Pterinopelma Sazimai Wissenschaftlicher Name: Pterinopelma sazimai Unterfamilie: Theraphosinae Erstbeschreiber: Bertani, Nagahama & Fukushima, 2011 Grösse: ca. 6 cm Herkunft: Nationalpark Chapada Diamantina (Bahai) und Nationalpark Serra do Cipo (Minas Gerais), Brasilien Lebensraum: Bodenbewohner Temperatur Tag: 24-25°C Temperatur Nacht: 20°C Luftfeuchtigkeit: ca. 60-70% Grösse des Terrariums: 40x40x40xcm Bodengrund: Grabfähiges Substrat (Blumen- Walderdegemisch) Pflanzen: Siehe Pflanzenteil Bemerkungen: Das Genus Pterinopelma wurde zum ersten Mal 1901 von dem britischen Zoologen Reginald Innes Pocock beschrieben. Bei der genaueren Untersuchung des männlichen Holotypen von Eurypelma vitiosum (Keyserling, 1891) fielen Pocock Abweichungen der Behaarung vom Trochanter der Pedipalpen und des ersten Beinpaares auf. Aufgrund dieser Beobachtung ordnete Pocock Eurypelma vitiosum und zwei weitere Arten des neuen Genus – Pterinopelma - zu. Doch schon im Jahre 1903 synonymisierte Simon das relativ neue Genus Pterinopelma wieder mit Eurypelma. Später folgende Taxonomen waren mit dieser Synonymisierung nicht einverstanden und so wurde im Jahre 1923 das Genus Pterionoplema von Mello-Leitão wieder als gültig erklärt und ordnete ihm im gleichen Zug drei neue Arten zu. Die Einteilung in bestimmte Genrea beruht in der Regel 'nur' auf morphologischen Merkmalen. Besonders problematisch gestaltet sich eine eindeutige Zuordnung, wenn als Grundlage ein einziges männliches Tier vorliegt, wie im Fall der Pterinopelma vitiosum. Daher sorgte das Genus Pterinopelma weiterhin für Kontroversen unter den Taxonomen. Diverse Arten wurden diesem Genus zugeordnet, die dann aber kurze Zeit später wieder anderen Genera zugeteilt wurden. Bertani, Nagahama & Fukushima machten es sich zur Aufgabe, die Problematik des Genus Pterinopelma systematisch zu analysieren. Dafür entwickelten sie eine Matrix, mit der sie die morphologischen Merkmale der untersuchten Tiere vergleichen konnten. Dieser Matrix liegt ein Wertungssystem morphologischer Merkmale zugrunde, wie Beispielsweise die Form der Spermathek. War die Spermathek komplett getrennt, wurde das als 0 gewertet, 1; wenn sie in einem kleinen Teilbereich fusioniert war, 2; wenn die Spermathek Grossteils fusioniert war und 3; für eine komplett fusionierte Spermathek. Diese Matrix umfasst 35 morphologische Merkmale wie Form und Masse der Bulben und Spermatheken, vorkommende Brennhartypen, Form der Brennhaare, Vorkommen coxaler Stridulationshaare und vielem mehr. Mit dieser Matrix wurden 32 verschiedene Holotypen und ihre Paratypen beschrieben und mit Hilfe phylogenetischer Programme ausgewertet. Die Analyse der gesammelten Daten ergab, dass sich das im Jahre 1901 von Pocock beschriebene Genus Pterinopelma als gültig erwies, was zusätzlich durch die Untersuchung neu gesammelter weiblicher Paratypen erhärtet werden konnte. Im Rahmen dieser Arbeit wurde zudem eine bisher unbekannte Art untersucht Pterinoplema sazimai. Die ersten Exemplare von P. sazimai wurden zwischen 1970 und 1980 vom brasilianischen Zoologen Dr. Ivan Sazimai gesammelt. Ihn zu ehren, wurde die bisher unbestimmte Art, nach ihm benannt. Die Fundorte – der Nationalpark Chapada Diamantina und der Nationalpark Serra do Cipó – befinden in Gebieten, welche 'campo rupestre' – 'das steinige Land' genannt werden. Charakteristisch für diese Regionen ist ihre hohe Lage von 900m ü. M. Hier trifft der atlantische Regenwald mit der Bergsavanne zusammen und bildet ein einzigartiges Ökosysteme. Ein grosser Teil der dort heimischen Tiere und Pflanzen sind endemisch und kommen somit nirgends sonst auf der Welt vor. Das Klima ist tropisch. In den Wintermonaten Juni/Juli betragen die Durchschnittstemperaturen 18-20°C mit einer relativen Luftfeuchtigkeit von ca. 70%. In den Nächten kann es in diesen höheren Lagen doch empfindlich kalt werden und Nachtabsenkungen bis auf 4°C sind keine Seltenheit. In den Sommermonaten Dezember/ Januar steigt die Temperatur auf 35°C und die relative Luftfeuchtigkeit auf 90% an. Bevorzugt werden felsige Gelände, wo P. sazimai versteckt unter Steinen lebt. Der weibliche Holotyp wurde allerdings entdeckt, als sie gegen 16 Uhr einen Wanderweg überquerte. Bei der Haltung im Terrarium sollte darauf geachtet werden, dass genügend grabfähiger Bodengrund zur Verfügung gestellt wird. Das Substrat sollte konstant leicht feucht gehalten werden. Da P. sazimai im natürlichen Habitat vorwiegend unter Steinen lebt, sollten Korkstücke oder Steine, die als Unterschlupf dienen, auf keinen Fall fehlen. Diese werden gerne angenommen. P. sazimai weist eine braune Grundfärbung der Exocuticula auf, wobei der Carapax, die Beine und Chelizeren dicht mit kurzen, dunkelblau schimmernden Borsten bedeckt sind. Das Opisthosoma ist reichlich mit längeren roten Haaren sowie mit Brennhaaren der Typen I und III bedeckt. Die Nymphen weisen zuerst eine unscheinbare Braunfärbung auf. Ab einer Körperlänge von 2cm beginnen sie ihre schöne Adultfärbung auszubilden. Die Verpaarung von Pterinopelma sazimai verläuft in der Regel reibungslos. Nach dem Akt werden die Männchen allerdings relativ häufig gefressen. Das Weibchen baut kurze Zeit nach der Verpaarung einen relativ grossen Kokon, welchen sie mit sich herumträgt. In einem Kokon können je nach Alter des Muttertieres 600 bis über 1000 Nymphen enthalten sein. Daher ist es zu empfehlen, denn Kokon vor dem eigentlichen Schlupf dem Muttertier zu entwenden, um ein langwieriges Raussammeln der Jungtiere zu vermeiden. Beim Schlupf sind die Nymphen eher klein, vergleichbar mit Brachypelma spp. oder Lasiodora spp.. Die Wachstumsgeschwindigkeit kann als mittelmässig bezeichnet werden. Aufgrund der Entwicklung der bisher aufgezogenen Jungtiere, wird das Erreichen des Adultstadiums auf etwa drei bis vier Jahre geschätzt.