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ARD-MORGENMAGAZIN - SERVICE 18.12.2013
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Autor:
EXPERTIN IM STUDIO:
Funktion:
TIERE ALS GESCHENK
Frank Aheimer
JÜRGEN PFLINZ
Deutscher Tierschutzbund
Der Deutsche Tierschutzbund rät von einem Tier als Weihnachtsgeschenk ab. Ein niedlicher Welpe oder ein kleines Kätzchen sorgen am Weihnachtsabend zwar oft für große
Kinderaugen, aber was als Tierliebe beginnt, endet schnell im Tierheim.
Es gibt viele Punkte, die vor dem Tierkauf zu überdenken sind. Gerade in der Hektik der
Vorweihnachtszeit bleibt dazu keine Zeit. Und der Trubel der Feiertage ist ohnehin nicht
der geeignete Zeitpunkt, ein Tier in aller Ruhe an seine neue Umgebung zu gewöhnen.
Spricht grundsätzlich etwas dagegen ein Tier zu verschenken?
Tiere eignen sich nicht als Überraschungsgeschenk, man kann ein Tier nicht einfach umtauschen, wie ein Spielzeug oder einen Pullover, wenn es nicht gefällt. Meist kommt es zu
unüberlegten Spontankäufen und später sind plötzlich die Meerschweinchen doch zu
langweilig, der Hund ist zu laut oder die Tiere machen zu viel Dreck. Wenn man ein "tierisches Familienmitglied" aufnehmen möchte, sollte das immer eine bewusste, gemeinsame Entscheidung sein. Dabei sollten vorab die grundsätzlichen Fragen gemeinsam geklärt
sein: Sind alle Familienmitglieder mit einem Tier als neuem Familienmitglied einverstanden? Auch wenn Kinder hoch und heilig versprechen, die Versorgung des Tieres zu übernehmen, zeigt die Erfahrung, dass die Eltern letztendlich doch häufig einspringen müssen.
Sind Sie dazu bereit? Haben wir genug Platz für ein Tier, passt das Tier zu den Urlaubsplänen, haben wir Reserven, um etwa unerwartete Tierarztkosten zahlen zu können?
Nach welchen Kriterien sollte ich schauen, wenn ich mein Haustier auswähle?
Vor der Anschaffung eines neuen Hausgenossen ist es wichtig, sich eingehend über seine
Bedürfnisse zu informieren. Nur so können die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass sich das Tier in seinem neuen Heim wohl fühlt und Sie wirklich Freude an ihm
haben. Die Größe und Gestaltung der Wohnung spielen dabei ebenso eine Rolle wie die
Zeit, die regelmäßig für ein Tier aufgebracht werden muss. Ein großer Hund passt besser
in ein Haus mit Garten. Für die Haltung in einer Etagenwohnung sind eher kleinere Hunde
geeignet. Doch ob Haus mit Garten oder Stadtwohnung, grundsätzlich gilt: Nur wer viel
Zeit hat, sollte sich einen Hund anschaffen. Jeder Hund braucht viel Ansprache, eine gute
und konsequente Erziehung und ausgiebige Spaziergänge. Ideale Heime für Katzen sind
Gehöfte oder Einfamilienhäuser in einer verkehrsberuhigten Lage, wo die Tiere selbst
entscheiden können, wann sie im Haus bleiben oder einen Ausflug machen wollen. Katzen, die keine Erfahrung mit Freiauslauf haben, können auch in einer katzengerecht gestalteten Stadtwohnung ohne Ausgang gehalten werden. Anders als ein Hund kann sich
eine Katze lange und ausgiebig mit sich selbst beschäftigen. Früher galt die Katze als typischer Einzelgänger, der gut allein sein kann und daher besonders für den Einpersonenhaushalt in Frage kommt. Heute ist bekannt, dass die Tiere untereinander sehr gesellig
sind. Hat eine Katze Freilauf, kann sie Kontakt zu anderen Artgenossen aufnehmen. Ein
reiner "Stubentiger" sollte möglichst nicht allein bleiben. In fast jedem Haushalt, der für
eine Katze geeignet ist, lassen sich problemlos auch zwei halten. Meerschweinchen sind
gesellige, tagaktive Tiere. Sie können in der Wohnung gehalten werden, wenn ihre Unterkunft großzügig bemessen ist und ihnen täglich Auslauf gewährt wird.
ARD-MORGENMAGAZIN - SERVICE 06.12.2013
-2-
Exoten im Haushalt
Der Deutsche Tierschutzbund spricht sich grundsätzlich gegen die Haltung sogenannter
"Exoten" bzw. "exotischer Tiere" im Privathaushalt aus, da die Tiere wegen ihrer hohen
Ansprüche und der oftmals dürftigen wissenschaftlichen Kenntnisse über ihre Bedürfnisse
nur in den seltensten Fällen gemäß § 2 Tierschutzgesetz gehalten werden können. Für
viele Wildtiere gibt es zu wenig ethnologische Erkenntnisse über das Verhalten in natürlicher Umgebung und darüber, welche Voraussetzungen für eine artgerechte Haltung in
Gefangenschaft erfüllt sein müssen. Oft werden die Ansprüche der Tiere, ihre spätere
Größe (z. B. Schildkröten oder Schlangen) oder ihre hohe Lebenserwartung unterschätzt.
Bewegungsraum und Aktionsradius der Tiere sind in der Gefangenschaftshaltung sehr
eingeschränkt, die Unterbringung meist sehr reizarm (z. B. Papageienhaltung). Die Klimagestaltung der Gehege ist sehr schwierig und nur mit hohem technischen und finanziellen
Aufwand – wenn überhaupt – zu realisieren. Darüber hinaus dienen die Tiere oft nur als
lebender Einrichtungsgegenstand bzw. als Statussymbol. Private Exotenhaltung fördert
zudem bei vielen Arten (z. B. Zierfischen, Reptilien, Amphibien) den Artenschwund in der
Natur. Hohe Verlustraten bei Fang, Aufbewahrung und Transport führen dazu, dass die
tatsächliche Zahl an gefangenen Tieren weit höher ist, als die Einfuhrzahlen es vermitteln.
Jedes Jahr werden viele tausend Tiere in Tierheimen abgegeben, weil sie unüberlegt angeschafft wurden. Bitte beachten Sie daher:
Informieren Sie sich vor dem Kauf eines Tieres gründlich über dessen biologische Verhaltensweisen und Bedürfnisse sowie die Anforderungen an eine artgerechte Haltung.
Wenn Sie sich für die Anschaffung eines Tieres entscheiden, dann schauen Sie doch bitte
in Ihrem nächstgelegenen Tierheim vorbei. Nicht nur Hunde und Katzen, sondern auch
Vögel, Kaninchen, Kleinnager (wie Meerschweinchen, Ratten, Mäuse) oder Reptilien warten dort auf ein neues Zuhause.
Weitere Informationen:
http://www.tierschutzbund.de/tiere-keine-weihnachtsgeschenke.html
http://www.tierschutzbund.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Broschueren/Welches_Ti
er_passt_zu_mir.pdf
Hier finden sie das nächste Tierheim:
http://www.tierschutzbund.de/suche-tierheime.html
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