Illias { 00.02.03 ⇒ die Ilias ist ein von Homer wahrscheinlich im 8. Jh. v. Chr. gedichtetes Epos, das sich v.a. auf einen kleinen Ausschnitt des Kampfes um Troja von 51 Tagen konzentriert → der Zorn des Achilles • Entstehung des trojanischen Kriegs: − weil Eris, die Göttin der Zwietracht, von einem Fest der Götter ausgeschlossen war, warf sie einen goldenen Apfel mit der Aufschrift »für die Schönste« unter die Gäste → ein Streit zwischen Hera, Athene und Aphrodite entbrannte → Zeus verordnete, daß Paris (Sohn des Trojanerkönigs Priamos) entscheiden sollte − Paris entschied sich für Aphrodite, weil sie ihm die schönste Frau der Welt versprach → Hera und Athene zürnten ihm daraufhin − als Paris zu Besuch beim Spartanerkönig Menelaos zu Gast war, überredete er dessen Gattin Helena, mit ihm nach Troja zu fahren → aus Rache rüstete Menelaos zu einem Kriegszug gegen Troja. Ihm zur Seite standen (durch einen früheren Eid verpflichtet) sein Bruder Agamemnon, König von Mykene, der herrliche Achilles, der gewaltige Aias, der listenreiche Odysseus, König von Ithaka, der greise Nestor, König von Pylos, Patroklos und viele andere tapfere Männer • unter dem Oberbefehl von Agamemnon kämpften die Achaier (= Griechen) viele Jahre gegen die Trojaner unter König Priamos und den Helden Hektor und Aeneas, weil sie die hohen Mauern Trojas nicht stürmen konnten • im zehnten Jahr der Belagerung sandte Apollo eine Seuche, weil Agamemnon die Tochter eines seiner Priester entführt hatte → Agamemnon gab die Tochter zurück, doch forderte er als Entschädigung die Lieblingssklavin des Achilles → Achilles veranlasste daraufhin seine Mutter, die Meeresgöttin Thetis, dafür Sorge zu tragen, daß die Trojaner solange in der Schlacht siegreich sein würden, bis Agamemnon sein Unrecht erkannte → Agamemnon erschien daraufhin im Traum eine Trugbotschaft, daß die Griechen in der folgenden Schlacht gewinnen werden • als am folgenden Tag die große Entscheidungsschlacht entbrennen sollte, trat Hektor vor und sprach, daß die Schlacht durch ein Gottesurteil entschieden werden solle → Paris und Menelaos kämpften mit Wurfgeschossen gegeneinander um Helena → zwar gewann Menelaos, aber die Trojaner hielten sich durch böse Beeinflussung von Athene, die die Schuld des Vertragsbruchs auf die Trojaner lenken wollte, nicht an die Abmachung → der Kampf ging unter heftiger Einmischung der Götter weiter • als die Lage für die Griechen immer schlimmer wurde und die Trojaner die Schiffe der Griechen in Brand steckten, veranlasste Patroklos seinen Freund Achilles, seinen Zorn beizulegen und wieder in den Kampf einzugreifen → während Achilles die Schiffe befreite, eilte Patroklos in der Rüstung des Achilles in den Kampf (dreimal versuchte er die Stadt zu stürmen) und wurde von Hektor mit Apollos Hilfe getötet • Achilles sinnte auf Rache für den Tod seines Freundes, versöhnte sich mit Agamemnon und erhielt eine göttliche Waffenrüstung → er jagte den ängstlich gewordenen Hektor dreimal um die Stadt herum, besiegte ihn dann und schändete den Leichnam Illias | 00.02.03 • Priamos verließ die schützenden Mauern der Stadt und bat Achilles im Lager der Griechen um die Herausgabe des Leichnams seines Sohns Hektor → Achilles zeigte Mitleid mit ihm und kam der Bitte nach • Achilles Schicksal wurde von den Göttern erfüllt: Apollo verwundete ihn mit einem Pfeil an den Fersen, die als einziges nicht unverwundbar waren (»bedingte Unverwundbarkeit«), und Paris versetzte ihm den Todesstoß → Aias schützte seine Leiche vor den Trojanern • Aias aber wurde von Athene mit Wahnsinn gestraft, als er gegen ihren Liebling Odysseus Rachepläne schmiedete, weil dieser ihm die Rüstung des Achilles wegschnappte → Aias begang Selbstmord, als er, vom Wahnsinn wieder befreit, erkannte, daß er sich vor dem gesamten Heer der Griechen lächerlich gemacht hatte, indem er in blindem Zorn auf eine Schafherde losgegangen war • weil der Krieg unter beidseitigem Eingreifen der Götter immer länger dauerte, riet der Seher der Griechen zu einer List → nur Odysseus wollte eine Idee einfallen: er ließ ein gewaltiges hölzernes Pferd bauen, in das sich die griech. Helden verstecken konnten, damit die Trojaner glaubten, daß die Griechen abgezogen seien und die schützenden Mauern der Stadt verließen • die Trojaner dachten auch tatsächlich, daß die Griechen abgezogen seien und eilten nach draußen, wo sie das Pferd fanden. Ein absichtlich zurückgebliebener Grieche überzeugte die Trojaner, daß es ein Weihegeschenk der Griechen für Athene sei. Der trojanische Apollopriester Lao- koon warnte sein Volk vor dem Geschenk der Danaer (= Griechen) → »timeo danaos et dona ferentes« → aber die Trojaner wollten in ihrer Verblendung auf seine Warnung nicht hören • Athene, die auf der Seite der Griechen stand, strafte Laokoon mit giftigen Schlangen, um den Trojanern seinen Frevel vor Augen zu führen → daraufhin schlugen die Trojaner eine Bresche in die Mauer und schleppten das hölzerne Pferd in die Stadt • auch auf Kassandra, die hellseherisch begabte Tochter des Priamos, die das Unglück Trojas weissagte, wollten die Trojaner nicht hören, weil Apollo sie für ihre nicht erwiederte Liebe ihm gegenüber bestrafte • nachdem die Trojaner den ganzen Tag ihren Sieg feierten, wurden sie nachts durch die aus dem Pferd schlüpfenden Helden und dem griechischen Heer, das durch die Mauerbresche einfiel, niedergemacht • der trojanische Held Aeneas flüchtet aus der Stadt (und wurde später der Ahnherr des römischen Volkes), Menelaos aber verzeiht Helena und nahm sie wieder zur rechtmäßigen Ehefrau ⇒ während in der Ilias die Menschen fremdbestimmt sind, d.h. ihr Schicksal von den Göttern geleitet wird, nimmt der Held in der Odyssee sein Schicksal selbst in die Hand, d.h. er ist selbstbestimmt und individualistisch