Wenn man Hechtbuntbar

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16.01.2007
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Paar von Crenicichla sp. aff. lugubris „Orinoko“, Foto: U.Werner
enn man Hechtbuntbarsche erfolgreich züchten
will, ist es sinnvoll, eine
Jungfisch-Gruppe aus sechs bis acht Exemplaren zu erwerben. Solange die Tiere ein eindeutiges Jungfisch-Zeichnungsmuster zeigen, gibt es untereinander nur
Streitigkeiten um die Rangfolge, wer als
erstes ans Futter darf. Bei diesen Kämpfen kann es zu Flossenschäden kommen,
aber nur in den seltensten Fällen werden
die Tiere stärker geschädigt. Die Strukturierung des Aquarium mit Wurzelholz
und Steinen in verschiedene Reviere ist
hilfreich. Wie bei vielen räuberisch leben-
W
den Cichliden wachsen auch hier die
Weibchen meist etwas vor.
Mit etwa einem Dreivierteljahr tritt bei
Crenicichla reticulatus, Crenicichla saxatilis und Crenicichla wallacei die Geschlechtsreife ein. Die Männchen holen
nun den Wachstumvorsprung der Weibchen auf, da sie ansonsten von ihnen
nicht akzeptiert würden. Die Jungfischfärbung weicht nun der Erwachsenentracht, bei der es einfach ist, die Geschlechter zu erkennen. Während die
Männchen der C.-reticulatus- und C.wallacei-Gruppe ihre Färbung nahezu
beibehalten, entwickeln sich bei den
Balzendes Paar von Crenicichla acutirostre vor einer Tonröhre
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Männchen der C.-saxatilis-Gruppe mehr
und mehr Glanzflecken. Bei den Weibchen der C.-saxatilis- und C.-wallaceiGruppe bildet sich eine deutlich erkennbare Rückenflossenzeichnung heraus und
der Bauchbereich färbt sich hellrosa ein.
Die Weibchen der C.-reticulatus-Gruppe
zeigen auf den Körperseiten eine rote
Zone, die teilweise auf der Seitenlinie
liegt, aber deutlich breiter ist. Helle
Bauchbereiche kommen eher selten vor.
Die Balz geht stets vom Weibchen aus,
das sich schlängelnd vor dem Männchen
präsentiert. Hierbei streckt es dem Männchen die helle, füllige Bauchseite entge-
Crenicichla-sveni-Weibchen vor einem oben geschlossenen Tontopf
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gen. Die Männchen reagieren auf diese
Balz eher verhalten und Drohen den
Weibchen sogar mitunter. Wenn das
Weibchen dann die Flucht antritt, folgt
ihm das Männchen und zerbeißt das
Schwanzflossenende – die Paarungseinleitung endet abrupt. Wenn das Weibchen dem Drohen und eventuellen Beißversuchen geschickt ausweicht, geht die
Balz weiter. Häufig ist danach einen Kräftemessen der Partner zu beobachten, bei
dem das zum Teil deutlich größere
Männchen das Weibchen bis zum Kiemendeckel im Maul hält.
Wenn die Fronten geklärt sind, kommt
es zur Eiablage. Hechtbuntbarsche produzieren polhängende Eier, die sie unter
die Decke eines Substrates heften. Fehlt
eine solche Möglichkeit für die Eiablage,
hofft man vergeblich auf Nachwuchs.
Die Tiere schaffen sich geeignete Stellen,
indem sie Wurzeln oder große Steine einfach teilweise unterhöhlen. Ich verwendete früher große Tontöpfe, in die ich in
mühevoller Kleinarbeit ein kreisrundes
Loch mit ca. 7 cm Durchmesser geschlagen habe. Da diese Töpfe jedoch nicht
sehr dekorativ sind, ging ich dazu über,
auf zwei Findlinge einen dritten flachen
zu schichten und ein „Carport“ für meine Crenicichla zu schaffen. Wird ein Substrat akzeptiert, dann beginnt das Weibchen, die Eier Reihe für Reihe an die
Decke zu heften. Das Männchen besamt
im Idealfall nach jeder Reihe das Gelege.
So können Gelegegrößen von 150 bis
500 Eiern, je nach Größe der Weibchen,
zustandekommen. Da die Entwicklung
der Gelege temperaturabhängig ist, sind
die folgenden Zeiträume nur bei 26,5°C
(die Temperatur meiner Zuchtaquarien)
zutreffend. Je wärmer das Wasser ist, um
so schneller entwickelt sich das Gelege.
Ein Pärchen der Crenicichla -saxatilisVerwandtschaft laichte bei oben genannter Temperatur, einer Gesamthärte von
15°dH, einer Karbonathärte von 5°dH
und einem pH-Wert von 7,3. Die Larven
begannen nach 78 Stunden zu schlüpfen.
Das Weibchen bettete die Larven in die
Vertiefung einer Wurzel um. Es wich keine 10 cm vom Aufbewahrungsort der
Larven. Das Männchen war 40 cm entfernt und hielt die übrigen Beckenbewohner in Schach. Zehn Tage nach der
Eiablage schwammen die Jungfische frei
und wurden vom Weibchen betreut. Es
dirigierte den Schwarm flossenzuckend
durch das Aquarium und führte die Jungen gezielt zu Steinen, an denen sich
Mulm abgelagert hatte. Mit bloßem Auge war er nicht zu erkennen, doch die
Jungfische pickten eifrig in dem vom
Weibchen aufgewirbelten Mulm. Mehr
und mehr gab das Männchen seine
Außenverteidigung auf und das Paar
wechselte sich bei der Brutpflege ab.
Nach weiteren zehn Tagen erlosch der
Brutpflegetrieb und es wurden von Tag
zu Tag weniger Jungfische. Zwei Tage
später waren alle Jungfische verschwunden. Die gegenseitige Schuldzuweisung
über den Verlust der Jungfische fiel
harmlos aus, so dass das Weibchen ohne
Hetzjagd und eventuelles Verstecken für
zwei Wochen sofort wieder einträchtig
mit dem Männchen zusammen stand.
Zwei Wochen später kam es zu einem erneuten Ablaichen dieses Pärchens. Aus
dem Gelege schlüpften 400 Jungfische
(die Schlupfquote lag bei nahezu 100%).
Das Weibchen maß zu dem Zeitpunkt
23 cm Gesamtlänge, das Männchen 28
cm.
Die Wasserwerte sind bei der Zucht
von Crenicichla-saxatilis-Verwandten relativ unentscheidend, mit Ausnahme we-
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Crenicichla sp. aff. saxatilis „Paru“,Weibchen mit sichtbarer Legeröhre
Crenicichla sp. aff. saxatilis „Paru“,Weibchen mit Bisspuren bewacht die Larven
niger Schwarzwasserbewohner kommen
die Tiere im Aquarium gut zur Fortpflanzung und auch die Gelege entwickeln
sich ohne wesentliche Ausfälle. Vermutlich wäre es im weichen, leicht sauren
Wasser einfacher, doch birgt das weniger
gepufferte Wasser auch die Gefahr eines
Säuresturzes. Gleiches gilt für viele Vertreter der Crenicichla-reticulata-Verwandten. Auch die bereits nachgezüchteten Vertreter der Crenicichla-lacustrisGruppe ließen sich so vermehren. Ein
Gelege von Crenicichla marmorata entwickelte sich leider bei solchen Wasserwerten nicht. Die wenigen Zuchtberichte von Vertretern der C.-lugubris-Gruppe geben übereinstimmend sehr weiches,
leicht saures Wasser als geeignetes Milieu
an. Auch ist die Balz einiger Vertreter dieser Gruppe leicht modifiziert. Die Männchen schwimmen ruckartig auf fast gleiche Höhe des vor ihnen befindlichen
Weibchen auf. Dann beginnt das Weibchen dem neben ihm befindlichen
Männchen die helle Bauchseite entgegenzustrecken. Die Gelegegröße kann bis
zu 700 Eier betragen. Ebenfalls höhere
Ansprüche stellen die Arten der C.-wallacei-Verwandtschaft an die Wasserwerte.
Auch sie laichen nicht ohne weiteres bei
zu hartem Wasser. Je extremer man jedoch den pH-Wert und die Temperatur
Crenicichla sp. aff. saxatilis „Paru“,Weibchen mit Gelege
Crenicichla sp. aff. saxatilis „Paru“, Paar beim Führen der Jungfische
verändert, um so einseitiger kann das Geschlechterverhältnis bei der Nachzucht
werden. Ich hatte einmal bei 500 Crenicichla-regani-Nachkommen nur zehn
Männchen. Bei höherer Temperatur und
niedrigerem pH-Wert entfernt man sich
deutlich von einem ausgewogenem Verhältnis.
Entschließt man sich, eine Brut aufzuziehen, so sind die Jungfische nach
dem Heraussaugen mittels Schlauch
am besten separat in einem eigens
dafür aufgestellten Becken unterzubringen. Die Jungfische wachsen am
besten durch die Fütterung mit frisch
geschlüpften Artemia-Nauplien. Haben sie 2,5 cm erreicht, kann man den
Speiseplan um tiefgefrorene Rote
Mückenlarven erweitern. Etwas später fressen die jungen Crenicichla bereits gefrostete Mysis und Krill. Nach
circa drei Monaten sollten die Jungfische 5 bis 6 cm erreicht haben. Mit
Flockenfutter oder auch Granulat
wird man wenig Erfolg bei der Aufzucht haben. Selbst wenn 10% der
Jungfische extrudiertes Granulat fressen, hat man das Problem, dass diese
Tiere extrem vorwachsen und eventuell ihre zurückgebliebenen Geschwister verspeisen. Ein weiteres Phänomen besteht darin, dass bei guter Füt-
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terung der Unterschied zwischen den
Größten und den Kleinsten nur knapp
10% Körperlänge beträgt. Bei weniger
guter Fütterung mach der Unterschied
bis zu 50% aus.
Literatur:
STAWIKOWSKI, R.& U.WERNER (2004): Die Buntbarsche
Amerikas Band 3. – Stuttgart
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