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Sachinformationen:
Herkunftsgebiete der Vertriebenen
Baltikum
Bukowina
Sudetenland
Bessarabien
Dobrudscha
Galizien
Karpaten
Ostpreußen
Russland
Siebenbürgen
Schlesien
Habsburgische
Erblande
Pommern
Westpreußen
DEUTSCHBALTEN:
Der Begriff der „Deutschbalten“ setzte sich als Selbst- und Fremdbezeichnung
erst nach 1917 durch. Die Bezeichnung „Baltendeutsche“ stammt dagegen aus
der nationalsozialistischen Zeit. Zu den Deutschbalten zählen die Deutschen in
den ehemaligen russischen Ostseeprovinzen Estland, Livland und Kurland
(heute: Estland und Lettland). Die Deutschen aus Litauen sind bis 1918
kulturell und ihrer Lebensweise eher den Deutschen in Kongresspolen und
Russland zuzuordnen.
Geschichtsüberblick:
1199 - ca.1250
Kreuzfahrer und Kaufleute aus dem norddeutschen und
niedersächsisch-westfälischen Raum unterwerfen die
baltischen Stämme der Liven, Kuren, Semgaller und
finnischen Esten.
1237 - 1561
Die eroberten baltischen Gebiete sind Teil des
Deutschordensstaats. Der Hochmeister wird im livländischen
Ständestaat (entspricht dem heutigen Estland und Lettland)
vom Landmeister von Livland vertreten. Obwohl die
Deutschen zahlenmäßig nur eine Minderheit sind, besetzen
sie alle Schlüsselpositionen.
16. Jh.
Im Zuge der Reformation setzt sich in Livland das Luthertum
durch.
1561 - 1795
Der livländische Ordensstaat wird ein weitgehend autonomes
Herzogtum unter der Oberhoheit des polnischen Königs. Der
letzte Landmeister wird Herzog von Kurland und Semgallen.
1561 - 1635
Der mittlere und nördliche Teil Livlands wird Polen
angegliedert, Estland mit Reval fällt an Schweden.
17. Jh.
In den Nordischen Kriegen kämpfen Polen, Russland,
Schweden und Dänemark immer wieder um die Herrschaft
über Livland. Der deutsche Adel kann seine Privilegien trotz
oder gerade wegen der häufig wechselnden
Herrschaftsverhältnisse bis ca. 1880 behaupten.
1699 - 1721
Zar Peter der Große erobert Livland und Estland und macht
die Gebiete zu den so genannten russischen
Ostseeprovinzen.
1881
5,3 Prozent der Bevölkerung in Estland (rund 47.000
Menschen) und 11,2 Prozent der Bevölkerung in Lettland
(etwa 134.000 Menschen) sind Deutsche.
nach 1855
Die Nationalbewegung der Esten und Letten steht den
Anstrengungen der zaristischen Regierungen gegenüber, die
russischen Ostseeprovinzen radikal zu russifizieren. Die
Maßnahmen richten sich vor allem gegen den deutschen
Adel und das deutsche Stadtbürgertum. Als Folge wandert
ein Teil der Deutschen aus.
1914 - 1918
Während des Ersten Weltkriegs besetzen deutsche Truppen
die russischen Ostseeprovinzen.
1918
Estland, Lettland und Litauen werden unabhängige Staaten.
1923
Das zu Ostpreußen gehörende Memelland wird Litauen
zugeschlagen.
1918 - 1940
Der deutsche Adel verliert schrittweise seine jahrhundertealte
privilegierte wirtschaftliche Position. Die deutsche
Bevölkerung in den Städten lebt nun als Minderheit mit allen
Nachteilen. Die Zahl der Deutschen in Estland sinkt bis 1935
auf rund 16.000 und damit auf etwa 1,5 Prozent der
Gesamtbevölkerung, und in Lettland auf etwa 62.000, d.h.
3,2 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die Zahl der Deutschen
in Litauen (ohne Memelland) wird 1940 auf rund 50.000
geschätzt.
1939/1940
Die Bestimmungen des Hitler-Stalin-Pakts stellen die drei
baltischen Staaten unter sowjetische Herrschaft. Die
deutsche Bevölkerung wird nahezu vollständig in den
Machtbereich des nationalsozialistischen Deutschen Reiches
umgesiedelt.
1945
Die hohe Zahl an Opfern aus den Reihen der Deutschbalten
erklärt sich aus Kriegseinsatz, Flucht und Vertreibung aus
ihren Umsiedlungsgebieten sowie dem Widerstand gegen
das Dritte Reich.
1940 - 1991
Die baltischen Staaten sind Teil der Sowjetunion.
1991
Estland, Lettland und Litauen erhalten ihre Unabhängigkeit.
Orte/Städte:
Witwenkonvent in Riga
Schwarzhäupterhaus in Riga
Im Jahre 1201 gründet der Bremer Domherr Albert von Buxhoeveden die Stadt
Riga. Er wird erster Bischof von Livland.
Teil der westlichen Stadtmauer mit fünf Türmen und Olai-Turm in Reval.
Die Burg von Cesis (Wenden) fiel 1577 den Überfällen Iwans des
Schrecklichen in Livland zum Opfer
Persönlichkeiten:
Jacob Kettler (1610 - 1681)
Als einer der bedeutendsten Herzoge von Kurland und Semallen (1632,
16381639, 16421682) ein wichtiger Bauherr und Reformer
Ferdinand Baron von Wrangell (1796 - 1870)
Aus Estland stammender Admiral, Weltreisender, Sibirien- und
Eismeerforscher im Dienste Russlands.
Barbara Juliane von Krüderer (1764 - 1824)
In Riga geborene Mystikerin mit großem Einfluß auf Zar Alexander I., seine
Familie und Mitarbeiter.
DEUTSCHE AUS DER BUKOWINA
Ges chichtsüberblick:
14. - 17. Jh.
Eine kleine Gruppe deutscher Handwerker und Kaufleute lebt
im Fürstentum Moldau und ist für die dortige Wirtschaft sehr
bedeutend. Diese Gruppe verschwindet allerdings aufgrund
von Kriegen, Seuchen und allmählicher Assimilation während
des 17. Jahrhunderts vollständig.
1774/1775
Die Habsburger annektieren das spärlich von Huzulen,
Ruthenen, Walachen (Rumänen), Armeniern, Polen und
Juden besiedelte Gebiet der nordwestlichen Moldau, das
seither Bukowina (Buchenland) genannt wird.
1774 - 1786
Die Ansiedlung deutscher Handwerkern und Bauern in
bereits bestehende Ortschaften setzt verstärkt ein. Sie
stammen aus der Zips (Oberungarn), dem Banat, Galizien,
der Rheinpfalz, aus den badischen und hessischen
Fürstentümern sowie aus verarmten Regionen des
Böhmerwaldes (Zips). Bevölkerungszuwachs und
Landmangel führen zur Gründung von Tochtersiedlungen in
Galizien, Bessarabien und der Dobrudscha. Darüber hinaus
wandern Angehörige anderer Sprachgruppen, Nationen und
Konfessionen ein: Lippowener, Ungarn, Polen, Rumänen aus
der Moldau und aus Siebenbürgen, Ruthenen, Juden aus
Galizien, der Moldau und der Maramures. Sie begründen
damit eine sehr stark multi-ethnisch geprägte Region.
der Moldau und aus Siebenbürgen, Ruthenen, Juden aus
Galizien, der Moldau und der Maramures. Sie begründen
damit eine sehr stark multi-ethnisch geprägte Region.
19. Jh.
Das deutsche Bürgertum gehört zur geistigen und politischen
Elite: Amts- und Bildungssprache ist überwiegend das
Deutsche, das sowohl großen Teilen der Oberschichte als
auch von den zugewanderten Juden übernommen wird. Man
orientiert sich zunehmend nach Wien, Budapest und
Lemberg und übernimmt den typischen Lebensstil der “K-und
K-Zeit”.
Nach 1840
Landmangel führt zur Verelendung auch der deutschen
bäuerlichen Unterschichten, so dass nach 1850 ein Teil nach
Amerika auswandert.
1875 - 1920
Die Universität Czernowitz ist die östlichste deutschsprachige
Universität.
1849 - 1851
und
1863 - 1918
Die Bukowina besteht als eigenes Kronland innerhalb der
habsburgischen Monarchie. Im Vergleich zu anderen
österreichischen Kronländern bleibt die Bukowina eine
Rohstoffe liefernde und damit eher unterentwickelte Provinz.
1910/11
Der Bukowiner Ausgleich zwischen den Vertretern der
verschiedenen Nationen gewährt allen in der Bukowina
lebenden Völkern das Mitspracherecht über
Landesselbstverwaltungsorgane und die politische
Vertretung im Landtag.
1914 - 1918
Die Gesamtbevölkerung der Bukowina behält grundsätzlich
ihre Loyalität zur österreich-ungarischen Monarchie.
1918 - 1919
Nach der Auflösung der „K und K“-Monarchie fällt die
Bukowina gegen den Willen der Mehrheit ihrer Bevölkerung
an Rumänien. Rumänisierungsmaßnahmen gegen
nichtrumänische Vereine, Kultureinrichtungen und Schulen
sind die Folge. Das Gebiet wird „gleichgeschaltet“ und zu
Gunsten der Zentrale abgeschöpft.
1918 - 1940
Die Auseinandersetzungen zwischen den Nationalitäten
führen zur Auswanderung von Deutschen, Juden und
Angehörigen der Eliten anderer Nationen. Die politischen
Vertreter der Deutschen suchen finanzielle und politische
Hilfe im Deutschen Reich.
1933 1938/1940
Einige deutsche Vereine und Organisationen widersetzen
sich der Propaganda des Dritten Reiches und der
nationalsozialistisch ausgerichteten
“Erneuerungsbewegung”.
ab 1938
Durch die Repressionen des rumänischen Staates, die
schlechte Wirtschaftssituation und die einseitige
nationalsozialistische Propaganda entsteht unter der
deutschen Bevölkerung eine Stimmung, die proreichsdeutsch ausgerichtet ist. Dadurch steigt bei vielen die
Aussiedlungsbereitschaft.
1939/40
Das Dritte Reich siedelt rund hunderttausend Personen als
so genannte Volksdeutsche in das ehemalige Polen um.
1940 - 1941
1944 - 1991
Der nördliche Teil der Bukowina fällt an die Sowjetunion. Die
dort lebende Bevölkerung wird gezielt durch Russen und OstUkrainer ausgetauscht
1941 - 1944
Die gesamte Bukowina gehört zu Rumänien, einem
Bündnispartner des nationalsozialistischen Deutschen
Reiches. Der Großteil der jüdischen Bevölkerung (etwa 30
Prozent) wird durch das Deutsche Reich und Rumänien
ermordert.
nach 1944
Nach dem Bündniswechsel Rumäniens bleibt der südliche
Teil der Bukowina rumänisch, während der nördliche Teil
sowjetisch wird. Beide Regierungen betreiben einen
gezielten Bevölkerungsaustauch der ungarischen,
armenischen und polnischen Minderheiten aus der
Gesamtbukowina sowie der Rumänen und Ukrainer aus der
Nord- bzw. Südbukowina. Die einstige spezifische
Kulturlandschaft der Bukowina ist weitgehend vernichtet.
1945 - 1992
Die rund 7500 in der Bukowina verbliebenen Deutschen
siedeln in die Bundesrepublik Deutschland aus. Die Existenz
einer deutschen Bevölkerungsgruppe in der Bukowina gehört
bis auf Einzelpersonen der Vergangenheit an.
seit 1991
Die nördliche Bukowina ist Teil der Ukraine.
Orte/Städte:
Ehemalige Residenz des griechisch-orthodoxen Metropoliten in der Bukowina
in Czernowitz, heute Universität.
Huzulenhochzeit in den Karpaten 1993 (Czeremoschtal in der Nordbukowina,
heute Ukraine).
Kloster Woronetz in der Südbukowina ("Die Sixtinische Kapelle des Ostens").
Landschaft in der Südbukowina: Bauernhof am Ciumârnapass.
Pflügender Bauer im Moldowatal in der Südbukowina: "Grüne Mutter
Bukowina".
Umsiedler aus der Bukowina im Winter 1940/41 im Kloster Ursberg.
Persönlichkeiten:
Karl Emil Franzos (1848–1904)
Schriftsteller: ”Der Pojaz”, ”Culturbilder aus Halb-Asien”; Herausgeber der
Werke Georg Büchners.
Paul Celan (1920–1970)
Lyriker und Übersetzer aus Czernowitz, eigentlich Paul Antschel:
"Fadensonnen", "Mohn und Gedächtnis".
Rose Ausländer (1901–1988)
vielfach ausgezeichnete Lyrikerin aus Czernowitz.
DIE DEUTSCHEN AUS BÖHMEN, MÄHREN UND ÖSTERREICHISCH
SCHLESIEN: DIE SUDETENDEUTSCHEN:
Das heutige Tschechien mit der Hauptstadt Prag ist identisch mit dem
westlichen Teil der Tschechoslowakei von 1918 bis 1938 und 1945 bis 1992.
Bis 1918 bezeichneten sich die deutschen Bewohner Böhmens und Mährens
nicht als Sudetendeutsche, sondern als Deutschböhmen, Mährer und Böhmen
oder verwendeten regionale Einteilungen wie Egerländer, Erzgebirgler und
Böhmerwäldler.
Geschichtsüberblick:
ab 7. Jh.
Das böhmische Becken wurde von westslawischen Stämmen
besiedelt.
um 900 - 1306
Die Dynastie der Premysliden herrscht über das Herzogtum
Böhmen mit Prag als Hauptstadt.
929 oder 935
Herzog Wenzel I. wird ermordert und in der Folgezeit als
Nationalheiliger Böhmens verehrt.
973
Gründung des Bistums, später Erzbistums Prag
1198/1203 1806
Böhmen wird Königreich und als solches Teil des Heiligen
Römischen Reiches Deutscher Nation.
13. Jh.
König Ottokar II. unterstützt die Einwanderung
deutschsprachiger Gruppen und deren Verschmelzung mit
den bereits vorhandenen Bevölkerungsgruppen
14. Jh.
Unter der Dynastie der Luxemburger erleben Prag und das
gesamte Königreich Böhmen eine Blütezeit, das so genannte
"Goldene Zeitalter".
1348
Unter Kaiser Karl IV (1346-1378) wird in Prag die deutsche
Universität gegründet.
1419 - 1434
Nach der Verbrennung des Kirchenreformators Jan Hus
werden im großen Hussitenkrieg weite Teile Böhmens und
Mährens verwüstet und entvölkert.
Mährens verwüstet und entvölkert.
1526 - 1918
Böhmen und Mähren unterstehen der
Habsburgermonarchie.
16./17. Jh.
Wiederholte Religionsstreitigkeiten (Reformation,
Gegenreformation) und die Auseinandersetzungen zwischen
König und den böhmischen Ständen münden 1618 in den
30-jährigen Krieg, der durch den Prager Fenstersturz
ausgelöst wurde.
1620
Die Schlacht am Weißen Berg vor den Toren Prags endet mit
dem Sieg der Habsburger und ihrer Verbündeten über das
protestantische Böhmen. In der Folge werden die
Deutschböhmen gewaltsam rekatholisiert.
19. Jh.
Unter dem Einfluss der französischen Revolution entsteht
eine deutsche und tschechische Nationalbewegung, deren
Anhänger sich zunehmend feindlich gegenüberstehen. Bis
1918 sind die Bemühungen der Habsburger um den Erhalt
des Katholiszismus und die Integration der verschiedenen
Volksgruppen (mit Hilfe der Figur des Kaisers) erfolgreich.
1905
Der Mährische Ausgleich ermöglicht ein friedliches
Zusammenleben der verschiedenen ethnischen Gruppen in
Mähren.
1914 - 1918
Im Ersten Weltkrieg steht der Großteil der Bevölkerung loyal
zu Österreich-Ungarn.
Oktober 1918
Nach der Auflösung der Östereich-Ungarischen Monarchie
wird die Gründung einer Tschechoslowakischen Republik
proklamiert.
November 1918 Die mehrheitlich von Deutschen bewohnten Gebiete in
Böhmen und Mähren fordern ihren Anschluss an Österreich.
Das Selbstbestimmungsrecht der nun als Sudetendeutsche
bezeichneten deutschen Bevölkerung wird von
tschechischen Nationalisten und der Entente verweigert. Die
Proteste gegen die Besetzung der sudetendeutschen
Gebiete durch das tschechische Militär werden gewaltsam
niedergeschlagen.
1919
Im Friedensvertrag von Saint Germain muss Österreich auf
die sudetendeutschen Siedlungsgebiete verzichten.
1919 - 1938
Die Erste Tschechoslowakische Republik gewährt den nichttschechischen und slowakischen Minderheiten im Vergleich
zu den Nachbarstaaten Polen, Rumänien und Jugoslawien
keinen ausreichenden Schutz.
1935
Die Ernennung von Edvard Beneš als Vertreter des extremen
tschechischen Nationalismus zum Ministerpräsidenten der
Tschechoslowakei führt zu einer rasch anwachsenden
Desintegration der Sudetendeutschen. Diese Entwicklung
wird durch die Propaganda der NS-Ideologie aus dem
Deutschen Reich unterstützt.
1938
Im Münchner Abkommen tritt die Tschechoslowakei die meist
geschlossen von Sudetendeutschen besiedelten Randzonen
Böhmens und Mährens an das Deutsche Reich ab. Nach der
Gleichschaltung setzt die Verfolgung und Emigration von
Regimegegnern ein. Die große Mehrheit der
Sudetendeutschen begrüßt jedoch den Anschluss an das
Deutsche Reich.
1939
Das Deutsche Reich besetzt die Rest-Tschechoslowakei. Der
Verlauf und Ausgang des Zweiten Weltkrieges verhindern
bereits existierende Pläne, die Tschechen gewaltsam zu
germanisieren oder umzusiedeln.
Nach 1940
Die tschechoslowakische Exilregierung unter Beneš
versucht, die Alliierten für eine "Lösung" der
sudetendeutschen Frage, mit dem Ziel der Totalvertreibung
der Deutschen aus der Tschechoslowakei zu gewinnen.
April/Mai 1945
Massaker und Plünderungen sowie "wilde Vertreibungen"
von Sudetendeutschen beginnen.
14.6.1945
Die so genannten Beneš-Dekrete beinhalten die Enteignung
und gewaltsame Vertreibung nahezu der gesamten
deutschen Bevölkerung (rund 3,1 Millionen Menschen).
Jüngste Schätzungen gehen von rund 80.000 ermordeten
Sudetendeutschen aus.
1945 - 1947
Die Tschechoslowakei kann die durch die Vertreibung
entvölkerten Regionen nicht mit Tschechen wieder
besiedeln. Deshalb sind viele Gemeinden dem Verfall
preisgegeben.
1945 - 1989
Die sehr kleine und verstreut lebende deutsche Minderheit
wird in der Tschechoslowakei unterdrückt.
1989
Nach der friedlichen Revolution gewährt die
Tschechoslowakei den dort lebenden Deutschen
Minderheitenschutzrechte. Dies ermöglicht die Gründung von
Vereinen und Organisationen der Sudetendeutschen.
31.12.1992
Die Tschechoslowakei wird aufgelöst und die beiden Staaten
Tschechien und Slowakei gegründet. Heute leben rund
54.000 teilweise sprachlich integrierte Deutsche in
Tschechien.
54.000 teilweise sprachlich integrierte Deutsche in
Tschechien.
1999
Tschechien wird Mitglied der NATO. Bis zum Jahre 2003 ist
die Vollmitgliedschaft in der EU angestrebt.
Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur, Politik und Wissenschaft
Balthasar Neumann (1687-1753)
Der Architekt des Hochbarock; Erbauer der Würzburger Residenz und der
Wallfahrtskirche in Vierzehnheiligen
Adalbert Stifter (1805-1868)
Schriftsteller aus Oberplan (Böhmerwald): "Der Hochwald", "Der heilige
Abend"; "Witiko"
Gregor Mendel (1822-1884)
katholischer Geistlicher aus Heinzendorf; Schöpfer der Vererbungslehre
Gustav Mahler (1860-1911)
Komponist und Dirigent aus Kalischt in Böhmen; wirkte in Leipzig, Prag,
Budapest, Wien, New York und als Gastdirigent in Polen und Russland
Rainer Maria Rilke (1875-1926)
Schriftsteller: "Das Stundenbuch", "Larenopfer" und "Cornet"
Wenzel Jaksch (1896-1966)
Sozialdemokrat, in der Bundesrepublik Deutschland Mitglied des Bundestags
und Präsident des Bundes der Vertriebenen (1964-1966)
DEUTSCHE AUS BESSARABIEN UND DER DOBRUDSCHA
Geschichtsüberblick:
1806/1812
Nach der russischen Annexion der zum Fürstentum Moldau
gehörenden Gebiete nördlich und östlich des Flusses Pruth
wird das Russische Generalgouvernement Bessarabien
geschaffen. Es hat bis 1917 Bestand:
Das zuvor wirtschaftlich und administrativ stark
unterentwickelte Gebiet wird planmäßig mit Gagausen
(christliches Turkvolk), Russen, Ukrainern, Griechen,
Armeniern, Bulgaren, Serben, Juden und Deutschen
besiedelt.
1814 - 1817
Zahlreiche, vor allem protestantische, Deutsche wandern
wandern aus Kongresspolen, Franken, und Württemberg ein,
da ihnen von Zar Alexander I. (1813) zahlreiche Freiheiten
gewährt werden.
1842
Die staatlich geförderte Ansiedlung deutscher Kolonisten
wird beendet. Geschlossene deutsche Siedlungsgebiete
befinden sich vor allem im südlichen Bessarabien.
1873 - 1878
In mehreren Einwanderungswellen lassen sich Deutsche
vornehmlich aus Bessarabien in der Dobrudscha nieder. Bis
1913 entstehen in dem bis 1878 zum Osmanischen Reich,
dann zu Rumänien und Bulgarien gehörenden Gebiet 30
deutsche Siedlungen.
1918 - 1940
1941 - 1944
Bessarabien ist Teil des zentralistischen Königreichs
Rumänien.
1921/1923/1925 Die national dominierte Politik der rumänischen Führung führt
zur Verarmung und Entwurzelung der nichtrumänischen
Bevölkerung in Bessarabien.
ab 1930
Die radikale rumänische Innenpolitik hat schikanöse
Maßnahmen gegen die Minderheiten zur Folge. Zu diesem
Zeitpunkt sind 2,8 Prozent der Gesamtbevölkerung
Bessarabiens Deutsche.
1940
Im Hitler-Stalin-Pakt wird Bessarabien der Sowjetunion
zugeschlagen.
1940/41
Das Dritte Reich siedelt nahezu alle Bessarabiendeutsche in
den Warthegau um.
1940
Auch die rund 13.000 in der Dobrudscha lebenden
Deutschen (ca. 1,5 Prozent der Gesamtbevölkerung) werden
unter dem Deckmantel der „Heim-ins-Reich“–Propaganda in
den Warthegau umgesiedelt.
1945
Die in den Warthegau umgesiedelten Deutschen aus
Bessarabien und der Dobrudscha flüchten oder werden
vertrieben.
Städte:
Odessa wird 1804 gegründet. Bis zur Jahrhundertwende entwickelt sich die
Stadt am Schwarzen Meer zu einem der wichtigsten städtischen Zentren in
den Bereichen Wirtschaft und Kultur.
DEUTSCHBALTEN:
Der Begriff der „Deutschbalten“ setzte sich als Selbst- und Fremdbezeichnung
erst nach 1917 durch. Die Bezeichnung „Baltendeutsche“ stammt dagegen aus
der nationalsozialistischen Zeit. Zu den Deutschbalten zählen die Deutschen in
den ehemaligen russischen Ostseeprovinzen Estland, Livland und Kurland
(heute: Estland und Lettland). Die Deutschen aus Litauen sind bis 1918
kulturell und ihrer Lebensweise eher den Deutschen in Kongresspolen und
Russland zuzuordnen.
Geschichtsüberblick:
1199 - ca.1250
Kreuzfahrer und Kaufleute aus dem norddeutschen und
niedersächsisch-westfälischen Raum unterwerfen die
baltischen Stämme der Liven, Kuren, Semgaller und
finnischen Esten.
1237 - 1561
Die eroberten baltischen Gebiete sind Teil des
Deutschordensstaats. Der Hochmeister wird im livländischen
Ständestaat (entspricht dem heutigen Estland und Lettland)
vom Landmeister von Livland vertreten. Obwohl die
Deutschen zahlenmäßig nur eine Minderheit sind, besetzen
sie alle Schlüsselpositionen.
16. Jh.
Im Zuge der Reformation setzt sich in Livland das Luthertum
durch.
1561 - 1795
Der livländische Ordensstaat wird ein weitgehend autonomes
Herzogtum unter der Oberhoheit des polnischen Königs. Der
letzte Landmeister wird Herzog von Kurland und Semgallen.
1561 - 1635
Der mittlere und nördliche Teil Livlands wird Polen
angegliedert, Estland mit Reval fällt an Schweden.
17. Jh.
In den Nordischen Kriegen kämpfen Polen, Russland,
Schweden und Dänemark immer wieder um die Herrschaft
über Livland. Der deutsche Adel kann seine Privilegien trotz
oder gerade wegen der häufig wechselnden
Herrschaftsverhältnisse bis ca. 1880 behaupten.
1699 - 1721
Zar Peter der Große erobert Livland und Estland und macht
die Gebiete zu den so genannten russischen
Ostseeprovinzen.
1881
5,3 Prozent der Bevölkerung in Estland (rund 47.000
Menschen) und 11,2 Prozent der Bevölkerung in Lettland
(etwa 134.000 Menschen) sind Deutsche.
nach 1855
Die Nationalbewegung der Esten und Letten steht den
Anstrengungen der zaristischen Regierungen gegenüber, die
russischen Ostseeprovinzen radikal zu russifizieren. Die
Maßnahmen richten sich vor allem gegen den deutschen
Adel und das deutsche Stadtbürgertum. Als Folge wandert
ein Teil der Deutschen aus.
russischen Ostseeprovinzen radikal zu russifizieren. Die
Maßnahmen richten sich vor allem gegen den deutschen
Adel und das deutsche Stadtbürgertum. Als Folge wandert
ein Teil der Deutschen aus.
1914 - 1918
Während des Ersten Weltkriegs besetzen deutsche Truppen
die russischen Ostseeprovinzen.
1918
Estland, Lettland und Litauen werden unabhängige Staaten.
1923
Das zu Ostpreußen gehörende Memelland wird Litauen
zugeschlagen.
1918 - 1940
Der deutsche Adel verliert schrittweise seine
jahrhundertealte privilegierte wirtschaftliche Position. Die
deutsche Bevölkerung in den Städten lebt nun als Minderheit
mit allen Nachteilen. Die Zahl der Deutschen in Estland sinkt
bis 1935 auf rund 16.000 und damit auf etwa 1,5 Prozent der
Gesamtbevölkerung, und in Lettland auf etwa 62.000, d.h.
3,2 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die Zahl der Deutschen
in Litauen (ohne Memelland) wird 1940 auf rund 50.000
geschätzt.
1939/1940
Die Bestimmungen des Hitler-Stalin-Pakts stellen die drei
baltischen Staaten unter sowjetische Herrschaft. Die
deutsche Bevölkerung wird nahezu vollständig in den
Machtbereich des nationalsozialistischen Deutschen Reiches
umgesiedelt.
1945
Die hohe Zahl an Opfern aus den Reihen der Deutschbalten
erklärt sich aus Kriegseinsatz, Flucht und Vertreibung aus
ihren Umsiedlungsgebieten sowie dem Widerstand gegen
das Dritte Reich.
1940 - 1991
Die baltischen Staaten sind Teil der Sowjetunion.
1991
Estland, Lettland und Litauen erhalten ihre Unabhängigkeit.
Orte/Städte:
Witwenkonvent in Riga
Schwarzhäupterhaus in Riga
Im Jahre 1201 gründet der Bremer Domherr Albert von Buxhoeveden die Stadt
Riga. Er wird erster Bischof von Livland.
Teil der westlichen Stadtmauer mit fünf Türmen und Olai-Turm in Reval.
Die Burg von Cesis (Wenden) fiel 1577 den Überfällen Iwans des
Schrecklichen in Livland zum Opfer
Persönlichkeiten:
Jacob Kettler (1610 - 1681)
Als einer der bedeutendsten Herzoge von Kurland und Semallen (1632,
16381639, 16421682) ein wichtiger Bauherr und Reformer
Ferdinand Baron von Wrangell (1796 - 1870)
Aus Estland stammender Admiral, Weltreisender, Sibirien- und
Eismeerforscher im Dienste Russlands.
Barbara Juliane von Krüderer (1764 - 1824)
In Riga geborene Mystikerin mit großem Einfluß auf Zar Alexander I., seine
Familie und Mitarbeiter.
DEUTSCHE AUS DER BUKOWINA
Ges chichtsüberblick:
14. - 17. Jh.
Eine kleine Gruppe deutscher Handwerker und Kaufleute
lebt im Fürstentum Moldau und ist für die dortige Wirtschaft
sehr bedeutend. Diese Gruppe verschwindet allerdings
aufgrund von Kriegen, Seuchen und allmählicher
Assimilation während des 17. Jahrhunderts vollständig.
1774/1775
Die Habsburger annektieren das spärlich von Huzulen,
Ruthenen, Walachen (Rumänen), Armeniern, Polen und
Juden besiedelte Gebiet der nordwestlichen Moldau, das
seither Bukowina (Buchenland) genannt wird.
1774 - 1786
Die Ansiedlung deutscher Handwerkern und Bauern in
bereits bestehende Ortschaften setzt verstärkt ein. Sie
stammen aus der Zips (Oberungarn), dem Banat, Galizien,
der Rheinpfalz, aus den badischen und hessischen
Fürstentümern sowie aus verarmten Regionen des
Böhmerwaldes (Zips). Bevölkerungszuwachs und
Landmangel führen zur Gründung von Tochtersiedlungen in
Galizien, Bessarabien und der Dobrudscha. Darüber hinaus
wandern Angehörige anderer Sprachgruppen, Nationen und
Konfessionen ein: Lippowener, Ungarn, Polen, Rumänen aus
der Moldau und aus Siebenbürgen, Ruthenen, Juden aus
Galizien, der Moldau und der Maramures. Sie begründen
damit eine sehr stark multi-ethnisch geprägte Region.
19. Jh.
Das deutsche Bürgertum gehört zur geistigen und politischen
Elite: Amts- und Bildungssprache ist überwiegend das
Deutsche, das sowohl großen Teilen der Oberschichte als
auch von den zugewanderten Juden übernommen wird. Man
orientiert sich zunehmend nach Wien, Budapest und
Lemberg und übernimmt den typischen Lebensstil der “K-und
K-Zeit”.
K-Zeit”.
Nach 1840
Landmangel führt zur Verelendung auch der deutschen
bäuerlichen Unterschichten, so dass nach 1850 ein Teil nach
Amerika auswandert.
1875 - 1920
Die Universität Czernowitz ist die östlichste
deutschsprachige Universität.
1849 - 1851
und
1863 - 1918
Die Bukowina besteht als eigenes Kronland innerhalb der
habsburgischen Monarchie. Im Vergleich zu anderen
österreichischen Kronländern bleibt die Bukowina eine
Rohstoffe liefernde und damit eher unterentwickelte Provinz.
1910/11
Der Bukowiner Ausgleich zwischen den Vertretern der
verschiedenen Nationen gewährt allen in der Bukowina
lebenden Völkern das Mitspracherecht über
Landesselbstverwaltungsorgane und die politische
Vertretung im Landtag.
1914 - 1918
Die Gesamtbevölkerung der Bukowina behält grundsätzlich
ihre Loyalität zur österreich-ungarischen Monarchie.
1918 - 1919
Nach der Auflösung der „K und K“-Monarchie fällt die
Bukowina gegen den Willen der Mehrheit ihrer Bevölkerung
an Rumänien. Rumänisierungsmaßnahmen gegen
nichtrumänische Vereine, Kultureinrichtungen und Schulen
sind die Folge. Das Gebiet wird „gleichgeschaltet“ und zu
Gunsten der Zentrale abgeschöpft.
1918 - 1940
Die Auseinandersetzungen zwischen den Nationalitäten
führen zur Auswanderung von Deutschen, Juden und
Angehörigen der Eliten anderer Nationen. Die politischen
Vertreter der Deutschen suchen finanzielle und politische
Hilfe im Deutschen Reich.
1933 1938/1940
Einige deutsche Vereine und Organisationen widersetzen
sich der Propaganda des Dritten Reiches und der
nationalsozialistisch ausgerichteten
“Erneuerungsbewegung”.
ab 1938
Durch die Repressionen des rumänischen Staates, die
schlechte Wirtschaftssituation und die einseitige
nationalsozialistische Propaganda entsteht unter der
deutschen Bevölkerung eine Stimmung, die proreichsdeutsch ausgerichtet ist. Dadurch steigt bei vielen die
Aussiedlungsbereitschaft.
1939/40
Das Dritte Reich siedelt rund hunderttausend Personen als
so genannte Volksdeutsche in das ehemalige Polen um.
1940 - 1941
1944 - 1991
Der nördliche Teil der Bukowina fällt an die Sowjetunion. Die
dort lebende Bevölkerung wird gezielt durch Russen und
Ost-Ukrainer ausgetauscht
1941 - 1944
Die gesamte Bukowina gehört zu Rumänien, einem
Bündnispartner des nationalsozialistischen Deutschen
Reiches. Der Großteil der jüdischen Bevölkerung (etwa 30
Prozent) wird durch das Deutsche Reich und Rumänien
ermordert.
nach 1944
Nach dem Bündniswechsel Rumäniens bleibt der südliche
Teil der Bukowina rumänisch, während der nördliche Teil
sowjetisch wird. Beide Regierungen betreiben einen
gezielten Bevölkerungsaustauch der ungarischen,
armenischen und polnischen Minderheiten aus der
Gesamtbukowina sowie der Rumänen und Ukrainer aus der
Nord- bzw. Südbukowina. Die einstige spezifische
Kulturlandschaft der Bukowina ist weitgehend vernichtet.
1945 - 1992
Die rund 7500 in der Bukowina verbliebenen Deutschen
siedeln in die Bundesrepublik Deutschland aus. Die Existenz
einer deutschen Bevölkerungsgruppe in der Bukowina gehört
bis auf Einzelpersonen der Vergangenheit an.
seit 1991
Die nördliche Bukowina ist Teil der Ukraine.
Orte/Städte:
Ehemalige Residenz des griechisch-orthodoxen Metropoliten in der Bukowina
in Czernowitz, heute Universität.
Huzulenhochzeit in den Karpaten 1993 (Czeremoschtal in der Nordbukowina,
heute Ukraine).
Kloster Woronetz in der Südbukowina ("Die Sixtinische Kapelle des Ostens").
Landschaft in der Südbukowina: Bauernhof am Ciumârnapass.
Pflügender Bauer im Moldowatal in der Südbukowina: "Grüne Mutter
Bukowina".
Umsiedler aus der Bukowina im Winter 1940/41 im Kloster Ursberg.
Persönlichkeiten:
Karl Emil Franzos (1848–1904)
Schriftsteller: ”Der Pojaz”, ”Culturbilder aus Halb-Asien”; Herausgeber der
Werke Georg Büchners.
Paul Celan (1920–1970)
Lyriker und Übersetzer aus Czernowitz, eigentlich Paul Antschel:
"Fadensonnen", "Mohn und Gedächtnis".
Rose Ausländer (1901–1988)
vielfach ausgezeichnete Lyrikerin aus Czernowitz.
DIE DEUTSCHEN AUS BÖHMEN, MÄHREN UND ÖSTERREICHISCH
SCHLESIEN: DIE SUDETENDEUTSCHEN:
Das heutige Tschechien mit der Hauptstadt Prag ist identisch mit dem
westlichen Teil der Tschechoslowakei von 1918 bis 1938 und 1945 bis 1992.
Bis 1918 bezeichneten sich die deutschen Bewohner Böhmens und Mährens
nicht als Sudetendeutsche, sondern als Deutschböhmen, Mährer und Böhmen
oder verwendeten regionale Einteilungen wie Egerländer, Erzgebirgler und
Böhmerwäldler.
Geschichtsüberblick:
ab 7. Jh.
Das böhmische Becken wurde von westslawischen
Stämmen besiedelt.
um 900 - 1306
Die Dynastie der Premysliden herrscht über das Herzogtum
Böhmen mit Prag als Hauptstadt.
929 oder 935
Herzog Wenzel I. wird ermordert und in der Folgezeit als
Nationalheiliger Böhmens verehrt.
973
Gründung des Bistums, später Erzbistums Prag
1198/1203 1806
Böhmen wird Königreich und als solches Teil des Heiligen
Römischen Reiches Deutscher Nation.
13. Jh.
König Ottokar II. unterstützt die Einwanderung
deutschsprachiger Gruppen und deren Verschmelzung mit
den bereits vorhandenen Bevölkerungsgruppen
14. Jh.
Unter der Dynastie der Luxemburger erleben Prag und das
gesamte Königreich Böhmen eine Blütezeit, das so genannte
"Goldene Zeitalter".
1348
Unter Kaiser Karl IV (1346-1378) wird in Prag die deutsche
Universität gegründet.
1419 - 1434
Nach der Verbrennung des Kirchenreformators Jan Hus
werden im großen Hussitenkrieg weite Teile Böhmens und
Mährens verwüstet und entvölkert.
1526 - 1918
Böhmen und Mähren unterstehen der
Habsburgermonarchie.
16./17. Jh.
Wiederholte Religionsstreitigkeiten (Reformation,
Gegenreformation) und die Auseinandersetzungen zwischen
König und den böhmischen Ständen münden 1618 in den
30-jährigen Krieg, der durch den Prager Fenstersturz
ausgelöst wurde.
1620
Die Schlacht am Weißen Berg vor den Toren Prags endet
mit dem Sieg der Habsburger und ihrer Verbündeten über
das protestantische Böhmen. In der Folge werden die
Deutschböhmen gewaltsam rekatholisiert.
19. Jh.
Unter dem Einfluss der französischen Revolution entsteht
eine deutsche und tschechische Nationalbewegung, deren
Anhänger sich zunehmend feindlich gegenüberstehen. Bis
1918 sind die Bemühungen der Habsburger um den Erhalt
des Katholiszismus und die Integration der verschiedenen
Volksgruppen (mit Hilfe der Figur des Kaisers) erfolgreich.
1905
Der Mährische Ausgleich ermöglicht ein friedliches
Zusammenleben der verschiedenen ethnischen Gruppen in
Mähren.
1914 - 1918
Im Ersten Weltkrieg steht der Großteil der Bevölkerung loyal
zu Österreich-Ungarn.
Oktober 1918
Nach der Auflösung der Östereich-Ungarischen Monarchie
wird die Gründung einer Tschechoslowakischen Republik
proklamiert.
November 1918 Die mehrheitlich von Deutschen bewohnten Gebiete in
Böhmen und Mähren fordern ihren Anschluss an Österreich.
Das Selbstbestimmungsrecht der nun als Sudetendeutsche
bezeichneten deutschen Bevölkerung wird von
tschechischen Nationalisten und der Entente verweigert. Die
Proteste gegen die Besetzung der sudetendeutschen
Gebiete durch das tschechische Militär werden gewaltsam
niedergeschlagen.
1919
Im Friedensvertrag von Saint Germain muss Österreich auf
die sudetendeutschen Siedlungsgebiete verzichten.
1919 - 1938
Die Erste Tschechoslowakische Republik gewährt den nichttschechischen und slowakischen Minderheiten im Vergleich
zu den Nachbarstaaten Polen, Rumänien und Jugoslawien
keinen ausreichenden Schutz.
1935
Die Ernennung von Edvard Beneš als Vertreter des
extremen tschechischen Nationalismus zum
Ministerpräsidenten der Tschechoslowakei führt zu einer
rasch anwachsenden Desintegration der Sudetendeutschen.
Diese Entwicklung wird durch die Propaganda der NSIdeologie aus dem Deutschen Reich unterstützt.
1938
Im Münchner Abkommen tritt die Tschechoslowakei die
meist geschlossen von Sudetendeutschen besiedelten
Randzonen Böhmens und Mährens an das Deutsche Reich
ab. Nach der Gleichschaltung setzt die Verfolgung und
Emigration von Regimegegnern ein. Die große Mehrheit der
Sudetendeutschen begrüßt jedoch den Anschluss an das
Randzonen Böhmens und Mährens an das Deutsche Reich
ab. Nach der Gleichschaltung setzt die Verfolgung und
Emigration von Regimegegnern ein. Die große Mehrheit der
Sudetendeutschen begrüßt jedoch den Anschluss an das
Deutsche Reich.
1939
Das Deutsche Reich besetzt die Rest-Tschechoslowakei.
Der Verlauf und Ausgang des Zweiten Weltkrieges
verhindern bereits existierende Pläne, die Tschechen
gewaltsam zu germanisieren oder umzusiedeln.
Nach 1940
Die tschechoslowakische Exilregierung unter Beneš
versucht, die Alliierten für eine "Lösung" der
sudetendeutschen Frage, mit dem Ziel der Totalvertreibung
der Deutschen aus der Tschechoslowakei zu gewinnen.
April/Mai 1945
Massaker und Plünderungen sowie "wilde Vertreibungen"
von Sudetendeutschen beginnen.
14.6.1945
Die so genannten Beneš-Dekrete beinhalten die Enteignung
und gewaltsame Vertreibung nahezu der gesamten
deutschen Bevölkerung (rund 3,1 Millionen Menschen).
Jüngste Schätzungen gehen von rund 80.000 ermordeten
Sudetendeutschen aus.
1945 - 1947
Die Tschechoslowakei kann die durch die Vertreibung
entvölkerten Regionen nicht mit Tschechen wieder
besiedeln. Deshalb sind viele Gemeinden dem Verfall
preisgegeben.
1945 - 1989
Die sehr kleine und verstreut lebende deutsche Minderheit
wird in der Tschechoslowakei unterdrückt.
1989
Nach der friedlichen Revolution gewährt die
Tschechoslowakei den dort lebenden Deutschen
Minderheitenschutzrechte. Dies ermöglicht die Gründung von
Vereinen und Organisationen der Sudetendeutschen.
31.12.1992
Die Tschechoslowakei wird aufgelöst und die beiden Staaten
Tschechien und Slowakei gegründet. Heute leben rund
54.000 teilweise sprachlich integrierte Deutsche in
Tschechien.
1999
Tschechien wird Mitglied der NATO. Bis zum Jahre 2003 ist
die Vollmitgliedschaft in der EU angestrebt.
Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur, Politik und Wissenschaft
Balthasar Neumann (1687-1753)
Der Architekt des Hochbarock; Erbauer der Würzburger Residenz und der
Wallfahrtskirche in Vierzehnheiligen
Wallfahrtskirche in Vierzehnheiligen
Adalbert Stifter (1805-1868)
Schriftsteller aus Oberplan (Böhmerwald): "Der Hochwald", "Der heilige
Abend"; "Witiko"
Gregor Mendel (1822-1884)
katholischer Geistlicher aus Heinzendorf; Schöpfer der Vererbungslehre
Gustav Mahler (1860-1911)
Komponist und Dirigent aus Kalischt in Böhmen; wirkte in Leipzig, Prag,
Budapest, Wien, New York und als Gastdirigent in Polen und Russland
Rainer Maria Rilke (1875-1926)
Schriftsteller: "Das Stundenbuch", "Larenopfer" und "Cornet"
Wenzel Jaksch (1896-1966)
Sozialdemokrat, in der Bundesrepublik Deutschland Mitglied des Bundestags
und Präsident des Bundes der Vertriebenen (1964-1966)
DEUTSCHE AUS BESSARABIEN UND DER DOBRUDSCHA
Geschichtsüberblick:
1806/1812
Nach der russischen Annexion der zum Fürstentum Moldau
gehörenden Gebiete nördlich und östlich des Flusses Pruth
wird das Russische Generalgouvernement Bessarabien
geschaffen. Es hat bis 1917 Bestand:
Das zuvor wirtschaftlich und administrativ stark
unterentwickelte Gebiet wird planmäßig mit Gagausen
(christliches Turkvolk), Russen, Ukrainern, Griechen,
Armeniern, Bulgaren, Serben, Juden und Deutschen
besiedelt.
1814 - 1817
Zahlreiche, vor allem protestantische, Deutsche wandern
wandern aus Kongresspolen, Franken, und Württemberg ein,
da ihnen von Zar Alexander I. (1813) zahlreiche Freiheiten
gewährt werden.
1842
Die staatlich geförderte Ansiedlung deutscher Kolonisten
wird beendet. Geschlossene deutsche Siedlungsgebiete
befinden sich vor allem im südlichen Bessarabien.
1873 - 1878
In mehreren Einwanderungswellen lassen sich Deutsche
vornehmlich aus Bessarabien in der Dobrudscha nieder. Bis
1913 entstehen in dem bis 1878 zum Osmanischen Reich,
dann zu Rumänien und Bulgarien gehörenden Gebiet 30
deutsche Siedlungen.
1918 - 1940
1941 - 1944
Bessarabien ist Teil des zentralistischen Königreichs
Rumänien.
1921/1923/1925 Die national dominierte Politik der rumänischen Führung
führt zur Verarmung und Entwurzelung der nichtrumänischen
Bevölkerung in Bessarabien.
ab 1930
Die radikale rumänische Innenpolitik hat schikanöse
Maßnahmen gegen die Minderheiten zur Folge. Zu diesem
Zeitpunkt sind 2,8 Prozent der Gesamtbevölkerung
Bessarabiens Deutsche.
1940
Im Hitler-Stalin-Pakt wird Bessarabien der Sowjetunion
zugeschlagen.
1940/41
Das Dritte Reich siedelt nahezu alle Bessarabiendeutsche in
den Warthegau um.
1940
Auch die rund 13.000 in der Dobrudscha lebenden
Deutschen (ca. 1,5 Prozent der Gesamtbevölkerung) werden
unter dem Deckmantel der „Heim-ins-Reich“–Propaganda in
den Warthegau umgesiedelt.
1945
Die in den Warthegau umgesiedelten Deutschen aus
Bessarabien und der Dobrudscha flüchten oder werden
vertrieben.
Städte:
Odessa wird 1804 gegründet. Bis zur Jahrhundertwende entwickelt sich die
Stadt am Schwarzen Meer zu einem der wichtigsten städtischen Zentren in
den Bereichen Wirtschaft und Kultur.
SIEBENBÜRGER SACHSEN
Geschichtsüberblick:
12. Jh.
Erste deutsche Siedler wandern in Teile Nord- und
Südsiebenbürgens ein. Ihnen folgen rumänisch sprechende
Wanderhirten.
1224
Der „Goldene Freibrief“ des ungarischen Königs Andreas II.
bildet die rechtliche Grundlage für die spezifischen
Organisationsformen der Deutschen in Siebenbürgen.
13. - 15. Jh.
Das charakteristische System der drei „ständischen“
Nationen in Siebenbürgen (ungarischer Adel, Sachsen,
Szekler) entfaltet sich.
1486 - 1867/76
Der ungarische König genehmigt eine weitgehende innere
Selbstverwaltung der Sachsen auf Königsboden.
1541
Nach der Besetzung Mittel- und Südungarns durch die
Osmanen wird Ungarn geteilt. Das Fürstentum Siebenbürgen
wird Vasallenstaat des türkischen Sultans.
16. Jh.
Fast alle Siebenbürger Sachsen treten zum Luthertum über.
Dennoch herrscht zukünftig ein damals einzigartiges System
der Religionsfreiheit für alle christlichen Konfessionen
(Katholiken, Lutheraner, Calvinisten, Unitarier).
16. - 18. Jh.
In die durch Kriege und Seuchen entvölkerten Landstriche
wandern vor allem Walachen (Rumänen) ein.
1687 - 1711
Nach den Türkenkriegen wird das Fürstentum Siebenbürgen
Österreich zugeschlagen.
1848/49
In der blutigen Revolution spalten sich die Sachsen in eine
kaiserliche Fraktion und in eine, die für die Union
Siebenbürgens mit Ungarn eintritt.
1867
Österreichisch-Ungarischer Ausgleich: Ungarn und damit
auch Siebenbürgen profitieren vom wirtschaftlichen
Aufschwung.
1916
Rumänien erklärt den Mittelmächten den Krieg, wird jedoch
rasch bezwungen.
1918 - 1920
Nach der Auflösung der Habsburger Monarchie und damit
auch des Königreichs Ungarn wird Siebenbürgen zu einer
rumänischen Provinz mit zentralistischer rumänischer
Verfassung (1923). Zwangsmaßnahmen gegen die Sachsen
fördern die geistige Verbundenheit mit Deutschland.
1930 - 1940
Die politische Radikalisierung aller Volksgruppen in
Rumänien erfasst auch die Sachsen, die sich in großer Zahl
für die NS-Idologie empfänglich zeigen. 1930 leben rund
237.000 Sachsen in Siebenbürgen.
1940 - 1944/47
Nordsiebenbürgen fällt wieder an Ungarn.
1941
Rumänien tritt auf deutscher Seite in den Zweiten Weltkrieg
ein. Ein Großteil der sächsischen Wehrpflichtigen kämpft in
reichsdeutschen Verbänden.
1944
Rumänien wechselt auf die Seite der Alliierten und wird von
sowjetischen Truppen besetzt. Rund 40.000 Sachsen,
besonders aus Nordsiebenbürgen, werden evakuiert oder
flüchten.
1945
Die sowjetischen Machthaber deportieren etwa 35.000
Männer und Frauen in Zwangsarbeitslager. Tausende von
ihnen kommen um.
Männer und Frauen in Zwangsarbeitslager. Tausende von
ihnen kommen um.
1944 - 1947
Rumänien wird schrittweise in einen totalitären
kommunistischen Staat umgewandelt. Die deutsche
Minderheit wird enteignet und entrechtet, auch wenn in den
50er–Jahren einige Maßnahmen wieder zurück genommen
werden.
1965 - 1989
Unter der Herrschaft Ceaucescus führen Verelendung,
Repressionen und erzwungene Rumänisierungsmaßnahmen
zu einem wachsenden Auswanderungswillen der deutschen
Minderheit.
Ein Abkommen zwischen Rumänien und der Bundesrepublik
Deutschland regelt die Möglichkeiten zur Aussiedlung der
Siebenbürger Sachsen.
1976
1989 - 1992
Die Auswanderungswelle der deutschen Bevölkerung hat
das Erlöschen der sächsischen Präsens in Siebenbürgen zur
Folge. Heute leben gerade noch rund 17.000 – meist ältere –
Sachsen in Siebenbürgen.
Ortschaften:
"Büchel" bei Hundertbücheln: Eine im Siebenbürgischen Hochland häufige
landschaftliche Eigenart sind die Rutschungshügel, auch "Büchel" genannt.
Zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert entfaltete sich in Siebenbürgen das
landschaftsprägendes System Kirchenburgen und Wehrkirchen.
Kirchenburg Honigberg: Die romanische Basilika enstand zwischen dem 14.
und 15. Jahrhundert, die Wehranlagen zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert.
Auf einem Hügel inmitten der Ortschaft Birthälm erhebt sich die Kirchenburg,
die seit 1993 zusammen mit dem Ortskern dem Weltkulturerbe der UNESCO
angehört.
Vom 13. Jh. bis 16. Jh. erleben die sächsischen Städte ihre wirtschaftliche
Blütezeit. Zu diesen Niederlassungen gehörte neben Kronstadt, Bistritz auch
Schäßburg und Hermannstadt.
Persönlichkeiten
Johannes Honterus (um 1498–1549)
Humanistischer Reformator und Schriftsteller ("Kosmographie) aus Kronstadt
Samuel von Brukenthal (1746–1813)
Politiker in österreich-habsburgischen Diensten aus Hermanstadt; Leiter der
siebenbürgischen Hofkanzlei in Wien und Landesgouvernator
Rudolf Brandsch (1880–1953)
Lehrer und Abgeordneter im ungarischen Parlament (1910–1918), dann im
rumänischen (1919–1933), anschließend Vorsitzender der Deutschen in
Rumänien
Schlesien:
Geschichtsüberblick:
10. - 12. Jh.
Das Herzogtum Schlesien untersteht zusammen mit den
polnischen Herzogtümern der Piasten-Dynastie.
12. - 14. Jh.
Die Intensivierung der mittelalterlichen deutschen
Ostsiedlung hat einen verstärkten Landesausbau und die
Errichtung von Dörfern, Städten und Klöstern zur Folge. Die
slawischen Bewohner nähern sich sprachlich und kulturell
den deutschen Siedlern an. Schlesien entwickelt sich in
dieser Zeit zu einer festgefügten deutschen
Siedlungslandschaft.
13.-17. Jh.
Schlesien wird in mehrere kleine Herzogtümer aufgeteilt.
14. Jh.
Schlesien wird Teil des Heiligen Römischen Reiches
Deutscher Nation.
1420 - 1436
In den Hussitenkriegen wird das Land stark in Mitleidenschaft
gezogen.
1526
Schlesien fällt an die Dynastie der Habsburger.
16. Jh.
Der Großteil der Schlesier tritt zur lutherischen Kirche über.
Die Gegenreformation (Rekatholisierung) im 17. Jh. hat nur
in Oberschlesien Erfolg.
1618-1648
Im 30-jährigen Krieg werden große Teile Schlesiens
ausgeplündert und zerstört.
17./18. Jh.
Schlesien mit seinem Zentrum Breslau entwickelt sich zu
einem Zentrum deutschsprachiger Literatur und
mitteleuropäischer Wissenschaft.
1763
Rund 90 Prozent des schlesischen Gebiets fallen an
Preußen. Das Gebiet um Troppau, Jägerndorf, Freiwaldau,
Jauernig, Freudenthal und Teschen bleibt bis 1918 bei
Österreich und wird deshalb als Österreichisch-Schlesien
bezeichnet.
19. Jh.
Die deutsche Nationalstaatsidee kann sich entfalten.
Gleichzeitig führt die Industrialisierung zu einem rasanten
Bevölkerungswachstum, aber auch zur Verarmung von
Arbeitern und Kleinbauern, die 1844 im Weberaufstand in
Oberschlesien ihren Ausdruck findet.
1918/1921
Große Teile Oberschlesiens und ein kleiner Grenzstreifen
Niederschlesiens fallen an den neugegründeten polnischen
Staat, obwohl sich in der Volksabstimmung 60 Prozent der
Bevölkerung für den Verbleib bei Deutschland aussprechen.
1921-1939
Die deutsche Bevölkerung leidet unter den national
motivierten Polonisierungsmaßnahmen.
nach 1933
Nach der Machtergreifung der NSDAP setzt eine gezielte
Verfolgung von Oppositionellen und Juden ein.
1939
Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wird der polnische Staat
aufgelöst. Die seit 1919 verlorenen Gebiete werden dem
Deutschen Reich einverleibt.
ab Januar 1945 Aus Furcht vor der Roten Armee flüchten große Teile der
Bevölkerung in den Westen. "Wilde Vertreibungen" und
Gewalttaten gegen die deutsche Zivilbevölkerung begleiten
die Massenflucht.
1945 - 1948
1945
Etwa 90 Prozent der deutschen Bevölkerung wird aus
Schlesien vertrieben. Die polnische Regierung siedelt statt
dessen ostpolnische (Galizien, Weißrußland) und
zentralpolnische Kolonisten an.
Auf den Konferenzen von Jalta und Potsdam werden alle
Gebiete des Deutschen Reiches östlich von Oder und Neiße
bis zum Abschluss von Friedensverträgen unter polnische
bzw. sowjetische Verwaltung gestellt.
1970/1990
Schlesien wird durch mehrere polnisch-deutsche Verträge
ein Teil des polnischen Staates.
nach 1989
Die deutsche Minderheit in Oberschlesien wird nach
jahrzehntelanger Unterdrückung und Benachteiligung
rehabilitiert. Ihre Rechte als Minderheit im polnischen Staat
werden im Wesentlichen gewährleistet und sollen in Zukunft
weiter ausgebaut werden.
Persönlichkeiten
Hl. Hedwig von Andechs-Meranien (1178/1180-1243)
Verheiratet mit Herzog Heinrich I. von Schlesien, trat sie 1202 ins
Zistersiennerinnenkloster Trebnitz ein; 1267 heiliggesprochen ist sie zur
schlesischen Nationalheiligen geworden
Andreas Grypius (1616-1664)
Philosoph, Barockdichter ("Leo Arminius") und Jurist ("Privilegia Glogoviensia")
aus Glogau; Mitglied der Ständeversammlung in Glogau
Paul Ehrlich (1854-1915)
Mediziner aus Strehlen; Nobelpreisträger für Medizin (1908); bahnbrechende
Entdeckungen im Bereich der Immunitätsforschungen
Joseph von Eichendorff (1788-1857)
Romantischer Schriftsteller und Dichter aus Lubowitz: "Aus dem Leben eines
Taugenichts", "Ahnung und Gegenwart", "Die Freier"
Gerhart Hauptmann (1862-1946)
Schriftsteller aus Ober-Salzbrunn: "Vor Sonnenaufgang", "Die Weber"
Dietrich Bonhoeffer (1906-1945)
Evangelischer Theologe aus Breslau; als Mitglied der Bekennenden Kirche von
den Nationalsozialistischen in Flossenbürg hingerichtet.
Donauschwaben, Banater Schwaben, Sathmarer Schwaben und
Ungarndeutsche
Geschichtsüberblick:
1541
Die zentralen und südlichen Teile des historischen Ungarn
fallen an die Osmanen.
1716 - 1718
Die „Heilige Liga“ unter der Führung des Hauses Habsburg
kann die osmanischen Teile Ungarns in den beiden „Großen
Türkenkriegen“ erobern.
Türkenkriegen“ erobern.
1687 - 19. Jh.
Die Wiener Regierung siedelt ausgewählte Kolonisten in den
entvölkerten Gebieten an. Die deutschen Siedler stammen
dabei vor allem aus süddeutschen Landschaften wie dem
Böhmerwald, Franken, den habsburgischen Vorlanden,
Hessen-Darmstadt, Lothringen, Niederösterreich, der Oberund Rheinpfalz, Oberschwaben, der Steiermark,
Württemberg und Baden.
Ursache für die Abwanderung nach Ungarn waren vor allem
die durch Kriege verwüstete Heimat, hohe steuerliche
Belastungen, die Abhängigkeit von den Grundherren,
Landmangel oder eine ungünstige rechtliche Position
innerhalb der Dorfgemeinschaft sowie der allgemeine
Wunsch nach einem „besseren Leben“.
1722 - 1787
Mehrere Schwabenzüge bilden den Höhepunkt der von Wien
aus angefachten Kolonisation. Die Siedler erhalten meist
umfangreiche steuerliche und rechtliche Vergünstigungen,
sowie ausreichend Grund und Boden. Sowohl die Produktion
von Agrargütern als auch das Städtewesen werden
maßgeblich von den deutschen Kolonisten mitgeprägt und
auf ein hohes Niveau gebracht.
Die Schwerpunktregionen mit teilweise größeren
geschlossenen schwäbischen Siedlungslandschaften liegen
in der Schwäbischen Türkei (mit dem Zentrum
Pécs/Fünfkirchen), in der Batschka, im Banat (Temeschburg,
Arad, Groß Betschkerek), im Ofener Bergland mit dem
Zentrum Pest (heutiges Zentralungarn mit Budapest), in
Syrmien, Slawonien dem Komitat Sathmar (Sathmarer
Schwaben). Eine Sondergruppe stellen die nach
Siebenbürgen zum Teil gewaltsam umgesiedelten
österreichischen Lutheraner (Landler) dar.
1890
Wirtschaftskrisen führen zur Auswanderung von mehreren
zehntausend Schwaben nach Amerika. Diese wiederholt sich
nach dem Ersten Weltkrieg.
vor 1900 - 1944 Eine kleine deutsche Elite versucht, die unpolitisch und nicht
deutschnational ausgerichteten schwäbischen Bauern für
ihre nationalen Zwecke zu mobilisieren.
bis 1920
Ungarn versucht die deutsche Bevölkerung (rund 550.000
Personen = 6,9 Prozent der Gesamtbevökerung) zu
magyarisieren und sie geistig und politisch auf Ungarn
auszurichten. Dennoch gibt es wenig Spannungen zwischen
den verschiedenen ethnischen Gruppen. Konflikte entstehen
auf Grund sozialer Gegensätze. Die übergroße Mehrheit der
„Schwaben“ integriert sich auf eigene Initiative in die
ungarische Gesellschaft und vollzieht neben dem
Identitätswechsel hin zur „modernen“ ungarischen Nation oft
auch einen Sprachwechsel.
auch einen Sprachwechsel.
1920
Nach dem Ersten Weltkrieg werden die Siedlungsgebiete der
Schwaben auf mehrere Staaten verteilt:
Die Schwäbische Türkei bleibt bei Ungarn, ein Teil der
Báranya fällt an Jugoslawien.
Die Batschka fällt an Jugoslawien (heute Teil der
Wojwodina).
Das Banat wird zwischen Jugoslawien und Rumänien
aufgeteilt.
Das Ofener Bergland mit dem Zentrum Budapest bleibt bei
Ungarn.
Syrmien und Slawonien fallen an Jugoslawien.
Das Komitat Sathmar (Sathmarer Schwaben) fällt
größtenteils an Rumänien, nur ein kleiner Teil bleibt bei
Ungarn.
um 1920
In Jugoslawien sprechen etwas mehr als vier Prozent der
Gesamtbevölkerung deutsch als Muttersprache, die meisten
in der Wojwodina
nach 1920
Das Banat verliert seine traditionellen Absatzmärkte und
muss deshalb große wirtschaftliche Rückschläge
hinnehmen.
1933 - 1945
Im Vergleich zu großen Teilen der Siebenbürger Sachsen
und der Sudetendeutschen sympathisieren die schwäbischen
Bevölkerungskreise weniger mit der nationalsozialistischen
Ideologie.
ab 1944
Die deutsche Bevölkerung aus den schwäbischen
Siedlungsgebieten wird vertrieben.
1944 - 1945
Jugoslawien vertreibt die Deutschen, zu denen auch die
Deutschösterreicher aus der Untersteiermark und der Krain
(Gottschee) gehören, auf äußerst brutale Art. Viele kommen
in Arbeits- und Konzentrationslagern um.
1944 - 1947
Ungarn vertreibt rund die Hälfte der Deutschen und enteignet
die noch verbliebene deutsche Bevölkerung. Ihre
Magyarisierung wird vorangetrieben.
1944 - 1945
In Rumänien (Banat, Sathmar) werden die Deutschen
kollektiv enteignet und große Teile der Banater Schwaben in
die Sowjetunion verschleppt. Eine geringere Zahl flüchtet.
1950er Jahre
Zahlreiche Banater Schwaben werden vom rumänischen
Staat in die Baragan Steppe deportiert. Die
zurückgebliebenen Deutschen unterliegen massiven
Repressalien.
1970 - 1995
Bis auf eine kleine überalterte Gruppe wandern alle Banater
und Sathmarer Schwaben (2000 noch rund 30.000-35.000)
in die Bundesrepublik Deutschland aus.
1991
Syrmien wird zwischen Kroatien und (Rest)Jugoslawien
geteilt. Slawonien wird Teil Kroatiens.
1992
Rund 15.000 Sathmarer Schwaben, davon gerade noch
5500 mit deutsch als Muttersprache, und etwa 25.000
Banater Schwaben leben noch in Rumänien.
Persönlichkeiten:
Jakob Bleyer (1874-1933)
Aus der Batschka gebürtiger Germanist und Politiker in der ÖsterreichischUngarischen Monarchie; 1919-1920 ungarischer Nationalitätenminister
Ignaz Philipp Semmelweis (1818-1865)
Deutscher Arzt aus Budapest; Entdecker der desinfizierenden Prophylaxe
Adam Müller-Guttenbrunn (1852-1923)
Schriftsteller mit verschiedenen Pseudonymen (u.a. Ignotus) aus Gutenbrunn
im Banat: "Deutscher Kampf. Erzählungen von Schwaben und Madjaren",
"Sein Vaterhaus", "Dämonische Jahre", "Lenau, das Dichterherz der Zeit"
Danzig, Posen und Westpreussen
Ostbrandenburg und Pommern
1. Danzig, Posen und Westpreussen
Geschichtsüberblick:
10. Jh. - 1795
Das spätere Posener Land und Teile Westpreußens
(geographisch etwa identisch mit Pomerellen) werden unter
dem Begriff "Großpolen" zu einem der beiden politischen
Kerngebiete des polnischen Herzogtums und späteren
Königreichs.
997
Die Stadt Danzig wird erstmals schriftlich erwähnt.
1309/1344
Danzig fällt an den Deutschen Orden. Die Marienburg wird
Residenz der Hochmeister.
1466
Westpreußen mit Danzig, Thorn, Elbing und Marienburg
sowie das Ermland fallen an Polen. Der deutschsprachige
Adel und die deutsche Stadtbevölkerung integrieren sich in
den polnisch-litauischen Staat.
16. - 18. Jh.
Mit der der Reformation nimmt ein Großteil der deutschen
Bevölkerung das Luthertum bzw. den Calvinismus an.
17. Jh. - 1721
In den nordischen Kriegen werden die Gebiete des späteren
Westpreußen mehrfach verwüstet und erheblich entvölkert.
1772/1793
Nach den polnischen Teilungen fallen Danzig (1807-1814
unter französischer Oberhoheit Freie Stadtrepublik), das
Posener Land, Westpreußen und das Teile des Herzogtums
Preußen an das Königreich Preußen.
1815 - 1918
Pommern ist als preußische Provinz Teil des Deutschen
Bundes bzw. des Zweiten Deutschen Kaiserreichs.
1824 - 1878
West- und Ostpreußen werden in der gemeinsamen Provinz
Preußen zusammengefasst.
nach 1830
Deutsche und polnische Nationalbewegungen prallen
zunächst vor allem im Posener Land aufeinander.
1918/1920
Polen wird als eigenständiger Staat wieder errichtet. Im
Friedensvertrag von Versailles müssen Posen und rund 90
Prozent der Provinz Westpreußen an Polen abgetreten
werden. Danzig und seine Umgebung wird ein Freistaat unter
Völkerbundaufsicht.
nach 1919
Die strengen Polonisierungsmaßnahmen führen zu Flucht
und Abwanderung von mehreren hunderttausend Deutschen
aus Westpreußen und dem Posener Land.
1939
Nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen
werden die Reichsgaue Danzig-Westpreußen und
Wartheland gegründet. Im so genannten "Warthegau" wird
die polnische Bevölkerung durch deutsche Umsiedler aus
dem Baltikum, Galizien und Wolhynien ersetzt.
1945
Nach der sowjetischen Eroberung Westpreußens und des
Posener Landes, die danach wieder einen Teil Polens
werden, beginnen Flucht und brutale Verteibung der
gesamten deutschen Bevölkerung.
1990
Die Bundesrepublik Deutschland erkennt in den 2+4
Verträgen zur Deutschen Einheit die polnische Westgrenze
endgültig an.
Ostbrandenburg und Pommern
Geschichtsüberblick:
1181-1806
Das Herzogtum Pommern untersteht dem Kaiser des
Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.
1150 - um 1422 Die brandenburgischen Markgrafen dehnen ihren
Machtbereich auf die Gebiete östlich der Oder aus: Sie
errichten die so genannte Neumark.
bis um 1500
Die letzten slawisch sprechenden Bevölkerungsgruppen
gehen in der deutschsprachigen Bevölkerung auf.
12. Jh. - 1637
Die Dynastie der Greifen herrscht über die selbstständigen
Herzogtümer Pommern.
1648
Pommern wird in ein brandenburgischen (Hinterpommern)
und einen schwedischen Teil getrennt.
1679/1720/1815 Das Kurfürstentum bzw. Königreich Preußen erwirbt
schrittweise die schwedischen Teile Pommerns.
1815 - 1918
Pommern und Brandenburg gehören als preußische
Provinzen zum Deutschen Bund (bis 1866), Norddeutschen
Bund (bis 1871) und zum Deutschen Kaiserreich (bis 1918).
Anfang 20. Jh.
Die ungünstige Agrarstruktur (bäuerliche Monokultur) führt in
Pommern zur Verarmung der Bevölkerung.
1918-1945
Pommern und Brandenbrug sind Teile der Weimarer
Republik und des Dritten Reiches.
1945
Januar und Februar wird Brandenburg östlich der Oder von
sowjetischen Truppen besetzt und die noch nicht geflüchtete
deutsche Bevölkerung vertrieben.
1945
Die Abkommen von Jalta und Potsdam stellen Pommern und
Brandenburg östliche der Oder unter polnische Verwaltung.
1945-1947
Die gesamte deutsche Bevölkerung östlich der Oder und aus
dem Raum Stettin und Swinemünde wird vertrieben. Der
totale Bevölkerungsaustausch löscht Hinterpommern als
spezifische Kulturlandschaft mit seinem eigenständigen
Charakter aus.
Teile Vorpommerns werden als ehemalige sowjetische
Besatzungszone Bestandteil der Deutschen Demokratischen
Republik.
Die Bundesrepublik Deutschland erkennt in den 2+4
Verträgen die polnische Westgrenze an. Vorpommern wird
als Mecklenburg-Vorpommern ein Bundesland der
Bundesrepublik.
1949-1990
1990
als Mecklenburg-Vorpommern ein Bundesland der
Bundesrepublik.
Orte/Städte:
Danzig
Die Stadt erlebte vom 15. bis 17. Jahrhundert seine Blütezeit als wichtigster
Exporthafen.
Marienburg
Stettin
an der Oder mit Hakenterasse und einstigem Herzogsschloss
Landsberg/Warthe in Pommern
Köslin in Pommern
Küstrin in Brandenburg
Persönlichkeiten:
Nicolaus Kopernikus (1473-1543)
Astronom und humanistischer Gelehrter aus Thorn in Westpreussen.
Arthur Schopenhauer (1788-1860)
Mediziner und Philosoph; Hauptwerk "Die Welt als Wille und Vorstellung".
Günther Grass (geb. 1929 in Danzig)
Schriftsteller und Nobelpreisträger für Literatur ("Die Blechtrommel").
Rudolf Virchow (1821-1902)
Begründer der Sozialmedizin, Pathologie und Zellmediziner.
Wernher von Braun (*1912)
Pionier der Weltraumfahrt aus Wirsitz/Posen; seit 1946 in den Vereinigten
Staaten mit den vorbereitenden Forschungen zur angestrebten Mondlandung
befasst
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