Sachinformationen: Herkunftsgebiete der Vertriebenen Baltikum Bukowina Sudetenland Bessarabien Dobrudscha Galizien Karpaten Ostpreußen Russland Siebenbürgen Schlesien Habsburgische Erblande Pommern Westpreußen DEUTSCHBALTEN: Der Begriff der „Deutschbalten“ setzte sich als Selbst- und Fremdbezeichnung erst nach 1917 durch. Die Bezeichnung „Baltendeutsche“ stammt dagegen aus der nationalsozialistischen Zeit. Zu den Deutschbalten zählen die Deutschen in den ehemaligen russischen Ostseeprovinzen Estland, Livland und Kurland (heute: Estland und Lettland). Die Deutschen aus Litauen sind bis 1918 kulturell und ihrer Lebensweise eher den Deutschen in Kongresspolen und Russland zuzuordnen. Geschichtsüberblick: 1199 - ca.1250 Kreuzfahrer und Kaufleute aus dem norddeutschen und niedersächsisch-westfälischen Raum unterwerfen die baltischen Stämme der Liven, Kuren, Semgaller und finnischen Esten. 1237 - 1561 Die eroberten baltischen Gebiete sind Teil des Deutschordensstaats. Der Hochmeister wird im livländischen Ständestaat (entspricht dem heutigen Estland und Lettland) vom Landmeister von Livland vertreten. Obwohl die Deutschen zahlenmäßig nur eine Minderheit sind, besetzen sie alle Schlüsselpositionen. 16. Jh. Im Zuge der Reformation setzt sich in Livland das Luthertum durch. 1561 - 1795 Der livländische Ordensstaat wird ein weitgehend autonomes Herzogtum unter der Oberhoheit des polnischen Königs. Der letzte Landmeister wird Herzog von Kurland und Semgallen. 1561 - 1635 Der mittlere und nördliche Teil Livlands wird Polen angegliedert, Estland mit Reval fällt an Schweden. 17. Jh. In den Nordischen Kriegen kämpfen Polen, Russland, Schweden und Dänemark immer wieder um die Herrschaft über Livland. Der deutsche Adel kann seine Privilegien trotz oder gerade wegen der häufig wechselnden Herrschaftsverhältnisse bis ca. 1880 behaupten. 1699 - 1721 Zar Peter der Große erobert Livland und Estland und macht die Gebiete zu den so genannten russischen Ostseeprovinzen. 1881 5,3 Prozent der Bevölkerung in Estland (rund 47.000 Menschen) und 11,2 Prozent der Bevölkerung in Lettland (etwa 134.000 Menschen) sind Deutsche. nach 1855 Die Nationalbewegung der Esten und Letten steht den Anstrengungen der zaristischen Regierungen gegenüber, die russischen Ostseeprovinzen radikal zu russifizieren. Die Maßnahmen richten sich vor allem gegen den deutschen Adel und das deutsche Stadtbürgertum. Als Folge wandert ein Teil der Deutschen aus. 1914 - 1918 Während des Ersten Weltkriegs besetzen deutsche Truppen die russischen Ostseeprovinzen. 1918 Estland, Lettland und Litauen werden unabhängige Staaten. 1923 Das zu Ostpreußen gehörende Memelland wird Litauen zugeschlagen. 1918 - 1940 Der deutsche Adel verliert schrittweise seine jahrhundertealte privilegierte wirtschaftliche Position. Die deutsche Bevölkerung in den Städten lebt nun als Minderheit mit allen Nachteilen. Die Zahl der Deutschen in Estland sinkt bis 1935 auf rund 16.000 und damit auf etwa 1,5 Prozent der Gesamtbevölkerung, und in Lettland auf etwa 62.000, d.h. 3,2 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die Zahl der Deutschen in Litauen (ohne Memelland) wird 1940 auf rund 50.000 geschätzt. 1939/1940 Die Bestimmungen des Hitler-Stalin-Pakts stellen die drei baltischen Staaten unter sowjetische Herrschaft. Die deutsche Bevölkerung wird nahezu vollständig in den Machtbereich des nationalsozialistischen Deutschen Reiches umgesiedelt. 1945 Die hohe Zahl an Opfern aus den Reihen der Deutschbalten erklärt sich aus Kriegseinsatz, Flucht und Vertreibung aus ihren Umsiedlungsgebieten sowie dem Widerstand gegen das Dritte Reich. 1940 - 1991 Die baltischen Staaten sind Teil der Sowjetunion. 1991 Estland, Lettland und Litauen erhalten ihre Unabhängigkeit. Orte/Städte: Witwenkonvent in Riga Schwarzhäupterhaus in Riga Im Jahre 1201 gründet der Bremer Domherr Albert von Buxhoeveden die Stadt Riga. Er wird erster Bischof von Livland. Teil der westlichen Stadtmauer mit fünf Türmen und Olai-Turm in Reval. Die Burg von Cesis (Wenden) fiel 1577 den Überfällen Iwans des Schrecklichen in Livland zum Opfer Persönlichkeiten: Jacob Kettler (1610 - 1681) Als einer der bedeutendsten Herzoge von Kurland und Semallen (1632, 16381639, 16421682) ein wichtiger Bauherr und Reformer Ferdinand Baron von Wrangell (1796 - 1870) Aus Estland stammender Admiral, Weltreisender, Sibirien- und Eismeerforscher im Dienste Russlands. Barbara Juliane von Krüderer (1764 - 1824) In Riga geborene Mystikerin mit großem Einfluß auf Zar Alexander I., seine Familie und Mitarbeiter. DEUTSCHE AUS DER BUKOWINA Ges chichtsüberblick: 14. - 17. Jh. Eine kleine Gruppe deutscher Handwerker und Kaufleute lebt im Fürstentum Moldau und ist für die dortige Wirtschaft sehr bedeutend. Diese Gruppe verschwindet allerdings aufgrund von Kriegen, Seuchen und allmählicher Assimilation während des 17. Jahrhunderts vollständig. 1774/1775 Die Habsburger annektieren das spärlich von Huzulen, Ruthenen, Walachen (Rumänen), Armeniern, Polen und Juden besiedelte Gebiet der nordwestlichen Moldau, das seither Bukowina (Buchenland) genannt wird. 1774 - 1786 Die Ansiedlung deutscher Handwerkern und Bauern in bereits bestehende Ortschaften setzt verstärkt ein. Sie stammen aus der Zips (Oberungarn), dem Banat, Galizien, der Rheinpfalz, aus den badischen und hessischen Fürstentümern sowie aus verarmten Regionen des Böhmerwaldes (Zips). Bevölkerungszuwachs und Landmangel führen zur Gründung von Tochtersiedlungen in Galizien, Bessarabien und der Dobrudscha. Darüber hinaus wandern Angehörige anderer Sprachgruppen, Nationen und Konfessionen ein: Lippowener, Ungarn, Polen, Rumänen aus der Moldau und aus Siebenbürgen, Ruthenen, Juden aus Galizien, der Moldau und der Maramures. Sie begründen damit eine sehr stark multi-ethnisch geprägte Region. der Moldau und aus Siebenbürgen, Ruthenen, Juden aus Galizien, der Moldau und der Maramures. Sie begründen damit eine sehr stark multi-ethnisch geprägte Region. 19. Jh. Das deutsche Bürgertum gehört zur geistigen und politischen Elite: Amts- und Bildungssprache ist überwiegend das Deutsche, das sowohl großen Teilen der Oberschichte als auch von den zugewanderten Juden übernommen wird. Man orientiert sich zunehmend nach Wien, Budapest und Lemberg und übernimmt den typischen Lebensstil der “K-und K-Zeit”. Nach 1840 Landmangel führt zur Verelendung auch der deutschen bäuerlichen Unterschichten, so dass nach 1850 ein Teil nach Amerika auswandert. 1875 - 1920 Die Universität Czernowitz ist die östlichste deutschsprachige Universität. 1849 - 1851 und 1863 - 1918 Die Bukowina besteht als eigenes Kronland innerhalb der habsburgischen Monarchie. Im Vergleich zu anderen österreichischen Kronländern bleibt die Bukowina eine Rohstoffe liefernde und damit eher unterentwickelte Provinz. 1910/11 Der Bukowiner Ausgleich zwischen den Vertretern der verschiedenen Nationen gewährt allen in der Bukowina lebenden Völkern das Mitspracherecht über Landesselbstverwaltungsorgane und die politische Vertretung im Landtag. 1914 - 1918 Die Gesamtbevölkerung der Bukowina behält grundsätzlich ihre Loyalität zur österreich-ungarischen Monarchie. 1918 - 1919 Nach der Auflösung der „K und K“-Monarchie fällt die Bukowina gegen den Willen der Mehrheit ihrer Bevölkerung an Rumänien. Rumänisierungsmaßnahmen gegen nichtrumänische Vereine, Kultureinrichtungen und Schulen sind die Folge. Das Gebiet wird „gleichgeschaltet“ und zu Gunsten der Zentrale abgeschöpft. 1918 - 1940 Die Auseinandersetzungen zwischen den Nationalitäten führen zur Auswanderung von Deutschen, Juden und Angehörigen der Eliten anderer Nationen. Die politischen Vertreter der Deutschen suchen finanzielle und politische Hilfe im Deutschen Reich. 1933 1938/1940 Einige deutsche Vereine und Organisationen widersetzen sich der Propaganda des Dritten Reiches und der nationalsozialistisch ausgerichteten “Erneuerungsbewegung”. ab 1938 Durch die Repressionen des rumänischen Staates, die schlechte Wirtschaftssituation und die einseitige nationalsozialistische Propaganda entsteht unter der deutschen Bevölkerung eine Stimmung, die proreichsdeutsch ausgerichtet ist. Dadurch steigt bei vielen die Aussiedlungsbereitschaft. 1939/40 Das Dritte Reich siedelt rund hunderttausend Personen als so genannte Volksdeutsche in das ehemalige Polen um. 1940 - 1941 1944 - 1991 Der nördliche Teil der Bukowina fällt an die Sowjetunion. Die dort lebende Bevölkerung wird gezielt durch Russen und OstUkrainer ausgetauscht 1941 - 1944 Die gesamte Bukowina gehört zu Rumänien, einem Bündnispartner des nationalsozialistischen Deutschen Reiches. Der Großteil der jüdischen Bevölkerung (etwa 30 Prozent) wird durch das Deutsche Reich und Rumänien ermordert. nach 1944 Nach dem Bündniswechsel Rumäniens bleibt der südliche Teil der Bukowina rumänisch, während der nördliche Teil sowjetisch wird. Beide Regierungen betreiben einen gezielten Bevölkerungsaustauch der ungarischen, armenischen und polnischen Minderheiten aus der Gesamtbukowina sowie der Rumänen und Ukrainer aus der Nord- bzw. Südbukowina. Die einstige spezifische Kulturlandschaft der Bukowina ist weitgehend vernichtet. 1945 - 1992 Die rund 7500 in der Bukowina verbliebenen Deutschen siedeln in die Bundesrepublik Deutschland aus. Die Existenz einer deutschen Bevölkerungsgruppe in der Bukowina gehört bis auf Einzelpersonen der Vergangenheit an. seit 1991 Die nördliche Bukowina ist Teil der Ukraine. Orte/Städte: Ehemalige Residenz des griechisch-orthodoxen Metropoliten in der Bukowina in Czernowitz, heute Universität. Huzulenhochzeit in den Karpaten 1993 (Czeremoschtal in der Nordbukowina, heute Ukraine). Kloster Woronetz in der Südbukowina ("Die Sixtinische Kapelle des Ostens"). Landschaft in der Südbukowina: Bauernhof am Ciumârnapass. Pflügender Bauer im Moldowatal in der Südbukowina: "Grüne Mutter Bukowina". Umsiedler aus der Bukowina im Winter 1940/41 im Kloster Ursberg. Persönlichkeiten: Karl Emil Franzos (1848–1904) Schriftsteller: ”Der Pojaz”, ”Culturbilder aus Halb-Asien”; Herausgeber der Werke Georg Büchners. Paul Celan (1920–1970) Lyriker und Übersetzer aus Czernowitz, eigentlich Paul Antschel: "Fadensonnen", "Mohn und Gedächtnis". Rose Ausländer (1901–1988) vielfach ausgezeichnete Lyrikerin aus Czernowitz. DIE DEUTSCHEN AUS BÖHMEN, MÄHREN UND ÖSTERREICHISCH SCHLESIEN: DIE SUDETENDEUTSCHEN: Das heutige Tschechien mit der Hauptstadt Prag ist identisch mit dem westlichen Teil der Tschechoslowakei von 1918 bis 1938 und 1945 bis 1992. Bis 1918 bezeichneten sich die deutschen Bewohner Böhmens und Mährens nicht als Sudetendeutsche, sondern als Deutschböhmen, Mährer und Böhmen oder verwendeten regionale Einteilungen wie Egerländer, Erzgebirgler und Böhmerwäldler. Geschichtsüberblick: ab 7. Jh. Das böhmische Becken wurde von westslawischen Stämmen besiedelt. um 900 - 1306 Die Dynastie der Premysliden herrscht über das Herzogtum Böhmen mit Prag als Hauptstadt. 929 oder 935 Herzog Wenzel I. wird ermordert und in der Folgezeit als Nationalheiliger Böhmens verehrt. 973 Gründung des Bistums, später Erzbistums Prag 1198/1203 1806 Böhmen wird Königreich und als solches Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. 13. Jh. König Ottokar II. unterstützt die Einwanderung deutschsprachiger Gruppen und deren Verschmelzung mit den bereits vorhandenen Bevölkerungsgruppen 14. Jh. Unter der Dynastie der Luxemburger erleben Prag und das gesamte Königreich Böhmen eine Blütezeit, das so genannte "Goldene Zeitalter". 1348 Unter Kaiser Karl IV (1346-1378) wird in Prag die deutsche Universität gegründet. 1419 - 1434 Nach der Verbrennung des Kirchenreformators Jan Hus werden im großen Hussitenkrieg weite Teile Böhmens und Mährens verwüstet und entvölkert. Mährens verwüstet und entvölkert. 1526 - 1918 Böhmen und Mähren unterstehen der Habsburgermonarchie. 16./17. Jh. Wiederholte Religionsstreitigkeiten (Reformation, Gegenreformation) und die Auseinandersetzungen zwischen König und den böhmischen Ständen münden 1618 in den 30-jährigen Krieg, der durch den Prager Fenstersturz ausgelöst wurde. 1620 Die Schlacht am Weißen Berg vor den Toren Prags endet mit dem Sieg der Habsburger und ihrer Verbündeten über das protestantische Böhmen. In der Folge werden die Deutschböhmen gewaltsam rekatholisiert. 19. Jh. Unter dem Einfluss der französischen Revolution entsteht eine deutsche und tschechische Nationalbewegung, deren Anhänger sich zunehmend feindlich gegenüberstehen. Bis 1918 sind die Bemühungen der Habsburger um den Erhalt des Katholiszismus und die Integration der verschiedenen Volksgruppen (mit Hilfe der Figur des Kaisers) erfolgreich. 1905 Der Mährische Ausgleich ermöglicht ein friedliches Zusammenleben der verschiedenen ethnischen Gruppen in Mähren. 1914 - 1918 Im Ersten Weltkrieg steht der Großteil der Bevölkerung loyal zu Österreich-Ungarn. Oktober 1918 Nach der Auflösung der Östereich-Ungarischen Monarchie wird die Gründung einer Tschechoslowakischen Republik proklamiert. November 1918 Die mehrheitlich von Deutschen bewohnten Gebiete in Böhmen und Mähren fordern ihren Anschluss an Österreich. Das Selbstbestimmungsrecht der nun als Sudetendeutsche bezeichneten deutschen Bevölkerung wird von tschechischen Nationalisten und der Entente verweigert. Die Proteste gegen die Besetzung der sudetendeutschen Gebiete durch das tschechische Militär werden gewaltsam niedergeschlagen. 1919 Im Friedensvertrag von Saint Germain muss Österreich auf die sudetendeutschen Siedlungsgebiete verzichten. 1919 - 1938 Die Erste Tschechoslowakische Republik gewährt den nichttschechischen und slowakischen Minderheiten im Vergleich zu den Nachbarstaaten Polen, Rumänien und Jugoslawien keinen ausreichenden Schutz. 1935 Die Ernennung von Edvard Beneš als Vertreter des extremen tschechischen Nationalismus zum Ministerpräsidenten der Tschechoslowakei führt zu einer rasch anwachsenden Desintegration der Sudetendeutschen. Diese Entwicklung wird durch die Propaganda der NS-Ideologie aus dem Deutschen Reich unterstützt. 1938 Im Münchner Abkommen tritt die Tschechoslowakei die meist geschlossen von Sudetendeutschen besiedelten Randzonen Böhmens und Mährens an das Deutsche Reich ab. Nach der Gleichschaltung setzt die Verfolgung und Emigration von Regimegegnern ein. Die große Mehrheit der Sudetendeutschen begrüßt jedoch den Anschluss an das Deutsche Reich. 1939 Das Deutsche Reich besetzt die Rest-Tschechoslowakei. Der Verlauf und Ausgang des Zweiten Weltkrieges verhindern bereits existierende Pläne, die Tschechen gewaltsam zu germanisieren oder umzusiedeln. Nach 1940 Die tschechoslowakische Exilregierung unter Beneš versucht, die Alliierten für eine "Lösung" der sudetendeutschen Frage, mit dem Ziel der Totalvertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei zu gewinnen. April/Mai 1945 Massaker und Plünderungen sowie "wilde Vertreibungen" von Sudetendeutschen beginnen. 14.6.1945 Die so genannten Beneš-Dekrete beinhalten die Enteignung und gewaltsame Vertreibung nahezu der gesamten deutschen Bevölkerung (rund 3,1 Millionen Menschen). Jüngste Schätzungen gehen von rund 80.000 ermordeten Sudetendeutschen aus. 1945 - 1947 Die Tschechoslowakei kann die durch die Vertreibung entvölkerten Regionen nicht mit Tschechen wieder besiedeln. Deshalb sind viele Gemeinden dem Verfall preisgegeben. 1945 - 1989 Die sehr kleine und verstreut lebende deutsche Minderheit wird in der Tschechoslowakei unterdrückt. 1989 Nach der friedlichen Revolution gewährt die Tschechoslowakei den dort lebenden Deutschen Minderheitenschutzrechte. Dies ermöglicht die Gründung von Vereinen und Organisationen der Sudetendeutschen. 31.12.1992 Die Tschechoslowakei wird aufgelöst und die beiden Staaten Tschechien und Slowakei gegründet. Heute leben rund 54.000 teilweise sprachlich integrierte Deutsche in Tschechien. 54.000 teilweise sprachlich integrierte Deutsche in Tschechien. 1999 Tschechien wird Mitglied der NATO. Bis zum Jahre 2003 ist die Vollmitgliedschaft in der EU angestrebt. Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur, Politik und Wissenschaft Balthasar Neumann (1687-1753) Der Architekt des Hochbarock; Erbauer der Würzburger Residenz und der Wallfahrtskirche in Vierzehnheiligen Adalbert Stifter (1805-1868) Schriftsteller aus Oberplan (Böhmerwald): "Der Hochwald", "Der heilige Abend"; "Witiko" Gregor Mendel (1822-1884) katholischer Geistlicher aus Heinzendorf; Schöpfer der Vererbungslehre Gustav Mahler (1860-1911) Komponist und Dirigent aus Kalischt in Böhmen; wirkte in Leipzig, Prag, Budapest, Wien, New York und als Gastdirigent in Polen und Russland Rainer Maria Rilke (1875-1926) Schriftsteller: "Das Stundenbuch", "Larenopfer" und "Cornet" Wenzel Jaksch (1896-1966) Sozialdemokrat, in der Bundesrepublik Deutschland Mitglied des Bundestags und Präsident des Bundes der Vertriebenen (1964-1966) DEUTSCHE AUS BESSARABIEN UND DER DOBRUDSCHA Geschichtsüberblick: 1806/1812 Nach der russischen Annexion der zum Fürstentum Moldau gehörenden Gebiete nördlich und östlich des Flusses Pruth wird das Russische Generalgouvernement Bessarabien geschaffen. Es hat bis 1917 Bestand: Das zuvor wirtschaftlich und administrativ stark unterentwickelte Gebiet wird planmäßig mit Gagausen (christliches Turkvolk), Russen, Ukrainern, Griechen, Armeniern, Bulgaren, Serben, Juden und Deutschen besiedelt. 1814 - 1817 Zahlreiche, vor allem protestantische, Deutsche wandern wandern aus Kongresspolen, Franken, und Württemberg ein, da ihnen von Zar Alexander I. (1813) zahlreiche Freiheiten gewährt werden. 1842 Die staatlich geförderte Ansiedlung deutscher Kolonisten wird beendet. Geschlossene deutsche Siedlungsgebiete befinden sich vor allem im südlichen Bessarabien. 1873 - 1878 In mehreren Einwanderungswellen lassen sich Deutsche vornehmlich aus Bessarabien in der Dobrudscha nieder. Bis 1913 entstehen in dem bis 1878 zum Osmanischen Reich, dann zu Rumänien und Bulgarien gehörenden Gebiet 30 deutsche Siedlungen. 1918 - 1940 1941 - 1944 Bessarabien ist Teil des zentralistischen Königreichs Rumänien. 1921/1923/1925 Die national dominierte Politik der rumänischen Führung führt zur Verarmung und Entwurzelung der nichtrumänischen Bevölkerung in Bessarabien. ab 1930 Die radikale rumänische Innenpolitik hat schikanöse Maßnahmen gegen die Minderheiten zur Folge. Zu diesem Zeitpunkt sind 2,8 Prozent der Gesamtbevölkerung Bessarabiens Deutsche. 1940 Im Hitler-Stalin-Pakt wird Bessarabien der Sowjetunion zugeschlagen. 1940/41 Das Dritte Reich siedelt nahezu alle Bessarabiendeutsche in den Warthegau um. 1940 Auch die rund 13.000 in der Dobrudscha lebenden Deutschen (ca. 1,5 Prozent der Gesamtbevölkerung) werden unter dem Deckmantel der „Heim-ins-Reich“–Propaganda in den Warthegau umgesiedelt. 1945 Die in den Warthegau umgesiedelten Deutschen aus Bessarabien und der Dobrudscha flüchten oder werden vertrieben. Städte: Odessa wird 1804 gegründet. Bis zur Jahrhundertwende entwickelt sich die Stadt am Schwarzen Meer zu einem der wichtigsten städtischen Zentren in den Bereichen Wirtschaft und Kultur. DEUTSCHBALTEN: Der Begriff der „Deutschbalten“ setzte sich als Selbst- und Fremdbezeichnung erst nach 1917 durch. Die Bezeichnung „Baltendeutsche“ stammt dagegen aus der nationalsozialistischen Zeit. Zu den Deutschbalten zählen die Deutschen in den ehemaligen russischen Ostseeprovinzen Estland, Livland und Kurland (heute: Estland und Lettland). Die Deutschen aus Litauen sind bis 1918 kulturell und ihrer Lebensweise eher den Deutschen in Kongresspolen und Russland zuzuordnen. Geschichtsüberblick: 1199 - ca.1250 Kreuzfahrer und Kaufleute aus dem norddeutschen und niedersächsisch-westfälischen Raum unterwerfen die baltischen Stämme der Liven, Kuren, Semgaller und finnischen Esten. 1237 - 1561 Die eroberten baltischen Gebiete sind Teil des Deutschordensstaats. Der Hochmeister wird im livländischen Ständestaat (entspricht dem heutigen Estland und Lettland) vom Landmeister von Livland vertreten. Obwohl die Deutschen zahlenmäßig nur eine Minderheit sind, besetzen sie alle Schlüsselpositionen. 16. Jh. Im Zuge der Reformation setzt sich in Livland das Luthertum durch. 1561 - 1795 Der livländische Ordensstaat wird ein weitgehend autonomes Herzogtum unter der Oberhoheit des polnischen Königs. Der letzte Landmeister wird Herzog von Kurland und Semgallen. 1561 - 1635 Der mittlere und nördliche Teil Livlands wird Polen angegliedert, Estland mit Reval fällt an Schweden. 17. Jh. In den Nordischen Kriegen kämpfen Polen, Russland, Schweden und Dänemark immer wieder um die Herrschaft über Livland. Der deutsche Adel kann seine Privilegien trotz oder gerade wegen der häufig wechselnden Herrschaftsverhältnisse bis ca. 1880 behaupten. 1699 - 1721 Zar Peter der Große erobert Livland und Estland und macht die Gebiete zu den so genannten russischen Ostseeprovinzen. 1881 5,3 Prozent der Bevölkerung in Estland (rund 47.000 Menschen) und 11,2 Prozent der Bevölkerung in Lettland (etwa 134.000 Menschen) sind Deutsche. nach 1855 Die Nationalbewegung der Esten und Letten steht den Anstrengungen der zaristischen Regierungen gegenüber, die russischen Ostseeprovinzen radikal zu russifizieren. Die Maßnahmen richten sich vor allem gegen den deutschen Adel und das deutsche Stadtbürgertum. Als Folge wandert ein Teil der Deutschen aus. russischen Ostseeprovinzen radikal zu russifizieren. Die Maßnahmen richten sich vor allem gegen den deutschen Adel und das deutsche Stadtbürgertum. Als Folge wandert ein Teil der Deutschen aus. 1914 - 1918 Während des Ersten Weltkriegs besetzen deutsche Truppen die russischen Ostseeprovinzen. 1918 Estland, Lettland und Litauen werden unabhängige Staaten. 1923 Das zu Ostpreußen gehörende Memelland wird Litauen zugeschlagen. 1918 - 1940 Der deutsche Adel verliert schrittweise seine jahrhundertealte privilegierte wirtschaftliche Position. Die deutsche Bevölkerung in den Städten lebt nun als Minderheit mit allen Nachteilen. Die Zahl der Deutschen in Estland sinkt bis 1935 auf rund 16.000 und damit auf etwa 1,5 Prozent der Gesamtbevölkerung, und in Lettland auf etwa 62.000, d.h. 3,2 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die Zahl der Deutschen in Litauen (ohne Memelland) wird 1940 auf rund 50.000 geschätzt. 1939/1940 Die Bestimmungen des Hitler-Stalin-Pakts stellen die drei baltischen Staaten unter sowjetische Herrschaft. Die deutsche Bevölkerung wird nahezu vollständig in den Machtbereich des nationalsozialistischen Deutschen Reiches umgesiedelt. 1945 Die hohe Zahl an Opfern aus den Reihen der Deutschbalten erklärt sich aus Kriegseinsatz, Flucht und Vertreibung aus ihren Umsiedlungsgebieten sowie dem Widerstand gegen das Dritte Reich. 1940 - 1991 Die baltischen Staaten sind Teil der Sowjetunion. 1991 Estland, Lettland und Litauen erhalten ihre Unabhängigkeit. Orte/Städte: Witwenkonvent in Riga Schwarzhäupterhaus in Riga Im Jahre 1201 gründet der Bremer Domherr Albert von Buxhoeveden die Stadt Riga. Er wird erster Bischof von Livland. Teil der westlichen Stadtmauer mit fünf Türmen und Olai-Turm in Reval. Die Burg von Cesis (Wenden) fiel 1577 den Überfällen Iwans des Schrecklichen in Livland zum Opfer Persönlichkeiten: Jacob Kettler (1610 - 1681) Als einer der bedeutendsten Herzoge von Kurland und Semallen (1632, 16381639, 16421682) ein wichtiger Bauherr und Reformer Ferdinand Baron von Wrangell (1796 - 1870) Aus Estland stammender Admiral, Weltreisender, Sibirien- und Eismeerforscher im Dienste Russlands. Barbara Juliane von Krüderer (1764 - 1824) In Riga geborene Mystikerin mit großem Einfluß auf Zar Alexander I., seine Familie und Mitarbeiter. DEUTSCHE AUS DER BUKOWINA Ges chichtsüberblick: 14. - 17. Jh. Eine kleine Gruppe deutscher Handwerker und Kaufleute lebt im Fürstentum Moldau und ist für die dortige Wirtschaft sehr bedeutend. Diese Gruppe verschwindet allerdings aufgrund von Kriegen, Seuchen und allmählicher Assimilation während des 17. Jahrhunderts vollständig. 1774/1775 Die Habsburger annektieren das spärlich von Huzulen, Ruthenen, Walachen (Rumänen), Armeniern, Polen und Juden besiedelte Gebiet der nordwestlichen Moldau, das seither Bukowina (Buchenland) genannt wird. 1774 - 1786 Die Ansiedlung deutscher Handwerkern und Bauern in bereits bestehende Ortschaften setzt verstärkt ein. Sie stammen aus der Zips (Oberungarn), dem Banat, Galizien, der Rheinpfalz, aus den badischen und hessischen Fürstentümern sowie aus verarmten Regionen des Böhmerwaldes (Zips). Bevölkerungszuwachs und Landmangel führen zur Gründung von Tochtersiedlungen in Galizien, Bessarabien und der Dobrudscha. Darüber hinaus wandern Angehörige anderer Sprachgruppen, Nationen und Konfessionen ein: Lippowener, Ungarn, Polen, Rumänen aus der Moldau und aus Siebenbürgen, Ruthenen, Juden aus Galizien, der Moldau und der Maramures. Sie begründen damit eine sehr stark multi-ethnisch geprägte Region. 19. Jh. Das deutsche Bürgertum gehört zur geistigen und politischen Elite: Amts- und Bildungssprache ist überwiegend das Deutsche, das sowohl großen Teilen der Oberschichte als auch von den zugewanderten Juden übernommen wird. Man orientiert sich zunehmend nach Wien, Budapest und Lemberg und übernimmt den typischen Lebensstil der “K-und K-Zeit”. K-Zeit”. Nach 1840 Landmangel führt zur Verelendung auch der deutschen bäuerlichen Unterschichten, so dass nach 1850 ein Teil nach Amerika auswandert. 1875 - 1920 Die Universität Czernowitz ist die östlichste deutschsprachige Universität. 1849 - 1851 und 1863 - 1918 Die Bukowina besteht als eigenes Kronland innerhalb der habsburgischen Monarchie. Im Vergleich zu anderen österreichischen Kronländern bleibt die Bukowina eine Rohstoffe liefernde und damit eher unterentwickelte Provinz. 1910/11 Der Bukowiner Ausgleich zwischen den Vertretern der verschiedenen Nationen gewährt allen in der Bukowina lebenden Völkern das Mitspracherecht über Landesselbstverwaltungsorgane und die politische Vertretung im Landtag. 1914 - 1918 Die Gesamtbevölkerung der Bukowina behält grundsätzlich ihre Loyalität zur österreich-ungarischen Monarchie. 1918 - 1919 Nach der Auflösung der „K und K“-Monarchie fällt die Bukowina gegen den Willen der Mehrheit ihrer Bevölkerung an Rumänien. Rumänisierungsmaßnahmen gegen nichtrumänische Vereine, Kultureinrichtungen und Schulen sind die Folge. Das Gebiet wird „gleichgeschaltet“ und zu Gunsten der Zentrale abgeschöpft. 1918 - 1940 Die Auseinandersetzungen zwischen den Nationalitäten führen zur Auswanderung von Deutschen, Juden und Angehörigen der Eliten anderer Nationen. Die politischen Vertreter der Deutschen suchen finanzielle und politische Hilfe im Deutschen Reich. 1933 1938/1940 Einige deutsche Vereine und Organisationen widersetzen sich der Propaganda des Dritten Reiches und der nationalsozialistisch ausgerichteten “Erneuerungsbewegung”. ab 1938 Durch die Repressionen des rumänischen Staates, die schlechte Wirtschaftssituation und die einseitige nationalsozialistische Propaganda entsteht unter der deutschen Bevölkerung eine Stimmung, die proreichsdeutsch ausgerichtet ist. Dadurch steigt bei vielen die Aussiedlungsbereitschaft. 1939/40 Das Dritte Reich siedelt rund hunderttausend Personen als so genannte Volksdeutsche in das ehemalige Polen um. 1940 - 1941 1944 - 1991 Der nördliche Teil der Bukowina fällt an die Sowjetunion. Die dort lebende Bevölkerung wird gezielt durch Russen und Ost-Ukrainer ausgetauscht 1941 - 1944 Die gesamte Bukowina gehört zu Rumänien, einem Bündnispartner des nationalsozialistischen Deutschen Reiches. Der Großteil der jüdischen Bevölkerung (etwa 30 Prozent) wird durch das Deutsche Reich und Rumänien ermordert. nach 1944 Nach dem Bündniswechsel Rumäniens bleibt der südliche Teil der Bukowina rumänisch, während der nördliche Teil sowjetisch wird. Beide Regierungen betreiben einen gezielten Bevölkerungsaustauch der ungarischen, armenischen und polnischen Minderheiten aus der Gesamtbukowina sowie der Rumänen und Ukrainer aus der Nord- bzw. Südbukowina. Die einstige spezifische Kulturlandschaft der Bukowina ist weitgehend vernichtet. 1945 - 1992 Die rund 7500 in der Bukowina verbliebenen Deutschen siedeln in die Bundesrepublik Deutschland aus. Die Existenz einer deutschen Bevölkerungsgruppe in der Bukowina gehört bis auf Einzelpersonen der Vergangenheit an. seit 1991 Die nördliche Bukowina ist Teil der Ukraine. Orte/Städte: Ehemalige Residenz des griechisch-orthodoxen Metropoliten in der Bukowina in Czernowitz, heute Universität. Huzulenhochzeit in den Karpaten 1993 (Czeremoschtal in der Nordbukowina, heute Ukraine). Kloster Woronetz in der Südbukowina ("Die Sixtinische Kapelle des Ostens"). Landschaft in der Südbukowina: Bauernhof am Ciumârnapass. Pflügender Bauer im Moldowatal in der Südbukowina: "Grüne Mutter Bukowina". Umsiedler aus der Bukowina im Winter 1940/41 im Kloster Ursberg. Persönlichkeiten: Karl Emil Franzos (1848–1904) Schriftsteller: ”Der Pojaz”, ”Culturbilder aus Halb-Asien”; Herausgeber der Werke Georg Büchners. Paul Celan (1920–1970) Lyriker und Übersetzer aus Czernowitz, eigentlich Paul Antschel: "Fadensonnen", "Mohn und Gedächtnis". Rose Ausländer (1901–1988) vielfach ausgezeichnete Lyrikerin aus Czernowitz. DIE DEUTSCHEN AUS BÖHMEN, MÄHREN UND ÖSTERREICHISCH SCHLESIEN: DIE SUDETENDEUTSCHEN: Das heutige Tschechien mit der Hauptstadt Prag ist identisch mit dem westlichen Teil der Tschechoslowakei von 1918 bis 1938 und 1945 bis 1992. Bis 1918 bezeichneten sich die deutschen Bewohner Böhmens und Mährens nicht als Sudetendeutsche, sondern als Deutschböhmen, Mährer und Böhmen oder verwendeten regionale Einteilungen wie Egerländer, Erzgebirgler und Böhmerwäldler. Geschichtsüberblick: ab 7. Jh. Das böhmische Becken wurde von westslawischen Stämmen besiedelt. um 900 - 1306 Die Dynastie der Premysliden herrscht über das Herzogtum Böhmen mit Prag als Hauptstadt. 929 oder 935 Herzog Wenzel I. wird ermordert und in der Folgezeit als Nationalheiliger Böhmens verehrt. 973 Gründung des Bistums, später Erzbistums Prag 1198/1203 1806 Böhmen wird Königreich und als solches Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. 13. Jh. König Ottokar II. unterstützt die Einwanderung deutschsprachiger Gruppen und deren Verschmelzung mit den bereits vorhandenen Bevölkerungsgruppen 14. Jh. Unter der Dynastie der Luxemburger erleben Prag und das gesamte Königreich Böhmen eine Blütezeit, das so genannte "Goldene Zeitalter". 1348 Unter Kaiser Karl IV (1346-1378) wird in Prag die deutsche Universität gegründet. 1419 - 1434 Nach der Verbrennung des Kirchenreformators Jan Hus werden im großen Hussitenkrieg weite Teile Böhmens und Mährens verwüstet und entvölkert. 1526 - 1918 Böhmen und Mähren unterstehen der Habsburgermonarchie. 16./17. Jh. Wiederholte Religionsstreitigkeiten (Reformation, Gegenreformation) und die Auseinandersetzungen zwischen König und den böhmischen Ständen münden 1618 in den 30-jährigen Krieg, der durch den Prager Fenstersturz ausgelöst wurde. 1620 Die Schlacht am Weißen Berg vor den Toren Prags endet mit dem Sieg der Habsburger und ihrer Verbündeten über das protestantische Böhmen. In der Folge werden die Deutschböhmen gewaltsam rekatholisiert. 19. Jh. Unter dem Einfluss der französischen Revolution entsteht eine deutsche und tschechische Nationalbewegung, deren Anhänger sich zunehmend feindlich gegenüberstehen. Bis 1918 sind die Bemühungen der Habsburger um den Erhalt des Katholiszismus und die Integration der verschiedenen Volksgruppen (mit Hilfe der Figur des Kaisers) erfolgreich. 1905 Der Mährische Ausgleich ermöglicht ein friedliches Zusammenleben der verschiedenen ethnischen Gruppen in Mähren. 1914 - 1918 Im Ersten Weltkrieg steht der Großteil der Bevölkerung loyal zu Österreich-Ungarn. Oktober 1918 Nach der Auflösung der Östereich-Ungarischen Monarchie wird die Gründung einer Tschechoslowakischen Republik proklamiert. November 1918 Die mehrheitlich von Deutschen bewohnten Gebiete in Böhmen und Mähren fordern ihren Anschluss an Österreich. Das Selbstbestimmungsrecht der nun als Sudetendeutsche bezeichneten deutschen Bevölkerung wird von tschechischen Nationalisten und der Entente verweigert. Die Proteste gegen die Besetzung der sudetendeutschen Gebiete durch das tschechische Militär werden gewaltsam niedergeschlagen. 1919 Im Friedensvertrag von Saint Germain muss Österreich auf die sudetendeutschen Siedlungsgebiete verzichten. 1919 - 1938 Die Erste Tschechoslowakische Republik gewährt den nichttschechischen und slowakischen Minderheiten im Vergleich zu den Nachbarstaaten Polen, Rumänien und Jugoslawien keinen ausreichenden Schutz. 1935 Die Ernennung von Edvard Beneš als Vertreter des extremen tschechischen Nationalismus zum Ministerpräsidenten der Tschechoslowakei führt zu einer rasch anwachsenden Desintegration der Sudetendeutschen. Diese Entwicklung wird durch die Propaganda der NSIdeologie aus dem Deutschen Reich unterstützt. 1938 Im Münchner Abkommen tritt die Tschechoslowakei die meist geschlossen von Sudetendeutschen besiedelten Randzonen Böhmens und Mährens an das Deutsche Reich ab. Nach der Gleichschaltung setzt die Verfolgung und Emigration von Regimegegnern ein. Die große Mehrheit der Sudetendeutschen begrüßt jedoch den Anschluss an das Randzonen Böhmens und Mährens an das Deutsche Reich ab. Nach der Gleichschaltung setzt die Verfolgung und Emigration von Regimegegnern ein. Die große Mehrheit der Sudetendeutschen begrüßt jedoch den Anschluss an das Deutsche Reich. 1939 Das Deutsche Reich besetzt die Rest-Tschechoslowakei. Der Verlauf und Ausgang des Zweiten Weltkrieges verhindern bereits existierende Pläne, die Tschechen gewaltsam zu germanisieren oder umzusiedeln. Nach 1940 Die tschechoslowakische Exilregierung unter Beneš versucht, die Alliierten für eine "Lösung" der sudetendeutschen Frage, mit dem Ziel der Totalvertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei zu gewinnen. April/Mai 1945 Massaker und Plünderungen sowie "wilde Vertreibungen" von Sudetendeutschen beginnen. 14.6.1945 Die so genannten Beneš-Dekrete beinhalten die Enteignung und gewaltsame Vertreibung nahezu der gesamten deutschen Bevölkerung (rund 3,1 Millionen Menschen). Jüngste Schätzungen gehen von rund 80.000 ermordeten Sudetendeutschen aus. 1945 - 1947 Die Tschechoslowakei kann die durch die Vertreibung entvölkerten Regionen nicht mit Tschechen wieder besiedeln. Deshalb sind viele Gemeinden dem Verfall preisgegeben. 1945 - 1989 Die sehr kleine und verstreut lebende deutsche Minderheit wird in der Tschechoslowakei unterdrückt. 1989 Nach der friedlichen Revolution gewährt die Tschechoslowakei den dort lebenden Deutschen Minderheitenschutzrechte. Dies ermöglicht die Gründung von Vereinen und Organisationen der Sudetendeutschen. 31.12.1992 Die Tschechoslowakei wird aufgelöst und die beiden Staaten Tschechien und Slowakei gegründet. Heute leben rund 54.000 teilweise sprachlich integrierte Deutsche in Tschechien. 1999 Tschechien wird Mitglied der NATO. Bis zum Jahre 2003 ist die Vollmitgliedschaft in der EU angestrebt. Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur, Politik und Wissenschaft Balthasar Neumann (1687-1753) Der Architekt des Hochbarock; Erbauer der Würzburger Residenz und der Wallfahrtskirche in Vierzehnheiligen Wallfahrtskirche in Vierzehnheiligen Adalbert Stifter (1805-1868) Schriftsteller aus Oberplan (Böhmerwald): "Der Hochwald", "Der heilige Abend"; "Witiko" Gregor Mendel (1822-1884) katholischer Geistlicher aus Heinzendorf; Schöpfer der Vererbungslehre Gustav Mahler (1860-1911) Komponist und Dirigent aus Kalischt in Böhmen; wirkte in Leipzig, Prag, Budapest, Wien, New York und als Gastdirigent in Polen und Russland Rainer Maria Rilke (1875-1926) Schriftsteller: "Das Stundenbuch", "Larenopfer" und "Cornet" Wenzel Jaksch (1896-1966) Sozialdemokrat, in der Bundesrepublik Deutschland Mitglied des Bundestags und Präsident des Bundes der Vertriebenen (1964-1966) DEUTSCHE AUS BESSARABIEN UND DER DOBRUDSCHA Geschichtsüberblick: 1806/1812 Nach der russischen Annexion der zum Fürstentum Moldau gehörenden Gebiete nördlich und östlich des Flusses Pruth wird das Russische Generalgouvernement Bessarabien geschaffen. Es hat bis 1917 Bestand: Das zuvor wirtschaftlich und administrativ stark unterentwickelte Gebiet wird planmäßig mit Gagausen (christliches Turkvolk), Russen, Ukrainern, Griechen, Armeniern, Bulgaren, Serben, Juden und Deutschen besiedelt. 1814 - 1817 Zahlreiche, vor allem protestantische, Deutsche wandern wandern aus Kongresspolen, Franken, und Württemberg ein, da ihnen von Zar Alexander I. (1813) zahlreiche Freiheiten gewährt werden. 1842 Die staatlich geförderte Ansiedlung deutscher Kolonisten wird beendet. Geschlossene deutsche Siedlungsgebiete befinden sich vor allem im südlichen Bessarabien. 1873 - 1878 In mehreren Einwanderungswellen lassen sich Deutsche vornehmlich aus Bessarabien in der Dobrudscha nieder. Bis 1913 entstehen in dem bis 1878 zum Osmanischen Reich, dann zu Rumänien und Bulgarien gehörenden Gebiet 30 deutsche Siedlungen. 1918 - 1940 1941 - 1944 Bessarabien ist Teil des zentralistischen Königreichs Rumänien. 1921/1923/1925 Die national dominierte Politik der rumänischen Führung führt zur Verarmung und Entwurzelung der nichtrumänischen Bevölkerung in Bessarabien. ab 1930 Die radikale rumänische Innenpolitik hat schikanöse Maßnahmen gegen die Minderheiten zur Folge. Zu diesem Zeitpunkt sind 2,8 Prozent der Gesamtbevölkerung Bessarabiens Deutsche. 1940 Im Hitler-Stalin-Pakt wird Bessarabien der Sowjetunion zugeschlagen. 1940/41 Das Dritte Reich siedelt nahezu alle Bessarabiendeutsche in den Warthegau um. 1940 Auch die rund 13.000 in der Dobrudscha lebenden Deutschen (ca. 1,5 Prozent der Gesamtbevölkerung) werden unter dem Deckmantel der „Heim-ins-Reich“–Propaganda in den Warthegau umgesiedelt. 1945 Die in den Warthegau umgesiedelten Deutschen aus Bessarabien und der Dobrudscha flüchten oder werden vertrieben. Städte: Odessa wird 1804 gegründet. Bis zur Jahrhundertwende entwickelt sich die Stadt am Schwarzen Meer zu einem der wichtigsten städtischen Zentren in den Bereichen Wirtschaft und Kultur. SIEBENBÜRGER SACHSEN Geschichtsüberblick: 12. Jh. Erste deutsche Siedler wandern in Teile Nord- und Südsiebenbürgens ein. Ihnen folgen rumänisch sprechende Wanderhirten. 1224 Der „Goldene Freibrief“ des ungarischen Königs Andreas II. bildet die rechtliche Grundlage für die spezifischen Organisationsformen der Deutschen in Siebenbürgen. 13. - 15. Jh. Das charakteristische System der drei „ständischen“ Nationen in Siebenbürgen (ungarischer Adel, Sachsen, Szekler) entfaltet sich. 1486 - 1867/76 Der ungarische König genehmigt eine weitgehende innere Selbstverwaltung der Sachsen auf Königsboden. 1541 Nach der Besetzung Mittel- und Südungarns durch die Osmanen wird Ungarn geteilt. Das Fürstentum Siebenbürgen wird Vasallenstaat des türkischen Sultans. 16. Jh. Fast alle Siebenbürger Sachsen treten zum Luthertum über. Dennoch herrscht zukünftig ein damals einzigartiges System der Religionsfreiheit für alle christlichen Konfessionen (Katholiken, Lutheraner, Calvinisten, Unitarier). 16. - 18. Jh. In die durch Kriege und Seuchen entvölkerten Landstriche wandern vor allem Walachen (Rumänen) ein. 1687 - 1711 Nach den Türkenkriegen wird das Fürstentum Siebenbürgen Österreich zugeschlagen. 1848/49 In der blutigen Revolution spalten sich die Sachsen in eine kaiserliche Fraktion und in eine, die für die Union Siebenbürgens mit Ungarn eintritt. 1867 Österreichisch-Ungarischer Ausgleich: Ungarn und damit auch Siebenbürgen profitieren vom wirtschaftlichen Aufschwung. 1916 Rumänien erklärt den Mittelmächten den Krieg, wird jedoch rasch bezwungen. 1918 - 1920 Nach der Auflösung der Habsburger Monarchie und damit auch des Königreichs Ungarn wird Siebenbürgen zu einer rumänischen Provinz mit zentralistischer rumänischer Verfassung (1923). Zwangsmaßnahmen gegen die Sachsen fördern die geistige Verbundenheit mit Deutschland. 1930 - 1940 Die politische Radikalisierung aller Volksgruppen in Rumänien erfasst auch die Sachsen, die sich in großer Zahl für die NS-Idologie empfänglich zeigen. 1930 leben rund 237.000 Sachsen in Siebenbürgen. 1940 - 1944/47 Nordsiebenbürgen fällt wieder an Ungarn. 1941 Rumänien tritt auf deutscher Seite in den Zweiten Weltkrieg ein. Ein Großteil der sächsischen Wehrpflichtigen kämpft in reichsdeutschen Verbänden. 1944 Rumänien wechselt auf die Seite der Alliierten und wird von sowjetischen Truppen besetzt. Rund 40.000 Sachsen, besonders aus Nordsiebenbürgen, werden evakuiert oder flüchten. 1945 Die sowjetischen Machthaber deportieren etwa 35.000 Männer und Frauen in Zwangsarbeitslager. Tausende von ihnen kommen um. Männer und Frauen in Zwangsarbeitslager. Tausende von ihnen kommen um. 1944 - 1947 Rumänien wird schrittweise in einen totalitären kommunistischen Staat umgewandelt. Die deutsche Minderheit wird enteignet und entrechtet, auch wenn in den 50er–Jahren einige Maßnahmen wieder zurück genommen werden. 1965 - 1989 Unter der Herrschaft Ceaucescus führen Verelendung, Repressionen und erzwungene Rumänisierungsmaßnahmen zu einem wachsenden Auswanderungswillen der deutschen Minderheit. Ein Abkommen zwischen Rumänien und der Bundesrepublik Deutschland regelt die Möglichkeiten zur Aussiedlung der Siebenbürger Sachsen. 1976 1989 - 1992 Die Auswanderungswelle der deutschen Bevölkerung hat das Erlöschen der sächsischen Präsens in Siebenbürgen zur Folge. Heute leben gerade noch rund 17.000 – meist ältere – Sachsen in Siebenbürgen. Ortschaften: "Büchel" bei Hundertbücheln: Eine im Siebenbürgischen Hochland häufige landschaftliche Eigenart sind die Rutschungshügel, auch "Büchel" genannt. Zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert entfaltete sich in Siebenbürgen das landschaftsprägendes System Kirchenburgen und Wehrkirchen. Kirchenburg Honigberg: Die romanische Basilika enstand zwischen dem 14. und 15. Jahrhundert, die Wehranlagen zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert. Auf einem Hügel inmitten der Ortschaft Birthälm erhebt sich die Kirchenburg, die seit 1993 zusammen mit dem Ortskern dem Weltkulturerbe der UNESCO angehört. Vom 13. Jh. bis 16. Jh. erleben die sächsischen Städte ihre wirtschaftliche Blütezeit. Zu diesen Niederlassungen gehörte neben Kronstadt, Bistritz auch Schäßburg und Hermannstadt. Persönlichkeiten Johannes Honterus (um 1498–1549) Humanistischer Reformator und Schriftsteller ("Kosmographie) aus Kronstadt Samuel von Brukenthal (1746–1813) Politiker in österreich-habsburgischen Diensten aus Hermanstadt; Leiter der siebenbürgischen Hofkanzlei in Wien und Landesgouvernator Rudolf Brandsch (1880–1953) Lehrer und Abgeordneter im ungarischen Parlament (1910–1918), dann im rumänischen (1919–1933), anschließend Vorsitzender der Deutschen in Rumänien Schlesien: Geschichtsüberblick: 10. - 12. Jh. Das Herzogtum Schlesien untersteht zusammen mit den polnischen Herzogtümern der Piasten-Dynastie. 12. - 14. Jh. Die Intensivierung der mittelalterlichen deutschen Ostsiedlung hat einen verstärkten Landesausbau und die Errichtung von Dörfern, Städten und Klöstern zur Folge. Die slawischen Bewohner nähern sich sprachlich und kulturell den deutschen Siedlern an. Schlesien entwickelt sich in dieser Zeit zu einer festgefügten deutschen Siedlungslandschaft. 13.-17. Jh. Schlesien wird in mehrere kleine Herzogtümer aufgeteilt. 14. Jh. Schlesien wird Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. 1420 - 1436 In den Hussitenkriegen wird das Land stark in Mitleidenschaft gezogen. 1526 Schlesien fällt an die Dynastie der Habsburger. 16. Jh. Der Großteil der Schlesier tritt zur lutherischen Kirche über. Die Gegenreformation (Rekatholisierung) im 17. Jh. hat nur in Oberschlesien Erfolg. 1618-1648 Im 30-jährigen Krieg werden große Teile Schlesiens ausgeplündert und zerstört. 17./18. Jh. Schlesien mit seinem Zentrum Breslau entwickelt sich zu einem Zentrum deutschsprachiger Literatur und mitteleuropäischer Wissenschaft. 1763 Rund 90 Prozent des schlesischen Gebiets fallen an Preußen. Das Gebiet um Troppau, Jägerndorf, Freiwaldau, Jauernig, Freudenthal und Teschen bleibt bis 1918 bei Österreich und wird deshalb als Österreichisch-Schlesien bezeichnet. 19. Jh. Die deutsche Nationalstaatsidee kann sich entfalten. Gleichzeitig führt die Industrialisierung zu einem rasanten Bevölkerungswachstum, aber auch zur Verarmung von Arbeitern und Kleinbauern, die 1844 im Weberaufstand in Oberschlesien ihren Ausdruck findet. 1918/1921 Große Teile Oberschlesiens und ein kleiner Grenzstreifen Niederschlesiens fallen an den neugegründeten polnischen Staat, obwohl sich in der Volksabstimmung 60 Prozent der Bevölkerung für den Verbleib bei Deutschland aussprechen. 1921-1939 Die deutsche Bevölkerung leidet unter den national motivierten Polonisierungsmaßnahmen. nach 1933 Nach der Machtergreifung der NSDAP setzt eine gezielte Verfolgung von Oppositionellen und Juden ein. 1939 Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wird der polnische Staat aufgelöst. Die seit 1919 verlorenen Gebiete werden dem Deutschen Reich einverleibt. ab Januar 1945 Aus Furcht vor der Roten Armee flüchten große Teile der Bevölkerung in den Westen. "Wilde Vertreibungen" und Gewalttaten gegen die deutsche Zivilbevölkerung begleiten die Massenflucht. 1945 - 1948 1945 Etwa 90 Prozent der deutschen Bevölkerung wird aus Schlesien vertrieben. Die polnische Regierung siedelt statt dessen ostpolnische (Galizien, Weißrußland) und zentralpolnische Kolonisten an. Auf den Konferenzen von Jalta und Potsdam werden alle Gebiete des Deutschen Reiches östlich von Oder und Neiße bis zum Abschluss von Friedensverträgen unter polnische bzw. sowjetische Verwaltung gestellt. 1970/1990 Schlesien wird durch mehrere polnisch-deutsche Verträge ein Teil des polnischen Staates. nach 1989 Die deutsche Minderheit in Oberschlesien wird nach jahrzehntelanger Unterdrückung und Benachteiligung rehabilitiert. Ihre Rechte als Minderheit im polnischen Staat werden im Wesentlichen gewährleistet und sollen in Zukunft weiter ausgebaut werden. Persönlichkeiten Hl. Hedwig von Andechs-Meranien (1178/1180-1243) Verheiratet mit Herzog Heinrich I. von Schlesien, trat sie 1202 ins Zistersiennerinnenkloster Trebnitz ein; 1267 heiliggesprochen ist sie zur schlesischen Nationalheiligen geworden Andreas Grypius (1616-1664) Philosoph, Barockdichter ("Leo Arminius") und Jurist ("Privilegia Glogoviensia") aus Glogau; Mitglied der Ständeversammlung in Glogau Paul Ehrlich (1854-1915) Mediziner aus Strehlen; Nobelpreisträger für Medizin (1908); bahnbrechende Entdeckungen im Bereich der Immunitätsforschungen Joseph von Eichendorff (1788-1857) Romantischer Schriftsteller und Dichter aus Lubowitz: "Aus dem Leben eines Taugenichts", "Ahnung und Gegenwart", "Die Freier" Gerhart Hauptmann (1862-1946) Schriftsteller aus Ober-Salzbrunn: "Vor Sonnenaufgang", "Die Weber" Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) Evangelischer Theologe aus Breslau; als Mitglied der Bekennenden Kirche von den Nationalsozialistischen in Flossenbürg hingerichtet. Donauschwaben, Banater Schwaben, Sathmarer Schwaben und Ungarndeutsche Geschichtsüberblick: 1541 Die zentralen und südlichen Teile des historischen Ungarn fallen an die Osmanen. 1716 - 1718 Die „Heilige Liga“ unter der Führung des Hauses Habsburg kann die osmanischen Teile Ungarns in den beiden „Großen Türkenkriegen“ erobern. Türkenkriegen“ erobern. 1687 - 19. Jh. Die Wiener Regierung siedelt ausgewählte Kolonisten in den entvölkerten Gebieten an. Die deutschen Siedler stammen dabei vor allem aus süddeutschen Landschaften wie dem Böhmerwald, Franken, den habsburgischen Vorlanden, Hessen-Darmstadt, Lothringen, Niederösterreich, der Oberund Rheinpfalz, Oberschwaben, der Steiermark, Württemberg und Baden. Ursache für die Abwanderung nach Ungarn waren vor allem die durch Kriege verwüstete Heimat, hohe steuerliche Belastungen, die Abhängigkeit von den Grundherren, Landmangel oder eine ungünstige rechtliche Position innerhalb der Dorfgemeinschaft sowie der allgemeine Wunsch nach einem „besseren Leben“. 1722 - 1787 Mehrere Schwabenzüge bilden den Höhepunkt der von Wien aus angefachten Kolonisation. Die Siedler erhalten meist umfangreiche steuerliche und rechtliche Vergünstigungen, sowie ausreichend Grund und Boden. Sowohl die Produktion von Agrargütern als auch das Städtewesen werden maßgeblich von den deutschen Kolonisten mitgeprägt und auf ein hohes Niveau gebracht. Die Schwerpunktregionen mit teilweise größeren geschlossenen schwäbischen Siedlungslandschaften liegen in der Schwäbischen Türkei (mit dem Zentrum Pécs/Fünfkirchen), in der Batschka, im Banat (Temeschburg, Arad, Groß Betschkerek), im Ofener Bergland mit dem Zentrum Pest (heutiges Zentralungarn mit Budapest), in Syrmien, Slawonien dem Komitat Sathmar (Sathmarer Schwaben). Eine Sondergruppe stellen die nach Siebenbürgen zum Teil gewaltsam umgesiedelten österreichischen Lutheraner (Landler) dar. 1890 Wirtschaftskrisen führen zur Auswanderung von mehreren zehntausend Schwaben nach Amerika. Diese wiederholt sich nach dem Ersten Weltkrieg. vor 1900 - 1944 Eine kleine deutsche Elite versucht, die unpolitisch und nicht deutschnational ausgerichteten schwäbischen Bauern für ihre nationalen Zwecke zu mobilisieren. bis 1920 Ungarn versucht die deutsche Bevölkerung (rund 550.000 Personen = 6,9 Prozent der Gesamtbevökerung) zu magyarisieren und sie geistig und politisch auf Ungarn auszurichten. Dennoch gibt es wenig Spannungen zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen. Konflikte entstehen auf Grund sozialer Gegensätze. Die übergroße Mehrheit der „Schwaben“ integriert sich auf eigene Initiative in die ungarische Gesellschaft und vollzieht neben dem Identitätswechsel hin zur „modernen“ ungarischen Nation oft auch einen Sprachwechsel. auch einen Sprachwechsel. 1920 Nach dem Ersten Weltkrieg werden die Siedlungsgebiete der Schwaben auf mehrere Staaten verteilt: Die Schwäbische Türkei bleibt bei Ungarn, ein Teil der Báranya fällt an Jugoslawien. Die Batschka fällt an Jugoslawien (heute Teil der Wojwodina). Das Banat wird zwischen Jugoslawien und Rumänien aufgeteilt. Das Ofener Bergland mit dem Zentrum Budapest bleibt bei Ungarn. Syrmien und Slawonien fallen an Jugoslawien. Das Komitat Sathmar (Sathmarer Schwaben) fällt größtenteils an Rumänien, nur ein kleiner Teil bleibt bei Ungarn. um 1920 In Jugoslawien sprechen etwas mehr als vier Prozent der Gesamtbevölkerung deutsch als Muttersprache, die meisten in der Wojwodina nach 1920 Das Banat verliert seine traditionellen Absatzmärkte und muss deshalb große wirtschaftliche Rückschläge hinnehmen. 1933 - 1945 Im Vergleich zu großen Teilen der Siebenbürger Sachsen und der Sudetendeutschen sympathisieren die schwäbischen Bevölkerungskreise weniger mit der nationalsozialistischen Ideologie. ab 1944 Die deutsche Bevölkerung aus den schwäbischen Siedlungsgebieten wird vertrieben. 1944 - 1945 Jugoslawien vertreibt die Deutschen, zu denen auch die Deutschösterreicher aus der Untersteiermark und der Krain (Gottschee) gehören, auf äußerst brutale Art. Viele kommen in Arbeits- und Konzentrationslagern um. 1944 - 1947 Ungarn vertreibt rund die Hälfte der Deutschen und enteignet die noch verbliebene deutsche Bevölkerung. Ihre Magyarisierung wird vorangetrieben. 1944 - 1945 In Rumänien (Banat, Sathmar) werden die Deutschen kollektiv enteignet und große Teile der Banater Schwaben in die Sowjetunion verschleppt. Eine geringere Zahl flüchtet. 1950er Jahre Zahlreiche Banater Schwaben werden vom rumänischen Staat in die Baragan Steppe deportiert. Die zurückgebliebenen Deutschen unterliegen massiven Repressalien. 1970 - 1995 Bis auf eine kleine überalterte Gruppe wandern alle Banater und Sathmarer Schwaben (2000 noch rund 30.000-35.000) in die Bundesrepublik Deutschland aus. 1991 Syrmien wird zwischen Kroatien und (Rest)Jugoslawien geteilt. Slawonien wird Teil Kroatiens. 1992 Rund 15.000 Sathmarer Schwaben, davon gerade noch 5500 mit deutsch als Muttersprache, und etwa 25.000 Banater Schwaben leben noch in Rumänien. Persönlichkeiten: Jakob Bleyer (1874-1933) Aus der Batschka gebürtiger Germanist und Politiker in der ÖsterreichischUngarischen Monarchie; 1919-1920 ungarischer Nationalitätenminister Ignaz Philipp Semmelweis (1818-1865) Deutscher Arzt aus Budapest; Entdecker der desinfizierenden Prophylaxe Adam Müller-Guttenbrunn (1852-1923) Schriftsteller mit verschiedenen Pseudonymen (u.a. Ignotus) aus Gutenbrunn im Banat: "Deutscher Kampf. Erzählungen von Schwaben und Madjaren", "Sein Vaterhaus", "Dämonische Jahre", "Lenau, das Dichterherz der Zeit" Danzig, Posen und Westpreussen Ostbrandenburg und Pommern 1. Danzig, Posen und Westpreussen Geschichtsüberblick: 10. Jh. - 1795 Das spätere Posener Land und Teile Westpreußens (geographisch etwa identisch mit Pomerellen) werden unter dem Begriff "Großpolen" zu einem der beiden politischen Kerngebiete des polnischen Herzogtums und späteren Königreichs. 997 Die Stadt Danzig wird erstmals schriftlich erwähnt. 1309/1344 Danzig fällt an den Deutschen Orden. Die Marienburg wird Residenz der Hochmeister. 1466 Westpreußen mit Danzig, Thorn, Elbing und Marienburg sowie das Ermland fallen an Polen. Der deutschsprachige Adel und die deutsche Stadtbevölkerung integrieren sich in den polnisch-litauischen Staat. 16. - 18. Jh. Mit der der Reformation nimmt ein Großteil der deutschen Bevölkerung das Luthertum bzw. den Calvinismus an. 17. Jh. - 1721 In den nordischen Kriegen werden die Gebiete des späteren Westpreußen mehrfach verwüstet und erheblich entvölkert. 1772/1793 Nach den polnischen Teilungen fallen Danzig (1807-1814 unter französischer Oberhoheit Freie Stadtrepublik), das Posener Land, Westpreußen und das Teile des Herzogtums Preußen an das Königreich Preußen. 1815 - 1918 Pommern ist als preußische Provinz Teil des Deutschen Bundes bzw. des Zweiten Deutschen Kaiserreichs. 1824 - 1878 West- und Ostpreußen werden in der gemeinsamen Provinz Preußen zusammengefasst. nach 1830 Deutsche und polnische Nationalbewegungen prallen zunächst vor allem im Posener Land aufeinander. 1918/1920 Polen wird als eigenständiger Staat wieder errichtet. Im Friedensvertrag von Versailles müssen Posen und rund 90 Prozent der Provinz Westpreußen an Polen abgetreten werden. Danzig und seine Umgebung wird ein Freistaat unter Völkerbundaufsicht. nach 1919 Die strengen Polonisierungsmaßnahmen führen zu Flucht und Abwanderung von mehreren hunderttausend Deutschen aus Westpreußen und dem Posener Land. 1939 Nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen werden die Reichsgaue Danzig-Westpreußen und Wartheland gegründet. Im so genannten "Warthegau" wird die polnische Bevölkerung durch deutsche Umsiedler aus dem Baltikum, Galizien und Wolhynien ersetzt. 1945 Nach der sowjetischen Eroberung Westpreußens und des Posener Landes, die danach wieder einen Teil Polens werden, beginnen Flucht und brutale Verteibung der gesamten deutschen Bevölkerung. 1990 Die Bundesrepublik Deutschland erkennt in den 2+4 Verträgen zur Deutschen Einheit die polnische Westgrenze endgültig an. Ostbrandenburg und Pommern Geschichtsüberblick: 1181-1806 Das Herzogtum Pommern untersteht dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. 1150 - um 1422 Die brandenburgischen Markgrafen dehnen ihren Machtbereich auf die Gebiete östlich der Oder aus: Sie errichten die so genannte Neumark. bis um 1500 Die letzten slawisch sprechenden Bevölkerungsgruppen gehen in der deutschsprachigen Bevölkerung auf. 12. Jh. - 1637 Die Dynastie der Greifen herrscht über die selbstständigen Herzogtümer Pommern. 1648 Pommern wird in ein brandenburgischen (Hinterpommern) und einen schwedischen Teil getrennt. 1679/1720/1815 Das Kurfürstentum bzw. Königreich Preußen erwirbt schrittweise die schwedischen Teile Pommerns. 1815 - 1918 Pommern und Brandenburg gehören als preußische Provinzen zum Deutschen Bund (bis 1866), Norddeutschen Bund (bis 1871) und zum Deutschen Kaiserreich (bis 1918). Anfang 20. Jh. Die ungünstige Agrarstruktur (bäuerliche Monokultur) führt in Pommern zur Verarmung der Bevölkerung. 1918-1945 Pommern und Brandenbrug sind Teile der Weimarer Republik und des Dritten Reiches. 1945 Januar und Februar wird Brandenburg östlich der Oder von sowjetischen Truppen besetzt und die noch nicht geflüchtete deutsche Bevölkerung vertrieben. 1945 Die Abkommen von Jalta und Potsdam stellen Pommern und Brandenburg östliche der Oder unter polnische Verwaltung. 1945-1947 Die gesamte deutsche Bevölkerung östlich der Oder und aus dem Raum Stettin und Swinemünde wird vertrieben. Der totale Bevölkerungsaustausch löscht Hinterpommern als spezifische Kulturlandschaft mit seinem eigenständigen Charakter aus. Teile Vorpommerns werden als ehemalige sowjetische Besatzungszone Bestandteil der Deutschen Demokratischen Republik. Die Bundesrepublik Deutschland erkennt in den 2+4 Verträgen die polnische Westgrenze an. Vorpommern wird als Mecklenburg-Vorpommern ein Bundesland der Bundesrepublik. 1949-1990 1990 als Mecklenburg-Vorpommern ein Bundesland der Bundesrepublik. Orte/Städte: Danzig Die Stadt erlebte vom 15. bis 17. Jahrhundert seine Blütezeit als wichtigster Exporthafen. Marienburg Stettin an der Oder mit Hakenterasse und einstigem Herzogsschloss Landsberg/Warthe in Pommern Köslin in Pommern Küstrin in Brandenburg Persönlichkeiten: Nicolaus Kopernikus (1473-1543) Astronom und humanistischer Gelehrter aus Thorn in Westpreussen. Arthur Schopenhauer (1788-1860) Mediziner und Philosoph; Hauptwerk "Die Welt als Wille und Vorstellung". Günther Grass (geb. 1929 in Danzig) Schriftsteller und Nobelpreisträger für Literatur ("Die Blechtrommel"). Rudolf Virchow (1821-1902) Begründer der Sozialmedizin, Pathologie und Zellmediziner. Wernher von Braun (*1912) Pionier der Weltraumfahrt aus Wirsitz/Posen; seit 1946 in den Vereinigten Staaten mit den vorbereitenden Forschungen zur angestrebten Mondlandung befasst