Technische Universität Braunschweig Seminar für Philosophie Seminar: Ewiger Friede oder Kampf der Kulturen? Dozent: Boris Girnat Referentin: Eva Trauzettel 23.06.2005 Der Islamische Kulturkreis Geschichte des Islams Entstehung: - im alter von 40 hatte Mohammed Visionen, die ihm Gott eingab und die er in Form von Suren niederschrieb, daraus entstand später der Koran - 622 zieht Mohammed mit seinen Gefolgsleuten von Mekka nach Medina: der Anfang der islamischen Zeitrechnung - es war zum Bruch zwischen seiner neuen Religion und den Koreischiten gekommen, nachdem Mohammeds Anhänger angefangen hatten die alten Götter zu bekämpfen - Mohammed stellte sich unter von zwei Stämmen aus Medina und schloss ein Bündnis mit ihnen - Daraufhin begann dort auch dann seine politische Karriere: er wurde zum Schlichter und Oberhaupt der islamischen Gemeinde, der Koran wurde um Anweisungen zur Lebensführung erweitert - er führte einige Feldzüge gegen Mekka bis es 628 zum endgültigen Waffenstillstand kommt, nachdem zugesichert wurde, dass Mekka weiterhin den Charakter einer Wallfahrtsstätte behalten soll - nach Mohammeds Tod wurden Verträge mit anderen Stämmen geschlossen, die eine Gesellschaftsordnung vorsah, dass sich Moslems nur noch NichtMoslems angreifen dürfen, sowie eine Beistandspflicht untereinander fest somit weitete sich der Islam auf der gesamten arabischen Halbinsel aus, der Islam galt als „Haus des Friedens“ Religion: - monotheistische Religion, die sich auf den Koran und auf den Propheten Mohammed gründet, mit 1,2 Milliarden Menschen ist sie die zweitgrößte Religion - der Koran stellt das unverfälschte Wort Gottes dar, der Islam bedeutet für seine Anhänger eine Hingabe an Gott - nach Ansicht der Muslime sandte Allah die Worte des Korans durch den Erzengel Gabriel an Mohammed - Mohammed ist ein ganz normaler Mensch, der von Gott als Prophet ausgewählt wurde - viele vor ihm waren auch schon als Propheten gesandt worden, sie werden auch in der Bibel erwähnt, aber für die Moslems ist Mohammed der einzige, der die Botschaft Gottes unverfälscht übermittelt - fünf Säulen bilden die Grundlage des Islams, die jeder Gläubige verpflichtet ist zu erfüllen, sie bestimmen das religiöse Leben und Handeln 1. Das Glaubensbekenntnis (Schahada): „Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Gott und Mohammed ist sein Gesandter.“ - - - 2. Das Gebet (Salat): Zu bestimmten Zeiten des Tages werden Gebete verrichtet zu denen der Muezzin aufruft 3. Mildtätigkeit (Almosensteuer: Zakat): Erträge richten sich nach der Einkunftsart und Besteuerungsgrundlage 4. Fasten (Saum) im Monat Ramadan(9.): gefastet wird von Beginn der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang 5. Die Pilgerfahrt (Haddsch) soll jeder Muslime einmal im Leben nach Mekka unternehmen es gibt sechs Glaubensgrundsätze an Gott, seine Engel, die Propheten, an den Tag des jüngsten Gerichts, ein Leben nach dem Tod und an die göttliche Vorsehung jedes Individuum kann sich selbst durch das richtige Handel einen Platz im Himmel sichern, dazu sind keine kirchlichen Institutionen notwendig (Selbstverantwortung) jeder Muslime ist auch für die anderen verantwortlich, indem er gebietet, was recht und verbietet, was unrecht ist bei sündhaftem Verhalten ist Reue möglich, die die Rückkehr zu Gott ermöglicht der Islam strebt auch auf der Erde den Idealzustand an Ausbreitung: - der Islam hat sich in verschiedene Richtungen aufgespaltet: 1. Sunniten: Sie bilden den größten Teil (90%) 2. Schiiten: die zweitgrößte Richtung, wird noch mal unterteilt in Imailiten (Iran, Irak, Bahrein, Libanon), Ismailiten (indischer Subkontinent: Mumbai, Karatsch, Nordpakistan, Afghanistan, Tadtischikistan), Zaiditen (Jemen) 3. Charidschiten: kleinste Gruppe, ist auch unter dem Namen Ibaditen bekannt (Südalgerien, tunesische Insel Djerba, Oman) 4. Wahabiten: Staatsreligion in Saudi-Arabien, die die Verbreitung ihres Glaubens finanziell fördern 5. Sufismus: stellt die mystische innere Dimension des Islams dar, stößt auf Ablehnung bei den Wahabiten Strukturen von orientalischen islamischen Gesellschaften Regierungsformen: - die meisten muslimischen Länder haben überwiegend nicht demokratische Regime: Monarchien, Einparteiensysteme, Militärregime, persönliche Diktaturen oder ein Mischung daraus - Stämme sind zentral für die Politik in arabischen Ländern - einige versuchten sich Legitimität durch den Islam zu verschaffen, aber sie entbehrten jeder rechtlichen Grundlage dafür, sogenannte „Bunkerregime“ handelten abgeschnitten vom Volk und verfolgten nur ihre eigenen Ziele, infolge der Modernisierung ist es wahrscheinlich, dass viele gestürzt werden - vielen liberalen Demokratien und auch islamischer Liberalismus gelang es nicht sich zu halten, im Zuge islamischer Bewegungen wurde die säkulare Opposition unterdrückt - aufgrund der Islamisierung wurden viele Regierungen islamischer in ihrem Handeln, selbst das Recht wurde islamisiert und die Scharia eingeführt - es existieren zwischenstaatliche Organisationen, die eine auf Religion basierende Mitgliedschaft aufweist - mehrere konkurrierende Machtzentren wollen die Vormachtsstellung und somit die Macht, die den Zusammenhalt des Islam fördert kein islamischer Kernstaat, dieser könnte nur durch eine einheitliche religiöse politische Gemeinschaft entstehen mögliche Kernstaaten: 1. Indonesien 2. Ägypten 3. Iran 4. Pakistan 5. Saudi-Arabien 6. Türkei Identitäts- und Loyalitätsansprüche: - Hierarchie der Loyalität: auf der einen Seite die Familie, Sippe, Stamm und auf der anderen Seite die Kultur, Religion, das Reich - Loyalität gilt dem Stamm, Sippe, erweiterter Familie aber nicht dem Staat, als größte einigende Macht tritt der Islam auf - Kleinen Gruppen und dem großen Glauben, dem Stamm und der ummah kommen die Grundlage von Bindung und Loyalität im Islam zu, nicht dem Nationalstaat - Der Staat galt als willkürliches Produkt der imperialen Herren, er spaltet mehr als das er eint, der Glauben an die Souveränität Allahs und den Primat der ummah sind größer als der Gedanke an die Souveränität des Staates, Verwerfung des Nationalstaates zugunsten der Einheit des Islam - Identifikation mit dem islamischen Kulturkreis Renaissance des Islam/ Haltung zur Modernisierung: - „Islam ist die Lösung“, er ist die Quelle von Identität, Sinn, Stabilität, Legitimität, Entwicklung, Macht und Hoffnung - Akzeptanz der Moderne, Ablehnung der westlichen Kultur, neue Anbindungen an den Islam als Richtschnur für das Leben in der modernen Welt - Modernisierung: Ja, Verwestlichung: Nein - Westliches Recht wird durch islamisches ersetzt, Gebrauch von religiöser Sprache und Symbolik - Vision von der vollkommenen Gesellschaft, Ablehnung der herrschenden Mächte und des Nationalstaates - Islam gibt den Menschen die Sicherheit im Modernisierungsprozess, die islamische Renaissance als Produkt und Bewältigung der Modernisierung - Islamisierung passierte erst auf dem kulturellen Gebiet und griff dann auf soziale und politische Sphären über Islamische Gruppen übernehmen soziale Organisationen und bieten den Menschen ein religiöses Wohlfahrtssystem an, es entsteht ein Sektor von Dienstleistungen: Netz von Schulen, Kliniken, Krankenhäusern und Einrichtungen mit Hochschulniveau wird eingerichtet Moderne, mobile junge Menschen, hervorgegangen aus dem Modernisierungsprozess, treiben die islamische Bewegung an Demographie/ Wirtschaft: die Bevölkerungsexpansion ist in islamischen Ländern größer als in anderen Ländern der Welt die muslimische Population ist eine verhältnismäßig junge Population - - die Wirtschaft arabischer Länder ist weitgehend auf Ölvorkommen ausgerichtet, z.B. Saudi-Arabien ist ein sehr reiches Land, aber sie stellen nichts selber her, sondern importieren alles aus westlichen Ländern es bestehen keine eigenständigen technologischen Entwicklungen, die Länder sind auf ihre Ölvorkommen angewiesen Entwicklung der Menschen in der arabischen Welt Darstellung der Lebensumstände der Menschen: - politische Beschränkungen halten die Entwicklung der Menschen am meisten auf -> mehr Freiheiten und Reformen werden verlangt - in vielen Ländern werden die Menschen unterdrückt: Israel besetzt das Palästinenser Gebiet: Zerstörung von Häusern führte unter anderem dazu, dass 56% unter der Armutsgrenze leben Besetzung des Iraks durch die USA führte zur Verringerung der inneren Sicherheit - Im Bereich der Bildung kam es zu Fortschritten aber es herrscht immer noch eine sehr hohe Analphabetenquote - Medienorgane sind Beschränkungen ausgesetzt - Gleichberechtigung der Frau ist gestiegen aber Diskriminierungen gibt es immer noch Menschrechte werden verletzt: - keine Meinungsfreiheit, künstlerische Freiheit, Vereinigungsfreiheit - Aberkennung der Staatsbürgerschaft ohne triftigen Grund - Minderheiten sind offener oder versteckter Verfolgung ausgeliefert - Rechte, die durch Verfassungen gewährt werden, werden durch Gesetzt wieder zurückgenommen - Die Macht der Staaten an der Spitze der exekutiven Pyramide konzentriert: - Legitimität durch Tradition oder Revolution in Verknüpfung mit Versprechen von Errungenschaften in Bereichen der Wirtschaft, Wohlstand, Frieden, Stabilität - Eliten werden durch Taktik eingeschüchtert und mit Versprechen neutralisiert