Bericht Blauflügelige Sandschrecke SBB Grün Stadt Zürich

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DIE BLAUFLÜGELIGE
SANDSCHRECKE
(SPHINGONOTUS CAERULANS)
AUF DEN EXTENSIV BEGRÜNTEN
DÄCHERN DER EUROPA-ALLEE
ZÜRICH
Bericht zur Erfolgskontrolle im
Forschungsgruppe Auftrag der Schweizerische
Dachbegrünung
2014 Bundesbahnen SBB und Grün Stadt
Zürich
Manuel Speck
Dr. Stephan Brenneisen
Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften
ZHAW
DIE BLAUFLÜGELIGE SANDSCHRECKE (SPHINGONOTUS CAERULANS) AUF DEN EXTENSIV BEGRÜNTEN
DÄCHERN DER EUROPA-ALLEE ZÜRICH
DIE BLAUFLÜGELIGE SANDSCHRECKE
(SPHINGONOTUS CAERULANS) AUF DEN EXTENSIV
BEGRÜNTEN DÄCHERN DER EUROPA-ALLEE ZÜRICH
B E R I C H T Z U R E R F O LG S KO N T RO L L E I M AU F T R AG D E R
S C H W E I Z E R I S C H E B U N D E S B A H N E N S B B U N D G RÜ N S TA D T
ZÜRICH
Auftraggeber
Schweizerische Bundesbahnen SBB
Immobilien Bewirtschaftung, Anlageobjekte
Zollstrasse 62, 8005 Zürich
Grün Stadt Zürich
Abteilung Naturförderung
Beatenplatz 2, 8001 Zürich
Projektbegleitung
David Gilg, SBB AG, Bettina Tschander, Grün Stadt Zürich
Auftragnehmerin
Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW
Grüental, Postfach 335, 8820 Wädenswil
Bearbeitung
Stephan Brenneisen, Dr. phil II, Geograph
Manuel Speck, BSc Umweltingenieur
Datum
November 2014
Titelfoto
Eine Blauflügelige Sandschrecke auf dem Dach der Europa-Allee, Baufeld A.
Foto: Manuel Speck
Foto: Dovile Malinauskaite
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DIE BLAUFLÜGELIGE SANDSCHRECKE (SPHINGONOTUS CAERULANS) AUF DEN EXTENSIV BEGRÜNTEN
DÄCHERN DER EUROPA-ALLEE ZÜRICH
DIE BLAUFLÜGELIGE SANDSCHRECKE
(SPHINGONOTUS CAERULANS) AUF DEN EXTENSIV
BEGRÜNTEN DÄCHERN DER EUROPA-ALLEE ZÜRICH
B E R I C H T Z U R E R F O LG S KO N T RO L L E I M AU F T R AG D E R
S C H W E I Z E R I S C H E B U N D E S B A H N E N S B B U N D G RÜ N S TA D T
ZÜRICH
Kurzzusammenfassung
MITTE SEPTEMBER BIS ANFANG NOVEMBER 2014 WURDEN DIE EXTENSIV BEGRÜNTEN DÄCHER DER
BAUFELDER A UND C, DER INTENSIV BEGRÜNTE DACHGARTEN DES BAUFELDS E DER EUROPA-ALLEE
ZÜRICH, SOWIE DAS EXTENSIV BEGRÜNTE DACH DES TECHNOPARKS UND DAS NEBEN DEM PRIME
TOWER GELEGENE HAUS PLATFORM AUF DIE PRÄSENZ DER BLAUFLÜGELIGEN SANDSCHRECKE
(SPHINGONOTUS CAERULANS L.), EINE ROTE-LISTE-ART, HIN UNTERSUCHT. DIE ART KONNTE AUF
DEN DÄCHERN DER BAUFELDER A UND C NACHGEWIESEN WERDEN, ES WURDEN 17 TIERE
GEZÄHLT.
DER NACHWEIS DER ART ZEIGT DEN ERFOLG DES KONZEPTES DER BEGRÜNTEN DACHFLÄCHEN, DIE
BLAUFLÜGELIGE SANDSCHRECKE WAR HAUPT-ZIELART FÜR DEN ÖKOLOGISCHEN AUSGLEICH BEI
DEN BAUTEN DER EUROPA-ALLEE.
DIE VORLIEGENDE UNTERSUCHUGN ERGÄNZT BEKANNTE BEFUNDE ZUM VORKOMMEN VON FÜR
DEN NATURSCHUTZ RELEVANTEN KÄFERARTEN.
Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung und Ausgangslage
4
2
Ablauf der Untersuchung
5
3
Funde
6
4
Auswertung der Untersuchung
7
5
Empfehlungen
12
6
Fazit
14
7
Quellenverzeichnis
15
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Einleitung und Ausgangslage
Auf den Dächern der Europa-Allee (Baufelder A und C) laufen Untersuchungen der ZHAW
Wädenswil betreff der vorkommenden Wirbellosenfauna. Im Zuge dieser Untersuchungen wurden
auf den Dächern des Baufelds A Heuschrecken als Beifänge in Barberfallen gefunden, wie auch
von StudentInnen lebend beobachtet.
Ein erster Augenschein vor Ort im September 2014 bestätigte die Annahme, dass es sich dabei
erfreulicherweise um die Blauflügelige Sandschrecke (Sphingonotus caerulans) handelt.
Bemerkenswert ist der Fund, weil die Dachbegrünung auf eben diese Zielart hin geplant und
angelegt wurde (vgl. Brenneisen 2009), die Gebäude vergleichsweise hoch (25-40 m) - die
Dächer entsprechend schwieriger zu erreichen sind, die Zeitspanne von der Fertigstellung Ende
2011 bis zum ersten Nachweis 2014 als gering einzustufen und die Blauflügelige Sandschrecke
eine seltene Art ist mit hohen Lebensraumansprüchen.
Aussergewöhnlich scheint der Fund auch aufgrund des urbanen, wenig wirtlich anmutenden
Umfelds zur Europaallee. Dies gab Anlass, die Dächer genauer zu untersuchen. In diese
Untersuchung miteinbezogen wurden ebenso der Dachgarten auf Baufeld E und die Dächer der
Gebäude Platform und Technopark im Stadtteil Zürich West, da diese Dächer vergleichbare
Alter, Flächengrössen und Höhen aufweisen. Es zeigte sich jedoch, dass diese Dächer aufgrund
des hohen Deckungsgrads und der Bepflanzung (und Gitterabdeckungen auf dem Dach Platform)
für die gesuchte Art möglicherweise nicht geeignet sind und die Art auch nicht präsent war. Darum
wurden diese Dächer nach einer Erstbegehung nicht weiter untersucht.
Abbildung 1,2:
Bestimmung der Blauflügeligen Sandschrecke (Sphingonotus caerulans). Gut erkennbar sind im Bild
die blau schimmernden Flügel. Foto: Stefanie Bue, Ivan Kruys
Die Untersuchungen bei der Europa-Allee ergänzen Erkenntnisse von Studien zum Vorkommen von
Käfer- und Spinnenarten, welche auch eine Relevanz für den Naturschutz nachweisen konnten
(Rote Liste-Arten)(Brenneisen 2009).
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2
Ablauf der Untersuchung, Methoden
Die Hauptuntersuchungszeit dauerte vom 1. bis zum 22. Oktober 2014. Dies ist hinsichtlich des
artbiologischen Rhythmus’ von Sphingonotus caerulans, mit individuenstärkster Präsenz im Monat
August eine sehr späte Untersuchungszeit und lässt nur begrenzt Rückschlüsse auf ein allenfalls
grösseres Vorkommen in der Hauptpräsenzzeit zu. Die Funde der Erstbegehung im September
2014 auf dem Baufeld A lassen jedoch vermuten, dass die Populationsgrösse tatsächlich um
einiges grösser war, denn in der eigentlichen Zeit im Oktober nachgewiesen werden konnte. Die
Tiere sterben nach erfolgter Paarung ab Mitte September allmählich aus (oder wandern ab!),
kommen spätestens aber in den ersten Frostnächten ums Leben. In einer Nachkontrolle am 3.
November 2014 konnten keine Tiere mehr auf den Dächern gefunden werden.
Gesucht wurden die Tiere an sonnigen Nachmittagen. Dies gewährleistet, dass die Tiere warm
genug sind und ein aktives Feindvermeidungsverhalten zeigen. Im Gegensatz zur passiven (sehr
effizienten) Tarnung im kalten Zustand heisst dies, dass die Tiere bei Gefahr flüchten (springen
und fliegen) und daher für den Sucher sicht- und fangbar werden.
Während die Dächer der Baufelder C und E je als ein zusammenhängendes, sich in Höhe und
Habitatszusammensetzung nicht unterscheidendes Dach betrachtet wurden, gingen die Dächer der
Baufeld A-Gebäude separiert als A1 bis A5 in die Untersuchung ein (in Abbildung 3 ersichtlich).
Abbildung 3:
Lageplan der Baufelder A, C und E der Europaallee mit der in dieser Arbeit verwendeten
Dachbezeichnungen für das Baufeld A. (veränderte Graphik von www.detail.de)
Das Dach wurde in Wellenlinien abgeschritten und die Tiere mit einem Schmetterlingskescher
(ø 40 cm) aufgescheucht und gefangen. Gefangene Tiere wurden, je Dach mittels eines eigenen
Punktecodes auf dem Femur (Oberschenkel) und Pro-Thorax (Halsschild) markiert (zu erkennen in
Abbildung 4). Diese Markierung erfolgte mit einem Lackstift und ermöglicht das Erkennen von
Bewegungsdynamiken zwischen den einzelnen Dächern, sowie das Ermessen einer ungefähren
Populationsgrösse gemäss der Fang-Markierung-Wiederfang-Methode (Lincoln-Petersen-
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Methode, vgl. Henle et al. 1999). Nach der Markierung wurden die Tiere wieder frei gelassen,
die Suche fortgesetzt.
Abbildung 4:
3
Ein Weibchen der Blauflügeligen Sandschrecken mit goldenen Lackpunkten auf Femur und ProThorax. Foto von Manuel Speck
Funde
Gefunden wurde die Blauflügelige Sandschrecke auf den Dächern der Baufelder A und C. Nicht
präsent war die Art auf dem Dachgarten des Baufelds E, wie auch nicht auf den Dächern Platform und Technopark, die des hochprozentigen Deckungsgrads der Vegetation wegen für die Art
nicht attraktiv scheinen und daher in der Textfolge nicht mehr aufgeführt und diskutiert werden.
Das Hauptvorkommen liegt klar auf dem Dach A1, da im September eine ungefähre Populationsgrösse von 24 Tieren eruiert werden konnte, während es sich bei den übrigen Funden vornehmlich
um Einzelpräsenzen handelte. In diesem Fall wurde auf eine Berechnung gemäss FangMarkierung-Wiederfang verzichtet, wie aus Tabelle 1 ersichtlich.
Dach
A1
A2
A3
A4
A5
C
E
Tabelle 1:
♀
♂
absolut (n1 (n2))
5 (4)
0
0
1
0
1
0
8 (7)
1
0
0
0
1
0
13 (11)
1
0
1
0
2
0
ungefähre
Populationsgrösse (N)
24
Die Funde, aufgeteilt nach Geschlecht. Die in der Zeile A1 in Klammer gesetzten
Zahlen sind jene des Wiederfangs (n2).
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Auf dem Dach A1 wurden in einer ersten Begehung 13 Tiere (n1) gefangen und markiert, 5
Weibchen und 8 Männchen. Wieder gefangen wurden in einer zweiten Begehung 11 Tiere (n2), 4
Weibchen und 7 Männchen. Davon waren 6 Tiere markiert (m2), 2 Weibchen und 4 Männchen.
Daraus ergibt sich:
N = n1*n2/m2
N als die geschätzte Populationsgrösse beträgt dabei rund 24 Tiere.
Der Aufgrund des dachspezifischen Punktecodes mögliche Nachweis von Bewegungen einzelner
Individuen von einem Dach auf ein anderes, konnte nicht erbracht werden.
4
Auswertung der Untersuchung
Der Fund von Sphingonotus caerulans auf den Dächern der Baufelder A und C ist, wie einleitend
erwähnt, sehr erfreulich und bemerkenswert. Es gilt zu betonen, dass gemäss der zyklischen
Biologie der Art das Hauptvorkommen (individuenstärkste Präsenz) im August liegt und die Daten
von Mitte September (Dach A1) bis Mitte Oktober (alle übrigen Dächer) erhoben wurden. Die
geschätzte Populationsgrösse von 24 Tieren auf Dach A1 legt den Schluss nahe, dass diese Tiere
grösstenteils auf dem Dach geschlüpft und nicht zugeflogen sind. Dies wiederum würde bedingen,
dass schon im letzten Jahr, also 2013, sich Weibchen auf dem Dach zur erfolgreichen Eiablage
eingefunden haben. Ein weiteres denkbares Szenario wäre, dass die Eier aus einer Kiesgrube bei
der Dacherstellung mit der Materialförderung auf das Dach gelangten, ein möglicher Ablauf wie
ihn auch Ulrich Pfändler (2014) für die Besiedlung einer Dachfläche in Schaffhausen beschreibt.
Dies ist nicht auszuschliessen, doch scheint dem Autor aufgrund nachfolgender Beschreibungen
eine spontane Besiedlung ebenso plausibel.
4.1
Herkunft der Sandschrecken-Teilpopulation auf dem Dach
Geht man von einer Zuwanderung aus, stellt sich die Frage der Ursprungspopulation, bzw. deren
Lebensraum. In Umgebung der Europaallee gab es in den letzten Jahren Funde der Sandschrecke
(z.B. Dietsche 2012). Wenig ist bekannt über das tatsächliche Flugvermögen (Distanz und Höhe)
und das Migrationsverhalten der Art (so auch Jaun et al. 2008), obschon sie als wanderfreudig
und sehr gute Fliegerin gilt (z. B. Bauer et al. 2006).
Klar indes scheint, dass sich das Tier, dessen Primärlebensraum Flussauen und andere
Ruderalflächen sind, zur Wanderung an Gewässerläufen orientiert. Dies wohl darum, weil
polarisiertes Licht, wie es etwa von Wasseroberflächen oder Glasfassaden irisierend ausgehen
und von Heuschrecken gesehen werden kann, salopp formuliert der instinktiven Suche als
Kompassnadel dient (Bech et al. 2014).
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Betrachtet man die Fundstellenverteilung in der Schweiz (Abbildung 5), wird ersichtlich, dass die
Art beinah ausschliesslich in Gewässernähe gefunden wurde/wird. Abbildung 5 zeigt dabei alle
Funde (bis ins Jahr 1885 zurück) und zeigt auch Fundorte, wo die Art längst nicht mehr präsent ist
und gibt darum nicht Aufschluss über die aktuelle Verbreitung der Art in der Schweiz. Der
Aufwendigkeit (und Lückenhaftigkeit) der Untersuchung und des wanderfreudigen Verhaltens der
Art wegen ist eine solche Verbreitung schwer zu fassen.
Tatsächlich wird davon ausgegangen, dass die Art in den letzten Dekaden durch die Zerstörung
von primären Lebensräumen (dynamische Flusslandschaften) grosse Bestandeseinbussen erlitten
hat und vielerorts weichen musste, bzw. ausstarb. Die Art wird in der Schweiz auf der Roten-Liste
geführt, wie auch auf der Liste National Prioritärer Arten (BAFU 2011) und als verletzlich (VU)
eingestuft (Monnerat et al. 2007). Populationsentwicklungen der Art gelten als ungewiss, da sie
von anthropogen geschaffenen Sekundärlebensräumen (Rangierflächen, Kiesgruben,
Dachbegrünungen, etc.) abhängen.
Eine anderer Perspektive die Europaallee zu betrachten (Abbildung 6), lässt die eigentliche
Gewässernähe der Gebäude erkennen. Von Gebäude A1 zur Sihl beträgt die Horizontaldistanz
rund 70 Meter, 560 Meter sind es bis zur Limmat. Gewässeroberflächen gleich kann auch von
Glasfassaden polarisierendes Licht ausgehen. Evt. ist das für die Tiere auf Wanderung ein
Anziehungspunkt und einmal in die Richtung gelotst, sind es die grauen Ruderalflächen, jene die
Tiere auf dem Dach Quartier suchen lassen. Diese Annahme bleibt aber spekulativ.
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Abb.5: Die Quadrate markieren Fundstellen von Sphingonotus caerulans, die Vorliebe für Gewässernähe zeigt sich
deutlich. Die Funde datieren Dabei bis ins Jahr 1885 zurück (orange Quadranten entsprechen
Fundmeldungen vor 2000). Anhaltspunkte für die aktuelle Verbreitung geben die roten Quadranten
(Fundmeldungen ab 2000). Quelle: Centre Suisse de Cartographie de la Faune (CSCF))
Wahr ist, die Art hat, trotz grosser Gebäudehöhen, auf das Dach gefunden, und dass sich die
adulten Tiere einen Lebensraum suchen, auf dem sie mit ihrer (teils krass variierenden) Färbung
gut getarnt sind (Jaun et al. 2008), was für hellgraue bis braune Bodenfärbungen spricht. Das
Herkunftsgebiet bleibt ungewiss, Abbildung 5 nach zu urteilen scheint eine Einwanderung von
Norden her jedoch nahe liegender, denn aus Süden. Nebst diesen fluvialen Verkehrsachsen sind
Vorkommen der Art in mittelbarer Umgebung zur Europaallee bekannt. So etwa in den
Gleisfeldern zwischen dem Hauptbahnhof Zürich und dem Bahnhof Altstetten (Speck 2009,
Dietsche 2012). Marti et al. (2004) sprechen gar von einer grossen Population in diesem Gebiet.
Wie sich diese jedoch in den letzten Jahren entwickelt hat und, etwa angesichts der Bauarbeiten
für die Durchmesserlinie und das Aufheben der Gleise 51-54 am HB Zürich, halten konnte, ist nicht
bekannt.
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4.2
Die Dächer der Europa-Allee
Die Dächer von Baufeld A und C wurden unter anderen auf die Lebensraumansprüche der Blauflügeligen Sandschrecke hin konzipiert. Das Konzept der Dachbegrünungen des Baufeldes A weist
dabei einen höheren Anteil an offenen Kiesflächen auf im Verhältnis zu den lückig bis dichter
bewachsenen Flächen. Auf dem Baufeld C wurde der Flächenanteil an offenen Kiesflächen zu den
Vegetationsflächen reduziert um mehr Ansiedlungsmöglichkeiten für Arten zu bieten, welche auf
dichtere Vegetationsbestände angewiesen sind. Es dürfte sehr interessant sein zu beobachten ob
sich diese unterschiedlichen Vegetationsdichten und Flächenanteile an offenem sandigen Kies auch
in den Individuendichten widerspiegeln wird. Positiv zu werten ist in diesem Kontext, dass auf dem
Dach des Baufeldes C auch bereits Sandschrecken gesichtet werden konnten.
Die adulten Tiere treten meist sehr geballt auf und sind, da spring- und flugfreudig, zum Tummeln
und Paaren (und zur Thermoregulation (Altmoos 2000)) auf offene, warme Flächen ohne oder mit
sehr wenig Vegetation angewiesen (z. B. Bauer et al. 2006), bzw. 10 – 20% (vgl. Detzel 1998).
Abbildung 6, 7: Wie farbig Sphingonotus caerulans tatsächlich sieht, bleibt ungewiss. Gut möglich scheint jedoch,
dass die Tiere von polarisierendem Licht beeinflusst werden, bzw. sich daran orientieren, wie es von
der Sihl (und der Limmat) und den Gebäudefassaden der Europaallee ausgeht und in dieser
Graphik stilisiert wurde. (Vom Autor veränderte Graphik des Hochbaudepartements der Stadt
Zürich). Das untere Bild zeigt den Dach-Lebensraum auf der Europa-Allee, Baufeld A mit der
reflektierenden Glasfassade im Hintergrund. Foto: Dovile Malinauskaite.
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Im Larvenstadium bedürfen sie jedoch feuchterer (Ingrisch 1980), Futterpflanzen reicherer
Gründe (die Art ernährt sich opportun von diversen Kräutern und Gräsern (vgl. Korbun & Reich
1998, Detzel 1998), wie auch sandigen Bodens zur Ablage der Ootheken (Eierbündel). Da
steinig-sandige Böden (gerade in unseren Breitengraden) ein seltenes Klimaxstadium sind, wird
die Art mit fortschreitender Sukzession ihres Lebensraums durch die aufkommende Vegetation
beraubt und muss wandern. Daher rührt der ausgesprochene Pioniercharakter der Art.
Die Dächer der Europaallee sind demgemäss momentan für die Art sehr geeignet, wohlmöglich
aber mit zunehmender Vegetation in ein paar Jahren nicht mehr, so dass die Art ausbleibt, bzw.
emigriert. Ein Phänomen, wie es divers in den vergangenen Jahren bei Untersuchungen beobachtet wurde (Pfändler 2014, Speck 2009, 2011, 2012).
Es soll jedoch betont werden, dass die Dächer der Baufelder A und C (insbesondere des Baufelds
A da grössere offenen Flächen und weniger Hindernisse durch Liftgeleise etc.) im jetzigen Zustand
wertvolle Lebensräume für die Blauflügelige Sandschrecke sind, bzw. sein können. Die separierten
Lebensräume (einzelne Dächer) in Nähe zueinander und nur geringfügigen Unterschieden
begünstigen zudem Migration- und Kolonisationsdynamiken.
Abbildung 8, 9: Das von Sphingonotus caerulans geschätzte Lebensraummosaik - die Europaallee bietet es: grössere
offene Schotterflächen nebst krautiger Vegetation an Sonnen exponierter Lage in Wassernähe.
(Foto von Manuel Speck und Dovile Malinauskaite). Das obere Bild zeigt die Dachbegrünung des
Baufeldes A, das untere Bild jene des Baufeldes C. Zu erkennen ist die dichtere und etwas
grossflächigeren Bereiche mit Vegetation.
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4.3
Metapopulationsdynamik
Populationsgrössen und -schwankungen sind schwierig, will heissen aufwendig zu beobachten und
bemessen, umso schwieriger je kleiner die Tiere und je grösser ihr Migrationsradius. Wie, wann
und warum die Blauflügelige Sandschrecke emigriert, bleibt bislang unerklärt (vgl. Altmoos
2000). Das Besiedeln von Pionierstandorten setzt eine Migration voraus. Dass die Art durch die
anthropogen provozierten Landschaftsveränderungen in Mitleidenschaft gezogen wurde/wird und
vielerorts verschwand, ist unbestritten. Ebenso auffällig aber ist, wie die Art prompt neu geschaffenen Lebensraum besiedelt. Dies könnte nebst anderem (geringflächige Verteilung einer Subpopulation, vergleichsweise individuenschwache Subpopulationen, schnelle Veränderung des Lebensraums etc.) ein Indiz dafür sein, dass die Populationsbiologie von Sphingonotus caerulans einer
Metapopulations-dynamik unterliegt.
Metapopulation meint damit eine Populationsform, welche die Gesamtheit der, an räumlich
mittelbarer Orten, vorkommenden Subpopulationen, die untereinander durch Immigration und
Emigration von Tieren in Verbindung stehen können, umfasst. Also nicht eine grosse, individuenstarke Population, sondern mehrere kleine Subpopulationen. Diese Struktur ermöglicht Szenarien,
hernach eine Subpopulation ausstirbt, der Lebensraum von Individuen einer anderen Subpopulation kolonisiert wird, oder aber, dass ein drohendes Aussterben einer Subpopulation durch das
Zuwandern von Individuen einer anderen Subpopulation vermieden wird.
Abbildung 10:
Die diversen Dach- und Gleisflächen in für die Sandschrecke gut überwindbarer Distanz zueinander
machen eine rege Metapopulationsdynamik gut denkbar. Auf dem Bild sind mit roten Punkten die
Funde von Blauflügeligen Sandschrecken symbolisiert (in Anzahl, nicht getreu der Fundpunkte), es
wird ersichtlich, dass das höchste Gebäude sowie die Turnhalle der PHZH bisher möglicherweise
unbesiedelt geblieben sind. (Luftbild: www.googlemaps.com)
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Derlei Wanderbewegungen verhindern die genetische Verarmung der einzelnen Subpopulationen
(Appelt 1996, Appelt & Poethke 1997). Auf den Dächern der Europaallee, insbesondere Baufeld
A, scheint eine solche Dynamik gut möglich. Denkbar wäre, dass die Weibchen, nach der
Paarungszeit und nachdem sie in ihrem herkömmlichen Lebensraum Eier abgelegt haben, wandern
und in einem neuen Lebensraum Eier ablegen, ehe sie ableben. Von dieser Annahme ausgegangen, wäre es möglich, das die Funde auf den zu Dach A1 benachbarten Dächern (A2, A4 und
C) ausgewanderte Tiere der Subpopulation auf A1 sind. Korbun & Reich (1998) kommen in einem
Untersuch an der Oberen Rôhne zum Resultat, dass der maximale Aktionsradius der Weibchen
(582 m), jener der Männchen übertrifft (452 m) und dieses wanderfreudige Verhalten ein
Schlüsselfaktor für das Besiedeln geeigneter Habitate und den Aufbau von Metapopulationsstrukturen sei.
Gleiche Autoren beobachten deutlich vermehrte Wandertätigkeit flussaufwärts, denn flussabwärts. Altmoos (2000) macht geringfügige geschlechtsspezifische Unterschiede im Aktionsradius
aus (so auch Appelt 1996), beschreibt jedoch drei unterschiedliche Mobilitätstypen. Er räumt ein,
dass der Nachweis wandernder Tiere sehr schwierig ist, kommt jedoch zum Resultat, dass ca. 2%
einer Population dem Mobilitätstyp 3 zugezählt werden können und überdurchschnittlich weit
wandern (400 m) und somit die Möglichkeit der Besiedlung entfernter Habitate eröffnen. Jaun &
Zettel (2008) erkennen keine Zunahme des Aktionsradius’ gegen Saisonende hin, räumen jedoch
ein, dass das Ende ihrer Beobachtungen (Mitte September) zu früh gewählt, eine Änderung
saisonaler Aktionsdistanzen tatsächlich zu beurteilen. Wie es sich genau damit verhält, und
entsprechend auf den Dächern der Europaallee, bleibt zu untersuchen und beweisen. Indes
machen die Funde und die Dachkonstellation der Baufelder A und C ein solcherlei Szenario
denkbar, da, wie bereits erwähnt, durch die Vielzahl separierter Lebensräume in, für die Sandschrecke, gut überwindbarer Distanz zueinander (Abbildung 10) eine dynamische (Teil-)Metapopulation entstehen könnte, die wiederum in Verbindung steht mit den Tieren im umgebenden
Gleisfeld.
5
5.1
Empfehlungen
Erfolgskontrollen
Aus der Sicht des Bauherren sowie der Bewilligungsinstanz kann anhand der vorliegenden Daten
angenommen werde, dass die Zielart sich erfolgreich ansiedeln konnte. Eine Kontrolle würde sich
in etwas drei Jahren anbieten.
Es ist allerdings dennoch ratsam, die Untersuchung im nächsten Sommer fortzusetzen. Mögliche
Larvenfunde werden Aufschluss geben (die Larven sind flugunfähig), ob sich die Art auf den
Dächern der Europaallee erfolgreich vermehren konnte. Das Vorkommen von Larven ist
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witterungsabhängig, ein guter Zeitpunkt für eine solche Untersuchung wäre Ende Juni/Mitte Juli.
Populationsgrössen-Ermessungen könnten Ende August passieren.
5.2
Mögliche Eingriffe in Sukzession
Nebst feuchteren Vegetationsplätzen für die Larven und sandigen Legemöglichkeiten, ist die
Blauflügelige Sandschrecke primär auf vegetationsarme Ruderalflächen angewiesen, es wurde
dies erwähnt. Da der ruderale Zustand bei Bodenstandorten kein währender ist, verschwinden
solche Flächen mit fortschreitender Sukzession. Dies kann zu einem Aussterben von Sandschreckenvorkommen führen, wenn nicht periodisch Eingriffe erfolgen, welche den ruderalen Charakter
wiederherstellen. Die harschen Bedingungen des Dachklimas (extreme Trockenheit im Sommer
durch fehlende kapillare Wasserflüsse aus unteren Bodenschichten) ermöglicht eine stark
verlangsamte bis ausbleibende Sukzession und Verdichtung der Wuchsdichte.
Dieser Aspekt wurde bei der Planung der Dachflächen auf der Europaallee mitberücksichtigt
(Brenneisen 2009). Gleichwohl könnte es sich als erforderlich erweisen, dass bestimmte Bereiche
im ruderalen Zustand konserviert werden, etwa durch Abtragung des Oberbodens (vgl. Pfändler
2014) oder teilweise Entfernung der Pflanzen-Biomasse. Das Beispiel aus der Region
Schaffhausen (Pfändler 2014) bezieht sich jedoch auf eine Dachbegrünung mit relativ hohen
Schichtdicken (bis 50 cm). Bei solchen, gut wüchsigen Bedingungen ist eine Zunahme der
Wuchsdichte kaum – auch nicht mit Entfernen der Biomasse – zu verhindern. Ein ruderaler
Charakter kann hier nur mit relativ grossem Aufwand erhalten bleiben. Ein Vergleich zur EuropaAllee zu den bewusst antizipierten Schichtaufbauten ist deshalb differenziert anzugehen.
Eine interessante Frage ist die notwendige Flächenausdehnung mit Kiesoberflächen. Während
Marti et al. (2004) von 200 m2 sprechen, errechnet Appelt (1996) 2000 m2 als Mindestgrösse für
eine Subpopulation. Im vorliegenden Fall scheinen die nicht allzu grossen Kiesflächen zumindest
für die Erstansiedlung ausreichend gewesen zu sein.
Die Vegetationsentwicklung gilt es in jedem Fall zu beobachten. Bedacht werden sollte dabei,
dass die Sukzession mit möglicherweise zunehmendem Bewuchs wohlmöglich für die Sandschrecke
suboptimal sein könnte, jedoch andere Heuschreckenarten von einem höheren Deckungsgrad
profitieren dürften.
5.3
Begleitart Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens)
Angesichts des Pioniercharakters der Sandschrecke ist es gut möglich, dass auf den Dächern der
Europaallee in den nächsten Jahren andere Heuschreckenarten nachziehen werden. Auf dem
Stücki-Dach in Basel (das schweizweit grösste Gründach) haben sich ebenfalls, schon wenige
Jahre nach der Fertigstellung im Jahr 2009, nebst der Sandschrecke diverse (teils sehr seltene)
Arten eingestellt (Danhieux 2014, Razryadov 2012). Untersuchungen der letzten Jahre im
urbanen Raum Basels (Razryadov 2012, Speck 2009 & 2011), offenbarten zuweilen eine gleichzeitige Habitatnutzung von Sphingonotus caerulans und Oedipoda caerulescens (vgl. Jaun & Zettel
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DÄCHERN DER EUROPA-ALLEE ZÜRICH
2008, Altmoos 2000). Die Arten sind in Ihrer Biologie, Morphologie und ihren Ansprüchen äusserst
ähnlich. Die Ödlandschrecke ist nicht gar so flug- und wanderfreudig (Detzel 1998), von nicht gar
so ausgeprägtem Pioniercharakter, in ihrem Bewegungsverhalten etwas behäbiger.
Die Ödlandschrecke verträgt mehr Vegetation und bevorzugt Habitate mit einem Deckungsgrad
von 30 - 50% (Altmoos 2000, Speck 2009). Ist es für die Sandschrecke also zu grün, wird es für
die Ödlandschrecke heimelig (vgl. Pfändler 2014). Die Möglichkeit, dass sich diese Rote-Liste-Art
in den nächsten Jahren auf den Dächern der Europaallee einfinden wird, scheint also gegeben,
breitet sie sich der Sandschrecke gleich von Norden her flussaufwärts weiter aus. Im Zuge einer
Erfolgskontrolle hinsichtlich der Sandschrecke könnte diese Möglichkeit ebenfalls auf ihre Erfüllung
hin untersucht werden.
6
Fazit und Ausblick
Die Blauflügelige Sandschrecke (Sphingonotus caerulans) war 2014 auf den Dächern der
Baufelder A und C der Europaallee Zürich präsent.
Diese Dächer sind nach Einschätzung der Autoren für die Art als potentielles Habitat und ihre
arttypischen Populationsdynamiken geeignet.
Erfolgskontrollen im Sommer 2015 gäben Aufschluss, ob die Art sich auf den Dächern erfolgreich
fortgepflanzt hat, und eröffneten eine repräsentative Einschätzung der ungefähren Populationsgrössen und -verbreitung. Eine Einschätzung, wie sie der hier beschriebene Untersuch nicht vollends
offenbart, da die Untersuchungszeit (Grund der Spontanität der Durchführung) nicht optimal mit
dem Lebenszyklus der Art vereinbart werden konnte.
Allerdings war es wichtig eine Erste Untersuchung bereits 2014 durchzuführen, da man mit guten
Wahrscheinlichkeit das aktuelle „Zentrum“ der „Europa-Allee“-Population ausfindig machen
konnte (Dach A1, resp. Dach Gebäude LAB, Pädagogische Hochschule). Es muss sich nun zeigen
ob auf den Dächern mit nur Einzelfunden im Jahr 2014 sich in den nächsten Jahren auch grössere
Teilpopulationen entwickeln können.
Aktions- und Rekolonisierungs-Distanzen
Im Weiteren wären frühzeitige Fang-Wiederfang Aktionen aufschlussreich um – neben den
Populationsschätzungen – Erkenntnisse erarbeiten zu können ob die Sandschrecken zwischen den
Dächern der Europa-Allee hin- und her fliegen (Nutzungen im Aktionsradius) oder „nur“
gegebenenfalls auf Nachbardächer migrieren (Dächer im Bereich der RekolonisierungsDistanzen).
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DIE BLAUFLÜGELIGE SANDSCHRECKE (SPHINGONOTUS CAERULANS) AUF DEN EXTENSIV BEGRÜNTEN
DÄCHERN DER EUROPA-ALLEE ZÜRICH
Abbildung 11:
6.1
Larve der Blauflügeligen Sandschrecke. Im Jahr 2015 sollten Larvenfunde darüber Aufschluss
geben können ob sich auf den Dächern auch dauerhafte Populationen etablieren können.
Bedeutung des Parameters „Flächengrösse“ für die Etablierung von dauerhaften
Populationen
Das Beispiel der Europa-Alle mit den relativ kleinflächigen Dachbegrünungen und aktuellen
Sandschreckenpopulationen kann wichtige Hinwiese geben welche Mindestareale notwendig sind
um dauerhafte Populationen von Heuschrecken ansiedeln zu können. Heuschrecken können
darüber hinaus eine Art „Schirmart“ darstellen für andere Organismen auf begrünten Dächern.
Heuschrecken sind relativ grosse und mobile Insekten – und man kann näherungsweise davon
ausgehen, dass kleinere Insekten wie Käfer und Spinnen auch dauerhafte Populationen bilden
können, auf Flächen, auf denen es für Heuschrecken möglich ist.
In der aktuellen Konkurrenzsituation auf vielen Dachflächen mit der Nutzung durch Solarenergie
kann zielgerichteter argumentiert und allenfalls bessere Gesamtlösungen erarbeitet werden, bei
denen das Thema der Mindestareale für Populationen von Tier- und Pflanzenarten adäquat
berücksichtigt werden kann.
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DIE BLAUFLÜGELIGE SANDSCHRECKE (SPHINGONOTUS CAERULANS) AUF DEN EXTENSIV BEGRÜNTEN
DÄCHERN DER EUROPA-ALLEE ZÜRICH
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