Fundstück: Kreba Abschrift: Oberlausitzer Gemeinde-ABC. (Artikelreihe in "Die Kirche", 1950 bis 1952) Das Pfarrdorf Kreba ist durch seine Lage inmitten der Teiche und Wälder, über die hinweg an klaren Tagen die „blauen Berge“ der Lausitz zu sehen sind, Kennern landschaftlicher Schönheit bekannt. Die geheime Schönheit seiner Teichwelt ist in den letzten Jahren durch die Drechsler’schen Bücher „Teichsommer“ und „Die Kraniche vom weißen Lug“ in weite Kreise getragen worden. Von Kreba aus führt eine gute Straße über das eingepfarrte Dorf Neudorf zur Bahnstadion Mücka an der Strecke Horka- Falkenberg. Das Dorf Mücka wird durch den „Schwarzen Schöps“ geteilt. Der größere Teil des Dorfes gehört kirchlich zu Kreba, der kleinere Teil jenseits des Schöps hinter der Mühle gehört kirchlich zu Förstgen. Diese Grenze zwischen den Parochien ist zugleich die Grenze zwischen den Kirchenkreisen Weisswasser und Niesky. Außer diesen Dörfern gehört zur Parochie Kreba noch das östlich des Pfarrdorfes gelegene Zschernske mit den Gehöften an der Lache. In diesen Orten wohnen etwa 1900 Evangelische. Die frühest geschichtlich greifbare Nachricht über Kreba stammt aus dem ersten Jahrzent des 15. Jahrhunderts. In Besitzakten und Rechtsakten lesen wir den Namen in seinen wechselnden Schreibweisen: Crobe, Kröbe, die Creybe, die Crebe, Krebe, Kreba. Die Deutung des Namens, der wahrscheinlich wendensorbischen Ursprung ist, geht in zwei Richtungen. Entweder er kommt vom wendischen Khribjet- Rücken, (so Professor Mucke in seinem wendischen Ortsnamenverzeichnis), oder er ist abgeleitet von kehrjebi - am Graben, am Fluß (nach der Deutung, die Pfarrer Mietschke gab: „ein an einem durch Damm aufgefangenen Flusse erbautes Dorf“). Für erstere Deutung kann man auf den 14m hohen Höhenrücken südwestlich des Dorfes hinweisen. Letztere Deutung geht jedoch auf das Besondere der Lage Krebas besser ein. Allmählich hat Kreba unter den umliegenden Dörfern wohl einige wirtschaftliche Bedeutung erlangt, denn es wird unter dem Datum des Pfingstsonntages des Jahres 1490 durch den böhmischen König und Lausitzer Markgrafen Wladislaus auf Bitten der Baruthe Herren Jobst und Christoph von Gersdorf zum Marktflecken erhoben. Eine bedeutende Wandlung im Leben des Dorfes trat ein, als Christoph von Gersdorf auf Baruth 1519 seinen großen Besitz unter seine sieben Söhne teilte. Dadurch wurde Kreba Sitz eines selbständigen Lehnsherrn. Mücka mit Neudorf wurde ebenfalls eine selbständige Herrschaft. In diesem“ Baruther Teilungsvertrag“ geschieht auch erstmalig des Eisenhammers Erwähnung, der bis 1856 dem Dorfe, zeitweilig mit beachtlichen Erträgen, ein besonderes Gepräge gab. An diese Zeiten erinnert heute noch der Gasthof „Zum Eisenhammer“. 1607 kommen Gut und Dorf Zschernske durch Kauf zur Herrschaft Kreba. 1737 werden Mücka und Kreba vereinigt von Gottlob Friedrich Freiherr von Gersdorf. Diese Entwicklungen in den Besitzverhältnissen haben ihre Wirkung auf das kirchliche Leben ausgeübt, denn soweit wir die Geschichte der Kirche zurückverfolgen können, war die Kirche immer grundherrliches Patronat, bis dasselbe 1936 im wirtschaftlichen Zusammenbruch der Güter aufgelöst wurde. Die Kirche wurde mit einem Waldstück von 27,75 ha Größe abgefunden, welches 1942 an den Staat für 11.000 RM verkauft wurde. Über die Anfänge eigenen kirchlichen Lebens in Kreba kann zunächst nur eine negative Aussage gemacht werden: in der Meißner Bistumsmatrikel von 1346 ist neben anderen Oberlausitzer Pfarrstellen auch Kreba nicht genannt. Also dürfen wir in der Annahme einer eigenen Kirche über dieses Jahr nicht hinausgehen. War das Jahr 1490 der Anstoß, nun dem zum Marktflecken gewordenen Orte eine eigene Kirche zu geben? Oder war es das Jahr 1519, in dem eine eigene Patronatsherrschaft ihren Einzug hielt? Fest steht, daß um 1530 Pfarrer und Kirche vorhanden waren, daß 1531 die Kirche eine Glocke erhielt, daß in dieser Kirche deutsch und wendisch gepredigt wurde. Diese erste Kirche stand nach Vermutung des Pfarrer Johann Mietschke (1809-1841 in Kreba) außerhalb des damaligen Dorfes an der Straße nach Neudorf auf einem etwa 2 Morgen großen sandigen Grundstück, das als neuer Kirchhof dienen sollte. Es ist der Platz, auf dem heute die Grundstücke von Bierbrach und Polack stehen. Die alte Pfarre aber stand wohl im Garten der Schenke, bis sie 1632 an der heutigen Stelle neu erbaut wurde. Der erste Pfarrer, dessen Name uns bekannt wird, ist Petrus Sutorius, gebürtig aus Muskau. Wir wissen von ihm aus einem Verzeichnis der Pfarrer im Fürstentum Sagan, daß er 1532 von Kreba nach Kottwitz bei Sagan kam als einer der Pfarrer, welche König Ferdinand I. in seinen Landen ihres verheirateten Standes wegen nicht duldete. Weiter wissen wir von ihm, daß er 1540 von Luther in Wittenberg ordiniert wurde. Der nächste uns bekannte Krebaer Pfarrer war Bartholomäus Paulitz, geboren in Wittichenau, der zunächst als Schulmeister hier tätig war und 1554 als Pfarrer berufen wurde. 1617- 1631 hatte die Pfarrstelle George Bruccatius inne. Wärend seiner Amtszeit ging das Gut - und damit die Patronatsrechte und -pflichten - von Christoph von Gersdorf auf Hans Rudolf I. von Bischofswerda im Jahre 1620 über. Dieser Patronatsherr nahm seine kirchlichen Pflichten sehr ernst. Auf sein Betreiben wurde 1625 „die Kirche aus dem Grunde neu erbaut“. Er schenkte zu dem Bau 1100 Taler. Die Größe der Gabe kann man daraus ersehen, daß der Kauf des ganzen Gutes fünf Jahre zuvor 30.000 Taler erfordert hatte. Noch fehlten Kanzel und Taufstein oder waren nur in einfachster Form vorhanden. Auch der Turm dürfte zunächst ein Provisorium gewesen sein, denn wir hätten von dem Bau eines neuen Turmes im Jahre 1647, wie wir 1641 von der Anschaffung des Taufsteines und 1643 von der Anschaffung der Kanzel hören müssen. Bereits 1626 starb dieser Förderer des kirchlichen Lebens. Die neue Kirche stand nunmehr inmitten des Dorfes auf der Dorfaue, und man bemühte sich allezeit, diesen Platz schön und ansehnlich zu gestalten. So umpflanzte man ihn 1676 mit Linden, deren letzter Zeuge wohl die in den dreißiger Jahren des jetzigen Jahrhunderts gefällte uralte Linde am Parktor gewesen ist. Doch wir sind mit einigen der eben gemachten Angaben bereits in die Amtszeit des Nachfolgers des Pastors Bruccatius übergegangen. 1631, in dem Jahre, da die Kroaten das Dorf plünderten und dabei die wertvollen goldenen Altargeräte raubten, folgte Pastor Bruccatius einem Rufe nach Klitten. Ihm folgte im Amte in Kreba Ernst Büttner, der 1609 in Spremberg geboren und am 14. Mai 1632 in Wittenberg von D. Röder ordiniert worden war. Seit Exaudi 1632 bis zu seinem Tode am 26. Mai 1686 diente er 54 Jahre lang seiner Gemeinde. Alles, was während seiner Amtzeit sich zutrug, hat er in einer Chronik, die auch die Katastrophe von 1945 überdauert hat, niedergeschrieben. Wir erfahren von den schweren Kriegsjahren 1631, 1636, 1637, 1642,von den gefährlichen Hochwassern 1637, 1651, 1655, 1670, welches das schwerste Hochwasser gewesen ist, auch von der Feuersbrunst in Zschernske, wo 1634 der Gutshof und zwei Bauernhöfe niederbrannten, von der Feuersbrunst, die 1638 ganz Mücka einäscherte. All diese Nöte hat er fürbittend mit seiner Gemeinde getragen. Selbst mitbetroffen wurde er von der Feuersbrunst, die die abziehenden Schweden unter Torstenson 1643 anlegten. Pfarrhaus, Kretscham und zwei Bauernhöfe wurden der Raub der Flammen. Aber bereits 1644 war das Pfarrhaus wieder aufgebaut. Tief hat sich in die Erinnerung der Krebaer bis heute das große Peststerben vom Jahre 1634 eingeprägt. Der Pfarrer war in die Lachhäuser gezogen und reichte im Kahnicht an der Südostecke des Lachteiches 84 Personen das heilige Abendmahl, von denen am folgenden Morgen 37 an der Pest starben, denen noch 135 Opfer im gleichen Jahre folgten. Noch heute sind die Pestgräber, wenn auch nicht einzeln, so doch in der Gesamtanlage draußen am Lachteich erkennbar. Nach all den schweren Erlebnissen der Kriegsjahre erscholl auch endlich in Kreba das edle Friedenswort. Das Friedensfest wurde am 11.August 1650 begangen. Aber die im Kriege erschütterten Herzen waren schreckhaft gelieben. Büttner berichtet angesichts der Sonnenfinsternis 1652 und des 1655 erscheinenden Kometens, die als Gottes Strafgerichte gedeutet wurden, folgendes: „Es war damals eine solche Furcht unter das Volk gekommen, daß ich den hundertsten Teil nicht sagen darf. Das Volk in den Städten kommunizierte in den Wochentagen gar häufig. An vielen Orten wurden täglich Gebetsstunden gehalten, das Volk wollte weder Hofedienste verrichten, noch selbst etwas arbeiten. Sie gedachten, wir werden es ja nicht mehr bedürfen…“ Schon dämmerte eine neue Gefahr auf, Türkengefahr. Sie wurde der Anlaß für das Schlagen der Betglocke nach dem Tageszeitengeläute. Büttner berichtet dazu aus dem Jahre 1663: „Am Tage St. Johannis des Täufers wurde auf gnädige Anordnung des Kurfürsten zu Sachsen die Verordnung erlassen, täglich die Betglocke zu schlagen und das allgemeine Gebet in allen Betstunden und Predigten abzulesen, wider die Gefahr des Erbund Erzfeindes, des Türken“. Dieser Brauch wurde bis jetzt beibehalten. Am 7.Mai 1681 traf erneut schweres Unglück Pfarrer und Gemeinde. An diesem Tage brannte die Kirche und die Pfarre und wahrscheinlich auch die Schule ab. Es gelang, wenigstens die Glocken zu retten. Eine alte Glockeninschrift berichtete davon: „1531 bin ich gegossen, 1681 wurden wir 3 Glocken aus dem Feuer gerissen und vom Turm geschmissen“. Wieder war es ein Hans Rudolph von Bischofswerda, der den Aufbau von Kirche und Pfarre und wohl auch der Schule förderte. Geld und Materialspenden aus der Umgegend flossen reichlich, und so konnte die neue Kirche unter sehr großer Beteiligung der Nachtbarschaft - der Platz soll für die vielen Gäste nicht gereicht haben - am11.November 1685 geweiht werden. Seitdem feiert Kreba seine Kirchweih immer an dem Sonntage, der dem 11.November am nächsten liegt. Die neue Kirche wurde an der bisherigen Stelle errichtet. Die Männeremporen und die beiden Herrschaftslogen, die Krebaer und die Mückaer, wurden wie in der bisherigen Kirche eingebaut. Frau Anna Sophie von Rückhardt, geb. von Haugwitz, stiftete 1685 den Altar und später – 1711 - die so wunderbar dem Raume angepaßte Kanzel. Eine Orgel wird erstmals 1712 erwähnt. Eine neue Orgel wird am 31. August 1775 fertiggestellt von dem Orgel - und Instrumentenbauer Johann Gottlieb Riedel aus Klix. Von vornherein ist wohl eine Uhr auf dem Turme vorgesehen gewesen. Wann sie angeschafft wurde, ist nicht mehr bekannt. Sie wurde jedenfalls 1785 und 1801 gründlich renoviert. In den Jahren von 1711/12 bis um die Mitte des 19.Jahrhunderts sind wesentliche Ereignisse im kirchlichen Leben nicht zu nennen. Die auf Pfarrer Büttner folgenden Pfarrer sind: Peter Schirach aus Schidlau bei Kamenz 1686 - 1727, Jakob Rätze aus Welka bei Meissen 1728 - 1751, Gottlob Christoph Lange aus Uhyst 1752- 1776, Andreas Benad aus Weissig 1776- 1777, Johann Mros aus Brösa bei Bautzen 1777 - 1782. Er ging nach Wilthen und vermachte der Kirche bei seinem Weggange eine kostbare Ausgabe der Werke Luthers vom Jahre 1602 in acht Bänden, wovon jedoch ein Band 1945 verlorengegangen ist. Sein Nachfolger, Johann Wehle aus Kumschütz bei Bautzen – 1782 – 1793 - bereicherte das wendische Gesangbuch. Er ist der Vater des Malers und Graphikers Heinrich Theodor Wehle, der gegenüber der Sakristei zu Füssen des Grabes seines Vaters bestattet liegt. Da sein Todestag 1952 sich zum 100. Male jährt, wird im Graphischen Kabinett des Görlitzer Museums eine Ausstellung seiner bedeutenden Arbeiten veranstaltet werden. Andreas Pannach aus Boblitz bei Bautzen 1793 - 1795, er ging von hier nach Kittlitz. Johann Breuer aus Postwitz 1795 - 1808, in seinem Sterbejahr 1808 wurde die steinerne Mauer um den Friedhof gebaut. Johann Mietschke aus Rachlau bei Hochkirch 18o9 - 1841. Er beschäftigte sich eingehend mit der Geschichte seiner Gemeinde. Hermann Delank, Pfarrersohn aus Gebelzig, 1842- 1881. Während seiner Amtszeit wird mit Unterstützung durch Patronin Gräfin Charlotte von Einsiedel die Kirche gründlichst renoviert. 1852 stiftete die Patronin die heute noch vorhandenen Glocken. Es geht die Sage, daß sie in die Glockenmasse eine Schürze Silber geschüttet habe. 1860 wurde östlich außerhalb des Dorfes der neue Friedhof angelegt. Während der Vakanz Pfarrstelle von 1881 - 1885 diente der Kantor und erste Lehrer Julius Herrmann Richter der Gemeinde mit Abhaltung deutscher und wendischer Lesegottesdienste und in der äußeren Verwaltung der Pfarrstelle. Friedrich Philipp Selle aus Promoisel auf Rügen 1885 – 1895. Während seiner Amtszeit erfolgte wiederum eine sehr gründliche Instandsetzung der Kirche. Bei der Gelegenheit erhielt sie auch ihre bunten Glasfenster, das Altarfenster als Geschenk des Patrons. In seiner Eigenschaft als Kreisschulinspektor begründete Pfarrer Selle die Schule in Mücka im Jahre 1892. Er promovierte 1890 in Halle zum Dr. phil. 1895 trat er in den Dienst der österreichischen evangelischen Kirche als Pfarrer in Meran, Steyr, Bad Ischl, Graz, Bad Aussee. Hier errichtete er Kirche und Pfarrhaus und begründete die Pfarrstelle. Er blieb in freundlicher Verbindung mit seiner ersten Gemeinde Kreba. Paul Handke aus Bojanowo 1895 - 1926. Auch er diente neben seinem Pfarramte den Gemeinden der Oberlausitz als Kreisschulinspektor. Während seiner Amtszeit wurde 1895 die Kirchenheizung angelegt, 1900 eine neue Turmuhr angekauft und der Friedhof erweitert, 1902 die heute noch Dienst tuende Orgel aus der Röhleschen Werkstatt aufgestellt, die vorher auf der Zittauer Ausstellung gestanden hatte. Die 1828 erbaute Schule wurde unter seiner Leitung 1907/08 durch einen praktischen Erweiterungsbau den erhöhten Bedürfnissen angepaßt, wobei der bisher über dem Schuleingange befindliche Spruch Jesaja 45,11 b: „Weiset meine Kinder und das Werk meiner Hände zu mir“ am Sims an der Stirnseite des Neubaues angebracht wurde. Die Schule wurde 1945 ein Raub der Flammen. Seinem Betreiben verdankt auch der erste Krebaer Sportplatz vom Jahre 1912 sein Entstehen. Heute besitzt Kreba einen neuen, modernen und sehr schön gelegenen Sportplatz. Wie viele seiner Amtsvorgänger, deren Grabsteine in die Südwand der Kirche eingelassen sind, hat auch Pastor Handke sein Grab auf dem alten Friedhofe gefunden. Mit besonderem Dank wird die Gemeinde seiner bei dem hundertjähhrigen Glockenjubiläum 1952 gedenken. Seiner Umsicht ist es zu verdanken, daß die Glocken im Kriege 1914/18 der Gemeinde erhalten blieben. Harald Theile aus Hamburg 1926 – 1931. Während seiner Amtszeit wurde am 1. Januar 1927 die Schwesternstation eingerichtet, die trotz großer wirtschaftlicher Schwierigkeiten dank des Opferwillens der Gemeinde bis jetzt gehalten werden konnte. Sie ist z.Zt. mit Schwester Martha Trautmann vom Mutterhause Emmaus - Niesky besetzt. Pastor Theile kam bei dem plötzlich in der Nacht vom 21. zum 22. Oktober 1930 ausbrechenden Brande des Pfarrhauses mit seiner Familie in höchste Lebensgefahr. Seine persönliche Habe einschließlich der kostbaren Bibliothek verbrannte, wärend die Kirchenakten und Altargeräte erhalten werden konnte. Er ging von Kreba nach Glogau, wo er im Juli 1939 starb, und wurde weiteren Kreisen durch seine Mitarbeit an Zeitschriften und durch seine Vertragsreisen bekannt. Hanns Matthes aus Breslau 1931 – 1944. Er ging 1944 von Kreba nach Oberweiden, Kreis Kreuzburg. Seiner Anregung verdankt die Festschrift zum 250 jährigen Kirchenjubiläum 1935 ihre Entstehung. Sie ist unter dem Titel „Bilder aus der Geschichte der Kirche und des Kirchspiels Kreba OL“ von Dr. Otto Richter, Studienrat i. R. dem Sohne des oben genannten Kantors Richter, erschienen. Nachdem beim Pfarrhausbrand von 1945 sämtliche Akten mit Ausnahme der Büttnerschen Chronik vernichtet sind, ist dies Büchlein besonders wertvoll geworden. Während der Amtszeit von Pastor Matthes erhielt die Kirche eine neue Ausmalung durch den Kirchenmaler Walter Rhaue - Görlitz. Bereits 1939 wurde Pastor Matthes zum Kriegsdienst eingezogen und tat bis Kriegsende als Kriegspfarrer Dienst. Er ist jetzt als Pfarrer in der Flüchtlingsgemeinde St. Arnold in Westfalen tätig. Sein Kriegsvertreter und nach seinem Weggange aus Kreba Vakanzvertreter war der Klittener Pfarrer Dr. Alpermann, welcher die Vertretung bis zur Flucht der Gemeinde im April 1945 inne hatte. Die im Mai heimkehrende Gemeinde fand in Kreba ein zu zwei Dritteln, in Mücka ein zur Hälfte zerstörtes, ausgebranntes, geplündertes Dorf vor, während die Verwüstungen in Neudorf nicht dieses Ausmaß hatten. Zu dieser äußeren Not kamen die inneren Nöte, die Trauer um die Angehörigen, die eines bitteren Todes auf den Straßen der Flucht gestorben waren, und die Ungewißheit über das Schicksal der Männer und Söhne, die zu Wehrmacht und Volkssturm eingezogen waren. Trotz dieser Nöte und Sorgen gingen alle sofort an die Aufräumungsarbeiten und die notwendigen landwirtschaftlichen Arbeiten heran, die sich besonders schwierig gestalteten, weil es in den Ställen an Vieh mangelte. Da nach der Heimkehr der Gemeinde eine pfarrerliche Betreuung zunächst nicht ereichbar war, wurden die Toten von einem Gemeindegliede, das das Vaterunser sprach, beerdigt. Zum ersten Gottesdienste nach all den furchtbaren Kriegserlebnissen versammelte sich die Gemeinde am 17. Juni 1945 im Gotteshause. Der Predigttext war Psalm 73,23 - 26. Gehalten wurden dieser Gottesdienst vom jetzigen Ortspfarrer Karl Garbe, geboren in Reichenbach O/L, bisher Pfarrer von Angersdorf, Kreis Kreuzburg O/S, nach vertretungsweiser Führung des Pfarramts endgültig in die Pfarrstelle berufen zum 20,Oktober 1947. Während im Halbkreis um die Kirche in Abständen von 30 bis 100 m fünfzehn Gebäude, darunter Pfarre, Schule und Kretscham, in den Kriegswirren abgebrannt waren, hatte die Kirche nur einen von selbst wieder erloschenen Brandherd im Gebälk des Kirchdaches aufzuweisen. Schlimm stand es um die Kirchenfenster, die durch die nahe Brückensprengung und durch ein in nächster Nähe explodierendes Geschoss zum größten Teil zerstört waren. Nachdem sie zwei Jahre lang notdürftig mit Pappe verkleidet gewesen waren, konnten sie 1948 noch vor der Währungsreform von Glasermeister Gruhn - Görlitz instandgesetzt werden. Die Kosten konnten aus Kollektenmitteln gedeckt werden. Der Wiederaufbau des Pfarrhauses war darum besonders schwierig, weil die meisten Einwohner von Kreba und Mücka an ihren eigenen Gebäuden große Schäden zu beheben hatten. Deshalb war die Beschaffung von freien Spitzen und ein Aufbringen von Baugeldern aus einer Sammlung nicht möglich. Mit Hilfe des Gustav- Adolf- Werkes, des Hilfswerks und des Konsistoriums in Görlitz und endlich durch die Aufnahme eines Baudarlehns ist es möglich geworden, den Bau ohne Sonderbelastung der Gemeindeglieder zu finanzieren. Die Leitung des Baues oblag Herrn Michalk, Zschernske. Sehr zu schätzende, dankbar angenommene Hilfe leisteten eine Reihe von Gemeindegliedern durch freiwillige Spanndienste. Wertvolle wirtschaftliche und fachmännische Beratung und Hilfe wurde uns vor allem durch Herrn Paul Kianek, Neudorf und Herrn Otto Schubert, Kreba, zuteil. Mitte Dezember 1949 konnte der Ortspfarrer aus der behelfsmäßigen Wohnung im Schloß mit seiner Familie in das Pfarrhaus umziehen. Kurz vor Weihnachten des gleichen Jahres erreichte die Gemeinde die Freundenbotschaft, daß die beiden großen Glocken, die im Kriege abgegeben werden mußten, zur Abholung in Chemnitz bereit ständen. Sofort wurden sie mit dem Lastwagen des Neudorfer Fuhrunternehmers Paul Kiank zusammen mit den Glocken von Collm, Horka und Ullersdorf abgeholt. Bei ihrer Einfahrt ins Dorf hatten sich die Bewohner in der Abendstunde, soweit sie abkömmlich waren, an der Straße versammelt, gerufen durch das Geläut der hier verbliebenen kleinen Glocke, und manch ein Mann entblößte voll Dankes sein Haupt. Mit ihrem ersten Geläute kündeten die Glocken in der Christnacht die frohe Botschaft: „Euch ist heute der Heiland geboren!“ Durch die Generalkirchenvisitation vom 20.Juni 1949 wurde die Gemeinde ermutigt, die Instandsetzung des seit langen Jahren verwahrlosten Friedhofs in Angriff zu nehmen. Die vom Ortspfarrer erbetene Visitation vom 26. - 28. Mai 1951 konnte feststellen, daß der mit einem von Herrn Paul Kiank - Neudorf gestifteten Eichenkreuz würdig geschmückte Friedhof sich in der kurzen Zeit zum gepflegtesten des Kirchenkreises entwickelt hat. Mächtig vorwärts getrieben wurde diese Arbeit durch eine Abordnung der Görlitzer Jungen Gemeinde, die im Rahmen einer Freizeit nach Ostern 1950 freiwillige Arbeit auf dem Friedhofe leistete. Ihnen gesellten sich freudige Helfer aus der Gemeinde bei. Die Arbeiten leitete der Älsteste Herr Bildhauermeister Hasse. An den Abenden riefen unsere Gäste die Jugend der Gemeinde zu Ausspracheabenden zusammen. Daraus ist die Junge Gemeinde Kreba erwachsen, der sich seit Herbst 1951 die Junge Gemeinde Mücka beigesellt hat. Der Kirchenchor wurde wiederbegründet im Herbst 1945 und sang erstmalig zum Totensonntag 1945. Die Kantorendienste und die Leitung des Kirchenchores wurden wahrgenommen bis Weihnachten 1945 von Fräulein Elsa Raabe - Mücka, bis Weihnachten 1949 von Herrn Kantor Blümel - Mücka, ab Weihnachten 1949 von Herrn Kantor Lenken, Kreba, der seit 1937 das Kantorat inne hat und 1949 aus Kriegsgefangenschaft zurückkehrte. Über das Singen in den Festgottesdiensten hinaus dient der Kirchenchor der Gemeinde in geistlichen Abendmusiken. Der Konfirmandenunterricht wurde im Juli 1945 aufgenommen. Die Christenlehre konnte erst im Oktober des gleichen Jahres begonnen werden, nachdem Pastor Garbe von der Vertretung der Pfarrstelle Reichwalde frei geworden war. Er fand in dieser Arbeit Unterstützung für Kreba durch seine Frau, für Mücka durch die Katechetin Fräulein Treblin - Förstgen Die Frauenhilfe findet sich seit 1946 wieder zusammen, das Männerwerk wurde im Herbst 1951 begonnen. Zu erwähnen ist noch, daß die Gemeinde, die 1945 ihre Toten in oft mühseligen Fahrten über Land auf den heimischen Friedhof heimholte, aus eigenen Antriebe die 67 fremden Toten, von denen nur der vierte Teil dem Namen nach bekannt ist, aus den Wäldern im Krebaer und Neudorfer Bereiche sobald als möglich auf den alten Friedhof umbettete. Sie fanden eine würdige Ruhestatt entlang der Ostmauer des Friedhofes zu Füßen des 1924 zur Amtszeit von Pastor Handke für die Gefallenen des ersten Weltkrieges errichteten wuchtigen steinernen Gedenkkreuzes. Diese kurze Darstellung aus Krebas kirchlicher Vergangenheit und Gegenwart möge ausklingen in dem Worte, das 1685 in lateinischer Sprache am Nordportale der Kirche in den Stein gehauen wurde und übersetzt so lautet: „Es erhalt uns sein Wort, und schützen mög uns die Kirche, sein woll’ mit Kreba allzeit der sternenlenkende Herrgott!“ (PF, Karl Garbe)