Umgang mit invasiven Pflanzenarten

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Regierungspräsidium Gießen
Umgang mit invasiven Pflanzenarten
Riesen-Bärenklau / Herkulesstaude
Heracleum mantegazzianum Sommier & Levier
Der Riesenbärenklau wurde als Zierpflanze und Bienenweide aus dem Kaukasus
eingeführt. Die Pflanze verwildert leicht und breitet sich dann effizient an eher feuchten und nährstoffreichen Standorten aus. Eine große Gefahr besteht für die menschliche Gesundheit: die Berührung der Pflanze unter Sonneneinstrahlung kann zu Blasen und starken verbrennungsähnlichen Verletzungen führen.
Merkmale
Große, bis 3,5 m hohe Staude mit kräftigen, oft
rot gesprenkelten, hohlen Stängeln, am Grund
bis 10 cm dick. Blätter unterseits kurz behaart
und sehr groß – die unteren Blätter mit Stiel bis
zu 3 m lang. Dolden bis zu 50 cm Durchmesser,
50 - 150 strahlig, Blüten weiß oder gelbgrün.
Früchte 10 - 14 mm lang und 6 - 8 mm breit, mit
borstig behaarten Randrippen. Blütezeit JuniAugust.
Verwechslungsmöglichkeiten
Im ausgewachsenen Zustand wird die Art wegen ihrer Größe kaum mit anderen Arten verwechselt. Die grundständigen Blätter des kleineren Gewöhnlichen Wiesen-Bärenklaus (H.
sphondylium) sind einfach gefiedert mit tief geFoto: S. Rometsch
lappten, zum Teil gestielten Abschnitten. Bei der
Brustwurz (Angelica sylvestris) sind die Blätter
2-3 fach fiederteilig, die Teilblätter sind gezähnt und zum Teil gestielt. Ähnlich auch
einige Laserkrautarten (Laserpitium ssp.), deren Teilblätter grob gezähnt sind.
Standort und Verbreitung
Anders als im Kaukasus ist der Riesenbärenklau bei uns nicht auf höhere Lagen begrenzt. Man findet ihn vom Tiefland bis in die Bergstufe an Waldrändern, in Wiesen,
im Uferbereich von Gewässern, an Wegrändern und auf Ödland. Die Pflanze ist heute in Europa weit verbreitet: von Zentral-Russland bis zu den Britischen Inseln, von
Norwegen bis Ungarn, von Gebirgstälern bis zur Küste. Vor allem auf den Britischen
Inseln und in Osteuropa gehört er zu den gefährlichen Arten, die sich mit bedrohlicher Geschwindigkeit verbreiten.
Gefahren
Der Saft des Riesen-Bärenklaus enthält phototoxische Stoffe, sog. Furancumarine.
Eine Berührung der Pflanze bei gleichzeitiger oder nachfolgender direkter Sonneneinstrahlung kann zu unangenehmen Hautentzündungen führen. Diese können eine
so starke Blasenbildung nach sich ziehen, dass Narben zurückbleiben können. Je
nach Verbrennungsgrad und weiteren Nebenwirkungen (Fieber, Schweißausbrüche,
Kreislaufstörungen) ist eine ärztliche Behandlung angeraten!
Natur
Die Staude bildet schnell dichte Bestände und beschattet mit ihren riesigen Blättern
den Unterwuchs, so dass die einheimische Vegetation durch Lichtmangel verdrängt
wird. Die bis zu 60 cm lange Pfahlwurzel ermöglicht der Pflanze ein schnelles
Wachstum und eine fast beliebig große Regeneration. An Böschungen von Gewässern ist mit erhöhter Erosionsgefahr zu rechnen, da die dicken Wurzelstöcke des
Riesen-Bärenklaus keine uferfestigende Wirkung haben.
Eine große Gefahr ist die effiziente Ausbreitung: eine einzelne Pflanze bildet mehrere
10.000 Samen, die im Boden nach den neuesten Erkenntnissen etwa 3 Jahre keimfähig bleiben. Die Ausbreitung erfolgt durch Wind (meist nur ca. 10 m, kann aber
auch bis zu 100 m betragen), Gewässer (Samen sind im Wasser bis zu drei Tage
lang keimfähig) und Tiere (Samen werden über Tierborsten und –felle verbreitet).
Vorbeugung und Bekämpfung
Eine weitere Ausbreitung sollte verhindert werden. Besonders wichtig ist die Bekämpfung in der Nähe von Kinderspielplätzen! Ist die Entfernung einer Pflanze nicht
möglich, so sollten zumindest die Blütenstände vor der Fruchtbildung (ca. Ende Juni)
entfernt werden. Da sogenannte Notblüten gebildet werden können, sind Nachkontrollen nötig! Abgetrennte Blütenstände nicht auf dem Boden liegen lassen, da die
Samen nachreifen können. Eine Kompostierung des Pflanzenmaterials im eigenen
Garten ist möglich, solange sich keine Samenstände gebildet haben. Keine Entsorgung in der freien Natur!
Wichtig: Berührungen mit dem Riesenbärenklau sind wegen der großen Verletzungsgefahr in jedem Fall zu vermeiden! Bekämpfungsmaßnahmen daher immer nur mit Schutzkleidung (Handschuhe, langärmelige Kleider, Schutzbrille)
und möglichst nicht bei Sonneneinstrahlung vornehmen!
Mechanische Bekämpfung: Oberirdische Pflanzenteile
ca. 15 cm über dem Boden abschneiden und anschließend
den Wurzelstock 15 – 20 cm unter der Bodenoberfläche mit
einem Spaten durchtrennen (nur mit Schutzkleidung!).
Achtung: Nur bei einem Schnitt in mehr als 15 cm Tiefe
unterhalb der Bodenoberfläche kommt es zum Absterben
der Pflanze! Durch ein immens großes Regenerationspotential würde es ansonsten zu einem erneuten Austreiben kommen!
Zeichnung: Peter Leth, Danemark
Entnommen aus dem Praxisleitfaden
Riesenbärenklau; www.giant-alien.dk
Mit freundlicher Unterstützung der Schweizerischen Kommission für die Erhaltung
von Wildpflanzen SKEW, die zum Teil Text- und Bildmaterial zur Verfügung
gestellt haben. Die Literaturquellen können bei Frau Neumann erfragt werden.
Regierungspräsidium Gießen, Dez. 53.2, Georg-Friedrich-Händel-Str. 3,
35578 Wetzlar, Frau Neumann, Tel.: 0641 303-5552
Stand: Mai 2014
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