Elisabeth Schwarzkopf - Universität Mozarteum

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PERSÖNLICHKEITEN DER SALZBURGER MUSIKGESCHICHTE
EIN PROJEKT DES ARBEITSSCHWERPUNKTES
SALZBURGER MUSIKGESCHICHTE AN DER ABTEILUNG
FÜR MUSIKWISSENSCHAFT DER UNIVERSITÄT MOZARTEUM
ELISABETH SCHWARZKOPF
SOPRANISTIN
* 9. DEZEMBER 1915 IN JAROTSCHIN (POSEN)
† 3. AUGUST 2006 IN SCHRUNS (VORARLBERG)
„Drei Glücksfälle sollte man haben: Richtige Eltern, einen richtigen Lehrer und einen richtigen Mann“
(Da Capo), soll Elisabeth Schwarzkopf des Öfteren gesagt haben. Bereits ihr Elternhaus könnte in
Bezug auf die große musikalische Förderung, die der Sopranistin von Kindesbeinen an zuteilwurde,
als Glücksfall bezeichnet werden. Der Vater, ein Volksmusiksänger, und die Mutter, von Schwarzkopf
später als „erste Kritikerin“ (Da Capo) bezeichnet, ermöglichten ihr bereits mit sieben Jahren
Klavierunterricht, ab zehn erlernte sie zudem Orgel und Bratsche. Die richtige Gesangslehrerin hatte
Schwarzkopf allerdings nicht von Anfang an. Ab 1934 erhielt sie an der Berliner Musikhochschule
Unterricht bei der bekannten Liedsängerin Lula Mysz-Gmeiner, bei der sie jedoch zweieinhalb Jahre
lang fälschlicherweise als Altistin ausgebildet wurde. Auf Empfehlung des Baritons Karl SchmittWalter kam sie schließlich zu Maria Ivogün, die sich nicht nur hinsichtlich ihres außergewöhnlich
guten Unterrichts als weiterer Glücksfall erwies. Deren Mann, Michael Raucheisen, war ein
bekannter Pianist, der Schwarzkopf zumeist korrepetierte und sie auf ihre ersten Liederabende
vorbereitete. Ivogün und Raucheisen vermittelten der Sängerin technische Grundlagen und Stilgefühl
und halfen ihr bei der Entwicklung ihres unverwechselbaren, persönlichen Timbres.
Ihr Opern-Debüt gab Schwarzkopf 1938 als Blumenmädchen in Richard Wagners Parsifal an der
kleineren, dann in größeren Rollen wie beispielsweise Blondchen in Die Entführung aus dem Serail.
Diese Darstellung brachte den Dirigenten Karl Böhm 1942 dazu, Schwarzkopf an die Wiener
Staatsoper zu holen, wo sie bald Mitglied des Mozart-Ensembles wurde. Dort konzentrierte sie sich
bis zur Zerstörung der Oper 1945 vor allem auf die Rollen Rosina, Musette und eben Blondchen.
1946 gab Schwarzkopf in Wien ein Konzert unter der Leitung Herbert von Karajans, der anschließend
urteilte: „Sie ist die beste Sängerin, die wir uns wünschen können.“ (zit. nach Gavoty 1961) Im selben
Jahr lernte sie den Plattenproduzenten Walter Legge kennen, der ihr Mentor, Manager und dritter
Glücksfall werden sollte. Beide galten als sehr ehrgeizig und perfektionistisch. Bei Opernproben und aufführungen Schwarzkopfs pflegte Legge im Zuschauerraum zu sitzen und Notizen zu diktieren, die
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Berliner Staatsoper, wo sie auch Ensemble-Mitglied wurde. Es folgten erste Erfolge zunächst in
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der Sängerin manchmal sogar von der Seitenbühne aus überreicht wurden. 1948 gründete Legge das
London Philharmonia Orchestra, mit dem Schwarzkopf viele Aufnahmen einspielte. Auf die Frage,
warum sie nie Schmuck trage, antwortete sie einmal: „Vielleicht habe ich keine Juwelen, aber ich
habe ein Orchester!“ (Legge / Schwarzkopf 1982)
1948 debütierte sie als Gräfin Almaviva in Le nozze di Figaro bei den Salzburger Festspielen, fünf
Monate später an der Mailänder Scala, wo sie bis 1963 jede Spielzeit zwei bis drei Rollen übernahm.
Des Weiteren war sie von 1948 bis 1952 Mitglied der Covent Garden Opera in London und feierte
Erfolge bei den Bayreuther Festspielen, in Venedig, San Francisco und ab den 1960er Jahren auch an
der New Yorker Metropolitan Opera. Obwohl Schwarzkopf auf eher konservative, weniger moderne
Rollen spezialisiert war, engagierte sie sich für Igor Strawinskys Oper The Rake’s Progress, bei deren
Uraufführung in Venedig sie den Charakter Anne Trulove verkörperte.
1952, ein Jahr vor ihrer Hochzeit mit Walter Legge, stand sie zum ersten Mal als Marschallin in
Richard Strauss’ Rosenkavalier auf der Bühne – ein Rolle, mit der sie für immer in Verbindung
gebracht werden sollte. Dieser Charakter und die Donna Elvira in Mozarts Don Giovanni wurden zu
ihren Paraderollen, obwohl sie letztere nicht besonders leiden konnte: „Ich bin mir nicht einmal
sicher, ob ich sie mag, aber Elvira hat mir meinen Weg gewiesen. Und sie hat mich dazu gebracht,
über mich selbst hinauszugehen, indem sie mir das Äußerste abverlangte.“ (zit. nach Liese 2007) Auf
Anraten Walter Legges reduzierte die Sopranistin ihr umfangreiches Repertoire auf wenige BühnenRollen. Neben der Marschallin und Donna Elvira blieben die Gräfin in Strauss’ Capriccio, die MozartCharaktere Fiordiligi und Gräfin Almaviva und Alice Ford in Verdis Falstaff – allesamt menschliche
Charaktere mit großem emotionalem Spielraum.
Neben ihrer Karriere auf der Opernbühne konzentrierte sich die Sängerin auf ihre Liederabende, bei
denen sie von namhaften Pianisten wie Geoffrey Parsons, Edwin Fischer und Glenn Gould begleitet
wurde. Bald galt sie als Spezialistin für die Literatur Richard Strauss’ und Hugo Wolfs. 1971
verabschiedete sie sich in ihrer Paraderolle im Rosenkavalier von der Bühne, gab jedoch weiterhin
Liederabende und leitete Liedklassen und Meisterkurse, unter anderem an der Juilliard School in
New York. Nach ihrem Abschiedskonzert 1979 erhielt sie noch zahlreiche Auszeichnungen, u.a. 1992
den Ehrentitel Dame Commander of the Most Excellent Order of the British Empire für künstlerische
„Was ist eigentlich das Wesentliche bei der Bühne? Den Eindruck von Leichtigkeit zu erwecken, weil es
nichts Unerträglicheres gibt, als Künstler, die vorgeben, dem Publikum Freude bereiten zu wollen, sich
abmühen zu sehen.“ (zit. nach Gavoty 1961) Ihre Wirkung auf das Publikum war Elisabeth
Schwarzkopf äußerst wichtig. Die Sopranistin galt als Perfektionistin, die sich zum Ziel gesetzt hatte,
Technik und Gefühlsausdruck zu vereinen. Nicht selten wurde ihr Gesang deshalb als kalt oder
manieriert kritisiert. Obwohl sie auch Einfluss auf ihre Kostüme und Maske nahm, wäre der Vorwurf
der Selbst-Inszenierung ungerechtfertigt – hatte sie doch stets nur ihre Rolle vor Augen. So streng sie
mit sich selbst war, so kritisch und mitleidlos verhielt sie sich auch den SchülerInnen in ihren
Elisabeth Schwarzkopf
Verdienste oder 2006 den Echo Klassik als Preis für ihr Lebenswerk.
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Liedklassen und Meisterkursen gegenüber. Dennoch war sie eine bemerkenswerte Pädagogin, der
die Nachwuchs-Förderung ein hohes Anliegen war.
Obwohl über alle Maßen für ihren „lyrischen Sopran von höchster Ausdrucksqualität“ (Schweikert
2007) gelobt, glaubte Schwarzkopf, keine überragende, vor allem aber keine große Stimme zu haben.
Ihre Bekanntheit führte sie auf das Glück zurück, zahlreiche Schallplatten produziert zu haben.
Tatsächlich ist ihre gesamte Karriere auf Tonaufnahmen dokumentiert, diese stellen jedoch
außergewöhnliche und herausragende Dokumente dar und haben Maßstäbe für nachfolgende
Generationen gesetzt.
Elisabeth Schwarzkopf kann als wertvolle Zeitzeugin der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts
bezeichnet werden, schließlich kreuzten nahezu alle berühmten SängerInnen und MusikerInnen ihrer
Epoche ihren Weg. So arbeitete sie nicht nur mit namhaften KorrepetitoreInnen zusammen und sang
unter der Leitung der berühmtesten Dirigenten ihrer Zeit, sondern war auch mit vielen
Sängerkolleginnen wie Christa Ludwig oder Maria Callas befreundet. Letztere erhielt von
Schwarzkopf eines Abends in einem Restaurant zur Freude der anwesenden Gäste gesangliche
Nachhilfe und für ihre Kollegin Kirsten Flagstad sang die Sopranistin die hohen Bs, Hs und Cs für eine
Aufnahme von Tristan unter Wilhelm Furtwängler ein.
Umstritten ist Schwarzkopfs Rolle während des Zweiten Weltkriegs. 1940 beantragte sie den Beitritt
zur NSDAP und nahm Rollen in einigen Bildaufnahmen, die als Propagandafilme gesehen werden
könnten, an. Später behauptete sie, während des Krieges nicht politisch verwickelt gewesen zu sein,
was ihr von der Nachwelt eher zur Last gelegt wird als ihre tatsächliche politische Aktivität.
Abschließend ist noch hinzuzufügen, dass Schwarzkopfs ganzes Leben nur auf das Singen
ausgerichtet war. Obwohl sie sich nie mit Aufführungspraxis beschäftigt hatte, stand Werktreue für
sie an oberster Stelle: „Deshalb äußerster Gehorsam gegenüber den Angaben des Künstlers – er
wußte es am besten.“ (Legge / Schwarzkopf 1982) Zeit ihres Lebens hielt sie sich an den Leitspruch
des Komponisten in Strauss’ Ariadne auf Naxos, wonach Musik „eine heilige Kunst“ (zit. nach Krüper
2010) sei.
1950: Lilli-Lehmann-Medaille der Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg
1961: Berufstitel Kammersängerin
1976: Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundrepublik Deutschland
1982: Mozart-Medaille der Stadt Frankfurt/Main
1983: Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper
1984: Aufnahme in den Orden Pour Le Merité
Elisabeth Schwarzkopf
AUSZEICHNUNGEN UND PREISE (AUSWAHL)
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1991: Mozartmedaille der Unesco
1992: Ehrentitel Dame Commander of the Most Excellent Order of the British Empire für
künstlerische Verdienste
2002: Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold
2006: Musikpreis Echo Klassik als Preis für das Lebenswerk
OPERNROLLEN (AUSWAHL)

Die Marschallin (Der Rosenkavalier)

Donna Elvira (Don Giovanni)

Fiordiligi (Così fan tutte)

Gräfin Almaviva (Le nozze di Figaro)

Gräfin Madeleine (Capriccio)

Alice Ford (Falstaff)

Leonore (Fidelio)

Eva (Die Meistersinger von Nürnberg)

Anne Trulove (The Rake’s Progress)

Elisabeth (Tannhäuser)

Elsa (Lohengrin)
DISKOGRAPHIE (AUSWAHL)
W. A. Mozart, Le Nozze di Figaro – mit dem Philharmonia Orchestra unter Carlo Maria Giulini (1989)
Richard Strauss, Der Rosenkavalier – mit dem Philharmonia Orchestra unter Herbert von Karajan
(1956)
Richard Strauss, Vier letzte Lieder / 12 Orchesterlieder – mit dem Radio-Symphonie Orchester Berlin
und dem London Symphony Orchestra unter George Szell
Ludwig van Beethoven, Fidelio – mit dem Covent Garden Orchestra unter Clemens Krauss (LiveMitschnitt Covent Garden 1947)
W. A. Mozart, Don Giovanni – mit den Wiener Philharmonikern unter Wilhelm Furtwängler (LiveMitschnitt Salzburger Festspiele 1954)
Elisabeth Schwarzkopf
Hugo Wolf, Italienisches Liederbuch – mit Dietrich Fischer-Dieskau und Gerald Moore (1965/66)
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Franz Schubert, Lieder – mit Edwin Fischer (Aufnahmen von 1952)
Bernard Gavoty, Elisabeth Schwarzkopf, Genf: Kister 1961 (Die großen Interpreten).
Artikel Schwarzkopf, Elisabeth, in: Das große Lexikon der Musik in acht Bänden, hg. v. Marc Honegger
und Günther Massenkeil, Bd. 7, Freiburg im Breisgau: Herder 1982, S. 308.
Walter Legge / Elisabeth Schwarzkopf, Gehörtes – Ungehörtes – Memoiren, München: Noack-Hübner
Verlag 1982.
Alan Jefferson, Elisabeth Schwarzkopf, Boston: Northeastern UP 1995.
Hendrik Bebber, „Es war ein wundervolles Leben“. Alan Jeffersons umstrittene SchwarzkopfBiographie ist gestern in London erschienen, in: Berliner Zeitung (12. Januar 1996),
http://www.berliner-zeitung.de/archiv/alan-jeffersons-umstrittene-schwarzkopf-biographie-istgestern-in-london-erschienen--es-war-ein-wundervolles-leben-,10810590,9066284.html (8. 2.
2015).
Jan Brachmann, Die Kopf-Stimme des Jahrhunderts. Der Sängerin Elisabeth Schwarzkopf zum 90.
Geburtstag, in: Berliner Zeitung (9. Dezember 2005), http://www.berliner-zeitung.de/archiv/dersaengerin-elisabeth-schwarzkopf-zum-90--geburtstag-die-kopf-stimme-desjahrhunderts,10810590,10343640.html (8. 2. 2015).
Gerhard R. Koch, Die Jahrhundertsängerin: Zum Tod von Elisabeth Schwarzkopf, in: Frankfurter
Allgemeine Zeitung (4. August 2006), http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buehne-undkonzert/oper-die-jahrhundertsaengerin-zum-tod-von-elisabeth-schwarzkopf-1355217.html (8. 2.
2015).
Dietrich Fischer-Dieskau, Gedenkworte für Elisabeth Legge-Schwarzkopf, in: Orden Pour Le Merité für
Wissenschaften und Künste. Reden und Gedenkworte, Bd. 35, [o. O.]: Wallstein 2006/07, S. 225f.,
http://www.orden-pourlemerite.de/plm/gedenkworte/leggeschwarzkopf1915_gedenkworte.pdf
(8. 2. 2015).
Kirsten Liese, Elisabeth Schwarzkopf. Vom Blumenmädchen zur Marschallin, mit Fotografien von
Lilian Fayer, Wien: Molden Verlag 2007.
Uwe Schweikert, Artikel Schwarzkopf, Elisabeth, in: Musik in Geschichte und Gegenwart, 2., neu
bearb. Ausgabe, hg. v. Ludwig Finscher, Personenteil, Kassel: Bärenreiter 2007, Sp. 427f.
Julian Krüper, Artikel Schwarzkopf, (Olga Maria) Elisabeth (Frederike), in: Lexikon. Musik und Gender,
hg. v. Annette Kreutziger-Herr und Melanie Unseld, Kassel, Weimar und Stuttgart: Bärenreiter / J. B.
Metzler 2010, S. 464.
Artikel Schwarzkopf, Olga Maria Elisabeth Friederike, in: Oesterreichisches Musiklexikon,
http://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_S/Schwarzkopf_Elisabeth.xml (8. 2. 2015).
Da Capo. August Everding im Gespräch mit Elisabeth Schwarzkopf am 17. Mai 1988 (58:11),
http://www.youtube.com/watch?v=65xnYA4-7iM (8. 2. 2015).
http://www.vorarlbergmuseen.at/museen/elisabeth-schwarzkopf-museum-hohenems/ (8. 2. 2015).
http://www.orden-pourlemerite.de/sites/default/files/laudatio/leggeschwarzkopf1915_laudatio.pdf
(8. 2. 2015).
Elisabeth Schwarzkopf
BIBLIOGRAPHIE
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Verfasserin: Sarah Haslinger
Stand: Dezember 2013
Kontakt: Arbeitsschwerpunkt Salzburger Musikgeschichte an der Abteilung für Musikwissenschaft
der Universität Mozarteum, Universität Mozarteum Salzburg, Schloss Frohnburg, Hellbrunner Straße
53, Raum EG 02
Postanschrift: Universität Mozarteum, Salzburg, Mirabellplatz 1, A-5020 Salzburg
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© Arbeitsschwerpunkt Salzburger Musikgeschichte
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