Das Ei des Katzenhais. Der Scyliorhinus canicula ist ein kleiner Hai, der auch Kleingefleckter Katzenhai genannt wird. Nach der inneren und gekreuzten Befruchtung legt das Weibchen ein rechteckiges Ei, etwa 5 bis 7 Zentimeter lang und zwei Zentimeter breit. Wie bei allen eierlegenden Plattenkiemern ist die Eioberfläche durch eine Hornhaut geschützt. Dieses seltsame Ei hat zwei Haken, wie zwei hübsche Ohrringe, mit denen es sich auf dem Boden verankert oder an einem Seefächer festhängt. Die große Masse des Dottergangs ernährt den Embryo, bei dem sich die Augen als eines der ersten Organe entwickeln. Dennoch wird es noch einige Zeit dauern, bis sie funktionieren: Die Augen sehen nur, wenn das Gehirn es befiehlt. In dem Maße, in dem der Dottergang abnimmt, wächst der Embryo heran. In diesem Moment kann man nur die Augen und äußeren, herausragenden und durchbluteten Kiemen erkennen, die den primitiven Charakter aller Knorpelfische ausmachen. Dann beginnen sich die Falten herauszubilden, wo später die Flossen wachsen werden. Während der Embryo wächst und die Form und dunklen Flecken des erwachsenen Tieres annimmt, krümmt sich der Schwanz um den Körper und das Ei färbt sich dunkel. Die Brutzeit dauert etwa sieben Monate. Gegen Ende dieser Zeitspanne, deren Dauer von der Wassertemperatur abhängt, sind kaum noch Vorratssubstanzen im Dottersack übrig und der Embryo nimmt fast das ganze Ei ein. Dies ist der Moment zum Schlüpfen. Er bedient sich der Hautzacken, die die Haut der Haie bedecken und ihr eine schmirgelpapierartige Oberfläche verleiht. Er ist fast zehn Zentimeter groß und die Kiemen haben sich bereits unterhalb der Kiemenspalten platziert. Und da ist er auf der Welt. Vorbei ist es mit Schutz, einfacher Nahrung, den Tagen ohne Schrecken und der Nachtruhe. Ohne viel Zeit, sich an diese neue Umgebung zu gewöhnen, wo das Wasser ihn von einer Seite auf die andere wiegt, muss dieser Jugendliche nun die Augen öffnen, nichts von dem, was um ihn herum geschieht, darf ihm entgehen. Er muss kleine Weichtiere, Krustentiere, Vielborster und kleinere Fische suchen. Und, natürlich verhindern, dass er selbst gefressen wird. Und die Kiemen von den Gefahren fernhalten. Sie dürfen nicht aufhören, Sauerstoff und Kohlendioxid auszutauschen. Die Plattenkiemer haben keine Kiemendeckel, die eines ihrer wichtigsten Organe schützen. Das alles sind Neuigkeiten für den jungen Katzenhai. Er kann nicht lange Zeit so ungeschützt bleiben. Dort draußen gibt es eine Welt zu erkunden. Er wird eine Länge von 60 Zentimetern erreichen, wenn er im Mittelmeer lebt, und 70, wenn er sich im Atlantik ansiedelt. Er wird über weichen Untergrund gleiten, aber sich auch den Felsen und Korallenriffen nähern, und er wird ein sehr aktiver nächtlicher Jäger werden. Er wird sogar anderen Katzenfischen, die Beute abjagen. Er ähnelt ihnen sehr, nur ist beim Katzenhai die Nasenöffnung mit dem Mund verbunden. Und wenn er den Netzen und Haken ausweicht, wird er ein Ei legen, rechteckig und lederartig, und dieses wird sich nicht wie bei der Mehrzahl der Haie ovovivipar entwickeln, sich also nicht im Körper des Weibchens einnisten. Denn in allem, auch in Form und Größe der Eier, ist der Katzenhai ein besonderer Fisch.