Programmheft - Bergische Symphoniker

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SAISON 2016/17
7. Philharmonisches Konzert
Tschaikowski
d’Albert
Sibelius
„Sehnsucht“
7. Philharmonisches Konzert
Konzertsaal Solingen
Dienstag, 04.04.2017, 19.30 Uhr
Teo Otto Theater Remscheid
Mittwoch, 05.04.2017, 19.30 Uhr
Hardy Rittner Klavier
Peter Kuhn Leitung
Einführungsvortrag von Astrid Kordak
jeweils um 18.45 Uhr
Videoclips aller aktuellen Konzerte finden
Sie unter www.BergischeSymphoniker.de.
Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und Bildaufnahmen unserer Aufführungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind. Zuwiderhandlungen sind nach dem Urheberrechtsgesetz strafbar
„Sehnsucht“
Pjotr Iljitsch Tschaikowski (1840-1893)
Romeo und Julia, Fantasie-Ouvertüre
Eugen d’Albert (1864-1932)
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1
h-Moll op. 2
Mäßig – Langsam, mit Empfindung – Erstes
Zeitmaß – Cadenza – Dasselbe Zeitmaß
Pause
Jean Sibelius (1865-1957)
Symphonie Nr. 1 e-Moll op. 39
I. Andante, ma non troppo –
Allegro energico
II. Andante (ma non troppo lento)
III. Scherzo. Allegro
IV. Finale (quasi una Fantasia).
Andante – Allegro molto – Andante assai
– Allegro molto come prima –
Andante (ma non troppo)
Sehnsucht
Der mit vielen Assoziationen versehene Begriff Sehnsucht wurde
seit jeher gerne von den Künsten aufgegriffen. Dieses innige,
bisweilen auch krankhafte Verlangen nach etwas oder jemandem
ist stets von einem schmerzvollen Gefühl geprägt, dieses Erhoffte
nie erreichen zu können. Wie der Bestandteil Sucht verdeutlicht,
hilft gegen Sehnsucht kein pragmatisch-logisches Agieren, kein
rationales Argument der Außenwelt. Meist bleibt die Sehnsucht
unstillbar, führt bisweilen, so bei der Todessehnsucht, sogar zum
Suizid – wie bei Goethes Werther. Gerade in der Romantik lieferte
die Sehnsucht bezaubernde Sujets, denn das Publikum zeigte sich
stets fasziniert von der Sehnsucht – bei anderen. Richard Wagner
etwa verzehrte sich nach der unendlichen Melodie, er war nicht
der einzige Musiker, der ein Sehnsuchtsmotiv (Tristan und Isolde)
schrieb. Dieser exzessive, zugleich leid- und genussvoll zelebrierte
Seelenzustand, ist wohl jedem Menschen von der Liebe bekannt
und deshalb als Sujet in der Kunst besonders beliebt.
Dem englischen Dramatiker William Shakespeare (1564-1616)
gelang mit seinem Bühnenstück Romeo und Julia die berühmteste
Liebestragödie der Welt. Fokussiert auf den Zeitraum von nur
einer Woche präsentiert er die beiden verfeindeten Adelsfamilien
Montague und Capulet in Verona mit den verliebten Teenagern
Romeo und Julia, die unerschütterlich an ihrer verbotenen Liebe
festhalten und deshalb sterben. Gekonnt weiß Shakespeare
mit diversen Verwicklungen und unerwarteten Wendungen die
Spannung immer wieder zu steigern, sodass es auch heutzutage
immer noch romantisch veranlagte Seelen gibt, die vergeblich auf
ein Happy End hoffen. Obwohl es um die individuelle Liebe von
Romeo und Julia geht, eint dieses Werk seit seiner Entstehung die
menschlich verständliche Sehnsucht nach Liebe. Häufig wird
dabei die Rolle von Pater Lorenzo unterschätzt, der seinerseits
eine ganz eigene Sehnsucht erfüllen möchte, nämlich die beiden
Familien friedlich zu einen. Nur deshalb lässt er sich auf die
heimliche Trauung ein und überreicht Julia später den verhängnisvollen Schlaftrunk, der sie in den Scheintod versetzt und schlussendlich zum finalen Suizid beider Protagonisten führt. Was für eine
schmerzvolle Erkenntnis für den Gottesmann, mitverantwortlich
gewesen zu sein, zwar die eigene Sehnsucht erfüllt zu bekommen,
aber nur um den Preis des Todes der Liebenden.
Genau darauf aber griff der russische
Komponist Pjotr Iljitsch Tschaikowski
(1840-1893) zurück, als er 1869 auf
der Grundlage von Shakespeares
literarischem Meisterwerk sein musikalisches Pendant komponierte. Denn
statt dem wohlwollenden Rat des
erfahrenen Mili Balakirew zu folgen
und die Zuhörer mit einem wirkungsvollen Schwertkampf klangvoll in das dramatische Geschehen
zu ziehen, wählte Tschaikowski eine sehr eigenwillige, aber
bezaubernde und überaus stimmige Variante. Eine Umsetzung,
die Balakirew nicht gefiel.
Tschaikowski befand sich trotz seines Alters von fast dreißig
Jahren zum Zeitpunkt der Entstehung quasi noch im Anfängerstatus, schließlich hatte er die Musik zunächst nur als ,schönste
Nebensache der Welt‘ betrieben und frei von jeglicher beruflichen
Intention Klavier gespielt. Auf elterlichen Wunsch besuchte er die
Rechtsschule von St. Petersburg und arbeitete ab 1859 als Verwaltungssekretär im Justizministerium. Tschaikowskis neue berufliche
Ausrichtung kam völlig überraschend, wie die Aufzeichnungen
seines Bruders Modest belegen: Ob die Übersättigung plötzlich in
ihm erwacht war – vielleicht unter dem Eindruck irgendeines uns
unbekannt gebliebenen Ereignisses, oder ob sie sich nach und
nach in seine Seele geschlichen hat, das weiß keiner, denn Peter
Iljitsch hat sich durch jene schweren Stunden ganz allein durchgerungen. Seine Umgebung hat erst dann etwas davon bemerkt,
als die Wandlung bereits vollzogen war.
Wenn Modest von schweren Stunden sprach, meinte er Pjotrs
Hang zur Depression, der sich früh und lebenslang bemerkbar
machte. Pjotr Tschaikowski aber schuf 1862 Fakten, als er in das
gerade erst von Anton Rubinstein gegründete Petersburger Konservatorium eintrat und mit großem Elan sein Studium begann. Voller
Selbstzweifel, wie aus einem Brief Ende 1862 an seine Schwester
hervorgeht: Ich hatte dir schon geschrieben, dass ich die Theorie
der Musik zu lernen begonnen habe, und zwar recht erfolgreich.
Ich fürchte nur für meine Charakterlosigkeit; am Ende wird meine
Trägheit siegen, wenn aber nicht, so verspreche ich dir, dass aus
mir noch etwas werden wird. Zum Glück ist es noch nicht zu spät.
– Tschaikowskis mutige Entscheidung, seine Sehnsucht Realität
werden zu lassen, machte ihn schon 1866 zum Professor am
Moskauer Konservatorium sowie schlussendlich zu einem der
bedeutendsten Komponisten der Romantik.
Schon in dem Frühwerk Romeo und Julia, Fantasie-Ouvertüre
verzaubert Tschaikowski auf berauschende Weise. Brillant,
wie er die Mitverantwortung von Pater Lorenzo für die Tragödie
in einer choralartigen Einleitung nutzt und so eine ergreifende
emotionale Stimmung schafft, die sogleich auf das traurige Ende
verweist. Eine treffliche und mutige Entscheidung. Anschließend
bannt Tschaikowski die verfeindeten Adelsfamilien sowie die
beiden verliebten Protagonisten in Musik, insbesondere mit dem
Liebeslied, einer bezaubernden Kantilene, die das expressive,
warmherzige Englischhorn über gedämpften Streichern schwelgerisch präsentiert. Obwohl Tschaikowski so rührend und packend
zugleich die vielen extremen Gefühle des Dramas musikalisch
umsetzt, reagierte das Publikum bei der Uraufführung 1870 mit
deutlicher Zurückhaltung, weshalb er das Werk gleich zwei Revisionen unterzog. Seither wird weltweit gejubelt, wenn Tschaikowskis
einfühlsame Interpretation von Romeo und Julia auf dem Spielplan
steht – verständlich, denn seine eigenen Sehnsüchte in Bezug
auf Liebe blieben zeitlebens unerfüllt.
Ganz anders als Tschaikowski profitierte der musikalisch hochbegabte
Eugen d’Albert (1864-1932) früh vom
väterlichen Klavierunterricht. Geboren
als Eugène Francis Charles d’Albert in
Glasgow von dem französischen Ballettkomponisten Charles d’Albert (einst
Klavierschüler des legendären Friedrich
Kalkbrenners) und einer englischen
Mutter, firmiert d’Albert dennoch als deutscher Komponist und
Pianist. Obwohl er bis 1918 die englische Staatsbürgerschaft besaß
und anschließend die schweizerische annahm, fühlte er sich
Deutschland am meisten verbunden, beherrschte die Sprache
perfekt und präferierte die deutsche Version seines Vornamens.
Bereits mit zehn Jahren begann Eugen d’Albert sein Studium an
der Royal Academy of Music in London. Hier erlebten ihn auch
Clara Schumann und Anton Rubinstein, die von seinem außerordentlichen Talent ebenso begeistert waren wie später Johannes
Brahms und insbesondere Franz Liszt, bei dem er ab 1881 sein
Spiel vervollkommnete. In Weimar reüssierte d’Albert endgültig
als Pianist und begeisterte bei aufsehenerregenden Konzerten in
ganz Europa und bis in die USA vor allem mit seiner Interpretation
von Johann Sebastian Bach und Ludwig van Beethoven.
Als begnadeter Pianist und ambitionierter Komponist führte
d’Albert ein getriebenes, sehr unstetes Leben, als erfülle ihn ständig
eine unstillbare Sehnsucht, die weit über eine per se suchende
Künstlerseele hinausging. So wechselte er nicht nur häufig seinen
Wohnsitz, sondern zeigte auch in Liebesdingen ein heißblütiges
Verlangen nach Erfüllung, heiratete gleich sechs Mal und zeugte
insgesamt acht Kinder. Doch selbst die Ehen mit künstlerisch ebenbürtigen Partnerinnen wie der venezolanischen Klaviervirtuosin
Teresa Carreño oder der Opernsängerin Hermine Finck brachten
nicht die ersehnte Erlösung. Fast erscheint es wie eine Ironie
des Schicksals, dass d’Albert wegen der sechsten Scheidung
aus rechtlichen Gründen nach Riga reiste, wo er unerwartet an
Herzversagen verstarb.
So besessen d’Albert eine passende Ehefrau suchte, genau
so spielte er seine Brillanz am Klavier aus und komponierte voller
Optimismus. Das offenbart bereits sein mit zwanzig geschriebenes
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 h-Moll op. 2, das eigentlich
sein zweites war. Die wirkliche Nummer 1 erlebte drei Jahre zuvor
(1881) mit d’Albert als phantastischem Pianisten unter dem Dirigat
von Hans Richter in Wien ihre Uraufführung, wurde jedoch nicht
veröffentlicht und gilt inzwischen als verschollen. Hemmungslos,
weit schweifend, und unter Ausnutzung aller technischen Möglichkeiten des Klaviers, so schwelgerisch und übermütig gestaltete
d’Albert sein 1. Klavierkonzert op. 2. Julius Korngold attestierte
1932 d’Alberts Klavierspiel dementsprechend: immer wie einer, der
Fesseln zu sprengen, sich gegen Welt und Schicksal aufzulehnen
schien. – Damit entspricht Eugen d’Albert sowohl privat wie auch
als Pianist und Komponist den obsessiven Charakteren eines
Menschen, der allen widrigen Umständen trotzt.
Das Bestechende an diesem Solokonzert ist Eugen d’Alberts
Vermögen, ein mitreißendes, wahrlich klangprächtiges Werk zu
präsentieren, das vor bezaubernden Melodien nahezu überquillt.
Dann wieder lässt er wie in Ekstase Klangkaskaden auf uns niederprasseln, wie sie eines Franz Liszt ebenbürtig sind. Ein unvergessliches Erlebnis, das augenblicklich die Sehnsucht nach weiteren
romantischen Klangbildern dieses äußerst sinnlichen Komponisten
generiert. Doch leider blieb es Eugen d’Albert verwehrt, als Komponist zu überleben, sodass er zwar mit seiner Virtuosität am Klavier
in die Annalen der Musikgeschichte einging, aber nicht mit seinen
ebenfalls so überzeugenden kompositorischen Werken. Von
seinen 21 Opern (alle mit deutschen Texten) war nur dem Musikdrama
Tiefland nach einer weniger gelungenen Uraufführung 1903 in
Prag und erst nach intensiver Überarbeitung vier Jahre später ein
grandioser und anhaltender Erfolg in Berlin beschieden. Neben
diesem veristischen, dem realitätsnahen Meisterwerk sind nur
zwei weitere Opern Die Abreise (1898) und Die toten Augen (1916)
einem kleinen Kennerkreis bekannt.
D’Alberts Klavierkonzert Nr. 1 hat es in besonderem Maße
verdient, weitaus häufiger gespielt zu werden, denn ähnlich wie
in seinem ansehnlichen Liedschaffen versteht es d’Albert hier
vorzüglich, nicht nur auf ,seinem‘ Instrument inniglich zu singen,
sondern ebenso beeindruckend mit Klangmacht zu überzeugen.
Faszinierend, wie Eugen d’Albert sich am Anfang seiner Komponistenkarriere von seiner Sehnsucht so hinreißend antreiben
ließ, dass eines der brillantesten Klavierkonzerte entstand,
phantastisch und zugleich beglückend schön, – einfach aus
dem Wunsch heraus, zu zeigen, was in ihm steckt. Spannend
und abwechslungsreich verzaubert dieses einsätzige Werk die
Zuhörer auf großartige Weise.
Im Gegensatz zu Tschaikowskis
einfühlsamer Fantasie-Ouvertüre und
d’Alberts grandiosem Klavierkonzert
verfasste der Finne Jean Sibelius
(1865-1957) seine Symphonie Nr. 1
e-Moll op. 39 zu einem Zeitpunkt, als
er bereits mit einigen Werken auf sich
aufmerksam gemacht hatte. Schließlich
war er mit seinen von der finnischen
Landschaft und Mythologie geprägten frühen Kompositionen zur
Symbolfigur der Freiheitsbewegung avanciert. Äußerst ungewöhnlich für einen aus dem Bürgertum stammenden Sprössling, dessen
Familie – wie damals üblich – schwedisch sprach. Erst in der
Schule lernte er Finnisch und verfiel einem Heimatstolz, der sich
parallel zu den Freiheitsbestrebungen des Landes in seinen
sinfonischen Tondichtungen niederschlug.
Nach Jahrhunderten andauernder Gängelung, zunächst unter
schwedischer, ab 1809 unter russischer Fremdherrschaft wurde
Finnland erst 1917 ein staatlich unabhängiges Land. In diesem
historischen Kontext kommt Sibelius’ Werken besondere Bedeutung
zu, denn er gerierte die so genannte finnische Musik. Beeinflusst
durch seinen deutschstämmigen Musikprofessor Richard Faltin
am Musikinstitut in seiner Geburtsstadt Helsinki, griff Sibelius
gekonnt finnische Volkslieder auf, die neben den übrigen Charakteristika – Landschaft und Mythologie – seine Landsleute sowie
vor allem die Briten und Amerikaner frühzeitig für sich begeisterte.
Als Sibelius im Februar 1898 mit seiner Frau Aino in seine
ehemalige Studentenstadt Berlin fuhr, beschäftigte ihn eine neue
Programmsymphonie, inspiriert von Hector Berlioz’ Symphonie
fantastique. Begann er seine kompositorische Laufbahn vor allem
mit kammermusikalischen Werken und entdeckte dann, angeregt
durch Richard Strauss’ Don Juan, die Symphonische Dichtung
als faszinierende Gattung für sich, erwachte nun eine Sehnsucht
nach Größerem. Mit inzwischen vorhandener Sicherheit im
Umgang mit Orchester wagte sich Sibelius selbstbewusst an die
Symphonik.
Die 1. Symphonie e-Moll stellte somit einen bedeutenden Wendepunkt in Silbelius’ Schaffen dar. Sein weiterhin sehr eigener Stil
prägte die nordische Kunstmusik dermaßen, dass er zum ersten
großen Symphoniker des Nordens avancierte. Dennoch gab es
gnadenlose Kritiker, wie zum Beispiel Theodor W. Adorno: Wenn
der Begriff der Naturstimmung schon in der Realität nicht ungefragt passieren dürfte, dann gewiss nicht in Kunstwerken. Sinfonien
sind keine 1000 Seen: auch wenn sie tausend Löcher haben. –
Dabei wehrte sich Jean Sibelius ab seiner ersten Auseinandersetzung mit der absoluten Musik gegen jegliche programmatischen
Deutungen seiner Symphonik.
Zielorientiert beendete Sibelius die 1. Symphonie bereits im
Frühjahr 1899 und leitete selbst die Uraufführung am 26. April
1899 in Helsinki. Souverän im Umgang mit der symphonischen
Form und der Instrumentierung, präsentiert sich der versierte
33-Jährige äußerst selbstbewusst. Dabei offenbart er bereits in
seiner 1. Symphonie, der noch weitere sechs vollendete folgen
werden, dass er stets neugierig und offen blieb, sodass jede
Symphonie bei einigen gemeinsamen Merkmalen mit individuellen
Zügen fasziniert. In Opus 39 versucht er sich gekonnt an der phantastischen Idee, eine gesamte Symphonie aus nur einer musikalischen Keimzelle zu entwickeln. Bei den weiteren symphonischen
Werken wird dieser Kern immer kleiner und prägnanter.
Die Keimzelle der 1. Symphonie stellt eine liebreizende Melodie der Solo-Klarinette dar, die noch vor dem eigentlichen Beginn
des 1. Satzes (Allegro energico) das zauberhafte Motto im
verführerischen Andante, man non troppo präsentiert. Während
der lyrische 2. Satz im Andante durch ein in drei Phasen aufgeteiltes Thema besticht, überrascht Sibelius mit dem Scherzo als
3. Satz (Allegro), indem er genüsslich den Kontrast zum vorigen
Satz durch ungestüme Rhythmik und zwei gegensätzliche Themen
verstärkt: Prägnanz in der Pauke, dagegen tänzerisch-beschwingt
in den warmen Holzbläsern. Herb gibt sich Sibelius, wenn er bei
der Wiederkehr des Paukenthemas unwirsch abbricht und die
Reprise ungewöhnlich kurz hält, als hetze er ungeduldig zum
Schluss-Satz. Doch im Finale Quasi una fantasia schließt Sibelius
dann souverän und schwelgerisch den Kreis zum herrlichen Klarinettenthema des Symphonie-Auftakts. Hier lässt er die Melodie
aber dramatisch von den Streichern largamente ed appassionato
im Unisono vortragen und setzt mit Blechbläserakkorden starke
Akzente. Dramatik prägt den gesamten abwechslungsreichen
Satz, mal schnell, energisch und prägnant, mal gesanglich, weit
schwingend, nahezu hymnisch, steigert Sibelius das musikalische
Geschehen in der Coda zu einem grandiosen Höhepunkt. Doch
so klangmächtig das Werk zu enden scheint, sind es doch zwei
kaum zu hörende Pizzicato-Akkorde, die dieses Meisterwerk
beschließen. Ähnlich wie zum Ende des 1. Satzes, ebenfalls nach
Paukenwirbeln, aber noch feiner austariert – was für ein finaler
Clou. Schade, dass Sibelius in den letzten drei Jahrzehnten seines
Lebens stumm blieb und alle weiteren Werke vernichtete. Seine
Sehnsucht hatte sich wohl erfüllt, das vermittelt uns zumindest
dieses herrliche Opus 39.
Astrid Kordak
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Hardy Rittner
zählt sowohl zu den Vorreitern auf dem Gebiet der historischen
Aufführungspraxis des 19. Jahrhunderts als auch zu einer neuen
Pianistengeneration, die gleichzeitig am modernen Konzertflügel
zu Hause und mit Repertoire bis hin zu zeitgenössischer Musik
zu hören ist. Für das Detmolder Label MDG hat der zweifache
Echo-Klassik-Preisträger das gesamte Solo-Klavierwerk von Johannes
Brahms erstmals auf originalen Instrumenten der Zeit eingespielt.
Engagements führten ihn in fast alle Länder Europas − in
Deutschland u. a. Berliner Philharmonie, Konzerthaus Berlin,
Alte Oper Frankfurt, Kurhaus Wiesbaden, Historische Stadthalle
Wuppertal, Rudolf Oetker Halle Bielefeld, Tonhalle Düsseldorf −
in die USA, nach Kanada, nach Südkorea und Taiwan.
Rittner war Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes
und des Herbert von Karajan Centrums Wien. In den Jahren 20092012 wurde er als stART-Künstler von Bayer Kultur gefördert. Nach
dem Klavier- und Hammerklavier-Studium am Mozarteum Salzburg
führte seine Ausbildung an die Universität der Künste Berlin, wo
er neben dem Konzertexamen bei Klaus Hellwig ein umfassendes
und sein interpretatorisches Schaffen nachhaltig bereicherndes
Musiktheorie-Studium bei Hartmut Fladt absolvierte. Hardy Rittner
gibt Meisterkurse im In- und Ausland.
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Yifei Wang
stammt aus China und studiert seit 2014 an der Robert-SchumannHochschule für Musik bei Niklas Schwarz. Zuvor hatte sie in Peking
zunächst Violine, dann Bratsche studiert. In China sammelte sie
auch erste Orchestererfahrungen, darunter beim Chinesischen
Jugend-Sinfonieorchester, als Akademistin des Nationaltheaters
in Peking sowie beim Jugendsinfonieorchester China-Deutschland
(in Zusammenarbeit mit der Universität der Künste Berlin).
Yifei Wang nimmt regelmäßig an Meisterkursen teil, so 2015
bei La Ribera suena a Clásico in Spanien und 2016 an der
Rubinstein Akademie bei Tatjana Masurenko und Yuri Bondarev.
2012 gewann sie in Hongkong den 1. Preis beim Internationalen
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Johanna Malangré
studierte zunächst Kirchenmusik, bevor sie sich dem Dirigieren
zuwandte. Von 2013-15 nahm sie ein Dirigierstudium an der
Hochschule für Musik Nürnberg auf, wechselte dann ans Mozarteum
Salzburg zu Bruno Weil und studiert nun an der Hochschule der
Künste Zürich bei Johannes Schlaefli.
Ihre musikalische Ausbildung umfasst neben Gesangs-, Klavierund Orgelunterricht die Teilnahme an Dirigiermeisterkursen u.a. an
der Accademia Chigiana Siena und bei der International Summer
Academy Allegra Ruse. Malangré wirkte als Assistenzdirigentin
an der Kammeroper Köln und leitete das Hausorchester der Villa
Burbulla Bonn. Als Einspringerin dirigierte sie 2015 das Münchner
Jugendorchester der Bayerischen Philharmonie und leitete seit 2013
regelmäßig Orchester wie die Bad Reichenhaller Philharmonie,
die Nürnberger Symphoniker und das Österreichische Ensemble
für Neue Musik.
„Reise durch Frankreich“
Konzertsaal Solingen
Di., 02.05.2017, 19.30 Uhr
Teo Otto Theater Remscheid
Mi., 03.05.2017, 19.30 Uhr
Einführungsvortrag von Astrid Kordak
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Vorschau
8. Philharmonisches
Konzert 2016/2017
Paul Dukas (1865-1935)
L’Apprenti sorcier (Der Zauberlehrling)
Joseph Canteloube (1879-1957)
Chants d’Auvergne
Vincent d’Indy (1851-1931)
Symphonie Nr. 3 op. 70
„Sinfonia Brevis de bello Gallico“
Banu Böke Sopran
Peter Kuhn Leitung
Impressum: Herausgegeben von den Bergischen Symphonikern – Orchester der Städte Remscheid und
Solingen GmbH, 2017 / Geschäftsführer: Stefan Schreiner / Aufsichtsratsvorsitzender Burkhard Mast-Weisz /
Redaktion: Manuela Scheuber / Gestaltung: rsn medienagentur, RS / Druck: Ley+Wiegandt, Wuppertal.
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