Weltraumteleskop Kepler – die ersten vier Monate

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Leier
Das am 6. März 2009 gestartete Satelliten-
Schwan
observatorium Kepler trägt ein Teleskop
mit 95 Zentimeter Öffnung. Mit seiner
Peter Wienerroither / NASA / SuW-Grafik
Detektoranordnung aus 42 CCD-Detektoren
überwacht er permanent rund 156 000
Sterne nahe der Ebene der Milchstraße auf
der Jagd nach Transitplaneten, die sich
durch kleine periodische Helligkeitsänderungen verraten. Das hier auberginenfarben markierte Feld zwischen den Sternbildern Schwan, Leier und Drache umfasst
einen Raumwinkel von 105 Quadratgrad.
Weltraumteleskop Kepler – die ersten vier Monate
Die Bilanz ist erstaunlich. Mehr als 1200 Exoplaneten-Kandidaten identifizierten
die Forscher der Kepler-Mission in den während der ersten 128 Tage gesammelten
Daten. Zwei besonders spektakuläre Funde gaben sie im Februar bekannt:
Kepler 10 wird von einem Felsplaneten nicht viel größer als die Erde umrundet (siehe
S. 26) und Kepler 11 besitzt sogar sechs Transitplaneten (siehe S. 27).
D
ie Zahlen klingen beeindruckend,
der Sternbilder Schwan und Leier. Es hält
das heißt, ihre Durchmesser betragen
welche die US-Raumfahrtbehörde
dabei mehr als 156 000 Sterne unter dau-
um 13 000 Kilometer. Weitere 288 können
NASA am 2. Februar 2011 präsentierte: In
ernder Beobachtung und sucht nach ge-
zu den Super-Erden gezählt werden, ihre
den Messdaten der Kepler-Mission aus
ringen Helligkeitsschwankungen.
Durchmesser betragen das 1,25- bis zwei-
dem viermonatigen Zeitraum zwischen
Wird ein Stern von einem oder mehre-
fache der Erde. Mehr als die Hälfte der
dem 12. Mai und dem 17. September 2009
ren Exoplaneten begleitet, deren Bahnen
Exoplanetenkandidaten, genauer 662, sind
finden sich Hinweise auf 1235 mögliche
zufälligerweise so ausgerichtet sind, dass
halb so groß oder etwas größer als Neptun
Exoplaneten. Die NASA-Forscher schätzen,
der oder die Planeten von uns aus gesehen
und Uranus in unserem Sonnensystem,
dass sich davon durch nachfolgende Un-
regelmäßig vor ihrem Stern herläuft be-
die je etwa 50 000 Kilometer Durchmesser
tersuchungen rund 80 Prozent als real he-
ziehungsweise -laufen, so äußert sich dies
aufweisen. 165 der neuen Planeten gehö-
rausstellen werden. Derzeit sind 527 Exo-
in einer periodischen, geringfügigen Hel-
ren zu den Gasriesen, sie sind mindestens
planeten bekannt, die 439 verschiedene
ligkeitsschwankung. Sie kann, je nach Grö-
halb so groß wie Jupiter (143 000 Kilome-
Sterne umrunden. 15 von ihnen wurden
ße des verdeckenden Körpers, zwischen
ter) oder noch größer.
mit Kepler entdeckt.
einem oder zwei Prozent bis hinab zu we-
Besonders interessant ist die Tatsache,
In den Daten von Kepler stecken aber
nigen Promille betragen. Ist dann der
dass sich 54 der neuen Planeten in der le-
noch mehr Informationen. Da Kepler mit
Spektraltyp des jeweiligen Zentralgestirns
bensfreundlichen Zone um ihre Zentralge-
der Transitmethode arbeitet, lassen sich
bekannt, so lassen sich daraus die Größen
stirne befinden. Sie umrunden ihre Sterne
Aussagen über die Größe der beobachte-
von Stern und bedeckendem Planeten ab-
also in einem solchen Abstand, bei dem
ten Exoplaneten treffen. Das Weltraumte-
leiten.
ihre Oberflächentemperaturen die Anwe-
leskop Kepler beobachtet dafür einen Aus-
Von den 1235 möglichen Exoplaneten
senheit flüssigen Wassers ermöglichen
schnitt des Himmels im Grenzbereich
weisen 68 etwa die Größe der Erde auf,
würden. Fünf von diesen 54 Planeten be-
24
April 2011
Sterne und Weltraum
Das Diagramm zeigt alle bekannten
Transitplaneten zusammen mit den
30
Kandidaten von Kepler. Insgesamt 1235
Kandidaten für Exoplaneten hat das
Weltraumteleskop Kepler in den ersten vier
Radius in Erdradien
10
Monaten seiner Beobachtungstätigkeit
NASA / Wendy Stenzel / SuW-Grafik
aufgespürt. Aufgetragen ist hier jeweils die 3
1
0,3
1
3
10
30
100
Größe des (mutmaßlichen) Exoplaneten
gegen seine Um­lauf­pe­rio­de um den
Zentralstern. In rot sind die bereits vor
Kepler bekannten Exoplaneten dargestellt,
in violett die vom Kepler-Projekt im Juni
2010 vorgestellten Kandidaten. In blau
präsentieren sich die im Februar 2011
freigegebenen Kandidaten.
300
Umlaufperiode in Tagen
Erdgroße
Planeten
die anderen sind wesentlich größer und
Neptungroße
Planeten
Oberflächentemperatur der Sonne
SuperJupiter
25
Erdgroße
Planeten
ähneln eher Neptun.
20
SuperErden
möglichen Oberflächentemperaturen Be­­
Jupitergroße
Planeten
Anzahl
Aber derzeit wissen wir nur über ihre
Durchmesser, ihre Umlaufperioden und
700
scheid. Es sind noch (bis auf Ausnahmen)
662
keinerlei Daten über ihre Masse und schon
gar nicht die chemische Zusammen­set­
5
500
0
100
noch zu früh davon zu sprechen, es wäre
eine zweite Erde entdeckt worden.
Das Weltraumteleskop Kepler deckt nur
etwa ein vierhundertstel des gesamten
400
300
228
200
165
Himmels ab. Könnten wir also den gesamten Himmel vollständig überwachen, so
100
68
19
würden wir jetzt schon von rund 400 000
Planeten-Kandidaten sprechen, wie William Borucki vom Ames Research Center
< 1,25 1,25-2
2-6
Kepler aufgespürten Exoplaneten-Kandi-
Transits vor ihren Zentralgestirnen voll-
daten befinden sich 68 Himmelskörper von
führen. Wahrscheinlich gibt es also Aber-
annähernder Erdgröße, 288 Super-Erden,
millionen von Planeten in unserem Milch-
662 neptungroße Planeten und 165 Objekte
straßensystem.
von Jupitergröße. 19 Sterntrabanten über-
Anzahl
ler-Mission ist. Und es wären nur jene, die
treffen Jupiter erheblich an Durchmesser.
Jupitergroße
Planeten
60
Die Exoplaneten-Kandidaten treten bei
bis November 2012 aktiv bleiben. Es bleibt
sonnenähnlichen Sternen am häufigsten
daher spannend abzuwarten, wieviele wei-
auf. Das gilt für alle Durchmesser gleicher-
tere Exoplaneten sich noch in den Mess-
maßen. Die vertikale Achse der vier
daten verstecken. Auf Überraschungen in
Histogramme ist je nach Häufigkeit des
den nächsten Monaten und Jahren darf
Planetentypus unterschiedlich skaliert. Die
man sich sicher einstellen.
rote gestrichelte Linie zeigt die effektive
Oberflächentemperatur der Sonne an.
Anzahl
on, denn das Weltraumteleskop soll noch
www.astronomie-heute.de
100
0
80
der gesamten Ausbeute der Kepler-Missi-
Tilmann Althaus
150
50
Februar 2011 bildet erst einen kleinen Teil
Neptungroße
Planeten
200
Radius in Erdradien
Unter den 1235 vom Weltraumteleskop
40
0
250
6-15 15-22,4
mitteilte, der Chefwissenschaftler der Kep-
60
20
der NASA im US-Bundesstaat Kalifornien
Diese Datenpräsentation von Anfang
Super-Erden
80
Anzahl
der Oberfläche erst ermöglicht. Es ist also
NASA / Wendy Stenzel / SuW-Grafik
die Anwesenheit flüssigen Wassers auf
Anzahl
einer Atmosphäre umgeben sind, welche
10
600
zung oder Oberflächengestalt bekannt.
Daher wissen wir auch nicht, ob sie von
15
40
20
0
3000
4000
5000
6000
7000
Oberflächentemperatur der Sterne in Kelvin
April 2011
25
NASA / William J. Borucki / SuW-Grafik
sitzen einen erdähnlichen Durchmesser,
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