15.|16. Okt. 2015 - Tiroler Symphonie Orchester Innsbruck

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1. Symphoniekonzert
Tiroler
Symphonieorchester
Innsbruck
Dirigent Otto Tausk
Flöte Karl-Heinz Schütz
Carl Nielsen
Goffredo Petrassi
Jean Sibelius
15.|16.
Okt.
2015
Congress Innsbruck
20.00 Uhr
Einführung im Foyer
19.15 Uhr
www.landestheater.at
telefon +43.512.52074.4
programm
Zu den werken
Otto Tausk Dirigent | Karl-Heinz Schütz Flöte
Eine Symphonie an der Schwelle zum 20. Jahrhundert
Carl nielsen 1865-1931
Helios Ouvertüre op. 17
Andante tranquillo - Allegro ma non troppo
GOFFREDO PETRASSI 1904-2003
Konzert für Flöte und Orchester
pause
jean Sibelius 1865-1957
Symphonie Nr. 1 e-Moll op. 39
Andante ma non troppo - Allegro energico
Andante (ma non troppo lento)
Scherzo: Allegro
Finale (Quasi una Fantasia)
herausgeber
Tiroler Landestheater & Orchester GmbH Innsbruck Rennweg 2, A-6020 Innsbruck
Tel. +43.512.52074 | [email protected] | www.landestheater.at klangmotiv CDS Schrott
Künstlerfotos Marco Borggreve (Portrait Tausk), Armin Plankensteiner (Portrait Schütz)
Grafik www.bit-pool.com Druck RAGGL Druck GmbH Innsbruck
„Wo es Raum für individuellen Ausdruck gibt, da gibt es noch eine ganze Menge
zu tun, obgleich wir kaum hoffen dürfen, dass selbst die größten Komponisten
der Zukunft die symphonischen Triumphe der Vergangenheit überbieten werden,
was auch immer sie in anderen Musikgattungen leisten mögen.“ So skeptisch
äußerte sich 1889 Sir George Grove in seinem berühmten Musiklexikon über
die Zukunft der Symphonie – knapp zehn Jahre, bevor Jean Sibelius begann,
seine erste Symphonie zu schreiben. In der Tat schien es, als ob die Symphonie mit der Wiener Klassik eine schwer zu übertreffende Vollendung erfahren
hätte.
Ihren Ursprung hat sie in der neapolitanischen Sinfonia (vom griech. Symphonia = Zusammenklang), einem Instrumentalvorspiel vor einer Opernaufführung mit den Teilen schnell-langsam-schnell. Mitte des 18. Jahrhunderts
wurde es dann Mode, alle möglichen Instrumentalstücke als Sinfonia zu bezeichnen, und erst mit dem Aufkommen der Wiener Klassik etablierte sich
der Begriff als feste Bezeichnung für ein Orchesterstück in Sonatenform,
wobei zu den drei Teilen/Sätzen bald ein vierter, in der Regel ein Tanzsatz
im Dreiertakt, hinzu kam. Haydn, Mozart und schließlich Beethoven schufen
Meisterwerke, die bis heute für jeden ihrer Nachfolger die Messlatte nahezu
unerreichbar hoch legen. Das führte Anfang des 19. Jahrhunderts zur Spaltung in zwei Richtungen: während die einen an dem von Beethoven definierten formalen Rahmen festhielten und ihren eigenen Weg darin über Melodik,
Harmonik und die Verarbeitung der Themen suchten, etablierte der Kreis um
Liszt eine völlig neue Form, die Symphonische Dichtung.
Die Spuren dieser Spaltung waren noch spürbar, als 1889-91 ein junger
Finne in Berlin und Wien seine musikalische Ausbildung vervollständigte.
Jean Sibelius, dessen erste kompositorische Versuche sich an den deutschösterreichischen Klassikern orientierten, zeigte sich vor allem von Bruckner
tief beeindruckt. Gleichzeitig wurde er sich bei diesem Auslandsaufenthalt
seiner finnischen Identität immer bewusster und begann, sich mit finnischer
Literatur und Volksmusik zu beschäftigen. Kullervo entstand, die Vertonung
des finnischen Nationalepos, dessen Erstaufführung als Geburtsstunde einer finnischen Nationalmusik gilt. Die Form der Symphonie, damals oft als
„altmodisch“ geschmäht, blieb ihm jedoch erstrebenswerte Idealform. Die
Begegnung mit Tschaikowskis sechster Symphonie 1897 und vor allem mit
der Sinfonie fantastique von Berlioz 1898 gaben ihm den Anstoß, sich an seine erste Symphonie zu wagen. Nach der Uraufführung 1899, die begeistert
aufgenommen wurde, überarbeitete Sibelius das Werk noch einmal. In dieser
Version wurde die Symphonie 1900 vom Philharmonischen Orchester Helsinki
auf einer Europa-Tournee gespielt, zusammen mit Finlandia und weiteren
Kompositionen aus seiner Feder.
Dies bedeutete für ihn den internationalen Durchbruch. Sein höchst individueller Kompositionsstil fand in den Folgejahren viel Anerkennung, dann aber
verschwand seine Musik, nach seinem fast völligen musikalischen Verstummen 1929, aus den Konzertsälen. Über Jahrzehnte galt seine Musik als oberflächlich und nicht aufführenswert, bis in den Sechziger Jahren Einspielungen
von Bernstein, Maazel und Karajan eine allmähliche Wiederentdeckung einleiteten. Erst in den letzten Jahren beginnt man wieder neu, sich mit seinem
Konzept musikalischer Innovation, ohne die Tonalität ganz zu verlassen, auseinanderzusetzen. Typisch für ihn sind nicht nur die bildmächtigen Klänge,
die die weiten finnischen Landschaften widerspiegeln, sondern auch die Art
und Weise, wie er aus kleinen musikalischen Zellen nach und nach eine große
musikalische Einheit entstehen lässt. Der Sibelius-Bewunderer Simon Rattle
erklärte dies in einem Interview so: „Manchmal zeigt einem jemand eine Uhr
und nimmt sie dann auseinander, um zu demonstrieren, wie sie von innen aussieht. Aber Sibelius präsentiert einem erst die Teile und fragt dann: Erkennst du
den Sinn hinter dem, was ich da tue? Und plötzlich, wie durch ein Wunder, setzt er
die Teile zusammen, und man denkt: Gott, habe ich nicht eben eine Uhr gesehen?
Aber da ist sie schon wieder verschwunden.“
Was Sibelius für Finnland, ist der gleichaltrige Carl Nielsen für Dänemark: ein
„Nationalkomponist“ dessen Stil stellvertretend für die Musik seines Landes
steht. Parallelen, auch in der musikalischen Entwicklung, gibt es viele: auch
Nielsen studierte eine Zeitlang im deutschsprachigen Raum. Und auch in
seinem Schaffen steht die Symphonie im Zentrum. Allerdings lehnte Nielsen
dezidiert programmatische Bezüge in der Musik ab – anders als Sibelius, der
zwar auch darauf bestand, dass seine Symphonien „reine“ Musik seien, daneben aber zahlreiche Symphonische Dichtungen schuf. Damit aber schwamm
Nielsen gegen den musikalischen Strom seiner Zeit. Ironischerweise allerdings ist die 1903 auf einer Griechenlandreise entstandene Komposition, die
heute vermutlich seine meist gespielte ist, eines der wenigen Werke, für das
Nielsen ein Programm entworfen hat: „Gestern wurde ich mit meiner neuen
Komposition fertig; es ist eine Ouvertüre zum Lob und Preis der Sonne und heißt
‚Helios‘ (die Sonne). Sie beginnt ganz leise mit ein paar langen Basstönen, und
nach und nach kommen mehrere Instrumente hinzu, und die Waldhörner bla-
sen ein halb feierliches Morgenlied. Nun steigt und steigt sie, bis das zitternde
Mittagslicht einen fast blendet und alles in einem Meer von Licht liegt, welches
nahezu alles Lebende schläfrig und saumselig macht; schließlich sinkt sie und
geht langsam und majestätisch hinter den fernen, blauen Bergen, weit im Westen
unter.“
Einen Gegensatz zur Musik dieser beiden nordeuropäischen Komponisten
bildet – nicht nur der Herkunft, sozusagen vom anderen Ende Europas, wegen – die Musik des 1904 nahe Rom geborenen Goffredo Petrassi. Als Italiener wuchs er in einem Land auf, das seit Jahrhunderten ein musikalisches
Zentrum war. So fiel ihm die Musik sozusagen vor die Füße, als er, aus wenig
begüterter Familie stammend, fünfzehnjährig anfing, in einem Musikgeschäft
zu arbeiten. Mit 24 konnte er endlich ins Konservatorium eintreten und studierte dort Orgel und Komposition. Sein früher Musikstil wurde geprägt vom
Neoklassizismus um Strawinski, Bartók und Hindemith, aber auch von seinen
Landsleuten Casella und Malipiero, die dem romantischen Überschwang eine
neue Klarheit in der Musik entgegensetzten. Casella verhalf ihm 1934 mit
der Amsterdamer Aufführung seiner Partita zu internationaler Bekanntheit.
Petrassi wurde einer der führenden Musiker seines Landes, unter anderem
war er Intendant am Teatro La Fenice und lehrte Komposition am Conservatorio di Santa Cecilia. Zeit seines Lebens blieb er offen für Neues und experimentierte mit verschiedenen Strömungen in der Nachfolge von Schönbergs
Zwölftonmusik, beispielsweise dem Serialismus. Dabei behielt er immer eine
eigene Handschrift, die sich durch Lebendigkeit und leuchtende Klangfarben
auszeichnet.
Diese spielen auch im 1960 entstandenen Flötenkonzert eine wichtige Rolle:
er kontrastiert den hellen, temperamentvollen Charakter der Flöte mit einem dunkel timbrierten Orchester ohne hohe Streicher und Holzbläser, dafür
mit viel Schlagwerk. Das einsätzige, ca. 20 Minuten lange Stück lässt sich in
vier Blöcke mit jeweils anderer Instrumentenbesetzung unterteilen, in denen
Petrassi einer strikten, vom Serialismus geprägten Ordnung immer wieder
kadenzartig freie Momente gegenüberstellt.
Kerstin Siepmann
otto tausk
Dirigent
Otto Tausk ist seit 2012 Chefdirigent des Sinfonieorchesters und Theaters St. Gallen. Für sein energetisches und mitreißendes Dirigieren erhält
er immer wieder hervorragende Kritiken. International ist Otto Tausk gern
gesehen, beispielsweise bei den BBC-Orchestern in Großbritannien, dem
Orchestre Philharmonique de Strasbourg oder beim West Australian Symphony Orchestra. In den Niederlanden dirigiert er regelmäßig z.B. beim
Concertgebouw Orkest, Rotterdams Philharmonisch Orkest und Radio Filharmonisch Orkest. 2011 wurde er mit dem renommierten holländischen
„de Olifant“-Preis der Stadt Haarlem ausgezeichnet. Für eine Aufnahme
mit Pfitzner-Orchesterliedern erhielt er den französischen „Choc du mois“.
In Utrecht geboren, begann er als Geiger und wurde mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. Daneben studierte er Dirigieren bei Jurjen Hempel und
Kenneth Montgomery, außerdem am Konservatorium von Vilnius. Von 2004
bis 2006 war Otto Tausk Assistent von Valery Gergiev und wurde von ihm
ans Mariinski Theater St. Petersburg und zum Philharmonischen Orchester
Rotterdam für Konzerte eingeladen.
karl-Heinz Schütz
Flötist
Karl-Heinz Schütz wurde 1975 in Innsbruck geboren und wuchs in Landeck
auf. Flöte studierte er bei Eva Amsler, Aurèle Nicolet und Philippe Bernold.
Noch während des Studiums gewann er zwei internationale Flötenwettbewerbe: Carl Nielsen 1998 und Krakau 1999. Seither verfolgt er eine rege weltweite Konzerttätigkeit als Solist, Kammermusiker und Soloflötist namhafter Orchester. Seit 2011 ist er Soloflötist der Wiener Philharmoniker und
der Wiener Staatsoper, nach Engagements bei den Wiener Symphonikern
und den Stuttgarter Philharmonikern. 2013 folgte er Wolfgang Schulz als
Mitglied des ENSEMBLES WIEN-BERLIN nach. Seit 2005 ist er Professor an
der Konservatorium Wien Privatuniversität und gibt regelmäßig Meisterkurse im In- und Ausland. Seine Aufnahmen umfassen die Zeitspanne des Flötenrepertoires von Wilhelm Friedemann Bach bis Pierre Boulez, Toru Takemitsu
und Werner Pirchner. Zuletzt erschien „20th century concerto grosso“ mit
der Academy of St. Martin in the Fields unter Sir Neville Marriner, eine Einspielung, die von der Fachkritik gefeiert wurde. Er spielt eine 24kt Goldflöte des japanischen Flötenbauers MURAMATSU.
vorschau
Klassik Lounge
Dienstag, 20. Oktober 2015 | 19.30 Uhr | Die Bäckerei-Kulturbackstube | Eintritt frei
HORNament Schlagwerk & Horn
1. KAMMERKONZERT
Donnerstag, 22. Oktober 2015 | 20.00 Uhr | Konzertsaal des Tiroler Landeskonservatoriums
LOCKENHAUS ON TOUR
Vilde Frang Violine | James Boyd Viola |
Nicolas Altstaedt Violoncello | Alexander Lonquich Klavier
Werke von Antonín Dvorák, Sándor Veress, Richard Strauss
Klangstunde
Samstag, 24. Oktober | 11.00 (ausverkauft) & 15.00 Uhr | Probebühne 1 | JTSOI
Die Klarinette Mitmachkonzert für Kinder von 2 bis 4
werkstatt-konzert
Freitag, 30. Oktober 2015 | 20.30 Uhr | Vierundeinzig
ORCHESTER MEETS POETRY-SLAM
Seokwon Hong Dirigent | Markus Köhle Moderation |
Stefan Abermann, Mieze Medusa, Markus Koschuh Poetry-SlammerInnen
Werke von Beethoven, Sibelius, u. a.
2. Sonntagsmatinee
Sonntag, 8. November 2015 | 11 Uhr | Konzertsaal des Tiroler Landeskonservatoriums |
Eintritt frei(willige Spenden)!
AUF FLÜGELN DES GESANGeS
FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY Streichquartett Nr. 1 op. 12
RICHARD STRAUSS / FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY / ROBERT SCHUMANN
Lieder für Sopran und Harfe
MAX BRUCH Oktett B-Dur für Streicher
2. KAMMERKONZERT
Mittwoch, 11. November 2015 | 20.00 Uhr | Konzertsaal des Tiroler Landeskonservatoriums
BELCEA QUARTET
Till Fellner Klavier
Werke von Ludwig van Beethoven, Béla Bartók, Johannes Brahms
2. Symphoniekonzert
Donnerstag, 12. + Freitag, 13. November 2015 | 20 Uhr | Congress Innsbruck – Saal Tirol
Tiroler Symphonieorchester Innsbruck
Zsolt Jankó Dirigent | Federico Colli Klavier
HECTOR BERLIOZ Grande ouverture du Roi Lear, H 53
FRANZ LISZT 1. Klavierkonzert S. 124 Es-Dur
FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY Symphonie Nr. 4 A-Dur op. 90 „Italienische“
Derzeit im GroSSen Haus des Tiroler Landestheaters
Fidelio Oper von Ludwig van Beethoven
Pique Dame Oper von Pjotr I. Tschaikowski
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