Vortrag Montag, 18. April 19.30 Uhr Ohmsches Haus Herrscherinnen vom Nil Prof. Dr. Dimitrios Tsobanis Von Arsinoe II. bis Kleopatra VII. „(….) Sie blickt hinüber zum verlassenen Palast. Lächelnd, mit ruhiger Hand ergreift sie die bösen Vipern, bis tödliches Gift ihr in die Adern dringt. Dann stirbt sie ….“ Horatz, Oden, I, 21 ff Die Dynastie der makedonischen Ptolemäer und Ptolemäerinnen war geprägt von Machtkämpfen, Inzest und Mord. Um an die Macht zu kommen oder seinen Thron zu sichern, schreckte man auch nicht vor Mord in der eigenen Familie zurück. Wenn die Kinder oder Geschwister zu aufsässig wurden oder die Eltern nicht vom Thron weichen wollten, mussten halt andere Mittel und Wege gefunden werden. Ironischer weise legten sich die Ptolemäer Beinamen wie Philadelphos („Bruder/Schwester liebend“), Philopator („Vaterliebend“) und Philometer („Mutterliebend“) zu. Geheiratet wurden stets die Schwestern, so wie Ptolemaios II. Philadelphos mit Arsinoe II. es eingeführt hat. Gestört hat das niemanden, denn diese Sitte war auch schon bei den ägyptischen Pharaonen bekannt. Vielleicht nahmen sie sich auch die mythologische Geschwisterehe von Isis und Osiris oder den griechischen Göttern Zeus und Hera zum Vorbild. Immerhin behaupteten die Ptolemäer, vom Göttervater Zeus selbst abzustammen. Die Stellung der Frauen war in der hellenistischen Zeit im Vergleich zur klassischen Zeit relativ gut. Frauen besuchten das Gymnasium, betätigten sich als Dichterinnen oder Philosophinnen, übernahmen politische Ämter und griffen sogar aktiv in die Politik ein. Keine andere Frau der Weltgeschichte hat die Phantasie der nachfolgenden Generationen so angeregt wie Kleopatra VII. staatsmännische Herrscherin, betörende Geliebte, Mutter königlicher Kinder, femme fatale. Sie galt als hochgebildet und verführerisch, machtbewusst, unberechenbar und mutig. Von den mächtigsten Männern ihrer Zeit wurde sie verehrt und gehasst: Sie war die Geliebte von Caesar und Marcus Antonius. Octavian sah in ihr eine Bedrohung für das römische Reich und vernichtete sie. Noch nach ihrem Tod diffamierte er sie in einer Propagandaschlacht als königliche Hure. Er wollte, dass man sie vergisst, doch das Gegenteil war der Fall – der Mythos Kleopatra entstand. Mit dem Tod der Königin sank auch das letzte der großen hellenistischen Reiche ins Grab und mit ihr das Andenken an eine Königin, die sich dem Tod gegeben hat, um nicht im Triumphzug Octavians aufgeführt zu werden. Das Liebesdrama von Kleopatra und Antonius, das Verhältnis der ägyptischen Königin zu Caesar sowie die mysteriösen Umstände ihres Todes beflügelten die Phantasie der Menschen seit der Antike und inspirierten zahlreiche bedeutende Schriftsteller, Komponisten und Maler. Bis heute dienen Leben und Wirken der ägyptischen Pharaonin als Vorlage für Literatur, Musik und Film. Eintritt frei. Um eine Spende wird gebeten.