Wasser und nachhaltige Entwicklung

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Einflüsse von Klima- und Landnutzungsänderungen auf unsere
Wasserressourcen
H.P. Nachtnebel
Inst. f. Wasserwirtchaft, Hydrologie und konstr. Wasserbau
Universität für Bodenkultur
Muthg. 18, A-1190 Wien
[email protected]
Der Wasserkreislauf wird sowohl direkt durch menschliche Eingriffe als auch langsam durch
Klimaänderungen beeinflusst. Insbesondere im Alpenraum erfolgte durch die Errichtung von großen
Speichern und Überleitungen eine saisonale als auch tägliche Veränderung im Abflussgeschehen. Auf
globaler Ebene ist der Aral-See zu nennen, dessen Fläche und Volumen durch großflächige
Bewässerungen dramatisch verändert wurde, sodass heute nur mehr kleine getrennte Wasserkörper
mit hohen Salzkonzentrationen vorhanden sind.
Zusätzlich ist auch noch der Klimaeinfluss zu berücksichtigen. Im Alpenraum ist über die letzten
hundert Jahre eine mittlere Erwärmung von etwa 1,6 C zu beobachten, während die mittlere globale
Erwärmung deutlich niedriger bei etwa 0,8 C liegt. Mit der steigenden Temperatur ist auch eine
Änderung des Niederschlages zu erwarten, die im Alpenraum unterschiedlich ausgeprägt sein kann.
Tendenzielle ist südlich der Alpen ein Rückgang des Jahresniederschlages zu erwarten, während im
Norden eher ein Anstieg zu erwarten ist. Somit sind deutliche Auswirkungen auf den Wasserhaushalt
zu erwarten. Die Schneedeckendauer ist insbesondere in den mittleren Lagen rückläufig, die
Gletscher schmelzen deutlich ab, die Winterabflüsse nehmen im alpinen Raum eher zu, während in
den Voralpengebieten die Sommerniederwässer länger und ausgeprägter auftreten werden. Der
Bewässerungsbedarf wird in vielen Gebieten zunehmen, sodass eine verstärkte Nutzung der
Grundwasserressourcen erfolgen wird. Der Einfluss auf die hydroelektrische Energieerzeugung ist
regional unterschiedlich. Der Kühlwasserbedarf kann in südlicheren Gebieten an die
Wasserverfügbarkeit heran reichen, sodass kritische Situationen entstehen können.
Im Vortrag werden Beispiele über anthropogene und klimabedingte Veränderungen von nationalen
und internationalen Projekten herangezogen und daraus Folgerungen für die nächsten Jahrzehnte
abgeleitet.
Wasser und nachhaltige Entwicklung
Bozen 19.03.15
Einflüsse von Klima- und Landnutzungsänderungen auf unsere Wasserressourcen
H.P. Nachtnebel
IWHW-BOKU
Zielsetzung
Der Wasserkreislauf wird vielfältig verändert:
durch direkte Maßnahmen (Landnutzung, Flussbau,
Energiewirtschaft,…)
und durch Klimaänderungen.
Ziel ist die Analyse, Quantifizierung der beobachteten
und zu erwartenden Veränderungen im Wasserhaushalt
und in der Nutzung
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H.P. Nachtnebel
Nachtnebel
Gliederung des Vortrages
Wo greifen wir in den Wasserhaushalt ein ?
Einige Beispiele zu beobachteten Veränderungen und
deren Folgen
Methodik zur Beurteilung zukünftiger Veränderungen
Einige Aussagen zur Zukunft
Wasserhaushalt, Trinkwasserressourcen,
Hochwässer, Niederwässer
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Nachtnebel
Klimaeffekte:
Treibhausgase
Niederschlag
Energieflüsse
In der Folge ändert
sich die Vegetation,
Landnutzung:
Feuchtgebiete
Speicher
Erosion
Grundwasserentnahme
Begradigung der Gewässer
Feststoffhaushalt
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Beispiele für Veränderungen im
Wasserkreislauf
Grossräumige Veränderungen
Aral See trocknet aus
Tschad See ebenso
Regionale Veränderungen (mittlere räumliche Skala)
Fließzeiten von Hochwasserwellen in der Donau
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Austrocknen des Aral
Sees
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Veränderungen durch grossflächige
Bewässerung
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Wasserspiegel bis 1960
auf ca. 53 m a.s.l.
Fläch ca. 69,8 103 km2
Maximale Tiefe 69 m
Ca. 1100 Inseln mit einer
Fläche von 2 235 km2
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Ausbau der Donau:
Kette von Laufstauen und Hochwasserdeichen
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Geschwindigkeit von Hochwasserwellen an
der Donau
Vienna
Bratislawa
Komarom
Hungarian Border
Fließzeit der Wellen von Ybbs bis Slo-Hun-Grenze (Mikhlanek et al.,2000)
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Ursachen:
Seit den 1950-iger Jahren Bau von Laufkraftwerken
Begleitdämme schneiden große Auwaldgebiete ab
Reduktion des Retentionsraumes
Wellenablauf wird beschleunigt
Mittlere Hochwässer nehmen zu
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Wie kann man Klimaeinflüsse auf die
Hydrologie beurteilen ?
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Wie kann man Klimaeinflüsse auf die
Hydrologie beurteilen ?
•
Trendanalysen von
Beobachtungen
1912
1969
Vernagt Ferner
(Bayerische Akademie der Wissenschaften)
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Wie kann man Klimaeinflüsse auf die
Hydrologie beurteilen ?
•
•
Trendanalysen von
Beobachtungen
Szenarien
±2,5° oder ±5°
±10%
Niederschlagsänderung
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Liefert Informationen über die Sensitivität von
Flussgebieten, von wasserwirtschaftlichen
Systemen
Sagt nichts aus über zu erwartende
Veränderungen
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Wie kann man Klimaeinflüsse auf die
Hydrologie beurteilen ?
•
Trendanalysen von
Beobachtungen
•
Szenarien
±2,5° oder ±5°
±10%
Niederschlagsänderung
•
Klimamodelle
betreiben hydrologische
Modelle
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Wie kann man Klimaeinflüsse auf die
Hydrologie beurteilen ?
•
Trendanalysen von
Beobachtungen
•
Szenarien
±2,5° oder ±5°
±10%
Niederschlagsänderung
•
Klimamodelle
betreiben hydrologische
Modelle
Downscaling
CP-Type und regionale
Niederschlagsverteilung
•
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Man vergleicht historische grossräumige
Phänomene mit lokalem Geschehen. Man
nimmt man, dass dieser Zusammenhang
auch in Zukunft bestehen wird.
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Was bisher geschah!
Änderung der Temperatur und des Niederschlages
(ZAMG)
Änderung der mittleren globalen Lufttemperatur
Änderung der mittleren Temperatur im Alpenraum
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Was bisher geschah!
Änderung des Niederschlages (1951-2000)
(Moser, 2002)
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Klimaeffekte im Alpenraum und Wirkung auf
die Hydrosphäre
Schnee
Gletscher
Fließgewässer
Limnische Systeme
Boden- und Grundwasser
Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserwirtschaft
Was haben wir zu erwarten ?
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Änderungen im Jahresniederschlag
Differenz bis zur Mitte des Jahrhunderts
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Zusammenfassung der Klimaänderungen
Alpen bilden eine Grenze:
Nördlich davon Zunahme des Jahresniederschlages
Südlich davon eher eine Abnahme
Sommerniederschläge nehmen eher ab,
Winterniederschläge eher zu
Im Alpenraum ist der Temperaturanstieg ausgeprägter
als global und in Meeresnähe
Keine klare Aussage bezüglich Starkregen möglich
(Physikalisch gesehen können diese eher zunehmen)
Temperaturanstieg bis Mitte Jhdt 1,5-2,5 C
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Wasserbedarf heute
Gesamtbedarf
Trinkwasserbedarf
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Nutzungsgrad: Vergleich von lokalem Bedarf
und Verfügbarkeit (Quantitativ)
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Einige Ergebnisse für Österreich
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Schnee: Was wurde beobachtet ?
Die Schneefallgrenze ist in Österreich seit 1980
gestiegen, deutlich (signifikant) gestiegen im Sommer,
unwesentlich gestiegen (nicht signifikant) im Winter.
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Schnee: Was ist zu erwarten?
Am stärksten wird sich die Verkürzung der winterlichen
Schneedeckendauer in Höhenlagen zwischen 10002000 m auswirken, d.h. späterer Beginn und früheres
Abschmelzen des Schnees.
Abnahme der Tage mit Scheedecke:
in mittleren Höhenstufen (1000–2000 m) ca. 30 Tage
in den Tallagen (< 1000 m) und Hochregionen (>
2000 m) ca. 15 Tage
im Süden und Südosten im Mittel ca. 70 Tage.
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Gletscher: Was wurde beobachtet ?
(Pfeffer et al. 2014)
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Gletscher: Was ist zu erwarten ?
Im optimistischen Fall verbleiben gegen Ende des 21.
Jahrhunderts etwa 20% des Eisvolumens
Im pessimistischen Fall praktisch gänzliches
Abschmelzen der Gletscher
Hinsichtlich des Gletscherabflusses dürfte der maximale
jährliche Abfluss schon erreicht, wenn nicht gar
überschritten sein (Marzeion, 2013)
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Fliessgewässer: Was wurde beobachtet ?
Trend in Jahresabflussreihen (1951-2000. Fürst et al., 2008)
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Fliessgewässer: Was ist zu erwarten ?
Vergleich 2036-2065 mit 1961-1990
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Vergleich 2061-2090 mit 1961-1990
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Wasserbilanz Österreichs
Nmittel
1170 mm/a
EVAPmittel
516 mm/a
Industrie:
20 mm/a
Haushalte:
8mm/a
Lw. Beregnung 2mm/a
Zeitraum: 1961-2000
HZB (2005)
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Wasserversorgung: Was wurde beobachtet ?
Zeitreihe des
Wasserverbrauches,
MA 31.
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Wassernutzungsgrad in Österreich
Auf Verbandesebene (heute)
Auf Verbandesebene (Mitte Jhdt)
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Wasserbelastung
(aus Landnutzung,
von Deponien und
Erosion)
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Trinkwasser bei Klimaänderung und
Bevölkerungsentwicklung
Heute und nahe Zukunft
Um die Mitte des Jhdts.
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Wasserversorgung: Was ist zu erwarten ?
In oberflächennahen Grundwasserkörpern ist mit einer
Temperatur-erhöhung von 0,5 °C bis maximal 1 °C zu
rechnen, Schöner et al. (2011)
Qualitätsveränderungen sind in einigen Gebieten zu
erwarten.
Die GW-Neubildungsrate wird in einigen Regionen
abnehmen (Süden, Südosten)
Bedarf ist durch Verbundsysteme in einigen Regionen
abzudecken
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Hochwässer und Niederwässer
Aussagen sehr unsicher.
In den letzten 30 Jahren haben in etwa 20 % der
Einzugsgebiete in Österreich die Hochwässer
zugenommen, besonders in kleinen Gebieten nördlich
des Alpenhauptkammes (Blöschl et al., 2013).
Keine Aussage für die Zukunft möglich
Winterniederwässer werden im Alpenraum höhere
Abflüsse aufweisen
In Flachlandgebieten und im Süd-Osten ist eine
Verschärfung der Niederwassersituation zu erwarten
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Wasserkraft: Was beobachtet wurde ?
Jahreserzeugungs-koeffizienten der Wasserkraft in Österreich für den
Zeitraum 1950-2007. Pirker, 2007
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Wasserkraft: Was ist zu erwarten ?
35000
GWh
30000
25000
A1B SOMMER- Gleitendes Mittel 10 Jahre
A2 SOMMER- Gleitendes Mittel 10 Jahre
20000
B1 SOMMER- Gleitendes Mittel 10 Jahre
Sommer
A1B WINTER- Gleitendes Mittel 10 Jahre
A2 WINTER - Gleitendes Mittel 10 Jahre
Mittel der
hydroelektrischen
Energieerzeugung
für Österreich im
Zeitraum 20022090.
15000
B1 WINTER - Gleitendes Mittel 10 Jahre
(Stanzel und
Nachtnebel, 2010b)
10000
Winter
5000
0
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Wasserkraft: Was ist zu erwarten ?
•
Unsichere Ergebnisse: von +/-5% bis 2021-2050
(ZAMG-TU Wien; 2013) bis Abnahme von 6 % bis15 %
bis 2025 und 2075 (ÖWAV, 2008)
Im Winter jedenfalls eine Zunahme der Erzeugung
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Zusammenfassung
Veränderungen des Wasserhaushaltes erfolgen laufend
Durch direkte Eingriffe (Speicher, Um- und
Überleitungen, Flussbau und Nutzungen)
Durch das Klima
Im Alpenraum bis Mitte des 21. Jahrhunderts geringe
quantitative Veränderungen im Wasserhaushalt
Langfristige Tendenz für Abflussreduktion im Süden
Tendenzielle Abnahme der Wasserkrafterzeugung
Wenig Aussagen dzt. zu Änderungen von Hochwässern
Gewässer werden wärmer
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Aus folgenden Projekten wurden Ergebnisse, Bilder
entnommen:
INTAS Project – 0511 REBASOWS (2006): The
rehabilitation of the ecosystem and bioproductivity of the
Aral Sea under conditions of water scarcity.
https://iwhw.boku.ac.at/rebasows/webbase.htm
ERDF Project CC-Ware (2015): Mitigating Vulnerability
of Water Resources under Climate Change in SEE.
http://www.ccware.eu/
Austrian Climate Research Program APCC (2014):
Österreichischer Sachstandsbericht Klimawandel 2014
http://www.apcc.ac.at/4%20-%20Report.html
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Nachtnebel
Danke für die Aufmerksamkeit
Wasser und nachhaltige Entwicklung
Bozen 19.03.15.
H.P. Nachtnebel
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