Donau (inkl. Elbe) / Drau / Grundwasser Hydrogeologische Charakterisierung 769793763 GK100059 DRAUTAL [DRA] 1 EINLEITUNG Der Einzelgrundwasserkörper Drautal, mit einer Größe von 214 km², erstreckt sich als langes schmales Band in West-Ost Richtung von Lienz in Osttirol (Bundesland Tirol) über Spittal bis nach Villach. Die Länge beträgt ca. 130 km, die Breite schwankt zwischen 1 und 2 km. Der Einzelgrundwasserkörper wird im Norden von der Kristallinzone (Grundwasserkörper-Gruppe Zentralzone) und im Süden von den Karbonaten der Gailtaler Alpen (Grundwasserkörper-Gruppe Südliche Kalkalpen) begrenzt. Nördlich von Spittal stehen Gesteine des Tauernfensters (Penninikum) an. 2 GEOLOGIE Das Obere Drautal zwischen Oberdrauburg und Sachsenburg wird im Norden vom Kristallin der Kreuzeckgruppe begrenzt. Dieser Gesteinskomplex setzt sich über das Goldeckmassiv im Süden Spittals bis in den nördlichen Raum von Villach bzw. in den Bereich des Millstätter Sees fort. Es handelt sich hierbei hauptsächlich um (Granat)-Glimmerschiefer, Quarzphyllite, Amphibolite und Gneise. In ihnen eingeschaltet, treten immer wieder Bänder aus Kalken und Marmoren auf. Nördlich von Spittal kommt das Tauernfenster (Zentralgneis) in Form einer weitgespannten Aufwölbung unter den Decken der darüber liegenden Schieferhülle zum Vorschein. Der Zentralgneis wird von paläozoischen und mesozoischen Serien (Kalkphyllite und Kalkglimmerschiefer) überlagert. Die südlichste Einheit des Tauernfensters und somit direkte Grenze des Drautales, bildet eine tektonisch stark verschuppte Einheit, die Matreier Zone (OBERHAUSER 1980). Im Süden wird das Drautal vor allem von Karbonaten des Drauzugmesozoikums begrenzt. Diese Einheit erstreckt sich von den Lienzer Dolomiten im Westen über die Gebirgsrücken des Reißkofel und Jauken bis zur Villacher Alpe im Osten. Eine Ausnahme entlang der südlichen Grenze stellt das Goldeck dar. Es bildet die Fortsetzung der Kreuzeckgruppe und wird aus kristallinen Gesteinsserien aufgebaut. Das Drauzugmesozoikums wird hauptsächlich aus triadischen Karbonaten aufgebaut (Muschelkalk, Plattenkalk, Wettersteinkalk und Hauptdolomit). Die starke tektonische Zerlegung bietet eine hervorragende Voraussetzung für eine intensive Verkarstung. Die spiegelt sich auch in den stark schüttenden Karstquellen am Fuße des Gebirgsstockes wieder. Das durch die Wirkung des Gletschers stark übertiefte Drautal wurde nach dem Abschmelzen des Eises mit Schmelzwasser aufgefüllt und relativ rasch mit Feinkornsedimenten zusedimentiert. Im Bereich der Einmündungen der Seitenbäche, dürfte es zu Deltaschüttungen und damit zu Verzahnungen mit den Talsedimenten gekommen sein. Erst in der letzten Phase lagerten sich gröber körnige Sand-Kiesfolgen ab. An den Talrändern finden sich als Zeugen eiszeitlicher Staukörper Terrassenreste und Moränen. Seite 1 von 5 Donau (inkl. Elbe) / Drau / Grundwasser Hydrogeologische Charakterisierung 769793763 Abbildung 1: Geologische Karte von Kärnten (in: KRAINER 1988), Lage des Einzelgrundwasserkörpers Seite 2 von 5 Donau (inkl. Elbe) / Drau / Grundwasser Hydrogeologische Charakterisierung 769793763 3 GRUNDWASSERVERHÄLTNISSE Der sedimentäre Aufbau des glazial übertieften Drautales ist gekennzeichnet durch mächtige Horizonte feinkörniger Sedimente mit grobkörnigen Einschaltungen. Nach dem Abschmelzen des Gletschers wurde das Tal mit Schmelzwasser gefüllt und rasch zusedimentiert. Zahlreiche Schwemmkegel von den Talrändern her dürften maßgeblichen Anteil am Aufbau der mächtigen Talfüllungen haben. Erst darüber konnte sich dann eine fluviatile Abfolge ablagern, wie es in den hangendsten 30 m der Fall ist. Ein Beispiel dafür liefert die Bohrung OD II/3, zwischen Fellbach und Oberallach, welche eine Endteufe von 200 m erreichte, das Grundgebirge aber nicht anbohrte. Die Bohrung weist einen, durch die Verzahnung der Deltaschüttungen mit den Talsedimenten, sehr inhomogenen Aufbau der Talfüllung auf. Es wechseln mehrmals grobkörnige, gut durchlässige Schichten mit sandig-schluffigen Lagen. Wirklich nutzbare Grundwasservorkommen sind aber auf die oberen 50 – 60 m beschränkt. Seismische und gravimetrische Untersuchungen ergaben im Gebiet zwischen Oberdrauburg und Greifenburg Tiefen des Grundgebirges bis max. 700 m (BRÜCKL 2001). Der Felsuntergrund sinkt westlich von Oberdrauburg am tiefsten auf ca. –100 m N.N. ab (Abb.2). Man nimmt an, dass das Grundgebirge hauptsächlich von kristallinen Gesteinen der Zentralzone aufgebaut wird, die neben den Feinkornsedimenten gleichzeitig den Stauer darstellen. Im Bereich des Villacher Beckens wurden ebenfalls seismische und gravimetrische Untersuchungen durchgeführt und ergaben maximale Tiefen des Beckenuntergrundes von 500 m (MEURERS ET AL 1992). Eine zweite Untersuchung ergab, unter Berücksichtigung einer älteren Sedimentationsphase, sogar Tiefen von 1000 m (SCHMÖLLER 1991). Nördlich von Villach befindet sich mit dem Brunnen Urlaken eine größere Wasserversorgung, der Brunnen selbst endet aber bei 42 m unter GOK. Das Bohrprofil zeigt in den ersten 40 m einen ähnlich Aufbau des Sedimentkörpers wie im restlichen Drautal. Auch hier werden die grundwasserführenden Schichten durch Feinsand- bzw. Schluff-Lagen unterbrochen. Die nutzbare Grundwassermenge im Brunnenfeld Urlaken liegt bei 150 l/s. Die Werte für die Durchlässigkeit bewegen sich im Allgemeinen zwischen 1x10-2 und 1x10-4 m/s. Die Grundwasseranreicherung des Drautales erfolgt über unterschiedliche Mechanismen. Dort wo das Drautal von verkarsteten Gesteinen begrenzt wird, dürfte eine Anreicherung unterirdisch über diese Karstwässer erfolgen (Bereich Lienzer Dolomiten, Südrand des Oberen Drautales). Sonst erfolgt die Anreicherung überwiegend durch versickerndes Niederschlagswasser. Die Mächtigkeiten der Grundwasserkörper liegen zwischen 10 und max. 50 m, im Mittel um die 20 m. Die Qualität des Grundwassers ist durchwegs gut, da intensiv betriebene Landwirtschaft und große Industriegebiete fehlen. Seite 3 von 5 Donau (inkl. Elbe) / Drau / Grundwasser Hydrogeologische Charakterisierung 769793763 Abbildung 2: Geophysikalische Untersuchungen zur Hydrogeologie des Oberen Drautales; Oberkante des Felsuntergrundes zwischen Oberdrauburg und Greifenburg (aus: BRÜCKL 2001) Seite 4 von 5 Donau (inkl. Elbe) / Drau / Grundwasser Hydrogeologische Charakterisierung 769793763 4 LITERATUR BRÜCKL, E. 2001: Geophysikalische Untersuchungen zur Hydrogeologie des Oberen Drautales (Kärnten). – Bericht, Wien. INGENIEURGEM. LÄSSER-FEIZLMAYR 1990: Wasserversorgungsanlage, Pumpwerk Urlaken. – Bericht, Villach. 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POLTNIG, W., PROBST, G. & REISS, F. 1990: Modellstudie Grundwasserhaushalt westlich Sachsenburg/Oberes Drautal 3.Teil (KA-24c/F-88). – Bericht, Graz. SCHMID, Ch. 1990: Bericht über die geophysikalischen Bohrlochmessungen im Oberen Drautal. – Bericht, Leoben. SCHMID, Ch., POSCH, E. & WALACH, G. 1990: Gravimetrische Messungen im Lienzer Becken. – Bericht, Leoben. SCHMÖLLER, R. 1991: Geophysikalische Erkundung der tektonischen Verhältnisse des Baus des westlichen Villacher Beckens als Basis für die Suche nach Tiefengrundwasser (KA-36/F-89). – Bericht, Leoben. WEBER, F. & SCHMID, Ch. 1989: Modellstudie Grundwasserhaushalt westlich Sachsenburg/Oberes Drautal 2.Teil (KA-24c/F-88). – Bericht, Leoben. Seite 5 von 5