Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt _________________________________________________________________________________________ Anlage 1 Hinweise zum Gebiet Frankfurter Allee Nord1 Der Senat von Berlin hat am 15. März 2011 das Gebiet Frankfurter Allee Nord im Bezirk Lichtenberg als Stadtumbaugebiet mit drei Teilbereichen Sanierungsgebiet förmlich festgelegt. Zur Umsetzung der Planungsziele wird vorrangig das Förderprogramm Stadtumbau Ost eingesetzt. Das Fördergebiet Frankfurter Allee Nord befindet sich am östlichen Rand der Berliner Innenstadt, ca. vier Kilometer vom Alexanderplatz entfernt. Es wird begrenzt von der Frankfurter Alle im Süden, der Möllendorffstraße im Westen, von der Rutnik- und Gotlindestraße (einschließlich des Friedhofs) im Norden und den Gleisen auf der aufgegebenen Industriebahn, dem Zentralfriedhof sowie der Bahntrasse im Osten. Grunddaten des Gebietes Stadtumbaugebiet Sanierungsgebiet Grundstücke k.A. 102 Wohnungen 9.150 k.A. Fläche in ha 154 ha 52 ha Einwohner 17.317 (2008) 2.129 (2010) Energetische und städtebauliche Ausgangssituation Das Fördergebiet ist ein wichtiger Wohnstandort mit Wohnanlagen in Blockrandbebauung aus den 1920er bis 1940er Jahren und Wohngebäuden in industrieller Bauweise aus der DDR-Zeit. Außerdem befinden sich hier großräumige, teilweise brachliegende Verwaltungsund Gewerbekomplexe, wie z.B. die Arbeitsagentur, das Bundesverwaltungsamt (ehem. MfS-Areal), zwei Kliniken, das Stadtbad Lichtenberg („Hubertusbad“), das Amtsgericht, die JVA und ein Sportstadion. Trotz seiner relativ kurzen Entwicklungsgeschichte verfügt das Gebiet über zahlreiche unter Denkmalschutz stehende Bauten, Ensembles und Freiflächen. Gebäudestruktur Wohngebäude, Wohnstruktur Im Gebiet gibt es derzeit ca. 9.150 Wohnungen. Fast alle Wohnungen im Stadtumbaugebiet sind mit Innen-WC und Bad oder Dusche nach zeitgemäßen Standards ausgestattet. Die Wärmeversorgung erfolgt überwiegend mit Fernwärme und Erdgas, nur vereinzelt mit Heizöl und Kohleöfen. Etwa die Hälfte des Wohnungsbestandes befindet sich im Eigentum von Wohnungsbaugesellschaften (davon sind die größten Eigentümer HOWOGE mit über 2.400 Wohneinheiten über das ganze Gebiet verteilt und Pirelli RE Facility Management Deutschland GmbH mit über 1.500 Wohneinheiten). Der Anteil von Eigentumswohnungen am Gesamtwohnbestand beträgt ca. 10%. 1 siehe Anlage 1 für die Begrenzung des Stadtumbaugebietes gemäß § 171 b BauGB und der Sanierungs- und Untersuchungsgebiete gemäß § 1 der Zwölften Verordnung über die förmliche Festlegung von Sanierungsgebieten.. 1 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt _________________________________________________________________________________________ Einen umfassenden Sanierungsbedarf haben die 10- bis 11-geschossige Wohnanlagen im Bereich Ruschestraße/ Frankfurter Allee sowie Gebäude im östlichen Gebietsteil. Nur in diesen Wohnanlagen besteht aufgrund des Sanierungsbedarfs ein erhöhter Leerstand. Zudem besteht ein Mangel an barrierefreien und an familiengerechten Wohnungen im Gebiet. Gemäß der Situationsanalyse der Voruntersuchung sind 40% der Wohngebäude energetisch nachzurüsten. Soziale Infrastruktur Im Stadtumbaugebiet befinden sich: drei Schulstandorte, davon zwei in Nutzung: die 1976 errichtete „Grundschule auf dem lichten Berg“ mit derzeit 316 Schülern; das denkmalgeschützte Gebäude der Oberschule am Rathaus (Sekundarschule) mit einer Kapazität von ca. 280 Plätzen, in dem –ehem. ungenutzten - Schulgebäude an der Rüdigerstraße 76 aus den 1950er Jahren ist die Einrichtung eines Kreativgymnasiums im Aufbau vier Sporthallen, eine Sportfreifläche und das Hans-Zoschke Stadion fünf Kindertagesstätten mit einer Gesamtkapazität von 505 Plätzen, davon vier in freier Trägerschaft das Baudenkmal „Hubertusbad“ (seit vielen Jahren geschlossen) eine Gesundheitseinrichtung: das Oskar-Ziethen-Krankenhaus an der Fanningerstraße die Forschungs- und Gedenkstätte Normannenstraße (wissenschaftliche und kulturelle Einrichtung mit überregionaler Bedeutung) Gemäß der Voruntersuchung haben die Gebäude der sozialen Infrastruktur einschließlich der Freiflächen einen hohen Erneuerungsbedarf. Es sind dringend Maßnahmen zur Substanzerhaltung, Standardanpassung und Maßnahmen zur Energieeinsparung- / Effizienzsteigerung unter Einsatz erneuerbarer Energien erforderlich. Industrie, Gewerbe, Handel Die Wirtschaftsstruktur des Fördergebietes wird geprägt von kleinteiligen Gewerbebetrieben und von größeren Standorten der Verwaltung und des Gesundheitswesens. Einige Verwaltungsstandorte stehen bzw. fallen demnächst leer, so dass Handlungsbedarf in der Erneuerung und der Nachnutzung dieser Standorte besteht. Für einige der früher gewerblich genutzten Gebäude und baulichen Anlagen, wie das ehemalige Fernmeldeamt an der Dottistraße, dem weitestgehend leerstehenden Verwaltungsbau an der Möllendorffstraße 7-9 - inkl. der rückwärtig liegenden Produktionsgebäude - sind Baumaßnahmen zur Umnutzung in Wohnungen geplant. Aufgrund des Baualters und des äußeren Erscheinungsbildes der Gebäude ist auch hier von einer notwendigen energetischen Ertüchtigung der Gebäude auszugehen. Eigentumsverhältnisse Das öffentliche Eigentum umfasst mit gut einem Drittel den größten Flächenanteil im Gebiet. Zweitgrößte Eigentümergruppe sind Wohnungsbaugesellschaften, mit ca. 15,5% Flächenanteil auf knapp 15% der Flurstücke. Banken, Versicherungen und Immobiliengesellschaften verfügen über ca. 28% der Flurstücke, die jedoch nur ca. 10% der Gebietsfläche einnehmen. Genossenschaften und Einzeleigentümer verfügen über ca. gleiche Flächenanteile im Umfang von jeweils knapp 10%. 2 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt _________________________________________________________________________________________ Akteure Eigentümer, Gewerbetreibende, Bewohner, ansässige Institutionen, Prozessmanager / Gebietsbeauftragte / Gutachter, Bezirk Lichtenberg mit Klimaschutzbeauftragter - Frau Schindler-, Senatsverwaltung Stadtentwicklung und Umwelt mit den entsprechenden Fachabteilungen Einschätzung der privaten Mitwirkungsbereitschaft Das Wohnungsunternehmen HOWOGE hat Mitwirkungsbereitschaft signalisiert; bei der Pirelli RE Facility Management Deutschland GmbH muss direkte Ansprache erfolgen. Verkehr Das Gebiet ist sehr gut durch den ÖPNV erschlossen (zwei S-Bahn-Linien, eine U-BahnLinie, drei Bus- und vier Tram-Linien). In besonderem Maße wird das Gebiet von der Frankfurter Allee geprägt, die das Berliner Zentrum und andere Stadtteile mit dem Umland verbindet, mit Straßenraumdimensionen des Städtebaus der 1960er und 70er Jahre. Als Bundesstraße und Hauptradiale in OstWest-Richtung beträgt das tägliche Verkehrsaufkommen ca. 80.000 Fahrzeuge. Entlang der Frankfurter Allee befinden sich mehrere bedeutende Verkehrsknoten. Angrenzende Straßenzüge sind stark vom Durchgangsverkehr belastet (u.a. Möllendorffstraße, Ruschestraße, nördlicher Abschnitt der Siegfriedstraße, die Straßenzüge Alfred-/Schott-/ Atzpodien- und Rüdigerstraße). Aufgrund der starken Verkehrsbelastung und fehlender Querungsmöglichkeiten sind die Bedingungen für Fußgänger und Radfahrer im Gebiet mangelhaft. Die Lärmbelastungen sind überdurchschnittlich hoch und die Aufenthaltsqualität ist gering. Technische Infrastruktur, Wärme- und Energieversorgung Die Leitungen der technischen Infrastruktur im Untersuchungsgebiet haben in der Regel ausreichende Kapazitäten. Eine Grunderneuerung der Leitungsnetze erfolgte bislang überwiegend nicht. Seit 1990 werden die Leitungen nach Bedarf repariert und erneuert. Durch das Gebiet verlaufen mehrere Fernwärmetrassen, die Bestandteil eines Verbundnetzes mit den Erzeugern des HKW Klingenberg in Rummelsburg und bei Kapazitätsengpässen des HKW Lichtenberg im Bezirk Marzahn-Hellersdorf sind. Entwässerung: Anders als die Berliner Innenstadt, die über ein Mischsystem verfügt, wird die Frankfurter Allee Nord über ein Trennsystem von Abwasser und Regenwasser entsorgt. Detaillierte Angaben zur Heiz-, Warmwasser- und Stromversorgung, zum energetischen IstZustand der Wohnungen und Gebäude liegen noch nicht vor, diese sind Gegenstand des zu erarbeitenden energetischen Quartierskonzeptes. 3 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt _________________________________________________________________________________________ 4