteine und ggf. die dahinter liegende Gebäudewand mit Wasser befeuchtet werden. Je nach Größe der Nistwand ist diese durch geeignete Verankerungen (z. B. in der dahinter liegenden Gebäudewand angedübelte Haken, die in die Lehmfugen eingemauert werden) zu sichern. Die Lehmfugen sollten langsam trocknen. Vor stärkerer Sonneneinstrahlung ist eine frisch erstellte Nistwand daher in den ersten Tagen zu schützen. Unter Frosteinwirkung würde noch feuchter Lehm reißen. Die Nistwände sollten daher vor Frosteintritt getrocknet sein! In die getrockneten Lehmfugen werden einige ca. 3 cm tiefe Gänge von ca. 7 mm Durchmesser gebohrt. Pelzbienen werden dadurch angelockt und graben von diesen kurzen Bohrungen aus ihre Nester. Den Pelzbienen sollte die Nistwand Ende März zur Verfügung stehen. Ein Weibchen der Pelzbiene (Anthophora quadrimaculata) nistet in einer spe- 26 AGARD-Magazin AGARD-Magazin 27 ziellen Lehmwand. Einige Arten wie diese Pelzbiene nisten nicht in bereits vorhandenen Löchern, sondern graben diese selbst in Lehmwände und Abbruchkanten. Die hier gezeigten Bienensteine und Bienenhotels können Sie im Naturschutzhaus im Westfalenpark käuflich erwerben oder unter www.wildbiene.com bestellen. Das Foto unten zeigt einen Bienenstein am 29. Tag des Wildbienentestes. Am Ende der Saison waren 329 Löcher verschlossen, das entspricht 99,4 % der Nestgänge. Bei durchschnittlich fünf Brutzellen pro Nestgang, warten in diesem einen Bienenstein ca. 1600 kleine Helfer auf den Frühling/Sommer! Standort + Pflege Nisthilfen für Besiedler vorhandener Hohlräume (Nisthölzer, Niststeine und hohle Stängel) hängt man an einer sonnigen Stelle so auf, dass sie nicht baumeln. Die waagerecht liegenden Gänge der Nisthilfen müssen von den Tieren frei anzufliegen sein. Feuchtigkeit schädigt die jungen Bewohner. Deshalb soll- te ein regengeschützter Standort bevorzugt werden, oder die Nisthilfe mit einem etwas überstehenden und wasserabweisenden Dach geschützt werden. Zumeist beziehen Wildbienen und Einsiedlerwespen neue Wohnungen schon nach wenigen Tagen. Von April bis Oktober herrscht reges Treiben am Nistkasten. Die einzelnen Arten fliegen allerdings nur wenige Wochen im Jahr. Damit auch Frühjahrsarten eine Wohnung finden, sollten Nisthilfen von Ende März an bezugsfertig sein. Die Tiere nisten bevorzugt nahe ihres eigenen Geburtsortes. Wenn weiterhin das Nistplatzangebot erweitert wird, können bei gutem Nahrungsangebot von einigen Arten hohe Nestdichten erreicht werden. Niemand sollte sich die ungemein faszinierende Lebensweise der einzeln lebenden Bienen und Wespen entgehen lassen. Die Tiere lassen sich von ganz nahe beobachten, ohne dass sie etwas tun. Man kann zusehen, wie die Tiere den Pollen ins Nest transportieren, wie sie Mörtel herantragen und das Nest mit einem Deckel verschließen. Es bietet es sich daher an, Nistkästen gut beobachtbar (z. B. auf Balkon oder Terrasse) aufzuhängen. Bienennisthilfen brauchen einen sonnigen, regengeschützten Platz. Wenn sie durch ein Dach vor Regen geschützt werden, kann man sie auch frei im Garten aufstellen. (siehe Bild oben rechts) Alle Bewohner von Nisthilfen sind absolut friedlich; niemand braucht Angst vor ihnen zu haben. Die Weibchen haben zwar einen Stachel wie die Honigbiene, aber sie stechen nicht damit. Nur wenn sie mit den Fingern gepackt werden, bekommen sie Angst und wehren sich. Die Tiere naschen nicht an Getränken und beteiligen sich auch nicht am Pflaumenkuchen-Mahl. Nisthilfen aus Holz, gebranntem Ton und hohlen Stängeln werden viele Jahre lang von Wildbienen und Einsiedlerwespen besiedelt. Anders als bei den Nistkästen für Vögel, die im Herbst sauber gemacht werden müssen, braucht man sich um die Wildbienen-Hotels nicht mehr weiter zu kümmern. Die fleißigen Insekten säubern selber schon benutzte, verlassene Nester bevor wieder Pollen und Nektar eingetragen wird. Im Winter bleiben die Bienenhotels draußen, denn die Bewohner sind nicht frostempfindlich, würden jedoch in warmer Umgebung vorzeitig schlüpfen und zugrunde gehen. Besuchen Sie das Wildbienen-Portal www.wildbiene.com im Internet. Dort erfahren Sie vom Leben der Wildbienen, lernen Blumen für Bienen kennen, finden ein ausführliches Artenlexikon mit über 170 Bienenarten, erhalten Naturschutz-Tipps, können Fragen und Anregungen ins Forum stellen und auch direkt Bienenhotels, Literatur, Geschenkartikel und Trachtpflanzen bestellen. Also unbedingt mal rein schauen! Verschiedene Nisthilfen wie Nisthölzer, Hohle Stängel, Lehmwand und Niststeine können zu hübschen Bienenwänden kombiniert werden. 28 AGARD-Magazin AGARD-Magazin 29 ARBEIT FÜR DIE NATUR Veranstaltungskalender Naturschutzhaus Bei verschiedenen Aktionen auf der Naturschutzinsel haben die Aktiven viel geschafft. Haben Sie auch einmal Lust, mitzumachen? Aktionstermine können im Naturschutzhaus erfragt werden: Vortragsbeginn jeweils 19:30 Uhr. Zu den Vorträgen ist der Parkeintritt kostenlos; Alle Vorträge nach Voranmeldung unter Tel.: 0231-12 85 90 Tel. 0231-12 85 90. Januar Vorträge & Ausstellungen 2012 Juli Ausstellung vom 01.01. - 31.01.2012: Ausstellung von 01.07.- 31.07.2012: "Hilfe für Tiere im Winter"; AGARD "Die Fledermäuse Dortmunds - das etwas andere Nachtleben in unserer Stadt"; FLEDO - Fledermausgruppe Dortmund Ausstellung vom 01.02. - 31.03.2012: Vortrag am 04.07.2012 um 19.30 Uhr: "Schmetterlinge - Boten der Götter" "Äthiopien-Simien Fox und Roland Erhard & Dr. Hans-D. Otterbein Schreiseeadler"; Meike Hötzel Vortrag am 01.02.2012 um 19:30 Uhr von Dr. Hans-D. Otterbein Februar bis März April Oktober Ausstellung von 01.10. - 31.10.2012: "Kompost - ein Kreislauf der Ausstellung vom 01.04. - 30.04.2012: Natur"; EDG Dortmund; Herr Heise "Bäume im Park"; AGARD Vortrag am 03.10.2012 um 19.30 Uhr; Führung am 04.04.2012 um 18:00 Uhr; EDG Dortmund; Herr Heise Sarah Siegemund Mai Dezember Ausstellung vom 01.12. - 31.12.2012: Ausstellung vom 01.05. - 31.05.2012: "Hilfe für Tiere im Winter"; AGARD "Unterwegs in Wald und Flur. Das Vortrag am 05.12.2012 um 19.30 Uhr; Jahr 2011", Dietmar Kämmer AGARD Naturfilm am 02.05.2012 um 19:30 Uhr von Dietmar Kämmer (Fotos: H. Schubert) Juni Ausstellung vom 01.06. - 30.06.2012: "Die umweltfreundliche Schule Schwerpunkt: Papier"; EDG Dortmund; Herr Heise Vortrag am 06.06.2012 um 19.30 Uhr, EDG Dortmund; Herr Heise Anmeldung Telefon: 0231-12 85 90 Website: www.agard.de E-Mail: [email protected] Das Naturschutzhaus im Westfalenpark ist geöffnet von 10 bis 18 Uhr, (im Winter bis 17 Uhr), an Wochenenden und Feiertagen von 12-18 Uhr. (im Winter bis 17 Uhr) AGARD-Magazin 31 Was mal gesagt werden muss: Wir danken... ... der Parkleitung Frau A. Kulozik, den Gärtnern des Westfalenparks für die gute Kooperation, der Sparkasse Dortmund, Frau Erika Scheffer und dem Tierschutzverein Groß-Dortmund, den Bezirksverwaltungen, dem Umweltamt der Stadt Dortmund, dem Gartenbaubetrieb Stefan Koch, unseren pädagogischen Mitarbeitern im Naturschutzhaus und den vielen engagierten Helfern, die uns tatkräftig zur Seite stehen. Führungen, Unterricht und Aktionen (ganzjährig) O Umweltpädagogische Angebote für Schulklassen, Kindergärten und Gruppen O Exkursionen, Führungen und Unterricht zum Thema Arten- und Naturschutz O Kennenlernen der naturnah gestalteten Lebensräume auf der Naturschutzinsel O Boden- und Wasserlebewesen mit Becherlupe und Stereomikroskop betrachten O AGENDA 21 praxisnah O Bauen und Basteln (Nisthilfen für Wildbienen und kleine Arbeiten aus Naturmaterial) O Kindergeburtstage Tel: 0231-12 85 90 Im Naturschutzhaus erhalten Sie eine kostenlose Beratung zu nahezu allen Naturschutzthemen. Außerdem halten wir für Sie ein breites Angebot an Informationsund Anschauungsmaterial bereit! Gern können Sie sich auch bei uns ganz direkt in frischer Luft für den Naturschutz engagieren und bei der Biotoppflege mithelfen. Anmeldung zu allen Angeboten, Vorträgen, Kindergeburtstagen und ganz einfach bei Fragen rund um den Natur-, Arten- und Tierschutz: AGARD-Naturschutzhaus im Westfalenpark An der Buschmühle 3, 44139 Dortmund, Tel: 0231-12 85 90, www.agard.de 32 AGARD-Magazin Berichte der Amphibienschützer 2011 Jürgen Rysi Wie seit 1996 wurde, auch in diesem Frühjahr, die Amphibiensammlung im Dorneywald durchgeführt. Da die Tiere größtenteils vom Dortmunder Gebiet über die Straße, die auch die Stadtgrenze zwischen Dortmund und Witten ist, zum Laichgewässer auf Wittener Gebiet wandern, sind diese Aktionen sozusagen städteübergreifend. Die Berichte darüber gehen daher immer an die Umweltämter Dortmund und EN-Kreis. Der vom EN-Kreis gestellte Schutzzaun wurde, wie auch im Vorjahr, mit Hilfe von NABU-Mitgliedern und Anwohnern aufgestellt. Die Hinweisschilder des ENKreises wurden ebenfalls wieder angebracht. Hiermit unseren Dank an die Beteiligten. Besonderer Dank gebührt dem NABU-Dortmund, der mit seiner Hilfe und durch seinen Aufruf im Internet für mehr Arbeitskräfte beim Aufstellen der Zäune gesorgt hat. Durchführung Der Schutzzaun wurde am 26. Februar aufgestellt und stand bis zum 12. April. Für die Rückwanderung wurde der Zaun am 26. März aufgestellt und stand ebenfalls bis zum 12. April. Für die Aufstellung der Zäune wurden 45,5 Arbeitsstunden und den Abbau 10 Arbeitsstunden benötigt. Die Sammlungen wurden wie auch in vergangenen Jahren wieder teilweise mit einigen Eltern und Kindern aus der Nachbarschaft unter Aufsicht durchgeführt. Für die 2-mal täglichen Sammlungen, die je nach Menge der Tiere von 20 Minuten bis zu 2,5 Stunden dauerten, wurden 49 Arbeitsstunden verfahren. Zusammenfassung Am 11.März wurden die ersten Amphibien in den Sammeleimern gefunden. Es wurden insgesamt 2396 Amphibien zum Laichgewässer über die Straße getragen (741 weniger als im Vorjahr). Auf der Rückwanderung 1074 Tiere gegenüber 1254 im Vorjahr. Einzelne Ergebnisse: Hinwanderung: Beginn 11. März, Ende 12. April Erdkröten 2118; Teichmolche 36; Bergmolche 201; Grasfrösche 41 Rückwanderung: Beginn 28. März, Ende 12. April Trotz aller Bemühungen wurden insgesamt 37 Tiere überfahren. Es wurden zwar wieder mehrmals Stöcke aus den Eimern entfernt, aber Vandalismus war auch dieses Jahr erfreulicherweise nicht zu beklagen. Resümee Die Anzahl der gesammelten Erdkröten war entgegen der Vorjahre nicht gestiegen sondern geringer geworden. Es wurden aber mehr Bergmolche gefunden, wogegen die Menge der Teichmolche und Grasfrösche in etwa gleich geblieben ist. Außerdem wurden keine männlichen Erdkröten mehr mit aus den Mündern heraushängenden Eingeweiden am Straßenrand gefunden. Der Grund war wahrscheinlich, dass wir die auf die Weibchen wartenden Männchen schon vorher vom nicht gesperrten Forstweg 50 Meter weit aus dem Wald holten, bevor sie sich an die Straße begaben und dort in Lauerstellung durch den Strömungssog vorbeifahrender Autos getötet wurden. Anmerkung Das Problem mit den heraushängenden Eingeweiden durch Strömungsdruck vorbeifahrender Autos wird auch im Internet unter w w w. n a b u . d e / t i e re u n d p f l a n z e n / amphibienundreptilien beschrieben. News, Infos & Wissenswertes Neue Adresse: 60/2 Umweltamt der Stadt Dortmund, Brückstr. 45, 44122 Do, Tel: 0231/50-25422, Fax: 231/50-25428, [email protected] www.dortmund.de/umweltamt Für den Artenschutz in Dortmund ist zuständig: Frau Scheffel-Heidrich, 60/2 Umweltamt der Stadt Do, Brückstr. 45, 44122 Dortmund, Tel. 0231/50-26903 Mams 2000, Mappe zum Amphibienschutz zu bestellen bei: FGSV Verlag GmbH, WesselingerStr. 17, 50999 Köln Tierschutzverein Groß-Dortmund e.V. Kleppingstr. 37, 44135 Do., Berswordthalle Tel. 0231-81 83 96 www.tierschutzvereindortmund.de Mithilfe erwünscht!!: Ab Oktober bis März bieten wir wieder Mitarbeit bei der Biotoppflege an. Wer interes- siert ist, meldet sich bitte zur Terminabsprache unter Tel. 0231/12 85 90 Agenda 21/Agenda lokal Für die Agenda 21 und Agenda lokal ist im Naturschutzhaus extra ein Infotisch eingerichtet. Nach terminlicher Absprache ist Beratung möglich. Weidentipis Ab 1. Oktober ist es nach Absprache und gegen Spende wieder möglich, junge Weidenruten (z.B. zum Basteln oder zur Anlage von Tipis und Laubengängen) abzuholen. Informationen zum Bau und der Handhabung der Weiden erhalten Sie unter Tel. 12 85 90. AGARD-Magazin 33 Angebot im Naturschutzhaus Wir bieten für Erwachsene und Kinder umfangreiches Informationsmaterial zu Natur, Umwelt und Tieren. Sollten Sie nur mal ein kleines Mitbringsel suchen, bieten wir auch günstige kleine Bestimmungsbücher, Buttons mit verschiedenen Tieren (nur 50 Cent), Stundenpläne oder tolle Postkarten an. 34 AGARD-Magazin AGARD-Magazin 35 Tätigkeitsbericht 2011 der AGARD e.V./LNU NRW Im vergangenen Jahr Stand die AGARD im Zeichen des Wandels. Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Amphibien- und Reptilienschutz in Dortmund, Georg Kaleck, ist für sein langjähriges Engagement und seinen 17-jährigen Vorstandsvorsitz auf der AGARD-Jahreshauptversammlung am 29. Januar 2011 zum Ehrenvorsitzenden ernannt worden. Durch seine ehrenamtliche Arbeit hat die AGARD sich in Dortmund und auch überregional einen Namen gemacht. G. Kaleck ist seit über 25 Jahren Mitglied der AGARD und ein unermüdlich arbeitender, engagierter Naturschützer. Für seine Arbeit hat er im Jahre 2003 ebenso wie sein Vereinskollege Heinz Heitland die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhalten. Auch nach seinem Rückzug aus dem Vorstand lässt Georg Kaleck seine Tätigkeit nicht ruhen und arbeitet weiterhin aktiv in der AGARD mit. Zu den großen Erfolgen in seiner Amtszeit zählen die Sperrung und Renaturierung der Aplerbecker Waldstraße. Auch bei der Durchführung von zahlreichen weiteren Amphibienschutzmaßnahmen griff die Stadt Dortmund gerne auf seinen Rat und sein Fachwissen zurück. Die neue AGARD-Vorsitzende ist nun Stephanie Wetzold-Schubert, die seit über 20 Jahren Mitglied der AGARD ist und in den letzten 15 Jahren Schriftführerin war. Sie ist halbtags als Grafik-Designerin tätig und lebt mit Ihrem Mann und dem 9-jährigem Sohn in Dortmund-Körne. Durch diese grundlegende Änderung im Vorstand gab es in diesem Jahr eine Zeit der Neuorganisation, die uns sicher in unserer eigentlichen Arbeit etwas zurückgeworfen hat. In dieser Phase und auch jetzt ist uns unser Geschäftsführer Hans-Dieter Otterbein eine große Hilfe, da er über Abläufe und bisherige Vorgehensweisen informiert. Doch nun, nach fast einem Jahr kommt eine gewisse Kontinuität in unsere Arbeit und wir können uns auf neue Projekte konzentrieren. Die Arbeiten bei der Laichwanderung in diesem Frühjahr wurden zum größten Teil vom Umweltamt der Stadt Dortmund durchgeführt. Dafür danken wir dem Umweltamt sehr. An folgenden Straßen wurden Zäune auf- und nach der Wanderung wieder abgebaut: Lanstroper Straße, Hagener Straße und Kirchhörder Straße. Im Dorneywald wurden die vom ENKreis gestellten Zäune von Jürgen Rysi mit Hilfe von Nabu-Mitgliedern und Anwohnern auf- und abgebaut und die Sammlung mit Hilfe von Anwohnern (teilweise mit Kindern) durchgeführt. Großer Dank für die Unterstützung an dieser Stelle auch an das Umweltamt Schwelm (siehe auch Artikel "Laichwanderung 2011"). Die Umsiedlung der Ringelnattern durch Gerhard Hallmann wurde in diesem Jahr erfolgreich beendet. Lesen Sie dazu auch den Abschlussbericht hier im Heft. Die Schutzmaßnahmen für den Kammmolch, im Rahmen der Renaturierung der Emscher an der Stadtgrenze von Dortmund und Castrop-Rauxel, koordiniert vom stellvertretenden AGARD-Vorsitzenden Dr. Thomas Krämerkämper, sind noch nicht abgeschlossen. Die AGARD e.V. war 2011 mit der Genehmigung des Umweltamtes stadtweit für die extensive Pflege der Amphibien-Leiteinrichtungen, Grünpflege, Kontrolle der Sperrmaßnahmen und Entmüllung von Biotopen tätig. Aufgetretene Negativbeobachtungen wurden dem Umweltamt der Stadt Dortmund gemeldet. Immer wieder werden uns von besorgten Mitbürgern Meldungen über überfahrene Amphibien an Straßen gemeldet. Diese Meldungen und die Information über benötigte Schutzzäune geben wir ebenfalls an das Umweltamt weiter. Am Dortmunder Umweltpreis war die AGARD gleich zweimal indirekt beteiligt. Jürgen Rysi erhielt den BürgerUmweltpreis für sein jahrelanges Engagement für den Dortmunder Naturschutz vor allem im Dorney-Wald und Stephanie Wetzold-Schubert unterstützte die Klasse 3a der UhlandGrundschule Körne bei einem Projekt für den Schüler-Umweltpreis. Das Naturschutzhaus ist in diesem Jahr 20 Jahre alt geworden. Das Naturschutzhaus auf der Naturschutzinsel im Westfalenpark wurde auf Initiative der Stadt Dortmund und unter Mitfinanzierung der NRWStiftung (250.000,-DM) zur Bundesgartenschau im April 1991 eröffnet. Die AGARD e. V., Mitglied der Landesgemeinschaft für Natur- und Umweltschutz NRW (LNU NRW), übernahm die Trägerschaft mit dem Ziel, den Naturschutz im Westfalenpark zu präsentieren. Im August 2011 haben wir nun mit einem Sommerfest das 20-jährige Jubiläum gefeiert. In diesem Frühjahr konnten wir in Zusammenarbeit mit dem Westfalenpark und der Stadt Dortmund eine Verlängerung des Nutzungsvertrages bis 2016 erarbeiten. So ist die naturpädagogische Arbeit des Naturschutzhauses und die Weiterbildung von Kinder- und Jugendgruppen auch weiterhin gesichert. Ohne das Engagement wechselnder Mitarbeiter im Naturschutzhaus wäre uns dieses Jubiläum nicht möglich gewesen. An dieser Stelle möchten wir uns nochmals recht herzlich für deren Arbeit bedanken. Die Gehälter unserer hauptamtlichen Mitarbeiter werden derzeit durch die finanzielle Förderung der Stadt Dortmund, der ARGE, bzw. des JOBCenters ermöglicht. Durch diese finanzielle Unterstützung konnten unsere Mitarbeiter im Jahr 2010 9922 Besucher begrüßen. 2011 waren es bis Oktober 8102 Besucher, unzählige Schulklassen, Gruppen und Vereine, die auf der Naturschutzinsel betreut und unterrichtet wurden. 36 AGARD-Magazin Zusätzlich bietet die AGARD Kindergeburtstage mit Naturthemen an. Zudem beteiligten sich die Mitarbeiter des Naturschutzhauses und die Vereinsmitglieder an Veranstaltungen der Stadt Dortmund z.B. des Jugendamts, des AGENDA-Büros, des Westfalenparks und der NRW-Stiftung, NUA NRW, des Tierschutzvereins Groß-Dortmund und der Initiative Dortmunder Parks. Der AGARD-Geschäftsführer HansDieter Otterbein ist seit zwei Jahren im Beirat bei der unteren Landschaftsbehörde der Stadt Dortmund und wurde im Frühjahr 2011 zum Kreiskoordinator der LNU NRW gewählt. AGARD-Magazin 37 Die Betriebskosten 2010/2011 für das Haus wurden durch die Vereinsmitglieder, Spenden, z.B. der Sparkasse Dortmund und der Vereinsförderung der Stadt Dortmund gedeckt. Durch eine großzügige Spende der Sparkasse konnte die AGARD dringend benötigte Werkzeuge und Ausstattung für die pädagogische Arbeit anschaffen. Das Naturschutzhaus ist ganzjährig geöffnet. Ganz besonderen Dank an die Westfalenparkleiterin Frau Annette Kulozik für die Erlaubnis die Naturschutzinsel so naturnah zu belassen. Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, der Natur einen Rückzugsort zu geben. Der neue Vorstand bei der Jahreshauptversammlung 2011. Von links: Geschäftsführer Hans-Dieter Otterbein, Beisitzer Matthias Scharmach, Ehrenvorsitzender Georg Kaleck, 2. Vorsitzender Dr. Thomas Krämerkämper, 1. Vorsitzende Stephanie Wetzold-Schubert, Kassenwart Jürgen Rysi, Beisitzer Otto Christ (Foto: H. Schubert) AGARD Arbeitsgemeinschaft Amphibien- und Reptilienschutz in Dortmund e.V. An der Buschmühle 3 44139 Dortmund Tel.: 0231/12 85 90 (Foto: H.D. Otterbein) Die AGARD bietet jedem Naturinterressierten etwas: Zum Natur-, Arten-, Umweltschutz und der Agenda 21bieten wir an: O Naturerfahrung für Kinder O monatlich wechselnde Ausstellungen O Vorträge zum Natur-, Artenund Umweltschutz O Seminare der NUA O praktische Tipps für artgerechte Biotope und naturnahe Gärten versch. Heil- und Küchenkräuter-, Wildblumensamen, Mischungen O Fachliteratur O Lehrposter (Pflanzen und Tiere) O CDs, DVDs, auch für Kinder (Friedrich Fledermaus u.a., Tierstimmen... ) O Malbücher, Kinderbücher O Stundenpläne O Naturkalender (auch Immerwährende) Amphibien- und Reptilienschutz: O Fangzäune O Biotoppflege O Kartierung Infomaterial zu O Tier, Natur und Umweltschutz O Ökologische Bauweise O Agenda 21, Agenda lokal O diverse Verbände u. Organisationen Führungen für den Westfalenpark Dortmund Nisthilfen für O Vögel, Fledermäuse u. Wildbienen Werden Sie Mitglied... Mitglied der Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt NordrheinWestfalen e.V. ...unterstützen Sie uns... Beitrittserklärung zur AGARD e.V. Die AGARD e.V. ist Mitglied der LNU NRW. Foto: Kämmer Ich, geb. am möchte der Arbeitsgemeinschaft Amphibien- und Reptilienschutz in Dortmund, AGARD e.V. beitreten als: ordentliches Mitglied (Euro 12,-- jährlich) ordentliches Mitglied mit ermäßigtem Beitrag (Euro 6,-- jährlich) ordentliches Mitglied als Familie (Euro 15,-- jährlich) Jungmitglied (bis zum 16. Lebensjahr beitragsfrei) förderndes Mitglied (mind. Euro 25,-- jährlich) Anschrift: EINZUGSERMÄCHTIGUNG Hiermit ermächtige ich die AGARD e.V. bis auf Widerruf, den Jahresbeitrag in der oben genannten Höhe von meinem Konto abzubuchen. Bankverbindung Konto-Nr. Kreditinstitut BLZ Kontoinhaber Unterschrift Kontoinhaber(in) AGARD e.V., An der Buschmühle 3, 44139 Dortmund Tel.: 0231/12 85 90, Konto Nr. 652 028 039, Stadtsparkasse Dortmund, BLZ: 440 501 99. AGARD Arbeitsgemeinschaft Amphibien- und Reptilienschutz in Dortmund e.V. Die Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt Nordrhein-Westfalen e.V. (LNU) fördert den Naturund Umweltschutz. Sie stärkt dessen politisches Gewicht durch Zusammenschluß der auf diesem Gebiet tätigen Organisationen. Sie versteht sich als Anwalt der Interessen von Natur und Umwelt und ist parteipolitisch unabhängig. Als Dachverband ist die LNU ein Zusammenschluß von gegenwärtig ca. 80 Vereinigungen des ehrenamtlichen Naturschutzes mit über 300.000 Mitgliedern. Landesweit richtet die LNU Veranstaltungen zur Fort- und Weiterbildung aus; sie ist z.B. am Programm der Natur- und Umweltschutzakademie des Landes Nordrhein-Westfalen (NUA) in Recklinghausen beteiligt. Hierbei spielt die Lehrerfortbildung - in Zusammenarbeit mit den Bezirksregierungen - eine besondere Rolle. Informieren Sie sich unter: www.lnu-nrw.de Ihr zuverlässiger Partner für den anspruchsvollen Bereich! B.T. D. Garten- und Landschaftsbau Fachbetrieb Stefan Koch Führt exklusiv alle Arbeiten für Sie fachgerecht aus: . Alle Natursteinarbeiten . Mediterrane Gartengestaltung . Pflasterungen mit Natur-, Klinker- und Betonsteinen . 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