Ausgabe 2 November 2012 2,90 € Bauen • Sanieren • Energiesparen im Ostalbkreis Strom auf Lager Wie erneuerbare Energien gespeichert werden können Rathaus mit Vorbildfunktion Der Verwaltungssitz in Oberkochen wurde nach einem ökonomisch und ökologisch sinnvollen Konzept saniert. Wärme aus dem Wald Wie man sein Zuhause mit Holz umweltfreundlich heizt Klimaschutz ch au r b he mver eit. c z Kü Stro ents ie den Adv e 50 d r en er Seit fü Koch r in d ps nd nu it p en u icht ar Back n – n p S im kan be n an nke m e ie s Wie isst man heute? Eine Spurensuche mit Überraschungseffekten. W Drei Fragen zum Klimaschutz vor Ort Auf der Ostalb zum Klimaschutz beitragen Bundesumweltminister Peter Altmaier wirbt leidenschaftlich für die Energiewende: „Wenn wir zeigen können, dass die viertgrößte Energienation der Welt sich umstellen kann, wird das unsere Stellung nicht schwächen, sondern stärken. Wir sind Vorbild. Andere werden folgen“, so Altmaier. Doch in welchen Bereichen kann auf der Ostalb aktiv zum Klimaschutz beigetragen werden? Dazu drei Fragen an Landrat Klaus Pavel. Herr Pavel, auch Sie waren Mitte Oktober Zeuge dieses Appells bei der Ordensverleihung im Gmünder Prediger. In welchen Bereichen kann der Landkreis zum Klimaschutz beitragen? Pavel: Direkt und sehr wirkungsvoll sparen kann der Kreis im Bereich der Wärmeversorgung. Investitionen in den Kliniken, die an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden beheizt werden müssen, oder in den Berufsschulenzentren rechnen sich spürbar. CO2-neutrale Heizungen – Hackschnitzel oder Pellets – wie wir sie inzwischen überall eingebaut haben, wirken sich positiv auf die Umwelt aus. Obendrein eignen sich die riesigen Dachflächen hervorragend für die Photovoltaik. Kreiseigene Fahrzeuge, man denke nur an die Straßenmeistereien, können zur Verminderung des CO2-Ausstoßes beitragen. (QHUJLHHIÀ]LHQW KHL]HQ Das moderne Energiemanagement von becker steht für eine außergewöhnlich hohe Energieeffizienz. Eine Anlage, die auf Ihre individuelle Wohnsituation zugeschnitten ist, spart eben mehr Energie als Standardlösungen. beckerplus. Warum sollten Sie sich mit weniger zufrieden geben? Julius-Bausch-Str. 32 73431 Aalen Tel. (0 73 61) 3 49 88 Fax (0 73 61) 3 58 54 [email protected] www.becker-aalen.de Und wo sind die Bürger gefordert? Die Bürger auf der Ostalb können die Wärmedämmung ihrer Häuser verbessern und in die energetische Sanierung investieren. Sie können Bus- und Bahn nutzen. Und vor allem können sie regionale Produkte kaufen, Waren, die nicht vorher durch die halbe Welt transportiert wurden. Welchen Einfluss kann der Kreis dazu auf seine Bürger nehmen? Er kann sie vor allem beraten. Deshalb haben wird gemeinsam mit der Kreishandwerkerschaft, den Architekten und Gemeinden das EnergiekompetenzZentrum Ostalb gegründet. Dort gibt es kostenlose Informationen für alle. Wir können als Kreis die Bürger außerdem motivieren und Anreize schaffen in Richtung Energiewende. Etwa durch günstige Tarife beim ÖPNV. Das Firmen- und Semesterticket sind dafür Beispiele. Letzteres kommt bei den Studenten übrigens super an. Bis zum Jahr 2025 hat sich der Ostalbkreis das Ziel gesetzt, in den Städten und Gemeinden 50 Prozent des gesamten Bedarfs über regenerative Energien zu decken. Lässt sich dieses Ziel erreichen? Wir arbeiten seit diesem Beschluss konsequent an einem Klimaschutzkonzept. Erst in der jüngsten Sitzung wurden die Ergebnisse aus Potentialanalyse und Workshops vorgestellt. Das Papier zeigt deutlich, dass wir unser Ziel bei der Stromversorgung erreichen können. Allerdings müssten dafür rund 100 Windkraftanlagen in der Region gebaut werden. Beim Wärmebedarf wird es eher schwierig. Aber auch da können wir besser werden. 50 Prozent wären erst zwischen 2035 und 2040 möglich, da vor allem die Industrie viel Wärme braucht. Die Fragen stellte: Anke Schwörer-Haag November 2012 | KLIMA VOR ORT 3 4 INHALT INHALT Titelbilder: ideeone - istockphoto.de jörn buchheim - Fotolia.com 6 5 43 öbel aus Pappe M Vom Zeitungsständer bis Doppelbett: trendige Möbelkollektionen aus recyclebarem Werkstoff. Klimatisches Gleichgewicht Ein Stuttgarter Speditionsunternehmen fördert mit Unterstützung seiner Kunden Klimaschutzprojekte in aller Welt. Inhalt 8 7 TITELTHEMA Kimaschutz à la Carte Herstellung, Transport und Verarbeitung von Lebensmitteln haben einen erheblichen Anteil an der weltweiten Produktion klimaschädlicher Gase. Wie man sich ernährt, trägt also maßgeblich zum individuellen CO2-Fußabdruck bei, den jeder von uns hinterlässt. Klimafreundlich essen – ein Widerspruch? 8 18 20 22 re g io n al Vertrauenssache Da die schrägen Dachfenster durch Gauben ersetzt wurden, blieb vom vorhandenen Dach nicht mehr viel übrig. So haben sich die Häuslebesitzer im gleichen Zug zu einer kompletten Sanierung entschlossen. Auf diesen Seiten finden Sie Beiträge aus dem Landkreis. KLIMA VOR ORT | November 2012 T rocknen mit Pumpe Neue Technik reduziert Energieverbrauch beim Wäschetrocknen. Regionale Wirtschaft innovativ 40 TITELTHEMA 16 27 Markttrends 27 32 36 43 limaschutz à la Carte K Können wir mit unseren Essgewohnheiten den Treibhauseffekt beeinflussen? Energiesparen macht Schule An der Justus-von-Liebig-Schule in Aalen lernen zukünftige Generationen von Köchen und Hotelfachpersonal den verantwortungsvollen Umgang mit Energie und Ressourcen. T onnenweise in die Tonne Lebensmittelverschwendung ist auch schädlich fürs Klima. Energiespeicher 46 50 58 apazitäten gesucht K Wohin mit der Energie, wenn sie gerade nicht gebraucht wird? Strom auf Pump Pumpspeicherkraftwerke – eine bewährte Technik und ihre Perspektiven im Albvorland. 54 Bauen und Sanieren achsanierung ist Vertrauenssache D Die energetische Sanierung hat nicht nur für niedrigere Heizkosten, sondern dank des Einbaus einer Dachgaube auch für mehr Licht und mehr Wohnraum gesorgt. Rathaus mit Vorbildfunktion Der Verwaltungssitz in Oberkochen wurde erst völlig entkernt und anschließend nach einem ökonomisch wie ökologisch sinnvollen energetischen Sanierungskonzept wiederaufgebaut. istorische Bauten ökologisch saniert H Ein Ellwanger Architekt verwandelt unter Denkmalschutz stehende Objekte in „Minimal-Energie-Häuser“. 62 trom aus der Region S Die Mitglieder der Energiegenossenschaft Virngrund eG machen sich für Strom aus erneuerbaren Energien aus der Region stark. limaneutral umziehen K Die Kunden des Stuttgarter Logistik-Unternehmens Christ können klimaneutral umziehen. 36 Das Vorzeigeobjekt von Architekt Wolfgang Helmle ist sein eigenes Wohnhaus, das im Erdgeschoss auch das Büro seiner Firma beherbergt. Expertenrat ärme aus dem Wald W Tipps für den umweltfreundlichen Einsatz von Holz als Wärmelieferant. partipps für die Weihnachtsküche S Wie der Stromzähler bei Anisplätzchen und Weihnachtsgans im Zaum gehalten wird. limafreundlich über den Tod hinaus K Bestattungsinstitute beschäftigen sich mit der Klima- und Ökobilanz von Bestattungen. Neue Berufe F lugzeuge sollen leichter werden Die German Aerospace Academy in Böblingen bildet Luft- und Raumfahrt-Ingenieure zum Thema Leichtbau aus und weiter. 42 Die Wasserkraftanlage Steingrubmühle an der Jagst erzeugt 180.000 kWh pro Jahr. Das reicht für circa 50 Haushalte. Service Veranstaltungen Kurz vor Schluss 64 66 66 L ängere Akkulaufzeit Stromspartipps fürs mobile Telefonieren. trom in Fülle aus Betonhülle S Glosse zur Pumpspeichertechnik: Ganz neue Perspektiven für die gesamte Region. Impressum, Ausblick 58 Biosarg zum Anfassen Neue Ideen und Methoden sollen Bestattungen klimafreundlicher machen. November 2012 | KLIMA VOR ORT MARKTTRENDS riorPark .com MARKTTRENDS Möbel aus Pappe Bild: © Adrian Hillman - Fotolia.com Bild: In te Text: Stephan Gokeler N den Red-Dot-Designpreis für ein Sofa erhalten, das aus einem schlichten Stahlrohrgestell und zwei aufblasbaren Papiersäcken als Sitzfläche und Rückenlehne besteht. Weitgehend aus Recyclingmaterial hergestellte Pappmöbel sind auch ökologisch eine gute Wahl. Der Einsatz von Kunststoffen oder Lacken zur Oberflächenbehandlung entfällt gänzlich. Und muss das Möbelstück eines Tages entsorgt werden, kann es einfach zur Altpapiersammlung vor die Tür gestellt werden. Allerdings sind die DesignerPappmöbel nicht ganz billig. Doch auch für die schmale Geldbörse gibt es Abhilfe. Mehrere Do-it-yourself-Ratgeber beschreiben, wie man Schritt für Schritt aus Kartons Möbel bauen kann. Und auch im Internet gibt es inzwischen auf den einschlägigen Videoportalen jede Menge Anleitungs-Filmchen für Kartonmöbel der Marke Eigenbau. Trocknen mit Pumpe Was die Möbel aus Pappe neben des auffälligen Designs auszeichnet, sind die flexiblen Nutzungs- und Gestaltungsmöglichkeiten. Text: Stephan Gokeler E INFO Design-Möbel aus Pappe kann man sich unter anderem bei www.fashionforhome.de, www.interiorpark.com, www. avandeo.de, www.pregia.it und www. stange-design.de ansehen. Ein und dasselbe Möbelstück: Das Sofa Flexible Love lässt sich ganz unterschiedlich formen. KLIMA VOR ORT | November 2012 Kondensatbehälter rneuerbare Energie kann kaum direkter genutzt werden, als wenn man frisch gewaschene Wäsche auf der Leine im Garten flattern und sie dabei langsam trocknen lässt. Doch nicht jeder hat die Möglichkeit, Wind und Sonne so kostenlos für sich arbeiten zu lassen. Kein Garten, kein Balkon und auch kein geeigneter Raum im Keller, um die Wäsche zu trocknen – in manchen Fällen gibt es kaum eine Alternative zur Anschaffung eines elektrisch betriebenen Trockenautomaten. In knapp 40 Prozent aller deutschen Haushalte steht ein solches Gerät. Bisher stellte sich bei der Anschaffung lediglich die Frage: Ablufttrockner oder Kondensationstrockner? Energieschleudern sind beide Gerätearten, mit rund 90 Cent schlägt ein Trocknungsvorgang zu Buche. Das macht Wäschetrockner zu Großverbrauchern im Privathaushalt. Inzwischen kommen immer mehr Trockner mit Wärmepumpe auf den Markt. Sie nutzen die einmal produzierte Wärme für den Trocknungsprozess mehrfach aus. In einem geschlossenen Kreislauf wird die feuchte Luft über einen Wärmetau- scher heruntergekühlt und entfeuchtet, bevor sie mit der zuvor entzogenen Energie mithilfe einer Wärmepumpe wieder erhitzt wird. Die Stiftung Warentest hat jüngst die verschiedenen Trocknertypen einem Vergleichstest unterzogen. Ob mit oder ohne Wärmepumpe, alle Geräte trockneten die Wäsche gleichermaßen gut. Groß sind die Unterschiede allerdings im Energieverbrauch: Nur noch 40 Cent fallen als Stromkosten für eine Trocknerladung an, wenn das Gerät über eine Wärmepumpe verfügt. In der Anschaffung kosten solche Wäschetrockner zwar noch etwas mehr, doch wenn man eine Lebensdauer von zehn Jahren annimmt, hat die Stiftung Warentest dank der eingesparten Energie sogar einen finanziellen Vorteil für die neue Technik errechnet. Für die wirtschaftliche wie ökologische Gesamtbilanz sind noch weitere Faktoren von Bedeutung: Allen voran die Restfeuchtigkeit, mit der die Wäsche aus der Waschmaschine kommt. Diese ist umso geringer, je höher zuvor die Drehzahl beim Schleudern war. Ob mit 1000 oder 1400 Touren geschleudert wird, macht anschließend beim Stromverbrauch Prozessluft Wärmepumpe Kondensat des Trockners einen Unterschied von 0,5 bis 1,5 Kilowattstunden aus. Eine noch bessere Energiebilanz als WärmepumpenTrockner hätten gasbeheizte Wäschetrockner, wie sie in Skandinavien und den USA verbreitet sind. In Deutschland allerdings sind diese kaum erhältlich. Und wie sieht es aus mit den Waschtrocknern, jenen Waschmaschinen mit integrierter Trocknerfunktion? Diese etwas teureren Geräte sind nur dort eine Alternative, wo es wegen räumlicher Enge gar nicht anders geht. Zwar gibt es auch erste Kom- Quelle: Stiftung Warentest, Grafik: Köber eu ist die Idee nicht: Sitzhocker aus Pappe kennt man seit geraumer Zeit, auch Warenregale aus Karton zur Präsentation von Schokoladentafeln und anderen Süßigkeiten im Supermarkt sind längst keine Besonderheit mehr. Sogar echte Möbelklassiker wie der „Wiggle Side Chair“ von Frank Gehry aus dem Jahr 1972, der heute noch von der Schweizer Firma Vitra vertrieben wird, sind aus diesem Material entstanden. Doch neuerdings interessieren sich vermehrt junge Designer für den Werkstoff Pappe. Trendige Möbelkollektionen entstehen und erweitern die Einsatzmöglichkeiten. Vom Zeitungsständer bis zum raumgreifenden Sitzmöbel oder Doppelbett – kaum ein Einrichtungsgegenstand ließe sich nicht auch aus Karton herstellen. Die richtige Materialwahl und raffinierte Falt- oder Stecktechniken verleihen allemal die nötige Stabilität. Was die Möbel aus Pappe neben ihrem auffälligen Design auszeichnet, sind die flexiblen Nutzungs- und Gestaltungsmöglichkeiten. So lässt sich das Sofa aus der Serie „Flexible Love“ mit wenigen Handgriffen in viele verschiedene Formen bringen. Wer Pappmöbeln eine persönliche Note verpassen möchte, kann mit praktisch jeder Farbe oder beliebigen Materialien die Oberflächen individuell umgestalten. Noch einen Schritt weiter gehen die polnischen Designer Agata Kulik-Pomorska und Paweł Pomorski. Mit ihrem Label „Malafor“ haben sie gerade Bilder: flexiblelove.de 6 Kältemittelkreislauf bi-Geräte mit Wärmepumpe, doch bei einem Defekt fallen häufig beide Funktionen aus. Und wenn sich bei einem Geräteteil eine Reparatur nicht mehr lohnt, muss auch das andere – eigentlich noch intakte – Teil durch ein neues Gerät mit ersetzt werden. Wichtiger Tipp: Auch bei Trocknern mit Wärmepumpe entweicht ein Teil der Feuchtigkeit in die Umgebung. Deshalb muss der Raum, in dem der Trockner arbeitet, unbedingt gut belüftet werden, um Schimmel an den Wänden zu vermeiden. November 2012 | KLIMA VOR ORT 7 TITELTHEMA KLIMASCHUTZ à la Carte KLIMASCHUTZ à la Carte TITELTHEMA Klimaschutz à la Carte Können wir den Treibhauseffekt einfach abbestellen? Herstellung, Transport und Verarbeitung von Lebensmitteln haben einen erheblichen Anteil an der weltweiten Produktion klimaschädlicher Gase. Wie man sich ernährt, trägt also maßgeblich zum individuellen CO2Fußabruck bei, den jeder von uns hinterlässt. Aber welche Nahrungsmittel haben eine günstige, welche eine schlechte Klimabilanz? Eine Spurensuche mit Überraschungseffekten. Grafik: Köber 8 KLIMA VOR ORT | November 2012 Text: Stephan Gokeler November 2012 | KLIMA VOR ORT 9 à la Carte KLIMASCHUTZ H err Sorglos hat es sich an diesem Abend wieder einmal einfach gemacht. Auf der Heimfahrt von der Arbeit hat er beim Discounter auf der grünen Wiese einen Zwischenstopp eingelegt und packt seine Einkäufe aufs Laufband der Kasse: vier Tiefkühl-Pizzen fürs Abendessen der Familie, dazu ein paar Tomaten und einen Kopfsalat aus Holland und für den gemütlichen Leseabend noch eine Flasche vom chilenischen Rotwein. Für Frau Nachhalt käme so ein Einkauf nicht in Frage. Sie kauft stets frisch beim kleinen Hofladen zwei Dörfer weiter ein. Ein Landwirt bietet dort seine eigenen Produkte und etliche von Kollegen aus der Region zugekaufte Lebensmittel an. Milch, Käse, Mehl, Eier und ein frisch geschlachtetes Huhn holt sich Frau Nachhalt heute. Ungefähr 20 Prozent aller Treibhausgase, die statistisch jeder Einwohner Deutschlands verursacht, hängen mit Speis’ und Trank zusammen. Die Produktion der Lebensmittel, ihr Transport, ihre Lagerung und schließlich ihre Zubereitung sorgen damit für ebenso viel Emissionen wie alle Verkehrsströme im Land zusammen. Es lohnt also, sich beim Blick auf den Klimaschutz KLIMA VOR ORT | November 2012 Ungefähr 20 Prozent aller Treibhausgase, die statistisch jeder Einwohner Deutschlands verursacht, hängen mit Speis’ und Trank zusammen. auch mit der Ernährung zu beschäftigen. An Ratgebern und Rezepten ist kein Mangel, bei näherer Betrachtung produzieren einige davon allerdings ziemlich ungenießbare Klima-Menüs. Denn in Zeiten einer weitgehend industrialisierten und globalisierten Nahrungsmittelproduktion sind die Auswirkungen auf Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit äußerst komplex. Unter bestimmten Voraussetzungen kann der Einkauf im Hofladen eher zum Klimakiller werden als die Tiefkühlpizza. Produkte aus regionaler und ökologischer Produktion sind nicht automatisch klimaschonend. Und dass ausgerechnet Butter die schlechteste CO2-Bilanz aller Lebensmittel hat, ahnen wohl nur wenige Kunden am Kühlregal. Wiederkäuer schlecht fürs Klima Gut zu wissen, dass es immerhin einige Faustregeln gibt, denen alle Experten zustimmen. Eine davon ist: Obst, Gemüse, pflanzliche Öle und Getreideerzeugnisse verursachen prinzipiell sehr viel weniger Klimaprobleme als Lebensmittel, die tierischen Ursprungs sind (siehe Grafik auf Seite 15). Anstelle täglichen Fleischkonsums „müssen wir zurück zum Sonntagsbraten“, fordert deshalb nicht nur Thilo Bode vom à la Carte 11 TITELTHEMA Bild: Jerzy Sawluk / pixelio.de, Effekte: Rolf Köber TITELTHEMA KLIMASCHUTZ Bild: uschi dreiucker /pixelio.de 10 Verein „Foodwatch“. Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) fasst ihre Empfehlungen – übrigens auch unter gesundheitlichen Aspekten – ähnlich zusammen: „Ein- bis zweimal in der Woche Fisch. Fleisch, Wurstwaren und Eier in Maßen.“ Eine überwiegend vegetarische Ernährung ist aber für sich genommen noch keine Klimaschutzversicherung. Gerade Milch und manche Milchprodukte, allen voran Butter, stehen in der Liste der Verursacher klimaschädlicher Gase weit oben. „Milch und Fleisch machen wirklich einen Unterschied“, sagt Alexander Popp vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung. Wiederkäuer wie Rinder, aber auch Schafe und Ziegen erzeugen bei der Verdauung Methan. Weil für die Produktion von Fleisch und Milch viel Futtermittel eingesetzt wird, wird auch viel Dünger benötigt, der wiederum Lachgas freisetzt. Beide Gase fördern den Treibhauseffekt noch viel stärker als Kohlendioxid (siehe Stichwort: CO2Äquivalent). Deshalb belastet zum Beispiel Rindfleisch das Klima dreimal so stark wie Schweine- oder Geflügelfleisch. Damit ist ein Teil des Rätsels gelöst, weshalb der Einkauf von Herrn Sorglos im obigen Beispiel unter Klimaschutzaspekten Eine überwiegend vegetarische Ernährung ist aber für sich genommen noch keine Klimaschutzversicherung. womöglich dem von Frau Nachhalt vorzuziehen wäre. Falls die von ihm gekauften Pizzen keine Fleischanteile enthalten, fallen für deren Herstellung deutlich weniger Emissionen an als für die tierischen und aus Milch hergestellten Produkte im BeispielWarenkorb des Hofladens. Sollten also alle Menschen Veganer werden und auf sämtliche Produkte tierischer Herkunft gänzlich verzichten, um das Klima zu retten? So weitgehende Forderungen stellt kein Klimaforscher auf. Aber es gibt noch einige Überraschungen. Regional nicht automatisch besser Dazu gehört, dass regionale Lebensmittel nicht generell ökologisch besser sind, weil sie regional angebaut werden. So lautet das Ergebnis einer Untersuchung des Instituts für Energie- und Umweltforschung (IFEU) in Heidelberg. In den Wintermonaten habe zum Beispiel ein Kopfsalat aus Spanien eine bessere Klimagas- und Energiebilanz als ein regional im beheizten Gewächshaus produzierter Salatkopf, hat das IFEU festgestellt. Elmar Schlich, Inhaber einer Professur für Prozesstechnik in Lebensmittel- und Dienstleistungsbetrieben an der Justus-Liebig-Universität Gießen, hat den Begriff der TITELTHEMA KLIMASCHUTZ à la Carte KLIMASCHUTZ à la Carte Bild: © Gina Sanders - Fotolia.com »Lebensmittel aus der Region sind nur dann umweltfreundlich, wenn die dahinter stehende Größe der Produktions- und Transportbetriebe ausreichend bemessen ist.« Elmar Schlich, Professor für Prozesstechnik in Lebensmittelund Dienstleistungsbetrieben an der Universität Gießen „Ecology of Scale“ geprägt, also einer Ökologie des Maßstabs. Er kommt aufgrund mehrerer Studien zu dem Ergebnis, dass „Lebensmittel aus der Region nur dann umweltfreundlich sind, wenn die dahinter stehende Größe der Produktions- und Transportbetriebe ausreichend bemessen“ sei. Diese Aussage berücksichtige alle Aufwendungen für kontinentale oder globale Transporte, die in aller Regel per Containerschiff, Bahn und Lkw durchgeführt würden. „Die häufig vermuteten Vorteile der kurzen Transportwege innerhalb einer Region können bei zu geringen Betriebsgrößen durch Mängel in der Logistik und durch zu kleine Transportmittel mit geringer Auslastung sehr schnell zunichte gemacht werden“, sagt Professor Schlich. Kleine landwirtschaftliche Betriebe und Direktvermarkter müssen aber trotzdem nicht aufs Klimasünder-Bänkchen: „In allen untersuchten Fallbeispielen haben wir einheimische landwirtschaftliche Betriebe gefunden, welche die klimarelevanten Mindestbetriebsgrößen überschreiten. Und für einzelne Betriebe, bei denen das nicht der Fall ist, empfehlen wir die Bildung von Genossenschaften und Vertriebskooperationen. Auch dafür gibt es hervorragende Beispiele in deutschen Landen.“ KLIMA VOR ORT | November 2012 Rindfleisch belastet das Klima dreimal so stark wie Schweineoder Geflügelfleisch. Flugware vermeiden Deshalb ist für den Wissenschaftler der Einkauf im Supermarkt tendenziell die richtige Entscheidung. „Nach unseren Feststellungen sind die vorgelagerten Prozessketten beim gut sortierten Lebensmittel-Einzelhändler immer von solcher Größe, dass gute Logistik und hohe Effizienz dahinter stehen“, begründet er. Ausnahmen stellen allerdings verderbliche Frischwaren wie Fisch aus Südostasien oder Flugtee aus Nepal dar, die per Flugzeug zu uns kommen und eine erheblich schlechtere Klimabilanz aufweisen. „Ich würde mir wünschen, dass ‚Flug-Lebensmittel’ als solche ausgezeichnet werden“, meint Schlich. Um zu verdeutlichen, wie groß die Auswirkungen der individuellen Ernährungsweise auf den Ausstoß an Treibhausgasen sind, hat Foodwatch einen Vergleich mit Autokilometern errechnet. Danach entspricht die Ernährung eines Menschen, der kein Fleisch und keine Milchprodukte zu sich nimmt und seine Lebensmittel aus bio-logischem Anbau bezieht, im Jahr einer Autofahrt von 281 Kilometern. Der „Allesfresser“, dessen Nahrungsmittel komplett aus konventioneller Landwirtschaft stammen, verursacht hingegen so viele Treibhausgase wie 4758 Auto-Kilometer. Zugespitzt fassen die Foodwatch-Autoren das Ergebnis so zusammen: „Veganer dürfen Porsche fahren.“ Die letzten Kilometer zählen Doch nicht nur das Produkt, auch der Endverbraucher entscheidet mit seinem Verhalten über die Größe des CO2-Fußabdrucks, der mit dem Konsum einhergeht. Die letzten Kilometer der Transportkette bis in den heimischen Kühlschrank oder in die Speisekammer spielen eine große Rolle. „Laut Statistik nutzen 83 Prozent aller Endverbraucher den privaten Pkw für den Einkauf und legen dabei im Schnitt 2.600 Kilometer pro Jahr zurück“, zitiert Professor Schlich eine ganz aktuelle Studie. Aus Sicht des Klimaschutzes sei ein Einkauf im Hofladen, auf dem Wochenmarkt oder beim Landwirt direkt nur dann akzeptabel, wenn Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel zum Einsatz kommen oder „die zurückgelegte Entfernung mit dem Pkw weniger als fünf Kilometer, besser noch weniger als zwei Kilometer“ betrage. „Vorratseinkäufe in Kombination mit anderen Wegen wie die Fahrt zur Arbeit sind grundsätzlich von Vorteil“, so der Forscher aus Gießen. Das bestätigt auch das IFEU-Institut. 13 TITELTHEMA Bild: Wolfgang Dirscherl / pixelio.de 12 CO2- Äquivalent Für den Klimawandel sind vor allem die Treibhausgase Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O) verantwortlich. Dabei ist der Treibhaus-Effekt von Lachgas etwa 300 mal und der von Methan rund 20 mal größer als der von Kohlendioxid. Lachgas und Methan entstehen insbesondere bei intensiver Viehhaltung. Ihre Wirkung wird für Stoffstrom- und Ökobilanzen nach ihrer Klimawirkung gewichtet, um vergleichbare Ergebnisse bei der Entstehung unterschiedlicher Gase während eines Produktionsprozesses zu erhalten. Umgerechnet entspricht dann zum Beispiel ein Kilogramm Lachgas 300 Kilogramm Kohlendioxid-Äquivalent. Das Gewicht des „ökologischen Rucksacks“ eines Lebensmittels entscheidet sich für die Wissenschaftler aus Heidelberg sogar überwiegend auf der letzten Etappe. „Fährt der Verbraucher ausschließlich zum Kauf des Lebensmittels mit dem Auto zum Handel, spielt die eigentliche Produktion des Lebensmittels nur noch eine untergeordnete Rolle. Damit macht er letztlich alle Vorteile einer ökologisch sinnvollen Erzeugung wieder zunichte“, lautet ihre Erkenntnis. So betrachtet hat Herr Sorglos in unserem Beispiel vieles richtig gemacht. Frau Nachhalt hingegen muss erkennen, dass auch beim Klimaschutz gilt: Gut gemeint ist nicht unbedingt gut gemacht. Allerdings ist Klimaschutz nur ein Aspekt, wenn es um Nachhaltigkeit geht – wenn auch ein wichtiger. Wer beim Landwirt vor Ort kauft, spart womöglich dadurch kaum CO2 ein, unterstützt dafür aber den Erhalt der Kulturlandschaft und die regionale Wertschöpfung. Wer zu Bio-Lebensmitteln greift, tut dies häufig auch, weil ihm an einer artgerechten Haltung von Tieren und an der Vermeidung von Umweltgiften gelegen ist. Diese Ziele gehören ebenso zu einem umfassenden Konzept der Nachhaltigkeit wie der Klimaschutz. November 2012 | KLIMA VOR ORT TITELTHEMA KLIMASCHUTZ à la Carte KLIMASCHUTZ à la Carte 15 TITELTHEMA Bio oder konventionell? I m September hat das Öko-Institut e.V. das Ergebnis einer Klimabilanz-Studie zum Thema Tiefkühlkost veröffentlicht. Bereichsleiter Carl-Otto Gensch fasst das Resultat so zusammen: „Tiefkühlprodukte gelten häufig als klimaschädlich. Die Ergebnisse der von uns durchgeführten Studie zeigen jedoch, dass die Klimabilanzen von Tiefkühlkost und ihren Vergleichsprodukten auf einem Niveau sind.“ Exemplarisch untersucht hat das ÖkoInstitut fünf Produkte, die sich gut mit gekühlten, ungekühlten und selbst zubereiteten Varianten vergleichen lassen: Weizenbrötchen, Hühnerfrikassee, Erbsen, Salamipizza und Kartoffelpuffer. Bei allen Waren zeigte die Klimabilanz, dass die Rezeptur und die Zubereitung beim Endverbraucher den weitaus größten Einfluss auf die CO2-Bilanz haben. Transport und Lagerung haben einen sehr viel geringeren Anteil. Bei Hühnerfrikassee und Pizza liegt er zum Beispiel bei lediglich zwei beziehungsweise sechs Prozent an der Gesamtbilanz. KLIMA VOR ORT | November 2012 Ö Klimabilanz von Tiefkühlprodukten Produktkategorie Komplett-Fertiggerichte: Frikassee Einflussfaktoren entlang des Produktionsweges (in Gramm Kohlendioxid-Äquivalente pro 100 Gramm Ware, g CO2-e Distribution = 5g CO2-e 2% 62% 31% 1% P Produktion = 3g CO2-e einem Gutachten des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) in Berlin eine ganz andere Schlussfolgerung. „Größter Klimasünder: der Bio-Rindfleisch-Esser“ lautet die FoodwatchSchlagzeile. Im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft um mehr als 50 Prozent höher sind nach dieser Studie die klimarelevanten Emissionen aus Bio-Betrieben bei der Rindfleischerzeugung. Die unterschiedliche Beurteilung macht ein Methodenproblem von Klimabilanzen sichtbar. Auf vielen Öko-Bauernhöfen ist die Fleischerzeugung ein Nebenprodukt der Milchviehhaltung. Damit eine Milchkuh die gewünschte Milchmenge liefert, bringt sie jährlich ein Kalb zur Welt. Die männlichen Kälber und überzählige weibliche Tiere werden gemästet und später geschlachtet. Forscher, die eine Studie zur Klimabilanz machen, müssen nun den Gesamtausstoß an klimaschädlichen Gasen auf die Milch- und die Fleischerzeugung verteilen. Zustande kommt der beispielsweise aus der extensiven Bewirtschaftung von Grünflächen, dem Einsatz von Gülle zur Düngung und die längere Mastdauer in der Biolandwirtschaft. Die Zuordnung kann allerdings anhand unterschiedlicher Kriterien vorgenommen werden – womit sich auch das Ergebnis ändert. Entscheidend ist auch, welche Überlegungen überhaupt in die Rechnung einbezogen werden. Das betont die Tierärztin Anita Idel, Mitgründerin der Gesellschaft für Ökologische Tierhaltung und Autorin des im vergangenen Jahr erschienen Buches „Warum Kühe keine Klimakiller sind“. Dauerbegrüntes Land, wie es für die ökologische Landwirtschaft benötigt werde, speichere große Mengen Kohlenstoff in den Graspflanzen, vor allem aber im Boden, argumentiert sie. Nachhaltige Beweidung fördere zudem die Humusbildung, und jede Tonne zusätzlicher Humus im Boden entlaste die Atmosphäre um mehr als 1,8 Tonnen CO2. „Bei näherem Hinsehen erweisen sich manche Kuh und mancher Bauernhof mit nachhaltiger Grünland-Nutzung plötzlich als lupenreine Klimaschützer“, ist sie überzeugt. 4% Herstellung der Verpackungsmaterialien = 8g CO2-e Rohwarenbereitstellung = 139g CO2-e Tiefkühlfrikasse im Vergleich mit anderen Angebotsformen 224g 219g bis 242g tiefgekühlt ungekühlt 237g Verbraucher: Einkaufsfahrt, Zubereitung Spülen = 69g CO2-e 23.794 22.089 Butter 13.311 Rindfleisch 11.374 8.512 7.951 Käse 7.631 7.106 Sahne 5.728 5.568 Pommes frites tiefgekühlt Geflügelfleisch 3.508 3.039 Schweinefleisch 3.252 3.039 1.929 1.804 Quark, Frischkäse selbst zubereitet CO2-Äquivalente in g je kg Produkt nach Anbauweise 1.931 1.542 Eier Konventioneller Anbau Ökologischer Anbau 1.231 1.159 Joghurt Milch 940 883 Teigwaren 919 770 Brot 768 653 Tomaten frisch 339 228 Kartoffeln frisch 199 138 Gemüse frisch 153 130 5 000 10 000 15 000 20 000 25 000 November 2012 | KLIMA VOR ORT Quelle: Bundesministerium für Umwelt,Naturschutz und Reaktorsicherheit, Grafik: Köber Kein Frostschaden fürs Klima kologisch erzeugte Lebensmittel sind gut für die Umwelt und damit auch fürs Klima. Das denken wohl die meisten Verbraucher, wenn sie zu Bio-Nahrungsmitteln greifen. Das stimmt zwar meistens, aber nicht in allen Fällen. Gerade wenn es um Klimaschutz-Fragen geht, streiten sich die Experten über diesen Punkt. Das Bundesumweltministerium präsentiert eine Gegenüberstellung von konventionell und ökologisch erzeugten Produkten, bei denen die Bio-Variante in Sachen Treibhausgase überall besser abschneidet – wenn auch in den meisten Kategorien nur knapp (siehe Grafik). Der Verein Foodwatch hingegen zieht aus Quelle: Öko-Institut, Grafik: Köber 14 re g 16 TITELTHEMA KLIMASCHUTZ à la Carte KLIMASCHUTZ B Bild: Oliver Giers re gi o na l io Energiesparen macht Schule Die Energiepreise steigen und steigen – die Bereitschaft junger Menschen, sorgfältig mit Ressourcen umzugehen, aber auch. An der Justus-von-Liebig-Schule (Haus- und Landwirtschaftliche Schule) in Aalen wird die zukünftige Generation von Köchen und Hotelfachpersonal für dieses Thema sensibilisiert und lernt dort den verantwortungsvollen Umgang mit Energie in Theorie und Praxis. Text: Kathrin Stuba KLIMA VOR ORT | November 2012 eim Betreten der großzügigen Schulküche schlägt einem eine Wolke verführerischer Düfte entgegen. Die Schüler der zweijährigen Berufsfachschule für Ernährung und Gastronomie sind gerade dabei, für ihr Projekt „Provence“ ein mehrgängiges Menü zu zaubern. Semmelknödel mit Champignonragout und Gemüsefrikassee stehen heute auf dem Speiseplan, als Nachtisch gibt es Zitronen-Joghurtcreme mit Apfelsalat. Und inmitten ihrer Schüler steht Carmen Fehr, Technische Oberlehrerin und Herrin der Küche. Die gelernte Köchin behält auch in brenzligen Situationen den Überblick und ist sichtlich stolz auf ihr gepflegtes Reich. „Die Ausstattung unserer Schulküche hat sich seit dem Neubau im Jahr 2006 gravierend verbessert“, erzählt sie, während sie einen ihrer Schüler anweist, den Deckel auf den Topf mit dem Knödelwasser zu setzen. „Wir haben nun viel bessere Voraussetzungen, um Energie einzusparen. Die alten Elektrogeräte wurden nach und nach durch neue ersetzt und haben einen deutlich geringeren Stromverbrauch. Ich achte beim Kauf auf Qualität, die Energieeffizienzklasse A++ ist dabei ein Muss.“ Dieses umsichtige Denken wurde überall in der Küche umgesetzt. Neben der gewerblichen Spülmaschine, die durch ihre sehr kurze Laufzeit der Freund jedes Stromzählers ist, befindet sich ein neuer Umluftgefrierschrank, dessen Energieverlust bei häufigem Öffnen deutlich gegenüber den herkömmlichen Geräten reduziert ist. Auch ein moderner Umluftofen wurde angeschafft, bei dem kein Vorheizen mehr nötig ist und in dem bis zu zehn Backbleche gleichzeitig ihren Platz finden. „Unsere neueste Anschaffung ist eine Großwaschmaschine. Mit diesem Gerät reicht ein einziger Waschgang am Tag aus, um die gesamte Wäsche der Schule zu waschen“, erklärt Carmen Fehr, während sie den Inhalt der Töpfe kontrolliert. Die Knödel ziehen inzwischen im Wasser und die Hauswirtschaftslehrerin erinnert ihre Schüler daran, sich langsam um das Beilagengemüse zu kümmern. Das wird von ihren Schülern grundsätzlich „ a Qualitativ hochwertige und saisonale Lebensmittel aus der Region zeichnen sich letztendlich nicht nur durch ihren Geschmack aus, sondern sparen auch Energie. la minute“ gegart. Dadurch wird der Geschmack erhalten und Strom wird durch unnötiges Warmhalten auch nicht verschwendet. Schon in der ersten Unterrichtseinheit am Anfang der Ausbildung beginnt Carmen Fehr das Energiebewusstsein der Schüler mit einem Test zu schulen. „Wir vergleichen die Zeitspanne, die eine bestimmte Wassermenge bis zu ihrem Siedepunkt benötigt und zwar auf dem Elektro-, dem Gas-und dem Induktionsherd. Eindeutiger Sieger ist dabei die Induktion.“ In der Zwischenzeit haben die Schüler damit begonnen, den Nachtisch anzurichten. Die Äpfel für den Salat stammen aus dem eigenen Garten und wurden in einer Schüleraktion gesammelt und fachgerecht gelagert. Die Zitronenmelisse für die Dekoration des Nachtischs wächst im Kräu- à la Carte TITELTHEMA terhochbeet nebenan. Was nicht aus dem schuleigenen Garten stammt, wird ausschließlich bei Erzeugern aus der Region gekauft. „Wir legen großen Wert auf regionale und saisonale Produkte“, stellt die engagierte Lehrerin klar. „Die Schüler müssen lernen, dass nicht nur ökonomische, sondern auch ökologische Kriterien bei der Speisezubereitung für unsere Zukunft eine große Rolle spielen.“ Diese Themen finden an der Hauswirtschaftlichen Schule nicht nur in der Praxis ihre Anwendung, sondern sind auch ein wesentlicher Teil des Lehrplans und am Ende sogar prüfungsrelevant. „Wer bei der Abschlussprüfung Maßnahmen zum Energiesparen außer Acht lässt und verschwenderisch mit Rohstoffen umgeht, wird dies deutlich in seiner Benotung zu spüren bekommen.“ Nachdem auch der Hauptgang mit den Knödeln und dem Gemüse seinen Weg auf die Teller gefunden hat, zieht die erfahrene Hauswirtschaftlerin Fehr ihr Resümee. „Qualitativ hochwertige und saisonale Lebensmittel aus der Region zeichnen sich letztendlich nicht nur durch ihren Geschmack aus, sondern sparen auch Energie in der Produktion und durch kurze Lieferwege. Und wer dann bei ihrer Zubereitung noch einfache Regeln wie das Schließen von Kochgefäßen, das Vermeiden von überflüssigem Warmhalten der Speisen oder den unnötigen Betrieb der Elektrogeräte vermeidet, wird dies positiv bei der nächsten Stromrechnung zu spüren bekommen.“ Nach dem gemeinsamen Essen liegt vor den Schülern nun nur noch der Abwasch: mit der sparsamen Spülmaschine, deren Warmwasser von den Solarzellen auf dem Dach aufbereitet wird. November 2012 | KLIMA VOR ORT 17 na l 18 TITELTHEMA KLIMASCHUTZ à la Carte KLIMASCHUTZ Tonnenweise in die Tonne à la Carte TITELTHEMA Wer wirft wie viel weg? Rund ein Drittel der weltweit produzierten Lebensmittel werden weggeworfen. Allein in Deutschland landen jährlich elf Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Das ist nicht nur unter ethischen und sozialen Gesichtspunkten ein Skandal, sondern auch schädlich fürs Klima. Text: Stephan Gokeler W Bild: © Patryssia - Fotolia.com ürden nur halb so viele Lebensmittel weggeworfen wie derzeit, dann ließen sich dadurch ebenso viele Klimagase vermeiden wie dadurch, dass man weltweit jedes zweite Auto stilllegt. Das behauptet zumindest Valentin Thurn in seinem Kinofilm „Taste the Waste“, der in diesem Jahr viel Aufsehen erregt hat. Nahezu zeitgleich stellte Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner eine aktuelle Studie über Lebensmittelabfälle in Deutschland vor, die von der KLIMA VOR ORT | November 2012 Universität Stuttgart erstellt worden war. Danach wandern hierzulande jedes Jahr 82 Kilogramm Lebensmittel pro Person im Wert von 235 Euro in Mülltonnen oder Komposter. Das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz startete mit der Präsentation dieser Studie eine Kampagne unter dem Titel „Zu gut für die Tonne!“. Umfangreiches Informationsmaterial gibt es unter www.zugutfuerdietonne. de. Dass Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, nicht automatisch weggeworfen werden müssen, ist dort ebenso nachzulesen wie Tipps zum sinnvollen Einkauf oder zur richtigen Lagerung von Lebensmitteln. Die Kampagne rückt Privathaushalte in den Fokus. Laut Studie entstehen dort 61 Prozent der vermeidbaren Lebensmittelabfälle, während Industrie und Großverbraucher für jeweils 17 Prozent und die Einzelhändler für fünf Prozent verantwortlich sind. Zu dieser Sichtweise gibt es allerdings auch kritische Stimmen. Greenpeace weist zum Beispiel darauf hin, dass die bereits beim Erzeuger aussortierten Lebensmittel, die bestimmten Normen oder Vorgaben des Handels nicht entsprechen, in der Studie nicht berücksichtigt wurden. Regisseur Valentin Thurn hat es nicht bei seiner cineastischen Mahnung belassen. „Innerhalb von nur zwei Generationen haben wir uns zu einem Volk von Verschwendern entwickelt“, klagt er und hat gemeinsam mit Sebastian Engbrocks die Website www.foodsharing.de ins Leben gerufen. Derzeit läuft die Seite noch im Testbetrieb mit einem geschlossenen Benutzerkreis. In Kürze kann hier jeder seine Lebensmittel, die zum Beispiel vor einer Urlaubsreise im Kühlschrank übrig sind, per Computer oder Smartphone möglichen Interessenten kostenlos anbieten. Zunächst richtet sich das Angebot an Privatpersonen, später sollen aber auch Landwirte und Supermärkte mitmachen. Ein Bewertungssystem soll seriöse und weniger seriöse Teilnehmer des Projekts erkennbar machen. Damit eine wirklich rege Kultur des Teilens über das Portal entsteht, strebt Thurn eine große Zahl von Nutzern an: „Wir wollen mindestens eine Million Foodsharer in Deutschland, denn wir brauchen eine lebendige Community, die ausstrahlt. Das Projekt wird entweder ganz groß – oder es funktioniert nicht“, sagte er im Interview mit der Zeitschrift Geo. Interesse scheint jedenfalls vorhanden: Finanziert wurde die 10.000 Euro teure Programmierung der Seite über Kleinspenden, die über das Crowdfunding-Portal „Startnext“ zusammenkamen. Verteilung der Lebensmittelabfälle nach Bereichen der Nahrungsmittelkette Quelle: Studie der Universität Stuttgart (2012), gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) Was werfen wir weg? Verteilung der vermeidbaren und teilweise vermeidbaren Lebensmittelabfälle aus Haushalten nach Produktgruppen Quelle: Studie der Universität Stuttgart (2012), gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) November 2012 | KLIMA VOR ORT 19 ENERGIESPEICHER ENERGIESPEICHER erfordert jedoch das Anlegen größerer Seen, zwischen denen ein nennenswerter Höhenunterschied bestehen muss. Topografisch sinnvoll ist dies in Süddeutschland sowie in den Alpentälern Österreichs und der Schweiz. Genau dort wird derzeit in diese Methode investiert – und es soll noch mehr werden: Im Mai starteten die Wirtschaftsminister der drei Länder eine gemeinsame Initiative zum Ausbau der Pumpspeicherkraft. Inzwischen wird jedoch auch in anderen Gegenden mit den Vorzügen dieser Technik geliebäugelt. Ließen sich nicht auch ausrangierte Bergwerke, etwa im Ruhrgebiet, auf diese Weise neu nutzen? Erste Projektstudien entstehen. Bild: © SusaZoom - Fotolia.com 20 Kapazitäten gesucht Sie werden immer mehr, und sie werden nicht wieder verschwinden: Anlagen, die Energie aus erneuerbaren Quellen gewinnen, liefern bereits mehr als zwölf Prozent der Energie, die in Deutschland verbraucht wird – Tendenz kräftig steigend. Doch wohin mit der Energie, wenn sie gerade nicht gebraucht wird? Text: Gerhard Schindler KLIMA VOR ORT | November 2012 S owohl Geothermie als auch Biogas können kontinuierlich produziert werden und zur so genannten Grundlast beitragen. Doch Strom aus Wind und Sonne ist starken Schwankungen unterworfen. Und ob das höchste Angebot in die Zeit des größten Verbrauchs fällt, ist eher Zufall. Deshalb wird die Rolle von Techniken fürs Energiespeichern immer wichtiger. Eine Auswahl. Pumpspeicher Die bislang einzige Technik, um Energie in größerem Stil zu speichern, ist die der Pumpspeicherkraftwerke (siehe Beitrag Seite 22). Sie ist seit fast hundert Jahren erprobt und funktioniert zuverlässig, Wärmespeicher Große Wärmespeicher dienen den Betreibern von Fernwärmenetzen als Puffer. Solange die Wärme nicht für Heizung und Brauchwasser abgerufen wird, kann sie im Fernwärmespeicher zwischengelagert werden – meist nachts, damit sie zur Morgenspitze zur Verfügung steht. Der größte und modernste Fernwärmespeicher Europas steht auf dem Gelände des Erdgas-Kraftwerks Theiß in Niederösterreich, er fasst 50.000 Kubikmeter Wasser. Der Versorger hat daran gut 5.000 Haushalte angeschlossen. Mit einem Pumpspeicherkraftwerk kann seine Kapazität dennoch nicht mithalten. In kleiner Form hat manch ein Bewohner einer älteren Immobilie eine ähnliche Technik noch in den Zimmern stehen: als Nachtspeicheröfen. In Zeiten, als es noch flächendeckend günstige Nachtstromtarife gab, um überschüssigen Grundlaststrom aus Kohle- und Kernkraftwerken loszuwer- Ob das höchste Angebot in die Zeit des größten Verbrauchs fällt, ist eher Zufall. den, schienen sie eine sinnvolle Idee. Nachts mit billigem Strom die Speicher aufheizen, tagsüber Wärme haben – dieses Prinzip gilt derzeit als überholt. Strom zu Gas Das Problem, einen Überschuss an erzeugtem Strom kurzfristig abspeichern zu können, beschäftigt auch jene Energieversorger, die fernab jeglicher Pumpspeichermöglichkeiten zuhause sind. Windräder drehen sich auch bei ihnen, Fotovoltaik liefert Sonnenstrom – und beides muss laut Gesetz vorrangig ins Netz eingespeist werden. Ein Dilemma. Eine neuartige Methode nennt sich „Power to Gas“. Dabei wird zunächst Wasser per Elektrolyse mit Öko-Strom in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. In einem zweiten Schritt kann der so gewonnene Wasserstoff durch Reaktion mit Kohlendioxid in Methan umgewandelt werden. Beides kann dann in ein bestehendes Erdgasnetz eingespeist werden: Methan ist nichts anderes als die chemische Bezeichnung für den Hauptbestandteil von Erdgas; Wasserstoff kann in einem Gasnetz bis zu einem Anteil von fünf Prozent zugesetzt werden. Gigantische Speicherkapazitäten tun sich hier auf: Bereits jetzt ist das Erdgasnetz in Deutschland 450.000 Kilometer lang, 47 Gasspeicher eingeschlossen. Die weltgrößte Pilotanlage, um Ökostrom in Methangas zu verwandeln, ging gerade erst in Stuttgart-Vaihingen am Zentrum für Sonnenenergieund Wasserstoffforschung in Betrieb. In Frankfurt am Main soll kommendes Jahr eine Anlage zur Wasserstoffproduktion entstehen, die dann erstmals tatsächlich ins Erdgasnetz einspeist und nicht nur zu Testzwecken läuft. Wiederaufladbare Batterien Ob für mobile Elektronikgeräte, abgasfreie Pkws und Stadtverkehrsbusse oder als Zwischenspeicher im Stromnetz: Batterien haben schon jetzt ein breites Einsatzgebiet. Und sollen immer besser, kleiner, leichter, sauberer und leistungsfähiger werden: Nicht nur Wirtschaftsunternehmen investieren große Summen in Neuentwicklungen und effizientere Fertigung, auch in der Grundlagenforschung werden neue Wege beschritten. An der Universität Ulm fiel gerade erst der Startschuss für den Neubau eines kompletten Forschungszentrums: das Helmholtz-Institut für elektrochemische Grundlagen der Energiespeicherung. Die Entwicklung der nächsten und übernächsten Generation der Lithium-IonenBatterie hat man sich hier auf die Fahnen geschrieben. Unterdessen erprobt der Darmstädter Energieversorger HSE den Einsatz von Batterien als Zwischenspeicher im Stromnetz. In einem Hallenbad und einem Veranstaltungszentrum wurden jeweils größere Batterien installiert, die aus Fotovoltaik auf dem Dach und einem Blockheizkraftwerk gespeist werden. Voraussetzung für den Praxistest: ein intelligentes Stromnetz („Smart Grid“), in dem Erzeuger, Speicher und Verbraucher flexibel gesteuert werden können. Energiestein Und dann gibt es da noch den Energiestein. Den hat Eduard Heindl erdacht. Der Physiker lehrt an der Universität Furtwangen und ist immer für ungewöhnliche Ideen gut. Etwa diese: Wie viel Energie könnte man wohl speichern, wenn man aus Granitgestein einen Zylinder mit 1000 Metern Durchmesser und 500 Metern Tiefe heraussägte und darunter eine wassergefüllte Kaverne errichtete, die mit Druck den Energiestein anhebt? Als Antwort hat Heindl errechnet: 1.600 Gigawattstunden – so viel, wie in Deutschland täglich an Strom produziert wird und 40 Mal so viel, wie in allen Pumpspeicherkraftwerken des Landes zusammen. Inzwischen wirbt der Professor Forschungsgelder ein, um die Machbarkeit eines solchen hydraulischen Lagespeichers nachzuweisen. November 2012 | KLIMA VOR ORT 21 PUMPSPEICHERKRAFTWERKE PUMPSPEICHERKRAFTWERKE Oberbecken mit Aussicht: Das Pumpspeicherkraftwerk Glems zwischen Metzingen und Reutlingen ist bislang das einzige am Albtrauf. Das könnte sich bald ändern. Bild: Bildarchiv Fieselmann 22 Strom auf Pump Um Energie in großem Stil zu speichern, eignen sich Pumpspeicherkraftwerke nach wie vor am besten. Die Technik mit den zwei Wasserbecken funktioniert seit fast 100 Jahren. In Zeiten der Energiewende wird sie immer gefragter: Um Windenergie und Solarstrom aufnehmen zu können, werden neue Pumpspeicher nötig. Doch nicht jeder will sie haben. Text: Gerhard Schindler KLIMA VOR ORT | November 2012 U m ihren Albtrauf werden die Schwaben von Flachlandbewohnern nicht nur wegen der Aussicht beneidet: Die Kante des Schwäbischen Jura bietet auch so manche Stelle, die sich hervorragend für ein Pumpspeicherkraftwerk eignet. 300 bis 400 Meter Höhenunterschied – das sind ideale Voraussetzungen für neue Energiespeicher, wie sie für die Energiewende dringend benötigt werden. Pionierarbeit leistet hier der Regionalverband Neckar-Alb mit Sitz in Mössingen. Als Planungsinstanz der Landkreise Reutlingen, Tübingen und Zollernalb hat er aktiv die Diskussion um neue Pumpspeicherkraftwerke angestoßen. „Die Topografie ist bei uns zwar nicht ganz so günstig wie in der Schweiz oder in Österreich“, erklärt Joachim Zacher, Sachgebietsleiter für Energie und Verkehr. „Aber wir wollen auch bei uns die Grundlagen schaffen, um die Schwankungen im Energienetz November 2012 | KLIMA VOR ORT 23 PUMPSPEICHERKRAFTWERKE Neue Pumpspeicher am Alb-Rand: Vier Vorschläge, die bereits den Segen der jeweiligen Gemeinderäte haben 1 Glems II: Oberbecken (OB): drei Varianten auf Gemarkung Eningen u.A., St. Johann und Metzingen Unterbecken (UB): Vergrößerung des bestehenden UB bei MetzingenGlems oder Neubau daneben 2 G ielsberg: OB: am Ende der Stuhlsteige bei SonnenbühlGenkingen UB: drei Varianten im Pfullinger Breitenbachtal 3 R eichenbach: OB: Himberg auf Gemarkung Burladingen und Albstadt UB: Reichenbachtal bei Hechingen-Boll 4 A lbstadt/Meßstetten: OB: vier Varianten bei Hossingen und Tieringen UB: im Zerrenstalltal bei Laufen KLIMA VOR ORT | November 2012 PUMPSPEICHERKRAFTWERKE auszugleichen.“ Ein Gebot, das aus der steigenden Stromgewinnung durch Wind und Sonne erwächst: „Wenn man es nicht macht, müssen wir unser Stromnetz ganz anders ändern.“ Fünf mögliche Standorte hatte der Regionalverband identifiziert, drei davon sind nach den ersten Diskussionsrunden übriggeblieben, ein weiterer neu hinzugekommen. Nicht überall stoßen die großtechnischen Anlagen auf Gegenliebe. Im Ortschaftsrat von Salmendingen etwa brach ein Sturm der Entrüstung los, als ein mögliches Oberbecken vor der Haustür zur Debatte stand. Ganz anders in Pfullingen und Sonnenbühl: positive, teils begeisterte Zustimmung, die Pläne weiterzuverfolgen. In Glems wurde ein weiteres Werk neben dem bestehenden kontrovers diskutiert, die Gemeinderäte von Albstadt und Meßstetten brachten dagegen selbst einen weiteren Vorschlag ein. Wenn die Verbandsversammlung Ende November beschließt, an welchen Stellen im Regionalplan Pumpspeicherkraftwerken ein Vorrang eingeräumt werden soll, stehen nun vier Standorte auf der Liste (siehe Kasten). Ob jedoch am Alb-Rand tatsächlich jemals neue Speicherbecken gebaut werden, steht völlig in den Sternen. Denn Wünsche und Pläne allein reichen nicht. Es braucht auch Investoren und Betreiber. Die EnBW etwa, die in Glems bei Metzingen bereits seit fast 50 Jahren das bisher einzige Pumpspeicherkraftwerk am Albtrauf betreibt, hat dem Regionalverband bereits eine Absage erteilt. Der Energieversorger investiert zwar in diese Speichertechnik, aber anderswo: im Schwarzwald und in den Vorarlberger Alpen. Dort sind ganz andere Dimensionen möglich. Im Hotzenwald bei Herrischried etwa entsteht in den nächsten Jahren das größte Pumpspeicherkraftwerk Deutschlands. Bekannt geworden ist der Standort unter dem Namen des Weilers Atdorf. Sein Oberbecken soll neun Millionen Kubikmeter Wasser fassen – zehn Mal so viel wie das Oberbecken von Glems neben der Eninger Weide. Mit 600 Metern wäre die Fallhöhe doppelt so hoch wie am Metzinger Albtrauf. Und statt einer Leistung von 90 Megawatt, wie sie die Glemser Turbinen aus den 1960er-Jahren erbringen, soll sie in Atdorf bei 1.400 Megawatt liegen. So viel erzeugt auch ein großes Kernkraftwerk – mit dem Unterschied, dass die im Schwarzwaldwasser gespeicherte Energie innerhalb von Sekunden bereitgestellt werden kann. Neben Atdorf investiert die EnBW auch im Nordschwarzwald in die Pumpspeichertechnik. In Forbach im Murgtal soll ein bestehendes Werk ausgebaut werden. Eine neue Oberstufe mit 1,8 Millionen Kubikmetern könnte die Leistung um 200 Megawatt steigern. Und beim EnBW-Partner Illwerke in Vorarlberg steht mit dem Projekt Obervermunt II eine Erweiterung um 360 Megawatt an. „Mit diesen drei großen Projekten sind wir für die nächsten Jahre auch finanziell ausgelastet“, sagt Maria Dehmer, Sprecherin der EnBW Kraftwerke AG. Doch nicht allein deshalb erhielt die Alb eine Absage: Aus Sicht des Energieversorgers wäre ein neuer Speicher hier auch zu teuer. Zwar hat die EnBW in einer Studie insgesamt 201 mögliche Standorte in BadenWürttemberg identifiziert, die technisch machbar wären. Zusammen weisen sei ein Potenzial von 116 Gigawatt auf und kämen mit bestehenden Schutzgebieten wenig in Konflikt – als wirtschaftlich rentabel werden jedoch nur 13 Standorte eingestuft. Nur einer davon liegt an der Alb: im Bereich des bestehenden Pumpspeicherkraftwerks Glems, jedoch an anderer Stelle, als vom Regionalverband geplant. Die EnBW-Ingenieurin Claudia Berger hat als Autorin der Studie auch den Vorschlag Gielsberg untersucht. Ihr Fazit: Auch zwischen Genkingen und Pfullingen lohnt sich ein Pumpspeicherkraftwerk für die EnBW nicht wirklich. Geprüft wurde dabei jedoch eine Variante mit einem kleineren Oberbecken. Neuere Pläne sehen dort drei Millionen statt einer Million Kubikmeter Wasser vor – und schon könnte sich das Blatt der Realisierungschancen wieder wenden. So hat sich etwa der Reutlinger Energieversorger FairEnergie bisher nicht dazu geäußert, ob er ein solches Projekt umsetzen könnte. Dabei hat die Stadtwerke-Tochter mit Pumpspeicherkraft Erfahrung: Ihr gehört eines Sechs Stunden lang kann das Speicherkraftwerk Glems den Strombedarf von Metzingen decken – rein rechnerisch. Weil die im Oberbecken gespeicherte Energie aber nur zu Spitzenzeiten abgerufen wird, erzielt der Strom Höchstpreise. Die Turbinen, Generatoren und Pumpen aus den 1960er-Jahren wurde erst 2008 generalüberholt. Bilder: EnBW 24 der kleinsten und ältesten Kraftwerke dieser Art: am Neckartalhang zwischen Kirchentellinsfurt und dem Einsiedel, Baujahr 1926, Leistung 1,3 Megawatt, Fallhöhe 120 Meter. Auch die Stadtwerke Ulm backen kleinere Brötchen, die sich trotzdem rechnen sollen: Am Blautal zwischen Blaubeuren und Blaustein planen sie ein 60-Megawatt-Speicherkraftwerk, dessen Unterbecken einen Steinbruch ausfüllen soll. Das Oberbecken soll 1,2 Millionen Kubikmeter fassen, der Höhenunterschied 162 Meter betragen. Erste Untersuchungen laufen bereits: Bohrungen und Pumpversuche ermitteln derzeit Auswirkungen auf das Grundwasser im Blautal und geben Aufschlüsse über die Bodenbeschaffenheit. An der Sinnhaftigkeit ihres Vorhabens hegen die Projektpartner jedenfalls keinen Zweifel: Auch in kleineren Dimensionen gelten Pumpspeicherkraftwerke als sinnvolle Anlagen, um eingespeisten Öko-Strom so effizient wie möglich zu nutzen. Einer ihrer wenigen Nachteile ist, dass beim Bau eventuell Schutzgebiete betroffen sind und Biotope zerstört werden. Ihre Vorteile dagegen vereinen – neben den energietechnischen – vielerlei Aspekte: Sie stinken nicht und machen keinen Krach, erzeugen keine Schadstoffe, verursachen keine schnellen Bewegungen und sehen häufig natürlichen Seen sehr ähnlich. Manchmal bieten sie dann sogar einen gewissen Naherholungswert und werden Ausflugsziel. Das Stauseehotel von Glems etwa gilt seit Langem als eine der idyllischsten Adressen am Albrand. November 2012 | KLIMA VOR ORT 25 re g io PUMPSPEICHERKRAFTWERKE BAUEN UND SANIEREN Das Prinzip Pumpspeicher Das Zauberwort heißt Lageenergie: Bei einem Pumpspeicherkraftwerk wird Wasser aus einem unteren in ein oberes Becken hinaufgepumpt. Dadurch wird elektrische Energie in mechanische umgewandelt. Das Wasser im Oberbecken speichert also den größten Teil der aufgewandten Energie durch seine Lage in der Höhe. Um diese wieder abzurufen, lässt man das Wasser zurück ins Tal fließen. Über Fallrohre treibt es eine oder mehrere Turbinen an – die mechanische Energie wird in elektrische zurückgewandelt. Eingesetzt werden Pumpspeicherkraftwerke, um die Energie im Stromnetz zu regeln und um kurzfristig Strom bereitzustellen. Wenn mehr Strom produziert wird als verbraucht, wird mithilfe des überschüssigen Stroms Wasser nach oben gepumpt und damit Energie gespeichert. In Zeiten, in denen mehr Strom im Netz angefordert wird als eingespeist, kann die gespeicherte Energie wieder abgerufen werden, indem Oberbecken das Wasser beim Rückfluss ins Unterbecken Strom erzeugt. Damit sind Pumpspeicherkraftwerke äußert flexibel: Sie können innerhalb von Sekunden elektrische Energie bereitstellen oder aufnehmen. Genau diese Fähigkeit macht sie ebenso notwendig wie wertvoll. Mit ihnen können Netzbetreiber nicht nur in Spitzen der Stromerzeugung Energie abspeichern – sie liefern vor allem Regelenergie, um innerhalb von Sekunden Lastspitzen abzudecken, und können auch Energie für den sogenannten Spotmarkt bereitstellen, die an der Strombörse tagesaktuell gehandelt wird. In beiden Fällen erzielt der Strom ein Vielfaches des Preises als etwa bei Grundlastkraftwerken, die kontinuierlich laufen – ein wirtschaftlicher Vorteil, der finanziell bei Weitem wettmacht, dass ein Viertel bis ein Fünftel der Energie beim Pumpspeicherkraftwerk verloren geht. Positiv ausgedrückt heißt das: Der Wirkungsgrad einer solchen Anlage liegt in der Regel zwischen 75 und 80 Prozent. Wie viel Leistung ein Pumpspeicherkraftwerk erbringen kann, liegt zum einen am Höhenunterschied, zum anderen an der bewegten Wassermenge. Eine Studie des Energiekonzerns EnBW aus dem Jahr 2012 nennt eine Mindestfallhöhe von 200 Metern als eine von mehreren Voraussetzungen, um ein neues Pumpspeicherkraftwerk überhaupt wirtschaftlich betreiben zu können. In Deutschland gibt es derzeit rund 30 Speicherkraftwerke mit einer installierten Leistung von sieben Gigawatt. ges Transformator Motor / Generator Dachsanierung ist Vertrauenssache Schritt für Schritt zum energetisch gedämmten Dach. Unterbecken Grafik: Köber 26 KLIMA VOR ORT | November 2012 Turbine Text: Hanna Meid Pumpe November 2012 | KLIMA VOR ORT 27 na l re g re gi o na l io 28 BAUEN UND SANIEREN BAUEN UND SANIEREN Die neue Dachgaube über der alten Dachfläche Ein Dach über dem Kopf zu haben, ist nicht nur sprichwörtlich verstanden eines der Grundbedürfnisse des Menschen, sondern auch eine Frage des Geschmacks, der Energieeffizienz und der Nutzbarkeit bewohnbarer Flächen. Alle diese Aspekte berücksichtigt der Energieberater und Zimmermeister Michael Kessler aus Schwäbisch Gmünd, wenn er zu einem Beratungsgespräch gebeten wird. „Dachsanierung ist Vertrauenssache“, sagt er, „denn viele Faktoren spielen bei den diversen Entscheidungen mit und kein Angebot ist mit dem anderen direkt vergleichbar“. Wir haben ihn bei einer Dachsanierung in Schwäbisch-Gmünd-Straßdorf begleitet. W as wollen wir mit den zwei kleinen Zimmerchen hier unter dem Dach anfangen, wir brauchen mehr Licht und mehr Raum“, klagte die Hausbesitzerin. So geht es vielen: Ist das Häuschen erst einmal in die Jahre gekommen, passt der Zuschnitt nicht mehr, Renovierungen sind fällig oder Käufer haben andere Nutzungsvorstellungen. 15 Quadratmeter mehr Nutzfläche, das könne er rausholen, versichert Michael Kessler. Dazu müsse er aber die schrägen Dachfenster durch Gauben ersetzen und die Dachneigung der Dachgauben flach halten, um eine möglichst große Standhöhe bis zum Fenster zu erreichen. Zunächst machte der Fachmann eine Das Dach vor Baubeginn – nur wenig Licht fällt von außen in das Zimmer KLIMA VOR ORT | November 2012 Planung über die Wohnraumerweiterung, schrieb das Baugesuch und stellte den Antrag zur Baugenehmigung. „Das macht normalerweise ein Architekt oder eben ein Meister im Bauhauptgewerbe“, erklärt er. Die Kundin hatte er bereits darauf hingewiesen, dass sich in diesem Fall eine komplette Dachsanierung anbieten würde, da durch den Bau der Gauben von dem vorhandenen Dach nicht mehr viel übrig bliebe. Ein Problem bereiteten auch meist die Anschlüsse der neuen Gauben an das vorhandene Dach aus den 80er Jahren. Die Kundin folgte dem Rat des Fachmanns und stellte sich auf runde zwei Monate Umbauzeit ein. In diesem Fall hatte Holzbau Kessler die Gesamtleitung und koordinierte die Arbeiten mit dem Flaschner. Man kann auch die Gewerke einzeln an erfahrene Handwerker vergeben, wichtig ist jedoch, dass die Bauleitung geklärt ist. „Ich wollte vertrauenswürdige Handwerker aus der Nähe haben. Sie kamen immer zur Abstimmung der Gewerke auf die Baustelle und das war für den reibungslosen Ablauf sehr wichtig“, bestätigte die Kundin. Handwerker übers Internet zu beauftragen, war für sie keine Alternative. Im ersten Schritt schlug Kessler wegen der flachen Dachneigung durch die hohen Gauben ein Titanzinkblech mit doppelter hinterlüfteter Schalung vor: „Zum einen dient es dem Lärmschutz, wenn Regen auf das Dach prasselt, und Oben: Dachgaube mit Unterspannbahn Links: Dachgaube neu mit Innenausbau November 2012 | KLIMA VOR ORT 29 na l re g re gi o na l io 30 BAUEN UND SANIEREN BAUEN UND SANIEREN Nicht nur 15 Quadratmeter mehr Nutzfläche bringt die neue Dachgaube, sondern auch mehr Licht. zum anderen hat die doppelte Hinterlüftung das Ziel, die große Dichte des Blechs außen der Dichte innen anzupassen“, machte er der Kundin deutlich. Als zweiter Schritt folgte die Dachdeckung. Farbe und Oberflächenbeschaffenheit der Ziegel sind wichtige Faktoren, denn im innerstädtischen Bereich gibt es oft Vorschriften über Form und Farbe. Auch ist es nicht jedem Bauherren egal, ob er einen rauen Ziegel hat, der schnell verschmutzt oder einen mit unempfindlicher glatter Oberfläche oder den glasierten, von dem Dreck und Schnee abrutschen. Die Kundin entschied sich für die Variante 'glatt'. Im dritten Schritt wurden Dach und Gauben mehrschichtig aufgebaut. Das bedeutet Ausdämmung der Sparrenzwischenräume mit Mineralwolledämmung, die eine sehr gute Wärmeleitergruppe besitzt. Über den Sparren werden vollflächig Holzweichfaserplatten verlegt, um einen besonders gu- KLIMA VOR ORT | November 2012 »Die bessere Wärmedämmung ist deutlich zu spüren und die Wärme des Schwedenofens bleibt im Dachgeschoss. Ein viel angenehmeres Wohnklima und geringere Energiekosten, das ist wirklich gelungen!« ten Schall- und Sommerwärmeschutz zu erreichen. Unterhalb der Sparren kommt zuerst eine Dampfbremsfolie, welche die Luftdichte der Konstruktion nach der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2009 gewährleistet. „Dabei stoßen wir oft auf technische Herausforderungen, um die neue Konstruktion luftdicht mit der vorhandenen zu verbinden“, erklärt Kessler der erstaunten Kundin. „Wenn das nämlich nicht richtig ausgeführt ist, kann es bestenfalls zu Schimmel und im schlimmsten Fall zum Einsturz der Konstruktion kommen.“ Der vierte Schritt wird einmal nach außen und einmal nach innen vollzogen. Zunächst kommt auf die Holzweichfaserplatte eine diffusionsoffene Unterspannbahn, ähnlich einer Goretex-Membran, zum Schutz von eindringendem Regen oder Schnee. Darauf kommen die Lattenkonstruktion für die Ziegel und die Ziegel selbst. Nach innen folgt auf die Dampfsperre die Unterkonstruktion, welche den Gipskarton trägt, den man beliebig tapezieren oder verputzen kann. Fertig ist das energetisch sanierte Dach. Das Fazit der Kundin: „Die bessere Wärmedämmung ist deutlich zu spüren und die Wärme des Schwedenofens bleibt im Dachgeschoss. Ein viel angenehmeres Wohnklima und geringere Energiekosten, das ist wirklich gelungen!“ Die Kosten, sagt Kessler, seien sehr individuell. „Je nach Wünschen und Anforderungen der Kunden hängen sie von der Stärke der Dämmung und des Dämmmaterials ab, von der Form und der Qualität der Ziegel und auch, ob ein Dach sehr verwinkelt ist oder eine glatte, gerade Fläche hat, die natürlich einfacher zu decken ist.“ Bei einem Haus mit etwa 120 Quadratmetern Dachfläche geht er von mindestens 30.000 Euro aus. „Es ist schwierig, die Angebote zu vergleichen, weil jeder Handwerker seine eigene Art hat, sie zu erstellen und der Kunde sich selten mit den Fachbegriffen auskennt. Daher ist es wichtig, sich Handwerker empfehlen zu lassen oder auf sein Bauchgefühl zu vertrauen. Leichtfertig sollte man dieses Thema jedenfalls nicht behandeln“, rät der Energieberater. Übrigens sind die Energieberater Handwerk im Energiekompetenzzentrum Ostalb gelistet und bei der Handwerkskammer zu erfragen. Die Energieberater Handwerk beraten auch über staatliche Fördermittel über die KfW-Bank und über die damit verbundenen Auflagen und beantragen sie. Sie achten darauf, dass die Vorschriften nach der EnEV 2009 eingehalten werden, auch wenn beispielsweise ein Hausbesitzer nur zehn Prozent an der Fassade oder am Dach seines Bestandsgebäudes verändern will. Außerdem gibt es eine Sanierungspflicht für ungedämmte Geschossdecken. November 2012 | KLIMA VOR ORT 31 na l re g re gi o na l io 32 BAUEN UND SANIEREN BAUEN UND SANIEREN Das alte Rathaus aus den sechziger Jahren. Vom alten Rathaus blieb nur das Betonskelett übrig Fassade und Energieeffizienz standen beim Neubau des Oberkochener Verwaltungssitzes im Fokus. Text: : Lothar Schell D as neue Rathaus passt zur feinen Stadt Oberkochen. Wir haben heute ein absolut modernes, funktionales und ansprechend gestaltetes Rathaus, das auch mit seinem energetischen Konzept Vorbildfunktion aufweist“, sagt Bürgermeister Peter Traub. Das Aalener Architekturbüro Kayser hatte den im Jahre 2007 ausgeschriebenen Wettbewerb zur Konzeptentwicklung für die Rathaussanierung gewonnen und führte dann die Planung und Ausführung des Projekts durch. Das Oberkochener Rathaus war in den Jahren 1963 und 1964 von Architekt Professor KLIMA VOR ORT | November 2012 Ludwig Schweizer errichtet worden. Das Gebäude gliederte sich architektonisch in den zweigeschossigen Sockelbau mit weißer Putzfassade und den darüber schwebenden fünfgeschossigen Turm, der sich aus horizontalen Betonbrüstungsbändern und umlaufenden Fensterelementen zusammensetzte. Wesentlicher Grundgedanke für das Entwurfskonzept war im Zusammenhang mit der Neugestaltung des Eugen-Bolz-Platzes die Verlegung des Gebäudeeingangs auf die Ebene der Jenaer Straße. Hierdurch entstand über einen großzügigen Windfang ein zentraler behindertengerechter Zu- gang und die beiden Foyer-Ebenen wurden über eine großzügige Wendeltreppe im Luftraum verbunden. Ein neuer Glasaufzug wurde im Foyer platziert, der alle Ebenen verbindet und während der Fahrt den Ausblick auf den Platz ermöglicht. Im November 2009 wurde mit dem Bau begonnen, nach eineinhalbjähriger Bauzeit hatte Oberkochen seinen neuen Verwaltungssitz. 7,5 Millionen Euro hat das neue Rathaus gekostet. Von Bund und Land erhielt man aus dem Zukunftsinvestitionsprogamm des Konjunkturpakets II rund 2,4 Millionen Euro sowie rund 920.000 Euro 33 na l re g re gi o na l io 34 BAUEN UND SANIEREN BAUEN UND SANIEREN Bild oben: Viele Meter Kabel sind in der Decke verlegt. Bild unten: Im Sitzungssaal wurde die Lichtkuppel geschlossen. Der neue Aufzugschacht. aus dem Sanierungsprogramm des Landes. Zentral im Eingangsbereich wurde das neue Bürgerbüro angeordnet. Eine Glaswand trennt die Räumlichkeiten vom Foyer. Das bestehende Treppenhaus wurde ebenfalls bis in die Eingangsebene fortgeführt und dient nun als geschlossener Rettungsweg. „Nach der völligen Entkernung lag das Augenmerk auf der Fassade und der Energieeffizienz“, betont Projektleiter Johannes Thalheimer, der in seiner Eigenschaft als Stadtbaumeister eng mit Bauleiter Bernd Rentel vom Architekturbüro Kayser + Kayser kooperierte. Während die Sockelgeschosse mit einem Wärmedämmverbundsystem und neuen Aluminiumfenstern in den bestehenden Öffnungen saniert wurden, erhielt der Turm eine vorgehängte Aluminium-Pfosten-RiegelFassade mit Alulisenen, die nun die Geschosse verbinden. Die Betonbrüstungen des Bestands wurden auf der Außenseite gedämmt. Vorgeblendete Glasbrüstungspanee- KLIMA VOR ORT | November 2012 »Mit der Fassade wurde ein optimaler winterlicher Wärmeschutz und eine Reduzierung des Sonnenenergieeintrags im Sommer erreicht.« Johannes Thalheimer, Projektleiter len mit integrierten Sonnenschutzlamellen bilden nun zusammen mit der Verglasung der Aluminiumfenster die wartungsfreie Außenhaut. Der Sonnenschutz wird mit Tageslichtlenkelementen abhängig vom Sonnenstand gesteuert. „Mit der Fassade wurde ein optimaler winterlicher Wärmeschutz und eine Reduzierung des Sonnenenergieeintrags im Sommer erreicht“, betont Projektleiter Johannes Thalheimer. Dosierte natürliche Belüftung wird nun über schmale Lüftungsflügel im Wechsel mit fest verglasten Elementen ermöglicht. Schließlich bot das Fassadenraster optimale Anschlussmöglichkeiten für flexible Trennwände und variable Raumgrößen. Eingriffe in die Fassadenöffnungen erfolgten nur im Sitzungssaal, der nun durch große Fensterausschnitte vom introvertierten Raum mit Oberlicht zum bürgeroffenen, lichtdurchfluteten Raum mit Ausblick umgewandelt wurde. Für den neuen Verwaltungstempel wurde ein ganzheitliches ökonomisch und ökologisch sinnvolles energetisches Sanierungskonzept entwickelt. Die Fassade des Altgebäudes hatte ihre Lebensdauer längst erreicht. Durch die undichte Fassade und den schlechten winterlichen und sommerlichen Wärmeschutz wies das Gebäude vor der Sanierung einen Gebäudeheizenergiebedarf von 256 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr auf. Bei der Sanierung wurde die Fassade komplett erneuert und durch eine moderne Fassade mit gutem winterlichen und sommerlichen Wärmeschutz ersetzt. Die Verglasung besteht nun aus Zweischeibenwärmeschutzverglasung mit einem U-Wert (Wärmedurchgangskoeffizient) von 1,1. Die Flügel der Fassade können geöffnet werden, so dass effektiv natürlich belüftet werden kann. „Wir konnten durch die neue Fassade den Gebäudeheizenergiebedarf auf 110 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr, also um 57 Prozent, reduzieren“, stellt der Projektleiter fest. Neben der Fassade wurde auch die Gebäudetechnik energetisch optimiert. Die alte Gasheizkesselanlage, die auch das Hotel am Rathaus mit Wärme versorgte, wurde komplett erneuert und durch zwei Gasbrennwertkessel kombiniert mit zwei Blockheizkraftwerken mit jeweils 12,5 Kilowatt thermisch ersetzt. Durch die optimalen Betriebsbedingungen und dank der Kraft-Wärme-Kopplung konnte damit der Primärenergiebedarf nochmals um weitere 23 Prozent reduziert werden. Damit liegt das neue Rathaus vierzig Prozent unter den Anforderungen der Energieeinsparverordnung EnEV 2007 für modernisierten Altbau. Das Rathausgebäude musste auch brandschutztechnisch komplett saniert werden. So wurden die Rettungswege neu festgelegt, Brandschutzwände eingezogen und eine Brandmeldeanlage mit Sicherheitsbeleuchtungen und Sicherheitsstrom installiert. November 2012 | KLIMA VOR ORT 35 na l re g re gi o na l io 36 BAUEN UND SANIEREN BAUEN UND SANIEREN Das Vorzeigeobjekt von Architekt Wolfgang Helmle ist sein eigenes Wohnhaus in Ellwangen, das im Erdgeschoss auch das Büro seiner Firma beherbergt. Seine Ideen bringen alten Bauten neue Effizienz Seit 1991 ist Wolfgang Helmle mit seinem Architekturbüro in Ellwangen aktiv. Als Energie- und Klimaberater legt er großen Wert auf Energieeffizienz. Im reizvollen Rahmen der historischen Ellwanger Bauten sucht er Funktionalität, Ökologie und Ästhetik zu einen. Dabei setzt sein Büro auf kreative Lösungen und neue Technik. Text: Benjamin Leidenberger Ä sthetik und Funktionalität verbinden und dabei „verantwortungsvoll bauen“: Sein ausgeprägtes Ökologiebewusstsein prägt Architekt Wolfgang Helmle. Als Berufener fühlt er sich, wenn es darum geht, mit Rücksicht auf Natur und Umwelt Neues zu gestalten. Mit seinem Büro will er Ideen entwickeln. Helmle will Pionier sein, wenn es um ökologisches, energieeffizientes Bauen geht: „Mittlerweile sind alle soweit zu sagen, dass wir Energie sparen müssen. Ich sage, wir müssen Häuser bauen, die Energie produzieren und speichern.“ KLIMA VOR ORT | November 2012 November 2012 | KLIMA VOR ORT 37 na l re g re gi o na l io 38 BAUEN UND SANIEREN BAUEN UND SANIEREN Vom Balkon des Hauses hat man einen schönen Blick auf das Schloss auf dem Schönenberg. Das Haus bekommt eine neue Innendämmung mit Wandheizung. Durch die Panorama-Fenster hat man einen herrlichen Blick auf den Schönenberg. Wer solche Ansprüche formuliert, braucht Authentizität. Weshalb Helmles Vorzeigeobjekt sein eigenes Wohnhaus ist, das im Erdgeschoss auch das Büro seiner Firma beherbergt. 2007 hat er den 1753 von Johann Gottfried Prahl in der Ellwanger Schlossvorstadt errichteten Bau energetisch saniert. In nur neun Wochen Bauzeit hat er das unter Denkmalschutz stehende Objekt in ein „Minimal-Energie-Haus“ verwandelt. Passivhauskomponenten wurden verbaut. Weil die Straßenfassade nicht verändert werden durfte, hat Helmle sich für eine Innendämmung mit Wandheizung entschieden. Dreifach verglaste Fenster wurden eingesetzt, eine 14 Quadratmeter große Solarthermieanlage sorgt für warmes Wasser. Eine kontrollierte Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung rundete das Sanierungspaket ab. 80 Prozent Energie- und CO²-Emission wurden insgesamt eingespart. Das Haus weißt einen Energiebedarf von 39 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr aus. Dafür gab es einige Preise, darunter den ersten Preis des Wettbewerbs „Deutschlands schönste Effizienzhäuser“. Bei der Innengestaltung hat Helmle viel Holz verbaut, um mit dem natürlichen Baustoff Akzente zu setzen. Beispielsweise bei einem optischen Dreiklang in den Büroräumen, wo eine Holzakustik-Schiebewand von 2007 auf Ziegelmauerwerk eines Anbaus von 1904 und das vom Putz befreite Original-Sandsteinmauerwerk von 1753 stößt. Helmle verweist hier spielerisch auf die reichhaltige Geschichte des Objektes. Moderne hält Einzug ins historische Gemäuer. „In so einem Haus fühlt man sich wohl“, sagt Helmle über Energiesparhäuser. Die Differenz der Wohntemperatur von 19 Grad gegenüber sonst gängigen 21 Grad spüre man nicht, es herrsche immer ein gutes Luftklima. „Und man hat dabei noch ein gutes Gefühl der Umwelt gegenüber.“ Durch das Vorleben könne er die beste Überzeugungsarbeit leisten, neue Wege zu beschreiten. Dies brauche es auch, wenn aus dem gewachsenen ökologischen Bewusstsein unserer Gesell- schaft ein echter Verhaltenswandel resultieren soll. „Es sind immer nur ein paar, die etwas anstoßen“, sagt Helmle, „viele, die mitkommen und ein paar, die immer dagegen sind.“ Helmle sucht weitere Herausforderungen für sein Architekturbüro. „Wir machen gerade unsere Hausaufgaben und sind dabei, im Hinterkopf neue Ideen zu entwickeln.“ Wir, das heißt Wolfgang Helmle, der 52-jährige Diplom-Architekt und zertifizierter Energie- und Klimaberater, und seine vier Mitarbeiterinnen. „Wir sind ständig am Schauen, nach neuen Materialien, besserer Technik.“ Mehr Entwicklung hat sich Helmle bei der Technik im Heizungs-, Lüftungs- und Sanitärbau erwartet. Aber solange sich die Anlagen der heutigen Generation noch gut verkauften, fehle es an Investitionen in Verbesserungen. Brennstoffzellen seien beispielsweise eine vielversprechende Technologie, die noch wenig eingesetzt werde. So wird das Ausreizen der Möglichkeiten teuer. Für Plus-Energiehäuser und andere innovative Effizienzkonzepte KLIMA VOR ORT | November 2012 »Wir sind ständig am Schauen, nach neuen Materialien, besserer Technik.« Wolfgang Helmle, Diplom-Architekt bräuchte es solvente Partner. „Bauherren mit einem Faible dafür“, sagt Helmle. Bei „seinem“ eigenen Projekt wäre Helmle gerne noch weiter gegangen. Am liebsten hätte er ein Miniblockheizkraftwerk eingebaut und damit sein eigenes Haus und die als Reihenhäuser angebauten Nachbarhäuser gleich mit Wärme mitversorgt. Technisch wäre das möglich gewesen, aber der Aufwand, die Nachbarhäuser umzurüsten, war zu groß. Eine andere Idee konnte er gegen die Denkmalschutzbehörde nicht durchsetzen. „Ich wollte unbedingt eine PV-Anlage“, erzählt Helmle. Auf dem Dach des denkmalgeschützten Hauses sei das nicht genehmigungsfähig gewesen. Helmle bewies Erfindergeist: Auf den Fensterläden hätte er gerne PhotovoltaikZellen angebracht. Damit die auch bei geschlossenen Läden Strom hätten liefern können, hätte er die Module um 180 Grad schwenkbar befestigt. Eine patente Idee – die keine Genehmigung fand. „Es wäre nur ein Kilowatt Leistung gewesen“, relativiert Helm- le selbst den Effekt. Die Kreativität spricht dennoch für sich. Dass nicht jede gute Idee umgesetzt werden könne, damit müsse man leben. Der Reiz des Neuen, des Entdeckers, der Pioniergeist sorgt dafür, dass Helmle auch nach über 20 Jahren im Beruf noch Grenzgänger bleibt beim Thema ökologisches Bauen. Die unverputzte Backsteinwand seines Arbeitszimmers ziert eine Bordüre mit einem Zitat von Karljosef Schattner, der einst als Diözesanbauamtsleiter in der Barockstadt Eichstätt moderne Bauten errichtete: „Die Gegenwart leugnen hieße die Geschichte zu leugnen. Neues Bauen in alter Umgebung ist etwas Selbstverständliches.“ Dieses Credo hat sich Helmle zu eigen gemacht. Im „reizvollen Rahmen“ Ellwangens will er seine architektonischen Ideen umsetzen. Neu zu bauen mache zwar Spaß, die große Aufgabe sieht Helmle aber darin, den Bestand energetisch zu ertüchtigen. Dabei sei wieder Kreativität gefragt: „Es gibt noch viele Sachen, die man versuchen muss.“ November 2012 | KLIMA VOR ORT 39 na l re g re gi o na l io 40 INNOVATIVE UNTERNEHMEN INNOVATIVE UNTERNEHMEN Die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Feuerwehrgebäudes hat eine Gesamtfläche von circa 270 Quadratmetern und eine geschätzte Leistung von 42 kWP. G enossen sind im Allgemeinen Menschen, die Interesse haben, am gemeinschaftlichen Handeln, zu ihrem Wohl und dem der Allgemeinheit. Energiegenossen, eine Gruppe Ellwanger Bürger, die am 21. Januar 2011 einen Zusammenschluss gründeten, haben ein hohes Interesse am Ausbau erneuerbarer Energien und dies möglichst regional. Des weiteren, so haben es sie in ihrer Satzung festgelegt, soll Energieeffizienz sowie Energieeinsparung und Klimaschutz eines ihrer Ziele sein. 87 Bürger zeichneten bei der Gründungsversammlung 294 Geschäftsanteile mit einem Volumen von 147.000 Euro. Die Anzahl der Mitglieder ist seit der Gründungsversammlung konstant angestiegen. Ende August 2012 hat die Genossenschaft bereits 204 Mitglieder mit 1036 Geschäftsanteilen. Ein Anteil beträgt 500 Euro. Es können maximal 40 Anteile erworben werden. Den Vorstand der Energiegenossenschaft Virngrund eG bilden Willi Gresser (technischer Bereich) und Kürzere Wege auch für den Strom Die Mitglieder der Energiegenossenschaft Virngrund eG machen sich für Strom aus erneuerbaren Energien aus der Region stark. Text: Sabine Freimuth KLIMA VOR ORT | November 2012 Friedrich Schluck (kaufmännischer Bereich). Aufsichtsratsvorsitzender ist Bürgermeister Volker Grab. Mit fast der gesamten Familie gehören die Ellwanger Friedrich und Karin Böhme vom ersten Tag der Genossenschaft an. Vater Paul Wolf dürfte mit 83 Jahren das älteste Mitglied sein. Das jüngste ist sicher Enkelin Rahel, die zur Taufe einen Anteil geschenkt bekam. Bei der Begründung, warum sie der Genossenschaft beigetreten seien, war das Ehepaar Böhme einer Meinung: „Wir wollten sehen, was mit unserem Geld Sinnvolles passiert. Energie sollte vor Ort erzeugt werden. Wir wollten keine Windräder an der Ostsee kaufen und damit noch Stromautobahnen längs durch Deutschland unterstützen. Von unseren Aktivitäten profitiert auch die heimische Wirtschaft.“ Nur logisch ist es für die beiden, dass sie nicht nur ihr Geld arbeiten lassen, sondern sich auch selber einbringen. Karin Böhme ist im neunköpfigen Aufsichtsrat. Zwischenzeitlich wurden etliche Projekte realisiert. Mit dem Ka- 41 na l na l INNOVATIVE UNTERNEHMEN Willi Gresser beim Ablesen des Zählerstands der Photovoltaikanlage auf dem Dach der Stadtwerke. Die Anlage gehört der Energiegenossenschaft Virngrund. INNOVATIVE UNTERNEHMEN pital wurden bisher mehrere, auf städtischen Gebäuden montierte, Photovoltaikanlagen finanziert. Eine der Photovoltaikanlagen wurde auf dem Dach des Feuerwehrgerätehauses montiert. Mit einer Spitzenleistung von bis zu 42 kWp und einem Investitionsvolumen von 95.000 Euro. Sie ging im Mai ans Netz. Im Juni wurde auf den Dächern der Stadtwerke eine Anlage mit 38 kWp Leistung in Betrieb genommen. In dieses Projekt flossen 88.000 Euro. Eine dritte, 60.000 Euro teure Anlage wurde auf dem Schuldach in Rindelbach platziert. Inbetriebnahme war im Dezember 2011, die Anlage hat eine Leistung von bis zu 30 kWp. Die Anlage auf dem Dach der Kläranlage in Haisterhofen hat eine Leistung von knapp 26 kWp und läuft seit März 2011. Die jüngste Anlage auf dem Dach des Baubetriebshofes Ellwangen ist circa 40 kWp stark und wurde im März 2012 in Betrieb genommen. Zudem beteiligte sich die Genossenschaft bei der Finanzierung der Wasserkraftanlage Steingrubmühle an der Jagst. Hier gewährte die Energiegenossenschaft ein Darlehen in Höhe von 80.000 Euro. Die Wasserschnecke hat eine Leistung von 33 Kilowatt und wurde im Oktober 2011 in Betrieb genommen. Alle Anlagen zusammengenommen erzeugen Strom für ungefähr 100 Haushalte. Weitere geplante Projekte sind eine Photovoltaik-Anlage in Neuler mit circa 300 kWp und eine in Ellwangen mit 350 kWp. Langfristig will die Energiegenossenschaft auch in die Windkraft investieren. Ein Bürgerwindrad sei ein „gesetztes Ziel“, sagt Gresser. „Wir versuchen das eingezahlte Geld möglichst schnell anzulegen, damit es auch Ertrag bringt“, erklärt Gresser. „Ein Ansparen für das Windrad wäre nicht sinnvoll.“ Über die Verwendung des Kapitals entscheidet der Aufsichtsrat, der zweimal im Jahr tagt. Wie dieses Jahr, so werden die Genossen auch beim kommenden Kalten Markt wieder kräftig Werbung für ihre Sache machen. INFO Die Wasserkraftanlage Steingrubmühle an der Jagst erzeugt 180.000 kWh pro Jahr. Das reicht für circa 50 Haushalte. KLIMA VOR ORT | November 2012 Energiegenossenschaft Virngrund eG Bahnhofstrasse 28, 73479 Ellwangen Telefon: 07961-84610 Fax: 07961-84640 Email: [email protected] Bild: ClimatePartner Deutschland GmbH re gi o 42 Bei dem Klimaschutzprojekt Poza Verde handelt es sich um ein kleines Laufwasserkraftwerk in der Gemeinde von Pueblo Nuevo Viñas, im Department Santa Rosa in Guatemala. Klimaneutral umziehen Das mittelständische Stuttgarter Logistik-Unternehmen Christ bot als erstes in der Branche klimaneutrale Umzüge an. Hier entscheiden die Kunden, ob sie einen zusätzlichen Beitrag für den Klimaschutz leisten wollen. Text: Frank Rumpel 2 184 Kilogramm Kohlendioxid werden frei gesetzt, wenn ein 16-Tonner 60 mit Hausrat gefüllte Umzugskartons von Stuttgart ins 650 Kilometer entfernte Hamburg fährt. Genau diese Menge an CO2 können umweltbewusste Kunden auf andere Art kompensieren, indem sie beispielsweise in ein Wiederaufforstungsprogramm in Zentralindien, den Bau eines Wasserkraftwerkes in Guatemala oder in ein Biomasseprojekt in Brasilien investieren. Sie zahlen also etwas mehr für ihren Umzug und die Firma Christ leitet diese Summe dann über die Klimaschutzberatung Climate Partner solchen nach Umweltverträglichkeitsstandards zertifizierten Projekten zu. Möglich gemacht hat diesen internationalen Austausch das 1997 auf dem Weltklimagipfel in Japan beschlossene und 2005 in Kraft getretene Kyoto-Protokoll, nach dem Unternehmen entstandene Treibhausgasemission durch entsprechende Investitionen an anderer Stelle auf der Welt wieder einsparen können. Dadurch soll der negative Effekt auf das klimatische Gleichgewicht neutralisiert werden. Die Firma Christ mit ihren rund 250 Mitarbeitern bietet diese klimaneutrale Dienstleistung seit 2008 an. „Nach dem heißen Sommer 2003 ist mir bewusst geworden, dass man dringend was tun muss“, sagt Maximilian Baur, Bereichsleiter Logistik, der das Thema auf den Weg brachte. Das Unternehmen wurde 1914 als Möbelspedition gegründet und hat heute Niederlassungen in Stuttgart, Heilbronn, Wiesbaden und Bern. Die Dienstleistungspalette umfasst Umzüge, Logistik und Messekonzepte. Christ gilt als Pionier in der Umzugsbranche und gehörte mit zu den ersten Unternehmen, die auch klimaneutrale Logistik und Messekonzepte im Programm hatten. „Aber damit“, resümiert Baur, „waren wir eigentlich etwas zu früh dran.“ Denn vieles von dem, was heute für einen solchen Prozess standardisiert zu bekommen ist, musste er noch selbst entwickeln. Dazu gehörte etwa die Festlegung der Kohlendioxidemissionen für die unterschiedlichen Sparten des Unternehmens, das Programmieren eines CO2-Rechners oder das entsprechende Marketing. „Das war schon aufwändig“, sagt Baur. Errechnet werden die CO2-Emissi- November 2012 | KLIMA VOR ORT 43 45 INNOVATIVE UNTERNEHMEN onen bei Christ aus fixen und variablen Werten. Fix sind beispielsweise Strom- oder Heizenergie für Lager und Verwaltungsgebäude sowie die An- und Abfahrt der Mitarbeiter. Beim oben genannten Umzug von Stuttgart nach Hamburg fallen so Emissionen von 152 Kilogramm an. Der Rest, gut 2000 Kilogramm, sind variable, also bei der eigentlichen Dienstleistung frei gesetzte Treibhausgase. Dabei spielt die Entfernung ebenso eine Rolle wie Art und Anzahl der Kartonagen und der Transportmittel. Um dies auszugleichen, müssen die Kunden in der Regel etwa ein Prozent der Auftragssumme berappen. Dafür bekommen sie eine Urkunde, auf der die Menge des neutral gesetzten Treibhausgases ebenso notiert ist wie das Projekt, in welches das Geld fließt. Daneben bezieht das Unternehmen seit 2008 an allen Standorten Ökostrom, hat in Photovoltaikanlagen auf eigenen und angemieteten Dächern investiert, die zusammen etwa 1,5 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen, setzt im Betrieb energiesparende Leuchtmittel und Geräte ein, wartet seinen Fuhrpark regelmä- blockheizkraftwerk. Die Investitionen in ein Energiesparprogramm sind dabei zu verkraften, sagt Baur. „Die Kosten amortisieren sich so, dass ein Mittelständler damit leben kann.“ Das alles macht aus Christ freilich noch kein klimaneutrales Unternehmen. „Aber das“, sagt Baur, „war und ist auch gar nicht das Ziel. Im Speditionsbereich lässt sich nunmal nicht alles reduzieren.“ Zwar will das Unternehmen durch Energieeinsparungen einen Beitrag zum Umweltschutz leisten, mit den klimaneutralen Dienstleistungen aber auch bei den Kunden ein Bewusstsein für das Thema schaffen. Das hat zunächst gut funktioniert, wurde gleichermaßen von Privat-, wie Geschäftskunden gut angenommen. Allerdings brach die Nachfrage im Krisenjahr 2009 deutlich ein. Mittlerweile erledigt Christ wieder rund ein Viertel der Aufträge klimaneutral. Vor allem im Messebereich zieht die Nachfrage an, lässt sich dort das Klima-Engagement doch unmittelbar nach außen kommunizieren. „Wir hoffen“, sagt Baur, „dass das künftig auch in den anderen Bereichen wieder anzieht.“ »Die Kosten amortisieren sich so, dass ein Mittelständler damit leben kann.« Maximilian Baur, Bereichsleiter Logistik ßig und schult die Fahrer. Am neuen Standort in Stuttgart-Feuerbach – an dem nun drei in und um die Landeshauptstadt angesiedelte Niederlassungen zusammengezogen werden – hat Christ in einem Industriebau aus den 50er Jahren unter anderem in ein neues Dach und eine neue Heizanlage investiert. Geheizt wird hier mit zwei Holzpelletkesseln und einem Biogas- Aufforstung Pendravan, Indien Prakash Industries Ltd. betreibt ein Wiederaufforstungsprojekt im Bundesstaat Chhattisgarh in Zentralindien. Ziel des Projektes ist die Wiederaufforstung von 282 Hektar degradierter Böden an fünf Standorten mit insgesamt 210.233 Bäumen. Dies führt zur Bildung von CO2-Senken, da die heranwachsenden Bäume durch den biochemischen Prozess der Photosynthese Kohlenstoff binden. Die nachhaltige Bewirtschaftung des Landes liefert zudemBrennmaterial wie Äste und Blätter, sodass in der Umgebung weniger Wälder gerodet werden müssen. Über die Projektlaufzeit von 20 Jahren werden durch das Projekt pro Jahr etwa 10.000 Tonnen CO2-Äquivalente eingespart. Bild: ClimatePartner Deutschland GmbH Unterstützte Projekte Biomasse Rio de Janeiro, Brasilien Bilder: Christ 44 KLIMA VOR ORT | November 2012 Das Projekt umfasst die drei kleinen Keramikfabriken Arrozal, GGP Ceramics und Sul América Ceramics im Bundesstaat Rio de Janeiro. Bis 2006 wurde bei allen der fossile Brennstoff Öl zur Produktion eingesetzt, dann erfolgte die Umstellung auf Biomasse zur Beheizung der Keramiköfen. Nun werden nachhaltig aufgeforstetes Holz, Holzreste wie Holzspäne und Sägemehl plus Industrieabfälle (Paletten, Holzverpackungen) verwendet. Nur in Ausnahmefällen wird der Biomassebedarf über kultivierte Pflanzen wie Elefanten- gras gedeckt. Es werden mehr als sechs Millionen Liter Heizöl pro Jahr eingespart. Die jährliche CO2-Reduktion beträgt 27.771 Tonnen CO2-Äquivalente. Die Asche aus den Keramiköfen wird dem eigenen Kompostzugeführt. Die GGP Ceramics nutzt die Abwärme des Ofens auch zum Trocken von Keramikeinheiten. Das Projekt verfolgt bewusst auch soziale und weitere ökologische Zielsetzung, deren Fortschritt durch den Social Carbon Standard kontinuierlich überwacht und bewertet werden. November 2012 | KLIMA VOR ORT EXPERTENRAT EXPERTENRAT mit Holz Holz als Wärmelieferant erlebt eine Renaissance. Es ist ein klimaneutraler und vergleichsweise preiswerter Brennstoff. Holzöfen sorgen an kalten Herbst- und Wintertagen zudem für eine behagliche Atmosphäre. Wer ein paar Tipps beim Heizen mit Holz berücksichtigt, tut Gutes für Umwelt und Nachbarschaft. Text: Stephan Gokeler J KLIMA VOR ORT | November 2012 Bild: © SyB - Fotolia.com 46 eder fünfte Haushalt in Deutschland heizt mittlerweile wenigstens teilweise mit Holz. Steigende Preise für Öl und Gas haben dazu geführt, dass Holz als Wärmequelle wieder attraktiver geworden ist. Aber auch aus ökologischen Gründen haben viele den Urbrennstoff der Menschheit neuerlich für sich entdeckt. Wenn Holz verbrennt, setzt es so viel Kohlendioxid frei, wie der Baum bei seinem Wachstum aus der Atmosphäre aufgenommen hat – und auch bei seiner natürlichen Verrottung wieder abgegeben hätte. Deshalb gilt Holz als klimaneutraler Brennstoff. Diese Rechnung geht aber unter ökologischen Gesichtspunkten nur auf, wenn die Verbrennung möglichst optimal verläuft. Andernfalls drohen Feinstaub, Kohlenmono- xid und Methan sowie giftige oder sogar Krebs erregende organische Verbindungen die Ökobilanz zu beeinträchtigen. Dies lässt sich vermeiden, wenn einige wichtige Regeln beachtet werden: 1 Den richtigen Brennstoff verwenden Die Bundesimmissionsschutzverordnung regelt klipp und klar, was in Privathaushalten zu Heizzwecken verbrannt werden darf: naturbelassenes Scheitholz, Holzbriketts und -pellets sowie Holz-, Braun- und Steinkohle. Alle anderen Brennstoffe sind ausdrücklich verboten, also auch alle Arten von beschichtetem, lackiertem und lasiertem Holz, Sperrholz, Span- und Faserplatten. Obwohl Baumärkte entsprechende November 2012 | KLIMA VOR ORT 47 48 EXPERTENRAT E EXPERTENRAT O Tannenbaum… in Leben als Christbaum ist kurz. Damit er möglichst frisch aussieht und nicht direkt nach dem Fest der Liebe seine Nadeln verliert, kommt der Tannenbaum oft erst in den Tagen vor Weihnachten in die gute Stube. Die Mission der meisten Weihnachtsbäume endet bereits am 6. Januar, wenn Kerzenschmuck und Lametta wieder in Schachteln und auf Dachböden verstaut werden. Und dann? Rund 29 Millionen Weihnachtsbäume wurden vergangenes Jahr in Deutschland aufgestellt – Tendenz steigend. Ob Nordmanntanne, Blauoder Rotfichte: In Berlin und einigen anderen Großstädten sind ausrangierte Weihnachtsbäume eine gefragte Ware, die von den zuständigen Entsorgungsbetrieben kostenlos abgeholt wird. Zu Holzhackschnitzeln verarbeitet landet sie dann in Heizanlagen öffentlicher Gebäude. Wer daheim über einen Kachel- oder Kaminofen verfügt, kann das Holz des ausgedienten Weihnachtsbaums auch selbst in Wärme verwandeln. Das behagliche Knistern des brennenden Weihnachtsbaums als nachweihnachtliche Hintergrundmusik sollte allerdings nicht vom gerade erst abdekorierten Bäumchen stammen. Denn das Holz ist noch zu feucht, um es im selben Winter zu verfeuern. Zersägt und mindestens ein Jahr gelagert hingegen spricht nichts gegen die thermische Zweitnutzung. Wer über einen eigenen Kompost und einen Häcksler verfügt, kann die Reste sei- nes Weihnachtsbaums auch auf diesem Weg wieder dem natürlichen Kreislauf zurückgeben. Einerlei, ob aus dem Nadelbaum Brennholz oder Kompost wird: Reste vom Christbaumschmuck sollten zuvor penibel entfernt werden. Lametta zum Beispiel kann giftige Metallanteile enthalten oder aus metallisiertem Kunststoff bestehen. Auch Engelshaar und Deko-Schaum sollten weder verbrannt noch kompostiert werden. Ein erst vor wenigen Jahren in Mode gekommenes Ritual, das mancherorts aber schon als „Brauchtum“ gilt, bereitet in einigen Amtsstuben Kopfzerbrechen. Örtliche Vereine oder Feuerwehren laden die Bürger zum gemeinsamen öffentlichen „Weihnachtsbaumverbrennen“ mit Glühwein, Punsch oder Gulaschsuppe ein. Eigentlich gelten für Feuer unter freiem Himmel die Regeln der jeweils gültigen lokalen Abfallverordnung. Und diese verbietet häufig, Pflanzenreste überhaupt zu verbrennen, oder sie beschränkt die Erlaubnis auf bestimmte Zeiten im Jahr und raucharme Feuer. Die noch relativ frischen Weihnachtsbäume verbrennen aber ganz und gar nicht raucharm. Zudem herrschen in den Wintermonaten oft Inversionswetterlagen mit sowieso schon hoher Feinstaubbelastung. Ausnahmegenehmigungen für das kollektive Christbaumfeuer sind daher vielerorts notwendig. Sie können zwar erteilt werden, wenn es sich um eine Veranstaltung zur Traditionspflege handelt – doch Umweltschützer könnten auf dieses neue „Brauchtum“ gut verzichten. Wer sich über die Entsorgung seines Weihnachtsbaumes überhaupt keine Gedanken machen will, greift am besten auf ein künstliches Exemplar zurück. Naturnah gestaltete oder designorientierte, lediglich noch die klassische Silhouette nachahmende Modelle gibt es aus den verschiedensten Materialien. Sie können immer wieder aufgestellt werden und trotzdem von Jahr zu Jahr durch neue Deko-Ideen anders aussehen. Von einer anderen, scheinbar ökologischen Alternative raten Umweltschützer hingegen eher ab: In Pflanzkübeln angebotene Tannenbäume, die nach dem Fest im Garten einen Platz finden sollen, überleben den weihnachtlichen Wärmeschock im Wohnzimmer nur zu einem sehr kleinen Teil. gor Pressen für den Heimgebrauch verkaufen, ist das Verfeuern von Briketts aus Altpapier ebenso untersagt wie die Verbrennung von Haushaltsmüll jeglicher Art. Selbst Obstkisten aus Holz oder auch Nussschalen gehören nicht ins heimische Feuer. Nadelholz sollte nur in geschlossenen Öfen verfeuert werden, nicht in offenen Kaminen: Es hat einen höheren Harzgehalt, weswegen Funkenflug droht. 2 Nur trockenes Holz verfeuern Frisch geschlagenes Holz hat je nach Art des Baumes und Jahreszeit einen Wasseranteil von 45 bis 60 Prozent. Optimal für die Verbrennung ist ein Wassergehalt von unter 22 Prozent. Dieser wird durch die richtige Lagerung erreicht: Eine Holzbeige im Freien, möglichst überdacht und von allen Seiten durchlüftet, sorgt im optimalen Fall dafür, dass dieser Wassergehalt schon nach einem Jahr Lagerung erreicht ist. Ohne Überdachung oder gegen eine Hauswand gestapelt sollte Holz vor dem Verbrennen zwei Jahre gelagert werden. Zu feuchtes Holz führt zu schwarzen Ablagerungen im Brennraum und an den Innenwänden des Kamins. Dadurch kann ein Kaminbrand ausgelöst werden, der unter Umständen schwerwiegende Folgen hat. Auch Feinstaub und unerwünschte Gase treten vermehrt auf, wenn zu feuchtes Holz verfeuert wird. Außerdem wird der Wirkungsgrad der Holzheizung beeinträchtigt. Im Handel erhältliche gepresste Holzbriketts sind trocken genug und müssen nicht mehr gelagert werden, sind aber um einiges teurer als Scheitholz. 3 Luftzufuhr sicherstellen Wenn das Feuer zu wenig Verbrennungsluft erhält, sind die Folgen ähnlich wie bei der Verbrennung von zu feuchtem Holz. Ist die Luftzufuhr regelbar, dann sollte sie so eingestellt 49 $0OFVUSBMVOELPTUFOHøOTUJH )FJ[FONJU)PM[VOE)PM[QFMMFUT werden, dass ein gleichmäßiges Feuer brennt und das Holz nicht nur glostet. Kleinere Holzscheite verbrennen besser als große; die Luftzufuhr funktioniert außerdem besser, wenn der Brennraum nicht zu voll gepackt wird. Also lieber öfter etwas Holz nachlegen. 4 Regelmäßig überprüfen Jede Feuerstelle im Haus sollte einmal im Jahr, möglichst vor Beginn der Heizsaison, von einem Fachbetrieb inspiziert und bei Bedarf gewartet werden. Der finanzielle Aufwand wird zumindest teilweise wieder ausgeglichen, weil man so die Lebensdauer erhöht und außerdem Kosten spart, die anfallen würden, falls der Schornsteinfeger Mängel findet und Nachkontrollen ansetzt. Während der Heizperiode sollte der Besitzer auch selbst immer wieder einen Blick ins Innere des Ofens werfen. Dunkle Ablagerungen anstelle hellgrauer Flächen sind meistens ein Hinweis, dass die Verbrennung nicht optimal abläuft. Auch ein Blick von draußen auf den Rauch, der aus dem Kamin steigt, ist von Zeit zu Zeit sinnvoll. Die Rauchfahne sollte möglichst hell sein – grauschwarzer Rauch deutet ebenfalls auf Probleme hin. Übrigens: Wer sich an diese Tipps hält, tut nicht nur Gutes für sich, seine Nachbarn und die Umwelt. Auch mit der Verwendung der feinen weißen Aschereste gibt es dann keine Probleme. Sie können entweder dem Kompost beigegeben oder als Dünger in die Gartenerde eingearbeitet werden. Bei schlechter Verbrennung hingegen sind in der Asche dunkle Rußpartikel zu erkennen. Das bedeutet: In der Asche können auch Krebs erzeugende polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe enthalten sein. In diesem Fall muss sie über den Hausmüll entsorgt werden. /FX-PPL' JWPUFDJWPUPXFS %BODF 4JFIBCFOEJF8BIMoPCXPEULF,BNJOãGFOBMT &JO[FMSBVNIFJ[VOHPEFSXPEULFXBUFS,BNJO ãGFONJU8BTTFSXÁSNFUBVTDIFS[VS"OCJOEVOH BOEBT;FOUSBMIFJ[VOHTTZTUFNPEFSEJFXPEULF 1FMMFU1SJNÁSPGFO5FDIOJLoBMMFXPEULF)FJ[TZ TUFNFCJFUFOFJO.BYJNVNBO&OFSHJF&Gm[JFO[ VOEFJOFOIPIFO8JSLVOHTHSBECFJHMFJDI[FJUJH OJFESJHTUFO&NJTTJPOFO #FTVDIFO4JFVOTJNXPEULF'FVFSGPSVN .PCJT'So6IS4Bo6IS +FEFO4PJN.POBUo6IS4DIBVTPOOUBH KLIMA VOR ORT | November 2012 November 2012 | KLIMA VOR ORT XPEULF5øCJOHFO)JSTDIBV3JUUXFH 5FMFGPOJOGP!XPEULFDPN XXXXPEULFDPN #FSBUVOHVOE7FSLBVGOVS[VEFOHFTFU[MJDIFO±GGOVOHT[FJUFO 7FSLBVGøCFSEBT'BDIIBOEXFSL EXPERTENRAT Energie sparen in der Küche Energie sparen in der Küche EXPERTENRAT der Monat mit dem höchsten Stromverbrauch. Was tun? Ganz ohne Zimtsterne geht es ja wohl nicht. Einige Dinge kann man allerdings schon beachten, um den Verbrauch ein bisschen nach unten zu drücken. Zum Beispiel beim Plätzchenbacken: Bild: © lunaundmo - Fotolia.com 50 Ob es weiße Weihnachten gibt, ist jedes jahr von Neuem fraglich. Zum Glück kann man diie Weihnachtsstimmung auch selbst herbeiführen - beispielsweise beim gemeinsamen Plätzchenbacken mit der Familie. Gewusst wie: Spartipps für die Weihnachtsküche Anisplätzchen, Bratäpfel, Weihnachtsgans, Zimtsterne: Die Weihnachtszeit ist traditionell auch Schlemmerzeit. Und das kriegt nicht nur der Hosenbund mit, sondern auch der Stromzähler. Grund genug, ein paar Überlegungen anzustellen, wie man den Stromverbrauch in der Küche senken kann – in der Adventszeit und auch während der übrigen 48 Wochen des Jahres. Text: Veronika Renkenberger W eihnachtsgebäck gehört in vielen Familien einfach dazu – ebenso wie die langen Nachmittage und Abende, an denen die Ausstecherle großzügig mit allem beworfen werden, was der Küchenschrank hergibt. Und an denen Butter-S geformt und getrocknet und Nussmakronen aufgehäufelt wer- KLIMA VOR ORT | November 2012 den. Sofern die Backorgie nicht gerade in den auch schon traditionellen Familienstreit mündet, endet sie vielleicht ganz klischeehaft-wundervoll mit Adventstee im Kerzenschein und ersten Versucherle vom Selbstgebackenen, während die Wolke leckerer Backgerüche noch für Stunden in den Räumen hängt. Wer mag da schon an den Strom- zähler denken? Der hat, während der Backofen sein Werk vollendet, allerdings munter vor sich hin rotiert. Eine weitere Sternstunde hat der Stromzähler an den Feiertagen, wenn die Gans stundenlang im Ofen vor sich hin brutzelt. Ist doch der Backofen einer seiner gierigsten Kunden. Und so gilt der Dezember, die Energieversorger wissen das längst, als Möglichst selten aufheizen. Das bedeutet: Man sollte nicht jede Sorte an einem anderen Tag backen, wenn man zwischendurch mal ein Stündchen frei hat. Sonst muss der Ofen viele Male aufgeheizt werden, und ebenso oft verpufft nach wenigen fertigen Plätzchen-Blechen die Restwärme. Lieber an einem oder zwei Terminen ein bisschen mehr Zeit einplanen, vorab mit einer großen Checkliste alle Zutaten besorgen, schon im Vorfeld die Teige vorbereiten – und dann möglichst viele Sorten in rascher Abfolge nacheinander weg backen. Intelligent steuern. Wer in Serie backt, kann noch weiter sparen: indem die Reihenfolge des Backens an der Backtemperatur festgemacht wird. Die Plätzchen-Sorte, die den heißesten Ofen braucht, kommt in der Mitte dran. So wird der Ofen einmal langsam erhitzt und kann ab dann wieder langsam abkühlen. Nicht vorheizen. Im Vorfeld schon den Ofen anzuwerfen, ist heute aus der Mode gekommen. Vor allem moderne Öfen heizen so schnell, dass das keine Rolle mehr spielt. Wer seine Backwaren in den kalten oder erst auf 100 Grad erhitzten Ofen schiebt, muss die Backzeit aber vielleicht um einige Minuten verlängern. Da hilft es, wenn man ein bisschen Erfahrung hat und weiß, wie die Plätzchen aussehen, wenn sie fertig sind. Restwärme nutzen. Da der Backofen nicht binnen Sekunden auskühlt, kann man ihn schon einige Minuten vor dem Ende der letzten Backzeit abschalten. Eine exakte Regel gibt es für Plätzchen nicht. Bei allen Backzeiten über 45 Minuten kann man den Ofen bereits zehn Minuten vor Schluss gefahrlos ausschalten. Doch eine so lange Backzeit haben die aller- Eine weitere Sternstunde hat der Stromzähler an den Feiertagen, wenn die Gans stundenlang im Ofen vor sich hin brutzelt. wenigsten Weihnachtsplätzchen. Aber auch hier kann man Pi mal Daumen einige Minuten vorher den Saft für Wärme und Licht abdrehen. Umluftherd auslasten. Bis zu vier Bleche mit Plätzchen kann man gleichzeitig in einen Umluft-Backofen schieben, ohne dass daraus irgendwelche Qualitätsverluste entstehen. Da sehr viele Plätzchensorten ähnliche Backtemperaturen haben, meist zwischen 180 und 200 Grad, finden sich sicher sinnvolle Kombinationen. Hauptsache, man sorgt im Vorfeld dafür, dass genügend Bleche zur Verfügung stehen. Genau genommen müssten es mindestens acht Stück sein, damit man nach den ersten vier Blechen nahtlos die nächsten vier einschieben kann – denn sonst sorgt die Wartezeit auf die Bleche ja für neue Energieverschwendung. Das 51 52 EXPERTENRAT Energie sparen in der Küche Energie sparen in der Küche EXPERTENRAT dürfte allerdings in den wenigsten Haushalten praktikabel sein. Was die Großmutter noch wusste: Reis kochen im Bett D ie guten alten Zeiten waren ja bekanntlich längst nicht immer nur gut. Im Krieg und auch danach war Energie knapp und der Strom oft abgestellt. Damals wussten die Hausfrauen, wie man mit geringsten Mengen an Hitze eine warme Mahlzeit hinbekommt. Ein Beispiel: Reis kann man auch im Bett kochen, zumindest KLIMA VOR ORT | November 2012 fertigkochen. Dasselbe gilt für Hülsenfrüchte und auch Kartoffeln. Dafür wird der Topf mit seinem kochenden Inhalt gut eingewickelt in Handtücher, Decken oder Zeitungspapier und ins Bett gesteckt. Wer sich heute im Internet auf die Suche nach dieser Methode begibt, findet vieles. Koch-Foren, in denen sich Menschen zusammentun, die Milchreis nur im Bett und nicht anders zubereiten, weil er auf diesem Weg niemals anbrennt – vorausgesetzt, man hat zwei Stunden Zeit, aufs Essen zu warten. Aber auch Sprüche darüber, wie das Bett aussieht, wenn jemand unwissend hineinhüpft und so ein Bettdecken-Garprojekt ausläuft. Es gibt Verweise auf Militär-Kochbücher, in denen ähnlich energiesparende GarPrinzipien zum Einsatz kommen. Wer nicht aufpasst und diese einfach nachkocht, hat schnell mal 100 Portionen auf dem Tisch. Vor allem aber findet man Hinweise auf die Kochkiste und deren abgewandelte Form, den Kochsack: Das ist eine gut isolierte Kiste (oder eben ein Sack), in den ein Topf hineingepackt werden kann, damit die Speisen fertig garen oder warm bleiben. Die Tradition ist Jahrhunderte alt, früher wurde mit Stroh isoliert, heutige Heimwerker greifen meist zum Styropor. Einige wenige Hersteller bieten auch Töpfe mit millimetergenau angepassten Styropor-Übertöpfen an. ver Umluft-Temperatur senken. Es gilt die Faustregel: Ein Umluftherd erzielt mit einer um 20 bis 30 Grad niedrigeren Temperatur dieselben Ergebnisse wie ein Ofen mit Ober- und Unterhitze. Manche Rezepte berücksichtigen dies. Wenn nicht: Temperatur senken und die Plätzchen im Blick behalten. Backofentür geschlossen halten. Auch wenn die kleinen und großen Bäcker neugierig sind und hinter der Glastür betörende Dämpfe aufsteigen: Die Backofentür sollte während des Backens möglichst geschlossen bleiben. Wird der Ofen zwischendurch geöffnet, kann der Energieverbrauch um bis zu 20 Prozent steigen, weil der Ofen einströmende Kaltluft erst wieder aufheizen muss. Deswegen gilt auch: Beim Beund Entladen des Ofens sollte man sich ebenfalls beeilen. Kühlschranktüre schlau bedienen. Beim Backen geht die Kühlschranktür ständig auf und zu. Zutaten rausholen, fertigen Teig reinstellen, den von warmen Kinderfingern durchgekneteten Rest-Teig wieder in eine brauchbare Verfassung bringen – auch das braucht Strom. Diesen Verbrauch kann man mit etwas Nachdenken auch senken: Wenn der Kühlschrank im Vorfeld bereits durchdacht eingeräumt wurde, findet man drinnen alles mit einem Griff, die Tür ist schneller wieder zu. Wenn genügend Platz frei gehalten wurde für die Teig-Portionen, dauert das Verstauen nicht so lang. Manches muss vielleicht auch gar nicht in den Kühlschrank: Wer morgens Butter kauft und nachmittags backt, kann die Butterstücke gleich draußen lassen, dann haben sie eine Temperatur, mit der sie für die meisten Rezepte sowieso besser zu verarbeiten sind. Ach ja: Die Adventszeit ist ja auch nur selten von tropischem Klima geprägt. Möglicherweise findet sich ein kostenloser, großer Kühlschrank ja auch direkt hinter der Balkon- oder Terrassentür. Weitere Verbraucher ausschalten. Banal, aber wahr: Wenn gerade alle in der Küche stehen, sieht sowieso keiner die Lichterkette im Wohnzimmer. Und während die Rührmaschine läuft, hört Erst wenn der Topf auf dem Herd steht, wird eingeschaltet, alles andere wäre Verschwendung. passenden Deckel haben, sonst verpufft bis zum Vierfachen der eigentlich benötigten Energie wirkungslos. Außerdem sollte der Topfboden eben aufliegen, kippelnde alte Töpfe verschwenden Energie, am besten gleich wegwerfen. Jeder Topf gehört auf eine im Durchmesser möglichst identische Herdplatte. Weniger ist mehr. Wer möglichst wenig Flüssigkeit zum Kochen benutzt, der verkürzt die Garzeit. Timing für die Herdplatten. Erst wenn der Topf auf dem Herd steht, wird eingeschaltet, alles andere wäre Verschwendung. Wer nicht mit Gas oder Induktion kocht, sollte die Nachwärme nutzen und frühzeitig ausschalten – bis zu zehn Minuten vorher, je nach Herd und Gericht. auch niemand die Weihnachtslieder, die das Wohnzimmer beschallen. Einfach mal ein paar Stecker ziehen und Schalter drücken, auch das beruhigt den Stromzähler. So, die Plätzchen wären geschafft. Aber wenn man gerade schon so schön am Stromsparen ist und den Blick durch die Küche schweifen lässt: Welche EinsparPotenziale bieten sich hier eigentlich sonst noch an, wenn man nicht gleich einen neuen Kühlschrank kaufen will? Backofen möglichst aus lassen. Der Backofen ist ein großer Gierschlund, was den Energieverbrauch angeht. Wer nur ein paar Brötchen aufbacken will, kann ebenso gut auf den sparsameren Toaster ausweichen. Wer Fleisch zubereitet, kann vielleicht die Zubereitungsarten variieren: Es heißt, der Ofen lohnt sich nur bei Fleischstücken ab einem Kilo Gewicht. Töpfe sinnvoll einsetzen. Ein Topf sollte so klein wie möglich gewählt werden und zudem einen gut Schnellkochtöpfe benutzen. In vielen Haushalten gibt es Schnellkochtöpfe, aber die Dinger sind groß und unhandlich. Nicht selten steht der Topf samt Ventil und Einsätzen irgendwo weit hinten im Schrank. Nicht gut – denn da holt man ihn auch nur selten raus. Dabei spart ein Schnellkochtopf nicht nur bis zu 50 Prozent der Zubereitungszeit ein, sondern auch bis zu 40 Prozent Energie. Und dass mehr Vitamine erhalten bleiben, ist ja auch nicht zu verachten. Für Wasser gibt es Wasserkocher. Pasta muss „al dente“ sein, und zum Kochen soll sie genügend Wasser haben, hört man in allen Kochsendungen. Leider dauert es oft ewig, bis der große Kessel voll Wasser zum Kochen gebracht wurde. Das Mindeste ist, dabei den Deckel auf den Topf zu setzen. Energetisch noch deutlich sinnvoller wird es, wenn man anfangs nur eine kleine Menge Wasser in den Topf gibt, die restliche Menge mit dem Wasserkocher erhitzt und nachschüttet. Tasse oder Kännchen? Wer nur eine Tasse Tee trinken will, sollte den Wasserkocher auch nur mit einer entsprechend geringen Menge befüllt anwerfen. Wer immer einen halb oder ganz vollen Wasserkocher anheizt, vergeudet viel Energie. November 2012 | KLIMA VOR ORT 53 NEUE BERUFE 55 NEUE BERUFE E Flugzeuge sollen leichter werden ndlich Urlaub, mag sich mancher denken, der da in seinem Flieger nach Mallorca, Los Angeles oder Bali sitzt. Das Gefühl, diese Reise verdient zu haben, will man sich dabei nicht von schnöden Zahlen zerstören lassen. Dabei trug der weltweite Flugverkehr 2005 laut dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt 2,2 Prozent zu den durch Menschen verursachten CO2-Emissionen bei. Zudem setzt ein Flugzeug unter anderem Stickoxide frei, die zur Bildung von Ozon und dadurch zur Verstärkung des Treibhauseffektes beitragen. Das gilt auch für Kondensstreifen, aus denen künst- Die 2010 gegründete German Aerospace Academy in Böblingen schult Luft- und Raumfahrt-Ingenieure praxisnah zum Thema Leichtbau. liche Schleierwolken mit ähnlicher Klimawirkung entstehen können. Ganz konkret werden bei einem Flug von Stuttgart nach Mallorca und zurück pro Passagier etwa 640 Kilogramm CO2 freigesetzt. Nach Los Angeles sind es 6.660 Kilogramm und nach Bali 10.020 Kilogramm. Zum Vergleich: Fährt man mit seinem Mittelklassewagen 12.000 Kilometer im Jahr, erzeugt das etwa 2.000 Kilogramm CO2. Diese Werte stammen von einem Rechner der Organisation „atmosfair“, die klimabewussten Reisenden Kompensationszahlungen für die beim Fliegen angefallenen Emissionen anbietet, indem sie das Geld in zertifizierte Pro- jekte für erneuerbare Energie meist in Ländern der so genannten Dritten Welt investiert. Zwar gibt der Emissionsrechner nur den Ausstoß von Kohlendioxid an, doch sind in dem Ergebnis auch andere Emissionen und Faktoren, wie etwa die Flughöhe und der Flugzeugtyp, berücksichtigt. Während nun jeder persönlich darüber entscheiden kann, ob er oder sie eine solche Kompensationszahlung leisten mag, sind die Ingenieure längst dabei, das Problem auch von anderer Seite anzugehen. So will die Branche die Flugzeuge bis 2020 um 50 Prozent sparsamer, 50 Prozent leiser und 80 Prozent sauberer machen. Erreicht Bild: © Christian Nitz - Fotolia.com Text: Frank Rumpel Bild: © WimL - Fotolia.com 54 KLIMA VOR ORT | November 2012 November 2012 | KLIMA VOR ORT NEUE BERUFE NEUE BERUFE Bild: © Nevermind - Fotolia.com Das beim Verbrennen von Kerosin freigesetzte Kohlendioxid hat Auswirkungen auf das Klima. Deshalb arbeiten die Ingenieure ständig daran, die Effektivität von Triebwerken zu verbessern und deren Gewicht durch neue Materialien zu verringern. "Jede neue Triebwerksgeneration", sagt Prof. Monika Auweter-Kurtz, "ist ein Quantensprung." werden sollen diese Ziele unter anderem durch leichtere Werkstoffe, durch effektivere Turbinen und neue Arten von Treibstoff. Bei den Werkstoffen will die 2010 in Böblingen gegründete und an die pri- »Ich darf beim Flugzeug wegen der Gewichtsreduzierung keine Risiken einbauen.« Prof. Monika Auweter-Kurtz, Leiterin der German Aerospace Academy KLIMA VOR ORT | November 2012 vate, aber staatlich anerkannte Steinbeis Hochschule Berlin angeschlossene German Aerospace Academy (ASA) mit Aus- und Weiterbildungen von Ingenieuren aus der Luft- und Raumfahrt ihren Teil beitragen. Neben Bild: ASA 56 speziellen Kursen und Zertifikatslehrgängen starten dort im Mai kommenden Jahres zwei internationale MasterStudiengänge, die sich speziell mit Leichtbautechnologien beschäftigen. „Leichtbau“, sagt Professorin Monika Auweter-Kurtz, Leiterin der Akademie, „ist für die Luftfahrt essentiell.“ Dabei geht es nicht nur darum, möglichst viel Gewicht zu sparen. Das Material ist extremen Belastungen ausgesetzt. Zuverlässigkeit, sagt die 62-Jährige, müsse deshalb an erster Stelle stehen. „Wenn ein Auto stehen bleibt, ist das ärgerlich. Es kann auch mal schrecklich sein, aber wenn beim Flugzeug ein zentrales System versagt, ist es sofort eine Katastrophe.“ Schon heute besteht ein Flugzeug längst nicht mehr nur aus Leichtmetall wie Aluminium. Viele auch tragende Teile, wie der Rumpf oder die Flügel, sind teilweise aus Faserverbundstoffen hergestellt. Daneben kommen metallische, also aus verschiedenen Legie- rungen bestehende Stoffe zum Einsatz, beispielsweise zur Aufhängung von Triebwerken oder auch in den Triebwerken selbst. Denn die dort verwendeten Materialien müssen sehr hohen Temperaturen standhalten. Gasturbinen, erklärt Auweter-Kurtz, „sind umso effizienter, je höher die Temperatur ist“. Deshalb wird in diesem Bereich momentan auch mit Werkstoffen auf keramischer Basis geforscht. Die Faserverbundmaterialien bestehen im Wesentlichen aus Kohlen- und Kunststofffasern. Die große Herausforderung: „Die müssen die gleiche Festigkeit und die gleiche Lebensdauer haben wie Leichtmetall“, sagt Auweter-Kurtz, die als studierte Physikerin in Luft- und Raumfahrt promovierte, sich habilitierte und lange an der Uni Stuttgart lehrte. Diese neuartigen Stoffe müssen so robust und so flexibel sein, dass sie auch unter starker Belastung nicht ermüden. „Ich darf beim Flugzeug wegen der Gewichtsreduzierung keine Risiken einbauen“, sagt Auweter-Kurtz. Bei diesen Verbundstoffen entscheidet längst nicht nur die Zusammensetzung über die späteren Eigenschaften. Es kommt auch darauf an, wie die Fasern miteinander verbunden sind, ob sie geflochten, gewoben oder gestrickt werden. „Da steckt pro Flugzeugteil sehr viel Entwicklung dahinter“, sagt die Professorin. Das Besondere an den Aus- und Weiterbildungen in Böblingen ist einmal der Praxisbezug (die ASA arbeitet viel mit kleinen und mittelständischen Betrieben aus der Region zusammen), aber auch die Konzentration auf Leichtbau und virtuelles Engineering, also die Entwicklung komplexer Systeme am Computer. Im Mittelpunkt, sagt Auweter-Kurtz, stehe immer die Kompetenzerweiterung. Für die beiden Studiengänge heißt das: Die Studierenden müssen bei einem Unternehmen beschäftigt sein und bearbeiten während ihrer Studienzeit mit Hilfe zweier Mentoren (einer vom Betrieb, einer von der Hochschule) ein konkretes Projekt. Das kann beispielsweise die Entwicklung eines neuen Materials und neuen Designs für Flugzeugsitze sein. „Das hört sich banal an“, sagt Auweter-Kurtz. Aber im Flugzeug gebe es nunmal viele Dutzend dieser Sitze. „Da lässt sich schon einiges an Gewicht einsparen.“ Die Studierenden müssen bei einem Unternehmen beschäftigt sein und bearbeiten während ihrer Studienzeit mit Hilfe zweier Mentoren (einer vom Betrieb, einer von der Hochschule) ein konkretes Projekt. Durch solche Projekte wird das Gelernte direkt in die Praxis umgesetzt. Das wiederum macht den Studiengang für Unternehmen interessant, die schließlich für die Gebühren der Akademie aufkommen. Wie begehrt die Plätze sind, mag sich auch darin spiegeln, dass einige Unternehmen bereits jetzt, noch vor dem Start des Studiengangs, mit konkreten Entwicklungsaufträgen an die ASA herantreten. Dabei ist Leichtbau nicht nur für die Luft- und Raumfahrt, sondern auch für die Automobilindustrie ein wichtiges Thema. „Die Branchen befruchten sich da gegenseitig“, sagt Auweter-Kurtz. Zwar tragen neuartige Werkstoffe und Technologien beim Flugzeug wie beim Auto wesentlich zur Reduzierung von Gewicht und damit dem Ausstoß von Schadstoffen bei. Aber damit allein, sagt Auweter-Kurtz, seien die gesteckten Einsparziele wohl kaum zu erreichen. „Das geht nur, wenn jeder einzelne mehr Energie spart und sich bei jedem Prozess fragt, ob das wirklich nötig ist.“ h^Zgjc\h" gBdYZgc^ ...=~jhZ DhiVaW`gZ^h ^b egd\gVbb hZ =VjhVcVan dc'%%Ï ^bLZgik !.%Ï [gcjg+. 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In Fachkreisen allerdings ist das durchaus ein Thema. Text: Veronika Renkenberger KLIMA VOR ORT | November 2012 io-Sarg“ steht auf dem Schild im Schauraum des Tübinger Bestattungshauses Rilling und Partner. Was genau hier mit „Bio“ gemeint ist, erklärt Geschäftsführer Markus Höhn: „Das ist Kiefer massiv, nur mit Wachs behandelt, und auch die Griffe sind aus Holz. Dieses Holz kommt aus Süddeutschland, hergestellt wird der Sarg auf der Schwäbischen Alb. Kissen, Decke und Polsterung hinterlassen keine Schadstoffe.“ Gekauft werde so ein Sarg von Menschen, die es mögen, mit der Hand über Holz zu streichen und die Maserung noch zu spüren. Aktiv angesprochen werden Umweltbelange bei Rilling und Partner allerdings nicht, denn Trauernde haben andere Sorgen. „Ökologie ist bei uns Unternehmensphilosophie, das findet im Kundengespräch nicht statt.“ Im Internet finden sich unter den entsprechenden Stichworten allerhand Angebote für Urnen aus Kartoffelstärke, Bestattungswäsche aus Naturfasern oder auch Papp-Särge. Doch das dürfte Vielen zu exotisch sein. Welche der hierzulande üblichen Bestattungsmethoden ist eigentlich die klimafreundlichere, eine Erd- oder eine Feuerbestattung? Diese Frage kann keiner auf die Schnelle klären – zu viele Faktoren spielen eine Rolle. Beispiel Erdbestattung: Ist der Sarg aus regionalem oder aus Tropenholz? Wie weit muss der Verstorbene transportiert werden, in was für einem Fahrzeug? Mit welchen Hilfsmitteln wird das Grab ausgehoben? Wie ist die Bodenbeschaffenheit auf dem Friedhof, und wie wird er bewirtschaftet? Die Stadt Tübingen wäre vielleicht ein guter Ansprechpartner. Schließlich hat die Stadtverwaltung das bundesweit erste ökozertifizierte Friedhofswesen – entsprechend der europäischen Umweltrichtlinie EMAS (Eco-Management Bild: Renkenberger B Bild: © line-of-sight - Fotolia.com 58 and Audit Scheme) sollen die Tübinger Friedhöfe zum Lebensraum für mehr Pflanzen und Tiere werden. Doch all das spielt sich überirdisch ab. Über Versickerung von eventuellen Giftstoffen, Medikamenten-Rückständen oder auch Schwermetallen beispielsweise aus Herzschrittmachern oder Implantaten ist hingegen nicht viel zu erfahren: Das sei kein Thema, denn es gebe auch generell keinerlei Regelungen und Vorschriften, die sich mit dem Grundwasserschutz auf Friedhöfen befassen. Eine Erdbestattung sei insgesamt wohl umweltfreundlicher als eine Feuerbestattung, heißt es, sie komme ja ohne Brennstoffe aus und gebe auch keine Schadstoffe in die Atmosphäre ab. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) hat die Umwelt-Aspekte von Erdbestattungen vor acht Jahren untersucht und zahlreiche Daten zusammengetragen – Fazit auch dort: Es gebe „Schwierigkeiten hinsichtlich der Auswertbarkeit und Vergleichbarkeit des vorhandenen Datenmaterials“, so dass nun zwei Meinungen vorherrschen: „Die eine, dass von Friedhöfen keine ausgehende Gefahr zu erwarten ist, und die andere, dass gerade von diesen Flächen Kontaminationen ausgehen können.“ Betreiber von Krematorien sehen Erdbestattungen kritisch. Sie verweisen darauf, dass bei einer modernen Verbrennungstechnik solche Schadstoffe wie Quecksilber aus Zahnfüllungen gar nicht erst in die Natur gelangen, son- dern herausgefiltert und gezielt entsorgt werden können (siehe hierzu „Asche zu Asche“, Seite 60). Auch hier gibt es Unterschiede, je nach Baujahr des Krematoriums und seiner Filtertechnik. Tatsächlich wurde erst im Jahr 1997 durch das Bundesimmisionsschutzgesetz eine Regelung für die Rauchgase von Einäscherungsanlagen getroffen. So darf der Stundenmittelwert pro Kubikmeter etliche Grenzwerte nicht übersteigen, eine ständige Überwachung muss dies auch belegen. Für Kohlenmonoxid gilt beispielsweise ein Wert von 50 Milligramm – zum Vergleich: Laut Euro-5Abgasnorm darf ein Dieselfahrzeug pro Kilometer bis zu 500 Milligramm, ein Benziner sogar 1.000 Milligramm Kohlenmonoxid ausstoßen. Hierauf sind heute alle Anlagen in Deutschland justiert. Wobei sie mit Problemen zu kämpfen haben, die aus einer ganz anderen Richtung kommen. Das Magazin Spiegel titelte im Frühjahr 2012 „Feuerwehr am Sarg“ und schilderte etliche Beispiele dafür: Adipöse Körper brennen wegen der großen Mengen an Fett so heiß, dass sie viele Anlagen überlasten. Mittlerweile sind 15 Prozent der Deutschen zumindest übergewichtig, Tendenz steigend. Was dann im Krematorium passieren kann: Brennendes Fett läuft aus dem Ofen aus und verteilt sich im Vorraum, Schornsteinanlagen oder andere Bauteile schmelzen einfach durch. Immer wieder kommt es auch November 2012 | KLIMA VOR ORT EXPERTENRAT I ns Krematorium Rutesheim bei Leonberg bringen sowohl das Tübinger Bestattungshaus Rilling und Partner wie auch das Stuttgarter Bestattungshaus Haller viele Verstorbene. Betriebsleiter Franz Hanelt erklärt die Prozesse: In Rutesheim gibt es zwei Öfen, die mit Gas betrieben werden. Normalerweise werden die Abgase aufwändig gefiltert und gereinigt. Ausnahmen davon seien äußerst selten: Abgase werden nur dann ungereinigt per Bypass abgeleitet, wenn ein Stromausfall die gesamte elektrische Regelungstechnik lahmlegt – und um das zu vermeiden, ist das Gebäude eigens zweifach ans Stromnetz angebunden. Was mit den Abgasen genau geschieht, erklärt Franz Hanelt für Laien so: Im Normalfall sorgt ein mehrstufiges Filtersy- Nachbrennkammer Schornstein Hauptbrennkammer Asche zu Asche stem dafür, dass aus dem Schornstein reiner Wasserdampf steigt. Die Rauchgase der Verbrennung werden in eine Nachbrennkammer geleitet. Hier werden bei rund 850 Grad Celsius nahezu alle Schadstoffe verbrannt. Über den Kühlturm gelangen die abgekühlten Rauchgase in einen Zyklon, dort werden grobe Partikel abgeschieden. Weiter geht es in einen Feinstaubfilter mit 90 Filterstrümpfen, die noch feiner sind als Damenstrumpfhosen. Im anschließenden Katalysator folgt eine Reinigung mit Aktivkohle, die gegen sämtliche noch verbliebenen Schadstoffe wirkt, gegen Dioxine, Furane, Schwefel und Quecksilber. Die komplette Filtertechnik eines solchen Ofens ist etwa so groß wie ein Einfamilienhaus. ver Sicherheitsklappe Kühler Zyklon zu Schadstoff-Spitzen im Abgas, weil sich bei Notfällen je nach Ofen die sogenannten Bypass-Klappen öffnen und die Abgase ungefiltert direkt in die Außenluft abgegeben werden. Franz Hanelt ist Betriebsleiter eines 2003 errichteten Krematoriums in Rutesheim bei Leonberg, dem ersten privat betriebenen Krematorium in Württemberg. Dort werden jährlich KLIMA VOR ORT | November 2012 Staubfilter Katalysator etwa 6000 Verstorbene kremiert, etwa einmal pro Monat ist derzeit jemand zu schwer und wird deswegen in ein kooperierendes Krematorium gebracht. „Bei uns im Haus haben wir ein Limit gesetzt, der Verstorbene darf mit Sarg maximal 210 Kilo wiegen.“ Um mit schweren Verstorbenen besser klarzukommen, kann Franz Hanelt die Prozesse variieren: Eine solche Einäsche- Grafik: Köber Emissonsmessung rung plant er gezielt am Tagesbeginn ein, wenn der Ofen noch nicht voll auf Betriebstemperatur ist. Gibt es denn Alternativen? Andrea Maria Haller ist studierte Theologin und leitet gemeinsam mit ihrem Bruder und ihrer Mutter das Bestattungshaus Haller in Stuttgart. Sie befasst sich seit Jahren auch mit dem Totenkult anderer Länder und Kulturen und berichtet aus Tibet: Dort gibt man einen Verstorbenen auf eine sehr direkte Art und Weise zurück in den natürlichen Kreislauf. Sein Körper wird in Stücke zerlegt, die man in der Natur auslegt, oft an bestimmten Bestattungsbergen. Dort dienen sie als Nahrung für Vögel und Wildtiere. „Das ist ökologisch vielleicht extrem positiv“, sagt Andrea Maria Haller, „aber für unsere Kulturkreise doch etwas schwierig anzunehmen.“ Komplett neue Lösungen werden andernorts bereits diskutiert und erprobt. Szenenwechsel nach Südengland. An der britischen University of Bath kann man Bestattungswesen sogar studieren, in Deutschland ist Bestatter dagegen ein Ausbildungsberuf. „Unit Death and Dying“ heißt der Fachbereich in Bath und gehört zur Fakultät für Soziologie. Wer sich auf der dortigen Homepage umschaut, findet beim Studiengang „Funeral Services“, also Bestattungsdienste, eine Liste mit neun Themenblöcken, von denen einer „Green Issues“ heißt, locker übersetzt Öko-Fragen. „Britische Bestatter arbeiten akademisch fundierter“, hat Andrea Maria Haller beobachtet, die in Bath bereits Seminare besucht hat. Neue, ökologische Bestattungsvarianten werden dort analysiert und diskutiert. Kaltes Pulver In Skandinavien hat das Unternehmen Promessa ein Verfahren entwickelt, das entfernt an eine Feuerbestattung erinnert. Äußerst entfernt – denn der Leichnam wird zwar ebenfalls zu etwas Pulverartigem, aber nicht mithilfe von Feuer, sondern durch Kälte. Das Unternehmen selbst spricht auf seiner Internetpräsenz von einer „umweltangepassten Beerdigungsform“. Minus 18 Grad Celsius hat die Kühlkammer, in welcher der Verstorbene eingefroren wird. Nach eineinhalb Wochen taucht man den gefrorenen Körper in flüssigen Stickstoff mit minus 196 Grad. Das macht den Leichnam zerbrechlich. Dann sorgen leichte Vibrationen dafür, dass er in ein organisches Pulver zerfällt, dem man anschließend in einer Vakuum-Kammer die Flüssigkeit vollends entzieht. Übrig bleibt ein Pulver, aus dem man alle metallischen Bestandteile entfernen kann – Quecksilber, Zahngold, Titanschrauben und anderes. Die sterblichen Überreste übergibt Promessa in einem Gefäß aus Maisstär- Bild: Deniz Saylan EXPERTENRAT Bild: Privat 60 Andrea Maria Haller vom gleichnamigen Stuttgarter Bestattungshaus befasst sich mit Bestattungstraditionen anderer Kulturen. ke an die Hinterbliebenen. Nach der Beerdigung werden Gefäß und Inhalt bereits binnen sechs bis zwölf Monaten zu Kompost. Wer mag, kann an dieser Stelle einen Apfelbaum oder Fliederbusch pflanzen, der von diesem Kompost genährt wird – ein Gedenkort an den Verstorbenen, der zugleich auch die irdischen Zyklen widerspiegelt. Promessa kritisiert auf seiner Homepage den energetischen Aufwand von Krematorien, macht aber keine Angaben über den Energieaufwand für das eigene Verfahren. Schnell durch Lauge Ein anderes Verfahren, auch als alkalische Hydrolyse bekannt, verflüssigt den Leichnam. Dafür wird nur etwa ein Sechstel der Energie verbraucht, die für eine Verbrennung im Krematorium nötig ist. Somit fällt der CO2-Fußabdruck entsprechend kleiner aus. Die Firma Resomation in Schottland hat sich hierauf spezialisiert und für das laut Homepage „würde- und respektvolle“ Verfahren eine Maschine namens „Resomator“ entwickelt. Die Zeremonie für die Angehörigen gleiche der Feuerbestattung, verkündet die Homepage, nur dass der Sarg anstatt in den Ofen in den Resomator gleitet. Ähnlich wie in einem Krematorium dauert der Vorgang dann zwei bis drei Stunden. Im Resomator wird der Leichnam in eine Druckkammer gelegt, Wasser und Kaliumhydroxid kommen hinzu, eine stark alkalische Lösung entsteht. Nach rund drei Stunden bei 330 Grad bleiben gebleichte Knochen übrig, die zu etwas Ascheähnlichem zermahlen werden können, sowie eine Flüssigkeit, die man angeblich in die Kanalisation leiten kann. Das Unternehmen Resomation sagt, durch den Prozess würden etwa 35 Prozent weniger klimaschädliche Abgase erzeugt als bei einer Kremation, der Energiebedarf betrage sogar nur ein Siebtel. Weitere ökologische Vorteile seien: Mit der Resomation vermeide man zuverlässig, dass Quecksilber in die Natur gelangt. Künstliche Hüftgelenke bleiben nach dem Prozess offenbar spiegelglatt gereinigt zurück, man könnte sie theoretisch sogar recyceln. Riffkugeln In den Vereinigten Staaten können Tote auch Teil eines künstlichen Korallenriffs werden. Hierzu wird ihre Asche bei der Herstellung von Betonformen mit ins Material eingearbeitet, die anschließend auf dem Meeresboden verankert werden, um dort als Lebensraum für die Meeresbewohner zu dienen. Auf dem Schiff ist dann eine Bestattungszeremonie mit Familie und Freunden möglich. Die Methode der „Riff Balls“ wird beispielsweise in den US-Bundesstaaten Florida und Texas angeboten. Bloß nicht einbalsamieren! Seit Jahrtausenden werden tote Menschen in vielen Kulturen einbalsamiert, um ihre Körper haltbar zu machen. Was in Deutschland heute verboten ist, gehört in den USA noch zum guten Ton. Auch, weil dort oft größere Zeitspannen verstreichen zwischen Tod und Bestattungsfeier – oder weil die Verstorbenen über große Distanzen transportiert werden. Unter Umweltschützern haben die modernen Methoden des Einbalsamierens zu Recht einen schlechten Ruf: Hierfür werden Substanzen verwendet, die Formaldehyd enthalten und krebserregend sind – gefährlich ebenso für Bestatter wie für die Umwelt. Hier lautet der Umwelt-Tipp also: Sofern keine internationalen Bestimmungen es erforderlich machen, keinesfalls einbalsamieren. November 2012 | KLIMA VOR ORT 61 re g SERVICE 63 SERVICE Veranstaltungen 2012/2013 Saft fürs Telefonieren sparen Energiekompetenzzentrum Ostalb (EKO) Ein rotes Batteriesymbol leuchtet auf, die Nachricht „Batterie schwach“ erscheint auf dem Display – der Akku des Handys ist beinahe leer. Wenige Minuten später ist der Saft vielleicht ganz weg. Doch das kann Ihnen nicht nur passieren, wenn in Ihrem Mobiltelefon ein alter Akku steckt. Wie im Haushalt gibt es auch beim Handy unnötige „Stromfresser“, welche die Batterie schnell in die Knie zwingen. Text: Alexander Hauber D urch Stromsparen lässt sich die Akkulaufzeit deutlich verlängern. Wenn Sie folgende einfache Tipps beachten, dann haben Sie länger Freude an einer Ladung und müssen ihr Mobiltelefon nicht so schnell wieder zum „Tanken“ ans Netz stecken: l Schalten Sie die Tastaturbeleuchtung Ihres Handys tagsüber aus. Die Tasten lassen sich auch ohne Licht gut erkennen. NOVEMBER 28. November 2012 20 Uhr In Zusammenarbeit mit dem Programmkino Aalen lädt der Energietisch der Lokalen Agenda 21 zum Film "Bauen mit der Kraft der Natur" ein. Der Film zeigt den Weg natürlicher Rohstoffe bis zum fertigen Haus. Im Anschluss stehen Experten des Energietisches für Fragen und Diskussion zur Verfügung. Ort: Kino am Kocher DEZEMBER 3. Dezember 2012 19 Uhr EKO-Infoabend Thema „Thermografie“ Referent: Michael Kessler, KLIMA VOR ORT | November 2012 Firma Holzbau Kessler Ort: EKO - Energieberatungszentrum Böbingen JANUAR 6. Januar bis 9. Januar 2013 EKO- Infostand auf dem Kalten Markt in Ellwangen 15. Januar 19.30 Uhr Vortrag „Energieeffizientes Bauen und Renovieren“ Willi Kruppa, freier Architekt, Aalen Ort: Rathaus Lauchheim, Sitzungssaal 26. Januar bis 27. Januar 2013 Infotage Energie Ausstellung und Vorträge rund um Themen wie Energiespa- ren mit neuen Heizanlagen, Wärmedämmung mit modernen Systemen und Finanzierungsmöglichkeiten. Ort: Foyer Rathaus Aalen Veranstalter: Energietisch-Projektgruppen der Lokalen Agenda 21 und das Grünflächen- und Umweltamt der Stadt Aalen FEBRUAR 7. bis 9. Februar 2013 CEB Stuttgart, Messestand der regionalen Energieagenturen Metropolregion Stuttgart Ort: Messe Stuttgart 23. bis 24. Februar 2013 Handwerksmesse Schwäbisch Gmünd EKO-Infostand MÄRZ 2. bis 3. März 2013 Gewerbeausstellung Unterschneidheim Mit EKO-Infostand APRIL 13. bis 14. April 2013 Gewerbeausstellung in der Gemeinde Jagstzell Mit EKO- Infostand MAI 5. Mai 2013 Gewerbeschau „Rems Total“ in der Gemeinde Böbingen Mit EKO- Infostand l Das Display muss nicht grell beleuchtet sein. Die Helligkeitsstufe können Sie ruhig um einige Grade reduzieren. Das gilt besonders für Handys mit Touchdisplay. Hier macht sich das „Dimmen“ der Beleuchtung sehr deutlich bemerkbar, da große Displays wahre Stromfresser sind. l Außerdem können Sie die Hintergrundbeleuchtung des Displays zum Beispiel so einstellen, dass sie sich nach 30 Sekunden oder einer Minute automatisch ausschaltet, wenn Sie keine Taste mehr gedrückt haben. l Auf animierte Bildschirmschoner sollten Sie ganz verzichten. Denn wenn das Handy in der Hand- oder Hosentasche steckt, haben Sie sowieso nichts von den bunten Flimmerfilmchen. l Ein Stromspartipp hält sich noch hartnäckig unter Handybenutzern, obwohl er eigentlich das genaue Gegenteil bewirkt. Angeblich soll man das Handy beim Nichtbenutzen ausschalten, um Strom zu sparen. Das Gegenteil passiert jedoch: Beim Einschalten des Handys wird jede Menge Strom verbraucht, um es „hochzufahren“. Und gerade bei Smartphones, die ja so etwas wie Mini-Computer im Taschenformat sind, laufen jede Menge Prozesse und kleine Programme im Hintergrund ab, um das Handy startbereit zu machen. Schalten Sie ihr Handy also besser „offline“ oder in den „Flugzeugmodus“. Dann ist das Gerät nicht mehr im Mobilfunknetz eingebucht, bleibt aber hochgefahren und startbereit. l Alle Smartphone-Besitzer sollten Programme, die sie nicht mehr brauchen, ausschalten. Warum den Browser oder den Musikplayer ungenutzt im Hintergrund laufen lassen? Das kostet nur Strom. Und wenn das Handy viele Programme gleichzeitig in Gang hat, benötigt es dafür auf Dauer richtig viel Saft. Bild: Alexandra H. / pixelio.de 62 Bild: REECO GmbH re gi o na l io l Wer es schafft, sich von seinem geliebten Vibrationsalarm losreißen zu können, schenkt seinem Akku wieder etwas mehr Laufzeit. Denn der kleine Motor, der die Vibration verursacht, frisst viel Saft aus dem Akku. l Zudem sollten Sie nur Original- beziehungsweise Marken-Akkus in Ihrem Handy verwenden. Die sind zwar teurer, aber Sie würden sich sicher grün und blau ärgern, wenn das teure Smartphone einen Totalschaden erleidet, weil der Billig-Akku aus Fernost darin ausgelaufen ist. Also lieber ein paar Euro mehr investieren. Außerdem behalten die Originalakkus auch länger eine hohe Ladekapazität und gehen meist nicht so schnell kaputt wie die billigen Exemplare. l Auch durch die Art und Weise, wie Sie das Handy beim Telefonieren halten, können Sie Strom sparen: Umschließen Sie das Handy nicht mit Ihrer ganzen Hand, sondern fassen Sie es am unteren Drittel an. Der Grund: Die Antenne ist meist im oberen Teil des Gehäuses verbaut. Verdecken Sie die Antenne beim Telefonieren mit Ihren Fingern, dann muss das Handy die Sendeleistung erhöhen und das – Sie haben es bestimmt schon erraten – kostet auch wieder mehr Strom. l Um Ihren Akku zu schonen, sollten Sie ihn niemals ganz leer werden lassen und erst dann wieder aufladen. Diese so genannte Tiefentladung schadet dem Akku. Auf der anderen Seite sollten Sie ihn auch nur aufladen, wenn es sich wirklich lohnt – also zum Beispiel nicht, wenn ihr Handy nur einen halben Tag ungenutzt herumlag. Denn Akkus vertragen nur eine bestimmten Anzahl an Ladevorgängen, bevor sie das Zeitliche segnen. November 2012 | KLIMA VOR ORT na l KURZ VOR SCHLUSS Erst denken, dann heizen Altbau. Im Wohnbereich liege die Temperatur tagsüber vernünftigerweise bei rund 20 Grad Celsius, in wenig frequentierten Zimmern bei 16 bis 18 Grad. Ein Thermostat könne die Regelung überneh- men. Sinnvoll sei auch, nachts die Temperatur um etwa fünf Grad abzusenken. Das Lüften mit gekippten Fenstern verschwende zu viel Energie, täglich mehrfach wenige Minuten Querlüften durch of- fene Fenster mit Durchzug sei effizienter. Die Türen sollten geschlossen sein und gegebenenfalls abgedichtet werden. Effizientes Heizen und Lüften kann in einem Haushalt mit 90 Quadratmeter Wohnfläche bis zu 250 Euro Heizkostenersparnis pro Jahr bringen, so Claudia Rist. Wohlig warm sei es dann in den vier Wänden immer noch. bpf Was war noch mal… … der Rebound-Effekt? Text: Stephan Gokeler W ie viel Stromverbrauch eine LED-Leuchte gegenüber einer herkömmlichen Glühbirne einspart, lässt sich exakt ausrechnen. Genauso die Einsparung beim Einsatz eines neuen Kühlschranks im Vergleich zum alten Modell. Kennt man dann auch noch die durchschnittliche Lebensdauer eines bestimmten Stromverbrauchers und hat Daten über das Verhalten der Konsumenten, wenn sie Ersatzgeräte kaufen, dann steht einer ziemlich genauen Prognose über den sinkenden Strombedarf in der Zukunft eigentlich nichts mehr im Wege – sollte man meinen. Doch trotz umfangreicher Datenbasis stimmen solche Vorhersagen häufig nicht. Einer der Gründe ist der sogenannte ReboundEffekt. Er beschreibt das Phänomen, wonach ein Teil der Einsparungen, die durch effizientere Technik erreicht wurden, durch zusätzlichen Konsum wieder verloren gehen. Das hat eine von der EU-Kommission in Auftrag gegebene Studie kürzlich mehr als bestätigt: Sie ergab, dass auf diesem Weg 10 bis 80 Prozent der eigentlich möglichen Einsparungen wieder aufgefressen werden. In den vergangenen 25 Jahren wurden mit Strom betriebene Geräte in Privathaushalten um 37 Prozent sparsamer. Der Stromverbrauch im privaten Bereich wuchs im selben Zeitraum dennoch um 22 Prozent an – weil immer mehr und größere Geräte Einzug hielten. Das gilt nicht nur für den Stromverbrauch: Wer sich über gesunkene Heizkosten seiner frisch gedämmten Wohnung freut, gönnt sich vielleicht eine um zwei Grad höhere Raumtemperatur. Weil viele Faktoren dabei eine Rolle spielen, lässt sich der Rebound-Effekt nicht berechnen. Er macht bei großen Projekten wie der angekündigten Energiewende die Planung der benötigten Kapazitäten schwierig, vermiest aber auch manchem Hausbesitzer oder Mieter die Laune, der sich nach einer Investition auf sinkende Nebenkosten eingestellt hatte. Wenn diese nicht im erhofften und berechneten Umfang eintreten, war nicht immer ein Fehler in Planung oder Ausführung schuld. Häufig ist ein Blick auf das eigene Konsumverhalten eine gute Idee. Bild: © rubysoho - Fotolia.com Ganztägig 25 Grad Raumtemperatur, gekippte Fenster, verdeckte Heizkörper – diese Zustände sind in deutschen Haushalten keine Seltenheit. Unnötig hohe Heizkostenrechnungen sind die Folge und auch die Klimabelastung steigt. Verbraucher sollten deshalb einige Regeln beachten, rät Claudia Rist vom Landesprogramm Zukunft SERVICE Bild: Zukunft Altbau 64 Kostenlose Energieberatung? Gibt es bereits! Bundesumweltminister Peter Altmaier forderte beim runden Tisch am 10. Oktober kostenlose Energieberatungen für jedermann. Hintergrund ist die Debatte über die Belastung der Bürger durch höhere Energiekosten, denen mit Energiesparen ein Schnippchen geschlagen werden kann. Vertreter der Bundesregierung, von Sozialverbänden, der Kirchen sowie Verbraucherschützer berieten darüber, wie Bewusstsein für sorgfältigen Umgang mit Energie und mit Strom zu schaffen ist. KLIMA VOR ORT | November 2012 Hinsichtlich der kostenlosen Energieberatung muss der Bundesumweltminister nicht lange suchen. Die regionalen Energieagenturen in Baden-Württemberg bieten bereits jetzt das, was der Minister gerne hätte: Kostenlose Energieberatungen für jedermann – und natürlich auch für jede Frau. Einzige Voraussetzung ist, dass der Bürger aus dem jeweiligen Landkreis kommt. Beraten wird zu allen Fragen der Energieeinsparung und auch zum Einsatz erneuerbarer Energien im Haus. Die Energieberater aus dem Energieberaternetzwerk gehen dabei speziell auf die Fragen der Bürgerinnen und Bürger ein: Ob es nun um Stromeinsparung geht, den richtigen Umgang beim Heizen und Lüften oder um die Umstellung einer alten Ölheizung auf moderne Heizsysteme. Interessierte Bürger können sich bei den KlimaschutzAgenturen ihres Landkreises zur Beratung anmelden. Die Agenturen sorgen dafür, dass die kostenlosen Beratungen neutral geführt werden und niemand zu etwas gedrängt wird. bpf November 2012 | KLIMA VOR ORT 65 SERVICE Impressum KLIMA VOR ORT, Jahrgang 1 www.klimavorort.de Herausgeber: SDZ Druck und Medien GmbH & Co. KG Bahnhofstrasse 65 73431 Aalen Quelle: diezartwork / Grafik: Köber 66 Redaktion Stephan Gokeler Birgit Pflock-Rutten Veronika Renkenberger Gerhard Schindlert Anke Schwörer-Haag Kathrin Stuba Hanna Meid Lothar Schell Benjamin Leidenberger Sabine Freimuth Andrea Kombartzky Alexander Hauber Traugott Kümmerle Frank Rumpel Titel, Gestaltung und Produktion Rolf Köber Anzeigen und Beilagen Falko Pütz (verantwortlich) Strom in Fülle aus Betonhülle Text: Traugott Kümmerle W ir leben in einer wirklich grünen Landschaft, was einem komischerweise immer erst dann bewusst wird, wenn man aus dem Sommerurlaub irgendwo im Süden heimkommt ins Ländle. Das Grün erschlägt einen fast, wenn man an die traurig verdorrten Landschaften in den Urlaubsgebieten zurückdenkt. Überall gluckern Bäche, und Wasser gibt es genug. Warum es also nicht nutzen? In Glems am Albtrauf wird das Wasser seit fast 50 Jahren dafür eingesetzt, den Strom-Spitzenbedarf der Industrieregion Stuttgart abzusichern, und das funktioniert. Das Wasser erzeugt genau dann Strom, wenn er dringend benötigt wird. Nachts, wenn mehr Strom da ist als verbraucht wird, wird das Wasser einfach wieder von unten nach oben gepumpt. Ein ewiger Kreislauf. Auch die Staumauern aus Stahlbeton passen sich nach dieser langen Zeit wunderbar in die Landschaft ein und fallen praktisch nicht mehr auf. KLIMA VOR ORT | November 2012 Schafft also nicht eines, sondern zehn, nein hunderte Staubecken! Sie können ja dann im Sommer als Badeseen dienen, und ebenso der regionalen und umweltfreundlichen Fischzucht. Seen auf der Alb und im Albvorland allüberall, welch ein Traum! Welch touristisch nutzbare Ziele! Überall obere und untere Becken, überall Seen, warum nicht die doppelte Württembergische Seenplatte verwirklichen, oben wie unten. Langweilige Landschaft wird ersetzt durch glitzernde Wasseroberflächen, mit dem Tretboot umweltfreundlich befahrbar. Das ergibt völlig neue touristische Dimensionen. Neue Hotels, Strandbäder und Fachschulen für Animateure. Mehr noch: Auch der Straßenverlauf muss den neuen Seen angepasst werden, die Navis der Autos müssen ständig aktualisiert und sämtliche Wanderkarten neu aufgelegt werden. Ein Wirtschaftswunder winkt. Idee und Produktion: Verlag Schwäbisches Tagblatt, Tübingen Druck Bechtle Druck & Service GmbH & Co. KG Zeppelinstraße 116 73730 Esslingen Mediadaten www.klimavorort.de [email protected] Nächste Ausgabe Mai 2013 Kontakt Teamassistenz, [email protected] Telefon 07361/ 594 223 Diese Zeitschrift und alle ihre enthaltenen Beiträge und Fotos sind urheberrechtlich geschützt. © Copyright: Verlag Schwäbisches Tagblatt GmbH Das Heft "Klima vor Ort" erscheint zweimal jährlich und wird frei im Ostalbkreis verteilt. Abonnenten der Schwäbischen Post und der Gmünder Tagespost können das Heft zudem kostenlos beim Verlagshaus SDZ Druck und Medien in Aalen bestellen.